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100 Jahre Gucci

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Angesagt

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Vom Bambus zum Rap

Skandale, Rückschläge, Glamour, Luxus und Erfolg – das Modehaus Gucci feiert 100 Jahre. Heutzutage zählt das Luxuslabel zu den bekanntesten Marken überhaupt und zu einem der Lieblinge der Hip-Hop-Szene.

Dass die Corona-Krise die Modewelt hart getroffen hat, ist längst keine neue und schon gar keine überraschende Erkenntnis. Die Welt des Glamours hat unter den Lockdowns besonders gelitten. Sie verspürte alles andere als Feierlaune. Und dass Modenschauen im Netz, so glitzernd sie auch sein mögen, alles andere als richtige Modenschauen sind, versteht sich. Keine Begeisterung, kein Blitzlichtgewitter.

Das italienische Modeunternehmen Gucci, das seit 2004 zum französischen Luxusgüterkonzern Kering gehört, musste 2020 unter den Auswirkungen der Krise leiden: Die Gewinne sanken währungsbereinigt um 21,5 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Mit der Einladung zur Präsentation, die in den sozialen Medien stattfand, gab Chefdesigner Alessandro Michele ein Rätsel auf: Er ließ ein Gucci-Quiz verschicken. Über die Auflösung des Kreuzworträtsels gab er bekannt, wann die Schau stattfand: April, Fifteenth, Two, Thousand, Twenty, One, At, Two, PM. Schließlich begeht die Marke in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Und wo? In einem Club namens „Savoy“, allerdings als Film, in dem er an die Frühzeit von Gucci erinnerte.

Das Label wurde im Jahre 1921 von dem Sattlermeister Guccio Gucci in Florenz gegründet. Zu Beginn war die Marke eine Werkstatt für Lederwaren und Gepäck. Mit ihrem Griff aus Bambus wurde die Handtasche zum ersten Klassiker der Marke. Die Idee des Bambusrohres entsprang aus der derzeitigen Rohstoffknappheit wegen des Krieges. Aus Japan konnte Bambusrohr nämlich noch importiert werden und es stellte sich als perfektes Material zur Verarbeitung heraus. Noch heute ist die „Bamboo Bag“ in verschiedenen Modellen und Farben erhältlich.

Nach dem Tod von Guccio Gucci im Jahr 1953 haben seine Söhne das Unternehmen weitergeführt. Der älteste von ihnen, Aldo Gucci, brachte schließlich die Marke nach Amerika, genauer gesagt nach New York. Darauffolgend kam es zu weiteren Eröffnungen von Filialen in unter anderem Chicago und Palm Springs. 1970 erschien darüber hinaus erstmalig eine Bekleidungskollektion des Labels. In Society-Kreisen war das Label ebenfalls nicht gerade unbekannt. Zu den zahlreichen Gucci-Liebhaberinnen zählte unter anderem Grace Kelly.

Neben Ruhm und Glamour hatte Gucci auch Schattenseiten. Zum einen hatte Aldo Gucci eine Affäre mit seiner Sekretärin Bruna Palombo, woraus ein uneheliches Kind hervorkam. Zu dieser Zeit wurde in Italien Ehebruch noch mit einer Gefängnisstrafe gemaßregelt. Dies hatte zur Folge, dass Aldo Gucci sein Liebesverhältnis wie auch seine Tochter Patricia Gucci verheimlichte. Erst im Alter von 18 Jahren lernte Patricia ihre Familie kennen und wurde in das Unternehmen eingeführt. Die Familie ist jedoch im Nachhinein betrachtet der

Zu Beginn war die Marke eine Werkstatt für Lederwaren und Gepäck. Mit ihrem Griff aus Bambus wurde die Handtasche zum ersten Klassiker.

Hauptgrund für den Beinahe-Ruin der Marke gewesen.

Der Sohn von Aldo Gucci zeigte seinen eigenen Vater bei der US-Steuerbehörde an. Dies führte dazu, dass er wegen Steuerhinterziehung angeklagt und im Alter von 81 Jahren verurteilt wurde. Es folgten darüber hinaus unzählige familiäre Besitzstreitigkeiten, welche zusätzlich zum Abstieg

des Labels beigetragen haben. Nicht zuletzt wurde die Familie Gucci von einem Mordfall überschattet. Maurizio Gucci, Neffe von Aldo Gucci, wurde von einem Auftragskiller, den seine ExFrau Patrizia Reggiani-Gucci beauftragt hatte, erschossen. Der Grund war wohl Eifersucht beziehungsweise Rache, weil er sie wegen einer Jüngeren verlassen hatte. Ein weiterer Grund soll gewesen sein, dass Maurizio Gucci das Label fast in den Ruin getrieben hatte. Sie wurde zu 26 Jahren Haft verurteilt.

Im Jahre 1994 wurde schließlich ein neuer Chefdesigner ernannt und zwar Tom Ford. Er schaffte es, das Modehaus vor dem Abgrund zu retten und aufgrund seiner Visionen und Ideen brachte er Gucci wieder an die Spitze. Jedoch hielt diese Erfolgssträhne nicht für ewig an. Als der jetzige Chefdesigner der Marke, Alessandro Michele, Gucci übernahm, stand diese nicht gerade unter einem guten Stern. Das Luxuslabel verlor immer mehr an Bedeutung und auch finanziell sah es nicht sehr rosig aus. Alessandro Michele verhalf Gucci dabei wieder aufzusteigen und es gelang ihm.

Doch was macht Alessandro Michele so erfolgreich? Einer der vielen Gründe ist, dass er mit der Mode niemanden ausschließen möchte. Jeder kann die Kleidung von Gucci tragen. Dies geht mit dem jetzigen Zeitgeist einher. Aufgrund dieser Einstellung vergrößert er die Zielgruppe, und so wird auch die jüngere die sogenannte Generation Z angesprochen.

Hinter der glamourösen Fassade durchlebte das luxuriöse Modehaus viele Höhen und Tiefen. Vor allem aus familiärer Sicht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass demnächst ein Film über die Gucci-Familie, genauer gesagt über den Mord an Maurizio Gucci, in die Kinos kommt. Dieser heißt „House of Gucci“ und wird voraussichtlich im November dieses Jahres auf der Leinwand zu sehen sein. Zur Besetzung zählen Lady Gaga, welche die Ex-Frau von Maurizio verkörpert, und noch viele weitere Stars.

Trotz vieler Rückschläge schaffte es das Label dennoch immer wieder, sich nach oben zu kämpfen. Den Geburtstag der Marke feiert Gucci mit extremen Entwürfen, zum Beispiel bauchfreien Strickpullis für Männer, Dreifach-Ohrringen und Taschen in Form eines anatomisch korrekten Herzens mit oberer Hohlvene, Aorta und Pulmonalarterie, Spitzenkleidern mit Reißverschluss, zweireihigen Samtjacken und spitzen Schultern für Männer. Schon zu Beginn der Hip-Hop-Ära haben Rapper längst die Luxus-Labels entdeckt, bis hin zur Gucci-Gang und Gucci-Mane hat kein anderes Musik-Genre die Modewelt so aufgesogen – und gleichzeitig machen die Labels den Rap zur Fashion.

Text: Dana Conrardy  Fotos: Godisable Jacob (Pexels), alphacoders.com, St33lv0ll1(Pixabay)

Es ist nicht verwunderlich, dass demnächst ein Film über die Gucci-Familie, genauer gesagt über den Mord an Maurizio Gucci, in die Kinos kommt.

Adam Driver und Lady Gaga in „House of Gucci“

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