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Väterkram
Foto: SanyaSM
Das Ende der Phantasie
Monatlich eine Kolumne über Kinder, Familie und alles drum herum schreiben, ist ein großes Privileg. Es ist nicht nur ein Baustein in meinem mittlerweile recht erfolgreichen Versuch, als Autor und Journalist (über)leben zu können, sondern auch eine Art öffentliches Tagebuch, das ich vor über 12 Jahren begonnen habe. Und zwar weil mir das Führen eines richtigen Elterntagebuchs einfach zu anstrengend war. Zwar war ich ganz bezaubert von meiner damals sehr kleinen ältesten Tochter (Das bin ich immer noch: Auch wenn der Lack inzwischen ein bisschen ab ist, funkelt sie darunter wie Sternenstaub), hätte mich aber niemals dazu aufraffen können, abends noch meine Gedanken zum zurückliegenden Tag notieren zu können. Dafür war ich durchgehend viel zu erschöpft. Ein Zustand, der sich mit Kind Nummer 2, 3 und 4 nicht wirklich verbessert hat. Was aber immer funktioniert hat, war dieses Schreiben als Teil meiner Arbeit zu betrachten. Als Aufgabe, die ich zu bewältigen habe. Das schaffe ich zur Not auch um halb drei Uhr nachts oder mit dem Daumen auf mein Handy tippend, während ich gleichzeitig versuche, mein jüngstes Kind zu beruhigen. Ich bin der bezahlte Chronist meiner Familie und das fühlt sich gut an. Wenn ich mit meinem Zwölfjährigen in einer Arztpraxis
Mo-Fr 9-18 Uhr Sa 10-14 Uhr
Haifischattacken in Badewannen. Lange Sommerabende, Ausflüge und diese unnachahmliche Mischung aus Stolz, Erleichterung und Glück in den Augen von kleinen Kindern, die sich zum ersten Mal etwas trauen und dann auch schaffen. Darüber, dass meine Jüngste „Spätzchenzeit“ statt „Bettchenzeit“ sagt und niemand sie korrigieren will, weil es so wundervoll klingt, könnte ich eine Kurzgeschichte schreiben. Über die verschmitzte Liebenswürdigkeit mit der mein Vierjähriger Sachen von sich gibt wie „Papa, ich hab dich so lieb, du musst gleich noch mal reinkommen und mir gute Nacht sagen.“ einen ganzen Roman. Die Gewarten muss, witzeln wir über die „Gesamtausga- schichten erzählen sich von selbst. Sie berichten be“ meiner Werke, weil in einem Zeitschriftenhal- von Unfällen, Erfolgserlebnissen, vollgekotzten ter an der Wand die letzten fünf Ausgaben der Kinderzimmern und ausnahmsweise für die Eltern Kinderkram liegen. Und meine Vierzehnjährige vorbereitete Samstagsfrühstücke. Von Streit und hat vor einer Weile damit begonnen, mir manch- Versöhnung, neben-, mit- und aneinander leben mal abends auf dem Sofa meine Texte vorzulesen. und vor allem von Liebe. Immer wieder Liebe. Aber manchmal sehen mich die beiden auch miss- Auch wenn es mal richtig ätzend läuft, nichts trauisch an, wenn ich mal wieder länger vor dem klappen will und sich alle nur ankotzen. Auch Laptop sitze, und fragen mich, ob mir für den nächsten Text denn überhaupt noch etwas einfällt. Bislang konnte ich die Frage mit einer Hand- Nils Pickert ist vierfacher bewegung abwinken und mit einem leichtherzi- Vater, Journalist und gen „da mach dir mal keine Sorgen“ zerstreuen. Feminist. Jeden Monat Ans Ende der Phantasie bin ich noch nicht ge- lässt er uns an seiner langt. An den Punkt also, an dem man das Gefühl Gedankenwelt teilhaben. hat, alles wäre irgendwann sowieso schon einmal besser gedacht, gesagt und geschrieben worden. wenn man mit dem anderen über 20 Jahre zusamWo man verzweifelt sein Gehirn auswringt, aber men ist und sich fragt, wohin die Jahre eigentlich nicht einmal die Spur einer Idee heraustropft. verschwunden sind. Gerade dann. Familie, das Nicht, dass ich vor Schreibkrisen grundsätzlich sind aufeinander gestapelte, ineinander verwobegefeiter als andere wäre. Nur muss mir für Kolum- ne Geschichten. Manche sind langweilig, weil sie nen über Kinder, Familie und alles drum gar nicht nur von organisatorischem Kram und vermeidbesonders viel einfallen. Ich brauche einfach baren Konflikten handeln. Andere sind nett und nur zu beobachten, zuzuhören und irgendwann normal. Wieder andere so spannend, dass man später zu notieren. Es ist ja nicht so, dass in ei- unwillkürlich den Atem anhält. Und zusammen ner sechsköpfigen Familie nicht genug passieren sind sie ziemlich wunderbar. würde: Essensschlachten, Läusekatastrophen,
Trikot Prim 22,- €
von Roch Valley Bekleidung nach prüfungsordnung
TanzShop Balsies parkallee 10 · 24782 Büdelsdorf www.tanzshopsh.de · Tel. 04331 / 4408778 Kinderkram Nr. 211 · Juli/August 2019