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AUSGABE 03/2017 • € 8,90
SCHLOSSSEITEN DAS MAGAZIN DER SCHLÖSSER UND BURGEN ÖSTERREICHS
SCHLOSS GUNTERSDORF
EIN FAMILIENUNTERNEHMEN
SCHLOSS POTZNEUSIEDL
EINE ÜBERVOLLE KUNSTKAMMER
ZU BESUCH BEI
MARIANNE MADERNA
ANTIKHOF FIGL - ZUM SAMMELN GEBOREN STALTNER & FÜRLINGER - DIE STOFFEXPERTEN
SALZBURGER FÜRSTERZBISCHÖFE EIN RUNDGANG DURCH DAS DOMQUARTIER
EDITORIAL
SCHLOSSSEITEN - AUSGABE 03/2017 Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Herbstzeit ist da – definitiv meine Lieblingsjahreszeit, wenn sich die Gärten und Wälder rot, gelb und braun verfärben und die Herbstsonne ein warmes Licht zaubert. Auch für uns, die wir immer wieder für Sie die Schlösser und Burgen Österreichs fotografieren, eines der besten Lichter, um die historischen Gebäude gerecht in Szene zu setzen. Die neue Ausgabe strahlt genauso wie die bunte Laublandschaft durch ihre Vielfalt. Wir waren bei Herrn Egermann und seiner Dogge auf Schloss Potzneusiedl zu Besuch, der uns sein Ikonenmuseum zeigte. Über zwei Stockwerke findet man Zigtausende Bücher, CDs, Schallplatten oder Uhren, die man sogar alle erwerben kann. Wir genossen den Nachmittag bei ihm sehr und machten uns vom Burgenland Richtung Weinviertel auf den Weg zu Familie Ludwigstorff nach Guntersdorf. Hier erfuhren wir, wie es ist, ein Kleinunternehmen zu führen, um das große Anwesen zu erhalten. Das Wasserschloss ist mitten im Ortskern gelegen, und man feierte gerade das 300-jährige Jubiläum der Familie im Ort, denn die Ludwigstorffer erwarben das Schloss im Jahre 1717. Dank ihnen glänzt es noch heute und wird in diesem Zustand für die nächsten Generationen bewahrt. Unser Tipp: Wer schon immer einen Familienurlaub in einem Schloss machen wollte, kann diesen in Guntersdorf buchen. Zusätzlich zu den Räumlichkeiten gibt es noch einen Pool und einen Tennisplatz, die beide genutzt werden können. Auch Filmfirmen lieben das Juwel im Waldviertel – mehr dazu auf Seite 32. Nicht weit von der Wachau besuchten wir Marianne Madera in ihrer Kartause, die mit den Installationen dieser Ausnahmekünstlerin bespielt werden. Für mich besonders bewegend war der Dachstuhl der Kartause, wo man mit den „Radical Busts“ mehr als 45 Frauenbüsten bestaunen kann. Hier sind Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Sozialaktivistinnen und politische Persönlichkeiten dargestellt, die im Laufe der Geschichte einzigartige Beiträge zur Kultur und Gesellschaft geleistet haben. Eine faszinierte Arbeit, die zum Nachdenken bewegt. Bei einem Gläschen Wein und herrlichen Brötchen, von der Künstlerin selbst mit Kräutern aus ihrem Gemüsegarten gezaubert, durften wir im Innenhof der Kartause den Nachmittag ausklingen lassen. Wir waren begeistert von der Kraft der alten Gemäuer, dem Feinsinn für die Renovierung und der eingegliederten Moderne. Alles war einfach nur stimmig und wirkte so, als ob das Objekt umarmte und willkommen hieß. Interiorfans werden sich über den Bericht der Stoffexpertinnen Bettina Hirsch-Stronstorff und Stephanie Schmutterer freuen, die in ihrem Geschäft in der Liechtensteinstraße wahre Schätze beheimaten. Aus 300 000 Stoffmustern kann man wählen, wenn man einen neuen Vorhang, Bettüberwurf oder Sofabezug sucht. Mein designaffines Herz hüpfte höher in der Wiener Silber Manufactur, deren Objekte einzigartig schön und voller Sinnlichkeit gestaltet sind. Internationale Künstlerinnen und Künstler von Erwin Wurm bis Zara Hadid erfreuen sich immer wieder an der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. Man muss einfach dankbar sein, wenn dieses Handwerk erhalten bleibt und weitergegeben wird. Wir wünschen viel Spaß mit der Herbstausgabe und dürfen jetzt schon mit Freude berichten, dass Ende dieses Jahres noch eine vierte Ausgabe erscheinen wird. Lisa Gasteiger-Rabenstein Antikhof Figl, Seite 74
INHALT 8 KARTAUSE AGGSBACH
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MARIANNE MADERNA
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STALTNER & FÜRLINGER
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Die Kartäuserin
Der Welt schönste Stoffe
SCHLOSS GUNTERSDORF Ein Familienunternehmen
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BESONDERE GESCHENKIDEEN FÜR DIE LIEBSTEN
Rechtzeitig zur Weihnachtszeit haben wir Geschenkideen gesucht und gefunden
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JAGD & LIFESTYLE
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32 SCHLOSS GUNTERSDORF 54 DOMQUARTIER SALZBURG
Wie man Jägern eine Freude macht
MOZARTWOCHE 2018 Das Salzburger Klassik-Highlight
SCHLOSSSEITEN
54 DAS SALZBURGER DOMQUARTIER Auf den Spuren der Salzburger Fürsterzbischöfe 62 EINE KULINARISCHE LIEBESERKLÄRUNG
Das Restaurant Brunnauer in Salzburg
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STILLE NACHT! HEILIGE NACHT!
Ein Lied geht um die Welt
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MONUMENTO 2018
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ANTIKHOF FIGL
Zum Sammeln geboren
Fachmesse für Kulturerbe und Denkmalpflege
INHALT 88 SCHLOSS POTZNEUSIEDL 100 WR. SILBER MANUFACTUR 74 ANTIKHOF FIGL
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NAGEL AUKTIONEN
Das deutsche Auktionshaus hat eine neue Niederlassung in Salzburg bezogen
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DAS
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SCHLOSS POTZNEUSIEDL
Eine übervolle Kunstkammer
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108 LEONTINE VON LITTROW Impressionistin des Südens 112 VERANSTALTUNGEN 113 BUCHTIPPS 113 IMPRESSUM
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SCHLOSSSEITEN
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MARIANNE MADERNA DIE KARTÄUSERIN
Die Kßnstlerin Marianne Maderna in ihrem Kräutergarten
Die Gebäude der Kartause bilden ein kleines Dorf.
MARIANNE MADERNA DIE KARTÄUSERIN
Die mittelalterliche Kartause Aggsbach dient der Künstlerin Marianne Maderna als Refugium, als Atelier und als Zuhause. Hier macht sie sich die klösterlichen Energiefelder zunutze, um das gesamte Anwesen mit neuem Leben und ihrer Kunst zu erfüllen.
V
om Stift Melk aus ist es eine wunderschöne Fahrt. Es geht entlang der Donau in nordöstlicher Richtung, und dort, wo sich ein Bächlein in den Dunkelsteiner Wald windet, wo steile Felswände die Straße begrenzen und wo es einsam, wild und romantisch zugleich wird, da siedelten sich schon im Jahre 1373 die Kartäuser an. Eine stattliche Kirche, mehrere Gebäude und eine meterhohe Ringmauer mit wehrhaften Türmen charakterisieren das Anwesen. Die für Kartäuser typischen, baulich voneinander getrennten Zellenhäuschen beherbergten ursprünglich 11 Mönche und deren Pater Prior. Als Marianne Maderna und ihr inzwischen verstorbener Mann die Kartause 1970 zum ersten Mal besuchten, „war sie eine Ruine“, wie die Künstlerin erzählt. Die Dächer waren vermoost, die Fassadenfarbe von Pfarrhof, Prälatur, Mühle und Kornspeicher vollkom-
men abgeblättert, die Wandverzierungen ebenso wie die drei Sonnenuhren übermalt, und Fenster sowie Arkaden waren teilweise zugemauert. Und doch waren die Madernas sogleich fasziniert von der Aura des kleinen mittelalterlichen Anwesens. Sie kauften es und begannen in akribischer Kleinarbeit, die gesamte Anlage zu restaurieren. Alles hier zeugt von der langen Geschichte der Kartäuser. Zu Fuß überquert man eine Brücke über den Wolfsteinbach, um auf der anderen Seite auf Marianne Maderna zu warten. In Begleitung ihres Mischlingshundes Jito öffnet sie das schmiedeeiserne Tor, über dem Relikte der alten Zeit zu sehen sind. In etlichen Mauernischen sind Fresken erhalten. Sie zeigen Abbildungen der zwölf Apostel, aber auch der Gottesmutter Maria, flankiert von zwei Heiligen: Bruno und Hugo. „Der Ordensgründer, der heilige Bruno, ist weiß gekuttet, wie die Kartäuser es waren“,
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Marianne Maderna und ihr Mann haben in jahrelanger Arbeit die Arkaden und Fenster im Innenhof wiederhergestellt.
erklärt Marianne Maderna. „Im Gegensatz zu mir: Ich trage immer Schwarz.“ Wir betreten den ersten Hof, und schon hier ist die Handschrift der Künstlerin zu erkennen. Zwei schlanke, hohe Skulpturen – die „male column“ und die „female column“ – zeigen eine schreitende männliche, nach oben hin abkippende Figur und eine „sich in Opferhaltung bewegende, wenig kommunizierende weibliche Figur, die jedoch hinauf zu in freudiger Erwartung abzutanzen scheint“, beschreibt Marianne Maderna. Sie hat die beiden Kunstwerke für diesen Platz geschaffen, sie nicht nur konzipiert, sondern auch tatsächlich geschmiedet, geschweißt und ihnen durch die leichte Neigung eine spezielle Dynamik verliehen. Durch einen weiteren imposanten Torbogen gelangt man in den großen Hof, wo die Patres lebten und arbeiteten. Der Orden war wohlhabend, die Brüder waren bescheiden und beinahe autark; außerdem erhielten sie immer wieder Zuwendungen und Spenden und lebten bis zur Auflösung des Klosters durch Joseph II. im Jahr 1782 nach strengen Ordensregeln. Stundenlange Gebete, teilweise auch mitten in der Nacht, bestimmten den Tagesablauf der Mönche. Ihre Beschäftigung mit Blumen, Gemüse und Obst, mit Samen und Früchten, mit dem Mahlen von Mehl und dem Backen von Brot sind in gewisser Weise noch im-
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mer sichtbar. Dort, wo das Ehepaar Maderna einen leicht verwilderten Garten vorgefunden hat, blühen heute wieder bunte Blumen, es wachsen alte einheimische Pflanzensorten und auch Feigen, Inkafrüchte, Zucchini und Kräuter neben Salat. Auch die Obstbäume tragen wieder reiche Frucht. In diesem sensibel betreuten Garten hat Marianne Maderna an mehreren Stellen unaufdringlich ihre Kunstwerke installiert. Darunter etwa die lebensgroßen Bronzeskulpturen „Mutants I“, künstlerische Verschiebungen von Mensch zu Tier, die aus turnerischen Bewegungen entstanden sind und „nicht mehr ich, aber auch kein Tier sind“, wie die Künstlerin kryptisch formuliert. Sie stehen in einem in mehrstufigen Terrassen romantisch angelegten Teil des Gartens, von dem aus man die Rückseite des Speichers sieht, der in Ziegelrot gestrichen ist. Das Denkmalamt war hilfreich in all diesen Dingen und man hat „über 30 Jahre lang gemeinsam gute Wege gefunden, wie alles einfühlsam zu restaurieren ist“, erinnert sich Marianne Maderna. Unermüdlich wurde hier gewerkt, wann immer es die Zeit abseits der Anforderungen des Wiener Lampengeschäftes ihres Mannes zuließ. Erst als sie vor sieben Jahren Witwe wurde, beschloss die Künstlerin, ganzjährig hier zu leben, und entdeckt bis heute „immer wieder etwas Neues, was getan werden muss“.
Ăœber dem Tor sieht man den OrdensgrĂźnder Bruno zu den Hugo. Salons und seinen Mitbruder, Gang den heiligen
Marianne Madernas „Fatzkes“ sind grotesk anmutende, doppelgesichtige Skulpturen, die den bösen Blick abwehren.
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Die „Male Column“ und die „Female Column“ dominieren den ersten Hof der Kartause.
Im ehemaligen Getreidespeicher hat sich Marianne Maderna ein kleines Museum eingerichtet, in dem ihre Arbeiten zu sehen sind. Diese Installation nennt sie „Springer“.
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Die Decke des Speichers musste erst kĂźrzlich erneuert werden. Von der Balustrade aus kann man weitere Kunstwerke von Marianne Maderna sehen.
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Der Ecksalon
Der übergroße Engel aus Epoxidharz entstand 2005 im Rahmen von Marianne Madernas Anti-Kriegs-Performance „Historysteria“. Das Blaue Gastzimmer 52 SCHLOSSSEITEN
Die „Alienates“ Janusgesichter Bildtitel Bildtitelsind Bildtitel Bildtitelauf langen, dünnen Stäben, die im Schwarzlicht grünlich phosphoreszierend erscheinen.
Der große, grüne Innenhof der Kartause wird von einem alten Kastanienbaum dominiert. Er steht unmittelbar vor der beeindruckend hohen Klostermauer, an der sich hinter wucherndem Efeu eine Sandsteinfigur befindet. Es ist die steinerne Darstellung einer jungen Frau mit gekreuzten Fingern aus dem 17. Jahrhundert, die Marianne Maderna zeitgleich mit ihrer Entdeckung der Kartause erwarb und die hier einen Ehrenplatz erhalten hat. Ganz nahe davon stehen Madernas „Fatzkes“, grotesk anmutende, doppelgesichtige Plastiken, die so wie das steinerne Mädchen „den bösen Blick abwehren sollen“. „Die Menschheit ist bedroht, die Erde bebt und wir sind mittendrin“, philosophiert die Künstlerin. „Man selbst bleibt die einzige Kraft, die da gegensteuern kann.“ In Texten, Kunstwerken und Aktionen manifestiert sich das Credo der Marianne Maderna, das man in der Kartause Aggsbach in jeder Ecke erfahren kann. Eine Performance, eine „Science-Fiction“, eine Art von Zauberei, gefilmt vom Sohn der Künstlerin, zeigt diese als „eine Boxerin, einen Avatar, eine Frau, die die Welt zu retten versucht“, erzählt sie. Viel Kreativität, verbunden mit scharfer Reflexion, unterliegt auch den anderen Kunstwerken, die in Haus und Hof verteilt sind. Da gibt es die „Alienates“, Janusgesichter auf langen, dünnen Stäben montiert, die im Schwarz-
Das Schloss von von Südosten mit der barocken Toreinfahrt
licht grünlich phosphoreszierend erscheinen und deren es eine ganze Armee gibt. Oder die „Wegrows“, gekrümmte Bronzefiguren, die in den Himmel ragen. Die größte dieser Serie, eine drei Meter hohe „Wegrow“ (was so viel bedeutet wie „wir wachsen“), steht als „Kunst im öffentlichen Raum“ im Gutenbrunner Park der Stadt Baden. Weitere Objekte von Marianne Maderna kann man auch in Horn, Krems, St. Pölten sowie in anderen niederösterreichischen Orten sehen. Meist sind es Arbeiten aus Stahl oder Bronze, manchmal handelt es sich um Blöcke, andere Male um Faltungen, die im künstlerischen Leben der Marianne Maderna ebenfalls eine lange Geschichte haben. Während nämlich ihr Vater, der bekannte Schriftsteller Karl Bruckner, für die Opfer von Hiroshima aktiv wurde, indem er „Sadako will leben“ verfasste, „haben wir Kinder Hunderte Kraniche aus Papier gefaltet“, erzählt Maderna aus ihrer Kindheit. „Im Prinzip ist es das, was ich dann aus schwerem Material gemacht habe. Ein wichtiger Unterschied besteht allerdings darin, dass es sich bei diesen Skulpturen insofern um optische Material-Täuschungen handelt, als die Schwere des Metalls die Leichtigkeit des Papierenen annimmt.“ Die Künstlerin fügt die Metallteile so zusammen, dass das Objekt aussieht, als ob es gefaltet worden wäre, was allen Grundsätzen widerspricht, die sie in Wien an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Ver-
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Die „Radical Busts“ bestehen aus 45 goldenen Köpfen beeindruckender Der Rote Salon Frauen und sind mit poetischen Texten versehen.
suchsanstalt sowie an der Akademie der bildenden Künste gelernt hat. „Für die ,Verkörperung‘ des Inhalts eines Kunstwerks nehme ich mir jene Materialien, mit denen ich meine Intentionen am besten umsetzen kann“, erklärt Marianne Maderna. So sind auch ihre „Radical Busts“ entstanden, die in eindrucksvoller Weise das oberste Stockwerk des ehemaligen Getreidespeichers der Kartause füllen. Diese Serie wurde im Jahr 2006 begonnen und 2015 als Projekt für die Universität Wien realisiert. Marianne Maderna wurde damals zu einer Installation anlässlich der 650-Jahr-Feier eingeladen und stellte im Arkadenhof erstmals 36 weibliche Büsten den dort permanent zu sehenden männlichen gegenüber. Mittlerweile sind mehr als 45 goldene Köpfe beeindruckender Frauen entstanden, die – mit poetischen Texten versehen und auf Stelen montiert – eine fast mystische Installation ergeben. Handverlesen nach ihren Biographien ausgewählt, hat Marianne Maderna Frauen wie Gertrude Stein, Hannah Arendt, der Päpstin Johanna, aber auch Maria Lassnig, Meret Oppenheim, Maria Callas oder Virginia Woolf ein bleibendes Andenken geschaffen. In diesem dreistöckigen, wunderbar renovierten Speicher, der seit einigen Jahren das MMMuseum beherbergt, befinden sich auch die Installation „Springer“ und der übergroße Engel aus Epoxidharz, der 2005
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entstand und während der Anti-Kriegs-Performance „Historysteria“ der damals 60-jährigen Künstlerin einige Zeit lang auf dem Flakturm Arenbergpark zu sehen war. Eingebettet in die Oberfläche des Engels, sind bei genauem Hinsehen „an die Tausend Menschenbilder von Freunden und Fremden“ zu erkennen, wie Maderna sagt. Marianne Maderna lebt bescheiden. Sie hat sich beinahe die Ordensregeln der Kartäuser zu eigen gemacht, die sich selten weiter als einen Kilometer vom Kloster entfernten. Wasseradern geben den Rhythmus ihres Schlafes an, Energiequellen nützt sie zur Fertigung ihrer Kunst ebenso wie bei Arbeiten an Haus und Garten. Die meisten Mahlzeiten werden aus eigener Ernte bestritten und die wenigen Räume, die sie Tag für Tag belebt, mit eigenem Holz beheizt. Ihr einziger Luxus ist die renovierte und schön eingerichtete Gästewohnung, in der Marianne Maderna ihre Freunde willkommen heißt. Viele von ihnen sind, so wie sie, in den Fragestellungen und Themen der Kunst, Wissenschaft oder Philosophie zu Hause. Text: Clarissa Mayer-Heinisch I N F O B OX
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