Heinrich Thommen
Als Franz Pforr (1788–1812) mit erst 24 Jahren starb, hinterliess er nur ein schmales Werk. Dennoch galt er stets als einer der wichtigsten Maler der deutschen Romantik. Mit seinen Freunden Friedrich Overbeck, Joseph Wintergerst, Joseph Sutter, Ludwig Vogel und Konrad Hott inger begründete er in Wien den «Lukasbund» und wirkte ab 1810 in Rom. Die vorliegende Studie führt den Nachweis, dass Pforrs Œuvre weit umfangreicher war, als bisher vermutet. 2005 entdeckte Heinrich Thommen im Nachlass Vogels die von seinem «Lukasbruder» Pforr geerbte «Costümsammlung». Thommen berichtet über die spannende Geschichte dieses Fundes von den ersten Vermutungen bis zur Gewissheit der Zuschreibungen. Die über 150 neuen Pforr-Zeichnungen geben Aufschluss über das Freundschaft sverhältnis der beiden Maler, werfen aber auch neues Licht auf bisher nicht oder weniger bekannte Arbeitsfelder Pforrs. Das Konvolut erweist sich als ein grosses Kompendium von Arbeitsmaterialien aus allen Lebensabschnitten des Künstlers. Schliesslich geht die Studie der Frage nach, wie die PforrBlätter bei Vogel so lange unbeachtet – «im Schatten» – bleiben konnten.
Im Schatten des Freundes
Heinrich Thommen
Im Schatten des Freundes Arbeitsmaterialien von Franz Pforr im Nachlass Ludwig Vogels
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Schwabe Verlag Basel www.schwabe.ch
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Heinrich Thommen, geb. 1948, doktorierte nach der Ausübung des Primarlehrerberufes in Jura. Fasziniert von Werken der frühen Lukasbrüder und der deutschen und schweizerischen Romantik, begann er diese zu sammeln und Kunstgeschichte zu studieren. 1990 überführte er seine Sammlung in die «Stift ung für Kunst des 19. Jahrhunderts», Olten. Er veröffentlichte Arbeiten zu Ludwig Vogel, zur patriotischen Ikonographie, zu Franz Pforr und über Haiti.
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Schriften der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts Olten Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Schweizerischen Nationalmuseums, privater Freunde und dank der Organisation der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, Olten, durch folgende Spender: Stephan Seeliger, München Wilhelm Winterstein, München Stiftung Ratjen, Vaduz
Abbildungen auf dem Umschlag: Vorderseite: Franz Pforr: Herr und Hund / «Galopp» Olten, Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, SK19 Inv. 1990.Z.60 Rückseite: Ludwig Vogel: Der tote Franz Pforr Milano, Pinacoteca di Brera
© 2010 Schwabe AG, Verlag, Basel Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder elektronisch verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Lektorat, Gestaltung und Satz: post scriptum, www.post-scriptum.biz Gesamtherstellung: Schwabe AG, Druckerei, Muttenz/Basel Printed in Switzerland ISBN 978-3-7965-2700-5 www.schwabe.ch
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Inhaltsverzeichnis
Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort und Dank. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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«Autodafé» oder «Legat»? Wo ist der vermisste Teil des Pforr-Nachlasses? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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I.
AN N ÄHERUN GEN
1.
Die beiden Freunde Ludwig Vogel und Franz Pforr. . . . . . . . . . . . . 1.1 Die Selbstcharakterisierung von Franz Pforr. . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Wie Pforr Ludwig Vogel wahrnahm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Wie Vogel Franz Pforr wahrnahm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21 21 22 28
2.
Die Rezeptionsgeschichte der Lukasbrüder Pforr und Vogel . . . . . 2.1 Gründe für die Verschattung des Werkes von Ludwig Vogel bis 1879 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Die Rezeption von Vogels Kunst nach seinem Tod bis zum Zweiten Weltkrieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Die Rezeption Vogels seit dem Zweiten Weltkrieg . . . . . . . . . . .
36
3.
4.
Die Fundgeschichte: von der Intuition zur Gewissheit der Existenz eines Pforr-Konvolutes im Nachlass Vogels . . . . . . . . 3.1 Sammeln und Finden: auf den Spuren von Ludwig Vogels Werk 3.2 Meine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Vogels Werk 3.3 Die Zusammenstellung der bis 1988 «intuitiv» gefundenen 28 Pforr-Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Neu entdeckte Zeichnungskonvolute Pforrs . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methodologie: vergleichendes Auge und rekonstruierendes Wissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Signaturen und Spuren Pforrs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Die Rekonstruktion der Originale: Photo-Faksimile als Arbeitsinstrument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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I N H A LT S V E R Z E IC H N I S 4.3 4.4 4.5 4.6
Die Rekonstruktion des «Nachlasses von Franz Pforr» . . . . . . . . Rekonstruktionen anhand der Schriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Rekonstruktion des Pedigrees: Vogels Ordnungssignaturen Die Rekonstruktion der Unvoreingenommenheit dank «fremder» Augen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.7 Das Ergebnis: «Arbeitspapiere» und Wunsch nach einem «Lauftext» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
65 69 72 74 75
II. B IOGRAP HISCHE S 5. Die familiäre Herkunft von Franz Pforr: die Kindheit in Frankfurt am Main (1788 bis 1801) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Die Zeit in Kassel (Oktober 1801 bis nach Januar 1805) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Pforrs Ausbildung zum Reproduktionsgraphiker an der Kasseler Akademie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Pforrs soziale Kontakte in Kassel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Zurück nach Frankfurt (Februar [?] 1805 bis November 1805) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Die Zeit in Wien (November 1805 bis Mai 1810). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Pforr im Umfeld von Matthäus Loder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2 Die Freundschaft mit Friedrich Overbeck (Mai 1806 bis zum Tod Pforrs am 16. Juni 1812) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Pforrs «froh verlebte und verlachte Tage» (Ende August 1806 bis etwa Juli 1808) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4 Identifikationsversuch der in Wien gezeichneten Kopien . . . . . 8.5 Die dritte Phase in Wien: Die Zeit der Lukasbrüder (10. Juli 1808 bis 14. Mai 1810) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Die Reise von Wien nach Rom (11. Mai bis 20. Juni 1810) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Die Zeit in Rom (21. Juni 1810 bis Ende Mai 1812) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.1 Von der Villa Malta zu San Isidoro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.2 Pforrs Interesse an der römischen Architektur und der italienischen Landschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3 Pforrs Interesse an den Volkstrachten der Gegenwart . . . . . . .
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I N H A LT S V E R Z E IC H N I S 10.4 Die Gewandstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.5 Römische Aktstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Die Reise nach Neapel (5. Oktober bis 15. November 1811) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.1 Zwei Beispiele der Traubenernte bei Neapel, eines von Pforr und eines von Vogel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.2 Drei Neapeler Skizzen Pforrs und zwei weitere Reisebildchen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.3 Reliefs der Kirche Sta. Chiara und weitere Bildwerke aus Neapel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Krankheit und Tod (16. November 1811 bis 16. Juni 1812) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.1 Der kranke Pforr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2 «Pforrs letzte Striche» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.3 Der tote Pforr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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III. DER N ACHLASS P FOR R S 13. Elemente zum Nachlass von Franz Pforr (17. Juni 1812 bis Herbst 1813) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1 Pforrs Testament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.2 Die «Sammlungen» Pforrs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.3 Ein «Autodafé» von Schriften und Zeichnungen Pforrs? . . . . . 13.4 Der fehlende Nachlass Pforrs im Gepäck Vogels . . . . . . . . . . . . 14. Der Pforr-Nachlass im Hause Ludwig Vogels (Herbst 1813 bis 1879) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.1 Ludwig Vogel integriert Pforr-Zeichnungen auf blauen Bogen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.2 Beschriftungen Vogels. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.3 Zum 50. Todestag von Franz Pforr: Vogels verspätet gemalter Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.4 Das «Alphabetische Verzeichnis» und die losen Blätter Pforrs in den Mappen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.5 Der über 80-jährige Vogel gibt Auskunft über Pforr . . . . . . . . . 15. Der Nachlass Ludwig Vogels (August 1879 bis heute) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15.1 Die Aufteilung des künstlerischen Nachlasses Vogels . . . . . . . 15.2 Die Rolle des Biographen Salomon Vögelin . . . . . . . . . . . . . . . .
261 261 262 263 264 3
267 267 269 270 273 275 279 279 281 7
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I N H A LT S V E R Z E IC H N I S 15.3 Die Schenkungen an die Künstlergesellschaft und an das Landesmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15.4 Der Nachlass von Pforr in den musealen Institutionen . . . . . .
282 284
16. Zusammenfassung und Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16.1 Neufunde zum Werk von Pforr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16.2 Vorarbeiten für eine neue Pforr-Biographie . . . . . . . . . . . . . . . 16.3 Die «blinden Flecken» und die «Verschattungen» . . . . . . . . . . .
287 287 289 292
Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Annexe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Liste der gleichen Motive auf verschiedenen Blättern im Bestand des Klebebandes und in der Schachtel 108. . . . . . . . . 2. Manuskripte von Franz Pforr und Dokumente zu seinem Tod und Nachlass. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Mantelstudien-Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Analyse des «Alphabetischen Verzeichnisses» (LM 98 197) . . . . . . 5. Die von Pforr und seinem Kreis in Wien kopierten Bücher: Vorlagen für die «Costümsammlung» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Konkordanz: Übersicht über den Nachlass Pforrs im Nachlass Ludwig Vogels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der zitierten Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ungedruckte und gedruckte Schriftquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bildquellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsliteratur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
477 477 480 481
Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Zum Geleit
Als Heinrich Thommen 1990 in Olten die Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts errichtete, geschah es in der Absicht, dass die Stiftung mit ihrem Sammlungsgut ausstrahlen und mittels Anlässen, Ausstellungen und Forschungsprojekten einen möglichst grossen Kreis Interessierter zu fruchtbarem Austausch zusammenbringen sollte. Dazu widmete er der Stiftung seine in über zwei Jahrzehnten Sammlungs- und Forschungstätigkeit zusammengetragene Sammlung von Zeichnungen, Graphik und Gemälden vornehmlich deutscher und schweizerischer Künstler der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Rückblick darf heute gesagt werden, dass dieses Grundanliegen sich erfüllt hat. Man denke an die Ausstellungen im Kunstmuseum Olten mit Beständen der Stiftung, die Ausstellung mit Begleitpublikation «Facetten der Romantik» an verschiedenen Standorten in der Schweiz, Deutschland und Italien sowie inzwischen gegen hundert Anlässe der Stiftung und des Vereins der Freunde der Stiftung. An dieser erfreulichen Entwicklung hat Heinrich Thommen durch sein andauerndes Engagement für die Stiftung wesentlichen Anteil. Besser könnte das nicht zum Ausdruck kommen als durch den vorliegenden ersten Band der schon länger angedachten Reihe «Schriften der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts», in dem Heinrich Thommen die Ergebnisse seiner jahrelangen Forschungstätigkeit zu Franz Pforr und Ludwig Vogel vorlegt. Es sind Ergebnisse, die wesentliche, neue Erkenntnisse zu Leben und Werk von Franz Pforr enthalten und somit für die Geschichte des Lukasbundes, der Nazarener der ersten Stunde, und für einen Aspekt der Frühromantik von grosser Bedeutung sind. Mit einem Schlag verdoppelt sich das bislang als zahlenmässig klein erachtete zeichnerische Werk Pforrs, und seine Person wie sein Umfeld gewinnen an Tiefenschärfe. Dazu tragen auch die erhaltenen Briefe von Franz Pforr an Ludwig Passavant bei, die Heinrich Thommen neben anderen PforrManuskripten neu transkribiert hat. In diese Publikation fliessen erste Resultate ein aus dem ebenfalls mit der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts assoziierten Projekt einer kritischen Edition der Briefe von Franz Pforr. Dieses von Klaus Ewald, Marc Fehlmann und Heinrich Riggenbach zusammen mit Heinrich Thommen von 2006 bis 2008 bearbeitete Editionsprojekt wurde für den Moment sistiert. Wichtige Ergebnisse liegen aber schon vor, deren Veröffentlichung ist vorgesehen. Zu beiden Projekten, dem Buchprojekt Im Schatten des Freundes und der Edition der Briefe von Franz Pforr, hat der langjährige Freund und Förderer unserer 9
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ZU M GELEI T Stiftung, Stephan Seeliger, wichtige Anregungen eingebracht. Er hat zu dem Projekt Brief-Edition und den Druckkosten des vorliegenden Buches einen wesentlichen finanziellen Beitrag geleistet. Zudem hat er uns durch seine Fürsprache und sein Beispiel weitere Personen und Institutionen vermittelt. Seine Anteilnahme und sein Vertrauen förderten den Fortgang und Abschluss des Unternehmens. Ihm gebühren grosse Anerkennung und Dank! Folgende Personen und Institutionen haben überdies zur Finanzierung des Buches beigetragen: Jutta Assel, Rosmarie Frey, Beat A. Jenny, Wilhelm Winterstein, die Stiftung Ratjen und das Schweizerische Nationalmuseum. Ihnen allen ein grosser Dank. Im gemeinsamen Engagement von Gönnern aus Deutschland und aus der Schweiz findet die Freundschaft zwischen dem Deutschen Pforr und dem Schweizer Vogel eine sinnvolle, «unbeschattete» Fortsetzung. Möge der Publikation in den beiden Ländern und darüber hinaus die ihr gebührende Beachtung beschieden sein. Hanspeter Lanz Präsident der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts
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Vorwort und Dank
Wie dankt man, wenn ein Traum, der einen vor mehr als 27 Jahren bewegt hat, nun plötzlich realisiert worden ist und als fertige Schrift geschlossen vor einem liegt? Die Dankbarkeit ist gross all den Lebensumständen gegenüber, die dieses Buch in sechsjähriger Freizeitarbeit haben fertig stellen lassen. – Dabei darf ich meiner Frau, Marlyse Thommen-Strasser, als Erster für ihr Verständnis und ihre Aufmerksamkeit herzlich danken. Sie hat viel zur Klärung und Reifung des Textes beigetragen. Danken darf ich all den Institutionen und Menschen, die dieses Werk gefördert haben. Seit mehr als drei Jahrzehnten durfte ich immer wieder die Zeichnungssammlung des Schweizerischen Nationalmuseums im Landesmuseum Zürich* besuchen, damals unter der Leitung von Lucas Wüthrich und Kurt Schwitter und seither unter der Leitung von Matthias Senn und Mylène Ruoss. In Olten schenkte mir Katja Herlach die Zeit, die Blätter der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts mehrmals zu studieren. Weiter danke ich den folgenden Institutionen und Personen, die mich PforrOriginale betrachten liessen: Berlin, Kupferstichkabinett, Sigrid Achenbach Frankfurt a. M., Graphische Sammlung des Städelschen Kunstinstitutes, Martin Sonnabend und Jutta Schütt Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum, Thomas Andratschke Lübeck, Behnhaus/Annenmuseum, Brigitte Heise und Hildegard Vogler Mainz, Rheinisches Landesmuseum, Norbert Suhr München, Privatsammlung, vermittelt durch Stephan Seeliger und Hinrich Sieveking Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ursula Peters Schweinfurt, Museum Georg Schäfer, Sigrid Bertuleit und Claudia Valter Wien, Graphische Sammlung der Akademie der Künste, Cornelia Reiter Zürich, Graphische Sammlung im Kunsthaus Zürich, Bernhard von Waldkirch. Für die Aufarbeitung der schriftlichen Pforr-Quellen haben mir verdankenswerterweise folgende Institute Unterlagen zur Verfügung gestellt, meist mit einem persönlichen Kontakt: * Seit Januar 2010 ist das Schweizerische Landesmuseum in Zürich in den Verbund des Schweizerischen Nationalmuseums einbezogen worden.
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Frankfurt a. M., Archiv der Graphischen Sammlung des Städelschen Kunstinstitutes, Martin Sonnabend Frankfurt a. M., Handschriftenabteilung der Stadt- und Universitätsbibliothek, Günter Kroll Kassel, Graphische Sammlung, Christiane Lukatis Lübeck, Stadt- und Universitätsbibliothek der Hansestadt Lübeck, Robert Schweitzer Milano, Brera, Carlo Bertelli und Sandrina Bandera München, Bayerische Staatsbibliothek Olten, Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, Katja Herlach Olten, Stadtbibliothek, Dokumentation L. Vogel, Christoph Rast Wien, Bibliothek der Akademie der Künste, Cornelia Reiter und Gerda Königsberger Zürich, Zentralbibliothek, Handschriftenabteilung, Jean-Pierre Bodmer Aufgrund meiner zusammengetragenen Quellen hatte Marc Fehlmann bei der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, Olten, im Jahr 2006 das Projekt angeregt, die Briefe Pforrs an Passavant mit Kommentaren zu edieren. Es war das Engagement und die befristete Finanzierung von Stephan Seeliger, München, welche solches ermöglichte. Diese Arbeit hatte für die vorliegende Schrift einzelne wichtige Impulse und Erkenntnisse gebracht, für welche ich dem Editionskomitee mit Klaus Ewald, Marc Fehlmann und insbesondere Heinrich Riggenbach danke. Zudem erhielt ich von den folgenden Personen einzelne, zum Teil sehr wertvolle Hinweise, für welche ich hier danken kann: Geschwister Sophie, Dora und Franz Bernoulli, Basel/Aesch; Anna Regula Bodmer, Küsnacht (ZH); Frank Büttner, München; Tilman Falk, Neusäss; Cordula Grewe, New York; Lieselotte Hanzl-Wachter, Wien; Hanspeter Lanz, Zürich; Claude Lapaire, Fillinges; Uldis Makulis, Zürich; Stefan Matter, Fribourg; Daniela Mondini, Zürich; Claude Passavant, Allschwil; Matthias Pfaffenbichler, Wien; Cornelia Reiter, Wien; Heinrich Riggenbach, Basel; Karl Ruetz, Basel; Stephan Seeliger, München; Barbara Stadler, Zürich; Nikolaus Thurnherr, Binningen; Maria Theresia von Wietersheim-Meran, Wien; Paola von Wyss-Giacosa, Zürich; Nico Zachmann, Basel. Was die Bebilderung der Publikation betrifft, danke ich insbesondere der Photothek des Schweizerischen Nationalmuseums, namentlich Angelica Condrau, für die immer wieder in Anspruch genommenen Leistungen. Zudem ermunterten mich Matthias Senn und Mylène Ruoss, meine Erkenntnisse ohne Scheu zu formulieren und entschieden darzustellen. Mein Dank geht an den Schwabe Verlag Basel für die Aufnahme meines Buches in sein Programm, allen voran an die Lektorin Marianne Wackernagel. Für das gründliche Lektorat danke ich Stefan Krauss, Hinterzarten. Aber auch hier haben 12
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mir weitere Personen Hilfestellungen gegeben: Heinrich Riggenbach, Basel; Hilmar Meyer, Basel; Dominique Thommen, Liestal. Die Finanzierung des Druckes wurde einerseits möglich durch die Bereitschaft der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, Olten, als Gesuchstellerin verschiedene Geldgeber anzuschreiben, eine Arbeit, die insbesondere der Präsident der Stiftung, Hanspeter Lanz, mit grosser Gewissenhaftigkeit ausgeführt hat. Andererseits danke ich einzelnen Gönnern und Gönnerinnen für die Gaben, welche sie mir für die Publikation dieses Buches zukommen liessen. Ich hoffe, dem entgegengebrachten Vertrauen gerecht zu werden! Der Dank geht also an: Jutta Assel, München; Rosmarie Frey, Binningen; Beat A. Jenny, Rheinfelden; Stephan Seeliger, München; Wilhelm Winterstein, München; Stiftung Ratjen, Vaduz; Schweizerisches Nationalmuseum. Gewidmet sei der Band Hanspeter Lanz für sein langjähriges Engagement in der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, Olten. Heinrich Thommen Gelterkinden, Herbst 2010
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«Autodafé» oder «Legat»? Wo ist der vermisste Teil des Pforr-Nachlasses?
Der Biograph des Malers Franz Pforr, Fritz Herbert Lehr, schrieb 1924: «Verschiedene Manuskripte, vielleicht auch Zeichnungen Pforrs scheinen übrigens bei einem ‹Sarasinschen Autodafé› umgekommen zu sein, von dem Prof. H. Holland an O. Cornill berichtet».1 Damit weist der wichtigste Biograph Pforrs auf eine von ihm beobachtete Lücke in dessen Nachlass hin. Er erklärt diese durch ein «Autodafé» von Manuskripten und Zeichnungen. Seiner These gegenüber nimmt diese Schrift in Anspruch, einen Nachweis dafür vorzulegen, dass die verloren geglaubten Zeichnungen mehrheitlich noch vorhanden sind. Einige der Werke Pforrs, die Lehr als fehlend beobachtet hat und als «verschollen» aufführt, liegen im Nachlass von Ludwig Vogel. Es geht hier nun um jene Argumente, die darlegen, dass es sich tatsächlich um Werke Pforrs handelt, und um die Begründung, warum sie beim Malerkollegen Vogel so lange unerkannt geblieben sind. Aus Frankfurt am Main stammend, lernte Franz Pforr in Wien eine Reihe von Akademie-Schülern kennen, von denen einige sich mit ihm 1808/09 zu einem «Lukasbund» zusammenschlossen. Zu viert reisten diese «Lukasbrüder» 1810 nach Rom. Bereits 1812 erlag der begabte und noch junge Pforr in Albano der Tuberkulose. Seinem «Lukasbruder» Ludwig Vogel vererbte Pforr die «Costümsammlung». Seit Pforrs Tod jedoch haben sich verschiedene Schatten auf diese «Costümsammlung» gelegt, sei es aus den Umständen, die mit Pforrs frühem Tod zusammenhängen, sei es wegen der Person Vogels und seines Werks, sei es aus anderen Gründen. Die vorliegende Schrift zeigt entsprechende Ursachen auf und versucht, in den jeweiligen «Schatten» einzudringen und dabei Pforrs Werk besser zu fassen. Unauffällige Phänomene wie Vergesslichkeit oder Vorlieben, aber auch Unkenntnis, Vorurteile oder Modeströmungen, ja selbst die wissenschaftliche «Neutralität» haben dazu beigetragen, dass die Zeichnungen Pforrs im Nachlass Vogels in Vergessenheit geraten bzw. so lange unauffindbar geblieben sind. Erst vor kurzem und nur ansatzweise wurde ein Teil dieser «Costümsammlung» besprochen.2 Hier soll nun der etwaige Umfang der an Vogel vererbten Sammlung Pforrs vorgestellt werden. In einzelnen, methodisch unterschiedlichen Schritten wird versucht, dieses von den beiden Biographen Pforrs, Hyacinth Holland und Fritz Herbert Lehr, als lückenhaft betrachtete Erbe Pforrs einzugrenzen, soweit es der öffentlich3 zugängliche Kunstbesitz erlaubt. Ausgangspunkt bildeten alle 15
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Zeichnungen aus Vogels Mappen, die zwischen 1808 und vor 1813 entstanden sind. Es ist der Zeitraum von Vogels Gesellenzeit in Wien und Rom, als er Mitglied der «Lukasbrüderschaft» war. Der positivistische Ansatz hat zudem unerwartete biographische Erkenntnisse mitgeliefert. In einem E R S T E N T E I L nähert sich der Leser auf vier ganz unterschiedliche Weisen dem Thema an: Zuerst (Kapitel 1) wird das persönliche, quellenmässig erfassbare Verhältnis zwischen Pforr und Vogel beleuchtet. Dann sind Erklärungsversuche erstellt worden, weshalb die Kunstgeschichte sich bis anhin noch so wenig um diesen Zeichnungsbestand gekümmert hat (Kapitel 2). Vogels Werk weckte seit 1975 meine persönliche Neugier in der Wechselwirkung zwischen Sammler und Forscher. So muss hier auch auf meine «Fundgeschichte» (Kapitel 3) verwiesen werden. Dass die schrittweisen Entdeckungen dieses unerwartet grossen Nachlasses von Pforr meine eigenen Arbeiten zu Vogel zum Teil relativierten, ja sogar gründlich korrigier(t)en, gehört zum Los des Forschers. Es werden anschliessend (Kapitel 4) die verschiedenen Methoden dargestellt, die benützt wurden, um systematisch Licht in den Zeichnungsbestand zu bringen. Der grosse Z W E I T E T E I L entstand in zwei Phasen. In einem ersten Schritt wurden einzelne Themen (Kopien, Mantelstudien, Akte usw.) monographisch behandelt. Als sich immer deutlicher die Möglichkeit zeigte, die so erarbeiteten Themen-Blöcke in eine chronologische Reihe zu bringen, erstellte ich in einem zweiten Schritt eine biographisch ausgerichtete Abfolge (Kapitel 5–12) der gefundenen Pforr-Zeichnungen, mit den Lebensstationen Frankfurt, Kassel, Frankfurt, Wien, Reise, Rom, Neapel und Rom/Albano. Sie liefert damit zweifellos Elemente für eine zu schreibende Lebensgeschichte Pforrs. Aber die vorliegende Arbeit nimmt nicht in Anspruch, eine Biographie Franz Pforrs zu sein. Sie kann allenfalls eine solche anregen. Es schien nötig, im D R I T T E N T E I L das Schicksal des Pforr’schen Nachlasses genau nachzuzeichnen: Wie kam es, dass plötzlich so viele Spuren Pforrs aus dem Gesichtskreis der Interessierten verschwanden? Die Ausführungen betreffen Pforrs Nachlass (Kapitel 13), dessen Betreuung durch Ludwig Vogel (Kapitel 14) und das Schicksal seit der Teilung des Vogel’schen Erbes (Kapitel 15). Glücklicherweise fanden sich grosse Konvolute aus Vogels Nachlass im Schweizerischen Landesmuseum wieder. Nur so war es möglich, die Gründe für das virtuelle Verschwinden des Pforr’schen Erbes – und seine reale Existenz – zu rekonstruieren. Es mag sein, dass die Zusammenfassung (Kapitel 16) mit den vorliegenden Argumenten, den bisher verschollenen Nachlass Pforrs aus dem Schatten ans Licht zu ziehen, nicht allgemein überzeugen. Auf Grundlage der vorgelegten Quellen mögen die Schlüsse einseitig erscheinen. Die Zweifler und Zweiflerinnen lade ich jedoch ein, das erwähnte reichhaltige Zeichnungsmaterial insbesondere in Zürich, aber auch in Olten, Schweinfurt und München (Privatbesitz) 16
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zu konsultieren und ebenfalls mit den schriftlichen Quellen von und zu Pforr zu konfrontieren. Durch die skizzierte Vorgehensweise entstehen gewisse Überschneidungen und Wiederholungen, die der Leser gebeten ist in Kauf zu nehmen. Erst auf diese Weise ergeben sich die Schnittpunkte, die in einer so unübersichtlichen Zeichnungsfülle die Glaubwürdigkeit der Beweise stärken. Dass nicht nur die Bearbeitung des grossen Bestandes im Schweizerischen Landesmuseum, sondern auch die vorliegende Schrift ein «work in progess» ist, sei hier dem Leser zu bedenken gegeben. Die Bildlegenden führen nur minimale Angaben auf; die ausführlichen Informationen finden sich im Abbildungsverzeichnis am Ende des Bandes. Mit wenigen Ausnahmen beginnen die Abbildungen im zweiten «biographischen» Teil. Jedoch werden sowohl vorher wie später die abgebildeten Inventarnummern jeweils fett gedruckt. Als Nachschlagemöglichkeit erweist sich der A N N E X 6. Dort sind den Inventarnummern, je Sammlung in aufsteigender Reihenfolge, die Hinweise auf die entsprechenden Abbildungen beigegeben.
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