Magazin für Christen im Gesundheitswesen 2/2013
Nähe und Distanz
ChrisCare
ChrisCare
Nähe Nähe und undDistanz Distanz ÜBERTRAGUNG EMPATHIE
RESILIENZ
ABSCHALTEN
SELBSTPFLEGE
T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA
KONTAKT BERÜHRUNG
PRIVATSPHÄRE
ÄNGSTE
DASEIN
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FACHKRÄFTE
LIEBE CARITAS DURCHHALTEN SELBSTFÜRSORGE AUSZEIT DIENST PILGERN VERSCHLOSSENHEIT
Juni 2013 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) sFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
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S. 3 S. 4 S. 5 S. 11 S. 14 S. 16 S. 18 S. 20 S. 22 S. 24 S. 26 S. 30 S. 32 S. 34 S. 35 S. 37 S. 38 S. 39 S. 40 S. 43
INHALTSÜBERSICHT
Editorial Kunst: Gott tröstet Erfahrungsberichte Teil 1 Salutogenese für Menschen in helfenden Berufen Spiegelneurone Heilsame Berührungen Der Arzt als Patient Trauer ist keine Krankheit Jakobs Weg Blickpunkt Erfahrungsberichte Teil 2 Christen im Gesundheitswesen (CiG) Nachrichten Medien Praxistipp: Vom Evangelium berührt Geld verdienen mit Sinn Impressum Christlicher Gesundheitskongress 2014 + Glosse: Nähe „und“ Distanz? Termine: T agungen, Seminare & Konferenzen ChrisCare Geschenkabo bestellen
Inhal t
Herausgeberkreis: Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare;
Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Pastorin und Krankenschwester, Referentin Diakonie Bundesverband; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG;
Annette Meussling-Sentpali (München), Dipl.-Pflegewirtin, MScN, Referentin Caritasverband (München), Fortbildung Caritas; Dr. med.
Georg Schiffner (Aumühle), Internist, Vorsitzender CiG; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Zwochau), Anästhesistin, palliative care
Fachbeirat: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund
freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland e.V.; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin), Referent Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Reinbek), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Tübingen), Internistin, Geriatrie, Oberärztin Reha-Klinik Böblingen; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
EDITORIAL
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Liebe Leserin, lieber Leser, „Ich habe es nicht mehr ausgehalten“, sagt der Krankenpflegeschüler, der nach zwei Jahren aufgegeben hat und nun Kaufmann werden will. „Das Schicksal der Menschen auf Station ist mir so nahe gegangen. Ich konnte nicht mehr abschalten“. Was der junge Mann erlebt hat, ist Alltag für nicht wenige Menschen im Gesundheitswesen. Nähe gehört zum ärztlichen, therapeutischen und vor allem zum pflegenden Handeln. Ein pflegebedürftiger Mensch muss sich das Handeln des Pflegenden gefallen lassen. Für viele Patienten ist aber dieses – oder auch eine diagnostische Untersuchung oder therapeutische Behandlung – mehr als nur eine körperbezogene Notwendigkeit. Berührt werden und berührt sein gehören zusammen. Es vermittelt mitmenschliche Nähe. Auch in der psychotherapeutischen Praxis ist Nähe nötig, um den therapeutischen Prozess voranzubringen. Aber gerade in der Psychotherapie hat man schon früh erkannt, dass der Therapeut eine gewisse Distanz wahren muss. Zum Schutz des Patienten und auch zum eigenen Schutz. Beide dürfen nicht verschmelzen. Sonst wird das Leiden des einen zum Leiden des anderen. Abgrenzung muss man lernen. Besonders, wenn man den Beruf gewählt hat, um Menschen in existentiellen Nöten zur Seite zu stehen. Wer seinen Beruf mit Hingabe ausübt, der gerät leicht in die Gefahr, sich selbst zu verlieren. Aber auch Nähe muss zugelassen werden. Heilendes Handeln kommt nicht ohne menschliche Zuwendung aus. Wer in seiner Krankheit verschlossen ist, braucht jemanden, der das Schloss öffnet. Wer das Herz eines anderen Menschen berühren will, der braucht den richtigen Schlüssel. Dieser ist mehr als eine erlernbare Technik. Hier kommt Nächstenliebe ins Spiel. Caritas ist nicht nur der Name der katholischen Variante der Diakonie. Der Begriff steht im lateinischen für uneigennützige Liebe. Nun kann man Liebe nicht kaufen und auch nicht zu Markte tragen. Liebe ereignet sich. Auf den Mittelseiten dieser Ausgabe von ChrisCare ist der Brunnen des Klosters Maulbronn im Schwarzwald zu sehen. Seine drei Schalen laufen über, wenn sie selbst gefüllt worden sind. Seit Jahrhunderten steht dieser Brunnen für das Prinzip christlicher Liebe. Du kannst nur weitergeben, was du vorher empfangen hast. Und wenn du mit Liebe beschenkt wurdest, dann halte sie nicht fest, sondern schenke sie weiter. Dem Schüler, der seinen Beruf aufgegeben hat, fehlte vielleicht der fachliche Rat, wie er mit dem Leid anderer umgehen kann. Ganz beim Patienten und doch nicht mit Haut und Haar dem anderen ausgeliefert. Vielleicht hat ihm aber auch einer gefehlt, der ihm selbst die Liebe entgegen gebracht hat, die man braucht, um die Kraft zu haben, für den Nächsten da zu sein. Diese Ausgabe von ChrisCare bietet wieder vielfache Anregungen, wie Christen mit Nähe und Distanz in ihren Berufen umgehen können. Wir wünschen Ihnen gute Impulse und freuen uns auf Ihre Resonanz. Ihre
Dr. med. Georg Schiffner,
Annette Meussling-
Chefarzt Geriatriezent-
Sentpali, Dipl.-
rum und Palliativbereich,
Pflegewirtin MScN,
Wilhelmsburger Kranken-
Referentin Caritas-
haus, Hamburg
verband München
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KUNST
Gott tröstet Dorothea Hartung Der wahre Trost, der kein bloßes Beruhigen, sondern wirkliche Hilfe ist, kommt von Gott allein (Jes 57). Er ist der Gott allen Trostes (1. Kor 3, Röm 15,5, Psalm 73,2). Der Gottestrost wird mit der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind verglichen (Jes 66,11). In dem Relief von Dorothea Hartung wird das Thema Trösten am Bild einer Mutter veranschaulicht. Die Mutter nimmt ihr Kind erst einmal in die Arme. Jemand, der tröstet, kommt ganz in unsere Nähe. Wir sind mit unserem Kummer nicht mehr auf uns gestellt. Allein dies macht bereits einen Unterschied. Das, was gerade an Kummer oder Schmerz auf der Seele lastet, wird zugelassen. Wir dürfen uns fallen lassen in der Nähe eines anderen. Durch diese erlebte Annahme kann Hoffnung wachsen und Neues entstehen. Leiden und Enttäuschungen können zu Verbitterung und Isolation führen – oder uns in die Nähe Gottes ziehen. Statt unserem eigenen Vermögen zu vertrauen oder äußere Umstände bzw. andere Menschen zu beschuldigen, sind wir eingeladen, uns in Gottes Hände zu geben und Hilfe zuzulassen. In der unmittelbaren Nähe Gottes, in dem Aufgehobensein bei ihm, verlieren äußere Bedrohungen und innere Ängste an Gewicht. Zerbrochenes kann heil werden. Manchmal sind wir versucht zu denken, wenn Gott uns tröstet, müsste das, was uns Not macht, gleich verschwinden. Ebenso kann die Antwort des Trostes bedeuten, dass wir neue Kraft und Zuversicht empfangen und befähigt werden, mit unserer Situation anders umzugehen. Trösten und eigenes Leiden gehören oft zusammen. Das, was wir selbst durchlitten haben, versetzt uns in die Lage, andere trösten zu können, die durch Ähnliches gehen. Wir stellen uns dann nicht mehr über, sondern neben sie und sind für sie da, wenn sie uns brauchen. Jesus selbst hat gelitten und ist durch die Tiefe des menschlichen Daseins gegangen. Deshalb kann er uns auffangen – egal wo wir stehen. Gott tröstet – nicht nur einmal oder gerade noch einmal oder gerade dieses Mal.
Gott tröstet, wie einen seine Mutter tröstet
Er wird es immer wieder tun (2. Kor 1,10): „Er ist ein Vater, dessen Güte unerschöpflich ist und der uns nie verzweifeln lässt.“ (Gute Nachricht Bibel)
Dorothea Hartung, Bildende Künstlerin, Krankenschwester, Aumühle
ERFAHRUNGEN
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Sichtweisen
Anne-Katrin Rathje, Sittensen, Lehrerin für Pflegeberufe, Mitarbeiterin
bei Christen im
Gesundheitswesen
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Tatort Badezimmer Grenzverletzungen in Orten der Intimität
kleiden natürlich wichtige Themen. Ich erinnere mich noch gut an die Anfangszeit meines Berufes, als die harte Praxis trotz aller theoretischer Vorbereitung doch plötzlich da war: meine So viel Selbständigkeit wie möglich durch Barrierefreiheit Scheu, männliche Patienten Das Bad ist ein Ort voller Intimität: im Intimbereich zu waschen oder zu Der Spiegel zeigt alles, die Dusche duschen oder z.B. Obdachlose in der soll Sauberkeit und Wohlbefinden Badewanne einzuweichen, nachdem wiederherstellen, das WC dient man mühsamst verdreckte, verkrusder Befreiung. Doch wie geht es tete und stinkende Kleidung ausgeden Helfern in Krankenhäusern, zogen hatte und dann völlig verfilzte Altenheimen und Sozialstationen Haare waschen, mehrere Zentimeter dabei, täglich bei der Therapie und lange Nägel schneiden musste... Jede Pflege so viele Grenzverletzungen Pflegekraft wird da so ganz eigene tätigen zu müssen? Erfahrungen haben. Ich hatte kein wirkliches Problem mit dieser körperliAls Krankenschwester habe ich einen chen Nähe zu Patienten, das fing erst professionellen Umgang damit gelernt, an, als ich im letzten Jahr aufgrund in der Ausbildung waren Themen wie meiner chronischen Erkrankung selbst Berührung, Ekel, Körpersäfte und zum Pflegefall „Stufe 2“ wurde. Ich Exkremente, aber auch Einreibungen, musste lernen, Berührungen und „richtiges“ Waschen und An- und AusHilfestellungen auszuhalten, die ich
eigentlich nicht wollte – im Bad, beim Ankleiden, in der Küche. Wir bauten unser Badezimmer barrierefrei um, was eine große Hilfe in Bezug auf meine Selbständigkeit wurde, denn das Angewiesensein auf die tägliche, morgendliche Hilfe im Bad war einfach (noch) zu demütigend für mich. An diesem Punkt ist es interessant, Aussagen wie „die Würde des Menschen ist unantastbar“ und die Beziehung zu Gott als „geliebtes Kind“ einzubeziehen. Ist meine Würde wirklich noch da, wenn ich, wie vor kurzem geschehen, nach einem Sturz in der Dusche eines Hotelzimmers liege und meine Freundinnen mich wieder auf die Beine stellen müssen oder ich in diesem Hotelzimmer stundenlang im Bett liegen und ausruhen muss, während die anderen die frische Nordseeluft genießen? Liebt Gott mich wirklich? In solchen Momenten erlebe ich die Nähe, den Trost, die Annahme Gottes in einzigartiger Weise. Er distanziert sich nicht von mir, ich spüre Seine Gegenwart, höre innerlich Sein Reden, Er durchdringt meine Gedanken, Er ist ganz da. Gott sei alle Ehre und Dank.
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ERFAHRUNGEN
Claudia Elwert, Physiotherapeutin, Karlsruhe
Begegnungen aus Nähe und Distanz Großartige Chance und ständige Herausforderung
„Fassen Sie da mal an!“ Eine Patientin zieht sich unaufgefordert bis auf die Wäsche aus und fordert mit diesen Worten intensive Berührung ein. Ein Herr legt sich auf die Behandlungsbank und äußert mit scharfem Ton: „So, jetzt machen Sie mal!“ Eine ältere Dame ist in viele Schichten Kleidung verhüllt, die sie auf meine Bitte vor der Befundaufnahme nur zögernd ablegt. Eine andere bittet darum, vollständig angekleidet bleiben zu dürfen. Berührung wird von ihr als äußerst schmerzhaft empfunden. Sie lässt kaum Nähe zu und antwortet nur sparsam auf meine Fragen zur Krankheitsgeschichte.Ein Herr betritt in Joggingschuhen und Sportkleidung die Praxis, um mir mit Blick auf unsere Trainingsgeräte mitzuteilen, er wolle von mir ein Programm, um zügig wieder fit zu werden. Ich erkenne auf allen Rezepten sehr ähnliche, teils identische Diagnosen und Verordnungen. Verschiedene Menschen, von denen ich mich in ihrem persönlichen Weg des Umgangs mit Beschwerden und Krankheit herausfordern lasse. Jeder Einzelne hat teils vage, teils sehr konkrete Vorstellungen, was dabei meine Rolle als Physiotherapeutin sein könnte und bei den meisten kann ich durch ausgewählte Techniken und Anleitung zu Eigenübungen zur Linderung beitragen.Nicht für jeden auf genau die Weise, die er sich vorgestellt hat. Bei manchen durch intensives und nahes körperliches Arbeiten, bei anderen eher aus Abstand. Mit einigen bin ich in intensivem persönlichen Gespräch, mit anderen bleibt es sachlich. Von einem werde ich hochgelobt, weil ich im Vergleich zu Kollege X aus Praxis Y endlich mit den Händen genau den „Punkt“ gefunden habe, eine andere ist eher
enttäuscht, dass ich sie nicht härter rangenommen habe, weil ich doch wissen sollte: „Bös muss bös vertreiben“. Sie würde beim nächsten Mal Kollegen B bevorzugen, der doch härter anpackt. Als Berufseinsteigerin behandelte ich unter Praxisanleitung ein junges Mädchen, die wegen Magersucht in klinisch psychiatrischer Behandlung war. Ein guter Kontakt entstand über mehrere Wochen, und ich lud sie zur Adventsfeier einer christlichen Studentengruppe ein. Sie sang, spielte und aß mit uns, bedankte sich am Ende für den schönsten Abend seit langer Zeit. Am Morgen danach hatte ich eine recht herbe Rüge meiner Praxisleiterin zu verdauen und wurde von ihr eindrücklich auf angemessene therapeutische Distanz hingewiesen mit der Aufforderung, so etwas nie wieder zu tun: „Lernen sie, Privatleben und Arbeit zu trennen!“ Ein anderes Erlebnis der ersten Berufsjahre war die Behandlung eines jungen Mannes, der nach einem Treppensturz bei Glatteis mit Frakturen und Prellungen zu uns in die Praxis kam. Starke Schmerzen quälten ihn, Schmerzmedikamente verweigerte er und erwartete die Besserung durch die Behandlung. Ich wählte eine physiotherapeutische Technik aus mit dem Ziel, durch bestimmte Bewegungsabfolgen seiner sehr schmerzhaften rechten Schulter Linderung zu verschaffen. Nach wenigen Minuten bat mich der Mann, meine Augen zu schließen, die Hände genau so liegen zu lassen, nicht mehr zu bewegen und „die starke Kraft des Universums weiter durch mich fließen zu lassen“. Er
ERFAHRUNGEN
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Sichtweisen
würde sich gerade blendend fühlen, und die Schmerzen wären schon viel weniger stark. Ich ließ mich damals nicht darauf ein, behandelte auf meine Weise weiter, um von ihm beim Abschied zu erfahren, er wäre Reiki-Meister und hätte genau gespürt, welche Heilungsenergie durch meine Hände fließt. Meine Information, ich sei Christ und würde mit dem Wirken von Gottes heiligem Geist rechnen, nahm er interessiert und entspannt zur Kenntnis. In mir blieb eine Irritation, als wenige Tage später einen ältere Dame mit gebrochener Hand sich gleich zu Beginn als Reiki-Meisterin vorstellte, allerdings keinerlei Kontakt meiner Hände ertragen konnte, es würde alles weh tun, sie irgendwie aufwühlen und unruhig machen. Ich konnte ausschließlich über Anleitung zu Eigenübungen mit ihr arbeiten. Nachdem ich vor mehreren Jahren nach eigener schwerer körperlicher Krankheit und nach längerer Zeit Unterbrechung wieder in die Arbeitswelt einstieg, merkte ich, wenn Symptome, von denen mir Patienten berichteten, die meiner gerade überstandenen Erkrankung ähnlich waren, dass ich vor intensivem Mitgefühl mit Tränen in den Augen und tief berührt über das Leid der Leute kaum in der Lage war, noch angemessen zu therapieren. Hier brauchte ich eine gewisse Zeit und auch Hilfestellung anderer, um wieder ein für mich akzeptables Maß an Mitgefühl und Abstand einzuüben.
In der Auseinandersetzung erlebte ich mich mit der aktuellen „Hands-Off“-Physiotherapie, die mir eine junge Kollegin erklärte, die frisch von der Schule kam. Um auf verletztes und irritiertes Gewebe nicht zusätzliche Reize zu setzen, leitet man die Patienten an, mit Eigenübungen mit und ohne Geräte sich selbst fit zu machen. Ein Kontakt durch die Hände findet bewusst nicht statt. Ich stellte fest, wie gerne ich eigentlich „Hand“ anlege, mit wie viel Freude ich mit meinen Händen arbeite, Verhärtungen oder „in Unordnung Geratenes“ erspüre und nach Wegen taste, zu ordnen, zu lösen und zu lindern. Und wie der „Hands-off“-Weg für mich wohl nicht so gut zu passen scheint. Häufig erlebe ich, dass Menschen mit Schulter- und Nackenbeschwerden, deren Schmerzen sich unter der Behandlung bessern, oftmals dann über Belastendes sprechen und über untragbare Lasten weinen. Die
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Nähe und Art der Behandlung ermöglicht auf diese Weise manchen Menschen besser in Kontakt mit sich selbst und ihrer Lebenssituation zu kommen, Zusammenhänge zu erahnen und manchmal erste Schritte der Änderung zu wagen. Im Rahmen einer Behandlung im Pflegeheim wurde eine dementiell erkrankte Dame aggressiv, schrie mich an, ich solle abhauen und holte aus, um mich zu schlagen. An diesem Tag war ich aus persönlichen Gründen ohnehin unsicher mit mir selbst, konnte nur sehr schwer meine Fassung wiedergewinnen und merkte, wie mir trotz meines Kopfwissens über Demenz mehr innere Distanz geholfen hätte. Im Pflegeheim behandelte ich eine bettlägerige, greise Dame, die sich alleine fast nicht mehr bewegte, nicht sprach und auch nicht mehr die Augen öffnete. Die Kontrakturprophylaxe war zum Erhalt der Pflegefähigkeit verordnet worden. Gegen Ende einer Behandlung empfand ich den starken Wunsch, für sie zu beten. Christliche Symbole sah ich keine in der Nähe des Bettes, wusste allerdings aus der Krankenakte von ihrer Konfessionszugehörigkeit. Ich fragte sie, ob ich für sie beten dürfte und spürte eine sehr leichte Zunahme des Drucks ihrer Hand. So betete ich langsam die Worte des „Vater Unser“… Über ihre Wange rollte eine Träne. Ihre andere Hand legte sie auf meine und ließ auch dort. Als ich „Amen“ sagte, öffnete sie den Mund zu einem leisen Ton. Sie wirkte sehr entspannt und friedlich. Als ich zum nächsten Mal kam, blieben ihre Augen weiterhin geschlossen, sie nahm jedoch sofort meine Hände in ihre und hielt sie fest...was ich als Aufforderung verstand: „Bitte wieder so!“ Tiefe geistliche, körperliche und emotionale Nähe ohne Blickkontakt und Sprache...ein besonderes Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Sehr gerne bin ich als Therapeutin in Kontakt mit unterschiedlichen Menschen und genieße es, mein eigenes inneres Wachsen und Lernen zu erleben. „Fassen Sie mich an!“ – „Hau ab!“ Innerlich distanziert zum Selbstschutz und manchmal weit offen voller Mitgefühl. In diesem Spannungsfeld erlebe ich meinen sehr schönen Beruf. Im Ausgespannt-Sein zwischen intensiver Nähe und grenzenwahrender Distanz bin ich dankbar und froh über Erlebnisse wie diese, die mein Leben bereichern, mich viel Kraft kosten, an denen ich wachse und die ich aus der Beziehung zu Gott erleben und gestalten kann.
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ERFAHRUNGEN
Reinhild Bohlmann, Hofgeismar, Mitglied im Vorstand des Bundes freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.. Sie gehört zum Fachbeirat von ChrisCare.
Nie so nah wie bei Geburt und Tod Bilanz nach 22 Jahren als Hebamme
Meine Hebammenpraxis ist jetzt 22 Jahre alt. Am Anfang habe ich alleine gearbeitet, jetzt sind wir fünf Hebammen, erfahrene und junge. Unsere Schwerpunkte sind: Risikoschwangerschaftsbegleitung und Hausgeburtshilfe. Es war der 12. September 2001, der Tag nach den schrecklichen Terroranschlägen. Wir hatten unseren gewohnten Schwangerentreff. An diesem Tag staunten wir Hebammen, wie viele Schwangere da waren, wie groß das Bedürfnis war, heraus aus der Wohnung allein zu Hause in eine Atmosphäre der Geborgenheit zu kommen. Viele Mütter haben das Gefühl, alleingelassen zu sein. So ist es nicht verwunderlich, wenn Orte, wo sie sich ernst genommen, aufgehoben und verstanden fühlen, besonders gerne aufgesucht werden. Für unsere Hebammenarbeit heißt das: Bedürfnisse der Eltern, besonders der Schwangeren zu erkennen und dementsprechend Angebote zu machen. Für unsere wirtschaftliche Situation heißt das: Kundenbindung, denn nur eine Frau, die sich gut betreut fühlt, kommt wieder und schickt Freundinnen. Und da beginnt unser Spagat: Ich möchte gerne genügend Frauen betreuen, eine gute Beziehung zu ihnen aufbauen, aber sie doch nicht zu sehr an mich binden. Geht das? Für mich geht es eigentlich nicht. In dieser so besonderen Ausnahmesituation der Schwangerschaft und Geburt und der Zeit danach, wird sie sehr froh sein, eine Ansprechpartnerin zu haben, die für sie zuverlässig ist. Und so muss ich mich auf sie einstellen und ihr bei jeder Begegnung vermitteln: Jetzt bin ich nur für dich da, du bist wichtig. Dass das bei
vielen Frauen schwierig ist, weiß ich. Aber wohin sollen die Frauen in Zeiten des Neuen, der Ungewissheit, der Not gehen, wenn nicht zu ihrer Hebamme? In meinem Arbeitsleben war ich nie Menschen so nah wie während der Geburt und auch in der Begleitung Sterbender. Diese Nähe muss ich besonders gestalten. Ganz nahe sein darf nicht distanzlos sein. Zuallererst muss das Zusammensein von ganz großer Wertschätzung geprägt sein. In dieser ausgelieferten Situation geht es ausschließlich um das Beistehen, das Begleiten und Unterstützen, immer mit der Frage, was ist jetzt gut für die Betreute und für das Kind. In diesen Extremsituationen ist viel Nähe da. Das ist gut so, aber wie geht es dann weiter. Wie begleite ich, ohne an mich zu binden, ohne von so viel Nähe ausgebrannt zu werden? Petra (Name ist geändert) ist das 4. Mal schwanger. In der ersten Schwangerschaft lernte ich sie durch ihre EPH-Gestose kennen. In dieser schwierigen Zeit wurde ich ein verlässlicher Faktor zwischen dem unberechenbaren Blutdruck und Wassereinlagerungen. Ich komme zurück von meinem Hausbesuch: Das 4. Kindchen hat sich in der 12. Schwangerschaftswoche wieder verabschiedet. Früh hatte sie sich gemeldet, so dass wieder ein guter Kontakt da war. Als das Kind abging, war ich ganz nah. Außer beten und mit ihr zusammen weinen konnte ich nicht viel tun. Aber genau deshalb hatte sie angerufen. Immer wieder taucht in mir die Frage auf: Was mache ich? Welche Beziehung gehen ich zu den Frauen ein und wie sehr binde ich sie an mich? All die Fragen diskutiere ich per Email mit meinem gynäkologischen alten Freund und danke ihm für seine Antwort: „Deine Mail hat mich sehr
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berührt. Eigentlich sind es doch nur ganz einfache selbstverständliche Dinge, die wir tun. Aber diese Zeit strotzt vor bürokratischer Ignoranz und gewinnlerischer Sucht nach dem billigsten Vorteil und strebt danach, um dieses Vorteils willen jeden Rest von eigenständigem menschenwürdigem Handeln außer Kraft zu setzen. Wenn wir unser Herz für die Menschen, die zu uns kommen, bereitwillig öffnen, treten sie ein und wundern sich, wie schön es ist, miteinander zu arbeiten und zu leben. Zuwendung ist heute manchmal mehr wert als ein teures Medikament oder die beste Frühgeborenentechnik. Ein Wort kann den Abgrund, in den wir zu stürzen drohen, überbrücken. Auf die Frage: Wie erhalten wir Gesundheit oder stellen wir sie wieder her? lässt sich antworten: durch den liebevollen und (auf-) geklärten Umgang mit sich selbst und unseren Nächsten. Lass uns weiter so arbeiten! Lass uns nicht nachlassen, das Feuer, was wir hüten brennen zu lassen!“
Selbstschutz: Am Anfang meiner Freiberuflichkeit lernte ich die metamorphische Methode nach Sir Roberts abgewandelt durch Erika Pichler kennen. Erika, eine sehr erfahrene, weise Hebamme wurde zu meiner Lehrmeisterin. Besonders bei Risikoschwangeren massierte ich die Füße nach dieser Methode, um vorzeitige Wehen zu beruhigen oder den Blutdruck auszugleichen. Von Erika lernte ich: Bevor ich eine Fußmassage anfange, setze ich mich bequem hin, sage mir, ich sitze am schönsten Platz der Welt unter dem Schutz einer Glocke, und dann kann es losgehen. Durch diese Massage lösen sich Blockaden und oft beginnt die Frau zu reden und zu reden. Ich höre eine knappe Stunde nur zu. Das ganze Elend ihres Lebens bereitet sie oft aus. Immer wieder stelle ich mir den Schutz der Glocke vor, um mich selbst zu schützen. Wenn ich fertig bin, gehe ich. Sie weiß ja, dass ich am nächsten Tag wieder komme. Da ich auf dem Land arbeite, nutze ich Fahrzeit, um den letzten Besuch an Gott abzugeben und um mich auf den nächsten vorzubereiten. Teamarbeit: Von der Einzelkämpferin habe ich mich immer mehr zur Teamarbeiterin entwickelt. Bei so einer intensiven Betreuung ist es sehr hilfreich, im Team zusammenzuarbeiten. Zuerst ist da der Austausch sehr wichtig, aber auch die Möglichkeit der abwechselnden Betreuung ist für uns gut. Einmal mit der Fragestellung: Wen und was braucht die Schwangere heute – eine Schwester oder eine Mutter, eine Sanfte oder eine Strengere? Für uns ist es aber auch gut, damit die Betreute sich nicht zu sehr an eine Hebamme klammert.
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Supervision: Regelmäßiges Treffen mit meiner Supervisorin, das Anschauen meines Verhaltens ist im Umgang mit den von meiner Arbeit Abhängigen unerlässlich. Hier stelle ich mich Fragen, wie: Warum verhalte ich mich in bestimmten Situationen so, wie ich es tue oder: Warum bilde ich mir ein, dass nur ich diese besondere Frau gut betreue? Hier kann ich analysieren, warum ich auf bestimmte Frauen so genervt reagiere. Wie ich mich von meinen eigenen Gefühlen distanzieren kann. Dabei hilft mir das sichere Gefühl, mein Gegenüber meint es gut mit mir. Sanktionen: Nachdem ich Helga (Name ist geändert) durch drei Schwangerschaften und Geburten (das erste Kind kam, als sie noch zur Schule ging) betreut hatte, wollte sie in der 4. Schwangerschaft während der Geburt nur von meinen Kolleginnen betreut werden. Ich war erst empört. Hat sie denn alles vergessen, was ich schon für sie getan hatte? Hat sie vergessen, wie bei der ersten Geburt zu Hause mit soviel Mühe, aber auch durch mein Können das Kind sich vom Sterngucker richtig einstellte? Hatte sie vergessen, wie ich nach der 3. Geburt ihr Kind beatmete, durch schnelles Handeln alles gut ging? Es ist schwer für uns Helfende, nicht zu schmollen, nicht sauer zu sein, sondern die Ablösung zuzulassen. Viel schwieriger empfinde ich Situationen, in denen mir vorgeworfen wird, ich hätte falsch gehandelt. Mein Umgang, besonders mit ungerechten Vorwürfen ist eine besondere Herausforderung, die in die Supervision gehört. Privatleben: Ich habe das große Glück einen „Hebammenmann“ zu haben, mit viel Verständnis für Ausnahmesituationen. Über seine Unterstützung und seine Hilfe bin ich sehr dankbar, auch für seine Kritik. Diese Beziehung muss gepflegt werden wie die kostbarste Pflanze, mit Zeit, die wir miteinander verbringen und mit viel Schönem. Gesunder Ausgleich: Ich brauche diesen gesunden Ausgleich zwischen Nähe und Distanz, zwischen Festhalten und Loslassen, zwischen Arbeit und Pausen, zwischen Eingebundensein und Urlaub. Zu meinem gesunden Ausgleich gehört auch das Miteinander in meiner Gemeinde. Die Gemeinschaft mit den anderen, das Auftanken, kreativ zu gestalten, theologisch zu arbeiten. Loslassen: Jetzt bin ich 65 Jahre geworden und habe meine Praxis an unsere Tochter übergeben. Loslassen ist angesagt. Wie das gehen wird, weiß ich noch nicht. Erstmal bin ich für zwei Monate auf Reisen. Es tat gut, beim Abschiedsfest so viel Nähe zu spüren. Auf Distanz zu gehen heißt jetzt, den anderen Raum zu lassen, ihren eigenen Weg zu finden. Diese Herausforderung will ich gerne annehmen.
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ERFAHRUNGEN
Sichtweisen
Dr. med.
Ingrid Marinesse, 55, Sozialpäda-
gogin und Ärztin für Kinder- und
Jugendmedizin, Allergologie, Kinderpneumologie in Hamburg
Meine Erfahrungen mit Nähe und Distanz
Freude und Kraft durch die Nähe zu Jesus
Als Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin mit den Schwerpunkten Kinderpneumologie, Allergologie, AD(H)S, Lernund Leistungsschwierigkeiten, Verhaltensschwierigkeiten kann ich unseFürbitten halfen bei rem wunderunklarer Diagnose baren Gott nur danken, wie er hörend, wirkend und vollbringend immer wieder eingreift. Immer wieder stehe ich im ärztlichen Alltag vor Situationen, in denen klinische, laborchemische und apparative Diagnostik chronische Krankheiten aufdeckt oder auch mal nicht wegweisend ist: z.B. Bauchschmerzen, funktionelle Atembeschwerden, starke Unruhe von Säuglingen, Schwindel, extreme Müdigkeit, Fernbleiben von
der Schule, Selbstverletzung und, und... Unsere therapeutischen Ansätze sind manchmal hilfreich, aber nicht heilend... Wir arbeiten oft im Team mit anderen Therapeuten zusammen. Hinter allem stehen Lebensgeschichten und -situationen von Kindern und ihren Familien. Die Kräfte von Kindern und Eltern sind oft über alle Maßen gefordert, die Wünsche an uns Ärzte verständlich, je nach Ressourcen sehr verschieden. Deshalb danke ich Gott, der jedes Gebet erhört, der niemanden vergisst, den wir in der Fürbitte ihm ans Herz legen... der uns jeden Tag neu mit seiner Zuversicht, seiner Freude und Kraft füllt. Ich darf jeden Tag erleben, dass meine persönliche Nähe zu Jesus sich auswirkt auf die Beziehung zu meinen Patienten und ihren Familien: Bin ich Jesus besonders nah, ist auch das Schwere geradezu leicht, weil getragen von Jesus, bin
ich fern, dann ist auch das Leichte schwer: Das aus ureigenem Wollen und Vermögen Bestimmte gelingt nur begrenzt, und auch die Patienten spüren es. Aus der Nähe zu Jesus ergibt sich auch das Sehen und Akzeptieren der eigenen Begrenzungen, Patientenfamilien können diese auch annehmen. Und selbst wenn die Diagnose im Unklaren bleibt, Gott ist gnädig, erhört eine Fürbitte und schenkt dann überraschend Linderung oder Heilung, so erlebt bei einem fiebernden Kind mit langanhaltenden heftigsten Bauchkrämpfen. Deshalb vermag ich nur zu formulieren wie im alten Kirchenlied von Cyrakus Schneegass (1598, EG 398): „An dir (Jesus) wir kleben im Tod wie im Leben, nichts kann uns scheiden.“ Aus dieser meiner Nähe oder meiner Distanz zu Jesus bestimmt sich meine Nähe oder Distanz in meinem Beruf(ungs)sleben.
HINTERGRUND
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Mit der ganzen Person: Billiger geht nicht! Salutogenese für Menschen in helfenden Berufen Wer in einem helfenden Beruf tätig ist – sei es in der Seelsorge, als Therapeut oder in einem sozialen Berufsfeld wie der Pflege – macht häufig die Erfahrung: Mein Beruf ist mehr als ein Beruf. Ich bin als ganzer Mensch gebraucht. Ich habe eine Berufung! Die paradigmatische Erzählung ganzheitlicher helfender Zuwendung ist in der Bibel das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. SamariterSein ist allerdings kein „Job“, den man oder frau so nebenbei oder mit 38,5 Stunden leisten wird. „Mit der ganzen Person – billiger geht es nicht!”– so sagte mir am Anfang meiner Ausbildung jemand, der mir zum Vorbild meines seelsorglichen Einsatzes geworden ist. Solche Form der Hilfeleistung ist anspruchsvoll. Sie erfordert Professionalität. Professionalität im christlichen Sinn ist mehr als Fachkundigkeit. Das lateinische Wort „professio“ bedeutet auch: „Bekenntnis des Glaubens“ und „Gelübde“. Der Samariter handelt umfassend „professionell“. Er hilft, investiert seine ganze Person und bekennt in Tatsprache: Heil und Heilung haben ihre Heimat und Kraftquelle im Himmel! Deswegen handle ich und lebe meine Verpflichtung! Auch der lateinische Begriff für Gesundheit (salus) hat eine Doppelbedeutung: Gesundheit und Heil. Es ist die tiefe Weisheit der Religion, dass sie um die ganzheitliche Dimension des Heilungsgeschehens weiß.
Dies ist in der Praxis Jesu vielfach bezeugt. Die Kunst der Sorge für das Leben, griechisch „Therapie“, hat religiöse Wurzeln. Religion ist also eine Dimension der Professionalität – sei es bewusst oder unbewusst. Daher sind Pflegende mehr als „Pflegekräfte“: Samariterinnen und Samariter sind im Kern eine Erfindung und Gabe der Religion. Sie sind Botinnen und Boten des Himmels. Damit wird die christliche Existenz des Samariters gerade in heutiger Zeit zu einem strahlkräftigen Modell missionarischen Handelns. Menschen von heute sehnen sich nach Taten: Samariter sind Verkündiger des Evangeliums in Tatsprache. Doch wie geht das: SamariterSein? Die Frage nach dem Lebensmodell „Samariter“ hat für mich drei Perspektiven: a) Wie werde ich zum Samariter?, b) Wie handle ich als Samariter?, c) Wie gelingt mein Leben als Samariter? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, braucht es ein professionelles, integratives spirituelles Gesamtmodell. Es sollte ein Modell für das Selbstverstehen, für das Handeln und für die Selbstsorge sein. Es sollte praktisch umsetzbar sein. Es sollte sowohl in der Theologie als auch in den Gesundheitswissenschaften zu Hause sein. Dazu schlage ich das Modell der Salutogenese vor. Es gilt als ein
Integrationsmodell der Heilkunst. Es vereint theologische, spirituelle und gesundheitswissenschaftliche Dimensionen. Es hilft erkennen, handeln; es hilft leben, im Ernstfall auch überleben. Vor allem aber: Es bringt Menschen in die Perspektive des Heils und des Gelingens. Es nimmt die religiösen Wurzeln therapeutischen und gesundheitsförderlichen Handelns ernst und macht sie zur Dimension seiner Professionalität.
1. Wie werde ich zum Samariter? Ich setze biblisch-theologisch an. Die Beispielerzählung vom Barmherzigen Samariter (Lk 10) macht deutlich: Therapeutisches Handeln hat seine Wurzeln in echter Sensibilität für Leiden. Der Samariter schaut nicht weg; er schaut hin, und er geht hin. Er nimmt das Risiko auf sich, er investiert die ganze Person – bis hin zum eigenen Geld und zur eigenen Zeit über das erforderliche Maß hinaus – also bis hin zum eigenen Opfer. Er entschuldigt sich nicht: „Muss ich eigentlich wirklich? Gibt es nicht doch etwas Wichtigeres? Warum eigentlich ich und kein anderer?“ Samariter trauen sich, dem Leiden (bis hin zum Grauen) ins Gesicht zu sehen – weil es die Auferstehung gibt. „Durch Christus und in Christus also wird das Rätsel von Schmerz und Tod hell, das außerhalb seines Evangeliums uns überwältigt. Christus ist auferstanden, hat durch seinen Tod den Tod vernichtet und uns das Leben geschenkt, auf dass wir, Söhne im Sohn, im Geist rufen:
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HINTERGRUND
Abba, Vater!“ (Gaudium et Spes 22, eine Grundsatzerklärung des 2. Vatikanischen Konzils). Samariter bekennen sich im Glauben zur christlichen Heilsorientierung. Ein theologischer „Kronzeuge“ für das christliche Modell der Salutogenese (das heißt eben: „Heilwerdung“) – weit vor dem medizinsoziologischen Konzept – ist der spätere Papst Josef Ratzinger (bereits 1960). Heilwerdung heißt in seinem Konzept: 1. Das Heil ist Geschenk. Das Heil ist Person. 2. Heil schafft eine „Positivdynamik“ im Leben des Menschen. 3. Heil ist ein Prozess, der sich auf der Erde im Alltag ereignet und im Himmel vollendet. Noch einmal: Das Leiden ist aus theologischer Sicht nicht selbstmächtig und nicht endgültig. Das christliche Verstehens- und Handlungsmodell der Salutogenese ordnet das Leiden und die Praxis des Umgangs mit Leidenden ein in die übergeordnete Heilsperspektive. Diese ist ein Geschenk unseres Gottes. Damit wird klar. Ein christliches Modell heilsamen Handelns – ein christliches Salutogenesemodell – hat folgende Akzente: a) Es macht leidsensibel und leidensfähig. b) Es überwindet die Barrieren des Hilfehandelns. c) Es lehrt mit strukturellen Bedingtheiten heilsam und entlarvend umzugehen. d) Es verweist auf Jesus Christus als Person. e) Es ordnet alles Unheil ein in die übergeordnete Heilsperspektive. f) Es hofft auf Auferstehung. In einem solchen Modell erhält das Leiden seinen Platz und der Samariter seinen Auftrag:
2. Was sind die Handlungsmaximen für Samariter? Dem salutogenetischen Paradigma folgend gilt auch im Leiden: Alle Menschen streben nach Glück! (Thomas von Aquin). So wird Menschen, die in helfenden Berufen arbeiten, die Frage bewegen: Was sind die Dimensionen des Glückens und Gelingens menschlichen Lebens auch in schwieriger, ja manchmal sogar auswegloser Lebenssituation? Wie kann ich helfen? Was heißt das für mich selbst? Ob Leben gelingt, ist – sowohl theologisch wie psychologisch – keine Frage des glücklichen Zufalls. Gelingen wird ein Leben dann, wenn ein Mensch fähig ist, eine Integrität zu entwickeln, die stärker ist als alle Bedrohungen. Es wird also für Helfer und Helferinnen darum gehen, die menschliche Integrität zu fördern – und zwar in der „Kooperation“ mit dem leidenden Menschen. Genau hier setzt das Salutogenesemodell an: Herzstück der Salutogenese ist ein überdauerndes und doch dynamisches Gefühl der Verankerung und des Getragenseins, ein Sinn für die Kohärenz des Lebens. Dazu gehört auch das Überzeugtsein von der eigenen Handlungsfähigkeit angesichts von Bedrohung. Auch der Leidende wird so eher als Handelnder verstanden denn als abhängiger Hilfsbedürftiger. Das salutogenetische Modell der Gesundheitswissenschaften geht davon aus, dass diese leidensfähige Lebenskompetenz aus drei Dimensionen bzw. Zielgrößen besteht, die es kreativ und mit allen Mitteln zu fördern gilt: a) Förderungswürdig ist die Überzeugung: Ich kann mein Leben verstehen! – (die Dimension der Stimmigkeit). b) Förderungswürdig ist die Über-
Der barmherzige Samariter
zeugung: Ich habe oder bekomme die Mittel, die mir helfen, mein Leben zu meistern! – (die Dimension der Gestaltung). c) Förderungswürdig ist die Überzeugung: Für mein Leben (oder das Leben anderer) ist wirkliches Engagement sinnvoll! – (die Dimension der Motivation). Wenn Verankerung das Herzstück der Salutogenese ist, dann ist auch evident, warum Religiosität und Glaube im Kontext des Heilungsgeschehens eine so hohe salutogenetische Bedeutung besitzen. Ihr Effekt ist bisweilen stärker als ärztliche Heilkunst. Der Zusammenhang von Glaube und Gesundheit ist empirisch nachgewiesen, auch wenn die genauen Wirkzusammenhänge noch weiterer Forschung bedürfen. Glaube ist die zentrale Ressource, welche die personalen Ressourcen, die sozialen Ressourcen und die organisationalen Ressourcen zu integrieren vermag.
HINTERGRUND
3. Wie gelingt das eigene Leben als „beruflicher Samariter“? Es ist deutlich geworden: Ich konzipiere die Existenz des Samariters als eine Existenzform ganzheitlicher Hingabe. Engagement bedeutet „Mitleidenschaft” und hinterlässt Spuren im eigenen Leben. Doch besteht dann nicht die Gefahr, dass Samariter „qua Tätigkeit“ oder „qua Amt“ Burnout gefährdet sind? Die Burnoutforschung hat gezeigt, dass der „hilflose Helfer“ ein Sonderfall oder ein diffamierendes Zerrbild ist. Wer sich von den Leidenden und Beladenen in Dienst nehmen lässt, ist – entsprechende Selbstsorge vorausgesetzt – in der Regel nicht bedroht, Schaden zu nehmen an Leib oder Seele. Im Gegenteil: Neue Therapie-Verfahren zeigen, dass die Förderung von Achtsamkeit und verbindliches, hingebungsvolles Engagement dem Burnout entgegen wirken. Burnout ist daher nicht entweder ein Problem zu vieler Stressoren oder ein Problem einer belastungsunfähigen Person. Es geht stets um ein Wechselspiel zwischen der Person und der Umwelt, in der diese Person tätig ist. Auch die Strukturen müssen salutogenetisch sein. Zunächst gilt: Unsere heilsamen Institutionen sollten selbst heilsame Räume sein. Dies werden sie dann, 1. wenn sie stimmig und transparent sind, 2. wenn sie die Potentiale und Belastungsgrenzen berücksichtigen, 3. wenn sie allen Handelnden angemessene Teilhabe am Entscheidungsgeschehen ermöglichen. Das Gutsein des Samariters wird allerdings niemals ohne angemessene Selbstliebe gelingen. Das bedeutet auch die Beachtung der eigenen Grenzen. Der bekannte
Pastoraltheologe und Pastoralpsychologe Hermann Stenger insistiert: Wer für andere da ist, muss sich darum kümmern, „… sein Gleichgewicht zu finden und für eine gute Gestalt seines eigenen Lebens zu sorgen. Es ist ihm nicht erlaubt, auf die Selbstliebe zu verzichten“. Die „Sorge um sich” steht nach Michel Foucault für eine Haltung und ein Verhalten des Menschen, der es unternimmt, dem eigenen Leben eine Gestalt zu geben. Samariter, welche die „Kunst der Selbstsorge” besitzen, sind schöpferisch tätig, indem sie das Gelingen der eigenen Existenz als selbst-verantworteten Prozess begreifen und die „Regierung über sich selbst” übernehmen. Die Haltung und das Verhalten der Sorge ist nicht erst im Sinne eines Kraftaktes zum Schutz seiner selbst dann angesagt, wenn man ausbrennt. Im Gegenteil: Lebenskunst ist ständiges Gestalten und Entwickeln des eigenen Lebensstils. Wichtig scheint mir die modelltheoretisch bedeutsame Weiterentwicklung des Burnoutmodells durch die Perspektive der Engagementforschung. Burnout und Engagement sind entgegengesetzte Pole eines Kontinuums. Wichtiger als Burnoutvermeidung ist der Perspektivenwechsel zur Förderung von Engagement, Vitalität, Energie, Stolz und Absorbiertheit. Selbstsorge hat sehr wenig mit ängstlicher Selbstbewahrung zu tun. Im Gegenteil: Die moderne Glückforschung hat – gegen den öffentlichen Trend – das Forschungsergebnis ins Licht gerückt, dass ganzheitliche Hingabeprozesse und nicht Selbst-Such-Prozesse die Kernvorgänge der Erfahrung des erfüllten Lebens darstellen. Samariter und Samariterinnen werden dann glücklich, wenn sie ihr
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Engagement für die Menschen und ihr sorgendes Engagement für sich selbst als zwei Dimensionen ein und desselben Prozesses der Hingabe der eigenen Existenz an die Menschen und an Gott betrachten. Mit anderen Worten: MusikMachen, Kochen, Lesen, Beten, Gespräche Führen, Zeit für andere Opfern, für andere Kämpfen usw.: Je mehr Ideen und Möglichkeiten jemand besitzt, etwas hingebungsvoll zu tun, umso weniger brennt er aus. Dies bedeutet jedoch nicht stete Aktion, schon gar nicht Aktionismus: Glücklich wird nur der, der sich auch immer wieder dem zweckfreien Dasein hingeben kann: der Erholung, der Meditation, dem Gebet, dem Träumen usw.. Hingabe ist Kerndynamik des Christseins – auch in seiner professionellen Form des Samariters. Wer sich hingibt, erhält das Hundertfache zurück. Hingabe an das, was mich wirklich erfüllt, sei es privat, in den persönlichen Beziehungen oder im heilenden Engagement, ist Selbstsorge. Es wird daher zur entscheidenden Herausforderung an Samariter, nicht Rückzugsnischen zu bewahren, sondern ganzheitliche „Hingaberäume” zu erschließen. Dann befruchten sich Engagement für Leidende und Selbstsorge gegenseitig und lassen das Leben gelingen.
Professor Dr. theol., Lic. phil (Klin. Psych) Christoph Jacobs, Pastor, Theologische Fakultät Paderborn, www.cjacobs.de Der Text war ein Vortrag beim Welttag der Kranken 2013 an der Universität Eichstätt. Literaturangaben: beim Autor
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HINTERGRUND
Spiegelneurone Warum ich fühle, was Du fühlst – Seminarbericht APS-Kongress Bericht über ein Seminar auf dem 7. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge, 8.–11. Mai 2013 in Würzburg. Bei der Tagung befassen sich rund 850 Psychiater, Psychotherapeuten, Seelsorger, Theologen und Lebensberater mit der Frage, vor welche Herausforderungen der Zeitgeist Psychotherapie und Seelsorge stellt. Veranstaltet wurde der 7. Kongress erneut von der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS, www.akademieps.de). Der nächste Kongress wird am 20. – 23.5.2015 in Würzburg stattfinden. Ich hatte mich im Vorfeld auf die Teilnahme an dem Seminar von Frau Dr. Christine Rost zu der Wirkung von Spiegelneuronen schon sehr gefreut, weil ich von deren Existenz schon aus der Fachliteratur gehört hatte. In meiner Arbeit erlebe ich schnell eine große Nähe und Vertrauen der Patienten zu mir. Dies führt dann oft dazu, dass sie mich ins Vertrauen ziehen und Dinge erzählen, die sie vielleicht noch nie vorher jemandem erzählt haben. Die sogenannte „professionelle Distanz des Therapeuten“ schmilzt dann leicht auf einen sehr geringen Abstand, den ich für die Therapie nutzen kann und der eher als Hilfe beschrieben wird als als hinderlich. Die berichteten Ereignisse und Lebenserfahrungen sind aber für mich manchmal auch belastend. Wie schön und wie wertvoll ist es da, dass wir als Christen einen Ort kennen, an dem wir unsere Lasten und die der Patienten abladen können. Wir können sie Jesus Christus anbefehlen. Mein Glaube ist mir darin neben aller Selbstfürsorge eine große Hilfe. Trotzdem gelingt es mir manchmal nur schwer, loszulassen. Dann geschieht es doch, dass ich die Probleme und die Not der Patienten „mit nach Hause“ nehme. Darum war ich auf das Seminar gespannt, als ich in der Ankündigung las: „Die von der Wissenschaft Mitte der 90er Jahre entdeckten Spiegelneuronen ermöglichen, eine beobachtete Handlung oder Mimik gleichsam nach Innen zu nehmen und körperlich ‚empathisch zu verstehen‘. So hilfreich diese Fähigkeit für therapeutisches Handeln ist, so stellen Spiegelprozesse auch eine Gefahr dar: Unbewusst können dadurch entstandene Reaktionen noch lange in uns weiterwirken und uns beeinträchtigen.“ Frau Rost machte gleich zu Beginn deutlich, dass es neben allen Informationen zu Spiegelneuronen Hauptziel dieses Workshops sei, das Entspiegeln zu lernen. Dies gelang ihr auf lebendige, fachkompetente und dabei sehr anschauliche
Weise. Ich habe davon sehr profitiert und konnte bereits Einiges von den Inhalten in den letzten zwei Wochen in meinen Berufsalltag integrieren und erfolgreich anwenden!
Gern möchte ich an dieser Stelle einige Auszüge stichwortartig weitergeben: Spiegelneurone sind Nervenzellen, die im eigenen Körper ein bestimmtes Programm realisieren können. Sie werden auch aktiv, wenn man beobachtet oder auf andere Weise miterlebt (Geräusche, Gerüche), wie eine andere Person das Programm ausführt… Ebenfalls erzeugen automatisch ablaufende Spiegelungen und Imitationsreaktionen ein Resonanzverhalten, bei dem Stimmungen, Gefühle, Körperhaltungen und Schmerzen bei einem anderen Menschen zur emotionalen Ansteckung führen. Wir empfinden besonders dann Sympathie für eine Person, wenn diese Person adäquat spiegeln kann, d.h. in der Mimik und Körpersprache passend reagiert. Dies lässt sich nicht bewusst planen oder willentlich herstellen. Wenn die Distanz verloren geht, d.h. jemand völlig im Mitgefühl aufgeht, bricht der positive Effekt zusammen. Die Fähigkeit, hilfreich zu sein, erlischt. Es kommt durch die Spiegelneurone auch zur Aktivierung von Gefühlen: Jede avisierte Handlung aktiviert nicht nur bewegungssteuernde Neurone, sondern auch das sensible Netzwerk, das das eigene Körperempfinden registriert. Es ist ein implizites, automatisch ablaufendes, spontanes Geschehen. Ebenfalls werden Nervenzellen im Gyrus cinguli aktiviert, dem zentralen Emotionszentrums des Gehirns, dem System für Mitgefühl und Empathie. Empathie bedeutet „Einfühlung“ und meint Affekte, die im Körper wahrgenommen werden können, einschließlich Veränderungen der Haltung und Empfindungen (Theodor Lipps 1964). Spiegelneurone sind dabei die Verbindung zwischen Sender und Empfänger (Rizzolatti & Arbib 1998). Dabei bedeutet „Somatische Empathie“: Jedes Gefühl hat eine spezifische körperliche Manifestation. Gesichtsausdruck und Körperhaltung werden durch Anspannung und Entspannung erreicht, dazu kommen Reaktionen des autonomen Nervensystems (ANS) wie z.B. eine veränderte Herzrate, Hauttemperatur, Atmung, etc. Diese Reaktionen können also bewusst oder unbewusst gespiegelt werden und lösen die gleichen Reaktionen aus. Bei Übernahme der Mimik und oder der Haltung werden die
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Spiegelneurone „spiegeln“ Emotionen von unserem Gegenüber auf unser eigenes Befinden und umgekehrt.
entsprechenden affektiven Reaktionen ausgelöst sowie die dazugehörigen Reaktionen des ANS! Dies kann bewusst geschehen, z.B. vom Schauspieler oder auch vom Therapeuten genutzt werden und als Ausdruck des Mitgefühls dienen. Risiken der körperlichen Spiegelung bestehen dabei in der Übernahme von Gefühlen und Körperreaktionen des anderen. Dies kann sowohl den Therapeuten betreffen, aber auch die Patienten.
Wodurch kann also eine Aufhebung der Spiegelung erfolgen? Einige Möglichkeiten wurden aufgezeigt, einiges gleich praktisch geübt: z.B. aufrecht sitzen, Beinhaltung verändern, Atmung verändern, etwas trinken („etwas herunter spülen“), Notizen machen („etwas, das ich aufnehme, gleich wieder los werden“), sich strecken, auf die Toilette gehen (Loslassen! Also häufig und viel trinken!), Muskeln anspannen, sich bewegen, Spiegelkontrolle (eigene Mimik vor und nach dem Gespräch vergleichen). Hilfreiche Übungen zur Nutzbarmachung der Spiegelneurone für den Patienten im Rahmen der Therapie und für den Therapeuten selbst wurden dargestellt und miteinander geübt, z.B. zu der Frage: Welche körperliche Tätigkeit ist für mich verbunden mit dem Gefühl
von Kompetenz, Sicherheit, Stärke u.ä.? Wie kann ich in bestimmten Situationen durch entsprechende angedeutete minimale körperliche Bewegungen oder Gesten genau dieses benötigte gute Gefühl in mir hervorrufen? Der Aufbau von Achtsamkeit wurde als der wichtigste Schutz gegen die Entwicklung eines Burnouts bezeichnet. Dafür ist es hilfreich, sich in wenigen Minuten körperlich zu entspannen und zu erspüren – Wie fühlt sich mein Körper an? Wie ist meine Haltung, meine Mimik? Diese Wahrnehmungsübung sollte jeweils 1 x vor Beginn der Stunde, 2-3 mal während des Gesprächs, und als nochmalige Kontrolle nach Ende der Stunde durchgeführt werden. Für den Abschluss des Arbeitstages helfen sowohl Imaginationen (z.B. kann ich die Klienten innerlich an einen guten Ort schicken, belastende Infos in einen Tresor einschließen), als auch eigene Abschlussrituale (z.B. Kleidung wechseln, Duschen/ Händewaschen, Sport).
Bettina Gundlach, Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Therapeutische Seelsorgerin, Vorstand Christen im Gesundheitswesen, Aumühle bei Hamburg
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STANDPUNKT
Heilsame Berührungen Ermutigung zu einem zärtlichen Umgang mit den Armen unserer Zeit Papst Franziskus überraschte die Weltöffentlichkeit schon bald nach seiner Wahl mit einer ungewohnten Nähe zu den Menschen: Bilder gingen um die Welt, wie er strafgefangenen Jugendlichen am Gründonnerstag die Füße wäscht und küsst, wie er Kinder zärtlich segnet oder das „Papamobil“ auf dem Petersplatz anhalten lässt, um auszusteigen und einen Behinderten zu umarmen. Dieser Papst hat offensichtlich keine Berührungsängste im Umgang mit den Menschen! Schon als Erzbischof von Buenos Aires war er bekannt dafür, dass er den unmittelbaren und spontanen Kontakt zu den Menschen suchte, auch zu den Kranken, Bettlern und Slumbewohnern. Diese Kontaktfreudigkeit und Spontanität im Umgang mit den Menschen bringt die Sicherheitsverantwortlichen des Vatikans nun in höchste Nöte, den Menschen aber tut sie ganz offensichtlich gut. Bei seiner ersten Priesterweihe im Petersdom am 21. April ermutigte Papst Franziskus die künftigen Seelsorger zu einer persönlichen Hinwendung zu den Schwachen der Gesellschaft, indem er ihnen zurief: „Schämt euch nicht, mit alten Menschen zärtlich umzugehen! Werdet nicht müde, barmherzig zu sein!“ Solche Töne hat man in den Kirchen lange nicht mehr gehört. Dies ist einerseits bedingt durch den zunehmenden Arbeits- und Leistungsdruck in Seelsorge und Pflege, der manchmal nur noch wenig Zeit lässt für eine persönliche Hinwendung zum anderen. Andererseits haben die bekannt gewordenen Fälle von
sexuellem Missbrauch Schutzbefohlener gerade auch in kirchlichen Einrichtungen viele in Diakonie und Pastoral Tätige zutiefst verunsichert. Pfarrer fragen sich, ob sie überhaupt noch Kindern segnend die Hände auflegen oder Trauernde tröstend in den Arm nehmen dürfen. Auch wenn es für die seelsorgerlichen und pflegenden Berufe von entscheidender Bedeutung ist, eine gute Balance zu wahren zwischen Nähe und Distanz zu den ihnen anvertrauten Menschen, so wäre eine bewusste, auch körperlich spürbare Distanzierung von den Heil suchenden Menschen letztlich das Ende einer heilenden Seelsorge und Pflege im Sinne Jesu, der gekommen ist, um den Menschen die heilsame Nähe Gottes zu verkünden und zu bezeugen.
zum Vater hinaufgegangen“ (Joh 20,17). Ich bin davon überzeugt, dass genau diese Balance auch für die Leibsorge und Seelsorge heute von größter Bedeutung ist. Pflegende und Seelsorger sollen sich von den Menschen berühren, aber nicht festhalten lassen; sie sollen den Menschen in „zärtlicher Barmherzigkeit“ begegnen, sich aber nicht von ihnen vereinnahmen lassen. Diese Balance zu wahren, ist eine hohe Kunst, die vielleicht nicht immer gelingen mag. Um jedoch das Extrem einer distanzlosen Nähe oder einer unpersönlichen Distanz zu vermeiden, ist das Beispiel des Umgangs Jesu mit den Menschen, die seine Nähe und Hilfe gesucht haben, auch für unser pastorales Tun heute durchaus hilfreich und lehrreich.
Jesus hat selbst die Nähe zu den Menschen gesucht und zugelassen,
Im Herbst 2011 trafen sich auf dem Münchner Marienplatz per Flashmob
„In Deutschland herrscht Berührungsarmut“ aber er hat sich von ihnen nicht festhalten oder vereinnahmen lassen. Er berührte Kranke, Hungernde, Behinderte, Kinder und ließ sich sogar vom zweifelnden Thomas an seinen empfindsamsten Stellen berühren, nämlich an seinen noch frischen Wundmalen. Maria von Magdala aber wies er nach seiner Auferstehung mit den Worten zurück: „Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht
spontan wildfremde Menschen zu einer Massenumarmung. Hintergrund dieser Aktion waren mehrere Studien, die die heilsame Wirkung von Berührungen belegten. Wer es sich bis dahin nicht selbst eingestehen wollte, konnte es nun schwarz auf weiß nachlesen: In Deutschland herrscht Berührungsarmut und gerade ältere Menschen leiden unter einem „chronischen Berührungsman-
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Vor allem ältere Menschen leiden oft an einem chronischen Berührungsmangel.
gel“. Sie nehmen körperliche Nähe oft nur noch als medizinische oder pflegerische Dienstleistung wahr. Hier könnte eine aus dem Geist Jesu Christi inspirierte seelsorgerliche und pflegerische Praxis ein Gegengewicht darstellen und den Menschen die Nähe des heilenden Gottes erfahrbar machen. Der heilende Dienst Jesu an den Armen und Kranken seiner Zeit zeigt uns ja, dass eine Heilung an Leib und Seele auch über den Körperkontakt geht, der nicht nur die Haut des anderen heilsam berühren will, sondern auch seine Seele. Letztlich muss es uns Christen darum gehen, das Heil Gottes, das Jesus Christus in unsere Welt gebracht hat, den Menschen unserer Zeit so nahe wie möglich zu bringen, ja es für sie konkret berührbar zu machen. So wie die blutflüssige Frau
im Evangelium davon überzeugt war, dass ihr für die so lange ersehnte Heilung auch schon eine flüchtige Berührung mit Jesus genügt: „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt!“ Und dann darf sie tatsächlich hören und erfahren: „Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein“ (Mk 5,25-34). Wenn es uns gelingt, in unserem Dienst für die Heilung von Menschen an Leib und Seele Gott selber berührbar zu machen, dann kann er durch unseren bescheidenen Dienst auch heute Großes tun. Und letztlich können wir, wenn wir selbst von Christus heilend berührt worden sind, diesen Dienst der heilenden, rettenden Nähe unseres Gottes nicht anders leisten als in dieser Haltung: „Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir
geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens“ (1. Joh 1,1). Das Wort Gottes – das Wort des Lebens, das Wort der Heilung, das Wort der Versöhnung – will von Menschen ja nicht nur gehört, sondern auch handgreiflich erfahren werden. Nur aus dieser Erfahrung heraus, dass das Wort Gottes uns wirklich zutiefst berührt und damit heilt, tröstet, versöhnt und rettet, können auch wir zu „Tätern des Wortes Gottes“ werden (vgl. Jak 1,22).
Thomas Maria Renz, Weihbischof in der Diözese RottenburgStuttgart
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REFLEXIONEN
Der Arzt als Patient Hilfe für suchtkranke Ärzte Während ein kranker Arzt ein Problem darstellt, darf es den psychisch kranken oder sogar süchtigen Arzt schlichtweg nicht geben. So ist der „Substanzabhängige Arzt“ bis heute weitestgehend ein Tabuthema, wenngleich eine geschätzte Anzahl von 6-8% betroffener Ärzte den dringenden Bedarf an Aufklärung und Prävention, sowie an Beratungs- und professionellen Hilfsangeboten deutlich macht. Über die Jahre meiner eigenen Abhängigkeit hielt ich mich als Tierarzt für einen exotischen Einzelfall, für den es weder Hilfe noch Rettung gibt. So wurde mir in der eigenen Praxis als Fachtierarzt für Pferde mein Kindheitstraum und Traumberuf endgültig zum Albtraum. Das Unheil begann bereits im Anfang meiner Tätigkeit als Assistenztierarzt, indem ich die extremen Arbeitsbelastungen und die fehlende Freizeit durch den Missbrauch von Betäubungsmitteln zu kompensieren begann. Was anfangs praktikabel erschien und mich sogar zu noch grenzenloserem Arbeiten befähigte, wendete sich schon bald ins Gegenteil und ich entwickelte eine manifeste Abhängigkeitserkrankung. Ab sofort galt es nicht nur den aufwendigen Praxisalltag zu bewältigen, sondern sich gleichzeitig dem täglichen Kampf mit der Sucht zu stellen. In diesem Doppelleben als erfolgreicher Tierarzt einerseits, der mir Einkommen, Anerkennung und meine „Existenzberechtigung“ verschaffte, galt es andererseits den opioidabhängigen Junkie in all seiner Abgründigkeit zu verbergen. Obwohl die mehr oder weniger typischen körperlichen und psychischen Abbau- und Ausfallsymptome deutlich zunahmen, gelang es erstaunlich lange, diese äußere Fassade aufrecht zu erhalten. Trotz etlicher Gelegenheiten bin ich weder in meiner Sucht untergegangen noch durch einen erfolgreichen Suizidversuch aus dem Leben geschieden, wie dies bei Kollegen häufig am Ende ihrer Suchtkarriere steht. Nach unzähligen Versuchen in Eigenregie zu entgiften, Aufenthalten in Entgiftungskliniken und psychiatrischen Einrichtungen, die regelmäßig in Rückfällen endeten, hatte ich die Hoffnung an sich schon aufgegeben. Dann trat der Fall ein, vor dem ich die größte Angst gehabt und gegen den ich all die Jahre angekämpft hatte, nämlich dass ich in meinem Doppelleben enttarnt wurde und mich als Junkie unter Junkies in einer geschlossenen psychiatrischen
Abteilung wiederfand. Vollkommen verzweifelt und am Ende meiner Kräfte hatte ich keine Vorstellung davon, wer oder was mich nun noch retten könne. Ich war fest davon überzeugt, dass entweder ein Wunder geschehen müsse, oder dass dies eben das Ende bedeuten würde. Aus heutiger Sicht weiß ich natürlich, dass Gott all die Jahre seine Hand über mich gehalten hatte, dass er seine Engel hinter mir her geschickt und bereits etliche Wunder bewirkt hatte, bevor ich soweit war, um von ihm in das „Neue Land“, eine christliche Drogenarbeit in Hannover, geleitet zu werden. Und dort geschah dann während meiner Langzeittherapie auch die entscheidende Wende, indem ich mich endlich finden lassen konnte und selbst zu Jesus fand! In der späteren Aufarbeitung meiner Suchtgeschichte hat mir das Buch von H. Nouwen „Nimm sein Bild in dein Herz“ entscheidend geholfen. In seiner geistlichen Deutung von Rembrandts „Rückkehr des Verlorenen Sohnes“ hatte ich mich besonders mit dem Wesen des älteren Sohns zu beschäftigen und musste viele Gemeinsamkeiten feststellen. Wie dieser Mann im Abseits stehend von oben herab auf seinen jüngeren drogenabhängigen Bruder schaut, stellt für mich die Dramatik und Tragik des „Substanzabhängigen Arztes“ sehr eindrucksvoll dar. Er, der gehorsame und treue Sohn, der zuhause geblieben ist und als leistungsbereiter Arzt eine wichtige Stütze der Gemeinschaft darstellt, ist selber krank und verloren, obwohl er dem Vater räumlich immer nahe war. Was hindert ihn, von seinem Sockel herabzusteigen, sich neben seinen jüngeren Bruder zu knien und die Kraft der segnenden, vergebenden und heilenden Hände des Vaters in Anspruch zu nehmen? Ich sehe einen sehr einsamen Menschen in Not, isoliert und am Rande stehend, beziehungsgestört bzw. –unfähig, verbittert, zornig & verständnislos, sich sehnend nach Anerkennung & Angenommensein, distanziert, arrogant & wenig anziehend. Auch sehe ich einen Menschen, der äußerlich noch viel zu verlieren hat, alles, was ihm Halt gibt, alles, was ihm Existenzberechtigung gibt, alles, worin er bisher den Sinn seines Lebens sieht.
REFLEXIONEN
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Und ich sehe einen extrem gefährdeten Menschen, dem die Umkehr sehr schwer fällt, bei dem gesellschaftlicher Status & Sucht gekoppelt sind, der dem Suizid näher ist als der Bereitschaft, seine Schwäche einzugestehen & um Hilfe zu bitten. Wie ich heute weiß, hatte nicht nur ich erhebliche Schwierigkeiten damit, mir meine eigene Hilfsbedürftigkeit einzugestehen. Es scheint geradezu ein Charakteristikum vieler Ärzte zu sein, dass sie in ihrer Helferrolle gefangen sind. Eigene Bedürftigkeit und Krankheit werden verleugnet, abgespalten oder einfach auf die Patienten übertragen. Die Rolle des Patienten zu übernehmen, fällt den meisten Ärzten schwer und für viele ist Schwäche zu zeigen gleichbedeutend mit Demütigung und Versagen. Für die „verlorenen drogenabhängigen Söhne“ gibt es bekanntlich ein recht gutes und engmaschiges Netz von Hilfsangeboten. Für das Klientel der „Substanzabhängigen Ärzte“ sind diese Angebote aus vielerlei Gründen nur selten geeignet. In der Zeit meiner eigenen Abhängigkeit hätte ich sehr gerne einen Arzt gefunden, der ähnliches bereits erlebt und überwunden hat, und mich entsprechend hätte beraten und ermutigen können. Da mir auch von Seiten der Fachleute für Suchtfragen keiner solch einen Menschen nennen konnte, bestärkte mich dies nur noch in meiner (stolzen) Verzweiflung, ein hoffnungsloser Einzelfall zu sein. So entstand bei mir der Wunsch, künftig selbst solch ein Mensch zu sein, der all das Erlebte und Durchlittene anderen Betroffenen zugänglich macht. Dies mündete darin, dass ich 2005 die ASA-Hilfe ins Leben gerufen habe. ASA steht für „Anonyme Substanzabhängige Aerzte“ und bietet Betroffenen, aber auch Angehörigen und Freunden von abhängigen Ärzten Beratung und Unterstützung an. Auf diese Weise habe ich Kontakt zu etlichen Kollegen bekommen, die alle dieses Kunststück probieren, ihre Abhängigkeit und den Arzt- bzw. Tierarztberuf gleichzeitig zu bewältigen. Und die Herausforderung ist es, diesen Menschen dabei zu helfen, dass sie Krankheitseinsicht und Therapiebereitschaft entwickeln, ohne sich selbst als Totalversager zu sehen. Sie müssen davon überzeugt werden, dass ihre Ängste, alles was sie sich aufgebaut haben, ihren guten Ruf und die Approbation verlieren zu können, nur dann berechtigt sind, wenn sie sich nicht frühzeitig oder wenigstens noch rechtzeitig helfen lassen.
Ausschnitt aus Rembrandts „Heimkehr des verlorenen Sohnes“, State Hermitage Museum, St. Petersburg
Und damit ist ihr Dilemma das des älteren Sohns, der seine eigene Verlorenheit nicht erkennt, sondern die Schuld für seinen Mangel bei anderen sucht. So wie er eifersüchtig auf den Bruder ist und sich vom Vater ungerecht behandelt fühlt, finden auch Ärzte Schuldige für ihren Zustand. Denn schließlich sind sie die „besseren Abhängigen“, die nicht zum Vergnügen, sondern in ihrer Pflichterfüllung süchtig geworden sind. Schuld daran haben im Zweifel die fordernden und undankbaren Patienten und das unmenschliche System. Somit bedarf es nicht nur der Krankheitseinsicht, sondern des Erkennens der eigenen Verlorenheit. Nicht nur der Therapiebereitschaft, sondern der Bereitschaft und des Wunsches, sich finden zu lassen.
Dr. Jens Lundberg, Tierarzt aus Langenhagen, www.asahilfe.de
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REFLEXIONEN
Trauer ist keine Krankheit Die Konfrontation mit Gefühlen
Selbstpflege
„Nähe und Distanz“– damit ist eines der wichtigen Themenbereiche in der Begleitung von sterbenden und trauernden Menschen benannt. Es betrifft nicht nur Fachkräfte, sondern auch Ehrenamtliche, die Menschen in herausfordernden Lebenssituationen beistehen wollen. Natürlich hat jede dieser Gruppen ihre eigene Kompetenz und auch Aufgabenstellung, aber die Frage von Nähe und Distanz stellt sich im Wesentlichen gleich. Die Unsicherheit, die Begleiter spüren, ist verständlich. Daher möchte ich das Thema in kleineren Schritten kurz entfalten.
Wer ist ein trauernder Mensch? Von Trauer spricht man heute nicht nur dann, wenn jemand einen nahestehenden Menschen durch den Tod verloren hat. Dies kann die dramatischte Form der Trauer sein. Trauer jedoch erlebt ein Mensch generell bei jeder Form eines Abschieds oder Verlustes. Zerbrochene Beziehungen, der Verlust des Arbeitsplatzes, der Verlust der Gesundheit oder körperlicher Beweglichkeit, der Umzug in eine andere Gegend lösen ebenso einen Trauerprozess aus, der bewältigt werden muss. Demnach müssen sowohl Menschen, die an einer fortschreitenden und zu Tode führenden Krankheit leiden als auch deren Angehörige bereits als Trauernde gesehen werden. Selbst wenn ihnen noch eine Lebensaussicht von Monaten oder Jahren diagnostiziert ist, verändert sich ihr psychisches Erleben. Sie trauern bereits um den Verlust, sie beginnen einen Prozess der Bewältigung des Abschieds.
Was geschieht in der Trauer? Trauerforschung gibt es bereits seit Anfang des letzten Jahrhunderts. Zunächst betrachtete man Trauer als eine Erkrankung (Sigmund Freud). Es war und ist ja auffällig, dass trauernde Menschen oft unter großen Stimmungsschwankungen leiden, lethargisch wirken, Kreislaufprobleme haben, körperliche Schmerzsymptome zeigen und auch verschiedenste Krankheitssymptome aufweisen können. Heute (Kerstin Lammer, Yorrik Spiegel, Ruthmarijke Smeding u.a.) hat man erkannt, dass Trauer ein schmerzhafter und zugleich natürlicher Bewältigungsprozess ist, der sich in seinem Verlauf sehr individuell gestaltet. Die Trauerforschung spricht von verschiedenen Trauerstilen und auch von unterschiedlichen Trauermodellen. Hier wird aufgezeigt, in welchen Phasen eine Trauerbewältigung verlaufen kann. Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass trauernde Menschen heftige Gefühlsausschwankungen erleben, Ängste ausprägen, sich unsicher fühlen, Gespräche suchen oder sich stark von anderen Menschen zurückziehen. Entscheidend ist aber bei einem psychisch gesund verlaufenden Trauerprozess (was zu 90% geschieht), dass die Betroffenen ein soziales Umfeld erleben, in dem sie mit ihrer momentanen seelischen Verfassung willkommen sind und als normale Menschen in einer besonderen Lebenssituation akzeptiert werden.
Nähe und Distanz in der Begegnung „Wie begegne ich einem Trauernden?“ Die kurze Antwort lautet zunächst: „Ich begegne ihm als einem normalen Mitmenschen, der in einer zwar außergewöhnlichen, aber zugleich natürlichen
Lebenssituation lebt.“ Diese Haltung gilt grundsätzlich für den nicht therapeutischen Bereich. Die Berührungspunkte, die wir in der Pflege oder dem Ehrenamt haben, sind schlichtweg die Ebene von Mensch zu Mensch. Hier gilt: Ich werde konfrontiert mit den Gefühlen des Leids und der Hoffnungslosigkeit. Bin ich bereit, mich auf diese Gefühlswelt einzustellen? Ich werde konfrontiert mit den Grenzfragen des Lebens, mit dem Warum und Wozu eines schweren Lebensweges. Schaffe ich es, meine eigene Ohnmacht und Ratlosigkeit auszuhalten? Es werden auch in mir Fragen und Unsicherheiten geweckt. Verkrafte ich selber die Emotionen, die in mir ausgelöst werden? Das sind einige Kernfragen, die im Raum stehen. Sie sind berechtigt. Wer ein guter Begleiter oder eine gute Begleiterin sein möchte, muss sich damit auseinandersetzen. Der früher so oft vermittelte Rat: „Lass das alles nicht so an dich heran!“, ist längst überholt. Es funktioniert nämlich nicht, eine mitmenschliche Begegnung weitgehend auf Funktionalität zu reduzieren. Begegnungen, wenn sie denn echt sein sollen, sind offen für den anderen, lassen Spielraum für die Lebendigkeit des Austauschs und die Entfaltung der anderen Person. Natürlich lernt man in den Qualifizierungskursen, damit theoretisch umzugehen, aber die Theorie und der tatsächliche menschliche Beistand unterscheiden sich. Deutlich wird dies an einem Praxisbeispiel, das eine junge Pflegefachkraft, nennen wir sie Schwester Viola, erzählte. Auf ihrer Station lag eine ältere Dame. Ihr Zustand hatte sich plötzlich sehr verschlechtert und man ging davon aus,
REFLEXIONEN
dass sie nur noch wenige Wochen zu leben habe. Schwester Viola bekam die Möglichkeit, immer wieder einmal zu einem kurzen Gespräch bei ihr hinein zu schauen. Die alte Dame litt darunter, dass ihr Leben nun zu Ende gehen sollte, es war so viel Schönes, das sie sich noch für ihr Alter vorgenommen hatte. Nun würde sich nichts mehr davon erfüllen können. Schwester Viola schätzte diese Begegnungen und Gespräche sehr, denn sie hatte den Eindruck, es tat der alten Dame gut, über das zu reden, was ihr auf dem Herzen lag. Es schien ihr eine große Erleichterung zu schaffen. Doch plötzlich fühlte sich Schwester Viola ausgelaugt, mitunter auch sehr betrübt und niedergeschlagen. Was war geschehen? Im Nachdenken, im Gespräch mit einem Supervisor und auch im Aufschreiben all dessen, was sie bewegte, wurde ihr folgender kurzer Augenblick des Gesprächs bewusst, der all dies ausgelöst hatte. „Ach, dass sie mir das antut!“ Dieser Satz der alten Dame hatte sich auf ihre Nichte bezogen. Diese hatte sich zu einem Sprachkurs im Ausland angemeldet und mitgeteilt, dass sie in den nächsten zwei Monaten fort sei und keinen Besuch mehr bei ihr machen könne. Die alte Dame war traurig, denn nun würden sie ihre Nichte wohl nie mehr sehen können. Diese wenigen Worte hatten in Schwester Viola Erinnerungen an einen der schmerzlichsten Momente ihres eigenen Lebens wachgerufen. Vor wenigen Jahren war sie im Himalaja unterwegs gewesen, als ihr Vater plötzlich einen Herzinfarkt erlitt. Bis man sie informiert hatte und sie endlich eine Möglichkeit gefunden hatte, nach Hause zu kommen, war er bereits bestattet worden. Der Schmerz von damals, der Selbstvorwurf, nicht
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Trauernde zu begleiten, bedeutet auch selbst mit einer Belastung umgehen zu müssen.
mehr beim Vater gewesen zu sein, waren mit einem Mal präsent. Begleitende kennen solche und ähnliche Geschichten aus eigener Erfahrung. Einen Schutz vor diesen Erfahrungen gibt es nicht. Die Kompetenz besteht nicht darin, sich einen emotionalen Schutzpanzer zuzulegen, sondern, die eigenen Gefühle wachsam wahrzunehmen und dann bewusst mit ihnen umzugehen. „Möchten Sie nach einem solchen Erlebnis ihren Dienst noch weiterhin tun?“, so wurde sie gefragt. Ihre Antwort war ein klares „Ja“. Was aber sind die Voraussetzungen dafür? Im Wesentlichen wohl dies: Ein Begleiter braucht die Bereitschaft, sich seinem eigenen Leben zu stellen, sich mit den Sinnfragen, den Problemen und oft auch zurückliegenden Belastungen auseinanderzusetzen. Dies wird von den Begleitenden aber keinesfalls als eine Belastung, sondern als eine wirkliche Bereicherung und auch Vertiefung des eigenen Lebens empfunden.
So gehört zum Themenbereich der Selbstpflege, was der Medizinsoziologe Aaron Antonowski als Leitsätze für Begleiter zusammengefasst hat: 1. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion 2. Das Eingebundensein in ein Team, in dem Herausforderungen und Probleme besprochen werden können 3.Die Pflege eines eigenen guten sozialen Netzwerkes 4. Die Fähigkeit, den eigenen Alltag so zu gestalten, dass notwendige Auszeiten darin ihren Platz haben 5. Das Erhalten einer positiven Lebenseinstellung 6. Die Sinnfindung im eigenen Leben
Gudrun Theurer, Jahrgang 1963, verheiratet, 2 Kinder, Diplomtheologin, Trauerbegleiterin, Palliative Care Koordinatorin, Referentin im Bereich Sterbebegleitung, Trauerbegleitung, tätig als Seelsorgerin im St. Vincenz Hospiz, Augsburg
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MEDITATION
Jakobs Weg Sinn- und Maßlosigkeit Jakob, einer der Patriarchen Israels, wird in der Bibel als Mensch im Zwiespalt geschildert. Er hat seinen Bruder Esau schwer betrogen und muss dessen Rache fürchten. Nach Jahren im Exil kehrt er heim, voller Angst vor den Folgen seiner Tat. Der Bruder schickt ihm eine Streitmacht entgegen. Jakob hat viel zu verlieren. In der Fremde ist er zu Wohlstand gekommen, den er als Segen Gottes versteht. Er hofft auf Gottes Beistand. Er sorgt nüchtern vor, versucht, Familie und Besitz zu schützen. Er handelt sehr vernünftig, obwohl er voller Panik ist. Jakob hat Lob, Zuspruch und Trost verdient, oder nicht? Der Stress reicht doch jetzt allmählich mal. Jetzt darf es doch endlich leichter für ihn werden! Aber nein, es wird noch schlimmer.
„Und Jakob stand auf in der Nacht und zog an die Furt und blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Und als er sah, dass er ihn nicht übermöchte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt. Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ (Genesis 32, 23-28)
Er macht alles richtig. Aber statt nun aufatmen zu können, wird er sehr persönlich angegriffen. Was überfällt ihn da so plötzlich? Etwas überaus
Dunkles. Etwas brutal Gewalttätiges. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod. Es ist das krasse Gegenteil von Trost, Zuspruch und Erleichterung.
Die Anfechtung der Sinnlosigkeit Wenn es wenigstens eindeutig wäre! Eine Berufung zum Kampf, kommentiert durch eine klare Stimme: „Jakob, das kommt von Gott! Nimm es an, lass dich nicht entmutigen. Du musst da durch. Gott ist mit dir!“ Aber der erste Kern der Anfechtung ist die Sinnlosigkeit. Diese dunkle Gestalt ist weder Engel noch Teufel. Sie ist eine nicht identifizierbare fremde Übermacht, sonst nichts. Sie überkommt ihn regelrecht, er kann es nicht ändern. In alten Zeiten kam es bei kriegerischen Auseinandersetzungen besonders auf den „Vorstreit“ an: Noch bevor alle aufeinander losgingen, bekämpften sich zwei ausgewählte Krieger stellvertretend für ihre Parteien, natürlich möglichst die besten. Oft wurde die Fehde schon durch den Vorstreit entschieden, weil die Partei des Unterlegenen kapitulierte. Der Kampf zwischen David und Goliath ist ein klassisches Beispiel dafür. In der Ritterzeit spielte der Vorstreit eine große Rolle. „Es ist ein Zeichen, daß der König oder ein Fürst einem Ritter wohl vertraut, so er ihn in den Vorstreit sendet“1, sagte Meister Eckehardt (1260-1328), Sohn eines ritterlichen Burgherren, der nicht nur Gelehrter und Mystiker, sondern auch ein großer Prediger war, und erzählte eine Geschichte dazu: „Ich habe einen Herrn gesehen, der etwelche Male, wann er einen in sein Hausgesinde aufgenommen hatte, den bei der Nacht aussandte und ihn
dann selber anritt und focht mit ihm. Und es geschah einst, daß er beinah getötet ward von einem, den er also versuchen wollte: und den Knecht hatte er danach lieb und wert.“ Geht es darum in der Geschichte von Jakobs Kampf am Jabbok? Darf es darum auch in deiner und meiner Geschichte gehen, wenn wir scheinbar völlig ohne jeden Sinn gegen undefinierbare, erdrückende Übermächte zu kämpfen haben, auf Leben und Tod? Ich glaube, wir dürfen es. Denn das ist doch die Botschaft für uns in diesen Patriarchengeschichten biblischer Urzeit: Diese Menschen sind Prototypen unseres Glaubens. Der Vorstreiter ist Vorkämpfer, Vorreiter und Vorbild. Jakobs Biografie bis zu diesem Zeitpunkt sieht nicht gerade danach aus. Wird er in der Nacht am Jabbok ein anderer Mensch? Ist gerade diese Nacht, in der ihm Gott so fremd und fern vorkommt wie noch nie, in Wirklichkeit die „intensivste Gotteserfahrung seines Lebens“2, wie Anselm Grün und Meinrad Dufner behaupten? Ich kann es mir vorstellen. Aber warum? Ich deute diesen Kampf Jakobs als das existenzielle Ringen um seine Identität. In dieser Nacht wandelt sich sein Name und mit dem Namen die Identität. Sie wandelt sich von der Lüge zur Wahrheit. Jakob findet sich selbst in dieser tiefen Finsternis der erfahrenen Abwesenheit Gottes. „Jakob“ kann man mit „Betrüger“ übersetzen. Jakob wird zu Israel, dem „Gottesstreiter“, der nicht nur kämpft, sondern auch siegt. Schwerste Depression übermannt ihn, aber er gibt sich ihr nicht hin. Alles steht in Frage, aber er hält fest daran, dass es einen
MEDITATION
Sinn in seinem Leben geben muss. Als er existenziell herausgefordert ist, zeigt sich, was in Jakob schlummert – seine wahre Größe. Als ihm alles zerbrochen ist, richtet er sich aus den Trümmern auf. Er wird aufrichtig. Er wird stark und wahrhaftig. Und nun erst ist er sich seiner Berufung ganz gewiss. Und von nun an ist sein Name Programm für Gottes Weg mit den Menschen.
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zum Leben, ganz leicht für immer erlöschen lassen. Kann er es wirklich? Oder bedeutet, dass wir nach seinem Bild geschaffen sind, vor allem dies: Dass er uns wie Jakob ein unüberwindliches Ja zum Leben, eine unzerstörbare Widerstandskraft, ins Herz gelegt hat, und dass alles Resignieren und alle Flucht vor den Herausforderungen nur Selbstbetrug ist? Dass die Liebe trotz allem siegt?
Die Anfechtung der Maßlosigkeit Der erste Kern der Anfechtung ist die Sinnlosigkeit, der zweite Kern ist die Maßlosigkeit des Leids. Sinnlosigkeit und Maßlosigkeit miteinander aus Gottes Hand zu nehmen, das deprimiert zutiefst. Die Angst vor der Maßlosigkeit kommt aus dem Wissen um die Übermacht. Wenn tausend Jahre für Gott wie ein Tag sind, dann sind wohl auch die zehn Jahre meines Leidens für ihn wie der Bruchteil einer Sekunde? Maßlos ist auch seine Gerechtigkeit: Ist Gott nicht immer im Recht? Was hilft mir da alle Klage? Maßlos seine Macht: Was er zulässt, das kommt auch zum Ziel. Ich kenne seine Grenze nicht. Ich merke nur, dass es immer schlimmer wird. Was muss noch alles zerbrechen, bis Gott mit mir fertig ist? Mit uns Menschen? Wie viele Völkermorde „brauchen“ wir noch? Der Name Jakob hat eine Doppelbedeutung: Man kann auch „Gott beschützt“ darunter verstehen. In der Tat: Wir sind vollkommen angewiesen auf seine Gnade: Dass er unseren Leiden trotz unserer eigenen Schuld Sinn und Grenze gibt. Wir können nicht das Geringste ausrichten gegen die Übermacht des fremden Gottes. Er kann den glimmenden Docht des Vertrauens und der Hoffnung, der Liebe
Ein guter Trainer weiß, was in seinem Trainee steckt und weckt das schlummernde Potenzial in ihm. Er weiß es besser als der Trainee selbst. Der mag bisweilen glauben, maßlos überfordert zu sein und schilt den Trainer einen grausam harten Menschen. Aber er wird stark dabei. Und je stärker er wird, desto mehr wächst sein Selbstbewusstsein, und die Herausforderung wird ihm sogar zur Freude. „Du schaffst es!“, hat sein Trainer ihm unablässig zugerufen. Er hat sich überzeugen lassen: „Ich schaffe es!“ Er lässt sich nicht mehr von der Angst beherrschen. Er stellt sich der Realität und bewältigt seine Lebensaufgabe. Er lebt seine Berufung. Er wird zum Vorbild dafür, was es heißt, ein echter, freier Mensch zu sein.
„Jakobs Kampf mit dem Engel” von Rembrandt
wirklich menschliche Menschen sind? Jakob schüttelt in der Nacht am Jabbok seine Vergangenheit nicht ab. Obwohl er gesiegt hat, ist er geschlagen, gehandicapt für den Rest seiner Tage, gezeichnet, mitgenommen, schwer eingegrenzt, empfindlich behindert. Gottes Kraft ist in dem Schwachen mächtig.
Meister Eckehardt, Vom Wunder der Seele, eine Auswahl aus den Traktaten und Predigten, eingeleitet, neu durchgesehen u. hg. v. F.A. Schmid Noerr (Philipp Reclam jun.: Stuttgart, 1981), S. 8. 2 Anselm Grün, Meinrad Dufner, Gesundheit als geistliche Aufgabe, Münsterschwarzacher Kleinschriften, Bd. 57 (Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach: Münsterschwarzach, 1989), S. 31. 1
Jakob verlässt den Kampfplatz angeschlagen. Anders geht es nicht. Menschlichkeit ohne Angeschlagenheit ist nicht vorbildlich, sondern beängstigend und demütigend. Und wohl auch nicht wahrhaftig? Wer rundum nur Schokoladenseiten aufweist, könnte nicht nur äußerlich dem immersüßen ach so netten Schokonikolaus im Silberpapier gleichen. Vielleicht ist er innen auch so hohl? Können nur Gedemütigte wirklich ermutigen, weil nur sie
Hans-Arved Willberg, Trainer – Dozent – Publizist, www.life-consult.org
Die Werke der Nächstenliebe sind nichts anderes als ein Überfließen der Liebe Gottes, der in uns ist. Je näher jemand mit Gott verbunden ist, desto mehr liebt er den Nächsten.
ChrisCare
Mutter Teresa, Ordensschwester und Missionarin (1910 – 1997)
Brunnenhaus, Kloster Maulbronn
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ERFAHRUNGEN
Ute Wolff, Pastoralreferentin und Klinikseelsorgerin, Ostfildern
Sr. Rebekka Rigel, OSF, Pastoralpsychologische und systemische Beratung, Kloster Siessen
Schweigen – eine wunderbare Erfahrung Ökumenische Exerzitien
Jedes Jahr bietet die Geschäftsstelle von Christen im Gesundheitswesen für Mitarbeitende im Gesundheitswesen, in Heilungsdiensten und Seelsorge ökumenische Exerzitien an, und das schon seit geraumer Zeit. Für ein paar Tage aus dem Alltag aussteigen, zur Ruhe kommen, sein Leben überdenken, sich auf einen Prozess innerer Erneuerung einlassen in der Stille und Abgeschiedenheit eines geistlichen Ortes, im Schweigen, im Hören auf Gottes Wort, im Gebet, in der Begegnung mit Jesus – das sind Exerzitien. Exerzitien sind geistliche Übungen mit dem Ziel, sich wieder neu auf Gott auszurichten, nach seinem Willen in meinem Leben zu fragen, der eigenen Berufung auf die Spur kommen. Wer Exerzitien macht, lässt sich auf ein ganzheitliches, prozesshaftes Geschehen ein, um innerlich frei zu werden von allem, was seinem Wesen und seiner tiefsten Bestimmung wider-
spricht und um sein Leben auszurichten auf das, was seinem Wesen und seiner tiefsten Bestimmung entspricht, um so seelisch-geistlich zu gesunden und heil zu werden. So wie Gott sein Volk in die Wüste geführt hat, um zu seinem Herzen zu sprechen, so sind auch die Tage der Exerzitien eine Art Wüstenzeit, in der Gott sich uns mitteilen und offenbaren will. Das geschieht vorzugsweise im Schweigen. Wenn die äußeren und inneren Stimmen, die vielen Gedanken, die Gefühle und Regungen des Herzens allmählich zur Ruhe kommen, ist es leichter, die Stimme Gottes von den vielen anderen Stimmen in mir zu unterscheiden und zu hören, was er zu mir spricht. Das Schweigen über mehrere Tage hinweg ist daher ein wesentliches Element der Exerzitien. Biblisch-anthropologische Impulse, persönliche und gemeinsame Gebetszeiten, Eutonie/Leibarbeit, täglich 20-30-minütig Gesprächsbegleitung
und Gottesdienstfeiern unterstützen diesen Prozess des inneren Hörens und Wahrnehmens. So schrieb eine Teilnehmerin aus Hannover über ihre Exerzitienerfahrungen: „Viereinhalb Tage Schweigen. Für mich war es eine wunderbare Zeit! Es war die Chance nach einem Jahr mit vielen persönlichen Herausforderungen aus einem „Gelebt werden“ ins „SEIN“ zu kommen. Das Schweigen ermöglichte mir, Gottes leise Töne wahrzunehmen und ganz bei mir zu sein: bei der Mahlzeit, beim Spaziergang im herrlichen Gnadenthal, im Gespräch und der liebevollen Fürsorge der Mitarbeiter, im stillen Gebet und biblischen Impuls, bei eutonischen Übungen. Mit Maria von Magdala durften wir in den Tagen den Weg vom Grab zum Auferstandenen gehen und am Ende feststellen: Ich habe Jesus (wieder)gefunden und will meinen Blick neu fest auf ihn heften“. (Renate Wasserthal)
ERFAHRUNGEN
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Sichtweisen
Sofern es sich nicht um reine Schweigeexerzitien handelt, sind biblisch-anthropologische Impulse, speziell die Auswahl einer einzigen biblischen Geschichte, eine gute Möglichkeit, sich mit einer der darin vorkommenden Personen zu identifizieren und sich auf deren Wandlungsweg einzulassen und zu schauen, was dabei mit einem selber passiert. Solch ein innerer Wandlungsprozess anhand der Person Maria von Magdala haben zwei weitere Teilnehmerinnen des letzten Exerzitienkurses beschrieben: „Nachdem wir uns am Donnerstagabend kennen gelernt hatten, wurden wir am Freitagvormittag auf die Exerzitientage vorbereitet. Es sollte uns das Thema „Ihn suchen, den meine Seele liebt“ aus dem Hohelied begleiten. Die Geschichte von Maria von Magdala wurde uns vor Augen geführt und im Speziellen war die Osterbotschaft unsere ständige Begleitung. Maria von Magdala hat erlebt, wie ihr Herr und Meister am Kreuz hing, wie er begraben wurde und wie sie Zeugin des leeren Grabes wurde. Da begegnet ihr Jesus, der Auferstandene, nennt sie beim Namen und gibt ihr den Auftrag, seinen Jüngern zu berichten, was sie erlebt und er ihr gesagt hat. In meinen Stillezeiten entweder beim Spaziergang, in der Kapelle oder auf meinem Zimmer habe ich mich mit der Lebensgeschichte der Maria von Magdala auseinandergesetzt. Gerne wäre ich an ihrer Stelle gewesen und hätte Jesus leibhaftig erlebt. Auf eine andere Weise bin ich ihm begegnet und habe den gefunden, den meine Seele liebt.
Die gemeinsamen Lobpreis- und Gebetszeiten waren erfüllt von der Liebe und Gegenwart Gottes. So habe ich es gespürt und daraus Kraft geschöpft. Zum Ende der Exerzitien konnte ich berichten, dass Jesus mich gefunden hat. Er ist mir konkret begegnet, indem er meine Muskelzerrung, die ich mir bei einem Spaziergang zugezogen hatte, geheilt hat. Ihm sei Lob und Dank.“ (Martha Halbach) Und Tamara Müller-Panichi schrieb: „Ohne gezielte Erwartung fuhr ich zu den Exerzitien, um einfach ein paar Tage in der Stille mit Gott zu haben. Aus den Erfahrungen von ignatianischen und auch kontemplativen Exerzitien in den letzten Jahren wusste ich, dass die Zeit des Schweigens in der Stille eine kostbare Zeit mit Gott werden würde. In einer Gruppe von acht Teilnehmern und zwei Leiterinnen begaben wir uns auf die Reise mit Maria von Magdala unter dem Thema: „Ihn suchen, den meine Seele liebt“. Als Begleittext diente uns die Auferstehungsgeschichte aus Johannes 20,1-18. In täglichen, biblischen Impulsen über die verschiedenen Stadien des Weges, den Maria von Magdala gegangen ist, konnte sich jeder einzelne Teilnehmer mit Maria identifizieren und diesen
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Mit Exerzitien zur Ruhe kommen
inneren Weg mitgehen. Dies war möglich durch Elemente aus dem Bibliodrama, sehr schöne andere kreative Gestaltungsanteile und das harmonische und gut aufeinander abgestimmte Zusammenspiel zwischen den beiden Leiterinnen. Auch die ausgewählten Lieder, die wir in den Gebetszeiten sangen, zum Teil auch tanzten, unterstützten und verstärkten unser Erleben, ganz nah am Geschehen zu sein und nicht nur das, sondern selbst Teil des Geschehens zu werden… Ich wurde tief berührt in diesen Tagen… Diese Dichte, Tiefe und spürbare Nähe von Gottes Gegenwart und seiner Liebe zu mir hatte ich bisher in ignatianischen Exerzitien in dieser tiefen Dimension nicht erlebt. Ich bin auferbaut und gestärkt am inneren Menschen wieder nach Hause gefahren und sehr, sehr dankbar für das Erlebte“.
Das Haus der Stille der Jesus-Bruderschaft in Gnadenthal bei Hünfelden ist uns seit vielen Jahren ein lieb gewordener Ort für unsere Exerzitien. Vielleicht sind Sie, lieber Leser, liebe Leserin, neugierig geworden und möchten sich diese besondere Zeit mit Gott selber einmal schenken. Dann sind Sie herzlich zu den nächsten ökumenischen Exerzitien vom 27.2.-4.3.2014 im Haus der Stille in Gnadenthal eingeladen. Informationen über die Geschäftsstelle von Christen im Gesundheitswesen, www.cig-online.de
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ERFAHRUNGEN
Schwester Anna-Luisa Kotz, Generalvikarin der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal
Immer im Dienst? Das sinnvolle Maß zwischen Gebet, Arbeit und Ruhe
Ich soll zu dem bekannten Motto „Ein Christ ist immer im Dienst“ schreiben? Mein erster Gedanke: Was soll denn diese Überforderung? Und dann noch so moralisch konnotiert. Und doch hat es in mir einiges an Überlegungen ausgelöst. Natürlich, auf moralische Appelle reagiere ich meistens.
einer gestammelten Entschuldigung fiel mir nichts ein… und schon hetzte ich weiter. Kein wirklich produktiver Beitrag zur Versöhnung zwischen Kulturen und Religionen, mal davon abgesehen, dass ich einfach entsetzlich unhöflich war! Das Versprechen, das wir Christen geben, ist wirklich groß und oft
für das Reich Gottes auch nicht aus einer 24-Stunden-Schicht an sieben Tagen in der Woche bestand. Sich von Gott in den Dienst nehmen lassen, bedeutet nicht ein Rund um die Uhr „on-the-job-Programm“! Schon auf den ersten Seiten der Bibel hören wir von einem Gott, der, nachdem er sich so sehr über seine
Wenn jemand so offensichtlich das Christsein zur Schau stellt und in einer Ordenstracht der ganzen Welt zeigt, in wessen Auftrag und Sendung man unterwegs ist, stellt sich – ehrlich gesagt – diese Frage zu allen möglichen Zeiten und an allen erdenklichen Orten. Vor einigen Wochen bin ich über den Flughafen in Addis Abeba gehetzt, hatte es furchtbar eilig und große Panik, dass ich den Rückflug verpasse und noch eine Nacht auf die ersehnte Heimkehr warten muss, und bin mit meinem Koffer an dem Gepäck einer Muslima hängen geblieben. Ihr Gepäck kippte so ungeschickt um. All die alkoholischen Getränke, die in ihrem Gepäck waren, fielen durcheinander und irgendetwas ging zu Bruch, verteilte sich langsam und scharf riechend in der Flughafenhalle… außer
Schwester Anna-Luisa Kotz in Tansania.
einfach nicht zu halten. Und doch folgen wir einem, der uns klar gezeigt hat, dass sein Dienst, sein Einsatz
Schöpfung freute, einen siebten Tag schuf, an dem er dann auch erst einmal ruhte. Und wir kennen Jesus,
ERFAHRUNGEN
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Sichtweisen Schwestern aus Tansania bei ihrer täglichen Arbeit.
In Tansania beginnt der Tag erst nach dem Morgengebet.
Eine Schwester bei der Arbeit als Lehrerin.
Gott schuf den siebtenTag, um auch eine Auszeit zu haben.
der scheinbar ein gutes Gespür hatte für eine sinnvolle Balance zwischen Aktion und Kontemplation, zwischen dem Mit-den-MenschenSein, im Sinne von im Dienst-Sein und dem bei Gott-Sein und bei Gott und im Gebet auftanken. Als ich gebeten wurde, etwas zu diesem Thema zu schreiben, fiel mir sofort eine Diskussion der vergangenen Wochen ein. Wir waren bei unseren Mitschwestern in Tansania und unterhielten uns über einen sinnvollen und zu unserer Ordensspiritualität passenden Umgang mit den sogenannten Tischlesungen. In Deutschland legen wir Wert auf kurze und verständliche Texte, die uns helfen, die Aussagen unserer Ordensgründer zu verstehen oder das Evangelium des Tages zu vertiefen. In Tansania werden
lange Geschichten vorgelesen, die – unserer Meinung nach – im Geklapper der Teller und des Bestecks untergehen. Nachdem es keine Geschichten aus ihrer eigenen Kultur waren, traute ich mich, nachzufragen und wir kamen in ein gutes Gespräch. Obwohl ich es vermeiden wollte, über den Faktor Zeit zu reden, waren wir dann doch beim Thema Tagesstruktur und unsere Suche nach einem sinnvollen Maß zwischen Gebet und Arbeit angelangt. Und so erklärten uns die tansanischen Mitschwestern dann doch relativ schnell, dass ihre Herangehensweise eine völlig andere sei. Sie erklärten mir, dass ihr Leben nicht nach der Zeit eingeteilt wird und dass sie auch nicht ihre Gebete nach der Zeit bemessen. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie erst dann zum Dienst
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aufbrechen, wenn sie am Morgen gebetet haben. Niemand von ihnen käme auf die Idee, die Länge des Gebets vom Beginn der Dienstzeit abhängig zu machen! Es war schön, wie herzlich wir über diese kulturellen Unterschiede lachen konnten und dann auf einmal gute Ideen hatten, die nun ausprobiert werden. Manchmal träume ich jetzt davon, mit dieser Lebenseinstellung unterwegs zu sein, mich nicht von meinem Terminkalender terrorisieren lassen, mein Leben nicht in Schichtzeiten, in Dienstzeit und Freizeit einzuteilen. Manchmal wünsche ich mir, dass mein Christsein sich einfach im Augenblick, im Hier und Jetzt verwirklicht, in der Freizeit und in der Dienstzeit, in der Aktion und in der Kontemplation – und auch auf dem Flughafen in Addis Abeba!
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CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN
Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Trainiert für den Berufsalltag In den zurückliegenden Jahren wurde im Umfeld der ökumenischen Bewegung Christen im Gesundheitswesen (CiG) viel an der Konzeption einer Christlichen Heilkunde (CHK) gearbeitet. Grundlagen und Praxis der Christlichen Heilkunde haben Konturen bekommen. Es ist ein Lehrinhalt gewachsen, den wir in CiG-AkademieSeminaren und Gemeinde-Schulungen weitergeben. Ein Resultat ist der Trainingskurs Christliche Heilkunde. In Lehre, persönlichem Austausch, Entscheidungen für konkrete Schritte und Gebet wollen wir uns gemeinsam auf den Weg machen. Auch für Mitarbeitende in Krankenbegleitung, Seelsorge und heilenden Diensten von Kirchengemeinden und geistlichen Gemeinschaften kann die Teilnahme an diesem Kurs wertvolle Impulse geben. In diesem Jahr haben solche Kurse in Frankfurt, Chemnitz und Esslingen stattgefunden.
Hierzu ein aktueller Bericht von Andrea Sprenger, Physiotherapeutin aus Esslingen: Von Oktober 2012 bis Mai 2013 haben sich Ärzte, Rettungssanitäter, Arzthelferin, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Medizinproduktvertreter zum Trainingskurs CHK im CVJM Esslingen getroffen. Mit 10 Teilnehmern haben wir uns einmal im Monat Mittwochabends getroffen und uns mit den Seminarinhalten auseinander gesetzt. Thematisch wurde der Abend von externen Referenten, die mit der CHK inhaltlich sehr vertraut sind, gestaltet. Themen, wie z. B. Menschenbild und Heilungsverständnis, Krankheit als Lebenskrise
mit ihren Phasen der Krankheitsverarbeitung, als Christ kranke Menschen begleiten im Gebet, Segnung und Salbung, Zusammenwirken von Heilungsdiensten und Gemeinde… haben uns besonders angesprochen. Wir entdeckten, dass Gesundheit nicht nur die körperliche Unversehrtheit beinhaltet, sondern auch eine gute Beziehung zu Gott, sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt meint. Außerdem wurden uns die verschiedenen Phasen der Krankheitsverarbeitung mit den dazu gehörenden Gefühlen der Betroffenen, der spirituellen Dimension und einem hilfreichen Verhalten der Begleiter bewusst gemacht. Unsere Erfahrungen in dem Kurs haben wir als wohltuend und stärkend erlebt. Hierzu einige Rückmeldungen von Teilnehmern am Abschlussabend: • „Mit anderen Christen im Gesundheitswesen „unterwegs“ zu sein… hat mir gut getan, mich gestärkt!“ • „Ich bete (innerlich) häufiger für meine Patienten. Mir ist meine biblische Sichtweise zum Menschenbild wieder bewusst geworden, ich sehe meine Patienten wieder ganzheitlicher und habe den Eindruck, dass die Therapie eine andere Qualität dadurch gewonnen hat.“ • „Segnen und Segnungsgebet – ich habe neu Mut bekommen, Patienten Gebet anzubieten.“ • „Christliche Heilkunde ist interessant! Auch das Buch habe ich als sehr hilfreich erlebt: zurück zu den Wurzeln…“ Hinweis: Wenn Sie in Ihrer Region einen Trainingskurs durchführen möchten, melden Sie sich bitte in der Geschäftsstelle von Christen im Gesundheitswesen.
Christen im Gesundheitswesen e.V.
CHRISTLICHE HEILKUNDE Das Buch zum Kurs
Trainingskurs für Mitarbeiter im Gesundheitswesen
Christen im Gesundheitswesen e.V., Christliche Heilkunde – Das Buch zum Kurs, Trainingskurs für Mitarbeiter im Gesundheitswesen, ISBN 978-3-8423-4947-6, BOOKS ON DEMAND GmbH, 2011, 52 Seiten, € (D/A) 6,90
CiG auf dem Evangelischen Kirchentag: Patientengottesdienst Im Rahmen des 34. Ev. Kirchentages in Hamburg haben wir zusammen mit der Geistlichen Gemeindeerneuerung in der Ev. Kirche (GGE) zu einem Patientengottesdienst in den St. Marien Dom Hamburg eingeladen. Weihbischof Jaschke begrüßte alle Patienten, Gäste und Mitarbeiter in der vollen Kirche sehr herzlich. Die persönlichen Beiträge von Patienten und Ärzten sowie die Predigt von dem Vorsitzenden der GGE Pfarrer Henning Dobers (selbst von Krankheit betroffen) bewegten viele Gottesdienstbesucher. Die ökumenische Weite des Gottesdienstes wurde im Segnungsteil des Gottesdienstes deutlich erkennbar, als sich im Altarraum Segner aus unterschiedlichen christlichen Gemeinden und Kirchen versammelten. Zahlreiche Gottesdienstgäste nahmen das persönliche Segnungsgebet in Anspruch. Ein starkes ökumenisches Zeichen setzte dabei exemplarisch die Segnergruppe mit Weihbischof Jaschke und Pfarrer Dobers.
CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN
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Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) CiG e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen
• einander fördern, unseren Glauben im Berufsalltag zu leben, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, • Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen, • in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen.
Weihbischof Jaschke und Pfarrer Dobers
Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.
St. Marien Dom Hamburg
Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B. monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle.
Markt der Möglichkeiten Auf dem Markt der Möglichkeiten konnten wir am Stand von CiG mit vielen interessierten Besuchern ins Gespräch kommen. Personen, die noch nie etwas von CiG gehört hatten, waren erstaunt, dass es „so etwas“ gibt. Andere hatten bereits von CiG gehört oder gelesen, aber noch nie ein Gesicht dazu gesehen. Viele Freunde besuchten uns und nutzten die Zeit zum Austausch und Entspannen. So war trotz der vielfältigen Angebote des Kirchentages eine Vernetzung von Christen aus dem Gesundheitswesen und aus seelsorgerlichen und heilenden Diensten von Gemeinden gut möglich.
Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen Themen aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de. Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundesweiten Leitungskreis verantwortet und geleitet. In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert. Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundesweiten Leitungskreises. Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt. 500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Verein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen.
Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein dem Förderkreis beizutreten! CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V.
Günther Gundlach (links) im Gespräch
Bergstraße 25, D-21521 Aumühle Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39 Email: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de
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NACHRICHTEN
Psychosomatisch
Jeder 5. ohne organische Erklärung
Somatoforme Störungen
Heidelberg: Bei jedem 5. Patienten in der Hausarztpraxis findet sich keine organische Erklärung für die Beschwerden. Diese sogenannten funktionellen oder somatoformen Störungen äußern sich zwar durch körperliche Symptome wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Herz- und Darmbeschwerden. Dahinter steckt aber ein komplexes Wechselspiel aus genetischer Veranlagung, sozialen Problemen und psychischen Belastungen. Bis diese Patienten eine geeignete Behandlung erhalten, dauert es zirka 3-5 Jahre. Psychosomatische Experten der Universität Heidelberg haben nun ein neues Therapiemodell zusammen mit dem Hausarzt getestet, das die Lebensqualität verbessert und Arztbesuche reduziert. Patienten mit somatoformen Störungen leiden an vielfältigen körperlichen Symptomen. Am häufigsten sind Rücken- oder Kopfschmerzen, Erschöpfung und Müdigkeit sowie Übelkeit, Reizdarm oder Atemnot. Die Ärzte finden hierfür jedoch keine hinreichende organische Erklärung. „Ausschlaggebend sind vielmehr seelische oder soziale Faktoren“, so Professor Dr. med. Wolfgang Herzog, Heidelberg. Weil gerade bei schwereren Verläufen eine Behandlung durch Hausarzt und Psychosomatiker zu empfehlen ist, hat ein Heidelberger Team ein kooperatives Therapiemodell entwickelt. „Das Besondere ist, dass Hausarzt und Psychosomatiker gemeinsam eine Gruppentherapie anbieten, und zwar in der Praxis des Hausarztes“, sagt Dr. med. Rainer Schäfert. In zehn wöchentlichen
Gruppensitzungen erhalten die Patienten Informationen zu den biologischen, sozialen und psychischen Faktoren, die die Beschwerden auslösen. Sie tauschen sich über ihre Beschwerden, deren Ursachen und mögliche Bewältigungsstrategien aus und lernen, sich zu entspannen.
Spiritualität
Zusammenarbeit von Geriatern
Geriatertreffen in Woltersdorf
Woltersdorf: Aus dem 3. Christlicher Gesundheitskongress 2012 in Kassel ist ein jährliches Treffen „Netzwerk Geriatrie des Christlichen Gesundheitskongresses“ hervorgegangen. Bei einem ersten Erfahrungsaustausch Ende April 2013 in Woltersdorf ging es um die Studienlage zur Spiritualität in der Geriatrie, Umfragen zum christlichen Profil von Geriatrien, die Bedeutung von spirituellem Schmerz sowie christlicher Führungsverantwortung. Kontakt: Dr. med. F. Naumann, h.scherzer@krankenhaus-woltersdorf.de
Augenmerk
Pflege wählt Vorstand
Erste Vorsitzende des ADS, Ulrike Döring
Berlin: Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland (ADS) hat einen neuen Vorstand gewählt.
Als Vorsitzende bestätigt wurde bei der Wahl in Berlin Ulrike Döring vom Ev. Fach- und Berufsverband für Pflege und Gesundheit e.V., die der ADS schon seit 3 Jahren vorsteht. Stellvertretende Vorsitzende wurden Schwester Heike Lohmann vom Zehlendorfer Verband für Evangelische Diakonie e.V. sowie Anna Maria Luger vom Katholischen Pflegeverband. Besonderes Augenmerk wird die ADS zum einen auf die zukünftige Gestaltung der Pflegeausbildung in Deutschland legen, zum anderen auf die Einrichtung von Pflegekammern in den Bundesländern, um die Qualität der pflegerischen Versorgung langfristig zu sichern und die Interessen der beruflich Pflegenden für gute Rahmenbedingungen durchsetzen zu können.
Vor Ort helfen
Leben miteinander teilen
Projekte für die eigene Gemeinde
Schmitten-Dorfweil: Wer den Menschen in seinem Stadtteil praktisch helfen will, muss umfassend über sie Bescheid wissen. Darauf wurde beim Forum Diakonie des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden hingewiesen. Für das, was man als Gemeinde konkret machen kann, gab es zahlreiche Beispiele. Angela Glaser (Schifferstadt) stellte das „Parish Nursing“ vor: Pflegefachkräfte bieten nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch Beratung, seelsorgerlichen Beistand und Begegnungsräume für kranke Menschen an. Jacqueline Kaltwasser aus der internationalen „New Life“– Gemeinde in
NACHRICHTEN
Düsseldorf berichtete davon, wie eine Gruppe von Iranern sich jeden Freitagvormittag trifft, um miteinander zu kochen und das Essen dann unter Obdachlosen verteilt. Mehr: www.baptisten.de/mission
Erforscht
Religion hilft gegen Sucht
Schaden durch Alkoholmissbrauch
Yale: Eine Untersuchung an 4000 weiblichen Zwillingen hat gezeigt, dass Frauen, die stärker von Religion geprägt sind, weniger stark gefährdet sind, Alkoholikerinnen zu werden. Der Zeitpunkt des ersten Alkoholkonsums lag später und die Zeitspanne zwischen dem ersten Konsum und einer Abhängigkeitsgefährdung war länger. Die Untersuchung wurde unter anderem von der Universität Yale durchgeführt. Über die Ergebnisse berichtete die Internetzeitschrift Crossroad in ihrer Maiausgabe.
Klassische Musik
Bach hilft heilen – Abba nicht
Beruhigender Einfluss auf Menschen
Berlin: Wohlklingende Musik ist in der Lage, den Blutdruck zu senken, die Herzfrequenz zu verringern und Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig zu beeinflussen. „Die stärkste Heil-
kraft besitzt dabei klassische Musik“, meint Professor Dr. Hans-Joachim Trappe. Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Herzstiftung sieht außerdem günstige Effekte klassischer Musik bei Ängsten, Depressionen, Konzentrationsschwierigkeiten sowie auf Kreativität und Tatkraft, die Stärkung des Immunsystems und Hilfen bei Schmerzen, Stress und Schlafstörungen. Rock und Pop seien Muntermacher, Meditationsmusik wirke beruhigend. Dagegen habe Heavy Metal keine therapeutische Heilkraft, eben so wenig wie Technomusik oder auch Schlager wie von Abba. Geistliche Musik nimmt, so Trappe, „durch ihren spirituellen Hintergrund und die Klarheit der Stimmen beruhigenden Einfluss auf gestresste Menschen. Sie wirkt meditativ, erhebend und frisch.“ Zu den wirksamsten Klassikern zählt der Wissenschaftler Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart.
Caritas
Arbeitshilfen für Gemeinden
Viele Möglichkeiten Armen zu helfen
Stuttgart/Düsseldorf: Zwei neue Arbeitshilfen bieten Kirchenvorständen und Ehrenamtlichen Anregungen, wie sie ihre Gemeindearbeit diakonisch ausrichten können. „Wir alle sind berufen zur Caritas. Gemeinsam diakonisch handeln in Kirchengemeinden und Seelsorgeeinheiten“ ist eine im Internet publizierte Broschüre der Caritas und der Diözese Rottenburg/Stuttgart (caritas.drs.de). Sie regt an, genau
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hinzusehen wo Not ist, Ehrenamtliche zu gewinnen und die Gemeindearbeit auf die Bedürfnisse der Armen auszurichten. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Orientierungshilfe „Diakonie in der Gemeinde, Handreichung für Presbyterien und Kirchenvorstände“ der Diakonie in Nordrhein-Westfalen. Sie zeigt Chancen in der Verbindung von Gemeindediakonie und Ehrenamt. Auch dieses Material steht im Internet: (www.diakonie-rwl.de).
Einfluss
Klagen bei Gott hilft
Negatives mit Gott teilen, hilft
Kopenhagen: An der Universität von Kopenhagen wurden Krebspatienten, die ihre Erkrankung überlebt hatten, daraufhin untersucht, welche Rolle dabei psychische Gesundheit, geistliches Wohlbefindeung und religiöse Überzeugungen und Praktiken spielten. Dabei wurden vor allem Frauen (76%) untersucht. Die große Mehrheit der Untersuchten hatten Brust- oder Darmkrebs. Dabei wurde der positive Einfluss psychischer Stabilität und religiöser Überzeugungen deutlich. In einem Kommentar der Duke-University wird darauf hingewiesen, dass besonders ein kämpferischer Glaube („fighting spirit“) einen positiven Einfluss habe. Das könne darauf hindeuten, dass es hilft, negative Gefühle Gott gegenüber zu äußern. Mehr: Johannessen-Henry CT, et al. (2013), Associations between faith, distress and mental adjustment. Acta Oncologica 52:364-371
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MEDIEN
Der langsame Abschied
Neue Soaking-CD erschienen Die nun 5. Soaking-CD trägt den Namen „Rast-Plätze“. Es ist eine CD, in der der Hörer auf vier verschiedenen Wegen in die Ruhe mitgenommen wird. Gesprochene Bibeltexte, meditative Gedanken und die ruhige SoakingMusik verhelfen dazu, sanft mit dem Herzen zu empfangen und in der Tiefe zu entspannen. Die Texte werden von Franka Elfgen gesprochen und fügen sich leicht in die gespielte Klaviermusik von Heribert Elfgen ein. Neben den rein instrumentalen Soaking-CDs, kann diese CD eine Hilfe für Menschen sein, die sich gerne angeleitet in die Ruhe begeben wollen. Gesamtlänge: 67,47 min Preis: 15,00 € Bestellung: www praxis-elfgen.de
Lebensnah liest sich das Taschenbuch, das Ängste vor Demzen mildern kann. Die Autoren sind die Logotherapeutin Heidrun Mildner und der Theologe und Therapeut Hans-Arved Willberg, der zum Herausgeberkreis dieser Zeitschrift gehört. Beide schreiben sehr persönlich über ihre Beobachtungen und Erfahrungen, teils mit eingenen Angehörigen und Klienten, teils mit eigenen Grenzerfahrungen. So schildert Willberg, wie er durch seine Hörbehinderung die Umwelt auf eigene Weise wahrnimmt. Das eigene Handicape hilft ihm, die zunehmende Isolation von an Demenz leidenden Menschen zu verstehen. Das Buch wendet sich an Betroffene in einem frühen Stadium und an betroffene Angehörige. Es vermeidet eine unnötige Pathologisierung und bemüht sich darum, den Menschen auch mit der Diagnose Demenz in seiner Würde zu sehen. Die Autoren ermutigen damit und helfen beim Abbau von Ängsten vor den Folgen der Demenz. Praktische Hinweise, hilfreiche Internetadressen und viele praktische Beispiele machen das Buch zu einer gelungenen Mischung aus Handbuch, Ratgeber und Lesebuch. Hans-Arved Willberg, Heidrun Mildner, Demenz, der langsame Abschied, Ein Ratgeber für betroffene Angehörige. Neukirchen-Vluyn, 2012, 169 Seiten, 12,99 €, 19.40 sFr., ISBN 978-3-7615-5942-0 Anzeige
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PRAXISTIPP
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Vom Evangelium berührt Salbungsgottesdienste weiterdenken und entwickeln Das Ritual der Salbung hat biblische Wurzeln: Könige und Propheten in Israel wurden zu ihrem besonderen Dienst gesalbt. Die Krankensalbung ist aus dem Neuen Testament überliefert als eine Praxis der Krankensorge, die seelsorgliche, diakonische und liturgische Dimensionen verband. Seit einigen Jahren werden Salbungen auch in zahlreichen evangelischen Gemeinden, insbesondere in sogenannten Salbungsgottesdiensten angeboten. Diese Erneuerung verdankt sich einem Prozess ökumenischen Lernens und interkultureller Begegnung. Die Erfahrungen mit der Salbung sind überwiegend positiv: Menschen fühlen sich gestärkt und persönlich vom Evangelium berührt. Die Salbung wird erlebt als ein Segen, der buchstäblich unter die Haut geht. Das neu entdeckte Ritual der Salbung antwortet auf das Bedürfnis vieler Menschen, den Glauben nicht nur in Seele und Geist zu verwurzeln, sondern auch leibhaftig zu erfahren. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Körper, der als Erfahrungsort des Glaubens neu in den Fokus rückt. Eine steigende Aufmerksamkeit für den Körper ist in vielen Bereichen gesellschaftlichen Lebens zu beobachten: Fitness, Wellness, Gesundheitsvorsorge sowie Ausdruck von Individualität. Körperliche Fitness und Gesundheit sind wichtige Voraussetzungen für ein gesundes und erfolgreiches Erleben. Umso prekärer und bedrohlicher erleben Menschen Krankheit, Leiden oder schlicht Altern. Schwere oder chronische Krankheit führt oft zu biographischer Verunsicherung und dem Gefühl, sich selbst fremd zu werden. Die Salbung als körpernahe Kommunikation des Evangeliums vermittelt ein Gefühl von Ganzheit
und Einheit und vermag so zumindest zeichenhaft Identitätsfragen und dem Gefühl von Dissoziation heilsam entgegenzuwirken. Die Salbung ist eng verbunden mit dem Themenfeld Heil und Heilung sowie der Erfahrung von Nähe und Distanz. In der menschlichen Berührung beim Salben und Segnen erfahren Menschen sich persönlich adressiert und darin die Nähe Gottes. An einem Studientag am 29. Juni in Villigst wird die Praxis der Salbung theologisch reflektiert. Gemeinden, die bereits Erfahrungen mit Salbungsgottesdiensten haben, können theoretische Aspekte der Salbung vertiefen, die eigene Praxis weiterdenken oder im Austausch entwickeln. Interessierte bekommen durch die Impulse von Pfarrerin Dr. Heike Ernsting und Pfarrer Dr. Jean Mutombo ein vertieftes Verständnis über die bestehende Praxis in Deutschland und im afrikanischen Kontext. Pfarrerin Dr. Heike Ernsting hat Salbungsgottesdienste in evangelischen Gemeinden im Rheinland und in Westfalen empirisch untersucht. Pfarrer Dr. Jean Mutombo kommt ursprünglich aus der Demokratischen Republik Kongo und hat viele Gemeinden in Deutschland erstmalig mit den Themen Heilung, Segnung und Salbung in Berührung gebracht. Heike Ernsting, www.institut-afw.de
Literaturtipp: Heike Ernsting, Salbungsgottesdienste in der Volkskirche, Krankheit und Heilung als Thema der Liturgie Leipzig, 2012, 304 S., € 38,00, Sfr 50.90, ISBN 978-3-374-03102-3 http://www.eva-leipzig.de/product_ info.php?info=p3306_Salbungsgottesdienste-in-der-Volkskirche.html
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PORTRAIT
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Geld verdienen mit Sinn Ein Christ geht neue Wege „Ich will mein Geld mit etwas Sinnvollem verdienen“, hatte sich Markus Bönig vorgenommen. Der heute 38jährige Pastorensohn ist leidenschaftlicher Kaufmann. Aber bevor er sich auf die lange erträumte Selbstständigkeit einließ, lernte er das Handwerkszeug. Bei einem US-amerikanischen Konzern verdiente er gut. Vertrieb war schon während seines Betriebswirtschaftsstudiums die große Leidenschaft des Diplom-Kaufmanns. Als sich dann das dritte Kind in der Familie ankündigte, nutzte er die Chance, ging 13 Monate in Elternzeit und recherchierte, in welchem Marktsegment er sein Ziel verwirklichen konnte. Die Wahl fiel auf die Versorgung älterer Menschen, deren Selbstbestimmtheit bedroht ist. Markus Bönig fragte sich, warum so viele ältere Menschen in ein Pflegeheim ziehen, obwohl sie viel lieber in den eigenen vier Wänden lebten. „Oft sind die Umstände nicht optimal. Es fehlt zum Beispiel an der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten oder am Überblick, welche Medikamenten welche Wechselwirkungen mit sich bringen.“ Die einzelnen Akteure im Gesundheitswesen, der Arzt, der Apotheker, der Pflegedienst sind nicht ausreichend vernetzt. „Und das wollte ich ändern, indem ich eine Plattform entwickelt habe, auf die alle zugreifen können.“ Als „Sozialunternehmer“, wie sich Bönig gerne nennt, hat man die Aufgabe, sinnvolle Konzepte wirtschaftlich umzusetzen. „Damit das funktioniert, reicht der gute Wille nicht aus. Alle Beteiligten müssen von einem solchen Konzept profitieren: Der Arzt, weil er sicher sein kann, dass seine Medikamentierung auch angewandt wird, der Apotheker, weil er den Überblick über alle Pillen hat und damit möglicherweise gefährliche Wechselwirkungen erkennt, vor allem der Patient, der sich nicht mehr selber darum kümmern muss, den Überblick zu behalten.“ Weil der Apotheker auch einen wirtschaftlichen Nutzen hat, weil die Kundentreue zunimmt und damit der Umsatz steigt, ist die Apotheke der Dreh- und Angelpunkt des Systems. Bönig liefert die Plattform und sorgt für das Marketing. „Die Apotheke vor Ort kann mehr als jede Versandapotheke, wenn sie Chancen der IT-Technologie mit der persönlichen Beratung verknüpft.“ Für Abwechslung im Unternehmeralltag sorgen die drei Kinder der Bönigs. Mit ihnen zu toben oder etwas mit ihnen zu unternehmen, ist Markus Bönig wichtig. „Da brauche ich
Markus Bönig
Wer mehr über das Unternehmen erfahren will, findet Infos unter: www.ordermed.de (für Patienten) www.orderapo.de (für Apotheker) www.ordermed.net (für Pflegeprofis)
kein Hobby“, meint er, als er nach seinem Freizeitvergnügen gefragt wird. Dass seine Firma keine Konkurrenz für die Familie ist, ist Markus Bönig wichtig. „Es passiert Unternehmern leicht, dass sie am Ende zwar eine florierende Firma, aber keine funktionierende Familie mehr haben“. Seine geistliche Heimat hat er in der Friedenskirche Buchholz, die dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden angehört. „Es ist eine extrem gemäßigte Pfingstgemeinde – da fühle ich mich wohl“, sagte er einem Journalisten. Gefreut hat sich Bönig über den Preis für Jungunternehmer, der ihm beim Kongress Christlicher Führungskräfte überreicht wurde. Die Laudatio hielt sein „Doktorvater“, der Bönig die Voraussetzungen ermöglichte, seine Dissertation zu verfassen, die allerdings aufgrund der Aufbauarbeit bei ordermed noch nicht ganz fertig gestellt ist. Prof. Haas ist Vorstand der Stiftung Alsterdorf in Hamburg. Er bot Bönig die Chance, intensive Einblicke in die Situation chronisch kranker, behinderter und alter Menschen zu nehmen. Was Bönig dort gelernt hat, hat ihm die Augen geöffnet, wie er seine Vision umsetzen kann: Mit Hilfe eines sozialen Unternehmens Menschen zu einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen. Bönig: „Ich bin froh, dass ich diese Möglichkeit entdeckt habe, Menschen zu dienen.“ Frank Fornaçon
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IMPRESSUM
Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben.
Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 2 / 2013:
Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Fornaçon. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: Frank.Communication., Alemannenstraße 2, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Graphische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de.
Fotos: S.1 © Anna-Mari West – Fotolia.com; S.4 © Dorothea Hartung; S.5 © LUCKAS – Fotolia.com; S.8 © Foto: Seidenstücker; S.10 © istockphoto.com/eyenigelen; S.12 © istockphoto.com/duncan1890; S.15 © istockphoto.com/ ktsimage; S.17 © Gina Sanders – Fotolia.com; S.19 © State Hermitage Museum; S.21 © Artem Furman – Fotolia.com; S.23 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders; S.24-25 © Kloster Maulbronn; S.32 © istockphoto.com/fatihhoca, © Evangelisches Krankenhaus „Gottesfriede“ Woltersdorf, © Thomas Siepmann / pixelio.de; S.33 © istockphoto.com/blueclue, © Peter Heckmeier Fotolia.com, © istockphoto.com/alvarez, © istockphoto.com/ hidesy; S.37 © ordermed; S.39 © Stadt Bielefeld; alle anderen Bilddaten: privat und Frank.Communication. Illustrationen: Frank.Communication. Das Heft 3 / 2013 erscheint mit dem Thema „Leidenschaft und Dienst, Um- und Ausstieg aus dem Beruf“ im August 2013.
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Aktuelles
Glosse 2/2013 CHRISCARE
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Nähe „und“ Distanz? Nähe und Distanz sind gegensätzlich, also gehört doch ein „oder“ dazwischen, oder? Beim Autofahren ist es klar: Man kann ein Hindernis entweder umfahren (Nähe) oder umfahren (Distanz). Betrachten wir’s vom Gegenteil her: Das Fehlen von Nähe bewirkt Distanz, dagegen bringt Distanzlosigkeit Menschen einander nicht näher… Stadthalle Bielefeld
Vor Beginn des Christlichen Gesundheitskongresses (27. – 29. März 2014) finden traditionell Vorkongresse statt, die sich am 26. März vor allem mit Themen der Selbstfürsorge beschäftigen. Daneben stehen Fragen der Christlichen Heilkunde im Mittelpunkt des Interesses. Ein Vorkongress bietet den Teilnehmern die Gelegenheit, intensiv mit einem Thema vertraut zu werden. Jeweils 200 bis 300 Besucher waren in den vergangenen Jahren dabei. Zum Bereich Salutogenese gehören zum Beispiel Seminare zum Burnout, zur persönlichen Berufung, zum heilsamen Umgang mit dem eigenen Rücken, zur Entscheidungsfindung und auch die Kunst des verbindlichen Nein-Sagens. Referenten sind unter anderem Arno Backhaus (ADHS), Dr. Martin Steinbach (Die Botschaft der Träume verstehen und nutzen), Manfred und Ursula Schmidt (Hörendes Gebet), Wie bereits in den vergangenen Jahren werden Fragen einer christlichen Heilkunde erörtert. So von Dr. med. Georg Schiffner oder von Dr. theol. Heinrich Christian Rust und dem Mediziner Reinhard Köller (Alternative Heilmethoden – eine Zuordnung). Geplant ist ein Männertag, an dem es speziell um Themen der Männergesundheit geht und an dem der Hamburger Urologe Dr. med. Volker Brandes (bekannt durch die Gottesdienste für Kranke im Michel) und Dr. theol. Matthias Burhenne (Seelsorgearbeit Wiedenest) zusammenarbeiten. Die Vorkongresse finden im Zusammenhang mit dem Christlichen Gesundheitskongress in Bielefeld statt und können einzeln oder mit dem Kongress zusammen gebucht werden. Mehr: www.christlicher-gesundheitskongress.de oder auf facebook.com/christlicher.gesundheitskongress.
Schopenhauer verbindet Nähe und Distanz in seiner Parabel von den Stachelschweinen: Aus mehrfachem Hin und Her im Versuch, nicht zu frieren, aber auch nicht gestachelt zu werden, finden die Tiere eine halbwegs erträgliche „mittlere“ Entfernung. Auf Menschen bezogen: Sie wollen Vorteile voneinander haben, ohne aneinander zu leiden. So ist man ständig auf der Flucht vor zu viel Nähe und zu viel Distanz. Stattdessen könnte ein dynamisches Gleichgewicht entstehen! Bonhoeffer sagt: „Wer nicht allein sein kann, der hüte sich vor der Gemeinschaft.“ Und gleichzeitig: „Wer nicht in der Gemeinschaft steht, der hüte sich vor dem Alleinsein.“ Nähe und Distanz flankieren unseren Weg. Sie sind wie die Balancierstange eines Seiltänzers: Keine Seite darf das Übergewicht kriegen! Wie ein Akkordeon: Ohne Koordination von Nähe und Entfernung gibt es kein Spiel. Wie zwei Flügel eines Vogels: Schlägt nur der eine richtig, flattert das arme Tier im Kreis. Die Stachelschweine wollen geringstmöglich benachteiligt werden. Wollen wir bestmöglich den Vorteil für alle und alles suchen – damit auch für uns? Es ist wie die Frage, ob man auf die Vermeidung von Krankheit zielt oder auf die Gestaltung von Gesundheit. Suchen wir das geringste Übel oder den größten Nutzen von Nähe wie auch von Distanz? Für sich genommen kann beides negativ sein. Im Synergismus liegt die Kraft. Übrigens: Gebetsnähe zu Gott bewirkt Distanz zu manch drängenden Problemen und hilft, den richtigen Mix aus Nähe und Distanz zu unseren Mitmenschen und Aufgaben zu finden. Dr. med. Günther Riedl, Uelzen
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TERMINE
Termine Tagungen, Seminare & Konferenzen 14. – 15.6.: Korntal, Vom Glück, Gemeinde mit allen zu sein Türen öffnen – Brücken bauen, www.a-m-d.de 14. – 16.6.: Hannover, Spiritualität mit allen Sinnen, www.kirchroeder-institut.de 27. – 28.6.: Bollschweil, Zwischen allen Stühlen? Herausforderungen und Perspektiven der Arbeit in kirchlichen und caritativen Einrichtungen, www.caritasakademie-freiburg.de 1. – 3.7.: Schwäbisch Gmünd, Weiterbildung Trauerbegleitung Basiskurs Teil 1, www.schoenblick-info.de
12.10.: Roth, Spiritualität in Krankheitszeiten, www.cig-online.de 18. – 20.10.: Schladming, ARCHAE-4-ALL, Spiritualität in der Medizin, www.archae.at 24. – 25.10.: Stuttgart, Grundlagen diakonischer Arbeit für Mitarbeiter, die nicht Mitglied einer ACK-Kirche sind, www.diakonie-wuerttemberg.de 25. – 27.10.: Rotenburg / Fulda, Fachgruppe Hebammen, CiGAkademie-Treffen, www.cig-online.de
1. – 8. 7.: Berlin, Diakonia-Weltversammlung, www.diakonia-world.org
26.10.: Karlsruhe, Frauen in der Lebensmitte – eine unverwechselbare Zeit, CiG-Akademie-Seminar, www.cig-online.de
3. – 5.7.: Untermarchtal, Sommerakademie: Geschenkt! Vom Umgang mit den eigenen Ressourcen, www.untermarchtal.de
9.11.: Hamburg, Gott begegnen in Bewegung und Tanz, CiGAkademie-Seminar, www.cig-online.de
4. – 6.7.: Ludwigsburg, Diakonie kompakt, Wurzeln – Wissen – Wege, Teil 1, www.diakonie-wuerttemberg.de Anzeige
20. – 26.7.: Berlin, Heilfasten zwischen Natur und Kultur in und um Berlin, bildung@ev-diakonieverein.de 17.8.: Wolfsburg, Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht, CiG-Akademie-Seminar, www.cig-online.de 6. – 8.9.: Berlin, Diakonischer Grundkurs Modul 1 (von 8) der Diakonischen AG evang. Kirchen, www.daek.de 8.9.: Hamburg, Patientengottesdienst, Hauptkirche St. Michaelis, www.cig-online.de 9. – 13.9.: Bielefeld, Spiritualität/Glaube und Körper in der Seelsorge, www.seelsorgeinstitut-bethel.de 12. – 13.9.: Köln, Meditation und mentale Gesundheit für Führungskräfte in der Pflege und Betreuung. Workshop, www.caritas-akademie-koeln.de
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14.9.: Chemnitz, Der alte Mensch – Lebensalter als Herausforderung und Chance, CiG-Akademie-Seminar, www.cig-online.de 23. – 25.9.: Schwäbisch Gmünd, Weiterbildung Trauerbegleitung Basiskurs Teil 2, www.schoenblick-info.de
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28.9.: Bielefeld, Als Christen Demenzkranke begleiten, CiG-Akademie-Seminar, www.cig-online.de 28.9. – 4.10.: Berlin, Heilfasten zwischen Natur und Kultur in und um Berlin, bildung@ev-diakonieverein.de 30.9. – 1.10.: Allensbach, Von allen Seiten bedrängt: Als Führungskraft zwischen Markt und Menschenwürde, www.caritasakademie-freiburg.de 4. – 6.10.: Kloster Nütschau / SH, CiG-Akademie, Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen (Grundseminar), Wochenende für Kranke und Angehörige, www.cig-online.de
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4/2011
ZUWENDUNG
GOTT
INFORMATION HAUSARZT
GEBETSTAGE SCHMERZ & SPIRITUALITÄT ERFÜLLENDE ARBEIT
DENKEN
Spiritualität All tag Spiritualität imim Alltag FEIERN
ERFAHRUNGEN
THERAPIE
WAHRNEHMUNG ALLTAG
FRÖMMIGKEIT
HEFATA SPANNUNGSFELD
LEBENSREGEL
AUFMERKSAMKEIT WISSEN & WEISHEIT
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MEDIZINFENSTER
VIELFALT
METHODEN
ChrisCare
EUROPA
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CHRISTLICHE HEILKUNDE
SPIRITUELLER NOTFALLKOFFER
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2/2012
Februar 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
Berufung Karriere und und Berufung –– Karriere das d das liebe liebeGel Geld BEDÜRFTIGE
HEILUNG
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KARRIERE
LEBEN MIT KREBS ZUWENDUNG
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August 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
2/2012
3/2012
HIOB
Magazin für Christen im Gesundheitswesen 4/2012
DEMENZ
AUGENBLICK
BEGEGNUNGEN
T ETEN KOMP D IEREN INSPIR ISNAH
PRAX
NÄCHSTENLIEBE
BETTLER GEBURT & TOD GEWAND ALLTAG WUNDER IM KREIßSAAL TIERE ALS SEGEN GOLDENE STUNDEN GEDANKEN DES HERZENS HEIL-LAND GÖTTLICHES PATCHWORK-SPIRITUALITÄT SEELE
November 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
4/2012
Magazin für Christen im Gesundheitswesen 3/2011
Am Lebensende
ChrisCare
ChrisCare
Am Lebensende Am Lebensende SALBUNG
HEILIGER GEIST
DIE RECHTE STERBENDER
BEDÜRFNISSE BETROFFENER
FÜRBITTE
VERSORGUNGSSTRUKTUREN
DEPRESSION
LIEBER FREI ALS GESUND CHRISTLICHES MENSCHENBILD ROSENKRANZ
SCHWERE STUNDEN ETHIK VERSÖHNUNG PALLIATIVSTATION RAUM DES HEILENS HALT DURCH DEN GLAUBEN VIS-À-VIS GEPFLEGTE UND PFLEGENDE
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AKUPUNKTUR
SPIRITUALITÄT AM LEBENSENDE
2/2011
ChrisCare
Heilige Momente Heilige Momente
PATIENTENGOTTESDIENSTE
KRISE ALS CHANCE
NOTFALLSEELSORGE
WACHKOMA
DER LIEBE GOTT KRISE
WENN DIE SEELE NICHT MEHR WILL
MIT EINER VISION IN DIE ANDEN
1/2011
LEISTUNGSDRUCK BEISTAND ANSPANNUNG STRESS GEFAHR GRENZSITUATIONEN PRIORITÄTEN ENTSCHEIDUNGEN
PATIENT
HILFE NACH KALKÜL
PATIENTEN
FE
IF GR VER
WIE EIN SCHMETTERLING IM KÄFIG
SEELSORGE FÖRDERT LEBENSQUALITÄT
NATURHEILPRAXIS
2/2011
HEILUNG
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3/2012
ARBEITSBEDINGUNGEN
PFLEGE
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
Krisen bewäl tigen N! Krisen bewältigen
HOFFNUNG
CHRISTUS ALS APOTHEKER GESUNDHEITSKONGRESS
WÜNSCHE
ChrisCare
Krisen bewältigen
Besser miteinander
SPRACHLOSIGKEIT IN DER PFLEGE
FORSCHUNGSBERICHTE
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
BUND DER LIEBE
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Mai 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
1/2012
ZUVERSICHT
Existentiell herausgefordert Existentiell herausgefordert
CHRIST UND UNTERNEHMER
KIRCHE ALS SERVICEAGENTUR
PID HEILSAMES VERTRAUEN IN GUTEN HÄNDEN
MUSLIME BEIM
4/2010
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
LEBENSGRENZEN MENSCH SEIN CHRISTUS MEDICUS
1/2011
Besser miteinander Besser miteinander
AFRIKANER HEILEN IN
AUFTRAG DER CHRISTEN
November 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
ChrisCare
BESONDERE AUFGABE
KULTURSENSIBLE PFLEGE
RÜCKSICHTNAHME
3/2010
1/2012
SYSTEME
STATIONSALLTAG
LEIDEN
September 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
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EHRENAMT GESUNDHEIT KOSMAS & DAMIAN
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KRAFTQUELLE IM PFLEGEALLTAG
WERTEMANAGEMENT HILFE PASSION & COMPASSION REMBRANDT BEISTAND NÄCHSTENLIEBE GLAUBE
ChrisCare
KIRCHEN
SCHMERZFORSCHUNG
WOCHENENDE FÜR KRANKE
PFLEGE
Spiritualität im Alltag
4/2011
Kraftquellen erschließen
ChrisCare
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
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LEBEN MIT MS LICHTBLICKE
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DEM
Juni 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
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Heilen einer Heilen inineiner mul tikul turellenGesellschaft Gesellschaf t multikulturellen
Leid und Schmerz Schmerz Leid und
LIEBE
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HEBAMMEN
BERNER KONGRESS HAUSGEMEINSCHAFT
INNERE HEILUNG
ANGEHÖRIGE
RATIONIERUNG
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
ChrisCare
ERFAHRUNG
HEILVERFAHREN
SEELSORGE
ChrisCare
SPIRITUELLE RESSOURCEN VERGEBUNG
3/2011
ChrisCare
Magazin für Christen im Gesundheitswesen 1/2013
Die Kraft innerer Bilder
BETEN
ChrisCare
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AKTUELL
ChrisCare
MEDIZIN
4/2010
ChrisCare
1/2010
Heilkraft des Glaubens
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
3/2010
Berufung – Karriere und das liebe Geld
Heilkraf t
ChrisCare
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
2/2010
ChrisCare
ChrisCare
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
Heilige Momente
ChrisCare
Magazin für Christen im Gesundheitswesen
Existentiell herausgefordert
ChrisCare
ChrisCare
42
T ETEN KOMP D IEREN INSPIR ISNAH
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Die Kraf tinnerer innererBilder Bil der Die Kraft HEIL
SINNFÜLLE
KRISEN ÜBERWINDEN
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Februar 2013 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) sFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
1/2013
Abo für 4x jährlich, € (D) 19,20 / € (A) 19,80 / sFr. 31.30, Einzelheft € (D) 5,80 / € (A) 6,00 / sFr. 10.30 (zzgl. Versandkosten). Die Ausgaben können jederzeit einzeln bestellt werden (solange der Vorrat reicht). Kreuzen Sie hierfür das entsprechende Magazin an. Bestellungen an: D + A: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, D 21521 Aumühle, Telefon: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de CH: bvMedia Christliche Medien, Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Telefon: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11, abo@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch
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1/2010 Heilkraft des Glaubens 2/2010 Macht und Ohnmacht 3/2010 Leid und Schmerz 4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft
E-Mail-Anschrift (wenn wir Sie auf diesem Weg anschreiben dürfen): .................................................................................................... Datum: .................... Unterschrift: ............................................
1/2011 Besser miteinander 2/2011 Krisen bewältigen
VERGRIFFEN!
3/2011 Am Lebensende 4/2011 Kraftquellen erschließen 1/2012 Spiritualität im Alltag 2/2012 Berufung – Karriere und das liebe Geld 3/2012 Existentiell herausgefordert 4/2012 Heilige Momente 1/2013 Die Kraft innerer Bilder
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Wie ein Schmetterling im Käfig Die Autorin, die unter myalgischer Encephalomyelitis (ME/CFS)leidet, im Volksmund „chronisches Erschöpfungssyndrom“ genannt, beschreibt in bereits zweiter Auflage ihr Leben mit dieser Krankheit. In den ersten drei Teilen bearbeitet sie in lebendiger Weise ihre Position als Patientin und legt dabei die Betonung deutlich auf Missstände im Gesundheitssystem, beleuchtet das Thema „Identität und Gefühle“ und geht schließlich auf den Bereich „Beziehungen und Kontakte“ ein. Diese drei Teile sind prall gefüllt mit Tipps und Adressen und am Ende jedes Kapitels gibt es außerdem kurze Anstöße für Kranke, Beschäftigte im Gesundheitswesen oder für Familien und Freunde. Im vierten Teil wird dann auch das Thema „Glaube und Heilung“ aufgegriffen, was die Autorin in den vorhergehenden Teilen fast ganz auslässt. Der Leser „wartet“ förmlich darauf, was die Autorin, die Theologie studiert hat, wohl dazu zu sagen hat. Dieser Teil ist besonders stark gelungen, er zeigt recht schonungslos die Rolle von chronisch Kranken in christlichen Gemeinden und bei Heilungsveranstaltungen auf, die Autorin gibt ihrem „Freund Hiob“ die Aufmerksamkeit und stellt sich schließlich dem Thema der ganzheitlichen Heilung.Dieses Buch ist wie ein Kaleidoskop für Kranke und für professionelle und ehrenamtliche Helfer, auch wenn die Pflegeversicherung kaum Beachtung findet. Wie es chronisch Kranken beim Fortschreiten der Erkrankung und Eintritt von Pflegebedürftigkeit geht, sie ihre Selbstbestimmung verlieren und dabei immer wieder Anträge stellen müssen, Gutachten über sich ergehen lassen und dabei oft für ihre Grundsicherung kämpfen müssen, wird hier nicht thematisiert. Dennoch ist das Buch, das auch optisch ansprechend und klar gegliedert ist, als Standardlektüre für die genannten Zielgruppen wärmstens zu empfehlen. Anne-Katrin Rathje Frauke Bielefeld, Wie ein Schmetterling im Käfig – Perspektiven für ein Leben mit Krankheit, 249 Seiten, 2. Auflage 2013, pulsmedien-Verlag, € (D) 9,95, sFr. 17.90, ISBN: 978-3-86591-037-0
Alzheimer – ein langsamer Abschied Hanna Kappus schreibt ganz unmittelbar aus der eigenen Betroffenheit heraus. Sie steckt noch mitten im Prozess des langsamen Abschieds von ihrem Mann, einem Hamburger Arzt für Innere Medizin, den die Demenz schon in ungewöhnlich frühem Alter heimgesucht hat: er hatte die 50 noch nicht lang überschritten, als die Symptome sich häuften und letztendlich zur klaren Diagnose „Alzheimer“ führten. Acht Jahre danach, die Krankheit hat inzwischen das fortgeschrittene Stadium erreicht, bearbeitet sie ihre Erfahrungen literarisch mit diesem lebendigen, ehrlichen, leicht zu lesenden und stilistisch gut geschriebenen Erlebnisbericht. Verarbeitet haben wird sie das alles noch lange nicht, wenn überhaupt. Denn das kommt unmissverständlich beim Leser an: Wie tief das geht, wie schwer das ist und wie ihr ganzes Leben durch seine Krankheit verändert wurde. Konflikte und Krisen sind unausweichlich und rechtzeitig eingeleitete Hilfsmaßnahmen können sie nur lindern. Die zunehmend schwere Pflege ist das geringere Problem; noch belastender ist die zunehmende Entfremdung durch die Persönlichkeitsveränderung des Erkrankten. Ihm unbeirrt mit hoher Wertschätzung zu begegnen und ihm zugleich zu seinem eigenen Schutz entmündigende und als Entwürdigung empfundene Handlungen antun zu müssen, wie zum Beispiel wenigstens die Unvermeidbarkeiten der Körperpflege, wird zur Zerreißprobe, weil er den Sinn nicht mehr versteht und sich aggressiv dagegen wehrt. Dass er sie immer noch erkennt und sehr an ihr hängt, ist einerseits Glück und Trost für sie, andererseits erleichtert es sie auch, wenn sich ihr Name für ihn mehr und mehr zum Symbol für liebevolle Zuwendung wandelt und ihre Identität dahinter verblasst. Es erleichtert es ihr loszulassen. Das Schöne an diesem Buch ist nicht nur die Unmittelbarkeit des Erlebten, sondern vor allem auch der rote Faden der Liebe. Je brüchiger die Brücke sprachlicher Verständigung zwischen den beiden wird, desto mehr reduziert sich die Beziehung auf das Teilen von Gefühlen, und gerade da wird die Nähe besonders groß und intensiv. Dass die Liebe dieses Ehepaars durch die Krankheit nicht geringer wurde, gibt dem Erlebnisbericht eine warme, hoffnungsvolle Färbung. Ganz wesentlichen Anteil daran hat die Umgebung: Hanna Kappus hat ihren Mann rechtzeitig in einer vorbildlich betreuten Wohn-Pflege-Gemeinschaft für Demenzkranke in Hamburg untergebracht, an deren Aufbau sie als Angehörige selbst beteiligt war. Es ist dort gelungen, ein Klima der Achtung und des Vertrauens zu etablieren. Ihr Mann hat ein neues Zuhause gefunden, das es ihm ermöglicht, in den immer enger werdenden Grenzen seines Denkvermögens ein dankbar frohes lebenswertes Leben zu führen, ganz eng mit ihr verbunden und dennoch mehr und mehr von ihr gelöst. Das Buch empfiehlt sich vor allem für Betroffene im Anfangsstadium der Demenz und ihre Angehörigen. Es zeigt sehr ehrlich auf, was auf sie zukommt, aber ebenso ehrlich ermutigt es auch. Und es überzeugt durch seine Kernbotschaft: Entscheidend dafür, dass der Weg durch die Demenz gelingt, ist ein rechtzeitig eingerichteter vernünftiger und professioneller Rahmen, der strukturierten Raum für die Konzentration auf warmherzige, vertrauensfördernde Beziehungspflege schafft. Frank Fornaçon Kappus, Hanna. Das Leben ist ein großes: Alzheimer – ein langsamer Abschied. Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh, 2012, 160 Seiten, € (D) 14,99, € (A) 15,50, sFr. 21.90, ISBN: 978-3-57906-673-8
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LESERBRIEFE
Leserbrief zu ChrisCare allgemein: Bei einem Vortrag im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung mit dem Thema „Heilen durch Handauflegung?“ waren etwa 100 Teilnehmer erschienen. Mit Zustimmung des Referenten hatte ich 30 ChrisCare ausgelegt. Ich vermutete, dass mehrere Exemplare übrig bleiben. Aber die 30 Hefte waren schnell vergriffen und haben nicht ausgereicht. Wir werden zwar mit Informationen überfüttert, und es gibt unzählige Druckerzeugnisse. Aber für den Bereich Gesundheit in Zusammenhang mit dem christlichen Glauben besteht noch Informationsbedarf. Ich halte ChrisCare für notwendig – wie wahr unsere Sprache oft ist! – weil es dazu beitragen kann, dass in unserem Gesundheitswesen der Heiland nicht vergessen wird, und dass in unseren Gemeinden die heilende Dimension des Evangeliums nicht vergessen wird. Die Beiträge in ChrisCare widerspiegeln das Wissen und die Erfahrungen der Verfasser. Es ist erfreulich, wie viele Experten sich mit Heilung und Glauben beschäftigen. Wünschenswert wären für mich als Leser noch mehr spannende Schilderungen persönlicher Erlebnisse. Auch ein intellektuell hohes Niveau darf Kopf und Herz ansprechen. Jörn Handel, Krankenhauspfarrer i.R., Bayreuth
Leserbrief zu ChrisCare 1/2013, Artikel: „Der Herr wird ihn aufrichten“ Mich hat dieser Artikel von Dr. Beate Jakob sehr angesprochen. Sie legt hier einige Gedanken zur Krankensalbung (Jakobus 5, 14-16) dar. Sie beschreibt, dass dieser Text, wenn er unkritisch und unreflektiert gelesen wird, großen Schaden anrichten und Menschen tief verletzen kann. Die Menschen können dann denken, dass sie nicht genug geglaubt oder nicht alle Sünden bekannt haben. Dies weiß ich aus eigener Erfahrung, da ich chronisch krank bin und vor vielen Jahren enttäuscht war, dass nach der Krankensalbung keine körperliche Heilung und Besserung eintrat. Befreiend ist da die Aussage, dass Gott hier nicht verspricht, dass körperliche Heilung geschieht, sondern dass mit „Aufrichten“ eine innere Stärkung gemeint sein kann, sodass der Kranke inneren Frieden findet, ermutigt oder getröstet wird und sich mit der Krankheit oder mit seinem Mitmenschen und mit Gott aussöhnt. Und das weiß ich inzwischen auch, das bringt Aufrichtung, seelische Ermutigung und bringt mich weiter auf meinem Lebensweg mit Gott. Gott wendet sich uns also zu, es darf Gottes Nähe und der Segen Gottes dem Kranken versichert werden. Das sagt Gott uns mit diesem Text und das kann den Kranken aufrichten und ermutigen und wieder Hoffnung geben. Wie sich dieses Zuwenden praktisch auswirkt, ob
körperlich oder seelisch, ob Heilung, Besserung oder im Sinne eines Zuspruchs, das ist Gottes Sache. Und wenn man dies offen lässt und sich bei einer Krankensalbung nicht auf körperliche Heilung versteift, kann der Kranke auch nicht so tief enttäuscht oder verletzt werden. Der Kranke und die Beter müssen wissen, sie haben nichts falsch gemacht, wenn keine körperliche Heilung eintritt. Es ist Gottes Wille, der entscheidet und diese Souveränität Gottes müssen wir erkennen und akzeptieren. Dann können wir Frieden mit uns selbst und mit Gott haben trotz fortbestehender Krankheit. Vielen Dank an Dr. Beate Jakob für die Gedanken zur Krankensalbung. Rita Stückrath, Lüneburg
Leserbrief zu ChrisCare 1/2013, Artikel: „Der Herr wird ihn aufrichten“ Dr. Beate Jakob gilt besonderer Dank für ihre fundierten, theologischen Erläuterungen zum Gebet für Kranke, gemäß Jakobus 5. Der Dienst des Gebetes mit Krankensalbung wird in allen christlichen Gruppierungen, in Landeskirchen, Freikirchen, Hauskreisen, Therapie-Einrichtungen erfreulich oft eingesetzt. Viele durch Krankheiten belastete Menschen erfahren Hilfe, Trost und Heilung im weiten Sinne. Leider werden wir aber auch immer wieder konfrontiert mit Kranken, die durch diesen Dienst tief verunsichert und verletzt wurden. Auf den Betern liegt eine hohe Verantwortung. Sie müssen besonders ihre eigene Motivation prüfen. Wollen sie ein Ergebnis, eine Heilung erleben, oder dem Anderen in Liebe dienen? Sie müssen sich davor hüten, Druck auszuüben. Nicht selten wird dem Kranken vermittelt, er müsse mehr glauben, oder es gebe noch verborgene Sünden. Das kann beim Betroffenen zu schweren Glaubenskrisen einschließlich eines körperlich- seelischen Einbruchs führen. Jeder Gebetsdienst für Kranke muss in Liebe geschehen. Zuwendung, ehrliches Interesse am Kranken, an seinen Hoffnungen und Zweifeln, seinen Ängsten und Fragen müssen uns leiten, verbunden mit der Bereitschaft, den Kranken auch in seinem Leiden liebevoll zu begleiten. Zu oft wird bei Schwerkranken die Frage des Sterbens ausgeklammert aus der fehlgeleiteten Vorstellung, dies würde den Glauben und auch Gottes Handeln blockieren. Beraubt werden dadurch alle Beteiligten von der Möglichkeit, den Weg des Abschieds und des Loslassens miteinander zu gehen. Wenn der Kranke sagen kann „euer Dienst hat mir gut getan, ich fühle mich verstanden und geborgen, ich wurde durch euch von Gottes Liebe berührt“, haben wir im Sinne von „Qualitäts-Management – QM“ richtig gehandelt. Dr. med. Hartmut von Schnurbein, Kaufering
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2/2013 CHRISCARE
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Der Kongress Lernwelten lädt Sie vom 5. bis 7. September an die IMC Fachhochschule Krems ein. Schwerpunkt der Veranstaltung ist die Thematik „Ausbildung in der Praxis – Ausbildung für die Praxis“. Die Praxis braucht gut ausgebildete Mitarbeiter/-innen in den Gesundheitsfachberufen. Der zu erwartende zukünftige Versorgungsbedarf, die Einführung neuer Bildungsgänge, die Entwicklung der Ausbildungszahlen sowie wirtschaftliche und interdisziplinäre Herausforderungen ziehen die Frage nach sich, welche Konzepte die Praxisausbildung zukünftig braucht, um die notwendigen Kompetenzen auszubilden. Wichtige Fragen lauten: Wie muss die Ausbildung für die Praxis gestaltet werden? Welche Ausbildung und Qualifikation benötigen Praxisanleiter/-innen und Praxisausbildner/-innen über die gesetzlich geforderten Regelungen hinaus? Welche Konzepte und Modelle werden zurzeit entwickelt bzw. evaluiert?
Der Kongress Forschungswelten lädt Sie vom 11. bis 12. Oktober nach Hall an die UMIT ein. Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildet das Thema „Das Spannungsfeld von Theorie und Praxis“. Dieses Spannungsfeld betrifft die Bereiche Forschung, Management, Lehre und Praxis im Pflege- und Gesundheitsbereich. Es geht einher mit Vorurteilen und Widerständen. Insgesamt wirft dieses Thema zahlreiche Fragen auf, die im Rahmen von Forschungswelten aufgezeigt und zwischen den Bereichen diskutiert werden sollen. Der Dialog zwischen Forschung, Management, Lehre und Praxis ist ein zentrales Anliegen des Kongresses. Aus diesem Grund sind insbesondere die in der Praxis tätigen Pflegenden eingeladen, ihre Beiträge zu präsentieren. Der Kongress Forschungswelten setzt die Tradition des Kongress für angewandte Pflegeforschung fort, der von 2004 bis 2007 stattfand.
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