Kinderkram 222

Page 13

Starke Gefühle

Einfühlen und Verstehen

Foto: fizkes

Empathie ist eine wichtige Voraussetzung für ein gelungenes soziales Miteinander

Beruflich erfolgreich sein, stabile Beziehungen führen und von anderen als vertrauenswürdig wahrgenommen werden – wer wünscht sich das nicht für sein Kind? Da bei all diesen Fähigkeiten Empathie eine wesentliche Rolle spielt, fragen sich viele Eltern, ob ihr Kind empathisch genug ist und wie sie die empathischen Fähigkeiten ihres Kindes fördern können. Doch was genau versteht man eigentlich unter Empathie? Im Lexikon der Psychologie wird der Begriff Empathie als das affektive innere Erleben und Verstehen der vermuteten Emotionen des Gegenübers und die Einsicht in die Ursachen dieser Emotionen beschrieben. Dabei werden die auslösenden Emotionen bewusst einer anderen Person zugeordnet. Der Begriff Empathie kann somit am ehesten als einfühlendes Verstehen umschrieben werden. Obwohl die Ergebnisse der neueren Hirnforschung darauf hinweisen, dass Empathie als eine Art Resonanzfähigkeit und Mitgefühl im Sinne von Fürsorge zu unterscheiden sind, werden beide Begriffe im Alltag oft gleichbedeutend verwendet. Empathie ist eine wichtige Voraussetzung für ein gelungenes soziales Miteinander. Nur wer empathische Fähigkeiten besitzt, kann sich in die Ge-

fühle anderer Menschen hineinversetzen, diese entschlüsseln und angemessen darauf reagieren, kann die Perspektive seiner Mitmenschen einnehmen, deren Gedanken und Absichten verstehen und unter Einbeziehung dieses Wissens Konflikte lösen. Somit ist Empathie die Basis für gegenseitiges Verständnis und unterstützende Handlungsimpulse. Aber ist Empathie angeboren? Und reagieren schon Babys empathisch, wenn sie in das Weinen anderer Babys oder das Lachen ihrer Eltern einstimmen? Experten sprechen in diesem Fall nicht von Empathie, sondern von Gefühlsansteckung. Denn dem Baby fehlt noch das Bewusstsein, dass es sich bei den erlebten Gefühlen ursächlich um die Gefühle anderer handelt. Empathie zu erlernen setzt also einen gewissen Reifegrad voraus. Zunächst einmal muss ein Kind die Fähigkeit entwickeln, zwischen sich selbst und anderen zu unterscheiden. Dieser Entwicklungsschritt ist daran erkennbar, dass sich ein Kind im Spiegel oder auf Fotos selbst erkennt. Aber auch die bei Eltern meist wenig beliebten Wutanfälle im Kleinkindalter sind ein wichtiges Trainingsfeld, um Schritt für Schritt zu erlernen, die eigenen Gefühle und die anderer wahrzunehmen und zu erkennen, dass

sich die eigenen Bedürfnisse womöglich von denen anderer unterscheiden. Eltern können die empathischen Fähigkeiten ihres Kindes fördern, indem sie zunächst einmal selbst ein gutes Vorbild sind. Verhalten Sie sich Ihren Kindern und Ihren Mitmenschen gegenüber empathisch – gerne auch außerhalb Ihres engsten Kreises! Gehen Sie auf die Gefühle Ihres Kindes ein und helfen Sie ihm dabei, diese zu identifizieren und zu benennen. Damit zeigen Sie Ihrem Kind, dass Gefühle wichtig sind und dass es mit seinen Gefühlen nicht allein ist. Das Kind erlebt, dass auch andere Menschen solche Gefühle kennen und dass es sogar Namen dafür gibt. Manche Gefühle sind angenehm, andere sind vielleicht verwirrend oder unangenehm. Trauen Sie Ihrem Kind die positiven und die negativen Gefühle zu und halten Sie letztere auch selbst aus. Ihr Kind lernt daraus, wie gut es tut, Gefühle zu teilen sowie Verständnis und Unterstützung zu erfahren. Und indem es Ihr Verhalten imitiert, wird es sich ganz beiläufig selbst in Empathie üben. Denn eigene Erfahrung und positive Unterstützung sind so viel hilfreicher als jeder moralische Vortrag oder gar jede Ermahnung. Aber auch häufiges Vorlesen und altersgerecht geführte Gespräche über Erlebtes oder Gelesenes und darüber, wie sich die Hauptfigur einer Geschichte wohl gefühlt haben mag, geben Kindern die Möglichkeit, ihre empathischen Fähigkeiten zu trainieren. Und zum Üben gehört auch immer, Fehler machen zu dürfen. Denn eine gesunde Mischung aus Empathie und unterstützendem Handeln einerseits und einem guten Blick auf die eigenen Bedürfnisse andererseits ist manchmal ein schmaler Grat, den zu erkennen auch Erwachsenen nicht immer leichtfällt. Nele Borm ist pädagogischpsychologische und PaarBeraterin, Familien-Coach sowie Hospiz- und Trauer­ begleiterin in Kiel-Holtenau. www.beratungspraxis-borm.de

Märchen und mehr Christiane Delfs-Findeisen

Märchenerzählerin & Tiefenpsychologische Kunsttherapeutin Am Beek 12 24211 Wielen / Wahlstorf Fon 0159 / 021 50 174 fraumitkrone@gmail.com www.maerchen-machen-mut.de Mitglied der Europäischen Märchengesellschaft e. V.

Kinderkram Nr. 222 · September 2020

Ergotherapie

Ergotherapie

Regina

Regina Knipping Praxis Elmschenhagen Preetzer Chaussee 172 24146 Kiel Tel. 0431 / 780 20 90

Knipping

Praxis Neumeimersdorf Grot Steenbusch 30 24145 Kiel Tel. 0431 / 71 93 83 90

www.ergotherapie-knipping.de

13


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.