Junges SchauSpielHaus Spielzeitheft 2022/23

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Junges SchauSpielHaus Hamburg

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Liebes Publikum, liebe Akteur*innen,

wir danken euch ganz herzlich für eine tolle erste Spielzeit voller Resonanz im neuen Theater am Wiesendamm. Dank euch, die ihr als Publikum so zahlreich gekommen seid und euch selbst als Akteur*innen eingebracht habt, ist bereits jetzt ein lebendiger Ort des Miteinanders entstanden. In so besorgniserregenden Zeiten wie diesen, in denen vieles, was wir für selbstverständlich hielten, mehr und mehr infrage gestellt wird, brauchen wir reale Orte, an denen wir uns treffen, um einen Dialog darüber zu führen, wie wir leben wollen. Wir sehen es dabei als eine große Chance, dass wir einen solchen Raum bieten können, in dem sich die unterschiedlichen Generationen begegnen und dennoch vor allem die Perspektiven der jungen Menschen, ihre Fragen an und ihre Träume für die Zukunft im Zentrum stehen. Mit unserem Programm für die Spielzeit 2022/2023 möchten wir mit euch gemeinsam unser gesellschaftliches Zusammenleben befragen und Alternativen spinnen. Während „Subjekt Woyzeck (into the void)“ 14+ in der Regie von Moritz Franz Beichl die kapitalistischen Ausbeutungsmechanismen, die Menschen zu Objekten machen, hinterfragt, gibt „Generation One“ des Kollektivs Prinzip Gonzo allen Menschen ab 10 Jahren die Möglichkeit, interaktiv und spielerisch eine neue Zivilisation zu gründen. 3


Neben weiteren neuen Ensembleproduktionen wie „Du blöde Finsternis!“ 14+ von Sam Steiner oder „Liebe Grüße ... Oder Wohin das Leben fällt“ 8+ von Theo Fransz, bauen wir unsere Projekte zum Mitmachen weiter aus und gründen – mit Unterstützung der ZEIT-Stiftung – den SchauSpielRaum: Hier entsteht SpielRaum, in dem Kinder und Jugendliche zu Akteur*innen auf der Bühne werden. Erstmalig arbeitet der Film- und Theaterregisseur Adrian Figueroa am Jungen SchauSpielHaus und inszeniert mit „Morning“ von Simon Stephens ein Drama, das junge Menschen dabei zeigt, wie sie auf der Suche nach ihrer eigenen Selbstwirksamkeit moralische Grenzen überschreiten. Neben den Stückentwicklungen mit Kindern und Jugendlichen „Das Jüngste Gericht“ 8+ und „Periodensysteme“ 13+ bieten wir wöchentliche Theatertrainings und die YOUtopia-Camps in den Ferien für verschiedene Altersgruppen an. „Ich habe gehört, es sei immer besser eine Kerze zu entzünden, als die Finsternis zu verfluchen.“ Diesen Satz äußert eine Figur in Sam Steiners Stück „Du blöde Finsternis!“, das sich als eine überhöhte und dennoch zutreffende Geschichte auf unsere von Katastrophen geprägte Zeit lesen lässt: Während draußen die Weltuntergänge wüten, versucht eine Handvoll Menschen in einer Telefonseelsorge, die aufgebrachten Gemüter an den Telefonen zu trösten. In diesem Sinne können gemeinsame künstlerische Erfahrungen vielleicht wie viele angezündete Kerzen wirken, um die wir uns versammeln – gegen die allgegenwärtige gesellschaftliche Finsternis. Manchmal hilft es schließlich schon, wenn da jemand ist, der unseren Stimmen und Geschichten lauscht. Eine schöne Spielzeit wünschen wir euch und uns! Klaus Schumacher, Künstlerischer Leiter Stanislava Jević, Leitende Dramaturgin

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Premierenübersicht

3/9/ Subjekt Woyzeck 2022 (into the void) 14+ S. 8

von Georg Büchner Regie: Moritz Franz Beichl

1/10/ Generation One 10+ 2022 S. 10

Ein Theater-Game von Prinzip Gonzo in Kooperation mit der Theaterakademie Hamburg und Meine Damen und Herren Regie: Prinzip Gonzo

12/11/ ROMEO & JULIA 13+ 2022 S. 12

nach William Shakespeare aus dem Englischen von Sven-Eric Bechtolf und Wolfgang Wiens Regie: Mathias Spaan

Herbst Ein Schaf fürs Leben 5+ 2022 S. 14

nach dem Bilderbuch von Maritgen Matter aus dem Niederländischen von Sylke Hachmeister Regie: Gertrud Pigor

Periodensysteme 13+ 7/1/ 2023 S. 15

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Eine SchauSpielRaum-Produktion Künstlerische Leitung: Laura Brust


14/1/ Du blöde Finsternis! 14+ 2023 S. 16

von Sam Steiner aus dem Englischen von Stefan Wipplinger Regie: Klaus Schumacher

11/3/ Liebe Grüße ... oder 2023 Wohin das Leben fällt 8+ S. 18

von Theo Fransz aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann Regie: Riccarda Russo

29/4 Morning 15+ 2023 S. 20

von Simon Stephens aus dem Englischen von Barbara Christ Eine SchauSpielRaum-Produktion Regie: Adrian Figueroa

Eine SchauSpielRaum-Produktion Künstlerische Leitung: Till Wiebel

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21/5 Das Jüngste 2023 Gericht 8+

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10/6 Postgraduierten2023 Projekt

In Kooperation mit der Theaterakademie Hamburg 7


Subjekt Woyzeck

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„Doktor: Ich hab’s gesehen, Woyzeck; er hat auf die Wand gepisst, wie ein Hund. Die Natur kommt! Die Natur! Woyzeck, der Mensch ist frei, im Menschen verklärt sich die Individualität zur Freiheit. Er ist ein interessanter Kasus. Subjekt 3 Woyzeck, er kriegt Zulage.“ 2/2

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von Georg Büchner in einer Fassung von Moritz Franz Beichl und Stanislava Jević Franz Woyzeck ist ein sensibler, junger Mann, der, von der Gesellschaft in den Wahnsinn getrieben, zum Mörder seiner Liebsten und zum Selbstmörder gemacht wird. Büchner seziert in seinem Klassiker von 1836 die noch immer aktuellen Mechanismen einer auf Unterdrückung basierenden Gesellschaft, die die Menschen zu Objekten macht, die man(n) ausbeutet, foltert, quält und auf den Müllhaufen der Geschichte wirft. In Beichls Inszenierung werden Franz Woyzeck, seine Gefährtin Marie und sein bester Freund Andres als Subjekte erfahrbar. Marie wird hier zu einer starken, jungen Frau, die versucht, eine eigene Stimme in einer immer noch männlich dominierten Welt zu finden. Gemeinsam mit dem Musiker Fabian Kuss bearbeitet Beichl nach „Die Mitte der Welt“ von Andreas Steinhöfel einen weiteren Stoff sehr musikalisch für das Junge SchauSpielHaus: Mit Songs verschaffen die Figuren ihrer Innenperspektive Ausdruck und machen ihre tragischen Verstrickungen erlebbar. Büchner zeigt uns die Welt als einen chaotischen Albtraum, in der die Schwächsten vernichtet werden und zum Schluss ein Kind nackt und einsam als Waise perspektiv- und chancenlos zurückbleibt – als aufrüttelnde Kritik und Aufforderung, die Verhältnisse zu ändern. Das Junge SchauSpielHaus erzählt diese gesellschaftliche Zerstörungsmaschine mit sechs Darsteller*innen, die querbeet Männer, Frauen, Tiere, Kinder und alles dazwischen spielen. Regie: Moritz Franz Beichl / Bühne: Ute Radler / Kostüme: Christina Geiger / Komposition: Fabian Kuss / Dramaturgie: Stanislava Jević Mit: Jara Bihler, Hermann Book, Severin Mauchle, Christine Ochsenhofer, Alicja Rosinski, Nico-Alexander Wilhelm Premiere: 3/9/2022 Große Bühne Wiesendamm

Das Deutsche SchauSpielHaus an der Kirchenallee hat in dieser Spielzeit ebenfalls eine Neuinszenierung von „Woyzeck“ im Spielplan. So kommt das Hamburger Publikum in den Genuss, diesen politisch brisanten Stoff gleich auf zwei Bühnen ganz unterschiedlich zu erleben. Ein Kombiticket ist in Planung. 9


Generation One 10+

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Ein Theater-Game von Prinzip Gonzo in Kooperation mit der Theaterakademie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und Meine Damen und Herren


Was, wenn wir die Chance hätten, noch einmal neu anzufangen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Theaterkollektiv Prinzip Gonzo in seinem interaktiven Theater-Game „Generation One“. Hier wird das Publikum zur Besatzung einer Raumfahrtmission, die auf einem unbewohnten Planeten eine neue Zivilisation aufbauen muss, da die Erde keinen bewohnbaren Lebensraum mehr bietet. Ausgehend von den Spuren und Hinterlassenschaften vergangener Lebensformen müssen die jungen Siedler*innen nun entscheiden, wie sie mit den vorhandenen Ressourcen umgehen und das neue Zusammenleben gestalten wollen. Konflikte sind hier vorprogrammiert, denn der neue Planet hält Überraschungen und schräge Wesen bereit. In Kooperation mit der Theaterakademie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und dem Theaterensemble Meine Damen und Herren entsteht am Jungen SchauSpielHaus ein spektakuläres Theatererlebnis: Über mehrere Stunden hinweg und durch verschiedene Räume hindurch kann das Publikum spielerisch eine neue Gesellschaft entwerfen. In den vergangenen acht Jahren hat das Theaterkollektiv Prinzip Gonzo viele theatrale Modellwelten erschaffen, in denen die Zuschauer*innen zu aktiven Spielenden werden. Mit „Generation One“ werden sie erstmals solch ein ästhetisch anspruchsvolles und innovatives Format für junge Menschen entwickeln, in welchem diese sich frei bewegen und das sie mitgestalten können. Die Inszenierung wird im Rahmen des Programms Jupiter der Kulturstiftung des Bundes gefördert, das innovative Projekte im Theater für junges Publikum ermöglicht. Regie: Prinzip Gonzo / Bühne und Kostüme: Antonia Bitter und Hanna Scherwinski / Dramaturgie: Till Wiebel Mit: Jara Bihler, Severin Mauchle, Christine Ochsenhofer, Alicja Rosinski, Nico-Alexander Wilhelm sowie Studierenden der Theaterakademie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und Darsteller*innen des Ensembles Meine Damen und Herren Uraufführung: 1/10/2022 Große Bühne Wiesendamm, Studio Wiesendamm, Kleine Bühne Theaterakademie Gefördert im Programm Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum der Kulturstiftung des Bundes. Die Kulturstiftung des Bundes wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Unterstützt durch die Freunde des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg e. V. In Kooperation mit HfMT und Meine Damen und Herren.

Darstellende Künste für junges Publikum

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ROMEO nach William Shakespeare aus dem Englischen von Sven-Eric Bechtolf und Wolfgang Wiens in einer Fassung von Stanislava Jević und Mathias Spaan „Wer, wenn nicht Shakespeare, könnte uns bei der Suche nach einer wirklichen Idee vom Menschen leiten?“ Harold Bloom Die Tragödie von Romeo und Julia, den Liebenden, die nicht zueinander finden dürfen, ist die wohl bekannteste Liebesgeschichte der Welt: Zwei junge Menschen, deren Familien seit Jahrzehnten verfeindet sind, verlieben sich leidenschaftlich. Ein einziger Blick reicht aus und alles andere tritt in den Hintergrund; fortan geht es nur noch um die Erfüllung der Sehnsucht nach einander. Diese Liebe findet ihre Größe in der bedingungslosen Bereitschaft der beiden, sich gegen alle Widerstände aufzulehnen und alles füreinander zu opfern. Diese scheinbar „alte“ Geschichte mit ihrem romantischen Liebesmythos fasziniert uns bis heute. Und kaum ein*e Autor*in vermag uns so zu fesseln wie Shakespeare. Seine Figuren sprühen vor Individualität und Vitalität; und zu Recht sprach der Literaturkritiker Harold Bloom davon, dass Shakespeare uns – den modernen Menschen – erfunden hat. Deshalb lohnt es sich, diesen Klassiker für ein junges Publikum neu zu befragen: Was passiert, wenn Julia die Aktivere ist, mit ihrem Freund Mercutio herumlungert, auf Partys geht und sich in Romeo verliebt? Wenn Julia auf Romeos Balkon klettert und sich holt, wonach es sie begehrt? Was, wenn Romeo sich zurückhalten und abwarten muss und verheiratet werden soll mit einer Gräfin, die er nicht liebt? Welche spannenden Irritationen entstehen hier in unserer Wahrnehmung? Wie können sich junge Menschen heute – angesichts fluider Geschlechterrollen – in der Liebesbegegnung neu erfinden? 12


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Julia 13+

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Mathias Spaan, der zuletzt die Uraufführung des Romans „Hitze“ von Victor Jestin am Jungen SchauSpielHaus erfolgreich auf die Bühne brachte, wird diese Neuinterpretation des Liebesklassikers inszenieren. Regie: Mathias Spaan / Bühne: Anna Armann / Kostüme: Josephin Thomas / Komposition: Martin Baumgartner / Dramaturgie: Stanislava Jević Mit: Jara Bihler, Hermann Book, Severin Mauchle, Christine Ochsenhofer, Sebastian Weiss, Nico-Alexander Wilhelm Premiere: 12/11/2022 Große Bühne Wiesendamm 13


Wiederaufnahmepremiere

Ein Schaf für’s Leben 5+ Schaf: „Was für ein Wolf! So einen Freund habe ich mir schon immer gewünscht.“ – Wolf: „Was für ein famoses Schaf!“

nach dem Bilderbuch von Maritgen Matter aus dem Niederländischen von Sylke Hachmeister An einem kalten Winterabend stapft Wolf mit knurrendem Magen durch den Schnee. Plötzlich entdeckt er einen warmen und gemütlichen Stall. Hier empfängt ihn das gastfreundliche Schaf, das ihm sogleich saftiges Heu anbietet – das ist nun gar nicht nach Wolfs Geschmack! Um ganz allein mit Schaf zu sein, schlägt er ihm eine kleine Schlittenfahrt nach „Erfahrungen“ vor. Sein Plan ist, Schaf an einem ruhigen Ort zu verspeisen. Schaf ist ganz begeistert, auf abenteuerliche Reise zu gehen, und beide schwingen sich auf Wolfs Schlitten. Sie sausen durch die schneebedeckten Täler und träumen vom Schlaraffenland namens „Erfahrungen“. In einem Moment des ausgelassenen Spiels kommt Wolf in Lebensgefahr, Schaf rettet ihn und bringt ihn sicher nach Hause. Aber gibt es für das ungleiche Paar wirklich eine gemeinsame Zukunft? Regie: Gertrud Pigor / Ausstattung: Katrin Plötzky / Musik: Jan Fritsch / Dramaturgie: Stanislava Jević Mit: Hermann Book, Jan Fritsch, Christine Ochsenhofer Wiederaufnahme: Herbst 2022 Studio Wiesendamm 14


Periodensysteme 13+ Eine SchauSpielRaum-Produktion

* Das Akronym FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen.

„Die Menstruation ist eine faszinierende Körperfunktion, dennoch gilt sie häufig als Tabu, was weitreichende Konsequenzen für die Umwelt, Wirtschaft und Geschlechtergleichstellung hat. Also ab in die Tonne mit dem Tabu!“ (Franka Frei: „Periode ist politisch“). Warum ist und bleibt die Menstruation ein Tabu, wenn es doch die halbe Menschheit betrifft? Wie sehr beeinflusst unser Umfeld unseren Umgang mit der Periode? Warum fühlt sich eine Tamponübergabe wie ein großer Drogendeal an? Und muss man überhaupt Tampons benutzen? Der Körper arbeitet während der Menstruation, aber was genau passiert eigentlich im Unterleib? Es gibt unterschiedlichen Leidensdruck unter den Betroffenen. Gibt es Tipps und Tricks, die wir mit unseren Mitmenschen teilen sollten? Wie gehen wir im Alltag damit um? Gibt es Pannen oder lustige Momente, die wir mit unserer Blutung verbinden? Können wir auch darüber lachen, dass wir jeden Monat bluten? Lasst uns also mehr drüber reden. Lasst uns einen Umgang damit finden, damit Zeilen wie „Rede ich von meinen Tagen, vergeht dir der Appetit“ (BLOND: „Es könnte grad nicht schöner sein“) bald zur Vergangenheit gehören. Und warum ist das Blut in der Werbung blau und nicht rot? Wir lernen verschiedene Systeme kennen und finden heraus, wie man mit der Menstruation, mit Freund*innen und Familie, in der Schule oder im Alltag, umgeht. Für die Stückentwicklung „Periodensysteme“ suchen wir junge Frauen/FLINTA* im Alter von 13 bis 18 Jahren, die Lust haben, Tabus zu brechen. Geprobt wird einmal wöchentlich sowie an einzelnen Wochenenden und in den Schulferien zwischen August 2022 und Januar 2023. Künstlerische Leitung: Laura Brust Mit: jungen Frauen/FLINTA* von 13 bis 18 Jahren Premiere: 7/1/2023 Studio Wiesendamm Ermöglicht durch die ZEIT-Stiftung

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Du blöde Finsternis!

14+

von Sam Steiner aus dem Englischen von Stefan Wipplinger „Sam Steiner lässt uns strahlen, während die Welt brennt. Wenn alles auseinanderfällt, in der Welt oder in unseren privaten Apokalypsen, suggeriert dieses urkomische Stück, dass das schon in Ordnung ist, solange da jemand ist, der uns zuhört.“ The Guardian „Brightline“ ist eine ehrenamtliche Telefonseelsorge, die ihren Sitz in einem schäbigen Büro, irgendwo in einer heruntergekommenen Gegend hat. Vier Ehrenamtliche unterschiedlichen Alters – Frances, Jon, Angie und Joey – lauschen jede Woche für ein paar Stunden nachts den fremden Stimmen am Telefon und ihren persönlichen Krisen, um ihnen zu versichern, dass alles gut werden wird. Und da draußen, außerhalb dieser vier Wände, deutet sich eine von Katastrophen heimgesuchte Welt an: Es regnet in einem fort, Brücken und Häuser stürzen ein, Bäume kippen um, der Strom fällt aus, die Luft ist verpestet und regelmäßig kommen Menschen tödlich zu Schaden. Während die vier verzweifelt versuchen, den Menschen am Telefon zu helfen und ihnen Hoffnung zu vermitteln, sind sie gleichzeitig konfrontiert mit ihren eigenen Emotionen und Lebenskrisen. Wie in einer musikalischen Partitur entsteht ein Vielklang an Stimmen, die uns überfordern und uns davon erzählen, wie Menschen versuchen, sich in Krisenzeiten beizustehen. Sam Steiner ist einer der erfolgreichsten jungen Dramatiker*innen Großbritanniens. Sein Stück „Du blöde Finsternis!“ wurde erstmalig im Februar 2019 im Theatre Royal Plymouth uraufgeführt und ist ein erschreckend aktuelles, tragikomisches Portrait unserer Gesellschaft: Es zeigt bitterböse auf, wie wir in 16


besorgniserregenden Zeiten hilflos versuchen, unseren Alltag weiterzuleben. Gleichzeitig ist es ein hoffnungsvolles Plädoyer für die Kraft der Empathie und Gemeinschaft. Regie: Klaus Schumacher / Bühne und Kostüme: Katrin Plötzky / Musik: Tobias Vethake / Dramaturgie: Stanislava Jević

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Premiere: 14/1/2023 Große Bühne Wiesendamm

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Liebe GrüSSe ... oder Wohin das Leben fällt 8+

„Das Stück erzählt von Begegnungen, die im wahren Leben nicht möglich sind.“ Riccarda Russo


von Theo Fransz aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann Valentina ist zehn Jahre alt und versteht nicht, warum ihr Vater so überpräsent ist und ihr jeden Tag sagen muss, wie lieb er sie hat. Er hat ihr bisher wenig über sein Leben und seine Kindheit erzählt – und vor allem nichts über seine ewig abwesende Mutter. Als Opa Georg beginnt, immer verwirrter und vergesslicher zu werden, steht sein Umzug ins Pflegeheim bevor. Valentina und ihr Vater Juri versuchen, Ordnung in das räumliche und geistige Chaos von Opa Georg zu bringen. Bei den Aufenthalten in der Wohnung, in der Juri aufgewachsen ist, bahnen sich für Valentina magische Ereignisse an: Wer ist der zehnjährige Junge, der sich ebenfalls Juri nennt und behauptet, der erste Mensch im Weltraum gewesen zu sein? Wer ist dessen Mutter Tira, die angeblich beruflich alle Metropolen der Welt bereist hat – und hieß sie wirklich Tira? Und was ist das überhaupt für ein Name? Theo Fransz’ Stück, das 2020 den Deutschen Kindertheaterpreis gewonnen hat, erzählt von der intensiven Begegnung dreier Generationen, in der Familiengeheimnisse gelüftet und neu gedeutet werden und Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sich auf magische Art und Weise berühren. Dies ist die erste Regie-Arbeit von Riccarda Russo für das Junge SchauSpielHaus Hamburg. Regie: Riccarda Russo / Bühne und Kostüme: Karolina Wyderka / Musik: Matthias Schubert / Dramaturgie: Stanislava Jević Mit: Jara Bihler, Hermann Book, Severin Mauchle, Alicja Rosinski (Video)

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Premiere: 11/3/2023 Studio Wiesendamm

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„Es heißt, man soll versuchen, dem Tod zu verzeihen. Das ist so ziemlich das Dümmste, was ich je gehört habe. Er ist absolut unverzeihlich.“

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von Simon Stephens aus dem Englischen von Barbara Christ Eine SchauSpielRaum-Produktion Cat wird die Stadt verlassen und aufs College gehen. Das steht fest. Hier ist es nicht länger auszuhalten. Die Stadt ist eng und stinkt nach Zucker. Ihre beste Freundin Stephanie bleibt zurück. Die Mutter von Stephanie hat Krebs und liegt im Sterben. Außerdem gibt es da noch ihren nervigen kleinen Bruder. Die beiden siebzehnjährigen Freundinnen werden sich also trennen müssen, dabei scheinen sie füreinander der letzte Halt in der ewig gleichen Trostlosigkeit der Kleinstadt zu sein. Die Durchschnittlichkeit ihrer Leben als privilegierte Teenager macht die beiden krank und die Sehnsucht nach einem Gefühl der Wirksamkeit und Lebendigkeit wächst von Tag zu Tag. Wie ein Aufschrei in der Stille kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall. Der vielfach ausgezeichnete Dramatiker Simon Stephens entwirft in „Morning“ eine unerbittliche Welt von Teenagern, die gleichzeitig alles und gar nichts zu fühlen scheinen. Mit klarer Sprache und einem brachialen Handlungsgerüst zeichnet der Autor komplexe Gefühlswelten junger Menschen, die gleichsam von Sehnsucht und Resignation geprägt sind. Auf radikale Weise erzählt Stephens von Gewalt, der weder Reue noch Einsicht folgt, und fordert so die Empathie und das Gerechtigkeitsempfinden des Publikums heraus. Theater- und Filmregisseur Adrian Figueroa inszeniert diese schonungslose Erzählung als SchauSpielRaumProduktion mit einer Gruppe von Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren auf der Großen Bühne am Wiesendamm. Regie: Adrian Figueroa / Bühne und Kostüme: Irina Schicketanz / Musik: Ketan Bhatti / Dramaturgie: Till Wiebel / Theaterpädagogik und Organisationsleitung: Laura Brust

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Premiere: 29/4/2023 Große Bühne Wiesendamm

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Mit: Jugendlichen von 15 bis 20 Jahren

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Das Jüngste Eine SchauSpielRaum-Produktion Erwachsene machen die Regeln. Das ist ein Gesetz. Sie entscheiden, was verboten und was erlaubt ist. Sie entscheiden, was richtig und was falsch ist. Sie entscheiden, wann die richtige Uhrzeit ist, um ins Bett zu gehen, und wie viele Süßigkeiten zu viele Süßigkeiten sind. Sowohl in der Familie als auch in der Gesellschaft und Politik sitzen die Erwachsenen immer am längeren Hebel. Sie diskutieren über die großen Probleme der Welt und überlegen, was zu tun ist. Kinder kommen dabei nur selten zu Wort. Wir wollen das ändern und gründen deshalb einen neuen Ort, um Dinge zu verhandeln und Entscheidungen zu treffen: Das Jüngste Gericht. In einem Gerichtssaal geht es darum, Urteile zu fällen und Fragen zu beantworten: Was ist passiert? Wer wird verdächtigt? Wer ist schuldig? Wer wird freigesprochen? Bei „Das Jüngste Gericht“ richten diejenigen über die Welt, die sonst immer von den Entscheidungen anderer abhängig sind. Hier werden neue Regeln aufgestellt. Hier wird Zukunft von denen gemacht, die es betrifft. Hier werden die großen Fragen ausdiskutiert: Wer kommt ins Gefängnis und wer bleibt auf freiem Fuß? Wer muss Konsequenzen tragen? Und wie wollen wir einander überhaupt bestrafen? Für die Stückentwicklung „Das Jüngste Gericht“ suchen wir ab Januar 2023 Kinder im Alter von 8 bis 11 Jahren, die Lust darauf haben, die Verteilung von Macht in unserer Gesellschaft zu hinterfragen. Geprobt wird einmal wöchentlich sowie an einzelnen Wochenenden und in den Schulferien zwischen Januar und Mai. Künstlerische Leitung: Till Wiebel Mit: Kindern von 8 bis 11 Jahren Premiere: 21/5/2023 Studio Wiesendamm

Ermöglicht durch die ZEIT-Stiftung

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Postgraduierten-Projekt Das Postgraduierten-Projekt gibt Absolvent*innen der Studiengänge Regie Schauspiel und Regie Musiktheater der Hochschule für Musik und Theater Hamburg die Möglichkeit, eine Inszenierung am Jungen SchauSpielHaus zu erarbeiten. Dabei muss ein forschender Ansatz verfolgt werden und es sollen innovative Theaterformen für ein junges Publikum entwickelt und erprobt werden. Die Inszenierung kann sich dabei an Kinder oder Jugendliche aller Altersstufen richten und wird regulär in den Spielplan des Jungen SchauSpielHauses aufgenommen. Das Postgraduierten-Projekt entsteht in Kooperation mit der Theaterakademie der Hochschule für Musik und Theater. Neben dem Ensemble und der Dramaturgie des Theaters können auch weitere Studierende und Absolvent*innen der Hochschule für Musik und Theater mitwirken wie Schauspieler*innen, Komponist*innen, Musiker*innen. Eine zweiköpfige Auswahlkommission, bestehend aus Stanislava Jević, Leitende Dramaturgin am Jungen SchauSpielHaus, und Volker Bürger, Regisseur, Dramaturg und Dozent an der Theaterakademie, wird bis zum 15/6/2022 entscheiden, wer das Postgraduierten-Projekt leiten und die Regieposition bekleiden wird. Die Premiere ist für den 10/6/2023 geplant. Das Postgraduierten-Projekt findet 2023 zum zweiten Mal am Jungen SchauSpielHaus Hamburg statt und wird ermöglicht durch die Claussen-Simon-Stiftung. Premiere: 10/6/2023 Studio Wiesendamm

In Kooperation mit der Theaterakademie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Ermöglicht durch die Claussen-Simon-Stiftung.

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SchauSpielRaum Dein SchauSpiel. Dein SpielRaum. Dein SchauRaum. Dein SchauSpielRaum. Mit dem SchauSpielRaum eröffnet das Junge SchauSpielHaus ab der Spielzeit 2022/23 eine vielseitige Plattform für wagemutige und intensive Theaterarbeit mit jungen Menschen aus Hamburg. Hier geht es um das Mitmachen, das Mitgucken und Mitreden. Es geht um euch und eure Perspektiven. Es ist euer Recht, gehört und gesehen zu werden und wir wollen, dass das Junge SchauSpielHaus noch mehr zu eurem Theater wird. Dafür gibt es viele verschiedene Angebote, die allesamt kostenfrei sind und vielfältige Möglichkeiten bieten.

Ermöglicht werden alle Projekte und Programme im SchauSpielRaum durch die ZEIT-Stiftung.


Produktionen

In der kommenden Spielzeit werden wir drei Theaterproduktionen auf den Bühnen des Hauses erarbeiten und präsentieren. Auf der Großen Bühne wird der Regisseur Adrian Figueroa das Stück „Morning“ von Simon Stephens inszenieren (Spieler*innen: 15 bis 20 Jahre). Im Studio werden die beiden Projekte „Periodensysteme“ (Spieler*innen: 13 bis 18 Jahre) und „Das Jüngste Gericht“ (Spieler*innen: 8 bis 11 Jahre) entstehen. Weitere Infos zu den Projekten findet ihr auf den jeweiligen Stückseiten, weiter vorne in diesem Heft. Zu allen Produktionen des SchauSpielRaums bieten wir Ensembleworkshops für alle am Mitspielen interessierten Kinder und Jugendlichen an, in denen wir das Stück vorstellen und herausfinden, wer Teil des Ensembles wird. Projekt

Alter der Spieler*innen

Ensembleworkshop

Probenstart

Periodensysteme

13 bis 18 Jahre

25/6/2022

20/8/2022 7/1/2023

Morning

15 bis 20 Jahre 20/1 und 21/1/2023 6/3/2023

29/4/2023 Große Bühne

Das Jüngste Gericht

8 bis 11 Jahre

21/5/2023

17/12/2022

14/1/2023

Premiere

Bühne Studio

Studio

Weitere Infos sowie Anmeldung zu den Ensembleworkshops unter: anmeldung-jsh@schauspielhaus.de

Theatertraining

Ab dem 26/10/2022 bieten wir wieder das wöchentliche Theatertraining für unterschiedliche Altersgruppen an. Für einen Zeitraum von 90 Minuten kommen wir im Theater zusammen und werden körperlich und spielerisch aktiv. Im Zentrum steht nicht das Erarbeiten einer Aufführung, sondern die gemeinsame Zeit, die wir im und mit Theater verbringen. Alle sind eingeladen, ob mit oder ohne Vorerfahrung in der Theaterwelt. Altersgruppe

Wöchentlicher Termin (ab dem 26/10/2022)

8 bis 12 Jahre

Mittwoch, 16.30 bis 18.00 Uhr

13 bis 19 Jahre

Mittwoch, 18.30 bis 20.00 Uhr

19 bis 99 Jahre

Mittwoch, 20.30 bis 22.00 Uhr

Weitere Infos sowie Anmeldung zum Theatertraining unter: anmeldung-jsh@schauspielhaus.de

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YOUtopia-Camps

Das YOUtopia-Camp war bereits im Frühjahr 2022 ein großer Erfolg und ein tolles Erlebnis. In der Spielzeit 2022/23 werden wir dieses intensive Ferienangebot sogar zweimal ausrichten. In den Herbstferien 2022 und den Maiferien 2023 öffnen wir wieder alle Räume und Türen des Theaters für euch. Eine Woche lang arbeiten unterschiedliche Workshop-Gruppen zu einem gemeinsamen Thema und erarbeiten eine Präsentation, die am Ende der Woche auf der Großen Bühne zu erleben ist. Dabei kommen immer andere Künstler*innen ans Junge SchauSpielHaus, um die Gruppen anzuleiten. Genauere Infos zu den Workshops publizieren wir im Vorlauf zu den YOUtopia-Camps auf unserer Website und unseren Programmübersichten.

YOUtopia-Camp

YOUtopia-Camp

Herbstferien 17/10 bis 22/10/2022

Maiferien 15/5 bis 20/5/2023

Dieses Projekt entsteht in Partnerschaft mit der Körber-Stiftung.

Ermöglicht durch die ZEIT-Stiftung

Weitere Infos sowie Anmeldungen zum YOUtopia-Camp unter: anmeldung-jsh@schauspielhaus.de

Guck-Club

Viel mehr als selbst Theater zu spielen interessiert dich, Theater anzuschauen und darüber zu sprechen? Dann ist der Guck-Club genau das Richtige für dich. Zu verschiedenen Terminen im Jahr trifft sich dieser neu gegründete Club von neugierigen Menschen zwischen 8 und 19 Jahren, um über Theater in Austausch zu kommen. Es geht darum, die Menschen hinter den Kulissen kennenzulernen, vor allen anderen die neuen Stücke zu sehen und darüber zu sprechen. Es geht aber auch darum, uns als Theater zu beraten. Welches Theater wollt ihr überhaupt sehen? Welche Dinge beschäftigen und interessieren euch? Was für ein Ort soll das Junge SchauSpielHaus für euch sein?

Weitere Infos sowie Anmeldung zum Guck-Club unter: anmeldung-jsh@schauspielhaus.de

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Theater & Schule Für Lehrer*innen Spielzeitpräsentation/Lehrer*innentreff Zu Beginn jeder Spielzeit stellen wir theaterbegeisterten Lehrer*innen die neuen Stücke, Projekte und Neuigkeiten vor. In informellen Tischrunden können sie sich über die theaterpädagogischen Angebote informieren, ins Gespräch kommen und das Theater als Ort der Begegnung, der Inspiration und des Austausches kultureller Vielfalt entdecken. Probenbesuche Die Hauptproben zu unseren Premieren sind gleichzeitig auch offene Proben für Lehrer*innen. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit dem Produktionsteam. Die Termine werden im Monatsleporello, auf der Homepage und im Newsletter bekannt gegeben. Unterrichtsmaterial Zu ausgewählten Produktionen am Deutschen SchauSpielHaus und zu allen Inszenierungen des Jungen SchauSpielHauses bieten wir Materialmappen an. Mit diesen kann der Aufführungsbesuch mit der Schulklasse vor- und nachbereitet werden. Wir suchen Verbündete – werden Sie Kontaktlehrer*in! Unsere Verbündeten bekommen pro Spielzeit zwei kostenlose Karten für jede unserer Inszenierungen. Außerdem wird der aktuelle Spielplan vorab per E-Mail zugeschickt. Unsere Verbündeten unterstützen uns, indem sie die Verteilung unserer Monatsspielpläne und Plakate in ihrer Schule übernehmen (Zusendung an ihre Schuladresse), ihre Kolleg*innen über unsere Angebote informieren und für sie, aber auch für uns, als Ansprechpartner*innen da sind. Wollen Sie sich mit uns verbünden? Anmeldung unter theaterpaedagogik-jsh@schauspielhaus.de

Kontakt bei Fragen zum Bereich Theater & Schule: Laura Brust 040.24871-697 / laura.brust@schauspielhaus.de Marie Coring 040.24871-686 / marie.coring@schauspielhaus.de 28


Woyzeck von Georg Büchner „Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord. So schön, als man ihn nur verlangen tun kann“, spricht ein grobgeistiger Polizist das Schlusswort in Betrachtung der toten Marie. Im SchauSpielHaus stellt Regisseurin Lucia Bihler die Sichtbarmachung einer oft vernachlässigten Perspektive der vielschichtigen Frauenfigur Marie in den Mittelpunkt. Sie untersucht den Büchner-Stoff auf Gewalt in Partnerschaften, Abhängigkeit und Lebenssehnsucht.

Subjekt Woyzeck (into the void) 14+ von Georg Büchner

Am Jungen SchauSpielHaus bereitet Moritz Franz Beichl gemeinsam mit dem Musiker Fabian Kuss den Stoff musikalisch auf. So werden die Innenperspektiven der Figuren beleuchtet und ihre tragischen Verstrickungen emotional erlebbar gemacht. Auch hier spielt die Perspektive der Marie eine wichtige Rolle.

Zum ersten Mal erzählen wir ein Stück in derselben Spielzeit in beiden Sparten des SchauSpielHauses. Wagen Sie den Inszenierungsvergleich, erörtern Sie die unterschiedlichen Interpretationen und stoßen Sie auf neue Sichtweisen. Wir bieten eine gemeinsame Lehrer*innenfortbildung für beide Inszenierungen an. Spieleinführungen bitte jeweils an den Häusern anfragen. Ein „Woyzeck Kombi-Ticket“ ist in Planung.

Für Schulklassen

Wie gelingt es dem Theater, jungen Menschen einen Zugang zu Literatur und deren Umsetzung auf der Bühne zu vermitteln? Welchen persönlichen Bezug stellen sie zu den Figuren auf der Bühne her? Die Stücke unseres Spielplans zeigen Kindern und Jugendlichen die großen menschlichen Themen auf. Wir begleiten sie bei ihren Theatererfahrungen durch eine Reihe von Angeboten im Theater und in der Schule, diskutieren auf Grundlage der Inszenierungen über Werte sowie Lebensentwürfe, die sich aus dem Gesehenen ergeben und reflektiert werden können. Theaterworkshops In den Workshops für Schüler*innen untersuchen wir gemeinsam spielpraktisch und theoretisch die jeweilige Inszenierung auf Inhalt und Ästhetik. Ein Theaterbesuch beschließt das Treffen. Publikumsgespräche Wir bieten themenbezogene Nachbereitungen zu den Inszenierungen direkt nach der Vorstellung oder in den Schulen an. Dabei wird über die Umsetzung der Inszenierung, deren inhaltliche Zielsetzungen und die gesammelten Eindrücke gesprochen. Führungen Sie wollten schon immer mit Ihren Schüler*innen hinter die Kulissen schauen? In Zusammenhang mit einem Aufführungsbesuch bieten wir Führungen durch unser Theater an. 29


Repertoire

Tei & Len 3+ von Ceren Oran Regie und Choreografie: Ceren Oran / Studio Wer bin ich? Wer bist du? Wo höre ich auf? Wo fängst du an? Was teilen wir? Was unterscheidet uns? Die Tanztheater-Performance „Tei & Len“ geht diesen Fragen poetisch und humorvoll in choreografischen Bildern nach. Wir erleben unterschiedliche Beziehungen von zwei Wesen, die ihr Rollenspiel ständig verändern und wandeln. In einem spielerischen Bühnenraum zwischen Spielplatz und Galerie werden sie von streitenden Geschwistern zu besten Freund*innen, von zwei Fremden zu Verbündeten und eröffnen einen tänzerischen Kosmos zwischen Zank und Zweisamkeit. Mit: Alicja Rosinski, Rotem Weissman

Tiere im Theater 5+ von Gertrud Pigor Regie: Gertrud Pigor / Große Bühne Unter der Bühne des Jungen SchauSpielHauses lebt seit langem eine kleine Truppe von Tieren, wahre Theater-Expert*innen, die von dort bestimmt, was auf der Bühne vor sich geht. Doch dann sorgt der Umzug in ein anderes Theatergebäude für große Aufregung und es häufen sich mysteriöse Vorkommnisse, die die bevorstehende Eröffnung bedrohen. Wird es den Theatertieren gelingen, das Ruder herumzureißen – und dennoch von den Menschen unentdeckt zu bleiben? Mit: Jara Bihler, Hermann Book, Severin Mauchle, Christine Ochsenhofer, Nico-Alexander Wilhelm

Pinocchio 8+ von Carlo Collodi Regie: Barbara Bürk / Große Bühne „Pinocchio“ erzählt die abenteuerliche Reise einer Holzpuppe durch die weite Welt. Ihr begegnet neben dem alltäglichen Leben der Menschen auch allerlei Wunderbares: Sie trifft auf sprechende Tiere, gelangt an magische Orte, muss sich aus Gefahren befreien und erfährt am eigenen Leib die Macht von Zauberkräften. Ob ihr großer Wunsch, selbst ein Mensch zu werden, am Ende in Erfüllung geht? Mit: Hermann Book, Christine Ochsenhofer, Clemens Sienknecht, Nico-Alexander Wilhelm 30


Wutschweiger 8+ von Jan Sobrie und Raven Ruëll aus dem Flämischen von Barbara Buri Regie: Klaus Schumacher / Foyer Im Leben von Ebeneser wird plötzlich alles kleiner – zunächst der Sessel und schließlich die Wohnung, in der seine Familie lebt. Nach dem Umzug ins Hochhaus, in dem seine Eltern unter den ständigen Geldsorgen zu verschwinden scheinen, trifft er auf Sammy, die sich mit einem Leben ohne Geld bereits bestens auskennt. Gemeinsam finden sie den Mut, gegen die Ungerechtigkeit, die ihnen aufgrund der ökonomischen Unterschiede zwischen ihnen und ihren Mitschüler*innen begegnet, aufzubegehren. Mit: Jara Bihler, Severin Mauchle

Alles nur aus Zuckersand 10+ von Dirk Kummer Regie: Franziska Stuhr / Große Bühne Fred und Jonas sind zehn Jahre alt und Freunde fürs Leben. Sie wachsen im Ostdeutschland der 1970er Jahre auf und ihr Alltag ist gezeichnet von DDRIdeologie und sozialer Kontrolle. Als Jonas’ Mutter für sich und ihren Sohn einen Ausreiseantrag in die BRD stellt, werden sie gesellschaftlich geächtet und Fred darf seinen Freund nicht mehr treffen. Doch die beiden Jungs schmieden einen abenteuerlichen Plan, wie sie sich nach Jonas’ Ausreise am anderen Ende der Welt wiedersehen können ... Mit: Hermann Book, Severin Mauchle, Christine Ochsenhofer, Alicja Rosinski, Jan Paul Werge, Nico-Alexander Wilhelm

Dschabber 12+ von Marcus Youssef aus dem kanadischen Englisch von Bastian Häfner Regie: Klaus Schumacher Sagen wir, wir sind in einer Schule. Sagen wir, die erste Begegnung von Fatima und Jonas geht gründlich daneben. Sagen wir, auf den zweiten Blick entdecken beide, dass sie einiges gemeinsam haben: zum Beispiel, dass alle sich ein Urteil über sie bilden, ohne sie oder ihre Geschichten zu kennen. Sagen wir, obwohl auch Jonas Fatima aufgrund ihres Kopftuchs anfangs mit Vorurteilen überhäuft, freunden sie sich an. Sagen wir, manchmal ist es schön sechzehn zu sein und zugleich äußerst kompliziert. In dieser Spielanordnung wird hinterfragt, wie wir aufeinander blicken, und eine zarte Annäherung zwischen zwei Außenseiter*innen erzählt. 31


Repertoire

Making of Sophie Scholl 13+ von Stanislava Jević und Klaus Schumacher mit dem Ensemble Regie: Klaus Schumacher / Große Bühne, Studio, Foyer Sophie Scholl ist eine Ikone der Weltgeschichte und steht für das unbedingte Eintreten für Menschenwürde. Wer war Sophie Scholl wirklich? Wie wurde sie zu einer Heldin? Warum brauchen wir Held*innen wie sie? „Making of Sophie Scholl“ macht die Konstruktion einer Heldinnenfigur und den widersprüchlichen Menschen dahinter sichtbar. Der „heldenhafte Mensch“ wird lesbar als eine Vielfalt von in ihm schlummernden Möglichkeiten und als eine Projektion derjenigen, die über ihn nachdenken. Mit: Jara Bihler, Hermann Book, Danai Chatzipetrou, Severin Mauchle, Christine Ochsenhofer, Alicja Rosinski, Riccarda Russo, Jürgen Salzmann, Nico-Alexander Wilhelm

Hitze 14+ nach dem Roman „La Chaleur“ von Victor Jestin, erschienen bei Edition Flammarion aus dem Französischen von Sina de Malafosse Regie: Mathias Spaan / Studio Mit einem Geständnis beginnt Léonards rauschhafte Erzählung von einem Sommerurlaub, nach dem nichts mehr sein wird, wie es war. Während die anderen Jugendlichen die Jahrhunderthitze, die Partys und Flirts auf dem Campingplatz am Meer genießen, hält der Siebzehnjährige es zwischen all den schwitzenden Körpern kaum aus. Und seit der Nacht auf dem Spielplatz trägt Léonard eine große Schuld, von der niemand etwas ahnt. Mit: Severin Mauchle, Alicja Rosinski, Nico-Alexander Wilhelm

Out There 14+ Postgraduierten-Projekt von Stanislava Jević und Dominique Enz Regie: Dominique Enz, Studio, Kleine Bühne Theaterakademie, Foyer Als Angelina und Leo sich treffen, schlägt die Liebe ein wie ein Blitz. Ihre Unterschiedlichkeit löst eine gegenseitige Faszination aus. Angelina ist ehrgeizig und engagiert sich bei Fridays for Future. Leo hängt viel allein rum, hat düstere Fantasien und empfindet sich mal mehr als Mädchen, mal mehr als Junge. Sie wollen sich näherkommen, doch halten ihre Geheimnisse zurück. Das Stück erzählt multiperspektivisch davon, wie sich zwei junge Menschen von heute aus ganz unterschiedlichen sozialen Milieus in Wellenbewegungen immer wieder annähern und voneinander abstoßen. Mit: Emma Bahlmann, Alicja Rosinski 32


Das Deutsche SchauSpielHaus in der Kirchenallee präsentiert in der Saison 2022/23 wieder ein Familienstück

Herr der Diebe 9+

nach dem Roman von Cornelia Funke, Regie: Markus Bothe Zwei Brüder erreichen auf ihrer Flucht das winterliche Venedig, die Traumstadt ihrer verstorbenen Mutter. Es drohen die Adoption durch eine ungeliebte Tante für den Jüngeren und das Waisenhaus für den Älteren, also Trennung. Sie finden Zuflucht bei einer Gruppe junger Diebe. Anführer ist der geheimnisvolle „Herr der Diebe“, der durch die Beute seiner Einbrüche alle über Wasser hält. Ein seltsamer Detektiv ist den Brüdern im Auftrag ihrer Tante auf der Spur. Seine Nachforschungen kratzen an der Legende der Herkunft des jungen Meisterdiebs und bringen die Gemeinschaft der Kinder in Gefahr. Gleichzeitig führt ein mysteriöser Auftrag die Kinder auf die Suche nach dem hölzernen Flügel eines Löwen und auf eine verbotene Laguneninsel … Der Flügel ist ein Stück Magie, Teil eines Karussells, angetrieben von Sehnsüchten und Kinderwünschen, wie wenn wir von Verwandlung träumen und jung und alt, groß und klein, reich und arm nicht mehr feste Größen sind. Alles fließt, einen Moment lang. Premiere: 11/12/2022 SchauSpielHaus, Kirchenallee 39

Bloomy Sunday An mehreren Sonntagen der Saison laden wir junge Familien und das gesamte Publikum zu einem besonderen Menü und zum Verweilen im neuen Theater ein. Der erste Gang ist der Besuch einer Kindertheatervorstellung. Der zweite Gang besteht aus einem theater- oder kunstpädagogischen Angebot. Und der dritte Gang ist ein gemeinsames Essen. Hier können Familien untereinander und mit dem Team des Jungen SchauSpielHauses in den Austausch kommen. Wir möchten ausdrücklich Familien ansprechen, die sich einen üblichen Theaterbesuch eventuell nicht leisten können. Daher gibt es den „Bloomy Sunday“ mit Vorstellungsbesuch, Zusatzprogramm und Essensangebot für 5,- €/Person. Kontakt bei Fragen zum Bloomy Sunday: theaterpaedagogik-jsh@schauspielhaus.de

Unterstützt durch die Freunde des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg e.V.

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Kartentelefon 040.248713 Einzelpreis: bis 18 Jahre 8 € / ab 18 Jahre 14 € Gruppenpreis: ab 10 Personen gesonderte Konditionen / Kindergartengruppen (ab 12 Personen) 6,50 € / Schulklassen (ab 12 Personen) 7 € Familienpreis: Ab drei Besucher*innen, davon mindestens eine minderjährige Person, zahlt nur eine erwachsene Person den vollen Preis, jede weitere Person 7,50 € Neu: Die 5er-Karte für das Junge SchauSpielHaus Fünf Besuche im Jungen SchauSpielHaus für nur 35 € - ob fünfmal allein oder mehrfach in Begleitung, das entscheiden Sie. Kontakt Kartenbüro Deutsches SchauSpielHaus, Kirchenallee 39 → Mo-Fr 11.00–19.00 Uhr, Sa 12.00–19.00 Uhr Kartentelefon: 040.248713 → Mo-Fr 10.00-19.00 Uhr, Sa 12.00-19.00 Uhr E-Mail: kartenservice@schauspielhaus.de Online-Buchung: www.jungesschauspielhaus.de Kartenservice für Schulen und Kindergärten: 040.248713 E-Mail: schulkarten@schauspielhaus.de Infos, Beratung und Material der Theaterpädagogik: laura.brust@schauspielhaus.de marie.coring@schauspielhaus.de Spielorte Große Bühne, Studio, Foyer im Jungen SchauSpielHaus, Kleine Bühne Theaterakademie Wiesendamm 28 / 22305 Hamburg Verkehrsanbindung: U/S Barmbek / U Saarlandstraße Vorverkaufsbeginn Der Vorverkauf beginnt mit Erscheinen des Spielplans. Abonnieren Sie den Newsletter vom Jungen SchauSpielHaus unter www.schauspielhaus.de/newsletter und Sie werden rechtzeitig zum Vorverkaufsbeginn informiert. Es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die im Kartenbüro einsehbar sind oder unter www.schauspielhaus.de/agb aufgerufen werden können. 34


Parken Das Junge SchauSpielHaus verfügt über keinen eigenen Parkplatz. Öffentliche Parkplätze befinden sich aber in der Nähe. Bitte nutzen Sie zur Anfahrt bevorzugt die Öffentlichen Verkehrsmittel. Nutzung des HVV Ihre Eintrittskarte gilt am Veranstaltungstag innerhalb des HVVGesamtbereichs auch als Fahrkarte für die Hin- und Rückfahrt zum Jungen SchauSpielHaus. Sonderveranstaltungen und ausgewählte Rabattierungen sind von dieser Regelung ausgenommen. Bitte prüfen Sie daher vor Fahrtantritt, ob Ihre Eintrittskarte als HVV-Fahrkarte markiert ist. Online-Tickets (print@home) gelten nur personengebunden. Wenn das Online-Ticket für mehrere Personen gekauft wurde, gilt die HVV-Option für max. vier Personen. Barrierefreiheit Alle Spielstätten des Jungen SchauSpielHauses sind komplett ebenerdig und damit barrierefrei zu erreichen. Barrierefreie Toiletten stehen zur Verfügung. Einen eigenen Parkplatz für Menschen mit Behinderung gibt es direkt vor dem Haupteingang. Die Buchung von Rollstuhlplätzen ist telefonisch möglich. Der Zugang zum Kartenbüro des Deutschen SchauSpielHauses, Kirchenallee 39, 20099 Hamburg ist barrierefrei. Klassenkasse Wir möchten auch Schüler*innen, deren Eltern mit knappen finanziellen Mitteln ausgestattet sind, einen Besuch in unserem Theater ermöglichen. Deshalb haben wir mit Hilfe von Sponsor*innen die Aktion „Klassenkasse“ ins Leben gerufen. Bitte wenden Sie sich für ermäßigte Karten im Rahmen der „Klassenkasse“ an Laura Brust, theaterpaedagogik-jsh@schauspielhaus.de. Wenn Sie die „Klassenkasse“ unterstützen oder die Aktion „Klassenkasse“ jemandem ans Herz legen möchten, kommen Sie gerne auf uns zu.

Impressum Neue Schauspielhaus GmbH V.i.S.d.P: Intendantin: Karin Beier / Kfm. Geschäftsführer: Friedrich Meyer / Künstlerischer Leiter Junges SchauSpielHaus: Klaus Schumacher / Redaktion: Dramaturgie und Kommunikation / Konzeption/Grafik Design: Andreas Haase / Fotos: Sinje Hasheider / Druckerei: Langebartels & Jürgens GmbH / Redaktionsschluss: 19/5/2022 – Änderungen vorbehalten. 35


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