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Olivier Mark, ein Präsident am Wendepunkt

Olivier Mark, CIVV Ein Präsident am Wendepunkt

Nach zwei Jahren Pandemie und dem historisch kleinen Jahrgang 2021 erwartet man von Olivier Mark, dem neuen Präsidenten der Communauté Interprofessionnelle du Vin Vaudois (CIVV), einen «Plan zur Neulancierung des Weinbaus», auszuarbeiten mit dem Kanton Waadt. Dieser jedoch verabschiedet im Juni den zuständigen Minister dieser Abteilung, Philippe Leuba…

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Text: Pierre Thomas Fotos: Philippe Dutoit

Seine Designation Ende 2020 überraschte: Die Waadtländer Weinbranche, bisher präsidiert von einem Mann aus dem engsten Zirkel, abwechselnd nach «Familien», bestimmte den unabhängigen Ökonomen Olivier Mark aus Montreux zu ihrem Präsidenten. Jemanden mit dem Blick von aussen also, nach der langen Präsidentschaft von Gilles Cornut, technischer Direktor der Cave de La Côte in Tolochenaz. Winzern. Und ich habe den Waadtländer Wein noch nie mit so viel Vergnügen getrunken wie jetzt, da ich die Leute kenne.»

Trotz der Pandemie hat sich der Präsident der CIVV auf den Weg gemacht, um zahlreiche Akteure eines «sehr heterogenen» Wirtschaftsumfelds kennenzulernen, «nicht immer entlang der Hierarchie». Das ist nicht einfach in einem Weinbaugebiet, das es nicht mag, wenn man es (be-) drängt, und in dem die Regel gilt: wer nichts sagt, der stimmt zu, obwohl bisweilen… «Meine Lebensversicherung ist die Transparenz!», versichert der Selfmade Man, der zuerst Gärtner und dann Chef eines Gartenbauunternehmens im Chablais war und vor 15 Jahren mit voller Wucht von der Liberalisierung – und der Globalisierung – des Schnittblumenmarkts getroffen wurde, bevor er sich zum Betriebsökonomen ausbilden liess, spezialisiert auf Qualitätsmanagement und Managementstrategien. «Einen Rosenstock oder eine Rebe kultivieren ist dasselbe. Doch hier hört der Vergleich auf.» Die «grundlegende Herausforderung bleibt es, die Arbeit aufzuwerten», fährt er bei einem Glas Chasselas fort.

Allgemeines Interesse und Konkurrenz

In einer Welt, die zwischen (untereinander konkurrierenden) kleinen und grossen Akteuren aufgeteilt ist, muss man deutlich machen, «dass das, was Ihrem Nachbarn nützt, Ihnen selbst nicht unbedingt Schaden zufügt.» Der scheidende Staatsrat Philippe Leuba hatte von der CIVV verlangt, dass sie «einen Strategieplan vorlegt, der langfristige Werte schafft», um sich die administrative und finanzielle Unterstützung des Kantons zu sichern. Die CIVV hat dem Minister im Herbst 2021 einen Katalog von 27 Massnah-

«Ich teile wirklich etwas mit den Winzern. Und ich habe den Waadtländer Wein noch nie mit so viel Vergnügen getrunken wie jetzt, da ich die Leute kenne.»

Olivier Mark

Eine pragmatische Vision

Olivier Mark, der bei der kommenden Ernte 58 Jahre alt wird und seit 2009 den Verband JardinSuisse präsidiert, steht am Wendepunkt dieses ersten Mandats, das 15% seiner Tätigkeit ausmacht: «Ich wurde nominiert, weil die Leute Einsatz von mir erwarten. Jeder hängt von Ergebnissen ab, im Wissen darum, dass jedes Projekt Hoffnung und Energie freisetzt.» Er, der schon mehrmals bei einem Ressat auf Château de Chillon teilgenommen hat und diesen Herbst in die Confrérie du Guillon aufgenommen werden soll, sagt über sein neues Biotop: «Ich kann mich mit ihnen identifizieren. Ich bin erdverbunden. Ich kenne die Sicherheit, welche die Jahreszeiten vermitteln, aber auch die ökonomischen Spannungen. Ich teile wirklich etwas mit den

men vorgelegt. Dieses Dossier wurde darauf überarbeitet, in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion für Landwirtschaft, Weinbau und Veterinärwesen (DGAV), also den Spitzenbeamten Frédéric Brand und Olivier Viret sowie dem neuen Generaldirektor (seit September 2021) Pascal Hottinger. Ein Trio, das verschiedene Berufsfelder kennt: die Bundesverwaltung der erste, Changins der zweite und Nespresso der dritte.

Anfang April, zur Zeit dieses Gesprächs, konzentriert sich das Projekt auf drei Achsen mit klar definierten Zielen. Zuerst will der Weinbau «seine Produktion beherrschen, innovativ sein und das Terroir dank transparenter Appellationen aufwerten.» Um das zu erreichen, sind diverse Massnahmen geplant: die Überarbeitung des Dossiers der AOP-IGP (mit der Änderung der AOC), die Reduktion der «ungeeigneten Flächen» der Weinregion und die Verwendung von Trauben ausserhalb der Weinproduktion. Zudem «will der Weinbau seine Auswirkungen auf die Umwelt reduzieren, bei allen Prozessen der Branche». Das bedeutet: Reduktion der phytosanitären Produkte, weniger Energieverbrauch vom Rebberg bis zum Keller und die Förderung kurzer Lieferketten bei der Distribution. Schliesslich «nähert sich der Weinbau den Kunden an und bindet sie durch Promotion und angepasste Infrastruktur an sich.» Diese «Promotion wird unterstützt durch eine physische und virtuelle Infrastruktur, für einen optimalen Empfang der Kundschaft.»

Eine Internet-Plattform im Orbit

Schöne Worte… doch das letzte Kapitel hat sich bereits konkretisiert. Das Office des Vins Vaudois (OVV) entwickelt mit Waadtländer Partnern eine Internet-Plattform, die eine unmittelbare Sichtbarkeit und eine schnelle Verfügbarkeit der Weine ermöglicht. Das für dieses Jahr (2022) angekündigte Projekt stellt – selbstverständlich! – die delikaten Fragen nach der Konkurrenz unter grossen und kleinen Kellereien oder, prosaischer, nach der Logistik für den Transport und die Verteilung der Weine. Die Grundidee, fasst Olivier Mark zusammen, besteht darin, die Waadtländer Weinregion aufzuwerten, indem das Personal vor Ort ausgebildet wird, durch Förderung von Weintourismus und Degustationsformeln,

Olivier Mark, hier im Keller der Winzerkooperative von Vevey-Montreux, ist eng verbunden mit seiner Region.

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