TM 04/19

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AUSGABE 04 / 2019 JULI / AUGUST AT/DE/IT   EUR 7,00 CH   SFR 9,00 BE/LUX   EUR 8,00

DIE BIENEN, WIE SIE KEINER KENNT

Sie halten sich Haustiere, können bis vier zählen und brauchen dringend unsere Hilfe: ein Naturereignis in Nahaufnahme. NAPOLEONS GEHEIMNIS Der Kaiser im Rathaus GLANZ FÜR ALLE Wie Sierra ­Leone seine ­Diamanten gerecht verteilt WOHNEN IM REGENBOGEN Ein Architekt und sein farbiger Traum


INHALT

TERRA MATER Juli / August 2019

24 NATUR

MENSCH

24 STICHTAG FÜR DIE BIENEN Eine Biene ist ein Genie, doch viele Bienen sind ein Wunder der Natur. Sieben gut gemeinte Fingerzeige zum Umgang mit jenen Insekten, die wir schmerzlich vermissen werden, wenn wir künftig nicht gut auf sie achtgeben. 70 GENUAS HAUS DES MEERES Im Grunde gibt es keine Rechtfertigung, Meerestiere in Gefangenschaft zu halten. Warum es im Acquario di Genova dennoch gemacht wird, hat mit ganz speziellen Motiven zu tun. 124 EIN WUNDER NAMENS KOMODOWARAN In Indonesien leben Echsen, die jenem Mythos am nächsten kommen, den wir schaudernd Drachen nennen.

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68 EIN MENSCH IN DHAKA Anruf genügt, und dann fährt Rikschafahrerin Rojina Begum ihre Kunden durch Bangladeschs Hauptstadt. 112 IM INTERVIEW: YACOB ARSANO Der äthiopische Professor für Hydropolitik hat eine erstaunliche Vision: Das Wasser des Nil wird mehr, weil man es zwischen den Anrainerstaaten aufteilt. 126 BUNTE, SCHÖNE WELT In Bolivien ging die Fantasie mit einem Architekten durch: Das Ergebnis kann sich sehen lassen. 140 DES KAISERS NEUE KLEIDER Nur zehn Monate lang lebte Napoleon auf Elba im Exil und prägte die Insel dennoch bis heute.

STANDARDS 5 Editorial 8 Logbuch 160 Mailbox & Impressum

42 DAS ENDE EINES FLUCHS Am Beispiel Sierra Leone: Diamanten müssen ihren Besitzern nicht unbedingt Unglück bringen.

Coverfoto: Ingo Arndt


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Fotos: Ingo Arndt, Pascal Maitre, Casper Hedberg, Gianmarco MAraviglia, Anton Hallmann/Sepia, Hilina Abebe, Markus Altmann

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WISSEN

INSPIRATION

40 DER BUCHSTABE K Kennen Sie das Spiel „Stadt, Land, Fluss“? Dann haben wir für Sie ein paar ungewöhnliche Lösungsvorschläge.

10 MOMENTAUFNAHMEN VON MUTTER ERDE Diesmal in Form einer Ausstellung: Das Fotofestival La Gacilly verzaubert den Kurpark in Baden bei Wien.

58 ORGANE IM KLEINFORMAT Ein Mikrochip reduziert die Kosten für neue Arzneimittel und macht zigtausende Tierversuche überflüssig.

56 KOLUMNE Mooslechners Merkwürdigkeiten.

101 DAS TERRA MATER JOURNAL Neues aus Wissenschaft und Forschung.

152 EIN ORT ZUM ENTDECKEN Buchara liegt in Usbekistan an jenem Teil der Seiden­ straße, wo die Fantasie niemals Pause macht.

110 MEILENSTEINE DER ZEITMESSUNG 2.826 Teile brauchten 260 Jahre Erfahrung, um gemein­ sam die komplizierteste Uhr der Welt zu werden.

154 EMPFEHLUNGEN Lesen, schauen, hören, staunen: Nehmen Sie sich Zeit für unsere Tipps.

118 SONNE, WIND UND WASSER Begabte Ingenieure entlocken der Natur auf raffiniert nachhaltige Weise Energie.

158 TERRA MATER BEWEGT Erstaunliches von Tier und Mensch in ServusTV.

138 EIN TAG, DER DIE WELT ­VERÄNDERTE Thomas Alva Edison erfand den Phonogra­ phen. Dann ließ er ihn fürs Erste einige Jahre in der Schublade reifen.

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162 PHYSIK DES ALLTAGS Am Ende stand die Mikrowelle: Wären doch Abfall­ produkte militärischer Forschung nur immer so nützlich!

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WELTBILDSPEZIAL

„Hymne an die Erde“: Unter diesem Motto zeigt das Festival La Gacilly–Baden Photo bis 30. September 2019 beeindruckende Bilder im begehbaren Rahmen: Für die Ausstellung werden Kurpark und Stadt zum Freilichtmuseum. Lassen Sie sich von unserer kleinen Auswahl inspirieren.

DIE WIEDERGEBURT DES WALDES ADIGRAT, ÄTHIOPIEN. Im Norden des Landes, nahe der Grenze zu Eritrea, w ­ idmet sich die Stiftung Green Ethiopia der Wieder­ aufforstung. Unterstützt von der Fondation Yves Rocher, wird ein Pflänzchen ums an­ dere gesetzt, mühsam mit der Hand, um die einst öde und trockene Landschaft wieder­ zubeleben. Das ist keine naive romantische­ Utopie, die Fotograf Brent Stirton hier ­begleitet, sondern die geplante Rückkehr einer uralten Kulturlandschaft. Auf einem der charakteristischen Tafelberge steht das ­K loster Debre Damo, das im 6. Jahrhundert gegründet wurde und die erste Kirche Äthio­ piens besaß. Besucher müssen das Kloster mit seiner berühmten Schriftensammlung allerdings erobern: Der Einstieg liegt in einer Felswand, die nur mithilfe eines über 20 Meter langen Seils bezwungen werden kann.

Foto: Brent Stirton

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STICHTAGE

Eine Biene ist ein Genie, doch viele Bienen sind ein Wunder der Natur. Sieben gut gemeinte Fingerzeige zum Umgang mit jenen Insekten, die wir schmerzlich vermissen werden, wenn wir künftig nicht gut auf sie achtgeben. TEXT: WERNER JESSNER* FOTOS: INGO ARNDT

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BIOLOGIE

*Werner Jessner ist freier Journalist und Hobby-Imker in der zweiten Generation.

Bienen auf dem Weg zur Arbeit Die Insekten auf ­Honigproduzenten zu reduzieren (drei Gramm in ihrem ­Leben bei bis zu 50.000 ­Ausflügen) heißt, sie zu unterschätzen. Viel wichtiger ist ihre Funktion als Bestäuber von Nutzpflanzen: Nur einige Bäume und die Gräser (inklusive Reis, ­Weizen, Roggen und ­Gerste) kommen ohne ­Bienenhilfe aus.

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EIN WENIG GLANZ FÜR ALLE Der Boden der westafrikanischen Republik Sierra Leone ist seit jeher reich an wertvollen Diamanten – ein Schatz, der lange wie ein Fluch über dem Land lag. Nun soll der Reichtum gerecht verteilt werden. TEXT: ANDRZEJ RYBAK FOTOS: CASPER HEDBERG

Bewertung mit Routine Samuel Koroma ist M ­ itarbeiter der National Minerals Agency in ­Sierra Leone und ein Experte. Besser als seine Kollegen kann er den Wert eines Rohdiamanten schätzen. Später wird er die ­Edelsteine für den offiziellen ­Export freigeben.


LEBENSRAUM

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KAI SA THOMAS STEHT BIS ZU DEN KNIEN IM SCHLAMMIGEN WASSER UND LÄCHELT.

Er trägt eine Strickmütze, um sich vor der brennenden Sonne zu schützen. Der Schweiß klebt sein rosa Shirt an den Körper. Immer wieder greift der Alte nach einem Sieb, das von seinem Sohn mit steindurchsetzter Erde gefüllt wird. Mit sicheren, über Jahrzehnte eingeübten Bewegungen schwingt er das Sieb hin und her, bis der feine Lehm ausgewaschen ist und nur Kiesel im Gitter zurückbleiben. Thomas begutachtet sie kurz, dann wirft er sie resignierend auf einen Haufen am Ufer. Wieder kein Diamant. Seit über einer Woche hat er keinen Edelstein mehr gefunden, obwohl er täglich – außer sonntags – von morgens bis abends schuftet. „Ich muss weitermachen und auf Gottes Beistand hoffen“, sagt der 80-jährige Schürfer, der zwar einen weißen Bart trägt, aber mit seinen muskulösen Armen erstaunlich jung aussieht. Andere Jobs gebe es nicht, und „der Staat zahlt keine Renten“. Seit 40 Jahren gräbt Thomas nach Diamanten. Er ist dabei nicht allein: Am selben Wasserloch durchsiebt gut ein Dutzend Männer die Erde nach funkelnden Preziosen. In Sierra Leone, wo es kaum feste Jobs gibt, ist der Kleinstbergbau ­neben der Landwirtschaft die wichtigste Einkommensquelle. Allein hier in der Provinz Kono, gut 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Freetown, durchwühlen 100.000 Menschen den Boden. Im ganzen Land graben – nach Schätzungen der Weltbank – bis zu 400.000 Menschen nach Gold und Diamanten. Insgesamt leben sieben Millionen Menschen im Land. Da jeder Schürfer im Schnitt fünf weitere Personen im Haushalt ernährt, ist praktisch jeder dritte Einwohner von Sierra Leone vom Kleinstbergbau abhängig. Reich geworden sind mit der Sucherei nur wenige. Wer die Geschichte von Sierra Leone studiert, muss sogar zu dem Schluss kommen, dass der wertvolle Bodenschatz vor allem Not und

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