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Podcast-Erfolge

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Neue ORF-Show

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Die Ö3-Stars Gabi Hiller und Philipp Hansa sowie Multitalent Paul Pizzera frönen in ihrem gemeinsamen Podcast „Hawi D’Ehre“ dem echten und vor allem durch und durch österreichischen Leben. Das Ergebnis: unterhaltsam-nachdenklicher Eskapismus mit Realitätsverwurzelung. Wir baten zum Österreich- und 2020er-Resümee.

PODCASTERFOLGE FÜR PAUL PIZZERA & CO

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Hawi D’Ehre, war das ein Jahr!

TEXT UND INTERVIEW VON MANUEL SIMBÜRGER, FOTOS THOMAS KAMENAR

FRÜHER PLAUDERTE man im Wirtshaus über Gott, die Welt sowie die kleinen und großen Leiden des Lebens, heute versammelt man sich vorm Mikrofon oder veranstaltet Online-Meetings – die StammtischAtmosphäre ist aber dieselbe, zumindest wenn es sich bei der illustren Runde um die Ö3-Starmoderatoren Gabi Hiller und Philipp Hansa sowie Österreichs Neo-Superstar Paul Pizzera (Pizzera & Jaus) handelt: Seit Anfang des Jahres nehmen uns die drei Freunde im Rahmen ihres erfolgreichen Podcasts „Hawi D’Ehre“ mit auf eine wöchentliche Reise zwischen Wuchteln, Wahnsinn und allem voran ganz viel Wirklichkeit. Denn Authentizität wird bei Hansa, Hiller und Pizzera großgeschrieben, weshalb es nicht immer politisch korrekt, dafür aber erfrischend grundehrlich (und selbstironisch) zugeht. Drei Freunde, die sich unterhalten: Da ist keine Alltagsgeschichte zu absurd, keine Peinlichkeit zu klein, kein gesellschaftliches Eisen zu heiß. In Zeiten des sozialen Abstands bringt die unheilige Dreifaltigkeit des Podcast-Universums die Welt in die eigenen vier Wände. Am Ende geht’s den drei „thirty something“ aber vor allem um eines: dem österreichischen Lebensgefühl Ausdruck zu verleihen. Und wenn bei Bier oder technischen Pannen frei von der Leber weg gequasselt wird, zelebrieren die Freunde ganz nebenbei auch noch die so oft herbeigesehnte Simplizität alter Tage. Wirtshausstammtisch eben. Da möchte man sich am liebsten gleich dazusetzen. Weshalb wir Pizzera, Hansa und Hiller zum (nicht immer ganz ernsten) Interview baten, um gemeinsam auf das Jahr 2020 zurückzublicken.

Hand aufs Herz: Wann habt ihr euch das letzte Mal die Hände gewaschen?

Paul Pizzera: Vor fünf Sekunden, beim Betreten des Restaurants. Gabi Hiller: Ich auch. Philipp Hansa: Vor einer Stunde, nachdem ich auf der Toilette war. Jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen (überlegt). Wir leben wirklich in schrägen Zeiten. ben. Wir mögen uns einfach. Dann haben wir aus einer Laune heraus beschlossen, unsere privaten Gespräche einfach aufzuzeichnen. Vielleicht interessiert’s ja wen.

Euer größtes Markenzeichen ist eure Authentizität.

Pizzera: Die Dialekt-Komponente hebt uns sicherlich vom Großteil der Konkurrenz ab. Wir achten nicht darauf, wie wir reden. Wir reden einfach. Hansa: Dieses Gefühl, „zu denen möchte ich mich mit einem Bier –

„Der Mensch muss ständig denken. Wieso dann nicht gleich positiv?“

Gabi Hiller

Wie ist die Idee zu „Hawi D’Ehre“ entstanden?

Hansa: Ganz klar, die Karriere von Gabi und Paul war am absteigenden Ast und mir war klar, dass ich ihnen unter die Arme greifen muss. Danach hab ich meine Flügel ausgebreitet und den beiden darunter Platz geschenkt. Hiller: Danke dafür. Ernsthaft: Philipp und ich sind schon lange gut befreundet und Paul haben wir in erster Linie durch unseren Job kennengelernt. Pizzera & Jaus sind immer wieder zu Gast im Ö3-Studio mit ihrer Musik. Irgendwann haben wir angefangen, uns auch privat zu trefen, fortzugehen und Spaß zu haoder einem Tee – dazusetzen“, soll nie verloren gehen.

Wir würdet ihr das österreichische Lebensgefühl, dem ihr im Podcast Ausdruck verleihen wollt, beschreiben?

Hiller: Heitere Gelassenheit. Eh wurscht. Wird scho werden! Mach ma scho. Hansa: Ehrlicher, direkter Pragmatismus. Die Amis sind nur scheinheilig freundlich, fnden es sogar amazing, wenn du Milch kaufst. Bei uns weißt du gleich, woran du bist. Pizzera: In Italien wird geklatscht, wenn man am Balkon musiziert. Bei uns wird „Hoit de Goschn!“ geschrien. Auch DAS ist typisch österreichisch.

Was ist an euch typisch österreichisch?

Hiller: Ich tu nachdenken (hält inne; stutzt). Ups! (Lacht laut.) Hansa: Beim Paul die Sprache. Die ist schon sehr österreichisch. Und bei Gabi die Familie. Da wirst du beinahe enterbt, wenn du aus der Kirche austrittst (lacht). Und bei mir ist das typischste Österreichische, dass ich bei anderen etwas fnde, nur bei mir nicht (grinst).

Themenwechsel: Wie würdet ihr 2020 in einer Schlagzeile zusammenfassen?

Hiller: Ja, eh! Oder: Auch das schlimmste Jahr hat nur 365 Tage. Pizzera: Ich weiß, was du diesen Sommer nicht getan hast.

Ist die österreichische Bevölkerung durch die Krise näher zusammengewachsen?

Hansa: Ich glaube, das war am Anfang so … Pizzera: … und dann sind die Querdenker gekommen, plötzlich waren die Meinungen von Wissenschaftlern nichts mehr wert und du kannst auf YouTube Fernstudien absolvieren. OI man, oida?! Hansa: Präventivparadox: Es sind Schutzmaßnahmen eingeführt worden und danach sagt jeder: „Wieso diese Maßnahmen, ist ja eh nix passiert?!“ Meine Sorge ist, dass das egozentrische Ich am Ende überbleiben wird, nicht das Gemeinsame. Hiller: Das ist auch typisch öster-

„Wir achten nicht darauf, wie wir reden. Wir reden einfach.“

Paul Pizzera

Gabi Hiller, Paul Pizzera und Philipp Hansa (v.l.n.r.): Drei Freunde verleihen im PodcastFormat dem österreichischen Lebensgefühl Ausdruck.

reichisch: Es muss immer einen Schuldigen geben, im Großen und im Kleinen. Ich kenne Freundschaften, die auseinandergegangen sind, weil der eine den anderen angesteckt hat. Ich kenne Beziehungen, in denen Corona zum Sündenbock für alles geworden ist, obwohl es schon vorher unterschwellig geköchelt hat. Hansa: Blöd war’s, wenn du dich entschieden hast, dich zu trennen, und dann kam der Lockdown!

„Es ist absolut okay und wichtig, in einer Krise auch schöne Dinge zu erleben.“

Philipp Hansa

Was habt ihr bisher aus der Krise gelernt?

Pizzera: Dass Kochen etwas sehr Schönes ist. Hansa: Dem schließe ich mich an. Und dass meine Freundin Haare schneiden kann! Um mehr in die Tiefe zu gehen: Ich weiß jetzt, dass ich gut mit mir alleine sein kann – aber ohne dabei Stillstand zu erleben! Denn das, das habe ich auch gelernt, ist gar nicht meines. Wir sollen uns ja aktuell viel bewegen. Warum nicht auch geistig? Deshalb auch der Podcast. Hiller: Ich bin dankbarer als sonst. In meinem engen Umfeld hat niemand den Job verloren, hatte keiner mit einem schweren COVID-19Krankheitsverlauf zu kämpfen. Das ist nicht selbstverständlich. Pizzera: Absolut. Der Gedanke, dass alles vergänglich ist, ist auf jeden Fall präsenter. Hansa: Unsere Berufe haben heuer für uns eine noch größere Wertschätzung erfahren. Wir durften und dürfen den Leuten eine Möglichkeit der Ablenkung bieten.

Hawi D’Ehre Podcast von Paul Pizzera, Gabi Hiller & Philipp Hansa

Erscheint jeden Freitag überall, wo es Podcasts gibt.

Die neue Single „Wer, wenn net du“ von Pizzera & Jaus ist eine ergreifende Ballade. Zu hören bzw. zu kaufen auf Spotify, Amazon Music und Apple Music.

Abgesehen von den genannten Dingen: Hatte 2020 auch positive „Hawi D’Ehre“Aspekte für euch?

Hansa: Viele Leute haben das Gefühl, sie müssten sich entschuldigen, wenn 2020 etwas Positives passiert ist. Aber wieso? Es ist absolut okay und wichtig, in einer Krise auch schöne Dinge zu erleben. Pizzera: Einige positive Kollateralschäden gab’s bei mir schon. Zum Beispiel habe ich während des Lockdowns mein erstes Buch geschrieben. Und ich konnte endlich ausruhen, durchatmen. Ich darf’s nicht laut sagen, aber ich war auch froh über die Pause im Frühjahr. Über die Entschleunigung. Hiller: Die Lockdown-Zeit im Frühling hat meinen Freund und mich noch enger verbunden. Das ist schön und freut mich, weil auch das nicht selbstverständlich ist. Und natürlich ist unser Podcast auf die Welt gekommen! Wäre der Lockdown nicht gewesen, gäb’s ihn wahrscheinlich immer noch nicht.

Im Podcast „Hawi D’Ehre“ nehmen uns Hiller, Hansa und Pizzera mit auf eine wöchentliche Reise zwischen Wuchteln, Wahnsinn und allem voran ganz viel Wirklichkeit.

Angenommen, ihr dürftet dem Bundeskanzler nur eine einzelne Frage stellen: Welche wäre das?

Hansa: Begrenzt auf eine Woche: Jobtausch? Pizzera: Politiker ist der einzige Beruf, für den man nicht zwangsweise eine Ausbildung braucht. Finden Sie nicht auch, dass man das manchmal merkt? Hiller: Seiten- oder Bauchschläfer?

Was entgegnet ihr Maskenverweigerern und Verschwörungstheoretikern?

Hiller: Keiner von uns hat die Weisheit mit Löfeln gefressen, aber ich möchte diese Teorien gerne mal plausibel erklärt bekommen. Gelingt aber nie. Ich glaube, mit diesen Menschen muss man reden, ihnen genau zuhören und im richtigen Moment einhaken. Wer genau möchte der gesamten Welt etwas Böses? Wer sind „die“? Was ist die Motivation dahinter? Ich halte es für mich so: Solange keine besseren Vorschläge kommen, befolge ich die empfohlenen Schutzmaßnahmen. Hansa: Ich höre keine Verschwörungstheoretiker. Mein Aluhut lässt die gar nicht zu mir durch.

Wird Österreich nach Corona schnell zu seiner alten Denkweise zurückkehren oder werden wir nachhaltig etwas aus der Krise mitnehmen?

Hiller: Ich glaube, dass der Mensch, besonders der Österreicher, Dinge vergessen kann – im Positiven wie im Negativen. Zum gänzlich Ursprünglichen wird man nach Veränderungen nie zurückkehren können – aber das ist auch okay! Hansa: Ich weiß nicht, ob wir uns in unserer Denkweise wieder zurückentwickeln werden, aber ganz sicher in unserer Lebensweise. Ich bin sicher: Im ersten Sommer nach Corona wird der Ballermann überladen und die Flieger werden gerammelt voll sein! Hiller: Aber warum auch nicht?! Man ist doch in erster Linie auf dieser Erde, um Spaß zu haben, natürlich nicht auf Kosten anderer. Die kurze Zeit, die wir auf dieser Erde haben, sollte von Heiterkeit, Spaß, Freude und Liebe bestimmt sein. Der Mensch muss ständig denken, jede Sekunde. Wieso dann nicht gleich positiv? Hansa: Ist dir das gerade spontan eingefallen? Hiller: Ja! Hansa: Da hast dich grad selbst g’schreckt, gö?

Vielen Dank für das Gespräch. ///

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