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SCHLOSS ARENBERG

Wolfgang Aulitzky und Stephanie Faschang

SCHLOSS ARENBERG WHERE SCIENCE MEETS THE ARTS eit Jahrhunderten verbindet sich Tradition mit Innovation in Schloss Arenberg. Das Schloss ist Sitz der Salzburg Stiftung der American Austrian Foundation (AAF) und liegt inmitten eines prachtvollen Parks, in welchem zeitgenössische Skulpturen aus der „Sammlung Würth“ ausgestellt sind. Ziel der ersten österreichischen gemeinnützigen Privatstiftung neuen Typs (1995) ist die Unterstützung wissenschaftlicher und kultureller Projekte der AAF, welche im Jahr 1984 vom damaligen österreichischen Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirchschläger gegründet wurde. Programme in den Bereichen Medizin, Musik, bildende Künste, Diplomatie und Medien sollen zur Völkerverständigung beitragen sowie Salzburg und Österreich als kulturelles und wissenschaftliches Zentrum Europas fördern. Im Rahmen des Open Medical Institute (OMI) ist das Schloss Zentrum für die Ausbildung von Ärzten aus aller Welt. Treibende Kraft hinter den Projekten ist Univ.-Prof. Dr. Wolfang Aulitzky. SCHLOSS.GESCHICHTE Schloss Arenberg steht auf geschichtsträchtigem Boden. Hier, an der in den Süden führenden RömerstraS ße, befand sich eine antike Begräbnisstätte. Urkundlich erstmals erwähnt wird ein „Sitz Kheutzl“ um das Jahr 1434. Erhalten ist ein Teil eines romanischen Turms, welcher sich im Mauerverband östlich des heutigen Stiegenhauses befindet. Eigentlicher Bauherr von Schloss Bürglstein – der Name leitet sich von „kleine Burg“ (= Bürgl) „am Stein“ ab und weist auf die Lage des Gebäudes hin – ist Haimeran Ritz, der 1604 die Gründe erwirbt. 1627 lässt sein Sohn Johann Ludwig von Ritz die „Ritzenkapelle“ errichten. Der Salzburger Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein, genannt „der Stifter“ (1643–1709), kauft das Schloss im Jahr 1695 ursprünglich für die Schwestern des Orden der Ursulinen. Nachdem diese jedoch einen Standort in der Stadt vorziehen, wird 1698 ein Waisenhaus im Schloss eingerichtet. Den Garten erhält das Priesterhaus zur Erholung seiner Alumnen. Für diese lässt der Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian (1679–1744) im Jahr 1730 eine Gloriette als Sommerhaus errichten. Nachdem ab 1784 eine Konzession für Wein- und Bierausschank am Bürglstein erteilt wird, entwickelt sich das Gebiet

Bild links: Großer Phönix III von Bernhard Heiliger (Sammlung Würth) Bild unten: Schloss Arenberg, Vorderansicht

zu einem beliebten Ausflugsziel der Salzburger und Fremden. Hieronymus Graf Colloredo (1732–1812), Salzburgs letzter regierender Fürsterzbischof, verkauft 1791 Bürglstein an seinen Gärtner Joseph Rosenegger (1767–1846), welcher neben seinem Obst- und Gemüseanbau eine rege Ausgrabungstätigkeit betreibt und die Fundstücke der ehemaligen römischen Totenstadt gegen Entgelt ausstellt.

1814 zerstört ein Brand fast das gesamte Schloss, das zu diesem Zeitpunkt aus zwei Renaissance-Vierkanter-Haupthäusern, der Kapelle, den Stallungen aus dem 17. Jahrhundert sowie Glashäusern besteht. Sein heutiges Aussehen im Biedermeierstil und seinen Namen gibt dem Schloss Fürstin Sophie von Arenberg, welche den Besitz 1861 kauft, die Baukörper durch die neobarocke Prunkstiege und die parkseitig gelegene Gusseisenveranda verbinden lässt und das Gebäude mit einer einheitlichen Fassade ausstattet. Nach dem Tod der Gräfin im Jahr 1901 wird das Schloss in Mietwohnungen aufgeteilt. Von 1912 bis 1922 wohnen hier der österreichische Schriftsteller und Philosoph Hermann Bahr (1863–1934) und seine Ehefrau, die Sängerin Anna Bahr-Mildenburg (1872–1947). Gern gesehener Gast ist der deutsche Theatertycoon und Regisseur Max Reinhardt (1873–1943). Bahr hatte sich bereits ab 1904 mit der Gründung von „Salzburger Festen“ befasst, bei welchen seine Frau Opern und Max Reinhardt Theaterstücke inszenieren sollten. Ab 1931 sind Stadt und Land Salzburg sowie die Salzburger Sparkasse die neuen Eigentümer, 2001 kauft die Salzburg Stiftung der AAF das Schloss Arenberg. VISIONÄR.GRÜNDER.MOTOR Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Aulitzky

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor dreißig Jahren wurde in Osteuropa ein großer Nachholbedarf in vielen Bereichen des täglichen Lebens deutlich. Vor allem im Gesundheitswesen und in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung zeigten sich große Unterschiede zwischen Ost und West. Zudem drohte durch die Öffnung der Grenzen ein Exodus von medizinischem Fachpersonal in Richtung Westen (Braindrain). Um der Abwanderung von Ärzten nachhaltig entgegenzuwirken und den Aufbau lokaler Kapazitäten zu fördern, gründete Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Aulitzky gemeinsam mit KR Heinrich Spängler, Johannes Graf von Moy, Ing. Christian Struber, Astrid Wimmer und anderen interessierten Salzburgern im Jahr 1995 die Salzburg Stiftung der American Austrian Foundation. Vorrangiges Ziel dieser ersten gemeinnützigen Privatstiftung Österreichs war die Schaffung des Open Medical Institute, eines Ausbildungsprogramms, das den Ärzten aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks Zugang zu moderner Medizin ermöglichen sollte. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit als Urologe in Österreich haben Prof. Aulitzkys internationale Erfahrungen und seine Funktion als Lehrstuhlinhaber und stellvertretender Dekan für Internationale Medizin und Distance Learning an der Weill Cornell Medical School in New York wesentlich zum Erfolg dieser Initiative beigetragen.

In den Anfangsjahren fanden die Seminare auf Schloss Leopoldskron statt. Aufgrund der rasanten Entwicklung des Programmes wurde zur Jahrtausendwende

Bild oben: Teilnehmer des urologischen Operationskurses 2019 Bild rechts: Johannes Graf von Moy, Wolfgang Aulitzky, Heinrich Spängler, Christian Struber (Mitglieder des Stiftungsrates)

Schloss Arenberg angekauft und unter maßgeblicher finanzieller Unterstützung von Philanthropen wie Gerhard Andlinger, George Soros und Milton Wolf ein dauerhafter Standort für das Open Medical Institute in Salzburg geschaffen. Seit 2005 treffen sich hier nun Faculty und Fellows aus aller Welt, um in einwöchigen Intensivseminaren medizinisches Fachwissen auszutauschen. Geleitet werden die Kurse von Medizinern renommierter US-amerikanischer und österreichischer Universitäten und Spitäler, die bereit sind, ihr Wissen und ihren Forschergeist an junge Kollegen weiterzugeben. Neben dem unentgeltlichen Einsatz der Faculty – nahezu einzigartig stellen sich die Spitzenmediziner ohne Honorar zur Verfügung – spielt die Art und Weise der Wissensvermittlung eine maßgebliche Rolle.

Aulitzky: „In den USA herrscht eine besondere Kultur der universitären Lehre, die sich durch die Bereitschaft der Lehrenden, ihr Wissen mit den Lernenden zu teilen, auszeichnet. Die Location Schloss Arenberg tut ihr Übriges. Während der Seminarwoche leben die Teilnehmer auf Schloss Arenberg unter einem Dach und haben damit auch außerhalb des Vortragssaales Gelegenheit zum informellen Wissens- und Erfahrungsaustausch.“

Um die Beziehungen zwischen den Medizinern aus aller Welt und Salzburg zu vertiefen, finden jede Woche zwei kulturelle und gesellschaftliche Highlights statt. Ein Konzert im Schloss mit jungen Musikern in Kooperation mit dem Mozarteum sowie ein Faculty Dinner, welches von Salzburger Familien ehrenamtlich ausgerichtet wird – eine Tradition, die besonders geschätzt wird.

GRENZENLOS.LERNEN Das Programm des Open Medical Institute

im Rahmen der OMI-Seminare in Salzburg ausgebildet. Zusätzlich wurden mehr als 3500 Stipendien für Hospitationen und Studienaufenthalte an österreichischen und amerikanischen Krankenhäusern vergeben. Der von Prof. Aulitzky und Stephanie Faschang, Generalsekretärin der Salzburg Stiftung der AAF, organisierte mehrstufige Ausbildungsansatz stellt sicher, dass die teilnehmenden Ärzte nicht über längere Zeit im Ausland bleiben.

Aulitzky: „Wir geben unseren Fellows die Möglichkeit zur mehrmaligen Teilnahme an Kurzzeitprogrammen, wobei die Rückkehr in ihre Heimatländer, wo sie mit dem erworbenen Wissen zur Verbesserung der lokalen medizinischen Kapazitäten beitragen sollen, Voraussetzung für ein erneutes Kommen ist.“

Durch die enge Kooperation der Salzburg Stiftung der AAF mit der Österreichischen Ärztekammer und den führenden Spitälern des Landes ist das qualitativ hochwertige Ausbildungsprogramm auch österreichischen Ärzten zugänglich. Die Aktivitäten des Open Medical Institute werden durch Mittel der AAF, des Bundes und der Open Society Foundations sowie durch Spendengelder finanziert. Der größte Beitrag wird durch das traditionelle Benefizkonzert der Wiener Philharmoniker geleistet, das alljährlich in New York stattfindet.

KUNST.KULTUR.ARENBERG Auch während der Sommermonate wird der Standort Schloss Arenberg genutzt. Die Gründung der Salzburger Operncamps im Jahre 2009 gehen auf eine Idee von Prof. Aulitzky und den damaligen Vorständen der Wiener Philharmoniker, Prof. Clemens Hellsberg und Prof. Dieter Flury, zurück. Musikinteressierten Kindern verschiedener Altersgruppen wird die Möglichkeit geboten, Opern des regulären Festspielprogrammes in Begleitung von Musikpädagogen und Mitgliedern der Wiener Philharmoniker

Bild links: Vortragssaal Schloss Arenberg Bild unten: Teilnehmer des Operncamps im Würth Skulpturengarten von Schloss Arenberg

zu entwickeln und diese am Ende der Woche aufzuführen. Die teilnehmenden Kinder sind als Musiker, Sänger, Tänzer, Schauspieler und Bühnenbildner aktiv eingebunden. Im Jahr 2019 haben 165 Kinder aus 23 verschiedenen Ländern an den vier Operncamps auf Schloss Arenberg teilgenommen und in Salzburg einmalige Erinnerungen gesammelt. Unter der musikalischen Leitung von Hanne Muthspiel und durch die offizielle Kooperation mit den Salzburger Festspielen haben sich diese Operncamps zu einem Fixpunkt des Salzburger Festspielkalenders entwickelt. Im Rahmen der Ansbacher Fellowships vergibt die AAF Stipendien für junge US-amerikanische Dirigenten während der Salzburger Festspiele. Zudem fördert die AAF mit dem „Seebacher Prize for Fine Arts“ und dem „Daisy Soros Prize for Fine Arts“ US-amerikanische Kunststudenten, um diesen die Teilnahmen an der von Oskar Kokoschka im Jahr 1953 gegründeten „Schule des Sehens“ der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg zu ermöglichen. Daisy Soros ist gebürtige Burgenländerin und Schwägerin des US-Finanzmagnaten George Soros. Weitere Kooperationen der Stiftung bestehen mit dem Wiener Kunsthistorischen Museum und dem Metropolitan Museum, welche in das „AAF/Young Curators Exchange Program“ mit eingebunden sind. Bei diesem Programm empfehlen die Direktoren führender US-amerikanischer und österreichischer Museen junge Kuratoren für einen wechselseitigen Austausch.

Im öffentlich zugänglichen Park von Schloss Arenberg, wo sich in der Antike eine große römische Grabstätte befand und man um 1800 „lustwandelte“, ist heute ein Teil der sehenswerten Skulpturensammlung moderner Kunst des Kunstsammlers und Mäzens Reinhold Würth (*1935) zu besichtigen. Der erfolgreiche Unternehmer – das von ihm aufgebaute Handelsunternehmen Würth mit heute mehr als 77 000 Mitarbeitern ist internationaler Marktführer in der Befestigungs- und Montagetechnik – ist der Überzeugung, dass Kunst Mitarbeiter zu Höchstleistungen motiviert. Seine „Sammlung Würth“ zählt zu den bedeutendsten europäischen Privatsammlungen. Als absolutes Glanzstück der Sammlung Würth gilt die „Schutzmantelmadonna“ von Hans Holbein dem Jüngeren (ca. 1497–1543). Im Schloss finden zudem regelmäßig Fotoausstellungen der Leica Galerie statt.

ZUKUNFT.PERSPEKTIVE Das Open Medical Institute hat sich in den vergangenen 25 Jahren zu einer weltumspannenden Organisation für postgraduale ärztliche Ausbildung entwickelt. „Schloss Arenberg in Salzburg fungiert dabei als internationaler Netzwerkknoten“, unterstreicht Stephanie Faschang die Rolle des Standortes. Das neue Jahrzehnt stellt das Open Medical Institute vor spannende Herausforderungen. Aufgrund des Erfolges der Initiative und des großen Interesses von Ärzten aus aller Welt an den einzigartigen postgradualen Kursen ist in Kooperation mit einem weltbekannten Architekten ein Neubau in unmittelbarer Nähe von Schloss Arenberg geplant. Damit soll den räumlichen und technischen Anforderungen eines modernen Seminarbetriebs entsprochen und der einzigartige Campus-Charakter erhalten werden. Zusätzlich zum OMI Hub in Salzburg wurde zwischenzeitlich ein zweiter Standort für lateinamerikanische Ärzte in Mexiko City geschaffen. Ein weiterer Standort in Südostasien ist in Planung, um die Inhalte des Programmes fortan auch weltumspannend anbieten zu können. Text: Eva von Schilgen

INFOBOX

Stephanie Faschang

Executive Director Salzburg Stiftung der AAF

Schloss Arenberg Arenbergstraße 10, 5020 Salzburg Tel.: +43 662 640101 E-Mail: s.faschang@openmedicalinstitute.org

Vorhang auf! Im Salzburg Museum wird das Jubiläum 100 Jahre Salzburger Festspiele mit einer Ausstellung gefeiert, die vielfältige Blicke auf das weltweit bedeutendste Festival für Musik und darstellende Kunst ermöglicht. Highlight-Führungen fi nden täglich, ohne Voranmeldung, um 14 Uhr statt, sonntags zusätzlich um 10 Uhr. Jeden Samstag um 10 Uhr gibt es Führungen in englischer Sprache.

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