Magazin für Christen im Gesundheitswesen 1/2015
Humor & Lebensglück
ChrisCare
ChrisCare
T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA
Humor Lebensglück Humor & & Lebensglück
FREUDE AM LEBEN ZORN BEDÜRFNISERFÜLLUNG MEINES GLÜCKES SCHMIED GLÜCK
UND GESUNDHEIT HUMORTHERAPEUTEN LEBENSZUSTAND GLÜCKWERT LACHEN HALTUNG ZUM LEBEN SEELISCHE STÖRUNGEN BERGE VERSETZEN Februar 2015 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
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INHALTSÜBERSICHT
SS. 4 SS. 5 SS. 6 SS. 7 SS. 12 SS. 14 SS. 16 SS. 18 SS. 20 SS. 22 SS. 24 SS. 27 SS. 28 SS. 29 SS. 30 SS. 32 SS. 34 SS. 37 SS. 38 SS. 39 SS. 40 SS. 42
Falsche Alternative Gott war immer da Zum Glück habe ich meine Patienten Clowns im Altenheim Auf der Suche nach dem eigenen Glück Was siehst du? Lachen gehört in die Kirche Die Christen und das Glück Wieder leben lernen Blickpunkt Keiner war glücklicher als Er Soll ich mit dir beten? Persönlich für Sie Auf der Suche nach Themen und Autoren Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Nachrichten Für Sie gelesen Hier rät Dr. Rottweil! Europa redet mit Vorgestellt Impressum Leserbriefe
Inhal t
Redaktionskreis: Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare; Bettina Gundlach
(Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Prof. Dr. Annette Meussling-Sentpali (Pfaffenhofen), Dipl.-Pflegewirtin, MScN, OTH Regensburg; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Chefarzt Geriatriezentrum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg, Vorsitzender CiG; Pastoralreferent Bruno Schrage (Köln), Dipl. Theologe, Dipl. Caritaswissenschaftler, Referent für Caritaspastoral im Erzbistum Köln; Kathrin Städler (Havelberg), Religionswissenschaftlerin und Krankenschwester; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Zwochau), Anästhesistin, palliative care
Fachbeirat: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende des Evangelischen Berufsverbandes Pflege; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Diakoniewissenschaftlerin, Krankenschwester, Diakonie Bundesverband; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin); Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Lübeck), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. HeinrichChristian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Blankenburg), Chefärztin Klinik für Geriatrie und Innere Medizin; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
EDITORIAL
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Liebe Leserin, lieber Leser, Kinder leiden darunter, wenn sie unter schwierigen Umständen gezeugt wurden. Stress und negative Gefühle der Mutter wirken sich auf die Entwicklung des Ungeborenen aus und haben damit Langzeitfolgen. Ähnliches gilt für Vernachlässigung in der frühen Kindheit oder Missbrauch. Sie lassen das Risiko deutlich steigen, psychische Störungen zu erleiden. Auch sinkt die Lebenserwartung deutlich. Die Psychotraumatologie geht den sich daraus ergebenden Fragen nach. In dieser Ausgabe von ChrisCare gehen wir den umgekehrten Weg: Wie wirken sich Lebenszufriedenheit, Glückserfahrungen auf die Gesundheit aus. Und welche Wirkungen hat Glück auf die Gesundung? Zufriedenheit, Dankbarkeit und Vergebungsbereitschaft wirken sich nach einer schweizerischen Studie sehr positiv auf die Gesundheit im hohen Alter aus. Wir fragen daher Praktiker aus dem Gesundheitswesen, was sie glücklich macht und stellen einen Komiker vor, der Patienten und Bewohnern von Altenheimen auf humorvolle Weise ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Wenn von Glück die Rede ist, dann muss auch geklärt werden, was glücklich macht und was Glück ausmacht. Hier interessieren uns die biblischen Zusammenhänge. Sie sind für das christliche Menschenbild grundlegend. Dieses wird in zahllosen Unternehmensleitbildern in Diakonie und Caritas zitiert. Darum fragen wir: Was bedeutet Glück für den Christen? Wenn Glück die Resilienz steigert, dann kommt es auch für Mitarbeitende im Gesundheitswesen sehr darauf an, das eigene Glück zu suchen und andere glücklich zu machen. Prof. Carsten Niemitz, Leiter des Instituts für Humanbiologie und Anthropologie an der Freien Universität Berlin, bestätigte schon vor einigen Jahren in einem Artikel in der WELT, dass „Lachen Heilungsprozesse im Körper unterstützt. So bremst beispielsweise das Gehirn beim Lachen die Produktion von Stresshormonen wie Adrenalin und Kortison. Anspannung und Stress werden wie durch ein Sicherheitsventil abgelassen. Und: Beim Lachen wird verstärkt Serotonin ausgeschüttet. Dies wird plakativ auch als Glückshormon bezeichnet. Wer viel lacht, fühlt sich also besser. Ihre
Schwester
Günther Gundlach,
Patricia Baumann,
Geschäftsführer
Pflegeheimleiterin,
Christen im Gesund-
Untermarchtal
heitswesen
P.S.: Inzwischen steht fest: Der 5. Christliche Gesundheitskongress findet vom 14. – 16. April 2016 in Kassel statt. ChrisCare ist als Medienpartner mit dabei. Markieren Sie den Termin im Kalender und freuen Sie sich auf inspirierende Tage im Kongresshotel La Strada in Kassel.
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KUNST
Falsche Alternative Van Goghs Freude am Leben Als Vincent van Goghs Vater starb, griff der Sohn zum Pinsel und malte. Er konnte nicht aufhören, bis das Gemälde fertig war. Nach einem Tag begannen die Farben zu trocknen, dann sandte er das Bild an seinen Bruder, mit der Bemerkung: „Ich schicke Dir ein Stillleben mit einer offenen, gebrochen weißen, in Leder gebundenen Bibel, gesetzt gegen einen schwarzen Hintergrund, mit einem gelbbraunen Vordergrund und nur einer Spur von Zitronengelb.“ Vincent van Gogh verabschiedet sich mit diesem Bild von seinem Vater. Der größte Teil des Bildes wird eingenommen von der großen Bibel seines Vaters. Sie wartet in düsterer Umgebung auf ihren Leser. Neben der Bibel steht ein Leuchter. Die Kerze darauf
Vincent Willem van Gogh, Stillleben mit Bibel, Öl auf Leinwand, 1885, Rijksmuseum Vincent van Gogh, Amsterdam
ist erloschen. So wie das Lebenslicht des Vaters erloschen war. Neben der
den. Er wollte den verelendeten
Van Gogh gab den Beruf des Predi-
Bibel liegt ein zerfleddertes Taschen-
Bergarbeitern in Wallonien Hoffnung
gers auf und wollte mit seinen Bildern
buch. Das gelbe Büchlein zieht das
bringen. Er sprach von Jesus, und
das Leben einfangen. Es gelang ihm
Auge des Betrachters magisch an. Die
was dieser für die Menschen bedeu-
so gut, dass seine Werke heute zu den
Bibel scheint ein Relikt der Vergan-
tet. Jesus war dem jungen Vincent
teuersten Bildern der Welt gehören.
genheit. Das kleine Buch daneben
vertraut. Sein Vater war Pfarrer und
Vincent van Gogh starb wenige Jahre
lädt zum Lesen ein.
der Sohn schien dessen Berufung zu
später. Er ahnte nichts vom Ruhm,
teilen. Aber van Gogh war nicht zum
den er später haben sollte.
Man kann sogar den Titel des gelben
Pfarrer geboren. Er musste malen.
Büchleins erkennen: Émile Zola,
Und er sehnte sich nach dem Glück.
Für mich ist das eine traurige und
Die Freude am Leben. Und auch die
Vater van Gogh warnte Vincent vor
falsche Alternative, sich entweder
Kapitelangabe der aufgeschlagenen
den Verführungen, wie sie in den
für die Bibel oder für einen Roman
Bibel kann man entziffern: Jesaja 53.
Büchern Émile Zolas lauerten. In des-
entscheiden zu müssen. Ob der
Dort ist von einem leidenden Gottes-
sen Roman „Die Freude am Leben“
überstrenge Vater ihm den Blick
knecht die Rede, einem Menschen,
geht es um ein junges Mädchen, das
verstellt hatte für die hoffnungsvol-
der von allen verkannt wird, aber am
hin und hergerissen ist zwischen
len Seiten der Bibel? Für mich gibt
Ende für alle ein Glück ist. Im Chris-
Egoismus und Gier auf der einen
es auch dort „Freude am Leben“. Und
tentum hatte man in diesem Knecht
Seite und Nächstenliebe und Barm-
das Leiden des Gerechten findet ein
einen Hinweis auf Jesus gesehen.
herzigkeit auf der anderen.
gutes Ende. Bei Jesaja heißt es über
Der Kontrast der beiden Bücher
Während die Bibel des Vaters darauf
sich abgemüht hat, wird er das Licht
steht für die beiden Pole im Leben
wartet, bald geschlossen zu werden,
schauen und die Fülle haben“. n
des Malers. Vincent van Gogh war
öffnet Zolas Roman dem jungen van
als junger Mann Prediger gewor-
Gogh den Weg in eine andere Welt.
den Gottesknecht: „Weil seine Seele
Frank Fornaçon
ERFAHRUNGEN
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Gott war immer da Zwischen psychosomatischen Störungen und Zwängen Seit vier Jahren arbeite ich als
wenn sie sich etwas Gutes gönnen
nicht einmal jedes Jahr meinen
Fachärztin für Allgemeinmedizin in
oder einen Fehler machen.
Alltag pflastern, erlebe ich weiterhin
therapeutischer Weiterbildung in
viele glückliche Momente an mei-
einer großen (verhaltenstherapeu-
Es hat mich sehr beschenkt, dass
nem Arbeitsplatz: am Ende eines
tischen) psychosomatischen Klinik
ich so etwas von meinen eigenen
Tages nach Hause zu fahren in dem
nördlich von Hamburg. Allein dort
Glaubenserfahrungen weitergeben
Bewusstsein, dass ich meine Auf-
zu arbeiten empfinde ich als großes
durfte, ohne mich aufzudrängen. Es
gaben zuverlässig erfüllt und dabei
Glück. Noch nie zuvor habe ich mich
hat mich entlastet, dabei die Worte
Menschen mit meiner Aufmerksam-
in einer Klinik oder an einem Arbeits-
der Bibel für sich sprechen zu lassen
keit und Zuwendung beschenkt habe
platz so wohl, so angekommen und
– sie haben Kraft!
oder dass ich mich selber in meinem
angenommen, so wertgeschätzt, so
Team aufgehoben gefühlt, mit ihnen
in menschlichen und fachlichen Qua-
In einem Fall lernte eine Patientin,
gearbeitet, gelacht, geweint oder
litäten herausgefordert gefühlt.
sich wieder etwas Gutes zu tun
auch einfach nur nett Mittag geges-
und ihre Zwangsrituale zu lassen,
sen habe. Den Computer morgens
Die leitenden Mitarbeiter sind mir
ohne die Strafe von oben zu fürch-
hochzufahren in Dankbarkeit für
ein lebendiges Vorbild, was Wert-
ten! Noch beeindruckender war ein
mein eigenes, schönes Büro und
schätzung, Annahme und Ernstneh-
Patient, der mit einem tiefen (katho-
meinen spannenden Arbeitsplatz,
men der Patienten angeht, die oft am
lischen) Glauben sehr darunter litt
an dem ich auch für mich persönlich
Rand der Gesellschaft stehen und
und schwer depressiv geworden
so viel lerne, diesen dann meistens
ja oft auch wirklich liebevoll gesagt, „schräg“ sind – psychisch krank eben. Diese Annahme übersteigt vieles, was ich in christlichen Gemeinden erlebt habe. Das beschämt mich zum Teil, auch weil ich merke, wie ich
Patienten lernen, sich wieder etwas Gutes zu tun
selber in diesem Bereich zu lernen habe. Aber ich lerne dazu und das
war, dass er sich von Gott verdammt
pünktlich (= selbstfürsorglich) zum
wiederum macht mich froh!
und von der Beichte ausgeschlos-
Feierabend wieder herunterzufahren
sen fühlte, weil er vor 17 (!) Jahren
und zu wissen, dass Gott immer
Während meiner zwei Jahre auf der
in seiner Ehe das dritte Kind hatte
bei mir war, ist und sein wird. Als
Station für Zwangserkrankungen
abtreiben lassen. Er konnte sich nicht
ich durch die Trennung von meinem
habe ich mehrmals erlebt, wie Men-
vorstellen, dass Gott ihm dies verzei-
Ehemann schwierige und auch glau-
schen ein Stück Befreiung erlebten,
hen könnte – er konnte es selber ein-
benserschütterte Zeiten durchlebte,
als ich mit ihnen anhand von Bibel-
fach nicht! Nach mehreren Gesprä-
hat mir der Arbeitsplatz schlicht
worten, die ich zu diesem Zweck
chen und stillen Stunden, in denen
Ablenkung, Struktur und Bestätigung
zusammengestellt hatte, beleuchtete,
er die Worte der Bibel zu diesem
gegeben, die ich ebenfalls dankbar
wie der Gott der Bibel wirklich ist.
Thema in seinem Herzen und Geist
aus Gottes Hand genommen habe. n
Beeindruckend war dabei für mich,
bewegt hatte, entschloss er sich, im
dass ich aktiv zu Rate gezogen wurde
Gebet mit mir Gott um Vergebung
von Kollegen, die keinen so persön-
zu bitten und diese dann – von mir
lichen Zugang zum christlichen Glau-
zugesprochen – anzunehmen! Er
ben haben. Patienten mit Zwangs-
wurde vorzeitig entlassen, weil seine
erkrankungen haben häufig einen
Depression verschwunden war.
strafenden Gott in ihr Zwangssystem
Dr. med. Kristin Ackers, 48 Jahre,
eingebaut, der sie also z.B. mit einer
Aber auch wenn solche spektakulä-
Delingsdorf
Erkrankung des Ehepartners straft,
ren Erfahrungen nicht jede Woche,
bei Hamburg
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ERFAHRUNGEN
Zum Glück habe ich meine Patienten Eine Bereicherung
die Zusammenarbeit klappen würde
Worte konnten wir uns nur noch in
und ob die Angehörigen kooperativ
den Arm nehmen und gemeinsam
wären. Die Wohnungstür öffnete
still den Schmerz und das Leid teilen.
Als ich kürzlich gefragt wurde, ob
sich und eine aufgeschlossene und
ich etwas über Glück im Berufsleben
tatkräftige Italienerin begrüßte mich
Ohne Frage war diese begleitende
schreiben könnte, hatte ich spontan
freundlich mit der Frage, ob ich einen
Physiotherapie für mich das eine
zusagen müssen, ist Glück doch etwas,
Espresso trinken wolle. Da bei den
oder andere Mal sehr anstrengend.
was für mich eindeutig positiv belegt
Hausbesuchen und den Fahrtzeiten
Es blieb natürlich nicht nur bei der
ist. Aber was ist eigentlich Glück?
die Zeiten durchgetaktet sind und ich
rein medizinisch-therapeutischen
Versteht nicht jeder etwas anderes
wie üblich schnell und etwas über-
Begleitung, auch durch Zuhören
darunter? Ist es Glück, dass ich als
stürzt aus der Praxis geeilt war, nahm
oder einfach nur im Ganz-da-sein
Physiotherapeutin meinen Traumberuf
ich den Espresso dankbar an. Der
konnte die Ehefrau mir ihre Grenzen
erlernen durfte? Oder ist es Glück, dass
erkrankte Ehemann saß im Rollstuhl
der Belastbarkeit, ihre Wut und ihren
ich meinen Beruf in meiner Traum-
und begrüßte mich mit einem erwar-
Schmerz ausdrücken. Solche Situati-
stadt Tübingen erlernen durfte? Beim
tungsvollen Lächeln, das sich über
onen gehörten genauso dazu wie die
Weiternachdenken über Glück kam mir
das ganze Gesicht ausbreitete und
Atemtherapie oder die Mobilisation.
dann ein Patient in den Sinn, den ich in
sich selbst in seinen Augen wider-
Aber dann kam für mich der letzte
2014 intensiv begleiten durfte.
spiegelte. Das Eis war gebrochen und
Besuchstermin, denn der mir liebge-
ich spürte, wir würden gut zusammen
wordene Patient verstarb.
arbeiten können. Trotz der Schwere und Intensität Vierzehn Monate durfte ich diesen
dieser therapeutischen Begleitung
Patienten begleiten. Es entwickelte
empfand ich ein Gefühl von Glück,
sich zwischen uns beiden und seiner
so fremd das vielleicht klingen
Ehefrau ein gleichermaßen warm-
mag. Glück darüber, vom Patienten
herziges Verhältnis, Vertrauen wuchs
und seiner Frau erwartet worden
zueinander, ich lernte sie immer bes-
zu sein, Dankbarkeit erfahren zu
ser kennen und wir teilten in dieser
haben, Krankheit und Not gelin-
halben Stunde Leben miteinander.
dert und Menschen getröstet zu haben, authentisches Leben gespürt
Zwischen Humor und Schmerz
Der Krankheitsverlauf war leider
und geteilt zu haben, in dem noch
schnell fortschreitend und in der
möglichen Humor und auch im
Die Anmeldung dieses neuen Haus-
Intensität dieser Begleitung bekam
Schmerz. Als Physiotherapeutin bin
besuchspatienten erreichte unsere
ich die emotionalen Höhen und Tiefen
doch ich eigentlich die überwiegend
Physiotherapiepraxis mit der Diag-
des Patienten sozusagen hautnah
Gebende, und nicht selten war ich
nose Amyotrophe Lateralsklerose
mit. In der einen Behandlung war
selbst diejenige, die beschenkt und
(ALS). Ich hatte freie Kapazitäten und
da der dankbar leuchtende Gesichts-
bereichert worden ist. n
so sollte ich den Patienten überneh-
ausdruck nach den noch wenigen
men. Das erste Mal machte ich mich
möglichen Schritten mit dem ganzen
mit etwas bangem Herzen auf den
Aufbegehren der noch vorhandenen
Weg zum Patienten. Ich war neugie-
Kraft, beim nächsten Wiedersehen
rig gespannt, wie bei jedem neuen
begegneten mir beide mit Tränen in
Patienten, wie weit die Erkrankung
den Augen. Der Schmerz über den
Andrea Sprenger,
fortgeschritten sein würde, ob wir
körperlichen Abbau konnte nicht
Physiotherapeutin,
uns wohl gut verstehen würden, wie
mehr verborgen werden und ohne
Esslingen am Neckar
TITELTHEMA
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Clowns im Altenheim Atmosphärengestalter, ästhetische Arbeiter und seelische Kraftwerke(r) Hinführung
Altenhilfe bestehen. Dies gelingt
bedroht sind. Zum zweiten möchte
Dieser Beitrag soll darauf hinwei-
mit wenig Geld, aber mit enorm
ich noch über den Einsatz von ästhe-
sen, dass es auch und vor allem in
positiven Auswirkungen. Ich will
tischen Anteilen in Bildungskontex-
den Einrichtungen der Altenhilfe
sogar so weit gehen und den
ten sprechen. Dazu aber später.
das Leben zu feiern gilt. Das heißt,
Humor und seine Protagonisten
Ästhetik und Werte wie Zuwendung,
– die Clowns – als Kraftwerke(r)
Hingabe oder Freude über die klei-
bezeichnen. Sie sind Humani-
Clownerie in Senioreneinrichtungen
nen Schritte und Dinge im Leben
sierungsarbeiter, Störenfriede,
Clowns in Einrichtungen des
auf eine allgemein begehbare kultu-
Friedensbotschafter, Prügelknaben,
Gesundheitswesens einzusetzen ist
relle Plattform zu bringen. Es muss
Geheimnisträger, Leidensgenos-
nichts Neues. Michael Christensen
dort zugegebenermaßen bei aller
sen, Fenster zur Außenwelt und
gilt als Begründer einer Bewegung,
feststellbaren Tristesse, Einsamkeit
sie sind schlau. Letzteres ist mir
die zum Ende des letzten Jahrtau-
und Scheitern Möglichkeiten geben,
wichtig. Denn ich bin selbst Clown.
sends über den großen Teich nach
Nischen der Freude zu erbauen und
Als Humorist bin ich deswegen
Europa geschwappt ist. Christensen
ein Bewusstsein zu schaffen, dass
schlau (geworden), weil ich mich
selbst hat seinen schwerkranken
die Hinwendung zum menschlichen
bewusst vor vielen Jahren im
und sterbenden Bruder als Clown
Leben und Sterben als sinnstiften-
Rahmen einer fundierten künstleri-
in einer Klinik in den Vereinigten
des Element für die dort lebenden
schen Ausbildung auf diesen Weg
Staaten besucht und dabei schnell
und berufstätigen Menschen essen-
begeben habe. Und schlau ist auch,
bemerkt, dass diese Idee zu einer
tiell ist.
dass ich damit im Rahmen meiner
weltweiten Bewegung werden kann.
Arbeit als Pflegewissenschaftler
Dazu will ich eine kurze stellver-
Damit eine solche kulturelle Platt-
stete Perspektivwechsel innerhalb
tretende deutsche Entstehungsge-
form sichtbar, erlebbar und spür-
der Institutionen der Gesundheits-
schichte, nämlich die des Vereins
bar wird, braucht es Feierstunden,
versorgung einnehmen darf. Ich
KlinikClowns Bayern e.V., zeichnen.
Rituale und Begegnungen. Das
kann, darf und muss die Regeln
Wirkmittel „Humor“ kann dabei als
der Institution konterkarieren und
1998 hat sich ein kleiner Kreis
Transformator oder als Schmiermit-
als freies Radikal inspirieren und
um die Gründermutter Elisabeth
tel eingesetzt werden. Humor dient
irritieren. Das Schlauste aber ist:
Makepeace in München zusammen
als Kitt in den (häufig brüchigen)
Es macht Spaß! Und manchmal ist
gefunden. Vor 17 Jahren war es nur
Beziehungen zwischen Patientinnen
es sogar ein Fest, nämlich ein Fest
ein kleines Team von zwei Clowns,
und Patienten, Bewohnerinnen und
menschlicher Begegnungen.
die sich in das Dr. von Haunerschen
Bewohnern, dem Pflegepersonal,
Kinderspital in München aufgemacht
den anderen Therapeutinnen und
Dieser Beitrag soll auf ausgewählte
hatten und sehr schnell bayernweit
Therapeuten, den Ärzten und all
Eigenschaften der Humorinterven-
auch in andere Kliniken, in denen
jenen, die am Geschehen beteiligt
tion mit Clowns eingehen, insbeson-
Kinder versorgt wurden. Aufgrund
sind. Die Clowns sind dabei wichtige
dere auf die Arbeit von Clowns in
des großen Medienechos kamen
Vehikel, die diese „Wirkmächtigkeit“
Alten- und Seniorenheimen. Es gäbe
unmittelbar danach auch erste Anfra-
des Humors transportieren. Sie
natürlich auch viel zu den Einsätzen
gen aus Senioreneinrichtungen.
sind Unterstützer, Inspiratoren und
in den Kinderkliniken zu sagen. In
Mittlerweile sind Clowns in Einrich-
Philosophen, die zur Reflexion des
meinen Ausführungen möchte ich
tungen der Altenhilfe, der Behinder-
eigenen Daseins in den Einrichtun-
aber zeigen, dass besonders in den
tenhilfe, in den Kliniken für Kinder
gen der Altenhilfe beitragen können.
Institutionen der Altenhilfe diese
und auch in Erwachsenenbereichen
Einsätze von besonderem Belang
eingesetzt. Auch vulnerable Bereiche
Ich möchte in diesem Text auf die
sind, da dort Geist, Sinn und Iden-
wie Onkologie und Palliative Care
Notwendigkeit einer ästhetischen
titäten der Bewohnerinnen und
entdecken die Arbeit der Clowns
Kultur in den Institutionen der
Bewohner und der helfenden Berufe
mehr und mehr.
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TITELTHEMA
Um potentielle Missverständnisse
Clowns sowohl in Klinik als auch im
Humorist ist deswegen notwendig,
vorweg auszuräumen: Ich spreche
Heim immer im Spielpaar auftreten.
weil er vieles überwindet, was die
an dieser Stelle nicht von Zirkus-
Sie führen keine festen Nummern
Institution vorgibt: die Grenzen, die
clowns oder grell überschminkten
vor, sondern sie entscheiden blitz-
Wünsche, die Interessen und die
Clowns aus der Manege, sondern
schnell im Zimmer des Bewohners,
Zwecke. Clowns sind somit kultu-
von Menschen, die aufgrund
was das „Spiel“ ist. Sollte kein
relle Botschafter in einer sozial-
ihrer künstlerischen Ausbildung
Besuch erwünscht sein, so gehen
institutionalisierten „Parallelwelt“.
hohe Sensibilität für Mensch und
die Clowns. Wir sprechen hier also
Clowns sind Medien, die mit dem
Moment aufbringen. Die Kostüme
nicht von „Zwangsbespaßung“. Es
Mittel „Humor“ Atmosphären
sind dezent, chic, aber auch „knapp
geht nicht darum, etwas zu insze-
wandeln. Clowns sind anarchische
daneben“, so lässt es sich wohl am
nieren, sondern vielmehr darum,
Wesen, die bewusste Fragen zu
besten auf den Punkt bringen. Mar-
hinzuhören und das Angebot, das
Wünschen, Interessen einerseits
kenzeichen ist aber selbstverständ-
die Bewohnerinnen und Bewoh-
und zielgerichteten institutionel-
lich die rote Nase. Die Clowns aus
ner machen, anzunehmen. Den
len Zwecken andererseits, stellen.
dem Verein KlinikClowns Bayern
Geschichten, die erzählt werden, auf-
In der offenen, unvoreingenom-
e.V. (inzwischen sprechen wir von
merksam zuzuhören, dem Wunsch
menen und rein dem Menschen
rund 60 Clowns, die in insgesamt
nach Musik nachzukommen, Berüh-
zugewandten Sichtweise ergeben
über 60 Einrichtungen wie Kliniken
rungen auszuüben, wo keine verbale
sich durch die Formulierung dieser
und Altenheimen von Aschaffen-
Kommunikation mehr möglich ist.
Fragen Widersprüche. Kindlich naiv
burg bis Garmisch-Partenkirchen
Die drei wesentlichen Zugänge in
wundert man sich, welche unhin-
eingesetzt sind) bilden sich regel-
der Arbeit mit pflegebedürftigen und
terfragten Rituale und Verhaltens-
mäßig fort. Workshops, Meetings,
alten Menschen sind somit die Kom-
weisen grundsätzliche Sichtweisen
Supervisionen, um sich fachlich,
munikation, Berührung und Musik.
des gesunden Menschenverstan-
methodisch, aber auch personal zu
des abgelöst haben. Es sind die
bilden, sind für jeden der Clowns
In allen Dreien steckt aber ein
Regeln der Institution, die Offen-
verbindliche Voraussetzungen, um
Wesentliches: das Berührtsein. Es
heit, Beseeltheit und Begeisterung
die Qualität im Verein KlinikClowns
ist ein Berührtwerden im leiblichen
verdrängt haben.
Bayern e.V. zu sichern.
Sinne, die Erinnerung im Lied wach werden lassen, das biografisch
Altenheime als Krisengebiete
Seit dem Jahr 2012 hat sich auch
Erlebte künstlerisch zu rahmen,
Die Altenhilfeeinrichtungen
ein wissenschaftlicher Beirat
die, wenn vorhanden, Teilnahms-
befinden sich seit Einführung
bestehend aus Fachleuten aus
losigkeit und Tristesse atmosphä-
der Pflegeversicherung Mitte der
der Gesundheits- und Klinikszene
risch zu verändern. Ich schildere
Neunziger Jahre im letzten Jahr-
zusammengefunden, um die Arbeit
hier explizit keine esoterischen
hundert in einem tiefgreifenden
der Clowns auch wissenschaftlich
Hintergründe, sondern theoretisch
Wandel. Ich möchte soweit gehen
fundiert und elaboriert nach außen
fundierte Ansätze aus Neuer Phä-
und die Pflegeversicherung für die
darzustellen. Zu diesem Zwecke
nomenologie, Leibphänomenologie
Pflege selbst als Fluch und Segen
wurden bereits wissenschaftliche
oder Neuer Ästhetik .
zugleich betrachten. Die Anreize,
Arbeiten in Auftrag gegeben und stehen derzeit kurz vor Beendigung.
die das System gibt, gehen dahin, Nun, es lässt sich womöglich
dass die hohe Pflegebedürftigkeit
streiten, ob dazu nicht Therapeu-
monetär „belohnt“ wird. Pflegeri-
Die Arbeit der Clowns in Altenhil-
ten oder andere speziell gebildete
sche Arbeit, die Menschen in ihrer
feeinrichtungen unterscheidet sich
Menschen (die es womöglich schon
Hilfebedürftigkeit unterstützt und
maßgeblich von den Besuchen
gibt...) eingesetzt werden sollten.
den Zustand der Bewohnerinnen
in den Kinderkliniken. Zuerst ist
Sogleich möchte ich aber entgeg-
und Bewohner pflegerisch-thera-
es wichtig anzumerken, dass die
nen: Der Clown als Künstler und
peutisch-begegnend verbessert,
TITELTHEMA
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Susie Wimmer alias Dr. Edda Chokolina Knall-Zausel und Alex Strauss alias Dr. Willi Schmarrn mit einem Bewohner eines Altenheimes dagegen kaum oder gar nicht. Was
humanistischen Ansätzen Sinn für
Selbstverständlich gibt es auch
demnach manageriell in den Fokus
ihr tägliches Handeln finden.
Einrichtungen, die unter den
für die Einrichtungen rückt, sind
geschilderten Bedingungen noch
Fragen, die sich an dieser spezifi-
Die inzwischen aufgrund der Perso-
immer Außergewöhnliches leisten
schen Rentabilität orientieren oder
nalnot, des hohen Verwaltungsauf-
und hervorragende Arbeit anbieten.
Erfolgskriterien, die sich an äuße-
wandes und einem fragwürdigen
Clowns können in diesen Heimen
ren und in den Dokumentationen
Qualitätsverständnis entstandenen
wertvolle Hilfestellung zur Reflexion
nachweisbaren Kriterien messen
Zustände in den Einrichtungen der
sein. Sie können zur Burn-Out-
und vergleichen lassen. Philoso-
Altenhilfe treiben die Pflegenden
Prophylaxe des Personals beitragen.
phische Fragen des Daseins, der
vielfach in die Flucht. Protektive
In denjenigen Heimen, wo – aus
Hoffnung, der Zuwendung oder
Faktoren vor Burn-Out, wie eine
welchen Gründen auch immer – vie-
der Lebenszeitgestaltung müss-
gute Leitung, hohe Handlungs-
les misslingt, tragen Clowns dazu
ten demnach in eine verwaltbare
spielräume, stabile Teams oder
bei, kleine Portionen von humanis-
und nachweisbare Form gebracht
gute theoretische Ausbildung
tischen Pflänzchen zu säen. Für die
werden, ein Unterfangen, das
stehen inzwischen mehr und mehr
Bewohnerinnen und Bewohner geht
aufgrund der zutiefst innewohnen-
auf dem Spiel und lassen pflege-
es dabei um einzelne Momente der
den subjektiven Perspektiven und
rische Arbeit zunehmend prekä-
Entlastung. Exemplarisch führe ich
Anschauungen nicht gelingen kann.
rer erscheinen. Ich will hier noch
hier verwirrte Menschen an, die sich
Diese Tatsache entmutigt viele der
weiter zuspitzen und von Heimen
unbefangen und ohne Zeitdruck in
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
als Landschaften sprechen, die zu
die Erinnerung beim Liedersingen
der Pflege, da sie in diesen zutiefst
Krisengebieten geworden sind.
einlassen können.
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TITELTHEMA
Schilderungen einer Clownsfrau Susie Wimmer, „Clownurgestein“ berichtet aus ihrer Arbeit im Altenheim.
Durch/mit Clowns/Lachen kann man Abstand zum Problem gewinnen oder auch mal so richtig mitten ins Thema „reinspringen“: z. B....
„Clown im Altenheim sein ist für mich ein Geschenk.“
Die sehr kleine zarte Frau K. aus W. hatte eine Mordswut,
Ich darf leidenschaftlich absichtslos sein, muss nichts
wir rangelten und rauften eine kleine Weile, ballten die
erreichen, erledigen, tun. Ich gestatte mir, noch nicht mal
Fäuste und stampften zornig auf, dann wars vorbei und
lustig sein zu müssen, ich darf zuerst einmal nur da sein,
Frau K. ging strahlend weiter. Wir nutzen das körperliche
ich habe Zeit. Ich darf warten, bis unsere Existenzen sich
Wissen, auch durch unsere physische Lebendigkeit beein-
treffen. Ich folge philosophischen Diskursen und ich darf
flussen wir z.B. über die Spiegelneuronen die Körperlich-
mit in die völlig abgefahrenen Welten der dementen Men-
keit der anderen, sie richten sich auf, bekommen Energie.
ich sprach sie daraufhin an und erbot mich als Boxbeutel,
schen reisen. Da wir nicht der üblich linearen logischen dürfen wir unglaubliche, unmögliche Erlebnisse teilen.
Die Tatsache, daß wir immer wieder kommen, schafft enormes Vertrauen: eben so...
Diese dürfen bleiben oder ggf. auch wieder sofort im/vom
Am Telefon durfte ich der Tochter von Herrn G. aus M.
Universum vergessen werden: wie... 14 mal hintereinan-
seine aktuellen Bankgegebenheiten vorlesen, ein ehe-
der herzhaft das Kufsteinlied singen, weil’s „so schön ist“
maliger Kripobeamter erzählt uns Erlebnisse aus seinem
(Frau S. aus M.). Wir geben den Bewohnern und uns jede
Beruf, die ihn offensichtlich noch heute beschäftigen.
Denkweise folgen, die Verrücktheiten nicht zulassen kann,
erdenkliche Erlaubnis: z. B. kann auch schon mal bei der ersten Begegnung nach 5 Sek. geheiratet werden, „weil man sich so liebt“ (Herr W. aus S.)
Wir können durch unsere Wertfreiheit „peinliche“ Situationen für alle Beteiligten erleichtern: nämlich... Frau F. aus M. ging nackt durch die beschützende Station,
Bei uns kann man nichts falsch machen:
wir fragten sie, ob wir sie zum FKK-Strand begleiten dürf-
„Lassen Sie mich doch mal spüren/vergleichen, welche
ten und geleiteten sie in ihr Zimmer.
Körbchengröße ist das?“ ( Frau S. aus F.).
Eine Dame in A. brüllte immer wahnsinnig laut, einmal
Wir sind für alle da, es kommt vor, dass sich das Personal, auch ein Pflegedienstleiter mal bei uns ausweint.
brüllte ich spontan zurück. Reaktion: „Ah, endlich versteht
Mit uns kann man auch darüber sinnieren, „wie es wohl
mich jemand!“ (Eine Frau in A.)
ist, tot zu sein?“ (Frau K. in B.) und auch im Sterbebett
Wir sind neugierig auf den Kosmos der Bewohner:
sagte Hr. W. aus F.: „Sie bringen mich schon wieder aus
Der demente Mensch spiegelt unsere inneren Zustände und fordert uns zu 100% Ehrlichkeit heraus:
meinem Rhythmus, aber es ist schön, dass sich unsere
„Du stinkst aus dem Mund“ (Frau V. aus F.) oder „ich
nen noch bis ins Grab als Clown begleiten. „Ein größeres
liebe dich, du bist ein elendiger Schatz“ (Frau S. aus M.).
Geschenk gibt es nicht.“
Literatur zur Vertiefung
Rittelmeyer, C. (2012) Warum und wozu Ästhetische Bildung? Über Transferwirkungen künstlerischer Tätigkeiten. Ein Forschungsüberblick. 2. Auflage. Oberhausen: Athena Verlag. Uzarewicz, C. (2010) Zwischen Subjektivität und Wissenschaftlichkeit. Phänomenologische Methode in der Pflegebildung- Eine Annäherung. In: PADUA 5, 1: 6-13. Uzarewicz, C.; Uzarewicz, M. (2005) Das Weite suchen. Einführung in eine phänomenologische Anthropologie für Pflege. Stuttgart: Lucius und Lucius.
Bossle, M. (2015) Kunst als Erfahrung. Ausgewählte Grundgedanken John Deweys als Argumente für ästhetische Pflegebildungsprozesse. In: PADUA 10, 1 (in Erscheinung) Bossle, M.; Beer, M.; Greyer, M.; Grünfeldt, L.; Stark, J.; Zeller, S. (2010) Licht und Farbe: Phänomenologie in Anwendung. Arbeitsergebnisse und Reflexionen. In: PADUA 5, 1: 14-22. Dewey, J. (1980): Kunst als Erfahrung. Frankfurt/Main: Suhrkamp
Seelen haben begegnen dürfen.“ Frau Z. aus M. durfte ich auf ihren Wunsch hin, in Absprache mit den Hinterbliebe-
TITELTHEMA
1/2015 CHRISCARE
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Humor als Bildungsziel und -mittel Abschließend möchte ich noch für den Humor als Bildungsziel und -methode werben. Humor ist nicht nur herzhaft lachen, sich verstehen und im Miteinander sein. Humor ist eine Fähigkeit, die es zu entdecken (denn Humor hat jeder!), zu respektieren und zu erhalten gilt. Humor und miteinander humorvoll sein ist ein zentrales Bildungsziel für Menschen, die sich beruflich in krisenhaft zugespitzten Zuständen befinden. Es geht nicht um Sarkasmus oder Zynismus (am Humor entscheidet sich die Machtfrage!), sondern um Aufrichtigkeit, Wertschätzung und Toleranz.
Dr. Edda Chokolina Knall-Zausel (Susie Wimmer) im Kontakt mit einer Bewohnerin
Die Neugierde, die Lust auf das Fremde und das Experimentieren mit den Sinnen ist
Pflegende und professionelle Akteure in Altenhilfeein-
eine Schlüsselmotivation, die es dabei besonders zu
richtungen müssen deswegen ästhetische Arbeiter sein
beachten gilt.
und werden. Mit Hingabe und Geist an die Arbeit zu gehen und das, was man tut, mit allen Sinnen zu tun, ist
Wenn wir den Organisationen Sinn geben wollen, dann
eine sicherlich mehr als herausfordernde Aufgabe. Wenn
müssen sich die Akteure besinnen. Die Arbeit am Kör-
berufliche Akteure allerdings erfolgreich und gesund blei-
per, die Arbeit an Wahrnehmung, Flexibilität und Spon-
ben wollen, müssen sie diesen Ansatz nutzen und ihre
taneität oder Kommunikations- und Statusspiele zeigen
Ressourcen stärken.
mehr, als jede Vorlesung je kann. Solche Erfahrungen sind für Menschen unverzichtbar, die erbaut werden sol-
Workshops mit Humorbildnern, mit Clowns, mit phä-
len, denn sie stehen ein für ein Feld, das dringend Sinn
nomenologischen Arbeitern in pädagogischen Settings
braucht. Den Sinn findet man in den Begegnungen, den
sind deswegen unverzichtbar. Ich drücke als Pflegewis-
Kommunikationsakten, den Auseinandersetzungen.
senschaftler und Pädagoge hier unserer Gesellschaft alle
Humor kann hier Brückenbauer sein: Er kann Machtfra-
Daumen und ende als Clown mit einem Zitat von Rita
gen überwinden, Konflikte bereinigen, das Miteinander
Mae Brown: „Wahnsinn ist, wenn man immer das Glei-
und die Teams stärken.
che tut, aber andere Resultate erwartet!“ n
Prof. Dr. Michael Bossle, MScN, Professor
Susie Wimmer, Freischaffende Performerin,
für Pflegepädagogik an der Technischen
Regisseurin aus München, unterrichtet
Hochschule in Deggendorf, Krankenpfleger,
Improvisation und Clownerie. Spielt als Clown
Pflegewissenschaftler, Clown und Musiker.
ohne Grenzen in internationalen Krisengebieten
Spielt regelmäßig als Clown in Einrichtun-
und regelmäßig als KlinikClown in bayerischen
gen der Altenhilfe in Niederbayern
Altenheimen und Krankenhäusern
12
TITELTHEMA
Auf der Suche nach dem eigenen Glück Vom Handwerksmeister zum Humortherapeuten Alltagssprache übersetzt: Wenn du es ohnehin tun musst, dann tu es gerne! Humor ist für mich Normalität – ein Teil der Gesundheit. Humor ist Begegnung. Und Humor löst
hin, o geh ich w r, e h h ic en Sinn? Wo komm ndern ein a W s a d hat denn ben, s süße Le a d t g e li en dazwisch nd Tod – u Streben? rt u b z e G in gan es e m n in ew war Lustg ls Kind, ine Zeit a e m n a ft o m Wind. Ich denke tte mit de e W ie d n um wir rannte mel rnenhim te S m u z mel. por te Gewim achts em rn n e tf n n te e u a re Wir sch s Lichtjah n über da te n u ta s und
Glücksmomente aus, und das oftmals sehr nachhaltig. Was aber bedeutet Glück? Kann Glück ein Dauerzustand sein oder zeigt es sich als wellenartiges Wechselspiel? Der Volksmund sagt: „Ich bin meines Glückes Schmied“, und verweist uns damit auf uns selbst. Auch ich empfinde die Selbstwirksamkeit als Schlüsselwort für gelebtes Glück, zu spüren, ich gestalte – mich, mein Leben, meine Umwelt. Dies zu erkennen, bedarf oft einiger Umwege. Umwege, auf denen wir uns blenden lassen von schnellen Glücksmomenten, die wir über Äußerlichkeiten erlangen. Natürlich fühlen wir uns glücklich, wenn
Das Gedicht hat mir ein Mann am Rande seines Lebens mit
wir im neuen Auto davonsausen, wir in einen leckeren Kuchen beißen, ins ersehnte Ziel des Marathons einlau-
auf meinen Lebensweg gegeben. Und es begleitet mich,
fen. Durch den Lustgewinn stößt unser Körper Glückhor-
erinnert mich an meine eigene Auseinandersetzung mit
mone aus. Der Zustand ist wunderbar. Das Problem dabei
dem Sinn des Lebens, meiner persönlichen Suche nach
ist nur, dass der Zustand nicht anhält. Nach drei Wochen
dem Lebensglück. Dem bin ich ein ganzes Stück näher
ist das Auto alt, nach vier Monaten schaut keiner mehr,
gekommen, als ich mich vor einigen Jahren ganz spontan
und das Auto wird zu dem, was es ist, ein Fortbewegungs-
und doch sehr bewusst entschied, den vom Vater über-
mittel. Das Hochgefühl reduziert sich damit ebenfalls
nommenen Beruf des Metzgermeisters aufzugeben und
enorm, alles wird normal. In Erinnerung an die genialen
mich auf meinen eigenen Weg zu machen. Ich lernte bei
Emotionen fangen wir wieder an zu sparen für ein neues
Berufsclowns und Therapeuten, entwickelte selbst den
Auto. Dieses Mal wird es ein noch besseres sein müssen,
Beruf des Humortherapeuten und Demenzberaters. So
um ein ähnliches Hochgefühl in uns auszulösen. Gefan-
kam ich immer intensiver mit mir selbst und den Men-
gen in dieser „hedonistischen Tretmühle“ ist gut zu erken-
schen um mich herum in wirklichen Kontakt – freue mich
nen, wie triebgesteuert wir sind. Wir bewegen uns hier
an Sternenhimmel und Gewimmel, genieße gleichzeitig
alle im gleichen Boot, vielleicht auf verschiedenen Decks
die Ruhe in mir selbst. Das nenne ich heute Glück. Dieses
oder Levels, was keineswegs von materiellem Reichtum
Glück versuche ich, den Menschen in meiner Umgebung
abhängt, eher von persönlichen Erfahrungswerten. Denn
zu vermitteln. Eine große Hilfe dabei ist mir der Humor.
wir alle streben nach Lustbefriedigung.
Humor ist viel mehr als Heiterkeit. Humor ist eine Haltung
In der heutigen Zeit erreichen wir sehr schnell eine Trieb-
zum Leben – und zum Sterben. Diese Haltung, die Art und
sättigung. Was oftmals dazu führt, dass alte Menschen
Weise das Leben zu nehmen, ist eher von Gelassenheit
früher alles als schöner empfanden. Damals konnten noch
als von Verzweiflung gekennzeichnet, eher von Akzeptanz
Kleinigkeiten Freude auslösen, waren die Menschen doch
der Begrenztheit als dem Hadern um verfehlte Möglich-
mit wenigem zufrieden. Heute dagegen braucht es eine
keiten. Diese Definition von Christian Heeck bedeutet in
immer höhere Reizstärke, um Zufriedenheit zu erlangen.
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Los geht es bereits bei den Kindern. Wenn ich ein Kind mit
Wild und abenteuerlich! Nur wer sich furchtlos und voller
einem „Leckerli“ animiere, eine gute Note zu schreiben,
Leidenschaft hineinstürzt, erfährt seinen bitter-salzigen,
lernt das Kind für jemand anderen. Dieses Bulimie-Lernen
aufregenden Geschmack. Gleichzeitig trägt der Opa
wird nicht zu dauerhaftem Verstehen führen. Vielmehr
einen Schwimmreifen ums Becken und Schwimmflügel
sehe ich es als Aufgabe der Eltern und Pädagogen, Freude
an den Oberarmen, ist von Kopf bis Fuß abgesichert. Ich
an der Sache, am Lernen zu vermitteln. Lassen wir uns
erinnere mich beim Anblick der Zeichnung jedes Mal an
doch wieder begeistern! Wir müssen für etwas brennen
einen Vortrag, an dessen Ende der Professor ins Audito-
und so andere begeistern. Von der Neurowissenschaft
rium gerufen hatte: „Ich möchte Sie bitten, nehmen Sie
weiß man heute, dass im Gehirn besonders viel passiert,
sich das Leben!“ Die Worte haben mich tief berührt.
wenn du dich begeistern lässt, tief in etwas eintauchst. So entsteht Glück, der Zustand einer tiefen Befriedigung.
Todsicher verlief zumindest äußerlich auch mein Leben als Metzgermeister. Bis ich merkte, dass mir der Tod so
Generell müssen wir unterscheiden zwischen Glück als
oder so sicher sein wird und ich mich aufmachte, mein
Lebenszustand (Lebensglück) und dem Glück im Augen-
eigenes Leben zu leben und meinen eigenen Weg zu
blick (Glücksmomenten). Letztere haben viel mit Äußerlich-
finden. Heute bin ich gottfroh, dass ich die Chance, die
keiten zu tun, das Lebensglück empfinden wir als innere
mir das Leben bot, ergriffen habe – im Gegensatz zu dem
Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Um uns rundum
Schwimmer, der nur darüber redet.
glücklich zu fühlen, brauchen wir die Verschmelzung von tiefem Lebensglück mit äußeren Glücksmomenten.
Wir müssen uns bewegen, um das Glück zu erkennen. Gleichzeitig wäre es falsch, einen dauerhaften Glückszu-
Alte Menschen tragen oft diese Grundzufriedenheit in
stand herstellen zu wollen. Sobald wir etwas gewöhnt
sich. Das stelle ich immer wieder in meiner Arbeit fest. In
sind, nehmen wir es nicht mehr wahr. Um es wahrzuneh-
der Demenz, wenn die kognitiven Fähigkeiten wegfallen,
men, brauchen wir Veränderungen – Licht und Schat-
lösen sich manche von sämtlichen Konventionen und
ten, heiter und wolkig. Nur in der Dynamik besteht die
landen im Glück. Ähnliches erfahre ich im Kontakt mit
Möglichkeit, uns immer wieder des Glücks bewusst zu
Menschen, die sich vorbereiten, aus dem Leben zu gehen
werden. Ein Gesunder beispielsweise hat viele Wünsche,
oder sich bereits im Sterbeprozess befinden. Menschen,
ein Kranker nur einen einzigen.
die wissen, dass die letzte Phase ihres Lebens eingeläutet ist, sind sich plötzlich selbst genug.
Verzichten wir daher auf Floskeln wie „Wenn ich erst im Urlaub und in Rente bin“! Wenn ich erst die Rente mit
Die Begleitung alter Menschen hat mich zu einer eigenen
einem guten Leben verknüpfe, habe ich die Hauptle-
Vorstellung inspiriert, eine Vorstellung, die für mich wie
bensphase verpasst. Sich das Leben zu nehmen, ist für
eine Triebfeder wirkt, mein Leben immer wieder neu zu
jeden ein glücksauslösender Moment. Sich das Leben zu
überdenken: Meine Enkel, die ich hoffentlich irgendwann
nehmen beinhaltet, das zu meiden, was mir schadet und
haben werde, kommen zu mir, setzen sich auf meinen
das zu suchen, was mir gut tut. In diesem Sinne: „Trag
Schoß und sagen: „Erzähl mal“. Was werde ich ihnen
munteren Herzens deine Last und übe fleißig dich im
erzählen? Was kann ich ihnen erzählen? Was habe ich
Lachen. Wenn du an dir nicht Freude hast, die Welt wird
bewegt? Wie habe ich mich bewegt?
dir nicht Freude machen.“ (Paul Heyse) n
Diese sinnlichen Bilder haben viel mehr Kraft als konkrete „Musst du tun Tipps“. Markus Proske, Humortherapeut / In meinem Arbeitszimmer hängt ein Cartoon. Ein Opa
Demenzberater, Binswangen,
steht mit seinem Enkel vor den Wellen des Meeres und
www.humorwertstatt.de
sagt: Das Leben ist wie das weite Meer, mein Junge.
www.demenz-kompetenz.info
14
TITELTHEMA
Was siehst du? Schwarz-Sehen
Auch bei meinen Kollegen sehe ich mittlerweile viel mehr Weißes als Schwarzes. Das war aber nicht immer so. Als ich neu auf eine der Intensivstationen kam, hatte ich ziemliche Probleme. Als sie erfuhren, dass ich Christ bin, haben etliche vom Pflegepersonal schlecht über mich geredet und mich abgelehnt. Das steigerte sich immer mehr und grenzte schon fast an Mobbing. Obwohl ich Arzt war, konnte ich nichts dagegen tun. Ich war verzweifelt und dachte darüber nach, auf eine andere Intensivstation zu gehen. Das wäre der einfachste Weg gewesen. Aber zum Glück habe ich im Gebet Gott um Rat gebeten. Es war mir als sagte er: „Andreas, ich möchte, dass du die Stellung hältst. Flüchte nicht einfach, sondern bleib an dem Platz, wo Ich dich hingestellt habe!“ Weiter schien es mir als solle ich die Personen lieben, die es mir so schwer machen und dass ich ihnen vergeben soll. Wenn ich das Tür-Code-Schloss der ITS betätige, solle ich leise sagen „Jesus, du bist der Herr auf dieser Station.“ Ich muss ehrlich sagen, dass mir das Lieben und Vergeben zunächst schwer gefallen ist. Ich bat Gott um mehr Liebe für diese Menschen, und Er schenkte sie mir. Beim Betreten der Station proklamierte ich also jeden Tag die Herrschaft Jesu dort, auch wenn ich es nur leise aussprach. Ich hörte auf, dem Personal bei jeder
Einen schwarzen Punkt … … haben mir schon viele geantwortet.
erstbesten Gelegenheit von Jesus erzählen zu müssen. Stattdessen habe ich begonnen, sie einfach zu lieben wie sie sind. Ich habe ihnen zugehört und mich für sie
Ich sehe aber ein Rechteck mit einer großen weißen Flä-
interessiert. Ich war freundlich zu ihnen, auch wenn
che … da ist zwar auch noch eine kleine schwarze Fläche,
sie es nicht zu mir waren. Nach 2 Monaten fing es an,
aber: Das Weiße ist viel mehr als das Schwarze.
dass sich das Blatt wendete. Ich merkte, dass sich die Atmosphäre änderte. Ich war erstaunt.
So sehe ich auch mein Arbeitsfeld. Ich arbeite als Anästhesist im Klinikum Chemnitz und als Notarzt. In
Heute ist es total umgekehrt. Das Pflegepersonal
meinem Arbeitsumfeld gibt es sogar mehrere schwarze
freut sich jedes Mal besonders, wenn ich Dienst habe.
Punkte. Aber auf die fokussiere ich mich nicht. Die
Ich bin anerkannt und beliebt und wir sind ein richtig
schwarzen Punkte sind da, aber sie sind für mich nicht
gutes Team geworden.
der Mittelpunkt. Ich sehe das viele Weiße in meinem Beruf … und das macht mich dankbar. Ich freue mich
Ich bin Gott wirklich dankbar, dass ich diesen Wandel
an all dem Guten und Schönen, was meine Tätigkeit im
erleben durfte. Er hat die Atmosphäre und die Herzen
Gesundheitswesen mit sich bringt. Allein, dass ich Men-
auf dieser Station geändert. Vor allem mein Herz. Ich
schen helfen kann, die schwach und hilfebedürftig sind,
sehe meine Kollegen jetzt mich anderen Augen. Mit
erfüllt mich mit einer gewissen inneren Zufriedenheit.
einem liebenden Herzen, auch wenn die meisten von
Außerdem finde ich meinen Beruf im Gesundheitswe-
ihnen nicht an Gott glauben. Mit ihnen zusammen
sen abwechslungsreich, spannend und herausfordernd.
für das Wohl von Patienten zu kämpfen, macht mich
Viel besser, als wenn es langweilig wäre.
glücklich.
RUBRIK
Wenn ich an unsere Patienten zurück denke, erinnere ich mich kaum an die „schwarzen Punkte“. Ich sehe das viele Weiße. Einer von ihnen ist mein lieber Herr Koch (seine Frau gestattete mir die Veröffentlichung). Herr Koch lag bereits Monate im Krankenhaus im Bett wegen einer infizierten Wunde, die nicht heilen wollte. Er konnte nicht mehr laufen wegen einer Beinamputation, litt unter Dialyse, Diabetes, und und und. Die Situation wurde für ihn immer schwieriger, er hatte keine Geduld mehr. Immer öfter schnauzte er die Krankenschwestern gereizt an. Sie baten mich, das Problem irgendwie zu lösen. Mir war, als sage Gott zu mir: „Rede mit ihm.“ Also nahm ich mir Zeit, um mit Herrn Koch zu sprechen. Es war ein gutes Gespräch, in dem wir u.a. über alte christliche Wurzeln in seiner Kindheit sprachen, die er seit vielen Jahren verlassen hatte. Ich fragte ihn, ob er sich Gott wieder zuwenden möchte. Er sagte ja, und ich konnte für ihn und mit ihm beten. Das hat ihn stark berührt, wir mussten beide vor Freude weinen. Seitdem hat Herr Koch nie wieder eine Schwester angeschnauzt. Nach drei Tagen kam ich bei der Visite wieder in Herr Kochs Zimmer. Er lächelte mich an und sagte: „Herr Dr. Walther, ich mach es immer noch.“ Ich wusste nicht, was er meint und fragte „Was denn?“. Da faltete er seine Hände und sagte mit aufgerissenen Augen „Na beten! … Seit dem Gespräch mit Ihnen bete ich jeden Tag.“ Er sagte, dass ihm das Gebet Kraft und Hoffnung schenke. Er hatte seine Beziehung zu Gott wieder gefunden und wurde ein veränderter Mensch. Danke, Herr! Zwei Wochen später ist Herr Koch leider gestorben. Ich bin aber dankbar, dass er vorher Frieden mit Gott gefunden hatte. Seine Frau ist von dieser Veränderung ihres Mannes begeistert. Dafür hatte sie schon viele Jahre gebetet. Sie weiß, dass er jetzt bei Gott ist. Solche bewegenden Geschichten und Gottes Handeln mitten im Berufsalltag zu erleben, macht mich glücklich. n
Dr. med. Andreas Walther, Anästhesist und Notarzt, Chemnitz
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TITELTHEMA
Lachen gehört in die Kirche Interview Ihr Buch gehört zu den Bestsellern christlicher Literatur in den USA. Susan Parks: „Laugh Your Way to Grace: Reclaiming the Spiritual Power of Humor“ wurde innerhalb kurzer Zeit 15000 Mal verkauft. Das Magzin Church Health Reader interviewte Susan Parks und fragte nach, warum sie Jura studiert hat, als Komikerin auftritt und in New York eine ungewöhnliche Baptistengemeinde leitet.
mehr und mehr vom Glauben ent-
scher Mönche war oder die Heiligen
fremdete, und ich konnte mir nicht
Clowns der Navajo. Schließlich kam
vorstellen, in der Kirche am richtigen
ich zurück und schrieb mich am
Platz zu sein.
Union Theological Seminary in New York ein. Nun waren meine Professo-
Während ich weiter als Anwältin
ren nicht gerade darauf vorbereitet,
tätig war, begann ich Einkehrzei-
um Comedian Theologie zu unter-
ten zu besuchen und verschiedene
richten. Aber während meines ersten
Wege auszuprobieren, um Gott zu
Studienjahres machte ich einen
erfahren. Ich
Aushilfsjob in
merkte, dass
der Madison
meine früheren
Avenue Baptist
Erfahrungen
Church und
nicht die richti-
verliebte mich
Sie sind eine ehemalige Anwältin, Komikerin und Baptistenpastorin. Wie um alles in der Welt kommt so etwas zustande?
gen waren. Es
augenblicklich in
war nicht Gott,
die Gemeinde.
der zweifelhaft
Nun bin ich seit
war, sondern die
13 Jahren hier,
Sparks: Na gut, setz dich und nimm
Kirche. Es war
und es ist genau
dir eine Cola Light, denn das dau-
dann ein großer
das, was zu mir
ert ein Weilchen. Ich begann Jura
Segen für mich,
passt, und ich
zu studieren, weil ich begriff, dass
eine Glaubens-
passe auch zur
Jura etwas mit Humor zu tun hat.
gemeinschaft zu
Gemeinde. Hier
Wenn du Leute zum Lachen bringst,
finden, die mir
bin ich zu Hause.
dann schafft das sofort Vertrauen
zeigte, dass es
und Offenheit, zwei Dinge, die sehr
auch Gemein-
entscheidend sind in einem Prozess,
den gab, auf
besonders, wenn man eine Frau ist.
die man sich
Nachdem ich einige Comedy-Shows
verlassen kann. Aber ich war immer
in meiner Studiengruppe präsentiert
noch unsicher, wie eine Komike-
hatte, merkte ich, dass es mir Spaß
rin in der Kirche ihren Platz finden
machte aufzutreten, und ich begann,
kann. Daher beschloss ich, durch die
Comedy mehr und mehr als Instru-
Welt zu ziehen, um Gleichgesinnte
Lachen bringt uns wieder auf einen
ment in meinem Beruf einzusetzen.
zu suchen. Zwei Jahre lang war ich
gemeinsamen Nenner. Zum Beispiel
unterwegs. Ich machte alles Mögli-
veranstalte ich ein Programm mit
Ich wurde also zehn Jahre lang
che. Ich arbeitete für Mutter Theresa
einem Rabbi und einem muslimi-
Strafverteidigerin und Komikerin,
und bestieg den Kilimanjaro. Ich fuhr
schen Komiker unter dem Motto
aber ich merkte bald, dass dies nicht
mit meinem Jeep Wrangler von New
„Lachen im Frieden“. Ich mache den
ganz das war, was ich wirklich wollte.
York nach Alaska. Wo immer ich hin-
Anfang, indem ich auf die Bühne
Ich fühlte schon früh, dass ich zum
kam, fand ich Beispiele, wie Comedy
gehe und mache mich über Kipas
geistlichen Amt berufen sei, aber ich
mit dem Heiligen verbunden war,
oder Burkas lustig. Alle schauen
wuchs in einer Tradition auf, die mich
egal ob es das Lachen buddhisti-
zunächst betreten drein, aber nach
In Ihrem Buch nutzen Sie verschiedene Metaphern, um das Lachen zu beschreiben. Am besten gefällt mir das Lachen als „thin place“. Was meinen Sie damit?
TITELTHEMA
1/2015 CHRISCARE
einigen Augenblicken beginnen sie
mir den intravenösen Zugang legte,
– hoffentlich – zu lachen. In diesem
deutete er auf die Infusionsflasche
Und wie können wir in der Kirche das Lachen üben?
Moment stimmen sie alle miteinander
und meinte: „Keine Sorge, das ist
Das hängt von der Gemeinde ab.
überein, und alle teilen eine gemein-
ein großartiger Jahrgang“. Ich konnte
Meine Gemeinde liebt es, zu lachen
same Erfahrung. Wenn du über etwas
mich gar nicht mehr einkriegen vor
und mag das sehr. In vielen Kirchen
lachst, dann heißt das, dass du es
Lachen, so dass ich den ganzen Rest
sind die Leute da zurückhaltender.
begriffen hast. Der „thin place“ ist der
vergessen hatte.
Aus meiner Sicht ist das eine Frage
Platz, an dem wir alles fallen lassen,
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der Erziehung. Ich rede mit den
all die Vorurteile und Ängste, die
Dann gab es die Leute im Warte-
Leuten darüber, dass die Kirche, der
Bitterkeit und den Ärger –- über uns
zimmer, die auf ihre Chemo oder
Chorraum oder der Altar Orte sind, zu
und die anderen – so dass wir teilen,
Bestrahlung warteten. Es gab
denen man alles mitbringen darf. Wir
was wir gemeinsam haben, unser
immer welche, die amüsante Dinge
neigen dazu, einen Teil von uns drau-
Menschsein. Der „thin place“ ist der
zu erzählen wussten. Das waren
ßen vor der Tür zu lassen. Wir halten
Augenblick, in dem wir mit anderen
die Momente, in denen ich stär-
vieles für nicht angemessen. Darum
durch ein Lachen verbunden sind. Wir
ker wurde und stabiler. Es ist, als
hängen wir es wie einen Mantel an
teilen eine Vorstellung, sind uns einig,
ob Gott zu dir käme und für eine
die Garderobe und kommen nur mit
wie etwas zu verstehen ist.
Sekunde die Last von deinen Schul-
einem Teil von uns zum Gottesdienst.
tern nähme, so dass du durchatmen
Ich vermittle meiner Gemeinde, dass
Bei Ihnen wurde 2006 Brustkrebs festgestellt. Ist es Ihnen gelungen, auch während des Kampfes mit dem Krebs den Humor zu behalten?
kannst. Wenn du unter Schmerzen
hier alles hingehört und darum alles
mit jemandem lachen kannst, dann
mit in die Kirche gebracht werden
begreifst du: Der Schmerz hat nicht
soll. Egal, ob es die Furcht oder die
dich, sondern du hast den Schmerz.
Tränen, der Ärger, die Bitterkeit oder
Zuert war es sehr schwer. Ich erzählte den Leuten über meine
Was raten Sie dem Freund oder Angehörigen eines Krebskranken?
erste Reaktion, den Zorn, und meine
Bring sie zum Lachen, bring sie
Gemeindemitglieder schnappten
zum Lachen, lass sie Lachen bis
hörbar nach Luft. Eine Pastorin, die
zum Umfallen und – lach mit ihnen.
Die Fragen stellte
sauer war über ihre Krankheit? Ich
Sie können niemanden, der unter
Pastorin Stacy Smith,
meinte dann: „Ja, ich bin schließ-
Schmerzen leidet, zum Lachen
Redakteurin des
lich auch nur ein Mensch.“ Im Zorn
zwingen, aber Sie können ihm die
Magazins Church
zeigt sich das. Ich versuchte, wenn
Gelegenheit bieten zu lachen. Wenn
Health Reader und
ich wütend wurde, meine Gefühle
es um Seelsorge geht und sie sind
Direktorin der Bil-
auszuhalten. Dabei entdeckte ich
mit der Familie eines Sterbenskran-
dungsabteilung des Church Health
Dinge, über die ich lächeln oder auch
ken oder eines Patienten vor einer
Center in Memphis, Tennessee
lachen konnte. Oft waren es die Ärzte
schweren Operation im Zimmer,
(www.churchhealthcenter.org). Sie
und Schwestern und die lustigen
dann können sie sicher sein: 90 %
hat am Austin College und am Union
und unsinnigen Dinge, die wir
der Zeit wird der Patient versuchen,
Theological Seminary in New York
miteinander erlebten. Zum Beispiel
Scherze zu machen. Sie wollen
studiert und bereitet sich auf ein Pro-
war ich vor einer Untersuchung sehr
lachen, und viele haben nicht die
motion an der Vanderbilt University
nervös. Der Anästhesist hatte einen
Courage mitzulachen, weil sie fürch-
vor. Sie ist ordinierte Geistliche der
großartigen Sinn für Humor. Als er
ten, dass das unangemessen ist.
Presbyterianischen Kirche der USA.
das Lachen ist. Es ist alles geheiligt. Und wenn du es nicht mitbringst, kann Gott dich nicht heilen. n
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TITELTHEMA
Die Christen und das Glück Richtiges und falsches Glück Das Wort „Glück“ hat zwar keinen Plural, aber dennoch
zustande kommt und wie viel Glück auf Lüge und Egoismus
scheint es verschiedene „Glücke“ zu geben. Glück zu
baut. Wahrscheinlich sehr viel.
haben und glücklich zu sein, sind jedenfalls Erfahrungen, die nicht sehr viel miteinander zu tun haben müssen.
Auch das Glück von vielen Christen. Wahrscheinlich ist
Wer Glück hat, nimmt es oft noch nicht einmal wahr. Man
das besonders häufig dort der Fall, wo Christen beanspru-
kann sogar sehr viel Glück haben und dabei doch überaus
chen, dass Gott sie glücklich macht. Von diesem Lehrsatz
unglücklich sein, wie etwa meine junge, sehr gut ausse-
ausgehend sind dann Steigerungen des Wohlbefindens
hende Klientin aus wohlhabendem Elternhaus, Liebling
als Gebetserhörung zu interpretieren. Solange sich solche
ihrer Eltern, mit überragendem Abitur und allerbesten
Erfahrungen aneinanderreihen, solange man also Glück
Erfolgen im Studium, die so todunglücklich war, als sie
hat, ist man glücklich mit Gott. Wendet sich das Glück dann
die Stelle nicht bekam, für die sie sich beworben hatte,
aber, hat man ein Problem mit Gott. Der Glaube scheint
dass sie sich ernste Suizidgedanken machte. Da hatte sie
nicht richtig zu funktionieren. Dann liegt es nahe, sich die
halt auch mal Pech gehabt. Aber an das viele Glück zuvor
glücklichen Fügungen zusammenzureimen, anzuempfin-
war sie so gewöhnt, dass sie es als selbstverständlichen
den, und dort, wo sich trotzdem nichts ändert, das Unglück
Anspruch empfand.
durch übersteigerte Erwartungen zu kompensieren. Da wir Menschen sehr fantasiebegabt sind und auch solch kom-
In Umfragen bekunden erstaunlich viele Menschen, dass sie
pensatorischer Glaube manchmal Berge versetzen kann,
glücklich sind. Wenn man das mit mit den statistischen Wer-
lassen sich auf diese Weise und offenbar gar nicht selten
ten der Verbreitung seelischer Störungen und Erkrankungen
die erhofften wunderbaren Wunscherfüllungen geradezu
vergleicht, die ebenfalls sehr hoch sind, muss man sich
erzwingen. Natürlich schätzt man sich dann glücklich, was
etwas wundern. Wenn man außerdem die Zahl der Schäden
sich wiederum in Umfragen über die Heilkraft des Glaubens
durch Suchtverhalten, die geschiedenen Ehen mit ihren Fol-
niederschlägt, sofern sich diese ebenfalls mit subjektiven
gen, die extremen Stresserfahrungen sehr vieler Menschen
Einschätzungen der Befragten begnügen.
im Beruf, die schweren körperlichen Erkrankungen und manches mehr, was die Reihe noch ergänzen müsste, hinzu
All das muss nicht so sein – gleichwohl kann es aber sein.
nimmt, dann kann man eigentlich nur folgern, dass entwe-
Wer will von außen sehen, wann sich einer selbst betrügt
der sehr viele Menschen trotzdem glücklich sind oder dass
mit seinem Glück und wann nicht? Darum wollen wir nun
die Umfragen nicht gründlich genug sind.
wirklich wir erst einmal feststellen, wonach beim Thema „Glück“ überhaupt zu fragen ist. Wir müssen einige Kri-
Ich tippe auf Letzteres. Es ist anzunehmen, dass die hohe
tierien fixieren, durch die wir echtes Glück vom falschen
statistische Zahl der Glücklichen zwei Ursachen hat: Erstens
unterscheiden. Wir konzentrieren uns in diesem Rahmen
müssen Menschen schon sehr unglücklich sein, um sich
auf eine christliche Glücksdefinition. Die Kriterien sind
pauschal als „Unglückliche“ zu outen, und viele werden es
Hypothesen. Das heißt: Man kann sie verbessern, ergän-
dennoch nicht zugeben. Zweitens kommt es sehr darauf an,
zen oder auch verwerfen, wenn sie sich nicht bestätigen.
wie man überhaupt „Glück“ definieren will. Man kann sich auch sehr glücklich fühlen, wenn man unter Droge ist, sich
1. Glücklich sein und Glück haben ist nicht identisch.
hemmungslos narzisstisch und egoistisch verhält, andere
Beide Erfahrungen können unabhängig voneinander auf-
Menschen tyrannisiert, fanatisch, rassistisch und ausländer-
treten.
feindlich ist, sich in den sicheren Kokon einer Lebenslüge kuschelt, gerade seine Feinde erschossen hat oder sein
2. Glück im christlichen Sinn meint glücklich zu sein und
Leben einem Tyrannen unterwirft. Es ist unwahrscheinlich,
dabei sehr weitgehend unabhängig davon zu bleiben,
dass solche Umfragen wahrnehmen, wie viel Glück so
Glück zu haben.
TITELTHEMA
1/2015 CHRISCARE
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3. Eine Gebetspraxis, die darauf abzielt, Glück zu haben,
chen“ heißt nicht unbedingt, dass wir nicht auch ohne die
hat ähnliche Erfolgschancen wie ein Glücksspiel. Gebets-
Erfüllung dieses Bedürfnisses leben und dass wir keinen
maßnahmen, die das Glück aber erzwingen sollen, sind
Ersatz dafür finden können. Wir brauchen die Erfüllung
kaum von magischen Riten zu unterscheiden, die dasselbe
unserer echten Bedürfnisse etwa so, wie wir unsere bei-
bezwecken. Der Grund dafür, dass es sich bei solchen Zie-
den Beine brauchen. Es geht auch, wenn sie uns fehlen,
len um Irrwege und Sackgassen handelt, liegt darin, dass
aber dann fehlen sie uns wirklich.
Gott nicht der Weihnachtsmann ist. 9. Die Erfüllung eines falschen Bedürfnisses kann nicht 4. Glücklich zu sein ist das notwendige Lebensziel jedes
ehrlich glücklich machen. Falsche Bedürfnisse sind neuro-
Lebewesens mit Emotionen. Unser Wunsch nach Glück
tische Bedürfnisse, was bedeutet: Umleitungen auf dem
ist der große Motivator aller Entscheidungen, die wir als
Weg zu einer echten Bedürfnisserfüllung, die nicht dorthin
Menschen in einer gewissen Freiheit treffen. Das hat nichts
führen, sondern in eine Sackgasse. Die falschen Bedürf-
Anrüchiges für Christen. Wir sind auch als Christen bedürf-
nisse ähneln irgendwie den echten, weil sie an ihre Stelle
nisdeterminierte Lebewesen. Wenn wir erfahren, dass sich
treten. Es gibt unendlich viele falsche Bedürfnisse, die
unsere echten Bedürfnisse erfüllen, macht uns das glücklich.
diese Funktion haben.
5. Wir sind in der Lage, unsere Bedürfnisse in eine hierar-
10. Wenn jemand falsche Bedürfnisse wie zum Beispiel
chische Reihenfolge zu bringen. Das ist zu einem großen
Reichtum und die Herrschaft über andere Menschen an
Teil eine Frage der Erziehung und Selbstdisziplin. Daraus
die Spitze seiner Bedürfnishierarchie stellt und dafür auf
folgt, dass wir bewusst der Erfüllung von bestimmten
die Erfüllung echter Bedürfnisse verzichtet, ist das eine
Bedürfnissen den Vorrang geben können. Das kann bis
Tragödie für ihn und ein Unglück für andere. Auch wenn
dahin gehen, dass wir auf die Erfüllung echter, wichtiger
dieser Mensch seine Ziele erreicht, wird man dann wohl
Bedürfnisse anderer Bedürfnisse wegen, die uns noch
kaum von echtem Glück sprechen können. Aber in einer
wichtiger erscheinen, sogar ganz verzichten können. Diese
statistischen Erhebung wird er wahrscheinlich einen sehr
Freiheit können wir vielleicht ein Metabedürfnis nennen,
hohen Glückwert erzielen.
ein Bedürfnis also über den Bedürfnissen. Ich denke, dass es sich dabei um das Bedürfnis nach Würde handelt.
Das größte und höchste Bedürfnis ist zu lieben und geliebt
Würde ist die Souveränität, frei zu entscheiden, was für
zu werden. In seiner Menschlichkeit offenbart sich uns
uns wichtig ist.
Gott selbst als Liebender, dessen höchste Sehnsucht es ist, uns Menschen lieben zu dürfen und von uns geliebt
6. Alles menschlich Große, was noch glücklicher macht
zu werden. Unser höchstes Bedürfnis trifft sich mit Gottes
als alle Bedürfniserfüllung sonst, entsteht paradoxerweise
höchstem Bedürfnis. Wenn die beiden zusammenkom-
aus einem bewussten, willentlichen Glücksverzicht. Die
men, ist die Liebe an ihrem Ziel. Da ist das höchste Glück.
Glückserfahrungen auf diesem Niveau sind in der Tat nicht
Dafür lohnt sich, wenn es darauf ankommt, aller noch so
mehr abhängig davon, Glück zu haben.
schwere Verzicht auf das Glückhaben wie auch auf alle anderen starken, echten Bedürfnisse. Dafür lohnt es sich
7. Welche Bedürfnisserfüllungen wir an die Spitze der
zu leben und zu sterben. n
Hierarchie setzen und auf welche wir gegebenenfalls um ihretwillen verzichten, ist tatsächlich unsere freie Entscheidung. Welche Wahl für uns stimmig ist, hängt von unseren Veranlagungen, Begabungen und den Herausforderungen ab, die das Leben an uns stellt. Hans-Arved Willberg, Karlsruhe, evangeli8. Ein echtes Bedürfnis ist dadurch definiert, dass wir es
scher Theologe, Trainer – Dozent – Publizist,
wirklich brauchen, weil es unserer Natur entspricht. „Brau-
www.life-consult.org
20
HINTERGRUND
Wieder leben lernen Die Kirchen in der Ebola-Krise Das internationale Symposium „Christian Responses to Health and Development“ beim Deutschen Institut für Ärztliche Mission im Juni 2014 bekräftigte den bleibenden Auftrag der Kirchen im Gesundheitsbereich. Wenige Wochen später wurden die westafrikanischen Staaten und die Welt von der Ebola-Epidemie geradezu überrollt. Was ist die Antwort der christlichen Kirchen und Gemeinden auf Ebola?
löse Ebola aus. Und in der allgemeinen Verunsicherung
Eine Epidemie mit weitreichenden Folgen
Aufklärung und Abbau von Angst
Seit 1976 traten in der Demokratischen Republik Kongo,
Durch ihre verlässliche Infrastruktur und ihre Präsenz
in Uganda und anderen afrikanischen Staaten immer
bis in die entferntesten Dörfern hinein tragen die Kir-
wieder Ebola-Epidemien auf, die jedoch rasch einge-
chen wesentlich zur Aufklärung über Ebola bei. Mit ihrer
dämmt werden konnten. Was Westafrika aber seit Anfang
Autorität können Gemeindeleitende Misstrauen und
2014 erlebt, ist beispiellos: Über 20.000 Menschen wur-
Abwehr gegenüber den Helfenden und den Quarantäne-
den infiziert, mehr als 8.000 Todesfälle sind zu beklagen.
maßnahmen abbauen. In den Gemeinden werden Frauen
Auch wenn die zunächst prognostizierte ungebremste
und Männer geschult, die informieren und praktische
und exponentielle Ausbreitung des Virus in Guinea, Libe-
Hinweise zu Hygienemaßnahmen geben. So kann die
ria und Sierra Leone und den Nachbarländern Gott sei
Ansteckung bei der Pflege von Angehörigen, die noch
Dank nicht eingetreten ist – die Folgen sind gravierend
nicht in einem Behandlungszentrum aufgenommen sind,
und werden das Leben in den betroffenen Länder noch
reduziert werden.
waren immer wieder Vermutungen zu hören, Ebola sei eine Maßnahme der Bevölkerungskontrolle oder gar eine bewusst eingesetzte Biowaffe. So zeigte sich sehr schnell, dass Ebola nicht mit ausschließlich medizinischen Maßnahmen begegnet werden kann, sondern einen mehrdimensionalen Ansatz braucht. Was können die Kirchen tun?
jahrelang beeinträchtigen. Was aber noch wichtiger ist: In der religiösen Gemein-
Ebola: mehr als ein medizinisches Problem
schaft finden die Menschen mit ihrer tiefen Angst und
Zunächst präsentierte sich die Ebola-Epidemie als eine
Verunsicherung Halt. So ist es gut, dass die Bischöfe in
medizinische Katastrophe, auf die sofort reagiert werden
Liberia trotz der Warnung vor größeren Versammlungen
musste. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ zum
die Kirchen offen gehalten haben und weiterhin Got-
Beispiel erkannte die Dramatik schnell, errichtete Behand-
tesdienste gefeiert werden. Viele kommen dort zusam-
lungszentren zur Aufnahme, Isolation und medizinischen
men und werden im gemeinsamen Beten und Singen
Behandlung Infizierter.
gestärkt. Die Kirchen sind voll und für die Menschen ein Ort, wo sie Kraft finden in ihrem Überlebenskampf und
Im Zuge dieser absolut wichtigen Notfallmaßnahmen
Trost in der Trauer.
wurden die Menschen kaum aufgeklärt, sondern geradezu überrumpelt von der Krisenintervention. In der
In der Ebolakrise wirken die Kirchen durch das Vertrauen,
akuten Phase war keine Zeit, auf die Traditionen im
das ihnen entgegengebracht wird, stabilisierend. Mehr-
Umgang miteinander, der Pflege Kranker sowie der Beer-
fach wurde zu einer Zeit des Betens und Fastens aufge-
digung von Verstorbenen Rücksicht zu nehmen. Völlig
rufen. In Liberia sind auf diese Weise Menschen aus ganz
unvermittelt wurde jede Berührung kranker und toter
unterschiedlichen Kirchen und auch Religionen zusam-
Angehöriger untersagt. Die Menschen in den Dörfern
mengekommen. Die Frage der Ursache der Epidemie
gerieten in Panik, als vermummte Menschen in die Dörfer
spielt dabei natürlich auch eine wichtige Rolle. Es ist gut,
kamen und Kranke aus den Familien holten. Dies schürte
dass die Stimmen, die Ebola als eine Strafe Gottes inter-
Misstrauen und Ängste und nährte teilweise abenteuerli-
pretieren, eine kleine Minderheit darstellen. Denn diese
che Gerüchte bis hin zu Verschwörungstheorien über die
Sicht könnte dazu führen, dass einzelne Kranke sich als
Ursachen von Ebola. Hartnäckig hielt sich die Meinung,
Sünder und Schuldige fühlen und in der Familie und im
das bei den Desinfektionsmaßnahmen verwendete Spray
Dorf als solche gelten.
RUBRIK
1/2015 CHRISCARE
21
Viele Ebola-Überlebende haben nicht nur Hab und Gut verloren – sondern werden auch sozial ausgegrenzt
Von den Toten würdig Abschied nehmen und Trauernde begleiten
Ausgrenzung von Kranken und ihrer Familien führt und erhebliche psychosoziale Folgen hat.
In Westafrika sind Rituale des Abschieds von den Toten durch liebevolle Berührung und Waschungen tief in der
Ausgrenzung erfahren auch Überlebende. Die Rück-
Kultur verankert. Eine Einäscherung Toter ist Tabu. Da
kehr aus dem Behandlungszentrum ins Heimatdorf
Verstorbene hochinfektiös sind, kann es durch das Beer-
ist mitunter eine schlimme Erfahrung. Dass die Ernte
digungszeremoniell, an dem in der Regel sehr viele Trau-
versäumt und das ganze Hab und Gut aus hygienischen
ernde teilnehmen, zu einer erheblichen Verbreitung des
Gründen verbrannt wurde, ist schon schwer zu verkraf-
Virus kommen. Als in der Anfangsphase der Epidemie
ten. Aber dass die Nachbarn und Freunde auf Distanz
sehr viele Menschen starben, bedeutete dies ein großes
gehen, macht das Weiterleben fast unmöglich. Oft
Problem. Inzwischen aber entwickelten Kirchenleitende
werden die Überlebenden von Sozialarbeitern zurück
alternative Rituale des Abschieds. Und es wurden Beer-
ins Dorf begleitet, aber diese bleiben nicht auf Dauer
digungsteams geschult, die einen würdigen Abschied
an ihrer Seite. Gemeindeleitende und -mitglieder aber
ermöglichen, ohne die direkte und ungeschützte Berüh-
können unbegründete Berührungsängste abbauen und
rung des Leichnams.
der Ausgrenzung Einzelner und ganzer Familien entgegenwirken. So werden zerstörte Beziehungen wieder
„Ich muss neu leben lernen – ohne meinen Mann und
hergestellt und so können traumatisierte Menschen
meine zwei Kinder“, sagt eine junge Liberianerin. Sie
wieder Vertrauen lernen.
hat eine akute und dramatische körperliche Erkrankung überlebt, aber das Virus hat das zerstört, was ihr Leben
Die Ebolaepidemie betrifft alle Dimensionen des Lebens.
ausmachte. In den kommenden Monaten und Jahren
Die Infrastruktur der Kirchen, das soziale Netz der kirch-
werden tausende Trauernde spirituellen Beistand und
lichen Gemeinschaften, die liebevolle Zuwendung und
psychotherapeutische Begleitung benötigen, Waisen
das Gebet ergänzen die medizinischen Interventionen.
brauchen eine neue Familie. In solchen Situationen ist
Mitten in der Not setzen die Kirchen und Gemeinden
es ein Segen, wenn Kirchengemeinden Halt und Heimat
Zeichen der Heilung und Hoffnung. So zeigt Ebola: Die
geben und traumatisierten Menschen ein „Leben nach
Kirchen haben auch heute einen wesentlichen Auftrag im
Ebola“ eröffnen.
Gesundheitsbereich. n
Stigmatisierung entgegenwirken Um die Ausbreitung von Ebola zu stoppen, müssen die sozialen Aktivitäten auf ein Minimum reduziert werden: „No Touch“ – aus medizinischen Gründen ist jede
Dr. med. Beate Jakob, Ärztin und Theo-
Berührung untersagt. So hat sich ein Klima der Angst
login im Deutschen Institut für ärztliche
vor Ansteckung entwickelt, das zur Stigmatisierung und
Mission Tübingen
ChrisCare
Blickpunkt
Glßck ist zu begreifen,   wie wenig ich brauche und wie viel ich habe. Bianka Bleier
24
HINTERGRUND
Keiner war glücklicher als Er Dem Glück auf der Spur
Er lässt sich von Gottes Hand ergrei-
Selig, die um der Gerechtigkeit
fen und ist damit bereits in diesem
willen verfolgt werden; denn ihnen
Leben glücklich zu preisen.
gehört das Himmelreich.
1. Das Glück im Alten Testament
Selig seid ihr, wenn ihr um meinet-
In der Bibel ist viel von Glück und
2. Die Seligpreisungen
willen beschimpft und verfolgt und
Unglück die Rede – allerdings nur im
Im Neuen Testament kommt der
auf alle mögliche Weise verleumdet
Alten Testament. Da die Bücher des
Begriff „Glück“ überhaupt nicht
werdet.
Alten Testamentes von unterschied-
vor. Aber es wird von Erfahrungen
Freut euch und jubelt: Euer Lohn
lichen Autoren zu unterschiedlichen
berichtet, die mit dem Wort „Glück“
im Himmel wird groß sein, denn so
Zeiten verfasst wurden, ist es schon
auf den Punkt gebracht werden
wurden schon vor Euch die Prophe-
ein tollkühner Versuch, in wenigen
können. Erfahrungen allerdings, die
ten verfolgt.“
Sätzen zusammenzufassen, was das
in den Augen der Welt damals wie
Alte Testament über das Glück sagt.
heute als alles andere als glücklich zu
Im Deutschen kann das Wort „selig“
bezeichnen sind. Das Glück steht auf
sehr unterschiedliche Bedeutungen
Der Mensch ist zu einem glückli-
der Seite der Schwachen, wie es zum
haben. Es kann zunächst einmal
chen Leben berufen. Wer gut und
Beispiel in den Seligpreisungen Jesu
etwas mit dem Tod zu tun haben:
rechtschaffen lebt, dem wird es
zum Ausdruck kommt. Gott steht auf
Er ist selig entschlafen, er ist in der
gut gehen. Dem wird Glück ver-
der Seite der Benachteiligten. Sie
ewigen Seligkeit. Es hat dann häufig
sprochen. Jener Mensch findet das
sind das genaue Gegenteil der zur
auch mit Begeisterung und Glück
Glück, der sich der Gegenwart Gottes
Zeit Jesu vorherrschenden Auffas-
zu tun: glückselig. Im Neudeutschen
öffnet. Dies geschieht unter ande-
sung der römischen Gesellschaft:
heißt es dann: Er ist „happy“. Schließ-
rem dadurch, dass der Mensch die
„Die Starken, das waren die, denen
lich gebraucht man das Wort auch in
Gaben, die Gott einem Menschen
die Glücksgöttin Fortuna (fors=Kraft)
Verbindung mit Alkohol und Rausch.
gewährt, annimmt und genießt.
zugeneigt war.“ Denkt unsere heutige
Diese Einsicht der alttestamentlichen
Gesellschaft etwa anders?
Weisheitslehre führt dann aber das
Das griechische Wort „makarios“, das in der Urfassung der Bergpredigt steht, wird traditionell mit „selig“
maßen schlecht gehen, während es
Im Matthäusevangelium finden sich die Seligpreisungen (Mt 5,1-12):
Frevler gibt, die trotz aller Bosheit
„Selig, die arm sind vor Gott; denn
preisungen“ auch schon einmal
ein gutes Auskommen haben. In den
ihnen gehört das Himmelreich.
„Glücklichpreisungen“ genannt,
Psalmen setzt sich schließlich die
Selig die Trauernden; denn sie wer-
und sie gehören ohne Zweifel zum
Einsicht durch, dass das Glück der
den getröstet werden.
Kern der Botschaft Jesu. Allerdings
Frevler nur Maskerade ist, nur ein
Selig, die keine Gewalt anwenden;
klingen sie so befremdlich und fast
Scheinglück. Es geht vorüber und hat
denn sie werden das Land erben.
verrückt in unseren Ohren, dass sie
keinen Bestand. Unglück, Leid trifft
Selig, die hungern und dürsten nach
nicht unbedingt populär sind. Wer
den Gerechten, weil auch er in einer
der Gerechtigkeit; denn sie werden
wird da als glücklich aufgezählt: die
Welt der Sünde lebt und zudem kann
satt werden.
Einfältigen, die Naiven, die Leiden-
durch Leid geprüft werden, ob der
Selig die Barmherzigen; denn sie
den, die Schwachen, die Verfolgten.
Gerechte Gott um seiner selbst wil-
werden Erbarmen finden.
Die Sätze stehen quer zu allen gän-
len liebt oder ob er ihn nur insofern
Selig, die ein reines Herz haben;
gigen Vorstellungen. Schon zur Zeit
liebt, als es für ihn vorteilhaft ist.
denn sie werden Gott schauen.
Jesu hielt man für glücklich und von
Der wirklich Gerechte erkennt, dass
Selig, die Frieden stiften; denn sie
Gott gesegnet, wer Erfolg, Gesund-
Rettung aus einer dem Untergang
werden Söhne Gottes genannt
heit und Wohlstand auf seiner Seite
geweihten Welt nur von Gott kommt.
werden.
hatte. Und auch heute sagt der Volks-
Buch Hiob in die Krise. Auch dem Gerechten kann es unverdienter-
übersetzt. Es bedeutet aber auch „glücklich“. So werden die „Selig-
HINTERGRUND
1/2015 CHRISCARE
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„(...) sie werde einmal mit leeren Händen vor Gott stehen und sie ihm offen hinhalten (...)“ mund, dass das Glück die Tüchtigen
erstehung: Wir werden dem Tod aus-
Ich halte mich im Folgenden an die
belohnt. Wenn Jesus den Armen,
geliefert, damit auch das Leben Jesu
Interpretation, die Papst Benedikt
den Trauernden, den Mühseligen
in unserem sterblichen Leib offenbar
XVI. in seinem persönlichen Jesus-
zuruft, dass sie doch glücklich seien,
wird“(2 Kor 4,11). Auch wenn der Bote
buch gegeben hat (Josef Ratzinger,
dann klingt das geradezu zynisch.
Jesu noch in der Leidensgeschichte
Benedikt XVI., Jesus von Nazareth,
Jesu steht, so ist darin der Glanz der
Seite 104-109).
Tatsächlich sind die Seligpreisungen
Auferstehung dennoch spürbar und
Verheißungen, in denen das neue
schafft eine Freude, eine „Seligkeit“,
Die Armut, von der hier die Rede ist,
Bild von Welt und Mensch aufleuch-
die größer ist als das Glück, das er
ist nie ein bloß materielles Problem.
tet, das Jesus eröffnet, die „Umwer-
vorher auf weltlichen Wegen erfah-
Die bloß materielle Armut rettet
tung der Werte“. Das darf aber nicht
ren haben mochte. Jetzt erst weiß
nicht, auch wenn gewiss die Benach-
in dem Sinn verstanden werden, als
er, was wirklich „Glück“, was wahre
teiligten dieser Welt in ganz beson-
ob die darin angekündigte Freude in
„Seligkeit“ ist. Die Seligpreisungen
derer Weise mit Gottes Güte rechnen
eine endlos entfernte Zukunft oder
drücken aus, was die Jüngerschaft
dürfen. Aber das Herz der Nichtsbe-
ausschließlich ins Jenseits verscho-
Jesu bedeutet. Dies versuche ich nun
sitzenden kann verhärtet, vergiftet,
ben wäre. Wenn der Mensch anfängt,
an der ersten und zentralen Seligprei-
böse sein, inwendig voller Gier nach
von Gott her zu sehen und zu leben,
sung zu verdeutlichen.
Habe, Gottes vergessend und nach
wenn er in der Weggemeinschaft mit Jesus steht, dann lebt er von neuen Maßstäben her. Da kommt von Jesus her Freude in die Drangsal.
dem äußeren Besitz sich verzehrend.
3. Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich
Wer einmal das fragwürdige Glück hatte, die Menschen in den Slums
„Arm vor Gott“ ist die Formulie-
und Elendsvierteln unserer Welt
In den Biographien vieler Heiliger
rung der Einheitsübersetzung.
konkret zu erleben, weiß, dass dies
wird deutlich, dass dies keine Theorie
Früher sprach man meist von den
sicher keine Glücksstätten sind und
ist. So ist im Beispiel von Paulus das,
„Armen im Geist“, oder in der Luther-
auch nicht die Orte, wo Glaube,
was in den Seligpreisungen Zuspruch
Übersetzung den „geistlich Armen“.
Hoffnung und Liebe blühen. Es sind
und Verheißung ist, gelebte Erfahrung
Diese Übersetzungen sind näher am
Brutstätten von Hass und Gewalt.
des Apostels. Er fühlt sich „auf den
Urtext, während die Einheitsüber-
letzten Platz gestellt, wie ein Totge-
setzung schon eine – theologisch
Die Armut, von der da geredet wird,
weihter und zum Spektakel geworden
zutreffende – Interpretation ist. Wer
ist nun keine bloß geistige Haltung.
für die Welt, heimatlos, beschimpft,
sind nun diese Armen „im Geist“
Gewiss, die Radikalität, die uns von
geschmäht“ (1 Kor 4,9-13). Und doch
oder „vor Gott?“ Die Verharmlosung
so vielen wahren Christen – vom
macht er die Erfahrung einer unend-
und Verwässerung des Textes setzte
Mönchsvater Antonius bis zu Franz
lichen Freude. Gerade als der Ausge-
in der Auslegungsgeschichte schon
von Assisi und bis zu den exem-
lieferte, der sich selbst weggegeben
früh an. Der Stein des Anstoßes, den
plarisch Armen unseres Jahrhun-
hat, um Christus zu den Menschen
die Seligpreisungen sicher darstel-
derts – vorgelebt wurde und wird,
zu bringen, erfährt er den inneren
len, wird dann geradezu in Watte
ist nicht allen aufgetragen. Die
Zusammenhang von Kreuz und Auf-
gepackt und verliert jegliche Kontur.
Kirche braucht, um Gemeinschaft
26
HINTERGRUND
der Armen Jesu zu sein, immer
Wird nun die Glückseligkeit der
durchaus vergleichbaren Erkennt-
wieder die großen Verzichtenden.
Armen nicht doch in die ferne
nis kommen.
Sie braucht die ihnen folgenden
Zukunft ins Jenseits verschoben?
Gemeinschaften, die Armut und
Kann man auch etwas über das
So schreibt eine tschechische
Einfachheit leben und uns so die
Glück der Armen auf der Erde zu
Gesundheitsforscherin: „Je mate-
Wahrheit der Seligpreisungen zei-
ihren Lebzeiten sagen?
rialistischer wir sind, desto weniger
gen, um alle wach zu rütteln, Besitz
zufrieden sind wir mit unserem
nur als Dienst zu verstehen, sich der
Dass Geld allein nicht glücklich
Leben. Wer Geld liebt, wird des Gel-
Kultur des Habens in einer Kultur der
macht, ist schon so etwas wie eine
des nie satt und wer Reichtum liebt,
inneren Freiheit entgegen zu stellen
Volksweisheit. Meist wird allerdings
bekommt nie genug“. Es scheint,
und so auch die Voraussetzungen für
hinzugefügt: aber es beruhigt.
als ob man, um allgemeines Glück
soziale Gerechtigkeit zu schaffen. So formuliert es Benedikt XVI.
und seelische Ruhe zu erreichen, Dass Armut, materielle Armut nicht
unbedingt mit den vorhandenen
glücklich macht, liegt auf der Hand,
Lebensbedingungen zufrieden sein
In der Bergpredigt werden die
und sicher ist auch, dass materielle
muss, ohne ihre materiellen Seiten
Armen seliggepriesen, weil ihnen
Armut den Betroffenen beunruhigt.
über Gebühr zu betonen. Interessan-
das Himmelreich gehört. Im Blick auf
Die Bibel versteht offensichtlich
terweise findet sich diese Sichtweise
den Himmel, im Blick auf die ewige
unter Glück etwas anderes als die
schon im Neuen Testament. So
Seligkeit ist die Sache meines Erach-
Abwesenheit von Leid, Trauer und
schreibt Paulus im Philipperbrief:
tens klar. Wer auf dieser Erde nicht
Armut. Glück erfährt nach der Bibel,
„Ich habe gelernt, mich in jeder Lage
dem Götzen Mammon verfallen ist,
wer Gottes Nähe erlebt. Deshalb
zurecht zu finden. Ich weiß, Entbeh-
den es in vielen Variationen gibt, wer
halte ich auch die Einheitsüberset-
rungen zu ertragen, ich kann im
schenken kann und sich beschen-
zung für zutreffend: „Selig, die arm
Überfluss leben. In jedes und alles
ken lässt, dem ist das Himmelreich
sind vor Gott“.
bin ich eingeweiht: In Sattsein und
in Aussicht gestellt. Hören wir noch
Hunger, Überfluss und Entbehrung.
einmal, wie Benedikt XVI. die Armen,
Die Theologin Dorothee Sölle hat
Alles vermag ich durch ihn, der mir
die seliggepriesen sind, versteht.
Jesus von Nazareth einmal als den
Kraft gibt“ (Phil 4,11-13).
Es sind Menschen, die nicht mit
„glücklichsten Menschen, der je
ihren Leistungen vor Gott prunken.
gelebt hat“, bezeichnet, und zwar
Ein Aspekt der richtig verstandenen
Sie kommen sich nicht wie eine Art
deshalb, weil er Gott so nahe bei
Armut ist die Fähigkeit, loslassen
gleichberechtigte Geschäftspart-
sich hatte, dass er an nichts anderem
zu können, verschenken zu können.
ner vor Gott vor, die für ihre Taten
festhalten musste, weder an Besitz,
Paulus hat das klassisch kurz formu-
Anspruch auf den entsprechenden
noch an seiner Herkunft, noch nicht
liert: „Geben ist seliger als Nehmen“.
Lohn erheben. Es sind Menschen,
einmal an seinem Leben. Nicht jeder
(Apg 20,35). Auf derselben Linie
die sich auch inwendig arm wis-
kann in dieser Haltung ein gelingen-
liegt die ungewöhnliche Empfehlung
sen, Liebende, die sich einfach von
des, glückliches Leben sehen, doch
eines Glücksforschers: „Glück kann
Gott beschenken lassen wollen und
für Jesus war es genau dies. Und im
man kaufen – wenn man sein Geld
gerade so in innerer Übereinstim-
Leben vieler Heiliger wird deutlich,
für andere ausgibt.“ Und ich schließe
mung mit Gottes Wesen und Wort
dass es hier nicht nur um die ewige
mit einer wunderschönen Feststel-
leben. Das Wort der heiligen Theresia
Seligkeit, sondern um ein glückliches
lung von Theodor Fontane: „Glück-
von Lisieux, sie werde einmal mit
Leben geht.
lich machen ist das höchste Glück“. n
leeren Händen vor Gott stehen und sie ihm offen hinhalten, beschreibt
Wir sind hier natürlich im Zentrum
den Geist dieser Armen Gottes: Sie
der christlichen Ethik, die wir Nach-
kommen mit leeren Händen, nicht
folge Christi nennen. Ich finde es
mit Händen, die greifen und festhal-
nun äußerst interessant, dass viele
ten, sondern mit Händen, die sich
Verhaltensforscher und verwandte
Dr. hc. Norbert
öffnen und schenken und so bereit
Wissenschaftler unabhängig vom
Feldhoff, Dompropst,
sind für Gottes schenkende Güte.
christlichen Glauben zu einer
Köln
ERFAHRUNGEN
1/2015 CHRISCARE
27
Soll ich mit dir beten? Die Wirkung eines Gebetes „Ich habe dir Honig mitgebracht!“ So begrüßt mich die Schwiegertochter meines Onkels bei dessen Beerdigung. „Von unseren eigenen Bienenvölkern“, ergänzt sie. Mit der Imkerin aus der entfernten Verwandtschaft hatte ich bisher nur wenig zu tun gehabt. Aber ich freue mich über Honig. Ich mag den sämigen Geschmack auf dem Frühstücksbrötchen. Doch warum bekomme ich anlässlich einer Beerdigung Honig geschenkt? Ich frage nach und staune über die Antwort. Mein Onkel war kein besonders frommer Mann. Seine Eltern waren
Selbstgemachter Honig als Geschenk auf einer Beerdigung
gläubige Christen. Sie waren an jedem Sonntag in der Kirche zu fin-
Gebet? Ich wollte es ihm überlassen
auf meinen fragenden Blick: „Mein
den. Aber ihr Sohn konnte wohl mit
und fragte ihn, was ihm wohl wichtig
Schwiegervater hat mich damals
dem Glauben nicht viel anfangen.
wäre. „Bete mal!“, meinte er. Ich bat
nach deinem Besuch sofort ange-
– Später hielt er nur eher lockeren
Gott, dass er seinen Frieden gibt und
rufen und ganz aufgeregt erzählt,
Kontakt zu Eltern und Geschwistern,
Besserung dazu. „Amen!“, sagte ich
dass du für ihn gebetet hast. Das
die es in eine ganz andere Ecke
„Amen!“, sagte auch mein Onkel,
hätte ihm so gut getan. Er musste
Deutschlands verschlagen hatte.
dann hieß es doch: „Und Tschüss“.
das unbedingt loswerden. Du hast
(Nach meinem Gefühl wertet die
ihm einen großen Gefallen getan.
Beschreibung „verlorener Sohn“ zu
Ein paar Monate später war ich wie-
stark.) Bei den seltenen Gelegenhei-
der in der Gegend. Ich hatte beruf-
Daher der Honig.“
ten des Wiedersehens, bei Beerdi-
lich dort zu tun und war nicht allein
Mein Onkel, seine Schwiegertoch-
gungen, 75.Geburtstagen, bei der
unterwegs. Also fiel der Besuch
ter und ich, wir hatten nicht viel
einen oder anderen Hochzeit sprach
kürzer aus. Ich war in Eile und verab-
miteinander zu tun, aber wir teilten
man über alles Mögliche. Aber von
schiedete mich recht hektisch. Als ich
doch offenbar etwas Besonderes:
Religion war nie die Rede.
schon fast aus der Tür war, meinte
das Wissen, wie gut es tut, wenn
der alte Ostpreuße: „Warte mal,
wir um Gottes Segen bitten. Als
Später ergab es sich, dass ich nicht
Jungchen“. Ich blieb mit der Klinke
Pastor bete ich oft mit Menschen.
allzu weit von ihm wohnte und ihn
in der Hand stehen. „Du musst noch
Selten war ich so berührt, wie ein
im Pflegeheim besuchte. Es war ein
mit mir beten!“
Gebet wirkt, wie damals.
Die tiefstehende Sonne schaute ins
Nun gut, ich betete wieder um
Selten hat mir etwas auf dem Früh-
Zimmer. Wir scherzten ein wenig,
Frieden für meinen alten, scheinbar
stücksbrötchen so geschmeckt wie
auch wenn es dem fast 80jährigen
wenig frommen Onkel. Es war das
dieser Friedhofshonig. n
nicht gut ging. Bevor ich ging, über-
letzte Mal, dass wir uns sahen.
freundlicher Spätherbstnachmittag.
legte ich kurz, wie ich mich verab-
Frank Fornaçon. Der Text wurde als
schieden sollte. Als Neffe mit einem
Und nun bekam ich Honig auf
„Zuspruch am Morgen“ im Hessi-
Tschüss oder als Pastor mit einem
dem Friedhof und eine Antwort
schen Rundfunk gesendet
28
BRIEF AN PATIENTEN
Persönlich für Sie Liebe Patientin, lieber Patient, Glück und Gesundheit sind sicher die beiden Werte,
Glück können wir selbst nicht machen, Glück ist ein
die wir uns Menschen gegenseitig am häufigsten
Geschenk, etwas Unverfügbares, es gibt keine Garantie
wünschen. Am Anfang eines neuen Jahres oder eines
und letztendlich auch kein Recht auf Glück.
neuen Lebensjahres – jeder kennt sicherlich das bekannte Geburtstagslied „Viel Glück und viel Segen
Wenn jemand sein Glück gefunden hat, in einer Bezie-
auf all´ deinen Wegen…“ Auch hier taucht wieder das
hung, in einer Arbeit, in einer…, dann ist das etwas Selig-
Wort „Glück“ auf.
machendes, etwas Besonderes, ja, ein erlebter Moment, den wir nicht festhalten können, den wir aber auch nicht
Wenn wir krank werden, wünschen wir uns ebenfalls
für uns behalten können. Glück ist sichtbar, spürbar,
Glück, im Gesundheitswesen sprechen wir von einer
bewegt unser ganzes Herz, unsere Emotionen und strahlt
„geglückten“ Operation, wenn wir die Diagnose einer
nach außen. Glück verändert, Glück lässt wachsen.
Krebserkrankung erhalten, sagen wir „mit Glück werde ich sie überleben“. Auch kennen wir vor der Bewältigung
Die Suche nach Glück kann uns aber auch gefangen
von besonderen Herausforderungen den Wunsch „toi
nehmen und zu einer eigenständigen Erkrankung
toi toi“, abgeleitet von dem hebräischen Wort/Wunsch
werden, denken wir z.B. an die Glückspielsucht. In der
„maseltov“ (auf deutsch: Glück).
Erfahrung von Glück werden körpereigene Endorphine (hormonelle Botenstoffe) ausgeschüttet, die uns in
Doch was meint dabei „Glück“? Glück scheint nicht
einen Rausch versetzen, in eine Exstase (ex stase =
das Gleiche zu sein wie Segen, sonst würden die
„außer sich“ stehen oder sein) und uns von diesen
beiden Begriffe nicht parallel und zusätzlich zueinan-
Erfahrungen abhängig machen können. Genauso
der gewünscht werden. Es gibt Studien darüber, was
könnte man die Erfahrungen nehmen, die z.B. Ext-
glücklich macht, worin sie ihr Glück sehen oder finden
remsportler suchen, wenn sie einen besonderen Kick
und was sie unter Glück verstehen. Es ist erstaunlich,
suchen, eine Grenzerfahrung.
wie wenig wir Menschen dafür brauchen, um glücklich zu sein! Oft erkennen wir erst in schweren Krisenzei-
Es ist zu beobachten, dass Menschen das Glück oft nicht
ten oder auch im Durchleben von schwereren Erkran-
mehr im Kleinen suchen, sondern von einer Glückser-
kungen, ja, sogar im Erleiden chronischer Erkrankung
fahrung zur nächsten „rasen“. Erleben wir nur Glück,
und trotz der fehlenden Gesundheit, was uns wirklich
wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse erfüllt bekom-
glücklich macht: der Besuch eines lieben Menschen,
men? Oder, wenn wir andere glücklich machen können?
ein liebes Wort, eine Umarmung, wenn wir jemanden
Ich glaube, wir erfahren tiefste und echte Glücksmo-
haben, der uns zuhört und zu verstehen versucht, und
mente vor allem in der Beziehung zu einem anderen
vieles mehr. Sicher können Sie diese Liste ergänzen und
Menschen, ja, als Christen auch in der Beziehung zu
immer wieder merken wir, dass es oft die ganz kleinen
einem Gott, der immer zuhört, immer da ist, der sich um
Dinge sind, die uns glücklich machen, ja, die wir manch-
uns kümmert, der uns tröstet, der uns Sicherheit, Schutz
mal in der Hektik und der Arbeitswelt, im Trubel unseres
und Geborgenheit gibt. In diesem Sinne wünsche ich
Lebens, zu übersehen in Gefahr sind.
Ihnen „viel Glück und viel Segen“. n
Ebenso besteht ein Zusammenhang zwischen Dankbar-
Ihre Bettina Gundlach
keit und Glück: So sagen Sie uns, den Krankenschwestern, Ärzten oder Therapeuten gegenüber „Danke“ für ein gutes Gespräch oder eine gelungene Behandlung, ein leckeres Essen. Auch wir möchten Ihnen als unseren Patienten „Danke“ sagen: für Ihr Vertrauen, Ihr Nachfragen, Ihre Geduld! So können wir uns gegenseitig
Bettina Gundlach, Ärztin im Sozialpsych-
durch ein Dankeschön kleine Glücksmomente im Alltag
iatrischen Dienst, Vorstand Christen im
unseres Lebens verschaffen.
Gesundheitswesen, Aumühle
AUS DER REDAKTION
1/2015 CHRISCARE
29
Auf der Suche nach Themen und Autoren Wie ChrisCare entsteht
Redaktionskonferenz mit (v.l.n.r.) Dr. Georg Schiffner, Dr. Monika Windsor, Hans-Arved Willberg, Frank Fornaçon, Günther Gundlach, Bruno Schrage. (Es fotografierte: Bettina Gundlach)
Zwei Mal im Jahr verwandelt sich
einander. Sie werden mit dicken
Die Vielfalt der Berufe und Kon-
das gediegene Esszimmer eines
Strichen verbunden. Und schließ-
fessionen spiegelt sich auch in
Hamburger Kaufmannshauses in
lich gewichten alle die einzelnen
der Redaktion wider: Da sind vier
eine Zeitschriftenredaktion. Dann
Beiträge. Was muss unbedingt ins
Katholiken dabei, aus Hamburg,
kommen die Mitglieder des Redak-
Blatt, was kann auch ein anderes Mal
Köln, Regensburg und Chemnitz,
tionsbeirates zusammen, um die
kommen? Es geht um Vielfalt auf
die anderen vier sind evangelisch,
nächsten Ausgaben von ChrisCare zu
der einen und Eindeutigkeit auf der
wobei zwei aus Landes- und zwei
planen. Zunächst werden die letzten
anderen Seite.
aus Freikirchen kommen. Sie sind
Hefte kritisch durchgesehen. Welcher
bei Hamburg, in Karlsruhe, Havel-
Beitrag hätte noch präziser sein kön-
Auf der Suche nach den passenden
nen? Worauf gab es Reaktionen? Wie
Autoren spielt vielerlei eine Rolle.
berg und Kassel zu Hause.
passten Layout und Text zueinander?
Wir wollen möglichst alle Berufs-
Nach fünf Jahren ist der Redaktions-
Wir wollen immer besser werden.
gruppen ins Gespräch bringen. Uns
beirat ein gut eingespieltes Team, das
interessieren die unterschiedlichen
auch schon mal ins Kloster geht, um
Dann folgt der kreative Prozess,
Perspektiven, die sich aus der kon-
intensiv nachzudenken, wie ChrisCare
in dem die Inhalte künftiger Hefte
fessionellen Heimat eines Autors
seine Leser ermutigen und heraus-
entwickelt werden. Hier wird viel
ergeben. Es macht schließlich einen
fordern kann. Schließlich ist unser
gelacht und man staunt über den
Unterschied, ob ein bayerischer
Magazin konkurrenzlos. Wer sonst
reichen Erfahrungsschatz, den jeder
Benediktiner schreibt oder eine
böte so ein breites Spektrum, spiritu-
mitbringt. Auf großen Papierbögen
Krankenschwester, die mit pfingst-
elle Tiefe und größere Praxisnähe? n
entsteht eine Landschaft. Da stehen
kirchlichen Heilungsgottesdiensten
Stichworte und Ideen wirr durch-
vertraut ist.
Frank Fornaçon
30
CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN
Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Wochenenden für Kranke und Angehörige
Inhalte: I
Thematische Schwerpunkte
• Krankheit und Heilung neu verstehen
aus biblisch-ganzheitlicher Sicht
• Krankheitsverarbeitung – seelische
Prozesse und biblische Hilfen
• Heilung schmerzhafter Erfahrungen in
der persönlichen Krankengeschichte
• Gottes Reden in der Krankheit besser verstehen • Mögliche Heilungshindernisse erkennen
und bearbeiten
Seit 1996 ist innerhalb von CiG ein
rung Impulse (s. Kasten) und bieten
• Schritte zu einem heilungsfördernden
bundesweites Angebot für chro-
seelsorgliche Begleitung an.
Lebensstil
nisch Kranke und deren Angehörige
• Wie Glaube wächst an Gott, der uns
entstanden. Christliche Gemeinden
Ein mitarbeitendes Arztehepaar hat
umfassend heilen möchte
sind herausgefordert, Menschen
für einen Gemeindebrief folgende
I
Hilfen zur persönlichen Verarbeitung
mit chronischer und/oder schwerer
Zeilen geschrieben.
• Erfahrungsberichte
Erkrankung über längere Zeit zu
• Gesprächsgruppen
begleiten. Nicht wenige Kranke erle-
„Ein Wochenende für Kranke und
• Angebot seelsorgerlicher Gespräche
ben dabei ein Spannungsfeld zwi-
Angehörige. Das klingt nach trau-
• Angebot medizinisch-therapeutischer
schen der Behandlung im säkularen
rigen Geschichten und Jammern
Beratung
Gesundheitswesen „auf der einen
– ist es aber nicht! Das Seminar
• Einführung in die Körperwahrnehmung
Seite“ und der seelsorgerlichen
unter dem Titel „Gesunder Umgang
Begleitung durch die Gemeinde
mit Krankheit – Schritte der Hei-
• Möglichkeit der Teilnahme an Gottes-
„auf der anderen Seite“.
lung gehen“ findet seit 2008 im
diensten der Klostergemeinschaft
und Entspannung
Kloster Nütschau statt. Was wir als
I
Gott begegnen in Gesang und Gebet
Gerade hier wollen wir unterstützen
Mitarbeitende zum zweiten Mal
I
Gebet um ganzheitliche Heilung
und haben das Angebot „Gesunder
erlebten, war Mut machend und
Umgang mit Krankheit – Schritte der
schön. Die ermutigenden Berichte
Heilung gehen“ entwickelt. Dabei
Betroffener und die gemeinsamen
konnten wir reichhaltige Erfahrungen
schönen Erfahrungen, hilfreiche
Weitere Erfahrungen haben wir
machen, Gäste zu einem Wochenende
Vorträge, stilles Gebet füreinander,
mit diesem Angebot in einem
in ein Tagungshaus oder ein Kloster
wunderschöne Musik und Gesänge,
anderen Umfeld gemacht. In Süd-
einzuladen. Ein schützender Rah-
die wohltuende Erfahrung der
deutschland hat eine Gemeinde
men ist für viele hilfreich, das eigene
Segnung und Salbung und die tief
in Zusammenarbeit mit CiG zu
Krankheitserleben aus unterschiedli-
empfundene Gemeinschaft der
diesem Wochenende in die eigenen
chen Blickwinkeln zu betrachten. Dazu
Gäste und Mitarbeiter, das ist wohl
Gemeinderäume eingeladen. Alle
geben Mitarbeitende, die häufig selbst
ein Teil des Geheimnisses, das wir
Teilnehmer konnten zu Hause über-
von Krankheit betroffen sind, aus ihrer
an diesem gastfreundlichen Ort
nachten, was Kosten spart und für
beruflichen und persönlichen Erfah-
wieder gespürt haben.“
einige Teilnehmer einen manchmal
CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN
1/2015 CHRISCARE
31
Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) CiG e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen • einander fördern, unseren Glauben im Berufsalltag zu leben, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, schwierigen Reiseaufwand erspart.
• Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen,
Auch hier sind die Teilnehmenden
• in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie,
schnell zu einer Tagungsgemein-
Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen.
schaft zusammengewachsen. Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet Wiederum andere Erfahrungen hat
seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen
eine Gruppe mit dem Modell „Sechs
rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.
Abendveranstaltungen verteilt auf sechs Wochen“ gemacht. Eine
Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor
Kirchengemeinde bietet diesen
Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B.
Kurs zum wiederholten Mal in
monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und
Zusammenarbeit mit CiG an und hat
Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten
dadurch das Thema „Gesundheit und
Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu
Krankheit“ zentral im Gemeindean-
den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle.
gebot verankert. Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit Wir möchten Sie ermutigen, auch in
mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen The-
Ihrem Gemeindeumfeld ein Ange-
men aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke
bot für Kranke und Angehörige zu
und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, neh-
machen. Die örtlichen Verhältnisse
men Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.
und die Frage der Mitarbeitenden sind sicherlich sehr unterschiedlich.
Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird
Wenden Sie sich bitte an uns, damit
von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundes-
wir Sie unterstützen können. Über
weiten Leitungskreis verantwortet und geleitet.
unser bundesweites Netzwerk bestehen viele Möglichkeiten zu einer
In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert.
Zusammenarbeit. n
Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundesweiten Leitungskreises.
Nächste Termine: 8.–10.Mai 2015: Kloster Nütschau in
Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt.
23843 Travenbrück; SH
500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Ver-
Sept/Okt.2015: Sittensen, NS
ein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen.
Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten! n Günther Gundlach,
CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V.
Geschäftsführer
Bergstraße 25, D-21521 Aumühle
Christen im
Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39
Gesundheitswesen
Email: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de
32
NACHRICHTEN
Stärkung
Nachrichten
Stärkung der Caritaswissenschaft
PTHV in Vallendar
bei Suizid zu diskutieren. Rohde
noch in vollem Gange. Brantly war
beleuchtet als Alttestamentler die
im Oktober des vergangenen Jahres
biblischen Berichte vom Suizid: Die
mit seiner Familie als Missionsarzt
Bibel enthält sich eines moralischen
nach Liberia gegangen. Dies sei eine
Urteils und sieht den Suizid als „ein-
Berufung Gottes gewesen. Damals
same Tat, doch häufig auch als einen
sei Ebola noch kein Thema gewe-
Ausdruck der abwesenden Mitwelt.“
sen, sagte er in einem Interview. Als
Die Ärztin Claudia Rosental wirbt um
die Seuche ausbrach, kümmerte er
Respekt gegenüber Suizidalen: Gott
sich auch um Ebolapatienten und
Vallendar: Prälat Dr. Peter Neher,
„allein weiß, warum sie es getan
infizierte sich selbst mit dem Virus.
Präsident des Deutschen Caritas-
haben, und er wird es richtig beurtei-
Daraufhin wurde er ausgeflogen und
verbandes, wurde Ende 2014 zum
len.“ Schließlich wirbt Pastor Winfried
schließlich in einer amerikanischen
Honorarprofessor an der Philoso-
Glatz, der im Berliner Krisendienst
Klinik erfolgreich behandelt. Nach
phisch-Theologischen Hochschule in
engagiert ist, darum, dass Seelsorger
seiner Genesung spendete er Plasma
Vallendar ernannt. Die Hochschule
Anwälte seien, die dem Suizidalen
für andere Ebolapatienten. „Ich habe
teilte mit: „Künftig wird der Frage
helfen, die Seiten des Lebenwollens
gebetet, dass durch mein Leben oder
nach ‚Christlicher Unternehmens-
wie die des Sterbenwollens besser zu
meinen Tod Gott die Ehre erhalten
kultur‘ in Unternehmen“ noch mehr
verstehen. Als erfahrener Seelsorger
soll“, erklärte der Arzt. Er diene einem
Bedeutung innerhalb der Studien-
resümiert er: „Es gehört zum Schöns-
Gott, auf den Verlass sei und der
gänge an der PTHV eingeräumt.
ten, Menschen dabei zu begleiten,
Gebete nicht unbeantwortet lasse. n
Durch die Ernennung wird die PTHV
wieder leben zu wollen.“ (Bestellun-
nicht nur ihr diakonisches Profil nach
gen: www.oncken.de) n
innen und außen stärken, sondern beide Fakultäten – Katholische Theologie und Pflegewissenschaft – werden von Lehrveranstaltungen und Tagungen profitieren, die gemeinsam mit Prof. Dr. Neher kon-
Ebola
Verdreht
Subjektiv kränkere Patienten
Christlicher Arzt: Person des Jahres
zipiert und in Vallendar durchgeführt werden können.“ n
Beurteilen
Somatische Leiden Mikroskopansicht des Ebola-Virus
Deutschland fühlen sich heute krän-
Suizid vorbeugen
Seelsorger: Anwälte der Suizidalen
Marburg: Mehr Menschen in
New York: Das amerikanische Time
ker als noch vor einigen Jahren. „Die
Magazine hat den gläubigen Arzt
objektiv messbaren Gesundheitspa-
Kent Brantly gemeinsam mit ande-
rameter haben sich in den vergange-
ren Ebolahelfern zur „Person des
nen Jahren verbessert, aber die sub-
Jahres“ gekürt. Er war in Liberia
jektive Wahrnehmung der eigenen
selbst an Ebola erkrankt. Es sei eine
Gesundheit vieler Menschen hat sich
„große Ehre“ für ihn, gemeinsam
in der gleichen Zeit verschlechtert.“
mit anderen Ebolahelfern „Person
Das erklärt der Mediziner Winfried
Elstal: Vor vorschnellem Urteil über
des Jahres“ zu sein, sagte Brantly
Rief von der Universität Marburg, der
„Selbstmörder“ warnen die Autoren
dem Fernsehsender NBC. Er betonte,
gemeinsam mit Kollegen in Leipzig
des Themenheftes Suizid und Sui-
dass die meisten Helfer, die gegen
untersucht hat, wie sich die Erfolge
zidabsichten der Zeitschrift Theolo-
die Seuche kämpfen und dafür auch
der modernen Medizin auf die Erwar-
gisches Gespräch 4 2014. Sie haben
„den höchsten Preis zahlen“, Westaf-
tungen der Patienten auswirken. Die
sich anlässlich des 4. Christlichen
rikaner seien. Die Epidemie sei kein
Erwartungen an den Gesundheitszu-
Gesundheitskongresses zusammen-
historisches Ereignis, auf das man
stand hätten sich in unrealistischer
gefunden, um Aspekte der Seelsorge
zurückblicken könne, sondern immer
Weise verschoben. Viele leiten aus
NACHRICHTEN
dem Fortschritt ein Recht auf Leben
für psychosomatische Geburtshilfe
ohne jegliche Krankheitssymptome
und Gynäkologie (DGPFG): „Mit dem
ab. Das Team um Winfried Rief hat
Kaiserschnitt bekommen Mutter und
allerdings herausgefunden, dass die
Kind einen ‚Notausstieg‘ , aber mit
Neigung zu starken Gesundheitssor-
Sicherheit keinen Hauptausgang bei
gen mit dem Hang zu Depressionen,
der Geburt geboten. Für eine natür-
häufigen Arztbesuchen und soma-
liche Geburt gibt es in den meisten
tischen Leiden einhergeht. Mehr:
Fällen keine wirkliche Alternative“. So
www.wissen57.de n
würden etwa Studien belegen, dass
Kritik
Gegen den „Goldenen Schnitt“
1/2015 CHRISCARE
33
Adventisten
Respekt vor dem Sabbat hilft
Seventh-day Adventist Church
Kaiserschnitt-Kinder z.B. öfter an
Pargament: Adventisten, die den
Allergien litten als natürlich gebo-
Sabbat halten und daher säkulare
rene Babys. Aber auch für die Mutter
Aktivitäten am Feiertag reduzieren,
berge der operative Eingriff Risiken.
zeichnen sich unter anderem durch
„Es handelt sich beim Kaiserschnitt
höheres Coping, gesündere Ernäh-
um eine Operation, das wird leider
rung und eine bessere seelische
nicht selten verdrängt.“ n
Gesundheit aus. Die körperliche Gesundheit wurde jedoch durch das
Helga Santel „Danach“ (in der Ausstellung)
Erwünscht
Geistlicher Rat vom Arzt?
Einhalten der Sabbatvorschriften nicht beeinflusst. Mehr: SSuperville, D. J.; Pargament, K. l.; Lee, J. W. Sabbath keeping and its relationships to health and well-being: A mediational
Hamburg: „Kaiserschnitt – Goldener
analysis. International Journal for the
Schnitt?“, so lautet die bundesweite
Psychology of Religion 24:241-256 n
Kunstausstellung, die sich kritisch mit der hohen Kaiserschnittrate in Deutschland auseinandersetzt und als erstes im Ev. Amalie Sieveking-
Patienten mit Krebserkrankung
Krankenhaus in Hamburg-Volksdorf
Mechanismen
Resilienz: Steuerung im Gehirn?
gezeigt wurde. 26 Künstlerinnen
Sydney: Wünschen sich Patienten
stellen ihren persönlichen Blick
mit einer fortgeschrittenen Krebs-
auf das Erlebnis Geburt dar und
erkrankung, dass ihr Arzt nach
zeigen anhand ihrer Werke, welche
ihren spirituellen Ressourcen fragt?
Wirkung die Geburt auf sie selbst
Forscher an der Universität von Syd-
und ihr künstlerisches Schaffen hat.
ney führten qualifizierte Interviews
In Deutschland kommt mittlerweile
durch, die zeigten, dass unabhängig
jedes dritte Kind per Kaiserschnitt
vom religiösen Hintergrund, die
auf die Welt – die Kaiserschnittrate
Mehrheit der Patienten wünschte,
Mainz: Wissenschaftler des For-
hat sich damit in den vergangenen
dass ihr Arzt sich nach ihren spiri-
schungszentrums Translationale
20 Jahren von 15,3% (1991) auf
tuellen Ressourcen erkundigt. Die
Neurowissenschaften (FTN) der
31,9 % (2010) mehr als verdoppelt.
Patienten wollten zwar keine geistli-
Universität Mainz haben einen
Unbestritten ist dabei, dass der
chen Ratschläge von ihrem Arzt; sie
ganzheitlichen Rahmen für künftige
Kaiserschnitt dann geboten ist, wenn
waren aber sehr daran interessiert,
Resilienz-Studien entwickelt. Sie
zwingende medizinische Gründe
ganzheitlich behandelt zu werden
schlagen dabei eine mechanistische
vorliegen – also, wenn die Gesund-
und eine gute Beziehung zu ihrem
Theorie vor, die die Bewertung, die
heit von Mutter und Kind gefährdet
Arzt zu haben, die es ihnen erlaubte,
das Gehirn als Reaktion auf belas-
sind. Das aber sei nur bei ca. 15%
über ihre Ängste zu sprechen. Mehr:
tende oder bedrohliche Situationen
der Geburten der Fall, sagt Dr.
Best, M.; Butow, P.; Oliver, I. Spiritual
vornimmt, in den Mittelpunkt rückt
Wolf Lütje, Chefarzt im Ev. Ama-
support of cancer patients and the
– bisher standen vor allem soziale,
lie Sieveking-Krankenhaus sowie
role of the doctor. Supportive Cancer
psychologische und genetische Fak-
Präsident der Deutschen Gesellschaft
Care 22:1333-1339 n
toren im Vordergrund der Resilienz-
Steuerung der Gesundheit
34
NACHRICHTEN + LITERATUR
Forschung. Bei der Entstehung
gesund zu bleiben. Die Tatsache,
lich der zentrale Mechanismus, der
vieler psychischer Erkrankungen,
dass einige Menschen nicht oder
letztlich über die Resilienz des Indi-
wie Depression, Angst oder Sucht,
nur kurzfristig erkranken, obwohl
viduums entscheidet.“ Eine interes-
spielen Stress, traumatische Ereig-
sie großen psychischen oder physi-
sante Konsequenz des Bewertungs-
nisse oder belastende Lebensum-
schen Belastungen ausgesetzt sind,
ansatzes ist es, dass es weniger die
stände eine wesentliche Rolle. Doch
lässt vermuten, dass protektive
belastenden Situationen oder Reize
nicht jeder Mensch, der mit solchen
Mechanismen – also Schutz- und
sind, die entscheiden, ob Stress
Belastungen konfrontiert wird, ent-
Selbstheilungskräfte – existie-
entsteht, sondern die Art und Weise,
wickelt eine psychische Erkrankung.
ren, welche die Entwicklung von
wie das Individuum die Situation
Die jedem Menschen innewohnende
stressbedingten Erkrankungen ver-
bewertet. Ein positiver Bewertungs-
„seelische Widerstandskraft“ – im
hindern. Die entscheidende Frage
stil schützt langfristig vor stressbe-
Fachjargon „Resilienz“ – hilft, Her-
lautet demnach ‚Wie bewertet das
dingten Erkrankungen, weil er die
ausforderungen, Belastungen und
Gehirn eine bestimmte Situation
Häufigkeit und das Ausmaß von
schwierige Situationen wirkungs-
oder einen bestimmten Reiz?‘. Eine
Stressreaktionen verringert. Mehr:
voll zu meistern und dabei mental
positive Reizbewertung ist vermut-
pr@unimedizin-mainz.de n
Für Sie gelesen Gesundheit, Heilung und Spiritualität Dieses Buch ist eine Überarbeitung und Erweiterung der 2006 erschienenen Broschüre „Gesundheit, Heilung und Spiritualität. Zur Zukunft des heilenden Dienstes in Kirche und Diakonie“, welches im Umfeld des Deutschen Institutes für Ärztliche Mission (Difäm) entstand. „Die Gestaltung des Heilungsauftrages Jesu in einer globalisierten Welt – zwischen der (tendenziellen) Armut in der südlichen und dem (tendenziellen) Reichtum in der nördlichen Halbkugel, zwischen vielfacher Krankheitslast und Gesundheitskult, zwischen technologischer Hochleistungsmedizin und esoterischen Heilungsangeboten – ist in der weltweiten Christenheit zu einer neu diskutierten Frage geworden. Dass heute auch die Theologie an unseren Universitäten und große Tagungen wie die Christlichen Gesundheitskongresse dem Thema der Gestaltung des Heilungsauftrages Jesu zu einer neuen und öffentlichen Aktualität verhelfen, ist ein Paradigmenwechsel. Die Vergangenheit, in der man sich mit der unbefriedigenden, wie letztlich unrealistischen Trennung in „Medizin hier, Theologie und Christsein dort“ abfinden zu müssen glaubte, scheint überwunden. Welches Umdenken, welche Aufgaben, welche Erfahrungen und Chancen sich daraus für die unterschiedlichen Praxisfelder in Kirche und Diakonie ergeben – das ist Thema und Anliegen dieses Buches.“ So heißt es im Vorwort der Autoren, die
bereits von ihrem Hintergrund her ärztliche, theologische, gemeindliche und weltweit-diakonische Dimensionen zusammenbringen. Dieses Buch ist unbedingt lesenswert. Es vermittelt einen weiten Horizont theologischer wie medizinischganzheitlicher Reflexion des Gesundheits- und Heilungsverständnisses einschließlich(kirchen-)geschichtlicher wie weltweiter Entwicklungen. Dabei wird der Kirchengemeinde eine besondere Bedeutung in der Gesundheitsfürsorge zugesprochen und dies anhand zahlreicher Erfahrungen aus dem In- und Ausland erläutert. Mitarbeiter aus Gesundheitsberufen wie aus Gemeinden werden zur gegenseitigen Ergänzung und Zusammenarbeit ermutigt. Das Buch liefert eine Fülle von Anregungen zur eigenen Vertiefung der Thematik einschließlich eines reichen Quellenverzeichnisses. Die abschließenden „10 Thesen zur Weiterarbeit“ können als Grundlage zur Diskussion und Perspektivenentwicklung vor Ort genutzt werden. Die Verbindung hervorragender Grundlagenarbeit mit hoher Praxisrelevanz für heilende Dienste in Kirche, Diakonie und Ökumene sollte das Buch zu einem Standardwerk für Christen in pflegerisch-therapeutischen und seelsorgerlich-pastoralen Berufen machen. Dr. med. Georg Schiffner Beate Jakob, Ulrich Laepple, Gesundheit, Heilung und Spiritualität – Heilende Dienste in Kirche, Diakonie und weltweiter Ökumene, 129 S., Neukirchener Verlag, 2014, ISBN 978-3-7887-2848-5, € (D) 16,99, SFr. (CH) 24.40
LITERATUR
Altenheimseelsorge: Mehr als eine schöne Kapelle! „Bei der Altenheimseelsorge sind Einrichtungen und Träger von Caritas und Diakonie herausgefordert, angemessene Angebote als Wesens- und Qualitätsmerkmal ihrer Arbeit zu entwickeln. Ausgehend von den Vorträgen und Workshops des Diözesanforums für Altenheimseelsorge 2013 in Köln geben die Fachbeiträge des Buches Einblicke in aktuelle Fragestellungen, bieten Anregungen für den seelsorgerlichen Alltag und stellen praxiserprobte Beispiele vor. Thematisiert werden u.a. Möglichkeiten kreativer pastoraler Angebote und die Frage nach Konzepten und Standards in der Altenheimseelsorge. Ein Buch, das fundierte Anregungen für zukünftige Wege in der Altenpastoral gibt.“ In der Tat – diese Selbstbeschreibung des Buches verspricht nicht zuviel. Es ist ein lesenswertes Buch, nicht nur für Mitarbeiter in Altenpflegeeinrichtungen, sondern für alle, die Christsein und Gesundheitsberufe miteinander verbinden wollen. Denn hier wird exemplarisch für einen Bereich unseres Gesundheitswesens – die Altenpflegeeinrichtungen – um Fragen der Alltagsrelevanz und Weiterentwicklung christlichen Engagements gerungen. Wohltuend ist die grundsätzlich positive Vision, die auch angesichts von Belastungen in der Altenfürsorge und Veränderungsprozessen in der Kirche vermittelt wird. Ausgehend von Erfahrungen aus der katholischen Diözese Köln zeigt das Buch eine ökumenische Weite und wertvolle Impulse auch für konfessionell anders geprägte Regionen oder Einrichtungen. Gerade die Vielzahl praxisbezogener Anregungen und Tipps für die Begleitung alter Menschen – auch in dementiellen Entwicklungen – tragen mit dazu bei. Ich habe dieses Buch mit viel Gewinn gelesen – nicht nur als Geriater und Palliativmediziner – und mit Freude über die zukunftsweisenden Aufbrüche in Kirche und Gesundheitswesen. Den Herausgebern ist es gelungen, mit Sachverstand, Mut und Weitblick ein Viel-Autorenbuch zusammenzustellen, das sich auch für Nicht-Theologen flüssig lesen lässt und Mut macht, sich als Christ vor Ort engagiert einzubringen. Dr. med. Georg Schiffner Bruno Schrage u. Peter Bromkamp (Hg.), Altenheimseelsorge: mehr als eine schöne Kapelle!, Lahn-Verlag, 2014, 218 S., ISBN 978-3-7840-3517-8, €19,95, SFr. (CH) 29.90
1/2015 CHRISCARE
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Palliative Care für Menschen mit geistiger Behinderung Das Lebensrecht von geistig behinderten Menschen ist in Europa nicht mehr selbstverständlich. Die Diskussion um sogenannte Sterbehilfe lässt ahnen, dass Christen in besonderer Weise für diese Menschen einstehen müssen, um sie vor der Tötung durch Mediziner zu schützen. Aber wie begleitet man Menschen mit geistiger Behinderung in der letzten Phase des Lebens? Der vorliegende Sammelband verbindet zahlreiche von Praktikern geschriebene und dennoch wohl reflektierte Beiträge. Einen Schwerpunkt bildet die Frage, wie man mit Menschen mit einer geistigen Behinderung kommuniziert. Die Bedeutung des Hospizgedankens wird besonders hervorgehoben. Berührend sind die Erfahrungsberichte. So fragt ein schwer mehrfachbehinderter sterbender Patient: „Ich weiß gar nicht, warum das Leben so schön ist!“ Damit straft er offenbar alle Lügen, die mit falschem Mitleid Menschen mit einem Handicap Lebensqualität absprechen. Reimer Gronemeyer beglückwünscht in einem Nachwort die Herausgeber zu dem Buch, weil sie helfen, „die große, schwierige und wunderschöne Aufgabe, Menschen mit Behinderung am Lebensende sanft, zugewandt und erfahrungsreich zu begleiten“. Frank Fornaçon Ramona Bruhn, Benjamin Straßer (Hg.), Palliative Care für Menschen mit geistiger Behinderung, Interdisziplinäre Perspektiven für die Begleitung am Lebensende. Stuttgart, 2014, 364 Seiten, € (D) 59,90, SFr. (CH) 78.90
Anzeige
36
LITERATUR + TERMINE
Tagungen, Seminare & Konferenzen „Ganzheitliche Gesundheitsstrategien“ In seinem kurzweiligen Büchlein beschreibt der Facharzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin Dr. Andreas Penno knapp, prägnant und geprägt von seinem Fachwissen den Zusammenhang von Gedanken, Gefühlen und Gesundheit. Am Ende jedes
28.2.: Vöhringen bei Neu-Ulm, Als Christen Demenzkranke begleiten, www.cig-online.de 1. – 2.3.: Schwäbisch Gmünd, Christliche Spiritualität am Sterbebett, Basiskurs, www.schoenblick.de 5. – 6.3.: Regensburg, Ethische Konfliktfelder am Lebensanfang, www.caritas-akademie.de 5. – 7.3.: Hösbach, Caritasprofil – Impuls aus der Theologie für Führungskräfte der Caritas, www.fak.caritas.de
Kapitels stellt er Fragen zum Weiterdenken und gibt in den Texten kleine Sofort-Übungen, z.B. die „Meditation für jeden Tag“ oder Bewegungsübungen fürs Büro. Im Kapitel „Die Gesundheit und das Ei“ erläutert er in leicht verständlicher Form die Bedeutung des Cholesterins und ermutigt am Ende schließlich zum Musik Hören und Singen. Es lohnt auch, auf www.workshop365.de der Firma tempus das Gesundheitsseminar von Dr. Penno anzuklicken. Dieses Buch eignet sich gut zum Weitergeben an Kranke und Gesunde, an Christen und eher kirchenferne Menschen. Eine Ergänzung kann es bei CiG-Seminaren für Kranke beim Thema „Gesundheitsfördernder Lebensstil“ sein oder einfach zur persönlichen Ermutigung im Alltag. Anne-Katrin Rathje
5. – 8.3.: Craheim, Soaking – Stille im Sturm, www.cig-online.de
Andreas Penno, „Ganzheitliche Gesundheitsstrategien“, das Buch zum beliebten Online-Seminar von Dr. Andreas Penno, Norderstedt, 2014, € (D) 22,90, SFr. (CH) 32.90
21.3.: Sießen, Refresher-Tag,Netzwerk Oberschwaben, www.netzwerk-chk.de
5. – 8.3.: Ettlingen, Präsenzseminar 1, Ausbildung PastoraltherapeutIn: Einführung in die personenzentrierte Gesprächsführung und Einführung in die ABC Methode der RationalEmotiven Verhaltenstherapie (REVT), www.isa-institut.de 7.3.: Roth bei Nürnberg, Wie können wir kranke Menschen umfassend begleiten?, www.cig-online.de 7.3.: Karlsruhe, Christliche Heilkunde – eine „Not-wendende“ Erweiterung für Medizin und Krankenbegleitung?, CiG-Akademie, www.cig-onlie.de 15.3.: Birkenfeld, Patientengottesdienst in der Michaelskirche, www.cig-onlie.de 16. – 18.3.: Jerusalem, Konferenz: Treating the Religious Patient: Cross-Cultural Perspectives from Research and Practice, www.isas.co.il/religious-patients
25.4.: Neu-Ulm, Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht, www.cig-online.de 26.4. – 1.5.: Dünenhof/Cuxhaven, Gründe mich tief und führe mich weit – wenn aus Gebet Tanz wird, Erholung für Körper & Seele, www.cig-online.de 8. – 10.5. Kloster Nütschau SH, Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen, Wochenende für Kranke und Angehörige, CiG-Akademie, www.cig-online.de
Anzeige
12.5.: Berlin, Gemeinsamer Fachtag für Beraterinnen und Berater, Quellen entdecken und Schätze heben: Spirituelle Ressourcen in der psychologischen Beratung und Supervision, www.ezi-berlin.de/tagungen.html
Abgabe einer Allgemeinpraxis
20. – 23.5.: Würzburg, Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge, www.akademieps.de
Seit 40 Jahren wirtschaftlich erfolgreich geführte Allge-
31.5.: Mariendom in Hamburg, Patientengottesdienst, www.cig-online.de
meinpraxis, gelegen in idyllischer Natur des Appeltals in der Pfalz, aus Altersgründen abzugeben. Geregelter Notdienst durch Bereitschaftsdienstzentrale gewährleistet. Kleine Ortsgemeinde in der Nordpfalz mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung und gut funktionierender Infrastruktur. Christliche Gemeinde Chara ist vor Ort (u.a. Physiotherapeutische Praxis). Kontakt: DrHWKoch@yahoo.de
31.5. – 2.6.: Bern, 1st International Conference on Intercultural Spiritual Care and Counseling, Seelsorge in den Religionen, www.theol.unibe.ch/ipt/content/index_ger.html 15. – 17.6.: Kloster Drübeck, Die heilende Kraft der Spiritualität entdecken, www.baptisten.de/akademie 18. – 21.6.: Dassel, Jahrestagung Christen im Gesundheitswesen, ,,Sehnsucht nach Alternativen – Gott eröffnet Perspektiven“, www.cig-online.de
HUMOR
1/2015 CHRISCARE
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Hier rät Dr. Rottweil! Die etwas andere Rubrik Und wenn er mal nicht rät, dann rätselt er: Was ist gesund, und wenn man’s tut, kann man davon krank werden? – Erst nachdenken, dann weiterlesen! – Antwort: Lachen ist gesund, aber man kann sich auch kranklachen. Je nach den Symptomen braucht man dann unterschiedliche Fachärzte. Wer sich schieflacht, muss zum Orthopäden, wer sich scheckig lacht, zum Hautarzt. Schüttet man sich vor Lachen aus, injiziert der Internist Vomex; macht man sich vor Lachen nass, hilft der Urologe. Bekommt jemand Lachkrämpfe, ist (durch den Neurologen) Valium das Mittel der Val, Verzeihung, Wahl. Hat sich einer halbtot gelacht, wird es ernst: Rettungswagen, Sauerstoff, sofortiges Erzählen einer traurigen Geschichte. Hat sich einer totgelacht, wird es sehr, sehr ernst. Für eine Reanimation ist es nicht zu spät, solange noch Zwerchfellzuckungen nachzuweisen sind. Durch kontrollierte
Abhörmaßnahme bei bellendem Husten
Beatmung auf der Intensivstation sorgt der Anästhesist dafür, dass einem das Lachen vergeht. Wie kann man all
meinem Kind erkannte ich die Krankheit an bellendem
diesen Risiken vorbeugen? Am besten, wenn man nichts
Husten. Wie soll ich sie bei meinem Hund erkennen?“ –
zu lachen hat – was aber auch nicht so gesund sein soll...
Ich rate: Die Krankheit ist bei einer Katze sicher leichter zu erkennen als bei einem Hund, denn der bellt ja sowieso.
Bei der Erwähnung all dieser Kollegen werde ich ein biss-
Wenn er nun bellt, fragen Sie sich Folgendes: Hat er
chen neidisch. Nicht weil ich keine Lachkranken behandeln
derzeit einen banalen Luftwegsinfekt? Ein solcher liegt
könnte, natürlich kann ich das. Nein, aber die Kollegen
bei Pseudokrupp oft zugrunde. Hat er Fieber? Axillar oder
haben so schöne Kurzformen für ihre Tätigkeit: Der
oral messen. Bellt er zu ungewöhnlicher Zeit, z. B. mitten
Facharzt für Nervenkrankheiten wird einfach „Neurologe“
in der Nacht? Das ist bei Pseudokrupp typisch. Sieht er
genannt, das trifft genau den Nerv. Vergleichsweise könnte
blass oder ängstlich aus und verstärkt sich das Bellen bei
ich als Facharzt für theoretische Medizin „Theologe“ hei-
Erregung? Dies alles könnte auch auf einen Einbrecher
ßen – doch dieser Begriff ist schon vergeben. Orientiere
hindeuten. Wenn Sie Zweifel haben, ob Ihr Hund krank
ich mich am Wort „Internist“, so komme ich auf „Theorist“,
ist, rufen Sie einen Tierarzt an, lassen Sie den Hund ins
aber das klingt zu sehr nach Tourist oder gar Terrorist. Am
Telefon bellen. Wird die Diagnose bestätigt, so geben Sie
liebsten würde ich mich wegen der Schönheit meiner
ihm ein Zäpfchen Rectodelt, 10 mg für den Zwergpudel,
Beratungen „Ästhesist“ nennen. Doch das würde den
30 mg für die meisten anderen Hunde außer Bernhar-
Protest der An-ästhesisten hervorrufen, die den Eindruck
diner und Rottweiler (wie komme ich denn darauf?), die
bekämen, ich fände ihren Beruf unästhetisch. Nun, wenn
brauchen 100 mg. Die Verabreichung eines Zäpfchens
man von mir schlicht als „Dr. Rottweil“ spricht, so weiß
beruhigt den Hund am schnellsten.
auch jeder Bescheid. Bin ich doch das ärztliche Unikat, das nicht von der Praxis abgefangen wurde.
Mit kollateralen Grüßen! n
Im letzten Heft wurden ja eine Menge Aggressionen gegen das ärztliche Abhören laut. Hier ein letzter Versuch, dieses Thema emotionsfrei darzustellen. Ganz unverfänglich sollte nämlich das Abhören von Tieren sein; dazu mein heutiger Rat. Ausgangspunkt war folgende Frage
Ihr Dr. G. R., Löwenwalde
an mich: „Seit mein Kind Pseudokrupp hatte, habe ich Angst, dass auch mein Hund daran erkranken könnte. Bei
– Studieren geht über Probieren! –
38
GASTKOMMENTAR
Europa redet mit Nicht alles schlecht, nicht alles gut
zu dem Gesetzgebungsvorschlag geäußert und konkrete Änderungsanträge beschlossen. Leider sind die Verantwortlichen der Mitgliedstaaten im Ministerrat bis
Die Hauptverantwortung für unser Gesundheitswesen
heute nicht in der Lage, eine Position zu entwickeln. Ich
liegt bei den Mitgliedstaaten der Europäischen Union –
habe die große Sorge, dass, wenn der nächste Skandal
teilweise sogar bei den Bundesländern. Das heißt aber
kommt, alle Verantwortlichen in der Europäischen Union
nicht, dass europäische Entscheidungen keinen Einfluss
zu Recht am Pranger stehen.
auf das Gesundheitswesen haben. So sind beispielsweise Arzneimittel Güter, die im Binnenmarkt gehandelt
In anderen Bereichen des Gesundheitswesens sehe ich
werden und deshalb seit vielen Jahren einheitlichen
die Aufgabe der Europäischen Union nicht in direkter
Regeln in der Europäischen Union unterliegen. Seit fünf
Regulierung, sondern vielmehr in einem verbesser-
Jahren ist es auch zu Recht so, dass die Kompetenz für
ten Informationsaustausch. Viele Probleme, die wir in
Arzneimittel beim Gesundheitskommissar liegt und nicht,
Deutschland haben, können durch Praktiken, die sich in
wie früher, beim Industriekommissar. Es gab bei der
anderen Ländern bewährt haben, gelindert werden. Ein
Zusammenstellung der neuen Kommission durch Jean-
Problem, das die Öffentlichkeit zu Recht beunruhigt, ist
Claude Juncker die Überlegung, dies wieder rückgängig
die Frage der Antibiotikaresistenzen. Nach Angaben der
zu machen. Auf Druck des Europäischen Parlaments blei-
Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr 25.000
ben wir aber dabei: Gesundheit ist die höchste Priorität.
Menschen an Keimen, gegen die kein gängiges Antibio-
Der Eindruck, dass Industrieinteressen höher zu bewer-
tikum mehr wirkt. Hier müssen wir dringend ansetzen:
ten sind, muss auf jeden Fall vermieden werden.
verbesserte Hygiene und eine sehr viel sorgfältigere Verschreibungspraxis sind ebenso erforderlich wie
Aktuell arbeitet das Europäische Parlament an einer
eine bessere Aufklärung der Patienten. Darüber hinaus
neuen Verordnung über Medizinprodukte. Nach den
gibt es eine klare Verbindung zwischen Tiermedizin
Skandalen um schadhafte Brustimplantate, Hüftimplan-
und Humanmedizin und für die Landwirtschaft ist die
tate und ähnliches müssen dringend Konsequenzen
Europäische Union wiederum direkt zuständig. Es gibt
gezogen werden. Aus meiner Sicht ist die wichtigste
zunehmend starke wissenschaftliche Beweise dafür,
Konsequenz, dass wir in Zukunft unangemeldete Kont-
dass resistente Keime aus dem Tierreich auch beim
rollen bei den Firmen brauchen, denn beim PIP-Skandal
Menschen eine Rolle spielen. Daher müssen wir die
war zwar am Anfang, als der TÜV das Dossier geprüft
Antibiotikagabe in der Landwirtschaft deutlich stär-
hat, alles in Ordnung. Es wurde aber leider im weite-
ker kontrollieren. Bestimmte Reserveantibiotika, die
ren Verlauf hochwertiges medizinisches Silikon durch
beim Menschen lebensnotwendig sind, sollten in der
minderwertiges Industriesilikon ersetzt. Das Europäische
Tierzucht überhaupt nicht mehr eingesetzt werden. Wir
Parlament hat sich bereits vor über einem Jahr detailliert
arbeiten dazu an einem Verordnungsvorschlag.
GASTKOMMENTAR + VORGESTELLT
1/2015 CHRISCARE
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Vorgestellt Besonders sensibel, gerade auch für christlich geprägte Krankenhäuser, ist der Umgang mit Grenzfragen des menschlichen Lebens. Auch hier liegt zwar die Hauptverantwortung bei den Mitgliedstaaten, wir können aber aus Fehlern und aus guten Beispielen in den anderen Ländern lernen. Die Zulassung der Tötung auf Verlangen in Belgien und den Niederlanden ist meiner Ansicht
Name: Evangelischer Fach- und Berufsverband für Pflege
nach ein gefährlicher Schritt in die falsche Richtung. Die
und Gesundheit e.V.
Tötung auf Verlangen wurde zunächst mit dem Argu-
Zielsetzung: Stärkung der Position der Pflegebedürftigen
ment legalisiert, es handle sich um wenige dramatische
in Gesellschaft und Politik sowie Förderung fachlicher,
Ausnahmefälle. Mittlerweile sollte in Belgien ein Sexu-
ethischer und persönlicher Kompetenzen der Pflegen-
alstraftäter euthanasiert werden, für den endlich doch
den in den verschiedenen Handlungsfeldern der Pflege.
eine Behandlungsmöglichkeit gefunden wurde. Diese
Grundlage dafür ist das Evangelium und die darin
wurde aber von dem zuständigen Gericht nicht geneh-
begründete Hinwendung zum Nächsten.
migt. In Belgien gibt es auch Euthanasie bei Kindern,
Gründungsjahr: 1976 – Zusammenschluss Schwestern-
obwohl es in ganz Belgien kein einziges Kinderhospiz
schaft der Inneren Mission (1902) und Berufsverband
gibt. Die Hospizbewegung ist ein großartiges Beispiel für
freier evangelischer Krankenschwestern (1966)
eine positive Idee, die sich über ganz Europa ausbreitet.
Mitglieder: Einzelmitglieder aus allen pflegerischen
Angefangen von Großbritannien über Deutschland gibt
Handlungsfeldern, Pflegebildungseinrichtungen und Pfle-
es jetzt Hospize in vielen anderen europäischen Ländern.
geverbände als Korporative Mitglieder, Fördermitglieder
Damit wird sterbenskranken Menschen konkret geholfen.
Vorsitzende: Ulrike Döring
In der Europäischen Union unterstützen wir die Palliativ-
Wichtigste Aktivitäten:
medizin, z.B. durch Forschungsprojekte. Es geht nicht nur
• Wir bearbeiten pflege-, gesundheits-, und sozialpoliti-
um die Bekämpfung von Schmerzen, sondern auch von
sche Themen und vertreten damit verbunden die Interes-
anderen teilweise unerträglichen Symptomen wie Übel-
sen Pflegebedürftiger und der sie Pflegenden in Öffentlich-
keit, Juckreiz und vor allen Dingen Husten und Atem-
keit, Gesundheits- und Sozialpolitik – vor allem im Hinblick
not. Eine menschliche Medizin, bei der wir Ärzte auch
auf pflegefachliche Positionen und ethische Grundsätze
erkennen, wann man nicht mehr kurativ tätig sein kann,
auf der Basis des christlichen Menschenbildes.
eine qualifizierte Bekämpfung der Symptome und eine
• Wir wirken mit in für die Pflege relevanten Organisati-
Begleitung durch Hospizdienste sind die richtige Antwort
onen und Gremien – insbesondere in der Arbeitsgemein-
auf die falsche Entwicklung in Belgien und den Nieder-
schaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisa-
landen. In den meisten anderen europäischen Ländern
tionen in Deutschland e.V. (ADS) und darüber im Deutschen
sind die Gesetze zur Sterbehilfe sogar noch strenger als
Pflegerat e.V. (DPR) und im Deutschen Bildungsrat für
in Deutschland. Organisierte Beihilfe zum Selbstmord ist
Pflegeberufe (DBR) sowie im Deutschen Evangelischen
zum Beispiel in den meisten anderen europäischen Län-
Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP).
dern verboten. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass
• Wir stärken die Kompetenzen der Pflegenden, u. a.
von Europa und unseren Nachbarländern keinesfalls nur
durch Fachtage, Seminare und die Zeitschrift PFLEGEN.
Unheil kommt. Ein offener Umgang mit unseren Nach-
• Wir fördern die Professionalisierung der Pflege hin zu
barn und das Übernehmen von guten Ideen können uns
einem eigenverantwortlichen und eigenständigen Leis-
allen helfen – auch und gerade im Gesundheitswesen. n
tungserbringer im Gesundheitswesen und wirken mit bei der Weiterentwicklung der Pflege- und Gesundheitsberufe. • Wir wirken mit an wissenschaftlichen Projekten im Bereich von Pflege und Gesundheit. Publikationen: Zeitschrift PFLEGEN mit jeweiligem Schwerpunktthema, zuletzt: 3/14 Erste Schritte in der Pflege – Laufen lernen in einer neuen Verantwortung,
Dr. Peter Liese, MdEP, CDU, Sprecher der
4/14 Aggressionsmanagement – Umgang mit Aggression
EVP-Fraktion für Umwelt, Gesundheit und
und Gewalt in der Pflege
Lebensmittelsicherheit, Brüssel
Internetseite: www.efaks.de
40
RECHTLICHES
Impressum Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Eberwein. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: FRANK.COMMUNICATION., Werner-von-Siemens-Str. 25, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15, werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2012. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr. (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr. (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland oder dem SCM Bundes-Verlag (Schweiz) in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, abo@scm-bundes-verlag.ch, www.scm-bundes-verlag.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Bank, IBAN: DE55520604100206416179, BIC: GENODEF1EK1 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN: CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 1/ 2015: Humor & Lebensglück Fotos: S.1 © theartofphoto / fotolia.com; S.6 © Robert Kneschke / fotolia.com; S.9+11 Manfred Lehner; S.19 © ChristArt / fotolia.com; S.21 © Jeanette Dietl / fotolia.com; S.22/23 © petarpaunchev / fotolia.com; S.25 © Nikki Zalewski / fotolia.com; S.26 bilder-bistum-koeln.de; S.27 © Gina Sanders / fotolia.com; S.32 PTHV in Vallendar, © Chlorophylle / fotolia.com, © jaddingt / fotolia.com, © Alexander Raths /
fotolia.com; S.33 Helga Santel, © Photographee.eu / fotolia.com, Seventh-day Adventist Church, © everythingpossible / fotolia.com; S.38 © jorisvo / fotolia.com; alle anderen Bilddaten: privat und FRANK.COMMUNICATION. Illustrationen: FRANK.COMMUNICATION. (www.frank-com.de) Texte: S.22/23: © Church Health Reader2014, www.chreader. org; Rechte bleiben gewahrt Beilagen: Christen im Gesundheitswesen, idea spektrum Das Heft 2/2015 erscheint mit dem Thema „Armut“ im Mai 2015.
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4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft 1/2011 Besser miteinander 2/2011 Krisen bewältigen 3/2011 Am Lebensende 4/2011 Kraftquellen erschließen 1/2012 Spiritualität im Alltag 2/2012 Berufung – Karriere und das liebe Geld 3/2012 Existentiell herausgefordert 4/2012 Heilige Momente 1/2013 Die Kraft innerer Bilder 2/2013 Nähe und Distanz 3/2013 Der Seele Gutes tun 4/2013 An der Grenze 1/2014 Beruf und Lebensformen 2/2014 Leidenschaft im Dienst 3/2014 Der mündige Patient 4/2014 Aggression – was tun?
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LESERBRIEFE
Leserbriefe
Zu CC 3 / 2014: Spiritual Pain
im Sprechzimmer. Eine Woche später hatte er wieder einen
Danke für den Hintergrundartikel „Spiritual Pain“. Ich las ihn
Termin. Mit ganz anderer Körpersprache betrat er den
während der Rückreise meines Herbsturlaubs. Gut, dass
Raum. „Frau Doktor, es geht mir viel besser. Und meiner
hier für die spirituellen Nöte schwerkranker Patienten, den
Pastorin habe ich gesagt, dass meine Ärztin für mich gebe-
Verlust von Lebenssinn, Verwurzelung, Identität und Got-
tet hat und Gott mir geholfen hat.“ n
tesbeziehung sensibilisiert wird – Wie setze ich es nun im Alltag um, fragte ich mich am Ende meiner Bahnfahrt.
Dr. med. Elisabeth Dissmann, Ärztin für Allgemeinmedizin und spezielle Schmerztherapie, Leopoldshöhe
Am nächsten Morgen, meinem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub, war die Praxis übervoll. Ein Patient mit chronischen Schmerzen, den ich schon länger begleite, betrat mein
Zu CC 4 / 2014: Der Healing Code
Sprechzimmer. Er schilderte verstärkte Schmerzen, Frust
Danke für die nüchterne Stellungnahme zu dem Buch
und Hoffnungslosigkeit. Ich untersuchte ihn, modifizierte
„Der Healing Code“. Ich habe das Buch im Herbst 2013 auf
die Schmerztherapie ein wenig und sprach mit ihm über
Grund einer Bitte um Stellungnahme durchstudiert – und
sein Engagement in seiner Kirchengemeinde und eine Tür
mich gewundert, warum der Healing Code in Christlichen
im psychosozialen Bereich, die sich für ihn gerade auf-
Kreisen so ein Aufsehen erregt. Beschreibt das Buch doch
tat. Immer noch machte er einen verzweifelten Eindruck.
im Wesentlichen eine Technik der Selbstheilung, die durch
„Spiritual Pain“ schoss es mir durch den Kopf. „Fühlen sie
die ständige Wiederholung den Blick auf diese Technik
sich manchmal von Gott enttäuscht oder verlassen?“ Der
fokussiert und die lebendige Beziehung zu dem eigentli-
Patient bejahte die Frage und schilderte einige seiner Zwei-
chen Heiland Jesus Christus und damit eine ganzheitliche
fel und Ängste. Für ein langes Gespräch blieb keine Zeit.
Heilung in den Hintergrund treten lässt. n
„Darf ich für Sie beten?“, fragte ich. „Ja!“ „Später, oder jetzt hier?“ „Gern jetzt!“, kam seine Antwort. Ich betete für ihn
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