Einfach zum Aus-der-Haut-Fahren: was bei Allergien wichtig ist
interview
Ein Jahr Generaldirektor –ein Gespräch mit Christian Kofler im gedenken an lorenz böhler
Von den Anfängen der Traumatologie bis heute – Symposium am Krankenhaus Brixen
gewalt im krankenhaus
Jede Aggression ist eine zu viel
eingefangen → „Du bist unverzichtbar“:
Das ist das Motto der diesjährigen „Aktion Verzicht“, die auch heuer eine „Aktion unVERZICHTbar“ bleibt. Von Aschermittwoch, 5. März, bis Karsamstag, 19. April, wird die Bevölkerung dabei zum Mitdenken und Mitmachen aufgerufen. Über eigene Post-its kann Menschen die Botschaft „du bist wertvoll“ weitergegeben werden. Mehr Infos über die Aktion finden sich unter www.aktion-verzicht.it.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Zeit vergeht wie im Fluge, heißt ein bekanntes Sprichwort – und tatsächlich ist es nun bereits ein Jahr, dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit Christian Kofler einen neuen Generaldirektor hat. Anlass genug, um den amtierenden Generaldirektor zu fragen, wie er diese ersten zwölf Monate erlebt, was ihn überrascht hat und wohin es noch gehen soll. Das ausführliche Interview mit Christian Kofler finden Sie ab Seite 4.
Ein Thema, mit dem sich immer mehr Menschen gerade in dieser Jahreszeit auseinandersetzen müssen, sind Allergien. Für die Titelgeschichte in diesem Heft hat Autorin Sabine Flarer mit verschiedenen Fachleuten des Südtiroler Sanitätsbetriebes darüber gesprochen und ist den Ursprüngen und Auswirkungen der verschiedenen Allergien nachgegangen. Zu lesen ab S. 12.
Wer sich für Medizingeschichte interessiert, sollte den Beitrag unseres Gastautors und Journalisten Hartmuth Staffler nicht versäumen. Anlässlich des vom Primar der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Brixen, Christian Schaller, organisierten Symposiums „100 Jahre Lorenz Böhler am Krankenhaus Brixen“ hatte Staffler einen Vortrag gehalten. Thema: Lorenz Böhler, Begründer der modernen Unfallchirurgie und dessen Tätigkeit am Krankenhaus Brixen von 1924 bis 1925. Staffler hat für uns seinen Vortrag und seine Eindrücke vom Symposium schriftlich zusammengefasst. Seinen Text finden Sie ab S. 14.
Zum süßen Abschluss dieser Ausgabe gibt es ein Rezept für „Tante Marias Apfelkuchen“. Zu finden auf S. 35.
Gute Lektüre! Ihr one Redaktionsteam
ein jahr generaldirektor –ein gespräch mit christian kofler
im gedenken an lorenz böhler von den anfängen der traumatologie bis heute
schwieriger start ins leben mit happy end
jede aggression ist eine zu viel
einfach zum aus-der-haut-fahren!
führungskräfte im sanitätsbetrieb: wer sind die neuen und wer ist in pension gegangen?
zusätzlich in dieser ausgabe:
organisieren
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„Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen“ Gemeinsam für eine bessere Kommunikation
helfen und pflegen Mit Virtueller Realität gegen Spielsucht Bergluft für die Seele
informieren
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treten gegen den krebs
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Sachwalterschaft: Eine Ausbildung für das Gesundheitspersonal Künstliche Intelligenz gegen menschliche Intelligenz Betreuung und Behandlung von Personen mit Gender-Inkongruenz Sabes-Klausur im Bildungshaus Kloster Neustift leben Rezept Unser Buchtipp
wohlergehen der patientinnen und patienten steht im mittelpunkt
Christian Kofler ist seit einem Jahr
Generaldirektor des Südtiroler
Sanitätsbetriebes. One hat ihn gefragt, wie die ersten zwölf Monate in der neuen Rolle waren, was ihn überrascht hat und welche Ziele er noch anpeilt. Im Hintergrund wacht prominent platziert das Bild eines freundlichen Bärs über das Interview.
Was hat Sie vor einem Jahr motiviert, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen?
Dass es keine einfache Aufgabe sein würde, war mir bewusst, aber ich bin in diesem Betrieb groß geworden und ich denke, dass im Sanitätsbetrieb arbeiten sicher eine der sinnstiftendsten Tätigkeiten ist, die man ausüben kann. Man kann zum Wohle der Bevölkerung arbeiten – für Menschen, die sich oft in schwierigen Situation befinden. In diesem Bereich Verantwortung zu übernehmen bedeutet, sich einmal dieser bewusst zu sein aber zugleich eröffnet die Rolle des Generaldirektors auch die Möglichkeit, zu gestalten und im Sinne einer guten Gesundheitsversorgung tätig werden zu können. Das ist zwar eine sehr herausfordernde, aber auch schöne und erfüllende Aufgabe.
Sie sind seit 1998 Mitarbeiter des Sanitätsbetriebes. War es ein Vorteil, dass Sie den Betrieb sehr gut kennen?
Das war sicher ein Vorteil, ich war ja in unterschiedlichen Rollen und Führungspositionen sowie in verschiedenen Bezirken tätig. So konnte ich viel Erfahrung sammeln und den Betrieb sehr gut kennenlernen. Ein Sanitätsbetrieb ist aufgrund seiner Aufgaben, die er zu erfüllen hat und der vielfältigen Tätigkeiten sehr komplex, da ist es von Vorteil, wenn man als Generaldirektor weiß, wie die Betriebsstruktur funktioniert.
FOTO: PETER
A. SEEBACHER
Ich glaube aber auch, dass ich jemand bin, der dadurch nicht betriebsblind geworden ist, sondern dem es immer wichtig war, sich einen Blick von außen zu bewahren.
Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes – ein Traumjob für Sie?
Es bringt Zufriedenheit, wenn man nach den Anstrengungen eines langen Arbeitstages weiß, dass man mit seinem Einsatz anderen helfen konnte. Falls Traumjob bedeutet, einer Arbeit nachzugehen, die Genugtuung bringt und als sinnvoll empfunden wird, dann muss ich die Frage bejahen.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil bezeichnen?
Ich versuche einen kooperativen Führungsstil an den Tag zu legen, weil ich überzeugt bin, dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Vor allem, wenn es mir gelingt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Führungskräfte „mitzunehmen“ und diese auf dem Weg zu einer Entscheidungsfindung ihren jeweiligen Rollen entsprechend einzubinden. Das ist ausschlaggebend, wenn man in so einer Organisation etwas bewegen will. Das bedeutet aber nicht, keine klaren Entscheidungen zu treffen, wenn diese notwendig sind. Die Richtung vorzugeben gehört zu einer Führungsrolle dazu, so wie auch die Übernahme der Verantwortung für diese.
Was hat Sie in Ihrem ersten Jahr als Generaldirektor am meisten überrascht?
Trotz der jahrelangen Arbeitserfahrung im Südtiroler Sanitätsbetrieb hat mich die Komplexität der Aufgabe schon etwas überrascht. Eine wirkliche Überraschung war aber, dass nach den – aus unterschiedlichen Gründen – turbulenten Zeiten der vergangenen Jahre, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ungebrochen Einsatz und Motivation zeigen, um tagtäglich die bestmögliche Gesundheitsversorgung zu garantieren. Dabei weiß ich selbst, dass die strukturellen und organisatorischen Schwachpunkte,
die der Betrieb hat, manchmal eine ziemliche Herausforderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darstellen. Dass trotz dieser Schwierigkeiten, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin hochmotiviert und pflichtbewusst ihrer Aufgabe nachgehen und versuchen ihr Bestes zu geben, das hat mich tatsächlich überrascht.
Mit welchen Zielen haben Sie das Amt angetreten?
Ein Ziel ist es, den Südtiroler Sanitätsbetrieb für die Zukunft und die kommenden Herausforderungen zu rüsten und dabei das hohe Niveau der Gesundheitsversorgung, das wir – dank der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie dank der Rahmenbedingungen, die von der Politik geschaffen werden – haben, weiterhin zu garantieren. Die Welt ist in stetiger Veränderung begriffen und es muss uns gelingen, diese Veränderungen zu antizipieren und uns darauf vorzubereiten sowie die entsprechenden Maßnahmen zu setzen. Bereits heute ist es so, dass 31 Prozent der Südtiroler Bevölkerung an einer chronischen Krankheit leiden, 76 Prozent der Ausgaben des Gesundheitswesens werden für diese eingesetzt. Diese Situation wird sich aufgrund der demografischen Entwicklung in absehbarer Zeit nicht verbessern.
Eine sehr herausfordernde, aber auch schöne und erfüllende Aufgabe
Die Richtung vorzugeben, gehört zu einer Führungsrolle dazu
Deshalb gilt es, das Bewusstsein für Prävention in der Bevölkerung zu steigern. Wer auf sich schaut, lange gesund und fit bleibt, kann dadurch das Gesundheitssystem entlasten, sichert sich aber vor allem für sich selbst ein langes und gesundes und somit gutes Leben. Ein Ziel ist also, die Bevölkerung für das Thema Prävention noch stärker zu sensibilisieren.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen und mit welcher Strategie wollen Sie diesen begegnen? Nun, das soeben genannte Thema ist sicher eine der größten Herausforderungen. Eine weitere ist die Digitalisierung, die am Ende zum Wohle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch der Bürgerinnen und Bürgerinnen beitragen soll. Sprich: Die Digitalisierung muss für alle Seiten eine Erleichterung darstellen und nicht eine Hürde. Die Krankenhauslastigkeit ist eine weitere Herausforderung, die wir bewältigen müssen. Die Investition in eine wohnortnahe Versorgung ist unerlässlich – weil eben der Anteil der Bevölkerung, der eine Gesundheitsleistung in Anspruch nehmen muss, aufgrund der demografischen Entwicklung wachsen wird.
Wohnortnahe Versorgung kann heute aber auch über telemedizinische Maßnahmen erfolgen. Wichtig ist der direkte Kontakt zwischen Patient und Gesundheitspersonal – egal, ob dieser online oder in persona erfolgt.
Wie schätzen Sie die Qualität der Gesundheitsversorgung in Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen ein?
Die Gesundheitsversorgung in Südtirol kann sich durchaus mit anderen Regionen in Europa oder auch der Welt messen, auch mit denen, die im Ranking vorne dran sind. Vor allem, wenn man den hohen Standard der Gesundheitsversorgung in Südtirol in Relation zu den dafür getätigten Ausgaben setzt und berücksichtigt, dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb für eine Rundumgesundheitsbetreuung der Bevölkerung sorgt. Nicht zuletzt muss auch die hohe fachliche Kompetenz sowohl im pflegerischen wie auch dem medizinischen Bereich hervorgehoben werden. Die Schwierigkeiten, mit denen wir zu kämpfen haben – Fachkräftemangel, Wartezeiten – haben auch andere Gesundheitsbetriebe und Regionen. Natürlich gibt es auch noch andere Schwachstellen, die es zu beseitigen gilt, etwa bei den Abläufen. Daran arbeiten wir bereits.
Die Wartezeiten sind immer wieder Thema …
Bei den Wartezeiten müssen wir verstärkt an der Angemessenheit arbeiten und organisatorisch Doppeluntersuchungen vermeiden. Uns muss es vor allem gelingen, die chronisch Kranken kontinuierlich zu begleiten und einen fixen Bezugspunkt herzustellen, damit nicht aufgrund von Schnittstellenproblematiken und internen Abstimmungsproblemen Kapazitäten besetzt werden, die eigentlich anderweitig gebraucht werden. Im Bereich der Notaufnahme ist es notwendig, dass die Bürger und Bürgerinnen, die einen Bedarf haben, die richtige Anlaufstelle angeboten bekommen. Wir wissen zwar, dass 80 Prozent der Fälle, die in die Notaufnahme kommen, keine Notfälle sind, aber andererseits bin ich auch der Meinung, dass keine Bürgerin oder kein Bürger aus reinem Spaß die
Notaufnahme eines Krankenhauses aufsucht, sondern diese Personen kommen in die Notaufnahme, weil ein gesundheitliches Problem vorliegt. Für diese Personen müssen bereits im Vorfeld entsprechende Angebote geschaffen werden.
Die Digitalisierung haben Sie bereits als Herausforderung genannt – wie geht es dort weiter? Wir sind dabei, das System zu vereinheitlichen, was natürlich eine Riesenaufgabe ist – sowohl für die Abteilung Informatik, aber vor allem auch für die Nutzerinnen und Nutzer. Wir wissen alle, dass die Verwendung eines neuen Systems, die Implementierung einer neuen Technologie, für die Nutzerinnen und Nutzer immer einen Aufwand darstellt. Wer schon mal von einer Handy-Marke zu einer anderen oder gar von Apple auf Android oder Microsoft gewechselt hat, weiß, wovon ich spreche. Deshalb müssen die Nutzer bei der Umstellung so begleitet werden, dass sie am Ende das neue System als Vorteil empfinden und nicht als Bürde.
Die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte – auch wenn sie derzeit noch nicht optimal funktioniert – ist im Rahmen der Digitalisierung ein wesentlicher Punkt. Dass alle Gesundheitsfachleute, die direkt oder indirekt für die Gesundheitsversorgung zuständig sind, auf die Gesundheitsdaten ihrer Patientinnen und Patienten Zugriff haben, erleichtert den Behandelnden ihre Arbeit ungemein. Aber auch die Bürgerinnen und Bürger haben den Vorteil, dass sie jederzeit und von überall her ihre Gesundheitsdaten und Befunde einsehen und abrufen können. Ein Ausdrucken der Befunde ist nicht mehr notwendig. Welcher Zwanzigjährige druckt heute noch sein gebuchtes Flugticket aus? Diese Generation hat alles auf ihren Mobilgeräten und fertig. Sich auf die Digitalisierung einlassen bedeutet vor allem für uns über 50-Jährige, alte Gewohnheiten über Bord zu werfen und die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Da sind wir alle gefordert.
Thema Mangel an Fachpersonal –wie ist da der Stand der Dinge?
Wir stehen in diesem Bereich vor den gleichen Herausforderungen, wie der Rest Europas. Dazu kommt, dass wir zweisprachiges Personal benötigen, denn zu einer guten Patientenversorgung gehört auch, dass sich diese in ihrer Muttersprache verständigen können. In meinen Augen ist das ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation und Verständigung im Bereich der Humanmedizin.
Grundsätzlich wird der Bedarf an Fachkräften auch in Zukunft zunehmen und dementsprechend können sich die in Gesundheitsberufen Tätigen aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Umso wichtiger ist es, dass es uns als Südtiroler Sanitätsbetrieb gelingt, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein – auch für junge Menschen. Das können wir nur schaffen, wenn wir interessante Arbeitsplätze bieten können. Dazu müssen wir die Möglichkeiten nutzen, die uns als Betreiber von sieben Krankenhäusern und 24 Sprengeln zur Verfügung stehen. Wesentlich ist auch, dass sich die Führungskräfte der Bedürfnisse, Vorstellungen und Wünsche der jüngeren Generation bewusst sind und diesen auch Rechnung tragen – natürlich ohne die Notwendigkeiten des Betriebes außer Acht zu lassen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Direktion und Gesundheitsbezirken?
Nun, die Zusammenarbeit ist grundsätzlich gut. Nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass ich einige Personen im Führungsgremium bereits seit meinem Arbeitsbeginn im Sanitätsbetrieb kenne. Die Zusammenarbeit ist konstruktiv und es ist auch wichtig, dass diese gut funktioniert. Natürlich gibt es hin und wieder Abstimmungsprobleme – sowohl zwischen Direktion und Gesundheitsbezirk als auch zwischen den Gesundheitsbezirken. Geschuldet auch der Matrixstruktur, die wir als Südtiroler Sanitätsbetrieb haben.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Zusammenarbeit weiterhin ausgebaut werden muss – mehr als in der Vergangenheit. Das gilt aber nicht nur für Gesundheitsbezirke und Direktion, vor allem auch für die verschiedenen Fachbereiche. Das ist entscheidend für eine hochwertige Gesundheitsversorgung, die wir der Südtiroler Bevölkerung auch in Zukunft bieten möchten. Nicht zuletzt auch, um für junge zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktiv zu sein und zu bleiben.
Um die Weiterentwicklung der Kompetenzen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewährleisten, ist es unerlässlich, dass die Fachdisziplinen bezirks- und häuserübergreifend verstärkt zusammenarbeiten. Für mich ist das ein prioritäres Ziel, das wir erreichen müssen. Ich habe als Sarner zwar eine gewisse Schwäche für Kirchtürme, aber in diesem Fall gilt es notwendigerweise die Kirchturmglocken zu einem einheitlichen Glockengeläut zusammenzuführen. So werden wir dann auch alle gemeinsam besser gehört und wahrgenommen.
Der Haushaltsvoranschlag 2025 für den Sanitätsbetrieb beträgt rund 1,8 Milliarden. Anlässlich der Verabschiedung meinten Sie, dass dabei auf ein nachhaltiges Kostenmanagement geachtet wurde. Wo muss gespart werden? Die Kosten sind im Gesundheitsbereich immer ein Thema, nicht zuletzt, weil wir ja Steuergelder der Bürgerinnen und Bürger verwalten und einsetzen. Vor allem ist es notwendig, die Kosten im Auge zu behalten, damit das Gesundheitswesen und Gesundheitssystem weiterhin finanzierbar bleiben. In meinen Augen geht es aber weniger um Einsparungen, sondern vielmehr darum, die zur Verfügung stehenden Ressourcen richtig einzusetzen. Sparpotenzial sehe ich eher darin, dass mit internen organisatorischen Maßnahmen Ressourcen eingespart werden können.
Diese können dann in Bereichen eingesetzt werden, die derzeit noch nicht so „bespielt“ werden, wie es eigentlich notwendig wäre.
Die bürokratischen Tätigkeiten bringen zurzeit einen großen Aufwand mit sich. Sicher ist in der heutigen Zeit ein gewisses Maß an Bürokratie wichtig. Nicht zuletzt ist die Erhebung von Daten für die Steuerung eines Betriebes sowie die Qualitätssicherung unerlässlich. Der bürokratische Aufwand dafür muss in Zukunft aber reduziert werden – und da kann uns die künstliche Intelligenz gute Dienste leisten. So, dass sich die Fachkräfte wieder verstärkt mit ihren ureigensten Aufgaben beschäftigen können. Wie gesagt: Dokumentation ist wichtig, aber wir müssen dafür sorgen, dass wir dafür neue Lösungen finden.
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behalten und auch wenn Entscheidungen zu treffen sind, diese mit einem 360-Grad-Blick zu treffen. Denn jede Entscheidung und jedes Tun hat Auswirkungen auf andere –das sollte einem bewusst sein.
„Ich möchte meine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen erledigen und versuche dabei immer das große Ganze im Blick zu behalten.“
Die Erwartungen an den Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes in der Bevölkerung sind traditionell hoch, aber: Welche Erwartungen hat der Generaldirektor gegenüber seinen Führungskräften und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?
Die Erwartungen an den Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes sind zu Recht hoch. Immerhin hat seine Arbeit Auswirkungen auf alle Südtirolerinnen und Südtiroler. Die Erwartungshaltung an meine Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Führungskräfte ist die gleiche, die ich an mich selbst habe. Ich möchte meine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen erledigen und versuche dabei immer das große Ganze im Blick zu
Führungskräfte und Führungsverantwortliche sollten immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und ihnen immer Bezugspunkt, Vorbild und Leuchtturm sein. Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwarte ich, dass sie wissens- und lerndurstig bleiben, mitdenken und sich bewusst sind, dass jeder und jede wichtig ist und etwas für den Betrieb tun kann. Kurzum: In einer Organisation wie dem Südtiroler Sanitätsbetrieb braucht es alle – vom Portier über die Reinigungskraft, Verwaltungspersonal bis hin zu den Pflegekräften und Medizinern – damit es funktioniert und die Aufgaben erfüllt werden können. Eine Person allein ist nicht imstande, etwas weiterzubringen – auch nicht, wenn er Generaldirektor ist.
Letzten Endes geht es darum, dass mein und unser aller Handeln zum Wohle einer guten Gesundheitsversorgung und zum Wohle der Patientinnen und Patienten erfolgen muss. Wir als Sanitätsbetrieb müssen uns rund um den Patienten aufstellen, das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten muss immer im Mittelpunkt unserer Bemühungen stehen.
FOTO: PETER A. SEEBACHER Stift mit Botschaft
ungerechtigkeit an irgendeinem 0rt bedroht die gerechtigkeit
an jedem anderen“ „
Dieses Zitat wird Martin Luther King zugeschrieben und es trifft die Botschaft des Projektes „Equity“, zu Deutsch „Chancengleichheit“, des Präventionsplans 2021–2025 wohl perfekt. Wenn nicht alle Menschen den gleichen Zugang zu gezielten Gesundheitsleistungen haben, dann müssen diese überdacht werden.
Das sagen die Fachleute dazu.
Tierärztin Piera Ceschi ist von der Departementverantwortlichen Dagmar Regele für das Projekt „Equity“ delegiert worden. Ceschi kennt die Unterschiede zwischen den einzelnen Bereichen gut: „Dadurch, dass wir versuchen, eine Chancengleichheit zu ermöglichen, schaffen wir eine Chance für Risikopersonen durch gezielte Initiativen, einen besseren Gesundheitszustand zu erlangen. Bei diesem Projekt geht es um eine Präventionsstrategie, die auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen abzielt, nicht auf deren Erkrankungen. Dabei spielen der Lebensstil und der Kontext, in dem die Menschen geboren werden, aufwachsen, leben, arbeiten und alt werden, eine wichtige Rolle.“
Dafür werden aufgrund der epidemiologischen Daten unterschiedliche Aktionen gesetzt, derzeit elf verschiedene Initiativen. Diese betreffen unter anderem die Schule, die Arbeitswelt, Abhängigkeiten, Antibiotika-Resistenzen, aber auch das aktive Altern und Screenings.
Aus den jüngsten Erhebungen von ‚Passi d’Argento‘, in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbeobachtung Südtirol, geht hervor, dass in den städtischen Bereichen ein höheres Risiko für Personen mit einem fragilen Gesundheitszustand herrscht. Eine interessante Beobachtung ist auch, dass Paare sozial meist isolierter sind als Alleinstehende.
Projektmitglied Francesca Lubian, Primarin der Geriatrie am Krankenhaus Bozen, erklärt die Rolle des Geriaters in diesem Zusammenhang: „Zusammen mit Sportmediziner Stefan Resnyak bin ich seit 2020 für das Projekt zuständig. Dabei geht es vor allem um die Vorbeugung der Risikofaktoren für die fragile Bevölkerung über 65 im ganzen Land. Es wurden jene Bereiche aufgezeigt, welche hierfür besonders anfällig sind. Im Fokus waren dabei zwei Bereiche: die soziale Isolation und physische Inaktivität, dementsprechend benötigte es eine eigene Präventionsstrategie.“
„Aus den Beobachtungen heraus entstand die Idee, vor allem in den Städten Menschen mit einem prä-fragilen Zustand durch die Zusammenarbeit mit Vereinen, Gemeinden und Ressorts einzubinden. Man versucht vorrangig, Paare, die zur Isolation neigen, mit einzubeziehen“, so Lubian. „Immer öfter ist die Figur des Geriaters aber auch gefragt, um auch jüngeren Menschen Tipps zu einem gesunden Lebensstil oder zu Risikofaktoren im Alter zu geben, zudem ist dieser auch Vermittler zwischen den einzelnen Gesundheitsberufen. Die Mission des Geriaters ist es, die persönliche und soziale Autonomie so lange wie möglich zu erhalten, damit auch im Alter eine gute Lebensqualität vorhanden ist. Das ist das sogenannte Konzept des ‚successful aging‘, sprich, des guten Alterns – aktiv und in Gesundheit.“
Piera Ceschi, Tierärztin
sabine flarer
Francesca Lubian, Primarin der Geriatrie am Krankenhaus Bozen
gemeinsam für eine bessere kommunikation
In Südtirol, einem Land der Mehrsprachigkeit, spielt die Sprachförderung im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle.
Um eine reibungslose Kommunikation zwischen Gesundheitsbediensteten und Patienten zu gewährleisten, ist Sprachförderung wichtig. Die Abteilung Personalentwicklung hat daher das Team Languages ins Leben gerufen, das gezielt Maßnahmen zur Förderung der Zweisprachigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter koordiniert. Diese Initiativen richten sich an jene, die die für ihre berufliche Tätigkeit erforderlichen Sprachkenntnisse noch nicht erreicht haben. Das Angebot umfasst eine Vielzahl an Maßnahmen, um den Gesundheitsbediensteten eine gezielte und praxisorientierte Sprachentwicklung zu ermöglichen. Zu den wichtigsten Unterstützungsmaßnahmen gehören:
Interne Sprachkurse mit spezifischem Wortschatz aus dem Gesundheitsbereich
• Externe Sprachkurse: Rückerstattung und Zeitanerkennung
• Sprachaufenthalte im In- und Ausland zur intensiven sprachlichen Immersion
• Sprachprüfungen zur Erlangung des Nachweises auf den Niveaus B2 und C1
• Sprachlernberatung für eine individuelle und effiziente Lernplanung
• Sprachvolontariat als praktische Möglichkeit zur Anwendung der Sprache
Die internen Sprachkurse des Südtiroler Sanitätsbetriebs bieten eine strukturierte Möglichkeit, die erforderlichen Sprachkenntnisse zu erlangen. Gesundheitsbedienstete, die noch nicht über die notwendigen Sprachkenntnisse für ihre Tätigkeit verfügen, können von diesen Kursen profitieren:
• Kostenfreie Teilnahme an Sprachkursen und Nutzung von Kursmaterialien
• Anrechnung als Arbeitszeit: Die Kursstunden werden als Arbeitszeit anerkannt
• Praxisorientierung: Mit einem gezielten Wortschatz, der direkt auf die Arbeit im Gesundheitswesen abgestimmt ist
• Strukturierte Lernmethoden: Orientiert am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen
Das Kursangebot umfasst sowohl Basiskurse (A1) für Neueinsteiger als auch Aufbaukurse (A2 bis C1) für Fortgeschrittene.
• Basiskurse (A1) vor Dienstantritt: Intensive Sprachkurse für Mitarbeitende ohne Vorkenntnisse, die in einem Monat das sprachliche Fundament legen. Monatlich verfügbar – online und in Präsenz in Bozen.
• Aufbaukurse (von A2 bis C1): Extensivkurse für Fortgeschrittene, die alle drei Monate online und bei Bedarf in Präsenz in Bozen angeboten werden. Sie umfassen zwei wöchentliche Treffen zu jeweils zwei Stunden und dauern insgesamt sechs Monate.
Im Anschluss an die internen Sprachkurse organisiert der Südtiroler Sanitätsbetrieb Sprachprüfungen auf den Niveaustufen B2 und C1. Nach dem erfolgreichen Abschluss erhalten die Teilnehmenden ein offizielles Zertifikat, das ihre sprachlichen Qualifikationen bestätigt.
Alternativ zu den internen Kursen können Mitarbeitende auch externe Sprachkurse belegen. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb bietet weiterhin eine Rückerstattung der Kursgebühren sowie die Anerkennung der Unterrichtszeit als Arbeitszeit.
Eine weitere Möglichkeit zur Sprachförderung sind Sprachaufenthalte im In- und Ausland. Mitarbeitende können an Sprachkursen teilnehmen, der Südtiroler Sanitätsbetrieb übernimmt einen Teil der Kosten für Kursgebühren sowie Verpflegung und Unterkunft, während der Aufenthalt als Arbeitszeit anerkannt wird. Und für Mitarbeitende, die sich eine individuelle Sprachförderung wünschen, bietet der Südtiroler Sanitätsbetrieb eine umfassende Sprachlernberatung.
Sprachpraxis im Tandem
Ein weiteres spannendes Angebot ist das Sprachvolontariat. Dabei haben Mitarbeitende die Möglichkeit, in einem entspannten und unterstützenden Umfeld ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Das Sprachvolontariat vermittelt Sprachnehmende und Sprachgebende, die ihre Muttersprache teilen möchten. Die Treffen finden wöchentlich statt und bieten die Möglichkeit, die Sprache direkt in der Praxis anzuwenden. Das Projekt läuft im Februar und Oktober, Anmeldungen sind bis zum Vormonat möglich.
Ergebnisse 2024
Im Jahr 2024 wurden insgesamt 62 interne Sprachkurse organisiert, davon 18 intensive A1-Kurse und 44 extensive A2-C1-Kurse. Rund 450 Plätze wurden in den Kursen besetzt. Von den Mitarbeitenden ohne Zweisprachigkeitsnachweis, die 2024 angestellt wurden, haben mindestens 80 Prozent einen dieser Kurse besucht. Davon haben rund 125 Personen einen internen A1-Intensivkurs absolviert.
Wer will, kann hier ein Feedback hinterlassen:
katrin tartarotti
Der Frühling ist da und alles sprießt und blüht … Freude pur – wären da nicht viele Allergikerinnen und Allergiker, die diese Jahreszeit am liebsten schnell hinter sich bringen möchten. Aber nicht nur Pollenallergien machen Jung und Alt zu schaffen, sondern auch Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten oder Hauterkrankungen. Wir haben nachgefragt, was allergisch sein heute bedeutet.
einfach zum ausder-haut-fahren!
sabine flarer
Klaus Eisendle, Primar der Abteilung Dermatologie am Landeskrankenhaus Bozen
Klaus Eisendle, Primar der Dermatologie am Krankenhaus Bozen:
„Am häufigsten ist sicher die allergische Rhinokonjunktivitis, umgangssprachlich Heuschnupfen genannt, beziehungsweise Pollenallergie im Fall von Pollen. Die häufigsten Allergieauslöser sind Pollen, gefolgt von Haustieren, Milben, Schimmelpilzen und Latex. Bei den Pollen sind Gräser die häufigsten Allergieauslöser, gefolgt von Baumpollen (v.a. Birke mit der kreuzreaktiven Hasel und Erle), Kräutern und der Olive (mit der kreuzreaktiven Esche). Bei den Tierhaaren ist die Katzenhaarallergie am weitaus häufigsten, aber auch Hunde, Pferde, Kühe und Kleintiere wie Meerschweinchen können zu Allergien führen. Nicht zu vergessen, neben der allergischen Rhinokonjunktivitis gibt es auch andere Allergien wie Medikamentenallergien, Insektengiftallergien (Biene, Wespe) oder Kontaktallergien wie beispielsweise Nickel- und Lebensmittelallergien.“
Im Unterschied zu unseren nördlichen Nachbarn fänden sich in Südtirol, so Eisendle, auch Olivenallergien, welche hinter dem Brenner fast vollständig fehlen würden, da dort kaum Olivenbäume wachsen. Im südlicheren Italien fehle dafür die Birkenpollenallergie, da die Birke in wärmeren Gegenden nicht häufig vorkommt.
Allergien treten gehäuft in der Altersgruppe 30–50 auf, es kann auch über 80-Jährige und auch relativ häufig Kinder betreffen, erklärt der Primar. Als symptomatische Therapien stehen Antihistaminika und Cortisonpräparate als Spray, Augentropfen oder Tabletten zur Verfügung. Die allergische Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen, Milbenallergie, Tierhaarallergie) und Insektengiftallergie, kann in vielen Fällen durch eine Desensibilisierungstherapie geheilt werden. Der Vorteil dieser Therapie ist eine Heilung der Allergie, zudem verhindert sie, dass neue Allergien entstehen.
Der Nachteil ist, die Therapie dauert drei bis fünf Jahre und ist somit relativ zeitaufwendig und teuer. „Die Therapie kann als Spritze oder Tablette eingenommen werden, wobei zuletzt immer mehr orale Therapien entwickelt werden, diese haben weniger Nebenwirkungen und können zu Hause eingenommen werden, die Spritzen müssen leider unter ärztlicher Beobachtung erfolgen“, so Eisendle. „Zudem konnten wir zeigen, dass eine Birkenpollenallergie und die damit verbundene Kreuzallergie auf Äpfel, Kern- und Steinobst durch den täglichen Verzehr von Äpfeln geheilt werden kann. Die Desensibilisierungstherapie mit Äpfeln wirkt gleich gut wie die Tabletten gegen die Birkenpollen – ein Bericht dazu findet sich bei Arte und ZDF (Kampf gegen Allergien – Hilfe für das Abwehrsystem –ZDFmediathek).“
eine sehr hilfreiche einrichtun g …
ist der aktuelle Polleninformationsdienst des Landes Südtirol (https://umwelt.provinz.bz.it/de/luft/ polleninformationsdienst-suedtirol), der wöchentliche Pollenflugberichte veröffentlicht (auf Wunsch auch an die persönliche E-Mail-Adresse). Natürlich kann man sich bei einer „Ladung“ jener Pollen, auf die man allergisch reagiert, nicht den ganzen Tag im Haus verkriechen – aber vielleicht können Freizeitaktivitäten gezielter geplant werden. Ganz besonders an warmen, sonnigen, trockenen und leicht windigen Tagen, an denen Allergikern geraten wird, die Fenster zu schließen. Weitere konkrete Tipps sind, Wäsche in dieser Zeit möglichst nicht im Freien zu trocknen, aber auch die Fenster beim Autofahren zu schließen. Wer kann, der sollte sich eine Auszeit am Meer oder im Gebirge gönnen, denn die tagsüber vom Meer Richtung Festland wehende Brise ist kaum mit Pollen belastet und in höheren Lagen ist die Pollenproduktion meist geringer.
quelle: landesagentur für umwelt und klimaschutz
welche rolle spielt die ernährung bei allergien?
Michael Kob, Primar des Dienstes für Diätetik und klinische Ernährung am Krankenhaus Bozen, erklärt, dass es auch auf die Zubereitung ankommt: „Durch die Hitzebehandlung von Lebensmitteln, etwa Kochen, können allergene Bestandteile in Lebensmitteln zerstört werden, sodass diese verträglicher werden, beispielsweise gekochte Karotten oder Apfelmus. Zudem enthalten manche alten Obst- oder Gemüsesorten weniger allergene Proteine, zum Beispiel ältere Apfelsorten wie Boskoop.“
Man hört immer öfter auch von Neurodermitis oder Hautekzemen oder anderen Hauterkrankungen, aber auch von Allergien oder Unverträglichkeiten auf bestimmte Lebensmittel. Welche Rolle spielt dabei die Ernährung?
Einige Lebensmittel können bei Menschen mit Neurodermitis Symptome auslösen oder verschlimmern, insbesondere wenn eine Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit vorliegt. Häufige Auslöser sind Milchprodukte, Eier, Nüsse oder Fisch. Individuelle Auslöser sollten deshalb identifiziert, beispielsweise durch Führen eines Ernährungstagebuches, und vermieden werden.
Heutzutage ist es in bestimmten Kreisen „modern“, sich glutenoder laktosefrei zu ernähren, welche Vor- und Nachteile sehen Sie hierbei für Menschen, die nicht unter einer „echten“ Unverträglichkeit leiden?
Gehen Eltern ein Risiko ein, wenn sie ihre Kinder präventiv gluten- oder laktosefrei ernähren? Das Vermeiden von Gluten oder Laktose macht überhaupt keinen Sinn, sofern keine spezifischen Allergien oder Unverträglichkeiten vorliegen. Insbesondere glutenfreie Ersatzprodukte sind häufiger ungesünder als die „originalen“ Nahrungsmittel, etwa Brot, da sie meist fettreicher sind und zahlreiche Zusatzstoffe, beispielsweise Bindemittel, enthalten. Bei einer laktosefreien Ernährung sollten unbedingt vermehrt kalziumreiche Nahrungsmittel verzehrt werden, da in Europa Milch und Milchprodukte eine wichtige Kalziumquelle darstellen. Laktosefreie Milch und Milchprodukte oder mit Kalzium angereicherte Pflanzendrinks können eine Alternative darstellen.
Vegetarische oder vegane Ernährung –auch für Kinder?
Vegetarische beziehungsweise vegane Ernährungsformen können in jedem Alter –auch im Kindesalter – gesund und ausgewogen sein, sofern sie sorgfältig geplant werden, um alle notwendigen Nährstoffe bereitzustellen. Eine rein pflanzliche Ernährung ist reich an Antioxidantien, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen, welche entzündungshemmend wirken können und das Immunsystem positiv beeinflussen können. Es gibt einige Studien, die darauf hinweisen, dass Kinder, die sich überwiegend pflanzlich ernähren, ein geringeres Risiko für allergische Erkrankungen wie Asthma, atopische Dermatitis und allergische Rhinitis haben können.
Ausgelaugte Böden, Rückstände, Inhaltsstoffe – ist unsere Ernährung heute noch gesund? War es früher besser?
Es scheint tatsächlich so, dass ausgelaugte Böden in der modernen Landwirtschaft mit Monokulturen und intensivem Düngemittel-Einsatz zu einer Verminderung von bestimmten Nährstoffen – zum Beispiel Magnesium und Zink – in Obst, Gemüse und Getreide geführt haben. Andrerseits ist der Einsatz von synthetischen Chemikalien in der Landwirtschaft viel strenger reguliert als früher. Ob diese Veränderungen negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben können, ist heute noch nicht eindeutig bewiesen.
Stimmt es, dass Allergien generell zugenommen haben und worin sehen Sie den Grund?
Allergien haben in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen, vor allem in industrialisierten Ländern. Die Gründe sind vielfältig und komplex, ein geringerer Kontakt mit Mikroben durch die zunehmenden Hygienestandards scheint eine Rolle zu spielen, ebenso wie der häufige Einsatz von Antibiotika und Desinfektionsmitteln. Durch die zunehmende Luftverschmutzung durch Feinstaub und Abgase werden die Atemwege gereizt und die Empfindlichkeit gegenüber Allergenen erhöht. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle, durch höhere Temperaturen und längere Vegetationsperioden kommt es
zu einer stärkeren und länger dauernden Pollenbelastung, was das Risiko für Heuschnupfen erhöht.
Welcher Mensch ist ein Risikopatient, um eine Allergie zu entwickeln?
Im Prinzip kann jeder Mensch in jedem Alter eine Allergie entwickeln. Es gibt aber große Unterschiede, was das Risiko betrifft, vererbliche Faktoren spielen dabei eine wesentliche Rolle, aber auch umweltbedingte und lebensstilbezogene Komponenten sind von Bedeutung. So scheint der Zeitpunkt der Einführung von Nahrungsmitteln im Kindesalter eine wichtige Rolle für das Allergierisiko zu haben. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass die frühe Einführung bestimmter Lebensmittel – etwa zwischen vier und sechs Monaten – das Risiko von Nahrungsmittelallergien verringern kann, während eine verspätete Einführung das Risiko erhöhen könnte. Dies betrifft vor allem potenziell allergene Lebensmittel wie Erdnüsse, Eier und Milch.
Wo sehen Sie wissenschaftlich das größte Potenzial im medizinischen Fortschritt?
Derzeit werden verschiedene Ansätze erforscht, um die Prävention und Behandlung von Allergien zu verbessern. Insbesondere Immuntherapien und Biologika scheinen bei bestimmten Erkrankungen wirksam zu sein. Auch Impfungen, welche zur Allergievorbeugung verabreicht werden, scheinen vielversprechend zu sein. Weitere potenzielle Möglichkeiten sind die verbesserte Früherkennung von Allergien, die gezielte Modifizierung der Mikrobiota, der so genannten Darmflora, durch spezifische Probiotika oder auch die Züchtung von allergenarmen Nahrungsmitteln.
allergien im kindesalter
Aber auch die Kleinsten bleiben von Allergien und Unverträglichkeiten nicht verschont: Laut Fachärztin Lucia Willeit aus dem Team von Primarin Walburga Cassar der Pädiatrie am Krankenhaus Bruneck, ist die allergische Rhinokonjunktivitis auch bei Kindern die am weitesten verbreitete allergische Erkrankung. Während Niesen und Augentränen noch zu den leichteren Symptomen gehören, können Asthma oder spätere Nahrungsmittelallergien zu ernsteren Problemen führen und die Lebensqualität erheblich behindern. „Bei Säuglingen sehen wir eher Nahrungsmittelallergien, bei Klein- und Grundschulkindern eher Allergien auf Haustiere, Hausstaubmilben oder Pollen. Jugendliche leiden eher an Pollenallergien, aber Allergien verändern sich häufig im Laufe des Kindesalters – sie können sich auch bis zum Erwachsenenalter zurückbilden. Dies betrifft vor allem Neurodermitis und früh aufgetretene Formen von Nahrungsmittelallergien“, so Willeit. Allerdings hätten Schulkinder mit einer Pollenallergie ein höheres Risiko, in weiterer Folge an Asthma zu erkranken. Neben Medikamenten beziehungsweise einer spezifischen Immuntherapie – die Erfolgsrate liegt hier laut Willeit bei 70 bis 80% – gilt eine sogenannte „Allergenkarenz“, also das Vermeiden der Allergieauslöser, als beste Behandlungsform. Spezielle Matratzenüberzüge oder eigene Diäten für Nahrungsmittelallergiker zählen zum Beispiel dazu.
Laut Fachärztin Lucia Willeit haben sich in den vergangenen Jahrzehnten allergische Erkrankungen „epidemieartig“ ausgebreitet: „Vor allem in der jüngeren europäischen Bevölkerung sind diese mit über 30% weit verbreitet.“ Umweltfaktoren würden hier eine Rolle spielen, wobei aber das Hochgebirgsklima mit seinen Reizfaktoren wie Temperatur, Wind, Sonneneinstrahlung und Luftdruck den Organismus meist positiv beeinflussen würde.
Zu viel Abgeschlossenheit kann Kindern aber eher schaden: „Man hat festgestellt, dass Kinder, die in einer Bauernhof-Umgebung aufwachsen, ein Asthma-Risiko von nur 1% haben, in der Stadt sind es 12%.
Grund dafür ist laut aktuellen Studien ein von Kühen abgesondertes Protein“, so Willeit. Mittlerweile gibt es erste erfolgversprechende Therapien in Österreich, bei denen Kinder Lutschtabletten mit diesem Wirkstoff zu sich nehmen. Generell gelte es, dass zu viel Sauberkeit eher schade – „mikrobielle Diversität, also Schmutz schützt“, so auch Primar Eisendle.
Zur Vorbeugung empfiehlt die Kinderärztin unter anderem Stillen und den Verzicht auf Rauchen, beim Innenraumklima sollte auf eine schimmelfreie Umgebung geachtet werden. Leiden Säuglinge und Kinder unter sichtbar trockener Haut, sollten sie regelmäßig eingecremt werden. Gerade bei Hauterkrankungen sei es wichtig, auf Provokationsfaktoren wie bestimmte Textilien (Wolle), aber auch Nahrungsmittelallergien oder klimatische Faktoren (extreme Kälte und/oder Trockenheit, hohe Luftfeuchtigkeit) zu achten. Und Primar Klaus Eisendle fügt noch hinzu: „Eine Beikost ab dem vierten Lebensmonat ist zu empfehlen, man vermutet, dass besonders geriebener Apfel gegen die Birkenpollenallergie hilft.“
Auch Erwachsene mit schweren Erkrankungen, z.B. mit Tumordiagnosen, würden oft Allergien entwickeln, wie der Leiter des Dienstes für Komplementärmedizin im Krankenhaus Meran, Giuseppe Cristina, bestätigt: „Manchmal treten bei Tumorpatientinnen oder -patienten im Laufe einer Chemo- oder Strahlentherapie allergische Reaktionen auf. Oft betrifft eine Allergie auch die Haut, die sich durch die Medikamente verändern kann. Hier können wir mit Akupunktur meist gute Ergebnisse erzielen und die Symptome sehr oft lindern.“
Last but not least ein Blick in die Zukunft: Primar Klaus Eisendle nennt ebenso wie sein Kollege Primar Michael Kob die Erforschung des Mikrobioms und der mikrobiellen Diversität als besonders spannende Themen: „Die Mikrobiomerforschung wird im Falle von Allergien, Neurodermitis und auch anderen Krankheiten sicher relativ bald neue wirksame Präventionsansätze, aber auch Therapieansätze im Sinne von Prä- und Probiotika hervorbringen.“
aggressive ambrosiapollen
Aufgrund der steigenden Temperaturen breiten sich in Südtirol auch nicht-heimische Pflanzen immer stärker aus. Zum Leidwesen vieler Allergiker. Das bekannteste Beispiel ist die Ambrosia, auch Ragweed genannt, die eigentlich in Nordamerika beheimatet ist. Sie wächst oft an Straßenrändern oder in Gärten und gilt laut Klimaforschern als besonders aggressiv. Ihre Pollen können schon in kleinen Mengen allergische Reaktionen auslösen. Dazu gehören Heuschnupfen, tränende Augen und Asthma. Bei manchen Menschen kann direkter Hautkontakt mit der Pflanze auch zu Ausschlag führen. Sie ist es auch, die die Leidenszeit von vielen Pollenallergikern bis in den Herbst hinein verlängert. Die Ambrosia blüht vor allem im Spätsommer und kann bis zu 150 Zentimeter groß werden.
quelle: klimaland südtirol
im gedenken an lorenz böhler
Von den Anfängen der Traumatologie bis heute –Symposium am Krankenhaus Brixen.
hartmuth staffler
Von den Anfängen der Traumatologie bis zu den neuesten Entwicklungen mit dem Einsatz von 3D-Druckern zur Herstellung von individuell angepassten Prothesen und der Künstlichen Intelligenz im Einsatz bei Operationen reichten die Themen des Symposiums im Gedenken an Lorenz Böhler, das im November 2024 am Krankenhaus Brixen stattfand.
Lorenz Böhler, der Begründer der modernen Unfallchirurgie, war vom 1. Mai 1924 bis zum 1. Juni 1925 Primar der Chirurgie in Brixen, bevor er das Unfallkrankenhaus Wien Webergasse aufbaute und dort weltberühmt wurde. Das 100-Jahr-Jubiläum war Anlass für ein Symposium, das von den Primaren Christian Schaller (Brixen) und Michael Engl (Sterzing) mit der wertvollen Mitarbeit des emeritierten Primars Franz Erschbaumer organisiert wurde und Fachleute aus der gesamten Europaregion zusammenführte.
Operationssaal im Krankenhaus Brixen zur Zeit von Primar Lorenz Böhler
Zur historischen Einführung erinnerte der Präsident des Geschichtsvereins Brixen, Hartmuth Staffler, daran, dass die 13 Monate währende Tätigkeit von Lorenz Böhler in Brixen den Höhepunkt einer Periode der chirurgischen Exzellenz des Brixner Krankenhauses darstellte, an die heute wieder angeknüpft wird. Nach Jahrzehnten des absoluten Stillstandes war im Jahr 1914 das vom fortschrittlichen Bürgermeister Otto von Guggenberg gewollte neue Krankenhaus in Betrieb gegangen. Guggenberg war selbst Arzt und hatte Verständnis für die Notwendigkeit. Im alten Bürgerspital, wo es keinen Operationssaal und nur zwei Krankensäle jeweils für Männer und Frauen gab, waren kleinere Operationen in Anwesenheit aller Patienten vorgenommen worden. Für größere Operationen wurden die Patienten mit dem Zug nach Innsbruck oder Bozen geschickt, was viele nicht überlebten.
für die damalige Zeit
Röntgenanlage
Im neuen Krankenhaus waren zwei Operationssäle mit der modernsten Medizintechnik der damaligen Zeit ausgestattet. Anton Sigmund, Primar ab 1914, hatte sich in Chirurgie in Salzburg bei Prof. Ernst von Karajan, dem Vater des später berühmten Dirigenten Herbert von Karajan, spezialisiert. Der aus Feldkirch in Voralberg gebürtige Arzt, dessen Familie ursprünglich aus der Brixner Gegend kam, machte das Brixner Krankenhaus zu einer führenden Klinik im Bereich der Laparotomie, vor allem der Appendektomie, mit einer der geringsten Todesraten bei den damals gefürchteten „Blinddarmoperationen“ europaweit. 1924 musste Dr. Sigmund Brixen verlassen, da der gebürtige Vorarlberger den faschistischen Machthabern nicht genehm war.
Neuer Primar der Chirurgie in Brixen wurde als Nachfolger von Anton Sigmund Lorenz Böhler, der im Ersten Weltkrieg aus einem Reservelazarett für Leichtverwundete im ehemaligen Dominikanerkloster in Bozen eine Spezialklinik für Knochen- und Gelenkschüsse gemacht hatte.
Die
modernste
in Italien stand im Krankenhaus Brixen
Primar
Christian Schaller
In Brixen fand Böhler ideale Voraussetzungen, um auf höchstem Niveau zu operieren und seine Operationstechniken weiterzuentwickeln, während er darauf wartete, dass die Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt in Wien ihm das erste Unfallkrankenhaus überhaupt einrichtete. Böhler hatte mit seinen Statistiken überzeugt, wonach bei geeigneter Behandlung die Rehabilitationszeit nach schweren traumatologischen Schäden verkürzt werden kann und bleibende Folgen verringert werden können.
Nachfolger von Lorenz Böhler als Primar der Chirurgie in Brixen wurde der aus Triest stammende Slowene Juri (Georg) Pototschnig, der das hohe Niveau der Brixner Chirurgie weitertrug. Erwähnenswert ist, dass während einer krankheitsbedingten Abwesenheit von Georg Pototschnig im Jahr 1928 dessen Frau, deren Name leider nicht überliefert ist, am Brixner Krankenhaus einen Monat lang die chirurgischen Operationen durchführte. Als Ende des Jahres 1928 die faschistischen Machthaber die Umwandlung des Brixner Krankenhauses in ein Lungensanatorium beschlossen, verließ Pototschnig Brixen, weil in dem notdürftig im Rohbau eines geplanten Landwehrspitals eingerichteten neuen Brixner Krankenhaus Operationen auf hohem Niveau nicht mehr möglich waren. Pototschnig nahm aber zwei Operationsschwestern, die unter Primar Sigmund und Primar Böhler gut geschult worden waren, an seinen neuen Wirkungsort Vicenza mit, um dort die moderne Brixner Operationstechnik bekanntzumachen. Damit war im Jahr 1928 die glorreiche Periode der Chirurgie am Brixner Krankenhaus vorerst beendet.
Es war nicht leicht, aber es ist gelungen, nach dem Zweiten Weltkrieg wieder daran anzuknüpfen.
Den Festvortrag zum Thema „Perioperatives Management“ hielt beim Brixner Symposium Prof. Nikolaus Böhler, ein Enkel von Lorenz Böhler. Er erinnerte an die familiären Bindungen seines Großvaters nach Südtirol, und auch an die abenteuerlichen Umstände, unter denen dieser im Ersten Weltkrieg nachts Schwerverletzte aus den am Bozner Bahnhof stehenden Lazarettzügen entführte, um sie zu behandeln. Damit hat er nicht nur unzähligen schwer verwundeten Soldaten Gliedmaßen und oft wohl auch das Leben gerettet, sondern auch dank seiner akribischen Aufzeichnungen der angewendeten therapeutischen Maßnahmen eine Grundlage für eine effiziente Unfallchirurgie geschaffen.
Auch Prof. Nikolaus Böhler setzt beim „Perioperativen Management“, das sind all die Maßnahmen, die im Umfeld einer Operation notwendig beziehungsweise sinnvoll sind, auf die Statistik. Er zeigte klar und deutlich und anhand von Zahlen auf, wie sehr die Reduzierung des Übergewichtes, das Einstellen des Rauchens (Reduzieren nützt nicht!), das Reduzieren des Alkoholkonsums sowie eine geeignete proteinreiche Ernährung mit ausreichender Vitamin-D-Zufuhr das Risiko bei Operationen verringert. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Patienten rechtzeitig zu informieren und auf ihre Selbstverantwortung hinzuweisen.
Auf fachspezifische Themen gingen die weiteren Referenten ein. So berichtete Rohit Arora von der Uniklinik Innsbruck mit eindrucksvollen Bildern über neue Erkenntnisse bei der Behandlung von Radialfrakturen. Es habe sich gezeigt, dass die bisher übliche Manipulation zur Einrichtung der Fraktur nicht unbedingt notwendig sei. Eine Streckung mit den bekannten „Mädchenfängern“ habe sich in den meisten Fällen als ausreichend erwiesen, um einen günstigen Therapieerfolg zu erzielen.
Sehr interessant war auch der Beitrag von Dr. Fabrizio Cont (Tione), der anhand eines komplizierten Bruches des Schultergelenkes aufzeigte, dass
auch die moderne Magnetresonanz nicht immer diagnostisch ausreichend ist, sondern dass manchmal die gute alte Radiographie mehr Aufschluss gewähren kann. Hochmodern war dann allerdings seine therapeutische Antwort auf das Problem: Mit Hilfe einer Computertomographie wurde ein Modell der zertrümmerten Schulter erstellt und dann mit einem 3D-Drucker ein für diesen Fall genau passendes Titaniumimplantat erzeugt.
Pier F. Indelli (Brixen/Stanford) wies in seinem Beitrag unter dem Titel „Gait analysis in robotic knee surgery“ darauf hin, dass auch im Bereich der Knieprothesen der Geschlechterunterschied nicht vernachlässigt werden darf. Selbst bei einer einzelnen Person seien die Extremitäten nicht symmetrisch, zwischen Mann und Frau seien die Unterschiede noch viel größer. Wie er sagte, beruhen darauf die Probleme mit den Knieprothesen, die noch nicht zufriedenstellend gelöst seien. Es brauche noch viel mehr Forschung im Bereich Ganganalyse.
Primar Michael Engl beschloss den Reigen der hochinteressanten Referate mit einem Ausblick auf die Einbeziehung der Künstlichen Intelligenz in die Chirurgie. Er wies unter anderem darauf hin, dass die Interpretation von Röntgenbildern, vor allem, was die Erkennung von Frakturen betrifft, durch Künstliche Intelligenz wesentlich verbessert werde. Ein Merkmal der Künstlichen Intelligenz sei deren Lernfähigkeit. Das bedeute zum Beispiel, dass ein Roboter, der oft genug bei Operationen zugeschaut hat, mit der Zeit lernt, wie eine Operationsnaht auszuführen ist. Die Zukunft geht in diese Richtung, aber auch in diesem Bereich ist noch viel Entwicklungsarbeit notwendig.
Facharzt
Pier Francesco Indelli
Primar
Michael Engl
mit virtueller realität gegen spielsucht
Die virtuelle Realität (VR) hat längst nicht mehr nur in der Unterhaltungsindustrie ihren Platz gefunden, sondern erweist sich auch in der Psychotherapie als wegweisende Innovation. Besonders bei der Behandlung von Spielsucht bietet diese Technologie im wahrsten Sinne des Wortes neue Perspektiven.
Im Therapiezentrum Bad Bachgart wird die VR-Therapie bereits erfolgreich eingesetzt, um eine der schwierigsten Süchte, die Spielsucht, zu behandeln.
Laut Martin Fronthaler, dem Leiter der Einrichtung, ermöglicht die VR-Technologie spielsüchtigen Patientinnen und Patienten, sich in einer realistischen Spielsaal-Umgebung mit ihren Suchtmustern auseinanderzusetzen. Mithilfe einer Spezialbrille werden sie in diese virtuelle Welt versetzt, wo sie unter der Anleitung eines Therapeuten lernen, mit den auslösenden Reizen umzugehen.
„Die Patienten üben, ihre Emotionen und die Anziehungskraft der Sucht zu bewältigen – und das alles in einem sicheren, therapeutischen Umfeld“, erklärt Fronthaler.
Wissenschaftlich belegt: Effektivität der VR-Therapie
Die Wirksamkeit der VR-Therapie ist durch zahlreiche Studien untermauert. Vor allem bei der Behandlung von Spielsucht und dem Umgang mit Craving (Suchtdruck) zeigt sich die Methode als äußerst hilfreich. Die immersive Technik erlaubt es Patientinnen und Patienten, sich in einem geschützten Rahmen schrittweise mit belastenden Situationen vertraut zu machen. Dabei wird das sogenannte „Habituationsprinzip“ genutzt: Die wiederholte Konfrontation mit auslösenden Reizen führt zu einer Gewöhnung und stärkt die Widerstandskraft der Betroffenen. „Um die Patienten optimal vorzubereiten, ist es wichtig, dass sie die Möglichkeit haben, diese Szenarien regelmäßig zu durchleben und zu üben“, betont Fronthaler. So werde ein langfristiger Übungseffekt erzielt, der sie auf den Ernstfall im realen Leben vorbereitet.
Einsatzmöglichkeiten über Spielsucht hinaus
Die Potenziale der VR-Therapie beschränken sich nicht nur auf die Behandlung von Spielsucht. Sie wird ebenso erfolgreich bei Angst- und Panikstörungen, Phobien sowie Unsicherheitsgefühlen eingesetzt. Je genauer die virtuellen Szenarien auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmt sind, desto stärker ist der Therapieerfolg. Um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, arbeitet das Therapiezentrum Bad Bachgart eng mit Peter Daldos und seinem Unternehmen Spherea3D zusammen. Gemeinsam produzieren sie hochwertige 3D-Filmsequenzen, die speziell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten und die Therapieziele zugeschnitten sind. „Wir konnten bei der Konzeption der Videos intensiv mitwirken und so sicherstellen, dass die Inhalte perfekt auf die spezifischen Herausforderungen unserer Patienten abgestimmt sind“, erklärt Fronthaler. Die VR-Therapie zeigt eindrucksvoll, wie moderne Technologie die Psychotherapie bereichern und neue Wege in der Behandlung komplexer psychischer Erkrankungen eröffnen kann. Mit ihren vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und dem nachgewiesenen Therapieerfolg verspricht sie, ein wichtiger Baustein in der Zukunft der Psychotherapie zu werden.
tagung
„Trauma-Sprache – das Trauma erzählbar machen“ nennt sich die Tagung, die das Bildungshaus Neustift und das Therapiezentrum Bad Bachgart des Südtiroler Sanitätsbetriebes gemeinsam organisieren.
Im Rahmen dieser Tagung am 2. April 2025 sollen die verschiedenen Formen des In-Beziehung-Tretens mit traumatisierten Menschen aufgegriffen sowie das Verständnis für die unterschiedlichen Sprachen des Trauma-Ausdrucks gefördert und mit den Teilnehmenden integrative Ansätze der Hilfestellung erarbeiten werden.
Ausführliche Informationen zur Tagung sowie die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter: www.bildungshaus.it
Anmeldeschluss ist der 15. März 2025, ECM-Akkreditierung ist vorgesehen
Wer sich viel in der Natur aufhält, kann es wahrscheinlich bestätigen: Gerade die Berglandschaft tut der Seele gut. Im Psychiatrischen Dienst in Meran wird deshalb bereits seit einiger Zeit die sogenannte „Bergtherapie“ für Patientinnen und Patienten angewandt, ein Projekt mit Erfolg, wie die Organisatoren bestätigen.
bergluft für die seele
„Die vom italienischen Alpenverein CAI mit Unterstützung von Fachleuten durchgeführte Bergtherapie ist auf Gruppendynamik ausgelegt und findet in der natürlichen Bergumgebung statt“, erklärt Psychiater Patrick Kaplan die in Fachkreisen bereits seit längerer Zeit bekannte Therapie. Anderorts nicht anwendbar, ist Südtirol für diese Form von Therapie geradezu ideal.
„Wir möchten durch den Aufenthalt in der Natur die Sozialisierung der Patientinnen und Patienten fördern und helfen, das psychophysische Wohlbefinden zu erhöhen.“ Nebenbei kann unkompliziert gegen Stigmatisierungen angekämpft werden, die persönliche Autonomie wird gefördert und gerade Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen können erleben, wie es sich anfühlt, Schwierigkeiten zu überwinden.
Das Konzept der Bergtherapie wurde 1999 vom italienischen Psychologen und Psychotherapeuten Giulio Coppola erarbeitet. Er zeigte auf, dass durch regelmäßige körperliche Aktivität in der Natur Blutdruck und Körpergewicht sinken, aber auch Schlaflosigkeit, Angstzustände, Depressionen oder sozialer Rückzug verbessert werden können. Coppola erkannte, dass es für Körper und Geist förderlich ist, in der Natur zu sein und in den Bergen zu wandern – besonders für Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden.
2005 weitete sich Coppolas Therapieansatz aus, es entstand ein nationales sogenanntes „Bergtherapie-Netzwerk“: Expertinnen und Experten für psychische Gesundheit und CAI-Berg- und Wanderführer arbeiten darin zusammen. Alle zwei Jahre finden gemeinsame Treffen statt, bei denen Erfahrungen ausgetauscht und neue Reha-Programme festgelegt werden. 2020 wurde die Bergtherapie als Projekt in die italienische zentrale Wanderkommission aufgenommen, welche eng mit der italienischen Gesellschaft für Bergmedizin zusammenarbeitet.
Krankenpflegerin Vania Bulf, die die Gruppe oft begleitet, erklärt die Aktivität: „Die CAI-Guides legen die Routen fest und bieten logistische, organisatorische und sichere Begleitung auf einfachen Wegen und geeigneten Routen. Wir vom Psychiatrischen Dienst begleiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer abwechselnd auf ihren Touren, das ist auch für uns immer eine neue Erfahrung, denn die veränderte Umgebung hat einen großen Einfluss auf das Verhalten der Menschen.“
Bisher wurden acht Ausflüge durchgeführt, dabei ging es unter anderem zum Felixer Weiher, auf den Ritten oder ins Ultental. Die Touren werden immer so ausgewählt, dass sie zwar etwas Anstrengung erfordern, jedoch für alle Beteiligten gut machbar sind:
„Der Zweck besteht in diesem Fall nicht in der Wanderung selbst, sondern in der gemeinsamen Durchführung der Aktivitäten im Freien. Das Zusammensein und das Miteinander sollen möglichst als positive Erfahrung gesehen werden“, so Vania Bulf.
Durchschnittlich nehmen 16 Patientinnen und Patienten an den Touren teil, sie werden im Rahmen ihrer Behandlung vom Team des Psychiatrischen Dienstes Meran darauf angesprochen, ob sie Interesse an dieser lockeren Form von Gruppentherapie hätten. „Das Feedback ist sehr positiv, wir sehen, dass selbst Menschen, die dem Projekt anfangs zögerlich gegenüberstanden, nach dem ersten gemeinsamen Ausflug sehr zufrieden sind“, so die Begleiterinnen und Begleiter.
sabine flarer
Morena Di Filippo und Eva Maria Gstrein
Reinhard Ratschiller und Vania Bulf
herzchirurgie auf höchstem niveau
Das ärztliche Team der Universitätsklinik Verona und das ärztliche und pflegerische Team des Landeskrankenhauses Bozen führen nun interventionelle kardiologische und herzchirurgische Eingriffe auch in Bozen durch.
sabine flarer
sachwalterschaft: eine ausbildung für das gesundheitspersonal
Die Sachwalterschaft ist ein wesentliches Instrument, um schutzbedürftige Menschen durch ein gezieltes Eingreifen der Gesundheits- und Sozialdienste zu unterstützen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Südtiroler Sanitätsbetriebes ist es nun möglich, sich bei einer speziellen Ausbildung wichtige Kompetenzen für die korrekte Anwendung dieser Schutzmaßnahme anzueignen.
tatiana de bonis
übersetzung: vera schindler
Die Sachwalterschaft ist eine rechtliche Einrichtung, mit deren Hilfe Menschen, die aufgrund einer Krankheit oder psychophysischen Beeinträchtigung nicht dazu in der Lage sind, ihre Interessen selbständig wahrzunehmen, Unterstützung und rechtliche Vertretung gewährleistet wird.
Die Sachwalterschaft wird mit Gesetz Nr. 6/2004 geregelt. Es betraut die Verantwortlichen der Sozial- und Gesundheitsdienste mit der Aufgabe, die Bestellung eines Sachwalters voranzutreiben, sofern besondere Situationen bestehen, die einen rechtlichen Schutz erfordern.
Um die Kenntnisse zu der Thematik und die damit einhergehenden operativen Auswirkungen zu vertiefen, organisiert der Verein für Sachwalterschaft spezielle Weiterbildungskurse für das Personal der gesundheitlichen und sozialen Dienste.
Die Fortbildung mit dem Titel „Sachwalterschaft: Verfahren, Rollen und Kompetenzen des Gesundheits- und Sozialpersonals“ zielt darauf ab, theoretisches und praktisches Wissen über Verfahren, Verantwortlichkeiten und die Rolle der Gesundheitsund Sozialdienste beim Schutz der Begünstigten zu vermitteln. Dieser Kurs findet in mehreren Ausgaben statt und wird in Form von OnlineVorlesungen abgehalten.
Anmeldungen sind über das ECMPortal möglich:
Modul 1 –
ECM-Kodex 19862:
• 17. März 2025 auf Italienisch
• 31. März 2025 auf Deutsch
Modul 2 –
ECM-Kodex 19864:
• 15. September 2025 auf Italienisch
• 13. Oktober 2025 auf Deutsch
Der Kurs dauert jeweils drei Stunden, von 14:30 Uhr bis 17:30 Uhr.
Eine weitere Vertiefung bietet der Kurs „Sachwalterschaft: Rollen, Verantwortlichkeiten und bewährte Praktiken für Gesundheits- und Sozialpersonal“, der einen umfassenden und integrierten Überblick zum Thema bietet und den rechtlichen Rahmen, die operativen Verfahren, die Verantwortlichkeiten und die Rolle des Personals der Gesundheits- und Sozialdienste beleuchtet.
Der Kurs wird am 24. November 2025 als Präsenzveranstaltung im Saal der Anatomischen Pathologie im Krankenhaus Bozen von 14:30 bis 18:30 Uhr abgehalten und findet in italienischer Sprache statt. Anmeldungen sind über das ECMPortal möglich (Kodex 19865).
Ziel dieser Kurse ist, das Gesundheits- und Sozialpersonal besser vorzubereiten, eine angemessene Unterstützung für schutzbedürftige Menschen gewährleisten und die geltenden Vorschriften für die Verwaltung der Unterstützung korrekt und wirksam anwenden zu können.
Genauere Informationen finden sich auf der Seite des Vereins für Sachwalterschaft: www.sachwalter.bz.it
FOTO: INGA KRAMER
künstliche intelligenz gegen menschliche intelligenz
Vom 16. bis 18. Januar 2025 fand in Innichen die zweite Ausgabe der wissenschaftlichen Tagung „Wissenschaft an der Grenze“ („Scienza in Frontiera“) statt. Unter dem Titel „Künstliche Intelligenz (KI) vs. Menschliche Intelligenz (MI): Vergleich zweier Mythen“ („Intelligenza artificiale (AI) vs. Intelligenza umana (HI): due miti a confronto“) widmeten sich renommierte Wissenschaftler und Experten der vielschichtigen Auseinandersetzung zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz.
Der Kongress wurde am Donnerstagmorgen von Francesco Coscia, Professor an der Universität Perugia und Arzt an der Abteilung Innere Medizin des Krankenhauses Innichen, offiziell eröffnet. In Grußworten betonten Vertreter der Italienische Gesellschaft für Physiologie, des Tourismusvereins Innichen sowie der Freien Universität Alcatraz die Bedeutung der Thematik. Begrüßt wurden die Anwesenden auch von der Verwaltungskoordinatorin des Gesundheitsbezirkes Bruneck, Sophie Biamino, sowie dem stellvertretenden Primar der Abteilung Innere Medizin am Krankenhaus Innichen, Roberto Monti.
Der erste Teil der Tagung befasste sich mit den Grundlagen der menschlichen Intelligenz. Giorgio Fanò Illic, Präsident des wissenschaftlichen Komitees der Veranstaltung, eröffnete die Diskussion mit einem einleitenden Vortrag, bevor Fiorenzo Conti und Fabio Benfenati
tiefere Einblicke in die neurobiologischen Aspekte gaben. Der Nachmittag des ersten Tages stand ganz im Zeichen der künstlichen Intelligenz. In Beiträgen von Tiziana Catarci, Vittorio Murino und Carlo Reggiani wurden nicht nur die Entwicklung von KI von ihren Anfängen bis heute beleuchtet, sondern auch potenzielle Auswirkungen auf den menschlichen Körper und die Wissenschaft diskutiert.
Ein besonderes Highlight war der Vortrag zur Frage, ob KI zukünftig die menschliche Anatomie und Physiologie beeinflussen könnte. Der erste Tag klang mit einem gemeinsamen Abendessen und einer Filmvorführung aus.
Ethik, Sport und Medizin im Kontext von KI
Der zweite Tag begann mit Vorträgen zu den Interaktionen zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Antonio Musarò thematisierte die verschiedenen Geschwindigkeiten, mit denen beide Systeme Informationen verarbeiten, während Giulio Sandini das Zusammenspiel zwischen Mensch und Roboter untersuchte. Fabio Fossa widmete sich der ethischen Frage, ob KI den Menschen ersetzen oder lediglich unterstützen sollte.
Am Nachmittag lag dann der Fokus auf praktischen Anwendungsbereichen. Fabio Esposito sprach über den Einfluss von KI im Sport, während Giacomo Strapazzon (Eurac) ihre Rolle in der medizinischen Versorgung unter außergewöhnlichen Bedingungen beleuchtete. Ugo Carraro stellte abschließend die Auswirkungen von KI auf wissenschaftliche Publikationen dar. Der Tag wurde mit einer traditionellen Tiroler Abendveranstaltung und einem Jazzkonzert abgerundet.
Abschlussdiskussion und Ausblick
Der letzte Tag begann mit einer Analyse der Rolle von KI in der modernen Medizin durch Carlo Tacchetti. Anschließend gab Vittorio Loreto einen historischen Überblick über Innovationen von Laplace bis hin zur KI. Ein besonderes Highlight bildete die abschließende Podiumsdiskussion, in der alle Referierenden die Hauptaspekte der Tagung reflektierten und offene Fragen für künftige Forschungen aufzeigten. Die Veranstaltung endete mit Grußworten von Klaus Rainer, Bürgermeister von Innichen, sowie dem Mitglied des wissenschaftlichen Komitees der Veranstaltung, Francesco Coscia.
Fazit
Die Tagung ermöglichte einen tiefgehenden interdisziplinären Austausch zwischen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Neurowissenschaften, Informatik, Philosophie, Sport und Medizin. Die Debatten verdeutlichten sowohl das immense Potenzial als auch die ethischen und praktischen Herausforderungen der künstlichen Intelligenz.
peter a. seebacher
betreuung und behandlung von personen mit genderinkongruenz
Ein Gastbeitrag von Josef Gruber, Psychologe und Leiter einer einfachen Struktur im Psychologischen Dienst Bozen des Südtiroler Sanitätsbetriebes.
josef gruber
Im beruflichen und privaten Alltag sind wir es gewohnt, mit Frauen und Männern zu tun zu haben, Frauen mit einem weiblichen Körper und Männer mit einem männlichen Körper, und wir stellen uns auch nicht die Frage, was einen Körper männlich und einen weiblich macht – wir sind so aufgewachsen und erzogen worden, dass wir das „automatisch“ wissen.
Diese Eindeutigkeit in der Zuschreibung eines Geschlechts gilt jedoch nicht für alle Personen. Einige Personen mit einem weiblichen Körper fühlen sich männlich, und andere mit einem männlichen Körper weiblich. In der Fachliteratur wird seit der Veröffentlichung der ICD-11 in diesen Fällen von Gender Inkongruenz bei einer Person gesprochen.
Konkret heißt dies, dass, altersunabhängig, sich Männer als Frauen fühlen und Frauen als Männer und entsprechend dem innerlich erlebten Geschlecht weibliche bzw. männliche Geschlechtsmerkmale haben möchten, und von der Außenwelt möchten sie auch als weiblich bzw. männlich wahrgenommen und entsprechend behandelt werden. Viele betroffene Personen erleben dieses Nichtübereinstimmen des Körpers mit dem eigenen Geschlechtserleben als emotional sehr belastend und streben eine körperliche Angleichung an das Wunschgeschlecht an (diese Angleichung wird als Transition bezeichnet).
Wurde die Nichtübereinstimmung zwischen gefühlter Geschlechtszugehörigkeit und biologischem, zugewiesenem Geschlecht in den Klassifikationen
ICD-10 und DSM-IV noch als psychische Störung geführt, so wird in den aktuellen Auflagen ICD-11 und DSM-5 die Gender Inkongruenz bzw. Gender Dysphorie nicht mehr als psychische Störung geführt, sondern als ein anerkanntes Erleben der Person selbst. Diese Sichtweise bedeutet auch, dass den betroffenen Personen zugestanden wird, dass sie ihr inneres Erleben selbst am besten kennen und auch wissen, was sie brauchen, damit es ihnen psychisch und sozial besser gehen kann. Im Dialog zwischen den Betroffenen und den Fachleuten sind daher individuelle Lösungen zur Verbesserung der emotionalen und sozialen Lebenssituation zu finden.
Die klinischen Behandlungsmöglichkeiten sind gemeinsam zu erörtern, die Veränderungen und Risiken ausführlich zu besprechen, damit die Betroffenen gut informiert eine Entscheidung für und Zustimmung zu einer Behandlung geben können.
Non-binary
Dadurch, dass das Thema der geschlechtsbezogenen Transidentität in den letzten Jahren offener diskutiert werden konnte, wurde sichtbar, dass die Definition der Geschlechtsidentität als binär (entweder männlich oder weiblich) nicht alle erlebten Identitäten abbildet. Daher wurde als dritte Identitätsbeschreibung die Bezeichnung nonbinary eingeführt, also weder eindeutig männlich noch eindeutig weiblich. In manchen Ländern wird dieser Unterscheidung auch dadurch Rechnung getragen, indem als offizielles Geschlecht neben männlich und weiblich auch divers angegeben werden kann, in Italien ist dies (noch) nicht möglich. Die Betreuung und Behandlung von Personen mit Gender Inkongruenz bzw. Gender Dysphorie wurde in Südtirol über viele Jahre hinweg von einzelnen Fachpersonen im Gesundheitsdienst übernommen, in erster Linie waren es Psychiater, Psychologen und Endokrinologen, die einerseits ihre Tätigkeit nach den jeweils vorliegenden Standards durchführten, andererseits jedoch keine betriebsinterne Behandlungsrichtlinie vorfanden. Vor mehr als 10 Jahren haben sich Fachleute der Psychologie, der Psychiatrie, der Endokrinologie aus dem öffentlichen Gesundheitswesen und auch Vertreter und Vertreterinnen
von Betroffenenorganisationen zusammengefunden, die, ausgehend von den damals aktuellen Behandlungsstandards, deren Entwicklungen und Erfahrungen in anderen europäischen Ländern, Überlegungen anstellten, wie die Behandlung von Personen mit Gender Inkongruenz in Südtirol organisiert sein könnte, auch unter Berücksichtigung der rechtlichen Situation in Italien. Das Ergebnis dieses Austausches war die Formulierung eines Behandlungspfads, der seit August 2019 Anwendung findet und im 3-Jahres-Rhythmus aktualisiert wird.
Die Behandlung bzw. Begleitung wird von einem multidisziplinären Team gewährleistet, in welchem Psycholog*innen, Psychiater*innen, Endokrinolog*innen und die Primare/in der Urologie und Gynäkologie mitarbeiten.
Das Anliegen des Teams ist, die betroffenen Patientinnen und Patienten von der Fallübernahme über die Diagnose bis zur Hormontherapie und den chirurgischen Eingriffen fachlich professionell zu begleiten.
Anlaufstelle
Als primärer Bezugspunkt gelten der Psychologische Dienst Bozen und die Familienberatungsstelle Lilith, die die betroffenen Personen über den ganzen Behandlungsweg begleiten und die einzelnen Behandlungsschritte bei Notwendigkeit einleiten. Diese Begleitung (Information, Beratung, Diagnostik und Unterstützung) wird, in Absprache mit den Betroffenen selbst, auch den Angehörigen angeboten.
Die Psychologen und Psychologinnen versuchen in ihrer Begleitung der Patienten und Patientinnen zwei Aspekten gerecht zu werden, die in der Literatur wiederholt angemahnt werden: Einerseits sollte versucht werden, den diagnostischen Prozess bis zur Entscheidung einer medizinischen geschlechtsangleichenden Behandlung so kurz wie möglich zu halten, um den Leidensdruck nicht unnötig zu verlängern, da negative gesundheitliche Folgen psychischer Art für die Behandlungssuchenden bei einer Diagnostik von ungewisser Dauer auftreten beziehungsweise verstärkt werden können.
Andererseits ist in der Begleitung der betroffenen Personen die Vertiefung des geschlechtsspezifischen Erlebens zu besprechen und eine ausführliche
Information über die Behandlungsmöglichkeiten, die Veränderungen und die mit der Behandlung einhergehenden Risiken, sei es körperlicher wie psychischer wie auch sozialer Art, zu geben, damit die Betroffenen gut informiert sich für oder gegen eine Behandlung entscheiden können (Consenso informato – Informierte Einwilligung).
Entscheidung braucht Zeit
Die Psychologen und Psychologinnen, Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen nehmen sich daher ausreichend Zeit, auch wenn manche Betroffenen selbst alles schnell beginnen möchten, die relevanten Themen in Zusammenhang mit einem Leben als transidente Person zu besprechen. Zudem ist aus psychologischer Sicht zu verstehen, ob die Personen für sich gute realitätsbezogene Entscheidungen treffen können, sei es auf emotionaler wie auch auf kognitiver Ebene.
Am Ende dieser ersten Phase, wird eine schriftliche Stellungnahme erstellt, in der die Hormontherapie als nächste Maßnahme zur Angleichung an das Wunschgeschlecht empfohlen wird. Bei individueller Notwendigkeit geschieht dies alles in enger Zusammenarbeit mit dem Psychiatrischen Dienst beziehungsweise dem Dienst für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die geschlechtsangleichende Hormontherapie im Rahmen der Gender Inkongruenz wird im Krankenhaus Bozen durchgeführt. Der Endokrinologe oder die Endokrinologin klärt die Patienten oder Patientinnen über die geschlechtsangleichende hormonelle Behandlung auf und leitet die Hormonbehandlung und deren Monitoring ein, sollten dafür alle klinischen Voraussetzungen gegeben sein.
Die geschlechtsangleichenden Operationen (Volljährigkeit vorausgesetzt) werden in Südtirol bisher nicht durchgeführt, die Patienten oder Patientinnen werden an Fachkliniken verwiesen.
Dafür ist eine Visite bei einem Primar beziehungsweise einer Primarin der Urologie oder Gynäkologie notwendig. Die internen Zuständigkeiten sind:
• Operationen von Mann zu Frau: Primar beziehungsweise Primarin der Urologie im Krankenhaus Bozen Operationen von Frau zu Mann: Primar beziehungsweise Primarin der Gynäkologie im Krankenhaus Bozen
josef gruber
Den betroffenen Personen wird in allen Phasen der Behandlung eine begleitende Beratung von allen Klinikern oder Klinikerinnen angeboten und bei festgestellter Notwendigkeit auch angeraten. Die fachliche Begleitung hat zum Ziel, den Behandlungsverlauf zu überwachen und die Behandlungsrisiken zu minimieren, sei es auf körperlicher, psychischer wie auch auf sozialer Ebene. Alle im öffentlichen Gesundheitsdienst tätigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen in der Regel selten (bewusst) mit transident erlebenden Personen in Kontakt. Folglich könnten Unsicherheiten auftreten, wie der Kontakt mit transidenten Personen gestaltet werden kann beziehungsweise sollte. Als Orientierung könnten folgende Aspekte hilfreich sein:
• Transidente Personen achten sehr sensibel darauf, in ihrem Wunschgeschlecht angesprochen zu werden; transidente Personen müssen sich bei den unterschiedlichsten Visiten immer wieder erklären, da bis zur offiziellen Namensänderung ihr Aussehen nicht mit dem offiziellen Namen übereinstimmt;
• professionell-respektvoller Umgang auch mit den transidenten Personen bei vorhandener eigener kritischer Haltung transidenten Personen gegenüber;
• Beispiel einer kritischen Situation: gynäkologische Visite einer transmännlichen Person
Grundsätzlich sollte mit transidenten Personen so umgegangen werden, wie mit allen anderen Patienten und Patientinnen auch. Dies gelingt dann, wenn die besonderen Bedürfnisse transidenter Menschen als ein zu beachtender Aspekt von vielen anderen zu beachtenden Aspekten gesehen werden.
sabes-klausur im bildungshaus kloster neustift
Teilnehmenden
Welches sind die aktuellen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung unseres Landes? Welches die Schwerpunkte für heuer und die kommenden Jahre? Ist der Sanitätsbetrieb fit für Zukunft?
Am 28. und 29. Jänner traf sich im Bildungshaus Kloster Neustift die Direktion des Betriebes mit den Bezirks- und Krankenhausdirektionen und den Verantwortlichen der Gesundheitsversorgung vor Ort zur strategischen Klausur. Es waren zwei spannende Tage, vollgepackt mit Expertenvorträgen, Inputs und Arbeitsgruppen zu aktuellen Themen der Gesundheitsversorgung.
Prof. Francesco Longo von der Universität Bocconi in Mailand und der deutsche Gesundheitsexperte Dr. Hans-Peter Schlaudt brachten den Blick von außen ein und öffneten ein „Fenster“ Richtung Süden und Norden.
Wenig überraschend: Sowohl im restlichen Italien als auch in Deutschland sind die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung die gleichen: demografischer Wandel, steigende Gesundheitsbedürfnisse, Fachkräftemangel, Versorgung vor Ort, digitale Transformation, Finanzierbarkeit der Systeme – die Liste der anzugehenden Themen ließe sich lange fortsetzen.
Südtirol, so die Überzeugung von Gesundheitslandesrat Hubert Messner, der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Kurzbesuch abstattete, stehe im Vergleich mit den benachbarten Regionen recht gut da. Ganz allgemein gesprochen müsse ein „Paradigmenwechsel“ auf Schiene gebracht werden: weg von „Krankheitsversorgung“ hin zu mehr Gesundheitsförderung und Prävention.
Generaldirektor Christian Kofler hob in seinem Vortrag das große Potenzial hervor, welches der Südtiroler Sanitätsbetrieb habe: Wenn es gelinge, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen, nicht gegenseitig konkurrieren, sondern
In verschiedenen Arbeitsgruppen wurden konkrete Maßnahmen erarbeitet
landesweit im Netzwerk zusammenarbeiten, die verschiedenen Bereiche – Medizin, Pflege und Verwaltung – noch enger abzustimmen, so berge der Südtiroler Sanitätsbetrieb große, noch ungenutzte Chancen in sich.
Neben Ausführungen zu den jeweiligen Arbeitsschwerpunkten der Sanitäts-, Pflegeund Verwaltungsdirektion gab es Referate zur Fachkräfteanwerbung und -bindung, Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen und Kulturentwicklung in den Gesundheitsbetrieben und Krankenhäusern.
Konkrete Maßnahmen wurden in vier Arbeitsgruppen zu den Themen „Versorgung vor Ort“, „Abbau der Wartezeiten“, „Digitale Transformation“ und „Personalentwicklung/Recruiting“ erarbeitet.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen –neben einer guten Portion neuer Motivation und Freude am Umsetzen – auch den Auftrag mit, ihr Team und ihre Kolleginnen und Kollegen über die wichtigsten Themen und Ergebnisse der Klausur zu informieren.
Generaldirektor Christian Kofler hob das große Potenzial des Südtiroler Sanitätsbetriebes hervor
Die
der Klausur im Bildungshaus Kloster Neustift
jede aggression ist eine zu viel
Die Meldungen von Aggressionen gegen das Gesundheitspersonal häufen sich, immer wieder wird in den Medien von gewaltbereiten Patientinnen und Patienten oder deren Angehörige berichtet. Doch der Sanitätsbetrieb bleibt nicht untätig: Noch nie wurde so viel in die Sicherheit investiert wie jetzt.
Die Meldungen von Aggressionen in den Krankenhäusern sind deutlich angestiegen: Waren es im Jahr 2022 noch 136 Vorfälle, die gemeldet wurden, so waren es 2023 bereits 160 und 2024 187 Fälle. Dazu ist aber auch zu sagen, dass in den letzten Jahren eine verstärkte betriebsinterne Sensibilisierung stattfand, damit auch wirklich jeder Vorfall gemeldet wird.
Pflegedirektorin
Die Gründe für eine Eskalation sind vielfältig: Oft stellt eine medizinische Behandlung eine körperliche oder seelische Ausnahmesituation dar, zudem sind immer häufiger Alkohol und Drogen mit im Spiel. (Vermeintlich) lange Wartezeiten, psychiatrische Erkrankungen sowie Unzufriedenheit oder Verständigungsprobleme können auch zu schwierigen Situationen führen.
Betrachtet man das vergangene Jahr, so fällt auf, dass in der Landeshauptstadt Bozen 54 Fälle gemeldet wurden, in Meran, dem zweitgrößten Krankenhaus des Sanitätsbetriebes, 95 Fälle. Brixen und Bruneck liegen mit 11 beziehungsweise 27 Fällen im „Mittelfeld“.
Und es ist keine Überraschung, dass jene, die an vorderster „Front“ sind, am stärksten betroffen sind: In 155 Fällen richteten sich die Aggressionen gegen das Pflegepersonal, in 18 Fällen an das ärztliche Personal, dahinter folgen absteigend Pflegehelfer, Sozialassistenten, Verwaltungsmitarbeiter und Erzieher.
Die Aggressionen sind in der Mehrzahl verbaler Natur (136 gemeldete Vorfälle), in 73 Fällen entluden sie sich auf physische Art. Landesrat Hubert Messner, der im Spätherbst an einem Treffen zur öffentlichen Sicherheit teilgenommen hatte, sagt, es seien wichtige Schritte unternommen worden.
„Wer ins Krankenhaus kommt, um zu arbeiten oder um sich behandeln zu lassen, der muss darauf vertrauen können, dass dieses Umfeld sicher ist. In der Notaufnahme und in der pädiatrischen Notaufnahme am Krankenhaus Bozen gibt es einen roten Knopf, der die Ordnungskräfte umgehend alarmiert.
Wir werden auch die Anzahl der Videokameras – derzeit allein rund 15 im Krankenhaus Bozen - erhöhen und wird möchten die Zeitspanne, in der die Sicherheitskräfte uns unterstützen, ausweiten.“ Die Kameras sind direkt mit dem Wachdienst verbunden, der sofort eingreifen kann, wenn die Situation eskaliert. Derzeit gibt es einen Polizeiposten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser Bozen und Meran, Landesrat Messner hat diesen Dienst auch für das Krankenhaus Brixen angefragt. Ebenso war es dem Landesrat ein Anliegen, noch mehr Kurse für den Umgang mit Gewaltsituationen für das Personal anzubieten – mittlerweile werden diese flächendeckend im Südtiroler Sanitätsbetrieb abgehalten.
Pflegedirektorin Marianne Siller ist es ebenfalls ein Herzensanliegen, dass sich das Personal im Südtiroler Sanitätsbetrieb, wo immer es auch im Einsatz ist, sicher fühlen kann: „Jeder, der in bestimmten neuralgischen Bereichen wie beispielsweise in der Notaufnahme, in der Psychiatrie oder an den Schaltern arbeitet, weiß um ein gewisses Berufsrisiko und wird auch geschult, um mit typischen Gewaltsituationen umzugehen. Trotzdem ist es unsere Aufgabe, alles zu unternehmen, was in unserer Macht steht, um Menschen, die anderen Menschen helfen, nicht in Gefahr zu bringen.“ Als besonders hilfreich haben sich hierbei die sogenannten Deeskalationskurse erwiesen, in denen erfahrene Trainerinnen und Trainer zeigen, wie man auf Provokationen, Aggressionen oder gar physische Gewalt am besten reagiert – denn jede Aggression ist eine zu viel.
sabine flarer
Marianne Siller
Bei der Geburt wog Niklas nur 530 Gramm
schwieriger start ins leben mit happy end
Heute ist Niklas 12 Jahre alt und ein aufgeweckter, wissbegieriger Bub voller Energie und Tatendrang. Schwer vorstellbar, dass er als winzigkleines Frühchen zur Welt kam.
Seine Mama Irene erinnert sich noch gut an die erste heikle Zeit.
vera schindler
Als Niklas am 3. Dezember 2012 in der 25. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblickte, wog er mit 530 Gramm nicht viel mehr als ein Päckchen Nudeln, er war nur 29,6 Zentimeter groß und sein Köpfchen hatte die Größe eines Apfels. Seine Mama Irene hatte aufgrund einer Autoimmunerkrankung eine Risikoschwangerschaft. Sie hatte schon einige Fehlgeburten hinter sich und wusste, dass es schwierig sein würde, die Schwangerschaft zu behalten. Dennoch wurden die werdenden Eltern von der plötzlichen Geburt überrumpelt. Sie wussten noch nicht, ob sie einen Buben oder ein Mädchen erwarteten und hatten noch keinen Namen für ihr Kind. Bei Irene hatte sich der Bauch erst leicht abgezeichnet und sie hatte ihr Baby noch nicht richtig gespürt.
Nach seiner viel zu frühen Geburt verbrachte Niklas die ersten dreieinhalb Monate seines Lebens auf der Neonatologie und Neugeborenenintensivstation am Landeskrankenhaus Bozen. Hier werden alle Frühchen, kranken Neugeborenen und Säuglinge aus ganz Südtirol behandelt, die subintensiv- oder intensivmedizinische Betreuung benötigen. An der von Primar Alex Staffler geleiteten Station werden jedes Jahr über 300 Neugeborene betreut, darunter auch circa 50 sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm. Mit seinem Fliegengewicht von nur 530 Gramm zählte Niklas zu den extrem kleinen Frühchen.
Irene, die an einer Schwangerschaftsvergiftung litt, war nach dem Kaiserschnitt erst am dritten Tag dazu in der Lage, ihren winzigen Sohn auf der Intensivstation zu besuchen. Niklas’ Papa hatte ihn gleich nach der Geburt sehen können, sobald er stabilisiert war. „Mein Mann hat mir zwar ein Foto von unserem Baby gezeigt, aber ich konnte damals noch nicht realisieren, dass das mein Sohn war“, erzählt Irene. „Wir haben uns auch erst nach ein paar Tagen einen Namen für ihn überlegt. Es war sehr spontan, aber wir finden noch immer, dass der Name Niklas sehr gut zu ihm passt.“
mit drei Jahren
Niklas
Die Zeit auf der Neonatologie war risikoreich und geprägt von Höhen und Tiefen. Die Organe von Niklas waren sehr unreif, in den ersten Tagen waren sogar seine Augen noch geschlossen. Etwa einen Monat lang musste er künstlich beatmet werden, danach bekam er nur noch etwas zusätzlichen Sauerstoff als Atemhilfe. Seine Lunge wurde mit Kortison behandelt, er hatte eine Blutung im Gehirn und konnte noch nicht selbständig trinken.
„Zunächst musste Niklas mit einer kleinen Sonde künstlich ernährt werden, erst nach einem Monat konnte er saugen. Glücklicherweise hat es funktioniert, Muttermilch für ihn abzupumpen“, erinnert sich Irene. Sie selbst oder die Krankenpflegerinnen und -pfleger gaben ihm neun Mal am Tag die winzige Menge von fünf Milliliter Muttermilch.
Irene wurde zwei Wochen nach der Geburt nach Hause entlassen. Von da an begann sie ein Tagebuch über Niklas’ Fortschritte zu schreiben.
„Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich Niklas zum ersten Mal auf der Brust halten durfte. Vorher war Niklas immer im Brutkasten und wir konnten ihn nur an den Händen und am Kopf berühren.
Das war ein sehr emotionaler Augenblick und mir wurde dabei zum ersten Mal richtig bewusst, dass Niklas mein Kind ist.“ Irene beschreibt das Team der Neugeborenenintensivstation als sehr engagiert. „Mein Mann und ich haben uns auf der Station immer sehr wohl gefühlt. Alle unsere Fragen wurden beantwortet und uns wurde auch psychologische Hilfe angeboten. Die Ärztinnen und Ärzte versuchten uns die Angst zu nehmen und waren für uns immer erreichbar. Besonders der damalige Primar Hubert Messner machte uns Eltern Mut.“
Am 15. März, an seinem eigentlichen Geburtstermin, durften die Eltern Niklas mit nach Hause nehmen. „Wir haben uns natürlich sehr gefreut“, erzählt Irene. „Andererseits war es auch beängstigend, nicht mehr rund um die Uhr in einem behüteten Ambiente zu sein. Niklas war aber ein ruhiges Baby, er hat viel geschlafen und vor allem hat er einen festen Rhythmus von der Station mitbekommen, das war wirklich fein.“
„Mein Mann und ich haben uns auf der Station immer sehr wohl gefühlt. Alle unsere Fragen wurden beantwortet und uns wurde auch psychologische Hilfe angeboten. Die Ärztinnen und Ärzte versuchten uns die Angst zu nehmen und waren für uns immer erreichbar.“
Niklas entwickelte sich sehr gut, er musste jedoch weiterhin zu regelmäßigen Kontrollen ins Krankenhaus. „Niklas hat eine leichte Beeinträchtigung des Gehörs und er trägt Hörgeräte. Auch seine Augen mussten regelmäßig untersucht werden und er bekam Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.“ In den ersten Jahren machten sich in seiner Entwicklung die fehlenden drei Monate noch bemerkbar.
Heute besucht Niklas die 1. Mittelschule, er ist sehr sportlich und liebt Radfahren, Klettern und Schwimmen. Im Winter hat er ein besonderes Hobby, nämlich Skispringen auf der Sprungschanze, Niklas nimmt sogar an Wettkämpfen teil. Irene erzählt, dass Niklas oft darüber redet, dass er sehr klein war, als er zur Welt kam, aber jetzt stark geworden ist. „Unser Sohn hat sich prächtig entwickelt und wir sind sehr dankbar für diese große Leistung der Medizin. Es ist wirklich alles optimal gelaufen und hat ein gutes Ende genommen“, so Irene.
Niklas Hobby ist Skispringen
treten gegen den krebs
vera schindler
Trotz seiner Krebserkrankung unternahm der 57-jährige Andreas eine Radtour von Turin nach Nimes in Frankreich. Mit dem Wissen, schwer erkrankt zu sein, war die Reise für ihn umso kostbarer.
Für Andreas ist Radfahren der Inbegriff der Freiheit
Ankunft in der Klinik in Nimes –Herausforderung geschafft!
Andreas’ Leidensweg begann mit einer vermeintlichen Zyste auf der Niere, die sich als Tumor herausstellte, der auch die Bauchspeicheldrüse infiltriert hatte. Obwohl die Niere und der Tumor operativ entfernt wurden, bildeten sich kurz danach Metastasen im Bauchraum. Im März 2022 wurden diese bei einer großen Operation an der Uniklinik Innsbruck entfernt. Die Operation war gut gelungen und die Ärzte zeigten sich sehr zuversichtlich, dennoch bildeten sich wenig später neue Metastasen in Lunge und Leber. Derzeit wird Andreas auf der Onkologie in Brixen behandelt, wo er unter anderem eine Immuntherapie erhält, die das Fortschreiten der Krankheit verhindern soll.
Der dreifache Familienvater erzählt, dass die Krankheit schlimm sei, aber auch die Gelegenheit biete, das bisherige Leben zu überdenken und zu wissen, dass vieles gut und richtig war.
Das Wissen, nicht mehr gesund werden zu können, die Sorge um seine Familie und die Angst, die eigenen Kinder nicht lange genug durch ihr Leben begleiten zu können, sei eine unvorstellbare Belastung. Dennoch ist Andreas noch voller Lebensfreude und spürt, dass seine Zeit noch nicht gekommen ist. „Ich habe jetzt den Luxus der Zeit –Zeit, in die Natur zu gehen, Fotos anzuschauen, zu lesen oder zu denken. Vor allem möchte ich noch möglichst viel erleben.“
Wie entstand die Idee für eine mehrtägige Radtour? Bereits vor seiner Krankheit war Andreas ein begeisterter Radfahrer. „Radfahren bedeutet für mich die perfekte Symbiose von Technik und menschlicher Kraft. Man legt ohne Treibstoff und ohne Elektromotor weite Strecken zurück und kommt durch Landschaften und Dörfer, die mit dem Auto oder Zug nicht so einfach zu bereisen sind. Das ist für mich der Inbegriff von Freiheit.“ Andreas’ Wunsch war es, noch einmal dieses Freiheitsgefühl zu erleben. Und so kam es, dass er mit der Unterstützung seines Schwagers Clement, Palliativmediziner einer Klinik in Nimes in Frankreich, und einem weiteren Bekannten eine Radtour von Turin bis Nimes plante.
Vergangenen Herbst legte Andreas in neun Tagen mit seinem Gravelbike, trotz seiner unheilbaren onkologischen Krankheit, nur mit der Kraft seiner Muskeln und seinem starken Willen, ganze 700 Kilometer zurück.
Unterwegs – mit reiner Muskelkraft und starkem Willen
Die Gesichter von Andreas und Clement spiegeln Zufriedenheit und Glück wider, und doch auch die Schwere des Schicksals, die der Krebspatient und der Palliativmediziner nur zu gut kennen.
Im Krankenhaus Brixen mit dem Onkologen Gilbert Spizzo
Die Reise beschreibt er als „unendlich schön“: „Endlich bekam ich meinen Kopf frei. Ich dachte nur darüber nach, wie ich vorankommen würde und nahm die Schönheit der Landschaft in mich auf – kurz, ich lebte nur im Hier und Jetzt und meine Gedanken wanderten nicht zu meiner Krankheit und den damit verbunden Sorgen.“
Gilbert Spizzo, Facharzt der Onkologie am Krankenhaus Brixen unterstützte das Vorhaben seines Patienten von Anfang an: „Andreas ist seit über zwei Jahren bei uns auf der Onkologie Brixen in Behandlung. Ich ziehe den Hut vor dieser besonderen Herausforderung. Sport ist bei unseren onkologischen Patientinnen und Patienten absolut wichtig. Es ist schön zu sehen, wie glücklich er von seiner Radtour zurückgekommen ist.“
In Monte Carlo
führungskräfte im sanitätsbetrieb: wer sind die neuen und wer ist in pension gegangen?
In den folgenden Seiten stellen wir Ihnen einige jener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die in den letzten Monaten einen Führungsauftrag übernommen haben. Ein Dankeschön ihnen allen für ihr tägliches Engagement und viel Freude in ihrem Aufgabenbereich!
vera schindler
Walburga Cassar ist nach einem neuerlichen Auswahlverfahren ab Februar 2025 als Primarin der Pädiatrie des Krankenhauses Bruneck bestätigt worden: „Ich bin schon seit vielen Jahren als Kinderärztin im Sanitätsbetrieb tätig und leite die Pädiatrie am Krankenhaus Bruneck seit 2017. Die Vernetzung mit den anderen Pädiatrien und den Kinderärztinnen und -ärzten vor Ort ist mir ein großes Anliegen. In meinem Spezialgebiet, der Kindernephrologie, betreue ich Kinder mit Nieren und Harnwegserkrankungen. Dabei arbeite ich auch eng mit der Kinderurologie am Krankenhaus Bozen zusammen.“
Stefano Murano
ist als Primar des Dienstes für Arbeitsmedizin wiederbestätigt worden. „Die Arbeitsmedizin ist an das Department für Gesundheitsvorsorge angegliedert und umfasst die Klinische Sektion und das Ärztliche Arbeitsinspektorat. Beide befassen sich, wenn auch mit unterschiedlichen Aufgaben, mit der Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmerinnen und -nehmer. Die Herausforderung für die nächsten Jahre besteht darin, eine Kultur der Vorsorge von Berufskrankheiten sowie von chronisch degenerativen Krankheiten zu unterstützen, indem ein gesunder Lebensstil am Arbeitsplatz gefördert wird.“
Manuela Russo
koordiniert den Kassadienst der Poliambulatorien am Krankenhaus Bozen. „Es freut mich sehr, diese Aufgabe zu übernehmen und es ist meine Motivation, mithilfe meiner organisatorischen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten alle Patientinnen und Patienten und die Mitarbeitenden tatkräftig zu unterstützen, um ihnen eine angenehme Erfahrung zu ermöglichen.“
Mohsen Farsad, ist in seinem Amt als Primar der Abteilung für Nuklearmedizin für weitere fünf Jahre beauftragt worden. Er verfolgt das Ziel, die Wartezeiten für nuklearmedizinische Untersuchungen, insbesondere der onkologischen, weiter zu reduzieren. „Ich bemühe mich darum, dass in der Abteilung alle Untersuchungen klinisch orientiert und zeitgerecht befundet werden. Für die Zukunft plane ich den Ausbau nuklearmedizinischer Therapien, mit besonderem Fokus auf das Prostatakarzinom. Darüber hinaus möchte ich mich aktiv an der Forschung und der Weiterentwicklung der medizinischen Fakultät beteiligen, um innovative Behandlungsmethoden voranzutreiben und die Qualität der patientenzentrierten Versorgung kontinuierlich zu verbessern.“
Christina Troi ist seit Dezember 2024, zusätzlich zu ihrem Auftrag als Primarin, Sanitätskoordinatorin des Gesundheitsbezirkes Brixen. „Seit 2018 bin ich Primarin des Labors der Krankenhäuser Brixen und Sterzing und verfüge auch über Methodenkompetenz im Management von Gesundheitseinrichtungen. Die Krankenhäuser im Gesundheitsbezirk Brixen kenne ich sehr gut, deshalb ist mir eine verstärkte Zusammenarbeit durch die Optimierung der Schnittstellen, Prozesse und Ressourcen wichtig sowie die vermehrte Zusammenarbeit zwischen den territorialen Strukturen, der Basismedizin und dem Krankenhaus. Einen besonderen Fokus setze ich auf eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Ziel der bestmöglichen Patientenversorgung.“
Giosuè Gulli
steht als Primar der Neurologie am Krankenhaus Bozen vor: „Ich habe diese neue Aufgabe mit Freude und Begeisterung angenommen und werde dabei von meiner Familie unterstützt. Mein Hauptziel ist, den gesamten von mir geleiteten Dienst zu verbessern, wobei ich mich auf die hervorragenden fachlichen und menschlichen Qualitäten aller meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen kann.“
Katherina Tauber ist seit letztem Oktober wieder Pflegekoordinatorin der Kinderrehabilitation im Gesundheitsbezirk Bruneck. „Nach meiner Mutterschaftspause leite ich nun ein Team aus 27 Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten. Wir sind an vier Standorten tätig, der Salus Clinic in St. Georgen, dem Krankenhaus Innichen und den Gesundheitssprengeln Tauferer Ahrntal und Gadertal. Mein Ziel ist die optimale Versorgung unserer jungen Patientinnen und Patienten und die Verbesserung ihrer Lebensqualität. Besonders am Herzen liegt mir eine gute Zusammenarbeit im Team.“
Valeria Martinelli ist seit letztem August Pflegekoordinatorin der Hämodialyse Meran. „Ich habe die Herausforderung mit Begeisterung angenommen und mir ist bewusst, dass sie eine Chance zur beruflichen Weiterentwicklung darstellt. Ich hoffe, die interdisziplinäre Kommunikation zu verbessern, indem ich zusammen mit dem Team daran arbeite, unsere Ziele mit Begeisterung, Innovation und Entschlossenheit zu erreichen und so die Pflege zu verbessern.“
Stefanie Anderlan koordiniert seit kurzem das Verwaltungspersonal der klinischen Abteilungen im Krankenhaus Bozen. „Meine Erfahrung im Sanitätsbetrieb hat bereits vor dreieinhalb Jahren als Verwaltungsmitarbeiterin im Covid-Impfzentrum begonnen. Seit 2022 war ich im Sekretariat der Abteilung Orthopädie tätig, dabei erlernte ich die Arbeitsabläufe einer Abteilung. Als Verwaltungskoordinatorin ist mein Hauptziel, die Leistungsqualität den Patientinnen und Patienten gegenüber durch die Förderung eines dynamischen und motivierenden Arbeitsklimas zu verbessern.“
Barbara Durnwalder ist seit Mai 2024 die Koordinatorin der Küche und Mensa im Krankenhaus Innichen. „Ich stelle mich mit Freude der neuen Herausforderung. Ein besonderes Anliegen ist mir, trotz des Mangels an Fachkräften in der Küche, den Patientinnen und Patienten und den Mitarbeitenden ein möglichst ausgewogenes und abwechslungsreiches Menü anzubieten.“
Eva Luisa Pirhofer ist die Koordinatorin des Sekretariats der Bezirksdirektion Meran. „Ich arbeite schon seit 1995 im Südtiroler Sanitätsbetrieb und bin dankbar für die neue Herausforderung. Ich unterstütze die Direktionen und Mitarbeitenden bei ihrer täglichen Arbeit und greife dabei auf Erfahrungen zurück, die ich im Dienst für Hygiene, in der Rechtsabteilung und im Controlling sammeln konnte. Besonders am Herzen liegt mir ein respektvoller Umgang. Ich bin überzeugt, dass Motivation und Freude an der Arbeit gefördert werden, wenn die Mitarbeitenden ihren Stärken entsprechend eingesetzt werden.“
Gianina Cristina Geiszer, Pflegekoordinatorin der Orthopädie und Traumatologie Bozen, ist seit 30 Jahren Krankenpflegerin.
„Seit 2014 arbeite ich im Krankenhaus Bozen. Ich freue mich über diese neue ‚Reise‘, die ich mit meinem Team antrete. Kommunikation ist für mich grundlegend für ein vertrauensvolles Arbeitsklima, ganz im Sinne des großen Kommunikationstrainers Dale Carnegie: „Wie beschäftigt Sie auch immer während des Arbeitstages sein mögen, Sie müssen unbedingt Zeit für die Kommunikation finden. Alle brillanten Ideen der Welt sind wertlos, wenn sie nicht kommuniziert werden.“
Ingrid Messner ist die neue Koordinatorin der Zentralsterilisation am Krankenhaus Brixen. „Im Sanitätsbetrieb habe ich seit 2006 in verschiedenen Abteilungen als Krankenpflegerin gearbeitet. Als Koordinatorin der Zentralsterilisation möchte ich helfen, den Ablauf des Aufbereitungsprozesses der Medizinprodukte zu optimieren und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen zu verbessern. Eine enge Zusammenarbeit mit der KrankenhausHygiene ist für unseren Dienst unerlässlich, weshalb es mich besonders freut, dass Frau Ines Kritzinger meine Stellvertreterin ist.“
Erika Breitenberger ist seit letztem April Pflegekoordinatorin im Diabetologischen Dienst in Meran. „Die neue Herausforderung und das mir entgegengebrachte Vertrauen erfüllen mich mit großer Zufriedenheit. Mit Kreativität, Innovation und Verantwortung bin ich bestrebt, die Weiterentwicklung und das Management des Dienstes aktiv mitzugestalten und zu unterstützen. Besonders am Herzen liegt mir eine wertschätzende und fördernde Teamkultur. Es freut mich, gemeinsam mit meinem kompetenten, engagierten Team die Zukunft unseres Dienstes zu gestalten und weiterhin für eine optimale Patientenversorgung zu sorgen.“
Julia Wallnöfer, Pflegekoordinatorin der Hämodialyse Schlanders, ist davon überzeugt, dass der Patient oder die Patientin in der Gesamtheit betrachtet werden muss –körperlich, emotional und sozial. „Mein Anliegen ist, die individuellen Bedürfnisse aller Patientinnen und Patienten zu erkennen und sie empathisch und respektvoll zu betreuen. Das reibungslose Funktionieren im Team ist wichtig, denn die Versorgungsqualität hängt vom Engagement jedes einzelnen Teammitglieds ab. Durch offene Kommunikation, Fortbildungen und eine wertschätzende Teamkultur entsteht ein Umfeld, das für Patienten und Pflegepersonal ein Ort der Unterstützung und des Wohlbefindens ist.“
Elke Waldthaler, Pflegekoordinatorin der Funktionsdiagnostik Kardiologie/Medizin und der Komplementärmedizin, hat bereits seit 34 Jahren im Krankenhaus Meran in verschiedenen Abteilungen wertvolle Erfahrungen gesammelt. „In den letzten 20 Jahren war ich in der Funktionsdiagnostik tätig. Vor vier Jahren übernahm ich die Koordination geschäftsführend und vor drei Jahren auch die Komplementärmedizin. Trotz des oft turbulenten Arbeitsalltags überwiegen für mich die schönen Momente, die Freude mit meinem Team neue Herausforderungen zu meistern und dafür zu sorgen, dass die Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung erhalten.“
Andreas Gartner, ist seit April 2024 Pflegekoordinator des Dienstes für Rehabilitation und der Abteilung für Palliativbetreuung am Krankenhaus Bruneck. „Meine Herausforderung sehe ich darin, zwei unterschiedlichen Bereiche – Reha und Palliativ – zu koordinieren und zusammen mit einem motivieren Team, die bestmögliche Versorgung nach dem Krankenhausaufenthalt zu gewährleisten. Ziel ist, in einem multiprofessionellen Team, eine ganzheitliche, individuelle Pflege anzubieten, die Patientinnen und Patienten in die Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen und die Behandlung an ihre Bedürfnisse anzupassen.“
Norbert Brunner ist seit Oktober 2024 Koordinator der Küche und Mensa im Krankenhaus Brixen. „Ich habe die Führungsaufgabe voller Freude übernommen und versuche diese pflichtbewusst und mitmenschlich zu auszuüben. Meine langjährige Erfahrung als Koch in dieser Küche hat mich geprägt, deshalb ist mir auch sehr bewusst, was unsere Küche ausmacht und braucht. Ich habe stets ein offenes Ohr für die Anliegen meiner Mitarbeitenden und versuche somit ein gutes Arbeitsklima im Team zu schaffen.“
Johannes Plieger ist seit August letzten Jahres Pflegekoordinator des Röntgendienstes im Krankenhaus Schlanders. „Besonders am Herzen liegen mir meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mein großes Anliegen ist der Abbau der Wartezeiten. Es würde mich freuen, wenn das Krankenhaus Schlanders einen Magnetresonanztomographen bekommen würde, um auch der Bevölkerung im Vinschgau die entsprechenden Untersuchungen anbieten zu können und die anderen Krankenhäuser zu entlasten.“
Ulrike Lanthaler leitet seit Anfang des Jahres die Poliambulatorien des Krankenhauses Brixen als Koordinatorin. „Ich arbeite seit 2008 beim Sanitätsbetrieb. Meine Laufbahn führte mich von der Anästhesie und Notfallmedizin, zur Pflegedienstleitung und Dermatologie nun in die Position als Koordinatorin der Poliambulatorien. Es ist mir besonders wichtig, eine qualifizierte pflegezentrierte Patientenbetreuung zu erbringen. Dabei habe ich nicht nur die einzelnen Patientinnen und Patienten im Blick, mir liegt auch die Zufriedenheit meiner Mitarbeitenden am Herzen.“
Agnes Blasbichler koordiniert seit letztem April das Pflegeteam der HNO des Krankenhauses Brixen. „Ich arbeite schon seit 1990 im Sanitätsbetrieb, bis April 2024 war ich im Landeskrankenhaus Bozen tätig. Mit Freude stelle ich mich der neuen Herausforderung. Mein Schwerpunkt liegt auf der Förderung der Kompetenzen und Fähigkeiten meiner Mitarbeitenden. Mir ist wichtig, dass sie sich wohlfühlen. Großen Wert lege ich auch auf ein patientenorientiertes Arbeiten, denn eine empathische und respektvolle Patientenversorgung trägt nicht nur zur Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten bei, sondern verbessert das gesamte Arbeitsumfeld.“
Silvia Mottin ist Pflegekoordinatorin der Erwachsenen-Reha im Krankenhaus Sterzing. „Nach meiner Rückkehr aus dem Mutterschaftsurlaub, koordiniere ich nun ein Team aus 9 Physiotherapeuten und einem Ergotherapeuten, das sich um die Rehaversorgung der stationären und ambulanten Patientinnen und Patienten kümmert. Die größte Herausforderung besteht darin, die Wartelisten für ambulante Leistungen zu bewältigen und gleichzeitig hohe Qualitätsstandards zu gewährleisten: wirksame, angemessene, sichere und auf die Patientinnen und Patienten ausgerichtete Interventionen, der eine aktive Rolle in seinem eigenen Rehabilitationspfad spielen muss.“
Birgit Gisser koordiniert die Zentralsterilisation am Krankenhaus Bruneck.
„Ich freue mich auf eine neue Herausforderung in einem spannenden und sehr umfangreichen Arbeitsgebiet. Das Arbeiten im Bereich der Zentralsterilisation erfordert ein sehr hohes Verantwortungsbewusstsein, viel Hintergrundwissen und eine hohe Arbeitsflexibilität. Ich freue mich darauf, die Mitarbeiterinnen bei ihrer täglichen Arbeit zu begleiten, zu unterstützen und die Arbeit in der Zentralsterilisation aufzuwerten.“
Cinzia Lubiato war Pflegekoordinatorin des Psychiatrischen Dienstes Bozen. „Am 15. Januar bin ich nach fast 25 Jahren Arbeit in der Psychiatrie in den Ruhestand gegangen ... Ein herzliches Lebewohl und ein aufrichtiges Dankeschön an alle, mit denen ich zusammenarbeiten durfte.“
Diese Führungskräfte haben kürzlich den aktiven Dienst beendet und sind ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten.
Wir wünschen alles Gute!
Anna Huber, Koordinatorin der Poliambulatorien Brixen, hat kürzlich ihren aktiven Dienst beendet. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil ich gesund bin und noch vieles unternehmen kann. Weinend, weil ich ein tolles Team, eine Arbeit, die ich gerne ausübte und viele liebe Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus Brixen zurücklasse. Danke euch allen für die gute Zusammenarbeit und die schöne Zeit. Ich freue mich jetzt auf mehr Zeit mit meiner Familie, die mir immer den Rücken freigehalten hat und mich in meinen beruflichen Unternehmungen motiviert und unterstützt hat.“
unser rezepttipp
tante marias apfelkuchen
zutaten für eine kuchenform (22 cm durchmesser):
· 2 gelbe Äpfel
· 1 unbehandelte Zitrone (Schale und Saft)
· 2 Eier (Raumtemperatur)
· 250 g Zucker
· 135 g Sonnenblumenöl
· 220 g Vollmilch
· 1 Prise Salz
· 320 g Mehl
· 16 g Backpulver
· 30 g gehackte Haselnüsse (n. B.)
· etwas Zucker
zubereitung:
Die Äpfel schälen, in Scheiben schneiden und mit dem Zitronensaft beträufeln, damit sie nicht braun werden.
Die Eier, den Zucker, das Öl, die Milch, den Zitronenabrieb und das Salz verrühren und nach und nach das Mehl hinzufügen. Zuletzt das Backpulver hinzufügen und verrühren.
Die Hälfte der Masse in eine gebutterte und bemehlte Form geben. Die Hälfte der Äpfel darauf verteilen und mit der restlichen Masse bedecken.
Zum Schluss die restlichen Äpfel strahlenförmig darauf verteilen, mit etwas Zucker und den gehackten Haselnüssen bestreuen.
Im vorgeheizten Backofen bei 175 Grad für zirka 40 Minuten backen. Mit der Stäbchenprobe feststellen, ob der Kuchen herausgenommen werden kann.
Rezept aus dem Buch „Für mein süßes Ich“ von Alessandra Uriselli, Edition Raetia Srl
lesestoff gesucht? unser buchtipp
(im original “piedi freddi”)
Francesca Melandri gehört beim deutschsprachigen Lesepublikum zu den beliebtesten italienischen Autorinnen. In ihren Romanen setzt sie sich mit Themen aus der italienischen Geschichte auseinander, wie in ihrem ersten Roman, „Eva schläft“, mit der Geschichte Südtirols.
Von der Kritik gefeiert wurden auch ihre beiden nächsten Romane „Über Meereshöhe“ und „Alle, außer mir“. In ihrem vierten Roman, „Kalte Füße“, schreibt Melandri über den sogenannten „Rückzug aus Russland“: Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten mit für den russischen Winter ungeeigneten Schuhen vor der Roten Armee und erfroren zu Zehntausenden. Melandris eigener Vater Franco war einer der Überlebenden des Russlandfeldzuges, er kämpfte damals als Kommandeur der „Alpini“ an der Seite Nazideutschlands.
Mit dem Beginn des Überfalls von Russland auf die Ukraine im Februar 2022, erkennt Melandri die Orte aus den Erzählungen ihres Vaters wieder und ihr wird klar, dass der Russlandkrieg, den ihr Vater beschrieben hat, auch damals im Zweiten Weltkrieg ein Ukraine-Krieg war.
In ihrem Vater sieht Melandri einen Vertreter des großen Schweigens, das für die Nachkriegszeit in Italien typisch war und so begibt sie sich auf eine persönliche Spurensuche nach seinen unausgesprochenen Erlebnissen. Auch nach seiner Rückkehr aus dem Russlandfeldzug blieb Franco Melandri bei den „Alpini“ und schrieb als Journalist beim Faschistenblatt „Gazzetta del Popolo“. Für seine Tochter Francesca ist es nicht einfach, dass ihr geliebter Vater damals auf der falschen Seite stand. Der Roman „Kalte Füße“ ist der Versuch einer historischen Aufarbeitung, indem sie einen langen Brief an den vor einigen Jahren verstorbenen Vater richtet.
Melandris Roman kann als Erinnerungsbuch oder als politischer Essay gelesen werden, auf jeden Fall ist es –aufgrund des nunmehr drei Jahre andauernden Ukrainekrieges – eine hochaktuelle Lektüre.
vera schindler
Fragen, Feedback, Anregungen? Schreiben Sie uns: one@sabes.it
Der Südtiroler Sanitätsbetrieb online: www. sabes.it
Vormerkung von Gesundheitsleistungen: www.sanibook.sabes.it
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Neuigkeiten aus dem Südtiroler Sanitätsbetrieb: www.sabes.it/news