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CANNABINOIDE REGULIEREN UNSERE KÖRPER!
from DE 2023 01
by SoftSecrets
Wieso Hanf Therapeutisch Wirksam Ist
Das Endocannabinoidsystem, kurz ECS, also das System von körpereigenen (endogenen) Cannabis-Wirkstoffen (Cannabinoiden), übt im Menschen wie auch im Tier komplexe regulierende Funktionen aus. Wenn irgendwo im Körper ein Überschuss oder Mangel an Botenstoffen vorliegt und dies störende Effekte zur Folge haben kann, greift das körpereigene Cannabinoidsystem ein und reguliert die fehlgeleiteten Systeme. Eine Störung des Endocannabinoidsystems hingegen kann aufgrund der womöglich eingeschränkten regulierenden
Eigenschaften zu zahlreichen Symptomen und Leiden führen. Auch in diesem Fall können von außen aufgenommene Cannabinoide hilfreich sein. Deshalb zeitigt Hanfmedizin häufig so heilsame Wirkungen, denn sie unterstützt das körpereigene Cannabinoidsystem. Dieses Endocannabinoidsystem besteht aus drei Komponenten:
1. Cannabinoidrezeptoren sowie anderen Rezeptoren
2. Endocannabinoide
3. Spezielle Proteine, die an der Herstellung bzw. dem Abbau der Endocannabinoide beteiligt sind
Das Endocannabinoidsystem wurde Ende der 80er, Anfang der 90er
Jahre entdeckt. Zunächst wiesen Wissenschaftler aus Missouri die Cannabinoid-Rezeptoren CB-1 und CB-2 im Körper des Menschen und einiger Säugetiere nach, später entdeckte Professor Raphael Mechoulam aus Israel zusammen mit seinem Forschungsteam die ersten körpereigenen Cannabinoide. Dies sind allerdings nicht etwa die gleichen, wie sie in den Hanfpflanzen vorkommen, sondern spezielle Stoffe, die eine Cannabinoid-ähnliche Wirkung aufweisen. Laut Definition sind Cannabinoide Moleküle (Wirkstoffe), die mit den körpereigenen CannabinoidRezeptoren in Verbindung stehen. Es sind bis heute etwa 200 dieser körpereigenen Stoffe entdeckt worden. Die bekanntesten Endocannabinoide sind Anandamid und 2-AG (2-Arachidonoylglycerol).
Cannabinoide binden im Körper an verschiedene Rezeptorensysteme, unter anderem an die speziellen Cannabinoidrezeptoren, aber auch an weitere. Die beiden wichtigsten Cannabinoidrezeptoren werden CB1- und CB2-Rezeptor genannt. Zu Beginn der Forschungen waren die Wissenschaftler der Ansicht, der CB1-Rezeptor komme ausschließlich im Gehirn vor, was sich aber als falsch erwies. Der CB1-Rezeptor ist in einer Vielzahl von Organen und Körperbereichen zu lokalisieren, zum Beispiel auf den Immunzellen, im peripheren Nervensystem, im Urogenitaltrakt, im Magen-DarmBereich, im Hoden, in Blutgefäßen, im Herzen und in der Milz, allerdings kommt CB1 tatsächlich vornehmlich im Gehirn vor. Dort ist er auch einer der häufigsten Rezeptoren. Im Hirnstamm, der für Regulierung der Herzaktivität und Atmung zuständig ist, kommt der CB1-Rezeptor hingegen nicht vor. Aus diesem Grund gehen Forscher davon aus, dass keine tödliche Überdosierung mit Cannabinoiden möglich ist. CB1 hat schützende Eigenschaften, weil es im zentralen Nervensystem die Aktivität von körpereigenen Botenstoffen reguliert. Die CB1-Rezeptoren hemmen jegliche übermäßige Aktivität dieser Botenstoffe, wie zum Beispiel Dopamin, Noradrenalin, Glutamat, Serotonin etc., was zu den regulierenden Wirkungen führt. Beispiele sind Schmerzlinderung, Verminderung von Übelkeit und Erbrechen, Regulation der Muskelaktivität und die Linderung von psychischen Leiden.
Der CB2-Rezeptor befindet sich ebenfalls verteilt über das zentrale Nervensystem, jedoch mit geringerem Vorkommen als CB1. CB2-Rezeptoren finden sich in größerer Anzahl im Gehirn. Das System der CB2-Rezeptoren hat z.B. direkten Anteil an den Schutzmechanismen der Immunabwehr.
2002 stellten Wissenschaftler die These und Vermutung auf, dass es einen CB3-Rezeptor geben könnte. Der seit 1999 nachgewiesene GPR55-Rezeptor (G Protein-Coupled Receptor 55) wird seitdem als Kandidat für den dritten Cannabinoid-Rezeptor gehandelt (Wilson et al. 2002).
Die zahlreichen regulierenden Effekte, die vom Endocannabinoidsystem ausgehen, gliedern sich in Funktionen, die sich im Gehirn abspielen, und in Funktionen, die in anderen Organen wichtige Vorgänge beeinflussen. Bei den Gehirnfunktionen hat das Endocannabinoidsystem unter anderem Anteil an psychischen Faktoren wie unserem Wohlbefinden, der Empfindung von Angst und Depression, an Lernprozessen, am Gedächtnis selbst, an der Kognition und an kognitiven Fähigkeiten im Allgemeinen, an der Motivationsfähigkeit sowie an der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse. Die Funktionen des Endocannabinoidsystems an anderen Organen erstrecken sich über Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem, die Haut, das Immunsystem, das Knochengerüst, die Leber, den Magen-Darm-Bereich, die Muskulatur und den Urogenitaltrakt. So begünstigt eine Aktivierung des CB1Rezeptors zum Beispiel entzündliche Prozesse innerhalb des Herz-KreislaufSystems sowie eine Verkalkung der Blutgefäße, während eine Aktivierung des CB2-Rezeptors beidem entgegenwirkt. So wurde festgestellt, dass körpereigene Cannabinoide maßgeblich das normal funktionierende Immunsystem aufrechterhalten und dass das ECS eine enorm wichtige Rolle bei der Regulation und den Funktionen des Magen-DarmTrakts spielt. Weiterhin ist bekannt, dass sich im Falle einer Erkrankung der Leber dort vermehrt CannabinoidRezeptoren bilden. Das ECS ist überdies an der Bildung von Muskelfasern sowie am Knochenwachstum und an der normalen Funktion der Haut beteiligt –die Knochen- und Hautzellen produzieren sogar selbst Endocannabinoide! Eventuell hat das ECS auch auf die menschlichen Sexualfunktionen wie auch auf Phasen der Schwangerschaft Einfluss, weitere Forschungen hierzu stehen noch aus.
Ohne diese körpereigenen Cannabinoide könnten wir übrigens gar nicht leben, zu viele regulative Effekte gehen von ihnen aus. Versuche von Forschern, Mäusen durch gezielte Züchtung das Endocannabinoidsystem zu entfernen, haben ergeben, dass die Tiere ohne körpereigene Cannabinoide nicht lebensfähig sind.
So viel zu den Basics der körpereigenen Cannabiswirkstoffe.
Die Forschung ist in vollem Gange, aber noch lange nicht am Ende. Mit legalisiertem Cannabis wird auch die Wissenschaft mehr Möglichkeiten haben. Es bleibt auf jeden Fall spannend.