Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts

Page 1

UG_Band_XII_Kunz_UG 12.04.13 17:51 Seite 1

Hans Kunz Werkausgabe Übersicht ı

Hans

Kunz

die anthropologische bedeutung der phantasie Zwei Halbbände

2 die endlichkeit des menschen Sieben Abhandlungen zur philosophischen Anthropologie Zwei Halbbände Aus dem Nachlass 3 sinn und wesen des erfahrenden erkennens Schriften ı955– ı975 zu Grundfragen der Psychologie und Philosophie 4 aggressivität, zärtlichkeit und sexualität Phänomenologische und anthropologische Studien zur Psychologie und Psychopathologie 5 zur frage nach der natur des menschen 6 die eine welt und die weisen des in-der-welt-seins Bemerkungen zu den Voraussetzungen der daseinsanalytischanthropologischen Interpretationen psychopathologischer Phänomene

Mit dem zwölften Band der Gesammelten Schriften von Hans Kunz, Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts, liegen Aufsätze, Rezensionen, Vorträge und Nachlasstexte aus rund fünfzig Jahren vor. Sie legen ein facettenreiches Zeugnis ab, nicht nur von Hans Kunz’ Denken im Kontext seiner Zeit, sondern auch von der vielfältigen philosophischen Debatte des 20. Jahrhunderts insgesamt. Im Mittelpunkt von Hans Kunz’ Auseinandersetzung mit den Hauptströmungen der Philosophie seiner Zeit stehen Denker wie Edmund Husserl, Ludwig Klages, Max Scheler, Nicolai Hartmann, Karl Jaspers, Martin Heidegger, Helmuth Plessner, Karl Löwith und Hans-Georg Gadamer.

Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts

HansKunz Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts

Aufsätze, Rezensionen,Vorträge und Nachlasstexte 1930 –1977 Herausgegeben von Jörg Singer

7 die wahnhaftigkeit des menschen

Hans Kunz (ı904– ı982) war ein profunder Kenner der Phänomenologie und der Anthropologie des 20. Jahrhunderts ebenso wie der psychologischen und psychopathologischen Wissenschaften seiner Zeit. Als Professor für Philosophische Anthropologie und Theoretische Psychologie an der Universität Basel stand er im kontinuierlichen Dialog mit den bedeutenden Vertretern seines Faches. Kunz befasste sich intensiv mit Denkern wie Edmund Husserl, Ludwig Klages, Max Scheler, Nicolai Hartmann, Karl Jaspers, Martin Heidegger, Helmuth Plessner, Karl Löwith und Hans-Georg Gadamer. Bestimmend für sein Denken waren nicht zuletzt auch die Psychoanalyse Sigmund Freuds sowie die daseinsanalytische Psychiatrie Ludwig Binswangers. Zur eigenständigen Diktion gelangte sein Œuvre vor allem im Versuch einer Neubegründung der philosophischen Anthropologie in seinem ı946 erschienenen Werk Die anthropologische Bedeutung der Phantasie und seiner Nachlassschrift Die Endlichkeit des Menschen. Darüber hinaus war Hans Kunz Autor von Studien zur vergleichenden Verhaltensphysiologie sowie von über zwanzig Abhandlungen zur Botanik. Der Herausgeber Dr. phil. Jörg Singer, geb. ı946, studierte zunächst Mathematik und Physik, dann Philosophie, Psychologie und Psychopathologie in Zürich und Basel, wo er Schüler von Hans Kunz war. Seit ı978 ist er um den wissenschaftlichen Nachlass von Hans Kunz besorgt. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zu Hans Kunz.

und die gewissheit des todes 8 daseinsanalytische und anthropologische

studien zur psychopathologie 9 zu sigmund freud und zur psychoanalyse ı0 die philosophische bedeutung

der psychoanalyse freuds Aus dem Nachlass ıı

zur phänomenologie des ausdrucks

ı2 zur philosophie des 20. jahrhunderts Aufsätze, Rezensionen, Vorträge und Nachlasstexte ı930 – ı977 ı3 philosophie, psychologie und kulturkritik Rezensionen ı4 botanische schriften ı5 zur botanik Aus dem Briefwechsel, mit Illustrationen ı6 nachträge und verzeichnisse

Hans-Kunz-Gesellschaft Frauenfeld Schwabe Verlag Basel

Schwabe Verlag Basel www.schwabeverlag.ch

isbn 978-3-7965-2878-ı

Hans-Kunz-Gesellschaft Frauenfeld

Hans-Kunz-Gesellschaft Frauenfeld Schwabe Verlag Basel



UG_Band_XII_Kunz_UG 12.04.13 17:51 Seite 1

Hans Kunz Werkausgabe Übersicht ı

Hans

Kunz

die anthropologische bedeutung der phantasie Zwei Halbbände

2 die endlichkeit des menschen Sieben Abhandlungen zur philosophischen Anthropologie Zwei Halbbände Aus dem Nachlass 3 sinn und wesen des erfahrenden erkennens Schriften ı955– ı975 zu Grundfragen der Psychologie und Philosophie 4 aggressivität, zärtlichkeit und sexualität Phänomenologische und anthropologische Studien zur Psychologie und Psychopathologie 5 zur frage nach der natur des menschen 6 die eine welt und die weisen des in-der-welt-seins Bemerkungen zu den Voraussetzungen der daseinsanalytischanthropologischen Interpretationen psychopathologischer Phänomene

Mit dem zwölften Band der Gesammelten Schriften von Hans Kunz, Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts, liegen Aufsätze, Rezensionen, Vorträge und Nachlasstexte aus rund fünfzig Jahren vor. Sie legen ein facettenreiches Zeugnis ab, nicht nur von Hans Kunz’ Denken im Kontext seiner Zeit, sondern auch von der vielfältigen philosophischen Debatte des 20. Jahrhunderts insgesamt. Im Mittelpunkt von Hans Kunz’ Auseinandersetzung mit den Hauptströmungen der Philosophie seiner Zeit stehen Denker wie Edmund Husserl, Ludwig Klages, Max Scheler, Nicolai Hartmann, Karl Jaspers, Martin Heidegger, Helmuth Plessner, Karl Löwith und Hans-Georg Gadamer.

Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts

HansKunz Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts

Aufsätze, Rezensionen,Vorträge und Nachlasstexte 1930 –1977 Herausgegeben von Jörg Singer

7 die wahnhaftigkeit des menschen

Hans Kunz (ı904– ı982) war ein profunder Kenner der Phänomenologie und der Anthropologie des 20. Jahrhunderts ebenso wie der psychologischen und psychopathologischen Wissenschaften seiner Zeit. Als Professor für Philosophische Anthropologie und Theoretische Psychologie an der Universität Basel stand er im kontinuierlichen Dialog mit den bedeutenden Vertretern seines Faches. Kunz befasste sich intensiv mit Denkern wie Edmund Husserl, Ludwig Klages, Max Scheler, Nicolai Hartmann, Karl Jaspers, Martin Heidegger, Helmuth Plessner, Karl Löwith und Hans-Georg Gadamer. Bestimmend für sein Denken waren nicht zuletzt auch die Psychoanalyse Sigmund Freuds sowie die daseinsanalytische Psychiatrie Ludwig Binswangers. Zur eigenständigen Diktion gelangte sein Œuvre vor allem im Versuch einer Neubegründung der philosophischen Anthropologie in seinem ı946 erschienenen Werk Die anthropologische Bedeutung der Phantasie und seiner Nachlassschrift Die Endlichkeit des Menschen. Darüber hinaus war Hans Kunz Autor von Studien zur vergleichenden Verhaltensphysiologie sowie von über zwanzig Abhandlungen zur Botanik. Der Herausgeber Dr. phil. Jörg Singer, geb. ı946, studierte zunächst Mathematik und Physik, dann Philosophie, Psychologie und Psychopathologie in Zürich und Basel, wo er Schüler von Hans Kunz war. Seit ı978 ist er um den wissenschaftlichen Nachlass von Hans Kunz besorgt. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zu Hans Kunz.

und die gewissheit des todes 8 daseinsanalytische und anthropologische

studien zur psychopathologie 9 zu sigmund freud und zur psychoanalyse ı0 die philosophische bedeutung

der psychoanalyse freuds Aus dem Nachlass ıı

zur phänomenologie des ausdrucks

ı2 zur philosophie des 20. jahrhunderts Aufsätze, Rezensionen, Vorträge und Nachlasstexte ı930 – ı977 ı3 philosophie, psychologie und kulturkritik Rezensionen ı4 botanische schriften ı5 zur botanik Aus dem Briefwechsel, mit Illustrationen ı6 nachträge und verzeichnisse

Hans-Kunz-Gesellschaft Frauenfeld Schwabe Verlag Basel

Schwabe Verlag Basel www.schwabeverlag.ch

isbn 978-3-7965-2878-ı

Hans-Kunz-Gesellschaft Frauenfeld

Hans-Kunz-Gesellschaft Frauenfeld Schwabe Verlag Basel



Hans Kunz

Gesammelte Schriften in Einzelausgaben In Zusammenarbeit mit der Hans­Kunz­Gesellschaft Frauenfeld herausgegeben von Jörg Singer

Band ı2


Hans Kunz

Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts Aufsätze, Rezensionen,Vorträge und Nachlasstexte ı930 – ı977

Herausgegeben von Jörg Singer Hans­Kunz­Gesellschaft Frauenfeld

Schwabe Verlag Basel


Die Hans­Kunz­Gesellschaft und der Verlag danken der Dr. Margrit Egnér­Stiftung, Zürich, dem Regierungsrat des Kantons Solothurn und Madame Jacqueline Schindler, Présidente de la fondation Zeno Karl Schindler, Hergiswil für die finanzielle Unterstützung, die die Drucklegung dieses Bandes ermöglicht hat.

Hans Kunz – Gesammelte Schriften in Einzelausgaben Band ı2 : Zur Philosophie des 20. Jahrhunderts Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Copyright © 20ı3 Schwabe AG, Verlag, Basel, Schweiz Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Das Werk einschliesslich seiner Teile darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in keiner Form reproduziert oder elektronisch verarbeitet, vervielfältigt, zugänglich gemacht oder verbreitet werden. Gestaltung und Satz : Atelier Mühlberg Basel Gesamtherstellung : Schwabe AG, Muttenz / Basel, Schweiz Printed in Switzerland isbn 978­3­7965­2878­ı rights @schwabe.ch www.schwabeverlag.ch


v

Vorwort

Am Ort des Nachlasses von Hans Kunz, in der Zentralbibliothek Solothurn, wurde ı999 die Hans­Kunz­Gesellschaft mit Sitz in Frauenfeld gegründet, mit dem hauptsächlichen Ziel, das weit ver­ streute und schwer zugängliche Gesamtwerk des Schweizer Philoso­ phen, Psychologen und Naturwissenschaftlers, einschliesslich der noch unveröffentlichten Nachlassschriften, zu edieren. Die Hans­ Kunz­Gesellschaft ist international ausgerichtet ; ihr gehören zahl­ reiche Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Lehre, Forschung, Politik und Wirtschaft an. Seit 200ı wurden fünf der auf ı6 Bände angelegten Edition beim Huber Verlag in Frauenfeld publiziert. Während der Abschluss­ arbeiten zum vorliegenden Band hat die Edition nun im philosophi­ schen Programm des Schwabe Verlags eine neue Heimat gefunden. Editionsleiter ist wie bisher Dr. Jörg Singer. Mit dem Band Zur Philosophie des 20.Jahrhunderts kehrt Hans Kunz also nach Basel, an den Ort seines Hauptwirkens, zurück. Die Hans­Kunz­Gesellschaft ist über diese neue Lösung sehr glücklich und dankt der Verlags­ leitung des Schwabe Verlags und insbesondere Prof. Dr. Wolfgang Rother und seinem Team vom philosophischen Programm für die ebenso raschen wie unkomplizierten Vertragsverhandlungen. Ein ganz besonderer Dank geht an den ehemaligen Huber Verlag und dessen Verlagsleiter Hansrudolf Frey, der kein Risiko und keine Mühe scheute, die Edition der Gesammelten Schriften von Hans Kunz im – auf philosophische Werke nicht spezialisierten – Huber Verlag erfolgreich zu lancieren.


vi

vorwort

Die Hans­Kunz­Gesellschaft ist zuversichtlich, mit der Inte­ gration der Edition in den Schwabe Verlag das philosophische und psychologische Werk von Hans Kunz, der übrigens auch ein ausge­ wiesener Kenner der vergleichenden Verhaltensphysiologie und der europäischen Flora des Mittellandes und der höheren Gebirge war – siebzehn Pflanzen tragen seinen Namen – , einer breiteren Öffent­ lichkeit bekannt zu machen. Ruth Gisi, Präsidentin der Hans­Kunz­Gesellschaft, Hochwald, im März 20ı3


vii

Geleitwort und Dank

Hans Kunz hat nie in Erwägung gezogen, seine Abhandlungen über bedeutende Repräsentanten der Philosophie seiner Zeit in einem Band zu vereinen. Auch gibt es keine Anzeichen dafür, dass er be­ absichtigt hätte, seine vielfach gerühmten profunden Kenntnisse der philosophischen Gegenwartsliteratur schriftstellerisch zu einer his­ torischen ‹Gesamtschau› abzurunden. Für die hier vorliegende Pub­ likation von Aufsätzen, Rezensionen, Vorträgen und Nachlasstexten zur Philosophie des 20. Jahrhunderts konnte sich der Herausgeber somit nicht auf eine autorisierte Anweisung stützen. Verwoben durch den mannigfaltigen Bezug zu Fragen nach den Grundlagen der philosophischen Anthropologie sowie nach dem Verhältnis von Philosophie und erfahrendem Erkennen, lassen sich die hier vorlie­ genden Abhandlungen nicht ablösen von der zusammenhängenden Einheit der sachlichen Kernthemen von Kunz ’ Werk. Das zeigt sich ebenso in dem alle Schaffensperioden kennzeichnenden Zug seiner Methode, das systematische Forschen in kritischer Auseinanderset­ zung mit zeitgenössischen Autoren und Strömungen zu entfalten. Eine umsichtige Rezeption blieb für Kunz massgebend und hielt ihn davon ab, das kritisch erschlossene Ungesagte und das sachlich der Problemgeschichte neu Zugeführte als Leistung einer blendenden Originalität auszugeben. Die Auswahl der hier vorgelegten Texte be­ schränkt sich auf jene zeitgenössischen Autoren, denen Kunz ’ eigen­ wüchsiges Denken philosophisch die wirkmächtigsten Impulse ver­ dankt. Im Mittelpunkt dieses Bandes stehen die von Kunz publizier­ ten Aufsätze zu Ludwig Klages (ı930), Martin Heidegger (ı949), Karl


viii

geleitwort und dank

Jaspers ( ı957) und Edmund Husserl ( ı977), die hier erstmals veröf­ fentlichten Nachlassstudien zu Max Scheler und Nicolai Hartmann ( beide aus den frühen fünfziger Jahren ) sowie drei Rezensionen zu Hauptwerken von Helmuth Plessner ( Lachen und Weinen, ı94ı), Hans­Georg Gadamer ( Wahrheit und Methode, ı96ı ) und Karl Lö­ with ( Gott, Mensch und Welt in der Metaphysik von Descartes bis zu Nietzsche, ı968). Rezensionen zu Werken der genannten Autoren, zur Sekundärliteratur, zum zeitgenössischen phänomenologischen und anthropologischen Schrifttum sowie Kunz ’ bisher unveröffent­ lichter Vortrag «Zur besonderen Aufgabe der Philosophie der Gegen­ wart» komplettieren den Band. Sie geben einen vertieften Einblick in Kunz ’ Fragemotive zu den hier vorgestellten Hauptströmungen der Philosophie seiner Zeit. Die Entscheidung, die Fülle dieser die thematischen Leitlinien des Bandes weiterführenden Texte vollum­ fänglich aufzunehmen, legte es nahe, sie einheitlich in Kleindruck zu präsentieren. Mein besonderer Dank gilt wiederum meinen Freunden von der Hans­Kunz­Gesellschaft Herrn lic. phil. David Bürgi, Herrn lic. phil. Rolf Kirsch, Herrn Dr. phil. Jürgen Mohr und Frau lic. phil. Rosmarie Niggli, die sich grosszügig für Korrekturarbeiten eingesetzt und mit guten Ratschlägen auf die Gestaltung des Bandes Einfluss genommen haben. Frau lic. phil. Angela Zoller, Lektorin beim Schwabe­Verlag, danke ich für die Anregungen zur Textrevision. Jörg Singer, Wigoltingen, im März 20ı3


ix

Inhalt

ı. Ludwig Klages ....................................................................... i. ii.

ı

Die Metaphysik von Ludwig Klages und ihre Bedeutung für die Persönlichkeitsforschung ....

3

Mensch und Erde ..............................................................

Rezension zur dritten Auflage des gleichnamigen Buches von Ludwig Klages

iii. Ergänzende Texte .............................................................. 54 – Über den «Ursprung» des Geistes aus dem Tode. Ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit Ludwig Klages Fragment aus dem handschriftlichen Nachlass ( um ı932/33 ) 54 – Buchnotizen zu Werken von Ludwig Klages ( ı947 – ı966 ) 58 – Rezensionen zur Klages­Literatur ( ı935 – ı948 ) 6ı

2. Max Scheler und Nicolai Hartmann ............................. 65 i.

Kritische Bemerkungen zur theoretischen Grundlegung der Werte. Max Schelers formale und materiale Wertethik im Rückblick .......................... 67 Fragment aus dem handschriftlichen Nachlass ( ca. ı950 – ı954 )

ii.

Über das «ideale Sein» der Gesetze Mit Anmerkungen zu Nicolai Hartmann ....................... ı ı3 Aus dem handschriftlichen Nachlass ( um ı95ı /52 )


x

inhalt

iii. Ergänzende Texte .............................................................. ı 29 – Buchnotizen zu Max Schelers Gesammelten Werken ( ı957 – ı963 ) ı29 – Buchnotizen zur Scheler­Literatur ( ı948/ ı962 ) ı3ı – Buchnotizen zu Werken von Nicolai Hartmann ( ı95ı / ı960 ) ı34 – Buchbesprechungen zur Hartmann­Rezeption ( ı962 – ı965 ) ı35

3. Karl Jaspers ............................................................................ ı 43 i.

Versuch einer Auseinandersetzung mit der Transzendenz bei Karl Jaspers ............................ ı 45

ii.

Philosophische Weltorientierung – Existenzerhellung – Metaphysik ...................................... ı73 Rezension zu Karl Jaspers: Philosophie i – iii

iii. Ergänzende Texte ............................................................. ı88 – Karl Jaspers: Allgemeine Psychopathologie Rezension zur vierten, völlig neu bearbeiteten Auflage ( ı946 ) ı88 – Buchnotizen zu weiteren Veröffentlichungen von Karl Jaspers ( ı949 – ı965 ) ı9ı – Karl Jaspers. Zum 60.Geburtstag ı94

4. Edmund Husserl und die Phänomenologie der Folgezeit .......................................................................... ı 99 i.

Die partielle Verfehlung der Phänomene in Husserls Phänomenologie ........................................... 20ı

ii.

Versuch einer verstehenden Psychologie ........................ 247 Rezension zu Alexander Pfänder : Die Seele des Menschen

iii. Ergänzende Texte .............................................................. 252 – – – –

Buchnotizen zur Husserliana ( ı950 – ı968 ) 252 Buchbesprechungen zur Husserl­Rezeption ( ı955 – ı969 ) 259 Zu Alexander Pfänder 270 Ausgewählte Rezensionen und Buchanzeigen ( ı930 – ı970 ) 273 A. Roman Ingarden 273 B. Eugen Fink 276 C. Phänomenologie in der Diskussion 29 ı


inhalt

5. Martin Heidegger ................................................................. 305 i.

Die Bedeutung der Daseinsanalytik Martin Heideggers für die Psychologie und die philosophische Anthropologie ................................................................... 307

ii.

Vom Wesen der Wahrheit ................................................. 333 Rezension zur gleichnamigen Schrift von Martin Heidegger

iii. Ergänzende Texte .............................................................. 340 – Buchnotiz zu Martin Heidegger: Die Frage nach dem Ding 340 – Buchnotizen und Rezensionen zur Heidegger­Literatur ( ı934 – ı965 ) 34 ı

6. Hermeneutik und Philosophische Anthropologie ....................................................................... 36 ı i.

Hermeneutik – Hans­Georg Gadamer .............................. 363 A. Wahrheit und Methode Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik Rezension zum gleichnamigen Buch von Hans-Georg Gadamer 363 B. Weitere Rezensionen zu Veröffentlichungen von Hans­Georg Gadamer ( ı965 – ı973 ) 390

ii.

Kritik der geschichtlichen Existenz Karl Löwith ....................................................................... 402 A. Gott, Mensch und Welt in der Philosophie von Descartes bis zu Nietzsche Rezension zum gleichnamigen Buch von Karl Löwith 402 B. Buchnotizen zu Karl Löwiths Nietzsche­Rezeption ( ı936 / ı95ı ) 409

iii. Philosophische Anthropologie i Helmuth Plessner ............................................................. 4ı2 A. Lachen und Weinen Eine Untersuchung nach den Grenzen menschlichen Verhaltens Rezension zum gleichnamigen Buch von Helmuth Plessner 4ı2 B. Buchnotizen zu weiteren Veröffentlichungen von Helmuth Plessner ( ı93ı / ı953 ) 420

xi


xii

inhalt

iv. Philosophische Anthropologie ii ...................................... 422 A. Rezensionen zu Hans Lipps und Arnold Gehlen ( ı933 – ı94ı ) 422 B. Rezensionen zu Veröffentlichungen von Gustav Bally, F. J. J. Buytendijk, Otto Friedrich Bollnow, Erich Rothacker und Heinrich Rombach 435 C. Wilhelm Keller – zu Werk und Person 455

v.

Die besondere Aufgabe der Philosophie in der Gegenwart .............................................................. 468 Vortrag ı96ı

Anhang i.

Textgestaltung und Quellentexte .................................... 479

ii.

Textkritische Revisionen ................................................. 487

iii. Anmerkungen des Herausgebers ..................................... 5ı 4 iv. Literaturverzeichnis ......................................................... 559 v.

Berichtigung zu Band ı / ii ................................................ 57 ı

vi. Siglen und Sonderzeichen ................................................ 572


ı. Ludwig Klages


i. Die Metaphysik von Ludwig Klages und ihre Bedeutung für die Persönlichkeitsforschung Erstveröffentlichung in : Zentralblatt für Psychotherapie und ihre Grenzgebiete, Band i i i ( ı 930 ), Heft ı ı, S. 665 – 695. Abgesehen von Kürzungen in den Anmerkungsteilen und der Nichtberücksichtigung einzelner Hervorhebungen durch Sperrdruck unverändert wieder­ veröffentlicht als Beitrag zu zwei Buchreihen im Verlag Kindler ( München­Zürich ) : ı 976 in : Hans Kunz : Martin Heidegger und Ludwig Klages. Daseinsanalytik und Metaphysik, hrsg. von Heinrich Balmer ( Taschenbuchreihe Geist und Psyche, S.33 – S. 7ı ) und ı 977 im Sammel­ werk Die Psychologie des 20. Jahrhunderts ( Band ı : Die europäische Tradition : Tendenzen – Schulen – Entwicklungslinien, hrsg. von Heinrich Balmer, S. 353 – S.38ı ). Die Originalhandschrift und das Typoskript dieses Aufsatzes hat der Autor nicht zurückbehalten. Der Abdruck in diesem Band erfolgt nach seinem eigenhändig auf den 26. ı ı. ı 930 datierten, nicht mit Annotationen versehenen Handexemplar ( Separatdruck HK CA 26 = Signatur im Hans­Kunz­Archiv, Zentralbibliothek Solothurn CH ). Textliche Abweichungen und zusätzliche, mit Asterisken bezeichnete Vermerke werden im textreviso­ rischen Teil dieses Bandes (Anhang ii, S. 489) erläutert. Die dem Lauftext beigegebenen Ziffern [ in eckiger Klammer ] verweisen auf die Seiten­ zahlen der Erstveröffentlichung. ii. Mensch und Erde Hans Kunz’ Rezension zur dritten, erweiterten Auflage des sieben Abhandlungen umfassen­ den gleichnamigen Buches von Ludwig Klages ( verlegt bei Eugen Diederichs, Jena ı 929 ) er­ schien ı 930 in der Zeitschrift für Menschenkunde. Blätter für Charakterologie und angewandte Psychologie ( Jahrgang 5, Heft 5, S. 326 – 328 ). Der vorliegenden, unveränderten Neuauflage beigeben sind die Seitenangaben der Zitate in der Ausgabe der gesammelten Werke von Ludwig Klages (vgl. Abk. W 3 = Ludwig Klages : Sämtliche Werke, Band 3 : Philosophie 111, 2. Auflage, Bonn ı 99ı ). i i i. Ergänzende Texte – Über den Ursprung des Geistes aus dem Tode. Ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit Ludwig Klages ( Originalhandschrift, Sign. HK A ı 36 ) ist die Überschrift einer im Anschluss an die Veröffentlichung des Klages­Aufsatzes von ı 930 entstandenen, Fragment gebliebenen Studie. Der vorliegende Druck der Transkription verzeichnet auch die in der Originalhand­ schrift gestrichenen Textteile < in spitziger Klammer >. – Wiederveröffentlichung der gesammelten, in den Studia Philosophica ( Jahrbuch der Schweizerischen Philosophischen Gesellschaft ) erschienenen Buchnotizen zu Werken von Ludwig Klages ( ı 948 – ı 966 ) sowie der Rezensionen zu Klages-Darstellungen von Julius Deussen, Wilhelm Witte und Ernst Frauchiger ( ı 947 – ı 966). Detaillierte Quellenangaben zu den Veröffentlichungen in den Studia Philosophica sind [ in eckiger Klammer ] den Titel­ überschriften der besprochenen Werke beigegeben.


ludwig klages

i.

Die Metaphysik von Ludwig Klages und ihre Bedeutung für die Persönlichkeitsforschung

Blickt man vergleichend auf die jeweiligen Entwicklungen der zeit­ genössischen Philosophen, die eine gewisse – bestrittene oder un­ bestrittene – Bedeutung erlangt haben, so hebt sich Ludwig Klages insofern allenthalben heraus, als sich bei ihm die Entfaltung der sachlichen Probleme seit über 30 Jahren mit einer einzigartigen Kon­ sequenz darbietet. Er verkörpert darin sicher den extremen Gegen­ satz zu Max Scheler ; und wenn dieser sich einmal – gleichsam zur Selbstverteidigung – auf jenes Wort Nietzsches berief, wonach nur der Sich­wandelnde ihm verwandt sei, so ist es andererseits wie­ derum äusserst bezeichnend, dass Klages eben diesen Nietzsche­ schen Ausspruch – gleichfalls als eine Art Apologie der eigenen Sache und der eigenen Existenz – als ein Selbstmissverständnis Nietzsches interpretierte. Und wenn Scheler – wohl der reichste philosophische Kopf – in einer seiner letzten fragmentarischen Schriften, in denen der Widerstreit von «Leben» und «Geist» eine zentrale Bedeutung erlangt, mit einer unverkennbaren Ängstlichkeit und Besorgtheit darauf hinweist, dass er selbst diese Lehre bereits in seiner Erstlingsschrift ( etwa um ı 900 ) vertreten habe ı ( was wahr­ scheinlich direkt auf den Einfluss Euckens zurückgeht ), so stellt

ı

M. Scheler : Die Sonderstellung des Menschen, in : Mensch und Erde, Leuchter 8, herausgegeben von Graf H. Keyserling. Darmstadt ı 927, S. 242 Anm. Freilich stellt hier Scheler ausdrücklich die Nichtidentität seines Geistbegriffes mit dem Klagesschen fest ; es wäre zu untersuchen, wieweit dies zutrifft.

3


4

ludwig klages

demgegenüber Klages in seinem «Vorwort für die Zeitgenossen»2 klar und bündig fest : «Es leben unter meinen Zeitgenossen schärfere Köpfe als ich es bin, es leben viele weit kenntnisreichere und sehr viele weit erfolgreichere ; aber in einem habe ich Rekord : ich bin der am meisten ausgeplünderte Autor der Gegenwart». Sehen wir einst­ weilen davon ab, wieweit diese Behauptung gerechtfertigt ist, so liegt der wesentliche Grund für die kaum irgendwo abirrende Grad­ linigkeit des Klagesschen Systems offenbar in einer in jungen Jah­ ren gemachten entscheidenden Entdeckung, die – wie Klages selbst andeutet – den Gang der späteren Entfaltung vorbestimmte. Nun war jene Entdeckung von der Art, dass sie den Finder zu Fragen und Problemen trieb, die ihn damals – um die Jahrhundertwende – allein beunruhigten. Heute aber ist die «Zeit» dafür reif geworden : und so sieht man sich zu der fatalen Feststellung gedrängt, dass dieser merk­ würdig konsequente und eigenwillige «Aussenseiter» im Grunde schon alles Wesentliche seit 20 Jahren vorweggenommen hat – über­ dies in einer Weise, die an Sicherheit, Reichhaltigkeit und Tiefe das bis heute Geleistete überragt, wenn nicht gar überflüssig macht. Ist es verwunderlich, dass man sich von ihm erschlagen, [666] auf die Seite geschoben fühlt ? Doch wohl nicht ! Und liegt als die nächste Reaktion darauf nicht diese bereit : so zu tun, als ob man ihn, den «Aussenseiter», nicht kenne ? Am Ende kommt noch hinzu, dass uns eine solche Konsequenz – «Starrheit», wenn man lieber will – des Philosophierens, wie sie Klages zeigt, irgendwie wider den Strich geht : die Wandlungsfähigkeit scheint uns der menschlichen Exis­ tenz, ihrer «Lebendigkeit» angemessener zu sein und das Philoso­ phieren als die Explikation der Existenz «echter», sofern es unsicher, fragwürdig und unabgeschlossen bleibt. Sei dem wie ihm wolle – : jedenfalls drängt sich nach alledem zuerst die Aufgabe auf, nach den Gründen zu suchen, die den Zugang zur Klagesschen Metaphysik gemeinhin verwehren.

2

L. Klages : Der Geist als Widersacher der Seele. Leipzig ı 929, Bd. ı , Vorwort xvi.


die metaphysik von ludwig klages

ı.

Die Freilegung des Zugangs zur Klagesschen Metaphysik

Die Erfahrung zeigt es immer wieder, dass auch den Gutwilligen die Erfassung des sachlichen Gehaltes der metaphysischen, psycholo­ gisch­charakterologischen und ausdruckskundlichen Lehren Klages ’ durch Hindernisse erschwert wird, die zumeist unausdrücklich blei­ ben und infolgedessen nicht auf ihre sachliche Relevanz hin abge­ schätzt werden können. Es gilt daher, sie dem Blick freizulegen und die affektiven Hemmungen, die sich daran bilden, abzutragen, sofern sie sich in sachlicher Hinsicht als haltlos erweisen. Soweit ich sehe, ist dies erst einmal von Prinzhorn 3 versucht worden – ob mit Er­ folg, lässt sich nicht entscheiden. Aber ich selbst stelle hier – auf vielerlei Gefahren hin, die sogleich erörtert werden sollen – mit allem Nachdruck fest, dass es nicht zuletzt die persönliche Kommu­ nikation mit Prinzhorn gewesen ist, die mich die Unsachlichkeit der affektiven Widerstände gegen Klages durchschauen lehrte. Ihm danke ich daher in erster Linie den Zugang zum Verständnis der Klagesschen Philosophie. Da nun aber Prinzhorn als der eigent­ liche «Prophet» Klages ’ gilt und man dahinter – gemäss der Proji­ zierung der eigenen Motive auf andere, die in dergleichen Fällen zu herrschen pflegen – irgendwelche nicht in der Sache gelegene Gründe als wesentlich und entscheidend vermutet, so wird sich der Verdacht auf eine «kritiklose Anhängerschaft» sogleich auch gegen den Referenten richten. Ich habe nicht vor, mich gegen diesen Ver­ dacht eigens zu verteidigen. Obwohl ich sehe, wie sehr im heutigen Wissenschaftsbetrieb die unsachlichen Motive – Neid, Ehrgeiz, Gel­ tungssucht, Ressentiment usw. – faktisch weitaus die wichtigste Rolle spielen, und ich mich selber von diesen peinlichen, fatalen «Eigenschaften» weder frei weiss noch losspreche – trotzdem also verweise ich ausschliesslich auf das nachfolgende Referat, dem man entnehmen möge, ob und inwieweit der obige Verdacht im Recht

3

H. Prinzhorn : Die Begründung einer reinen Charakterologie durch Ludwig Klages. Jahrb. f. Charakterol., ı 927, Bd. 4 ; wieder abgedruckt in Bd. ı von Prinzhorns gesammelten Abhandlungen : Um die Persönlichkeit. Kamp­ mann, Heidelberg ı 927, S. 83 ff.

5


6

ludwig klages

bleibt. Wenn es eines Appells bedürfte, dann schiene mir jener Nietzsches an die «intellektuelle Redlichkeit» am geeignetsten : nicht so zwar, als sei man kraft der wissenschaftlichen Betätigung «selbstverständlich» schon in ihrem Besitz, vielmehr als Appell an etwas, das man immer von neuem erwerben muss und nie wirklich und restlos besitzt.4 Im übrigen geschieht die Aufzählung und Aus­ drücklichmachung der Hindernisse, die der sachlichen Aneignung der Klagesschen Lehren im Wege [667] liegen, nicht in der Rolle des «unparteiischen Richters» oder gar mit jener so zweideutigen Geste des «Kritikers», der alles von vornherein besser weiss : wenn die Un­ zulänglichkeiten auf beide Seiten verteilt werden, so deshalb, weil uns dies dem wirklichen Tatbestand zu entsprechen scheint und weil wir einer Sache dienen wollen – welcher Dienst selbst ein Ein­ gehen auf Trivialitäten und Lächerlichkeiten nicht scheuen darf. Der erste «Stein des Anstosses», der sich nicht allzu selten dem Leser der Schriften Klages ’ entgegenstellt, ist sein Stil : eigenwillig, oft breit ausladend und vor allem gelegentlich von einem wort­ reichen Pathos durchsetzt, das der Sache schwerlich zugute kommt. Man kann dieses Pathos als Ausdruck dessen verstehen, was man vielleicht das «Sehertum» Klages ’ heissen mag – aber darüber ist jedes Streiten sinnlos, denn der Seher steht jenseits der wissen­ schaftlichen und philosophischen Bewährung ; er appelliert an den «Glauben». Es scheint mir infolgedessen nicht fruchtbar, ja prinzipiell aussichtslos zu sein, Erwägungen darüber anzustellen, ob Klages die gewiss äusserst seltene Auszeichnung des «seherischen Blickes» – richte er sich rückwärts oder vorwärts – wirklich eigne oder nicht. Wie man weiss, haben sich in unserer Zeit mindere Geister denn Klages «zum «Seher» berufen gefühlt und angeboten – nötig hat er es jedenfalls nicht. Und wenn sich ab und zu sogenannte «Klages­ Anhänger» zumal im pathetischen Tonfall des «Meisters» gefallen, so ist das ihre Sache. Die Selbstdisziplin des Lesers muss dafür ver­ antwortlich gemacht werden, wenn die dort verständlicherweise

4

Ich bitte diese persönlichen, an sich interesselosen «Bekenntnisse» mit dem Hinweis zu entschuldigen, dass sie für die in Frage stehende Sache nicht ganz nebensächlich sind, ja um ihrer willen notwendig erscheinen.


die metaphysik von ludwig klages

entstandenen antipathischen Regungen nachwehen und sich bei Klages abreagieren. Ich meine, dies alles sei kein hinreichender und vor allem kein sachlicher Grund, deshalb die Dinge, die Klages zu sagen hat, für unrichtig zu erklären. Überdies gehört es – soviel ich weiss – nicht zu den sanktionierten genuin-wissenschaftlichen Ge­ pflogenheiten, einen Autor nach seinem Stile zu beurteilen ; andern­ falls hätte man wohl Gründe, die Grosszahl unserer Publikationen stillschweigend zu übergehen. In diesem Zusammenhange muss noch eines – zwar im Hin­ blick auf ein wissenschaftliches Referat freilich merkwürdig und fremd anmutenden – Geschehens gedacht werden, das sich auch ge­ legentlich um Klages abgespielt zu haben scheint : es ist mensch­ lich und psychologisch gewiss sehr verständlich, wenn ein abgewie­ sener Bewerber nach und nach den Bewirker der erlebten Kränkung «vergisst». Allein verträgt es sich mit der Sachlichkeit, auch die Her­ kunft der Lehren zu vergessen, die man während der vergeblichen Freundschaftswerbung vernahm oder sie deshalb für falsch zu hal­ ten ? Der Sachlichkeit eignet eine derart unerbittliche Forderung, dass man sich zu dieser fast übermenschlichen Leistung entschei­ den muss : die Sache von der Person – die einen bis ins Herz verletzt hat – zu scheiden, auch wenn diese Person zufällig Klages heisst. Weitaus schwerer und hinderlicher wirkt aber eine zweite Eigentümlichkeit Klages ’ : seine sehr ausdrückliche und anmass­ liche 5 Fällung von Werturteilen, zumal gegenüber anders denkenden Autoren. Verstehen lässt sich zweifellos auch diese Haltung ; wer von seiner Jugend an von einer entscheidenden Entdeckung fas­ ziniert ist und an der darin sich offenbarten Wahrheit unbedingt festhält, ja festhalten muss, den wird ein Hass beseelen müssen ge­ gen all jene, die die – faktische oder bloss vermeintliche – [668] Wahrheit verfälschen. Für Klages sind nun ausnahmslos alle lo­ gistischen, rationalistischen, idealistischen Philosophien radikale

5

Ich darf auch hier bitten, nicht auf das völlig nebensächliche «moralische» Werturteil zu achten, das mit dem Ausdruck «anmasslich» unausweichlich gefällt wird, sondern nur den damit immer auch gemeinten Sachverhalt zu berücksichtigen.

7


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.