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IMMOBILIENKÄUFE IN TSCHECHIEN

Johannes Prinz von Lobkowicz

TIPPS & TRICKS FÜR IMMOBILIENKÄUFE IN TSCHECHIEN

Prinz Lobkowicz muss es wissen, ist er doch selbst erst 1993 mit seiner ganzen Familie von München nach Böhmen gezogen. Bis dahin war er mit zwei Staatsexamen, 10 Berufsjahren in einer Bank und einem Eheleben samt sieben Kindern mehr als beschäftigt. Als sich dann die Restitution eines kleinen Familienbesitzes, des großväterlichen Schlosses Drahenice, ergab, beschloss Johannes Lobkowicz, in die alte Heimat seiner Familie zurückzugehen. Inzwischen führt sein ältester Sohn Wenzel den Besitz und Johannes Lobkowicz hat Zeit, um sich als Prokurator des Großpriorats Böhmen des Souveränen Malteser Ritterordens unter anderem der Restitution des 1948 enteigneten Ordensbesitzes sowie der Entwicklung ordenseigener Immobilien zu widmen. SCHLOSSSEITEN: Wie wird man als Ausländer in Tschechien empfangen und wahrgenommen? Johannes Lobkowicz: Die Tschechen sind nicht fremdenfreundlich, eher im Gegenteil. Andererseits sind sie dem Geld nicht abgeneigt und neigen dazu, ihre diesbezügliche Sympathie auf dessen Besitzer auszudehnen. Braucht man einen einheimischen Mittelsmann? Wofür? Wenn man kein Tschechisch spricht, braucht man eher einen „Pfadfinder“, der einem hilft, die richtigen Schritte zu machen, um sich nicht zu verirren. Gibt es rechtliche und bürokratische Hürden, die schwierig zu bewältigen sind? Wenn ja – welche sind es? Seit Tschechien Mitglied der EU ist, gibt es für andere EU-Bürger keine rechtlichen Hürden, hier Grundbesitz zu erwerben und zu verwalten. Als früherer kommunistischer Staat ist die Bürokratie allerdings extrem ausgeprägt, langwierig und langweilig. Das betrifft aber Tschechen und Ausländer gleichermaßen. Ist es als Geldanlage sinnvoller, Schlösser bzw. Häuser zu kaufen oder eher in Wald und Felder zu investieren? Diese Frage hat, glaube ich, weniger mit Tschechien zu tun. Schlösser neigen dazu, ein „Money Pit“ zu sein. Wohnt man selbst darin, ist jede Verbesserung und Reparatur Konsum. Das kann auch sehr schön sein, ist aber eben Liebhaberei. „Häuser“ ist ein schillernder Begriff. Ferienhäuser? Mietshäuser? Stadthäuser? Die Preise jedenfalls haben sich dem deutschen und österreichischen Niveau stark angenähert und bieten kaum noch Schnäppchen. Land- und Forstwirtschaft sind im Vergleich zu den westlichen Ländern noch vergleichsweise günstiger, etwa um ein Drittel. Der Preisvorteil wird aber durch die nötige Verwaltung in einer fremden Sprache ziemlich neutralisiert. Aufgrund der Borkenkäfer-Katastrophe werden zweifellos demnächst ruinierte Fichtenwälder auf den Markt kommen, möglicherweise schon bald zu jedem Preis. Das kann eine Gelegenheit für Investoren sein, die bereit sind, über einige Jahrzehnte „draufzuzahlen“. Welche Renditen kann man erwarten? Oder ist es „nur“ Liebhaberei? Rendite ist ja immer eine Funktion von Erwerbspreis und Ertrag. Zahlt man für einen Hektar Wald z. B. 8.000 Euro und gelingt ein Ertrag nach Kosten und Der Kauf eines verlassenen, malerischen Schlösschens inmitten eines idyllisch kleinen Dorfes in einer hübschen, vielleicht sogar hügeligen Gegend gehört zu den Träumen mutiger Immobilieninvestoren.

SCHLOSSSEITEN hat bei Johannes Lobkowicz nachgefragt, was man im Falle des Falles unbedingt beachten sollte.

Die Lobkowicz sind ein altes böhmisches Geschlecht. Nach 1945 verloren sie ihre Schlösser und Besitzungen in Böhmen und flüchteten mehrheitlich in den Westen. Nun ist Schloss Drahenice wieder im Besitz von Johannes Prinz von Lobkowicz.

„vor Schloss“ von 100 Euro je Hektar – was in einem gesunden Mischwald eine durchschnittliche Hausnummer ist –, so ergibt das eine Rendite von 1,25 % p. a. In der Landwirtschaft wird der Ertrag heute, berechnet auf Pachtpreise, die zwischen 150 und 250 Euro liegen, und bei Kaufpreisen zwischen 10.000 und 12.000 Euro pro Hektar, ähnlich aussehen. Bei Mietshäusern in Prag kann man noch Renditen von 4 % erzielen.

Sind für Ausländer Sanierungen von Schlössern aus der Ferne möglich oder muss man dazu im Land leben? Alles ist möglich, wenn man einen vertrauenswürdigen Mann vor Ort und sehr viel Geld hat. Ersterer ist nicht ganz leicht zu finden.

Macht es Sinn bzw. ist es möglich, vom Ausland aus Landwirtschaft zu betreiben? Nach aller Erfahrung nein. Ein aktiver Landwirt in Österreich mag es mithilfe eines guten tschechischen Verwalters allerdings im Einzelfall zuwege bringen.

Ist es unumgänglich, zuerst Tschechisch zu lernen, bevor man sich in so ein Abenteuer stürzt? In einem Land investiert zu sein ohne wenigstens rudimentäre Sprachkenntnisse stelle ich mir nicht nur halsbrecherisch riskant, sondern auch äußerst langweilig vor.

Muss oder soll man das neue Eigentum der Öffentlichkeit zugänglich machen? Der Wald ist grundsätzlich für die Öffentlichkeit offen – die Tschechen sind passionierte Pilzsammler. Natürlich müssen private Häuser, Schlösser etc. der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden.

Gibt es Ihrer Meinung nach am Markt noch verlockende Objekte als Anlage oder Familiensitz? Die Frage erscheint mir zu allgemein. Für jemanden, der nicht auf Rendite schaut, der gerne in einer neuen Heimat „baronisieren“ und sich mit Haut und Haar in ein nicht nur finanzielles Abenteuer stürzen will, wird sich in den nächsten Jahren aufgrund der BorkenkäferKatastrophe die eine oder andere Gelegenheit ergeben. Tschechien ist andererseits nicht geeignet, um als Absentee Landlord Revenuen aus einem Investment zu ziehen. Dafür ist der Volkssport, den eigenen Vorteil vor den des Dienstherren zu stellen, zu ausgeprägt.

Zusammenfassend sei gesagt: Tschechien ist Mitglied der EU und der Nato und genießt in Bezug auf Investitionen ein ähnliches Niveau wie andere westliche Mitglieder der EU. Tschechisch ist eine nicht ganz einfache Sprache, und völlige Unkenntnis der Sprache wird sich als ernsthaftes Hindernis erweisen, hier Fuß zu fassen. Preisliche Schnäppchen sind heute nicht mehr zu erwarten. Wer aber mit viel Geld im Hintergrund und einiger Sprachbegabung eine neue Heimat in einem noch einfachen und sehr sympathischen Land sucht, dem werden sich sicherlich bald einige Möglichkeiten bieten. Interview: Clarissa Mayer-Heinisch

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