Terra Mater Magazin 2/2017

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AUSGABE 02 / 2017 MÄRZ/APRIL    AT/DE/IT EUR 7,00 CH SFR 9,00 BE/LUX EUR 8,00

DER ­GIGANT Der Walhai ist der größte Fisch der Welt. In West-Papua jagen ihn die Fischer nicht, sie füttern ihn.

GROSSE TÜRKEN. 1517: Als halb Europa ein Teil des Osmanischen Reiches war. GORILLAS. Wie ein belgischer Prinz die Menschenaffen im Kongo rettet. Ein Wunder. WIKIPEDIA. Gründer Jimmy Wales über Wahrheit und Freiheit im Internet.


INHALT

T E R R A MAT E R MÄRZ/APRIL 2017

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WE LTBILD

12 MOMENTAUFNAHMEN VON MUTTER ERDE Feuer machen im Gletscher, Leuchttürme aus Eis, Pfaue beim Fächern und eine Bergführerin im Rock.

26 EIN MENSCH IN MDUMBI Cita Bongosi, ein Langustentaucher aus Südafrika, träumt von einer eigenen Familie.

28 EIN WUNDER NAMENS MANUL Die Katze aus Zentralasien hat Augen wie ein Tiger, der im vollen Lauf zuschnappt, jagt aber ganz anders.

34 KLEIN IST DIE WELT Wie die Sporenkapsel von Moos aussieht, bevor es zu regnen beginnt – in 345-facher Vergrößerung.

94 EIN ORT ZUM ENTDECKEN Die Kodiak-Insel vor der Südküste Alaskas ist naturbelassen und grün. Perfekt, um Bären zu beobachten.

98 DIE SIEGERFOTOS Die besten Bilder des Terra-Mater-Fotowettbewerbs.

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ME NSCH E N

38 DIE RETTUNG DES BRUDERS Emmanuel de Merode riskiert sein Leben, um das Überleben der Berggorillas im Kongo zu sichern. Ihre Population steigt. Er aber stirbt fast dabei.

108 FREIES WISSEN FÜR ALLE! Jimmy Wales, Gründer der Online-Enzyklopädie ­Wikipedia, im Gespräch über die Macht seiner Idee und was sie zum Fortschritt der Menschheit beiträgt.

STANDARDS

5 EDITORIAL 8 LOGBUCH 10 MAILBOX 10 IMPRESSUM 148 REISESERVICE 150 AUSSTELLUNGEN 152 TERRA MATER BEI SERVUS T V 154 NOCH FRAGEN? COVERFOTOS: THOMAS HAIDER, FINE ART IMAGES


Fotos: Thomas Haider, Phil Moore, Dpa Picture-Alliance, eoVision 2016/ESA 2016, Jean-François Lagrot

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WIS SE N

30 MEILENSTEINE DER ZEITMESSUNG Hublot Big Bang Unico Full Magic Gold: eine Uhr, die glänzt wie Gold und hart ist wie Stahl.

36 ALS DIE TULPEN WERTLOS WURDEN 1637 lernen niederländische Floristen, wie aus ­blühenden Geschäften eine Spekulationsblase wird.

70 WAS DIE SONNE MIT UNS MACHT

NATUR

58 DER ZUG DER RENTIERE Die Ewenken, Hirten aus Jakutien, treiben ihre Tiere durch den sibirischen Winter. Bei minus 50 Grad.

136 SANFTE GIGANTEN Walhaie, die größten Fische der Welt, sind eigent­ lich scheue Wesen. Doch in West-Papua lassen sie ­Menschen ganz nah an sich heran.

Wir werden mutig, lustvoll, glücklich. Forschungs­ ergebnisse in freudiger Erwartung des Frühlings.

80 STÄDTE VON OBEN Satellitenaufnahmen erzählen die Biografien der schönsten Metropolen der Erde.

# Covergeschichten

118 SÜLEYMAN DER PRÄCHTIGE Der mächtigste Herrscher des 16. Jahrhunderts bricht aus Liebe mit allen Konventionen – und scheitert.

128 DAS TERRA-MATER-JOURNAL Neues aus Wissenschaft und Forschung.

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ARTENSCHUTZ

DIE RETTUNG DES BRUDERS Ein Prinz ringt mit aller Kraft um das Überleben der bedrohten Berggorillas im Herzen Afrikas. Ölkonzernen, Bürgerkriegen und Wirtschaftskrisen zum Trotz gelingt es ihm tatsächlich, die Lage der Primaten zu verbessern: Ihre Population wächst. Er selbst kommt dabei fast ums Leben. TEXT: HARALD POKIESER FOTOS: PHIL MOORE

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HELDEN DER NEUZEIT

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LE B E N S RAU M

E X T R E M E K Ä LT E

ZUG DER ­R ENTIERE Im sibirischen Winter treiben Rentier-Hirten vom Volk der Ewenken ihre Herden von einem Weidegrund zum nächsten – und das bei Temperaturen bis zu minus 50 Grad. Der Fotograf Jean-François Lagrot folgt einem solchen Treck, lernt dabei viel über menschliche Anpassungsfähigkeit – und über die Vorzüge richtig guter Stiefel. FOTOS: JEAN-FRANÇOIS LAGROT

AUF DICK EM EIS Das Eis kracht, als der Treck den zugefrorenen See erreicht. „Das Echo hallte noch sekundenlang zwischen den Bergen“, erzählt unser Fotograf. Jedes Tier wiegt rund 150 Kilogramm, dazu kommen schweres Gepäck und die Menschen. Wird das Eis halten? Die Ewenken bleiben völlig unbesorgt, schließlich ist die Eisschicht unter ihren Schlitten vier Meter stark.

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P O R T R ÄT S AU S D E M A LL

STÄDTE VON OBEN

Satelliten mit hochauflösenden Kameras verschaffen uns einen Blick auf die Erde, den sonst nur Astronauten genießen können. Ein neuer Bildband präsentiert diese beeindruckenden Einsichten in den wichtigsten Lebensraum des Menschen – die Städte.

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GEOGRAFIE

Foto: eoVision/CNES, Distribution Airbus DS/2016

VENEDIG Ihren Reichtum und ihre Macht bezog die Stadt einst aus dem Handel. Hier wurden Waren aller Art zwischen Europa und dem östlichen Mittelmeer umgeschlagen. Ende des 18. Jahrhunderts war Venedig mit 180.000 Einwohnern eine der größten Metropolen Europas. Heute zählt sie 263.000 Einwohner, doch die Zahl sinkt, jene der ­Touristen steigt – wie auch der Wasserspiegel. Zumindest dagegen sollen ab 2018 flexible Dämme schützen, die bei Flut die Lagune vom Meer abschotten.

0 375 m 750 m 1.125 m 1,5 km

45° 26' N, 12° 20' O 156,9 km² Land, 257,7 km² Wasser 263.352

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REBEKKA BAKKEN Die norwegische Sängerin verkörpert das Thema Weiblichkeit in ihrem ganzen Spektrum, von der lustvollen Sinnlichkeit über die liebevolle Mütterlichkeit bis hin zum spirituellen Verlangen. Sie hat für PSALM jene Songs aus ihrem Repertoire ausgewählt, die sich mit Weiblichkeit auseinandersetzen und sie musikalisch ausdrücken. Sonntag, 9. April 2017 (Palmsonntag), 19 Uhr Helmut-List-Halle, Graz

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NOBUNTU Nobuntu, die fünfköpfige A-capella-Frauengruppe aus Bulawayo (Simbabwe), steht für innovative Frauenpower in ihrer männerdominierten Welt. Die fünf Sängerinnen einer neuen Generation zelebrieren die Schönheit und den Reichtum ihrer Kultur. Sie kombinieren traditionelle simbabwische Musik, Gospel, Afro-Jazz und Tanz. Sonntag, 16. April 2017 (Ostersonntag), 19 Uhr Helmut-List-Halle, Graz

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Kunsthistorisches Museum Wien Klimt im Fokus! SWAROVSKI OPTIK gibt detaillierte Einblicke in die berühmten Wandgemälde. Mit einem SWAROVSKI OPTIK-Teleskop können Besucher die berühmten Wandgemälde Gustav Klimts aus nächster Nähe betrach­ ten und in den Fokus rücken. Der malerische Bilderzyklus befindet sich, eingebettet in die Arkadenarchitektur des Museums, in einer Höhe von über 12 Metern und ist dank dem modularen Teleskop ATX 25-60×85 von SWAROVSKI OPTIK bis ins kleinste Detail gestochen scharf zu sehen. Ein Teleskop mit Schrägeinblick für komfortables Beobachten, das aufgrund brillanter Detailauflösung und bis zu 60-facher Vergrößerung ein Maximum an optischer Leistung bietet. www.khm.at

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Don Camillo & Peppone im Wiener Ronacher Wer kennt sie nicht, die liebevoll erzählten Geschichten um den streitbaren katholischen Pfarrer Don Camillo und seinen nicht minder schlagkräftigen Kontrahenten Peppone, den kommunis­ tischen Bürgermeister, im kleinen, verschlafenen Dorf Boscaccio des Italien von 1947? Der unerreichte Klassiker – bekannt durch die Romane von Gio­ vannino Guareschi und die berühmten Verfilmungen mit Fernandel und Gino Cervi. Das Musical ist ab Jänner 2017 als Koproduktion der Vereinigten Bühnen Wien mit dem Theater St. Gallen im Wiener Ronacher zu sehen. www.musicalvienna.at

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Jimmy Wales Der Kopf hinter dem Online-Lexikon Wikipedia sieht seine Plattform als Teil der langen Tradition der Aufklärung. Der Erfolg zeige, dass Menschen ein echtes Interesse an Fakten haben – nicht bloß an Fake News.

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I N T E RV I E W

Interview: Robert Prazak Foto: Rich Hardcastle

„Eine freie Wikipedia in jeder Sprache für jeden Menschen auf d ­ iesem Planeten – das ist das Wichtigste für mich“ Jimmy Wales Allen Menschen einen Zugang zum Wissen der Welt zu eröffnen – das ist die Mission von Jimmy Wales, dem Gründer der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Ein Gespräch über die Wirkung von jederzeit griffbereiten Fakten, ignoranten Politikern und darüber, welchen Nutzen sein Projekt für den Fortschritt der Menschheit bringen kann.

Foto: Rich Hardcastle

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E R H E U T E E T WA S W I S SE N W I L L , wühlt sich nicht mehr durch

dicke Lexika, sondern tippt den gesuchten Begriff in das Suchfeld des Online-­Lexikons Wiki­pedia. 2001 war Internetunternehmer Jimmy Wales der Hauptgründer dieses elektronischen Wissenskatalogs, den ausschließlich Freiwillige füllen und redigieren. Allein die englische Ausgabe umfasst im Februar 2017 stolze 5,3 Millionen Einträge. Täglich kommen rund 800 Neue hinzu. Zum Interview im Londoner Stadtteil Maryle­ bone kommt Wales, der hier mit seiner Familie lebt, ­einige Minuten vor dem vereinbarten Termin. Der quirlige und zugleich nachdenklich wirkende Mann ist viel unterwegs. Er hält Vorträge, wirbt um Spenden für Wikipedia und hält Kontakt mit den Autoren der Einträge.

T e r r a M at e r : Im 18. Jahrhundert war die gewaltige „Encyclopédie“ von Denis Diderot von großer Bedeutung für die Aufklärung. Welche Art von Aufklärung haben Sie mit Wikipedia im Sinn? J i mm y Wa l e s : Ich sehe uns als das jüngste Glied in der langen Tradition der Aufklärung – einer Tradition, die vorsieht, dass Wissen in einer Gesellschaft breit verteilt wird. Heute verfügen wir über Technologien, die die Teilhabe in einer Weise ermöglicht, die sich Diderot niemals vorstellen konnte.

— Haben Sie zu Hause eine gedruckte Enzyklopädie? Nein. Manchmal überlege ich, die „World Book Encyclopedia“ zu kaufen. Die umfasst 14.000 Seiten in 22 Bänden. Als ich ein Kind war, hatten wir verschiedene Enzyklopädien im Haus.

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H I STO R I E

SÜLEYMAN

DER PRÄCHTIGE Er war der wohl erfolgreichste, mächtigste, prunkvollste und b ­ egnadetste Herrscher seiner Epoche. Süleyman formte das Osmanische Reich zur Weltmacht. Der Sultan führte siegreiche Feldzüge von Gibraltar bis Basra, Bagdad bis Budapest, ließ hunderte Paläste bauen, förderte die Künste, schrieb selbst einige der schönsten Gedichte seiner Sprache. Schließlich überwand er sogar das alte, gnadenlose System, das ihn hervorgebracht hatte – nur um am Ende alles zu verlieren. Eine Geschichte über mörderische Freundschaft, erdrosselte Söhne und fatale Liebe.

Foto: www.picturedesk.com

TEXT: MAGDA WOITZUCK

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H AUTNA H Junge männliche Walhaie tummeln sich im warmen Wasser vor Westpapua, dem östlichsten Teil Indonesiens. Trotz ihres eindrucksvollen Auftritts sind sie für Menschen ungefährlich – sie ernähren sich ausschließlich von Plankton und kleinen Fischen. Nur auf eines müssen Taucher achten: dass sie von den trägen Giganten nicht versehentlich in die Tiefe gedrückt werden.

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M E E RE SWE S E N

W U N D E R D E R W E LT

SANFTE ­GIGANTEN Walhaie sind extrem scheu. Doch vor Westpapua in Indonesien haben sie sich an die Gegenwart von Fischern gewöhnt. Jetzt wollen Zoologen das Naheverhältnis nutzen, um die größten Fische der Welt besser zu erforschen. TEXT: ASTRID KUFFNER FOTOS: THOMAS HAIDER

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