Kinderkram 215

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Blick in die Zukunft

Unsere Welt im Jahr 2038 Wie sieht die Zukunft in 18 Jahren aus? Ein heute geborenes Baby wird dann volljährig sein und sein Leben selbst in die Hand nehmen. Kinderkram fragte Kinder, Jugendliche, Eltern und Großeltern, wie sie sich ihre Zukunft in 18 Jahren vorstellen

„Es wäre wunderbar, wenn Elisabeth ihren persönlichen Sinn im Leben findet.“ In 18 Jahren wird Elisabeth ihre Volljährigkeit feiern. Ich würde mir wünschen, dass sie zu dem Zeitpunkt in einer Ausbildung oder einem Studium ist, welches ihr Spaß bringt und keinem gesellschaftlichen Druck unterliegt. Ich hoffe, dass der Leistungsdruck abnimmt und es wieder mehr um das Menschliche geht. Es wäre wunderbar, wenn Elisabeth ihren persönlichen Sinn im Leben findet und ihren eigenen Weg gehen darf. Ich wünsche Elisabeth wahre Freunde, denen sie vertrauen kann. Die immer für sie da sind und nicht nur ihren eigenen Vorteil in der Freundschaft sehen. Ich wünsche mir, dass die Menschen, die Elisabeth liebt und gern hat, ehrlich zu ihr sind. Dass sie sich angenommen, akzeptiert und geliebt fühlen darf, dort wo sie ist und wie sie ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn Elisabeth Toleranz und Akzeptanz erfahren darf, aber auch selbst offen und tolerant gegenüber anderen Menschen und deren Meinungen sowie deren Lebenseinstellung ist. Anika (Tochter dann 18)

„Mit der Kraft des Optimismus sollte es dann auch für unsere Enkelkinder mit der Zukunft klappen!“ „Nein, das kann ich nicht, unmöglich in diesen Zeiten!“ – So war meine erste Reaktion, als ich gefragt wurde, ob ich nicht einmal einen Blick in die Zukunft werfen möchte, da ich doch gerade zum zweiten Mal Großmutter geworden bin. Viele Tage beschäftigte mich das Thema, bevor ich dann doch zusagte. Ein Gespräch mit einem Bekannten zwischen Supermarktregalen, er ebenfalls Großvater, in dem wir die großen Fragen der Zukunft bewegten, gab den Ausschlag: „Schreiben Sie positiv!“ riet er mir. Die Zukunftsfragen wie Umweltverschmutzung, Raubbau an den Ressourcen, Wassermangel, ungleiche Verteilung weltweit, daraus folgende Fluchtbewegungen und kriegerische Auseinandersetzungen – all dem können wir nur unsere Hoffnung auf die Vernunft und Kreativität der Menschheit entgegensetzen. Konstantin Wecker scheut sich nicht, immer wieder das große Wort „Liebe“ bei seinen Konzerten und sonstigen öffentlichen Auftritten in den Mund zu nehmen. Recht hat er: Letztlich reduziert sich tatsächlich alles darauf. Liebe zu dieser unserer einen Welt, Liebe zum Nächsten, das Zurückstellen unseres großen, gierigen Egos, von Nationalismus, Rassismus und Ausgrenzung – das kann eine Chance bieten, eine Welt zu gestalten, die auch in 18 Jahren noch lebenswert ist. Zusammenhalt, Vertrauen, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Akzeptanz, Toleranz – all das trägt nicht nur in der kleinsten gesellschaftlichen Einheit Familie oder im Freundeskreis, das trägt auch in größeren Gemeinschaften und bildet den fruchtbaren Boden für kreative Lösungen der Zukunftsfragen. Stellen wir gemeinsam und ernsthaft diese Werte wieder in den Mittelpunkt, fällt es auch leichter, den unumgänglichen Verzicht auf viele liebgewordene Konsumgewohnheiten zu leisten, damit es wieder gerechter auf dieser Welt zugehen kann. Und mit der Kraft des Optimismus sollte es dann auch für unsere Enkelkinder mit der Zukunft klappen! Leila Fuchs (Enkeltochter dann 18)

„Die Bildung wird super interaktiv und individualisiert.“ Entweder wurde das Problem der Ressourcenknappheit gelöst, so dass man es geschafft hat, unbegrenzt Energie und Rohstoffe zu haben, und alle im Wohlstand leben können. Wir hätten dann Dinge, die man aus Science Fic-

tion kennt, wie eine Mondbasis, kommerzielle Weltraumausflüge, fliegende Autos, selbstschnürende Schuhe... Oder die Menschheit geht an diesen Problemen zugrunde und es bricht ein Kampf um die Ressourcen aus. Das wäre dann die dunkle Ausgabe der Zukunft. In der „hellen“ Zukunft werden die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit immer weiter verschwinden. Auch die Bildung wird super interaktiv und individualisiert, da man durch computergestütztes Lernen und Künstliche Intelligenz die Kapazitäten dafür hat. Wenn heute ein Lehrer eine Klasse von 30 Schülern unterrichtet, hat er keine Zeit, einen Bildungsplan auf den einzelnen Schüler zuzuschneiden. Da wird man dann in der Zukunft die Technik zu Hilfe nehmen und den Unterricht interaktiver gestalten. Der menschliche Teil des Unterrichts wird aber gleichzeitig an Wert gewinnen, weil man vieles andere auslagern kann. Der Stadtverkehr wird in Zukunft frei von Privatfahrzeugen sein. Alles wird mit sehr leicht zu bedienendem öffentlichen Verkehr möglich sein, da pendelt dann die selbstfahrende Straßenbahn und selbstfahrende Minitaxis sorgen für die Querverbindungen. Ich glaube, es wird normal sein, künstliches Fleisch zu essen, das für alle erschwinglich ist. Was Familien betrifft, glaube ich nicht, dass es eine Rückentwicklung in die 50er Jahre geben wird. Die Frage ist, geht es noch weiter in Richtung Diversität, Familien mit drei Eltern, das wird wahrscheinlich noch häufiger werden. Petr, 20 (dann 38)

„Wir Kinder und Jugendliche brauchen mehr Mitbestimmungsrechte und Gestaltungsmöglichkeiten!“ In zwei Jahrzehnten kann sich viel verändern und Schule beginnt jetzt schon, neue Wege einzuschlagen. Wann hat Lernen eigentlich angefangen weniger Spaß zu machen? Das fragen sich viele Schüler, manchmal sogar schon im Grundschulalter. Viele erleben Tag für Tag ungemeinen Druck durch die Schule und das Notensystem. Ich wünsche mir und glaube fest daran, dass das Schulsystem sich mehr auf unsere Stärken konzentrieren wird, anstatt Schwächen zu bestrafen. Wir Kinder und Jugendlichen brauchen mehr Mitbestimmungsrechte und Gestaltungsmöglichkeiten! Schließlich geht es hier um unsere Zukunft und wir sind die, die 12 Jahre unseres Lebens regelmäßig in Klassenräumen sitzen. Besonders wichtig für einen besseren Schulalltag ist die Digitalisierung, die bereits an vielen Orten auf dem Weg und in Schulen ganz besonders wichtig ist. Gute Ausstattung und erweiterte Lernmöglichkeiten sind genauso bedeutend wie engagierte Lehrer und ein schülerfreundliches System. Es gibt viel zu tun, packen wir es gemeinsam an! Jenna, 16 (dann 34)

„Man muss nicht jeden Tag ein Wurstbrot essen!“ Man bräuchte gar nicht so viele Autos. Die verschmutzen die Umwelt. Man könnte Autos erfinden, die nicht so viele Abgase ausstoßen. Die Elektroautos sind ja auch nicht so umweltfreundlich. Man hätte in der Zukunft vielleicht Fahrräder, bei denen man treten muss, um Energie zu erzeugen, so wie man ein Dynamo betreibt, dass Licht brennt – nur stärker, sodass man Strom erzeugen kann. Ich fände es gut, wenn man morgens ausschlafen kann und später Unterricht hat. Dann beginnt die Schule um 10 Uhr und geht dafür bis 15 Uhr. Ich fände es gut, wenn man vom Kindergarten an zusammenbleibt. Dann käme man mit seinen Freunden in die erste Klasse. Man hätte jeden Tag eine Stunde, in der Kinder vom Kindergarten bis zur 4. oder 5. Klasse zusammen sind, so dass die älteren Schüler den Kleinen etwas beibringen. Kinderkram Nr. 215 · Dezember 2019 / Januar 2020


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