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Partizipation mit den Kleinsten
from Kinderkram 223
by Rönne Verlag
Gemeinsam Lösungen finden und im Alltag mitbestimmen in der Krippe
Die Partizipationsorientierung als Teil des Bildungsauftrages für Kindertageseinrichtungen sieht vor, dass Kinder und Erwachsene gemeinsam Lösungen für Probleme erarbeiten und den Kita-Alltag Hand in Hand gestalten. Die Kinder sollten die Möglichkeit haben bei wichtigen Entscheidungen, die ihren Lebensalltag betreffen mitbestimmen zu können. Dies kann beispielsweise in Form von Beteiligungsprojekten (zum Beispiel: Welche Spielgeräte wollen wir für unser Außengelände anschaffen?) oder in fest verankerten Gremien wie dem „Kinderparlament“ geschehen, in dem die Kinder regelmäßig die Möglichkeit bekommen ihre Wünsche, Ideen oder Beschwerden zu äußern. Im Krippenbereich stellt die Partizipationsorientierung auf den ersten Blick eine weitaus größere Herausforderung dar. Sie hat jedoch eine ebenso große Bedeutung, wenn auch einen anderen Fokus. Auch hier können sehr gut gemeinsam mit den Kindern Entscheidungen in Bezug auf den Krippenalltag getroffen werden. Beispielsweise können wir mithilfe von Symbolen ein Meinungsbild der Kinder in Bezug auf die Vormittagsgestaltung einholen. Einfache Symbole, die immer wieder mit den Kindern besprochen werden, bieten auch den Kleinsten bereits die Möglichkeit zu äußern (zum Beispiel durch Zeigen mit dem Finger) was sie an diesem Vormittag machen wollen. So kann ein Pinsel für eine Kreativaktion im Atelier stehen und ein Ball für ein Angebot im Bewegungsraum. In der Krippe sollte der Fokus im Bereich der Partizipation und Selbstbestimmung jedoch vor allem auf den Themen liegen, die die Grundbedürfnisse der Unterdreijährigen betreffen. Im Krippenalltag sind dies vor allem die Themen Schlafen, Essen, die Wickelsituation und die Kleidung. Es geht weniger um große Beteiligungsprojekte oder Abstimmungsverfahren. Viel eher geht es um die Achtung der Bedürfnisse eines jeden einzelnen Kindes. Denn auch wenn ein Krippenkind seine Bedürfnisse noch nicht sprachlich äußern kann, sind wir davon überzeugt, dass es andere Wege hat uns diese mitzuteilen. Für die Fachkräfte unserer Einrichtungen bedeutet dies, dass ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und eine gute Beobachtungsgabe gefordert ist, um die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und angemessen auf sie zu reagieren. Nur so erfährt das Kind bereits von klein auf seine Selbstwirksamkeit. Seine Bedürfnisse werden geachtet, das Kind wird gehört, auch wenn es nicht spricht. Ein Beispiel: Ein Krippenkind möchte bei sonnigem Wetter nicht die Turnschuhe anziehen, sondern lieber seine Gummistiefel. Wir als Erwachsene können diese Entscheidung vielleicht nicht nachvollziehen, da es doch sonnig und trocken ist. Aber, wissen wir welche Gründe das Kind für seine Entscheidung hat? Vielleicht hofft es darauf, draußen eine Pfütze zu entdecken oder es hat am Vortag bemerkt, dass die Turnschuhe bereits etwas zu klein geworden sind. Einige dieser Situationen erfordern sicherlich etwas Geduld und Zurückhaltung von den pädagogischen Fachkräften in unseren Einrichtungen und in einigen Situationen wäre es für uns sicherlich „einfacher“ diese Entscheidungen selbst zu treffen. Doch sobald wir dies tun, nutzen wir das natürlich gegebene Machtverhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen aus und übergehen die Bedürfnisse des Kindes. Wir laufen Gefahr, dass die Kinder an Selbstvertrauen verlieren, ihre Bedürfnisse nicht mehr äußern und ihrer Fantasie und Kreativität beraubt werden. Unser Ziel sollte es jedoch sein, die Kinder in ihrer Autonomie und der Entwicklung ihres Selbstvertrauens zu fördern. Empathie und Zurückhaltung helfen uns dabei, die Kinder in ihrem Forschen und Entdecken zu unterstützen, festgefahrene Ansichten aufzubrechen und einen Perspektivwechsel vorzunehmen.
Laura Bünger leitet das Kinderhaus im Pädiko Familienzentrum Kronshagen.