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Editorial

»Wir müssen dicke Bretter bohren«

IMELDA WEIDHAAS

»Wir sind kein Show-Bündnis. Wir müssen liefern und deshalb ab jetzt bauen«, sagte Bundesbauministerin Klara Geywitz zum Auftakt des »Bündnisses bezahlbarer Wohnraum«, das Ende April seine Arbeit aufnahm. Doch die Voraussetzungen für einen Erfolg – 400 000 neue Wohnungen pro Jahr – sind alles andere als günstig. 2020 wurden rund 306 000 Wohnungen fertiggestellt, der beste Wert seit 2001. Seitdem stiegen die Preise für Baustoffe und Energie exorbitant, Materialengpässe und unterbrochene Lieferketten sorgen für Verzögerungen auf den Baustellen. Der Anteil der Baugenehmigungen steigt zwar (380 000 in 2021), aber der Bauüberhang ist groß. Aktuell warten laut Bundesbauministerium 800 000 genehmigte Wohnungen auf ihre Fertigstellung.

Dem »Bündnis bezahlbarer Wohnraum«, dem rund 50 Vertreter aus Politik, Bauwirtschaft und Zivilgesellschaft angehören, muss wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele unter einen Hut bringen. »Um diese Bauziele zu erreichen, brauchen wir große Lösungen, wir müssen dicke Bretter bohren«, betont Klara Geywitz. Denn: Es müssen nicht nur viele Wohnungen gebaut werden, das Bauen von Wohnungen muss in Zukunft auch weniger Ressourcen, weniger Flächen und weniger Energie verbrauchen. Es klingt wie die Quadratur des Kreises. Vertreter der Wohnungs- und Bauwirtschaft halten die Zielmarke von 400 000 neuen Wohnungen angesichts der aktuellen Situation schon jetzt für illusorisch. »Fast alle Neubau- oder Modernisierungsprojekte müssen entweder zurückgestellt oder ganz aufgegeben werden, wenn sich die Preisdynamik der vergangenen Monate weiter fortsetzt«, meint etwa Axel Gedeschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. favorisiert die Bauministerin die Schaffung von Wohnraum im Bestand. So sollen ungenutzte Büro- und Handelsgebäude umgebaut und aufgestockt werden, Baulücken geschlossen und Leerstände reaktiviert werden. Unterstützung bekommt sie u. a. vom Architekten und Bauingenieur Werner Sobek, einem Pionier für nachhaltiges Bauen in Deutschland, der in einem Interview sagte: »Zunächst sollte die Bundesregierung darüber nachdenken, ob es denn alles Neubauwohnungen sein müssen und ob man nicht leer stehende Bürogebäude, Industriebauten, Produktionsanlagen bis hin zu Lokschuppen umnutzen und dabei deren tragende Strukturen, Fassaden und Dächer übernehmen kann.« Gleichzeitig spricht sich der Leichtbauexperte gegen eine »Hyper-Favorisierung« des Baustoffs Holz aus – wie es derzeit von politischer Seite passiert – und empfiehlt stattdessen neue Rezepte für Beton, mehr Rezyklate und CO2-arm produzierten Zement.

Es bleibt spannend, welche Ergebnisse das »Bündnis bezahlbarer Wohnraum« bis Herbst präsentieren wird. Wir konzentrieren uns in diesem Heft auf die Innengewerke Türen & Tore, Fenster, Bodenbeläge und Innenausbau. Unser Top-Thema zeigt Neuentwicklungen im Bereich Werkzeuge & Befestigungstechnik, in einem Sonderthema gehen wir außerdem auf die Themen Arbeitsschutz & Arbeitssicherheit ein. Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre!

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