AST & FISCHER AG - Kundenmagazin «THINK.» - Juni 2021

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REVIEW

DIE ­BRIEFMARKE – MEHR ALS NUR ­Z AHLUNGSBELEG Ein Brief ist etwas sehr Persönliches. Denn der Schreibende sendet nicht nur eine Botschaft. Mit seiner Handschrift, der Wahl des Briefpapiers und allen Gestaltungsmitteln spricht er die Sinne des Empfängers an. Die Briefmarke ist dabei der Punkt auf dem i. Sie ist Bild, Sammelobjekt, Ausdrucksmittel – und ein Stück Geschichte.

Die Schweiz zählt zu den Pionieren in der Geschichte der Briefmarke. Erfunden haben sie jedoch die Franzosen. Bereits im 17. Jahrhundert gab es in Frankreich das sogenannte «Billet de port payé», ein einfacher Papierstreifen, den man mit einem Faden oder einer Klammer am Brief befestigte. Er zeigte an, dass die Beförderung bezahlt war. Später in London ersetzte man den Papierstreifen durch einen Stempel. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte man vorfrankierte Briefumschläge mit aufgedruckten Stempeln erwerben. Dennoch blieb das Briefeschreiben zumeist der Oberschicht vorbehalten. Dies motivierte den Engländer Rowland Hill, nach einem einfacheren System zu suchen. Jeder sollte es sich leisten können, Briefe zu verschicken. Bisher bezahlte der Empfänger zumeist das Porto. Seine Idee kehrte dieses System um. Ein aufgeklebtes Stück Papier sollte signalisieren, dass die Beförderung beglichen war. Am 6. Mai 1840 erblickte die erste Briefmarke – die «One Penny Black» – das Licht der Welt.

Die Briefmarke zeigt Zähne

Quelle: Die Schweizerische Post.

Frühe Marken haben glatte Kanten. Denn die grossen Druckbögen schnitt man einzeln von Hand zu. So kam es auch zu den unterschiedlich breiten Rändern. 1848 ersetzte eine Reihenzähnungsmaschine diese Handarbeit. Sie stanzte kleine Löcher aus den Druckbögen. So liessen sich die Marken schnell und sauber voneinander trennen. Am 1. Juli 1845 gab Basel eine eigene Briefmarke heraus, das Basler «Dybli». Sie ist die bekannteste Schweizer Briefmarke und hatte einen Nennwert von 2 1∕2 Rappen. Vor allem die Gestaltung dieser für die Stadtpost gedachten Briefmarke erregte grosses Aufsehen. Nicht nur, weil sie die weltweit erste mehrfarbige Briefmarke war. Das vom Architekten ­Melchior ­Berri gestaltete Motiv der «Basler Taube» entsprach nicht den üblichen Abbildungen von Ziffern, Wappen oder Herrschern. Heute dauert es bei einer Briefmarke etwa eineinhalb Jahre von der ersten Skizze bis zu ihrer Verwendung.

­ unächst wird ein Thema vorgegeben. Aus den einZ gereichten Vorschlägen wählt ein Gremium anschliessend einen Entwurf aus. Er wird nun digital aufbereitet. Um das Fälschen der künftigen Marken zu verhindern, verwendet man spezielles Papier mit Lumineszenzkörpern, welche die Briefmarke aufhellen. So erkennen die automatischen Stempelmaschinen die Position der Briefmarke. Es ermöglicht das Lesen der Anschrift und der Codierung. Charakteristisch für die heutige Briefmarke ist ihre rechteckige Form. Auch speziellere Formen wie Kreise oder Dreiecke sind möglich und kommen zum Beispiel bei Sondermarken zum Einsatz. Diese Formen sind jedoch weniger ideal für die Druckbögen und lassen sich auch schwieriger perforieren und vom Bogen trennen.

Das Bild als Markenzeichen Am 6. September 2005 gab die Schweiz erstmals vier Briefmarken heraus, die mit Mobiltelefonen aufgenommene Fotos zeigen. Diese Fotos konnten von der gesamten Bevölkerung per MMS eingereicht werden. Eine Weltneuheit. Per 2013 führte man diese SMS-Briefmarke ein – zunächst noch probehalber, 2014 dann definitiv. Aber die Entwicklung geht weiter. Längst ist die Internetmarke ein gebräuchlicher Online-­ Service geworden. Diese Brief- und Paketmarken haben keine Mindeststückzahl und können mit vielen ­Motiven aus einer Bildergalerie persönlich gestaltet und sofort ausgedruckt werden. Aber nicht nur Schnelligkeit und Effizienz zählen für die Schweizerische Post und ihre Kunden. Auch Sammler kommen voll auf ihre Kosten. Dafür sorgen zum Beispiel auf Holz gedruckte, auf Stoff gestickte oder nach Schokolade duftende Sonderausgaben. Für Aufsehen sorgte die Post 2007, als sie eine Marke mit ­Roger ­Federer als Motiv veröffentlichte. Damit erschien erstmals in der Geschichte eine noch lebende berühmte Person auf einer Briefmarke. Ein Zeichen dafür, dass die Briefmarke den Brief überleben könnte.

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