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Lesen & Hören
Drei Fragen an... Julia Dürr Nicht erst seit die Arbeitsbedingungen in großen Fleischfabriken aufgrund der Corona-Pandemie zum Thema wurden, fragen wir uns häufiger „Wo kommt unser Essen her?“. Auch Autorin und Illustratorin Julia Dürr hat sich diese Frage gestellt, ist losgegangen und hat direkt bei den Betrieben nachgefragt. Von Schlachthof bis Apfelplantage hat sie sich Produktionsabläufe in kleinen und großen Betrieben angeschaut und diese in ausdrucksstarke Bilder und prägnante Texte verarbeitet. Wo kommt denn nun unser Essen her? Und wie kam bei Ihnen die Frage auf? Mein Opa war Bäcker und vermutlich habe ich darum eine emotionale Beziehung zu diesem Handwerksberuf. Schon als ich klein war, war ich ganz traurig, dass der Bäcker bei uns im Ort zu machte und nur noch Brötchen von einem Kettenbäcker auf unserem Frühstückstisch lagen. Da gab es keine Backstube, in die man reinschielen konnte. Und an den Brötchen hing auch nicht so viel Mehl und die Scheibe war nicht beschlagen von der Hitze und Feuchtigkeit aus der Backstube. Dass unser Brötchen nicht mehr aus der kleinen Backstube um die Ecke kommt, beschäftigt mich also schon lange. Und so kam ich auf die Idee, ein Buch zu schreiben, das einfach und sachlich zeigt, wo unser Essen gemacht wird. Auch die kleinen und großen landwirtschaftlichen Betriebe, die ich im Laufe meiner Recherche besuchte, gaben mir die Rückmeldung, dass genau so ein Buch fehle. Für das Buch haben Sie bei verschiedenen Betrieben vor Ort recherchiert. Unter anderem waren Sie auf einem Apfelhof, im Hühnerstall und im Schlachthof. Was haben Sie dort erlebt und was haben Sie von den jeweiligen Besuchen mitgenommen? In den Videos im Netz stieß ich bei der Recherche schnell an Grenzen, weil immer genau das, was ich für meine Zeichnung brauchte, nicht gezeigt wurde. Dann fiel mir zum Glück ein oder auf, dass hinter jedem Ei ein Mensch steht, der die Hühner hält und füttert und hinter jeder Wurst jemand, der das Schwein schlachtet usw. Viele Telefonate später fuhr ich dann durch die Lande und bekam die Arbeit und die Abläufe vor Ort erklärt. Dabei war die größte Überraschung für mich, dass es in einem Hühnerstall mit 12.000 jungen Hennen nicht unangenehm riecht und wie schnell und routiniert aus vier Schweinen leblose Einzelteile werden. Wie kühl es wird, wenn man einen Schritt in den Gang zwischen 15 m langen Tomatenpflanzen setzt, hat mich auch nachhaltig beeindruckt. Ich bin richtig dankbar, dass ich alle meine Fragen mit so viel Begeisterung beantwortet bekommen habe. Sie haben sich lange mit dem Thema Essen beschäftigt. Was hat sich für Sie verändert? Mir hat meine Recherche zu dem Buch gezeigt, dass ich viele Vorurteile zum Thema Essen mit mir herumgetragen habe, von denen ich nicht wusste, dass es welche sind. Ich esse seitdem keine Eier mehr. Auch nicht, wenn sie aus Bio-Betrieben kommen. Alle Infos zum Ei haben bei mir einiges durcheinander geworfen... das muss ich nun erst mal wieder sortieren. Ich muss ja sagen, ich hatte ein bisschen die Befürchtung, dass ich mir das Essen mit der Arbeit an diesem Buch vermiese. Aber im Gegenteil, ich weiß jetzt, wie viel Arbeit hinter allem steckt und weiß, was ich richtig gern essen möchte und eben auch was genau nicht. Nur über die Eier muss ich noch nachdenken... Und eine super Fähigkeit habe ich erlangt: Ich kann nun genau sagen, ob Hühner, Schweine, oder Kühe in den flachen grauen Gebäuden gehalten werden, an denen ich in Brandenburg so oft vorbeifahre. Ich kann nur jedem raten, mal Betriebe in der Umgebung zu besuchen und sich alles erklären zu lassen. „Wo kommt unser Essen her?“ von Julia Dürr, Beltz & Gelberg 2020, ab 6 J., 14,95 €
Erzählst du uns eine Geschichte? Ein Kinderbuch der Kielerin Heide Böse Geschrieben hat die Kielerin Heide Böse schon ihr Leben lang – lustige Verse, Sprüche und flüchtige Augenblicke, in kurzen Zeilen auf Papier festgehalten. Ein Buch ist nun entstanden, als sie anfing, ihrem Enkelsohn Geschichten zu erzählen – über Tim, den kleinen Pinguin vom Südpol. Während Heide Böse die kleinen Texte schrieb, hat ein befreundeter Sportkollege – Heinz Siebolds – die Illustrationen angefertigt. Vom Verkaufspreis geht 1,- € an die Diabetes Helden Kiel e.V., den Förderverein für Kinder und Jugendliche mit Diabetes (www.diabetes-helden.info). Die Bücher sind erhältlich in Kiel bei Liesegang, in der Ev. Bücherstube, in Eckernförde bei Liesegang und in Der neuen Spielkiste sowie in Gettorf in der Bücherstube Iwersen und Hofgalerie ka-margerita‘s. „Tim, der kleine Pinguin“ von Heide Böse Vom Herzen Verlag 2020, 10,- €
Die Blaue Stunde Stimmungsvolles Sachbuch für Kinder Der Tag neigt sich dem Ende zu. Bald senkt sich die Nacht herab. Dazwischen liegt die Blaue Stunde. Dieses außergewöhnliche Sachbuch versammelt 25 Tier- und Pflanzenarten aus aller Welt und präsentiert sie in groß angelegten, in verschiedenen Blautönen gehaltenen Illustrationen, die begleitet werden von zurückgenommenen, poetischen Texten. Ein ganz besonderes Sachbuch, das den Leser einlädt, einzutauchen in eine Welt aus tausendundeinem Blauton. „Die Blaue Stunde“ von Isabelle Simler Magellan Verlag 2020, ab 6 J., 18,- €
Kieler Turnerbund Brunswik von 1899 e.V.
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Kinderkram Nr. 222 · September 2020