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PETRA REGER
EDITORIAL
Ein eher schwieriges Unterfangen Die weltweiten Klimaziele sind mit dem Pariser Abkommen formuliert, Klimaneutralität ist das Gebot der Stunde. Weshalb das Thema Klimaschutz auch in der Bauindustrie – weltweit einer der größten Treibhausgasemittenten überhaupt – »essenzieller« wird, wie es so schön heißt. Gleichwohl zeigt sich nicht nur am Beispiel der neuen Mantelverordnung, dass es in Deutschland immer noch ein eher schwieriges Unterfangen ist, Klima und Ressourcenschutz mit dem Baubereich so in Einklang zu bringen, damit alle Beteiligten zufrieden sind.
S
atte 15 Jahre haben die Verhandlungen gedauert, ehe vom Bundestag die neue Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz verabschiedet werden konnte, die einen Kompromiss darstellt zwischen der Förderung des Baustoff-Recyclings und dem Schutz von Boden und Grundwasser und die Verwertung mineralischer Abfälle rechtsverbindlich regeln soll. Und trotzdem gibt’s – teils lautstarke – Kritik von den diversen Verbänden, wie dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, dem Zentralverband Deutsches Baugewerbe oder dem Deutschen Abbruchverband. Bemängelt wird in erster Linie, die neue Mantelverordnung sei nicht primär auf praktikable Regelungen für die Verwertung mineralischer Bauabfälle ausgerichtet, zumal die Verordnung nahezu jede künftige Straßenbaumaßnahme betreffe. Weshalb höhere Entsorgungskosten einkalkuliert werden müssten. Auch müssten mineralische Bauabfälle nach gütegesicherter Aufbereitung vom Stigma der Abfalleigenschaft befreit werden, denn qualitätsgesicherte Recycling-Baustoffe seien hochwertige Baustoffe und kein minderwertiger Abfall. Nahezu gleichzeitig mit der neuen Mantelverordnung hat sich ein neues Netzwerk aus gut 20 Verbänden der bauausführenden Wirtschaft sowie der mineralischen Baustoff- und Recycling-
Eigentlich fehlt nur der Hinweis, man habe sich auch Fridays for Future angeschlossen.
8 AUGUST 2021
Industrie formiert und sofort mit dem Positionspapier »Nachhaltiges mineralisches Bauen für die Zukunft« zu Wort gemeldet. Tenor: Man bekenne sich ausdrücklich zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung für den Klima- und Ressourcenschutz, wolle einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klima- und Ressourcenziele leisten und die Dekarbonisierung der mineralischen Baustoffindustrie habe bereits begonnen. Eigentlich fehlt nur der Hinweis, man habe sich auch Fridays for Future angeschlossen … Das ist selbstredend nicht der Fall. Das Netzwerk »Nachhaltig.Mineralisch.Bauen« ist nichts anders als eine neue Lobby-Vereinigung für mineralische Baumaterialien wie Beton und Mauerwerk. »Um Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit miteinander zu verbinden«, so eine der blumigen Formulierungen, fordert es unter anderem einen technologieoffenen Wettbewerb statt gesetzlich vorgeschriebener Quoten für bestimmte Bauweisen, regenerativ erzeugten Strom und Wasserstoff in ausreichender Menge zu bezahlbaren Preisen und die faire Bewertung aller Baustoffe und Bauweisen unter realen Nutzungsszenarien im Rahmen einer umfassenden Nachhaltigkeitsbewertung aller ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Kriterien … Und damit kommen wir direkt zur Praxis in der Gewinnung und Aufbereitung. In der Rubrik »Im Blickpunkt« berichten wir darüber, wie der Muldenkipperspezialist Bell Equipment seinen Marktanteil in Deutschland auf rund 25 % erhöhen will sowie über die Präsentation des neuen Allradzweiachsers B45E 4x4 durch Vertriebspartner Kiesel (Seite 18). Ebenfalls »Im Blickpunkt« stellen wir die neuen Brecher Jawmax 400/450 und Remax 450 des Herstellers SBM Mineral Processing sowie dessen sehr ambitionierte Wachstumsziele vor (Seite 24). Eine Wachstumsstrategie hat auch Husqvarna Construction in der Schweiz, wie das bauMAGAZIN bei der Premiere der »Husqvarna-Academy« in Seon erfuhr (Seite 98). Keine Expansionspläne hat hingegen der Aufbereitungsspezialist Stenger Siebtechnik, wie Geschäftsführer Jochen Stenger und Verkaufsleiter Daniel Stawarski beim Redaktionsbesuch des bauMAGAZIN erklärten (Seite 54). Sollten Sie zu unseren Themen in dieser Ausgabe Anregungen haben oder Wünsche, schreiben Sie uns unter baumagazin@sbm-verlag.de. Wir freuen uns über jede Zuschrift. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine unterhaltsame Lektüre.
Michael Wulf Chefredakteur