
2 minute read
Das von den Frauen nicht gelebte Weibliche
from Kill Venus!
ablehnt, ein Mann, der die Rollen, die ihm übergestülpt wurden, abstreift, ein Mann ohne Autoritätsgehabe und ohne Anmaßung, die ganze Menschheit zu verkörpern. Die neuen Männlichkeiten können das Männliche von seinem Überlegenheitskomplex befreien».5
Diese Beispiele zeigen, wie heute unsere sich in einer Krise befindenden Identitäten kulturelle Widerstände hinter sich lassen und sich zu neuen Formen der Menschlichkeit hinbewegen, hin zum Zuhören, Verstehen und Ausdrücken anderer Sprachen des Lebens, mit denen wir endlich aus den Käfigen der Geschlechter entfliehen können.
Advertisement
Das von den Frauen nicht gelebte Weibliche
Es wäre aber ein Irrtum zu glauben, dass der weibliche Zugang zum Leben für die Frauen früher einfacher war oder dass er sich heute für sie freier gestaltet. Von Anfang an haben wir betont: Das Weibliche ist nicht die Frau.
Das Unbehagen an der Geschlechts-Identität betrifft nicht nur die Männer von heute. Auch für die Frauen hat es eine lange Geschichte: Oft haben sie die ihnen auferlegte Identifikation mit einem gering geschätzten weiblichen Prinzip konfliktreich erlebt; oft haben sie sich darin nicht erkennen können oder wollen.
Der zwanglose Umgang mit den Gefühlen, das Wahrnehmen der Emotionen, die Verbindung zur Natur, die Gabe der Gastfreundschaft und des Beschenkens sind mit dem Erleben der Frauen identifiziert und eingeschlossen worden in einen häuslichen und mütterlichen Rahmen. Mit diesen ans Weibliche gebundenen und in ihrem Wert nicht anerkannten Lebenserfahrungen konnten oder wollten viele Frauen nichts zu tun haben. Denn gerade durch die Identifikation mit diesem Weiblichen wurden ihre Minderwertigkeit und Unzulänglichkeit gerechtfertigt. Allerdings sind die Frauen nicht nur Opfer gewesen, sondern manchmal auch Komplizinnen der verschiedensten Formen der Abwertung des weiblichen Prinzips. Kapitel 4 enthält einige eindrückliche Zeugnisse, wie Frauen selbst häufig die Stimme des Weiblichen verwandelt, erstickt, manchmal sogar verraten haben. Wegen dieser mühseligen Geschichte sind heute nicht einmal die Frauen in der Lage, das Leben in der Fülle zu leben, die sich in ihnen regt, wie sie sich auch in den Männern regt. Der Druck, sich den kulturellen Gegebenheiten anzupassen, die sich in den Jahrhunderten eingeschliffen haben, betrifft nicht nur die Männer. Auch die Frauen müssen sich oft wenig sinnvollen Regeln unterwerfen, gerade im beruflichen Leben, um anerkannt und geschätzt zu werden.
All dies ist untrügliches Zeichen dafür, dass das Prinzip des Weiblichen sich auch heute in den Frauen nicht durchsetzen kann. Das gilt selbst für diejenigen, die sich im Namen der eigenen Andersartigkeit weigern, sogenannte universale Werte anzuerkennen und dominierende gesellschaftliche Vorgaben nicht annehmen wollen. Tatsächlich gibt es eine bedeutende und interessante feministische