Magazin für Christen im Gesundheitswesen 3/2015
Kulturelle Vielfalt
ChrisCare
ChrisCare
Kul turelle Vielfal t Kulturelle Vielfalt FREUNDLICHKEIT
ENGAGEMENT
T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA
FLÜCHTLINGE
ACTION MEDEOR BABYLON GLEICHGÜLTIGKEIT AL-GERMANIYYA STRUKTUREN
VÖLKER FREMD
INTERKULTURELL HALTUNG ORGANISATION KOMPETENZ VERTRAUEN EHRENAMTLICH
August 2015 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
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INHALTSÜBERSICHT
SS. 4 SS. 5 SS. 6 SS. 7 SS. 8 SS. 10 SS. 11 SS. 14 SS. 16 SS. 18 SS. 20 SS. 22 SS. 24 SS. 28 SS. 30 SS. 32 SS. 33 SS. 33 SS. 34 SS. 36 SS. 37 SS. 38 SS. 40 SS. 40 SS. 42
Neue Schöpfung Viel gelernt Vielfalt in Hamburgs Süden Flüchtlingskinder Weltweit helfen und heilen: action medeor Interview mit Siegfried Thomaßen Interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen Interkulturelle Kompetenzen in der Psychotherapie Ich wurde reich beschenkt Denke gut – und schöpfe Mut Heilende Seelsorge Blickpunkt Babylon, die Bergpredigt und Pfingsten Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Nachrichten Persönlich für Sie Leserbrief Vorgestellt Das Krankenhaus am Nil Hier rät Dr. Rottweil! Für Sie gelesen Ein gutes Team Termine Impressum Einladung
Inhal t
Redaktionskreis: Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare; Bettina Gundlach
(Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Prof. Dr. rer. cur. Annette Meussling-Sentpali, Professorin Pflegewissenschaft, OTH Regensburg; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Chefarzt Geriatriezentrum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg, Vorsitzender CiG; Pastoralreferent Bruno Schrage (Köln), Dipl. Theologe, Dipl. Caritaswissenschaftler, Referent für Caritaspastoral im Erzbistum Köln; Kathrin Städler (Havelberg), Religionswissenschaftlerin und Krankenschwester; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Zwochau), Anästhesistin, palliative care
Fachbeirat: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende des Evangelischen Berufsverbandes Pflege; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Diakoniewissenschaftlerin, Krankenschwester, Diakonie Bundesverband; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin); Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Lübeck), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. HeinrichChristian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Blankenburg), Chefärztin Klinik für Geriatrie und Innere Medizin; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
EDITORIAL
3/2015 CHRISCARE
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Liebe Leserin, lieber Leser, in den mitteleuropäischen Ländern begegnen sich viele unterschiedliche Kulturen. So auch im Gesundheitswesen: Sowohl die Patienten und ihre Angehörigen als auch die Mitarbeitenden sind in aller Welt zu Hause. Diese Vielfalt ist eine Bereicherung, aber auch herausfordernd, wenn es um eindeutige Kommunikation geht. In vielen Kliniken gibt es inzwischen interne Verzeichnisse, welche Mitarbeiter bestimmte Sprachkompetenzen mitbringen. Die Stationsärztin der Inneren kann Farsi; der Gärtner spricht nicht nur französisch, sondern auch Fulbe; eine Hebamme hat in Moldawien nicht nur russisch, sondern auch rumänisch und ukrainisch gelernt. Neben der sprachlichen Vielfalt und den unterschiedlichen Speisegewohnheiten wirken sich auch religiöse Vorstellungen aus. Eine Patientin aus Nigeria, die einen pfingstkirchlichen Hintergrund hat, rechnet mit dämonischen Mächten, die ihre Krankheit verursacht haben. Wie soll der Stationsarzt darauf reagieren, der zuletzt bei seiner Hochzeit in der Kirche war? Ein muslimischer Patient verstirbt. Was ist zu tun? Einfach zur Tagesordnung übergehen? Oder kann die Schwesternschülerin aus der Türkei mit den Angehörigen klären, was ihnen wichtig ist? In dieser Ausgabe von ChrisCare gehen wir einigen Fragen nach, die Christen im interkulturellen Arbeiten helfen können. Vielleicht schreiben Sie uns Ihre eigenen Erfahrungen. Wir freuen uns auf Ihre Post. Ihre
Bettina Gundlach, Ärztin im Sozialpsy-
Hans-Arved Willberg,
chiatrischen Dienst,
Theologe und Pasto-
Aumühle, Vorstand
raltherapeut, Mitglied
Christen im Gesund-
im Redaktionsteam,
heitswesen (CiG)
Karlsruhe
P.S.: Gerade dieses Themenheft eignet sich, um es an Kollegen und Freunde zu verschenken. Vielleicht als Geschenkabo für ein Jahr zu einer Feier oder zum Geburtstag? Weiteres erfahren Sie auf S.41.
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KUNST
Neue Schöpfung Jesus ist der Schlüssel
Sonne, die den Morgennebel durch-
versteckten Rot mit dem in die Mitte
bricht, leuchtet die Lichterscheinung
geholten Rot im himmlischen Farbbal-
in der gräulichen Umgebung. Sche-
ken ist ein weiterer Hinweis, wie Gott
Das Bildgeschehen konzentriert sich
menhaft sind darin grüne Baumzei-
die ganze Schöpfung mit der Auferste-
auf die vertikale Bildachse. Vor einem
chen zu erkennen. Sie sind Symbole
hung Jesu neu ordnet und wesentli-
hellgrauen Hintergrund erhebt sich
des Wachstums und des Lebens und
chen Lebenselementen wie der Liebe
unten ein Mensch mit ausgebreite-
bilden von der Erde her gleichsam
ihren ursprünglichen zentralen Platz
ten Armen über den Horizont der
eine Allee in die sphärischen Höhen.
zurückgibt. So wird auch die Kreuz-
Landschaft. Wie in einem gläsernen
Insofern erinnern sie an die Bäume
form neu definiert. Im Gegensatz zur
Fahrstuhl scheint er aus der Tiefe
des Lebens, wie sie der Seher Johan-
menschlichen Kreuzform und den
der Erde zu kommen und in den
nes in der Vision des himmlischen
beiden kleinen Kreuzen daneben, die
weiten Himmel aufzufahren. In ihm
Jerusalems beschreibt:
den Tod Jesu und der beiden mit ihm gekreuzigten Männer erinnert, bilden
Anneli Schwager, Auferstehung, 2015, Mischtechnik, 150x130 cm, © VG Bild-Kunst Bonn
Der Engel „zeigte mir
das vertikale Element des Auferste-
einen Strom, das Was-
henden und das horizontale Farb-
ser des Lebens, klar wie
element eine rettende Zuordnung.
Kristall; er geht vom Thron
Die Gegensätze kreuzen sich nicht,
Gottes und des Lam-
sondern bilden in einem spannungs-
mes aus. Zwischen der
vollen Miteinander ein Tau-Zeichen,
Straße der Stadt und dem
in dem das Leben eingeschrieben
Strom, hüben und drü-
ist. Aus unserer Erlebniswelt erinnert
ben, stehen Bäume des
es an einen Gleitschirmflieger. Vom
Lebens. Zwölfmal tragen
Auferstehenden her führt das Bild in
sie Früchte, jeden Monat
die Höhe, in die Bildtiefe und Weite,
einmal; und die Blätter
womit es sehr gut eine Visualisierung
der Bäume dienen zur
des Psalms 18 sein könnte. Bilden die
Heilung der Völker. […]
runde Lichterscheinung und das dar-
Es wird keine Nacht mehr
unterliegende Element, das die Erde
geben und sie brauchen
berührt und sich auf der Höhe des
weder das Licht einer
Auferstehenden befindet, nicht eine
Lampe noch das Licht der
Art Schlüsselloch und deuten damit
Sonne. Denn der Herr,
einen Zugang zu einem hinter der
ihr Gott, wird über ihnen
sichtbaren Welt liegenden Raum an?
leuchten und sie werden
Jesus ist der Schlüssel zu jener neuen
herrschen in alle Ewig-
Welt, Er ist der Mittler zwischen Gott
keit.“ (vgl. Offb 22,1-3.5)
und den Menschen, den Menschen und Gott, allem Geschaffenen und
Gottes lebensspendende
Ungeschaffenen. Er ist der „Weg, die
wird gleichzeitig der gekreuzigte,
und heilende Gegenwart wird nicht
Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6),
der verstorbene und begrabene, der
nur im Gegensatzpaar Licht-Dunkel
der zum Vater führt, in das Leben, das
auferstandene wie auch der in den
erfahrbar. Auch die beiden waagrech-
kein Ende hat. n
Himmel erhobene Jesus dargestellt.
ten Elemente des Bildes – unten die
Über seinen ausgebreiteten Armen
dunkle Erde, oben der bunte Farbbal-
erhebt sich ein großes weißes Rund
ken – erzählen davon, dass Gott alles
– Symbol für das Himmelreich, für
neu macht (vgl. Offb 21,5) und die
Gott. Unaufdringlich und schön ist
„verbrannte“ Erde in eine neue und
Patrik Scherrer, lic.
seine Gegenwart, kontrastreich ver-
leuchtende Daseinsebene zu überfüh-
theol., Krankenhaus-
stärkt durch die Lichtbrechung in den
ren vermag. Der Dialog zwischen dem
seelsorger, München,
Spektralfarben. Wie eine aufgehende
wie eine Glut in den Tiefen der Erde
www.bildimpuls.de
ERFAHRUNGEN
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Viel gelernt Kulturelle Vielfalt bei Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
Wenn ich gefragt werde, wie es
Essen, das ich jetzt vier Wochen
die sie erlebt hatte, immer wieder-
mir in meinem Berufsleben als
lang von meiner Mutter gekocht
holten. Ich ahnte vorher gar nicht,
Hebamme mit der Vielfalt an Kul-
bekomme“, informiert sie mich. Ich
welche Geschichte diese Familie
turen und Religionen, mit denen
probierte die Soße und musste
hatte.
ich zu tun hatte, ging, dann fallen
heftig atmen, weil der Ingwer sehr
mir sofort Familien ein, in denen
scharf war. Die Soße täglich vier
Nicht jeder Umgang ist einfach. Eine
die Betreuung ganz besonders und
Wochen lang, da muss doch jedes
Familie vom „Gelben Lotus“ bekam
sehr unterschiedlich war. Ich spürte
Kind wund werden! Aber diesem
das zweite Kind. In den Vorgesprä-
immer zuerst eine große Neugier
Kind machte es nichts. Vier Wochen
chen merkte ich, dass die Anschau-
auf das Unbekannte und Neue in der
gleiches Essen, dazu keinen Besuch,
ungen des Mannes ganz im Gegen-
Betreuung. Sehr viel habe ich dabei
nur der Hebammenbesuch war
satz zu meinen standen. Er war der
gelernt über verschiedene spirituelle
erlaubt. Die neue Familie wurde ganz
Erleuchtete und alles drehte sich
Bedürfnisse in den Konfessionen
abgeschirmt. Es kamen Gratulan-
um ihn. Ich habe es angesprochen
und Kulturen. Es fiel mir nicht immer
ten, die gaben bei der Großmutter
und sie gebeten, sich eine andere
leicht, einfach die Familie so stehen
Geschenke ab, wurden bewirtet und
Hebamme zu suchen. Die Frau brach
zu lassen. Immer wieder musste ich
gingen wieder. Dieses Wochenbett
in Tränen aus und brachte mich
mir und uns im Team sagen: Wir sind
war so ausgeglichen und ruhig, wie
soweit, dass ich sie weiter betreute.
nur die Begleitung dieser Familie,
ich es nie wieder erlebt habe. Ganz
Bei der Geburt schlief anfangs der
wir sind für sie da, fassen an, wo es
anders waren die Besuche bei einer
Partner noch. Als er dazu kam, wurde
notwendig ist und ansonsten halten
afrikanischen Familie. Da war immer
alles sehr schwierig. Er verlangte
wir uns zurück.
viel los, die größeren Kinder mach-
von seiner Frau, dass sie sich um
ten sehr, was sie wollten. Dauernd
ihn kümmerte. Sein Verhalten war
Das wurde mir sehr deutlich nach
kamen Besucher, die gratulieren
für mich sehr frauenverachtend. Ich
der Hausgeburt eines Kindes in einer
wollten. Am Anfang machte eine
konnte es kaum aushalten und war
anthroposophische Familie. Der Vater
andere Kollegin aus unserem Team
froh, als das Kind da war und ich
bedankte sich nachher sehr bei mir
die Hausbesuche. Sie konnte damit
meine Arbeit beenden konnte.
für die Zurückhaltung und dafür, dass
aber nur ganz schwer umgehen. Ich
ich es zugelassen habe, dass die
übernahm die Familie und merkte
Wenn ich jetzt auf die vielen Jahre
Ahnen anwesend sein konnten. Das
sofort, hier muss ich mich ganz
zurück schaue, fällt mir auf, dass der
war mir sehr fremd, trotzdem konnte
umstellen und mein „deutsches“
Umgang mit dem Fremden für mich
ich ihr anderes Denken stehen lassen.
Verhalten vergessen. Gern hätte
nicht schwer war, ich habe dabei
auch ich zu dem ganzen Trubel was
viel gelernt, über die „anderen“, aber
Oder da waren Linda und Ben
gesagt, aber ich musste auch aner-
auch über mich. n
(Namen geändert). Beide sind als
kennen, dass es etwas Gutes für sich
kleine Kinder als sogenannte Boot-
hatte. Immer brachte eine Besu-
people aus Laos nach Deutschland
cherin Essen mit, immer wurde die
Reinhild Bohlmann,
gekommen. Ihre zurückhaltende Art
Wöchnerin verwöhnt. Der Abschluss
Kassel, Hebamme im
machte die Betreuung leicht. Sie
nach Wochen war ein großes Fest,
Ruhestand, Gründe-
wohnten im Haus der Eltern. Nachts
das konnte ich sehr genießen. Nach
rin des Geburtshau-
wurde ihr Kind ambulant geboren
dem dritten Kind schenkte diese
ses Storchennest in
und mein erster Hausbesuch war
afrikanische Frau mir ihr Vertrauen
morgens um 11 Uhr. Sie lag ganz
und erzählte aus ihrer Kindheit und
im Vorstand des Bundes freiberuf-
gemütlich in einem Sessel, vor sich
von ihrer Jugend, von dem, was sie
licher Hebammen Deutschlands
einen großen Teller mit Reis und
durchgemacht hat. Sie erzählte ihre
(BfHD e.V.). Sie gehört zum Fachbei-
Gemüse mit Huhn. „Das ist das
Träume, in denen sich die Überfälle,
rat von ChrisCare.
Hofgeismar, Mitglied
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ERFAHRUNGEN
Vielfalt in Hamburgs Süden Erfahrungen mit Menschen aus anderen Kulturen
„Im Süden Hamburgs fängt der Balkan an“, so sagte man schon in den 70iger Jahren über die Gegend Hamburgs, in der ich arbeite. Bekannte Firmen wie Esso oder Phönix Gummiwerke gehörten zu diesem Industriestandort. Außerdem sind die Mietpreise günstiger als in den „schickeren“ Wohngebieten Hamburgs. Das führte zwangsläufig dazu, dass die angeworbenen „Gastarbeiter“ und ihre Familien im Süden Hamburgs Arbeit fanden und sich niederließen und mittlerweile in dritter Generation dort wohnen und leben.
miteinander und jeder ist bemüht, auf den anderen Rücksicht zu nehmen. Das Verbindende ist ein ähnliches Krankheitsbild, nämlich dass es allen psychisch nicht gut geht. Alle sind dankbar für die Hilfe, die sie in unserem reichen Land und Gesundheitssystem erhalten. Dazu gehört auch, dass es immer Schweinefleisch-freie Kost oder vegetarisches Essen gibt. Sie sind
Es ist also ein vertrautes buntes Bild
älter sind, gebrochen deutsch, haben
mit dem Essen zufrieden, anders als
in den Straßen, wenn Frauen mit
aber immer Kinder, die gut deutsch
so mancher Deutscher. Was die spe-
Kopftüchern oder Burkas zu sehen
sprechen und zum Übersetzen und
ziellen religiösen Aspekte angeht,
sind, oder farbige Frauen mit ihren
auch betreuend dazu kommen. Bei
ist zu sagen, dass sehr respektvoll
Kinderwagen und kleinen braunen
den Patienten aus den Balkanlän-
miteinander umgegangen wird.
Kindern an der Hand spazieren fah-
dern, also dem ehemaligen Jugos-
Zum Beispiel, wenn ein frommer
ren, wenn laut jubelnde Jugendliche
lawien, ist es so, dass sie häufig gut
Moslem seinen Gebetsteppich
im Autokorso durch die Straßen fah-
deutsch sprechen können, aber wir
im 2-Bett-Zimmer ausbreitet und
ren, wenn ihre Fußballmannschaft
haben auch den Vorzug, zwei Kolle-
regelmäßig betet, wird sich darüber
gewonnen hat. Überall kann man
gen (männlich und weiblich) auf der
vorher verständigt.
türkische Gemüse- und Spezialitä-
Station zu haben, die aus dem Gebiet
tengeschäfte finden, in denen man
stammen, bzw. deren Eltern. Bei
Aber es gibt auch Zeiten, wo wir im
preiswert, auch am späten Abend
den Afrikanern ist meine Erfahrung,
Team herausgefordert sind und ich
bei immer freundlichen Verkäufern,
dass sie sehr sprachbegabt sind und
mit dem geballten Temperament, der
sehr gutes Obst und Gemüse kaufen
sehr schnell deutsch sprechen. Seit
Lautstärke und Geschwindigkeit des
kann. Es gibt viele niedergelassene
neuestem kommen immer häufiger
Balkans konfrontiert bin. Dann lege
Ärzte, deren Namen eine ausländi-
Patienten aus den Kriegsgebieten des
ich mein Veto ein. Eines ist gewiss:
sche Herkunft ahnen lassen. So sieht
vorderen Orients, die Farsi sprechen
Diese viel stärker ihre Emotionen
der Stadtteil aus, in dem „mein“
oder etwas englisch. Da bin ich sehr
zeigenden und auslebenden Mit-
Krankenhaus steht. Natürlich habe
froh, dass es das Übersetzungspro-
menschen tun uns unterkühlten
ich also Kollegen wie auch Patienten
gramm von Google gibt. Auch habe
Norddeutschen gut, auch wenn es
mit ausländischen Wurzeln – und das
ich den Eindruck, dass es die Patien-
manchmal anstrengend ist. Aber die
auch nicht erst, seit die Flüchtlings-
ten entspannt, wenn sie sehen, es ist
Auseinandersetzung lohnt sich und
welle rollt.
jemand da, der sie insgesamt besser
ist sehr bereichernd für einen selbst
versteht und sie dadurch schon
und für unser Land. n
Wie sieht es nun bei mir persönlich auf der Station aus?
ruhiger werden. Die Gefühle sind ein
Circa 1/3 der Patienten sind auslän-
dischen Mitmenschen. Sie zeigen sie
discher Herkunft, zur Zeit aus drei
lautstärker und deutlicher und man
Isa Junge, Fachkran-
verschiedenen Herkunftsgebieten,
muss lernen damit umzugehen, und
kenschwester für
manchmal aber auch noch unter-
es richtig einzuordnen.
Sozialpsychatrie,
besonderes Thema bei den südlän-
schiedlicher. Wie verständigen wir
Mitglied im bundes-
uns miteinander? Die türkisch stäm-
Insgesamt verstehen sich die ver-
weiten Leistungskreis
migen Patienten sprechen, wenn sie
schiedenen Nationalitäten recht gut
CiG, Sittensen
ERFAHRUNGEN
3/2015 CHRISCARE
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Flüchtlingskinder Mit den Augen eines Kinderarztes
Was bedeutet es für einen niedergelassenen Kinderarzt, wenn er Patienten sieht, die über das Mittelmeer nach Europa gekommen sind?
Hier bekommt diese Aufforderung des Wortes Gottes eine tiefere, beschützende, deeskalierende Tiefe. Gott hat A.'s Gebete erhört und sein
Da ist zum Beispiel ein jetzt 15jähri-
nicht Geld, viel Geld geben, damit sie
Kind beschützt und bewahrt. Aber
ger Junge, der vor drei Jahren über
auf die Boote nach Europa dürfen. Die
was ist mit so vielen anderen Flücht-
das Mittelmeer nach Deutschland
Bewacher schreien laut und drohen,
lingen? Wenn A. andere Flüchtlinge
geflohen ist. Name und nähere
A. zu vergewaltigen. Die Mutter wirft
hört, wenn sie Arabisch mit libyschen
Umstände bleiben anonym. Nennen
sich vor ihn und kann das Schlimmste
Akzent sprechen, oder im Fernsehen
wir ihn A. Seine Familie lebte auf
verhindern. Am Ende wird A. trotzdem
von dem Anschlag in Tunesien berich-
dem Land in der Nähe der Hauptstadt
körperlich misshandelt. Er betet, er
tet wird, kommen alle Ängste und
eines ostafrikanischen Landes. Seine
schreit zu Jesus um Hilfe. Schließ-
Bedrohungsbilder in ihm hoch und
Großeltern leben heute noch dort.
lich dürfen sie auf ein Boot. Es folgt
bewirken in ihm eine starke, posttrau-
A.'s Mutter, eine bekennende Chris-
die Überfahrt nach Italien. Wie ein
matische Last, die der psychothera-
tin, wurde von der Staatspolizei ver-
Wunder überleben Mutter und Sohn
peutischen Behandlung bedarf.
haftet und wegen ihres christlichen
die Überfahrt nach Lampedusa. Eine
Glaubens ins Gefängnis der Haupt-
Woche später ertrinken 500 Boots-
Glaube ist vielfältig und immer
stadt gebracht. Bei dem Versuch seine
flüchtlinge. Das Flüchtlingsdrama
Ausdruck der Beziehung zu Gott,
Schwester zu befreien, wurde der
wird medienwirksam, sogar Papst
unserem Herrn. Es hat etwas Per-
Bruder der Mutter von der Staatspoli-
Franziskus kommt auf die italienische
sönliches und auch Individuelles,
zei umgebracht. Die Flucht der Mutter
Insel und bezeichnet dieses Flücht-
da Gott der Anfang allen Glaubens
gelingt trotzdem. Noch in der glei-
lingselend kurz danach als Schande
und uns zugewandt ist und in jeder
chen Nacht holt sie A. vom Bauernhof
für Europa und fordert die europäi-
unterschiedlichen Lebenssituation
der Großeltern und entschließt sich,
sche Politik auf, Verantwortung für die
der Gleiche ist.
mit ihm zu fliehen.
Flüchtlinge zu übernehmen und aktiv gegen die kriminellen Schleuserban-
Wir dürfen den Glaubensweg des
Auch A. glaubt an Jesus. Anfangs
den vorzugehen. Im weiteren Verlauf
Suchens ein Leben lang gehen und
wusste er nicht, wohin es geht.
der Flucht kommen Mutter und Sohn
uns überraschen lassen, auf wel-
Seine Großeltern ahnten ebenfalls
nach Deutschland und leben seitdem
chen Wegen er sich finden lässt.
zunächst nicht, wohin die Flüchtenden
hier. Rückblickend beschreibt A., wie
Die beiden beschriebenen Glau-
gegangen waren. Auch A.'s Vater, in
er das in Libyen Erlebte ohnmächtig
benswege sollen ein Ansporn sein,
seiner ostafrikanischen Heimat, wird
erlebt habe. Wurde jemand geschla-
die Barmherzigkeit Gottes in seiner
verfolgt. Der Kontakt zu ihm ist bis
gen, dann verstummten die Anderen,
Geborgenheit zu entdecken – egal
heute abgebrochen. Die Familie weiß
aus Angst, sonst selbst zu Opfern zu
wie dramatisch, scheinbar sinnlos,
nicht, wo er ist und ob er noch lebt.
werden. „Besser du wehrst dich nicht,
verzweifelt oder belanglos unsere
Mutter und Sohn fliehen nach Libyen.
es könnte tödlich sein“, meint A.. Er
Lebenssituation scheint. n
Dort werden sie mit vielen anderen
glaubt, Gott habe ihn geprüft, ob er
in einem großen Raum interniert und
treu bleibe zu ihm. Jesu Leidensweg
wiederholt von Schleppern bedroht.
sei ihm ein Vorbild gewesen.
Die Bewacher schießen wiederholt in Dr. med. Stefan Behr,
die Menge, Kinder und Erwachsene sterben, immer wieder schießen die libyschen Wächter über die Flüchtlinge in die Decke und Mauern. Sie drohen mit dem Tod, wenn die Flüchtenden
„Wenn einer Dich auf die eine Wange schlägt, dann halte die andere Seite auch noch hin.“ (Lk 6,29)
Kinder- und Jugendarzt, Psychotherapie, Neuropädiatrie, Frankfurt am Main
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TITELTHEMA
Weltweit helfen und heilen: action medeor 20.000 Tonnen für die Basisversorgung Viele hunderttausend Flüchtlinge sind in Syrien und im Nordirak auf der Flucht vor den IS-Terroristen, Ebola bedroht verschiedene Länder in Afrika. Eine angemessene medizinische Versorgung kann aus den betroffenen Ländern heraus nur selten geleistet werden. Dann ist die action medeor als Hilfsorganisation gefragt. Sie hat in Monrovia (Liberia) eine Ebola-Isolierstation aufgebaut, Gesundheitsstationen mit Schutzkleidung und Medikamenten versorgt und Aufklärungs- und Präventionsprogramme unterstützt. In die Flüchtlingslager im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei und in den Irak hat action medeor seit dem Beginn des Vormarsches der islamistischen Terrormiliz große Hilfslieferungen mit Antibiotika, Schmerzmitteln, Verbands- und Nahtmaterial, Infusionen und chirurgischem Besteck gebracht.
an Ärzte abgeben, um diese über das
auch im Leitbild der Organisation.
Arzneimittel zu informieren. Obwohl
Verantwortungsbewusst will man
es damals noch kein Internet und
im Handeln des Hilfswerks sein. Das
schnelle Verbreitungswege für Nach-
bedeutet, in den Projekten und ihrer
richten und Ideen gibt, verbreitet
Ausgestaltung die lokalen Partner
sich die Initiative rasend schnell. So
ebenso wie die eigenen Mitarbeiter
rollen schon bald aus dem ganzen
zu beteiligen und auf Augenhöhe
Bundesgebiet Sattelschlepperladun-
miteinander umzugehen. Die Arbeit
gen nach Vorst. Sie haben Medika-
von action medeor wird auf dem
mente an Bord, die für viele Men-
Hintergrund dieser christlichen
schen Hilfe und Rettung bedeuten.
Werte geleistet. Das zeigt sich auch
Aus einer kleinen Idee wird schnell
in der Besetzung des Beirates der
eine große Aktion. Um alles zu orga-
Organisation. Ihm gehören sowohl
nisieren, bedarf es einer Struktur. So
die evangelische Landeskirchenrätin
gründen die Ideengeber bereits 1964
Christine Busch als auch der katho-
den Verein action medeor.
lische Aachener Weihbischof Karl Borsch an.
Mehr als 50 Jahre alt ist das größte Medikamentenhilfswerk in Europa
Die action medeor wächst weiter
heute. Im Laufe dieser Zeit ver-
und damit die Hilfsmöglichkeiten
schickte die action medeor Medi-
für Menschen in Not. „Hilfe zur
kamente und Hilfsmittel mit einem
Selbsthilfe ist dabei ein wichtiger
Gewicht von fast 20.000 Tonnen an
Grundsatz unserer Arbeit“, erklärt
über 10.000 Krankenhäuser und
Siegfried Thomaßen. Er ist Präsident
Gesundheitsstationen in 140 Län-
der Hilfsorganisation. So werden
dern. Dabei handelt es sich um Arz-
beispielsweise inzwischen alle
neimittel, die nach Einschätzung der
Gesundheitsstationen in Tansania
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
aus zwei lokal eingerichteten Medi-
Christliche Prinzipien wie Solida-
notwendig für die medizinische
kamentenlagern in Dar es Salaam
rität und Nächstenliebe bewegten
Grundversorgung sind. Die action
und in Masasi mit Medikamenten
engagierte Bürger in den niederrhei-
medeor lässt diese Arzneimittel
versorgt. „Dadurch stärken wir die
nischen Städten Krefeld und Vorst,
zum Teil als Generika herstellen. Sie
Strukturen vor Ort und können auch
als sie 1963 unter Leitung des Arztes
erhält aber auch Sachspenden aus
noch Kosten senken. Die Einrichtung
Dr. Ernst Boekels damit begannen,
der pharmazeutischen Industrie.
von Medikamentenlagern soll auch
Arzneimittel zu sammeln und zu sor-
in anderen Ländern voranschreiten.
tieren. Die Idee, die dahinter steht:
Der Begriff „medeor“ stammt aus
Aktuell plant action medeor ein wei-
Sie wollen Missionsstationen in den
dem Lateinischen und bedeutet „ich
teres Medikamentenlager in Malawi.
Entwicklungsländern so genannte
helfe, ich heile“. Hiermit ist auch das
„Ärztemuster“ zur Verfügung stellen.
Selbstverständnis der Organisation
Ein schnelles Handeln ist gerade
Das sind Medikamente, die pharma-
zutreffend beschrieben. „Solidarität
in Katastrophenfällen geboten.
zeutische Unternehmen als Muster
und Nächstenliebe sind der Antrieb
action medeor kann innerhalb
eines Fertigarzneimittels kostenlos
von action medeor“. So heißt es
weniger Stunden aus der Zentrale
TITELTHEMA
3/2015 CHRISCARE
Schon in den Anfangszeiten der action medeor engagierten sich viele Menschen ehrenamtlich, um anderen zu helfen.
Seit 2003 unterstützt Schauspielerin und Moderatorin Anke Engelke die Arbeit von action medeor.
Medikamente aus Deutschland werden in Tansania aus zwei lokal eingerichteten Medikamentenlagern in Dar es Salaam und in Masasi schnell zum Einsatz gebracht.
Hilfe bei Katastrophen, wie hier in Malawi, gehört zu den Aufgaben der action medeor.
in Tönisvorst Nothilfepakete, die
Notfallausrüstung können mehr als
zu einem wichtigen Lebensretter für
so genannten Emergency Health
10.000 Menschen länger als drei
Viele geworden. n
Kits, verschicken. Antibiotika,
Monate medizinisch versorgt wer-
Wund- und Verbandsmaterial und
den. Ein solches Paket wiegt etwa
Schmerzmittel dienen ebenso der
eine Tonne und kostet rund 10.000
medizinischen Erstversorgung wie
Euro. Was aus einer kleinen Idee
Heinrich Wullhorst,
Tabletten zur Wasserentkeimung
weniger Menschen begann, die sich
Journalist und Kom-
oder Mittel gegen Durchfall- und
aus ihrem christlichen Engagement
munikationsberater,
Atemwegserkrankungen. Mit dieser
zum Handeln verpflichtet sahen, ist
Walsum
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10
INTERVIEW
Interview mit Siegfried Thomaßen Gegen die Gleichgültigkeit Im Interview mit der Zeitschrift HealthCare beschreibt Präsident Siegfried Thomaßen sein persönliches Engagement und die christlichen Werte, die die action medeor auch heute tragen. Der 57-Jährige lebt mit seiner Familie in Vorst, in der Nähe von Krefeld, arbeitet im Vorstand einer Sparkasse und ist über sein Engagement in seiner katholischen Pfarrgemeinde zu seinem Ehrenamt gekommen.
Wie haben Sie zur action medeor gefunden? Ich habe mich seinerzeit in meiner Pfarrgemeinde in der Firmvorbereitung engagiert. Da wollten wir den jungen Menschen zeigen, wie christliche Verantwortung durch aktives Handeln wahrgenommen werden kann. Also haben wir die action medeor, die bei uns vor Ort ansässig ist, besucht. Ich war gleich von dem, was ich dort erlebte, begeistert. So intensivierte sich der Kontakt. Als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates bin ich dafür eingetreten, dass unser Pfarrfest und das 40-jährige Bestehen des Hilfswerkes gemeinsam gefeiert wurden. Im Anschluss wurde ich Mitglied bei der action medeor, später Schatzmeister und vor kurzem dann Präsident.
„Solidarität und Nächstenliebe sind der Antrieb der action medeor“, heißt es in Ihrem Leitbild. Inwieweit prägen diese christlichen Grundprinzipien das Handeln Ihrer Organisation?
n medeor en,Präsident actio Siegfried Thomaß
Das ist schon die Basis, auf der bei uns gearbeitet wird, und dort lie-
löst man damit allerdings nicht. Aus
gen auch die Wurzeln unserer Organisation. Das Engagement für andere, für
dieser Erkenntnis heraus sollte man
Menschen, denen es nicht so gut geht, wie uns selbst, steht im Mittelpunkt
sich, ohne zu verzweifeln, weiter
unseres Handelns. Wenn Sie medeor einmal besuchen, dann werden Sie
engagieren.
auch bei unseren Mitarbeitenden diesen besonderen Geist finden, der sich entwickelt, wenn man seine Arbeit als sinnstiftend wahrnimmt.
Wie verzweifelt wird man eigentlich, wenn man sieht, wie viel Not es in der Welt gibt und wie gleichgültig viele Menschen mit dieser Not umgehen?
Was treibt Sie persönlich an, sich in der action medeor verantwortlich zu engagieren? Ich empfinde es als bereichernd, mich aus meiner christlichen
Ich war selbst im vergangenen Jahr bei einer Projektreise in Tansania. Dort
Verantwortung heraus für andere
trifft man auf Menschen, die nicht viel zum Leben haben, die einem aber
einsetzen zu können. Meiner Fami-
mit einer unglaublichen Freundlichkeit begegnen. Bei unseren Besuchen
lie und mir geht es gut. Deshalb
in lokalen Gesundheitszentren konnten wir viel Dankbarkeit erfahren, für
möchte ich von dem vielen Posi-
das, was die action medeor dort bewirkt. Man muss sich allerdings immer
tiven, was ich im Leben erfahren
darüber im Klaren sein, dass man dort, wo man gerade aktiv ist, etwas
habe, etwas an andere Menschen
bewegen und zum Besseren verändern kann. Die ganzen Probleme der Welt
weitergeben. n
TITELTHEMA
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Interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen Hintergründe verstehen – Kompetenz trainieren Bereits der Titel ruft in uns allen unterschiedliche Assoziationen, Gefühle und Erwartungen hervor. Während die einen sofort an eine Situation im Krankenhaus denken, in der ein ausländischer Arzt mit starkem Akzent etwas holperig versucht, eine ältere, grauhaarige Dame aus einem kleinen Dorf über Behandlungsmöglichkeiten ihrer Herzschwäche aufzuklären, haben andere eher eine Szene aus dem ambulanten Pflegebereich im Kopf, in der sich ein zierliche Krankenschwester aus Indien mit dem Anziehen von Kompressionsstrümpfen abmüht. Unsere Sichtweisen hängen von unseren persönlichen Erfahrungen und unserem beruflichen, sozialen, gesellschaftlichen und auch geschichtlichen Hintergrund – kurz gesagt unserer Kultur – ab.
innen und nach außen. Man erkennt
eine personelle, strukturelle oder
sie an ihrer Sprache oder ihrem
organisatorische Änderung, wird so
eigenen Jargon oder Dialekt, aber
lange abgelehnt, wie zu befürchten
auch am Kleidungsstil, speziellem
ist, dass das bestehende System so
Humor, typischen Sitten und Gebräu-
nicht weiter existieren kann.
chen oder besonderen Symbolen. Dem zugrunde liegen unterschied-
Wir alle kennen Familien oder
liche Werte, wie Teamgeist, Erfolg,
haben zumindest schon mal von
Gemeinschaftssinn, Sicherheitsden-
solchen gehört, in denen man
ken, Fortschritt, Gleichberechtigung,
zutiefst davon überzeugt ist, nichts
Solidarität etc., die je nach kulturel-
gegen Ausländer zu haben. Und
lem Hintergrund anders ausgeprägt
man fährt auch gerne nach Spanien,
oder sogar komplett gegensätzlich
Thailand oder Tunesien in Urlaub.
sein können. Die Kunst besteht
Wenn dann aber die eigene Tochter
nun darin, im Aufeinandertreffen
oder der eigene Sohn mit einem
von Menschen aus verschiedenen
Partner aus eben diesen Ländern
Kulturen sich der Andersartigkeit
„nach Hause kommt“, dann sieht die
bewusst zu sein, sich gegenseitig
Sache schon ganz anders aus. Dann
zu respektieren und trotz anderer
könnte die bisher gelebte familiäre
Wertvorstellungen akzeptieren und
Kultur empfindlich gestört werden
verständigen zu können.
und bisherige Traditionen und Sitten in Frage gestellt werden.
Allerdings besteht neben dem Wunsch, über Grenzen und Kulturen
Ähnliches gilt auch für Berufsgrup-
hinweg erfolgreich kommunizieren
pen und Branchen. Jede Berufs-
Je nach Kultur schauen wir aus
zu wollen, die Theorie, dass jede
gruppe hat ein eigener Berufs-
einem anderen Blickwinkel auf die
länger bestehende Gemeinschaft
ethos, eigene Traditionen und
gleiche Sache. Dabei gibt es sehr viel
ein für sich halbwegs geschlossenes
verfolgt eigene Ziele. Betrachtet
mehr Kulturen, als man gemeinhin
System darstellt, das sich selbst
man diese Berufsgruppen aus sys-
annimmt. Der Begriff Kultur bezieht
bewahren und erhalten möchte. In
temischer Sicht, ist es verständlich,
sich auf die Summe aller Verhaltens-
gewisser Weise strebt jede „Kul-
dass sie sich voneinander abgren-
muster, Normen und Regeln, die
tur“ als System danach, das eigene
zen wollen, um sich zu schützen
von einer Gruppe erlernt und über
Überleben zu sichern. Dazu werden
und die eigenen Interessen durch-
Sprache und Symbole von Genera-
äußere Einflüsse besonders kritisch
zusetzen. Als probates Mittel wird
tion zu Generation weiter gegeben
betrachtet und erst, wenn sie als
hier die Sprache bzw. der Fachjar-
werden. Jede soziale Gemeinschaft
ungefährlich eingestuft werden,
gon eingesetzt. Allerdings führt
von Familien über Vereine oder Dorf-
geduldet oder akzeptiert. Eine
das im Gesundheitswesen, wo
gemeinschaften bis hin zu Firmen,
Integration geschieht nur dann,
viele Menschen aus unterschiedli-
Berufsgruppen, Branchen, Regionen
wenn davon ausgegangen werden
chen Kulturen aufeinandertreffen,
oder Ländern hat eine eigene Kultur
kann, dass von dem Fremden keine
mitunter zu tragisch-komischen
und verfügt über eine eigenstän-
Gefahr zu befürchten ist. Mit ande-
Situationen für die Patienten, der
dige Form der Kommunikation nach
ren Worten: Eine Änderung, sei es
eigentlichen Zielgruppe.
12
TITELTHEMA e ionsproblem Kommunikat r de b al rh ne in können auch he auftreten, selben Sprac elsweise zu wenn beispi örter verwen viele Fachw det werden.
Wer kennt nicht die Situation im
Ebenso sind uns allen die Schwie-
Partner lieben, gleiche Ziele verfol-
Krankenhaus, in der Patienten von
rigkeiten geläufig, die sich bereits in
gen und eine gemeinsame Kultur
einem Trupp Ärzten mit einer Kran-
der Kommunikation zwischen Part-
pflegen. Treffen nun aber Menschen
kenschwester im Schlepptau bei der
nern und Familienmitgliedern erge-
aus unterschiedlichen Ländern und
Visite „überfallen“ werden, sich ein-
ben. Das liegt daran, dass das, was
Regionen, mit unterschiedlichen
geschüchtert jede Menge lateinische
wir sagen wollen, erst in Worte und
Sprachen, unterschiedlichen Beru-
Fachausdrücke, wie z.B. im Fall der
Sätze umgewandelt werden muss.
fen, unterschiedlichen kulturellen
alten Dame (s.o.) über Herzinsuffizienz
Die Gesprächspartner hören das
Gepflogenheiten, unterschiedlichen
und die Einnahme von Beta-Blockern
Gesagte und wandeln es nun ihrer-
Werten, unterschiedlichen religiösen
und Diuretika anhören müssen, die
seits in das um, was sie als Anliegen
Einstellungen und unterschiedlichen
nur teilweise – wenn überhaupt –
dahinter vermuten. Dabei entstehen
Bedürfnissen aufeinander, dann ist
erklärt werden, und im Anschluss
immer wieder Missverständnisse,
es nicht schwer, sich vorzustellen,
daran eine Schwester befragen, was
die nicht selten auch im Streit enden.
wie viel guter Wille und welche
denn nun der Herr Doktor gesagt hat?
Eine gelingende Kommunikation
Anstrengungen erforderlich sind,
Ganz offensichtlich handelt es sich hier
ist also schon in einer engen Bezie-
um eine auch nur halbwegs gute
um Sprachbarrieren, die nicht nur mit
hung schwierig, in der man davon
Kommunikation über alle Grenzen
der nationalen Sprache zu tun haben.
ausgehen kann, dass sich beide
hinweg zu gewährleisten.
Dazu brauchen wir drei wesentliche Einstellungen bzw. Fertigkeiten:
selbst als wichtiger und besser betrachten, denn so viele Ansätze es auch gibt, so unterschiedlich sind auch die Menschen, mit denen wir es zu tun haben.
1. Das gemeinsame Ziel im Blick haben. Im Gesundheitssektor geht es doch in erster Linie darum, den Menschen,
2. Zuhören. Spontan denken wir: Das kann ja jeder.
die als Patienten zu uns kommen, zu helfen, ihre Gesund-
Aber so ganz wahr ist das nicht. Im Durchschnitt werden
heit wieder zu erlangen und denen, die (noch) nicht zu
Patienten bei ihrer ersten Konsultation beim Arzt schon
uns gekommen sind, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie
nach 11-24 Sekunden unterbrochen. Das ist sicher dem
selbstverantwortlich ihre Gesundheit stärken und ihre
erhöhten Zeitdruck geschuldet, doch Studien haben
sozialen, individuellen Ressourcen und körperlichen
gezeigt, dass Patienten, wenn sie denn ausreden kön-
Fähigkeiten so einsetzen können, dass sie Gesundheit als
nen, von allein nach 90 Sekunden alles gesagt haben,
ein positives Erlebnis empfinden können.
was ihnen wichtig erscheint. Die Besuchszeit insgesamt lässt sich durch das Unterbrechen nicht verkürzen.
Dazu kann jede Berufsgruppe auf unterschiedliche Weise
Abgesehen davon gibt es eine Form des Zuhörens, die
beitragen – mal mehr, mal weniger. Aber keine sollte sich
wertschätzend, ermutigend und empathisch ist und dem
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Gegenüber das Gefühl vermittelt, ihn oder sie tatsächlich
den Schultern. Wie kann ich das verstehen?“, um selbst zu
verstehen zu wollen. Auch hier stellt sich die Frage, wie
lernen und Missverständnissen vorzubeugen.
wichtig ist mir mein Gegenüber oder wie wichtig bin ich? Interkulturelle Kommunikation ist keine Option mehr, 3. Beobachten statt interpretieren und bewerten. Egal,
sondern gerade in unserem Gesundheitswesen unum-
ob wir mit Patienten, Kollegen, Mitarbeitern oder Ange-
gänglich. Wir können nicht nicht kommunizieren und
hörigen reden, wir neigen dazu, das Gehörte mit unseren
wir können uns auch nicht vor der Kommunikation mit
eigenen Erfahrungen und Wertesystemen abzugleichen
Menschen aus anderen Kulturen verschließen. Eine
und zu interpretieren. In einer Situation, in der wir uns aus
erfolgreiche interkulturelle Kommunikation erfordert ein
unterschiedlichen Kulturen begegnen, ist dieses Verhal-
gewisses Maß an Wissen und Verständnis über andere
ten selten erfolgreich und führt in der Regel zu Abwehr,
Kulturen und vor allem die Bereitschaft, sich auf einen
dem Eindruck nicht ernst genommen zu werden oder zu
Prozess einzulassen, bei dem das eigene Denken, Fühlen
Unsicherheit. Doch meist sind es nicht die gesprochenen
und Handeln reflektiert und die eigene Kultur nicht als
Worte, die wir interpretieren und bewerten, sondern die
universelle Norm betrachtet wird. n
damit einhergehende Mimik, Körperhaltung, der Tonfall oder ein Blick. So wird in der deutschen Kultur ein offener Blickkontakt mit Ehrlichkeit in Verbindung gebracht
Birgit Richter, Gesundheitswissenschaft-
(„Er kann mir in die Augen sehen“) und positiv bewertet,
lerin, Business Coach, langjährige Erfah-
Japaner dagegen empfinden dieses als unhöflich. Oft
rung in Gesundheitsprojekten in Afrika,
hilft schon das Aussprechen einer Beobachtung und einer
Europa und Asien, Malsfeld,
damit verbundenen Frage, z.B. „ Ich sehe, Sie zucken mit
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TITELTHEMA
Interkulturelle Kompetenzen in der Psychotherapie Schauplatz Oberarztvisite in einer psychotherapeutischen Tagesklinik Frau Z., eine 52-jährige türkische
zen“. Die resignative Atmosphäre in
Seit einiger Zeit ist jedoch etwas in
Patientin, schildert ihre Beschwerden.
der Besprechung bessert sich erst ein
Bewegung gekommen und zwar bei
Sie klagt vor allem über Schmerzen
wenig, als der Krankenpfleger berich-
Patienten und Therapeuten. Mittler-
in verschiedenen Körperbereichen.
tet, dass Frau Z. aus dem Wochenend-
weile nehmen die zweite und dritte
Der Oberarzt versucht, etwas über die
urlaub einen großen Korb mit selbst-
Generation der Arbeitsmigranten aus
Ursachen ihrer Beschwerden heraus-
gebackenen türkischen Backwaren für
den 1960er und 1970er Jahren viel
zufinden und fragt nach familiären
das Team mitgebracht habe …
häufiger auch ambulante Psychothe-
Konflikten und Problemen an ihrer
rapie in Anspruch. Flüchtlinge und
Arbeitsstelle als Reinigungskraft. Doch
Szenen wie diese prägten das Bild
Asylsuchende mit außereuropäischer
die Patientin weiß mit diesen Fragen
der psychotherapeutischen Versor-
Herkunft prägen die mediale Bericht-
nichts anzufangen und schildert in
gung von Migranten in den letzten
erstattung und mit ihnen rücken
gebrochenem Deutsch erneut ihre
30 Jahren. Untersuchungen wei-
Psychotraumata vermehrt in den
Beschwerden. Als der Oberarzt in der
sen darauf hin, dass Migranten die
Behandlungsfocus. In der Gesund-
anschließenden Teambesprechung
ambulanten oder stationären Ange-
heitspolitik und in den medizinischen
von der Stationsärztin erfährt, dass
boten der psychosozialen Versorgung
Versorgungsstrukturen deutet sich
Frau Z. einen Rentenantrag gestellt
deutlich seltener aufsuchten als der
eine „interkulturelle Öffnung“ an.
hat, verändert sich seine anfängliche
Bevölkerungsdurchschnitt – abge-
Gleichzeitig wird der Ruf nach einer
empathische Haltung. Plötzlich fallen
sehen von Notfalleinrichtungen der
angemessenen Behandlungsqualität
Sätze wie „Frau Z. somatisiert“, „mit
Akutversorgung und der medikamen-
von Menschen aus anderen Kulturen
derartigen Patienten habe ich so meine
tösen hausärztlichen Behandlung.
laut. Das Zauberwort von den „Inter-
Schwierigkeiten“ und „so ein Renten-
Außerdem waren die Behandlungs-
kulturellen Kompetenzen“ macht die
begehren möchte ich nicht unterstüt-
ergebnisse im Vergleich schlechter.
Runde. Doch was ist das eigentlich?
Interkulturelle Kompetenzen Das Kulturkompetenzmodell (Tab.1) zeigt, wie vielschichtig der Fähigkeitskatalog für das therapeutische Arbeiten mit dem kulturell Fremden ist. Die ersten drei Dimensionen wurden von dem US-Amerikaner Mario Orlandi formuliert. Heutzutage wird aber neben der Wissensvermittlung über Migration und kulturelle Faktoren in der Psychotherapie zunehmend die Person des Therapeuten im kulturellen Kontext betont, so dass dieses Modell von mir um eine vierte selbstreflektive Dimension erweitert wurde.
Tab. 1: Kulturkompetenzmodell (adaptiert nach Orlandi) Kognitive Dimension
Wissen über Kulturen und ethnische Gruppierungen und deren Gesundheits- und Krankheitskonzepte
Fachliche Dimension
Kenntnisse über die Spezifika des Arbeitens mit Menschen aus anderen Kulturen und Einfluss kultureller Faktoren auf Gesundheit und Krankheit
Affektive Dimension
Registrieren von Faszination, Irritation, Befremden, Ablehnung Vermitteln von Wohlwollen, Respekt, Offenheit, Toleranz
Selbstreflektive Dimension
Wahrnehmung von sich selbst als kulturell oder religiös geprägter Mensch, eigene Psychotherapieschule als kulturelles Konstrukt
Die Fähigkeit zur Selbstreflektion könnte wie in unse-
Vorurteile bewusst machen. Zum Beispiel das Bild vom
rem kleinen Eingangsbeispiel der Oberarztvisite eigene
Migranten, der den deutschen Wohlfahrtsstaat (aus-)
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nutzen möchte, oder die Stereotypisierung von Patienten
v. Lersner, 2014). Wenn wir beispielsweise die Symp-
aus Südeuropa, die in dramatischer Weise über körper-
tompräsentation in Form von Schmerzen aus unserer
liche Beschwerden klagen. Kernelement dieser selbstre-
Eingangsszene anschauen, so lässt sich eine kultu-
flektiven Dimension ist die Wahrnehmung von sich selbst
rell unterschiedliche Bedeutung dieser körperlichen
als kulturell oder religiös geprägter Mensch. Religiös?
Beschwerden feststellen. Während die Psychoanalyse
– Wieso taucht hier der Glaube auf? Wir machen uns nur
die Somatisierung als Verdrängung von unerträglichen
selten bewusst, dass unsere religiöse Sozialisation zu
psychischen Zuständen auf die Körperebene und damit
den wichtigsten kulturellen Einflussfaktoren gehört. Ob
als Abwehrmechanismus beschreibt, stellt der somati-
wir in einer freikirchlichen christlichen Gemeinde mit
sierte Ausdruck von psychosozialen Problemen weltweit
protestantischer Erwerbsethik oder einer muslimischen
gesehen (Südeuropa, Asien, Afrika, Südamerika) eher
Großfamilie mit kollektivistischer Selbstkonstruktion
den Normalfall dar. Zugespitzt formuliert könnte man
aufgewachsen sind, formt unsere eigenen Werte und
den Leib-Seele-Dualismus der westlichen Welt als den
Normen ungemein. Gerade religiöse Überzeugungen
Ausnahmefall betrachten, während in anderen Kulturen
gehören zum Kern unserer Identität und sind deshalb bei
meist eine ganzheitlichere Sichtweise vorherrscht. Dies
Fremdheitserfahrungen Schauplatz heftigster Gefühle.
relativiert die Selbstverständlichkeit unserer traditio-
Deshalb lohnt es sich, in der interkulturellen Begegnung
nellen psychotherapeutischen „Glaubenssysteme“ als
die eigene Glaubensprägung auch mit im Blick zu haben.
kulturelle Konstrukte.
Der kulturelle Übergangsraum Apropos Gefühle – in allen Abhandlungen zur interkultu-
Zurück zur Teambesprechung nach der Oberarztvisite:
rellen Kompetenz werden die therapeutischen Grundva-
… Nachdem das Stationsteam die köstlichen Backwaren
riablen nach Rogers (Wertschätzung, Empathie, Echtheit)
von Frau Z. genossen hat, verändert sich in der Nachbe-
betont. Doch die emotionale Realität der interkulturellen
sprechung die Perspektive auf die Patientin. Nicht mehr
Therapie sieht zunächst oft anders aus: Von der Faszi-
ihre vermeintlichen Defizite und Versorgungsansprüche
nation durch das exotisch Fremde über die beunruhi-
als Migrantin standen im Vordergrund, sondern auch
gende Irritation bis zur feindseligen Ablehnung zeigen
ihre Ressourcen und Kompetenzen. Die Sozialarbeiterin
sich vielfältige Gefühlsfacetten. Es empfiehlt sich, diese
berichtet von fast 40 Jahren harter körperlicher Arbeit,
starken Emotionen nicht als sogenannte Störvariablen
die Frau Z. neben der Erziehung ihrer Kinder geleistet
zu eliminieren, sondern sie als Informationsquelle dafür
hat. Die Familie hat es zu bescheidenem Wohlstand
zu nutzen, was zwischen mir und dem Anderen „los“ ist.
gebracht und die Kinder haben in Deutschland Fuß
In diesem Zusammenhang ist das Bild vom „kulturellen
gefasst. Der Oberarzt regt daraufhin ein Familienge-
Übergangsraum“ der deutschen Ethnopsychoanalytikerin
spräch an und verordnet Massageanwendungen durch
Maya Nadig hilfreich. Nadig meint damit einen imaginä-
den Physiotherapeuten. n
ren Raum zwischen Patient und Therapeut, in dem „sich die Grenzen zwischen dem „Eigenen“ und dem „Fremden“ vorübergehend auf[lösen], so dass es zu einer Vermischung einer möglicherweise auch chaotischen und nicht sofort überschaubaren Vielfalt kultureller Zugehörigkeiten und Bedeutungen kommt“ (Nadig, 2006, S. 71). Es ist die Kunst, dieses emotionale und gedankliche Chaos auszuhalten und anzuschauen, um es dann einem Verstehensprozess zugänglich zu machen.
Möskö, M. & v. Lersner, U. (2014). Kultursensibel – aber wie? Leitlinien für Trainings inter-/transkultureller Kompetenzen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Psychotherapeutinnen. Verfügbar unter: https://www.psychologie.hu berlin.de/de/prof/ the/Leitlinien (29.6.2015).
Therapeut, Kultur C, Religion D Patient, Kultur A, Religion B
Prof. Dr. Henning Freund, Studienleiter M.A. Religion und Psychotherapie,
Die fachliche Dimension interkultureller Kompetenzen
Wissenschaftlicher, Geschäftsführer des
hat in den vergangenen Jahren an wissenschaftlicher
Marburger Instituts für Religion und
Substanz gewonnen und wird momentan in Leitli-
Psychotherapie, Evangelische Hochschule
nien für Trainingsmaßnahmen umgesetzt (Möskö &
TABOR, Marburg
16
ERFAHRUNGEN
Ich wurde reich beschenkt Überraschende Erfahrungen im Klinikaufenthalt Es war so ziemlich das Letzte, was
ben hatte. Der Grund dafür war, dass
Stricken und lachte über die jun-
ich wollte. Fast zwanzig Jahre war
ich befürchtete, die Dinge über den
gen Männer, die sich Wolle gekauft
ich in keiner Klinik mehr gewesen,
Glauben würden vielleicht für Verwir-
hatten, um Mützen zu häkeln. Ein
und nun musste es doch wieder
rung bei den Mitpatienten sorgen.
lustiger Anblick. Ich war oft allein,
sein. Seit meinem 17. Lebensjahr
aber durch die Therapien und die
leide ich unter einer psychischen
Meine Medikamente sollten umge-
gemeinsamen Spaziergänge am
Krankheit (bipolare Störung), die
stellt werden. Dafür braucht man
Morgen lernte ich die anderen
dank Medikamenten, Therapeuten
Zeit und Geduld. Die Zeit wollte
kennen. Hier gab es Verständnis,
und dem Einhalten meiner Grenzen
ich mir nehmen mit dem Ziel, gut
Medikamentenbezeichnungen waren
gut unter Kontrolle ist. Aber nun litt
medikamentös eingestellt zu sein,
bekannt, es gab Trost, jedenfalls
ich seit längerem an Schlaflosigkeit,
um dann wieder besser leben zu
häufig. Ich gewöhnte mir an, im
musste oft weinen und war einfach
können. Der Aufenthalt dauerte dann
Stillen für die Mitpatienten zu beten.
nicht in der Reihe. Die psychosoma-
sieben Wochen. Ich lebe mit einer
Wie finster waren manche Augen.
tische Klinik in meiner Heimatstadt
Krankheit, die als nicht heilbar gilt,
Auf einmal war ich dankbar, für die
wurde erst vor einem Viertel Jahr
natürlich trifft das für Gott nicht zu.
anderen beten zu können und ihnen,
eröffnet, ich nahm Kontakt mit einer
Der Herr Jesus könnte mir diese
soweit möglich, Mut zu machen.
Ärztin auf, und dann ging es recht
Krankheit nehmen. Das wäre ein
Eine junge Frau, die mir beim Essen
schnell. Obwohl ich betete, dass mir
Wunder. Ein Wunder ist aber auch,
gegenüber saß, redete kaum etwas.
der Klinikaufenthalt erspart würde,
dass ich gelernt habe und immer
Ich spürte ihre Verzweiflung. Ich
bekam ich einen Anruf: „Morgen
wieder lerne, mit meinen Grenzen
legte meine Hand auf ihre, sie zog
oder übermorgen können Sie kom-
und dem Tabletten-Schlucken umzu-
ihre Hand nicht zurück. „Könnte ich
men“. Ich erinnere mich noch gut, wie
gehen. Ich habe akzeptiert, dass das
nur mehr tun“, dachte ich. Aber ich
sich in dem gleichen Augenblick ein
so ist. Nicht ein für alle mal. Manch-
war selbst Patientin, und es war mir
innerer Friede auf mich legte, ähnlich
mal brauche ich ein neues Ja für
nicht möglich zu helfen. Ich konnte
als wäre eine Glasglocke über mich
die Lasten, die ich zu tragen habe.
beten. Das war so viel. „Der Herr
gestülpt worden. Ich packte meine
Allerdings ist es ein gutes Leben,
Jesus kennt diese Menschen“, dachte
Sachen, und mein Mann und ich
weil mein Glaube durch viele Tiefen
ich, er weiß, was sie brauchen. Ver-
fuhren in das Krankenhaus.
gestärkt wurde, weil ich meinen
schiedene Nationalitäten, Arbeits-
Vater im Himmel so nah erlebt habe,
lose und Studenten, wir waren ein
Die moderne Klinik erinnerte mich
dass diese beglückenden Erfahrun-
gemischtes „Publikum“. Dann kam
nur kaum an frühere Aufenthalte in
gen das Leid aufwiegen. Schon jetzt.
es doch heraus, dass ich ein Buch
Psychiatrien. Es war keine geschlos-
Und was in der Herrlichkeit noch
geschrieben hatte. Seltsam, wenn
sene Klinik. Die Krankenschwestern,
kommt, da wage ich gar nicht dran
die Frau in meinem Zimmer das
sie nannten sich Pflegerinnen, waren
zu denken.
Buch las. Ein junger Mann, 18 Jahre alt, groß und dünn, mit Piercing an
freundlich und hilfsbereit und eine Anlaufstelle bei Tag und Nacht. Die
Fast jeden Tag ging ich in die schöne
verschiedenen Stellen im Gesicht,
Ärzte erlebte ich als freundlich und
Kapelle. Der Boden und die Wände
die Haare gefärbt und unter einer
als respektvoll gegenüber den Pati-
sind in schlichtem Grau gehalten. Ich
Mütze versteckt, schloss mit mir
enten. Das Zimmer, das ich mit einer
vertiefte mich gern in den Anblick
Freundschaft. Wahrscheinlich hätte
anderen Patientin teilte, war groß
der Glasfenster. Hier saß ich, las in
ich außerhalb der Klinik nie Kontakt
und schön eingerichtet. Ich gehörte
meinem Neuen Testament, betete
zu ihm bekommen. Bald war ich
zu den Ältesten. Eine Entscheidung
und oft weinte ich. Selten kam
seine Oma. Er legte gern den Arm
hatte ich getroffen: Ich würde nichts
jemand, die Tür war offen, so schien
um mich, und als er am Wochen-
von meinem Glauben erzählen und
die Kapelle integriert zu sein in das
ende bei seiner Freundin übernach-
auch nicht mein Buch erwähnen, das
Krankenhaus. Ich machte lange
tete, meinte er: „Ich vermisse aber
ich über meine Krankheit geschrie-
Spaziergänge, kaufte mir Wolle zum
jetzt die Rosemarie.“ Ich war eine
3/2015 CHRISCARE
ossen ndschaft geschl Unverhofft Freu
von ihnen, genauso betroffen von
mache ich gern, aber an diesem
zenskammer und diesen Menschen
einer Krankheit, aber ich hatte das
Abend kam das nicht an. Auf einmal
zeigen, dass Du ihr Retter bist.“
Gefühl, dass sie etwas merkten
ging es um den christlichen Glauben.
von dem Glauben, der mir Halt und
„Warum geht es mir schlecht?“, fragte
Mir selbst wurde nach dem Aufent-
Hoffnung gab. Vielleicht hatte ich
R., ein intelligenter junger Mann. Er
halt in der Klinik etwas von der Angst
auch deshalb so einen guten Zugang
habe doch alles richtig gemacht. Eine
genommen, wenn Ungewisses,
zu den jungen Männern, weil ich
heftige Diskussion fing an, plötzlich
vielleicht schwer zu Ertragendes in
zwei Stiefsöhne groß gezogen habe.
war er ruhig: „Wenn du wüsstest,
der Zukunft auf mich zukommt. Nöte
Ich saß auf der Terrasse, ein junger
wie ich dich um deinen Glauben
und Schwierigkeiten werden wieder
Mann kam und bat mich um Rat.
beneide!“, platzte es aus ihm heraus.
kommen. So ist unser Leben. Aber
Wir unterhielten uns. „Vielen Dank“,
„Heute Abend werde ich ‚dem‘ alles
der Herr ist ganz besonders präsent,
meinte er. Aber ich war doch selbst
sagen,“ meinte er. Ich ermutigte ihn,
wenn dunkle Wege vor uns liegen. Er
nur eine Patientin.
sein Herz vor Gott auszuschütten.
verlässt uns nicht, wenn die Situation brenzlig ist. Ja, wir können damit
Ich erlebte in diesen Tagen, dass
Ich wurde in diesen Tagen ganz
rechnen, dass dunkle Tage kommen.
auch ein Platz der richtige sein kann,
neu dankbar für dieses wertvolle
Wir können aber auch damit rechnen,
an dem wir es für unmöglich halten,
Geschenk des Glaubens. Nun bin ich
dass unser Vater im Himmel bei uns
unseren Glauben weiter zu geben.
schon einige Monate zuhause und
ist, vielleicht sogar spürbarer, als
Offensichtlich hatte mich der Herr
mittlerweile helfen die neuen Medi-
wenn alles glatt geht. Das haben wir
hierher geschickt, weil er mich hier
kamente gut, ein normales Leben
seiner Treue zu verdanken. n
brauchte. Ich staunte wieder ein-
zu führen. Immer wieder fallen mir
mal über das, was er tun kann. An
die Begegnungen mit den Menschen
einem Abend meinte R.: „Kommt,
während dieser besonderen Zeit
wir machen den Fernseher aus. Wir
ein. „Herr, öffne ihnen das Herz. Du
setzen uns zusammen und reden.“
kannst ihre Seele heilen, aber Du
4, 5 Patienten saßen im Kreis und
kannst auch in ihr Innerstes kom-
Rosemarie Dingeldey,
ich fing an, Witze zu erzählen. Das
men. Du kannst eintreten in ihre Her-
Michelstadt
18
HINTERGRUND
Denke gut – und schöpfe Mut Gutes Denken bewirkt Ermutigung – Ermutigung gründet in der Liebe. Mut regt sich „dennoch“ durch Zuversicht; eine bejahende Einstellung zu den Gegebenheiten des Lebens. Das ist ein Segen! Dafür muss der Tunnelblick überwunden werden, um „mehr“ zu sehen. Viktor E. Frankl (1905 - 1997), der Begründer der Logotherapie, spricht in diesem Zusammenhang von der Trutzmacht des Geistes. Zitat: „Gelingendes Leben hängt nicht von den Bedingungen ab, die wir antreffen, sondern von den Entscheidungen, die wir selber treffen.“
Menschen ihr Leben lang auf Lebensblockaden oder „ungünstige Lebensbedingungen“ fixiert. Doch auch wenn die Kindheit nicht immer rosig war, ist dennoch niemand nur der hilflose Sklave seines Schicksals. Vielmehr überwindet ein starkes Wofür jedes Warum! Also weg vom Selbstmitleid, weg von der Selbstfixierung. Wichtig ist nicht die Frage: „Was ist für mich gut?“, sondern die Frage: „Wofür bin ich (noch) gut...?“ Das klärt „trübe, verklemmte“ Gedanken, weitet den Blick und gibt wieder guten Mut. Gute Orientierung
Was immer auch ist, es kommt darauf an, wie wir es
geben dabei die drei Fragen des Rabbi Hillel (110 v.Chr):
bewerten, wie wir also darüber denken. Das prägt unsere
1. Wenn ich es nicht tue, wer soll es dann tun? – 2. Wenn
„Sichtweise“, unser Selbstbild und unsere Sichtweisen
ich es jetzt nicht tue, wann soll ich es dann tun? – 3.
der Welt. So ist in den Augen der Guten auch „die Welt“
Wenn ich es überhaupt nicht tue, wie fühle ich mich dann? Um dabei nicht in Grübeleien und Zweifeln
„Wenn wir eine Situation nicht ändern können, ist das ein Aufruf, uns selbst zu ändern!“
stecken zu bleiben, sind wiederum drei weitere Fragen hilfreich: 1. Entspricht der Gedanke den Tatsachen? – 2. Hilft mir der Gedanke? Wenn nein: – 3. Durch welchen besseren Gedanken kann ich ihn ersetzen? Das rückt verquerte Einstellungen zu Recht.
gut. Nörgler und Schwarzseher hingegen reden sich
Einstellungen sind das Ergebnis oft wiederholter Gedan-
selbst die Welt schlecht. Mutlose Aussagen wie: „Was
ken; sie erzeugen in uns Bilder = Vor-stellungen (vom
kann ich denn schon machen?“ oder trotzige Verweige-
Leben und „den anderen“); sie sind die Grundlage unse-
rungssignale wie: „Ich bin nun mal so“ programmieren
rer Bewertungskriterien, die wiederum Gestik, Sprechen
Hilflosigkeit und Resignation. Wer sich selbst als Opfer
und Handeln prägen. All das formt unsere Ausstrahlung
sieht, wird nie als Gewinner enden. Fehlt es an gutem,
auf andere. Bedenken wir: Gedanken sind Kräfte; sie sind
zuversichtlichem Denken, ersticken Mut und Lebens-
geistige Energien, die uns entweder stabilisieren oder
freude. Man verirrt sich im „Starr-sinn“ oder verliert sich
deformieren. Je mehr wir uns um gute „Ein-sichten“
in der Sinnleere. Typisch dafür die Aussage: „Ach, es ist
bemühen, umso besser geht es uns. Unser Denken und
ja doch alles sinnlos...“ Aber, so Frankl: „Wenn wir eine
Handeln wird offener und gütiger; gelassener können wir
Situation nicht ändern können, ist das ein Aufruf, uns
auch mit den Einstellungen anderer besser leben. Damit
selbst zu ändern!“
ist kein dickes Fell gemeint. Vielmehr ist Gelassenheit die reinste Form seelischer Gesundheit. Sie setzt im Alltag
Das setzt Verantwortungsbereitschaft voraus, was nichts
Achtung durch Selbstachtung voraus – ein Denken, das
anderes heißt, als auf die mir gegebenen Lebensbedin-
zwar urteilt, nicht aber sogleich verurteilt. Das macht
gungen eine sinnvolle „Antwort“ zu finden. Es ist die
weitherzig und „liebens-würdig“. So vervielfachen sich
Grundbedingung des Erwachsenwerdens. Hingegen
die guten Energien, gegründet in einem guten Denken,
bleiben nicht wenige Erwachsene in ihren Kinderschuhen
das Mut macht statt ablehnt; ein gesundes Denken, das
stecken. Kennzeichen: Schuld sind immer „die anderen“.
heilt statt kränkt; ein liebevolles Denken, das einem güti-
In einem ähnlichen Opferverhalten bleiben nicht wenige
gen Herzen entspringt.
HINTERGRUND
3/2015 CHRISCARE
Alle Weltreligionen lehren seit mehr als 2000 Jahren
ausgeliefert, solange bleibe ich aber auch blockiert für
die Bedeutung eines gütigen Herzens. Psychosoma-
unumgänglich notwendige Veränderungen.
19
tisch kann dem nur voll und ganz zugestimmt werden. Es ist bewiesen, dass „offene und ehrliche Menschen“,
Bedenken wir: „Die Gedanken sind frei.“ Darum stehen
die sich durch Zuversicht und Gelassenheit im Alltag
ermutigende Perspektiven im Zentrum jeder positiven
auszeichnen, nicht nur weit weniger Herz- und Kreislauf-
Wandlung. Wichtig sind aber auch gute soziale Kontakte;
probleme haben, sondern ganz allgemein gesünder und
denn: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage
länger leben. Könnte vieles von dem, was wir heute als
dir, wer du bist.“ Bedenken wir: Charakter, Schicksal und
Stress beklagen, aus tiefstem Grunde nicht ein Mangel
Gesundheit hängen von der Art und Weise ab, wie wir
an Weitherzigkeit sein? Denn die gefürchteten Psycho-
uns geistig dazu entscheiden – entweder: Ärger oder
toxine sind genau die (un)heimlichen Krankmacher, die wir durch entmutigendes, „trüb-sinniges“ Denken in uns selbst erzeugen. Darum sollte eine Formel uns stets Programm sein:
„Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“
Denke gut und schöpfe Mut. Dieser stärkende Lebensrefrain fördert ein gesundes Selbst-bewusst-sein und
Freundlichkeit, Eifersucht oder Vertrauen, Zorn oder
setzt voraus, sich gedanklich nicht mit dem zu beschäf-
Gelassenheit, Selbstgerechtigkeit oder Güte, Liebe oder
tigen, was man nicht möchte, sondern bewusst mit
Hass, Rechthaberei oder Nachsicht, Rache oder Friedfer-
dem, was man anstrebt! Dabei wächst das Gefühl, mit
tigkeit, Großmut oder Neid, Unlust oder Heiterkeit, Furcht
Leib und Seele bei der Sache zu sein. Ist andererseits
oder Selbstvertrauen, Selbstaufgabe oder Mut... Wer sich
im Leben etwas unabänderlich, steht an erster Stelle
selbst aufgibt, dem kann auch nicht geholfen werden.
die Akzeptanz des Unabänderlichen. Denn solange ich
Wer nicht will, der hat schon verloren. Wer meint, zu kurz
etwas nicht wahrhaben will (und ich in verzweifelten
zu kommen, der ist auch der Benachteiligte. Wer sich kla-
Anklagen verstrickt bleibe), kann sich am Schicksal
gend vorhält, vom Leben betrogen worden zu sein, der
nichts zum Guten ändern, weil ich mir selbst dabei im
wird mit Sicherheit als Griesgram enden. Wer nicht gut
Wege stehe. Es stellt sich die Frage, ob nun tatsächlich
denkt, kann nicht gut leben! Tatsache ist, dass in Wahr-
alles sinnlos geworden ist? Schmerz über einen Verlust
heit keine negative Bewertung den eigentlichen Wert des
ist natürlich menschlich. Aber die Zeit ist auch gütig...
Lebens schmälern kann. Umso mehr braucht das Leben
Darum ist es unnatürlich, sich so an die Erinnerung des
Zuversicht, Mut, Begeisterung, Freude und Liebe. Statt
Verlustes zu klammern, dass die schmerzlichen Gefühle
den Kopf hängen zu lassen, geben wir uns lieber einen
den „Blick über den Schmerz hinaus“ immer wieder
Schubs und sagen uns öfter: „Mensch: Denke gut – und
neu blockieren. Energie ist von Natur aus ununterbro-
schöpfe Mut!“ n
chen in Bewegung. Der Versuch, sie festzuhalten, hat stets Konflikte, Schmerz und Leid zur Folge. Resultiert viel Trostlosigkeit und Leid nicht aus einem erbitterten
Otto Pötter (geb.1948), Rheine,
Zustand des Festhaltens? So ist auch ein Leidenwollen
Verhaltenstherapeut, Dozent für logothe-
widersinnig. Solange ich nicht loslassen will, bleibe ich
rapeutische (sinnzentrierte) Persönlich-
(im Leid) gefangen; solange ich nicht zulassen will, mich
keitsentwicklung nach Viktor E. Frankl
von Vergangenem zu lösen, solange bleibe ich befan-
(www.otto-poetter.de). Literatur: Pötter,
gen; solange ich mich weigere, mich von destruktiven
Froh zu sein, bedarf es wenig. Aschen-
Gedanken zu distanzieren, solange bleibe ich ihnen
dorff Verlag Münster
20
HINTERGRUND
Heilende Seelsorge In allem aber leite uns die Hoffnung Der Theologe, Autor und Seelsorger Hans-Rudolf Bachmann hat immer wieder erlebt und beobachtet, wie christliche Seelsorge Menschen heilend verändern kann. Zu einer Theologie, die nährt und weiterbringt, gehören immer Menschen, die von einer biblischen Wahrheit getroffen, ergriffen und durchdrungen wurden. Leute, bei denen in kleiner Münze das Wort wieder Mensch wird.
Könnte es sein, dass in unseren Kir-
Gott uns an vielen Orten enttäu-
chen und in unserer Gesellschaft zu
schen, am Glauben irre werden
vieles krankt, weil die Theologie der
lassen muss. Bei David Jaffin habe
Kirche krank ist? Weil – wie bei Peter
ich gelernt, die Psalmen zu lieben,
Rudolf – Wunder für heute gemäß
jene Gebete von Menschen, die ihren
theologischer Begründung nicht
Gott oft nicht verstehen konnten; die
mehr zu erwarten sind? Weil uns die
mit ihm rangen und ihm klagten, die
Welt des Sichtbaren, Messbaren und
auch bereit waren, an Gott zu leiden
Kontrollierbaren derart dominiert,
und die allem Schmerz zum Trotz auf
dass die unsichtbare Welt nur noch
seine Barmherzigkeit hofften und
unwirklich erscheinen kann? Weil
ihn lobten. Auch David Jaffin kannte
Himmel und Erde in uns nicht mehr
das konkrete Eingreifen Gottes bei
zusammenklingen?
Krankheit und Leiden. Aber Wunder
Heilung der Theologie
sind immer Gnade – das war ihm
Alles ist Gnade
wichtig. Wir dürfen darum bitten,
zugehört, damals noch in Seewis .
Da ist David Jaffin. Wie sein Name
aber Gott zwingen, das können und
Er erzählte, wie er als bestens aus-
erahnen lässt, ist er Jude. Nachdem
sollen wir nicht.
gebildeter Theologe im Dienst der
er zum Glauben an Jesus Christus
Basler Mission nach Afrika ausreiste,
als Messias gefunden hatte, stu-
Es geht um etwas Größeres
um die Christen dort in die Welt
dierte er evangelische Theologie und
Da ist Traugott Schelker, mein
europäischer Theologie einzuführen.
wirkte als Pfarrer in Deutschland. Er
blinder Seelsorger und Weggefährte
Kaum hatte er mit seinen Vorlesun-
kam öfters nach Seewis. Wenn ihn
über Jahre. Er, der Blinde, hat mir
gen begonnen, suchte ihn einer
etwas erschütterte, dann konnte er
die Augen für vieles geöffnet: Er
seiner Studenten auf. Er hatte ein
sehr engagiert auftreten und auch
durfte es erleben, dass Menschen
dringendes Anliegen: „Kommen Sie
starke Worte wählen, so dass er
Heil und Heilung erfuhren, manch-
so schnell wie möglich bei uns vor-
mich manchmal an den scheltenden
mal unerwartet, als Geschenk, das
bei! Ich bitte Sie, meine todkranke
Jesus3 erinnerte. Mit großem Eifer
ihn tief demütig machte. Er hat mir
Da ist Peter Rudolf. Ihm habe ich 1
Mutter nach Jakobus 5 zu salben
trat er auf gegen Christen, die kum-
oft gesagt, wie er darunter leide,
und mit ihr zu beten.“ Peter Rudolf,
pelhaft mit dem Ewigen umgehen,
dass unter Christen nicht mehr Hei-
ganz ehrlich: „Ich erschrak ob dieser
die nicht mehr ergriffen sind von
lungen geschehen. Immer wieder
Bitte, ob den damit verbundenen
Gottes Heiligkeit und Souveränität,
kniete er darum in ernster Selbst-
Erwartungen. Und ich muss Ihnen
die meinen, sie hätten ein Recht auf
prüfung vor Gott. Gerne sprach er
gestehen, ich wusste nicht, was in
Wunder und – mit Blick auf die Theo-
aber auch über den Anfang von
Jakobus 5 zu lesen war. Zudem gab
logen – die meinen, sie könnten Gott
Johannes 9: „Jesus ging vorüber
es in meiner Theologie für heutige
in eine ausgeklügelte Systematik
und sah einen, der blind geboren
Zeiten keine Wunder. Doch ich wollte
pferchen. David Jaffin kam mir vor
war. Seine Jünger fragten ihn:
meinen Studenten nicht enttäu-
wie ein Prophet des Volkes Israel, der
‚Meister, wer hat gesündigt, dieser
schen. Ich zog mich kurz zurück, las
uns Christen bewusst machen will,
oder seine Eltern, dass er blind
den Jakobustext und machte mich
wie sehr wir den unfassbar großen
geboren ist?’ Jesus antwortete: ‚Es
auf den Weg. So gut ich es konnte,
Gott unter vermeintlicher Berufung
hat weder dieser gesündigt, noch
nahm ich die Salbung vor. Und
auf Jesus verniedlicht, gezähmt und
seine Eltern, sondern die Werke Got-
während des gemeinsamen Gebetes
verzärtelt haben. Er zeigte uns aber
tes sollen an ihm offenbar werden’.“
wurde die Frau spontan und völlig
auch, dass wir ganz viele Facetten
geheilt.“ Peter Rudolf fügte hinzu:
unseres Lebens nicht mehr mit dem
Als Blinder hatte er zu diesen
„Und in jenem Moment wurde auch
Ewigen zusammen zu schauen ver-
Worten eine besondere Beziehung.
meine Theologie geheilt.“
mögen, weil ein nur noch lieblicher
Er sagte jeweils, nicht ohne den
2
HINTERGRUND
3/2015 CHRISCARE
21
Christen tragen die Vision des neuen Himmels und der neuen Erde in sich innerlich durchgestandenen Kampf
so markante Zeichen des Reiches
Der Blick nach vorne
zu verleugnen: „Jenen hat Gott
Gottes aufgerichtet werden, wie
In allem aber – ob wir Heilung erfah-
geheilt, auf dass die Werke Gottes
durch ein Wunder der Heilung. Men-
ren, ob wir vertrauensvoll auf Gott
offenbar würden. Mich aber hat er
schen, die in Liebe und Vertrauen
hin leiden oder ob wir zur Gesundheit
vollständig erblinden lassen – auf
kreuzwärts gehen – sie gehören für
Sorge tragen – in allem aber leite
dass die Werke Gottes offenbar wür-
mich zum kostbaren Schatz der Kir-
uns die Hoffnung: „Danach sah ich
den.“ Dass Gottes Werke und Gottes
che und zu ihren besten Lehrern.
einen neuen Himmel und eine neue
Herrlichkeit offenbar würden durch
Erde. … Und vom Thron her hörte ich
sein Leben – das war sein überge-
Das Gesunde stärken
eine mächtige Stimme rufen: ,Seht,
ordnetes Ziel, ob dies nun hieß:
Und da ist Doris Siegenthaler. Als
die Wohnung Gottes ist jetzt bei den
„Heraus aus dem Leiden“ oder ob
Leistungssportlerin ist sie zusam-
Menschen! Gott wird in ihrer Mitte
es bedeutete: „Hindurch durch das
mengebrochen und hat in einem
wohnen; sie werden sein Volk sein
Leiden“. Wie oft hat er mich zur Ord-
mühsamen Lernprozess eingeübt,
– ein Volk aus vielen Völkern, und
nung gerufen, wenn ich ungeduldig
im Umgang mit ihrem Körper
er selbst, ihr Gott, wird immer bei
wurde und Gottes Handeln nur noch
Gnade zu praktizieren. In ihren Fit-
ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen
als sofortiges und heilendes Eingrei-
ness- und Wellnesskursen berichtet
abwischen. Es wird keinen Tod mehr
fen verstehen wollte: „Hansruedi,
sie davon. Bevor ich ihr zuhörte,
geben, kein Leid und keine Schmer-
wänn nume öppis uselueged fürs
hatte ich zwei Fragen, die mich in
zen, und es werden keine Angst-
Riich vo Gott!“ Diese Bemerkung
der Seelsorge immer wieder bewegt
schreie mehr zu hören sein. Denn
hörte ich nicht immer gleich gerne,
hatten: „Ist Krankes zu heilen?“
was früher war, ist vergangen4.’“ n
erinnerte sie mich doch daran, dass
Und: „Ist Leiden zu gestalten?“ Im
es etwas Wichtigeres gibt, als die
Gespräch mit ihr kam noch eine
Frage, wie es mir geht ...
dritte Frage hinzu: „Ist Gesundes zu stärken?“ Alle drei Fragen erinnern
Dort war ich 14 Jahre lang im Sinnhotel Scesaplana als theologischer Mitarbeiter engagiert. 2 In Jakobus 5,14.15 werden die Ältesten der Gemeinde aufgefordert, Kranke mit Öl zu salben und für sie zu beten. 3 Vergleiche Matthäus 24 4 Offb 21,1-4 1
Wir leben in einer Zeit großartiger
an urbiblische Themen. Die dritte
medizinischer Fortschritte, die wir
greift die Anliegen der alten Wei-
alle gerne in Anspruch nehmen.
sen und Diätetiker auf, welche die
Unser Schöpfer hat uns Menschen
Menschen nicht zuerst lehrten, wie
so geschaffen, dass wir wunderbare
Kranke geheilt werden können, son-
Fertigkeiten zur gegenseitigen Hilfe
dern wie die Gesunden gesund blei-
entwickeln können! Aber das darf
ben. Da kommen ganz unscheinbare
uns nicht dazu verführen, dass wir
Dinge zur Sprache, aber gerade
Leid, Krankheit und Behinderung
geistlich gesinnte Menschen brau-
Hans-Rudolf Bachmann, Pfarrer,
nur noch als etwas ansehen, das
chen manchmal praktische Hinweise
geboren 1950, verheiratet mit Kath-
beseitigt werden muss. Ich bin über-
zur Ernährung, zu Arbeit und Ruhe,
rin Bachmann-Schaub, vier erwach-
zeugt, dass durch die Verherrlichung
zu Licht und Luft. Es täte ihnen gut,
sene Söhne, gehört zum Drittorden
Gottes im Leiden – nicht durch die
neben dem Römerbrief auch das
der Kommunität Diakonissenhaus
Verherrlichung des Leidens! – genau
Buch der Sprüche zu verkosten…
Riehen und wohnt in Riehen.
Blickpunkt „Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder willkommen ist!“
ChrisCare
David Neufeld, Verleger
24
HINTERGRUND
Babylon, die Bergpredigt und Pfingsten Verantwortung übernehmen
zynisch. Er lädt uns ganz liebevoll ein damit: „Es wird euch sehr entlasten, wenn ihr von mir lernt. Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“ Jesus wirbt um unser Einverständnis, unser Lehrer sein zu dürfen, mit der schön-
Was die Bibel zu unserer Verantwortung für die Erneuerung der Kommunikation sagt
sten Einladung, die man sich nur denken kann: „Kommt
Was rettet die Welt? Als Christen pflegen wir bereits die
will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28-30).
her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich
Fragestellung zu korrigieren. Aus dem „Was“ machen wir ein „Wer“. Und damit haben wir auch schon die Antwort:
Den Komplizierern ist es verborgen, den Einfältigen
Jesus Christus natürlich. Dem sei nicht widersprochen,
offenbart es sich (Matthäus 11,25). Einfältig ist, wer sich
wohl aber der Korrektur. Sie lenkt ab. Sie lenkt um von
nicht selbst für klug und weise hält, für theologisch und
unserer Verantwortung auf seine. Aber das lässt er nicht
philosophisch besonders begabt, für geistlich besonders
mit sich machen.
erleuchtet, mag er noch so eindringlich „Herr, Herr!“ rufen. Der einfältige Gott der Liebe braucht einfältige
„Verantwortung“ kommt von „Antwort“. Verantwortung
Menschen, um die Welt zu retten.
geschieht dialogisch. Er redet, damit wir antworten. Wir reden und er antwortet. Er tut es wirklich. Oft hören wir
Einfältig ist zum Beispiel Johannes: „Gott ist die Liebe.“
nichts, weil wir mit Antworten rechnen, die er nicht gibt,
Punkt. „Wer sagt, dass er Gott liebt, und seinen Bruder
weil er uns anderes zu sagen hat. Er stellt uns in Verant-
hasst, der lügt.“ Punkt. „Und dies Gebot haben wir von
wortung. Er macht uns verantwortlich. Wir hören das
ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder
nicht gern, darum deuten wir es um, mit Vorliebe, indem
liebe“ (1. Johannes 4,16-21). Rufzeichen.
wir uns demütig geben: Wir seien in die Verantwortung gestellt, aber wir seien leider gar nicht fähig, ihr gerecht
Das ist schwer, seufzen wir Zwiespältigen. Das geht gar
zu werden, weil wir leider schwache Sünder seien. Der
nicht. Das kann kein Mensch aus sich selbst heraus. Statt
Heilige Geist selbst müsse es in uns bewirken.
einfach „ja“ zu sagen, jammern wir „Herr, Herr!“. Die Einfalt wundert sich. „Wo ist das Problem?“ fragt der einfältige
Er bewirkt es, indem er redet. Er redet Klartext: „Es ist
Johannes. „Das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote
dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von
halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Johannes
dir fordert“ (Micha 6,8). Das heißt: Du weißt, was zu tun
5,3). Punkt. Da hilft kein Jammern. Es ist uns gesagt. Es ist
ist. Rede dich nicht heraus. Das stellt uns zurück in die
nicht schwer. Es will nur ernst genommen werden.
Verantwortung. Einfältig ist Jesus: „Wer diese meine Rede hört und tut Wir bekennen lieber unsere Schuld, als unserer Verant-
sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf
wortung gerecht zu werden. Wieder antwortet er, indem
Fels baute“, sagt er am Ende der Bergpredigt. Natürlich
er Klartext redet. Er gibt dazu Jesus das Wort: „Ihr, die
meint er nichts anderes damit als diese seine Rede, die
ihr so eindringlich ‚Herr, Herr’ zu mir ruft: Ich weiß,
er gerade gehalten hat: Die Bergpredigt eben. „Und
ehrlich gesagt gar nicht, wovon ihr sprecht. Was wollt ihr
wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht
eigentlich von mir? Euch wichtig tun? Durch euer Gehabe
einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute“
beweisen, wie ernst ihr es meint? Ich kann damit nichts
(Matthäus 7,24.26). Kann man mit der Bergpredigt nicht
anfangen“ (Matthäus 7,22f). Man verzeihe mir diese dras-
regieren? Was für ein Unsinn, antwortet der einfältige
tische Paraphrase. Aber im Original drückt sich Jesus weit
Jesus: Man kann nicht regieren ohne sie! Nicht im eige-
deutlicher aus.
nen Leben und nicht in der Politik.
Es ist nicht so kompliziert mit dem christlichen Glauben,
Was sagt denn „diese seine Rede“? Was lehrt sie uns? Wie
wie wir es machen. „Lernt von mir“, sagt Jesus. „Mein
die Welt zu retten ist. Und wie ist sie zu retten? Durch die
Joch ist sanft und meine Last ist leicht“. Er meint das nicht
Erneuerung der Kommunikation. Die Bergpredigt insge-
HINTERGRUND
3/2015 CHRISCARE
25
samt und besonders dieses Schlusskapitel sieben gehört
achten und respektvoll füreinander sorgen, dass sie
zu den großen Weisheitstexten der Bibel, in denen uns sehr
Erfüllung finden. Die Kirche ist dafür verantwortlich. Wir
kompakt und und didaktisch sorgfältig ausformuliert die
sind die Kirche.
Grundprinzipien gelingender menschlicher Gemeinschaft vermittelt werden, und das sind die Grundprinzipien der
Davon, wie das geht und worum es dabei geht, quillt die
konstruktiven Kommunikation. Das Herz der Bergpredigt
Bibel geradezu über. Das eine große Thema der Liebe,
ist die „Goldene Regel“, die in allen humanen Weisheits-
um die sich die ganze Bibel dreht, ist ihre kommunikative
lehren aller Kulturen zu allen Zeiten, wo immer ihre Idee in
Verwirklichung. Um der Liebe willen geht es der Bibel
Worte gefasst wurde, verstanden und bejaht wurde: „Alles
vor allem anderen um gelingende Kommunikation. Das ist mitnichten eine Psychologisierung einer geistlichen Wahrheit. Die Gemeinschaft der Heiligen, Inbegriff
KOMMUNIKATIONSBRÜCKE GOTTES TURMBAU ZU BABEL
KRIEG
des neutestamentlichen Gemeindeverständnisses, hieß seinerzeit
PFINGSTEN
FRIEDE
UCHTE MISSBRA ATION IK N U KOMM
Communio Sanctorum. Symbolisiert und zentriert ist sie in der Kommunion, der Feier des Abendmahls.
ERFÜLLTE SEHNSUCHT
D
N
SÜ L
L FA
EN
D
N LE
G
N
U
L
VO
Die Kommunion wirkt nicht aus sich selbst heraus die überzeugende Gemeinschaftsgestalt der Kirche – das hätten wir gern, weil es dann nicht unserer eigenen Verantwortung läge. Nein, sondern die Wahrhaftigkeit der Communio entsteht durch
Grafik: Hans-Arved Willberg
die Wahrhaftigkeit der Communicatio. Auf Deutsch: Ob wir als Christen
nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut
im Geist der Liebe leben oder nicht hängt davon ab, wie
ihnen auch!“ Das ist geboten. „Das ist das Gesetz und die
wir kommunizieren.
Propheten“ (Matthäus 7,12), kommentiert Jesus. Es ist uns gesagt, was er damit meint: Das ist das ganze Liebesgebot,
Zwei Ereignisse ragen aus dem biblischen Erzählgut
das ist der Wille Gottes, das rettet die Welt. Ist das schwer?
heraus, an denen die Bedeutung der zwischenmensch-
Jedenfalls ist es nicht schwer zu verstehen.
lichen Kommunikation für das Kommen des Reiches Gottes besonders stark zum Ausdruck kommt. Sie sind
Aber bequem ist es nicht, denn es stellt uns in Verant-
so in die Chronologie der biblischen Heilsgeschichte
wortung. Es ist der schmale, geradlinige Pfad der Einfalt
eingefügt, dass man sie mit den tragenden Pfeilern einer
ohne Wenn und Aber. Wenige gehen ihn, sagt Jesus, als
Hängebrücke vergleichen kann (Abbildung). Es ist die
er die Bergpredigt hält (Matthäus 7,12). Aber immerhin,
Brücke der Versöhnung und Verständigung, die große
es gibt sie. Auf die Wenigen kommt es an. Das ist immer
Friedensbrücke Gottes durch die Zeiten. Der biblischen
so und am Anfang erst recht. Die Bergpredigt ist der
Geschichte nach kommt die Menschheit von der destruk-
Anfang. Jesus selbst ist dieser Anfang. Sein Weg, seine
tiven Kommunikation her und bewegt sich auf die kons-
Sendung ist das. Und die Kirche ist die Gemeinschaft der
truktive zu, kurz gesagt: auf den Frieden. Sinnbildlich für
Wenigen, aus der Viele werden sollen, immer mehr, bis
das ursprüngliche schwere Kommunikationsproblem des
die ganze Welt gerettet ist.
Menschen mit allen schrecklichen Folgen stehen der Sündenfall und die Urgeschichte, die mit dem Turmbau zu
Die Welt ist gerettet, wenn alle Menschen sich so gut
Babel endet, dem Höhepunkt und bleibenden Symbol für
verstehen, wie es nur geht, gegenseitig ihre Bedürfnisse
menschenverachtende Gleichschaltung ohne Verstehen
26
HINTERGRUND
und Verständigung, durch pures Diktat und reine Gewalt.
Turmbauprogramms: Wahrhaftige Communio ohne
Da versteht letztlich keiner mehr den anderen und jeder
jeden äußeren Druck, ganz ohne Angst; wirkliches Verste-
flieht, sobald er kann, um seine Haut zu retten (Genesis
hen über bis dahin unüberwindlich geglaubte Grenzen
11). Danach kommt Abraham, Stammvater derer, die auf
hinweg, in aller Nüchternheit und Klarheit, aber auch in
den Frieden hoffen (Genesis 12). Es folgt die lange Zeit
echter, zutiefst emotionaler Verbundenheit, in uneinge-
der Sehnsucht auf das Kommen des wahren Friedenskö-
schränkter Herzlichkeit und großer Freude. In diesem
nigs, durch den die Zwangsherrschaft der gewaltsamen
Symbol liegt das A und O des Christentums beschlossen.
Verständigungsverhinderer endlich ihr Ende finden soll
Es prägt unseren Auftrag und es zeigt uns das Ziel. n
(Jesaja 9). Dann endlich kommt Jesus, der für sich selbst in Anspruch nimmt, dieser König zu sein (Johannes 12,14f). Und dann kommt Pfingsten. Pfingsten gilt als der „Geburtstag der Kirche“. Das trifft zu, wenn wir das darunter verstehen, was das Pfingster-
Hans-Arved Willberg, Karlsruhe, evangeli-
eignis selbst eindrücklich symbolisiert. Pfingsten ist das
scher Theologe, Trainer – Dozent – Publizist,
Gegenstück zur Zwangsvereinigung des babylonischen
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Bildnachweis: Foto: Sandie Brischler, Berlin Textnachweis: Dieses Gedicht wurde dem Buch von Roland Walter, König Roland – Im Rollstuhl durchs Universum, entnommen. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2012. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages. In derselben Gestaltung wie diese Seite ist es unter www.neufeld-verlag.de auch als Poster (DIN A3) erhältlich.
›
3/2015 CHRISCARE
Wer bin ich?
D
ie Menschen nennen mich behindert, und sie haben recht, das bin ich auch. Gott nennt mich seine gute Schöpfung, und er hat recht, das bin ich auch. Die Menschen nennen mein Leben kostspielig, und sie haben recht, das ist es auch. Gott sagt, mein Leben ist wertvoll, und er hat recht, das ist es auch. Die Menschen nennen mich unproduktiv, und sie haben recht, das bin ich auch. Gott sagt, ich bin ein Brückenbauer zwischen Behinderten und Nichtbehinderten, und er hat recht, das bin ich auch. Die Menschen nennen mein Aussehen abstoßend, und sie haben recht, das ist es auch. Gott sagt, mein Lachen ist schön, und er hat recht, das ist es auch. Roland Walter
27
28
CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN
Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Gebet für das Gesundheitswesen Wir laden Sie herzlich ein, diese Gebetsverantwortung mit zu tragen, die Gebetsbriefe zu beziehen (einfach per Mail anfordern) und für die genannten Anliegen zu beten. Nachfolgend ein Gebetsbrief aus diesem Jahr, der die Bedeutung der Fürbitte für unsere Arbeit verdeutlicht, geschrieben von einem Krankenhausarzt: „Als Mitarbeiter im Gesundheitswesen stehen wir tagaus-tagein „an vorderster Front“, um Menschen in Krankheit und Not zu helfen. Vielfach tragen wir mit Verantwortung dafür, wie das Leben der uns anvertrauten Menschen weitergeht.
Gebet öffnet Türen
Neben gutem Fachwissen, prakti-
In unserem Land gibt es viele Gebetsinitiativen, die unterschiedliche Schwerpunkte in den Gesellschaftsbereichen haben.
unser Gesundheitswesen in einigen
schem Können und psychosozialer
Bereichen Veränderung, damit
Kompetenz brauchen wir die Geis-
neue Konzepte und weitere, für den
tesgegenwart Gottes. Diese können
Menschen dienende Strukturen
wir nicht machen, aber neu Tag für
entstehen können. Dies kann durch
Tag darum beten.
Die Arbeit von Christen im Gesund-
begleitendes Gebet unterstützt
heitswesen ist 1989 aus der Initiative
werden.
Als Arzt habe ich es immer wieder entlastend erlebt, dass darüber
„Gebets- und Arbeitskreis Christen im Gesundheitswesen“ in Hamburg
Die monatlichen Gebetsbriefe
hinaus andere Christen regelmäßig
entstanden.
werden abwechselnd von den 23
für mich und meinen Dienst beten.
Mitgliedern des Bundesweiten
Zwei treue Beterinnen begleiten
Wir spürten die Herausforderung,
Leitungskreises CiG geschrieben. Da
mich und meine Familie bereits über
die Fürbitte für „unseren“ Bereich,
wir aus unterschiedlichen Berufs-
Jahre, ja Jahrzehnte. Und vieles von
das Gesundheitswesen, auf- und
gruppen, Konfessionen und Regio-
dem, was ich bei meinen Patienten
auszubauen, das „Gebet für das
nen Deutschlands kommen, bringen
und in meinem Krankenhaus erlebe,
Gesundheitswesen“ entstand als
wir eine Bandbreite verschiedener
ist wesentlich im Verborgenen von
monatlicher Gebetsbrief.
Aspekte ein. Der Gebetsdienst wird
Fürbittern erbeten worden.
von Eva-Maria und Thomas Mieth Wir danken Gott für das hohe
aus Freiberg und Bettina Gundlach
Lasst uns in diesem Monat beson-
Niveau und die vorbildliche Ver-
aus Aumühle koordiniert und über
ders darum bitten,
sorgung im Gesundheitswesen in
unsere Geschäftsstelle an einen
• dass Gott immer wieder neu
unserem Land. Dennoch braucht
Kreis von Fürbittern verschickt.
Fürbitter für uns Mitarbeitende und
CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN
3/2015 CHRISCARE
29
Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) CiG e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen • einander fördern, unseren Glauben im Berufsalltag zu leben, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, unsere Einrichtungen im Gesund-
• Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen,
heitswesen beruft,
• in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie,
• dass Christen sich Gott zur Ver-
Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen.
fügung stellen für diesen verborgenen Dienst der Fürbitte,
Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet
• dass unsere Fürbitten Gottes
seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen
Nähe und Versorgung erfahren,
rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.
• dass auch bei nachlassender Präsenz von Diakonissen und Ordens-
Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor
leuten das Gebet in vielen Einrich-
Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B.
tungen des Gesundheitswesens neu
monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und
Belebung erfährt,
Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten
• dass Gemeinden und geistliche
Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu
Gemeinschaften „ihre“ Christen im
den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle.
Gesundheitswesen im Gebet mit tragen.
Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen The-
Gebet im Gesundheitsministerium Berlin
men aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke
Seit 2005 wird zu einer jährlich statt-
men Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.
und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, neh-
findenden Gebetszeit in das Bundesministerium für Gesundheit in
Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird
Berlin eine kleine CiG-Gebetsgruppe
von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundes-
eingeladen.
weiten Leitungskreis verantwortet und geleitet.
In Anwesenheit von Mitarbeitenden
In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert.
aus dem Ministerium werden Gebets-
Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen
anliegen aus dem Gesundheitswesen
für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundes-
in der Fürbitte vor Gott gebracht.
weiten Leitungskreises.
Auch dieser Dienst ist uns wichtig, in dem vor Ort konkrete gesundheits-
Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt.
politische Anliegen aufgenommen
500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Ver-
werden und wir um Gottes Segen für
ein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen.
unsere Politiker beten. n Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten! n Günther Gundlach,
CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V.
Geschäftsführer
Bergstraße 25, D-21521 Aumühle
Christen im
Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39
Gesundheitswesen
Email: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de
30
NACHRICHTEN
Reaktion
Musik: Gesundheitsfördernd
Nachrichten Dankbar war man über die rück-
qualitativ hochwertige Altersmedizin
läufigen Ebolazahlen. Allerdings
zu sorgen – in den Geriatrien, aber
wies der WHO-Experte, Dr. Joyce
auch im Zusammenspiel mit den
Onsongo, darauf hin, dass die man-
Notaufnahmen und den organspezi-
gelnde Prävention ursächlich für die
fischen Fachabteilungen in den Kran-
rasche Ausbreitung von Ebola gewe-
kenhäusern“, erklärte Ralf Zastrau aus
sen sei. Hier könnten die Kirchen vor
dem Leitungskreis GeriNet Hamburg
allem ihre Kontakte zu den ärmsten
und Geschäftsführer am Albertinen-
Bevölkerungsgruppen nutzen, um
Haus. So sollen u. a. wechselseitige
Chicago: Wissenschaftler der Uni-
Aufklärung zu betreiben. Bedauert
Hospitationen stattfinden. n
versität Michigan haben in einer
wurde bei dem Treffen, an dem 80
vergleichenden Studie unter weißen
Experten aus 20 Ländern Afrikas
und farbigen US-amerikanischen
teilnahmen, dass die Ausgaben für
Senioren beobachtet, dass es: a.
das Gesundheitswesen stark abnäh-
einen Zusammenhang zwischen der
men. Mehr: www.oikoumene.org/
Frequenz des Gottesdienstbesuchs
en/what-we-do/health-and-healing/
und der emotionalen Reaktion auf
ebola-newsletter n
Der Einfluss von Gospel-Musik
Themenheft
Fortbildung in Spiritualität
geistliche Musik gibt, b. Menschen, die stark von geistlicher Musik angesprochen werden, sich eher mit anderen Menschen verbunden fühlen, c. diese Verbundenheit sich in einer hoffnungsvolleren
Netzwerk
Für moderne Altersmedizin
Ausschnitt des Titelblattes
Zukunftsschau niederschlägt und
Berlin: Der Springer Verlag hat in
d. hoffnungsvollere Menschen
seiner Reihe CNE-Fortbildung jetzt
eine bessere Gesundheit aufwei-
ein Themenheft Spiritualität heraus-
sen. Mehr: Krause N, Hayward RD
geben. Das von René Hefti, Langen-
(2014). Religious music and health in late life: A longitudinal investiga-
thal, konzipierte Programm enthält Ralf Zastrau bei der Begrüßung
tion. Intern. Journal of Psychology and Religion 24(1) n
Prävention
Ebola: Kein Geld
Sentpali und Christoph von Dach. Hamburg: Die wachsende Zahl älterer
„Das Heft will“, so René Hefti, „zei-
Menschen wird die Medizin der
gen, welche Bedeutung Spiritualität
Zukunft vor besondere Herausforde-
und Religiosität für Krankheits- und
rungen stellen. Vor diesem Hinter-
Heilungsprozesse haben“.
grund fand Anfang Juli die Auftakt-
Mehr unter: https://cne.thieme.de/
veranstaltung des neu gegründeten
cne-webapp/p/home/ n
Qualitätsverbunds GeriNet Hamburg statt. Mehr als 230 Fachleute tauschten sich auf dem Fachsymposium darüber aus, wie moderne Altersmedizin zum Wohle der Patienten aussehen sollte: vernetzt, wohnortnah, mit
Mehr Aufklärungsarbeit durch Kirchen
Beiträge u.a. von Annette Meussling-
Zufriedener
Pro Klinikseelsorge
klaren Strukturen und einer hohen, gesicherten Behandlungsqualität. Das
Nairobi: Auf die oft unterschätzte
neue Netzwerk ist eine Initiative der
Bedeutung der Kirchen und kirchli-
freigemeinnützigen Krankenhäuser
cher Gesundheitsnetzwerke für die
Hamburgs, die über sechs Geriatrien
Gesundheitsvorsorge in Afrika hat
verfügen. „Der Bedarf an altersme-
der Weltkirchenrat während einer
dizinischer Behandlung wächst stark.
Konferenz in Kenia hingewiesen:
Deshalb ist es uns eine Herzensange-
New York: Der Besuch eines Kran-
Im Februar trafen sich Experten aus
legenheit, dass unsere Häuser noch
kenhausseelsorgers fördert die
den meisten afrikanischen Ländern.
enger zusammenrücken, um für eine
Zufriedenheit von Patienten mit der
Positiver Einfluss von Klinikpfarrern
Der NEUE Hahne 3/2015 CHRISCARE
Klinik. Das ergab eine breit angelegte
auch meinen liebsten Nächsten oder
Untersuchung am Mt. Zion-Kranken-
mir selbst nicht zumuten würde...“
haus in New York. Dabei zeigte sich,
Mehr: www.dialog-ethik.ch/der-eid/ n
31
dass Patienten, die vom Klinikpfarrer besucht wurden, die Klinik eher ihren Freunden empfehlen würden. Sie bewerteten, trotz tendenziell schwerer Erkrankungen, den Aufenthalt in der Klinik positiver. In einem Kommentar
Herzkrank
Roter Sonntag
meint Professor Harald König, dass vor allem die Verwaltungschefs der Kliniken die Ergebnisse studieren sollten. Denn wenn es um mehr Patienten ginge, spielte die spirituelle Erfahrung in einer Klinik ein große Rolle, wie sie
Rote Kleidung als Zeichen
vor allem Klinikseelsorger vermitteln könnten. Mehr in: Journal of Health
Baltimore: „Herzprobleme werden
Care Chaplaincy 21:14-24 n
von Patienten oft nicht wahrgenommen. Signale für eine Herzerkrankung
Berufsethos
Neuer Ärzte-Eid
würden auf äußere Faktoren wie Stress oder Überanstrengung gescho-
Nr. 5.121.005 · 160 Seiten € 9,95
ben. Das US-amerikanische Magazin ChurchHealth berichtet in seiner Frühjahrsausgabe 2015: Das St.Agnes-
!
reits 6 Auflagen
Nach 6 Wochen be
Krankenhaus in Baltimore, Maryland begann 2004 in Partnerschaft mit drei Kirchengemeinden den Roten Sonntag zu propagieren. Diese Aktion weist auf die Gefahren der HerzerkrankunEthik statt Ökonomie
gen hin und wendet sich besonders an Frauen, die diese oft negieren. Da
Zürich: „Das Gesundheitswesen ist
besonders afroamerikanische Frauen
zunehmend von ökonomischen Inter-
stark von Herzerkrankungen betroffen
essen geleitet und hat entsprechende
sind, nutzt die Aktion die Kirchen, die
Anreizsysteme geschaffen“, heißt es
einen leichten Zugang zur Zielgruppe
in einer Erklärung des Institus Dialog
haben als Partner. Inzwischen beteili-
Ethik in Zürich. „Die Grenzen zwischen
gen sich, über 180 Gemeinden, berück-
ökonomisch motiviertem und ärztlich
sichtigen das Thema im Gottesdienst
motiviertem Handeln verschwimmen
und laden ein, an diesem speziellen
laufend.“ Eine fünfköpfige Kommis-
Sonntag durch eine rote Kleidung Auf-
sion aus verschiedenen Fachdiszipli-
merksamkeit zu erregen. Die Leiterin
nen in der Schweiz hat sich deshalb
des Frauengesundheitszentrums der
in einem einjährigen gemeinsamen
Klinik, Dr. Sharon Winkeler, begründet
Denkprozess mit dem Berufsethos
die Zusammenarbeit: „Wir wissen, wie
der Ärztinnen und Ärzte befasst – und
bedeutend religiöse Gemeinschaften
einen neuen Eid erarbeitet. Hier ein
für afroamerikanische Frauen sind.
Auszug aus dem Eid mit seinen 18
Körperliche Gesundheit ist dabei
Richtlinien: „...ich betreibe eine Medi-
so stark verknüpft mit emotionaler
zin mit Augenmaß und empfehle oder
und spiritueller Gesundheit, dass es
ergreife keine Maßnahmen, die nicht
sinnvoll schien, diese drei Bereiche zu
medizinisch indiziert sind...“, „...ich mute
integrieren.“ Mehr:
meinen Patienten nichts zu, was ich
www.reddresssunday.com n
Was trägt, wenn Erfolg ausbleibt, Pech und Pleiten, Kündigung oder Krankheit das Leben radikal verändern? Dann sind echte Werte gefragt, die unser Dasein dennoch wertvoll machen.
Herz, Hirn und Humor
sind wieder garantiert, wenn mit Peter Hahne einer der prominentesten und profiliertesten Hauptstadtkorrespondenten in die Tasten haut. it lustig« »Schluss mWochen über 100 ner-Schnitzel« Zigeu »Rettet das Wochen 49 llerliste GEL-Bestse IE P S r e d f au
im Kawohl Verlag 46485 Wesel · Tel 0281 96299-0 www.kawohl.de
32
BRIEF AN PATIENTEN
Persönlich für Sie Liebe Patientin, lieber Patient, heute möchte ich Ihren Blick auf die Beziehung zwischen Ihnen als Patient und uns als Ärzten richten und allgemeine Gedanken weitergeben zur Begegnung zwischen Ihnen und den Sie versorgenden Mitarbeitern, Krankenpflegenden und anderen Gesundheitsberufen.
Als erstes fällt mir als Ärztin dazu
heilkunde oder auch in der Psych-
haben Fragen in Bezug auf Krank-
die frühere Sicht auf uns Ärzte
iatrie werden darum oft bewusst
heit und auch auf den Glauben.
als die „Halbgötter in Weiß“ ein,
keine weißen Kittel mehr getragen.
Was bedeutet meine Krankheit?
als die wir oft erlebt wurden und
Dies sehe ich als große Chance,
Warum bin gerade ich krank
manchmal auch heute noch erlebt
um Ängste abzubauen und Begeg-
geworden? Wer oder was kann mir
werden. Die Menschheit hat mit
nungen auf Augenhöhe zu ermögli-
helfen? Diese Fragen begegnen uns
dem medizinischen Fortschritt viel
chen. Dann treten Sprachbarrieren
an allen Ecken und Enden. Auch wir
erreicht. Trotzdem bleiben und sind
und kulturelle Verschiedenheiten in
Profis kennen nicht alle Antworten,
auch wir Profis „nur“ Menschen
den Hintergrund.
die optimale Therapie und können oft auch keine sichere Prognose
mit Gefühlen, Unzulänglichkeiten, Grenzen und Fragen. Heute hat sich
Darum gefällt mir die Beschreibung
zum weiteren Verlauf der Erkran-
diese Sicht Gott sei Dank bereits
der Beziehung zwischen Helfer und
kung geben. Wir wissen aber, dass
weitgehend verändert und wird
Hilfesuchendem in der Christlichen
gegenseitige Verständigung und
realistischer. Es ist eigentlich jedem
Heilkunde so gut: Arzt (oder Helfer)
Verständnis füreinander wichtige
klar, dass auch die Ärzte und ande-
und Patient (Hilfesuchender) kom-
und heilsame Wirkfaktoren im
ren Profis der Rolle des „Allwissen-
men zusammen und versammeln
Krankheits- und Heilungsprozess
den“ in keiner Weise entsprechen.
sich vor Gott. Er ist der Handelnde
sind.
Leider wird die Arztrolle im Gegen-
und Heilende. Wir Menschen helfen
teil dann manchmal zu einer eher
mit im Heilungsgeschehen.
Darum: Nutzen wir die Chance, gehen wir aufeinander zu. Sagen
abwertenden und ebenso wenig Die kulturelle Vielfalt in unserem
Sie, was Sie sich wünschen, und
Land und unserem Gesundheitswe-
erzählen Sie uns von sich. Fragen
Sehr reduziert – und doch auch
sen bereichert uns alle. Sie schafft
Sie danach, wie wir etwas meinen,
entlastend und heilsam – ist die
aber vielmals zusätzliche Hinder-
wenn Sie es nicht verstehen. Und
Patientenbeziehung im Tiefsten
nisse zur echten Begegnung, wenn
seien Sie nicht verärgert, wenn
vor allem eine „Begegnung von
Kultur und Sprache voneinander
wir Ihre Hilfe brauchen, um Sie zu
Mensch zu Mensch“. Wenn Sie
verschieden sind. Es ist schwer,
verstehen. n
nun als Patient auf uns Mitarbei-
wenn Sie sich unverstanden füh-
ter treffen, spielen unbewusste
len, z.B. als deutscher Patient mit
Mit diesen Gedanken grüße ich Sie
Erwartungen eine manchmal große
ausländischen Ärzten und Pflegen-
herzlich, Ihre Bettina Gundlach
und übergroße Rolle. So sind
den, die nicht mehr Ihre Sprache
Enttäuschungen vorprogrammiert
sprechen, oder auch für uns als
– auf beiden Seiten. Sie möchten
Ärzte und Pflegende, wenn wir Ihre
im Gesundheitswesen nicht nur
Sprache nicht verstehen, Ihre Kul-
Bettina Gundlach,
mit ihrer Krankheit gesehen und
tur oder Religion uns fremd sind.
Ärztin im Sozialpsy-
hilfreichen Sichtweise demontiert.
chiatrischen Dienst,
als „Körpermaschinerie Mensch“ betrachtet werden, die Sie zur
Auch Arzt und Krankenschwester
Vorstand Christen im
Reparatur bringen. Sie sind mehr
kennen Zeiten körperlicher oder
Gesundheitswesen,
als Ihre Krankheit! In der Kinder-
psychischer Erkrankung. Auch wir
Aumühle
LESERBRIEF + VORGESTELLT
Leserbrief
3/2015 CHRISCARE
33
Vorgestellt
An die Redaktion
Zu ChrisCare allgemein:
Ich habe einer Ergotherapeutin, die in einer psychiatrischen Klinik arbeitet, ein Geschenkabo ChrisCare geschenkt. Ihre Rückmeldung zur ersten Ausgabe: „Ihr
Name:
Heftchen ist auf der Depressionsstation sehr beliebt, nicht
Christliche Krankenhäuser in Deutschland CKiD, eine Ini-
nur bei uns Mitarbeitern.“ Dieses Lob möchte ich gerne
tiative der beiden konfessionellen Krankenhausverbände
an Sie weitergeben. (Es handelt sich nicht um eine christliche Klinik.) Ich selber bin keine Mitarbeiterin im Gesund-
Zielsetzung:
heitswesen, lese Ihre Zeitschrift trotzdem immer mit
Christliche Krankenhäuser sind ein wichtiger Stützpfeiler
großem Gewinn. Ich bin chronisch krank und finde nur
der Krankenhausversorgung in Deutschland: Rund jedes
hier die Themen, die mich bewegen aus einer christlichen
dritte deutsche Krankenhaus befindet sich in christlicher
Perspektive. Ich finde die Artikel so wertvoll und hilfreich,
Trägerschaft. Unser Marktanteil ist seit gut zehn Jahren
dass ich morgens zur Stillen Zeit immer nur einen lese,
stabil – trotz Privatisierung, Kostendruck und Marktkon-
dann habe ich genug „Schwarzbrot“ für den ganzen Tag
solidierung. Wir verstehen die Behandlung und Versor-
und kann lange von jeder Ausgabe zehren. Diesen Monat
gung kranker Menschen als eine umfassende Aufgabe,
war ich zum ersten Mal zum „Wochenende für Kranke“
die neben ärztlicher und pflegerischer Versorgung auch
von CiG und habe viel Segen mitgenommen. Bei einem
eine seelsorgerische Betreuung unserer Patienten und
Vortrag fiel der Satz „Wenn Krankheit stumm macht“. Das
die religiöse und psychische Dimension von Krankheits-
würde ich gerne als Thema für eine ChrisCare-Ausgabe
bewältigung einschließt. Darüber hinaus engagieren sich
vorschlagen. Mich beschäftigt das sehr, habe aber noch
viele Ehrenamtliche in kirchlichen Krankenhäusern und
nirgends etwas dazu gelesen. Außerdem wurde bei dem
unterstützen damit eine verstärkte Zuwendung zu den
Wochenende betont und so steht es auch im Begleitma-
Patienten. Die Christlichen Krankenhäuser werden durch
terial, „dass der Mensch eine untrennbare Einheit aus
den Deutschen Evangelischen Krankenhausverband
Körper, Seele und Geist ist“. In den letzten Jahren, wo
e.V. (DEKV) und den Katholischen Krankenhausverband
es mir besonders schlecht ging, habe ich in Therapien
Deutschlands e.V. (KKVD) vertreten. Die Fachverbände
viel über Körper und Seele gelernt. Da die Therapien
sind Mitglieder im Evangelischen Werk für Diakonie und
aber nichtchristlich waren, habe ich dort nichts über den
Entwicklung sowie im Deutschen Caritasverband, der
Geist gelernt, in meiner Gemeinde auch nicht. Deshalb
Wohlfahrtorganisation der katholischen Kirche.
würde ich auch das gerne mal als Thema für eine Ausgabe vorschlagen: Der menschliche Geist. Gerade auch
Gründungsjahr:
in Bezug auf Krankheit wäre das ein spannendes Thema,
2009 begann die Kooperation des katholischen und des
zu dem die Meinungen und Theologien vielleicht weit
evangelischen Verbandes
auseinander gehen. Aber das macht ja nichts. Ich finde es übrigens eine ganz besondere Stärke von ChrisCare, dass
Mitglieder und Beschäftigte:
die Zeitschrift wirklich überkonfessionell ist. Ich genieße
600 Krankenhäuser – jedes 3. deutsche Allgemeinkran-
diese Breite sehr und finde sie sehr bereichernd. Das
kenhaus, 155.000 Betten, über 6.000.000 Patientinnen
findet man selten und deshalb ist es umso wertvoller.
und Patienten jährlich, etwa 265.000 Beschäftigte (nach
Ich habe auf Ihrer Internetseite gelesen, dass die The-
Köpfen), 32.000 Ausbildungsplätze
men für die nächsten Ausgaben schon feststehen. Aber vielleicht sind Sie ja doch immer wieder auf der Suche
Publikationen:
nach neuen Themen und dankbar für Anregungen aus der
Neben zahlreichen Publikationen auf der Homepage
Leserschaft. So traue ich mich einfach mal, Ihnen diese
erscheint die Zeitschrift CKiD.Polit-Journal
beiden Vorschläge zu mailen. Vielen Dank für Ihre Arbeit ! Machen Sie weiter so! n
Internetseite: www.christliche-krankenhaeuser.de
Claudia Menzel, Berlin
34
INTERVIEW
Das Krankenhaus am Nil Christliche Angebote in einem muslimischen Land Das Evangelische Krankenhaus „Al-Germaniyya“, wie es die Menschen im Süden Ägyptens liebevoll nennen, liegt am landschaftlich reizvollen ersten Nilkatarakt in Assuan. An die Anfänge der Krankenhausarbeit im Jahr 1913 erinnern heute noch zwei kleine Marmortafeln mit der Aufschrift „Gabe Gottes“ in deutscher und arabischer Sprache. Den Mitarbeitern aus Deutschland und der Schweiz war es schon immer wichtig, dass Menschen hier nicht nur Heilung für ihre medizinischen Probleme erhalten, sondern die größte Gabe Gottes kennenlernen, Jesus Christus. 1961 entstand ein (damals) moderner Neubau und in den vergangenen drei Jahren wurden alle Stationen grundsaniert sowie ein Anbau mit modernem Operationstrakt und Intensivstation errichtet.
bieten in Dörfern Fortbildungskurse
Welche Rolle spielt dabei der Glaube und das Gebet für das heilende Handeln und wie passt das zu der westlichen Medizin und Pflege?
in verschiedenen Fachrichtungen
Als Krankenhaus arbeiten wir
für Jugendliche an. Getragen wird
natürlich wie alle Krankenhäuser
diese Arbeit von der Evangeliums-
in Ägypten auf der Basis der wis-
gemeinschaft Mittlerer Osten (EMO),
senschaftlichen Medizin. Das wird
Wiesbaden.
von den Patienten auch erwartet:
zwei ambulante Gesundheitszentren auf dem Land. Behinderte Kinder werden in einer Kindertagesstätte fachgerecht gefördert. Mitarbeiter
Untersuchungen, Operationen und Therapiemöglichkeiten. Aber parallel
Krankheit und Heilung im ägyptischen Umfeld
dazu erwarten christliche Patienten, dass man mit ihnen und für sie betet und ihre Situation in einem Gebet
Barbara Wiesner ist Kinderkranken-
vor Gott bringt. Nichtchristlichen
schwester mit langjähriger Erfahrung
Patienten, die mehr als Dreiviertel
in der arabischen Welt. Sie leitet in
aller Patienten ausmachen, bieten
der „Al-Germaniyya“ einheimische
wir das ebenfalls an und sie nehmen
Pflegekräfte an. Wir stellten ihr
es in der Regel gerne in Anspruch.
einige Fragen zum Thema Krankheit und Heilung im ägyptischen Umfeld.
Gibt es offizielle Angebote von christlicher oder muslimischer Seelsorge in der christlich geprägten „Al-Germaniyya“?
schiedlichen Gesellschaftsschichten
Barbara, wie wirken sich bei euch unterschiedliche Vorstellungen von Krankheit und Heilung im Dialog von christlichen und muslimischen Patienten und Mitarbeitern aus?
und religiösen Hintergründen ganz-
Krankheit, Heilung und Gesundheit
Geschichten und beten mit den Pati-
heitlich Hilfe. Die Arbeit wird heute
werden von christlichen wie von
enten und Angehörigen. Dabei spielt
vor allem von ägyptischen Mitarbei-
muslimischen Patienten als von
es keine Rolle, ob diese Christen
terinnen und Mitarbeitern durchge-
Gott zugelassen angenommen. Sie
oder Muslime sind. Natürlich wird
führt. Unterstützt werden sie von
nehmen die moderne Medizin in
vorher gefragt, ob dieses Angebot
ausländischen Krankenpflegekräften,
Anspruch, stellen es aber Gott abso-
gewünscht wird. Fast immer findet
Ärzten und anderen Fachkräften.
lut frei, zu heilen oder aber nicht.
es eine positive Aufnahme. Auch bei
Angeboten werden Behandlungen in
Christliche Patienten hoffen oft auf
der Visite und der Pflege beten Ärzte
den Abteilungen Innere Medizin, Chi-
ein Wunder, während mir muslimi-
und Schwestern mit den Patienten,
rurgie, Urologie, Augenheilkunde,
sche Patienten schon sagten, man
ebenso vor Operationen. In jedem
HNO, Pädiatrie und Gynäkologie.
dürfe nicht um Heilung beten, denn
Krankenzimmer hängt ein arabisches
Dazu kommt ein christlich orien-
dann würde man ja Gottes freies
Bibelwort an der Wand. Koptisch-
tiertes Ausbildungsprogramm für
Handeln einschränken, schließlich
orthodoxe Patienten erhalten von
Allgemeinmedizin. Im Jahr werden
habe er doch die Krankheit geschickt.
ihrem Priester Besuch und sonntags
mehr als 27.000 Patienten ambulant
Doch auch solche Patienten haben
wird ihnen „Kommunionsbrot“
und etwa 2.000 stationär behandelt.
offensichtlich kein Problem, medizi-
gebracht. Zu den offiziellen Angebo-
Zum Krankenhaus gehören auch
nische Hilfe in Anspruch zu nehmen!
ten der Seelsorge gehören auch die
In dem christlich geprägten Krankenhaus erfahren Menschen aus unter-
Zweimal die Woche singen ägyptische Christen mit dem Krankenhausseelsorger in den Zimmern christliche Lieder, erzählen biblische
3/2015 CHRISCARE
35
Blick vom Zentrum auf den Nil
Stationszimmer
Ärztin mit Patienten
Ständer mit christlichen Flyern, die
men Engpass, den wir in unserem
rege Abnahme finden. Muslimische
Krankenhaus schon seit längerem
Patienten erhalten Zuspruch von
schmerzhaft spüren. Qualifizierte
ihren Angehörigen oder einem Imam.
Pflegekräfte sind sehr knapp. Aus
Krankenhaus Assuan
diesem Grund besteht weiterhin ein
Wie funktioniert das Miteinander von muslimischen und christlichen Mitarbeitern und was fördert eine gute Zusammenarbeit? Unser Team im Krankenhaus besteht überwiegend aus Christen. Für sie gibt es täglich eine Andacht in der Kapelle. Diese ermutigt und stärkt für den oft schweren Dienst. Diese Zeiten der Besinnung helfen, aus der Vergebung zu leben und einander
dringender Bedarf an ausländischen Pflegekräften.
Welche besonderen Herausforderungen stellen sich europäischen christlichen Mitarbeitern? Und welche Erfahrungen aus einem christlichen Krankenhaus in einem muslimischen Kontext lassen sich für Europa fruchtbar machen?
in der Liebe Christi als Geschwister
Eine Herausforderung ist natürlich
anzunehmen. Die wenigen muslimi-
die andere Kultur und Sprache, in
schen Mitarbeiter werden in diese
die man sich einleben muss. Da
„Familie“ einbezogen und fühlen
gibt es immer mal wieder Irritatio-
sich dazugehörig. Da hatten wir bis-
nen. Andererseits empfinde ich die
her noch nie Probleme.
Zusammenarbeit über die kulturellen
Barbara Wiesner mit Kollegen
Singen bei Patienten
Unterschiede hinweg als bereichernd
Welche Bedeutung hat das medizinische Engagement für die Christen in Ä gypten?
und habe „meine“ Mitarbeiterinnen
Christen leben in Ägypten in einer
Für mich ist es durch die christliche
Strähler ist Leiter der
Minderheitensituation und werden
Ausrichtung des Krankenhauses
Evangeliumsgemein-
beruflich manchmal diskriminiert. Im
relativ leicht, auf die geistlichen
schaft Mittlerer Osten
medizinischen Bereich gibt es für sie
Bedürfnisse der Patienten einzuge-
(EMO), Wiesbaden.
jedoch gute Chancen und so findet
hen. Die Unbefangenheit und Selbst-
Barbara Wiesner
man unter der christlichen Bevölke-
verständlichkeit, mit der man über
arbeitet als Krankenschwester im
rung relativ viele Ärzte. Hier sehen
Glaubensfragen mit Menschen ins
Evangelischen Krankenhaus „Al-
Christen eine gute Möglichkeit,
Gespräch kommt, das wünsche ich
Germaniyya“ in Assuan. Infos unter
Menschen zu dienen. In der Kranken-
mir auch für den säkularen europäi-
www.emo-wiesbaden.de oder über
pflege hingegen gibt es einen enor-
schen Kontext. n
info@emo-wiesbaden.de
richtig lieb gewonnen! Dr. (Unisa) Reinhold
36
HUMOR
Hier rät Dr. Rottweil! Die etwas andere Rubrik Liebe Nichtärzte, lehnen Sie sich zurück. Hier gibt es Rat für den medizinischen Nachwuchs. Dazu sagt man „AUA“, d.h. Ausgebildeter Ungeübter Arzt. Wie wird man das? Durch Blättern in einem Katalog. Dieser beinhaltet die Gegenstände der Ausbildung, wird folglich Gegenstandskatalog genannt, kurz GK. Man lernt darin, wie man in Prüfungen aus 5 Antworten die richtige auswählt, ohne die Frage verstanden zu haben. Kein Wunder, dass auf dem
Grabmal des unbekannten Medizinstudenten steht: „Der GK ist unser Leben, unsre Hoffnung, unser Streben. Schon beim ersten Strahl der Sonne durchzuckt es uns mit eitler Wonne. Uns legt auch keine Mehrfachauswahl rein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“ Schnell vergehen so die zwei Jahre bis zum Physikum. Dieser Form von medizynischer Geistesstörung ist folgende Betrachtung gewidmet (in Fußschrift, nicht in Handschrift):
Das Füßikum führt zur Verkopfung
Patient was oder hat er nichts“ – ist
Begriff „im Bereich“
und damit Verdummung unseres
immer die wichtigste Frage. Wahr-
vermeiden. Statt „im
Nachwuchses. Die Fragestellungen
scheinlich hat er nichts, sonst wäre
Bereich des Gesich-
sind viel zu diffuß. Sich fünf Stunden
er zu Ihnen nicht gekommen.
tes“ oder „im Bereich
am Stück darauf konzentrieren zu
des Gesäßes“ heißt es: „im Gesicht“
müssen, ist aus arbeitsfüßiologischer
Irgendwann heißt es dann: O Graus,
oder „am Gesäß“. Der Begriff „im
Sicht unsinnig. Viele Studenten sind
das Studium ist aus! Doch weil
Bereich“ ist also überflüssig. Das
dazu füßisch nicht in der Lage, was
der Papa alt wird, übernimmt man
gilt im Bereich der ganzen Medizin…
man an ihrer Füßiognomie erkennen
schnell die Praxis. Schon kommt
AUA! – Wenn ein Arzt den Ober-
kann. Sie werden so konfuß, dass sie
der erste Patient! „Guten Tag, wie
bauch untersucht und die Leber nicht
jeder Fußel an ihrer Kleidung stört.
geht’s uns denn heute?“ – „Ach, Herr
getastet hat, kann er sein Nicht-
Ein Student aus Füßen im Allgäu
Doktor, das Herz.“ – „Ja, guter Mann,
wissen variabel zu Papier bringen:
musste einmal aus dem Füßikum in
das Herz ist eine häufige Erkrankung,
„Leber nicht sicher tastbar“ klingt
die Klinik gebracht werden, da durch
und häufige Krankheiten sind eben
unsicher, „sicher nicht tastbar“ zu
den Stress sein Tyfuß wieder aus-
häufig!“ – „Ja, es klopft arg häufig.“
gewagt. Ausweichend klingt: „nicht
brach. Es war eine sofortige Infußion
– „Na, machen Sie mal den Oberleib
sicher vergrößert tastbar“. Gebrauche
notwendig. Schenkt also der Jugend
frei, den Unterkörper nicht.“ Arzt aus-
man also die Floskel „nicht vergrö-
endlich reinen Wein ein und keinen
kultiert eingehend. Patient räuspert
ßert tastbar“ im Wechsel mit „nicht
Fußel. Sonst hat sie bald die Füßima-
sich alle paar Minuten. Arzt nach
tastbar vergrößert“. Letzte Mahnung:
tenten satt und wandert ab.
¼ Stunde: „Immer wieder höre ich
Ärzte, hütet euch vor Konjunktivitis
merkwürdige Geräusche. Nun geht’s
= vor unsinnigem Gebrauch des
Man sollte aber das weitere Stu-
zum EKG.“ Schreibt die Überwei-
Konjunktivs. Statt „ich würde sagen“
dium abwarten. Hier lernt man die
sung. Spricht alles, gleichsam diktie-
heißt es: „Ich sach mal…“ (gemäß
MERKSÄTZE FÜR PRAKTISCHE
rend, ins Haustelefon. Am anderen
Uwe Seeler). Und ich sach mal
ÄRZTE, z.B.: „Das Erste, was der Arzt
Ende antwortet Papa: „Miss noch
tschüss – bis zum letzten Mal! n
von einem Patienten sieht, ist das
den Blutdruck, dann hat er Vertrauen
Gesicht. Ist dies nicht zweifelsfrei
und kommt wieder!“ Blutdruck wird
zu erkennen, sehen Sie nochmal
gemessen, Patient geht. Arzt zu sich
scharf hin, bevor Sie den Patienten
selbst: „Den Nächsten, der was mit
auffordern, sich umzudrehen.“ Oder:
dem Herzen hat, überweise ich ohne
„Häufige Krankheiten sind häufig.
diesen Aufwand. Aber beim Ersten
Seltene Krankheiten kommen auch
ist man halt noch zu gründlich.“
vor, allerdings nicht so häufig.“ – Und im Speziellen: „Das Herz ist
Noch ein paar Hinweise für den
eine häufige Erkrankung.“ – „Hat der
AUA: Ein Arzt sollte den unsinnigen
ße von te Grü z t le r o V en R., Uelz Dr. G. wenm „Lö e d e h e ( en) geheiß walde“
LITERATUR
3/2015 CHRISCARE
37
Für Sie gelesen Inklusion – (k)ein Modewort Unterschiedliche Menschen ergänzen einander. Was in einem beruflichen Team eine übliche Erfahrung ist und was in der Bibel als Bild der Kirche vom Leib mit unterschiedlichen Gliedern beschrieben wird, ist nicht in allen Bereichen des Lebens selbstverständlich. Inklusion als die Teilhabe von Behinderten und Nichtbehinderten, Alten und Jungen, Starken und Schwachen ist eine Herausforderung an die Kirche. Wie man die Vielfalt der Menschen als Bereicherung verstehen kann, wird in dieser Handreichung vermittelt. Auch in der Diakonie muss es zu einem Paradigmenwechsel kommen, von der Versorgung zur gleichberechtigten Teilhabe und Selbstbestimmung. FF Es ist normal, verschieden zu sein, Inklusion leben in Kirche und Gesellschaft, Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh, 2014, 192 Seiten, ISBN 978-3-579-05975-4, Euro 7,99, SFr. 11.40
Mehr Ethik in der Pflege Inzwischen sind sie Standard: die Ethikkommitees an Kliniken. Aber viele Fragen tauchen in den ambulanten und stationären Einrichtungen der Altenhilfe auf. Darauf wollen die Autoren des Buches eingehen. Sie schildern die spezifischen Herausforderungen, wie sie zum Beispiel bei den Entscheidungsprozessen zur PEG-Sonde bei Menschen mit Demenz anfallen. An konkreten Beispielen wie dem Malteser Ethikkonzept für Altenhilfe- und Pflegeeinrichtungen wird gezeigt, wie ethische Fallbesprechungen gelingen können. Dass auch in der ambulanten Pflege ethische Fallbesprechungen eine Hilfe für Hausärzte und Pflegende sein könnte, hat sich noch nicht weit herumgesprochen. Die im Buch vorgestellten Ansätze in Peine oder in Ostfriesland sind eine erste Hilfe, das zu ändern. FF Michael Coors, Alfred Simon, Mark Stiemerling (Hg.), Ethikberatung in Pflege und ambulanter Versorgung, Modelle und theoretische Grundlagen, Lage, 2015, ISBN 978-3-89918-237-8, Euro 21,00
Psychotherapie und Spiritualität Der Emmaus-Weg Endlich ein Fachbuch über die Bedeutung von Spiritualität für den Umgang mit psychisch Kranken. Ein umfassendes Buch, das die aktuelle Forschungslage darstellt und sowohl dem Studierenden wie dem Praktiker hilfreiche Einsichten vermittelt. Zur Kultursensibiliät heißt es: „Neben dem Alltagsbewusstsein kommen veränderte Bewusstseinszustände vor, die nicht per se pathologischer Natur sind. Sie müssen jedoch psychodiagnostisch von Wahnvorstellungen unterschieden werden. Die Entstehungsbedingungen und Auswirkungen dieser Zustände hängen von dem kulturellen Deutungsrahmen des Betroffenen ab. Eine transzentdenzoffene Psychotherapie bezieht das Deutungssystem soweit wie möglich mit ein.“ FF
Die Jünger Jesu haben durch den Tod ihres Meisters ein tiefes Trauma erlitten. Zwei werden uns in ihrer Verzweiflung nahegebracht. Die Emmausjünger sind für den Autor ein Modell, wie mit Traumata umgegangen werden kann. Er verbindet psychotherapeutische Einsichten und theologische Beobachtungen miteinander und leitet den Leser zu einem fruchtbaren Dialog an. PD Dr. med. Ursula Gast urteilt: „Mit dieser Arbeit steht der Psychotraumatologie erstmals eine fundierte theologische Analyse zur Verfügung, in der das Lukas-Evangelium und damit neutestamentlich fundierte (jüdisch-)christliche Traditionen als spirituelle Heilungsquelle für traumatisierte Menschen ausgelotet werden.“ FF
Michael Utsch, Raphael M. Bonelli, Samuel Pfeifer, Psychotherapie und Spiritualität, Mit existentiellen Konflikten und Transzendenzfragen professionell umgehen, Berlin, 2014, 220 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-64202522-8, Euro 34,99, SFr. 49.90
Ralph Kirscht, Der Emmaus-Weg: Trauma-Heilung in der Emmauserzählung (Lukas 24,13-35) und das Modell einer Spirituellen Traumafolgen-Therapie. Eine transdisziplinäre Untersuchung, Uthlande-Verlag, 2014, 440 Seiten mit CD-ROM, ISBN 978-3981432541, Euro 25,00.
„ “ 38
LITERATUR
Ein gutes Team
Jeder Hand in Hand
„Übrigens gelte nicht nur hier, sondern überhaupt bei jedem Amt im Kloster der Grundsatz: Braucht jemand Hilfe, so werde sie ihm zuteil; ist einer jedoch unterbeschäftigt, so übernehme er gehorsam jeden Auftrag.“ (RB 53:19)
Wieder fällt auf, wie weise Benedikt die Dinge im Klos-
• Ein gutes Team kann arbeiten. Die Ärmel sind schnell
ter regelt. Dieses Mal ist es die Teamarbeit. Er spricht
hochgekrempelt und die Aufträge werden termingerecht
auf der einen Seite vom Amt, also von offiziell zuge-
erfüllt.
teilten Aufgaben und Kompetenzen. Gleichzeitig aber
• Ein gutes Team ist gut besetzt. Die richtigen Leute
ruft er auf zu einer möglichst flexiblen Zusammenar-
sind am richtigen Ort und sind fähig, ihre jeweiligen Auf-
beit. Das eine schließt bei ihm das andere nicht aus. Er
gaben möglichst eigenständig zu erledigen.
bringt hier etwas auf den Punkt, das längst nicht immer
• Ein gutes Team hat einen Kopf, nicht einen Tyrannen.
funktioniert: Da sind doch immer die einen, die sich
Ohne Kopf – ohne achtsame, aber auch konsequente
konsequent auf ihre Aufgabe, ihren Stellenbeschrieb
Leitung – funktioniert kein Team über längere Zeit.
berufen und sehr schnell sagen: Das ist nicht mein Job!
• Ein gutes Team kennt klare Regeln, denen sich alle
Die andern wiederum vertreten die Gegenposition: Sie
verpflichtet wissen.
verstehen Teamarbeit als ein schier grenzenlos flexibles
• Ein gutes Team kann zusammenarbeiten. Keiner
Unternehmen. Hauptsache, die Arbeit wird erledigt!
schert aus, keiner muss sich unnötig profilieren (durch
Und da man sowieso Hand in Hand arbeitet, sind für
Hervorstechen oder durch Scheindemut). Die gemein-
diese die Stellenbeschriebe unnötig und eher hinderlich.
same Leistung und das miteinander Erreichte machen
Benedikt denkt da anders. Er reißt nicht auseinander,
den Stolz eines Teams aus.
was zusammengehört.
• Ein gutes Team ist unkompliziert und effizient, braucht zur Erfüllung der gestellten Aufgaben nicht mehr
Teamarbeit ist für fast jede Form der Gastfreundschaft
Aufwand und Zeit als nötig.
ganz wichtig, damit sie mit Freude wahrgenommen
• In einem guten Team herrscht ein Klima der Wert-
werden kann und nicht zur Überforderung führt. Lassen
schätzung.
Sie mich darum heute – angeregt durch Benedikt – ein
• In einem guten Team sind die Kommunikationswege
wenig dabei bleiben. Kürzlich hatte ich eine Trauung.
kurz und sie werden so oft wie nötig auch begangen.
Das junge Paar wünschte sich als Hochzeitsmotto unser
• In einem guten Team steht man zueinander und kei-
Thema: Teamarbeit. Während der Vorbereitungen
ner wird hängen gelassen, auch wenn einmal die Rollen
und im Gespräch mit ihnen versuchte ich mir all jene
getauscht werden müssen und die eigene Arbeitszeit sich
Aspekte zusammenzustellen, die mir in ganz verschie-
etwas dehnt.
denen Teams immer wieder wichtig geworden sind.
• Ein gutes Team ist konfliktfähig und konfliktbereit,
Daraus sind die folgenden Merksätze entstanden.
kann verzeihen und neu beginnen. Es muss nicht immer
Bewusst formuliere ich nicht von all den Fehlern her, die
alles harmonisch zu- und hergehen in einem guten Team.
man als Team machen kann. Ich habe versucht zusam-
Zur inneren Einheit jedoch wird Sorge getragen.
menzustellen, welche positiven Punkte ein gutes Team
• Ein gutes Team verkraftet auch schwierige Teamzeiten
kennzeichnen. Nicht um ein Ideal zu kreieren, sondern
und vermag – in einem gewissen Rahmen – zeitweilige
um Orientierungspunkte aufzuzeigen, die in eine gute
Schwachheit seiner Mitglieder zu tragen.
Richtung weisen.
• Ein gutes Team spürt aber auch, wenn es an Grenzen stößt, wenn die eigenen Kompetenzen nicht ausreichen. Es kann darum auch Coaching in Anspruch nehmen.
Teamarbeit ...
• Ein gutes Team pflegt den Humor.
• Ein gutes Team braucht eine Vision. Es muss wissen,
• In einem guten Team erlaubt und ermöglicht man sich
wofür es da ist und warum es im Einsatz steht.
schöpferische Freiräume, Pausen und Zeiten neben der
LITERATUR
3/2015 CHRISCARE
39
Ein Meisterwerk bedarf verschiedener Werkzeuge Arbeit, die man mit gutem Gewissen genießen kann.
zur Werkbank und fing an, mit Hammer und Hobel, Boh-
• Ein gutes Team ist ständig im Werden. Es ist lebendig
rer, Schraube und Maßstab, Schmirgelpapier und allen
und entfaltet sich in ermutigenden – immer kleinen – All-
anderen Werkzeugen zu arbeiten.
tagsschritten weiter. Das ist schon sehr gut! Und der Meister wusste recht gut alle seine Werkzeuge Wenn Sie dies hören, denken Sie vielleicht: Da kommt
zu gebrauchen. n
unser Glaube kaum vor. Ich habe die Sprache jedoch bewusst so gewählt, weil für mich eine Überzeugung dahinter steht: Das Höhere muss im Niederen stimmen.
Als Quelle ist mir nur diese Anmerkung bekannt: Gemeindebrief aus Sao Paulo 1
Für uns Christen ist es eine gute Übung, nicht zu schnell die geistliche Ebene zu wählen, denn dies führt nicht selten zu mangelnder Sorgfalt auf der ganz natürlichen, praktischen Ebene. Doch einen geistlichen Aspekt will ich nun einbringen und es wieder mit einer Geschichte1 tun. Sie redet für mich vom Schlüssel aller guten und gesegneten Teamarbeit:
Zum Mitdenken: Sammeln Sie täglich ein schönes, vielleicht ganz unscheinbares Teamerlebnis und danken Sie in Ihrem Gebet täglich und konkret dafür.
Die Werkzeuge des Schreiners waren zu einer Besprechung zusammengekommen. Bruder Hammer wurde zum Leiter gewählt. Doch bald musste er von den anderen hören, dass er sein Amt niederlegen müsse, weil er zu grob und zu lärmend sei. Bruder Hammer erhob sich mit gekränkter Miene und bemerkte: „Dann muss auch Bruder Hobel gehen; er ist immer so oberflächlich.“ „Schön“, sprach Bruder Hobel, „dann wird auch Bruder Bohrer gehen müssen. Er ist eine uninteressante Person, die nie aufbauende Arbeit leistet.“ Bruder Bohrer meinte dazu: „Gut ich gehe. Aber Bruder Schraube muss auch gehen. Man muss ihn dauernd drehen und drehen, bis man mit ihm zum Ziel
Auszug aus dem Buch Kleine Schule der Gastfreundschaft, Basel, 2013 (www.arte-media.ch)
kommt.“ „Wenn ihr es wünscht, bin ich bereit zu gehen“, sprach Schraube, „doch dann muss auch Bruder Maßstab die Versammlung verlassen. Du, Bruder, bist doch der, der über andere urteilt und meint, alle müssten sich nach dir richten.“ Bruder Maßstab klagte daraufhin über Bruder Schmirgelpapier: „Den Kerl mit den rauen Manie-
Hans Rudolf Bachmann, nach dem Studium der Theolo-
ren wollen wir auch nicht mehr. Immer hat er Reibereien
gie theologischer Mitarbeiter im Sinnhotel Scesaplana
mit den anderen.“ Mitten in der erregten Diskussion trat
in Seewis, Pfarrer in Othmarsingen und Ausbildung zum
der Schreinermeister herein. Er zog die Schürze an, ging
Exerzitienleiter, heute in Riehen.
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TERMINE + ANZEIGE + RECHTLICHES
Termine 15.11.: Hamburg, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de
Tagungen, Seminare & Konferenzen 19. – 22.8.: Woltersdorf/Berlin, Kreativität in der ärztlichen Praxis, www.medecinedelapersonne.org 5.9.: Riehen/Basel, Workshop „Gründungsprozesse im gemeinschaftlichen Leben“, www.offenetuer.ch 12.9.: Zürich, Workshop „Neue Gemeinschafts- und Wohnmodelle für Singles, Ehepaare und Familien entwickeln, tragfähige Netze aufbauen“, Workshop im Rahmen der Netzwerktagung 2015 für Begleitung, Beratung, Therapie und Seelsorge, www.offenetuer.ch
21.11.: Hamburg, Gott begegnen in Bewegung und Tanz, www.cig-online.de 23.11.: Kassel, Fachtag „Spirituell und Professionell – mit religiösen und spirituellen Fragen in Seelsorge und Beratung umgehen“, www.diakonie.de
14. – 16.4.16: Kassel, 5. Christlicher Gesundheitskongress, www.christlicher-gesundheitskongress.de
15.9.: Neumünster, Abendvortrag „Alternative Heilverfahren aus Christlicher Sicht“, www.cig-online.de 17.9. – 15.10.: Sittensen, Patientenabende, www.cig-online.de 24. – 26.9.: Frankfurt am Main, Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin „Das Fremde“ verstehen, Ethische Herausforderungen im interkulturellen Gesundheitswesen, www.medizinethik2015.de 27.9.: Reinbek bei Hamburg, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de 10.10.: Brandenburg/Iller, Heilungsgebetstag (Lobpreis, Vortrag, Aussetzung, Beichtmöglichkeit, Hl. Messe mit Heilungsgebet und Einzelsegen), www.kloster-brandenburg.de 23. – 25.10.: Flensungen, Workshop für Hebammen, CiG-Akademie, www.cig-online.de 26. – 30.10.: Waldbreitbach, GOTT in der Psychiatrie-Seelsorge, WAS MACHT MACHT?, www.kkvd.de/70411.html 29.10. – 1.11.: Schloss Craheim, Soaking – Stille im Sturm, www.cig-online.de
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Abgabe einer Allgemeinpraxis Seit 40 Jahren wirtschaftlich erfolgreich geführte Allgemeinpraxis, gelegen in idyllischer Natur des Appeltals in der Pfalz, aus Altersgründen abzugeben. Geregelter Notdienst durch Bereitschaftsdienstzentrale gewährleistet. Kleine Ortsgemeinde in der Nordpfalz mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung und gut funktionierender Infrastruktur. Christliche Gemeinde Chara ist vor Ort (u.a. Physiotherapeutische Praxis). Kontakt: DrHWKoch@yahoo.de
Impressum Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Eberwein. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: FRANK.COMMUNICATION., Werner-von-Siemens-Str. 25, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15, werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2012. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr. (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr. (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland oder dem SCM Bundes-Verlag (Schweiz) in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, abo@scm-bundes-verlag.ch, www.scm-bundes-verlag.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Bank, IBAN: DE55520604100206416179, BIC: GENODEF1EK1 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN: CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 3/2015: Kulturelle Vielfalt Fotos: S.1 © olly – fotolia.com; S. 4 © VG Bild-Kunst Bonn; S.12 © kupicoo – istockphoto.com; S.17 © PacoRomero – istockphoto.com; S.19 © JPS – istockphoto.com; S.21 © psdesign1 – fotolia.com; S.30 © Studio-Annika – istockphoto.com, © Jeanette Dietl – fotolia.com, © www.gerinet.hamburg, © René Hefti, © isitsharp – istockphoto.com; S.31 © Dialog Ethik, © Voyagerix – fotolia.com; S.39 © implementarfilms – fotolia.com; alle anderen Bilddaten: privat und FRANK.COMMUNICATION. Illustrationen: FRANK.COMMUNICATION. (www.frank-com.de) Texte: Rechte bleiben gewahrt Beilagen: Kawohl Verlag; CiG/CGK Das Heft 4/2015 erscheint mit dem Thema „Schmerz“ im November 2015.
3/2015 CHRISCARE 41 ChrisCare Abos!
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eitswesen 1/2014
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Bestellungen an: D + A: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, D 21521 Aumühle, Telefon: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de CH: SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11, abo@scm-bundes-verlag.ch, www.scm-bundes-verlag.ch
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4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft 1/2011 Besser miteinander 2/2011 Krisen bewältigen 3/2011 Am Lebensende 4/2011 Kraftquellen erschließen 1/2012 Spiritualität im Alltag 2/2012 Berufung – Karriere und das liebe Geld 3/2012 Existentiell herausgefordert 4/2012 Heilige Momente 1/2013 Die Kraft innerer Bilder 2/2013 Nähe und Distanz 3/2013 Der Seele Gutes tun 4/2013 An der Grenze 1/2014 Beruf und Lebensformen 2/2014 Leidenschaft im Dienst 3/2014 Der mündige Patient 4/2014 Aggression – was tun?
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CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS
Einladung Sehen wir uns vom 14. - 16.4.2015 in Kassel?
Veranstaltungsort Hotel La Strada: Der Platz ist dieses Mal auf 800 Teilnehmer beschränkt. Es lohnt sich, sich rasch einen Platz zu sichern. Mit Spannung sehen die Organisatoren des Christlichen
Der nächste Kongress wird stärker als die bisherigen den
Gesundheitskongresses dem 5. Kongress entgegen. Wie
Dialog der Teilnehmer untereinander fördern. Jeder hat
schon bei den ersten drei Kongressen treffen sich bis zu
eigene Erfahrungen, die dem anderen weiterhelfen kön-
800 Teilnehmer in Kassel, diesmal im Tagungshotel LaSt-
nen. Wir sind gespannt, welche Ideen und Perspektiven
rada. 2014 fand der Kongress in Bielefeld statt. Das bietet
so zur Entfaltung kommen.
die einmalige Gelegenheit, den Kongress mit den anderen Teilnehmern unter einem Dach zu erleben. Wie kann man
Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt in der Herausforde-
den eigenen Beruf und den christlichen Glauben in eine
rung des Sterbens. Auch wenn der Deutsche Bundestag
fruchtbare Beziehung zu einander setzen? Miteinander
wohl bis dahin das Gesetz über die Sterbehilfe verab-
kann man der Frage nachgehen: Wie hilft der Glaube an
schiedet hat, bleiben die Fragen: Wie können Christen
Jesus denjenigen, die selbst heilend tätig sind?
gelassen sterben, ohne zum letzten Mittel des Suizid zu greifen? Wie können Christen anderen im Sterben beiste-
Die Grenzen zwischen Gesundheitswesen und Kirche sind
hen, so dass diese nicht vor Angst vergehen? Und was ist
künstlich. Sie stammen aus einer Zeit, in der Wissenschaft
mit der angemessenen Palliativmedizin, die noch immer
und Glaube Gegensätze zu sein schienen. Heute ist es in
nicht flächendeckend angeboten wird? n
jeder Apothekenzeitschrift zu lesen: Spiritualität und Gesundheit beeinflussen einander mehr, als man früher dachte. Das daraus resultierende Interesse wird vor allem von esoterischen Kreisen bedient. Dabei gibt es im Christentum einen reichen Schatz an Erfahrungswissen. Nicht nur die Klostermedizin, sondern auch die Seelsorge mit dem Sakrament der
Frank Fornaçon, Mitglied im Vorstand
Krankensalbung und die Fürbitte der christlichen Gemeinde
des Christlichen Gesundheitskongresses,
wird von Kranken oft als wahre Wohltat empfunden.
Ahnatal bei Kassel
Der 5. Kongress wird Zeichen setzen! Die Zukunft des Gesundheitswesens liegt nicht in immer mehr Hochleistungsmedizin oder in kostenoptimierten Pflegeabläufen. Es geht um die ganzheitliche Sicht auf den Menschen, der als Person ernst genommen werden will. Und Mitarbeitende, die den Patienten auch mit seinen spirituellen Anliegen verstehen, haben einen klaren Vorteil.
P.S.: Und nicht zuletzt: Der Kongress ist eine Basisinitiative. Er lebt von den Teilnehmern. Denn er ist weder großen Organisationen noch politischen Interessenverbänden oder Unternehmerinteressen verpflichtet. Das ermöglicht ihm die Freiheit, ohne falsche Rücksicht danach zu fragen, was dem Menschen wirklich gut tut. Werden Sie Teil dieser Initiative und kommen Sie mit ihren Kollegen und Freunden nach Kassel. Melden Sie sich an, bevor der Dienstplan im Wege steht.
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EN E G L E IT UND B EN H E IL E N D H E IT S W E S UN DE IN IN G E S E M E UND G
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Vom 25.9. bis 4.10.2015 Mit Gottfried Bühler, Hannelore Illgen und dem ICEJ-Team
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5. CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS
14.—16. APRIL 2016 IN KASSEL WWW.CHRISTLICHER-GESUNDHEITSKONGRESS.DE
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Zentrum für Geriatrie und Gerontologie
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und Gefäßzentrum, in der Tumormedizin, der Orthopädie, der bundesweit anerkannten Altersmedizin, der Psychiatrie/Psychotherapie und der Geburtshilfe;
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