BW AT Ausgabe 02 2018

Page 1

AP R I L • MAI 2018 EUR 6

DI

UEN MODE L

Die Schönheit der Natur entdecken

LE

E

NE

Acht Bergschuhe im Test

MYTHOS UNTERSBERG FIT AM WEG

WIE WIR UNS AUFS WANDERN VORBEREITEN

HOLLYWOOD-STAR UND UNTERWELT-LEGENDE

UNBEKANNTE * BAYERISCHE AUF DER WEILHEIMER HÜTTE: WENIG MENSCHEN, VIELE SCHAFE

WEGE * GRIECHISCHE KAISERIN SISIS SPUREN:

FOTOS: XXXXXXX

IDYLLISCHE ROUTEN AUF KORFU

DIE SCHÖNSTEN HÖHENWEGE VON HÜTTE ZU HÜTTE: 6 TOUREN MIT AUSBLICK

BERGWELTEN 2


WANDERN IM TRENTINO

BEI DEN FERSENTALERN Über Jahrhunderte haben hier die Berge eine Sprache bewahrt, die nur noch in drei Dörfern gesprochen wird: eine Wanderung durch das Bersntol im Norden Italiens. TEXT: MARA SIMPERLER  FOTOS: SAM STRAUSS

22 BERGWELTEN


Anders als in den nahen Dolomiten ist man im Trentino oft allein in den Bergen unterwegs – wie hier am Pizzo di Levico.

D

as ist nicht der Weg. Sara Toller, 24 Jahre alt, blonde ­Haare, türkiser Rucksack, stützt sich bedächtig an einem Stein ab und blickt fragend zu Simone Maistri, 31 Jahre alt, silberner Ring im linken Ohr, blauer Sweater. Simone zuckt mit den Schultern und sagt: „Gehen wir trotzdem hier runter.“ Dabei hat er noch vor wenigen Minuten die Wanderkarte aus dem Rucksack gezogen, auf die rot gestrichelte Linie gezeigt und alle paar Meter auf die rot-­ weißen Markierungen auf den Felsen gedeutet. Doch irgendwo müssen wir den Weg verloren haben, und das hilft jetzt auch nichts, wir wollen hinunter vom Berg, denn die Wolken am Gipfel ver­ heißen Regen. Eine halbe Stunde später, in der Hütte, wird Sara ihr Handy aus der Tasche ziehen, ein Foto von unserer abenteuer­ lichen Route durch die Felsrinne ansehen und lachen: „Wahnsinn, da sind wir runter!“ Wir sind unterwegs auf der Cima

BERGWELTEN 23


FIT AM WEG Fünf Tugenden, die es am Berg braucht. Fünf Menschen, die uns zeigen, wie man sie trainiert. Ein kompaktes Dossier dar­über, wie wir uns mit Laufen, Klettern, ­Slacklinen und richtiger Ernährung auf die neue Wandersaison vorbereiten. ILLUSTRATIONEN: RAID71

om/ elten.c bergw g: trainin e p gs län Trainin er, n k c ßglo o r G r ü f nd Eiger u o dschar Kiliman

32 BERGWELTEN


Ausdauer LÄNGER LAUFEN

PORTRAITFOTO: HENDRIK AUF‘MKOLK

Auf den Puls achten 60 bis 80 % der maximalen Pulsfrequenz ist fürs Ausdauertraining am besten. Faustregel: Bei 60 % kann man sich beim Laufen noch unterhalten. Energiebilanz Sind die Energiereserven aufgebraucht, macht der Körper schneller schlapp. Deshalb regelmäßig essen und trinken. Langsam starten Auch wenn man anfangs super motiviert ist: lieber langsam starten und dann länger durchhalten.

Laufen ist die natürlichste Sportart, die es gibt, die Tradition des Sports reicht bis in die Antike zurück, als die Olympischen Spiele erstmals ausgetragen wurden. Wer eine Acht-Stunden-Tour am Berg plant, be­nötigt genügend Ausdauer. Umso wichtiger, dass wir sie regelmäßig trainieren. Ausdauer ist für mich die Zeit, die man in Bewegung verbringt, ohne an seine Grenzen zu stoßen. Um diesen Zustand zu erreichen, ist es essenziell, regelmäßig zu trainieren. Für den Anfang kann man mehrmals die Woche kurze Einheiten planen, für eine gute Ausdauer bedarf es aber auch langer Trainingseinheiten. Dabei sollte die Herzfrequenz immer so sein, dass man sich wohlfühlt – man muss also ein geeignetes Tempo wählen,

das sehr individuell sein kann. Nach und nach passen sich Muskulatur, Gelenke, Herz-Kreislauf-System und Stoffwechsel der Belastung an – der Trainingseffekt stellt sich ein. Hat man erst einmal eine gewisse Grundlagenausdauer aufgebaut, kann man von dieser auch zehren, wenn man eine Zeitlang mal nicht so viel zum Trainieren kommt. Geschwindigkeit verliert man schnell, Ausdauer bleibt zum Glück länger erhalten. >

HENDRIK AUF’MKOLK, 33, ist Jurist, Fotograf und Trail­runner. Er lebt in Taufkirchen bei München.

BERGWELTEN 33


38 BERGWELTEN


EI

E LH

IM E

R HÜTTE • B

AY

E R

N

W

Knapp unter dem Gipfel des Oberen Rißkopfs liegt im Estergebirge die Weilheimer Hütte auf 1.946 m Höhe.

DIE KLEINE UNBEKANNTE Das Wasser ist kalt, die Atmosphäre warm. Statt WLAN gibt es guten Wein und guten Schlaf. Von einer kleinen Hütte, die mitten in den bayerischen Bergen liegt und gerne übersehen wird. TEXT: SISSI PÄRSCH  FOTOS: HANS HERBIG

BERGWELTEN 39


Spiel mir das Lied vom Berg Der Untersberg: ein Mythos, eine Legende, ein Hollywoodstar. Auf seinem Plateau verläuft die Grenze zwischen Österreich und Deutschland und in seinem Inneren angeblich die Grenze zwischen Ober- und Unterwelt. TEXT: MARA SIMPERLER  FOTOS: ANDREAS JAKWERTH

50 BERGWELTEN


Das Plateau des Untersbergs: Mittig sieht man den hÜchsten Gipfel des Massivs, den Berchtesgadener Hochthron (1.972 m), und im Hintergrund den Watzmann.

BERGWELTEN 51


Von Hütte zu Hütte Wandern im Rhythmus der Berge: Höhenwege sind die schönsten Wege. Sechs ausgewählte Mehrtages-Touren im Porträt. REDAKTION: VERENA RANDOLF  FOTOS: PAUL KRANZLER

72 BERGWELTEN


Oben starten Der ideale Höhenweg – wie etwa der Gosaukamm rund um die Salzburger Bischofsmütze (rechts) – ist mit der Seilbahn erreichbar: Man startet oben, das hat den Vorteil, dass man später aufstehen kann, dass man nicht schon müde ist, wenn’s richtig schön wird, und dass es bis zur ersten Hütte weniger weit ist.

BERGWELTEN 73


Am Grenzweg

PASSKONTROLLE Auch wenn kaum noch kon­ trolliert wird und die Grenz­ häuschen aufgelassen sind: Für diese Tour braucht man ein gültiges Reisedokument.

78 BERGWELTEN

Bis zum Schlappiner Joch, das man entlang eines schmalen Bergpfades erreicht, verläuft die Madrisa-Rundtour am ersten Tag auf Vorarlberger Boden. Dann geht es über den Grenzkamm (im Bild) in die Schweiz, wo der weitere Weg bis zum Ende der Tour an den Gargellner Bergbahnen verläuft. Auf der insgesamt rund 14-stündigen Strecke legt man knapp 3.000 Höhenmeter im Aufstieg und fast 2.400 im Abstieg zurück, was bedeutet: Dieser Marsch ist für Geübte – und für Abenteurer. Neben der Möglichkeit, sich auf die Spuren von Schmugglern zu begeben, die vor Jahrhunderten ihren Handel zwischen dem Montafon und dem Prättigau trieben, gibt es in Klosters auch ganz spezielle Übernachtungsmöglichkeiten: im Heu, im Tipi oder in Baumhütten.

MADRISA-RUNDTOUR Tagesetappen: 3 Ausgangspunkt: Gargellen Strecke: 36 km Dauer: 14 Stunden Aufstieg: 2.919 m Abstieg: 2.318 m Tag 1: Von der Talstation der Gargellner Bergbahnen führt der Weg zur Madrisa­ hütte und nach Klosters wieder zurück ins Tal. Gehzeit: 5 Stunden Tag 2: Mit der Madrisabahn hinauf zur Bergstation und über den Prättigauer Höhenweg nach St. Antönien, wo über­ nachtet wird. Gehzeit: 5 Stunden Tag 3: Von St. Antönien geht es hinauf aufs St. Antönier Joch und weiter zum Etappenziel, zur Bergstation Gargellner Bergbahnen, mit der man den Abstieg meistern kann. Gehzeit: 4 Stunden

ZUSATZFOTOS: MONTAFON TOURISMUS/DANIEL ZANGERL (2), TOBIAS MÜLLER, ALPENWELT KARWENDEL

VORARLBERG, SCHWEIZ


TIROL

Aber bitte mit Aussicht

WASSERWEG Die letzte Etappe vom Hallerangerhaus nach Scharnitz ist zwar ein richtiger „Hatscher“, dafür führt sie an den türkisen Wassern der Isar entlang, in denen man sich auf dem Weg erfrischen kann.

Es beginnt schon ziemlich gut: Ziel der ersten Etappe des Karwendel-Höhenwegs ist die Nördlinger Hütte (Bild), die nicht nur an einer exponierten Stelle mit be­ eindruckender Aussicht liegt, sondern auch einen Haubenkoch in der Küche ­stehen hat, der unter anderem flambierten Kaiserschmarren in unterschiedlichen Variationen anbietet. Einzigartig ist der Wechsel von totaler Wildnis und dem Blick ins dicht besie­ delte Inntal entlang der sechs Etappen. Highlight der Tour ist das Wegstück entlang des Goethewegs und das Stempeljoch, das man im Zuge der vierten Etappe erreicht und das Zeugnis ablegt über den jahrhundertealten Salzabbau, der in dieser Gegend betrieben wurde.

KARWENDEL-HÖHENWEG Tagesetappen: 6 Ausgangspunkt: Reith bei Seefeld Strecke: 64 km Dauer: 27,5 Stunden Aufstieg: 3.830 m Abstieg: 4.000 m Tag 1: Vom Bahnhof Reith zum Schartlehnerhaus und zur Nördlinger Hütte. Alternativ: vom Bahnhof Seefeld mit der Standseilbahn zur Rosshütte und weiter zur Nördlinger Hütte. Gehzeit: 3 Stunden (1 Stunde) Tag 2: Weiter zum Solsteinhaus. Gehzeit: 4 Stunden Tag 3: Zur Pfeishütte. Gehzeit: 8 Stunden Tag 4: Zur Bettelwurfhütte. Gehzeit: 4–5 Stunden Tag 5: Weiter zum Hallerangerhaus. ­Gehzeit: 3 Stunden Tag 6: Durchs Hinterautal nach Scharnitz. Gehzeit: 5 Stunden

BERGWELTEN 79


Höher steigen Wandern für Fortgeschrittene: Mit dem richtigen Bergschuh kommt man auch im Hochgebirge, auf Fels und Gletscher sicher weiter. Acht leichte Modelle am Bergwelten-Prüfstand. TEXT: GERALD VALENTIN  FOTOS: KEINRATH & ZECHANY

GESCHÜTZT: Eine integrierte Gamasche verhindert, dass über den Schaft Schnee oder kleine Steine ins Innere gelangen.

EISTAUGLICH: Zur sicheren Be­ festigung eines Steigeisens findet sich im Fersen­ bereich eine klei­ ne Einkerbung.

FLEXIBEL: Grobe Gummistollen garantieren Grip am Fels und im Schnee. Die elastische ­Zwischensohle dämpft den Schritt.

128 BERGWELTEN

KAUFTIPPS

VERSCHNÜRT: Die Schuh­ bänder können am Vorfuß sowie am Schaft unter­ schiedlich fest gespannt werden und erlauben es, den Schuh individuell anzupassen.

DICHT: Das Ober­ material besteht großteils aus zähem Kunststoff. Zum Schutz gegen Feuchtigkeit ist im Inneren eine Mem­ bran verarbeitet.

ABRIEBFEST: Der rundumlaufende Gummi schützt den Schuh und den Fuß bei hartem Kontakt mit dem Fels.

or dem Kauf den Einsatzbereich V überlegen: Auf welche Berge ­gehe ich? Werde ich mit den Schuhen auch klettern? Verwende ich dabei auch Steigeisen? Schuhe erst am Nachmittag probieren, denn in der zweiten ­Tageshälfte sind die Füße – wie bei der Tour – etwas größer. Jedes Paar 15 Minuten am Fuß haben. ei der Schuhlänge sollte eine B Fingerbreite Platz nach vorn ­bleiben. Bei der Breite ist kein Spielraum erwünscht, vielmehr sollte der Fuß gleichmäßig ­umschlossen sein. I st der Schuh doch etwas zu groß oder zu weit, kann eine Einlegesohle Wunder wirken. Socke ist nicht gleich Socke: Mit der richtigen Stärke und dem ­passenden Material (zumeist ein Mix aus Merinowolle und Kunst­ faser) lässt sich der Tragekomfort deutlich verbessern.

LLUSTRATION: POMMES/ULTRABOLD

KLEINES BERGSCHUH-LEXIKON


Leichte Bergschuhe im Test

SALOMON S/LAB X Alp Carbon 2 GTX 3

Der Sportliche  HANWAG Makra Combi GTX 2

SALEWA Rapace GTX 1

Der Genussvolle Der Rapace GTX ist fast zur Gänze aus Leder gefertigt. Er punktet mit Komfort und hoher Passgenauigkeit. Die Lasche legt sich sauber an den Rist, zur Schnürung des Vorfußes bedarf es starker Finger. Im Fels oder am Gletscher ist der weiche Schuh rasch überfordert. Sein bevorzugter Einsatzbereich sind anspruchsvolle Wanderwege, wo er für sicheren Tritt sorgt und genussvolles Unterwegs­ sein ermöglicht. Gewicht: 760 g (Größe 44)  Preis: ¤ 250 Leiste: Damen und Herren, mittelbreit Schaft: mittelhart Schnürung & Lasche: befriedigend Abrollverhalten: sehr gut

Der Universelle Das Obermaterial aus grobem Cordura-Nylon und Aufsätze aus Leder machen den Makra Combi GTX zu einem robusten Schuh. Die Passform stimmt, die Lasche fällt ein wenig steif aus. Durch den leichten Knick in der Sohle ergibt sich ein tolles Abrollverhalten. Zur Seite fehlt ihm etwas die Stabilität. In Sum­ me aber ein Universal-Modell, dessen Einsatzspektrum von Wanderwegen bis hinauf zu den Gletschern reicht. Gewicht: 690 g (Größe 44)  Preis: ¤ 260 Leiste: Damen und Herren, mittelbreit Schaft: mittelhart Schnürung & Lasche: gut Abrollverhalten: sehr gut

Von der Passform her erinnert der X Alp Carbon 2 GTX an einen Laufschuh. Geschlossen wird er mit einem Schnellschnür­ system, das von einer elastischen Ga­masche geschützt wird; die Handhabung ihres Reißverschlus­ ses ist etwas fummelig. Wasser­ festes Textilmaterial sowie Fersen- und Zehenschutzkappe aus Gummi machen den Schuh besonders widerstands­fähig. Im Gelände bietet er guten Halt mit hoher Sensibilität im Fußgelenk. Durch die flache Sohle setzt der Fuß hart auf, rollt aber flüssig ab. Für einen Einsatz mit Steigeisen ist der Schuh zu weich. Gewicht: 560 g (Größe 44)   Preis: ¤ 320 Leiste: unisex, schmal Schaft: weich Schnürung & Lasche: gut Abrollverhalten: sehr gut

3

2

1

BERGWELTEN 129


BERGWELTEN AUF REISEN

Griechische Koryphäen Meer oder Berge? Sowohl als auch. Korfu, die Insel, die schon Österreichs Kaiserin Elisabeth liebte, entwickelt unerwartete Reize auch für den ambitionierten Wanderer: etwa die Bezwingung eines Bergriesen im Bonsaiformat. TEXT: ANDREAS WOLLINGER  FOTOS: PHILIPP HORAK

132 BERGWELTEN


Am Dach von Korfu: Der hรถchste Berg der Insel ist nur 911 Meter hoch. Der Blick hinunter zum Meer ist trotzdem beeindruckend.

BERGWELTEN 133


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.