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Das Geldwäsche-System JuicyFields

Der schwedische Anwalt Lars Olofsson ist dabei eine Sammelklage gegen mehrere Social- und News-Media-

Plattformen einzureichen, die seiner Meinung nach dazu beigetragen haben, das massive Betrugssystem der aufgeflogenen "CannabisInvestitionsplattform" JuicyFields zu fördern. Auch Banken und Finanzaufsichtsbehörden will Olofsson vor den Richter bringen, die nichts gegen das gigantische Geldwäsche-

Projekt von JuicyFields unternommen haben. Obwohl genau das ihr Job war.

Wir berichteten bereits über den groß angelegten Betrug von JuicyFields, über den es prinzipiell nichts Neues gibt. Dennoch geistert das Thema weiterhin durch die Medien, vor allem Dank der Arbeit des schwedischen Anwalts Olofsson, der unlängst erklärte: "Ich ergreife jetzt als erstes rechtliche Schritte gegen Facebook, Instagram, Forbes, Google, CNN und YouTube. All diese Unternehmen haben JuicyFields erlaubt, sich auf ihren Plattformen oder in ihren Magazinen zu präsentieren - und zwar nicht nur durch normale Berichterstattung, sondern auch durch bezahlte Anzeigen. Danach greife ich dann die Regierungen Deutschlands, der Niederlande, der Schweiz und Zyperns juristisch wegen eines groben Mangels ihrer Finanzbehörden an, die einfach nicht gesehen haben, was da vor sich ging."

Als Präzedenzfall dafür (große Technologieplattformen für ihre Sorgfaltspflicht in Bezug auf illegale

Aktivitäten ihrer Tochterunternehmen, Werbetreibenden oder Kunden verantwortlich zu machen) führt Olofsson einen Fall an, in dem der Kläger das Kreditkarten-Unternehmen VISA beschuldigte, die Zahlungsabwicklung für die Verbreitung von Kinderpornografie auf Medienplattformen für Erwachsene (Porno-Seiten) bereitgestellt zu haben. Obwohl dieser Fall noch läuft, haben

VISA und Mastercard schon im August 2022 beantragt, Kreditkarten-Zahlungen für Werbung auf Pornhub und seiner Muttergesellschaft Mindgeek auszusetzen.

Rechtsanwalt Olofsson vertritt mittlerweile gut 800 Kläger, die alle ehemalige Kunden von JuicyFields sind, einem selbst erklärten Fintech-Unternehmen, welches beeindruckende Renditen auf das digitale

Growen von Cannabispflanzen versprach und im Sommer als massives PonziSystem entlarvt wurde. Olofsson schätzt, dass es bis zu 125.000 Anlegerkonten auf der Plattform gegeben haben könnte, als das Ponzi-Schema im Juli auf spektakuläre Weise implodierte und einen Betrug von massivem Ausmaß enthüllte. Auch Olofsson glaubt, dass die bis zu 2,5 Milliarden Dollar, die früher auf den ca. 500.000 JuicyFields-Konten lagen, komplett abgezogen sind.

"Ich weiß natürlich, dass sie mit dem Geld davongelaufen sind", erklärte Olofsson, "es hat daher keinen Zweck, das Geld noch irgendwo finden zu wollen."

Stattdessen plant er, Klagen gegen verschiedene finanzstarke "Vermittler" zu erheben, ohne die JuicyFields (wie er meint) gar nicht so erfolgreich hätten operieren können - das sind Medienunternehmen (die Einnahmen aus den aggressiven Werbekampagnen von JuicyFields erzielten), Banken (die Millionen von Transaktionen abgewickelt haben) und Finanzaufsichtsorganisationen, die Investmentfirmen eigentlich regulieren und verdächtige Aktivitäten überwachen sollten.

"Heute liegen mir mehr als 20.000 Dokumente vor, durch die ich mich in den letzten fünf Monaten gearbeitet hat, nachdem im Juli alles enthüllt wurde", erklärte Olofsson und fügte hinzu: "Ich besitze interne und nicht öffentliche Dokumente über die Verbindungen und Geschäftsabschlüsse von JuicyFields und habe damit eine umfassende strafrechtliche Untersuchung durchgeführt. ... Große Unternehmen haben nicht sorgfältig überprüft, mit wem sie da Geschäfte gemacht haben, Banken haben bei ihrer Kontrollpflicht massiv versagt und Regierungsbehörden haben gar nicht erst gesehen, was da vor ihren Augen abging.

Darüber hinaus standen auch verschiedene hochkarätige Personen aus der Cannabis-Branche auf der Gehaltsliste von JuicyFields und erhielten dabei weit mehr als die üblichen Beratungsgebühren."

Olofsson behauptet, dass seine Ermittlungen bisher die Identitäten von 70 Personen, 60 Banken und 40 Unternehmen ergeben haben, die mit dem Geschäftsbetrieb und Marketing von JuicyFields in konkreter Verbindung standen - darunter auch große Social Media- und Nachrichten-Plattformen.

"Ich habe unzählige konkrete Informationen über viele Unternehmen, Einzelpersonen und Regierungsbehörden, die ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind oder JuicyFields sogar geholfen haben, ihren Vertrieb und ihr Marketing zu betreiben - und dieser Betrug lief für mehr als zwei Jahre völlig ungestört ab. Dazu gehört einfach eine große Anzahl von willigen Banken.

Zwei hochkarätige Anwälte, die sich im internationalen Cannabis-Business einen Namen gemacht haben und sich für die Legalisierung und eine 'saubere' Industrie einsetzen, die frei von Kriminalität und zwielichtigen Geschäften ist, standen auf der Gehaltsliste von JuicyFields", berichtet Olofsson und wird dann sogar noch konkreter: "Zum einen ist das der deutsche Anwalt Kai-Friedrich Niermann, zum andere Shanti Persad-Moeller, eine Anwältin aus West Virginia in den USA. Letztere hat alle Präsentationen für JuicyFields gemacht. Beide Anwälte wurden von JuicyFields stark überbezahlt."

Rechtsanwalt Olofsson verbrachte den ganzen letzten Spätsommer und Herbst damit, kreuz und quer durch Europa zu reisen und mit Führungskräften, Geschäftsinhabern, Fürsprechern und Insidern der Cannabisbranche zu sprechen. Obwohl (laut den ihm im Fall JuicyFields vorliegenden Dokumenten) seit 2020 jährlich 10 Millionen US-Dollar für Werbung und Marketing ausgegeben wurden, hatten viele Branchenkenner noch nie zuvor von JuicyFields gehört. Diejenigen, die das Unternehmen genauer kannten, sagten, es handele sich dabei um einen offensichtlichen Betrug mit vielen roten Fahnen - darunter auch das Fehlen der erforderlichen Cannabis-Lizenzen und andere Probleme, die für Fachleute ziemlich offensichtlich waren.

Als Olofsson versuchte, Personen zu kontaktieren, die mit JuicyFields in Verbindung stehen, stellte er fest, dass diese meist gar nicht auf seine E-Mails reagierten oder (wenn sie es denn taten), dies nur machten, um ihre Exposition zu minimieren und sich direkt von der JuicyFields und der ganzen Situation zu distanzieren.

Das Online-Magazin "Green Market Report" wandte sich mit seinen Fragen auch an die Finanzbehörden in Zypern, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Ein Vertreter der FINMA (der Schweizer Finanzaufsichtsbehörde) erklärte, dass JuicyFields "keine Zulassung der FINMA oder eine Zugehörigkeit zu einer Selbstregulierungsorganisation hat" und dass "die FINMA im Allgemeinen Hinweisen auf mögliche Risiken konsequent nachgeht und bei Verstößen gegen Genehmigungspflichten gegebenenfalls Maßnahmen ergreift." Zu einzelnen Unternehmen, möglichen Ermittlungen oder Verfahren wolle man sich aus Gründen der Vertraulichkeit jedoch nicht äußern.

"Ein in den Niederlanden niedergelassenes Finanzunternehmen, das als GeldanlageInstitut, Wertpapier-Firma oder Crowdfunding-Plattform tätig sein möchte, benötigt eine Lizenz der niederländischen Finanzmarktbehörde AFM. Für rückzahlbare Gelder ist zudem eine Lizenz der De Nederlandsche Bank (DNB) erforderlich. JuicyFields hat aber nie eine Lizenz von der AFM oder der DNB bekommen", fügte der FINMA-Sprecher noch hinzu.

Die niederländische Finanzbehörde

AFM erklärte ihrerseits, dass "im niederländischen Handelsregister (www. kvk.nl) keine Suchergebnisse zum Namen 'Juicyfield' angezeigt werden. Die Suche nach dem Namen 'Juicy' in Kombination mit der Adresse ergibt jedoch ein Suchergebnis, nämlich die 'Juicy Holdings'. Diese Juicy Holdings ist seit dem 20. August 2021 im niederländischen Handelsregister eingetragen. Doch diese Gesellschaft ist laut Handelsregister-Auszug im Bereich 'Organisationsberatung' und 'Anbau von Gewürzpflanzen' tätig - und nicht als Finanzdienstleister. Und JuicyFields war bzw. ist der größte Anteilseigner von Juicy Holdings.

Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde

BaFin lehnte es ab, sich zu Olofssons Untersuchung zu äußern. Dennoch lieferte sie einige zusätzliche Einblicke in die Welt von JuicyFields: "In Bezug auf unsere Warnung bezüglich Juicy Holdings B.V. möchte ich hervorheben, dass die (angeblichen) Kapitalanlagen von Juicy Holdings B.V. unregulierte Kapitalmarktprodukte waren/sind. Das bedeutet, dass ein Unternehmen, das solche Produkte anbietet, keiner Erlaubnis der BaFin bedarf und somit keiner laufenden Aufsicht unterliegt", so ein Sprecher der deutschen Finanzaufsichtsbehörde.

Was inzwischen aber immer deutlicher wird: Durch JuicyFields wurde ein gigantisches Geldwäsche-System von einer großen Anzahl falscher Investoren und Konten erschaffen - wahrscheinlich mit gestohlenen Pässen oder anderen gestohlenen Identitäten, Dokumenten und Bankkonto-Informationen von teilweise ahnungslosen Menschen. Die gewaschenen Gelder landeten auf speziell dafür erstellten Krypto-Wallets.

Insgesamt haben rund 125.000 echte Investoren weltweit eigene Kundenkonten erstellt - JuicyFields erkärte jedoch noch kurze vor dem Abtauchen, dass die Plattform nun über 500.000 aktive User-Konten hat - eine Behauptung, die Olofsson nach Durchsicht unzähliger Dokumente durchaus glaubt. Denn das bedeutet, dass etwa 350.000 Kundenkonten gefälscht waren und für Geldwäsche im großen Stil verwendet wurden.

Nach den bisherigen Ermittlungen Olofssons scheint das Geld, das über derartige "JuicyFields-Operation" gewaschen wurde, nicht nur von der russischen Mafia, sondern auch von lateinamerikanischen Drogen-Kartellen zu stammen.

Letztendlich war dann wohl die Abzocke von 125.000 Hanf-Freunden, die digital mitgrowen wollten, nur ein

Nebenbei-Geschäft einer viel größeren internationalen Geldwäsche-MegaMasche.

Bereits im März 2022 berichtete das mit den Vereinten Nationen verbundene International Narcotics Control Board (INCB), dass sich Drogenkartelle in Kolumbien und Mexiko zunehmend der locker regulierten Welt der Kryptowährung zuwenden, um ihr Geld zu waschen. Und "BusinessCann" berichtete dann im August 2022, dass der JuicyFieldsBetrug "alle Kennzeichen der russischen Mafia" trägt. Anwalt Olofsson glaubt aber mittlerweile fest daran, dass es sich eigentlich um "ein Joint Venture zwischen der russischen Mafia und kolumbianischen Drogenkartellen" handelte - eine Partnerschaft, die seiner Meinung nach gar nicht so ungewöhnlich ist. Wenn es ums "Cash-Management" der Unterwelt geht.

Juicy Fields hatte nachgewiesenermaßen eine Reihe bestätigter Verbindungen zu kolumbianischen Unternehmen, wobei sich ein großer Teil seiner "Anbaupartnerschaften" auf die Region Medellin konzentrierte. Anwalt Olofsson sagte, er habe handfeste Beweise dafür, dass der CEO und Geschäftsführer der

JuicyFields-Tochtergesellschaft "Juicy Grow", Viktor Bitner, auch "sehr gute Verbindungen nach Kolumbien" habe. Darüber hinaus erklärte Olofsson, er habe Beweise, die darauf hindeuten, dass Herr Bitner auch Verbindungen zu russischen und US-amerikanischen Geheimdiensten hatte: "Er (Viktor Bitner) war definitiv an einigen Geschäften zwischen den Russen und den US-Geheimdiensten beteiligt. Deshalb sammeln wir jetzt so viele Informationen wie möglich über seinen Hintergrund, seine Verbindungen und seine Geschäfte." Die von Olofsson gesammelten Beweise sollen bald in einem "Daten-Dump im Wikileaks-Stil" veröffentlicht werden.

"Am Ende des Tages muss ich meinen Fall vor Gericht vertreten, und da muss dann alles zu 100 % stimmen. Ich sage daher nichts, was ich nicht sicher verifizieren kann. Mein Verifizierungsniveau muss von einer Qualität sein, die vor Gericht akzeptiert wird." erklärte Olofsson. Angesichts der Gerichtsverfahren und aktuellen Zeitpläne könnte das erste öffentliche Verfahren im April oder Mai 2023 stattfinden. Wir dürfen gespannt bleiben, was in Sachen JuicyFields noch so alles herauskommt.

& Fotos: Green Born Identity – G.B.I.

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