2012 Das vielleicht letzte Magazin der Welt

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2012

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Die innere Apokalypse

Fatale Liebe

So gef채hrlich sind Gef체hle


Die Untergeher. Ein bunter Abend zur Apokalypse mit Thomas Edlinger, Fritz Ostermayer und 2012 - das vielleicht letzte Magazin der Welt

Die vielleicht letzte Tour: WIEN LINZ INNSBRUCK SALZBURG GRAZ

15.05. phil 22.05. EXAKT 12.06. Die B채ckerei 14.06. Urbankeller 15.06. Parkhouse

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1345

Es war die Liebe. Und es war ein Irrtum. Romeo folgt seiner Julia in den Tod – dabei lebte sie noch. Bild: Philipp Comarella/Salon Alpin


Ende Geschichten von den letzten Dingen

Die letzte Liebe Sie ist das größte Gefühl, dessen wir fähig sind. Sie kann die Welt in uns zusammenbrechen lassen: Ausgerechnet die Liebe bringt uns an den Rand der inneren Apokalypse.

Cover-Bild: Filius de Lacroix

E

in falsches Wort oder auch keines, Lügen und Schweigen, sind bloß zwei Todesursa­ chen der Liebe, bloß zwei der Liebeskata­­‑ s­trophen. Obschon es heißt, im Krieg und in der Liebe sei alles erlaubt, scheint nirgends so viel ver­ boten (Seite 1313). Zwar mag es die Liebe schon ewig geben, wie jahrhundertealte Beziehungsdra­ men (S. 1255) bezeugen, dabei ist die romanti­ sche Liebe – die Vorstellung, aus Liebe auch allen ­Widerständen, allen Gegenargumenten zum Trotz zu heiraten – eine recht moderne Idee. Und viel­ leicht gar nicht mal eine so gute (S. 1263). Matt Frerking jedenfalls mag gar nicht an sie denken. Tut er es doch, fühlt er die Liebe auch nur für einen Moment, verliert er die Kontrolle über sei­ nen Körper und sinkt gelähmt darnieder (S. 1337). Da helfen auch kein Zauber und kein Trank, die es für alle Eventualitäten zu geben scheint: um die Liebe zu erzwingen, um sie auf die Probe zu stel­ len oder zu beenden (S. 1223). Wo Magie und Hexerei versagen, hilft mög­ licherweise die Quantenphysik: Wiener Forschern ist es erstmals gelungen, die Zeit gewissermaßen zurückzudrehen und die Vergangenheit durch die Zukunft zu beeinflussen. Das klingt alles vollkom­ men unvorstellbar, ist aber dereinst vielleicht die

einzige Möglichkeit, den Weltuntergang zu ver­ hindern oder rückgängig zu machen (S. 1329). Und dass der viel wahrscheinlicher ist, als man­ che glauben, sagt sogar ein Professor der Univer­ sität Oxford (S. 1233). Nur die indischen Wahr­ sager und Palmblatt-Astrologen wollen nicht so recht an das Ende glauben – zumindest nicht, solange sie mit ihren Prognosen gute Geschäfte machen können (S. 1213).


Inhalt

#08

Von Seite 1348 bis 1185

1327

Das verlorene Gesicht

1281

Schöpfung 2.0

A–Z der Liebes­ katastrophen

1273

Das Todesherz des Himmels

Wie hoch darf der Preis der Liebe sein? Was darf die Liebe kosten? – Auch die eigene Persönlichkeit?

1313

Was hält die Liebe am Leben? Und was lässt sie mit Sicherheit scheitern? Experten geben Auskunft: Standesbeamtin und Scheidungsanwalt, Paar­therapeut, Hochzeitsplanerin, Psychologin, Dompfarrer und Sexarbeiterin.

1289

So lesen Sie 2012 2012 beginnt mit dem Ende. Mit Heft Nummer 12, auf Seite 2012 und zählt hinunter. Am Zwölften jeden Monats erscheint ein neues 2012. Bis Dezember 2012. Dann ist Schluss. Sie befinden sich in Nummer 08 – auf Seite 1342.

Universum der Düsternis

Der Künstler H. R. Giger schuf die Welt des Kultfilms „Alien“. Seine Bilder, Objekte und Möbel sind ­Ausstattungen fremder, surrealistischer Welten und Fantasien. Ein Werkstattbesuch.

Bio Fiction. Sie könnte den Mars begrünen und künstliches Leben schaffen, ja sogar den Menschen optimieren. Die Synthetische Biologie hat das Zeug zur Lösung aller Probleme – und zur Zerstörung der Welt.

Alle paar tausend Jahre stirbt die Menschheit fast aus. Schuld daran könnte eine galaktische Superwelle sein, die aus dem Zentrum der Milchstraße auf die Erde zurast. Zum Winterbeginn 2012 ist es womöglich wieder so weit.

1263

Algo­rithmus des Glücks

Es gab eine Zeit, als die Familie bestimmte, wen das Kind zu heiraten hatte. Morgen errechnet das vielleicht der Computer. Die Karriere der romantischen Liebe hingegen neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu.


1341

Standards 1339 1337 1336 1335

1255

Die letzte Minute Das letzte Gefühl Der letzte Liebesbrief Das letzte Tier

1334 1333 1331 1329

Die letzten Wünsche Das letzte Ende

1223

Liebeszauber

Die Frau, die zu viel liebte

1213

Shanti Shanti im Karma-Shop

Vor 30 Jahren, am 29. Mai 1982, starb Rosemarie Magdalena ­Albach. Als Romy Schneider war sie weltberühmt – als Sissi wurde sie geliebt wie keine andere. Das war ihr Verhängnis.

1235

Die letzte Frage: Erich von Däniken

True Tragic Lovestories

Der Stoff, aus dem die besten Geschichten sind: Liebe, Eifersucht, Tod. Noch mehr ans Herz gehen sie uns, haben sie im echten Leben gespielt. Und sei es vor Jahrhunderten. Acht tragische Liebesdramen in Kurzfassung.

1249

Die letzte Pflanze

„Unter­schätzen das Risiko der menschlichen Auslöschung“

Oxford-Professor Nick Bostrom sieht die Überlebenschancen der Menschheit bei zwanzig Prozent. Todesursache: wir selbst.

Den Menschen war noch nie ein Weg zu weit und keine Anstrengung zu viel, kein Opfer zu groß und kein Mittel zu abstoßend, um sich die Zuneigung eines begehrten Herzens zu sichern. Denn in der Liebe ist alles erlaubt – auch die verbotenen Dinge.

Das Schicksal der Menschheit steht in Indien auf Palmblättern geschrieben. Unsere Reporterin fuhr hin, um ihr eigenes zu erfahren – und vielleicht auch jenes der ganzen Welt.

1195

„Die Liebe gibt es gar nicht“

Für den geliebten Menschen wollen wir der oder die eine sein – und sie oder er für uns alles. Gibt es für immer kürzer werdende Beziehungen in Zeiten immer größer werdender Ansprüche eine Zukunft?


1327

DAS GESI VERLORENE


Wie hoch darf der Preis der Liebe sein? Was darf die Liebe kosten? Die eigene Persönlichkeit? Bilder: Zed Nelson/INSTITUTE

CHT

Preisgegebenes Ich. Der britische Fotograf Zed Nelson dokumentierte fünf Jahre lang einen besonders verstörenden Aspekt der Globalisierung: wie das westlich-moderne Schönheitsideal die Körper von Millionen von Menschen verändert. Im Operationssaal.


1313

Die Ursünde der Liebe – das Wissenwollen. Adam und Eva essen vom Baum der Erkenntnis. Gott wird böse. Bild: Philipp Comarella/ Salon Alpin


A Z bis

der

Liebes katastrophen Was hält die Liebe am Leben? Und was lässt sie mit Sicher­ heit scheitern? Expertinnen und Experten geben Auskunft: Standesbeamtin und Scheidungsanwalt, Hochzeitsplanerin und Blumenhändlerin, Dompfarrer und Sexarbeiterin, Paar­ therapeut, Arzt, Psychologin und selbst eine Fußballtrainerin. Textkurator: Christian Ankowitsch, Bildkurator: Laura Karasinski


1289

Gigers Geschöpf. Torso eines Biomechanoiden mit ausgeprägten weiblichen wie männlichen Geschlechtsmerkmalen und Fetischzaumzeug.


UNIVERSUM DER

DÜSTERNIS Der Künstler H. R. Giger schuf die Welt des Kultfilms „Alien“. Seine Bilder, Objekte und Möbel sind ­Ausstattungen fremder, surrealistischer Welten und Fantasien, wie sie in Hollywood begehrt sind – oder im Industriegebiet von Zürich. Ein Werkstattbesuch. Text: Florian Horwath, Bilder: Yasmina Haddad

W

er seine Oscar-Trophäe jahrelang neben dem Katzenfuttertrog parkt, muss einen gesunden Humor und ausgeprägten Fatalismus besitzen. Ein kleiner, privater Akt der Subversion als Replik auf die Folgen der Über­ reichung des unbekleideten güldenen Burschen, als sich praktisch die gesamte Kunstwelt abwendet, „Ausverkauf“ schreit und mit dem Erschaffer des „Alien“ nichts mehr zu schaffen haben will. Inzwischen ist diese Welt mehrmals um sich selbst zirkuliert. Kunstbetriebswirte wie Damien Hirst haben sich mit derlei Abgrenzungsfragen nicht mehr herumzuplagen und verschiffen ihre kunstgewerblich angehauchten ausgestopften Haie und Diamant-Totenschädel gleichermaßen an russische Yachtenfreunde wie an Tate-Modern-Museumsshops. Trotzdem: Hansruedi Giger ist der Schöpfer der meisten Kunstwerke, die sozusagen im echten Leben verankert sind: Kein anderer Künstler hat mehr Motive geschaffen, die sich begeisterte Menschen auf ihre Haut täto­ wieren ließen.

Kein Platz für Menschen Wir kommen in einem Viertel von Zürich an, das früher angeblich ländlich war und inzwischen

einem Wohnbau-Shoppingmall-ZufahrtsstraßenSplattermovie entsprungen sein könnte. H. R. Gigers Haus wirkt darin wie das kleine Asterix’sche gallische Dorf ohne Dorf. Ein unscheinbares mittelaltes Doppelhaus – dessen eine Hälfte Giger früher mit seinen Eltern bewohnte – mit vielen wildwachsenden Pflanzen im Vorgarten und einem Zettel mit Pfeil an der Tür, der signalisiert, dass man doch bitte schön den Seiteneingang nehmen soll. „Bitte eintreten!“ Machen wir. Sieben Menschen in einem sehr engen Gang, der noch nicht verraten hat, wohin man weitergehen soll. Wir drei (Bild, Wort, Robert Jelinek, ein befreundeter Künstler und alter Bekannter von H. R. Giger) kommen. Zwei gehen, darunter Gigers Lebensgefährtin Carmen. „Hallo, herzlich willkommen, wir kommen später wieder.“ Knapp hinter dem Türstock im linken Zimmer neben dem Gang steht, bewacht vom Halbdunkel, ein bloßfüßiger Mann in Schwarz – Hansruedi Giger. „Bitte geht doch in die Küche“, meint Carmen im Gehen. Giger tritt aus der Tür und führt uns – vom Gang weg geradeaus – in die Küche. „Hallo. Freut mich.“ Mich auch, ja. Wirklich.


1281

Gottes Zauberlehrling auf Erden. Der USamerikanische Genforscher Craig Venter schuf mit seinem „Mycoplasma laboratorium“ die erste vollständig synthetische Lebensform – und meldete sie gleich zum Patent an.


Bio Fiction. Sie könnte den Mars begrünen und künstliches Leben schaffen, ja sogar den Menschen optimieren. Die Synthetische Biologie hat das Zeug zur Lösung aller Probleme – und zur Zerstörung der Welt. Text: Mike Mandl

Bild: The New York Times/Redux/laif

Schöpfung 2.0


1273

Bild: NASA, ESA and Q.D. Wang (University of Massachusetts, Amherst)

Galaktisches Zentrum. 236 Billiarden Kilometer von der Erde entfernt.


Das tödliche Herz des

Himmels Alle paar tausend Jahre stirbt die Menschheit fast aus. Schuld daran könnte eine Art Tsunami aus dem All sein – eine galaktische Superwelle, die exakt aus dem Zentrum der Milchstraße auf die Erde zurast. Zur Wintersonnenwende 2012 ist es womöglich wieder so weit. Text: Peter Hiess


1263

Die Eltern der romantischen Liebe. Das ungl端ckliche Liebespaar St. Preux (li.) und Julie (re.), das niemals zusammenkam.


Der

Algorithmus Es gab eine Zeit, als die Familie bestimmte, wen das Kind zu heiraten hatte. Morgen errechnet das vielleicht der Computer. Die Karriere der romantischen Liebe hingegen neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Text: Raffael Fritz

Bilder: Rousseaus „Neue Héloise“

des Glücks


1255

TRUE TRAGIC LOVESTORIES

Das ist der Stoff, aus dem die besten Geschichten sind: Liebe, Eifersucht, Tod. Noch mehr ans Herz gehen sie uns, haben sie im echten Leben gespielt. Und sei es vor Jahrhunderten. Acht tragische Liebesdramen in Kurzfassung. Text und Illustration: Mandy Fischer


WELTHERRSCHAFT

römischer Staatsmann und Feldherr

48 v. Chr.

GAIUS IULIUS CAESAR * 13. Juli 100 v. Chr. † 15. März 44 v. Chr.

römischer Politiker und Feldherr

letzte Pharaonin

KLEOPATRA VII. * 69 v. Chr.

Antonius erhält die falsche Nachricht von Kleopatras Selbstmord und stürzt sich in sein Schwert.

41 v. Chr.

MARCUS ANTONIUS

* 14. Jänner 82 v. Chr., 83 v. Chr. oder 86 v. Chr.

Kleopatra tötet sich selbst mit Gift.

Tödlich verletzt erfährt er, dass Kleopatra noch lebt, und stirbt in ihren Armen.

† 1. August 30 v. Chr.

umstrittener französischer Philosoph, Heloisas Hauslehrer

PETRUS ABAELARDUS * 1079

† 12. August 30 v. Chr.

Tochter eines Großadeligen

1117

HELOISA * um 1095

gemeinsames Grab auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise

ihr Vormund

SKANDAL

Subdiakon Fulbert

Fulbert lässt Abaelardus entmannen.

† 1142

KLOSTER

1118 KLOSTER

† ca. 1164


1249

DIE Frau, die zu viel liebte Vor 30 Jahren, am 29. Mai 1982, starb Rosemarie Magdalena Albach. Als Romy Schneider war sie weltberühmt – als Sissi wurde sie geliebt wie keine andere. Das war ihr Verhängnis.


Bild: Will McBride/Agentur Focus


1235

Künstliche Intelligenz am Steuer. Kann der Mensch seine Kreationen kontrollieren – oder werden sie klüger und gefährlicher sein als er?


„Wir unterschätzen das

Risiko der menschlichen Auslöschung“

Nick Bostrom, Professor in Oxford, sieht die Überlebenschancen der Menschheit bei maximal zwanzig Prozent. Todesursache: wir selbst.

Bild: Sascha Vernik

Von Ross Anderson, aus dem Amerikanischen übersetzt von F. Peterson. Dieses Interview erschien im März 2012 im „The Atlantic“.

Es mag uns unvorstellbar erscheinen, dass die gan­ ze Menschheit – jede einzelne Person – eines Ta­ ges einfach von der Erdoberfläche verschwinden könnte. Wir haben uns angewöhnt, uns Sorgen über Asteroiden oder Supervulkane zu machen, aber das nach Professor Nick Bostrom von der philosophischen Fakultät der Universität Oxford wahrscheinlichere Szenario dürfte sein, dass wir Menschen uns selbst vernichten. Bostrom, Vorstand des Instituts für die Zukunft der Menschheit (Future of Huma­ nity Institute) in Oxford, hat schon in einer Rei­ he von Publikationen darauf hingewiesen, dass die Risiken der menschlichen Ausrottung nicht wirklich verstanden oder, noch viel schlimmer, unterschätzt werden. Einige dieser existenziellen Risiken sind weitgehend bekannt, besonders die der Natur, aber von anderen haben wir nur vage Vorstellungen oder sie erscheinen uns weit herge­ holt. Das Beunruhigendste für Professor Bostrom ist eine Teilmenge von existenziellen Risiken, die durch die menschliche Technologie entsteht. Von dieser Teilmenge glaubt er, dass sie im nächsten

Jahrhundert an Anzahl und Wirksamkeit zuneh­ men wird. Trotz seiner Besorgnis wegen der Gefahren, die der technologische Fortschritt der Menschheit bringt, ist Bostrom kein Maschinenstürmer. Ei­ gentlich ist er schon seit langem Fürsprecher des Transhumanismus – der Bemühun­ gen, das menschliche Befinden und sogar die menschliche Natur mit technologischen Mitteln zu verbessern. Langfristig sieht er in der Technologie eine Brücke – eine Brücke, über die wir allerdings mit großer Vorsicht gehen müssen, um neue und bessere Arten des Seins zu finden. In seiner Arbeit versucht Bostrom mit den Mitteln der Philosophie und Mathematik, vor allem der Wahrscheinlich­ keitstheorie, festzustellen, wie wir als Gattung diese sichere Überbrückung schaffen. Was folgt, ist ein Gespräch mit Professor Bos­trom über ei­ nige der interessantesten und beängstigendsten existenziellen Risiken, welchen die Menschen in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten gegenüberstehen werden, und wie wir versuchen können, diese Gefahren zu überdauern.


1223

Liebes-

Zauber


Den Menschen war noch nie ein Weg zu weit und keine Anstrengung zu viel, kein Opfer zu groß und kein Mittel zu abstoßend, um sich die Zuneigung eines begehrten Herzens zu sichern. Denn in der Liebe ist alles erlaubt – auch die verbotenen Dinge. Text: Mathias Morscher

Bild: Julie Dermansky/Corbis

Voodoo, Hexerei und Volksmagie. Liebeszauber gibt und gab es in fast jeder Kultur, zu jeder Zeit – um die Liebe zu erzwingen, zu erhalten oder zu zerstören. Für jeden Herzenswunsch kennen Eingeweihte die richtigen Rituale und Getränke.


1213


Shanti Shanti im KarmaShop

Das Schicksal der Menschheit steht in Indien auf Palmblättern geschrieben. Ich bin hier, um meines zu erfahren – und vielleicht auch das der ganzen Welt. Text & Bilder: Mara Simperler

Tempel in Tamil Nadu, der Heimat der Palmblattorakel. Ob 2012 die Welt untergehen wird? Selbst wenn, die nächste Inkarnation wartet schon.


1195

„ Aber die

Liebe gibt es ja gar “ nicht

Für den geliebten Menschen wollen wir der oder die eine sein – und sie oder er für uns alles. Gibt es für immer kürzer werdende Beziehungen in Zeiten immer größer werdender Ansprüche eine Zukunft? Interview: Boro Petric, Bilder: Laura Karasinski, Location: Agent Provocateur, Tuchlauben, Wien

2012: Herr Reiter, was war Ihre größte Liebeskatastrophe? Andreas Reiter: Eine dreijährige Liebesbezie­ hung mit einer verheirateten Frau. Das Katastro­ phale daran war die Entzauberung des Spruches, dass man besser auf sein Herz – und nicht den Verstand – hören soll.

Es scheint, wohl nichts im Leben ist so furchtbar schön und gleichzeitig so schwierig wie die Liebe. Ist Lieben eine Kunst? Unser Lebensglück hängt, das zeigen Umfragen immer wieder, entscheidend von drei Faktoren ab: Gesundheit, Freunden und liebevoller Partner­ schaft. Die Liebe ist das Epizentrum unserer Ge­ fühle. Sie trägt uns durchs Leben. Dabei gibt es so viele Formen von Liebe – die erotische Liebe, die bedingungslose Liebe der Eltern zu ihren Kin­ dern, die platonische Liebe, die Selbstliebe …

… die mühselige …

Ja, zuweilen ist sie auch Arbeit, an sich selbst, an der Beziehung. Nichts jedenfalls ist so wider­ sprüchlich, so schwer zu greifen – und zu halten – wie die Liebe. Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern, trällerte Connie Francis in den frühen 1960ern. Über die Liebe sollte man ja eigentlich nur Dichter spre­ chen lassen oder Schlagersänger. Diese haben zu Recht die Deutungshoheit über Gefühle.

Haben Zukunftsforscher nichts zu sagen? Wenn man über die Liebe spricht, gerät man schnell in eine doppelte Falle: Entweder man plaudert aus der Ratgeberecke à la „Liebe dich selbst, und es ist egal, wen du heiratest“. Oder man analysiert die Liebe auf der Metaebene, also biologisch, soziokulturell, psychologisch. Beide Ansätze – der triviale und der wissenschaftliche wohl noch viel mehr – werden dem Mysterium Liebe nicht wirklich gerecht. Die Liebe lässt sich nicht vermessen, weder im Kernspintomographen noch im Chemielabor. Sie bleibt, allen evolutions­



1187

Vorschau auf Heft # 07 Die Explosion der Menschen

Sind wir zu viele? Sieben Milliarden Menschen – und pro Sekunde werden es zwei mehr. Und würden alle wie im Westen leben, bräuchte es sechs Erden. Sind wir die Krankheit unseres Planeten? Radiert uns die Erde demnächst einfach aus? Oder müssen wir uns selbst dezimieren? Das nächste vielleicht letzte Magazin der Welt erscheint am 12. 6. 2012.


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