Bergwelten Februar/März 2018

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F E B R UAR • MÄR Z 2018 EUR 6

B 12

ERGIDEE

N

2018

Die Schönheit der Natur entdecken

  Der erste 3.000er   Von Hütte zu Hütte   Fliegen lernen

...

PITZTALER POWDER *VON LAUSBUBEN, LEGENDEN UND BERGNARREN

GASTEINER FREIHEIT *FREERIDEN MIT EINER WELTMEISTERIN

MESSNER *DASREINHOLD GROSSE INTERVIEW

FOTOS: XXXXXXX

ÜBER EVEREST, YETI UND WIEDERGEBURT

WIR WANDERN IN DEN FRÜHLING SONNE, MEER & BERGE: DIE SCHÖNSTEN TOUREN AUF MALLORCA UND MADEIRA

BERGWELTEN 2


Gipfelbuch FRÜHLING IM WINTER Diese Ausgabe im Jahreszyklus von Bergwelten ist traditionell jene, wo wir ein wenig hin- und hergerissen sind. Weil wir noch die schönsten Tage des Winters und jeden Meter Pulverschnee genießen wollen, sich aber immer öfter auch die Sehnsucht nach Frühling und Wärme meldet. Soll nichts Schlimmeres passieren: Wir haben beschlossen, beiden Jahreszeiten nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in diesem Maga­ zin ausreichend Platz einzuräumen. Den zum Beispiel Sissi Pärsch kongenial gefüllt hat. Die Bayerin ist ein echter Glücksfall für ein Wandermagazin, weil sie nicht nur eine gute Bergsportlerin ist, sondern auch richtig gut schreibt. Man kann sie also im Winter auf den höchsten Berg Tirols schicken (ab Seite 56) oder in den äußersten Nordwesten Argentiniens (ab Seite 120): Sie wird in jedem Fall mit einer tollen Geschichte zurückkommen.

Der Wiener Autor Markus Huber ist zwar ein guter Skifahrer, Freeride-Weltmeisterin Eva Walkner ins freie Gelände zu folgen kostete ihn aber stellenweise doch etwas Überwindung. Wie viel Überwindung das Schreiben für ihn bedeutet, können wir nur er­ahnen, wenn er den Abgabetermin für seine Geschich­ten aufs Äußerste ausreizt. Ganz sicher sind wir uns aber, dass wir sie besonders gern lesen (ab Seite 88). Martin Staudinger wiederum, Außenpolitikchef des „profil“, wagte sich an den Stammtisch der Zellerhütte in Oberösterreich. Dazu braucht es weniger sportliche Talente als eine gewisse innere Robustheit. Aber lesen Sie am besten selbst – einer der unterhaltsamsten Texte in diesem Heft (ab Seite 72). Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre mit der 17. Ausgabe von Bergwelten. Die Redaktion

FOTOS: PRIVAT (2), JACQUELINE GODANY, KOWALKSY

WER UNS DURCH DIESE AUSGABE BEGLEITET

ROLAND VORLAUFER Der Illustrator gehört seit der ersten Ausgabe zu den Stammkräften dieses Magazins. Der ­gebürtige Wiener kann ohne Berge gar nicht sein und hat dieses Mal zwei Geschichten mit ­seinen unverwechsel­baren Porträts und Bildern ­ausgestattet: das große Messner-Interview (ab Seite 132) und das große Gipfelkino (ab Seite 100).

SIBYLLE HAMANN Die vielen Arten Feuchtigkeit auf Madeira mochte die mehrfach ausgezeichnete Wiener Autorin ­besonders gern, „die ­weichen Moospolster, die Nebelfetzen, die fetten Tropfen auf den Blättern – gut für die Haut und die Atemwege“. Und auch gut fürs Schreiben, wie der feine Text beweist: Wo immer Frühling ist (ab Seite 44).

SUSI EINZENBERGER Ihre Freizeit verbrachte die Fotografin immer schon lieber draußen als drinnen. Einen der schönsten Fernwanderwege Europas auf ­Mallorca zu fotografieren war eine willkommene Pause vom Winter. Vor allem war sie von der ­unberührten Natur auf der beliebten Ferieninsel beeindruckt: Und unten das Meer (ab Seite 22).

SEBASTIAN DOERK Den deutschen Foto­ grafen zieht es seit Jahrzehnten in die Berge, oft auf dem Mountainbike. Damit war er im Nordwesten Argentiniens nur auf den großen Salzseen unterwegs. Ansonsten fand er Wandertouren, die anders sind als die üblichen Hotspots und ihren ganz eigenen Reiz entwickeln: Im Tal des Kondors (ab Seite 120).

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Inhalt FEBRUAR •  MÄRZ 2018

88 LEBEN

120

REGIONEN

MENSCHEN

SPORT

22 Und unten das Meer Unterwegs auf Mallorcas Fernwanderweg GR 221

78 L iebe in den Bergen Vea Kaiser über das Knistern in der Hütte

34 Hoch hinaus Unsere Pläne für das Bergjahr 2018

80 Schritt für Schritt Was man bei einem Skitouren-Kurs lernt

44 Frühlingsinsel Auf Madeira dem Lauf des Wassers folgen

96 Valentins Favoriten Ein praktisches Multitool unter der Lupe

54 D r. Müsli Ein Rezept für Bircher-Müsli

86 Ein Fall für zwei Sechs Tipps für sicheres ­Abfahren im Gelände

56 Ruhige Seiten Das Tiroler Pitztal im großen Porträt

112 G epäckkontrolle Was Lena Kleine-Kalmer bei Radreisen mitnimmt

1 00 G ipfelkino Fünf Berge mit Filmgeschichte

88 Weltmeisterin Freeriden in Gastein mit Eva Walkner

72 Im Allerheiligsten Besuch auf der Zeller­ hütte in Oberösterreich

132 Über Unmögliches Das große Interview mit Reinhold Messner

106 A uf und davon Mode für eine Reise in den Süden

120 Das Tal des Kondors Wandern im Nord­ westen Argentiniens

142 Kitzbüheler Bilder Wie der Künstler Alfons Walde den Skiort prägte

116 Z eit am Weg Sechs Multifunktions­ uhren im Kurztest

KOLUMNEN 12 David Pfeifer: So Sachen 98 Post von David Lama 153 Abwärts mit Nachförg

STANDARDS

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6 Panorama 12 Einstieg & Aufstieg 14 Wege & Ziele 16 Kinder & Familie 17 Große Fragen 18 Bergmomente 19 Fragen & Antworten 20 Gut & schön 70 Kleiner Hüttenführer 148 Après-Berg 150 Bergwelten bei ServusTV 152 Bergwelten Online 154 Vorschau, Impressum

Coverbild: Küstenwanderung im Norden Madeiras. Foto: Andreas Jakwerth 4 BERGWELTEN

FOTOS: SUSANNE EINZENBERGER, SAM STRAUSS, SEBASTIAN DOERK, RUDI WYHLIDAL

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BERGWELTEN AUF REISEN

Und unten das Meer Türkisblaue Wellen, ockerfarbene Bergdörfer, graue Hochebene: Farbenreich durchquert der GR 221 den Norden Mallorcas. Eindrücke von einem der schönsten Fernwanderwege Europas. TEXT: SIMON SCHÖPF  FOTOS: SUSANNE EINZENBERGER

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Das Mittelmeer zu Füßen, die Sonne im Rücken: Belohnt wird, wer sich hoch in die Serra de Tramuntana im Norden Mallorcas vorwagt.

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HOCH HINAUS SPRÜNGE, STERNE UND SONNENAUFGÄNGE: WAS WIR UNS FÜR DIESES BERGJAHR VORNEHMEN. TEXT: MARA SIMPERLER UND KLAUS HASELBÖCK  ILLUSTRATIONEN: CAROLIN EITEL

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AUSRÜSTUNG FÜR HÜTTENTOUREN  Wanderbekleidung  extra Socken und Unterwäsche  Wechselshirt  Hüttenschlafsack  Mikrofaserhandtuch  Zahnbürste, Zahnpasta und Reiseseife  Ohropax  genügend Wasser und Snacks für die Tages­ etappen  Wanderkarte  Handy  Erste-Hilfe-Set

ÜBER DAS HÖLLENGEBIRGE IN OBERÖSTERREICH Tag 1: Startpunkt ist das Landgasthaus in der Kreh bei den Langbathseen. Von hier steigt man auf den Feuerkogel und wandert bis zur Rieder Hütte. Gehzeit: 4 Stunden

FOTO: AV RIED

Tag 2: Von der Rieder Hütte wandert man über Grünalm- und Brunnkogel zum Hochleckenhaus, wo man übernachtet. Gehzeit: 5 Stunden Tag 3: Vom Hochleckenhaus geht es bergab, erst zum Taferlklaussee, dann über die Langbathseen zurück zum Ausgangspunkt. Gehzeit: 4 Stunden

1. Von Hütte zu Hütte wandern Eine oft zitierte Weisheit besagt, dass die Seele langsamer reist als der Körper. Nicht jedoch, wenn man eine Reise ausschließlich zu Fuß unternimmt, etwa bei einer mehrtägigen Wanderung. Da fühlt man sich schon nach kurzer Zeit mit sich selbst im Reinen. Vorweg: Wer noch nie wandern war, sollte nicht mit einer mehrtägigen Tour starten. Geübte Wanderer wissen recht gut, wie viel sie ihrem Körper zumuten können, alle anderen sollten erst einmal mit mehrstündigen Touren üben. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wählt eine Route, bei

der die einzelnen Etappen nicht mehr als sechs Stunden Gehzeit verlangen. Über einen ganzen Tag verteilt sollte das jeder halbwegs trainierte Mensch schaffen. Eine Empfehlung für eine solche Tour ist die Runde über das Höllengebirge in Oberösterreich. Sie startet bei den Langbathseen und führt in einer dreitägigen Runde über den Gebirgsstock. Geschlafen wird in der Rieder Hütte (Bild) und im Hochleckenhaus. Wir versprechen: Selbst wenn Ihr Körper Muskelkater bekommt, Ihrer Seele wird es guttun. >

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44 BERGWELTEN


Steile Aussicht am Weg vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo: Die grüne Insel hält auch anspruchsvolle Wanderungen bereit.

BERGWELTEN AUF REISEN

Wo immer Frühling ist Madeira, die portugiesische Insel im Atlantik: zerklüftet und felsig im Norden, sonnig und sanft im Süden. Wir folgen den alten Wasserkanälen, die die Insel durchziehen. TEXT: SIBYLLE HAMANN  FOTOS: ANDREAS JAKWERTH

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BERGPROVIANT

Dr. Müsli Vor über hundert Jahren erfand ein Schweizer Arzt das Bircher-Müsli, ursprünglich eine Diätspeise, die gerade eine bemerkenswerte Renaissance erlebt.

W

ir müssen reden, liebe Foodies, Breakfast-Hipster und Early ­Adopters, denn jemand muss es euch sagen: Ihr seid spät dran, diesmal, mit eurer neuesten „Erfindung“, den schicken overnight oats. Über Nacht eingeweichte Haferflocken haben einen Bart, so lang wie der vom Typen hinterm Starbucks-Tresen. Wer hat’s erfunden? Die Schweizer! Und ganz genau: Doktor Maximilian ­Oskar Bircher-Benner, der im vergangenen Jahr seinen 150. Geburtstag gefeiert hätte. Für den Vordenker der ganzheitlichen Medizin waren körperliches und geistiges Wohlbefinden untrennbar miteinander verbunden – diese Anschauung war schon damals ziemlich hip! Basis seiner medizinischen Überlegungen und Therapien war eine rein vegetarische Ernährung, Roh- und Vollwertkost das Mittel der Wahl bei Übergewicht, Rheuma, Gicht und Herz-Kreislauf-Störungen. Zeitzeugen beschreiben den Doktor als konservativen Herrn, der Disziplin sich selbst wie seinen Pa­ tienten abverlangte, die einen Kur- und Klinikaufenthalt in seinem Sanatorium am Zürichberg gebucht hatten. Von einem „hygienischen Zuchthaus“ sprach einer seiner berühmtesten Patienten, Thomas Mann. Sein Aufenthalt im Sanatorium inspirierte den Schriftsteller zum Roman „Der Zauberberg“. Bircher-Benner war sich sicher: „Krankheit ist Unordnung“, und gegen die Unordnung verordnete er seine Ordnungstherapie – ganzheitlich mit gesunder Ernährung, Körperertüchtigung und Seelenheilung. Pillen dagegen waren Unfug für den innovativen

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Arzt, der im Jahr 1900 von der Zürcher Ärztegesellschaft ausgeschlossen wurde. „Herr Bircher hat die Grenzen der Wissenschaft verlassen!“, tobte der Verbandspräsident. Doch bis heute hat Bircher-Benners Lehre Bestand, damals war seine Klinik Hotspot der Schönen, Gebildeten und Reichen. Auf der Homepage der Bircher-Benner-Klinik ist nachzulesen, wer sich alles die Ehre gab: unter anderem die einstige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir, Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und Helena Rubinstein. Und es ist wahrscheinlich, dass alle das berühmte Müsli des Doktors aßen, auf Schweizerdeutsch „d’ Spys“ („die Speise“) genannt, bestehend aus einem Esslöffel Haferflocken, drei Esslöffeln Wasser, ein bis zwei ­geriebenen Äpfeln, dem Saft einer halben Zitrone, etwas gezuckerter Kondensmilch und einem Esslöffel geriebenen Nüssen. Die Speise wurde über Nacht eingeweicht und dadurch noch bekömmlicher. Heute ist das Bircher-Müsli ein echter Kraftspender und als Bergsteigermahlzeit nicht zu unterschätzen, denn es lässt sich einfach zu- und vorbereiten und kann sogar in der Thermoskanne mitgeführt werden. Unsere Bergwelten-Bircher-Variante ist besonders frisch und kernig – und schmeckt sicher auch, wenn man sie overnight oats nennt. Der Hamburger STEVAN PAUL hat bei Sternekoch Albert Bouley gelernt, heute schreibt er Kochbücher und Literatur. Zuletzt erschienen der Roman „Der große Glander“ (mairisch Verlag) und das Outdoor-Kochbuch „Open Air“ (mit Daniela Haug; Brandstätter Verlag).

ILLUSTRATION: ROLAND VORLAUFER

TEXT: STEVAN PAUL  FOODSTYLING: SIMON JACKO  FOTO: SONJA PRILLER


MÜSLI BIRCHER ART ZUTATEN für 2 Personen Zubereitungszeit: 15 Minuten plus Zeit zum Einweichen 80 g gemischtes Trockenobst 160 g Müsli-Grundmischung, zuckerfrei 10 g gemahlene Haselnüsse 3 EL flüssiger Honig 200 ml fettarme Milch 1 roter Apfel 2 EL Zitronensaft 50 ml Schlagobers 1 TL gehackte Walnüsse 4 EL Heidelbeeren

ZUBEREITUNG 1. Das Trockenobst mit Müsli, Haselnüssen, Honig, 250 ml Wasser und der Milch verrühren. Zugedeckt über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen. 2. Den Apfel ungeschält grob reiben und mit Zitronensaft vermischt unter das Müsli rühren. 3. Schlagobers leicht steif schlagen und kurz vor dem Servieren ­unterrühren. Mit Walnüssen und Heidelbeeren bestreuen. Mit Honig zum Nachsüßen servieren.

bergwelten.com/rezepte: die besten Rezepte aus den Bergen zum Nachkochen

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Aufstieg auf das Dach Tirols. Die Skitour auf die 3.768 Meter hohe Wildspitze führt über eine weite Gletscherlandschaft, den Taschachferner. Im Hintergrund links die Weißkugel (3.738 m).

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Wilde Zeiten, ruhige Seiten Am Weg zur Wildspitze, Tirols höchstem Berg: Das Pitztal war immer ein zaghafter Nachzügler in Sachen Tourismus. Noch heute findet man hier Wintersport abseits der Massen – und dazu Geschichten von Lausbuben, Legenden und Bergnarren. TEXT: SISSI PÄRSCH  FOTOS: RUDI WYHLIDAL

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Eva Walkner, die ­38-jährige Salzburgerin, fährt Ski, seit sie gehen kann, und ist zweifache Weltmeisterin im Freeriden.

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FREERIDEN FÜR ANFÄNGER

Du musst dich nur trauen Es ist vielleicht Verschwendung. Aber es ist unglaublich lässig: ein Trainingstag im Tiefschnee mit Weltmeisterin Eva Walkner, der wahrscheinlich besten Freeriderin dieser Tage. TEXT: MARKUS HUBER  FOTOS: SAM STRAUSS

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GIPFELKINO Kulisse für große Gefühle oder Sitz des Bösen, ein Rückzugsort im Paradies oder eisiger Actionschauplatz auf über 3.000 Metern. Womit Filme beginnen und Geschichten enden: fünf Berge, die Filmgeschichte schrieben und heimliche Hauptdarsteller in Hollywood wurden. TEXT: MANFRED SAX  ILLUSTRATIONEN: ROLAND VORLAUFER

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PARAMOUNT PICTURES

Inspirationsspitze Sie nannten ihn den „Mann, der Hollywood erfand“. William Wadsworth Hodkinson (1881–1971) war Ver­ treter, ehe er 1907 mit kargen Ersparnissen sein erstes Kino finanzierte. Es war der Grundstein für sein spä­ teres Filmimperium, das er Paramount Pictures nann­ te (engl. paramount = überragend, höchst) und das so­ mit den Berg (mount) schon im Namen trägt. Die Welt war in Aufruhr, der Erste Weltkrieg im Entstehen, und Hodkinson kritzelte seine Idee fürs Firmenlogo auf ein Taschentuch: das Image eines Berges. Die Inspiration zum Werk war der Pikes Peak, mit 4.302 Metern höchster Gipfel der Rocky Moun­ tains – für Hodkinson eine Kindheitserinnerung, für Paramount ein Auftrag: der unverrückbare Fels, auf dem Hodkinson seine „Kirche“ baute. Die „Musterberge“ haben sich im Lauf diverser grafischer Relaunches geändert: 1986 stand der Ben

Lomond (Utah, 2.961 m) für das modernisierte Logo Modell. Seit 2012 ist die markante Spitze des perua­ nischen Riesen Artesonraju (6.025 m) der optische Anhaltspunkt, um den die 22 Logo-Sterne kreisen. Im wahren Leben ist der Artesonraju einer der be­ sonders schwierigen Gipfel der Andenkette Cordillera Blanca und wurde von Erwin Hein und Erwin Schnei­ der im Jahr 1932 erstmals bestiegen. ARTESONRAJU (PERU, 6.025 M) Filme: Paramount Pictures (Intro seit 2012) Tourismus: nur für Extrembergsteiger und Ice­ climbing-Spezialisten Merkmal: 22 animierte Sterne ziehen über einen Bergsee, ehe sie um den Gipfel des Artesonraju einen Kreis bilden. Detail: Bis heute gibt es keine kommerzielle Route auf den charismatischen 6.000er.

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Mit Blick auf die Ausläufer der Anden lässt sich im Tal von Cafayate auf rund 1.600 Meter Höhe entspannt wandern.

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BERGWELTEN AUF REISEN

IM TAL DES KONDORS Argentiniens unbekannter Nordwesten: Wir wandern in bizzaren Landschaften, reiten durch wilde Steppen, radeln über Salzseen und verkosten in Weingärten kühlen Torrontés. TEXT: SISSI PÄRSCH  FOTOS: SEBASTIAN DOERK

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GIPFELGESPRÄCH

Die Gabe, es zu wagen Vor 40 Jahren hat Reinhold Messner gemeinsam mit Peter Habeler den höchsten Gipfel der Welt erstmals ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen. Ein Interview mit dem berühmtesten Bergsteiger der Welt über die Verpflichtung, sich am Unmöglichen zu messen, über sein zweites Ich am Gipfel und die Wiedergeburt nach der Rückkehr vom Berg. TEXT: STEFAN WAGNER UND MARKUS HONSIG  ILLUSTRATION: ROLAND VORLAUFER

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Herr Messner, der Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff hat Sie zum Weltstar gemacht. Was bedeutet Ihnen das 40-Jahre-Jubiläum im Mai? Wenig, ehrlich gesagt. Aber ein bissl feiern werden Sie doch? Nein. Die Kameraden der damaligen Ex­ pedition haben zwar gemeint, wir müssen zum Vierziger etwas machen. Aber ich habe gesagt: Warten wir doch besser, bis es 50 Jahre sind. Herr Messner, wir sprechen von der Erstbesteigung des höchsten Bergs der Welt ohne zusätzlichen Sauerstoff. Wir sprechen von einer Leistung, die nicht nur den Alpinismus ver­ ändert hat, sondern auch unser Wissen über die Grenzen der menschlichen Physiologie. Man prophezeite Ihnen, dass Sie entweder oben ­zugrunde gehen oder als Gemüse zurück­ kommen. Als völlig vertrottelt, ja, wenn überhaupt. Als Matschbirne. Das war der Stand der Wissenschaft.

am Tempo. Schon 1924, mit dieser Aus­ rüstung, ohne dass sie davor auf einem 8.000er gewesen waren – vergleichen Sie das mit meiner Ausgangsposition in den 1970ern: Ich wusste, dass es weltweit da­ mals keinen besseren Alpinisten als mich gab, ich hatte als einziger Mensch der Welt schon drei 8.000er ohne Flasche bestie­ gen, und die Ausrüstung war mit der aus den Zwanzigern nicht vergleichbar. Aber wissen Sie, dass der Everest ohne Flasche gar nicht die ursprüngliche Idee war? Nicht? Es ging uns allen seit Anfang der 1970er um ganz was anderes: um die ­Südwestwand des Everest. Das war die große Heraus­

An einem Zeitungsstand in der Getreidegasse ist die Entscheidung gefallen, ohne Sauerstoff auf den Mount Everest zu gehen? Man stellt sich Anlässe historischer Ereignisse gerne erhabener vor. Es sind schon noch drei Überlegungen dazugekommen, ganz praktische Dinge. Erstens hatten der Peter Habeler und ich schon im selben Jahr den Hidden Peak im Alpinstil bestiegen. Wir waren also die Ersten, die ohne Hochlager, ohne Fixseile, ohne Träger, ohne Sauerstoff auf einen 8.000er gestiegen sind, so wie man sonst aufs Matterhorn steigt. Und mir war klar, dass man genau auf diese Art auch den Everest ohne Maske besteigen kann. Zweitens hatte ich mit Peter den perfek­ ten Partner – er war der Ein­ zige, der die Kraft, die Schnel­ ligkeit, die Kondition und das alpinistische Können hatte. Der Peter konnte auch noch klettern, wenn er schon halb geschlafen hat. Und drittens: In dieser Zeit kam die EverestGenehmigung für 1978 für die österreichische Expedition von Wolfgang Nairz. Das hat sich günstig ergeben, da ha­ ben wir uns reinverhandelt, dass wir uns anschließen dürfen.

Der Peter konnte auch noch klettern, wenn er schon halb geschlafen hat.

Sie vertrauten aber den Berichten einer in den 1920ern gescheiterten englischen Expedition. Es gab schon auch einzelne Mediziner, die es für möglich hielten, Oswald Oelz zum Beispiel, der ja dann auch Arzt unserer Expedition war. Aber ja, Somervell und Norton waren für mich der stärkste Be­ leg, dass es gehen muss. Die beiden waren schon 1924 auf knapp 8.600 Meter gestie­ gen, mit Lodenhosen, Nagelschuhen, Wi­ ckelgamaschen. Nur die Erkenntnis, dass sie nicht mehr als 30 Höhenmeter pro Stunde machen, hat sie aufgeben lassen: Also scheiterten die beiden in erster Linie

forderung, die schönste Wand, das berg­ steigerische Ziel schlechthin. Von ’70 bis ’75 haben sich alle an ihr versucht – Englän­ der, Japaner, Deutsche, Österreicher –, alle sind gescheitert, und natürlich hab auch ich drauf hingearbeitet. Aber im Herbst ’75 spaziere ich durch Salzburg, vorbei an diesem Kiosk am westlichen Ende der Ge­ treidegasse. Beim Vorbeigehen, nur so im Augenwinkel, sehe ich die Titelseite einer englischen Zeitung: „Everest“, „Southwest face“ … hingegangen, Zeitung gekauft und sehe: „climbed“. Die Engländer haben es gemacht. In diesem Moment war die Süd­ west für mich erledigt. Musste ich also was anderes machen. In diesem Moment hab ich entschieden: Ich werde den Everest ohne Maske versuchen.

Lassen Sie uns noch über Skepsis der Mediziner sprechen. Diese Ungewissheit war Ihnen egal, dass eine Ader im Hirn platzen kann und aus – Sie fallen einfach um … … oder man wird höhenkrank, oder Äder­ chen platzen in den Augen, man wird blind und findet nimmer runter. Die Be­ denken der Mediziner kannte ich, ja. Und die Bedenken wurden durch den Verlauf der Expedition nicht zerstreut? Zunächst stürzte ein Sherpa ab und starb,

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Ausblick

IMPRESSUM

Was im Frühling kommt

Das nächste Bergwelten-Magazin erscheint am 29. März 2018. Erhältlich im Zeitschriftenhandel und auf bergwelten.com/abo

Untersberg

Chefredakteur Markus Honsig Chefredaktion Klaus Haselböck (Bergwelten Specials), Mesi Tötschinger (Digital Brand Manager bergwelten.com) Head of Photo Isabella Russ Art Direction Daniela Bily Leitende Redakteurin Mara Simperler Redaktion Karin Boba, Peter Plattner (ÖAV), Christina Schwann, Gerald Valentin, Wolfgang Wieser, Walter Würtl (ÖAV) Autoren und Kolumnisten Vea Kaiser, David Lama, Reinhold Messner, Harald Nachförg, Stevan Paul, David Pfeifer, Hans Zippert Mitarbeiter dieser Ausgabe Reinhard Haas, Sibylle Hamann, Markus Huber, Sissi Pärsch, Manfred Sax, Simon Schöpf, Martin Staudinger, Christian Thiele, Stefan Wagner Beirat Robert Renzler (ÖAV), Hans-Peter Stauber Grafik Tino Liebmann Fotoredaktion Elisabeth Prattes (Ltg.), Matti Wulfes, Sabina Dzinic (Beratung) bergwelten.com Marco Bogner, Riki Daurer, Martin Foszczynski, Christina Geyer, Max Moser (Portalmanagement), Katrin Rath Chefin vom Dienst Martina Bozecsky Produktion Veronika Felder (Ltg.), Martin Brandhofer, Michael Menitz Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Office Management Kristina Krizmanic, Yvonne Tremmel Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailovic, Maximilian Kment, Josef Mühlbacher Head of Creative Markus Kietreiber

An der Grenze zwischen Salzburg und Bayern ragt markant der Untersberg empor. Seit Jahrhunderten ranken sich Sagen um den Berg, in dem einst sogar Schlittschuh gelaufen wurde und den wir heute wandernd entdecken.

Frühling auf Korfu Von der Bezwingung eines Bergriesen im Bonsai-Format und dem unerwarteten Reiz einer griechischen Insel für den ambitionierten Wanderer: eine Reise nach Korfu.

Wandern in Südtirol Saftige Almen, sanfte Wege und köstliche Südtiroler Spezialitäten: Das Grödnertal ist ein idealer Ort für genussvolle Wanderungen im Frühling.

Weilheimer Hütte Die Einfachheit in ihrer schönsten Form: Warum die Weilheimer Hütte das womöglich bestgehütete Geheimnis der Bayerischen Voralpen ist.

154 BERGWELTEN

Anzeigenleitung Elisabeth Staber Anzeigenverkauf Gerald Daum, Clemens Dittrich, Alexander Kopellos, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, Maximilian Stern, Christian Wörndle, Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Martina Maier, Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart B2B-Marketing Alexandra Ita (Ltg.), Agnes Hager Leitung Marketing & Kommunikation Barbara Kaiser Leser-Marketing Marija Althajm, Judith Strasser Marketing-Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertriebsmarketing), Yoldas Yarar (Abo-Marketing) Finanzen Siegmar Hofstetter, Simone Kratochwill IT Michael Thaler Herausgeber und Geschäftsführer Andreas Kornhofer Medieninhaber, Eigentümer & Verleger Red Bull Media House GmbH, Oberst-LepperdingerStraße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dipl.-Kfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Webadresse auffindbar: bergwelten.com/impressum Druck Prinovis GmbH & Co. KG (Kern und Endfertigung), Poly-Druck Dresden GmbH (Umschlag); gedruckt auf Galerie Fine Silk (Kern) und Magno Volume (Umschlag) von Sappi Europe Vertrieb Österreich Morawa Pressevertrieb GmbH & Co KG, erhältlich auch in den Filialen der Österreichischen Post AG Vertrieb Deutschland und international DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH Abo-Service Simmeringer Hauptstraße 24, A-1110 Wien, Tel. Österreich: +43/1/361 70 70-800, Tel. Deutschland: +49/89/858 53-800, Fax: +43/1/361 70 70-799, abo@bergwelten.com Jahresabo ¤ 39, für Mitglieder des Alpenvereins Österreich und des Alpenvereins Südtirol ¤ 30 Redaktionsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1/1, A-1140 Wien, Tel.: +43/1/90 221-0, Fax-DW: 27930 E-Mail redaktion@bergwelten.com www.bergwelten.com Ein Produkt aus dem

FOTOS: ANDREAS JAKWERTH, PHILIPP HORAK, PHILIPP SCHÖNAUER, HANS HERBIG PHOTOGRAPHY

Commercial Director Franz Renkin Verkaufsleitung Theresa Sternbach Project Sales Manager Michael Linauer Project Sales Specialist Vanessa Elwitschger


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