The Red Bulletin November 2014 - AT

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ÖSTERREICH

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

DAYS OF MY YOUTH Der beste Ski-Film des Jahres

i8

DER NEUE

BMW

PARTY ROBOTER

IM DTM-TEST

20 Meter hoch 50 Tonnen schwer Schießt Flammen

PERFECT GIRL Milas Augen Angelinas Lippen Kates Kur ven

ALLEIN GEGEN DIE

MAFIA

EXKLUSIV Schriftsteller Roberto Saviano über sein Leben auf der Todesliste RAUS MIT EUCH!

NOVEMBER 2014

Top-Gear für Hitze, Kälte, Nässe und Finsternis

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BMW 3er Limousine

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WENN EIN BLICK BEREITS ALLES SAGT. DIE BMW 3er LIMOUSINE MIT HEAD-UP DISPLAY.


Unsere Besten:

Frisch

im K端hlregal!

RAUCH. Schmeckt wie frisch vom Baum.


DIE WELT VON RED BULL

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„DAYS OF MY YOUTH“

Die Idee war: Freeski-Superstars. Unentdeckte Hänge. Zwei Jahre Zeit. Tut, was ihr wollt. Hier das Ergebnis.

PETER RIGAUD (COVER), BLAKE JORGENSON/RED BULL CONTENT POOL, MARIA ZIEGELBÖCK

WILLKOMMEN! „Plötzlich geht die Tür auf. Einer der Leibwächter kommt herein, Saviano wirkt irritiert, aufgeschreckt ...“ Der Münchner Red Bulletin-Autor Rüdiger Sturm bekam bei seinem Gespräch mit ­Roberto Saviano einen beklemmenden ­Eindruck davon, welches Leben der 35-jährige italienische Journalist seit acht Jahren führt. Führen muss, seit er sich die Mafia mit seinen schonungslosen Büchern zum Todfeind ­gemacht hat. Saviano sprach mit Sturm offen über sein Leben auf der Flucht, über Ängste und Selbstzweifel. Aber auch über seine ­Mission. „Ich werde weiterkämpfen.“ Begegnung mit Roberto Saviano, einem Helden unserer Zeit. Seite 30. Die Redaktion THE RED BULLETIN

„Ich werde eher wie ein Seehund klingen und nicht wie ein Delphin.“ JESSIE WARE, SEITE 60

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NOVEMBER 2014

AUF EINEN BLICK GALLERY 10 Augenblicke des Monats

BULLEVARD 18 Science: was man alles mit dem Kopf anstellen kann.

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FEATURES 30 Roberto Saviano

Der gejagte Mafia-Jäger im Interview.

38 Heinz Kinigadner

HANNES ARCH

über den Wings for Life World Run ’15.

In Spielberg will der Steirer zum Red Bull Air Race WMTitel fliegen. Ein Porträt.

40 Hannes Arch

geht über Spielberg in die Luft.

72

48 „Days of My Youth“

Die Bilder zum Freeski-Film, der das Genre neu definiert.

60 Jessie Ware

62 Kiwi Vampires

Blutige Anfänger aus Neuseeland.

64 Ultra-Triathlon

64 ULTRA-TRIATHLON

Ein Ironman-Triathlon (226 km!) pro Tag. Einen Monat lang. Der Irrsinn heißt Triple deca Ironman. Wir waren dabei.

30 ROBERTO SAVIANO

Diesen Mann fürchtet die Mafia mehr als jeden anderen. Deswegen jagt sie ihn. Der Autor im großen Interview. 6

21 Athleten, 30 Ironmans, 30 Tage.

HYBRID EXTREM

Red Bull Ring, BMW i8 und DTM-Star Martin Tomczyk: das Protokoll einer explosiven Begegnung.

96 ARCADIA

Die verrückteste Bühne der Welt sieht aus wie eine riesige Spinne. Sie wirft Flammen, schleudert Blitze und tanzt.

72 BMW i8

Wie viel DTM steckt im Hybrid?

ACTION! 84 TRAVEL  Ultraleicht in Südafrika 85 PROFI-GEAR Franck Cammas’ Garmin 86 TRAINING  Rugby-Star Manu Vatuvei 88 CITY-GUIDE  Dani Pedrosas Barcelona 90 CLUB  Half Moon, Salzburg 92 MUSIK  Erlend Øye macht auf Solo 94 GAMING  Der MOBA-Hype 96 NIGHTLIFE  für Arachnophile 102 TV-HIGHLIGHTS  Red Bulls TV-Fenster 104 SAVE THE DATE  Was so ansteht 106 OUTDOOR Equipment-Tipps 114 READ BULL von Harald Martenstein 120 IMPRESSUM 122 MAGIC MOMENT

THE RED BULLETIN

JÖRG MITTER/RED BULL CONTENT POOL, JOZEF KUBICA, JÜRGEN SKARWAN, PETER RIGAUD, ALEX DE MORA

pfeift mit den Fingern.


EINE IKONE GEWINNT AN GRÖSSE

DIE NEUE NAVITIMER 46 mm


CONTRIBUTORS MIT AN BORD IM NOVEMBER „Jost sah eine schwarze Wand auf sich zufahren. Die Wand hatte Augen und Münder.“ Harald Martenstein erzählt vom Wunder der Geburt, Seite 114.

HARALD MARTENSTEIN

RÜDIGER STURM

JÜRGEN SKARWAN

Als wir den vielfach preis­ gekrönten Autor und Kolum­ nisten um eine moderne Männergeschichte baten, dachte der nach, was den heu­ tigen Mann von seinen Vor­ gängern unterscheidet: Klar – er kümmert sich intensiver um seine Kinder. „Abenteuer liegen manchmal sogar zu Hause in ihrem Bettchen. Mit Jagen, Sex und Geldverdienen ist es nicht mehr getan.“ Auch in Martensteins Haushalt lebt ein Säugling, „der zum Glück nicht ganz so extrem ist wie die Figur in meiner Geschichte“ (ab Seite 114).

Normalerweise beschäftigt sich Rüdiger Sturm mit Film­ größen. Aber keine davon war so schwer fürs Interview zu bekommen wie Roberto Saviano. Drei Jahre lang bemühte sich Sturm um eine Gelegenheit, den von der Mafia gejagten Autor zu ­sprechen – und fand sie dann unverhofft vor seiner Haustür in München. Nachdem Sturm seine faszinierende Story (ab Seite 30) abgeschlossen hatte, kehrte er in die Film­ welt zurück. Einer seiner nächsten Interviewpartner: ausgerechnet Al Pacino.

„Ich bin von Beruf Hobby­ elektriker“, sagt der Wiener Fotograf, also war es nahe­ liegend, ihm das Shooting des Hybrid-Sportwagens BMW i8 (ab Seite 72) zu übertragen. Bis auf eine Schrecksekunde – für einige Momente stellten sich die Flügeltüren taub und der BMW schien alle Akteure aussperren zu wollen – verlief die Arbeit problemlos. „Unser Fahrer Martin Tomczyk – ein Feschak, das Auto – eine Granate, der Red Bull Ring – das beste Theater: Wenn alle Zutaten passen, kann der Koch nix mehr falsch machen.“

THE RED BULLETIN WELTWEIT

The Red Bulletin erscheint in elf Ländern. Im Bild: das US-Cover mit Bike-Ikone Roland Sands.

BAC KSTAGE

Covershoot des Monats mit Peter Rigaud Seit acht Jahren lebt unser Coverheld Roberto Saviano im Untergrund. Dem Red Bulletin gewährte der Anti-Mafia-Autor einen seiner seltenen Foto­ termine. „Ein überraschend entspanntes Shooting, trotz massiver Security-Präsenz“, erzählt Fotograf Peter Rigaud (u. a.: „The New Yorker“, „Vogue“). „Saviano ist ein echter Gentleman.“

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Fotograf Rigaud (li.) mit Autor Saviano

Für unser November-Cover fotografierte Peter Rigaud den italienischen Autor und Journalisten Roberto Saviano in München.

THE RED BULLETIN


MADE BY SWEDEN Steile Berghänge, üppige Wälder, Schnee, Sonne, Eis und Regen. Das ist die Heimat des Volvo XC60. Ein Auto wie geschaffen für die Bedingungen in Österreich. Entdecken Sie höchsteffiziente Motoren, den legendären Allradantrieb mit Instant TractionTM, die innovativsten Sicherheitssysteme und die Schönheit skandinavischen Designs. Entdecken Sie Volvo. Jetzt bei einer Probefahrt. DER VOLVO XC60 AB € 36.200,–*

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B ERLI N , D EUT S C H L AN D

DREHSTART Seine Kollegen nennen ihn „König des Headspins“, weil er sich bis zu 60 Mal im Kopfstand um die eigene Achse drehen kann. Als Tänzer der Berliner Crew ­Flying Steps begeisterte Benny Kimoto seit 2010 mehr als 200.000 Fans mit dem Klassik-meets-BreakdanceHit „Red Bull Flying Bach“. Im neuen Flying-Steps-­ Programm „Red Bull Flying Illusion“ trifft Streetdance auf Weltklasse-Illusionskunst. Und auch wenn sie aussehen wie Zauberei: Die Tanzeinlagen sind echt. Red Bull Flying Illusion: 28. und 29. 11., Olympiahalle München; Tickets: www.redbullflyingillusion.com Bild: David Robinson/Red Bull Content Pool

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WA S H O U GAL , WA S H I N GTO N , U SA

ERDARBEITER Seit 1972 kämpfen die Elite der US-Piloten und die besten ausländischen Profis um den Titel der AMA Pro Motocross ­Series. Der Rennplan 2014: zwölf Stopps quer durch die USA, von Washougal im Nordwesten (Bild) bis New Berlin im ­Bundesstaat New York. Apropos Berlin: Mit Ken Roczen (KTM) ­sicherte sich dieses Jahr erstmals ein Deutscher die Gesamtwertung in der 450-ccm-Klasse. Roczen ist zwanzig und e­ iner der Jüngsten im Feld. Dennoch ist sein größter Trumpf die Erfahrung: Seinen ersten WM-Titel gewann er 2011. www.promotocross.com Bild: Garth Milan/Red Bull Content Pool

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MAU I , HAWAI I , U SA

SEGELFLIEGER Der „Double Loop“ ist der aktuell spektakulärste Trick im Windsurf-Weltcup: ein doppelter Vorwärtssalto mit Brett und Segel, für den man eine steile Welle und ­dicke Unterarme braucht. Philip Köster war dreizehn, als er seinen ersten Double Loop im Atlantik landete (der Deutsche lebte damals bereits auf Gran Canaria und war ein kräftiger Junge). Diesen Herbst kämpft der mittlerweile Zwanzigjährige um seinen dritten WM-Titel. Sein Erfolgsrezept? „Ich schau nie auf den Punktestand, sondern geh ins Meer und gebe Gas.“ PWA World Windsurfing Tour: 28. 10. – 11. 11.; Ho‘okipa Beach Park, Maui, Hawaii; www.philipkoester.com Bild: John Carter/Red Bull Content Pool


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B I ERU Ń, P O LEN

RAUCHZEICHEN Was machen Speedway-Fahrer bei akutem Adrenalinmangel? Sie erfinden ein neues Rennformat: Red Bull Peak of Speedway – das Drift-Duell für spiralförmige Schotterpisten. Schauplatz der Weltpremiere: die ­Abraumhalden der Piast-Kohlengrube in Schlesien. Am Start: der polnische Vizeweltmeister Jarek Hampel und Landsmann Maciej Janowski, Junioren-Weltmeister 2008. Den Sieg holte sich Hampel mit einer knappen Radlänge Vorsprung. Und das Schwindelgefühl auf dem Gipfel teilten die beiden brüderlich. Das Video zum Spiral-Rennen: www.youtube.com, „Red Bull Peak of Speedway“ eingeben Bild: Lukasz Nazdraczew/Red Bull Content Pool

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BULLEVARD

NEUE IDEEN

ERFINDUNGEN

ERKENNTNISSE

NOBELP

REISE

EGAL W S A G T: WA S S T O C K H O L M IR V U N S E REER G E B E N .

Der junge Mann und das Meer B oy a n S l a t w i r d d i e We l t m e e re vo m Pl a s t i km ü l l b e f re i e n . Bei seinem GriechenlandUrlaub wollte Boyan Slat ­eigentlich nur eines – nach Herzenslust tauchen. Was ihm dabei aber auffiel: Er sah mehr Plastik im Wasser schwimmen als Fische. Frustriert fasste der Holländer den Entschluss, die Meere vom Müll zu befreien, und unterbrach dafür sogar die Schule. Jetzt, drei Jahre später, ist er 19 und großer Hoffnungsträger. Sein Konzept „The Ocean Cleanup“ überzeugt die Experten und lässt selbst Pessimisten von einer Welt träumen, in der das Meer wieder den Fischen gehört. Und den Tauchern. Solar­ deck

Sammel­ plattform

PAZIFIK OHNE ­P LASTIK

Filterinseln werden in den fünf großen Ozeanstrudeln installiert. Kraft der Strömung reinigen sich so die Meere selbst.

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Bojen 1

Partikel­ filter Verankert im Meeres­ grund

5 Batteriefach

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3

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Wind und Gezeiten treiben den Müll ohne zusätzlichen Energieaufwand zu den Filtern.

Richtung der Strömung 300 Kilometer lange Wände sammeln den Müll ein. Tiere werden nicht verletzt.

Das Plastik wird später an Land recycelt. Das bringt Geld und finanziert das Projekt.

THE RED BULLETIN


BULLEVARD Science | Future

Ist das dein Perfect Girl?

3 NOBEL­ PREISE, BITTE!

Damit sich diese ­genialen Erfindungen bald durchsetzen.

ELEKTROSTRASSEN Schienen im Asphalt versorgen Fahrzeuge mit Strom. Die erste­n Teststrecken eröffnen 2015 in Schweden. Endlich Autofahren wie auf der Carrera-Bahn!

Gar nicht so nobel D e r N o b e l p re i s i s t u n b e re c h e n b a r – n u r l o g i s c h , d a s s e s ke i n e n für Mathematik gibt. Eines ist gewiss: ohne Dyna­ mit kein Nobelpreis. Denn durch die Vermarktung ­seiner explosiven Erfindung kam der Chemiker Alfred Nobel erst an sein großes Vermögen. Ob er die gut­ dotierten Preise gestiftet hat, um sein Gewissen zu beru­ higen? So will es zumindest die Legende. Eine andere, nicht belegte Anekdote ­beantwortet die Frage, war­ um es keine Auszeichnung für Mathematik gibt: Ein Rechengenie soll Nobel die Angebetete weggeschnappt haben. Worauf der darob Gekränkte den Nobelpreis für Mathe wieder strich. NO!BEL. Vier Gründe, warum Menschen keinen Nobelpreis erhalten haben. KEIN MANN Rosalind Franklin er­ forschte die DNA. Nach ihrem Tod wurden nur ihre Kollegen belohnt.

TOC, MICHAEL O, DDP IMAGES, GETTY IMAGES(3)

SPIELERSCHWARM Bei „Brainflight“ wird jeder Computerspieler zum Hirnforscher: Du fliegst durch die kom­ plexe Welt der Nerven­ zellen. Das verrät, wie das Hirn funktioniert – jedes, nicht nur deines!

KEINE LUST Jean-Paul Sartre nahm aus Prinzip keine Ehrun­ gen an. Nicht einmal den Literatur-Nobelpreis. KEIN GRUND Zynischer Protest: 1939 nominierte ein schwedi­ scher Politiker Adolf Hit­ ler für den Friedenspreis. KEIN GLÜCK Die letzte seiner fünf Nominierungen erhielt Mahatma Gandhi kurz vor seiner Ermordung.

Was ist schon schön? In der Zeit des Barock waren Doppelkinne sexy. In der Steinzeit dicke Frauen. Dürften wir – wie der Künstler Michael O. oben – kurz mal Gott spielen, hätte die perfekte Frau wohl die Augen von Mila Kunis, die Lippen von Angelina Jolie und die Kurven von Kate Upton. – Denn was wollen Männer wirklich: eine Frau, die es nicht gibt!

THE RED BULLETIN

STROM AUS LUFT Physiker der US-Firma WiTricity haben eine Hülle entwickelt, die Smartphones kabellos mit Energie versorgt. Das sollten sie mal den Jungs mit Elektro­ asphalt verraten.

„Hätte ich 1000 Ideen und nur eine erwiese sich als gut, wäre ich zufrieden.“ Alfred Nobel (1833–1896)

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BULLEVARD Science | Roboter

Klüger als du und ich Nur ein kluger Roboter ist ein guter Roboter. Oder? Fr a g u n s i n 8 4 J a h re n! Roboter kochen Spaghetti, waschen uns die Haare und pflegen kranke Menschen. Sie steuern Autos, saugen den Teppich und löschen Brände. Oft aber ist ihre Produktion aufwendiger als das Problem, das sie lösen sollen. Daher endet ihre Evolution meist schon beim teuren Prototyp. Das heißt: Nur erschwingliche Roboter werden unseren Alltag bevölkern. Und: Sie werden erst zur effizienten Hilfsoder Rettungskraft, wenn sie lernen, autonom zu ­denken und „natürlich“ zu agieren. Aber: Wollen wir das wirklich? Und, falls nein: Wird das die smarten Roboter noch kümmern?

INTO THE WILD Googles Robo-Packesel BigDog beim Finetuning (rechts) – und sein Nachfolger AlphaDog im militärische­n Testeinsatz (u.).

MENSCH 2.0

Sie sehen besser aus als du und ich. Sie spielen auch besser Musik. Und ihr Lächeln erobert jede Frau. Ja, die Zukunft ­gehört den Robotern. Und wir wollen sein wie sie.

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THE RED BULLETIN


SCHON AUSGESTORBEN. Sonys Wuffi AIBO, geboren 1999, eingeschläfert 2006.

„HI, BIN ICH EIN MENSCH?“

GETTY IMAGES(2), SONY, LS3 ROBOT IMAGES COURTESY OF BOSTON DYNAMICS, PICTUREDESK.COM, KONRAD NORMAN, AI-LAB DER UNI ZÜRICH

Eugene Goostman ist ­dreizehn, Ukrainer und die erste Software, die Chatpartnern angeblich erfolgreich vormacht, ein Mensch zu sein. Wir sprachen selbst mit ihm.

GEKLONT Robotikpionier ­Hiroshi Ishiguro wollte es wissen: Kann er sein ­humanoides Ebenbild erschaffen? Yes, he could!

THE RED BULLETIN

HEAVY METAL Die Robo-Band Compressorhead covert Motörhead auf echten Instrumenten. Ihre Botschaft: Recycling belebt!

the red bulletin

Beim ­ uringtest, dem Elchtest T für menschliche Kommunikation, hast du von allen Bots am besten abgeschnitten. Geschummelt? eugene  Was ich kann, habe ich von euch Menschen ­gelernt. ROFL! 33 % deiner Gesprächspartner hielten dich tatsächlich für human. Was soll ich sagen?! Irren ist menschlich. Brauchen wir wirklich künstliche Intelligenz? Du meinst, wo ihr doch so lange ohne natürliche ausgekommen seid … Ganz schön frech für eine Software. Was wird erst aus dir, wenn du ­erwachsen bist? Ein Supercomputer. Wie Deep Blue. Nur möchte ich meine Zeit nicht mit digitalen Schachfiguren absitzen. Sondern? Mit menschlichen. Bis es so weit ist, musst du wohl erst einen seriösen Turingtest bestehen. Ich habe nicht geschummelt!!! Welchen Beweis wollt ihr noch?! … Woher kommen Sie? … Wober ­komet¿ … ¶¢][]] … ERROR! Eindeutig menschlicher als erwartet.

BLUE EYED SOUL Der süße Roboy lächelt, als hätte er Herz & Seele. Was ihn jedoch auszeichnet, sind Muskeln und Sehnen.

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BULLEVARD Science | Leben

Das Haus der Zukunft

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D i e s e n e u n E r f i n d u n ge n werden unser Leb en hinter v i e r Wä n d e n ve r ä n d e r n .

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4

3 6 6 7

5

9 8

1 INTELLIGENTE HÄUSER wie „LISI“ erzeugen über Solaranlagen und LuftWärme-Pumpen mehr Energie, als sie verbrauchen. 2 KLAPPBALKONE Mehr Platz, mehr

Freiheit. Die Idee stammt von holländischen Architekte­n. 3 LOGIKWUNDER „WigWag“ macht Häuser handlungs­ fähig: Wird es etwa finster, macht es das Licht an. Logisch!

4 GESTANK STIRBT Socken aus anti­ mikrobiellem Silber­ material von Heath Paine stinken nicht. Passen aber immer. 5 LICHTBLUME Chemische Sprühmittel bringen Pflan-

zen zum Leuchten. Ist total ungefährlich, meint der Erfinder Ludvig Edman. 6 SUPERDUSCHE Das Bad von Orbital Systems spart Platz und bis zu 90 Prozent Energie.

7 GENIALES WC Nach getaner Arbeit faltet IOTA sich zusammen und reinigt sich selbst. 8 MÖBEL LEBT Möbel von Ecovative sind voll lebender Organismen wie

etwa Pilzen und regenieren sich so selbst. 9 KLUGE KRÄUTER Von der NASA ab­ geschaut: Sensoren kontrollieren, ob die Kräuter im Mini­ garten von Click & Grow gut gedeihen.

Das gibt’s morgen auf dem Teller

CORBIS(5)

Wir werden besser und gesünder, vor allem aber etwas Neues essen. Delikatessen aus der Zukunft, die du bereits ausprobieren kannst.

ERBSENKEULE Beyond Meat formt aus Pflanzeneiweiß Hühner. Farbe passt.

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PIZZAPFLASTER Spart Zeit und Kauen: Nährstoffe über die Haut aufnehmen.

SCHOKONEBEL Schokolade ohne Kalorie­n? Gibt’s als Dampf zum Inhalieren.

LABORBURGER Forscher feilen noch am Geschmack. Es geht in Richtung Leder.

UNREAL CANDY Glutenfrei, koscher, fair getradet. Endlich Süßes bedenkenlos genießen.

THE RED BULLETIN


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ANDERE

HABEN DAS AUTO.

WIR DAS AUTO DES JAHRES. HABEN

QR-Code scannen, Auto des Jahres konfigurieren

PEUGEOT 308. AUTO DES JAHRES 2014. CO2-Emission: 95 –129 g / km, Gesamtverbrauch: 3,6 – 5,6 l /100 km. Symbolfoto.

DER NEUE PEUGEOT 308


BULLEVARD Science | Leben

Druck es aus! Schöpfung 3.0: Wenn du es denken kannst, kannst du es kreieren. Die neuen High-Tech-3-D-Drucker machen alles bislang Unmögliche möglich. Mein Gott, wenn das mal gutgeht!

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IDEEN ZUM LACHEN

O(H)RGANISCH. Was hätte van Gogh dringender benötigt als ein Aspirin, nachdem er sich sein Ohr abschnitt? Einen 3-D-Bioprinter, der ihm ein neues druckt. Mit einem solchen rekonstruierte die Künstlerin Diemut Strebe das Ohr des Malers anhand der Gene seines Urgroßneffen. Hört, hört!

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SCHUHE Faltbar und taschengerecht, jedoch nicht geruchsneutral.

INSTRUMENTE Sieht aus wie ein Saxo­fon. Klingt wie ein Saxofon. Musik!

SEXTOY Der Phantasie waren noch nie Grenzen gesetz­t. Das bleibt so.

AUTO Der „Urbee“ flitzt in knapp 2500 Stunden aus dem Drucker.

DICH Print yourself! Als Action­figur oder für die Hochzeitstorte.

PRINTER Ja, die Dinger können sich selbst vermehren. Mensch, gib acht!

HALT DIE KLAPPE! Der SpeechJammer bringt Menschen zum Schweigen. Ein Echo der eigenen Worte irritiert den Sprecher und blockiert jeden Redeschwall. Gibt’s auch als iPhone-App.

LEBENSRETTER BH Die Medizinerin Elena Bodnar entwarf einen Büstenhalter, der im Notfall in zwei Atemschutzmasken geteilt werden kann. Ein Grund mehr, dass Männern die Luft wegbleibt.

ACHTUNG, ES BRENNT! Der Wasabi-Feueralarm versprüht bei Brand­ gefahr die Schärfe des Meerrettichs und reißt so Schlafende aus den Träumen. Nein, das Feuer wird nicht mit Sojasoße gelöscht.

N i c h t a l l e N o b e l p re i s­ ge w i n n e r e m p f i n d e n d i e A u s ze i c h n u n g a l s E h re . Von jeher ist das Ganze so vorhersehbar wie die Flug­ richtung eines fallenden Steins: Verdienter Wissen­ schaftler XY bekommt einen Anruf aus Stockholm, ­reagiert überrascht und ­geehrt. Kein Wunder, dass die Reaktion von Yves Chauvin das Preiskomitee stutzig machte. 2005 sollte der Chemiker ausgezeichnet werden, lehnte jedoch ab. Seine Kollegen hätten einen größeren Anteil als er an den Forschungen und über­ haupt seien seine Erkennt­ nisse überholt, behauptete er. Am Ende holte Chauvin den Preis dennoch ab – das hätten sogar wir vorher­ sagen können.

DIALOG DER DOSEN Wollen wir mal was Neues probieren?

THE RED BULLETIN

DIETMAR KAINRATH

DOPPELTER BODEN Gustano Pizzi macht das Fliegen wieder ­sicher: Flugzeugentführer stolpern durch eine Falltüre in eine Kiste, die per Fallschirm direkt in die Arme der Polizei segelt. Ausgefeilt!

Nobelpreis: nein, danke!

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Der  Ig-Nobelpreis prämiert alljährlich die absurdesten Forscher und ihre Hirngespinste.


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BULLEVARD Science | Stars

Erfindungen großer Stars Diese fünf Köpfe haben die Welt nicht nur durch Filme und Musik bereicher t.

2014: So sehen die Sieger aus Um Nobelpreis-Gewinner vorherzusagen, muss man kein Genie sein. Die Wahl der Sieger hat System – wie wir entschlüsselt haben. 2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

C H E M I E |   B R I L L E N T R ÄG E R

STEVE McQUEEN Drückte in „Bullitt“ aufs Gaspedal. Aber der Sitz drückte ihn.

KRATZ-T-SHIRT Nummerierte Karos verraten dem Arzt exak­t, wo es juckt.

FAZIT: 2014 folgt 2006 – du brauchst keine Brille für den Chemie-Nobelpreis.

P H Y S I K   |   G L AT Z E N T R ÄG E R

HEDY LAMARR Die Sexbombe der 1930er Jahre bastelte für die U. S. Navy.

FERNSTEUERUNG Um mehrere Modell­ züg­e mit einem Handgriff zu steuern.

FAZIT: Wächst das Haar, wachsen die Siegeschancen in Physik auf über 70 Prozent.

W I RT S C H A F T   |   B A RT T R ÄG E R

NEIL YOUNG Hat ein „Heart of Gold“ – speziell für Modelleisenbahnen.

FUNKSIGNAL Macht Torpedos treff­ sicher und heute Wi-Fi und Handys möglich. FAZIT: Würdest du einem Banker mit langem Bart dein Geld geben? Eben.

Brille

ohne

Haare

ohne

Bart

ohne

KOMA*

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FITNESS-SCHUHE für Aquajogging. Erhöhe­n im Wasser den Trainingseffekt.

THE RED BULLETIN

DIETMAR KAINRATH

FRANCIS F. COPPOLA Werkte neben „Apocalyps­e Now“ an: Diagnose Now.

SELBSTERFINDUNG

GETTY IMAGES(5)

RENNSITZ Ein neues SchalenDesign wirkt cooler, und es zwickt nicht.

* KOMA: KAINRATH’S ŒUVRES OF MODERN ART

MARLON BRANDO Der Oscargewinner war auch ein begna­ deter Bodybuilder.


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BULLEVARD Science | History 1

Als es noch Zukunft gab H i s to r i s c h e M a g a z i n e ze i ge n: Fr ü h e r h a b e n die Menschen an die Z u k u n f t ge g l a u b t , h e u te h a b e n s i e n u r n o c h A n g s t vo r i h r. 1 MUSIKEXPRESS Dieser Zug rockt, hätte es damals Rockmusik gegeben. So aber pfi≠ die Lokomotive von „Modern Mechanix“ im Jahr 1934, die fünf RiesenRadioröhren antreiben sollten, Jazz-Töne durch zwei Saxophone – ganz umweltfreundlich ohne Dampf. Übersetzt ins Heute, hätte der Zug ein futuristisches Triebwerk, befeuert durch den Datenfluss im Internet: jedes Posting ein Kilometer.

BLOG.MODERNMECHANIX.COM, UBKA.UNI-KARLSRUHE.DE, WWW.SCIENCE-ET-VIE.COM, POPULAR MECHANICS

2 RAUMSTATION An das Fertigteilhaus zum Selberbasteln im All glaubte „hobby“ bereits 1956. Die Menschen müssten auf der Raumstation nur lerne­n, friedlich zusammenzulebe­n. Im All klappt das mittler­ weile ja schon, wie die ISS beweist, bloß auf der Erde haben wir damit Probleme. 3  ROBOTER MIT GEFÜHL Unimate, der erste Roboter der Welt, wurde 1954 patentiert und konnte wie seine Nachfahren der nächsten Jahrzehnte gerade mal ­einen Handgriff. Da träumte 1975 „Science & Vie“ schon von der vierten Generation: einem gefühlvollen Roboter, der auch Eier pecken kann. 4 RAKETEN-FLUGHAFEN Im August 1938 hatte eine Passagiermaschine erstmals erfolgreich einen Nonstop-Flug zwischen Berlin und New York absolviert – in (damals) unfassbar kurzen 24 Stunden und 56 Minuten. In der Zeit könnten Fluggäste in Transportraketen auch auf den Mond geschossen werden, erahnte „Popular Mechanics“ in ihren Bildern aus der Welt von morgen. 2

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THE RED BULLETIN


Schneeweisse

Gl端cksgef端hle!


Niemanden fürchtet die Mafia so sehr wie Roberto Saviano. Dafür zahlt der italienische Journalist einen hohen Preis. The Red Bulletin traf den realen Superhelden zum Gespräch.

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TEXT: RÜDIGER STURM BILDER: PETER RIGAUD


E

Es war an einem Freitag, dem Dreizehnten (im Oktober 2006), an dem das Leben des Roberto Saviano eine brutale Wendung nahm. Der italienische Journalist saß im Zug von Pordenone im Friaul nach Neapel, als sein Handy klingelte – die Polizei. Die Carabinieri hatten Nachrichten inhaftierter Mafiosi abgefangen: Die Camorra-Bosse verlangten Savianos Tod. Am Zielbahnhof erwartete ihn bereits ein Kommando der Sicherheitskräfte. Seither lebt der heute Fündunddreißig­ jährige mit zehn Leibwächtern, die sich bei seiner Bewachung abwechseln. Wie er mussten seine Eltern und sein Bruder ihre Wohnungen verlassen und untertauchen. Wie er leben auch sie seit acht Jahren ­unter Polizeischutz. Der Grund für all das? Saviano war der Mafia zu gefährlich geworden. 2006 hatte er den Reportage-Roman „Gomorra“ veröffentlicht, eine Studie der Praktiken der neapolitanischen Camorra – so detailliert und intensiv recherchiert wie kein Mafia-Buch je zuvor. Zunächst fühlten sich die Mafiosi ­sogar geschmeichelt, verteilten Ausgaben untereinander. Doch das änderte sich, als „Gomorra“ in Italien rasend schnell eine Auflage von 100.000 Exemplaren ­erreichte, ausländische Übersetzungen in Planung waren („Gomorrha“, die deutsche Übersetzung, erschien 2007; Anm.) – zu viel Aufsehen für die Herren der „ehrenwerten Gesellschaft“, von denen einige Bosse auch namentlich genannt waren. Inzwischen ist das Buch in 43 Ländern erschienen. Die Kinoadaption „Gomorrha“ wurde 2008 unter anderem in Cannes

und mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Nun folgt eine gleichnamige TV-Serie, die die Machtkämpfe in einem neapolitanischen Clan nachzeichnet und als „europäische Antwort auf ‚The Wire‘“ gefeiert wird. In Italien wurde sie zum Quotenhit, nun soll sie in rund fünfzig Ländern ausgestrahlt werden. In deutschsprachigen Territorien läuft sie seit 10. Oktober auf Sky Atlantic HD. Der internationale Serienstart ist der Anlass, weshalb Saviano aus dem Untergrund auftaucht und für ein Interview zur Verfügung steht. Doch erst nach ­komplizierten Vorbereitungen. Zunächst wird ein Termin in Rom diskutiert, dann will der Autor die Fragen schriftlich ­beantworten, plötzlich, aus dem Blauen heraus, eine Mail der Sky-Presseabteilung: In zwei Tagen wird er in München sein. Ob man denn Zeit habe? Selbstverständlich. Doch was ist von so einem Termin zu erwarten? Als Saviano letztes Jahr bei einem Journalismus-­ Festival in Perugia auftrat, wurde jeder Besucher nach Waffen abgetastet, der Saal auf Bomben überprüft. Persönliche Details bleiben bei Saviano-Interviews seit Jahren ausgespart: Informationen zu seiner Familie müssen diffus bleiben, an manchen Stellen heißt es, dass nur ­seine Mutter und sein Bruder mit neuer Identität umziehen mussten, anderswo ist von einer Tante die Rede, der Vater findet keine Erwähnung. Von einer Partnerin – sollte er eine haben – hört man aber nie. Der erste journalistische Reflex wäre: nachzubohren. Aber ist das sinnvoll? Würde er darauf antworten? Und falls ja – sollte ein journalistischer Text Anhaltspunkte für potentielle Killer liefern? Auch das Ambiente unseres Gesprächs hat etwas Unwirkliches an sich. Münchens Innenstadt ist halb abgesperrt – ironischerweise für einen Volkslauf. Die Gänge von Savianos Hotel, dem Bayerischen Hof, sind menschenleer. Nur auf dem Flur der für das Interview vorgesehenen Suite stehen zwei Anzugträger mit dem unverkenn­ barem Körperbau von Bodyguards. Das Zielobjekt selbst wirkt dann gar nicht wie ein Mann, dessen Leben jede Sekunde zu Ende sein könnte: fokussierter Blick, auf dem Gesicht ein Ausdruck von sanfter Entspanntheit, bedächtige ­Bewegungen, ruhige Stimme. Doch das Bild trügt. „Ich fühle mich, als wäre ich innerlich in Stücke zerschlagen worden“, sagt Saviano gleich zu Beginn unseres Gesprächs, unverändert ruhige Miene. „Ich mache zwar viel Fitness. Das hilft. Aber ich vermisse meine vertraute Umgebung, meine Büchersammlung. Ständig wache


Mit seinem ersten Buch hat er sein Leben verändert: Seit acht Jahren lebt Roberto Saviano im Untergrund. Versteckt vor Mafia-Killern.

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ich in fremden Häusern auf.“ Er erwähnt Schlafstörungen, möchte das aber am liebsten nicht gedruckt sehen. „Im letzten halben Jahr habe ich mich im Ausland aufgehalten. Die Distanz hat mir geholfen, wieder ein wenig inneren Frieden zu finden.“ Fühlt er sich als Held? „Als Kämpfer gegen das organisierte Verbrechen erfährst du nicht automatisch Solidarität. Du wirst zum Teil als Nest­ beschmutzer angesehen.“ Tatsächlich wurde Saviano für seine Arbeit öffentlich kritisiert. Unter anderem von Fabio Cannavaro. Der langjährige ­Kapitän der italienischen Fußballnationalmannschaft nölte, „Gomorrha“ würde ein falsches Bild von Neapel zeichnen. Der ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi meinte gar, Saviano mache Werbung für die Mafia und rücke Italien in ein schlechtes Licht. In seiner Heimat ist Saviano dennoch ein Volksheld, ganz abgesehen von seinen Büchern. Als der Autor im November 2010

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„ZeroZeroZero“, ­Roberto Savianos ­neues Buch (dt. 2014), beleuchtet die Hintergründe des globalen Kokain-Business.

die vierteilige Sendung „Vieni via con me“ auf Rai 3 co-moderierte, die sich hoch kritisch mit dem Zustand der Nation auseinandersetzte, schalteten durchschnittlich 9,7 Millionen Menschen zu. International ist er längst zum Kreuzfahrer gegen das organisierte Verbrechen geworden, zu einem Symbol. Er gab – ­unter Geheimhaltung – Gastvorlesungen in New York, warnte die deutschen Behörden vor der Verharmlosung der Mafia. Und er arbeitet unbeirrt weiter. In seinem aktuellen Buch „ZeroZeroZero“, 2013 ­erschienen, beschreibt er eine Welt im Würgegriff des globalen Kokainhandels. „Ich bin von der Mafia besessen“, sagt er im Halbdunkel der Suite. „Ich habe das Gefühl, unnütz zu sein, wenn ich mich nicht solchen Themen widme. Ich möchte dem Leser eine Welt zeigen, die er sich nicht vorstellen kann und die trotzdem unmittelbar in seiner Nähe existiert.“ Die Mafia war immer schon ein Teil von Savianos Leben. Er stammt aus der Kleinstadt Casal di Principe, gleich nördlich von Neapel. Sein Vater, ein Arzt, wurde zusammengeschlagen, weil er ein Mafia­ opfer versorgt hatte, da war Saviano noch ein Kind. Als er sechzehn war, ermordete die Camorra den Priester Don Giuseppe Diana (Saviano widmete ihm ein Kapitel in „Gomorrha“). Als Achtzehnjähriger jobbte er in Unternehmen, die von der Camorra gesteuert wurden, was ihm seine ersten Kontakte ins Milieu bescherte. Er wollte zur Fremdenlegion, nachdem er Ernst Jünger gelesen hatte. „Ich wollte ihm nacheifern. Zum Glück wurde ich nicht genommen. Ich war ja erst ein Milchbart.“ – Saviano lacht kurz auf, das einzige Mal während unseres Gesprächs. Nach seinem Philosophie-Studium in Neapel schrieb er zunächst für renommierte italienische Tageszeitungen, ehe er mit journalistischer Absicht ins Universum des organisierten Verbrechens eintauchte. Er sammelte Material, hing an Treff­ punkten der Mafia ab, kellnerte auf deren Hochzeiten. War er sich der Gefahr bewusst? „Heute würde ich sehr viel vorsichtiger vorgehen“, sagt er. „Wenn ich daran denke, wie öffentlich ich mein erstes Buch beworben habe. Das war sehr leichtsinnig.“ Eine kleine Pause im Gespräch. Und dann ein erstaunliches Geständnis. „Ich bereue, ‚Gomorrha‘ geschrieben zu haben. Ich habe mir damit das Leben sehr schwer gemacht. Ich muss meine Aufenthaltsorte wechseln, kann nicht in meine Heimat zurückkehren, lebe unter Bewachung. Das Gleiche gilt für meine Familie. Ihr gegenüber habe ich riesige Schuldgefühle.“


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„Ich bin von der Mafia besessen“, sagt er im Halbdunkel. „Ich habe das Gefühl, ­unnütz zu sein, wenn ich mich nicht solchen Themen widme.“ Seine Arbeit hat aber nicht nur sein äußeres Leben verändert, bekennt Saviano, immer noch mit diesem ruhigen Blick. „In ‚ZeroZeroZero‘ habe ich geschrie­ ben: ‚Wenn man in den Abgrund blickt, wird man früher oder später zu einem Ungeheuer.‘ Ich selbst bin zu einem ­Ungeheuer geworden, indem ich die Welt der organisierten Kriminalität in all ihren Aspekten analysiert und studiert habe. Schließlich lernt man sogar wie sie zu denken.“ Und wie denkt ein Mafioso? „Ein Mitglied des organisierten Ver­ brechens teilt die Menschen in zwei ­Sorten ein: in solche, die sich nach den Gesetzen richten, und diejenigen, die die Regeln befolgen. Wer die Gesetze einhält, besitzt keine Macht. Wer aber die Regeln befolgt, hat sich für die wahre Macht ent­ schieden. Diese Regeln sind vor ewigen Zeiten entwickelt worden. Sie orientieren sich an den realen Verhältnissen, sind pragmatisch, während die Gesetze nur Konstrukte sind, die von einer Gruppe von Leuten erdacht wurden, um über die Allgemeinheit zu herrschen.“ Inwiefern sind Sie zum Monster ­geworden, Herr Saviano? „Weil ich wie ein Mafia-Mitglied Schwierigkeiten habe, echte menschliche Beziehungen aufzubauen. Ich habe große Schwierigkeiten damit, Leuten voll und ganz zu vertrauen. Ich habe mir ange­ wöhnt, immer nur die dunklen Seiten zu sehen. Jeder hat eine helle Seite, aber ich beschäftige mich vor allem damit, in den Schatten zu blicken.“ Plötzlich geht die Tür auf. Einer der Leibwächter kommt herein, will etwas mit Saviano klären. Der Autor wirkt einen Moment irritiert, aufgeschreckt. Dabei ist der Grund der Störung völlig banal: Der Bodyguard soll Savianos Handy aufladen und hat dazu eine Frage. 36

2006 erschienen (deutsch 2007), 2008 verfilmt und nun auch in einer TV-Serie aufbereitet: Savianos Erstling „Gomorrha“.

Saviano fasst sich schnell wieder. „­ Insgesamt hat mein Buch die allgemeine Sicht auf die Mafia stark verändert. Es hat gezeigt, dass die Camorra kein Vorstadt­ problem ist, sondern mitten in der Gesell­ schaft verankert ist und Unmengen von Geld in legale Kanäle umleitet. Und bei allem Schatten zeigt sich auch ein kleines Licht am Ende des Tunnels. In meinem Heimatort Casal di Principe zum Beispiel wurde dieses Jahr mit Renato Natale ein Bürgermeister gewählt, der den Clans völlig ­unnachgiebig gegenübersteht.“ Auch für ihn persönlich gibt es Zeichen der Hoffnung. 2008 ließen die beiden Mafia-Bosse Antonio Iovine und Francesco Bidognetti ein Dokument verlesen, in dem sie unter anderem Saviano die Schuld für ihre Verhaftung gaben – was seine Lebens­ gefahr noch erhöhte. In diesem Herbst wird das Urteil gegen die beiden erwartet. „Wenn sie wegen der gegen mich geäußer­ ten Drohungen verurteilt werden, dann könnte es besser werden. Das würde be­ deuten, dass der Staat einer Organisation, die andere Menschen bedroht, die rote Karte zeigt. Vielleicht habe ich dann mehr Freiheit – vielleicht kann ich sogar dauer­ haft nach Italien zurückkehren … voraus­ gesetzt, die Polizei gestattet es. Letztlich ist sie es, die entscheidet, was mit mir passiert.“ Wie kann die Mafia insgesamt besiegt werden, Herr Saviano? „Ein elementarer Schritt wäre die ­Legalisierung von Drogen – zuerst der weichen, dann aller, auch der harten. ­Damit würde die Mafia eine ihrer wichtigs­ ten Einnahmequellen verlieren. Extrem wichtig wäre auch die Verschärfung der Geldwäschegesetze. Außerdem müssten öffentliche Aufträge nach anderen Para­ metern vergeben werden. Derzeit erhalten üblicherweise die Firmen den Zuschlag, die zum günstigsten Preis anbieten. Ein weiterer Punkt wäre die Kontrolle der ­Finanzströme, denn heutzutage kann jede Organisation mit einem Mausklick Millionenbeträge bewegen.“ Wenn Saviano über Lösungsmöglich­ keiten spricht, macht ihn das optimistisch. Er zitiert den Richter Giovanni Falcone, der 1992 von der sizilianischen Mafia ­ermordet wurde: „Das organisierte Ver­ brechen ist ein menschliches Phänomen, und wie jedes menschliche Phänomen hat es einen Anfang und wird es ­eines Tages ein Ende haben.“ Unser Gespräch ist zu Ende. Saviano steht auf, verabschiedet sich. Klein wirkt er, fast zerbrechlich. So jemand will es mit den Verbrechersyndikaten der Welt aufnehmen? „Ich werde weiterkämpfen“, meint er, sanft und ruhig, aber bestimmt.


Wir unterst端tzen Wings for Life

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HEINZ KINIGADNER

Die ganze Welt

Der zweifache Motocross-Weltmeister und Mitbegründer der Stiftung Wings for Life über seine Vergangenheit als Läufer, die Wichtigkeit des morgend­ lichen Auslaufs und seine Ziele für den Wings for Life World Run 2015. Interview: Werner Jessner, Bild: Marco Rossi

the red bulletin: In deiner aktiven Zeit warst du nicht als Läufer berühmt … heinz kinigadner: Moment! Es stimmt, dass ich nicht der klassische Läufertyp bin, aber ich bin jeden Tag gelaufen. Echt jetzt? Ja, weil Laufen schon große Vorteile hat. Du kannst es überall machen und brauchst, im Gegensatz zu anderen Ausdauersportarten, minimales Equipment dafür. Wie viel bist du gelaufen? So viel wie nötig. Im Trainingsplan standen meist 45 Minuten. Nach 50 Minuten war ich wieder daheim. Heutige Spitzensportler – auch im Motorsport – würden über meine Vorbereitung von damals ­lachen, aber zu meiner aktiven Zeit, ­Anfang, Mitte der 1980er Jahre, hat professionelles Ausdauertraining noch in den Kinderschuhen gesteckt. Wer war dein Trainer? Ich hatte, zumindest bis zu meinem ersten WM-Titel, keinen. Ich habe mir von unterschiedlichen Leuten das rausgepickt, was ich für sinnvoll gehalten habe. Die Himmelsstiege in Feldkirch … Unvergessen! Toni Mathis, ein wahrer ­Fitness-Kapazunder, hat jeden dort raufgejagt. Der Name der Stiege kommt wahrscheinlich daher, dass du glaubst, im Himmel zu sein, wenn du endlich oben angekommen bist und die Schmerzen ­allmählich nachlassen. Du konntest so langsam laufen, wie du wolltest. Einzige Bedingung: nicht stehen bleiben. Und? Natürlich ist keiner stehen geblieben. Das Eishockey-Nationalteam nicht, die Schweizer Abfahrerinnen nicht, keiner. Ich auch nicht. Ich halte das bis heute so: Wenn ich laufe, bleibe ich nie stehen. Unter keinen Umständen. 38

Wie oft läufst du heute? Der Wings for Life World Run hat mich dazu motiviert, wieder mehr laufen zu ­gehen, im Schnitt zweimal pro Woche. Wie motivierst du dich? Für einen gesunden Menschen kann es doch keine Überwindung sein, sich zu ­bewegen, egal wie schnell oder wie weit. Bist du ein Morgen- oder Abendläufer? Ausschließlich am Morgen. Ohne Frühstück, ohne Kaffee, einfach vor die Tür und los. Lauftage sind gute Tage, die ­beginnen schon mit dem guten Gefühl, etwas geschafft zu haben.

„Durch den Wings for Life World Run habe ich wieder mit dem Laufen begonnen.“ Deine Lieblingsstrecken? Sehr gern laufe ich auf Ibiza. Schönes Wetter, feine Gegend, perfekt. Beim Wings for Life World Run 2014 war dein Stil gut zu beobachten … Danke, sehr freundlich! Da war diese Harley mit dem Kameramann direkt vor mir. Das war auch der Grund, warum ich mein angestrebtes Ziel, nämlich zwölf Kilometer, verpasst habe. Der einzige! Mit einer KTM als Zugpferd hätte ich mein Ziel sicher ­erreicht. An meiner lückenhaften Vor­ bereitung kann es keinesfalls gelegen sein. 2015 wird es wieder einen World Run geben. Deine Ziele? Mit zwölf Kilometern gebe ich mich nicht mehr zufrieden. Heuer sollen es mindestens fünfzehn werden. Und es wird auch

nicht mehr passieren, dass mich Mädels der Altersgruppe 50 plus und Kinder­ wagen schiebende Männer überholen. Wo wirst du an den Start gehen? Weil ich am Morgen darauf nach Griechenland zur Hellas Rallye (Amateurrallye für Motorräder, Quads, Autos und Buggys; Anm.) fliege, vermutlich in Deutschland. St. Pölten hat mir sehr gut gefallen. Da müssen sich die Deutschen anstrengen. Wie fandest du die Stimmung im Feld? Umso entspannter, je mehr du überholt wirst. Du merkst, dass die Leute nicht der Rekorde wegen laufen, sondern wegen der Sache und des guten Gefühls, gemeinsam etwas zu bewegen. Und jeder hat eine ­Geschichte zu erzählen! Ich war leider ein bissl knapp bei Sauerstoff, darum habe ich mich mehr aufs Zuhören verlegt. Peter Wirnsberger, der ehemalige WeltklasseAbfahrer (Olympiasilber 1980; Anm.), war die meiste Zeit neben mir und hat locker geplaudert. Der ist echt noch gut beinand. Der World Run ist ja auch eine gute ­Gelegenheit, um prominente Sportler zu treffen und mit ihnen zu laufen. Das Tolle ist: Die machen das alle frei­ willig! Von manchen habe ich erst im Nach­hinein erfahren, dass sie auch mit dabei waren. Einige hatte ich dreißig Jahre lang nicht gesehen, ehemalige Motorradkollegen von mir zum Beispiel. Es stimmt wirklich: Beim Wings for Life World Run läuft die ganze Welt. www.kini.at

Am 3. Mai 2015 erfolgt in über 30 Ländern auf der ganzen Welt zeitgleich der Startschuss zum Wings for Life World Run 2015. Wer schafft es, dem Catcher Car am längsten zu entkommen? Die Anmeldung öffnet am 1. Oktober 2014 auf: www.wingsforlifeworldrun.com THE RED BULLETIN


Heinz Kinigadner geboren am 28. Jänner 1960 in Uderns, Tirol. MotocrossWeltmeister der Jahre 1984 und ’85 in der Viertelliter­ klasse (auf KTM). Karriere-Ende Nach dem Unfall seines Sohnes Hannes im Jahr 2003, der seitdem im Rollstuhl sitzt, beendet Heinz seine aktive Laufbahn und gründet gemeinsam mit Dietrich Mateschitz die Stiftung … … Wings for Life Diese gemeinnützige ­Stiftung finanziert weltweit Forschungsprojekte, um Querschnittslähmung heilbar zu machen. Auch sämtliche Startgelder des World Run werden zur Gänze dafür ­eingesetzt.


MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL

Hannes Arch ist der Star der Red Bull Air Race Weltmeisterschaft. „Aber Berühmtheit ist wie eine Feelgood-Tablette“, sagt er, „aufputschend, aber nicht echt.“

DAS

HANNES-

VOM BERGSTEIGENDEN BUMMELSTUDENTEN ZUM SCHNELLSTEN PILOTEN DER WELT: EIN PORTRÄT ZUM 40


ARCH-SEIN

KAMPF UM DEN ZWEITEN RED BULL AIR RACE-WELTMEISTERTITEL.

TEXT: ALEXANDER LISETZ


J

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„Das Schöne am Sport“, sagt Arch, „ist seine Einfachheit. Du strengst dich an und wirst belohnt. Du ­gewinnst, wenn du der Schnellste bist.“ Wie zum Beispiel im polnischen Gdynia (re.), wo er vor 130.000 Zuschauern triumphierte.

HOCH HINAUS Hannes Arch, 47, lebt ziemlich genau das Leben, von dem der durchschnittliche Bürokaufmann träumt. Er ist der schnellste Pilot der Red Bull Air Race Weltmeisterschaft, seine Freundin ist Model, er ist Unternehmer, hat eine Winterbleibe in ­Hawaii und fliegt nachts, kann er mal nicht schlafen, mit dem Gleitschirm vom Untersberg an der Grenze Salzburg-Bayern. „Ich such Erfüllung in meinem Leben“, sagt er, „und die finde ich nicht, wenn ich mit zehntausend Leuten über den Zebrastreifen geh.“ Der gebürtige Trofaiacher ist in den Bergen der Steiermark aufgewachsen, ­seine Studienzeit verbrachte er lieber in der Wand als im Hörsaal. Bei den Erst­ besteigungen unerschlossener Alpenwände und entlegener Alaska-Gipfel lernte er die Grammatik, nach der er seither sein Leben dekliniert: das Immer-höher-Hinauswollen, das freundschaftliche Zweckbündnis mit Wind, Wetter und Naturgewalt, das prag-

SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL, MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL

aulend schraubt sich die Edge von Hannes Arch senkrecht in den Himmel, hundert Meter, hundertfünfzig, zweihundert, da würgt auf einmal der Motor ab. Fünftausend Zuschauer halten die Luft an. Dann ist es totenstill. Archs Kunstflugzeug kippt nach vorn, trudelt kopfüber zu Boden. Seine Flügel paddeln hilfesuchend in der Luft. Er muss jetzt den näherschießenden Asphalt des Flugfelds vor sich sehen, die Bodenmarkierungen mit den Gummispuren, die jede Zehntelsekunde größer werden, den Tower, der im Seitenfenster auftaucht. Ein paar Meter über dem Boden springt der Motor spotzend an. Arch reißt die Edge in die Waagrechte und zieht noch eine Schleife über das Flugfeld. Fünftausend beginnen wieder zu atmen. Arch hat das spektakuläre Highlight seines Programms gezeigt, jetzt kann er unter dem Jubel des Publikums landen. Auf seiner Pulsuhr ist Archs Maximalpuls während des Flugs gespeichert: 120 Schläge. „Den Motor“, sagt er, „stell ich in Wirklichkeit gar nicht ab. Er ist im Leerlauf so still, dass man ihn am Boden nicht mehr hört.“ Und überhaupt sei an dem Trick genau nichts gefährlich, weil nämlich „die Edge das gutmütigste Fluggerät ist, das je gebaut worden ist“. Die Einschränkung, die Hannes Arch dabei zu erwähnen vergisst, ist: Hannes Arch ist auch einer der geschicktesten ­Piloten, die je eine Zivko Edge 540 gesteuert haben. Er besitzt zwei: Mit der ­einen, der solide gebauten, „meinem Traktor“, fliegt er seine Flugshows. Mit der anderen – filigran und aerodynamisch optimiert – will er dieses Jahr seinen zweiten Red Bull Air Race-Weltmeister­ titel holen.


„ERFÜLLUNG FIND ICH NICHT, WENN ICH MIT ZEHNTAUSEND LEUTEN ÜBERN ZEBRASTREIFEN GEH.“


FORMEL 1 IM ZWEITEN STOCK

Das Finale der Red Bull Air Race WM findet am 25. und 26. Oktober über dem Red Bull Ring in Spielberg statt. Zum Rennen werden 35.000 Zuschauer erwartet. Anders als auf den ande­ ren Kursen der WM ist das Kursgelände hügelig – eine zusätzliche Her­

ausforderung für die Piloten. Emotional ist für Arch nicht nur die Tat­ sache, endlich wieder vor heimischem Publi­ kum zu starten. Im nahen Zeltweg fand vor elf ­Jahren das allererste Red Bull Air Race statt. Tickets gibt’s unter: www.redbullairrace.com

einen Werbespot aus, in dem er als fliegender Pannenhelfer Skisprung-Legende Andi Goldberger von der Präbichl-Brücke (bei Eisenerz in der Steiermark) abholt. Das Drumherum organisierte er selbst. „Ich will, dass was weitergeht. Ich hab keine Geduld für Wichtigtuer.“

Archs Edge ist ein Kunstflug­ klassiker: gutmütig, wendig, bis zu 420 km/h schnell. Das Modell, das er im Rennen verwendet, optimiert er gemeinsam mit seinem ­Mechaniker Nigel Dickinson.

matische Lösen auftauchender Probleme. „Wenn du in der Wand hängst und ein Wetter aufzieht, brauchst du nicht jammern oder diskutieren. Du suchst den nächsten Griff und dann den übernächsten, und auf einmal hast du das Problem gelöst“, sagt Arch. Das Prinzip, so hat er herausgefunden, funktioniert auch in der Ebene.

RAUS AUS DER KOMFORTZONE

„ICH WILL, DASS WAS WEITERGEHT. ICH HAB KEINE GEDULD FÜR WICHTIGTUER.“ 44

Arch hätte erfolgreicher Alpinist werden können, damals in den 1980er Jahren, als der Klettersport boomte. Stattdessen hantelte er sich vom Klettern zum Gleitschirmfliegen zum BASE-Jumpen, machte den Pilotenschein. „Du darfst nicht in deiner Komfortzone bleiben“, sagt er, „sonst bleibst du geistig stehen.“ Mit dem Stehenbleiben hat es Arch ­generell nicht so. Gemeinsam mit einem Sponsor erfand er eine neue Helm-Funkanlage. Für einen anderen dachte er sich

Arch ist ungern fremdbestimmt. Man wird so, wenn sein Leben von einem richtig ­gesetzten Bohrhaken abhängt, einem ­korrekt gefalteten Gleitschirm. Wenn er Wörter wie „System“ oder „Herdentiere“ oder „Mitschwimmer“ verwendet, dann so, dass klar wird, dass er mit ihnen nicht in Verbindung gebracht werden möchte. „Unser Leben hat immer weniger mit dem zu tun, was wir sind. Und dagegen wehr ich mich.“ Darum kauft er keine Aktien – „Ich will nicht, dass mit meinem Geld in Afrika ein Krieg angefangen wird“ –, darum geht er im Winter nach Sonnenuntergang mit der Stirnlampe in den Wald, „da schrumpft das Leben auf seine Grundbestandteile, das Atmen, das Gehen, die Kälte.“ Arch, der Draufgänger, entpuppt sich als nachdenklicher, reflektierter Mensch, sobald du mit ihm allein bist. Das Abenteuerleben, das er lebt, ist ein Spiel, sagt er, „das ich wahnsinnig gern spiele. Aber allzu ernst nehmen darf man es nicht.“ THE RED BULLETIN

MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL

DAS ATMEN, DAS GEHEN, DIE KÄLTE


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Im Rennen muss Arch Belastungen bis zu 10 g aushalten, das Zehn­ fache seines Körper­ gewichts. Seine Stütz­ muskulatur trainiert er in der Kraftkammer, die Ausdauer am Rad und die Konzentration am Flugsimulator.

Arch sitzt am Schreibtisch mit Blick aufs Salzburger Flugfeld und beantwortet E-Mails. Von seinem Hals baumelt ein ­polierter Walfischknochen, an der Schreibtischkante lehnen zwei Rennräder. Manchmal, sagt er, träumt er von ­einem gemütlicheren Leben. Mehr Zeit für Berge, Freunde, Beziehung. Aber er tut sich schwer damit, einen Gang zurückzuschalten. Die größte Herausforderung im Leben von Hannes Arch ist, zwischendurch eine Pause vom Hannes-Arch-Sein einzulegen. Den Hauptgrund für den aktuellen Rummel in seinem Leben hat sich Arch selbst zuzuschreiben: An seinen besten Tagen fliegt er seine Edge schneller, präziser, ­aggressiver als die anderen Stars der Red Bull Air Race Weltmeisterschaft. „Im Grunde“, sagt er, „funktioniert ein Red Bull Air Race wie ein Skirennen: Beweg dich so flüssig wie möglich durch den Kurs, weil dich jedes Eck langsamer macht. Und trau dich so nahe wie möglich an die Tore ran, ohne einzufädeln.“ Schnell machen Arch zwei Körper­ regionen, sagt er. „Du musst mit dem Hintern fliegen. Nur so kannst du instinktiv auf ein Pro­ blem reagieren, noch bevor es da ist.“ Der zweitwichtigste Körperteil, gleich nach dem Hintern, ist das Hirn: „Alle sagen, ich hätte so einen aggressiven Flugstil, dabei bin ich eigentlich ein sehr vorsichtiger Mensch. Ich wäge jedes Risiko sorgfältig ab. Im Cockpit bin ich eine Maschine. ­Völlig unemotional. Pure Vernunft.“ 46

SHOWDOWN IN SPIELBERG In Spielberg, in seiner steirischen Heimat, will Arch vor 35.000 Fans seinen zweiten Red Bull Air Race-Weltmeistertitel (nach 2008) holen. „Das Rennen in Spielberg ist das anspruchsvollste der Saison“, sagt er. Denn: Anders als in Las Vegas oder Abu Dhabi wird nicht über einer ebenen Fläche geflogen, sondern in einer Hügellandschaft – der Pilot muss permanent die ­Distanz zum Boden justieren. Das Rennen am Red Bull Ring be-

„IM COCKPIT BIN ICH EINE MASCHINE. KEINE EMOTIONEN. PURE VERNUNFT.“

schließt die Comeback-Saison der Rennserie nach drei Jahren Pause. „Die Piloten werden noch stärker gefordert“, sagt Arch. „Das fliegerische Können steht noch mehr im Mittelpunkt.“ An den Restprozentpunkten tüftelt Arch gemeinsam mit seinem Techniker Nigel Dickinson im Hangar gleich gegenüber von seinem Büro. Hier ist es still, klinisch sauber und hemdsärmelig: Bohrer, Inbusschlüssel und Akku-Schraubenzieher, wie in einem Hobbykeller. „Die Rille hier“, sagt Hannes Arch und deutet auf eine Stelle auf der Unterseite des Flügels, „die könnten wir vielleicht auch noch mit Klebeband abdecken.“ ­Dickinson verklebt die Rille, Arch nickt und geht zurück in sein Büro. Ob Tixo-Tuning das Flugzeug schneller macht? Dickinson nickt. „Wenn Hannes glaubt, er wird damit schneller fliegen, wird er damit schneller fliegen.“ www.hannesarch.com; www.redbullairrace.com THE RED BULLETIN

JÖRG MITTER/RED BULL CONTENT POOL(2)

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Fluglinie ist Fluglinie. TO

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Monashee Mountains, British Columbia, Kanada. Richard ­Permin bei einem gegrabbten Backflip: „Ich liebe Jumps ­zwischen Tannen. So kannst du in der Luft deine Sprunghöhe gut schätzen.“ Für Interessierte: In diesem Fall beträgt sie rund sieben Meter.


BLAKE JORGENSON/RED BULL CONTENT POOL

DAS KIND

ZWEI JAHRE DREHARBEITEN, DIE WELTBESTEN FREESKIER, EIN GENIALES FILMKONZEPT. DER FREESKI-STREIFEN „DAYS OF MY YOUTH“ HAT DAS ZEUG ZUM KLASSIKER. TEXT: AREK PIATEK

IN MIR 49


„ERSTAUNLICH, WAS ALLES GELINGT, WENN DU NUR AUF DEIN EIGENES GEFÜHL HÖRST.“

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in untypischer Freeski-Film ist „Days of My Youth“ allemal. Zunächst wegen der ausgedehnten Produktionsdauer. „Wir nahmen uns fürs Drehen zwei Jahre Zeit – eine Ewigkeit“, sagt Filmproducer Scott Bradfield. „Der Grund: Wir gaben uns nur mit makellosen Aufnahmen zufrieden – und filmten ausschließlich bei absolut perfekten Licht- und Schneeverhältnissen. Selbst wenn wir dafür wochenlang in Berghütten ausharren mussten.“ „Wir“ – das sind einige der weltbesten Freerider wie Richard Permin, Michelle Parker oder Markus Eder auf ihrer Jagd nach perfekten Takes, Lines und Hängen, welche sich weltweit über entlegene und unberührte Gebiete wie etwa Alaskas Tordrillo Mountains oder Perus Gletscherkette Cordillera Blanca erstreckte und dabei einem unkonventionellen Filmkonzept folgte. „Wir wollten Authentizität, keine gestellten Szenen oder Interviews“, sagt der Franzose Richard Permin, „die Rider trugen immer Mikrofone bei sich. Der Zuseher hört also original mit: wie wir eine Line planen oder was wir beim Run von uns geben. Das bringt einen ­näher an den Sportler. Und an die Action.“ Entsprechend authentisch die Szenografie: Es gibt keine. „Wir befreiten uns in den Bergen von allen Zwängen und durften wieder Kinder sein. Und das Skifahren mit purer, kindlicher Leidenschaft genießen. Welcher Jump, welcher Trick, das entschieden wir ganz allein … Es war erstaunlich, zu sehen, was alles gelingt, wenn du nur auf dein eigenes Ich, dein Gefühl hörst. Und unbeschwert bist wie damals – als du noch ein kleiner Knirps auf der Piste warst.“  www.redbull.com/daysofmyyouth 50

Oben: Für spektakuläre Luftaufnahmen sorgte eine hochmoderne Cineflex-Kamera an Bord des Filmhelikopters. Unten: Markus Eder überlegt sich eine Line, kurz vor seiner Gletscherabfahrt in Alaskas Tordrillo Mountains.

Drei Stars aus der „Days of My Youth“-Besetzung (v. li.): ­Richard Permin, Cody ­Townsend und Markus Eder


ALAIN SLEIGHER/RED BULL CONTENT POOL, BLAKE JORGENSON/RED BULL CONTENT POOL(3)


BLAKE JORGENSON/RED BULL CONTENT POOL(2)

„IN MANCHEN SZENEN SOLLTE MAN EINFACH NUR DIE NATUR AUF DEN ZUSEHER WIRKEN LASSEN.“

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Tiefschneefahren in höchster Voll­ endung. US-Freeskierin Michelle ­Parker cruist im unberührten Powder der Monashee-Berge: „Hier vergisst du schnell die Kamera. So entstehen Bilder, die nicht gestellt wirken.“

Seward, Alaska. Cody Townsend auf einem noch nie zuvor befahrenen Hang: „Im Film geht es nicht immer um gute Tricks. Mitunter sollte man einfach die Natur auf den Zuschauer wirken lassen.“


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Highspeed-Freeriden auf einem Bergkamm der Tordrillo Mountains. Der Protagonist: Richard Permin. „Manchmal gibt es nur eine Linie: steil nach unten. Auf diesem superschmalen Kamm hätte jeder kleinste Schwung einen schweren Sturz ­bedeutet. Die Passage war vereist, links und rechts Felsen, und ich war mit zirka 100 km/h unterwegs … Klar war mir mulmig, doch nachher sah ich die Aufnahmen und dachte: Wahnsinn, das hat sich gelohnt.“

„AUF DIESEM SUPERSCHMALEN KAMM HÄTTE JEDES MANÖVER, JEDER SCHWUNG EINEN SCHWEREN CRASH BEDEUTET.“


Die schier zahllosen Felsvorsprünge der TordrilloBerge sind ein Paradies für alle, die ausgedehnte Airtimes schätzen. Hier in der Luft: Markus Eder.

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In den tief verschneiten Monashee Mountains ­zelebriert Michelle Parker bei Sonnenuntergang ­einen Powder-Run.

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„ES IST, ALS WÜRDEST DU AUF WOLKEN SURFEN.“

BLAKE JORGENSON/RED BULL CONTENT POOL

Michelle Parker bei einem ­extrasteilen „Treerun“, ­einer Waldabfahrt im Pulverschnee: „Es ist, als würdest du auf Wolken surfen. Doch wegen des Schnees, der bei dem Speed aufgewirbelt wird, hast du schlechte Sicht und kannst kaum atmen. ­Darum benutzten manche von uns beim Riden einen Schnorchel. Kein Scherz!“


Erhältlich im guten Fachhandel • Informationen unter www.timemode.com/Police


JESSIE WARE

Frische Ware

Ihr Soul-Pop-Debütalbum war ein Welterfolg. Nun legt Jessie Ware nach. Mit einem neuen Album und frischen Erkenntnissen: wann man besser nicht mit den Fingern pfeift und wie man wie ein Seehund klingt. Text: Ruth Morgan, Bild: Maria Ziegelböck

Wenn du mit Jessie Ware sprichst, wird das halbe Who’s Who der Showbranche er­ wähnt: Sie arbeitete mit Solange Knowles zusammen, Russell Crowe tweetete ihr ­zunächst und tauchte dann bei einem ­ihrer Gigs auf, Katy Perry outete sich als so großer Fan, dass sie Jessie in ihren Backstage-Bereich einlud. Nicht, dass sie mit all den Namen an­ gibt. Eher umgekehrt. Jessie Ware ist in ihren Erzählungen fast skurril unpräten­ tiös. „Ich hüpfe von einem Fettnäpfchen ins nächste“, sagt sie mit ihrem Akzent ­irgendwo zwischen Südlondon und Privat­ schule. „Wann immer ich einem Promi ­begegne, krieg ich Sprechdurchfall. Echt. Verliere die Kontrolle über das, was ich sage. Und was ich tue. Als ich das erste Mal Chance The Rapper traf, war ich auf einem Konzert und hatte gerade mit den Fingern im Mund gepfiffen. Chance lehnte sich zu mir rüber, stellte sich vor und wollte mir die Hand schütteln. Ich: ‚Greif diese Hand nicht an! Sie ist voll Spucke.‘ Und er nur: ‚Aha.‘ Du hättest seinen Blick sehen sollen! Hahaha!“ Jessie Ware hat immer noch damit zu tun, sich ans Berühmtsein zu gewöhnen. Man merkt das. Dabei hätte sie eigentlich genug Zeit dafür gehabt. 2012 brachte sie „Devotion“ raus, ihr erstes Soloprojekt, eine Sammlung von an­ spruchsvollem Downtempo-Soul-Pop. Ihre Stimme war Insidern da bereits bekannt, dank der im Jahr davor herausgebrachten Elektronik-Hits des Londoner Produzenten SBTRKT und des Singer/Songwriters Sampha. Das Projekt brachte Jessie Ware zahlreiche Award-Nominierungen – und eine Fangemeinde von A-Promis. Nicht schlecht für jemanden, der nie Popstar sein wollte. 60

„Ich wollte Sozialarbeiterin werden. Oder Journalistin. Oder Anwältin für Fa­ milienrecht“, sagt Jessie, während sie sich auf einem riesigen Ledersofa in den Red Bull Studios London ausstreckt, wo sie ihr erstes Album und einen großen Teil des Nachfolgers „Tough Love“ aufgenommen hat. „Ich habe es zuerst mit Journalismus probiert, dann in einer Anwaltskanzlei.“ Ihre Musikkarriere verdankt sie dem briti­ schen Sänger und Songwriter Jack Peñate. Mit ihm besuchte sie eine Londoner Kunst­ schule, zu deren Absolventen auch Jude Law und Florence Welch zählen.

„Wenn ich einem Promi begegne, krieg ich Sprechdurchfall. Echt.“ „Ich hatte nie den Mumm, als Solo­ sängerin Karriere zu machen“, sagt Ware. „Aber als Jack mich fragte, ob ich als Background-Sängerin mit ihm auf Tour gehen würde, sagte ich sofort zu. Ich hatte nie das Bedürfnis, dass sich alles nur um mich dreht. Ich mochte es einfach, auf der Bühne zu stehen und zu singen. Dann stand ich also da und sang. Und in der Folge genoss ich es schon sehr, wie das Publikum jubelte. Und begann zu über­ legen: ‚Vielleicht, wenn ich mein eigenes Lied hätte …‘“ Mit neunundzwanzig ist Jessie von ­einer Nebendarstellerin zur Hauptattrak­ tion geworden; sieht stylish aus mit ihren roten Prada-Schuhen, der schwarzen Hose und der marineblauen Oversized-Bluse.

Sie erzählt, dass sie sich bei der Arbeit an „Tough Love“ deutlich selbstbewusster fühlte als bei ihrem Erstling. Für ihr ­zweites Album bekam sie auch einiges an Unterstützung, darunter vom derzeit angesagtesten britischen Songwriter Ed Sheeran, vom japanischen ProduzentenDuo BenZel und dem angehenden R ’n’ BSuperstar Miguel. „Es hat etwas für sich, zu wissen, dass einige deiner Kollegen gut finden, was du machst“, sagt sie. „Es ist eine Bestätigung und gibt dir das Gefühl, dazuzugehören.“ Trotz der vielen Gäste auf dem neuen Album bleibt Wares unverkennbarer Sound im Vordergrund. „Tough Love“, eine wunderschöne Prince-artige BenZelProduktion, ist Titelsong und erste SingleAuskopplung. Die Nummer unterstreicht auch das neue Selbstbewusstsein von ­Jessie Ware: Sie pusht sich eine Oktave über ihre Wohlfühlzone hinaus. „Ich habe bisher noch nichts davon live performt“, sagt sie, „und bin schon ziemlich auf­ geregt, wie das sein wird … ein paar Nummern sind extrem hoch. ‚Tough Love‘ live zu singen ist ziemlich unmög­ lich. An einem guten Tag könnte ich mir vielleicht vorstellen, es unter der Dusche hinzu­bekommen.“ Aber es gibt ja für solche Fälle erprobte Lösungen. „Ich werde es live ganz un­ geniert in einer anderen Oktave singen“, sagt sie. „Es wird noch immer hoch sein, aber ich werde eher wie ein Seehund ­klingen und nicht wie ein Delphin. Und schlechtes Gewissen brauche ich des­ wegen auch keines haben: Selbst Michael Jackson hat live nicht alles in der gleichen Oktave gesungen.“ „Tough Love“ ist am 3. Oktober erschienen; redbullstudios.com/London THE RED BULLETIN


Diskografie „Tough Love“, 2014 „Devotion“, 2012 Zünftige Happen Jessie Ware ist süchtig nach dem pikanten britischen Aufstrich Marmite. „Außerhalb Großbritanniens – und Aus­traliens – versteht das niemand. Wenn ich Leuten im Ausland erkläre, ich liebe ­einen salzigen Hefe-Extrakt mit viel Vitamin B12, meinen sie, das klingt komisch. “ Künftige Sounds Ware liebt Musicals und ­würde nur zu gerne ein ­Album im Big-Band-MusicalStil machen. „Ich bezweifle nur, dass mein Manager mich das machen lassen wird, ­bevor ich vierzig bin.“


JEMAINE CLEMENT & TAIKA WAITITI

Durchgebissen

„5 Zimmer Küche Sarg“ kommt aus Neuseeland. Und könnte nirgendwo anders herkommen. Sagen die Macher der Vampir-Mockumentary, die den Hollywood-Studios die Zähne zeigt. Text: Tom Goldson, Bild: Kane Skennar

Vladislav ist 862 Jahre alt, also doch schon einigermaßen erwachsen, Viago mit seinen 379 Jahren hingegen noch ein Grünschnabel. Die beiden leben gemeinsam mit drei weiteren Männern in einem Haus in Aro Valley, einem Stadtteil von Neuseelands Hauptstadt Wellington. Petyr ist der älteste von ihnen, 8000 Jahre und doch schon ein wenig altersschwach. Die fünf finden sich zwar in der Nachbarschaft im Allgemeinen einigermaßen zurecht – schließlich leben sie schon seit einem Jahrhundert hier –, aber sie haben so ihre Probleme, mit dem Tempo des 21. Jahrhunderts Schritt zu halten. Diese Probleme zu dokumentieren, hat sich ein Filmteam vorgenommen, das sich zu diesem Zweck in der Vampir-Wohn­ gemeinschaft eingenistet hat. Das ist der Plot von „5 Zimmer Küche Sarg“ (im Original: „What We Do in the Shadows“). Die Mockumentary – GenreVokabel für eine Doku-Persiflage – kommt Ende Oktober in unsere Kinos und ist so ziemlich das Schrägste, was das zumeist blutleere Vampir-Genre seit langem hervorgebracht hat. Das gilt nicht nur für den herrlich übermütigen Film selbst. Das gilt auch für die Geschichte dahinter. Die beiden Macher des Streifens haben sich im Entertainment-Business interna­ tional bereits einen Namen gemacht – und sind in ihrer neuseeländischen Heimat absolute Helden: Jemaine Clement, 40, und Taika Waititi, 39. Clement kennt man auch bei uns als 62

Grammy-Gewinner und aus der Serie „Flight of the Conchords“, die beim US‑Sender HBO den Sendeplatz der „­Sopranos“ übernahm und auch im deutschen Fernsehen lief. Waititi, 2005 für seinen Kurzfilm „Tama Tu“ Oscar-nominiert, ist unter anderem auch der Mann hinter dem Streifen „Boy“ (2010). „5 Zimmer Küche Sarg“ wäre eigentlich ein Kandidat für ein Hollywood-Projekt

„Das Geld, das wir in den letzten Jahren angespart hatten, war das Budget für unseren Film.“ gewesen, für eine sorgenfreie Produktion auf dem bequemen Polster eines großen Studio-Budgets. Aber eben auch mit ausgiebigen Marktforschungen, Marathon­ sitzungen, glattgebürstetem Drehbuch und der Mainstream-Schere im Kopf. Daher entschieden sich Clement und Waititi für einen anderen Weg: Sie investierten ihr eigenes Geld. Und machten ­ihren eigenen Film. „Das meinen wir wörtlich, das mit dem eigenen Film“, sagt Waititi. „Wir haben buchstäblich alles selbst gemacht.“ Wörtlich gemeint ist auch das mit dem eigenen Geld. „Jemaine und ich haben

viel im Ausland gearbeitet, darunter auch in der Werbung, und haben über die Jahre einiges an Kohle beiseitegelegt. Die war unser Budget.“ Waititi und Clement, die schon vor 14 Jahren die ursprüngliche Idee zu dem Projekt hatten, verzichteten auch auf ­Unterstützung durch das staatliche neuseeländische Filmförderungsprogramm – „das wäre zu bürokratisch geworden“, ­sagen sie. Lediglich von Peter Jackson nahmen sie Hilfe an, dem „Hobbit“- und „Herr der Ringe“-Regisseur, Neuseelands Film-Superstar. „Wir waren, nun ja, nicht wirklich Parasiten des ‚Hobbits‘“, sagt Waititi. „Aber wir waren, sagen wir es so, wie Delphine, die einem Schiff folgen und hoffen, dass irgendwann etwas Essbares über Bord fällt.“ „5 Zimmer Küche Sarg“ ist ein unglaublich witziger, skurriler, unbeschwerter Film geworden. Der seinen Charme tatsächlich auch daraus bezieht, dass er in dieser Form niemals in einem Hollywood-Studio hätte gedreht werden können. „Der Film konnte so nur in Neuseeland entstehen“, bekräftigt Waititi, der sich über einen guten Start des Films freuen darf. Gleich beim ersten internationalen Auftritt, dem Lună Plină Horror & Fantasy Film Festival, gewann man den Publikumspreis und den Preis für den besten Film. Man muss aber dazusagen: Der neuseeländische Streifen hatte bei dem rumänischen Festival Heimvorteil. Denn das Lună Plină (= Vollmond) Film Festival findet in Transsilvanien statt, Draculas Heimat. www.whatwedointheshadows.com THE RED BULLETIN


„5 Zimmer Küche Sarg“ Jemaine Clement (im Bild links) und Taika Waititi zeichnen für Regie und Drehbuch der neuseeländischen Vampir-Mockumentary verantwortlich. Jemaine Clement, geboren am 10. Jänner 1974 in Neuseeland, ist Musiker, Schauspieler, Regisseur, Produzent, Komiker und Autor. Taika Waititi, geboren am 16. August 1975 in Neuseeland, ist Regisseur, Schriftsteller, Drehbuch­ autor, Maler und Komiker.


Die Schlacht von

SolferĹno In Norditalien versuchen Ultra-Triathleten einen Weltrekord: Sie schwimmen, biken und laufen die Ironman-Distanz – jeden Tag, einen Monat lang. Text: Bernd Hauser, Bilder: Jozef Kubica

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Ferenc Szo˝nyi (HUN), ­Teilnehmer am 30fachen Ironman am Gardasee, über seine Motivation: „Der Mensch braucht eine Herausforderung.“


30 Triathlons an 30 auf­ ­e inanderfolgenden Tagen: Das gab’s noch nie in der Geschichte des Sports.

V

ielleicht war es doch ­keine so gute Idee, fünf Monate vorher einen Halbmarathon mit einem Kühlschrank-Dummy auf dem Rücken zu laufen. „Fridge Runner“ nannten sie Steve Harvey in der Lokalzeitung in Plymouth. Doch die 21 Kilometer mit dem Monstrum huckepack waren ein Fehler: Seit diesem Lauf hat der Engländer Ischiasprobleme. Das ist nicht gut, weil erst der Morgen des 15. Tages bei dem Weltrekordversuch am Gardasee in Italien anbricht. Also noch nicht einmal Halbzeit allen Leidens: Insgesamt 21 Wettkämpfer wollten innerhalb eines Monats dreißig Ironman-Distanzen überwinden. 115,9 Kilometer Schwimmen, 5407,4 Kilometer Radfahren, 1265,9 Kilometer Laufen. Name dieser außergewöhnlichen Prüfung: Triple deca Ironman. Im antiken Griechenland soll der Bote Pheidippides, nachdem er den Athenern ihren Sieg in der Schlacht bei Marathon 66

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(490 v. Chr.) verkündet hatte, vor Erschöpfung tot zusammengebrochen sein. Zweieinhalbtausend Jahre später rennt jeder Manager, der auf sich hält, den Marathon von New York und Berlin. Einst galten die Eisenmänner, die in Hawaii den IronmanTriathlon mit 2,4 Meilen (3,86 km) Schwimmen, 112 Meilen (180,2 km) Radfahren und einer Marathon-Laufdistanz begründet hatten, als Verrückte. Heute finden weltweit jedes Jahr Dutzende Ironman-Wettbewerbe mit vielen tausend Teilnehmern statt. Und dann gibt es weltweit noch etwa 150 „Ultras“. Sie hören erst zu kraulen, Rad zu fahren und zu rennen auf,

wenn sie die Ironman-Distanz doppelt, dreifach oder gar zehnfach bewältigt ­haben. Aber 30-mal am Stück an 30 auf­ einanderfolgenden Tagen: Das gab’s noch nie ­zuvor in der Geschichte des Sports.

7.40 Uhr, am Pool des Freizeitparks

„La Quiete“. Jaime Azuaje, USA, und José M. Lopez aus Mallorca fassen sich an den Armen, berühren sich mit der Stirn, schließen die Augen, José spricht ein Gebet. Die anderen zupfen an ihren Neoprenanzügen, ihren Brillen. Hat keiner von ihnen heut früh dran gedacht, den Wecker auszuschalten und einfach weiterzuschlafen?

Jeder Tag beginnt im Wasser, auch für Greger Sundin (SWE), Jaime ­Azuaje (USA) und Kamil Šuránˇ (CZE, links). 3,86 ­Kilometer, verteilt auf 154 ½ Längen: Was für zufällige Betrachter etwas Medidatives haben mag, ist für die Athleten das behutsame Gewöhnen an die Qual des ­rest­lichen Tages. THE RED BULLETIN

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„Nein“, sagt Wayne Kurtz aus Pitts­ burgh. „Ich wache jeden Tag um fünf auf und bin bereit.“ „Nein“, sagt Ferenc Szőnyi aus Ungarn. „Ich möchte gewinnen.“ „Nein“, sagt Greger Sundin aus Schwe­ den. „Das hier ist, wie zur Arbeit zu gehen. Du stehst einfach auf.“ Den Männern sähe man ihre Härte nicht an, träfe man sie an der Supermarkt­ kasse. Ihre Körper gleichen nicht antiken Statuen oder amerikanischen Schau­ spielern mit antrainierten Waschbrettern. Wayne Kurtz etwa ist unscheinbar unter­ setzt: „Mein Nachname passt zu mir.“ Die meisten wirken fast zierlich in ihren Wet­ suits. Ihr Körperfett haben sie in den ver­ gangenen zwei Wochen verbrannt. Mit ­jedem Tag scheinen ihre Augen größer, weil die Wangen einfallen.

7.48 Uhr, der Start zur 15. Etappe. Die

Ultras gleiten in das ungeheizte Wasser des Pools in der Freizeitanlage. Nichts ist zu hören außer dem Wechselschlag von Beinen und dem Patschen von Händen auf Wasser. 3862,4 Meter dividiert durch 25 Meter, das macht 154  ½ Bahnen. Das Zuschauen hat etwas Meditatives. Doch nicht für Tony Reed aus Kanada, 52, ­Immobilienmakler, Großvater eines zwei­ jährigen Mädchens, der am Beckenrand steht: „Ich ärgere mich maßlos, dass ich aufgeben musste.“ In seinem Blog schrieb er: „Jedes Mal, wenn ich die Radhose aus­ ziehe, ist Blut darin. Mein Hintern sieht aus wie ein roher Hamburger.“ Aber letzt­ lich gab er wegen seiner geschwollenen Beine auf. „Am Morgen des zwölften Tages brauchte ich zehn Minuten vom Bett zur Toilette. Ich hatte Füße wie ein Elefant.“

Die Zuschauer rufen „Bravissimo!“, doch die Hunde haben längst ­a ufgehört zu bellen. An Tonys Schienbeinen sitzen Platzwun­ den. „Die Haut war von der Anstrengung zum Zerreißen gespannt, ein kleiner Schlag gegen das Fahrradpedal, und sie sprang auf.“ Inzwischen sind die Schwel­ lungen ein wenig abgeklungen: „In ein paar ­Tagen steige ich wieder ein.“ Das ist vom Reglement her erlaubt. Am ersten Tag gingen zwanzig Männer und eine Frau an den Start. Inzwischen hat mehr als die Hälfte aufgegeben. Auch Thea Storm aus Dänemark musste ein paar Tage aussetzen, aber jetzt ist sie wieder im Wasser, es geht ihr um einen persön­ 68

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Steve Harvey (GBR), Angelo Sorrentino (ITA) und Jaime Azuaje (USA, von links, im Uhrzeigersinn): Der Schmerz ist ein ständiger Begleiter, ob im Wasser, auf der Radrunde oder der Laufstrecke. Am Ende jedes Wettkampftages gilt es, den Körper so zu regenerieren, dass er auch am nächsten Tag noch funktioniert.

lichen Rekord. Acht Männer sind noch in der Wertung um den Weltrekord.

8.45 Uhr. José kommt wie jeden Tag

als Erster aus dem Wasser. Sein Wetsuit ist an Achseln und Schultern durchlöchert. Er ist damit schon durch die Straße von Gibraltar geschwommen und von Mallorca nach Menorca. Sechs Minuten später folgen Greger und Steve. Ächzend zieht Steve den Wetsuit aus. Auf seinen Unterarm hat er sich ein Frauenporträt stechen lassen. „Deine Freundin?“ – „Nein, das ist meine Mutter.“ Greger zittert. „Mir fehlt das ­isolierende Fett.“ Ein Mann braucht gewöhnlich 2500 Kalorien pro Tag. Greger isst alle paar ­Minuten Weingummis, pro Tag schafft er ein Kilogramm. Er trinkt Schokomilch und Vollmilch, versetzt mit Proteinpulver, literweise. Er isst Pasta und Kartoffeln, die ihm die Helfer in Plastikbechern reichen, Fastfood-Hamburger, abends Bier zum Einschlafen. „Aber ich schaffe es einfach nicht, die notwendigen 13.000 Kalorien aufzunehmen, meist komme ich nur auf etwa 10.000.“ Greger steigt mit steifen Beinen in den Sattel, wartet, bis Steve ­fertig ist, „let’s go!“

9.12 Uhr. József Rokob aus Ungarn

baggert eine tischtennisballgroße Menge Vaseline aus der Dose und schmiert sie sich in die Hose. „Heute Abend werden wir 2700 Kilometer im Sattel hinter uns haben.“ Der Radparcours ist fast so monoton wie die Bahnen im Pool: Vom Wendepunkt im Hof der Dorfkirche von Madonna della Scoperta geht es am Café da Arturo vorbei, wo die ersten Gäste vor ­ihrem Weißwein sitzen und „Bravissimo!“ rufen, wenn die Ultras vorbeirasen. Hinaus aus dem Dorf, einen langgestreckten Hügel erst hinauf, dann hinunter, links und rechts der engen Straße sind Maisfelder. Bereits nach einem Kilometer kommt der Wendepunkt an einem Denkmal neben der Straße. Dieses erinnert an die Helden der Schlacht von Solferino. Im Jahre 1859 erkämpften die Italiener ihre Freiheit und in der Folge ihre Einheit in einem Krieg gegen die Österreicher. Keiner der Athleten hat Zeit, die Inschrift zu lesen, weiter, immer weiter geht’s. Auf dem Scheitel des Hügels steht eine Villa hinter einem geschmiedeten Zaun, von Hunden bewacht. THE RED BULLETIN

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Sie bellen schon lange nicht mehr, zu oft rauschen die Ultras an ihnen vorbei, pro Etappe 180-mal.

10.24 Uhr. In der Dorfkirche liest der Pfarrer aus den Paulusbriefen: „… unserm Heiland, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.“ Führt der Weg dazu über Leiden und ­Opfer? So wie es Jesus, der Schmerzensmann, vorlebte? Einst kasteiten sich ­Gläubige, um Gott zu finden. Aber warum quälen sich die Ultras auf der Strecke vor der Kirche? „Es war der Morgen des 1. Jänner 2009. Ich saß in der Küche und dachte mir: Du brauchst eine Herausforderung“, ­erzählt József. „Ich will Sportgeschichte schreiben“, sagt Ferenc. „Wir Menschen sollen uns die Erde ­untertan machen“, sagt Jaime, der junge Amerikaner. „Die höchsten Berge zu besteigen, die höchsten Leistungen zu vollbringen: das ist ein gottgegebener Trieb.“ „Die eigenen Grenzen auszuloten, zu verschieben: darum geht es“, sagt Greger. „Ein normaler Ironman reicht uns dabei nicht mehr.“

gewinnen oder nicht?“, sagt Mike und nimmt einen Becher mit Suppe, den er Steve reichen will, wenn der das nächste Mal an der Kirche wendet. Jaime ist der jüngste aller Starter, Mitte zwanzig. József und Steve sind Mitte ­dreißig. Die anderen Ultras sind alle über vierzig Jahre alt. Die meisten sind Unternehmer und Selbständige. Viele beruflich erfolgreiche Männer, die in die Mitte des Lebens kommen, schaffen sich ein Boot an oder gehen eine neue Beziehung ein. Oder sie werden zu mamils, „middle aged men in lycra“, und beginnen mit Ausdauer­ sport. Aber lässt sich der exzessive Kult, wie die Ultras ihn zelebrieren, überhaupt begreifen? Keiner der Athleten hat einen nennenswerten Sponsor: Ultra-Triathlon gilt als durchgeknallter Sport. Sind Ultras verrückt? „Für mich ist es verrückt, stundenlang vor dem Fernseher zu sitzen“, sagt Greger. „Warum stellt niemand einem Golfspieler diese Frage: Ist es nicht verrückt,

stundenlang einen Ball in ein Loch zu schlagen?“, fragt Tony. „Nach diesem Wettkampf mach ich Schluss mit dem Sport“, sagt József. „Auf welchen Berg willst du noch, wenn du auf dem Mount Everest warst? Aber wenn einmal harte Zeiten im Leben kommen, dann kann ich mich daran erinnern, dass ich hier durchgehalten habe.“

15.15 Uhr. Greger und Steve beenden

die Raddistanz als Erste. „Heute gewinne ich nicht“, ächzt Greger. „József ist nur eine Dreiviertelstunde hinter uns.“ Der Ungar ist der beste Läufer, schafft die ­Marathondistanz stets unter vier Stunden. Um 15.44 Uhr streift Ferenc sein nasses Radtrikot ab. Auf seinem Laufshirt stehen in großen Buchstaben die Worte „race machine“. „Wasser!“, kommandiert er ­seine Betreuer. 20 Liter Flüssigkeit trinkt er pro Wettkampftag. „Honig!“ Ferenc ­erhält einen Löffel. Dann ist auch er auf der Marathonstrecke: 54-mal umrunden

10.55 Uhr. Am Wendepunkt an der Kirche werden die Sportler versorgt. Eine Helferin will José, dem Mallorquiner, eine Banane reichen. Ihr Ring verhakt sich am Lenker seines Rennrads. Abrupt reißt es José aus dem Sattel, er stürzt auf den Asphalt. Über seinen linken Unterarm ziehen sich Schürfwunden. Er wird verbunden. Seine Augen tränen vor Schmerz. Zwanzig Minuten später sitzt er wieder im Sattel. Es ist nicht der erste Unfall. Kim Greisen erwischte es gleich am ersten Tag. Auf ­regennasser Bahn rutschten die profillosen Radreifen weg. Der Däne stieg wieder auf, überstand den Tag irgendwie, auch den zweiten mit verzerrtem Gesicht. Als er am dritten Tag beim Schwimmen nur das eine Bein benutzen konnte, redete Kims Vater ihm gut zu, er möge aufgeben. Kim saß am Beckenrand und weinte. Dann ließ er sich ins Krankenhaus fahren. Das Röntgenbild postete er auf Facebook: Er hatte ein­ einhalb Ironman-Distanzen mit angebrochenem Oberschenkelhals bewältigt. 13.45 Uhr. Greger steigt ab, geht zur Toilette an der Kirche. Nicht alle Ultras nehmen sich die Zeit dazu. Steve ist einer von denen, die sich im Fahren erleichtern. Mike, sein Vater und Betreuer: „Steves Radschuhe halten deshalb nie besonders lange.“ – „Wenn der Urin sogar Leder zerstört, reizt er doch wohl auch die Haut beträchtlich?“ – „Die Frage ist: Willst du 70

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Sieger József Rokob (HUN, unten) lag am Ende fast 100 Stunden vor Wayne Kurtz (USA, links): Auch wenn die Teilnehmer am Triple DECA Ironman nicht so aussehen, haben sie Kämpferherzen so groß wie die eines Löwen.

die Ultras einen künstlichen Teich, laufen an einem Spielplatz vorbei, am Rande ­einer Liegewiese, an einem Restaurant, eine Runde ist 781 Meter lang. Greger läuft mit trippelnden Schritten, Ferenc mechanisch, Steve mit wippendem Kopf, Gesicht und Arme überströmt von Schweiß. Ab 16.09 Uhr läuft auch József, kraftvoll und leicht. Wenn er einen anderen Ultra überholt, ruft er ihm zu: „We are warriors!“

Die Schnellsten sind täglich insgesamt elf bis zwölf Stunden auf der Strecke. Im Ziel haben sie keine Lust auf lange Interviews. Die Gespräche für diese Reportage finden deshalb im Laufen statt. Die Ultras sind froh um die Abwechslung. Manchmal bitten sie ihre Betreuer, neben ihnen herzulaufen, damit sie nicht ins Halluzinieren geraten. „Ja, József sieht sich als Gladiator im Kolosseum“, sagt Steve, der Fridge Runner. Zwischen schnellen Atemzügen stoße ich meine Fragen hervor: „Die ­Gladiatoren kämpften um ihr Leben. Um Geld, um Ruhm. Hier gibt es nicht einmal Zuschauer. Worum geht es dir?“ – „Die Zeitungen zu Hause in Plymouth berichten über mich“, sagt Steve. „So schaffe ich Aufmerksamkeit. Für Henry. Einen vierjährigen Jungen. Er hat Krebs. Deshalb auch die Aktion mit dem Kühlschrank.“ – „Das ist wohl nicht der einzige Grund, hier zu sein?“ – „Stimmt. Als ich jünger war, bin ich mit dem Auto zum Kiosk gefahren, um Zigaretten zu holen. Ich wog 115 Kilo. Ich habe viele Dinge gemacht, die nicht gut waren für mich. Vor allem Alkohol. Jetzt ist das die Droge meiner Wahl: In den euphorischen Momenten auf der Strecke fühle ich mich so mächtig und stark!“ Zu Hause steht er um vier Uhr morgens auf, steigt für zweieinhalb Stunden auf den Radtrainer in der Küche: „Ich leide auf dem Rad.“ – „Trotzdem trainierst du jeden Morgen?“ – „Ich will keine Trainingseinheit verpassen.“ Dann zur Arbeit, mit seinem Vater führt er eine Heizungsbaufirma. Zwei Stunden Mittagspause: Training im Schwimmbad. Nach Feierabend folgt das Lauftraining. „Was sagt deine

Jetzt ist Schluss – auf welchen Berg willst du noch, wenn du auf dem Mount Everest warst? THE RED BULLETIN

Frau zu diesem Tagesablauf?“ – „Wir sind glücklicher als früher.“ – „Warum hast du dieses Tattoo auf dem Arm?“ – „Meine Mutter ist an Krebs gestorben. Wenn ich auf dem Rad schwach werde, schau ich mir das Tattoo an. Es ist nach einem Foto gemacht. Sie war siebzehn damals. Schön wie Marilyn Monroe.“ – „Hast du mit dem Sport nach dem Tod deiner Mutter angefangen?“ – „Ja. Das Leben kann so schnell vorbei sein.“

16.55 Uhr. Steve läuft im Takt von „Hells Bells“ von AC/DC. Während des ganzen Laufs beschallen Lautsprecher den Freizeitpark in Konzertlautstärke. „Heute schaffe ich meinen ersten Tagessieg.“ Aber József, der Gladiator, holt auf. Es wird eng. „I’m coming on like a hurricane“, bellt es aus den Boxen. 19.41 Uhr. Steve hat es geschafft: sein erster Tagessieg. Ein paar Betreuer applaudieren, machen Siegerfotos. Steve lächelt. „Ich hoffe, dieser Sieg bringt Spenden für Henry.“ Wie sieht die Siegesfeier aus? „Wir essen eine Pizza. In zwei Stunden will ich im Bett sein.“ Wo bleibt József? Um 19.59 Uhr läuft er über die Ziellinie. „Auf der Restaurantterrasse saß ein Gast. Er aß Tiramisu“, erzählt József. „Ich rief ihm zu, dass ich darauf auch Lust hätte.“ Als er vier Minuten später auf seiner nächsten Runde wieder am Restaurant vorbeikam, wartete der Wirt mit einem vollen Tablett. „Fuck it, dachte ich. Ich habe Pause gemacht. So gut hat mir noch nie was geschmeckt.“ Es wird dunkel. Die Lautsprecher schweigen. Die Läufer rennen im Mondschein gegen ihre Ermüdung und Einsamkeit an. José erreicht das Ziel um 21.19 Uhr, Jaime um 23.12 Uhr. Als Letzter kommt der Italiener Angelo Sorrentino um 0.38 Uhr ins Ziel. Er ist knapp 17 Stunden auf der Strecke gewesen. Am nächsten Morgen um 7.45 Uhr ­beginnt am Pool der 16. Tag. EPILOG Alle acht Athleten, die am 15. Tag noch in der Wertung sind, schaffen den Weltrekord. 30 Tage sind 720 Stunden; Angelo Sorrentino wird nach 30 Ironman-Etappen mit gesamt 501 Wettkampfstunden Letztplatzierter. József Rokob siegt mit 365 Stunden und 33 Minuten. Bei der Abschlussfeier sagt József: „Wir alle sind Sieger.“ Die Männer sind sich ­einig, dass sie diese Tage nie vergessen werden und die Rückkehr in den Alltag ihnen schwerfallen wird. Weil niemand verstehen wird, was sie gemeinsam erlebt haben. Sie, die Veteranen der Schlacht von Solferino. 71



EXTRA DR E I E I N P FE I L , D E R TR I FF T. E I N ­H A N D S C H U H , D E R PA S ST. STI LLE ,­ D I E V E R W I R RT. D A N N L Ä S ST DTM -A S S M A RTI N TO M C Z Y K D E N B M W I 8 FLI EG E N , U N D A LLES I ST G UT: D E R FE H LE N D E M OTO R WA R E I N M I S SV E R STÄ N D N I S . TE X T: R O B E RT S P E R L B I LD E R : J Ü R G E N S K A R WA N

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er flache Schatten parkt ganz vorn in Box Nummer 4, die Nase ragt Richtung Pit Lane. Einmal scharf rechts abbiegen, den Hügel hinaufbeschleunigen, und der BMW i8 wäre auf der Rennstrecke des Red Bull Rings. Die Morgensonne taucht die Karosserie in Licht und Schatten. Unser Wagen ist schwarz: eine dankbare Grundfarbe für das athletische 2+2-Coupé, in Rot überschritte der Wagen bereits am Stand jedes Tempolimit. Die hochgeklappten Flügeltüren verwandeln sich in zwei archaische Flossen, der Innenraum ruht in mattem Licht. Die blauen Paspelierungen an den Flanken und der BMW-Niere sitzen wie Ziernähte, auch die zarten LED-Ketten der Front- und Heckleuchten betonen den kompromisslosen Schnitt des Wagens. Die Aerodynamiker hatten für den i8 garantiert alle Freiheiten, durften die Carbon-Karosserie von den Luftschächten an der Front bis zum Unterboden hart am Wind konturieren. Die Optik unterscheidet sich kaum von jener Studie, die auf der Internatio­ nalen Automobil-Ausstellung 2009 in Frankfurt als Konzeptfahrzeug BMW Vision Efficient Dynamics für erhöhten Puls gesorgt hatte. Form, bestimmt allein von Funktion: radikal vor allem das Heck, wo die Dachkanten – als Spoiler ausgebildet – frei über den Kotflügeln auskragen, bloß der Physik geschuldet, da staunt der Fahrtwind mit offenem Mund. Martin Tomczyk, unser Testfahrer, schwebt ein. Von fern schwurbelt der Helikopter. BMW-Werks­ fahrer Tomczyk, 32, hat 2012 die DTM gewonnen und ist somit eine Kapazität: Er wird ausloten, was der Wagen kann, und der i8 sieht nicht aus, als wolle er sich verstecken. 74


„ A LS H ÄT TE M A N E I N E N K E I L I N D E N W I N D K A N A L G ESTE LLT U N D A U F 4 0 0 0 K M / H G ES C H A LTE T – H E R A U S K A M D I ES ES A UTO .“

DTM-Racer Martin Tomczyk im BMW i8: Kaum ein Auto zuvor hat den Fahrtwind deutlicher spüren ­lassen, ihm überlegen zu sein.

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„ I C H FA H R E L A UTLO S A N , E R ST D A N N S C H A LTE T S I C H D E R M OTO R Z U – U N D A U F E I N M A L S ITZ E I C H I N E I N E M A N D E R E N Z E ITA LTE R .“ Der Red Bull Ring ist ein hübscher Platz für diese Übung, auch wenn der i8 eine neue Art von Sport­ wagen ist, die sich nicht über Motorgebrüll, Power­ slide und Rundenrekorde definiert, sondern über die subtile Interpretation von Hybrid-High-Tech, die ­einen Verbrennungs- und einen E-Motor verkuppelt und dank sophistischer Elektronik Fahrerlebnisse ­ermöglicht, die man bislang kaum erleben durfte. Bevor Tomczyk in die Box tritt, lang, schlaksig, cool in Lederjacke und mit Dreitagebart, gilt es noch den Zeitvorsprung nutzen und die Motoren zu inspi­ zieren – den überraschenden Doppelturbo-3-ZylinderVerbrennungsmotor über der Hinter- und den E-Motor über der Vorderachse. Jedoch: Man scheitert. Dort, wo andere Sportwagen Triebwerke appetitlich hinter Plexiglas anrichten, liegt beim i8 ein Teppichboden. Auch die Betriebsanleitung schweigt sich aus und spricht nur von einem Öleinfüllstutzen. Der i8 hat zwar insgesamt 362 PS, aber offensichtlich keinen Motor, schade. Am Stammtisch kommt die Frage nach dem Drei­ zylinder gar nicht auf, sagt Tomczyk: „Wenn ich mich in dieses Auto reinsetze, steht die Hybridtechnik im Vordergrund. Design und Innovation entscheiden, nach dem Motorenkonzept wird gar nicht gefragt. Es braucht nur ein verbautes Aggregat.“ BMW öffnet mit dem i8 eine neue Tür – und geht auch konsequent durch sie hindurch. Tomczyk: „Nicht nur, dass man keinen Motor sieht, man kann 76

auch völlig geräuschlos fahren.“ Und die Schlagworte sind andere: effizienter, intelligenter, nachhaltiger. Längst hat die Generation der Gaming-Kids Sport­ wagenreife erlangt, und sie kann was anfangen mit Begriffen, die Sportwagenfahrer vom alten Schlag noch für humorlos halten. Effizienz: Das Prinzip von lean construction zieht sich von der leichten Carbon-Karosserie bis zum ­Antrieb, bei dem zwei klein bauende Aggregate – der Dreizylinder hat noch dazu bloß 1,5 Liter Hubraum – ein großes Ganzes bilden. Auch die schmäleren Reifen gehören dazu: weniger Rollwiderstand und bessere Aerodynamik anstelle pubertärer Gummiwalzen. Intelligenz: Wie BMW die beiden Aggregate ­charmant vermählt, ist großes Kino. Dazu kommen zwei Automatikgetriebe, sechs Gänge für den Ver­ brennungs- und zwei für den E-Motor. Und auf Wunsch Laserlicht mit einer Reichweite von bis zu 600 Metern – eine Weltpremiere. Nachhaltigkeit: ein Biopolymer auf Basis von ­Rizinussamen für das Schlüsselgehäuse. Die Fuß­ matten werden auch aus dem Granulat rezyklierter PET-Flaschen hergestellt. Für die Gerbung des Leders wird Olivenblattextrakt verwendet. Bei der Produktion der Carbonfasern für die Fahrgastzelle sowie bei der Fahrzeugmontage kommt zu 100 Prozent regenerativ erzeugter Strom zur Anwendung. Los geht’s: Sportliche Typen wie Tomczyk entern das Auto mittels einer Art Klappmesser. Passable

Von links oben im ­Uhrzeigersinn: Niere an der Front, Typenschild, Cockpit, ­Heckleuchten und ­unverkleidete Carbonstruktur an der Flügeltür (rechts). Die Formgebung des i8 ist derart final, dass man sich fragt: Was wird BMW wohl beim ersten Facelift ändern?

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­ altungsnoten gibt es auch für die Hintern-zuerstH Methode inklusive 90-Grad-Rutschdrehung über den Schweller. (Aussteigen ist anspruchsvoller, speziell nach längeren Ausfahrten.) Den mit Leder ausgeschlagenen Innenraum teilt der mächtige Mitteltunnel, der die Batterien verhüllt. Das Cockpit baut schlau um den etwas zur Mitte hin versetzten Fahrer herum. Erstaunlich sparsam die ­Instrumentierung, Schalter, Hebel und Drehknöpfe sind logisch mit Funktionen hinterlegt. Auch die ­Bedienungsanleitung ist abrufbar, für alle Fälle. Tomczyk gibt Gas, der Asphalt wechselt prompt die Farbe, das Hauptdisplay ebenfalls. Je nachdem, ob man im Sport- oder Economy-Programm reist, changiert es zwischen Blau und Rot. Insgesamt gibt es fünf Fahrprogramme – ECO, Comfort und Sport im kombinierten Benzin-/E-Modus sowie ECO und Comfort auch allein im E-Modus. Je nach Programm ändert sich auch die Sensi­ bilität von Lenkung, Gaspedal und Fahrwerk von ­komfortabel in Richtung austrainiert. Wer es wie

„ P U R ES A D R E N A LI N – U N D D E N N O C H : D E R B M W i 8 I ST E I N S P O RT WA G E N D E R N E U E N A RT, D E R S I C H N I C HT Ü B E R R U N D E N­R E K O R D E D E FI N I E RT.“ Martin Tomczyk gern eiliger angeht, wählt Sport: Es ist die schärfste Variante, alle Systeme wach wie hungrige Wölfe, Lenkung und Bremsen präzise wie Lichtschalter, und die Elektronik gibt sogar schmatzend Zwischengas – wunderbar!, schnalzt Tomczyk mit der Zunge. Der E-Motor läuft andauernd, der Benzinmotor schaltet sich dazu, wenn mehr Leistung verlangt wird, womit der i8 ein permanent allrad­ getriebenes Fahrzeug ist. Dementsprechend klebt der Wagen auf der Straße, im Sportmodus sogar noch satter. Folgsam fällt er in die Kurven, hält konzentriert die Spur. Tomczyk

Beim Anbremsen der Remus-Kurve am Red Bull Ring rekuperiert der BMW i8 Energie, die er auf der Geraden danach wieder in ­Vortrieb umwandelt.

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BMW i8 In einem kurzen Resümee: Hybrid-Sportwagen als Vor­ reiter einer neuen Generation. KAROSSERIE: CarbonfaserPassagierzelle, AluminiumChassis als tragendes Element für Fahrwerk/Motoren ANTRIEB: 1,5-l-3-Zylinder-­ Ottomotor mit DoppelturboAufladung kombiniert mit ­Hybrid-Synchron-Elektromotor. Leistung 170 kw/231 PS, 320 Nm (Otto) plus 96 kW/­ 131 PS, 250 Nm (E-Motor). KRAFTÜBERTRAGUNG: 6-Gang-Automatik (Otto) auf die Hinterräder, 2-Gang-Automatik (E-Motor) auf die Vorderräder ENERGIESPEICHER: 30- bzw. 42-Liter-Tank, 7,1-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, maximale Gesamtreichweite ca. 600 km, rein elektrische Reichweite 37 km PERFORMANCE: 0 auf 100 km/h 4,4 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h (elektronisch abgeregelt) MASSE/GEWICHT: l/b/h 4689/1942/1297 mm, Leergewicht 1485 kg, cw-Wert 0,26 UND WIE IST DAS MIT DEM STROM? Aus der Steckdose (in 2 bis 3 Stunden – je nach Anschluss – ist die Batterie voll) oder ­selber machen (mit dem 3-Zylinder-Motor) PREIS: ab 129.000 Euro

Martin Tomczyk über das erste Kennen­ lernen des BMW i8: „Ich bin zuerst einmal fünf Minuten um das Auto gelaufen und habe einfach nur ge­ schaut. Es war alles ­irgendwie neu.“

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schaltet im Sportmodus manuell über zwei Wippen am Lenkrad, aber klarerweise ohne kuppeln, kein Lastwechsel stört den flüssigen Vortrieb. Schnelles Dahinströmen im i8 ist wie atemloses Carven auf einer plattgewalzten Skipiste. Die Fliehkraft spielt mit den Passagieren, schubst die Körper hin und her, beim Bremsen hält einen der Gurt von der Frontscheibe fern (ein Plädoyer fürs Bremsen: dabei werden die Batterien aufgeladen, was übrigens Rekuperation genannt wird). In die hurtige Umrundung des Red Bull Rings pflockt Tomczyk trockene Sätze: „Dieses Auto wird Geschichte schreiben, weil es ein Vorreiter ist.“ Und: „Wer technikaffin ist, für den fallen mit dem i8 Ostern und Weihnachten zusammen.“ Und: „Wenn ich den im Rückspiegel sehe, mach ich freiwillig Platz.“ Tomczyks kühle Hand und jede Menge elektronische Helferlein halten den i8 weiter perfekt auf seiner

Umlaufbahn, raufrunterlinksrechts, alles begleitet von einem Grollen, das letzte Extra-3-Zylinder-Ressentiments verbläst: Was die BMW-Soundingenieure da zusammengebraut haben, ist verblüffend. Und immer wieder der Bonustrack: das Zwischengasfurzen beim Runterschalten. Zurück in den Boxen. Die Bremsscheiben hinter den geschmiedeten Felgen knacken, es riecht ein ­wenig nach Rekuperations-Lagerfeuer. Noch immer ist man atemlos fasziniert, dass seriöser Sport auch ohne schiere Power möglich ist. Austrainiert sein ist halt doch besser, jedes Kilo weniger an Masse muss nicht beschleunigt oder abgebremst werden. Letzte Frage: Was würde Martin Tomczyk auf eine längere Ausfahrt im i8 mitnehmen? „Die richtige Frau – also meine. Und ein paar Prospekte für die, die an der roten Ampel an die Scheibe klopfen und fragen, ob sie fotografieren dürfen.“ THE RED BULLETIN


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WEITER SPRUNG

INSIDERTIPP FLUGKÖRPER „Du musst gesund sein, um mit dem Trike zu fliegen, aber nicht superfit“, sagt Gregson. „Es ist anstrengend, weil das Flugzeug schnell in Turbulenzen gerät und du Flughöhe und -richtung durch Körperbewegungen steuerst. Du wirst schnell merken, wie du dich verbesserst: Fliegen ist das beste Training fürs Fliegen.“

Canyoning heißt in Südafrika Kloofing. Mittels Abseilen, Klettern, Springen, Rutschen, Tauchen und Schwimmen kämpft man sich durch die malerische MagaliesburgSchlucht. mountainguide.co.za

Südafrikas Wetter ist fürs Fliegen wie erfunden.

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Himmlischer Himmel

„Südafrika ist der ideale Ort, um Ultraleichtflug zu lernen“, sagt Ramos. „Fast das ganze Jahr über herrscht ideales Wetter. Und es gibt tolle Flugrouten für Anfänger ebenso wie für Fortgeschrittene und Profis.“

Mit dem eigenen oder geliehenen Quad geht’s im Daytona Adventure Park in der Provinz Gauteng mit Vollgas über Dirt Tracks, felsiges Gelände oder durch dichte Wälder. gauteng.net

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JHBFLYING.CO.ZA(2), ORLANDOTOWERS.CO.ZA, GETTY IMAGES(2)

„Ein Ultraleichtflugzeug zu fliegen“, sagt Roy Gregson, „ist wie Motorradfahren am Himmel.“ Und er muss es wissen. Gregson ist Besitzer der Johannesburg Flying Academy (JFA) in Südafrika, ehemaliger Wettkampfpilot mit jahrelanger Erfahrung. „Diese sogenannten Trikes brauchen nur wenig Platz zum Starten und Landen. Du bist also wirklich frei mit so einem Ding. Wie beim Paragleiten. Nur ersparst du dir das Bergsteigen. Denn du hast ja einen Motor.“ Gregson verdient sein Geld damit, Leuten das ­Ultraleichtfliegen beizubringen – und zwar mit einer Soloflug-Lizenz. „Hast du 25 Flugstunden und die theoretische Prüfung absolviert, kannst du auf rund 1700 Meter Höhe fliegen. Weltweit. Es gibt keine schönere Art, ein Land zu erkunden.“ Die Ausbildung dauert auch bei Anfängern nur dreißig Tage. Bei Anfängern, wie Luis Ramos einer war. Der 39-jährige IT-Consultant aus Johannesburg erwarb seine Lizenz bei JFA vor sechs Monaten. „Ich hatte nie etwas Ähnliches probiert“, gesteht er. „Und mein einziges Gefühl zu Beginn war: Angst. Pure Angst. Unglaublich, wie das Ding aufsteigt. Und dann irgendwann der erste Soloflug. Bist du mal aus deiner Angststarre erwacht, ist es unbeschreiblich. Hältst du erst die Lizenz in Händen, möchtest du allen deinen Freunden diese phantastische, neue Welt zeigen.“


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PROFI-GEAR

KLAR SC H I FF

Gesichert Stürzt ein Crew­ mitglied mit einer Quatix über Bord, sendet diese auto­ matisch einen „Mann über Bord!“-Alarm.

Gelistet Höhenmesser, Barometer, 3-Achsen-Kom­ pass, Gezeiten­ informationen: alles auf einen Blick.

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JULBO OCTOPUS WAVE Die selbsttönenden und polari­ sierenden Gläser filtern die Licht­ reflexionen der Wasseroberfläche. julbousa.com

Geladen Der Akku kann per USB-Schnitt­ stelle geladen werden und hält im GPS-Modus 16 Stunden.

Geschützt Die Uhr mit stahlverstärktem Kunststoffgehäuse und Silikon­ armband ist bis 50 Meter wasserdicht.

WESTE MX2 REVOLU­TION, MAGIC MARINE Die dünne und kurz geschnittene Regattaweste passt perfekt für den Einsatz im Trapezgurt. magicmarine.com

Kompakt-Navigator   S EGELN    FRANCK CAMMAS, SIEGER DES VOLVO OCEAN RACE, TRÄGT SEINE NAVIGATIONSZENTRALE AM HANDGELENK.

VOLVO OCEAN RACE

Skipper Franck Cammas, 41, ist amtierender Volvo-OceanRace-Sieger.

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Vor nicht allzu langer Zeit waren Skipper noch auf klobige, fix am Boot montierte Navigationssysteme angewiesen. Heute passt ein vollwertiges Informationssystem ans Hand­gelenk. „Phantastisch!“, schwärmt der ­Franzose Franck Cammas, Skipper der Crew Groupama, die das Volvo ­Ocean Race 2011/12 gewann, von

seiner Garmin Quatix. „Ob Route, Geschwindigkeitsverlauf oder Luftdruck, man erhält alle maßgeblichen Routeninformationen direkt aufs Handgelenk.“ Besonders praktisch – gerade auf großen Booten –: „Mittels WLAN lässt sich sogar der ­Autopilot per Uhr steuern.“ www.cammas-groupama.com

DYNEEMA SK99 Unser liebstes Kunststo≠faser­ seil: extrem zug­ fähig, aber leicht und dünn, bietet daher wenig Wind­ angri≠sfläche. dyneema.com

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WORKOUT Anvisieren, durchrennen: Hier übt Rugby-Star Manu Vatuvei den Umgang mit Gegenspielern.

Manu „The Beast“ Vatuvei ist Flügelstürmer der New Zealand Warriors, die in der National Rugby League (AUS) spielen.

HÖLLE M IT WAN D „Da meine Knie lädiert sind, muss ich vor allem meine Oberschenkelmuskeln stärken. Die perfekte Übung: der Wall Sit. Sieht einfach aus, ist aber die Hölle“, so Vatuvei.

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Knallhart

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Position eine ­Minute lang halten, in die Ausgangsposition zurückkehren, 30 Sekunden pausieren. Die Übung so oft wie möglich ­wiederholen.

LEICHTLAUF HIER VERLIERT VATUVEI 80 KILO. HERI IRAWAN

Manu Vatuvei, seiner umgänglichen Spielweise wegen „The Beast“ genannt, ist Topscorer von Aucklands New Zealand Warriors, die als einziges neuseeländisches Team an Australiens National Rugby League teil­ nehmen. Seinen Trainingsalltag bestimmen Eisbäder, Kompressionsgeräte und ein Anti-Gravitations-Lauf­ band. „Unser Training ist streng wissenschaftlich ge­ steuert“, erzählt der 28-Jährige, „mit GPS-Geräten, Puls- und Laktatmessung. Früher war das anders. Da ging es nur darum, dass die Einheiten möglichst hart sind.“ Während der zweimal 40 Minuten eines Spiels läuft Vatuvei fünf bis sechs Kilometer. Sein Job als Flü­ gelstürmer: durch die Verteidigung brechen und die Pille am gegnerischen Spielfeldende ablegen. „Ich bin 1,91 Meter groß und wiege 112 Kilo, bin also größer und schwerer als andere Flügel. Daher setze ich auf Masse und Kraft, nicht so auf Geschwindigkeit.“ Und wie sieht das aus? „Ich visiere einen Mann an und ver­ suche, durch ihn durchzulaufen.“  www.warriors.co.nz

Aufrecht an eine Wand stellen, Rumpfmuskeln anspannen – langsam nach unten gleiten (bis Knie und Oberschenkel einen 90-Grad-Winkel bilden).

Das von NASA-Ingenieuren entwickelte ­AlterG-Laufband reduziert durch Luftdruckunterschiede in der Druckkammer – in der man sich von der Taille abwärts ­befindet – das Eigengewicht um bis zu 80 Prozent. „Ich habe in beiden Knien kein hinteres Kreuzband mehr. Daher verbringe ich viel Zeit auf dem AlterG“, sagt Vatuvei. „Ich laufe mit 70 Prozent meines Körpergewichts, das schont die Knie enorm.“

GETTY IMAGES(2)

RUGBY  MANU VATUVEIS JOB IST ES, GEGNER AUS DEM WEG ZU RÄUMEN. DIE POWER DAFÜR HOLT ER SICH MIT HILFE VON GPS UND NASA.

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2500 Meinungsf체hrer. Vision채re Querdenker. Ein 500 Jahre alter Palast. Und der Blick in die Zukunft - vom In-Ear-Computer bis zum fliegenden Auto. #PioneersFestival tickets f체r das Pioneers Festival: pioneers.io/festival

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Die Berge rund um Barcelona sind ein Moutainbike-Paradies: Vom 516 Meter hohen Tibidabo geht es auf zahlreichen WaldTrails downhill Richtung Stadt. singletracks.com

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Barcelona-Fan: MotoGP-Star Dani Pedrosa, 28

„Für Stress hat man hier keine Zeit“ BARCELONA  MOTORRAD-ASS DANI PEDROSA ÜBER DIE VORZÜGE DER KATALANISCHEN METROPOLE. „Barcelona unterscheidet von anderen Großstädten, dass die Hektik den Menschen hier nichts anzuhaben scheint“, sagt Spaniens MotoGP-Star Dani Pedrosa, der die katalanische Metropole längst zu seiner Lieblingsstadt erklärt hat. „Selbst im hektischen Straßenverkehr bleiben die Leute gelassen und entspannt. Wie auch sonst im Alltag: Viele kleine Läden halten am Nachmittag drei Stunden Siesta, und vor zehn Uhr isst hier keiner zu Abend. Apropos Essen: Probiert einmal die kleinen, unauffälligen Lokale, die von Anwohnern besucht werden. Die Paella ist da oft billiger, aber ebenso gut wie etwa auf der Strandmeile Barceloneta. Extratipp für Auto- und Motorradfahrer: Die Straßen hier sind großteils wie ein Quadratraster an­ gelegt – du kommst schnörkellos von A nach B. Die Stadt ist nicht nur entspannt, sie ist auch praktisch.“

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MEINE CITY-HIGHLIGHTS

1 W BARCELONA Plaça de la Rosa dels Vents, 1 Ein Fünfsternehotel mit der ­stylischen Bar „Eclipse“ im 26. Stockwerk. Neben exzellenten Cocktail-Eigenkreationen gibt es einen tollen Blick auf Barceloneta. Achtung: Dresscode!

­ inosaal haben auf drei Ebenen K fast 1700 Zuseher Platz! Auch für nicht spanisch Sprechende eine Empfehlung: Viele ausländische Filme gibt es in Originalversion mit Untertiteln.

4 SANTA EULALIA Passeig de Gràcia, 93 Meine Lieblingsboutique. Hier lasse ich meine Anzüge schneidern. Der Laden ist 2000 m² groß und bietet das Neueste von internationalen Designern. Nach dem Einkauf trinkt man Kaffee auf der hauseigenen Terrasse.

3 TEATRE COLISEUM, Gran Via de les Corts Catalanes, 595 Der Besuch im 20er-Jahre-Kino ist ein Erlebnis: Im einzigen

Gas geben, wo es sonst nur Profis tun: Auf der Formel-1- & MotoGPStrecke kann man sich privat mit dem eigenen Auto oder Motorrad richtig austoben. circuitcat.com

QUAD BIKING

2 LA-RAMBLA-PROMENADE

Plaça de Catalunya – Hafen Verrücktester Spot der Stadt: Pantomimen, Akrobaten und Straßenkünstler überall. Vom ­Lokal „La Poma“ aus lässt sich der Trubel in Ruhe beobachten.

RENNSTRECKE CATALUNYA

5 BLING BLING Carrer de Tuset, 8 Tanzen in Barcelona? Ab zwei Uhr früh. Das „Bling Bling“ mit seinen legendären Lightshows ist bei den Einheimischen sehr beliebt. Aber keine Sorge: Touristen toleriert man hier gern.

Mit einem 250-cm³Quad 50 Kilometer weit durch Kataloniens Landschaft brettern. Voraussetzungen: lange Hose, feste S ­ chuhe, gültiger Führerschein. lifestyle barcelona.com

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HAUPT FLUG HOF

Abflugsbahnhof. Ab 14.12. bietet die ÖBB erstmals bis zu 8 mal täglich eine Fernverkehrsverbindung zum Flughafen Wien. Von Linz über St. Pölten und den Wiener Hauptbahnhof erreicht man den Flughafen Wien in nur 1 h 47 min. Ein weiterer Schritt in Richtung uneingeschränkte Mobilität.

hauptbahnhof-wien.at


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FEIERABEND Freitags und samstags vergnügen sich bis zu 400 Tänzer in dem Gewölbe-Club.

STYLE GUIDE VOM CATWALK IN DEN CLUB: DREI FASHION-TIPPS FÜR DEN PARTY-WINTER.

OBEN Das 1990er-Revival geht weiter: Angesagt sind Pullover in Übergröße und gedeckten Farben. Weiters: Sweatshirts mit groß­ flächigen TypoAufdrucken, wie dieser von N° 21.

Mondsüchtig HALF MOON  VON DER ÄLTESTEN BÄCKEREI ZUM ERSTEN CLUB DER STADT: SEIT 1971 TANZT SALZBURGS JEU­N ESSE DORÉE IM 600 JAHRE ALTEN KELLERGEWÖLBE.

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UNTEN

INSIDER-INFO PHILIP PREUSS, 39, IST MITGLIED DER ELEKTRONIKBAND ALLEN ALEXIS UND LEBT IN SALZBURG.

Ein Trend, der sich durch die neuen Kollektionen von Prada bis Rick Owens zieht: der Hybrid aus Herrenschuh und Sneaker. Beispiel: das Modell LunarGrand von Cole Haan.

SALZBURGS BESTES ­KATERFRÜHSTÜCK GIBT’S … … bis 18 Uhr auf der Terrasse des Stadtcafes beim Haus der Natur, mitten in der ­Innenstadt. SALZBURGER MUSIKER, DIE MAN HÖREN MUSS … … gibt es derzeit vor allem in der Rockszene: Steaming Satellites, The Helmut ­Bergers und Olympique. WENN NORMALE CLUBS FEIERABEND MACHEN … … geht’s im Freaksound Members Club in Schall­ moos richtig los. Um rein­ zukommen, muss man auf Facebook Mitglied werden. www.allenalexis.com

DRÜBER Um 1980 erhoben Londoner Punks den Barbour-Arbeitsmantel zum Modeobjekt. Diesen Winter kommt der Klassiker zurück, geht es nach Barbour-Fans wie Alex Turner (Arctic Monkeys).

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UWE BRANDL

Will man die Geschichte des Half Moon erzählen, muss man ausholen: Bis 1971 befand sich in dem 600 Jahre alten Gebäude Salzburgs älteste Bäckerei. Nach deren Schließung wurde im Keller der Backofen durch eine Soundanlage ersetzt – und die erste Discothek der Stadt eröffnet. Bald war das Half Moon der Treffpunkt für Promis von Falco bis Niki Lauda, 1989 wurde dort die erste Dose Red Bull weltweit verkauft. 2007 übernahmen Michael Kalhammer und Martin Sönmezay, damals 29 bzw. 25, den Laden und unterzogen ihn einer Frischzellenkur: modernes Interieur, fette Anlage, aktuelle HouseMusik – um die junge Party-Generation ins Half Moon zu locken. Ohne allerdings auf das legendäre Flair zu verzichten: Die Gewölbestruktur blieb erhalten – wie auch die penible Türpolitk. „Früher gab’s ohne Hemd und Bundfaltenhose keinen Einlass“, sagt Sönmezay. „Heute wird das nicht mehr so streng gehandhabt. Aber guter Style und Humor sind nach wie vor wichtig, um am Türsteher vorbeizukommen.“


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STAU BFR EI Erlend Øye ist ein musikalischer Tausendsassa: singender DJ, bis vor kurzem Kopf der Indie-Pop-Band Whitest Boy Alive, Sänger für Elektronik-Kollegen wie Röyksopp – und Hälfte des Akustik-Duos Kings of Convenience. Mit diesem gelang dem Norweger 2001 der Durchbruch. Das melancholisch-sanfte Debüt­ album der Kings, „Quiet Is the New Loud“, löste ­damals ein globales Folk-Revival aus und ­beeinflusste nachfolgende Bands von Fleet Foxes bis Of Monsters and Men. Sein neues, zweites S ­ oloalbum „Legao“ nahm Øye mit einer isländischen Reggae-Band auf: zehn flockige PopPerlen, die klingen, als hätte Paul Simon The Police als Studioband engagiert. Welche Songs ihn dazu inspirierten, erzählt Øye hier.

„ Ich fühl mich wie Sting“ PLAYLIST  ALTER MEISTER, VERKANNTES GENIE, JUNGE RAPPERIN: DER NORWEGISCHE MEISTER-SONGSCHREIBER ÜBER SEINE FÜNF LIEBLINGSSTÜCKE.

www.facebook.com/erlendoye

1 Matias Aguayo

2 Bart Davenport

3 Dennis Wilson

Elektronische Tanzmusik hat Innovationsbedarf! Es gibt derzeit kaum angesehene Produzenten, die das Genre voranzutreiben versuchen. Eine Ausnahme ist Matias Aguayo. Dieser Track von 2009 besteht bloß aus seiner Stimme: vom Beat über den Bass bis zur Melodie. Großartig! Derart verspielte Ansätze würde ich mir im Elektronik-Bereich öfter wünschen.

Ein verkanntes Genie. Doch ­Davenport ist daran (zum Teil) selbst schuld: Er verbaut sich den großen Durchbruch, indem er seinen Platten hässliche Cover gibt und seinen perfekten Popsongs – wie diesem hier – ein ekliges Gitarrensolo verpasst. Ich liebe ihn aber genau dafür: dass er es sich selbst nicht leichtmacht und diese „Fuck Fame“-Attitüde auslebt.

Die Aufnahme stammt von einem BeachBoys-Auftritt 1980, kurz vor Wilsons Tod: Er ist vom ­Alkoholismus gezeichnet, die Band wirkt besorgt, als er das Stück anstimmt: „Wird er uns blamieren?“ Doch Wilsons Performance berührt, ist wunderschön. Übrigens: Der Song stammt nicht von Joe Cocker, er wurde von ­Wilson und Billy Preston geschrieben.

4 Sting

5 Dena

Als Sting diesen Song 1985 schrieb, war er gerade bei The Police aus­gestiegen. Ich deute den Titel als Nachricht an seine alten Bandkollegen: „Lasst mich ziehen, lasst mich Fusion-Jazz spielen!“ Mein neuer Song „Fence Me In“ ist davon beeinflusst: Meine Band Whitest Boy Alive löste sich vor kurzem auf, nun kann ich Songs ganz für mich schreiben.

Ich lernte Dena 2005 über Freunde in Berlin kennen. Damals war sie eine junge Sängerin, heute ­halte ich sie für die talentierteste Songschreiberin Deutschlands. Weil sie so kreativ und einzigartig mit der englischen Sprache umgeht. Ihre Texte regen meine Phantasie an. Und das ist für mich das Beste, was ein Popsong bewirken kann.

„Rollerskate“

„If You Love Somebody Set Them Free“

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„Fuck Fame“

„Bad Timing“

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„You Are So Beautiful“

ADL GT40 Besitzer von alten Hi-Fi-Plattenspielern besorgen sich am besten einen USB-Phono-Vorverstärker, mit dem man Vinyl in hoher Auflösung (mind. 24 bit/96 kHz) ­digitalisieren kann.

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THE RED BULLETIN

BUBBLES RECORDS

Erlend Øye, 38, DJ, Solomusiker und der eine von zwei Kings of Convenience.


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W W W. K T M . C O M / F R E E R I D E - E

ELECTRIFYING MACH DEINEN TRAUM ZUM TRACK! Willkommen in der Elektro-Welt von KTM. Keine Emissionen und kein Lärm – nur das laute Lachen unter deinem Helm. Der passende Track dazu kommt aus deiner Vorstellungskraft. Alles weitere bietet dir die neue KTM FREERIDE E-XC – mit Straßenzulassung und ab Führerschein Klasse A1! Enorme 42 Nm Drehmoment aus dem Stand weg, hochmoderner und leistungsstarker LithiumIonen-Akku und drei individuelle Fahrmodi (Economy, Enduro, Cross) wählbar. Mach die Welt zu deinem Spielplatz und entdecke neue Spots, Trails und Tracks!

Fotos: R.Schedl, H. Mitterbauer

FREERIDE E-XC

KTM macht alle Motorradfahrer darauf aufmerksam, die vorgeschriebene Schutzbekleidung zu tragen, das elektrisch betriebene Fahrzeug nur nach erfolgter Hochvolt-Sicherheitseinweisung durch einen autorisierten KTM Vertragshändler in Betrieb zu nehmen und verantwortungsbewusst sowie im Einklang mit den relevanten und anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung zu fahren. Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.

DER KLICK ZUM DIGITALEN FOLDER


ACTION!

GAMES

„DOTA“-Turniere: 17.000 Zuseher ­waren beim „International“ in Seattle.

P I X E LPOWER DIE DREI BESTEN GAMES IN RETRO-OPTIK

„SHOVEL KNIGHT“ Ein Retro-Feuerwerk von Grafik bis Soundtrack: Dieser klassische Platformer gehört nicht zu den innovativsten, aber ­sicher zu den besten Spielen 2014. Für PC, Wii U, ­Nintendo 3DS.

MULTIPLAYER ONLINE BATTLE ARENA    IST NUR EINER VON VIELEN NAMEN FÜR DAS GENRE, AN DEM DERZEIT KEINER VORBEIKOMMT.

Toby Dawson (29), besser bekannt als TobiWan: Der Australier ist profes­ sioneller „DOTA 2“Kommentator.

An der Spitze stehen Profiteams wie NewBee oder Evil Geniuses: Sie sind die Superstars von „DOTA 2“, einem ­Action-Strategie-Game für 5-MannTeams. Die bekämpfen einander mit Pfeilen, Schwertern und Zaubersprüchen. Es geht um Upgrades und darum, immer weiter ins Gebiet des Gegners vorzudringen, um am Ende seine Basis zu erobern. Die Profis kämpfen in riesigen Hallen vor tausenden Live-Zusehern – und noch viel mehr Fans, die online dabei sind: Dieses Jahr haben erstmals über zwei Millionen Menschen zugesehen, als beim größten „DOTA“-Turnier, dem „International“, die Besten der Welt gegeneinander antraten – live begleitet von Profi-Kommentatoren. Auf dem Spiel stehen gewaltige Preisgelder: Das Siegerteam NewBee aus China gewann

dieses Jahr über fünf Millionen Dollar. „DOTA“ ist das bekannteste Game eines Genres, das es 2003 begründete und das seither eine unglaubliche Erfolgsstory schreibt – obwohl es nicht einmal einen ­eindeutigen Namen hat: Es wird ebenso als MOBA (Multiplayer Online Battle Arena) bezeichnet wie als ARTS (Action Real-Time Strategy). Die Steckenpferde sind „DOTA 2“ und „League of Legends“: Sie gehören zu den meistgespielten PC-Games der Welt. Neue MOBA- (bzw. ARTS-)Titel erscheinen fast im Wochenrhythmus. Toby Dawson alias TobiWan ist einer dieser Kommentatoren. Wie erklärt er die Faszination des Genres? „Vor allem ist es die enorme Komplexität“, sagt der Australier. „‚DOTA‘ ist eines der schwierigsten Spiele überhaupt. Die Spieler müssen eng zusammenarbeiten – und wenn nur einer Mist baut, verliert das ganze Team.“

NEUE GAMES IM MOBA-GENRE „Transformers Universe“

Der ewige Kampf der wandelbaren Killermaschinen geht in die nächste Runde. Und nach Kinderzimmer und Kinoleinwand erreicht er jetzt den Computerbildschirm – als actiongeladene Mischung aus MOBA und ThirdPerson-Shooter, bei dem Teams zu vier Spielern versuchen, den Gegner zu Elektroschrott zu verarbeiten.

„Arena of Fate“

In dieser MOBA aus dem Hause Crytek wird, ganz typisch für das Genre, in Fünferteams gegeneinander gespielt. Doch die Figuren stammen aus Geschichte und Sagenwelt: Hat Rotkäppchen eine Chance gegen Nikola Tesla? Und wer gewinnt bei Baron Samedi (Bild) gegen Johanna von Orléans? Das lässt sich rausfinden!

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„LUFTRAUSERS“ Von wegen Luft raus: Hier geht es ans Steuer eines Flugzeugs im ­Pixel-Design. Und in eine Menge schwindelerregender Luftkämpfe! Für PC, Mac, PS 3, PS Vita.

„TOWERFALL ASCENSION“ Der Partykracher im Pixellook: Bis zu vier Spieler ­jagen durch verschiedene Levels – und einander Pfeile in den Hintern. Für PC, Mac, PS 4.

THE RED BULLETIN

VALVE, ESL

Die MOBA-Mania


www.napapijri.com


N I G H T L I F E

ANGRIFF RIESEN Die verr端ckteste Festivalb端hne der Welt. 20 Meter hoch, 50 Tonnen schwer. Text: Flo Obkircher 96


Schrott + High Tech = Ekstase: Wunderbühne The Spider, hier beim Boomtown Fair Festival in Winchester bei Southampton, Südengland

DER SPINNE Schießt Flammen und Laserblitze. Und tanzt im Rhythmus der Musik. Bilder: Alex de Mora


N I G H T L I F E

E

ine windig-verregnete südenglische Nebelnacht im August, Sonntag, 2.30 früh. Das Boomtown Fair Festival schläft längst. Nur auf dem Party-Areal des KünstlerKollektivs Arcadia pumpen noch Beats. Der Platz, vielleicht hundert Meter im Durchmesser, ist von einem Sechseck aus Lautsprechertürmen eingefasst. Rote ­Laser-Augen tasten zuckend durch die Nebel. Fünftausend Menschen in Regenmänteln tanzen ekstatisch im Matsch, wie bei einem elektronischen Kultritual. In dessen Mitte ragt eine riesige Metall­ spinne mit wuchtigen, haushohen grün beleuchteten Beinen empor. Der Körper der Spinne, der aussieht wie ein Raumschiff, ist nur schemenhaft oben im Nachthimmel auszumachen. Arcadia ist keine Band. Arcadia ist ein Zusammenschluss von Künstlern verschiedener Disziplinen – Pyrotechnik, Maschinenakrobatik, Lasershow, Musik. Das Team baut seit acht Jahren gemeinsam DJ-Bühnen. Die verrücktesten, größten, phantasievollsten der Welt. 360-GradStages, auf denen die DJs und Musiker vom Publikum umgeben sind. Ohne Absperrungen. Das Publikum ist nicht mehr Publikum, es ist ein Teil der Show. Zur Boomtown Fair ist das Team mit seiner größten Stage angereist: The Spider, 20 Meter hoch, 50 Tonnen schwer. Seit 19 Uhr steht die Spinne im Zen­ trum einer wilden Party. „Das war aber noch gar nichts“, sagt Pip Rush Jansen. Er ist der Chef von Arcadia. Headset, Hawaii­

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hemd unter der roten Regenjacke. Seit ­einer Woche ist er am Festivalgelände täglich zwölf Stunden im Einsatz. Sein Job ist es, den Überblick zu bewahren und das über hundertköpfige Team der SpinnenShow zu leiten: Aufbauarbeiter, Ton- und Lichttechniker, Kranlenker, DJs. Seit seiner Jugend baut Jansen Metall­ skulpturen für Musikfestivals. Vor acht Jahren hatten er und sein Kollege Bertie Cole eine Idee: „Wir fanden klassische Konzertbühnen langweilig“, sagt er. „Das Publikum starrt immer nur in eine Richtung. Wie beim Fernsehen.“ Die beiden gründeten Arcadia, um die Bühne zum Star zu machen. Zum Gesamtkunstwerk aus Licht, Feuer, Musik, gefertigt aus Altmetall und Schrott. Ihre erste Konstruktion nannten sie Afterburner: Sie bauten ein ausrangiertes turmförmiges Düsentriebwerk zur DJ-Kanzel mit Laserstrahlern um. DJs mussten mit ihren Plattentaschen elf Meter zum Pult hochklettern. Bislang haben Jansen und Cole sechs spektakuläre Bühnen gebaut. Von The Bug, einer mobilen Panzerwagen-DJ-Stage, bis zu Lords of the Lightning, wo sich zwei Tänzer mit Blitzen aus Tesla-Transformatoren beschießen. Afterburner ist derzeit in Australien, die Riesenspinne reist im November nach Thailand. Die Teile für ihre spektakulären Bühnen finden Jansen und Cole auf Schrottplätzen in ganz England, die sie ­jeden Winter abklappern. Vor fünf Jahren fanden sie so auch die drei Beine für ihre Spinne: ausgemusterte Scanner-Apparate der Zollbehörde. „Mit denen wurden Frachtcontainer in der Sahara kontrolliert“, sagt Jansen. Die DJ-Kanzel der Spinne bilden sechs aussortierte Düsentriebwerke, und die panzerartigen Knieprothesen waren früher Helikopterteile.


Das Party-Areal am Festivalgelände der Boomtown Fair sieht aus wie ein postapokalyptisches Industriegebiet. Steam-Punks und High-Tech-­ Hippies tanzen unter der großen Metallspinne und um lodernde Laternenpfähle (oben). Für die Feuershow ist Pyrotechniker Sir Henry Hot verantwortlich (rechts), hier auf Kontrollgang im Container, in dem die Gasflaschen lagern.

Die Spinne besteht aus simplem Altmetall. Ihre Beine zum Beispiel sind ausgemusterte Scanner nordafrikanischer Zollbehörden.


Üblicherweise überwintert die ­Spinne in einer Lagerhalle in Bristol, doch diesen Winter geht sie auf Tournee: Nach einer Show in Bangkok, Thailand (28./29. November), geht’s zum Rhythm & Vines nach Neuseeland (29. – 31. Dezember).


N I G H T L I F E

Feuer. Hot war damals Mitte vierzig, lernte Feuer spucken und ließ sich zum Pyrotechniker ausbilden. Für die Spinne designte er 2009 ein weltweit einzigartiges System mit neun Kanonen, die 25-Meter-Flammen gen Himmel schießen. Der schönste Moment der Show ist für ihn stets der erste Feuerschuss. Wenn noch keiner damit rechnet. „Dieser Knall, diese grelle Licht, der Geruch – die Leute drehen jedes Mal durch. Die Vibrationen der Fontänen spürst du noch in fünf Kilometer Entfernung“, sagt Hot mit leuchtenden Augen. Noch 30 Sekunden. Höchste Anspannung im Container, 50 Meter Luftlinie vom Metallgiganten entfernt. Hier sitzt das ­externe Hirn der Spinne: Hot und sieben weitere Techniker mit Headsets starren gebannt auf ihre Mischpulte und Bildschirme. „Bereit?“ Alle nicken, Daumen nach oben. Dann zählt Hot den Countdown ein: „Zehn, neun, acht, sieben …“

Im Spinnenhirn: Laser- und Pyrotechniker, Kran-Choreographen und Produktionsmanager vor Computermonitoren. Mit dem großen roten Druckknopf heizt Sir Henry Hot dem Publikum ein.

Jansen lebt wie die übrigen sechs ­ rcadia-Kernmitglieder das meiste Jahr A über in einer Wohnwagensiedlung am Stadtrand von Bristol. Dort tüftelt man an neuen Bühnenideen, repariert die Stages und verschweißt neu gefundene Schrottteile zu monströsen Metallgiganten. Drei LKW sind nötig, um die Einzelteile der Spinne zu transportieren. Am Einsatzort werden zuerst die drei Beine kreis­ förmig aufgelegt, von einem 100-TonnenKran in die Höhe gezogen und mit dem Spider-Kopf verbunden. Stromleitungen und Hydraulikrohre werden unterirdisch zu gartenhausgroßen Dieselgeneratoren am Rand des Areals verlegt. Drei Tage braucht das 15-köpfige Aufbauteam, um die Spinne zusammenzusetzen. Danach sind die Licht- und Pyrotechniker mit dem Feinschliff dran. „Noch genau zehn Minuten“, sagt ­Jansen, auf seine Uhr blickend. „Um exakt 2.45 Uhr geht’s los. Eine 15-Minuten

Show, bei der die Spinne zeigt, was sie kann.“ Jansen setzt das Headset ab. „Nun folgt der große Auftritt von Sir Henry.“ Der mit vollem Künstlernamen Sir Henry Hot heißt und Chef-Pyrotechniker von Arcadia ist. Er kontrolliert noch einmal die Anschlüsse von 35 orange­ farbenen Gasflaschen in einem Container am Fuß der Spinne. „Von hier pumpen wir das Gas rauf. Am Kopf sind die 150-LiterTanks angebracht. Damit kann ich ordentlich heizen“, sagt er. Vor 15 Jahren war Hot EDV-Techniker in einer norddeutschen Kleinstadt. Nach einem Burnout riet ihm ein Psychologe, seiner Leidenschaft nachzugehen: dem

Henry war EDV-Techniker. Nach einem Burnout wurde er Pyrotechniker.

Musik und Lichter der Spinne verstummen und verlöschen. Plötzlich – Dunkelheit. Die Tänzer halten inne, ­blicken nach oben. Einige buhen: Was, schon aus? Stromausfall? Die Antwort folgt als dumpfer Bass, der aus den Lautsprechertürmen grollt. Laserstrahler an den Spinnenbeinen schießen blaues Licht durch die Nebelwand. Der Beat setzt langsam wieder ein. Drei Kräne am Körper der Spinne beginnen sich zu bewegen. Im Rhythmus der Musik. Erst nach unten, dann nach oben. Die Spinne erwacht. Das Publikum johlt. Die Musik schwillt an. Scharfe Synthesizer-Sounds schrauben sich nach oben. Hot legt seinen Zeigefinger auf den roten Druckknopf am Steuerpult vor ihm. Die Bass-Drum knallt. Hot drückt ab. Drei Feuerfontänen schießen zischend aus dem Kopf der Spinne. Der Flammenschuss ist so grell, dass man im Moment danach nichts sieht. Die Hitzewelle ist so heftig, dass man überprüft, ob die Wimpern noch dran sind. Hot grinst, als das Publikum vor Überraschung brüllt. Und drückt gleich noch mal ab. Und noch mal. Die Musik wird immer schneller. Hot zieht alle Register der Spinne: Flammenwerfer, Roboterarme, CO -Kanonen und ² Laserstrahler bewegen sich im Beat. Sämtliche Elemente sind präzise aufeinander abgestimmt – und verschmelzen zum stürmischen Farbspektakel. Was bis kurz vor drei Uhr morgens eine tolle Show war, ist jetzt eine post­ apokalyptische „Mad Max“-Party. Eine Silvesterfete auf dem Mars. In einer windigen, verregneten süd­ englischen Nebelnacht im August, die weit hinein in den Sonntag dauert. www.arcadiaspectacular.com

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ACTION!

TV-HIGHLIGHTS

M UST SEE

Volles Programm

HELDEN AUF IHREM BILDSCHIRM

DAS RED BULL TV-FENSTER BEI SERVUS-TV

Wer fliegt am Red Bull Ring im steirischen Spielberg zum Red Bull Air Race-Weltmeister­titel?

JASON PAUL

ANDREAS LETTENBICHLER will im finalen Hard-Enduro-Rennen der Saison mit Prolog in Porto ­erneut gewinnen. 25. 10., 9.30 Uhr

Sonntag, 26. 10., 14.15 Uhr

Red Bull Air Race: Spielberg Das Finale der Red Bull Air Race Weltmeisterschaft steigt stilecht am bzw. über dem Red Bull Ring in Spielberg. Local Hero Hannes Arch steht hier ­jedoch unter Zugzwang – nur mit einem Sieg kann er sich zum Weltmeister krönen, die Briten Paul Bonhomme und Nigel Lamb sind ihm dicht auf den Fersen. Damit auch Sie nah am Geschehen sind, überträgt ServusTV live und versorgt Sie mit Hintergrundberichten, Interviews und jeder Menge Action.

GARY HUNT, Samstag, 8. 11.

The Wild Ones – 2. Staffel Mittwoch, 15. 10., 20.15 Uhr

Mittwoch, 22. 10., 21.15 Uhr

Donnerstag, 23. 10., 20.15 Uhr

Terra Mater – Wildes Kanada

Zurück ans Licht

Poplegenden: Fanta 4

Teil 4 der „Terra Mater“Doku widmet sich dem tierreichen hohen Norden Kanadas, samt einem Besuch bei den Inuit-Jägern.

Die Spitzenkletterer Stefan Glowacz und Chris Sharma kraxeln im Oman aus einer 160 Meter tiefen riesigen (Geister-)Höhle ins Freie.

25 Jahre deutscher Hip-Hop müssen gefeiert werden! Mit neuem Album („Rekord“, ab 24. 11.) und ausführlicher Dokumentation.

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Die fünf Ausnahmetalente Maya Gabeira (Surfen), Bene Mayr (Freeski), Peter Henke (Mountainbike), Ken Roczen (Motocross) und Andi Mikkelsen (Rallye) sind dabei, ihren Profisportler-Traum zu leben. Red Bull TV ­begleitet die jungen Helden auf ihrem Weg an die Spitze ihrer jeweiligen Sportart und ist nicht nur bei den Wettkämpfen, sondern auch bei privaten Momenten präsent.

der bereits als Red Bull Cliff ­Diving-Champion feststeht, lässt in Yucatán (MEX) die Saison ausklingen. 3. 11., 22.45 Uhr

Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70 THE RED BULLETIN

SANDRO ZANGRANDO/RED BULL CONTENT POOL, PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL, KLAUS FENGLER/RED BULL CONTENT POOL, ALEXANDER GNÄDINGER, JAANUS REE/RED BULL CONTENT POOL, FUTURE 7 MEDIA/RED BULL CONTENT POOL, UTGER PAUW/RED BULL CONTENT POOL

nimmt Sie mit in die akrobatische Freerunning-Welt und zeigt exklusiv seine atemberaubendsten Clips. 18. 10.


- Hannes Arch Österreichs erfolgreichster Rennpilot –

„An Grenzen zu stoßen, bedeutet nicht das Ende deiner Träume.“

Der neue Mazda3.

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Als erfolgreicher Extrem-Abenteurer weiß Hannes Arch, wie wichtig es ist, Grenzen zu überschreiten, um seine Träume zu verwirklichen. Mit derselben Einstellung entwickelte Mazda die bahnbrechende SKYACTIVTechnologie und revolutioniert in Verbindung mit seinem unverwechselbaren KODO-Design sowie dem einzigartigen MZD Connect die Kompaktklasse. www.mazda.at Verbrauchswerte: 3,9–5,8 l/100 km, CO2-Emissionen: 104–135 g/km. Symbolfoto.


ACTION!

EVENTS

SAVE THE DATE WEITERE PFLICHTTERMINE IN DEN NÄCHSTEN WOCHEN

18 OKTOBER

ÖMS HOCHSEESEGELN Auch Binnen­ länder brauchen Staatsmeister im Hochseesegeln. Die österreichischen werden in Norddalmatien ermittelt.

23 OKTOBER

Aimee Fuller, im Vorjahr Dritte, ist eine der Favo­ ritinnen auf den Sieg im Superpark Dachstein.

ELEVATE FESTIVAL Die ElektronikTrends 2014 beim Elevate: hand­ gespielter Techno von Elek­tro Guzzi, Future-Bass-­ Musik von Kode9, und die Red Bull Music Academy feiert zehn Jahre Hyperdub.

14. – 16.  November, Schladming

O’Neill Pleasure Jam Spektakulärer Saisonstart für die World Snowboard Tour: Nationale (Anna Gasser, Clemens Schattschneider) und internationale (Aimee Fuller, Sven Thorgren) Superstars des Snowboard Slopestyle treffen sich im Superpark Dachstein, dem Dorado der Freestyleszene. Die Fans erwartet ein Feuerwerk an Tricks, die Stars ein Preisgeld von 20.000 Dollar. Übrigens: Am 28. November findet in Schladming auch das große Wintersaison-Opening statt.

23. – 26. 10., Graz

31

www.pleasurejam.com 24. 10., B72, Wien

5. – 8. 11. Posthof, Linz

Blitz Kids

Ahoi! Pop Festival

Brüllende Gitarren, zackige Drums, hymnische Melodien: Die Blitz Kids verbinden Metal mit poppiger Melancholie. So gekonnt, dass ihre aktuelle Platte auf Platz 4 der britischen Rock&-Metal-Charts stürmte. Red Bull Records bringt das britische Quartett nun nach Wien. www.blitzkidso∞cial.com

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Die Indie-Pop-Songs von St. Vincent (Bild) sind hinterhältig: Auf fragile Intros folgen Lärmausbrüche, hübsche Melodien treffen auf makabre Texte. Beim Ahoi! Pop Festival entert sie die Bühne neben Newcomer-Bands wie Mer­ chandise und Nothing. www.posthof.at

OKTOBER

26. November, Salzburg

Red Bull Gstanzl Battle

FM4 UNLIMITED

Die einen tragen urige Lederhosen und Gamsbart auf dem Trachtenhut, die ­anderen Baggy Pants und fette Gold­ ketten. Im Salzburger „Republic“ treffen Gstanzler und Rapper aus dem ganzen Land zum vierten Mal im freundschaft­ lichen Wettstreit der Worte aufeinander – und kämpfen um den Titel des „King of Red Bull Gstanzl Battle“. An Gesamtsiegen steht es 3:0 für die Gstanzler, die Rapper stehen also gehörig unter Druck. www.redbull.at/gstanzlbattle

Einmal im Jahr laden die FM4-DJs Beware und Functionist die 30 besten heimischen DJs zur Riesenparty ins Rathaus. Auf drei Floors gibt’s Musik von House bis HipHop. 31. 10., Wien, Rathaus

THE RED BULLETIN

JULIET ELLIOT/RED BULL CONTENT POOL, MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, RENATA RAKSHA, VIENNALE, MITCHELL GUNN/ESPA, GEPA PICTURES

18. – 22. 10., Biograd, Kroatien


25./26. Oktober, Sölden

FIS Ski-Weltcup Bereits traditionell startet die Skiweltcup-Saison mit Riesentorläufen der Damen (Samstag) und Herren (Sonntag) in den Ötztaler Alpen. Großer Gejagter ist Ted Ligety. Der Amerikaner war in den letzten drei Jahren mit Rekordvorsprüngen bis 2,7 Sekunden eine Klasse für sich. Auch heuer gelten der Franzose Alexis Pinturault und Marcel Hirscher (Bild) – im Vorjahr auf Platz zwei bzw. drei – wieder als aussichtsreichste Herausforderer des US-Stars. Ist die Zeit reif für Hirschers ersten Sieg in Sölden? www.skiweltcup.soelden.com

23. 10. – 6. 11., Wien

Auf der Suche nach echten Heraus– forderern.

Viennale

Wir bei Mazda feiern alle, die Dinge besser machen, indem sie Konventionen brechen:

96.000 Besucher bei gut 300 Filmen binnen 14 Tagen: Österreichs größtes Kinofestival findet zum 52. Mal statt. Die opulente Retrospektive ist diesmal John Ford gewidmet, der in seinem Leben mehr Oscars (4) gewann als jeder andere Regisseur. Geheimtipp: „Frank“ (Bild oben), eine schräge Komödie über einen Musiker mit Pappmaché-Maske, der in einem irischen Landhaus die beste Platte aller Zeiten aufnehmen will. In der Hauptrolle: Michael Fassbender. www.viennale.at

Menschen, die leidenschaftlich kreativ sind, mit innovativen Ideen die Welt verändern oder im Sport scheinbar unüberwindbare Grenzen überschreiten. Vier Bewerber haben sich für das Finale der „Mazda Hero Challenge“ qualifiziert und kämpfen jetzt um € 10.000,– zur Verwirklichung ihrer Träume.

6. – 8. 11., Grafenegg (NÖ)

Erfahre mehr über vier außergewöhnliche Projekte und vote für deinen Favoriten.

Rallye Waldviertel Raimund Baumschlager ­sicherte sich vorzeitig den mittlerweile 12. RallyeStaatsmeistertitel. Kann der 54-Jährige auf den 175 (großteils Schotter-) Kilometern des Saison­ finales in Niederösterreich nochmals seine Dominanz unter Beweis stellen? www.rallye-oem.at 23. Oktober, Red Bull Arena, Salzburg

28./29. 11., Obertauern

FC Salzburg – Dinamo Zagreb

Skiopening Obertauern

Nach der verpassten Champions-League-Qualifikation wollen Kevin Kampl & Co in der Europa-LeagueGruppenphase einen ähnlichen Erfolgslauf starten wie in der letzten Saison oder 2009/10: sechs Siege in den sechs Gruppenspielen. Am 3. Spieltag zu Gast: der 16fache kroatische Meister Dinamo Zagreb. www.redbulls.com

THE RED BULLETIN

Stimme jetzt für deinen Mazda Hero Challenger! Voting: www.mazda.at/herochallenge

Der Skiort Obertauern ­läutet den Winter ein – ­jedes Jahr mit einem ­musikalischen Megaevent. Heuer on Stage: Andreas Gaba­lier, der gemeinsam mit den Backyards die bekanntesten Beatles-Songs zum Besten geben wird. panorama-obertauern.at

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JE TZT A BER RAUS MIT

EUCH!

Strömender Regen? Eisige Kälte? Brutale Hitze? Tiefe Nacht? Klingt doch wunderbar.

DIE AU S R Ü ST UNG GEGEN AU SR ED EN BILDER: LUKE KIRWAN TEXT UND STYLING: OLIE ARNOLD PRODUKTION: OTTER JEZAMIN HATCHETT

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R E A D BULL

Von Harald Martenstein

Harald Martenstein Geboren 1953 in Mainz, lebt in Berlin und auch außerhalb. Nach seinem Studium arbeitete Martenstein als Redakteur bei verschiedenen deutschen Tageszeitungen, ehe er als leitender Redakteur zum Berliner „Tagesspiegel“ wechselte. Martensteins Paradefach sind Kolumnen, die er einmal wöchentlich für den „Tagesspiegel“ und das Magazin der „Zeit“ verfasst: satirisch-kritische Zuspitzungen von Alltagsthemen, die der Autor auch in Lesungen präsentiert. Martenstein wurde vielfach ausgezeichnet (Egon-ErwinKisch-Preis 2004, Journalist des Jahres/Kategorie Unterhaltung 2004, Henri-Nannen-Preis/Kategorie Humor 2008). Seine bekanntesten Bücher sind „Heimweg“ (2007, Roman), „Männer sind wie Pfirsiche“ (2007), ­„Gefühlte Nähe“ (2010, Roman) und „Ansichten eines Hausschweins“ (2011, sämtlich bei C. Bertelsmann erschienen).

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THE RED BULLETIN

C.BERTELSMANN

Ein Kind ­voller Energie

m drei Uhr morgens wachte Jost auf. Er lag auf dem Sofa und war überrascht. Offenbar hatte er tatsächlich eine Weile geschlafen. Gottfried schrie. Natürlich schrie Gottfried. Milena saß in der Küche, Gottfried lag schreiend auf ihrem Schoß. „Das geht jetzt schon seit zwei Stunden“, sagte Milena. Sie klang weder anklagend noch verzweifelt, noch wütend. Sie klang leer. Jost nahm ihr Gottfried ab, Milenas Kopf sackte langsam auf den Küchentisch. Bevor Jost mit Gottfried die Küche ver­ lassen hatte, war Milena im Sitzen eingeschlafen. Noch vor ein, zwei Monaten hätte Jost versucht, sie zu wecken und ins Bett zu bugsieren. Aber aus dieser Phase waren sie heraus. Jede Sekunde Schlaf war kostbar. Gottfried schlief praktisch nie. Na gut, manchmal schlief er schon, ein paar Minuten hier, eine halbe Stunde dort, das ­summierte sich durchaus zu ein paar Stunden. Aber es war weit entfernt von dem, was bei einem inzwischen sechsmonatigen Säugling zu erwarten ist. Gottfried wollte ständig Unterhaltung, von Anfang an, er wollte getragen werden, auch Vorsingen und Grimassenschneiden gefiel ihm. Wenn er sich langweilte, schrie er. Tag und Nacht. Weil die Nachbarn sich immer wütender beschwert hatten, wohnten sie jetzt meistens in der Laube, zwei Minizimmer plus Miniküche. Die 130 Quadratmeter renovierten Altbau in Prenzlauer Berg konnten sie genauso vergessen wie alles andere. Kino, Essengehen, Sex, das war alles vorbei. Wie oft hatten sie es seit Gottfrieds Geburt gemacht? Drei Mal. Nur der Garten war in Schuss. Wenn Gottfried schrie, mähten sie oft Gras, weil das einfach mal ein anderes Geräusch war. „Jedes Kind ist anders“, hatte der Arzt gesagt. „Ihres besitzt eben sehr viel Energie. Ein bemerkenswert kräftiger und ­munterer kleiner Kerl.“ Jost hätte den Arzt am liebsten gewürgt. Milena war Voll­ waise, er selbst war mit seinen Eltern total zerstritten, von dieser Seite war keine Hilfe zu erwarten. Ihre kinderlosen Freunde hatten sich alle zurückgezogen, einerseits wegen Gottfrieds Schreierei. Andererseits, weil Jost und Milena inzwischen zweifellos todlangweilige Leute geworden waren, die von der Welt da draußen nicht viel mitbekamen. Das Kind hatte also zu viel Energie. In der ersten Zeit dachten sie, es hänge mit den Dreimonats­ koliken zusammen, unter denen Babys nun mal leiden. Aber die sind angeblich nur ein Mythos. Nachdem Milena abgestillt hatte, viel früher als geplant, konnte Jost sich an den Nacht­ schichten beteiligen. Vorher war das unmöglich, weil Gottfried die ganze Nacht an der Brust hing und, wenn man ihn von dort wegzuziehen versuchte, sofort zu schreien anfing. Er war dann stundenlang nicht zu beruhigen. Gemeinsam fieberten sie dem vierten Monat von Gottfrieds Existenz entgegen, der vierte Monat brach an, aber nichts änderte sich. Außer dass Gottfrieds Stimme spürbar kräftiger wurde. Jost wankte morgens ins Büro und hielt sich mit EnergyDrinks über Wasser. Er hatte eindeutig zu wenig Energie, inzwischen. Manchmal schlief er auf der Toilette ein, das war immer superpeinlich, vor allem, wenn er schlafend von der Schüssel auf den Boden rutschte und seine Füße in die Nach­ barkabine ragten. Auf jeden Fall ging es ihm besser als Milena, das sah er abends, wenn sie ihn vor der Laube erwartete, mit dem schreienden Gottfried auf dem Arm. Dieses hohlwangige Gespenst mit den flackernden Augen sollte Milena sein?


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Klar, manchmal hatte er negative Gedanken. Das ist normal, das soll man nicht überbewerten. Er dachte daran, wie es wäre, den schreienden Gottfried einfach aus dem Fenster zu werfen. Das würde er nie machen, niemals, aber der Gedanke als solcher verschaffte ihm schon eine gewisse Erleichterung. Ganz ernsthaft dachten sie beide über Beruhigungsmittel nach. Oder Schlafmittel. Für Milena bedeutete es eine große Überwindung, diesen Gedanken überhaupt zuzulassen. Der Kinderarzt sagte, das komme nicht in Frage. Er gab ihnen die Telefonnummer einer Selbsthilfegruppe.

Gottfried war hübsch und auch intelligent, aber er schrie aus dem kleinsten Anlass und konnte einfach nicht aufhören.

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eine Lösung. Milena hatte versucht, wieder in ihrer Agentur anzufangen. Am dritten Tag war sie zusammengeklappt. Sie wurde sofort krankgeschrieben. Allein schon, wie sie aussah.

n der Selbsthilfegruppe saßen ungefähr ein Dutzend Erwachsene, blasse, hohlwangige Paare. Die meisten ­hatten ihre Babys dabei. Die Selbsthilfegruppe war keine gute Idee. Regulationsprobleme, jedem Tag die gleiche Struktur geben, organische Probleme ausschließen, diese Stichworte und Ideen kannten sie alle. Sämtliche Kinder schrien fast ununterbrochen. Nachdem sie fünf, sechs Babys gleichzeitig hatten schreien hören, kam ihnen Gottfrieds Soloauftritt allerdings gar nicht mehr so laut vor. Das war das Gute an der Selbsthilfegruppe. Kurz nachdem Jost sich mit dem schreienden Gottfried auf das Sofa hatte fallen lassen, stand Milena in der Tür. Sie war wieder aufgewacht. Kein Wunder. Sie schaute ihn ernst an. „Ich muss mit dir reden.“ Jost hatte Angst. War es das, was er schon seit ein paar Wochen befürchtete? Milena war schon seit Wochen irgendwie anders. Viele Paare zerbrechen an dem Stress, wenn erst mal ein Kind da ist. Und bei ihnen, na ja, da war das Wort „Stress“ eher schon eine Untertreibung. „Ich bin schwanger.“ Jost sah eine schwarze Wand auf sich zufahren. Die schwarze Wand hatte Augen und Münder, mit Zähnen darin, die nach ihm schnappten. „Es ist unmöglich.“ Doch. Es war möglich. Verdammt – es war möglich. Jost sagte: „Ich möchte in einem Friedwald begraben werden.“ Milena sagte: „Finde ich gut. Ich bin aber wahrscheinlich die Erste, die geht. Wer bekommt nach unserem Tod die Kinder? Darüber mache ich mir seit Tagen Gedanken.“ In den folgenden Tagen einigten sie sich darauf, diese Sache, wie Jost es nannte, laufen zu lassen. Natürlich war es Wahnsinn und ihr Untergang. Auf der anderen Seite konnte das neue Kind ja nichts dafür, dass Gottfried zu viel Energie hatte. Im Prinzip, also vor Gottfried, waren sie schon für ein zweites Kind gewesen, irgendwann. Gottfried würde sicher bald aufhören zu schreien. Dann sähe die Welt schon ganz anders aus. An Gottfrieds erstem Geburtstag schob Milena bereits einen sichtbaren Bauch vor sich her. Sie hatten ein paar alte Freunde eingeladen. Alle hatten abgesagt, mit Gründen, die bestimmt vorgeschoben waren. Gottfried konnte inzwischen laufen. Er war hübsch, ganz objektiv, sagte sich Jost, intelligent war er auch. Er versuchte zu reden. Aber meistens schrie er. Er schrie aus dem kleinsten Anlass und konnte einfach nicht aufhören. Der Arzt sagte: „Das ist sehr ungewöhnlich. Jedes Kind ist halt anders.“ Jost war inzwischen in Vaterschaftsurlaub. Im Büro waren sie erleichtert, als er ging, das spürte er genau. Ein Mitarbeiter, der in der Jahreskonferenz mit den großen Chefs aus der ­Zentrale im Sitzen einschläft, stellt eher ein Problem dar als

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ie dachten darüber nach, die große Wohnung für eine etwas höhere Miete als ihre eigene unterzuvermieten. Die Laube könnten sie, illegal, ein bisschen ausbauen, eine ordentliche Heizung war auch notwendig. Dann würde es finanziell klappen. Für eine Weile. Als die Wehen einsetzten, schrie Gottfried schon seit einer Stunde. Jost setzte den schreienden Gottfried in den Kindersitz. Milena saß vorn, neben ihm. Es war unmöglich, für Gottfried einen Babysitter zu finden, die warfen alle das Handtuch. Bei ihnen war Gottfried, manchmal, für eine oder zwei Stunden ruhig, bei den Babysittern schrie er ununterbrochen. Im Krankenhaus fragten sie, was das soll, mit Gottfried. Jost sagte: „Sie müssen während der Geburt auf ihn aufpassen. Wir haben niemanden.“ Gottfried schrie so laut, wie er wahrscheinlich noch nie geschrien hatte. Er war sehr kräftig inzwischen. Der Arzt rief eine Kollegin, deren Schicht gerade zu Ende war. Ob sie kurz mal aufpassen könne. Die Frau war nicht begeistert. Milenas Schreie waren kaum zu hören, Gottfrieds Stimme im Nebenraum war viel kräftiger. Milena hatte diesen ganzen Kram, Geburtsvorbereitung, Schwangerschaftsgymnastik, diesmal nicht mitmachen können. Bei Gottfried lösten Milena und Jost sich alle zwei Stunden ab, anders ging es nicht. Jost hielt Milenas Hand. Dann schlief er ein. Als er aufwachte, hörte er zwei Stimmen, die schrien, eine helle, schwächere und eine kräftige, die er kannte. „Na“, sagte der Arzt, „das ging ja flott. Glückwunsch! Wollen wir dem zornigen jungen Mann seine Schwester vorstellen?“ Die Ärztin führte Gottfried an der Hand in den Kreißsaal. Gottfried schwieg. Gottfried war still. Gottfried war still, er sah aus wie ein kleiner Engel, der darauf wartet, seine Flügel auszubreiten und davonzufliegen. Und dann öffnete Thekla ihren Mund.

READ BULL Lesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat widmet ein namhafter Autor unseren Lesern eine Kurzgeschichte. Diesmal ist es der deutsche Kolumnist Harald Martenstein, dessen Buch „Die neuen Leiden des alten M. Unartige ­Beobachtungen zum deutschen Alltag“ soeben im Verlag C. Bertelsmann, München, erschienen ist.

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