Magazin für Christen im Gesundheitswesen 4/2016
Himmlische Perspektiven
ChrisCare
ChrisCare
T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA
Himmlische Himmlische Perspektiven Perspektiven
PRINZIP HOFFNUNG TAUFE NICHT DAS LETZTE WORT ZUVERSICHT SEGEN DIESSEITS UND JENSEITS WIEDERSEHEN MÜDIGKEIT KRAFTQUELLE GNADE UND VERGEBUNG
DASEINSGESTALTUNG
RESIGNATION
AUFERSTEHUNG AUSEINANDERSETZUNG
November 2016 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
S. 4 S. 5 S. 6 S. 7 S. 8 S. 10 S. 12 S. 16 S. 18 S. 19 S. 20 S. 22 S. 24 S. 26 S. 28 S. 32 S. 33 S. 34 S. 35 S. 36 S. 36 S. 37 S. 39 S. 42 S. 42 S. 43
Hoffnung 30 Jahre mit MS … und was trägt mich? Perspektiven Himmlische Perspektive Ewigkeit Neu von der christlichen Hoffnung sprechen Gemeinsam schaffen wir das Taufe mit 90 Glosse Dennoch Blickpunkt Kontemplatives Beten Christlicher Gesundheitskongress Projekt +P Zum Nachdenken Nachrichten Leserforum Persönlich für Sie Termine Kleinanzeigen Für Sie gelesen Palliativmedizin in Brasilien Impressum Christen im Gesundheitswesen – Info ChrisCare abonnieren
Inhalt
REDAKTIONSKREIS: Friedhilde Bartels (Hamburg), Pflegedienstleitung, Medizinisch-Geriatrische Klinik, Albertinen-Haus, Albertinen-Krankenhaus / Albertinen-Haus gGmbH, Hamburg; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Prof. Dr. rer. cur. Annette Meussling-Sentpali, Professorin Pflegewissenschaft, OTH Regensburg; Andreas Rieck (Stuttgart), Referent im Bereich Weiterbildung und Spiritualität, Marienhospital Stuttgart; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Chefarzt Geriatriezentrum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg, Vorsitzender CiG; Pastoralreferent Bruno Schrage (Köln), Dipl. Theologe, Dipl. Caritaswissenschaftler, Referent für Caritaspastoral im Erzbistum Köln; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Zwochau), Anästhesistin, palliative care FACHBEIRAT: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Kassel), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende des Evangelischen Berufsverbandes Pflege; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. Ralf Dziewas (Bernau), Professor für Diakoniewissenschaft und Sozialtheologie; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Diplom-Diakoniewissenschaftlerin, Pastorin, Krankenschwester, Theologin im Vorstandsbüro der Diakonie Deutschland-Evangelischer Bundesverband; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin); Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Kassel); Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
EDITORIAL
4/2016 CHRISCARE
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Liebe Leserin, lieber Leser, Hoffnung stärkt die Gesundheit. Wer keine Hoffnung mehr hat, stirbt schneller. Das wissen wir nicht erst seit die Placebo-Wirkungsforschung darauf aufmerksam gemacht hat. Wenn jemand sich als hoffnungslosen Fall betrachtet, schwindet seine Lebenskraft. Wer dagegen ein Ziel vor Augen hat, das er erreichen will, dem wachsen ungeahnte Kräfte zu. Für Christen sind Glaube, Liebe und Hoffnung die wichtigsten Geschenke Gottes. Hoffen lässt sich nicht verordnen. Man kann sich auch nicht selbst Hoffnung befehlen. Wenn Hoffnung kein unrealistischer Traum sein soll, dann braucht die Hoffnung einen Grund. „Hoffen wir allein in diesem Leben, so sind wir elende Menschen“, schreibt Paulus im 1. Korintherbrief. Wir brauchen eine Perspektive, die über unser begrenztes Leben hinausreicht, eine himmlische Perspektive. Wenn wir glauben, dass wir dem Himmel entgegen sehen, dann verlieren die Grenzen unseres Lebens an Schrecken. Abschiede sind nicht endgültig. Der Tod ist nicht mehr unüberwindlich. Wenn jemand darauf vertraut, im Leben und im Tod bei Gott gut aufgehoben zu sein, kann er mit einer heiteren Gelassenheit in die Zukunft blicken. Damit wird das Leben nicht leichter. Der Weg hat seine eigene Mühe. Aber alles erscheint in einem anderen Licht. Christen sollten diese Hoffnung nähren. Bei sich selbst und anderen – auch in unseren Gesundheitsberufen. Wer auf die Ewigkeit hinweist, der vertröstet nicht. Hoffnung auf ewiges Leben bei Gott ist ein echter Trost. Und wer gelegentlich zum Himmel aufschaut, der arbeitet mit größerer Gelassenheit. Vom Kirchenvater Hieronymus (347-420) ist überliefert, was er beim Tod seiner Mutter sagte: „Wir wollen nicht trauern, dass wir sie verloren haben, sondern dankbar sein, dass wir sie gehabt haben, ja, auch jetzt noch besitzen; denn wer heimkehrt zum Herrn, bleibt in der Gemeinschaft der Gottesfamilie und ist nur vorausgegangen.“ Ihre Bettina Gundlach, Ärztin im Sozialpsy-
Hans-Arved Willberg,
chiatrischen Dienst,
Theologe und Pasto-
Aumühle, Vorstand
raltherapeut, Mitglied
Christen im Gesund-
im Redaktionsteam,
heitswesen (CiG)
Karlsruhe
P.S.: ChrisCare und der Christliche Gesundheitskongress rücken noch enger zusammen. Die bisherige Medienpartnerschaft spiegelt sich auf Extraseiten wider, die über das Kongressgeschehen informieren. ChrisCare ist ein Kind der Gesundheitskongresse. Als 2008 über 1000 Besucher nach Kassel gekommen waren, fuhren viele mit einer Frage nach Hause: Wo wird das angesprochene Thema von der Berufung zu Heilen aufgegriffen, vertieft, weiter diskutiert? Ein Folgekongress lag nahe und die Gründung einer Zeitschrift. In deren Redaktionskreis und im Fachbeirat finden sich viele Namen, die auch den Kongress mit prägen.
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KUNST
Verbundenheit
Hoffnung Ein Bild der Versöhnung Ich wünsche mir den Himmel auf Erden. Aber der Blick in den Alltag zeigt viel mehr Irdisches. Wo man hinsieht: vom Himmel keine Spur. Der Hass blüht. In Syrien ist kein Ende der Gewalt in Sicht. In der Ukraine regiert die Unversöhnlichkeit. In den USA wird ein Mann Präsident,
Ausschnitt, Zaki Al-Maboren, Kassel, „Verbundenheit“
dessen Wahlprogramm sich auf drei Buchstaben konzentriert: ICH. Wer den Egoismus predigt, scheint Erfolg zu haben. Je düsterer die Aussichten, umso größer die Sehnsucht nach einem Ort, an dem alles heil ist. Ich besuche eine junge Frau aus Syrien, die nach einem
genäht. Was getrennt war, fand wieder zusammen.
Suizidversuch in eine psychiatrische Klinik eingewie-
Zerstörtes wurde geheilt.
sen wurde. Seit sie aus Syrien floh, wo ihre Zwillingsschwester, die einzige Verwandte, im Bombenhagel von
Das Bild hat keinen religiösen Titel und strahlt doch eine
Aleppo starb, hat sie nicht wieder richtig Tritt gefasst.
geistliche Botschaft aus: Versöhnung ist möglich. In einem
„Ich wünsche mir nur noch, in den Himmel zu kommen“,
Weihnachtslied wird das umschrieben: „O Heiland, reiß den
sagt sie. „Dort gibt es keinen Hass mehr, keine Falschheit
Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf; reiß ab vom
und keine Angst.“ Die Sehnsucht nach dem Himmel als
Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.“ n
Zufluchtsort. Wie gut kann ich das verstehen. Frank Fornaçon Gemeinsam mit der jungen Frau begebe ich mich auf die Suche nach hoffnungsvollen Momenten. Und wir werden fündig. Der überraschende Besuch einer arabischsprachigen Bekannten. Das Gebet im arabischsprachigen Got-
O Heiland, reiß die Himmel auf,
tesdienst. Die sinnvolle Aufgabe, anderen beizustehen,
herab, herab vom Himmel lauf;
die in ähnlicher Situation als Flüchtlinge sind. Ab und zu
reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
scheint ein Lichtstrahl durch die dunklen Wolken.
reiß ab, wo Schloss und Riegel für. Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
Der Himmel auf Erden zeigt sich, wenn sich die Dinge
darauf sie all ihr Hoffnung stellt?
zum Guten wenden. Wenn Menschen aufeinander zuge-
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
hen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Der
komm, tröst uns hier im Jammertal.
Himmel zeigt sich überall da, wo die Hoffnung blüht. Wo
O klare Sonn, du schöner Stern,
Menschen sich versöhnen, da öffnet sich der Himmel.
dich wollten wir anschauen gern;
All das gibt es nicht nur irgendwann und irgendwo im
o Sonn, geh auf, ohn deinen Schein
Jenseits, sondern schon heute, hier und jetzt.
in Finsternis wir alle sein. Hier leiden wir die größte Not,
Der in Kassel lebende sudanesische Maler Zaki Al-Mabo-
vor Augen steht der ewig Tod.
ren hat mit dem Bild „Verbundenheit“ eine solche Szene
Ach komm, führ uns mit starker Hand
dargestellt. Zwei Menschen liegen sich in den Armen. Trös-
vom Elend zu dem Vaterland.
ten sie einander? Versichern sie sich zum Abschied ihre
Da wollen wir all danken dir,
Liebe? Versöhnen sie sich? Das Bild strahlt Wärme aus.
unserm Erlöser, für und für; da wollen wir all loben dich
Das Bild hat eine Geschichte. Es wurde einmal von
zu aller Zeit und ewiglich.
oben nach unten zerrissen. Die Welt war aus den Fugen geraten. War es ein Unglück? Hat es jemand mit Absicht zerstört? Der Künstler hat das Bild wieder zusammen-
Friedrich von Spee, 1622
ERFAHRUNGEN
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30 Jahre mit MS Aber es gibt ein „Dennoch“
Blaue Flüssigkeit tropft in meine Vene. So blau wie die Hibiskusblüten in unserem Garten. Mir wird übel. Kann ich jemals wieder im Juli diesen wunderschönen Busch ansehen, ohne Würgegefühle zu bekommen? Man macht mir Hoffnung auf eine verlängerte Gehfähigkeit. Ein Schlauch läuft an meinem Bein
Gesundheitswesens und geben sich
Jahr, in dem die Diagnose MS gestellt
entlang und mündet in einem Beu-
mit all ihrer Kraft und Zeit in ihren
wurde, hatte ich einige Monate zuvor
tel. Es riecht. Man macht mir Hoff-
Berufen ein. Und ich? Ich liege und
Jesus kennengelernt und ihm mein
nung auf trockene Kleidung. Stimmt.
liege und liege. Ich bin erstaunt, was
Leben anvertraut. Deshalb habe ich
Aber wer fragt nach meinem Ekel?
man alles vom Bett aus regeln kann.
von Beginn der Erkrankung an immer
Ein Joystick wird zu meinem stän-
Ich habe ein offenes Haus. Pflege-
alles Gott anvertraut, mein ganzes
digen Begleiter an meiner rechten
kräfte, Physiotherapeutin, Putzfrau,
Glaubensleben ist verknüpft mit der
Seite. Was für ein Wort. Freuden-
Kochfrau, Handwerker, Gärtner,
Krankheit und der biblisch-theolo-
stab. Kannte ich bisher nur in einem
Fensterputzer, Apothekenfahrer,
gischen Auseinandersetzung damit.
anderen Zusammenhang. Aber er ist
Postboten gehen ein und aus. Ich
Seit dreißig Jahren trainiere ich, zu
ein Hoffnungsträger: Raus aus der
muss nur zu den jeweiligen Zeiten
hoffen und zu warten. Im Römerbrief
Isolation, raus aus dem Hausarrest.
die Haustür, Kellertür oder Terrassen-
8, 24 heißt es ja auch: „Hoffen aber
tür offen stehen lassen und gezielt
bedeutet: noch nicht haben. Denn
Von einem Pastor wurde ich kürzlich
Schlüssel verteilen. Es ist ein funkti-
was einer schon hat und sieht, darauf
gefragt, ob ich noch Hoffnung habe.
onierender Mikrokosmos. Doch wie
braucht er nicht mehr zu hoffen.“
Wie bitte? Ich war so perplex, dass
lange habe ich noch die Kraft dafür?
Dieses „noch nicht haben“ bringt mich
mir gar nichts spontan dazu einfiel. Es war, als wenn ich gefragt würde, ob ich an die Auferstehung oder den dreieinigen Gott glaube. Im Nachdenken über diese Frage wurde mir jedoch klar, dass sie in meinem Fall
Hoffnungslosigkeit geht der Hoffnung voraus
verständlich und berechtigt ist. Wenn
Ich habe die Erfahrung gemacht und
immer wieder an meine Grenzen der
man den Verlauf meiner dreißigjäh-
stelle die These auf, dass der Hoffnung
Belastbarkeit, immer wieder durchlebe
rigen Krankheitsgeschichte mit MS
die Hoffnungslosigkeit vorausgeht.
ich härteste Zeiten der gedanklichen
hört, kann man sich wirklich fragen,
Sehe ich mir im Neuen Testament die
Anfechtung. Doch die größte Hilfe und
ob es auch nur noch einen Funken
Jünger nach Jesu Kreuzigung an, war
Trost dabei ist die Gewissheit der voll-
von Hoffnung gibt.
dort Verzweiflung und Hoffnungslosig-
kommenen Wiederherstellung in der
keit. Blicke ich auf die letzten dreißig
Ewigkeit. Das ist meine Kraftquelle,
Ich sitze seit einigen Jahren im Roll-
Jahre in meinem Leben zurück, gab es
tief eingepflanzt durch die Kraft des
stuhl und auch dabei gibt es noch ein
mit jedem Schub, mit jeder Verschlech-
Heiligen Geistes. n
Fortschreiten der Erkrankung. Medizi-
terung im Krankheitsverlauf Zeiten der
nisch gibt es keine Hoffnung auf Bes-
Verzweiflung, Depression und Resi-
serung. Und manchmal umhüllt mich
gnation. Ich kann auch nicht sagen,
tiefste Hoffnungslosigkeit, frisst sich
dass dies weniger wird. Ich bin „kein
in mich hinein wie Schwefelsäure.
alter Hase“, was die Krankheit angeht.
Anne-Katrin Rathje
Jeder Verlust einer Fähigkeit schmerzt
im Oktober 2016,
Viele Leser dieser Zeitschrift brennen
wie ein Nadelstich ins Herz. Aber es
Lehrerin für Pflege-
für eine Re-Christianisierung des
gibt ein „Dennoch“. Denn im gleichen
berufe, Sittensen
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ERFAHRUNGEN
… und was trägt mich? Jesus kommt in unsere Dunkelheit
Vor mir liegt eine 85-jährige Patientin. Sie war bisher immer gesund gewesen. Nun hat sie eine Erkrankung, bei der es zu kleinen Schlaganfällen kommt. Sie wird von anderen Menschen abhängig werden, ihre Orientierung und ihre Urteilskraft verlieren. In zwei Tagen ist Heiligabend. Als
Ärztin bin, meinem kurzzeitigen rich-
sind eingeschränkt. Für alles brau-
ich ihr das sage, antwortet sie bitter:
tigen Verdacht nicht nachgegangen?
che ich mehr Zeit. Fragen wie: „Was
„Was soll das für ein Weihnachten
Alle Symptome hätten gepasst. Aber
hast Du mir gerade gesagt?“, sind
sein, wenn ich so krank bin?“ – Ich
es schien mir zu unwahrscheinlich.
keine Ausnahme. Ich bin dünnhäu-
schaue sie an und bin betroffen.
Ich mache mir Vorwürfe. Die anderen
tig geworden.
Mir wird angesichts dieser Not
Ärzte sind wie ich – so kann ich ver-
ganz deutlich: Jesus wurde in die
geben. Denn ich weiß, wie es in mei-
Wieder wird Advent – die Zeit, in der
Dunkelheit als Gott und Mensch
nem Klinikalltag lief. Eine Diagnose
wir uns auf Heiligabend vorbereiten.
hinein geboren, um uns in unserer
zu verpassen geschieht schneller, als
Jesus kommt in unsere Dunkelheit.
Not zu begegnen. Diese Wahrheit
wir denken. Immer wieder. Ich weiß,
gilt gerade für Menschen wie dieser
was es bedeutet, viel zu arbeiten,
Ich bin dankbar, genieße, beobachte
Patientin. Ich finde Worte, die sie tief
trotz Schmerzen und Müdigkeit mei-
und freue mich über unsere Woh-
berühren, bevor sie wieder weg-
nen Dienst zu tun, viel zu schaffen
nung. Sie ist hell und der Balkon
dämmert.
und Hindernisse zu überwinden.
wird von vielen Vögeln besucht. Ich
Dieses Erlebnis liegt 10 Jahre zurück.
Eins ist sicher: Mit einer früher
gehen. Ich lege mich hin, wann ich
Nun werde ich durch die Anfrage der
gestellten Diagnose wäre ich nicht
will. Ich lache, weine, werde barm-
ChrisCare-Redaktion wieder gefragt:
die Person von heute.
herzig und immer ehrlicher. Ich
kann musizieren und in die Natur
lebe – denn Jesus ist heute schon
Was bedeutet Hoffnung für mich? Wie ist es nun nach der Behandlung?
bei mir. Es ist unwichtig geworden,
26 Jahre lang stellte ich mich wegen
Mein Leben hat sich sehr verändert.
wofür mich Gott das hat erleiden
verschiedener Beschwerden und
Es sind diffuse, sehr verschiedene
lassen. Gott ist da. Und das heißt
Schmerzen bei Ärzten vor. Im ver-
Beschwerden infolge der Grunder-
für mich: heute leben. Ich lebe heute
gangenen Jahr wurde der auslö-
krankung. Jede einzelne für sich ist
intensiver. Ich lebe nicht trotz des
sende Tumor gefunden und erfolg-
unproblematisch. Alle zusammen
Leidens. Ich lebe mit dem Leiden. Ich
reich entfernt. Ich bin dankbar dafür.
behindern meinen Alltag:
bin gewiss: Jesus war immer da. Ich
Gelegentlich holt mich die Vergan-
Morgens dehne ich zuerst meine
mit Hoffnung zu leben. Was ich der
genheit ein: Wäre die Diagnose
steifen und arthrotischen Gelenke,
Patientin damals zugesprochen habe
früher gestellt worden, wären mir
oft nur mit Schmerzen. Vorige
ist wahr: Jesus ist gegenwärtig. n
die vielen Jahre der Beschwerden
Woche habe ich meine Gehstützen
erspart geblieben. Ich hätte nicht so
zur Hilfe genommen. Gerade sprang
viel Zeit bei Ärzten verbracht. Warum
eine Zahnfüllung heraus – meine
habe ich für meine Veränderungen
Zähne schieben sich übereinan-
einfache Erklärungen bekommen?
der. Keiner kann sagen, wie lange
Mit einer genaueren Anamnese im
das andauern wird. Immer wieder
jeweiligen Fach hätten die Ärzte
Kopfschmerzen – ein diffuser Druck
Dr. med. Claudia
früher darauf kommen können. Und
– gehören zu meinem Tag. Meine
Schark, Fachbeirat
warum bin ich, obwohl ich selbst
Konzentration und Aufmerksamkeit
ChrisCare, Kassel
erlebe neu, was es bedeutet, heute
Perspektiven von Lesern für Leser „Für mich bede utet himmlisch e Perspektive in mei nem beruflich en Umfeld, dass ich nicht aufgeben mus s, wenn ich menschlich an meine Grenzen komme. Es gibt eine be gründete Hoffn un g zum Weitermachen. ...!“
eröffnen sich Perspektiven 4/2016 CHRISCARE 7 „Himmlische eutir psychotherap ne ei m in h ic m für äch mit wenn im Gespr schen Praxis, fällig oder mein Blick – zu en nt , ie Kl m eine onzekreuz fällt tellergroße Br nd ha s da f au – s gt. In gesucht n neben uns lie einen Tischche kl m ein de f au s da in geformt – m reliefartig hine e ub Ta ne ei t Kreuz is Lebens, der d Freund des un r fe el H er et: allgegenwärtig ein stilles Geb nschaue ist es hi h ic n en W . Hl. Geist gefällt!“ e Du, was Dir Komm und wirk en, skanerin v. Sieß a Rigel, Franzi kk be Re . M . Sr und Beratung che Therapie is em st Sy r fü Praxis
Ursula Hübel,
Inhaberin eine s Ambulanten s, Petersberg
Pflegedienste
für mich „Die ‚himmlische Perspektive‘ ist ben DER Unterschied zwischen Glau das auf und Nicht-Glauben und zwar t es da Ende des Lebens hin gesehen: Gib Nichts? Diese letzte e bloß empfangende Arme oder das ‚Nichts‘, gestaltet mehr Perspektive, ob ‚himmlisch‘ oder ag und entscheidet oder weniger bewusst meinen Allt e und was mir wirkdarüber, welche Prioritäten ich setz lich wichtig ist.“ ologin und Sozial-
Susanna Ehren-Meyjohann, The pädagogin, Ravensburg
Gott ete und b n e r e and t, die ich mit schenk r „Wenn e d , il B r rmitteln cke ode oder ve n Eindrü e r lä ls erk h das a uation finde ic eine Sit p m mt e , t o bek m ng geh Situa– man e iv wo es la t k e ott die p G s r ie e P w n, sche er davo himmli Schimm n !“ e in t le roßar ig einen k as ist g d d n u ht, ufering tion sie utin, Ka e p a r e th in, Ergo un-Mag a r B e ll Siby
„Die himmlische Perspektive in meinem beruflichen Umfeld hilft mir, der gestalterischen Verantwortung meiner täglichen Arbeit bewusst zu werden. Das motiviert. Die himmlische Perspektive hilft mir aber auch, meine Identität und Selbstwer tschätzung nicht vom beruflichen Erfolg abhängig zu machen. Das entlastet und schafft immer wieder Chancen für einen ‚Neu‘-Anfang im beruflichen Alltag.“ Jannes Elfgen, Krankenversicherungswesen
, Berlin
im Alter rsohn verstarb „Mein Schwiege mor. Ich an einen Hirntu von 26 Jahren vor seinem t helfen. Als er konnte ihm nich ht, wurde ste, wohin er ge Tod genau wus mmlischen Pers ung unserer hi mir die Bedeut u bewusst.“ pektive ganz ne r
rzt in eigene Ottenthaler, A en st ar C . ed m Dr. erdorf Praxis, Marktob „Himmlische Perspektiven in mei
nem
Praxisalltag sind, wenn Patiente
so ganz ‚nebenbei‘ für das Wor
n sich
t Gottes
öffnen, mich ansprechen auf eine n Artikel aus der ausliegenden Zeit schrift ChrisCare, wenn Patienten um Gebet bitt en und Wege der Heilung angestoßen werden, wen n ich friedensstiftend in interfamiliäre Konfliktsituatio nen hineinsprechen darf und über allem unser heiliger Dreieiniger Gott persönlich und konkret erfahrb ar/erfassbar wird. Wenn IHM zur Ehre Genesung geschieht. Ergänzend möchte ich die Gebetszeile aus den Losungen vom 27.10.16 anführen: Wenn ‚der HER R die Lasten vergangener Kränkungen von uns nimmt‘.“ Dr. med. Marita Schneider, Ärz tin in eigener Praxis, Bendestorf
e Perspekutet himmlisch „Für mich bede feld, dass beruflichen Um tive in meinem n, Vorgaben nschränkunge wir trotz aller Ei len Resng von finanziel wieder sowie Begrenzu der viele Dinge höpfer haben, Sc n ne ei n ce sour s den verschie s Menschen au un e di , nn ka n dieses heil mache Auch wenn ich nicht gelingen. en nd rü h G n te ei dens n kann, w ß ic er selbst erlebe m im t ch ni n ebunHeilwerde es Ganzes eing Tun in ein groß r se un . w bz n mei t und gibt mir als nur ein Tros r eh m ir m t is und den. Dies em mit Freude wieder von Neu g, Ta n de je t Kraf starten.“ Engagement zu ann, Chefarzt,
k Naum Dr. med. Fran
Woltersdorf
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TITELTHEMA
Himmlische Perspektive in meinem beruflichen Umfeld
„Gott fr
Vom 4.-6.11.16 traf sich der Hebammenworkshop von Christen im Gesundheitswesen. „Was bedeutet für mich himmlische Perspektive in meinem beruflichen Umfeld?“ Hier die spontanen Gedanken der Hebammen.
Gotn der Liebe trennen vo h ic m s, n n ig Zukünft e „Nichts ka iges noch rt ä w n e g e G eschöpf tes, weder anderes G in e ch o n Tiefes, n der letzte Hohes noch sen Wände ie d n o v n , der alle … und wen in Händen ch o d s e t er ha Pfeiler fällt, lt.“ Himmel hä
„Wenn : • die D ankbar Eltern keit de über ih r r g erade g nes Kin ebored aus ih ren Au tet. • de gen leu chr Mens ch als G gesehe anzes n wird. • ich Ze um Nö it habe te wah , r z u nehme so lebe n. • ich und ar beite, d Liebe u ass Go nd Wes ttes en sich tbar wir d.“
„Da ss G ott d öffn en H et fü imm r das einm el groß al b e Zi ei Ih Sein e l, m zu er e wig sein en H i n errli chke it!“
eut sich
, durch mich s einen“ elbst im F amilien KreißWesen zu ersc veränd heinen ert und . Sein bereich Situati ert die on. Jes Arbeits us in m ir :)“ saal „m
„Unter Gottes Schutz und Segen meine Arbeit zu tun – den Menschen, die mir anvertraut sind, Gottes Liebe weiterzugeben.“
: tstehen ngen en u d in b r ltern ie Ve d, den E sehe, w in h K ic n m n e dd rs „We esonde ltern un n den E ander, b in e r te n zwische rte ttern u und Hin den Mü ulturen K n u e als Paar, n e d ied gen az s versch rbindun e V e s auch au ie g und enn d rstützun . Und w te n n e d U n , ü ng gr mutigu noch die dass Er nd dann u n e dienen, h Gottes ntste ott und igkeit e d G n r e e b b e ü L spräche keit, Ge hren.“ Möglich art zu fü Gegenw
hen Umfeld em beruflic in e m in e iv die täglihe Perspekt nehmen in zu in e „Himmlisc in h s mit ten in Entr mich, Jesu Hilfe zu bit m bedeutet fü u n Ih – l a Augen im Kreißsa mit seinen re a a che Arbeit P / n e n. Frau n mitzugessituatione einen Sege n scheidung e n re o b e ug nd den Ne zu sehen u eben.“ ben in ihr L
f dem ugeborenen au Augen eines Ne Frieden ie „Die staunenden w erleben, ch der Geburt zu na r te ut M er in en Situation, Bauch se hilflich schwierig rts bu ge r ne ei in torisich ausbreitet . Die Kraft und Au n Raum betrete de s su Je it m wenn ich borener geht.“ um Tötung Unge es n en w n, ge tät, ‚Nein‘ zu sa
TITELTHEMA
„Das erste
4/2016 CHRISCARE
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„Da
und das le
tzte Wort,
fordernde auch in be n Situatio ruflich hera nen, ist ke usMenschen in Menschen meinung wort, kein und weist e in keine a nativlose usweglos Richtung, e s , o a n lt d e e rrn ist Gott heilendes es schöpfe , zugewan risches, dtes und li ebevoll tr oder Schw östendes eigen – se Reden in Da-Sein immer un d überall.“
s Re ich Got wir t (Ch riste es ist d Bot a, w n im sch afte o ic Ges h bi r an u n n, w dhe Chr Bot eil isti itsw sch stat afte e s en) t sin r fü r se d. Ic in R h bi eich n .“
ascht bin nicht überr „Dass ich e Entass manch darüber, d derholen. n sich wie wicklunge abe, dass offnung h H h ic s s a D ndlung wieder Wa es immer n wird.“ eren gebe zum Bess
er e mit mein ls Hebamm a rf a d h Ic „ n Familien nd Hilfe de u g n u tz tü er Unters Zeit nach d der ersten in rs e d n m so be manch al eiser sein – w g e W in e Geburt .“ ottes Liebe auch für G
„• Wen n sich E ltern b unbew ewusst usst ge oder au gen Pr ch scheide änatald n, da e ia g n o s s ti g k ar kein ent‚ihr‘ Kin Thema d anne ist, ob hmen. sie Hochbe • Wenn trieb im es trotz K r m e ißsaal, eist Frau ein dann, w en intr enn ein auterin die Ge en Fruc e burt an httod h steht, d at und deutlic a n n glücklic h ruhig er war herweis im Kre e ißsaal. ich Zeic Da spü hen de re s Himm els.“
vor urcht n Ehrf e m m ihnen ba die He henkte c il s e d ‚W n u 0: Gutes se 1,2 beit als ihnen ine Ar „2. Mo e r e m t r a t ü h und ge f atten, für mic undla r t G g Gott h r = o ott s , das inder.‘ mühe me. G e m b viele K a h b mic er e He m ich user d ruflich , in de die Hä freibe u z in m it m urcheite ih Friede stür d u u s a ich arb e H J ie n: n n ich d rgehe e zu tu n, wen Wohle Richtig e d g n in u r g zu b Heilun Familie egen, S ilien.“ m U m e. ür Fa f n e schreit t be
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INTERVIEW
Ewigkeit Auswirkungen auf die Gesundheit
Es vermag nicht, den Menschen von der Liebe Gottes zu trennen (Röm 8,38). Das ist die Hoffnung der Christen, das Leben hätte keinen Sinn ohne die Auferstehung. Mit die-
Kann sich die Ewigkeitshoffnung positiv auf die Gesundheit auswirken?
sem Ausblick kann der Alltag eines Menschen geprägt sein
Die Titelfrage kann ich klar mit ja beantworten. Soviel
Lebenskraft sind spürbar und können wachsen. Lebens-
vorweg. Unter welchen Voraussetzungen wird sich zeigen.
zufriedenheit mit dem, was man hat, ist ein Resultat der
Natürlich stellen sich weitere Fragen. Das Thema muss
Glaubenshaltung, was sich selbstredend auch auf die
differenziert angegangen werden. Was verstehen wir unter
Gesundheit bzw. bei Krankheit auf den Heilungsprozess
der christlichen Ewigkeitshoffnung? Welche Glaubenshal-
auswirken kann.
von Freude, Gelassenheit, Friede. Selbstvertrauen und
tung müsste eingenommen werden, wenn diese Hoffnung zum Tragen kommen soll? Was ist Gesundheit im Zusammenhang mit Religion/Spiritualität? usw.
Auf welches Ziel hin lebt denn ein solcher Mensch? In jedem Alter kann das heißen, die entsprechenden
Die christliche Grundlage
Ressourcen und Möglichkeiten zur Gestaltung des Lebens
Im Literaturteil meiner Dissertation1 wird die christliche
einzusetzen. Er ist im Prozess der Reifung, er versteht
Grundlage aus religionsgerontologischer Sicht beschrie-
etwas von dieser Lebenskunst. Er kann sich auf dem Weg
ben. Ralph Kunz fragt in diesem Zusammenhang nicht
zum Ziel innerhalb von Spannungsfeldern bewegen, wie
nur nach dem „guten Altern“, sondern auch danach, was
Gestalten und Loslassen, Autonomie und Angewiesen
eine „gute“ Religion ist bzw. wann eine gute Religion zum
sein, das Irdische (irgendwann) abzuschließen und das
guten Altern beiträgt. Eine kritische Religionsgerontologie
Himmlische antizipieren. Eine weitere Spannung ist die
sucht nach Wegen, wie krankhaftes Altern gelindert und
zwischen Integrität und Fragilität. Krankheit und Krisen
von einem normalen zu einem gelingenden, erfüllenden
oder zunehmendes Alter müssen nicht unbedingt einen
Altern geführt werden kann. Grundsätzlich kann Religion
negativen Sog bewirken und zu Angst und Hilflosigkeit
als Ressource für ein gelingendes Leben in jeder Alters-
führen. Sie können Selbstwert und Identität fördern,
phase dienen und auch gesundheitsfördernd wirken. Aller-
indem das jeweilige Erleben bewusst reflexiv eingeordnet
dings – werden wir später aus der empirischen Forschung
wird. Der Person geht es so auch gesundheitlich besser.
bestätigt finden – muss Religiosität intrinsisch (von innen heraus) und intensiv praktiziert werden.
Was heißt denn Gesundheit? Aus medizinischer Sicht könnte man vereinfacht feststel-
Der Mensch als spirituelles Wesen
len: Gesundheit ist das Schweigen der Organe. Sie funkti-
Bevor nun biblisch die Hoffnung auf ein ewiges Leben mit
onieren und wir nehmen nichts Störendes wahr. Gesund-
Gott zum Thema wird, muss sich der Mensch nicht nur
heit muss aber weiter gefasst werden. International wird
bio-psycho-sozial, sondern auch als spirituelles Wesen
von der WHO definiert: „Gesundheit ist ein Zustand des
wahrnehmen. Nach Karl Guido Rey führt Spiritualität
vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohl-
näher zum Geheimnis von Geburt, Leben, Sterben und
ergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder
Tod. Da geht es um die Nahtstelle, wo Wissen und Glaube
Gebrechen.“ Die Frage stellt sich nun, inwiefern Spiritua-
sich versöhnen, sagt er. Allgemein kann ein Göttliches
lität oder Glaube ihren Platz nicht auch in der Definition
anerkannt werden. Für Christen ist die Mitte des Glaubens
von Gesundheit einnehmen sollten. Ein relativ neuer
der persönliche Gott in Jesus Christus. Wer das akzeptiert,
Gedanke. Bis zum Ende der 1980er Jahre wurde nur der
wird etwas von der in der Bibel verheißenen Auferstehung
mögliche negative Einfluss von Religiosität, seine Bezie-
der Gläubigen nach ihrem Tod verstehen. Sie wird zur
hung zu Depressivität, Ängstlichkeit usw. untersucht. Erst
großen Hoffnung im Sinn von: Gott hat es gesagt, also
später, sagt Bernhard Grom2, hat die Klinische Psycho-
wird es auch geschehen. Diese Perspektive bekommt nur
logie das unterstützende Potenzial von Glaubenseinstel-
Gewicht, wenn der Mensch seine Endlichkeit frühzeitig
lungen wahrgenommen und erforscht. Bis 2011 war ein
anerkennt und sein Leben auf das viel größere Ziel der
Perspektivenwechsel feststellbar. Man spricht nicht mehr
Ewigkeit ausrichtet. Das Sterben ist dann die Einmündung
von Psychologie und Religion als Gegensatz, sondern als
in das ewige Leben. Deshalb können Glaubende dem Ster-
komplementäre Partner. Grom belegt positive Auswirkun-
ben mutig entgegensehen. Es weist über den Tod hinaus.
gen u.a. mit einer Studie. Fast 200 psychosomatische oder
INTERVIEW
4/2016 CHRISCARE
11
psychiatrische Patienten wurden untersucht. Resultat nach
MIKROEBENE
70 Tagen Behandlung: Die Stärke der Religiosität und ihrer
spirituelle Praxis im Fokus. Dass die erste Gruppe, die
Veränderung während der Therapie ließen in signifikan-
areligiösen Menschen dazu keine Angaben machen,
tem Ausmaß eine Verbesserung des subjektiven Wohlbe-
versteht sich. Vielleicht ist für sie eine Stimmung oder
findens und eine Verminderung der Symptombelastung
Beobachtung in der Natur Anlass für einen meditativen
vorhersagen3. Heute sind diese positiven Einflüsse gut
Gedanken. Möglicherweise auch Elemente aus östlichen
belegt und anerkannt.
Religionen. Die zweite Gruppe mit einem apersonalen
Auf der Mikroebene ist die private geistliche oder
Gottesbild sind Menschen, die sich für andere einsetzen;
Der Bezug zur Hoffnung auf die Ewigkeit?
für die Familie besonders wollen sie Vorbild sein. Gebet
Resultate aus eigener Forschung. Eine qualitative Studie
wird praktiziert, vor allem bei Problemen wird Gott um
mit 15 interviewten Personen und 10 unterschiedlichen
Hilfe angerufen. Intensiver und zielgerichteter gilt dies
Glaubenshaltungen hat folgendes ergeben: Grundsätz-
für die dritte Gruppe, die Menschen mit einer persönli-
lich können auf drei Ebenen je drei Gruppen von Men-
chen Gottesbeziehung. Bibellektüre, Andacht und Gebet
schen definiert werden.
sind Alltagspraxis und dienen zur geistlichen Erneuerung
MAKROEBENE
und zum geistlichen Wachstum. Das Leben soll umge-
Auf der Makroebene wird nach dem Nutzen oder Schaden
wandelt werden in das Bild Christi (Metamorphose)
von Religiosität/Spiritualität gefragt. Eine erste Gruppe ist
und das Ziel in der Ewigkeit erreicht werden. Das ist ihr
aufgrund schlechter Erfahrungen enttäuscht, irritiert und
Ausblick, ihre Perspektive, die sie stark macht, im Hier
ist deshalb der Meinung, Religion sei eine Lüge, unglaub-
und Jetzt mit Lücken und Unvollkommenheiten zurecht
würdig, inakzeptabel. Ihr Leben gestalten sie, ohne nach
zu kommen. Die Ewigkeitshoffnung ist die Kraft, der
Gott zu fragen. Die zweite Gruppe hat eine apersonale
Magnet, der sie hinzieht zur endgültigen Vollendung.
Sicht von Gott. Einige christliche Werte wie Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit usw. werden ins Leben integriert.
Zugegeben: Die drei Gruppen sind Typen, die nie in
Andere wie die Meinung über den Tod und danach werden
Reinkultur existieren. Jeder Mensch trägt Helles und
subjektiv und nicht christlich gefüllt. Die dritte Gruppe sind
Dunkles in sich. Und doch scheint die dritte Gruppe die
Menschen mit einer persönlichen Gottesbeziehung. Sie
Ressource des Glaubens am besten zu nutzen, wenn sie
wissen, was Gott für sie getan hat. In Jesus Christus sehen
dran bleibt, existenziell von „innen“ her, also intrinsisch
sie ihren Erlöser. Das Wort Gottes nehmen sie ernst. Sie
glaubt und die praktische Umsetzung auch übt – und übt.
glauben an die Auferstehung am Ende der Zeit und hoffen
Lebenszufriedenheit, Gelassenheit, besserer Umgang mit
auf die Ewigkeit in Gottes Gemeinschaft.
Lebenskrisen, schnellere Genesungsprozesse sind nur
MESOEBENE
einige gute Nebenerscheinungen dieser Haltung. Kann
Die Mesoebene spricht die institutionelle Praxis an. Die
die Ewigkeitshoffnung für die Gesundheit förderlich wir-
erste Gruppe akzeptiert weder generell Religion noch
ken? Ja, sie kann. n
deren Institutionen nicht. Kirche ist oft der eigentliche Grund der Ablehnung. Diese Menschen wenden sich ab. Für sie ist Kirche keine Option. Die zweite Gruppe glaubt an eine höhere Macht und einige christliche Werte werden hoch gehalten. Diese Menschen schätzen die Kirche mit ihren Angeboten. Der Gottesdienst wird besucht, aber die Bibel und die Predigt beeinflussen das Leben
Marti, Peter 2012. Das Zusammenspiel von Wohlbefinden und Lebenssinn in der Entwicklung zum Alter: Eine praktischtheologische Studie. Münster: LIT. 2 Grom, Bernhard 2012. Religiosität/Spiritualität – eine Ressource für Menschen mit psychischen Problemen: Psychotherapeutenjournal 3, 194-201. 3 Grom, 197 1
nur gering. Humanitäres Engagement liegt aber drin. Die dritte Gruppe sieht in der „Kirche“ nicht das Gebäude oder Kulturgut, sondern die Gemeinschaft von Christen. Sie sind die Kirche. Diese lebt durch die Teilnahme und
Dr. theol. Peter Marti, Bellach bei Solo-
Beiträge ihrer Mitglieder. Geben und Nehmen wie auch
thurn (Schweiz). Er engagiert sich in einer
das Zusammenleben in Liebe und Fürsorge sind selbst-
freikirchlichen Altersarbeit unter aktiven
verständlich. Sie sind eine Bereicherung. Hier werden
Senioren und als Seelsorger in einem
sie auch gelehrt und freuen sich auf das, was Gott für sie
Altersheim. Regelmäßig reist er nach
nach ihrem Tod vorbereitet hat.
Rumänien für Lehr- und Predigtdienste.
12
TITELTHEMA
Neu von der christlichen Hoffnung sprechen Zwischen Trauer, Wünschen und Zweifel Inmitten der religiösen und weltlichen
Frömmigkeit Homers an die Antike
gebildeten Minderheit, die Unsterb-
Hoffnungskonzepte der Zeitenwende
prägt, ist ja wohl auch im römischen
lichkeit der Seele vertritt, die Unzer-
reißt das Neue Testament hinein in
Imperium die dominante Haltung.
störbarkeit des individuellen Per-
eine umfassende, eine entschränkte,
Für die Christen dagegen wird der
sonenkerns, so wenig destruierbar
eine entfesselte Hoffnung. Ich kann
Tod von einer unüberwindbaren
wie mathematische Zahlen oder die
das Neue Testament nicht lesen, ohne
Grenzmauer zu einer geöffneten Tür.
Wahrheit des Denkens.
dem Glanz, der Freude und dem Zau-
„Wer will uns scheiden von der Liebe
ber dieser Hoffnung zu begegnen. Ich
Christi?“ (Römer 8,31)
kann darüber nicht klein denken. In
Im Neuen Testament begegnet uns mit dem Weg, der Passion und der
einer Menschheit, die mit dem unbe-
Die frühen Christen wissen sich aufs
Auferstehung Jesu von Nazareth,
wältigbaren, dem grausamen Tod in
engste verbunden mit der Hoff-
eine unabsehbar weite Hoffnungs-
tausend Gestalten zu kämpfen hat.
nungsgeschichte Israels, mit den
perspektive. Die Eigenart der
Verheißungen der Propheten, der
biblischen Hoffnung bleibt für mich
Das ist eine Entdeckung, die mit
Zuversicht der Psalmen. Der jüdische
unabsehbar reich, ebenso tröstlich
Jesus von Nazareth zu tun hat, mit
Glaube hat seine Hoffnungen auf den
wie anspruchsvoll. Das will ich nur
seiner Person und Verkündigung,
lebendigen Gott lange leben können,
nach drei Richtungen bedenken.
mit seiner Auferstehung und seiner
mit einer Beschränkung der persönli-
Eine Vertröstungsbotschaft? Gestei-
Würde als Kyrios. Muss man nicht
chen Erwartung auf den diesseitigen
gert durch eine nahe Erwartung
von einer Wende in der Geschichte
Segen. Erst in der Makkabäerzeit
des Reiches Gottes, das noch in der
des Todes sprechen? Schon Paulus
kommt eine Jenseitshoffnung zum
ersten Generation sich durchsetzen
arbeitet in seinen Briefen daran, den
Durchbruch, die in manchen Psalm-
wird? Der Verdacht ist seit Feuerbach
Christusglauben als ein Manifest
worten anklingt. Manche Gruppen
und Marx, seit Nietzsche und Freud
einer Grenzen sprengenden Hoff-
bleiben dieser Jenseitshoffnung
in die Moderne eingewandert. Ich
nung zur Sprache zu bringen. In den
gegenüber weiterhin skeptisch. So
lese das Neue Testament anders:
frühen Gemeinden zeigt der Apo-
die Sadduzäer, die eine konkrete
Das erhoffte Reich Gottes ist keine
stel, bei den ersten schmerzlichen
Erwartung mit einer Frage an Jesus ad
bloße Zukunftsmusik, sondern wirkt
Todesfällen, einen Unterschied auf
absurdum führen möchten. Welchem
heilend und verändernd bereits in
zwischen der hoffenden Trauer der
Mann soll denn eine Frau im Himmel
die Gegenwart hinein.
Christen und den andern, die Paulus
gehören, die sieben Mal verheiratet
charakterisiert als solche, „die keine
war? „Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift
„Das Reich Gottes ist schon mitten
Hoffnung haben“. (1 Thess 4,13) Und
kennt noch die Kraft Gottes“, gibt ihnen
unter euch.“ (Lukas 17,20) Das zeigt
der 1. Petrusbrief beginnt mit einem
Jesus zu denken. (Markus 12,24)
sich, in der Evangelien-Überlieferung,
Gotteslob für die „lebendige Hoff-
in der Vielzahl der Heilungsgeschich-
nung, durch die Auferstehung Jesu
Es ist höchst spannend zu verfol-
ten. Das erhoffte Gottesreich kommt
Christi von den Toten“, die einer Neu-
gen, wie sich die Christus-Hoffnung
schon jetzt Menschen zugute. Ist
geburt gleich kommt. (1 Petrus 1,3)
verhält zu Hoffnungs-Konzepten der
ein erfahrbares Geschenk. Das wird
antiken Welt. Was für Unterschiede
besonders deutlich in den johan-
Die frühe Gemeinde sieht sich
zwischen der Diesseitsreligion bei
neischen Schriften. Ewiges Leben
hineinversetzt in einen Prozess,
Homer und den Jenseitsverspre-
beginnt schon dort, wo die Liebe Got-
der hinausweist über die pagane,
chen der Mysterienreligionen! Und
tes geglaubt und beherzigt wird. „Du
auf das irdische Leben begrenzte
als eigenes Konzept die platonische
hast Worte des ewigen Lebens…“
Daseinsgestaltung. Was von der
Sicht, die, als Gewissheit einer
(Johannes 6,68), sagt Petrus zu Chris-
RUBRIK
4/2016 CHRISCARE
13
Hoffnung – große Bedeutung, gerade bei Verlust und Trauer tus. Und Christus selber beteuert:
nicht ausschließt. Schon jetzt werden
stiftet die Jenseitshoffnung immer
„Wer mein Wort hört und glaubt dem,
die seliggepriesen, die allen Bedräng-
neu zu irdischen Hoffnungen an: den
der mich gesandt hat, der hat das
nissen zum Trotz Wege des Friedens
runden Geburtstag erleben, die Taufe
ewige Leben.“ (Johannes 5,24) Das
und des Erbarmens suchen. (Mat-
des zweiten Enkels, das nächste
Ewige bricht ein in die zeitlichen Ver-
thäus 5,7) Auch dort, wo man das
Weihnachten, die Lösung eines lang
läufe, mitten in der Vergänglichkeit.
Ende der alten Welt nahe glaubt, wo
mitgeschleppten Familienkonflikts.
Das Unverlierbare, in der Zeit jenseits
es zunächst keine direkten Einfluss-
Den Hunger mildern, dem Unrecht
der Zeit. Aber auch bei Paulus gehört
möglichkeiten gegenüber den Cäsa-
widerstehen. Nirgends in dem
die Hoffnung zur neuen Schöpfung,
ren gibt, gilt der Auftrag zu einem
riesigen Werk Luthers findet sich der
die bereits begonnen hat: „Ist jemand
veränderten, von der Liebe geleiteten
Satz, der ihm so gern zugeschrieben
in Christus, so ist er eine neue Kre-
Miteinander. „Stellt euch nicht dieser
wird. Und er ist charakteristisch für
atur; das Alte ist vergangen, siehe
Welt gleich, sondern verändert euch
die irdische Umsetzung einer Jen-
Neues ist geworden.“ (Korinther 5,17)
durch die Erneuerung eures Sinnes.“
seitshoffnung: „Und wenn morgen
(Römer 12,2) Der Apostel verfolgt
die Welt unterginge, würde ich heute
Diese Gegenwart des Reiches Gottes,
Pläne, die ihn bis an die Grenzen der
ein Apfelbäumchen pflanzen.“
des ewigen Lebens, des Heils ermög-
bekannten Welt nach Spanien führen.
licht ein neues Handeln. Es bleibt
Das erhoffte Leben vertröstet nicht
nicht bei einer tatenlosen, genieße-
Im Epheserbrief ist sogar die Aus-
auf ein späteres Jenseits; auferstan-
rischen Seligkeit. Das Geschenk der
sage riskiert: Gott „hat uns mit aufer-
denes und ewiges Leben beginnt
Hoffnung führt in die Arbeit: beharrli-
weckt und miteingesetzt im Himmel
real im Diesseits und erweist sich in
ches, standhaftes Aushalten.
in Christus Jesus“. (Epheser 2,6) Vor-
irdischen Hoffnungen. Doch diese
1 Thessalonicher 1,3! Darum gehört
sichtiger der 1 Petrusbrief 1,3: „der
jetzt reale Trosterfahrung, die Glück-
die Hoffnung nach dem Neuen
uns neu geboren hat zu einer leben-
seligkeit der Hoffnung erlischt nicht
Testament auch in die Ethik, das neue
digen Hoffnung…“ Bemerkenswert,
im Tod. Sie wird keineswegs ausge-
Handeln. Die Bergpredigt skizziert ein
dass eine Theologin wie Hildegund
löscht oder zunichte gemacht. Was
neues Verhalten, das auf Gegenge-
Keul sogar ein Buch schreibt mit
wir erhoffen, ist auf eine Erfüllung
walt verzichtet, vom Auftrag zur Liebe
dem gewagten Titel „Auferstehung
angelegt. Der Weg der Gemeinschaft
auch die Widersacher und Feinde
als Lebenskunst“ (2014). Jedenfalls
mit Gott wird ein Ziel haben.
14
TITELTHEMA
Das ist eine Aussage, die von der
hat das Gottesgeschenk der Hoffnung
Kein Zweifel, das Neue Testament
Liebe inspiriert ist. Diese Hoffnung
nicht eine ebenso persönliche Seite
bietet uns einen Reichtum an Vollen-
hat einen mitmenschlichen, einen
wie das des Glaubens und der Liebe?
dungsbildern. Bilder einer erfüllten
altruistischen Kern. So viele im
Und darf es als egoistisch herab-
Individuation und einer erlösten
Scheitern abgebrochene Leben: die
gesetzt werden, das Geschenk der
Gemeinschaft. „Heute noch wirst
Unfalltoten, die Opfer der Kriege, die
glückseligen Erfüllung auch für mich
du mit mir im Paradies sein.“ (Lukas
offenkundig Gescheiterten, die früh
selber gelten zu lassen? „Wie sollte er
23,43) Da hören wir vom himmli-
von Krankheit verlorenen Kinder:
uns mit ihm (mit Christus) nicht alles
schen Fest- und Freudenmahl (Lukas
Sollte der Gott des Lebens sie von
schenken?“ Und spricht der aufer-
14) und von dem neuen Jerusalem
der großen Erfüllung ausschließen?
standene Christus nicht Menschen
(Offenbarung 21,2; Hebräer 12, 22),
Jürgen Habermas hat in seiner Frie-
ganz persönlich an? „Maria“, „Thomas“.
von der bergenden Heimat (Philipper
denspreisrede 2001 an diesen Ansatz
Sollte das in eine Illusion münden,
3,21), den himmlischen Wohnungen
erinnert: Hier äußere sich „der unsen-
was D. Bonhoeffer vor seiner Hinrich-
(Johannes 14). Von der „Gottesruhe“,
timentale Wunsch, das andern zuge-
tung bekennt? „Das ist das Ende, – für
zu der wir unterwegs sind (Hebräer
fügte Leid ungeschehen zu machen.
mich der Beginn des Lebens.“ (Nach
4,10). Von der seligen Freude. Vom Lob
Erst recht beunruhigt uns die Irrever-
Payne Best, Bethge, Dietrich Bonhoef-
Gottes ohne Störung und Missklang.
sibilität vergangenen Leidens – jenes
fer, 1967, 1037)
Die Hand Gottes, die uns aufnimmt.
Unrecht unschuldig Misshandelten,
Gerade das sehr anthropomorphe Bild
Entwürdigten und Ermordeten, das
Hier stecken heute besonders große
von der „Hand Gottes“ findet auch
über jedes Maß menschenmöglicher
Schwierigkeiten für ein Hoffnungs-
heute viel Anklang. Mein Leben: „Ich
Wiedergutmachung hinausgeht. Die
Vertrauen. Trotzdem möchte ich
kann es in Gottes Hand geben. Und
verlorene Hoffnung auf Resurrektion
zunächst formulieren: Christlicher
jetzt kommt das Ewige. Und auch das
hinterlässt eine spürbare Leere.“
Glaube vertröstet nicht auf das Dies-
liegt in Gottes Hand.“ (Margot Käß-
(2001, S. 49) Die Hoffnung auf eine
seits; sein Ziel ist auf eine persön-
mann, Adeo Magazin 2/2014, S.6) Ich
gemeinsame Erfüllung, hin zur „Auf-
liche wie gemeinsame Vollendung
finde solche Ziel- und Geborgenheits-
erstehung der Toten und das ewige
ausgerichtet. Aber wie von dieser
Bilder wichtig. In ihrer Vielfalt bieten
Leben“, ist keine bloß private Orientie-
Vollendung überhaupt und neu spre-
sie auch die Freiheit, keineswegs auf
rung. Sie richtet sich auf einen neuen
chen? Kommt die Hoffnung durch die
bestimmte Symbole festgelegt zu sein.
Himmel und eine neue Erde. (Jesaja
Sprache der Musik tiefer in die Seele?
65,17; 2 Petrus 3,13)
Gewiss wäre es wichtig, sich über
Bilder-Vorsicht oder auch Bilder-
die neuen Hoffnungslieder auszutau-
Verzicht. Mir gibt zu denken, was
Darf diese Hoffnung auch ganz per-
schen, von Kurt Marti („Der Himmel,
Freya von Moltke (1911- 2010) im
sönlich für das eigene Ziel, die erhoffte
der ist“, EG 153) und Arno Pörtzsch
hohen Alter geäußert hat: „Je älter
Glückseligkeit in Gott gewagt werden?
(„Du kannst nicht tiefer fallen“, EG
ich werde, desto weniger bildhaft ist
Oder steckt in dieser Erwartung auf
533). Oder auch die künstlerischen
meine Vorstellung vom Himmel. Ich
eine Vollendung des Erhofften eine Art
Gegenwartsversuche zu meditieren.
weiß immer weniger davon.“ (1994)
von privatem Egoismus? „Ich glaube
Die abstrakten Bilder Alfred Manes-
Das Bilder- Verbot in Bezug auf
nicht an eine individuelle Fortexistenz,
siers oder Andreas Felgers zum
Gott hat Folgen für die Sprache der
und ich möchte auch nicht in die Lage
Glaubensbekenntnis, die mir einiges
Hoffnungs-Ziele. Im Neuen Testa-
kommen, daran glauben zu müssen.
bedeuten. Ich bleibe, mit der Bibel
ment begegnen uns äußerst knappe
Ich empfinde das wie eine Krücke
und der reformatorischen Betonung,
Kernaussagen: „So werden wir bei
des Glaubens, aber eigentlich sollten
bei der Tragweite der Worte, auch der
dem Herrn sein allezeit“. (1 Thes-
wir ja gehen lernen, und ich möchte
Bildworte. Es geht dabei vermutlich,
salonicher 4, 17) „Dann aber von
gehen lernen, ohne mich dieser
wie im Hinblick auf das Gottesbild,
Angesicht zu Angesicht“. (1 Korinther
bürgerlichen Krücke zu bedienen.“ (D.
um die Spannung zwischen Bilder-
13,12) „Dennoch bleibe ich stets bei
Sölle, Gegenwind, 1995, 302) Aber
Vielfalt und Bilder-Verzicht.
dir“ (Psalm 73). Genügt das nicht?
TITELTHEMA
4/2016 CHRISCARE
15
Für das Ziel christlicher Hoffnung
Neu von der Hoffnung reden:
Osterpredigten nur vorläufig das
bietet die Bibel eine Vielzahl von
Das bedeutet für mich auch, neu
Phänomen der Auferstehung zum
Bildern, überschreitet aber zugleich
übersetzen, was die biblischen
Ausdruck bringen konnten.
alle äußeren Bilder. In dieser Span-
Erfüllungsbilder meinen. Ich bleibe
nung bewegt sich heute die Sprache
skeptisch gegenüber der Erwartung,
In den letzten Jahren spüre ich ein
der Hoffnung. Mit dem Mut, nach
die überkommenen Hoffnungs-
langsames, deutliches Zurückwei-
neuen Hoffnungsbildern Ausschau
sprachen durch eine neue Sprache
chen. Nach wie vor glaube ich, dass
zu halten. Jörg Zink überschreibt
zu ersetzen. Bei allem Respekt vor
die Osterhoffnung alle menschli-
den letzten Abschnitt seines Aufer-
einem heute denkenden Glauben.
chen Revolutionen überbietet. Denn
stehungs- Büchlein schlicht mit „Das
Der Geist gibt neue Worte ein; darin
nach jeder Revolution bleiben die
große Licht“ und sieht die Hoffenden
drückt sich der Pfingstglaube aus.
Friedhöfe erhalten, wie Ernst Bloch
als solche, „die nach einem langen
Aber zugleich schenkt er das Gehör,
gesagt haben soll. Der neue Himmel,
Weg zu Hause sind“. „Das Alter (bis
um das Verborgene, das Eigentliche,
die neue Erde, das Reich Gottes: ein
zum Sterben) ist nicht das Ende von
das oberflächlich Unkenntliche in der
Leben ohne Friedhöfe. Aber immer
allem, sondern nur der letzte Takt
Polyphonie des Überkommenen zu
mehr geht mir das Unzulängliche
einer Ouvertüre, und die eigentliche,
erhorchen, vielleicht zu übersetzen.
aller alten wie neuen Sprache auf.
die wunderbare Musik der Freiheit
Und zugleich: Das Unangemessene
fängt erst an.“ (Auferstehung, 2011,
Wie hat sich meine eigene Hoff-
der Hoffnungssprache beunruhigt
93.96 f.) Das klingt beinahe lyrisch.
nungssprache geändert? Früh hat sich
mich weniger als früher. „Unser Wis-
Für mich ist die Lyrik ein wichtiger Ort. Teile der Psalmen, das Hohe Lied, die prophetischen Rufe lassen sich nur als Theopoesie kennzeichnen. Das Gedicht von Marie-Luise Kaschnitz habe ich an den Anfang gerückt. Das bleibt in seiner Bescheidung doch eine grandiose Aussage. „Nur Liebe frei gewordne/ Niemals aufgezehrte/ Mich überflutend…“ Oder die gewaltige Hoffnungsmeditation in Ernesto
„Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Cardenals Strophen „beim Tod Thomas Mertons“. Der das alte Bild vom
mir die Überzeugung aufgedrängt,
sen“ wie unser Erkennen und wie
Sterben als Neugeburt aufgreift: „dies
dass mit Ostern eine Lebens-Wirk-
unsere Hoffnungssprache sind Stück-
natalis/ dieses pränatale Leben…/ die
lichkeit begegnet, die alle irdischen
werk. (1 Korinther 13,12) Und doch:
Gebärmutter verlassen/ Etwas, das
Wünsche übertrifft und überleuchtet.
„Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr
nicht absurd ist: sondern ein Geheim-
Gerade weil der Tod des Gottessoh-
hat je gehört solche Freude“ (Philipp
nis/ Tor, zum Universum geöffnet/
nes, der Kreuzestod Jesu so real
Nikolai, EG 147,3) n
und nicht ins Vakuuum…“ Oder in der
ist: Wie könnte sein Leben in Gott
äußersten Knappheit die Spuren der
weniger real sein? Das erschien mir
Hoffnung zu beschwören und kennt-
in den Osterszenen der Evangelien so
lich zu machen. Wie bei Rose Auslän-
aufregend wie in den Hoffnungsbrie-
der, „Die Auferstandenen“: „Wo sind
fen des Apostels Paulus. Und in den
/ die Auferstandenen, Die ihren Tod /
österlichen Gottesdiensten, in denen
überwunden haben, das Leben lieb-
diese überwältigende Hoffnung zum
Dr. Klaus Bümlein,
kosen/ sich anvertrauen / dem Wind,
Klingen kam. Und immer kam es mir
Oberkirchenrat i. R.,
Kein Engel / verrät / ihre Spur.“
so vor, als ob auch die großartigsten
Speyer
16
ERFAHRUNGEN
Gemeinsam schaffen wir das Abschieds- und Dankgottesdienst für Jörg Liebe Leser, in der ChrisCare-Ausgabe 2/2016 haben wir den Beitrag „45 Jahre verheiratet“ veröffentlicht. Jörg ist mittlerweile verstorben. Während des Abschiedsgottesdienstes wurde ein Brief verlesen, in dem Gedanken festgehalten wurden, zu denen Jörg während der Gespräche mit seiner Frau sagte: „Brigitte schreib das auf, halte das fest!“
mir immer, dass wir uns verstehen. Im Nachhinein bin ich froh, dass wir uns für eine Einrichtung entschieden haben. Sollen die doch hier die Arbeit haben, und wir können uns besuchen.“ Wir haben uns beinah täglich gesehen. „Brigitte, schreib das auf, halte das fest!“ – Brigitte hat das getan. Manchmal wörtlich, manchmal in Notizen, manchmal kurze Zeit später aus der Erinnerung und ihrem Verstehen heraus. Mit der Zeit lieh sie mir ihre Worte, weil ich selbst immer mehr nach Worten suchte, bis ich sie dann gar nicht mehr fand.
Liebe Wegbegleiter, heute kommt mein letzter Brief an euch. Brigitte hat mir dabei geholfen. Alleine hätte ich
Enge Freunde, immer wieder mittwochs besuchten sie
das nicht mehr gekonnt. Meine Demenz ist sehr schnell
mich, hielten an einem Mittwoch im August Worte von
vorangeschritten. „Gemeinsam sind wir stark.“ Das war
mir fest, weil ich wohl spontan eine bedeutungsvolle
ein Lebensmotto von uns. „Gemeinsam schaffen wir
Pose eingenommen hatte. Ich sagte: „Wir haben eine
das“, haben wir nicht selten zueinander gesagt. Das hat
Botschaft, die können wir euch gleich verkünden.“ „Wel-
Mut gemacht.
che denn?“, war natürlich ihre Frage. Pause. Dann antwortete ich nur, aber prompt: „Ihr seid aber neugierig!“ Wir
Im Oktober letzten Jahres bekamen wir die Diagnose
lachten gemeinsam und irgendwie war wieder einmal
Alzheimer: in dem Monat, in dem wir 45 Jahre verheira-
diese Freude im Raum, die man nicht machen kann.
tet waren. Wir entschieden uns, unsere Betroffenheit und unser gleichzeitiges Getragen sein mit anderen zu teilen.
Vielleicht hört ihr heute eine Botschaft heraus. Etwas,
Wir erlebten liebevolle Reaktionen und Begleitung in
was in euer Herz spricht, Worte die euch nachgehen. Ich
verschiedener Art. Danke dafür.
wünsche mir, dass Gottes Gegenwart spürbar ist und uns miteinander verbindet. Dieser Gottesdienst soll ein
Nach Ausbruch der Krankheit hatten Brigitte und ich noch
Dankgottesdienst sein, denn:
eine geraume Zeit, um uns zu verständigen, auch wenn die sprachlichen Einschränkungen zunehmend größer
• ein erfülltes Leben liegt hinter mir, eine berufliche
wurden. Ich habe das gespürt und zugleich gemerkt, dass
Aufgabe, die mich sehr erfüllt hat, die für mich zugleich
ich immer weniger behalten konnte. „Brigitte, schreib das
ein Auftrag war. Gott sei Dank.
auf, halte das fest!“, habe ich immer öfter gesagt.
• Auch für unsere geschenkten gemeinsamen Jahre als Ehepaar und Familie. Dazu die Enkel, die gleich um die
Gleich zu Beginn konnten wir noch gemeinsame Über-
Ecke wohnen, … Zuerst habe ich sie als Opa begleiten
legungen anstellen, Vorbereitungen treffen für die sich
dürfen und dann haben sie mich begleitet, einfühlsam
verändernde Zukunft. Am 23. Dezmber 2015 sagte ich zu
und liebevoll. Dabei gab es auch oft etwas zu lachen. Ich
Brigitte: „Wir sollten eine Einrichtung aussuchen – recht-
soll manchmal sehr lustig gewesen sein. Es war schön,
zeitig.“ Damit habe ich Brigitte verblüfft, sie damit aber
gemeinsam Spaß zu haben, zu spielen. Einmal hat Joah
auch erleichtert. Und noch mehr erstaunt habe ich sie, als
sich sogar ein Spiel ganz für mich ausgedacht. Das war
wir im Mai diesen Jahres auf der Bank im Garten der Ein-
schön. Und Silas hat immer öfter auf meinem Schoß
richtung für Menschen mit Demenz, St. Antonius, saßen
gesessen. Gott sei Dank.
und ich auf einmal sagte: „Es ist doch gut, dass wir uns
• für einen großen Schatz, den Brigitte und ich in den
immer wieder verstehen. Gott sei Dank. Das wünsche ich
Jahrzehnten unserer Ehe miteinander teilen durften:
ERFAHRUNGEN
4/2016 CHRISCARE
17
unsere gemeinsame stille Zeit am Morgen, das Lesen der Tageslosung und das gemeinsame im Laufe der Zeit freie Gebet. Was für ein Geschenk, was für ein Reichtum! •
Wir erfuhren: Ich bin immer bei euch! Gerade auch in
schweren Tagen, in der Demenzzeit, in schweren Momenten, wenn wir wie zwei traurige Gestalten des Weges gingen, fragend, unsicher. •
Dann geschah es – nicht 1x, nicht 2x, sondern immer
wieder: Wir nahmen die dritte lichtdurchflutete Gestalt
Opa im Himmel
auf dem Bild wahr und spürten: Wir sind nicht alleine auf dem Weg. Wir haben einen Begleiter: Jesus. Ich bin bei
Wir möchten Danke sagen mit einem Bild von Silas
euch alle Tage. Das galt nicht nur für die Jünger, die am
(7 Jahre), das er für seinen Opa ein paar Tage nach des-
Ostermorgen auf dem Weg nach Emmaus waren. Es gilt
sen Tod gemalt hat. Danke für die überwältigende, uns
auch uns. n
berührende und tröstende Anteilnahme! Es hat uns sehr bewegt, dass wir in einem so großen Kreis den Abschieds- und Dankgottesdienst miteinander
Mit dem Blick auf das Licht gerichtet, sagte Jörg wie
feiern durften. Silas Bild ist ein fröhliches Bild mit einem
aus heiterem Himmel Anfang April: „Morgen gehe
fröhlichen Opa im Himmel. Möge diese Zuversicht auf
ich dahin. Gratis.“ Hat Jörg gespürt, dass es bald sein
die himmlische Wohnung in unseren Herzen nachklingen
würde? Das Gedächtnis, die körperlichen Kräfte nahmen
und uns Flügel verleihen.
ab. Seine Gelassenheit, sein Humor, seine Zufriedenheit blieben. Gemeinsam schaffen wir das. Gemeinsam
Mit herzlichen Grüßen und tief empfundenem Dank
durften wir den Heimgang erleben, einen friedlichen
im Namen der Familie, Brigitte T.
Übergang und großen Frieden im Raum. Ich bin bei euch! – war spürbar. Danke. Silas (der jüngere Enkel) sagte zu seiner Mutter: „Wenn Opa stirbt und vor uns im Himmel ist, dann ist er doch schlauer als wir. Und wie finden wir ihn dann später im Himmel?“ – „Ach, Jesus wird das schon machen.“ Ja, Jesus „macht es“, wenn wir ihm vertrauen! ER ist bei uns alle Tage und sein Versprechen gilt: „Wer an mich glaubt, wird auferstehen!“ Nun bin ich gegangen, in der Hoffnung und der festen Zuversicht, dass Jesus ins Licht führt, in die Ewigkeit. Alle, die IHN aufnehmen und an IHN glauben. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. Wie hat ein lieber Freund gesagt: Das letzte Wort ist nicht „Good bye“ sondern „Hallo“. n Familie T. aus Paderborn
Abschied von Jörg
18
TITELTHEMA
Taufe mit 90 Ein großer Sportler lässt sich auf der Zielgeraden seines Lebens taufen Das Leben von Hans war das Leben eines Sportlers. Er blieb aktiver Sportler bis zu seinem Lebensende. Noch in diesem Jahr hatte er sich, wie jedes Jahr, wieder aufgemacht, in Zermatt Ski zu laufen. Ich habe manchmal in meinen Vorträgen über Männermedizin mit Hans angegeben und ihn als gutes Beispiel erwähnt. „Einer meiner Freunde fährt noch mit 90 Jahren alpinen Ski.“ Ein beeindrucktes Raunen des Auditoriums war mir sicher. Nun, nicht nur das Skifahren war seine Sache. Er war als junger Mann ein außerordentlich guter Leichtathlet. Er war so vielseitig, dass er sich die Königsdisziplin der Leichtathletik aussuchte, den 10-Kampf. Als exzellenter Sprinter wurde er als junger Mann Berliner Meister in der Disziplin des 100-m-Sprints. Ohne Doping lief er eine Zeit von 10,8 sec. Als Alterssportler wurde er sogar Weltmeister beim 200-m-Lauf. Vor 25 Jahren hatte ich Hans operativ behandelt, daraufhin entwickelte sich eine wertvolle Freundschaft zwischen
Schwamm aufsaugte. Ich glaube, er spürte dieses Loch
ihm, seiner Lebensgefährtin Ursel und mir. Hans hatte
in seiner Seele, das nur Gott selbst ausfüllen kann.
von Haus aus keine kirchliche Sozialisation erfahren. Bei ihm und seiner Lebensgefährtin war jedoch im Alter
Manchmal erzählte er, dass er das Leben, er war Ingeni-
ein großes Interesse an Kirche und Glauben erwacht.
eur gewesen, wie ein Techniker sieht und wenn er in Zer-
Auf der oben erwähnten letzten Ski-Reise kündigte ein
matt auf den Bergen in einer Kapelle zur Ruhe kam, dann
schmerzloser Ikterus eine maligne, finale Erkrankung an.
dankte er dem ganz großen Techniker, der diese wun-
Die Ski-Reise endete mit einem Krankentransport von der
derbare Welt gemacht hat. Nun verschlimmerte sich sein
Schweiz nach Hamburg. Seine Lebensgefährtin pflegte
Zustand deutlich und, um es sportlich zu sagen, nahm er
und versorgte ihn liebevoll.
die letzte Kurve seines Lebens und befand sich auf der Zielgeraden. Ihm wurde dies mehr und mehr bewusst.
Häufig hat Hans gesagt, wenn es um den Glauben ging: „Eigentlich bin ich noch ein Heide.“ Er bewun-
Ursel und ich hatten uns häufiger ausgetauscht und
derte unser Wissen über das Thema. Wir sagten ihm
noch einen gemeinsamen Wunsch für Hans. „Wie schön
dann: „Hans du bist schon viel weiter, du hast einen
wäre es, wenn Hans sich noch taufen ließe.“ Ich nahm
viel größeren Glauben als du denkst. Auf Wissen
mir ein Herz und fragte Hans, der mittlerweile kaum
kommt es nicht an, sondern auf Vertrauen.“ Hans
noch gehfähig war: „Hans, falls du dich doch noch
und Ursel besuchten fast alle unsere Patientengot-
taufen lassen möchtest, gib uns Bescheid. Wir fragen
tesdienste, die seit 2008 in Hamburg stattfinden. Wir
Pastor Dr. Steffen, der wird es sicherlich machen. Stell
erlebten gemeinsame Wochenendseminare für chro-
dir das mit der Taufe so vor: Gott streckt dir die Hand
nisch Kranke und deren Angehörige in Kloster Nüt-
seiner Liebe entgegen, lädt dich ein und bietet dir seine
schau. Hans und Ursel gehörten auch seit Jahren zu
Freundschaft an. Dein kleiner Glaube reicht ihm aus! Mit
unserem Praxiskreis, einer Selbsthilfegruppe, die von
der Taufe ergreifst du diese Hand und empfängst seine
einem evangelischen Pastor in meiner Praxis geleitet
Gnade und Vergebung.“
wird. Selten habe ich einen so aufmerksamen Seminarteilnehmer wie Hans erlebt! Ich hatte manchmal
Einige Wochen später bekam ich während meiner
den Eindruck, dass er jedes Wort wie ein trockener
Sprechstunde eine SMS von Ursel: „Oh je, er will sich
RUBRIK
4/2016 CHRISCARE
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Glosse Himmlische Perspektive – die eine reicht! „Betrachtungsweise von einem Standpunkt aus“ – das ist Perspektive. Doch ob eine Betrachtung weise ist, hängt von der Position ab, woher sich der Blickwinkel ergibt. Wie ist es in Bezug auf unser Thema? „Himmlische Perspektive“ erlaubt zwei Deutungen: 1. Sicht auf den Himmel von der Erde aus. „Brüder, überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen.“ (Muss er das?) Die jeweilige Sicht, die man aufs Überirdische hat, hängt von der Brille ab. Jeder stellt sich den Himmel anders vor, weil er eine andersfarbige Brille aufhat, und nennt seine Sicht den Durchblick. Nach gelegentlichem Brillentausch sieht der Himmel bunter aus. Aber: „Nichts Gewisses weiß man nicht.“ Wissen müssten es alle, die schon dort waren. Für sie hat „himmlische Perspektive“ die Bedeutung Nummer 2: Sicht auf die Impression von der Taufe
Erde vom Himmel aus. Etliche Menschen haben eine Nahtod-Erfahrung gemacht und himmelnah so viel Licht
taufen lassen.“ Gestützt von Freunden wurde Hans
und Liebe erlebt, dass sie nicht wieder zur Erde wollten.
abgeholt. Es war das letzte Mal, dass er die Wohnung
„Vom Himmel hoch, da komm‘ ich her.“ Dennoch, ganz
verlassen konnte. Auf meiner Geburtstagsfeier wurde er
im Himmel waren sie nicht. Das war nur einer, und der
von Pastor Steffen getauft, es war mein 60. Geburtstag.
wollte zur Erde. Seit Jesus in der Krippe ankam, ist die
Ein größeres Geburtstagsgeschenk hätte ich mir nicht
himmlische Perspektive geerdet. Beide Sichten sind
vorstellen können. Hans war sehr glücklich, obgleich er
zusammengeführt! Mit Jesus kamen Licht und Liebe –
an diesem Tag keinen Bissen von den leckeren Speisen
und der Durchblick, wie uns zu helfen ist: indem alle, die
mehr essen konnte.
an ihn glauben, ewiges Leben = himmlische Perspektive haben – nicht nur zukünftig, sondern gegenwärtig. Mit
Am nächsten Tag war das Erste, was er der Kranken-
Jesus erfahren Menschen zu allen Zeiten die Perspektive
schwester, die ihn pflegte, sagte: „Ich muss Ihnen erst
des Himmels: „Und wir sahen seine Herrlichkeit, voller
einmal etwas erzählen: Ich bin jetzt getauft!“ 3 Wochen
Gnade und Wahrheit“ (aus Joh. 1). Wer bis zur Schwelle
später durfte ich auf seiner Beerdigung seinen Nachruf
des Todes keine Perspektive hat, also keine Aussicht für
halten. Ich schloss mit den Worten: „Lieber Hans, du
die Zukunft, für den wird es höchste Zeit! Gäben wir ihm
lieber Freund, du bist uns jetzt ein stiller Zeuge deines
irdische Perspektiven, die ihn bis zum Grab beschwichti-
Glaubens! Du schaust jetzt schon, was du geglaubt hast
gen sollen, wären wir todbestätigend unbarmherzig. Er
und rufst uns allen zu: ‚Ergreift die Hand der Liebe Got-
braucht himmlischen Ausblick, um zukünftige Orientie-
tes, damit wir uns alle wiedersehen können!‘“ n
rung zu finden. Alle, die gläubig leben, haben eine Sicht vom Himmel her: sie denken geistesgegenwärtig zukünftig. Sie können die Erde und das Ende gelassener annehmen. Wieviel leichter noch das Ende meiner Glossen. n
Dr. med. Volker Brandes, Facharzt für Urologie in einer Praxisgemeinschaft, Vorstand Christen im Gesundheitswesen, Hamburg
Dr. med. Günther Riedl, Uelzen
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TITELTHEMA
Dennoch Leben entfalten aus himmlischer Perspektive Auf dem Balkon vor unsrer Küche essen wir gerne, dort trocknet Wäsche und in einer Ecke ist Platz für Blumen und Kräuter. Dort hängt auch ein Vogelfutterhäuschen, das viele Vögel aus dem Innenhof mit Sonnenblumenkernen zu uns lockt. Die Vögel hatten sich durch ihr temperamentvolles Speisen im letzten Winter großartig darum gekümmert, dass in mehreren Blumenkästen Sonnenblumen anwuchsen – eine besonders hohe konnte ich von der Küche aus gut bewundern. Die Knospe war schon recht groß und schwer, als ein heftiger Wind über unseren Balkon fegte und den Stängel abknickte. Bedauernd nahm ich innerlich Abschied von der Blüte, auf deren Schönheit ich mich für die Sommerwochen gefreut hatte. Einige Zeit später stellte ich zu meinem Erstaunen fest,
Meine Blume hatte nichts von ihrem Ziel eingebüßt
dass die vermeintlich abgestorbene Blume, die ich noch nicht entsorgt hatte, ihre Blüte öffnete und trotz
Vielleicht hilft uns dabei gesungenes Gebet, bei dem in
geknicktem Stängel ihr hübsches Gesicht Richtung Hof
jubelndem Dank auch nachdenkliche, schwerere Moll-
und Nachbarschaft öffnete. Die abgeknickte Stelle am
Klänge ihren Platz finden, so wie in Taize Gebeten oder
Stiel war geheilt und trotz hässlicher Wunde und der
messianischem Lobpreis.
180°-Umleitung hatte „meine“ Blume nichts von ihrem Ziel eingebüßt, zu blühen und später durch ihre Samen
Gott erhält und schützt
wieder Vogelfutter anzubieten und auch die kommende
scheinbar Zerstörtes
Generation Sonnenblumen vorzubereiten.
schwer Verwundetes fast Leblosem haucht er seinen Atem ein, den „Ruach
Mich erinnert dieses Erleben an einen Satz aus dem Buch
Elohim“, den heiligen Geist
Jesaja 42,3: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen,
und belebt dadurch neu.
und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“
So können wir Dankbarkeit empfinden trotz Brüchen Hoffnung bewahren trotz Schmerz
Dort wo Brüche und Zerbrüche in unserem Leben sind,
Glauben leben in dunklen Phasen.
oder im Leben derer, die wir begleiten, muss das nicht das endgültige AUS sein. Gott hat in seiner Liebe, sei-
Gottes Kraft, die durch seinen Geist in uns wirkt, öffnet
ner Zuwendung und seiner Macht alle Möglichkeiten,
eine Tür zu dieser vermeintlichen Unmöglichkeit und
seine Heilungskraft in uns zur Entfaltung zu bringen.
schafft innerlich Raum, aus himmlischer Perspektive
Wir können blühen und anderen Freude bereiten, trotz
unser Leben zu entfalten. n
Bruch. Wir können Frucht bringen und Neues stiften trotz tiefer Verletzung oder Krankheit. Unser Gott schützt und erhält. Claudia Elwert, Karlsruhe, PhysiotheDas, was Gott an unzerstörbarem Potential in uns gelegt
rapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für
hat, das bewahrt er, so wie er den glimmenden Docht
Gesundheit-Therapie-Heilung (ZfG),
nicht erlöschen lässt und das geknickte Rohr nicht zer-
Karlsruhe, Mitglied im bundesweiten
bricht. Im Blick darauf können wir uns einlassen auf ein
Leitungskreis von Christen im Gesund-
vertrauensvolles oder auch trotziges DENNOCH.
heitswesen e.V.
FORSCHUNGS WELTEN 2017 2. – 3. MÄRZ 2017 RUBRIK
4/2016 CHRISCARE
UNIVERSITÄT TRIER
Innovationen in der Pflege (-forschung) Kontakt und weitere Informationen:
www.forschungswelten.info hpsmedia | Raun 21 | D-63667 Nidda | www.hpsmedia.info | ++49 (0) 6402-7082660
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Blickpunkt
Lebenskunst ist nicht nur zu wissen, dass Gott mich liebt, sondern auch so zu leben.
ChrisCare
C. Montaigne
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IMPULS
Kontemplatives Beten – Kraftquelle für den Berufsalltag Kontemplation im religiösen Sinne ist schweigendes Beten. Doch nicht jede Form des schweigenden Gebets ist kontemplativ.
Ein Nachhall dieser Erfahrung findet sich noch in der Moderne: „Warum wirkt der Anblick des Vollmondes so wohltätig, beruhigend und erhebend?“, fragte im 19. Jahrhundert Arthur Schoppenhauer. Und er gibt eine
Wie der Duft des Parfüms
Antwort, die nach wie vor gut nachvollziehbar ist: „Weil
Der im 12. Jahrhundert lebende Kartäuser Guigo II.
der Mond ein Gegenstand der Anschauung, aber nie
unterschied vier Formen des schweigenden Gebets:
des Wollens ist: ‚Sterne, die begehrt man nicht. Man
die geistliche Schriftlesung, die Meditation, das (Her-
freut sich ihrer Pracht.‘“ Damit ist ein wichtiger Aspekt
zens-)Gebet und die Kontemplation. Die Feinheiten
benannt: Kontemplation ist zwecklos und gerade des-
dieser Unterscheidungen sind nach wie vor noch hilf-
halb mit Freude verbunden. Wir erfreuen und an dem,
reich und klärend. Vor diesem Hintergrund erscheint
was in sich selbst gut und schön ist. Über dieser Freude
die Aussage, Kontemplation sei „ungegenständliche
vergessen wir uns selbst, unsere Sorgen und Nöte.
Meditation“ als ungenau. Es ist weniger die fehlende
Der Anblick des Vollmondes ist nach Schoppenhauer
„Gegenständlichkeit“, durch die sich die Kontemplation
wohltätig und beruhigend, weil letzterer erhaben sei
von der Meditation unterscheidet, sondern eher die Art
und uns deshalb erhaben stimmt. Und er präzisiert mit
und Weise des Vollzugs.
melancholischem Unterton: Das sei so, weil der Mond „ohne alle Beziehung auf uns, dem irdischen Treiben
Franz von Sales, der zu Beginn der Neuzeit die älte-
ewig fremd, dahinzieht, und alles sieht, aber an nichts
ren Quellen zusammenführte und für die kommenden
Anteil nimmt. Bei seinem Anblick schwindet daher der
Jahrhunderte prägte, veranschaulicht den Unterschied
Wille mit seiner steten Not aus dem Bewusstsein, und
zwischen Meditation und Kontemplation durch ein
lässt es als ein rein erkennendes zurück.“
eingängiges Bild: „Die Meditation ist vergleichbar mit demjenigen, der nacheinander und je für sich den Duft
In dieser Idealisierung „reiner Erkenntnis“ zeigt sich
der Nelke, der Rose, des Rosmarins, des Thymians, des
die ferne Nähe kontemplativer Erfahrung zur natur-
Jasmins und der Orangenblüte einatmet und verkostet.
wissenschaftlichen Himmelsbetrachtung. Religiös
Der Kontemplative gleicht hingegen jenem, der den
geprägte Kontemplation und wissenschaftliche For-
Duft des Parfüms genießt, das aus all diesen Blumen
schung haben eine gemeinsame Herkunft. Bei den Pio-
besteht. In einer einzigen Empfindung nimmt er die
nieren abendländischer Philosophie und Naturwissen-
eins gewordenen Düfte auf, die der andere gesondert
schaft, bei Thales von Milet und Phytagoras schwingt
und getrennt wahrgenommen hatte. Ohne Zweifel ist
noch beides ineinander. Der kontemplativ-verweilende
dieser eine Duft, der aus der Mischung all dieser Düfte
Blick nach oben lässt Gesetzmäßigkeiten erkennen, die
entstanden ist, süßer und köstlicher als die einzelnen
sich einem flüchtigen Blick entziehen. Er erfreut und
Düfte, aus denen er zusammengesetzt ist.“
fasziniert. Und er bewegt dazu, sein Leben nach dieser Prägung zu formen.
Der ruhende Blick Kontemplieren heißt, beim Wortsinn genommen,
Schau der ewigen Ordnung
achtsames und gesammeltes Schauen. Es geht um den
Die biblische Tradition teilt diese Erfahrung. Auch sie
geeinten und ruhenden Blick. Religionsgeschichtlich
sieht im Glanz des Himmels Gottes Herrlichkeit (Ps
gesehen richtete sich dieser Blick zunächst buchstäblich
19,2). Hier wird eine ewige Ordnung sichtbar, die sich
nach oben. Kontemplation war ursprünglich Himmels-
deutlich vom Chaos der menschlichen Geschichte
betrachtung. Der nächtliche Sternenhimmel wurde als
abhebt. Im Raum der Bibel findet diese kontempla-
die sichtbare Seite von Gottes Wirklichkeit wahrgenom-
tive Urerfahrung jedoch eine andere Fortsetzung. Die
men, die der Verfügung des Menschen entzogen ist.
Geschichte von den Sterndeutern im Matthäusevan-
An dieser Wirklichkeit partizipiert man nicht handelnd,
gelium erzählt von dieser Alternative. Es ist die kon-
sondern schauend. Wer sich auf sie ausrichtet, sich ihr
templative Schau, die die fremden Weisen auf den
aussetzt, wird von ihr geprägt.
Weg bringt. Sie allein haben am ewigen Himmel den
IMPULS
4/2016 CHRISCARE
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unscheinbaren Anfang der neuen Wirklichkeit erblickt.
Gestalt. Mit ihren mitgebrachten Präsenten werden sie
Und sie machen sich auf den Weg, diese Wirklichkeit auf
ganz präsent am Ort, wo Gott sich geheimnisvoll verge-
Erden zu finden. Ihr Weg führt über Jerusalem, wo sie
genwärtigt. Hier verwandelt sich ihre Himmelsbetrach-
in ein gefährliches Stimmengewirr hineingeraten. Sie,
tung zur Kontemplation des Himmels auf Erden, zur
die so genau zu sehen verstehen, lernen in Jerusalem
schweigenden Anbetung vor dem Menschgewordenen.
genau hinzuhören. Was ihnen den Weg weist, ist das verheißungsträchtige Schriftwort. Anders als die Schrift-
Er geht nun dorthin, wo Gottes neue Wirklichkeit auf
gelehrten, die von der Verheißung nur wissen, aber sich
Erden sichtbar wurde und wird. In einem bestimmten
nicht von ihr bewegen lassen, nehmen sich die Stern-
Sinne ist diese Schau „ungegenständlich“. Jesus selbst
deuter das Wort zu Herzen. Sie meditieren es und lassen
verwendet dafür das Bild des Wachens in der Nacht.
sich von ihm leiten. So finden sie zum Ziel ihrer Suche.
Der Hausherr oder Bräutigam lässt auf sich warten,
An einem wenig verheißungsvollen Ort entdecken
seine Ankunft verzögert sich. Die auf ihn Wartenden
und sehen sie das Verheißungsvolle in unscheinbarer
können ihn nicht sehen und können nichts tun – außer: präsent und aufmerksam zu bleiben, damit sie seine Ankunft nicht verpassen, um da zu sein, wenn ER kommt. Damit sie trotz der Nacht und trotz der „Ungegenständlich-
Wie sieht die Praxis aus?
keit“ des Kommenden ausgerichtet bleiben, ist ihnen, wie der Braut und Hohelied,
1. Nimm´ dir jeden Tag eine ungestörte Zeit an einem
der Name des Kommenden gegeben, in
Ort, der hilft, sich zu sammeln und zur Ruhe zu kommen,
dem sich die Sehnsucht nach ihm verdich-
z.B. vor einer Kerze oder einer Ikone o.ä.
ten kann.
2. Achte auf Deinen Sitz (entspannt und aufgerichtet) und Deine Atmung (nur beobachten, nicht beeinflussen)
Ganz Auge und Ohr
3. Beginne die Zeit bewusst durch deine Hingabe an
Die kontemplative Erfahrung, die sich
Gott, z.B. mit dem Gebetssatz: „Diese Stunde schenke
dadurch eröffnet, entdeckt den Kommen-
ich dir. Das ist meine Hingabe. Ich bin für dich da.“ (ohne
den als Gegenwärtigen. Wer selbst ganz
konkreten Zweck, absichtslos)
präsent, ganz Ohr und Auge wird, kann
4. Es geht nicht um Anstrengung oder Leistung, sondern
gewahr werden, dass Gottes geheimnis-
um Einüben in das Loslassen und einfaches Sein vor Gott,
volle Gegenwart bei ihm ankommt und
liebendes Zusammensein und Gemeinschaft mit Ihm.
ihn wie einen bergenden Mantel umfängt. Diese Erfahrung entzieht sich dem zergliedernden Nachdenken, dem auf einzelne
Bettina Gundlach
Blumen und Düfte ausgerichteten Meditieren, das sie vorbereiten kann. Sie ist nicht zu machen, sondern stellt sich geschenkhaft ein. Man kann sie allerdings einüben: Buchempfehlung zur Praxis: Kontemplative Exerzitien. Eine Einführung in die kontemplative Lebenshaltung und in das Jesusgebet. Franz Jalics. Echter Verlag Würzburg. Ein praktisches Übungsbuch, in dem der Autor in zehn Einheiten Schritt für Schritt zur unmittelbaren Erfahrung der Wirklichkeit Gottes führt, seiner Gegenwart.
durch schweigende Sammlung und Vergegenwärtigung der Gegenwart Gottes, durch die Ausrichtung der Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick, durch das Gebet des Herzens. n
Von Simon Peng-Keller. Aus: Einfach leben, Themenheft: Spirituelle Wege 8/2011, 18-19
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CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS
Christlicher Gesundheitskongress Unsere Leser gestalten den nächsten Kongress Liebe Leserin, lieber Leser, künftig finden Sie an dieser Stelle Aktuelles zu den Christlichen Gesundheitskongressen, mit denen ChrisCare seit seinem Erscheinen 2010 eng verbunden ist. Unser Magazin entstand, weil die Besucher der Kongresse auch zwischen den zweijährigen Treffen die Themenvielfalt christliche Spiritualität und Gesundheit bewegen wollten.
lisch fundiert ist und die unterschiedlichen Erfahrungen im christlichen Heilungsdienst reflektiert; 2. Den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand zum Einfluss von Spiritualität und Religiosität auf Krankheit und Gesundheit verständlich machen und praktische Konsequenzen davon ableiten; 3. Christen, die im Gesundheitswesen in den verschiedenen Arbeits- und Verantwortungsbereichen tätig sind,
Magazin und Kongress pflegen seitdem eine enge
durch Praxiserfahrungen und Leitlinien ermutigen, den
Partnerschaft. Diese zeigt sich künftig auch auf diesen
Berufsalltag auf der Grundlage des christlichen Glaubens
Seiten: Informationen zum nächsten Kongress, Porträts
aktiv zu gestalten;
von Mitwirkenden, Rückblicke und ein Überblick über die Medienberichterstattung zu den Kongressen. Wer
4. Den christlichen Gemeinden umsetzbare Konzepte
ChrisCare liest, wird noch besser mit den Kernanliegen
anzubieten für die Begleitung kranker Menschen sowie
der Christlichen Gesundheitskongresse vertraut sein.
für vielfältige heilende und ehrenamtliche Dienste;
Wir möchten Sie als Leser von ChrisCare gewinnen, den
5. Mitarbeitende aus Gesundheitswesen und Gemeinde
nächsten Kongress aktiv mit vorzubereiten.
inspirieren, die modernen pflegerischen, therapeutischen und medizinischen Erkenntnisse zu verbinden mit dem
Beteiligen Sie sich darum an der Umfrage im Internet
kirchlichen Glaubens- und Erfahrungsreichtum im Sinne
zum 5. Kongress, verbunden mit Vorschlägen zum 6. Kon-
einer christlich fundierten Heilkunde;
gress, der Anfang 2018 stattfinden wird. 9 Fragen, die in nur fünf Minuten beantwortet werden können. Sie helfen
6. Das Zusammenwirken von Gesundheitswesen und
uns erheblich in der Planung des nächsten Kongresses,
Gemeinden fördern und anhand von Modellerfahrungen
wenn Sie an der anonymen Befragung teilnehmen. Wenn
Möglichkeiten gegenseitiger Befruchtung aufzeigen;
der Kongress für Sie neu ist, sind für Sie besonders die Fragen 8 und 9 hilfreich, siehe:
7. Im Blick auf die ethisch und ökonomisch zu verantwortende Weiterentwicklung der Strukturen unseres
www.christlicher-gesundheitskongress.de
Gesundheitswesens die christliche Stimme verstärken. P.S.: Geben Sie uns gerne Ihre Mail-Adresse, wenn Sie
Der Kongress und seine Ziele:
die Kongress-Newsletter interessieren! n
Der Kongress möchte Fachwissen vermitteln, ermutigen, vernetzen, Impulse für Initiativen und Projekte geben u.v.a.m.
Unsere Ziele sind:
Günther Gundlach, Geschäftsführer von
1. Ein ausgewogenes theologisches Verständnis vermit-
Christen im Gesundheitswesen und des
teln zu Krankheit – Heilung – Gesundheit, welches bib-
Christlichen Gesundheitskongresses.
CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS
4/2016 CHRISCARE
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Teilnehmer zum 5. Kongress in Kassel 4/2016: Im Namen aller Mitarbeiter des Klinikums, die am 5. Christlichen Gesundheitskongress teilgenommen haben, möchte ich Ihnen herzlich für die sehr gelungene Veranstaltung danken. Ja, wir brauchen dringend solche Veranstaltungen, um gemeinsam unseren Auftrag als Christen im Gesundheitswesen zu reflektieren, uns auszutauschen und voneinander lernen zu können. Die hohe Qualität der meisten Beiträge und Workshops hat uns beeindruckt. n Viele motivierte Christen fanden sich auch beim Kongress 2016 ein Geschäftsführer eines katholischen Krankenhauses Ich war zum ersten Mal auf dem Kongress, auf Anregung von zwei deutschen Kolleginnen. Mich hat die Qualität der gesamten Veranstaltung beeindruckt: die profunde, aus der Praxis kommende Kompetenz der Vortragenden, das Rahmenprogramm, der „gute Geist“, der immer spürbar war; es hat gut getan in diesem Geist drei Tage lang atmen zu dürfen. Deshalb meine herzliche Gratulation für das Zustandebringen und mein Dank. n Arzt und Privatdozent aus Österreich Die Auswahl der Referenten in ihrer Unterschiedlichkeit und in Ergänzung zueinander war sehr gelungen, so dass das Thema von verschiedenen Seiten behandelt wurde und
Spannende Diskussionsrunden bereicherten die Vorträge
ganz viele Impulse gesetzt wurden, die hilfreich mitgehen. Wertvoll waren auch die ganz praktischen Erfahrungen, die weiter gegeben wurden, gerade in den Seminaren, Podiumsdiskussionen, persönlichen Gesprächen… Und immer wieder wertvolle geistliche Impulse. Nach den langen Kongresstagen waren die Abendveranstaltungen entspannend, ermutigend, klangvoll. Besonders der Freitagabend hat mich sehr beeindruckt im Zusammenspiel von Texten, der Persönlichkeit von Martin Schleske und der tollen Musik! Der Klang des Lebens geht eindrücklich mit! Wohnen und Tagen unter einem Dach hat sich für mich bewährt. Es ist ein starkes Signal, dass sich mehr als 600 Christen versammelt haben, um Zeichen zu setzen und in Bewegung zu bleiben! Jeder an seinem Ort und in seinen Aufgaben. n Internistin aus Nordrhein-Westfalen
Viele interessante Kontakte konnten geknüpft werden
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HINTERGRUND
Projekt +P Poststationäre Laienunterstützung
weiter entfernt von ihren Eltern. Auch der gleichaltrige Freundeskreis „altert mit“ und benötigt eventuell selbst Hilfe. Als Konsequenz sinkt mit zunehmendem Alter die
Ehrenamtliche begleiten ältere Menschen mit geringer sozialer Unterstützung nach dem Krankenhaus. Ergebnisse und „Lessons learned“ aus dem Projekt +P (Poststationäre Laienunterstützung für Patienten)
Zufriedenheit mit der erhaltenen sozialen Unterstützung. Im Deutschen Alterssurvey 2010 wurden hierzu 8.200 Personen zwischen 40 und 85 Jahren befragt: Fast die Hälfte der Befragten ohne Partner und ohne Kinder gab an, niemanden zu haben, den sie bei Bedarf um Trost und emotionalen Beistand bitten können (BMFSFJ 2012).
Zwischenmenschliche Unterstützung
Dabei zeigten sich alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede. Ältere Personen und Männer gaben selte-
Gut unterstützte Menschen haben eine bessere phy-
ner an, außerfamiliäre Bezugspersonen zu haben, die sie
sische Gesundheit und leiden seltener an psychischen
emotional unterstützen könnten (vgl. Abbildung 1).
Belastungen (Wills und Ainette 2012). Sie bewerten ihre subjektive Gesundheit, die unabhängig von medizini-
Eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Zukunft liegt
schen Diagnosen als Vorhersagewert für die Lebenser-
deshalb darin, neue Konzepte zu entwickeln, die dazu bei-
wartung gilt (Bopp u. a. 2012), besser als Menschen, die
tragen, den steigenden Bedarf an außerfamiliärer Unter-
sich einsam fühlen. Zugleich verhalten sie sich gesund-
stützung in einer alternden Bevölkerung sicherzustellen.
heitsbewusster (Weyers u. a. 2010). Besonders wichtig
Praktische Hilfeleistungen, z. B. bei der Körperpflege oder
ist die Unterstützung von Familie und Freunden im Falle
im Haushalt, können dabei verhältnismäßig einfach durch
einer Erkrankung und im Alter, wenn funktionale Fähigkeiten zurückgehen und dadurch die Verrichtung alltäglicher Dinge beeinträchtigt wird. Hilfe
Abb.1: Anteil an Personen, die jemanden außerhalb der Familie haben, den sie um emotionale Unterstützung fragen können, Angaben aus dem Deutschen Alterssurvey, Befragungswelle 2008 (s. BMFSFJ 2012, S. 39)
51 40-54 Jahre
29
und Rückhalt aus dem familiären Umfeld und dem Freundeskreis sorgen dafür, dass der Abbau weniger schnell voranschreitet (Perissinotto
38 55-69 Jahre
19
u. a. 2012) und die Betroffenen länger selbstständig leben können.
in %
Die Unterstützung durch andere trägt außerdem dazu bei, dass sich
26 70-85 Jahre
alters- und krankheitsbedingte Ein-
14
Frauen Männer
schränkungen weniger stark auf die psychische Befindlichkeit auswirken und die Betroffenen besser mit ihrer Erkrankungs- oder Lebenssituation umgehen können
Dienstleister übernommen werden. Dahingegen ist die
(Bierman und Statland 2010).
erfolgreiche psychologische Unterstützung in Form von emotionalem Rückhalt davon abhängig, ob ein hohes Maß
Doch zeitgleich mit dem Alter und den Einschränkungen
an persönlicher Nähe und Vertrautheit besteht. Beistand in
steigt der Anteil der Personen, die nur wenig Unter-
der Bewertung und Bewältigung belastender Lebenssitu-
stützung aus dem direkten sozialen Umfeld erhalten.
ationen verlangt darüber hinaus, dass die unterstützende
Vor allem Frauen sind von einem früheren Tod ihres
Person die Situation des Betroffenen nachvollziehen kann
Lebenspartners betroffen. Dementsprechend leben im
(Cohen und McKay 1984). Im höheren Lebensalter kommt
höheren Lebensalter immer mehr Menschen in Deutsch-
zu diesen allgemeinen Anforderungen an die verschiede-
land alleine. In Zukunft wird diese Zahl weiter steigen,
nen Formen der sozialen Unterstützung hinzu, dass Ältere
denn immer mehr Personen bleiben Single und/oder kin-
angesichts des Bewusstseins ihres limitierten Lebens ihre
derlos. Sind Kinder vorhanden, wohnen diese aufgrund
Kontakte stärker als jüngere Menschen nach emotionalen
gestiegener Mobilitätsanforderungen im Beruf häufiger
Kriterien auswählen.
HINTERGRUND
Ehrenamtliches Engagement zur Sicherstellung sozialer Unterstützung von Älteren?
4/2016 CHRISCARE
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Ergebnisse der quantitativen Evaluation Sowohl bei den älteren Menschen mit Patenbegleitung als auch bei der nicht begleiteten Kontrollgruppe ver-
Vonseiten der Politik wird auf das große Potenzial des
besserte sich die Einschätzung der körperlichen gesund-
bürgerschaftlichen Engagements verwiesen (BMFSFJ
heitsbezogenen Lebensqualität im Zeitverlauf leicht. Es
2005), das im karitativen und sozialen Bereich meist als
wurden hierbei keine Unterschiede sichtbar, die auf die
Ehrenamt bezeichnet wird. Ehrenamtliche sollen sich
Patenbegleitung zurückgeführt werden können.
in Nachbarschaftshilfen, Besuchsdiensten und anderen Initiativen engagieren und so dazu beitragen, die immer
Dahingegen verbesserte die ehrenamtliche Unterstützung
häufiger fehlende soziale Unterstützung älterer Men-
die psychische Lebensqualität: Die Mittelwerte der Skala
schen aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld zu kom-
zur Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqua-
pensieren. Doch bislang fehlen wissenschaftlich fundierte
lität im psychischen Bereich stieg bei den Begleiteten
Erkenntnisse, aus denen hervorgeht, ob und inwieweit
im Verlauf der sechs Monate in wesentlich größerem
sich dieser Wunsch realisieren lässt.
Umfang an als die der Kontrollgruppe. Sowohl die Patientinnen und Patienten der Interventionsgruppe als
Das Projekt +P
auch diejenigen, die in den Kontrollkliniken gewonnen
Besondere Belastungssituationen für Alleinstehende
wurden, gaben im Hinblick auf die erfragten (sozialen)
sind Krankenhausaufenthalte und die Zeit danach. Auf-
Alltagsaktivitäten in der Ausgangserhebung an, diese nur
grund kurzer Liegedauern bleibt insbesondere älteren
manchmal auszuüben. Die Personen mit Patenbegleitung
Menschen vor ihrer Entlassung oft nicht die Zeit, die sie
gingen zu Beginn noch etwas seltener aus, luden Besuch
für eine vollständige Genesung benötigen. Ohne ein
ein oder erledigten Besorgungen. Sie fühlten sich dabei
unterstützendes soziales Umfeld kann dies nach der
etwas stärker eingeschränkt. In der Gruppe mit Patenbe-
Krankenhausentlassung zu Schwierigkeiten bei der All-
gleitung steigerte sich die Häufigkeit der Aktivitäten sta-
tagsbewältigung bzw. zu einer schlechteren Gesundheit
tistisch signifikant, d. h. ihre Teilhabe verbesserte sich. Die
und Lebensqualität führen.
wahrgenommenen Einschränkungen im Alltag reduzierten sich im Verlauf der Nacherhebungsperiode etwas. Die
Im Projekt +P (Poststationäre Laienunterstützung),
Effekte zwischen Interventionsgruppe und Kontrollgruppe
das von 2011 bis 2015 durch das BMBF im Rahmen
unterschieden sich jedoch nicht überzufällig.
der Förderlinie SILQUA-FH gefördert wurde, sollte isolierter Menschen nach einem Aufenthalt im Kran-
Gesamtbetrachtung und Diskussion der Ergebnisse
kenhaus verbessert werden. Dazu begleiteten ehren-
In der Gesamtbetrachtung von quantitativer und quali-
amtliche +P-Patinnen und -Paten ältere Patientinnen
tativer Evaluation zeigt sich ein recht einheitliches Bild:
und Patienten mit geringer sozialer Unterstützung
Die poststationäre Patenbegleitung durch Ehrenamtli-
nach einer Krankenhausentlassung über einen Zeit-
che wirkte sich förderlich auf die psychische und soziale
raum von drei Monaten. Die +P-Patinnen und -Paten
Lebenssituation älterer Menschen aus und verbesserte
trafen sich mindestens einmal wöchentlich mit den
deren Wohlbefinden. Durch die Ehrenamtlichen hatten die
älteren Menschen. Je nach individuellen Bedürfnissen
Begleiteten die Möglichkeit, in ihrem Alltag aktiver zu sein.
der älteren Menschen leisteten die Ehrenamtlichen
Vorhandene Einschränkungen wurden hierdurch offen-
praktische Hilfe, indem sie diese zu Arztbesuchen und
sichtlich kompensiert.
die Gesundheits- und Lebenssituation älterer, sozial
Freizeitaktivitäten begleiteten, zusammen kochten oder beim Ausfüllen von Formularen halfen.
Demgegenüber veränderte sich die Wahrnehmung der körperlichen Gesundheit im Projektverlauf nicht. In der
Wesentlicher Bestandteil der Patenbegleitung war
Gewinnung der Studienteilnehmerinnen und -teilneh-
außerdem die psychosoziale Unterstützung der ent-
mer stellte sich klar heraus, dass die Hemmschwelle
lassenen Patientinnen und Patienten durch Gespräche.
von älteren Menschen, einen Fragebogen anzunehmen,
Pflege und medizinische Hilfe oder hauswirtschaftliche
deutlich geringer lag als die Hemmung, die überwunden
Dienstleistungen, wie Hausreinigung, übernahmen die
werden musste, um engeren Kontakt zu einem zunächst
+P-Patinnen und -Paten nicht.
fremden Menschen aufzubauen.
30
HINTERGRUND
Die zum Teil sehr intensiven persönlichen Gespräche
gebunden sind. Die Freiwilligen bringen sich nach
mit den älteren Menschen, die über unterschiedlichste
persönlicher Einschätzung und Ressourcenlage ein
Persönlichkeitsmerkmale verfügten und deren Patenbe-
und können ihr Engagement auch jederzeit beenden.
gleitung ganz verschieden verlief, ermöglichten einen
In diesem Zusammenhang ergab eine ergänzende
tiefen Einblick in die Chancen einer Unterstützung
Befragung unter den im Projekt +P engagierten Ehren-
älterer Menschen durch Ehrenamtliche. Offensichtlich
amtlichen, dass bei einem Teil der Ehrenamtlichen nach
ergibt sich durch einen Ausbau des ehrenamtlichen
der vorgegebenen Begleitungsdauer von drei Monaten
Engagements in diesem Bereich das Potenzial, familiäre
der Wunsch bestand, sich zurückzuziehen, um nicht zu
Unterstützung und Hilfe aus dem unmittelbaren sozialen
sehr selbst unter der Belastungssituation der älteren
Umfeld zu kompensieren. In den Interviews zeigten sich
Menschen zu leiden.
jedoch auch Herausforderungen derartiger Unterstützungskonzepte. Das Beispiel der Frau, die ihre
Die älteren Menschen erfahren durch die Begleitung durch Ehrenamtliche
Patenbegleitung abbrach, weil sie kein gemeinsames Gesprächsthema mit ihrer Patin fand, verdeutlicht, dass psychosoziale Unterstützung
praktische
Selbst-
Unterstützung
bestimmung
Rückhalt
Motivation
nur dann erfolgreich verlaufen kann, wenn gemeinsame Interessen und ähnliche Einstellungen zwischen
Verlust
Unterstützungsgeber und Unterstützungsnehmer vorhanden sind. In
Motivation
den Gesprächen kam ebenso zum Tragen, wie wichtig es den älteren Menschen im Rahmen der Beglei-
Erleichterung
Bereicherung
Freundschaft
tung ist, selbstbestimmt zu sein. Sie erwarten von unterstützenden
Überblick der Kategorien zum Erleben der Patenbegleitung
Ehrenamtlichen eine Ausrichtung an ihren Bedürfnissen, um so ihre durch Alter bzw. Krankheit zurückgegangene Autonomie
Schlussfolgerungen
in der Lebensgestaltung kompensieren zu können.
Die geschilderten Ergebnisse aus dem Projekt +P machen den Nutzen, aber auch die hohe Komplexität psychoso-
Der Wunsch einer Begleiteten, dass aus dem Kontakt
zialer Unterstützung älterer Menschen durch Ehrenamt-
zur Patin eine „Freundschaft fürs Leben“ entsteht,
liche im Vergleich zu rein materiellen oder praktischen
macht deutlich, dass es möglich ist, in einer relativ
Hilfen deutlich. In der Planung und Umsetzung ver-
kurzen Zeit von nur drei Monaten eine vertraute Bezie-
gleichbarer Konzepte sollte daher verstärkt auf folgende
hung zwischen älteren Menschen und Ehrenamtlichen
Aspekte geachtet werden:
aufzubauen. Zugleich zeigen die angesprochenen
• Im Vorfeld von Unterstützungsmaßnahmen sollten
Gefühle des Verlusts eine wesentliche Anforderung an
Interessen und Einstellungen von Ehrenamtlichen und
Hilfen durch Ehrenamtliche. Diese müssen so verant-
unterstützungsbedürftigen älteren Menschen in Erfah-
wortungsvoll konzipiert werden, dass eine Abhängig-
rung gebracht werden, um möglichst passende Kontakte
keit der älteren Menschen von ihren Begleiterinnen
herzustellen.
und Begleitern vermieden wird. Ansonsten addiert
• Ehrenamtliche sollten sensibilisiert werden, auf die
sich für die ohnehin schon sehr von Einsamkeit und
Bedürfnisse der älteren Menschen einzugehen. Auf
Verlust betroffenen Menschen eine weitere negative
diesem Weg schenken sie ihnen verloren gegangene
Erfahrung hinzu, die bewältigt werden muss. Dieser
Autonomie zurück.
Aspekt ist bei Unterstützungsleistungen durch Ehren-
• Ehrenamtliche sollten darin befähigt werden, eine
amtliche von besonderer Bedeutung, da diese nicht
vertrauensvolle emotionale Beziehung zu den älteren
wie z. B. hauptamtlich Beschäftige an feste Verträge
Menschen aufzubauen. Um Verlustgefühlen seitens der
Kommentar 4/2016 CHRISCARE
31
„Wenn ich wieder nach Hause komme, kümmert sich Afif um mich“, erzählt eine Frau, Anfang 60, die eine schwere
Rücken-OP vor sich hat. Zehn Wochen soll sie nur stehen älteren Menschen vorzubeugen, erscheint es zudem
oder liegen, auf keinen Fall sitzen. Ihre Kinder leben viele
wichtig, die Ehrenamtlichen darin zu schulen, eine
hundert Kilometer entfernt. Aber der syrische Flüchtling,
„professionelle Distanz“ zu wahren. Um die Gefahr einer
der bei ihr seine ersten deutschen Sätze gelernt hat, wird
Abhängigkeit zu den Begleitenden zu verringern, sollten
jeden Tag vorbeischauen, einkaufen und die eine oder
die Ehrenamtlichen wohnortnahe Angebote zur sozialen
andere Besorgung erledigen. Ehrenamtlich natürlich, wie
Vernetzung von Seniorinnen und Senioren kennen, die
man sich eben um Nachbarn kümmert.
älteren Menschen zu deren Annahme ermutigen und als „Türöffner“ zu diesen auftreten.
„Ich kann es mir gar nicht leisten, in die Klinik zu gehen“, sagt eine andere Frau im gleichen Alter. Sie hat keine
Eine umfassendere Darstellung der qualitativen Interviews
Kinder. Die entferntere Verwandtschaft wohnt weit weg.
mit begleiteten älteren Menschen wurde unter dem Titel
Aus Sorge, wer sich um sie kümmern könnte, schiebt sie
„Ich hätte also zuhause gesessen und Trübsal geblasen...“
den OP-Termin seit Monaten vor sich her.
– Wie erleben alleinstehende und hilfebedürftige ältere Menschen eine poststationäre Begleitung durch Ehren-
„Früher war es besser“, erzählt eine Mitarbeiterin der
amtliche? in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
Evangelischen Krankenhaushilfe. Als die Mitarbeiterinnen
48(4), S. 346-353 veröffentlicht. n
noch „Grüne Damen“ genannt wurden, lagen die Patienten zwei bis drei Wochen in der Klinik. Zeit, einander kennen zu lernen. Die Station bildete eine Gemeinschaft. „Heute werden die Patienten doch schon entlassen, ehe sie wieder auf die Beine gekommen sind“, klagt sie. Ist der Platz der Ehrenamtlichen heute nicht eher im Anschluss an den Klinikaufenthalt notwendig? Die Post-
Mirjam Philippi ist Gesundheits- und
stationäre Laienunterstützung geht genau diesen Weg.
Pflegewissenschaftlerin, MSc. Sie arbeitete
Als Gemeindepastor wäre ich froh, wenn es bereits ein
im Projekt +P als wissenschaftliche Mitar-
flächendeckendes Netz an solchen Unterstützern gäbe.
beiterin an der Fachhochschule Bielefeld.
An der Schnittstelle von Gesundheitswesen, Gemeinde-
Derzeit ist sie in der Lehre und Forschung
arbeit und Privatsphäre sind solche Manager und Mana-
im Department Gesundheit und Pflege der
gerinnen des Alltags nötig.
htw saar tätig. Kontakt: mirjam.philippi@htwsaar.de Kirchengemeinden haben einen Auftrag, einsamen Menschen Heimat zu bieten. In einem verbindlichen MiteinDr. Christiane Luderer arbeitet als
ander können Beziehungen entstehen, die gegenseitige
wissenschaftliche Mitarbeiterin in
Unterstützung ermöglichen. Um dabei niemanden zu
Forschung und Lehre am Institut für
überfordern und zugleich wirksam zu helfen, ist ein pro-
Gesundheits- und Pflegewissenschaft der
fessionell begleitetes Ehrenamt notwendig. Die Kirche
Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-
hat die Chance, Gemeinschaft unter den Christen zu
Universität Halle-Wittenberg. Kontakt:
ermöglichen und die Gemeinschaft mit Gott anzubieten.
christiane.luderer@medizin.uni-halle.de
Die ambulante Begleitung beginnt allerdings nicht erst in der akuten Not nach einem Klinikaufenthalt. Das Einüben stabiler Beziehungen ist eine Aufgabe, die in der einen
Prof. Dr. Thomas Altenhöner, Gesund-
oder anderen Form lebenslang eingeübt werden muss.
heitswissenschaftler, hat an der Fach-
Dieses freundschaftliche Miteinander braucht Rituale,
hochschule Bielefeld im Fachbereich
so wie eine Familie Traditionen kennt. Der diakonische
Sozialwissenschaften die Professur für
Auftrag der Gemeindemitglieder aneinander gehört ganz
das Lehrgebiet „Gesundheit - insbe-
oben auf die Tagesordnung der Kirche.
sondere Gesundheit im Kontext von Lebenslagen und Lebensalter“ inne. Kontakt:
Frank Fornaçon, Pastor, Verleger und Chefredakteur von
thomas.altenhoener@fh-bielefeld.de
ChrisCare, Ahnatal
32
EINSICHTEN + NACHRICHTEN
Zum Nachdenken
Behinderung
Liebe ist Kraft
Väter von Kindern mit Behinderungen
Das Wunder der Auferstehung und das neue Leben Düsseldorf: In der jüngsten Ausgabe der Pastoraltheologischen Informa-
Dietrich Bonhoeffer, Ethik
Die Auferstehung Christi hebt die Vergötzung
tionen berichtet Andreas Heek, der
des Todes, wie sie unter uns herrscht, aus den
Leiter der kirchlichen Arbeitsstelle für
Angeln. Wo der Tod das Letzte ist, dort ver-
Männerseelsorge und Männerarbeit
bindet sich die Furcht vor ihm mit dem Trotz.
in den deutschen Diözesen, über eine
Wo der Tod das Letzte ist, dort ist das irdi-
pastoral-empirische Studie zur Situ-
sche Leben alles oder nichts. Das Trotzen auf
ation von Vätern behinderter Kinder.
irdische Ewigkeiten gehört dann zusammen
Die Behinderung eines Kindes stellt
mit einem leichtfertigen Spiel mit dem Leben,
für deren Väter eine Krise dar. Part-
krampfhafte Lebensbejahung zusammen
nerschaft, Familie, soziales Umfeld
mit gleichgültiger Lebensverachtung. Nichts
und die eigenen Überzeugungen
verrät die Vergötzung des Todes deutlicher,
geraten durcheinander. Entscheidend
als wenn eine Zeit für die Ewigkeit zu bauen
für die Bewältigung der Krise ist
beansprucht und doch in ihr das Leben nichts
das Bindungsgefüge zwischen Vater
gilt; wenn man große Worte spricht über einen
und Kind. Zwischen 2007 und 2008
neuen Menschen, eine neue Welt, eine neue
wurden fünf Väter interviewt. Beson-
Gesellschaft, die herausgeführt werden soll,
deres Interesse zeigt der Autor an der
und wenn dieses Neue alles nur in einer Vernichtung dieses vorhandenen
Bedeutung von Religion und Religiosi-
Lebens besteht. Aber alles erraffen und alles wegwerfen, das ist die Haltung
tät: „Früher war es eher die verfasste
dessen, der fanatisch an den Tod glaubt.
Religionsgemeinschaft, die Menschen in Krisen Halt und Hilfe bot. Heute ist
Wo aber erkannt wird, dass die Macht des Todes gebrochen ist, wo das
es eine individuelle Religiosität, die
Wunder der Auferstehung und des neuen Lebens mitten in die Todeswelt
Hilfe leistet.“ Glaube ist dem ent-
hineinleuchtet, dort verlangt man vom Leben keine Ewigkeiten, dort nimmt
sprechend auch nicht immer religiös
man vom Leben, was es gibt, nicht Alles oder Nichts, sondern das Gute und
gefüllt. Drei Gemeinsamkeiten traten
das Böse, Wichtiges und Unwichtiges, Freud und Schmerz, dort hält man das
bei allen Interviewten auf, unabhängig
Leben nicht krampfhaft fest, aber man wirft es auch nicht leichtsinnig fort,
von der Form ihrer Religiosität:
dort begnügt man sich mit der bemessenen Zeit und spricht nicht irdischen
1. Die Krise wird als Nullpunkt erfah-
Dingen Ewigkeit zu, dort lässt man dem Tod das begrenzte Recht, das er hat.
ren, an dem Neues entstehen kann. 2. Leben heißt Glauben. Dabei ist
Den neuen Menschen und die neue Welt aber erwartet man allein von jen-
dieser Glaube darauf gerichtet, „dass
seits des Todes her, von der Macht, die den Tod überwunden hat.
es weitergehen wird.“ 3. Liebe ist der Weg, zum Leben zu kommen: „Liebe
Der auferstandene Christus trägt die neue Menschheit in sich, das letzte
ist oft das, was“ der Vater „auch dann
herrliche Ja Gottes zum neuen Menschen. Zwar lebt die Menschheit noch im
noch geben kann, wenn er momen-
Alten, aber sie ist schon über das Alte hinaus, zwar lebt sie noch in einer Welt
tan sonst nichts mehr tun kann. Sie
des Todes, aber sie ist schon über den Tod hinaus, zwar lebt sie noch in einer
befreit ihn womöglich sogar vom
Welt der Sünde, aber sie ist schon über die Sünde hinaus. Die Nacht ist noch
Zwang, ständig etwas tun zu müssen,
nicht vorüber, aber es tagt schon. n
damit es dem eigenen Kind gut geht. Gut geht es einem Kind, das geliebt
Dietrich Bonhoeffer, Ethik, Gütersloher Verlagshaus
und angenommen wird. Liebe ist die Kraft, auch schwierige Situationen zu überstehen.“ n
Stellenwert Nachrichten
Spiritualität in der Pflege
Caritas-Verband zeichnet aus
NACHRICHTEN
4/2016 CHRISCARE
33
Vergebung bei der Bewältigung von
amerikanische Wissenschaftler (Dr.
schweren Verletzungen herausgestellt.
Julianne Holt-Lunstad und Dr. Timothy
Lindner konnte das nun anhand ihrer
Smith), die Auswirkung von Einsam-
Untersuchung in Deutschland bestä-
keit auf die psychische Gesundheit
tigen. Die in „Wege zum Menschen“
stärker zu untersuchen. Außerdem
2016 veröffentliche Zusammenfas-
müsse prophylaktisch der Einsamkeit
sung der Studie zeigt, dass dort, wo
entgegengewirkt werden. Hier gebe
Gott aktiv in die Bewältigung von
es eine besondere Verantwortung von
Problemen einbezogen wird, die
Hausärzten, kommentiert der Münche-
Köln: Bei der Delegiertenversamm-
Vergebungsbereitschaft zunimmt.
ner Psychosomatiker Dr. Karl-Heinz
lung des deutschen Caritas-Verbandes
Und mit der tatsächlichen Vergebung
Ladwig in einem Beitrag des Wissen-
wurde Mitte Oktober der Lorenz-
nehmen Ärger und andere negative
schaftsdienstes medscape über die
Werthmann-Preis verliehen. Der
Gefühle ab, das Wohlbefinden zu.
Studienergebnisse. n
zweite Preisträger ist Prof. Dr. Franzis-
Allerdings lässt sich Religion nicht ins-
kus Knoll OP mit seiner Dissertation
trumentalisieren: „Eine stärkere kolla-
„Mensch bleiben! Zum Stellenwert
borierende Gottesbeziehung ging nur
der Spiritualität in der Pflege“. Der
dann mit einer höheren Vergebungs-
Arbeit liegt die These zugrunde, dass
bereitschaft einher, wenn die Religio-
auch in einer zunehmend säkularen
sität bereits einen hohen Stellenwert
Gesellschaft nach wie vor bestehende
im Leben einer Person hatte.“ Lindner
spirituelle Bedürfnisse der Menschen
weist zum Ende ihres Artikels darauf
im Umgang mit Pflegebedürftigen
hin, dass unter gewissen Umständen
nicht ausreichend Berücksichtigung
(z.B. bei akuten psychischen Störun-
finden. Knoll verweist aber auch
gen) die Möglichkeit, aktiv zu verge-
darauf, dass es durchaus so etwas wie
ben, eingeschränkt sind. n
Studie
Beten um Gesundheit
Um Heilung beten
eine „Wiederentdeckung der wertorientierten Pflege“ gibt. n
Bestätigt
Analyse
Einsamkeit: Krankheitsrisiken steigen
Vergebung stärkt psychische Gesundheit
Waco: Das Gebet um Heilung spielt für zahlreiche Amerikaner eine große Rolle. Bei einer 2010 durchgeführten Umfrage der Baylor University wurden 1700 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren befragt. Unter ihnen waren 23% Katholiken, 15% Baptisten und 11% Konfessionslose. Gefragt wurde nach der Häufigkeit des Gebets um Heilung, die Bitte gegenüber anderen,
Man muss Einsamkeit entgegenwirken
für einen Kranken zu beten, die Inanspruchnahme von Handauflegung, die
Problembewältigung mit Gott
York: Einsamkeit und soziale Isolation
Fürbitte für andere und die Teilnahme
erhöhen das Risiko, einen Herzinfarkt
an Gebetsgruppen. 42,4% der Befrag-
Oberursel: Die an der Klinik Hohe-
oder Schlaganfall zu erleiden, um etwa
ten beteten oft für sich selbst um
mark in Oberursel tätige Psychologin
30%. Das zeigt eine Metaanalyse eines
Heilung, während 21,2% dies nie tun.
Judith Lindner hat in ihrer Masterar-
britischen Forscherteams der Universi-
51,1% beten für andere, 12,7% tun das
beit an der Freien Universität Berlin
tät von York, über die im Fachmagazin
nie. 16% baten oft um Gebet, wäh-
den Zusammenhang von Religiösität,
Heart berichtet wurde. Eine ähnlich
rend 45,9% keine solche Bitte äußern.
Vergebung und psychischer Gesund-
hohe größere Wahrscheinlichkeit wird
Handauflegung erlebten 4,6% häufig,
heit untersucht. Über 700 Studierende
auch durch Angststörungen oder
während 73,9% damit keinerlei Erfah-
nahmen an einer Befragung teil.
Stress im Beruf verursacht. Die Bedeu-
rung hatten. Anlass, um Heilung zu
Jeweils ein Drittel von ihnen waren
tung von Einsamkeit für ein erhöhtes
bitten, war vor allem eine liebevolle
religiös, sehr religiös oder weniger
Sterblichkeitsrisiko war bislang kaum
Gottesbeziehung. Die Studie wurde
religiös. In amerikanischen Untersu-
bekannt. In einem ebenfalls in Heart
im Journal of Religion and Health im
chungen wurde die Bedeutung von
erschienen Kommentar forderten
April 2013 veröffentlicht. n
34
IM GESPRÄCH
Leserforum Impulse & Feedback: Schreiben Sie uns!
Zu ChrisCare 4/2015 Im Frühjahr diesen Jahres bekam ich die Ausgabe 4/2015 mit dem Thema „Mit Schmerz leben“. Da ich selber unter chronischen Schmerzen leide, hat mich dieses Heft sehr interessiert, und ich habe eine Fülle von guten
Zu ChrisCare 3/2016
Impulsen bekommen. Sehr berührt hat mich der Artikel von Bettina Gundlach zu ihrer eigenen Schmerzgeschichte. Ihr Zuspruch: „Chronische Krankheit braucht
Liebes Redaktionsteam, gerade eben habe ich Ihr Maga-
chronisches Gebet – also auch chronischer Schmerz!“
zin genauer unter die Lupe genommen und bin sehr
hat mich ermutigt, immer wieder mit anderen um
beeindruckt über die vielen wertvollen Artikel! Auf S. 37
Heilung und Erleichterung zu beten. Mir ist auch noch
(blauer Hintergrund) wurde ein tolles Buch vorgestellt, das
einmal deutlich geworden, wie notwendig es für mich
wunderbar zu meinem Lebensprogramm passt. Ich habe
ist, für Entspannung zu sorgen und meinem Körper
es gleich bestellt. Dankeschön für das schöne Geschenk! n
auch Gutes zu tun, damit ich auch angenehme Körpergefühle erlebe. Beim Lesen des Heftes sind mir eine
I.M. aus Hamburg
Reihe von Menschen in meinem Freundeskreis und in der Gemeinde eingefallen, die unter Schmerzen leiden und für die dieses Heft hilfreich sein könnte. Nachdem mir von der Geschäftsstelle Werbeexemplare zugeschickt worden waren, habe ich das Heft in einem Gottesdienst in meiner Gemeinde vorgestellt. In kurzer Zeit
Zu ChrisCare 3/2016 Das Thema hat mich sehr angesprochen. Vor allem
waren die Hefte nach dem Gottesdienst vergriffen. Ich bin erstaunt, wie viele Menschen offenbar von diesem Thema betroffen sind und Hilfe auch von christlicher Seite suchen. Ich danke Euch sehr für Eure Arbeit. n
in den Artikeln „Zeit zum Leben“ von Dr. med. Bolte sowie von Rolf Nussbaumer „(keine) Zeit haben“ fand
Monika Janca, Lübeck
ich mich wieder. Eine wichtige Ergänzung war auch der Artikel über die Achtsamkeit. Auch ich war oft Opfer von Zeitvorgaben und des Terminkalenders. Manchmal hatte ich den Eindruck, ich werde gelebt und lebe nicht. Schon einmal hatte ich einen Burnout und Gott hat mir eine Auszeit, in der ich kürzertreten musste, verordnet von bis zu 6 Jahren. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Auszeiten zu nehmen, während des Tages oder auch länger, um nicht ständig in einem Hamsterrad weiter zu laufen. Vor allem die Auszeiten, die ich mit Gott haben darf, wo ich alle meine Anliegen ihm hinlegen darf und
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mit ihm besprechen darf, sind mir eine wichtige Erfahrung. In seinem Licht erscheinen oft die wichtigen Dinge unwichtig und unwichtige Dinge wichtig. Die Auszeiten vor Gott, die nicht zu kurz sein dürfen, sind das beste Gegenmittel gegen die Gefahr, vom Terminkalender gefressen zu werden und fremdbestimmt zu werden. Vielen Dank für die guten Anregungen. n
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Thomas Hiltl, Psychotherapeut und Psychiater, Ennepetal
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BRIEF AN PATIENTEN
4/2016 CHRISCARE
35
Persönlich für Sie Liebe Patientin, lieber Patient,
Himmlische Perspektiven sind sehr erbauend, wenn wir an Sonnenuntergänge oder Fotos aus dem Weltall denken. Wenn sie ganz hautnah kommen, können wir wohl auch Furcht nicht vermeiden. Da fragt die 5-jährige Sara ihre Mutter: „Muss ich auch
es als Seine – manchmal unverständliche – Liebe zu
mal sterben?“, – als die Mutter bejaht, weint die Tochter
deuten. Außerdem ist es gut, möglichst intensiv in der
bitterlich… Als ich den tumorkranken Großvater medi-
Gegenwart zu leben. Wie häufig sind Dinge, vor denen
zinisch in der letzen Lebensphase begleite, lässt der
wir uns gefürchtet haben, am Ende gar nicht eingetre-
11-jährige Clemens einen Kommentar von Zauberer
ten. Hat nicht Luther so etwas gesagt wie: Wenn mor-
Albus Dumbledore (aus Harry Potter und der Stein der
gen die Welt unterginge, würde ich heute noch einen
Weisen) verlauten: „... schließlich ist der Tod für den gut
Apfelbaum pflanzen?
vorbereiteten Geist nur das nächste große Abenteuer“. Jeder Abschied ist auch ein Neubeginn. Es ist eine Es ist gut, sich mit unserer irdisch endlichen Lebenssi-
Weisheit ohne Furcht, ohne Nachzutragen immer wie-
tuation auseinander zu setzen.
der neu zu beginnen, ob es jetzt in der Beziehung zu meinen Mitmenschen ist oder nach einem endgültigen
Als Ärztin weiß ich sehr gut, dass in allen Lebensaltern
Abschied und Verlust.
gestorben wird. Wenn ich Angehörige von schwerkranken Patienten befragt habe, was der Kranke wohl
Ich denke, ich habe viele meiner schwerkranken Pati-
gewünscht hätte bezüglich weiterer evtl. auch intensi-
enten getröstet mit meiner Sicherheit, dass nach dem
ver Behandlung, bekam ich nicht selten die Antwort:
Tod noch etwas ganz Schönes kommt. Geborenwer-
„Darüber haben wir nie gesprochen“. Gerade in Unter-
den und Sterben hat verschiedene Ähnlichkeiten. Was
haltungen über das Thema Patientenverfügung und
meinen Sie, was ein Baby in Mutters Bauch weiß, was
Vorsorgevollmacht kam öfter der Satz: „Das kann ich
ihm blüht, wenn es geboren wird? Mindestens so viele
immer noch machen, wenn ich 80 bin.“
neue „himmlische Perspektiven“ werden uns dann erwarten. n
Ich habe in palliativmedizinischen Situationen öfter gesehen, wie wichtig es ist, dass wir in der Familie oder auch unter Freunden von einander wissen, was wir für unser Sterben für Vorstellungen und Wünsche haben. Ob das dann in der realen Situation umsetzbar ist, kann man nicht vorhersehen, aber ein Wissen, im Sinne des geliebten Menschen zu handeln, soweit es möglich ist, bringt Ruhe und mehr Frieden in die
Mit herzlichen Grüßen Ihre Dr. med. Monika Windsor
sowieso sehr beanspruchten Seelen der Betroffenen. Ich frage mich persönlich und auch Sie: „Kann ich denn Sterben üben?“ Ich denke ja. Ich kann nicht vermeiden, Angst zu haben, aber ich kann Gottvertrauen üben. In dem Sinne, dass ich meine vertrauensvolle, liebevolle Beziehung zu Ihm möglichst täglich vertiefe. Das kann ich im Gespräch mit Ihm, im Gebet, und auch, wenn ich alles, was mir so im Leben an Freud und Leid
Dr. med. Monika Windsor, Anästhesistin,
zustößt, versuche, aus Seiner Hand zu nehmen und
palliative care, Redatkionsteam ChrisCare
36
TERMINE + KLEINANZEIGEN
Termine
Kleinanzeigen ChrisCare [ Kleinanzeigen ]
Tagungen, Seminare & Konferenzen Suchen Kollegin/en für HNO-Praxis 2. – 4.12.: Bad Homburg, 20. Studententagung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Mediziner, www.smd.org 4.12.: Hamburg-Billstedt, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de 5. – 8.2.17: Hannover, Wesentlich werden – eine diakonische Pilgerreise zum Wandel der Lebensphasen, www.stephansstift.de, (Anmeldeschluss 15.7.16) 10. – 12.2.17: Rehe, Tagung für Ärzte und Medizinstudierende ACM, www.smd.org) 20. – 23.2.17: Lachen-Speyerdorf, Vis-à-vis Basisseminar, www.visavis-gemeindediakonie.de 2. – 5.3.17: Schloss Craheim, Stadtlauringen, Soaking – Stille im Sturm, www.cig-online.de 3.3.17: Hamburg, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de
Für unsere überörtliche HNO-Gemeinschaftspraxis in der schönen Kurstadt Bad Oeynhausen suchen wir eine/n Kollegin/en, der ab sofort miteinsteigen möchte. Eine Einstellung (auch Teilzeit) oder andere Optionen sind möglich. Die Praxisabgabe erfolgt aufgrund meines Rentenalters. Es ist eine Person gewünscht, die christliche Werte lebt und vertritt. Bewerbungen bitte an: Johann Teichrieb, Facharzt für HNO-Heilkunde, Klosterstr. 25, 32545 Bad Oeynhausen, Tel. 0171 5279 368 oder an johann.t@gmx.net n
Suche Nachfolger für Praxis Nachfolger für große Allgemeinarztpraxis im Allgäu gesucht. Weiterführung als Gemeinschafts- oder Einzelpraxis möglich. Termin ab April 2017. Tel. 08372 8530 n Kleinanzeige ab 3 Zeilen möglich. Für Anbieter 19 € / Zeile; für Suchende 9,50 € / Zeile. Chiffregebühr: 5 €.
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10. – 12.3.17: Bad Kösen, Fachtagung Mediziner-Ost, Achtsam führen, www.smd.org 24. – 26.3.17: Kassel, Workshop „Herzenssache – gemeinsam als Christen in Ausbildung und Berufsstart“, www.cig-online.de 26.3.2017.: Sittensen, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de 18. – 23.4.17: Gnadenthal, Ökumenische Exerzitien, www.cig-online.de 31.5. – 3.6.17: Würzburg, Kongress der aps: Das Fremde – in mir, in dir, in Gott, www.aps-kongress.de 29.6. – 2.7.17: Duderstadt, Jahrestagung Christen im Gesundheitswesen, www.cig-online.de 27./28.10.17: Zürich, 2. Schweizerische Tagung für Spiritual Care und IGGS Jahrestagung, www.fisg.ch 17. – 19.5.18: Coventry (England), 6. Europäische Konferenz zu Religion, Spiritualität und Gesundheit (ECRSH) 2018, www.fisg.ch
REZENSIONEN
4/2016 CHRISCARE
37
Für Sie gelesen Luthers Leiden
Menschen mit Demenz begleiten
Das 500-jährige Jubiläum der Reformation fördert viele Bücher
„Ich wünsche mir, dass Menschen
zutage, die sich mit Luther und
mit Demenz in unserer Gesell-
seiner Zeit, mit der Reformation
schaft willkommen geheißen
selbst und zahlreichen Nebenas-
werden.“ So schließt Uli Zeller
pekten beschäftigen. Eines, das die
seinen neuen Ratgeber „Menschen
Leser von ChrisCare interessieren dürfte: Luthers Leiden, Die Krank-
mit Demenz begleiten“. Der in der Thematik erfahrene Krankenpfleger und Theologe arbeitet seit vielen Jahren als Seelsorger in einem
der Krankheitsgeschichte auch sehr persönliche Meinun-
Altenheim. Aus den zahlreichen Begleitungen von Men-
gen des Reformators über die Mediziner: „Unglücklich ist
schen mit Demenz und deren Angehörigen hat er ein
der Mensch, der von der Hilfe und dem Consil der Ärzte
leicht zu lesendes Praxisbuch zusammengestellt. Hier
abhängt. Ich leugne nicht, dass die Medizin ein Geschenk
können Angehörige und in der Seniorenarbeit ehren-
und eine große Wissenschaft [ist], aber wo gibt es vollkom-
amtlich Tätige eine Fülle von Ideen und Anregungen
mene Ärzte!?“ Luther erscheint in diesem Buch als ein von
erhalten, um im Alltag auf kreative und entlastende Art
zahlreichen Krankheiten geplagter Mensch. Darmträgheit,
Menschen mit Demenz zu begleiten. Als engagierter
Schwindel, Kopfschmerzen, Hämorrhoiden, Herzbeschwer-
Christ und Theologe hat der Autor dabei insbesondere
den, Beklemmungsgefühle: „Der Herr schlug mich durch
Leser aus Kirchengemeinden vor Augen, die angeregt
heftigen Schmerz in den Posteriobus, mein Stuhl ist so hart,
werden, auch biblische Geschichten und christliche
dass ich gezwungen wurde, ihn mit großer Kraft bis zum
Traditionen mit in die Begleitung einzubeziehen. Die
Schweißausbruch herauszustoßen. Dieses Übel ist uner-
Begabung des Autors, Geschichten für Menschen mit
träglich.“ Ich frage mich während der Lektüre, wie jemand,
Demenz zu erzählen, kommt hierbei immer wieder in
der so litt, theologisch und kirchenpolitisch so produktiv
den praktischen Bezug. Zahlreiche Empfehlun-
sein konnte. Der Christ Luther empfand wohl viele seiner
gen von Kontaktadressen, Büchern und CDs
Krankheiten als Anfechtung und empfahl sich deshalb
geben gute Anregungen, darüber hinaus
immer wieder der Fürbitte seiner Freunde. Bemerkenswert
den Horizont zu weiten.
ist neben Luthers Krankheitsgeschichte auch sein Umgang mit der Krankheit anderer. Als die Pest in Wittenberg wütet,
Angesichts der zunehmenden Bedeu-
öffnen Katharina und Martin Luther ihr Haus und nehmen
tung, die die Begleitung von Menschen
zahlreiche Pestkranke auf, um sie zu pflegen. Das Buch
mit Demenz in unserer Gesellschaft hat,
ist die Neuauflage eines schon zum 475. Jubiläum der
ist dieses Buch eine gelungene praktische
Reformation erschienen Titels. Der Autor (1939-2014) war
Handreichung für Angehörige und Ehren-
Professor für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Kli-
amtliche. Ich wünsche ihm eine weite Verbrei-
nikdirektor an der Berliner Charité. Dass Margot Käßmann
tung, insbesondere auch in unseren Kirchenge-
als Reformationsbotschafterin ein Vorwort beisteuert, wird
meinden und Seniorenarbeiten.
wohl den Absatz stärken, wäre aber nicht nötig gewesen.
Dr. med. Georg Schiffner, Geriater
Literatur
heitsgeschichte des Reformators. Darin finden sich neben
Frank Fornaçon Uli Zeller, Menschen mit Demenz begleiten, ohne sich zu Hans-Joachim Neumann, Luthers Leiden, 2. Auflage
überfordern, Ein Ratgeber für Angehörige,Gießen, Brun-
2016, Berlin, Wichern Verlag, gebunden, 208 Seiten,
nen Verlag, 2016, 128 Seiten, ISBN 978-3-7655-2062-4,
ISBN978-3-88981-417-3, Euro (D) 19,80, SFr. (CH) 26.90,
Euro (D) 13,00, SFr. (CH) 22.90
auch als e-book erhältlich.
38
RUBRIK
Handbuch Spiritualität
Geistesgegenwärtigkeit
Dieses Buch liest man nicht in
Wie kann Spiritualität – als
einem Stück. Es ist ein Kompen-
sinnstiftende und begründende
dium, das immer wieder zur Hand
Dimension menschlichen Lebens – in das ärztliche
genommen werden will. Nam-
Handeln integriert werden?“, fragt Simone Ehm in ihrem
hafte Autoren, unter ihnen auch
Vorwort des vorliegenden Readers, einer Dokumenta-
Michael Utsch, tragen den Stand
tion einer Fachtagung der Evangelischen Akademie zu
der Forschung in diesem Bereich
Berlin, der Diakonie Deutschland und der Akademie der
zusammen. Die Spirituelle Krise wird dabei als krisenhaft
Versicherer im Raum der Kirchen. Einige der Referenten
veränderter Bewusstseinszustand verstanden, die um
der Tagung sind den Lesern von ChrisCare vertraut, wie
transpersonale und spirituelle Themen kreisen (Hof-
Martin Grabe, Astrid Giebel oder Michael Fischer. Alle
mann). Interessant auch für den Nicht-Psychologen sind
reflektieren, wie die Frage Jesu an den Gelähmten, „Was
die Überlegungen, wie sich z.B. Glaubensverluste auf
willst du, dass ich dir tun soll?“ ihren beruflichen Alltag
die Psyche auswirken (David Lukoff). Ein Kapitel widmet
beeinflusst. Ein lohnender Einblick in den gegenwärtigen
sich den Wechselbeziehungen von spiritueller Dimension
Stand der Debatte. Frank Fornaçon
und professioneller Psychotherapie. Religionspsychologische Einsichten (Modelle spiritueller Entwicklung)
„Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Geistesgegenwär-
werden ebenso behandelt, wie die Erscheinungsformen
tigkeit in der medizinischen Praxis. epd-Dokumentation
spiritueller und religiöser Probleme. Es geht um vielfäl-
31-2016, 72 Seiten, Euro (D) 5,90. Bezug: www.epd.de
tige Phänomene, wie die PlusHeilung, bei der durch eine Krise ein Zugewinn, z.B. psychosoziale Kompetenzerweiterung, erfahren wird. Stichwörter, die vorkommen, sind Nachterfahrungen, Nahtoderfahrungen, negative Wirkungen von Meditation, traumatische Erfahrungen und Bewusstseinstransformation.
Pflegegeschichte
Ein Teil des Buches widmet sich speziell der Forschung,
Der in diesem Jahr erschienene 7.
ein anderer der Diagnostik und Behandlung spiritueller
Band mit Biographien zur Pflege-
und religiöser Probleme. Interessant sind Kapitel wie
geschichte bietet wieder zahlreiche
das über die Besonderheiten der stationären Behand-
interessante Einblicke in das Leben
lung religiöser und spiritueller Störungen oder die
von Pflegenden. Seit 1997 entsteht
Beratung und Psychotherapie für Menschen mit
eine Serie, die nicht nur für His-
außergewöhnlichen Erfahrungen (Wolfgang
Literatur
Fach und Martina Belz). Schließlich werden
toriker wichtig ist. Denn an den ausführlichen Beiträgen lässt sich vieles über die Motiva-
gesellschaftliche Perspektiven erörtert. Dabei
tion und die berufliche Prägung der Pflegenden, darunter
fordert Harald Walach die Entwicklung einer
zahlreiche Diakonissen, ablesen. Der Blick reicht darüber
säkularen, undogmatischen Spiritualität.
hinaus ins Ausland und in andere Berufe, die für die Pflege von Bedeutung waren. Das Schicksal jüdischer Kranken-
Jedes Kapitel endet mit einem Fazit für die Praxis. Bedauerlich, dass im Anhang unter den hilfreichen Adressen nicht die Kliniken Sonnenhalde in der Schweiz und Hohemark in Deutschland genannt werden, die ausgesprochen
viel Expertenwissen in diesen Fragen einzubringen
schwestern, die von den Nationalsozialisten ermordet oder ins Exil gezwungen wurden, wird nicht ausgeblendet. Der zeitliche Bogen spannt sich von 1500 bis 2012. Die Lektüre des Buches ist wie bei den bisherigen Bänden lohnenswert. Die eigenständige Bedeutung der Pflege wird so sichtbar.
Frank Fornaçon
haben und auch das Fehlen der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge als einem wichtigen Netzwerk fällt
Hubert Kolling (Hg.), Biographisches Lexikon zur Pflege-
dem theologisch versierten Leser auf. Frank Fornaçon
geschichte, Band 7, 2015, Nidda, hpsmedia, 328 Seiten, ISBN 978-3-9815325-5-5, Euro (D) 34,80
Liane Hofmann, Patrizia Heise (Hg.), Spiritualität und spirituelle Krisen, Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis, Stuttgart, Schattauer Verlag, 2016, 494 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-7945-3057-1, Euro (D) 59,99, SFr. 74.90
INTERVIEW
4/2016 CHRISCARE
39
Palliativmedizin in Brasilien
Interview mit Dr. Marta Maria de Morais
Bevölkerung mehr als 200 Millionen Einwohner, davon 11% alte Menschen. Ihr Profil ist sehr unterschiedlich: Man schätzt, dass nur 4,6 % von ihnen mit einem hohen Lebensstandard und 10,8 % unter prekären Lebensbedingungen und mit niedriger Rente leben; die Mehrzahl lebt in städtischen Gegenden und arbeitet in Diensten, die mit Handarbeit verbunden sind. Diese Menschen haben ein niedriges Bildungsniveau und eine niedrige Monatsrente. Viele alte Menschen sind „die Versorger der Familie“, deren Hauptsorgen sich auf die Versorgung bei gesundheitlichen Problemen beziehen.1 Dr. Marta Maria de Morais und Sr. Rosa Maria Lochmiller Sr. Rosa Maria: 2. Welche fachlichen Spezialisierungen im
Sr. Rosa Maria Lochmiller, Franziskanerin, Altenpflegerin, Mitglied im Bundesweiten Leitungskreis von Christen im Gesundheitswesen, ist seit einem Jahr im Provinzhaus der Franziskanerinnen von Sießen in Guaratinguetá, SP, Brasilien. Ihr Auftrag dort: Unterstützung der brasilianischen Provinz bei der Versorgung und Pflege der betagten Mitschwestern. Sie interviewte für ChrisCare Dr. Marta Maria de Morais, Fachärztin für Geriatrie in der Brasilianischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie, Spezialisierung an der Medizinischen Fakultät der Universität von São Paulo und Post-Graduierung zur Verbesserung der Palliativmedizin und Pflege am Syrisch-Libanesischen Krankenhaus in São Paulo.
Bereich von Pflege, Therapie und Medizin gibt es hier? Welche Menschen haben Zugang zu diesen Versorgungsleistungen? Werden diese auch von der Bevölkerung wahrgenommen und genutzt? Dr. Marta: Die Geriatrie ist ein Fachgebiet, das sich als ein spezifisches Instrument der Gerontologie zuordnet, mit dem Ziel der Gesundheitsförderung, Vorsorge und Behandlung von Krankheiten, der funktionalen Rehabilitation und palliativen Pflege. Die Profis der Gerontologie interagieren miteinander und mit den Geriatern. Leider ist unser Land noch nicht bereit, den Anforderungen der Bevölkerung gerecht zu werden: Es werden zwar Rechte zugesichert, die allen die Chance zur Erhaltung ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit und die Förderung ihrer moralischen,
Sr. Rosa Maria: Dr. Marta, danke, dass Sie sich bereit
intellektuellen, geistigen und sozialen Weiterentwicklung
erklärt haben, einige Fragen zum brasilianischen Gesund-
in Freiheit und Würde garantieren („Nationale Politik“2
heitswesen und zur Versorgung alter Menschen hier in
für ältere Menschen, Artikel 2). In Wirklichkeit werden die
Brasilien für die Leser von ChrisCare zu beantworten.
Rechte und Bedürfnisse der älteren Menschen jedoch trotz
Deutschland ist ein Land mit einem hohen Altersdurch-
Fortschritten, z.B. Approbation der „Satzung für die alten
schnitt und musste sich schon längere Zeit auf diese
Menschen“, noch nicht völlig erfüllt3.
wachsende Bevölkerungsgruppe einstellen. Brasilien, bisher immer ein sehr junges Land, in dem die Menschen
Sr. Rosa Maria: 3. Wie sehen Sie die Versorgung der Men-
in der Familie alt werden konnten, steht nun in einem
schen in der Endphase ihres Lebens? Nach meinen bishe-
gesellschaftlichen Umbruch, in dem die Zahl der alten
rigen Erfahrungen sind Palliativmedizin und Hospizgedan-
Menschen zunimmt und so die Fragen nach einer adäqua-
ken im Bewusstsein der Mediziner noch wenig verankert.
ten medizinischen Versorgung, Pflege und Betreuung eine
Nahezu alle der in den letzten Monaten in unserem Umkreis
neue Bedeutung gewinnen.
verstorbenen Menschen verbrachten ihre letzten Tage oder Wochen auf einer Intensivstation im Krankenhaus, wo sie
Sr. Rosa Maria: 1. Wie kann die Situation und die Wertschät-
von ihren Angehörigen (2 Personen, maximal 30 Minuten
zung alter Menschen in Brasilien beschrieben werden?
pro Tag) besucht werden konnten. Wie sehen Sie diese Situation? Gibt es hier Weiterentwicklungen, Bewusstseins-
Dr. Marta: In Brasilien werden Menschen im Alter von 60
bildung? Welche konkreten Schritte sehen Sie hier in unserer
Jahren oder darüber als „alt“ bezeichnet. Aktuell zählt die
Gegend, in unserem Staat und im gesamten Land?
40
erik
am Süd
INTERVIEW
a
mit lebensbedrohlich erkrankten Patienten verändert. Sie ist eine humanitäre Notwendigkeit. Sr. Rosa Maria: Vielen Dank Dr. Marta für dieses Interview und Ihre Antworten. Meine brasilianischen Mitschwestern und ich, sind sehr froh, in Ihnen eine Ärztin gefunden zu haben, die sich aktiv einsetzt, den Palliativ- und Hospizgedanken in die brasilianische Gesellschaft zu tragen und uns hilft, Mitschwestern am Ende ihres Lebens mit der notwendigen medizinischen Unterstützung zu Haus zu pflegen und zu begleiten. Ihre Aussagen zur Palliativmedizin kann ich nur bestätigen. Die kurze Zeit, die ich hier im Land bin, hat mir schon auf vielfältige Weise die Nöte gezeigt, die durch Dr. Marta bei der Arbeit
ein fehlendes Bewusstsein und fehlende Angebote bei den Patienten und in den Familien entstanden sind. n
Dr. Marta: Die brasilianische Gesellschaft beginnt endlich, einige der Grundsätze der Palliativmedizin anzuerkennen: wie z. B. Linderung des Leidens, Mitgefühl für die Kranken und ihre Familien, einwandfreie Kontrolle der Symptome und Schmerzen, den Erhalt der Autonomie und Unterstützung, um bis zum Schluss ein aktives Leben zu ermöglichen. Es ist aber notwendig, dass alle Aktivitäten der Palliativpflege auch gesetzlich geregelt werden. Hier herrschen noch große Unwissenheit und viele Vorurteile, vor allem unter den Ärzten, den Fachleuten im Bereich des Gesundheitswesens4, den Krankenhausmanagern und der Justiz. Palliativmedizin wird häufig mit Euthanasie verwechselt und die Voreingenommenheit in Bezug auf die Verwendung von Opioiden wie Morphin zur Schmerzlinderung ist groß. Es gibt noch wenige Möglichkeiten der Palliativversorgung und noch weniger Angebote, die Pflege auf der Basis von naturwissenschaftlichen Kriterien und guter Qualität anbieten. Die überwiegende Mehrheit erfordert noch die Implementierung von standardisierten Pflegemodellen, die Effizienz und Qualität gewährleisten. Bedingt durch einen Mangel an Plätzen zur Facharztausbildung und speziellen Ausbildungskursen gibt es eine Lücke bei der Palliativausbildung von Ärzten und anderen Fachleuten, die aber grundlegend notwendig ist für eine adäquate Pflege und Begleitung der Patienten. Bis heute werden angehende Ärzte im Medizinstudium nicht gelehrt, mit todkranken Patienten umzugehen, Symptome zu erkennen und Patienten in dieser Situation menschlich und aktiv zu begleiten. Die Bewusstseinsbildung der brasilianischen Bevölkerung über Palliativmedizin als Notwendigkeit für das öffentliche brasilianische Gesundheitswesen ist wesentlich, damit es seine Lösungsansätze im Umgang
n
silie
Bra
Anmerkungen der Übersetzerin Sr. Rosa Maria: 1 Gesundheitliche Probleme bedeuten hier sehr schnell auch wirtschaftliche Probleme, da viele Menschen trotz der SUS (Sistema unico de Saúde – kostenlose staatliche Krankenversichelo rung die für alle Bewohner gilt) vieles selbst bezahlen müssen. Pau o ã S Nahezu alle Medikamente (mit Ausnahme von einigen wenigen Standardmedikamenten) müssen selbst bezahlt werden. Auch viele Untersuchungen und Operationen (z.B. CT, MRT, spezielle Blutuntersuchungen, die Linsen bei Katarakt-OP etc., Cystoskopie, Endoprothesen) müssen entweder selbst bezahlt oder durch ein aufwendiges Verfahren von der Krankenkasse genehmigt werden. Danach müssen die Patienten oftmals sehr lange auf notwendige Untersuchungen und Therapien warten. Bis zu sechs Monaten Wartezeit bei einer Chemotherapie oder einer Operation sind für bei der SUS versicherte Menschen normal, es sei denn die betroffene Person hat gute Beziehungen zu Politikern. Private Krankenversicherungen, die mehr Leistung erbringen, sind teuer und die Patienten müssen zu den Ärzten, die quasi einen Vertrag mit der Versicherung haben. Möchten Patienten einen anderen Arzt konsultieren, müssen sie den Arztbesuch selbst bezahlen. In manchen Fällen übernimmt die Krankenkasse im Nachhinein die Kosten. Viele Mediziner arbeiten ausschließlich auf Basis von Privatabrechnungen. Ein günstiger Preis für eine Konsultation, einschließlich der Möglichkeit, innerhalb von 7 max. 14 Tagen nochmals zur Kontrolle einbestellt zu werden, liegt bei 150 300 Reais (ohne ausführliche Untersuchungen). Zum Vergleich: Der Mindestlohn liegt bei etwas mehr als 800 Reais(brutto) im Monat, mit dem auch viele Rentner leben müssen. Wer einen gut bezahlten Beruf hatte (Angestellte) und lange genug gearbeitet hat, kann es auch auf ein Monatseinkommen von ca. 1200-2000 Reais im Monat bringen(Mittelschicht). Häufig unterstützen die Großeltern die Kinder, damit diese den Enkeln den Besuch von privaten Schulen ermöglichen können, da die staatlichen Elementarschulen oftmals in einem katastrophal schlechten Zustand sind. Viele Menschen haben hier eine sehr geringe Schulbildung oder sind sogar Analphabeten (Zahlen der UNESCO von 2014 sprechen von 8% der Bevölkerung, das sind ca. 13 Mio.). Diese sind von den Abläufen und der Bürokratie im Gesundheitswesen überfordert und daher auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Andernfalls sind sie nicht in der Lage, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen.
4/2016 CHRISCARE
ChrisCare fragte auch Sr. Rosa-Maria nach ihren Erfahrungen in Brasilien.
41
Teilen eine hohe Kinderzahl, aber auch eine hohe Sterblichkeit bei Kindern und Jugendlichen und so im Schnitt eine eher niedrige Lebenserwartung. Diese Realität verändert sich
1. Welche Aufgabe kann die Kirche zur Verbesserung der beschriebenen Situation wahrnehmen?
rasant, besonders in den reicheren Regionen, die Zugang zu
Durch den starken Zulauf von katholischen Christen zu den
schaftliche Wandel wird spürbar durch die Zunahme alter
an allen Orten entstehenden freikirchlichen Gemeinden
Menschen und initiiert neue Fragestellungen, die nach neuen
unterschiedlichster Couleur haben die verfassten Kirchen sich
Antworten verlangen. So wird zurzeit das Renteneintrittsal-
neu auf ihren Heil- und Heilungsauftrag besonnen. Verschie-
ter ebenfalls schrittweise erhöht. Allerdings in ganz anderen
dene kirchliche Bewegungen greifen das Thema Gesundheit,
Dimensionen (von 52 auf 55 Jahre!).
einer verbesserten Gesundheitsfürsorge haben. Der gesell-
Krankheit, Heil, Heilung auf und machen konkrete Angebote tesdienste, Heilungsgebete, Vorträge zum Thema Versöhnung
2. Gibt es medizinische und pflegerische Angebote der Diakonie, Caritas oder auch deiner Gemeinschaft?
und Heilung, Leben aus dem Wort Gottes als Weg der Heilung
Die organisierte Caritas oder Diakonie ist hier mehr im
und Befreiung, Gesunder Lebensstil). Diese Themen werden
Bereich von Projekten im Einsatz, die die Basisversorgung
häufig in den Zentren der jeweiligen Bewegung angeboten
sichern, z. B. Projekte gegen die Kommerzialisierung von
und dann Dank einiger guter, hoch professionell arbeitender,
Wasser und Umweltprojekte, die sich für den Amazonas, das
privater Fernsehsender in ganz Brasilien ausgestrahlt. Träger
Überleben der Kleinbauern, den Schutz des Trinkwassers, etc.
sind in erster Linie neue geistliche Bewegungen und Ordens-
einsetzen. Konkrete pflegerische Angebote der kirchlichen
gemeinschaften. Das Ziel dieser Sender ist die Evangelisation,
Hilfswerke kenne bisher nicht. Diese werden eher von Ordens-
die Stärkung und Wiederherstellung christlicher Familien
gemeinschaften, neuen geistlichen Bewegungen oder auch
sowie die Einigung der Katholiken im Land. Daneben positio-
von freikirchlichen Gemeinden angeboten. Fundierte Ange-
nieren sich die Bischöfe immer wieder zu Gunsten der Armen.
bote müssen allerdings hohe bürokratische und teilweise
Sie versuchen durch Basisgemeinden die Voraussetzungen zu
auch finanzielle Hindernisse überwinden. Nicht wenige Pro-
schaffen, dass durch vom Evangelium erneuerte Menschen
jekte halten sich nur über kirchliche Hilfswerke, z.B. Adveniat,
Veränderungsprozesse in diesem Land möglich werden.
Misereor, Brot für die Welt etc., und durch die Unterstützung
Hierdurch kann ein neues Bewusstsein wachsen, aus dem
privater Spender, die oftmals aus Europa sind
für Heil- und Heilungssuchende Menschen (z.B. Segnungsgot-
heraus die Menschen beginnen, sich aktiv für das Leben, für
Barmherzigkeit ausüben. Dazu gehört auch die Achtsamkeit
3. Sind ökumenische Netzwerke von engagierten Christen im Gesundheitswesen Brasiliens entstanden? Oder gibt es hier Ansätze?
für die Kranken in der Gemeinde. In manchen armen Gemein-
Diese Frage kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht
den, in denen nur ungenügende Angebote der staatlichen
beantworten. Ich persönlich habe bisher noch nichts Konkre-
Gesundheitsfürsorge vorhanden sind, gibt es oftmals eine in
tes in dieser Richtung kennengelernt. Allerdings wurde mir in
der Krankenpflege ausgebildete Person, die Erste Hilfe leisten
Gesprächen mit Mitschwestern immer wieder deutlich, dass
kann, die beratend zu Seite stehen kann, und die, wenn es
es ein durchaus gespanntes Verhältnis zwischen den unzähli-
notwendig ist, die Patienten im Dschungel der brasilianischen
gen Freikirchen und freikirchlichen Gemeinden gibt, aber auch
Gesundheitsversorgung unterstützt. Im Bereich der Palliativ-
der Dialog mit der lutherischen und katholischen Kirche steckt
pflege und Medizin braucht es m. E. auch innerhalb der Kirche
noch sehr in den Anfängen. Durch Papst Franziskus kamen in
eine Auseinandersetzung mit den Themen Alter, Krankheit
den letzten Jahren starke Impulse zu mehr Dialog, die ermuti-
und Sterben. Bisher war das Land jung und hatte in weiten
gen hier Neues zu wagen. n
die eigenen Rechte und die der Bedürftigen einzusetzen. Die Gemeinden fördern Projekte, die ganz konkret die Werke der
Quellen: https://pt.wikipedia.org/wiki/Sistema_Único_de_ Saúde; http://www.hart-brasilientexte.de; Gespräche mit Betroffenen und einer Lehrerin, die in der Ausbildung von Krankenschwestern tätig ist. Anmerkung der Übersetzerin: Es gibt in Brasilien den „Rat für Nationale Altenpolitik“, der Gesetzesvorschläge in den Kongress einbringt und die Rechte der alten Menschen vertritt. 3 Anmerkung der Übersetzerin: Diese Aussage gilt für den Staat Sao Paulo und die Staaten im Süden Brasiliens. Die Staaten im Nordosten und im Norden, besonders auch im Amazonasge2
biet stehen hier noch an einer ganz anderen Stelle. Dort gibt es nur sehr schwache Infrastrukturen, die schon die Basisversorgung nicht oder kaum sichern. 4 Anmerkung der Übersetzerin: Dazu zählen hier die verschiedenen Qualifikationen in der Pflege, der Physiotherapie und der Ernährung. Quellen: Brasilianische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (SBGG), Academia Nacional de Cuidados Paliativos (ANCP), dem Brasilianischen Institut für Geographie und Statistik (IBGE).
42
Impressum Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Eberwein. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: FRANK.COMMUNICATION., Werner-von-Siemens-Str. 25, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15, werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2012. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr. (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr. (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland oder dem SCM Bundes-Verlag (Schweiz) in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, abo@scm-bundes-verlag.ch, www.scm-bundes-verlag.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Bank, IBAN: DE55520604100206416179, BIC: GENODEF1EK1 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN: CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 4/2016: Himmlische Perspektiven Fotos: S.1 © Kichigin – istockphoto.com; S.13 © AntonioGuillem – istockphoto.com; S.22-23 © Konstantin Yuganov – fotolia.com; S.32 © Jaren Wicklund – fotolia.com; S.33 © inesbazdar – fotolia.com, © Syda Productions – fotolia.com, © Claudio's Pics – fotolia.com; alle anderen Bilddaten: privat und FRANK.COMMUNICATION. Illustrationen: Sandra Pauly / FRANK.COMMUNICATION. (www.frank-com.de) Texte: S.24/25: Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Herder: Einfach leben, Themenheft: Spirituelle Wege 8/2011, 18-19. Rechte bleiben gewahrt Beilagen: Neufeld-Verlag Das Heft 1/2017 erscheint mit dem Thema „Sehn-Sucht“ im Februar 2017.
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Info
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Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG)
CiG e.V. ist ein bundesweites konfessionsverbindendes Netzwerk von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen • einander fördern, christlichen Glauben im Berufsalltag einzubringen, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, • für Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen, • in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen. Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung. Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B. monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle. Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen Themen aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de. Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundesweiten Leitungskreis verantwortet und geleitet. In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert. Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundesweiten Leitungskreises. Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt. 500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Verein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen. Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten! n CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V. Bergstraße 25, D-21521 Aumühle Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39 E-Mail: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de
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GEBET MIT KRANKEN
Magazin für Christe n im Gesundheitsw esen
AUFTANKEN
BEZIEHUNGEN
März 2014 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) sFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
„ChrisCare ermutigt Christen, ihre Berufung in den unterschiedlichen Berufen des Gesundheitswesens zu entdecken und zu entfalten. Die Zeitschrift trägt dazu bei, die Bedeutung des Glaubens für die Medizin, die Pflege und andere therapeutische Angebote zu erkennen und in die fachliche Diskussion einzubringen. Dabei erwartet sie Anregungen aus allen Konfessionen.“
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