Seconds in Köln Juli/August

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Kölner Menschen

Juli Aug

Zeitgeist aus Papier Fotocollage Seconds in Köln

Papier, Brieftauben, Telegrafen, Nachrichten, Zeitungen, Bücher, Memos

Sommer-Festivals Zahlreiche Festivals in und um Köln Mit den Seiten der Workshopteilnehmern

Seconds in den WDR-Hörspielstudios - Letzter Teil

Wie entsteht ein Hörspiel?

PRESSEBEREICH

MEDIENFEST.NRW

AB JulI AM KIoSK

ZEITuNGSMuSEuM

Seconds in Köln hat seinen Online-Pressebereich eröffnet. Leser, Journalisten, Presseabteilungen können sich nun auf unserer Seite registrieren. Newsletter erhalten, Ausgaben downloaden und Artikel recherchieren. Die Artikeldatenbank ist im Aufbau. Bei kleinen Preisrätseln gibt es monatlich Promotionartikel zu gewinnen.

In unserem spannenden Workshop, auf dem Medienfest.NRW, haben wir uns mit den Absolventen die Frage gestellt: „Wo sind die Medienmacher von morgen!“. In unserer Ausgabe finden Sie eine Doppelseite, die mit den Teilnehmern gemeinsam dieser Frage auf den Grund geht.

Back to quality - Unsere sechsmonatige Auslageperiode ist abgeschlossen. Ab Juli erhalten Sie uns wieder am Kiosk, Tankstelle, Rewe, Real usw. Wir danken den vielen Meinungen zu unserem Journal, das mit Hilfe seiner Leser zu einem hochinteressanten und abwechslungsreichen Journal geworden ist.

Dir Erstausgabe von Seconds in Köln/ Second Magazine wurde im Juni als 200.001-ste Erstausgabe in das internationale Zeitungsmuseum in Aachen aufgenommen. Die Ausgabe ist auf dem Onlineauftritt des Museums als erstes Stadtjournal der Stadt Köln abrufbar.

2. Jahrgang Ausgabe 7 - Juli/August Ausgabepreis 2,00 €

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second-magazine

IHR KÖLNER STADT-JOURNAL AM KIOSK

szene, kulturen, temperamente cologne journal

Ihr Journal in Köln

seconds

in Köln


Juli/Aug.

seconds

02 |Editorial

Wieder am Kiosk erhältlich.

Stadt Willkommen im Sommer, oder vielmehr willkommen in Köln! Auch in diesem Jahr werden Millionen von Touristen in Köln erwartet. Vom Dom aus werden sie sich kreisförmig ausbreiten, durch die Einkaufstraßen schlendern, einen Museumsbesuch absolvieren und irgendwann in der Altstadt landen, die noch ein wenig an die mittelalterliche Hansestadt Köln erinnert. Wer tiefer in die Historie Kölns eintauchen möchte, besucht das RömischGermanische Museum, und wer die Postmoderne bevorzugt, besucht den Rheinauhafen. Köln hat ein breites Spektrum an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu bieten. Die Stadt hat in den vergangenen Jahren an Qualität wie an Quantität gewonnen. Die Mischung der Verkehrswege mit Zugangsstraßen aus den 50er Jahren und zahllosen Tempo 30-Zonen verlangsamt den Zu- und Abfluss der Menschenmengen in dieser Millionenstadt, die insgeheim keine sein möchte. Zu gemütlich sind die kleinen Veedelsecken, und die Radfahrer sind oft schneller am Ziel als Auto- oder Bahnfahrer. Die Eigentümlichkeiten der Menschen in dieser Stadt sind es, die den Charme der Millionenstadt ausmachen – ganz anders als in Berlin oder München. Und so schließt sich der Kreis in unseren Berichten, Meinungen und Reportagen zum Thema Zeitungsgeschichte. Die umfangreichen Berichte und Reportagen, in und rund um Köln, geben einen umfangreichen Einblick in das gestrige und heutige Informationszeitalter.

Andreas Bastian Herausgeber

www.second-magazine.de

einer

Momentaufnahmen

Oder: Holt Euch SecMag per Abo 25 € für ein Jahr Seconds in Köln. Warum? Einfach nur so abo@second-magazine.de

Seconds hat sich zwei Tage lang zusammen mit jungen Menschen mit dem Thema Zeitung, Redaktion und Umsetzung auf dem Medienfest.NRW beschäftigt. Gepaart mit dem Radio-Workshop-Team vom Medienprojekt 2005 zogen die Radio- und Printreporter los, um die Medienmacher von morgen zu suchen. Herausgekommen sind an den beiden ereignisreichen Tagen zwei jugendlich frische Seiten für unsere Juli-Ausgabe.

edit

Für die Vermischung von Text, Foto und Ton haben wir ab dem Medienfest.NRW nun auch einen Themenblog im Internet bereitgestellt – dort suchen wir einen Monat lang gemeinsam das Sommerloch und sind gespannt, wo man es finden kann. Hier könnt ihr Suchmeldungen und Fotos uploaden, um Hinweise zum Verbleib des Sommerlochs zu geben. Einfach registrieren und mitmachen. Mit dieser Ausgabe haben wir die sehr erfolgreiche kostenlose Auslagephase abgeschlossen. Seconds in Köln gibt es ab jetzt wieder im Zeitschriftenfachhandel, in Buchhandlungen und an Tankstellen in und um Köln herum. Wer „Seconds“ regelmäßig per Post bekommen möchte - wie einige Hundert andere auch - dem bieten wir ein kostengünstiges Abo an, das sich nicht automatisch verlängert.

second-magazine ist Seconds in Köln

Satire

„In den Talentshows wird generell Englisch gesungen, das braucht man in Köln nicht“, so Dieter. Wir haben uns in dieser Satire ein Motiv von Feike & Jeep ausgeliehen, und „geringfügige“ Änderungen vorgenommen. Besser kann man Bohlen einfach nicht zeichnen.


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CULTURE

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... Wir erreichen Menschen Menschen

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Ein Abend bei Dr. Sketchy´s Vorhang auf für eine sinnliche Welt

Spiel & Spaß

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Der Sommer ist da Wie ein Bild von Monet

Kinder

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Kinderkultursommer China in Bildern und Tönen

Jugend

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Zukunft erleben Kritischer Blick auf fremdes leben

Medienfest.NRW

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Medienfest - Der Workshop Wo sind die Medienmacher von morgen

Start UP

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11 Titel 12 Biolance 13

Urban Art

authentisch

Start up - Die drei ??? nach der Gründung Ausstellung August Sander Kurzfilmnacht in Deutz Von der Nachricht zur Zeitung

vielseitig Biolance - NaturGut ophoven

Kunst

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Kunst - Fluxus Zopf ab

Titel

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Internationales Zeitungsmuseum Aachen

18 Kölner Schätze 19 Papier

Hörspiele Musik Tourist Info

kreativ

18- 30.000 Meter Stadtgedächtnis Papiermuseum - Back to the Roots Ein Goldschatz namens Rheingold

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Hörspielproduktion 3. Teil Kinotipps und Premieren

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All you can beat - Die Musik im Sommer Wir suchen das Sommerloch

souverän

Tourist Info - Sommer 2012

Trotz der zahlreichen Veranstaltungen suchen wir ONLINE mit Ihnen zusammen das SOMMERLOCH. www.second-magazine.de

Kontakt Ihre Kontaktmöglichkeiten zu unserem Magazin

Anschrift: Eifelstraße 24 50667 Köln

Redaktion: 02 21 - 82 82 00 57 Fax: 02 21 - 82 82 00 56

Redaktion: red@second-magazine.de Termine: terminus@second-magazine.de Mediakontakt: ma@second-magazine.de ISSN: 2192-8495

Foto Credits Bildcomposing/ Mit freundlicher Genehmigung: 123RF-Bilderdienst, CanStock, Lebe-Art, SecMag-Fototeam, Jochen Melchior und Steve Gullick für Sony BMG, Nela König für Universal Music Group, Trevor Leighton © Noble & Brits Ltd. Caro Emerald – Adrie Mouthan und Universal Music Group. EMIGroup. Autumn de Wilde, Dieter Speelmanns, Andreas Bastian, Anne Sieberz, Dirk Conrads

lebensnah

Stadtmenschen


Juli/Aug.

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Ein Abend bei Dr. Sketchy´s Mit Miss Lilly Bellini VON HELENA MONTAGNESE Wenn eine Meeresbrise durch Köln weht, heißt es „Ahoi Matrosen!“ und es ist Zeit für Burlesque! „Seconds“ hat in der Mai-Ausgabe die Dr. Sketchy`s Anti Art School vorgestellt. Da uns das Projekt so gut gefallen hat, haben wir Helena Montagnese, seconds-Redakteurin und Designerin gebeten, bei der Veranstaltung im Kölner Kulturcafé lichtung selbst zu Papier und Zeichenstift zu greifen. Hier ist ihre Reportage über ungeahnte Talente und eine märchenhafte Verwandlung. Am Empfang begrüßt Jenny Starshine, die Veranstalterin des Abends, jeden ihrer Gäste höchstpersönlich. Das freundliche Lächeln der attraktiven, blondgelockten Frau steigert die Vorfreude auf den Abend. Ihr Matrosinnen-Outfit mit dem rot-weiß gestreiften Oberteil, der schwarzen Mütze und den aufreizenden roten LackHighheels zu einer engen schwarzen Hose verraten das heutige Thema: „Meeresbrise“. In einem gemütlichen Vorraum des Kulturcafés findet die Show statt. Kunstfotografien dekorieren die Wände, und durch die Reihen der zusammengewürfelten Sitzgelegenheiten vor der Bühne huschen Fotografen, die begeistert das Model des heutigen Abends fotografieren. Lilly Bellini sitzt auf einem Stuhl auf der Bühne und verlockt die bereits anwesenden Gäste mit einem reizenden und charmanten Lächeln zum Zeichnen. In ihrem Marinelook fügt sie sich nahtlos in die Bühnengestaltung ein. Ein Seesternkissen liegt in dem weitgeöffneten Schlund einer riesigen Venusmuschel, daneben steht eine kleine Schatzkiste mit einem Anker. Leise Musik läuft im Hintergrund und erinnert mit ihren Klängen an Burlesque

und die Musik der 50er Jahre. erschiedene Malutensilien werden von den Gästen auf ihren ergatterten Sitzgelegenheiten ausgebreitet, und der Raum verwandelt sich in ein Atelier. Die Künstler zeichnen in ihrem eigenen Stil: mal karrikativ und frech, mal detailliert mit Betonung auf der Weiblichkeit des Models. Jede Zeichnung versprüht ihren eigenen Charme und spiegelt die Schönheit wider, die im Auge des Betrachters liegt. Immer wieder treffen neue Gäste ein, und erst als die Show beginnt, verstummen die Gespräche. Jeder begibt sich auf seinen frei wählbaren Platz. Der österreichische Standup-Comedian Matthias Seling und die Veranstalterin Jenny Starshine beginnen mit einer fröhlichen und lebhaften Begrüßung. Wettbewerbe und der Hauptpreis des Abends werden bekannt gegeben, bis die erste, rasante Zeichensession beginnt. Alle zwei Minuten wechselt Lilly Bellini ihre Pose und die Zeichner müssen schnellstmöglichst ihre Konturen erfassen. Während die Stifte der Gäste glühen, wirft sie ihrem Publikum frech und kokett einen Luftkuss zu. Das Kratzen der Bleistifte, das leise Gemurmel der Zeichner und die Ansagen im Zweiminutentakt sind das Einzige, was man während der Zeichenphasen hört. Es herrscht volle Konzentration. Nur als Lilly Bellini mit weitgeöffneten Augen erschrocken ins Publikum schaut, sieht man die Gäste hier und da schmunzeln; unwillkürlich fühlen sie sich an ein Gemälde von Lichtenstein erinnert. Am Ende der ersten Session lässt Miss Bellini wie eine wahre Matrosin ihre Muskeln spielen, bis der erste Wettbewerb des Abends verkündet wird, bei dem es Zigarren und Netzstrümpfe zu gewinnen gibt. Die Herausforderung: die Künstler dürfen nur mit dem Mund zeichnen. Begeisterung macht sich unter den Teilnehmern breit, und mit

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Pinsel und Stift im Mund wird einfach drauflos gezeichnet. Die Lippenmalerei bringt außerordentliche Talente hervor und nach einem eifrigen Posenwechsel wird über die Siegerin der „Oral-Artefakte“ per Applaus abgestimmt. Feierlich nimmt die Gewinnerin ihren Preis entgegen und begibt sich wieder in die Reihen der Zuschauer, wo nach der anstrengenden Mundakrobatik auch schon die Finger für die nächste Herausforderung gelockert werden. illy Bellini kehrt mit einem atemberaubenden Kostüm auf die Bühne zurück. Innerhalb von wenigen Minuten hat sie sich in eine Meerjungfrau verwandelt. Langsam und doch gekonnt bewegt sie sich trotz ihrer riesigen „Flosse“ zur Venusmuschel hinüber, wo sie sich auf dem Seesternkissen rekelt. Nun beginnt die letzte Zeichensession, die in einen zwanzigminütigen Wettbewerb

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mündet. Hier geht es um den heißbegehrten Hauptpreis des Abends: Zwei Gutscheine für ein Konzert im Kulturcafé Lichtung. Die Teilnehmer zeichnen konzentriert, bis nach zwanzig Minuten Pinsel und Bleistifte niedergelegt und die Zeichnungen eingesammelt werden. Der Höhepunkt: lilly Bellinis Burlesque-Tanz Mit Begeisterung und Elan kündigen Matthias Seling und Jenny Starshine nun endlich das lang erwartete Highlight des Abends an – den Burlesque-Tanz. Lilly Bellini sitzt halb mit dem Rücken zum Publikum gewandt auf einem Stuhl und kämmt sich ihr langes blondes Haar. Das Licht wird gedämmt, und erwartungsvolles Schweigen tritt ein. Die sonore Stimme eines Erzählers berichtet von Meeresbewohnern, die in den Tiefen des Ozeans

leben, während Lilly Bellini zu den sanften Klängen einer Harfe Seifenblasen auf die Bühne haucht. Dieses märchenhafte Szenario wird unterbrochen, als die Stimme des Sprechers verstummt und Lilly Bellini sich schwungvoll und tänzerisch von ihrer Flosse befreit. Begleitet von belebter Musik macht sie eine atemberaubende Verwandlung von einem Meereswesen zu einer menschlichen Schönheit durch. Während ihrs Tanzes kommt unter wallendem Tüll immer mehr Haut zum Vorschein. Lediglich ein Hauch von hautfarbener, mit Perlen bestickter Wäsche und kleine muschelförmige Pasties bedecken ihre vollkommene Nacktheit. Alle folgen gebannt dem Schauspiel und verlieren sich im Glanz der Perlen und in den geschmeidigen Bewegungen ihres schimmernden Umhangs, der sich zu den Klängen der Musik bewegt. Immer wieder rufen die Zuschauer vor Begeisterung „Hell Yeah“, erliegen mit Freuden der Burlesquedarbietung. Lächelnd und leicht außer Atem verbeugt sich die menschgewordene Lilly Bellini in ihrem knappen Kostüm vor dem begeisterten Publikum, während Zurufe und Applaus den Raum erfüllen. Zur Verabschiedung der Gäste werden die Sieger des letzten Wettbewerbs verkündet. Die Zufriedenheit auf den Gesichtern der Anwesenden und Veranstalter verrät, dass es nicht nur einen Sieger an diesem Abend gibt: Neben der Entdeckung ungeahnter Talente hat es richtig Spaß macht und das Lebensgefühl Burlesque garantiert in jedem entfacht, der teilgenommen hat. Burlesque erleben an folgenden Terminen: Samstag, 07.07.2012 – „Good Girl“ Mit Miss Juicy Sweetheart Freitag, 27.07.2012 – „Fluch der Piratinnen“ mit Asherah Latifa Einlass: 20:30 Uhr Eintritt: 12,00 € / Studenten: 10,00 € Wo: Kulturcafé Lichtung Ubierring 13 | 50678 Köln www.drsketchy.com/branch/cologne facebook.com/Dr.SketchysCologne Markus Lokai / Fotografie

Vorhang auf für eine sinnliche Welt Der erste ‚Tag der sexuellen Kultur‘ als neuer Feiertag VON CLAUDIA SAAR „Gehst du auch zum – Tag der sexuellen Kultur?“ werde ich auf dem Weg ins Café Vreiheit angesprochen. „Das sieht man?“ lache ich und erkläre den beiden Frauen den Weg. Dabei bin ich lediglich dem Dresscode der Veranstalter gefolgt - welcher im Vorfeld zu heiteren Irritationen geführt hat. „Das ist keine Swingerparty light“ schmunzelt Stefan Steinhäuser, einer der Initiatoren des Tages vom Aktions- und Kunstnetzwerkes ‚Der Dritte Ort’ – mit Krawatte und Anzug, den er trägt wie ein Zitat. Die Mischung an Menschen vor Ort wäre ‚bunt’ zu nennen, wenn die vorherrschende Kleiderfarbe nicht schwarz wäre: viel Spitze, ein wenig Abendkleid, Lack auch, wenige Tatoos und Piercings, dezente Sexyness und auch der ein oder andere Mann im Rock. Gefühlt eher: aufgeschlossene Salongesellschaft des 21. Jahrhunderts. „Wir wollen ab diesem Jahr an jedem 1.6. die Sexuelle Kultur an sich feiern“, so Bettina Dornics, vom Berufsverband der Tantramasseure. „Das Projekt der Sexuellen Kultur soll Sexualforscher aller Art, die einen Beitrag zur sexuellen Kultur leisten, in Kontakt miteinander bringen.“ Es fanden Aktionen u.a. in Berlin, Dresden und Zürich statt. In Köln verweist der erste Beitrag genau in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Henning

Brand (Klavier) begleitet Raminta Babickaite auf der kleinen Bühne ohne roten Samtvorhang und ihre variable Stimme zwischen Oper und Chanson mit einem Touch nostalgischem Timbre fesselt das Publikum. Vor mir umarmen sich drei Menschen innig. Wissend. Er küsst sie, sie ihn und sie zurück. ‚Polyamor’ – viel-liebend heißt das, wenn mehr als das klassische Paar eine Beziehung leben. In diesem Fall unter offensichtlichem Wissen – und Geniessen – aller Beteiligten. ‚Das geht nur, wenn man absolut ehrlich miteinander umgeht. Und eine fruchtbare Gesprächskultur pflegt.“ So S., einer der Triade. So einfach? Keinesfalls. Auch Menschen, die mehr als einen lieben können, sind vor Beziehungsschwierigkeiten, Eifersucht und organisatorischen Herausforderungen nicht gefeit. „Ich wusste gar nicht, dass es auch in Köln Gesprächskreise für Polyamor Liebende gibt“ ist S. erfreut. Ein Mann, zwei Frauen – typisches Klischee, was es einem leicht macht ‚Das könnte ich ja nicht’ zu sagen? An diesem Ort, wo vieles möglich ist, verfällt man ohnehin nicht schnell in Klischees. Es fällt ein sehr ausgeprägter differenzierter Umgang auf. Mit Sexualitäten jeglicher Couleur und in den Gesprächen zwischen den Programmpunkten. Annette Meisl, kultiviert als Inhaberin der Zigarrenmanufaktur nicht nur einen eher

Männern zugeschriebenen Genuß, sondern glaubt auch nicht an Monogamie. Als ihr Mann sie betrog und sie ihn verlies, beschloss sie, wieder Spaß am Leben zu haben und sich mehrere Liebhaber zu suchen. Aus ihrem Buch „5 Männer für mich“ liest sie einige Episoden. „Dass es den ‚Tag der sexuellen Kultur‘ nun gibt“, lacht die Unternehmerin, „hat etwas sehr deutsches. Hier ist alles sehr gut organisiert. Auch die sexuelle Fröhlichkeit“. Gesponsert haben das Programm die beiden Kölner Tantramassage-Institute Ananda und Ananda Wave. Michaela Riedl (Ananda Wave) spricht in ihrem Vortrag über das Angenommen-Werden und annehmen. Des ganzen Menschen. Mit allen Macken und vor allem Ecken. Wir müssen nicht ‚rund’ werden – und dem ohnehin vorherrschenden körperlichen Optimierungswahn noch einen seelischen draufsetzen. Sich und den anderen einfach ganz annehmen. Das sei ein Geheimnis der Kunst des Tantra. „Worauf zielt dieser neuerliche Feiertag?“ frage ich den Initiator. „Sexualität ist schon lange nichts mehr, was unter der Decke stattfindet, es geht um sichtbar werden.“ erläutert er. Und auch da nicht nur in Subkulturen wie der BDSM-Szene, in Schwul-Lesbisch-Bisexuellem oder Queerem Umfeld in der Öffentlichkeit, sondern auch unter ‚Vanillas‘. So nennen Szenezugehörige

Foto © Harald Berenfänger

diejenigen anderen, die hetero-mononormative Werte in Sexualität und Beziehungen leben. Alleine, dass es kaum ein griffiges deutsches Wort dafür gibt, verweist auf noch zu füllende Leerstellen.

sich die meisten Besucher mit einem Lächeln ganz besonders herzlich verabschieden. Jacken und Mäntel werden zugeknöpft. Hier und dort blitzt noch Lack oder Spitze hervor.

„Es geht darum Räume zu schaffen, die es erleichtern über das Thema zu sprechen. Und dass die einzelnen Szenen sich vernetzen.“ Sexualität kann vieles erfüllen: das Bedürfnis nach Kontakt und das nach Sinn. Nach Beziehung und Gesehen-Werden. Sinn ist so individuell, dass ihn jeder selber finden muss. Kontakt wurde vielfältig hergestellt - und zum Gesehen werden trägt so ein Event allemale bei. „Die Abendveranstaltung hier war so schnell ausgebucht, dass wir uns über eine Erweiterung im nächsten Jahr Gedanken machen.“ zeigt sich der Conferencier am Ende hocherfreut. Während

Wer sich für einen offenen Umgang mit sexuellen Themen engagiert, in der sexuellen Beratung tätig ist oder allgemein für die Einbettung einer freudvollen Sexualität in die Mitte der Gesellschaft eintritt, ist herzlich zum Mitmachen eingeladen. Tag der sexuellen Kultur: sexuelle-kultur.de Der dritte Ort: www.der-dritte-ort.org Ananda www.tantramassage.de Ananda wave www.tantramassagen.de Annette Meisl: „Fünf Männer für mich“ www.fuenf-maenner-fuer-mich.de


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Eben noch war die Nation im Fußballfieber beim Public Viewing, schon stehen in Köln ganz andere Spektakel unter freiem Himmel an: Traditionell zum Beginn der Sommerferien startet der Sommer Köln mit einem Großevent im Mediapark. Einen ganzen Monat lang kommen die Fans von Straßentheater, Mitmachshows und beschwingten Musikdarbietungen wieder voll auf ihre Kosten. Der Sommer Köln wartet gleich zu Beginn mit einer skurrilen Inszenierung über den Untergang der Titanic auf. Der Vorplatz im Mediapark wird nicht wiederzuerkennen sein, wenn die Theatergruppe Titanick ihn in eine überdimensionale Werft verwandelt. Mit Feuer und Wasser wird dabei nicht gegeizt – und am Ende erwartet die Zuschauer ein apokalyptisches Fest auf hoher See. Zuvor begeistern die 28 Sänger des art & weise Chors das Publikum mit einer eigenwilligen Interpretation von modernen Hits. (6./7.7. 20 Uhr, Mediapark) Großes Straßentheater versprechen auch die vier australischen Performer von

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Der Sommer ist da! Furiose Spektakel beim „Sommer Köln“ ‚ThisSideUp Acrobatics’ mit ihrer Stuntshow „Controlled Falling Project“. Das Stück um einen schrulligen Professor, der die Grenzen der Schwerkraft austesten will, steigert sich von simplen, anmutig kontrollierten Bewegungen auf der Matte bis hin zu gewagten Stunts mit Schrott- und Maschinenteilen auf einem improvisierten Klettergerüst. (19.7., 20.30 h Schokoladenmuseum) Freunde des Gesangs kommen an fünf Abenden beim ‚singenden Biergarten’ auf ihre Kosten. Anne Rixmann lädt ein zum Mitsingen von Seemannsliedern, Schnulzen, Volksweisen, altem kölschen Liedgut, und internationalen Gassenhauern. Ganz im Stil eines spaßigen Contest darf das Publikum nach der Pause mitbestimmen, welche Hits zum Besten gegeben werden sollen. Wer seine Gitarre oder ein selbst gebasteltes Rhythmusin-

strument mitbringt oder in Matrosenkleidung Seemannslieder singen möchte, darf auf der Bühne mitmachen. Und bei der Gummistiefelparty sind ebensolche durchaus erwünscht. (Sommer Köln-Termin: 14.7., 19 Uhr, Fort X) A propos mitmachen: analog zum Poetry Slam treten Hobbymusiker mit ihren selbstgeschriebenen Stücken beim Song Slam ‚Reim in Flammen’ im Wettstreit gegeneinander an. Erlaubt ist alles, was live gespielt werden kann. Slam-Patronin Anke Fuchs und Slam-Urgestein Lasse Samström führen durch den Abend mit den Nachwuchstalenten. (Sommer KölnTermin: 9.7., 19 Uhr, Fort X) Parallel zu den großen Abendshows gibt es an vielen Vor- und Nachmittagen Theater für die Kleinen. Die fulminanten Shows haben mittlerweile auch eine

Wie ein Bild von Monet Nachwachsender Rohstoff im Junkersdorfer Waldlabor

Passend zu unserem Zeitungsschwerpunkt mache ich mich heute auf die Suche nach dem Rohstoff für das - auch im digitalen Zeitalter immer noch beliebte - Printmedium: Ich möchte das Waldlabor im Kölner Westen für Sie erkunden. Als ich jedoch an der Straßenbahnhaltestelle Stüttgenhof stehe, schweift mein Blick zunächst etwas ratlos über die umliegenden Felder zum Horizont. Ich bezweifle, dass ich gleich ein einmaliges Gelände erkunden werde. Mit allen Sinnen. Meinen Augen, meinen ohren und meiner Nase. Markus Bouwman, Leiter der Forstverwaltung bei der Stadt Köln, empfängt mich vor dem Waldlabor. Moment, vor dem was? Ein Labor? Im Wald? Entsprechende Vorrichtungen, die mich nur vage an ein Labor erinnern würden, sehe ich jedenfalls nicht. Keinerlei Experimentierfelder, stattdessen ein Landschaftsbild, das ich noch vor fünf Minuten so nicht erwartet hätte: Vor mir reihen sich unzählige junge Bäume auf, manche ragen schon bis zu zwei Meter und auch höher

in den Kölner Himmel, wieder andere unternehmen erste Anstrengungen, aus dem fruchtbaren Lößboden heraus in die Höhe zu sprießen. Vereinzelt kann ich Mohn und andere Feldblumen ausmachen. Die Nachmittagssonne lässt die Luft warm und weich nach Frühsommer riechen. Überall zwitschert und zirpt es. Markus Bouwman klärt mich auf, dass das Waldlabor als Schutz und Lebensraum für ganz unterschiedliche Tiere fungiert. Hier fühlen sich nicht nur Kaninchen und Hasen wohl, auch Füchse wurden bereits gesichtet. Unter den Vögeln lassen sich heimische Greifvögel, wie Habicht, Sperber und Turmfalke ebenso beobachten wie Vertreter der Kleinvögel, also Feldlerche und Stiglitz. Dieses forstbotanische Kleinod vor den Toren der Stadt überrascht nicht nur mich, sondern wohl auch andere Kölnerinnen und Kölner. Denn Markus Bouwman und ich sind keine fünf Minuten unterwegs, als uns zwei Radler entgegenkommen. Beide zeigen sich begeistert von dem 2010 gegründeten Areal. Dass sie mit ihren Hunden eigens für die tägliche Gassi-Runde von Braunsfeld hierher fahren, spricht wohl für sich. Bevor die beiden weiterfahren, lässt man

uns noch wissen, dass es hier so schön sei „wie auf einem Bild von Monet“. Nun gut, aber das alles erklärt noch nicht den Zusammenhang mit einem Labor. Was also hat es damit auf sich? Das rund 25 Hektar umfassende Gelände erstreckt sich auf ehemaligen, fruchtbaren Ackerflächen. Der Startschuss für das langfristig angelegte Projekt erfolgte im Rahmen der Regionale 2010. Es wird zum einen von der Stadt Köln, Toyota und der RheinEnergie getragen sowie von der Stiftung „Lebendige Stadt“. Auf der anderen Seite finanzieren unzählige Kölner Bürgerinnen und Bürger das Projekt mit ihren Patenschaften und Spenden. Markus Bouwman erläutert den neuartigen Charakter dieses Waldes. Insgesamt vier verschiedene Typen finden sich: Wandelwald, Energiewald, Klimawald und Wildniswald. Das Waldlabor dient, unterstützt vom Seminar für nachwachsende Rohstoffe an der Universität Bonn, auch dazu herauszufinden, welche Waldstruktur dem Klimawandel am ehesten standhält und welche Baumarten sich in der Kölner Bördelandschaft am besten entwickeln können. Vor die-

große Fangemeinde beim erwachsenen Publikum gefunden. „Einfach otschig“ wird’s bei der Clownerie für Kinder ab vier Jahren. Schon bevor der beliebte Clown Otsch die Bühne betritt, passiert ihm so manches Missgeschick. Bei den anschließenden Slapstick-, Musik- und Artistikeinlagen sind die kleinen Fans dann nicht mehr zu halten. Und die müssen ihm auch unbedingt helfen, sich von seinem Instrument zu „entknoten“. (6. – 8.7. verschiedene Spielorte, 11 und 16 Uhr) Große Meister wie Mozart, Beethoven und Grieg sind nicht gerade die leichte Kost, die man bei einem Kindertheater erwartet. Aber wenn August, der Weltmeister auf der Geige und Arthur, der Klavierspieler, ein tolles Konzert spielen möchten, sieht die Sache schon anders aus. Doch bis dahin kommt noch viel dasem Hintergrund erklärt sich nun auch der Projektname. Jeder Teilbereich des Waldlabors ist einmalig und übernimmt andere Aufgaben. Der besondere Reiz des Wandelwaldes liegt in seinem, sich mit den Jahreszeiten wandelnden Landschaftsbild. Bäume, wie Eibe, Feldahorn und Elsbeere bilden unterschiedliche Blattstrukturen und reizvolle Fruchtstände aus. Dieser Teil des Waldlabors versinnbildlicht den Wald für die Kölner. Drei Viertel der insgesamt 3,7 Hektar großen Fläche sind schon aufgeforstet. Im 6,3 Hektar umfassenden Energiewald dreht sich alles um Holz als Rohstoff. Hier finden sich schnell wachsende Baumarten. Neben einheimischen Gehölzen wie Pappel, Weide und Kastanie auch Exoten wie der Blauglockenbaum. Dieser ist eigentlich in Japan beheimatet. Der Energiewald folgt dem Vorbild früherer Niederwälder, einer beispielsweise im Siegerland bekannten Tradition, wo es zahlreiche Buchen- und Eichenbestände gab. Alle zehn bis 15 Jahre wurden die Gehölze abgesägt und als Brennmaterial genutzt. Auch der Energiewald soll in regelmäßigen Abständen derart genutzt werden. Im Klimawald hingegen wurden besonders trockenresistente Bäume wie Eiche und Tanne, aber auch Mehlbeere und Walnuss angesetzt. Der Wildniswald steht ganz im Zeichen der natürlichen Sukzession, was bedeutet, dass die Entwicklung des Baumbestandes weitgehend sich selbst überlassen bleibt. Überhaupt wird im gesamten Waldlabor auf den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden verzichtet. Ein landschaftsbild vor Industriekulisse Je länger ich im Waldlabor unterwegs bin, desto stärker wird mir bewusst, was mich so ungeheuer fasziniert an diesem Ort zum Innehalten, Beobachten und Entdecken: Es ist eben nicht der Rückzug in einen in sich geschlossenen Naturraum, sondern vielmehr das Nebenei-

zwischen: Arthur wird erst zum Geigendoktor und später müssen die beiden noch die Gefahren des Wilden Westens meistern. „Arthur und August“, die Maskenfiguren mit den dicken Bäuchen, verzaubern ihr junges Publikum (ab 6 Jahren) vom 27. – 29.7. an verschiedenen Spielorten und bilden damit den Abschluss des Festivals. /as

Veranstalter: SK Stiftung Kultur www.sk-kultur.de Alle Veranstaltungen sind „Open Air und Eintritt frei“. Für die Auftaktveranstaltungen am 6. und 7.7. im Mediapark steht dennoch optional eine begrenzte Anzahl von kostenpflichtigen Tribünenplätzen (6 €) zur Verfügung. Alle übrigen Plätze sind frei. Informationen zum Kartenkontingent unter (0221) 888 950 Informationen zum Programm: www.sommerkoeln.de

nander von Zivilisation und „natur- belassener“ Landschaft. Immer wieder schweift der Blick über die im Wind wogenden Bäume hinweg zum Industriezug am Horizont, zu den Strommasten und dem Schienenverlauf der Straßenbahn, der sich irgendwo in der Ferne zu verlieren scheint. Die Ruhe hier erscheint vor dem leisen Rauschen der Bundesstraße im Hintergrund nur umso wertvoller. Das Neben- und Miteinander von Zivilisation und Natur tritt hier ganz klar hervor und offenbart seine Berechtigung. Hätte Monet diesen Ort gekannt - ob er ihn wohl auf seiner Staffelei verewigt hätte? /kf Kontakt: Amt für Landschaftspflege Markus Bouwman Willy-Brandt-Platz 2 - 50679 Köln Erreichbarkeit: Waldlabor an der Bachemer Landstraße/Stüttgenweg KVB: Stadtbahnlinie 7, Haltestelle Stüttgenhof PKW: Parkplatz Haus am See Das Waldlabor in Köln-Junkersdorf ist stets frei zugänglich

Foto@Katrin Farnung


Juli/Aug.

06 | Kinder Kinder Veranstaltungen Köln JulI/AuGuST Die kleine Zauberflöte Kammeroper 02./ 03.07.12 | 09:00 Uhr | 11:00 Uhr 07.07.12 15:00 Uhr

Englischzwerge evangelische Pauluskirche 02.07.12 bis 16.08.12 an verschiedenen Uhrzeiten

Englischzwerge Johanneskirche Westhoven 02.07.12 bis 13.08.12 an verschiedenen Uhrzeiten

Augustin und das Coco-Küken Künstler Theater 03.07.12 |10:00 Uhr

Über lang oder Kurz Comedia Theater 04.07.12 |05.07.12 10:30 Uhr

Momo Reloaded Künstler Theater 05.07.12 | 10:00 Uhr

Emil und die Detektive Comedia Theater 10./12.07.12 | 10:30

Wir drehen einen Film! Ferien-Workshop TASK Schauspielschule für Kinder und Jugendliche 10. – 15.07.12 | jeweils 11:00 Uhr

Pelemele Kulturbunker Mülheim e.V. 10.07.12 | 11:00 Uhr

Abschlusspräsentation ZAK Zirkus- und Artistikzentrum 13.07.12 | 15:00 Uhr + 20.07.12 | 15:00 Uhr

Zirkusprojekt 2. und 6. Ferienwoche die Zirkusfabrik Kulturarena 16.07.12 | 09:00 Uhr + 13.08.12 | 09:00 Uhr

Kindertanzgruppen MAGNET e.V. 02.07.12 – 27.08.12 an verschiedenen Tagen jeweils um 17.00 Uhr.

WIR MACHEN FIlM! Filmhaus Köln 06.08.12 | 09:00 Uhr 13./16.08.12 | 09:00 Uhr

Zirkusprojekt für die ganze Familie Die Zirkusfabrik - Kulturarena 06.08.12 | 10:00 Uhr

Das Schauspiel-ABC Ferienworkshops ab 10 Jahre TASK Schauspielschule für Kinder und Jugendliche 07.08.12 | 11:00 Uhr

Riesenspaß, Entdeckungen und glückliche Kinder Am 8. Juli beginnt der Kinderkultursommer in Köln VON CORINNA GÜSKEN Zum 16. Mal entsteht im Juli eine kleine Stadt aus Zirkuszelten auf der Liegewiese des alten Riehler Freibads. In 97 Workshops können 500 Kinder bauen, spielen, konstruieren, Theater machen, Märchen erleben und neue Ausdrucksformen entdecken. Zirkusluft, Artistik und Akrobatik, abtanzen, filmen, Graffiti-Art , Modewerkstatt, Hip-Hop, Comics oder der Fluch der Karibik. Die Erfinderwerkstatt für Genies, Trolle, Zwerge und Schlossgespenster für phantasievolle Köpfe. Jede Menge Raum für Verrücktes, Ausgefallenes und Abenteuer. Hier geht es nicht darum, mit 7 Jahren die dritte Fremdsprache zu beginnen oder den ersten Businessplan zu schreiben. Einfach Kind zu sein ist wichtig - viel für und über sich selbst zu lernen, seiner Neugierde zu folgen und sich in Darstellenden und Bildenden Künsten auszuprobieren. Eine spielerisch leichte Heranführung an Kultur.

A

m Ende einer Workshopwoche stellen die einzelnen Gruppen ihre Arbeiten vor: Aufführungen, die Präsentation von Werkstücken wie Bildern, selbstgenähten Klamotten oder Fotos – eine kunterbunte kreative Show. „Jedes Kind hat am Ende einer Woche etwas, auf das es stolz sein kann, das es gerne mitnimmt“, sagt Christoph Horstkotte von der Kölner Spielewerkstatt e.V., einem der drei Veranstalter des Kinderkultursommers. Gemeinsam mit der Jugendkunstschule Köln e.V. und dem Theaterpädagogischen Zentrum e.V. Köln bildet die Kölner Spielewerkstatt e.V. ein stabiles Bündnis. Als sie vor 16 Jahren den ersten Kinderkultursommer auf die Beine stellten, hatten sie knapp 100 Kinder zu Gast. Heute sind es 500. Ihr Konzept überzeugt Kinder und Eltern. Das beginnt schon mit der Wahl des Veranstaltungsortes. Die Liegewiese des alten Riehler Freibades liegt an einem Rheinarm und bleibt selbst bei starken

Regen alles fast trocken. Das Wasser versickert sofort. Sollte uns also dieser Sommer auch wieder nur Regen bescheren – wenigstens den Kinderkultursommer stört das nicht.

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n den vielen bunten Zirkuszelten sind die einzelnen Workshops untergebracht. Den Veranstaltern liegt viel an kleinen Gruppen und an einer liebevollen, individuellen Betreuung der kleinen Teilnehmer. „Kein Besucher käme auf die Idee, dass hier 500 Kinder zusammen sind. Man hört das Gemisch von Geräuschen, verschiedenste Handwerke, unterschiedliche Musik, Gelächter, Stimmen und tobende Kinder, aber es hat nichts von einer Massenveranstaltung“, erzählt Christoph Horstkotte. Natürlich sind die Betreuer vom Fach. Alle drei Vereine haben Dozentenpools, die sie für den zweiwöchigen Kinderkultursommer freistellen. Auch älteren Kindern haben sie einiges zu bieten: von der Fotosafari über den Jugendclub und GraffitiKurse bis zu Street-Art-Film und StreetPerformance. Die Veranstaltergemeinschaft teilt sich die Aufgaben der Vorbereitung und Durchführung, so dass seit 16 Jahren alles reibungslos läuft. Das Leitungsteam ist mittlerweile sehr erfahren und krisenerprobt. Selbst einen Bombenalarm vor zwei Jahren konnte seine Mitglieder nicht aus der Ruhe bringen. Nach einem Bombenfund musste die Wiese geräumt werden, was sie mit 500 Kindern souverän gemeistert haben. Der Kinderkultursommer dauert zwei Wochen vom 8. bis zum 20. Juli. Zur Eröffnung am 8. Juli gibt’s ein großes Fest mit

Spiel- und Kunstaktionen und dem Zirkus Wibbelstetz. Dazu ist jeder herzlich eingeladen. Im Moment gibt es noch freie Plätze, einfach unter www.kinderkultursommer.de gucken. Ganz kurz Entschlossene können sich vermutlich auch noch am 8. Juli anmelden. Kinderkultursommer Köln 2 Wochen Ferienworkshops für Kinder, vom 9. Bis zum 20. Juli Veranstalter: Jugendkunstschule Köln, Kölner Spielewerkstatt e.V., Theaterpädagogischen Zentrum e.V. Köln Preise: je nach Buchung, ab 25,- Euro. bei einigen Workshops fallen Materialzuschüsse von 5,- oder 10,- Euro an. Infos und Anmeldung: www.kinderkultursommer.de, Tel: 0221-137826 Ansprechpartner: Christoph Horstkotte, Kölner Spielewerkstatt e.V., Veranstaltungsort: An der Schanz 6, auf der Kinderkulturwiese am Rhein Romeo und Julia in den Ferien: Noch mehr Angebote vom Theaterpädagogischen Zentrum e.V. Die schönste Liebesgeschichte der Welt ungewöhnlich, musikalisch und choreografisch umsetzen: Ein Workshop für Menschen von 14 bis 17 Jahren, vom 6. - 10. 8. 2012 und zwei Aufführungen am 10. und 11.8. Für Kinder von 6 – 10 Jahren bietet das TPZ eine fantasievolle Reise in die Welt des Theaters, vom 30.7. – 3.8. Einzelheiten unter 0221- 521718, Email: info@tpz-koeln.de und www.tpz-koeln.de

China in Bildern und Tönen Gesamtschüler unternehmen virtuelle Reise nach Peking VON ANNE SIEBERTZ Wer die Chance bekommt, nach Peking zu reisen, sagt wohl kaum nein. Das taten auch die knapp 100 Schüler verschiedener Kölner Gesamtschulen nicht, die sich mit ihren Lehrern für das multimediale Projekt „Koelnblicke“ beworben hatten. Doch auch wenn ihre Reise „nur“ virtuell stattfindet, so ist sie doch nicht weniger spannend. Das Chinajahr Köln 2012 war für die Organisatoren des Projekts „Koelnblicke“ ein willkommener Anlass, sich mit der langjährigen Partnerstadt Peking intensiv zu beschäftigen. Bereits in den acht Jahren zuvor hatten die beiden Projektpartner, die sk stiftung jugend und medien und das Geographische Institut der Universität zu Köln, jeweils drei Schulklassen verschiedener Schulformen und zwölf Lehramtsstudierende in einem Erdkundeprojekt miteinander vernetzt. Zuletzt entwickelten die Schüler beispielsweise ein Geocaching mit mehreren Stationen und 2009 erarbeiteten sie die Vision einer barrierefreien Stadt. Jeweils im Winter findet die Ausschreibung für eine andere Schulform statt, damit jeder mal drankommt. In diesem Jahr sind die Katharina-Henoth Gesamtschule, die Europaschule in Zollstock und die Gesamtschule Holweide mit zwei fünften und einer achten Klasse dabei. „Für alle Beteiligten bietet die Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Schülern viele Vorzüge“, sagt Stephan

Langer, der das Projekt am Geographischen Institut der Uni als Fachdidaktiker betreut. „Jeweils vier Studenten kümmern sich um eine Schulklasse, erklären den Schülern, worum es geht und bekommen so erste Unterrichtspraxis – eine gute Vorbereitung für ihr Referendariat.“ Im Gepäck haben sie jede Menge fachdidaktisch aufbereitetes Material für den Erdkundeunterricht. eim ersten Kontakt mit den Studenten in ihrer Klasse staunen die Schüler nicht schlecht, wenn sie erfahren, dass sie sich mit den so genannten ‚Daseinsgrundfunktionen’ in Köln und Peking beschäftigen sollen. Was zunächst einmal kompliziert klingt, ist nichts anderes als die Zusammenfassung der Elemente Wohnen, Arbeiten, Versorgung mit Lebensmitteln, Teilnahme am Verkehr, Freizeit und Bildung unter einem sperrigen geographischen Fachbegriff. In allen drei teil- nehmenden Klassen erarbeiten jeweils Vierer- oder Fünfergruppen unter Anleitung der Studierenden eine dieser Funktionen. Bei den Fünftklässlern der Europaschule in Zollstock waren es etwa die Themen Arbeit und Freizeit in ihrer Heimatstadt Köln, und die anderen beiden Schulen untersuchten je zwei der übrigen Themen.

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Multimediales Arbeiten statt normalem Erdkundeunterricht Die Projektarbeit ist keineswegs mit dem normalen Erdkundeunterricht zu

vergleichen. Am Ende soll jede Klasse multimediale Collagen erstellen und diese dann vor großem Publikum präsentieren. Nach dem theoretischen Input durch die Studenten schwärmen die Schüler aus, machen Fotos von Köln und sammeln mit Aufnahmegeräten an vielen Orten Geräusche ein, allesamt unter der Fragestellung: Wie leben die Menschen hier in Köln und welche Klänge oder Töne sind dafür typisch? Später werden sie ihrem gesammelten Material ebensolche landestypischen Klänge und Bilder aus der Partnerstadt Peking gegenüberstellen. Die haben die Studenten zum Teil von ihrem Vorbereitungsbesuch in China mitgebracht.

tationen aus Texten, Tönen und Filmen. Für jede der sechs Daseinsgrundfunktion wird in einer gemeinsamen Sichtung die beste Collage ausgewählt – und am 3. Juli wird es dann für die Schüler spannend: Bei einer Veranstaltung im großen Hörsaal des Geographischen Instituts zeigen die Fünft- und Achtklässler die Auswahl der Collagen einem Publikum aus Eltern, Lehrern, Mitschülern, Studenten und Veranstaltern. Gar nicht so einfach für die jungen Schüler – und für die beteiligten Studenten schon mal ein Vorgeschmack auf die künftige Arbeit als Lehrer. Auch interessierte Besucher sind bei der Projektpräsentation herzlich willkommen.

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Die Präsentation der Collagen findet am 3. Juli von 10 – 12 Uhr im Hörsaal der Geowissenschaften statt (am Geologischen Museum) www.koelnblicke.de

ach der praxisorientierten Arbeit mit Fotoapparat und Aufnahmegerät in den Straßen und Unternehmen Kölns geht es zum medienpädagogischen Teil in die Räume der sk Stiftung jugend und medien im Mediapark. Dort soll aus den gesammelten Materialien eine virtuelle Collage entstehen. Projektleiterin Anna Schopen erklärt den Schülern, wie man mit einfach aufgebauten Programmen, etwa mit vvuvox (www.vuvox.com), ganz leicht eine professionelle und lebendige Collage erstellt. „Die Arbeit bei uns am Computer macht den Schülern meist viel Spaß“, sagt Anna Schopen, „und am Bildschirm können sie die Bilder aus Köln und aus Peking leicht montieren, verschieben und ergänzen.“ Am Ende entstehen dann digitale Präsen-

Projektpartner : sk stiftung jugend und medien Im Mediapark 7 - 50670 Köln Anna Schopen Tel: 0221-88895484 schopen@sk-jugend.de Geographisches Institut der Universität zu Köln Otto-Fischer-Str. 4 - 50674 Köln Stephan Langer Tel: 0221- 4708829 s.langer@uni-koeln.de


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Jugend | 07

Zukunft erleben Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft für Menschen mit Behinderung Wer viel arbeitet darf auch mal feiern! Das haben sich die zahlreichen Mitarbeiter und Betreuer der Gemeinnützigen Werkstätten in Köln redlich verdient, denn fleißig und strebsam sind sie alle, wenn auch mal der ein oder andere eine freundschaftliche Aufmunterung braucht. Diese Aufmunterung gibt es durch tolle Feste und selbst einstudierte Vorführungen wie Tanz- oder Gesangseinlagen. Einmal im Jahr gibt es aber ein besonderes Highlight am Fühlinger See, nämlich eine Regatta im Drachenboot. Bunte und durcheinander gewürfelte Mannschaften treten da gegeneinander an und versuchen in Vor-, Zwischen- und Endläufen die begehrten Trophäen dieser SpaßMeisterschaften zu erringen. Da gehen Wikinger, Piraten, Chinesen, Rote, Gelbe, Blaue, Grüne und sogar die Bläck Pöörl an den Start. Wichtig ist möglichst bunt und originell, denn auch das zählt am Ende. Natürlich trägt jeder eine

Schwimmweste, wenn er des Schwimmens nicht mächtig ist und dann wird alles gegeben bis ins Ziel. Viele zufriedene und glückliche Gesichter sind das Ergebnis, denn auch die weniger schnellen Boote werden immer ausgezeichnet. Nach einem solchen Tag geht jeder gerne wieder an seine Arbeit, denn da wird dann nochmal alles genau diskutiert, die Medaillen werden herumgezeigt und jeder erinnert sich gerne an die geschlagene Schlacht. Es ist schon eine spürbar eingeschworene Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt, aber auch neue Mitarbeiter mit offenen Armen aufnimmt. it augenblicklich 8 Betriebsstätten an sechs Standorten sind die Gemeinnützigen Werkstätten in Köln als soziale Einrichtung nicht mehr wegzudenken. Und so präsentieren sie sich selbst im Internet unter www.gwk-koeln.de Die Gemeinnützige Werkstätten Köln

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GmbH -kurz GWK- sieht ihren Auftrag in der Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft für Menschen mit Behinderung. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die individuelle Betreuung des Einzelnen. An erster Stelle steht die Zufriedenheit unserer rund 1.500 Mitarbeiter und Bewohner. Menschen mit Behinderung bieten wir: • attraktive und zugeschnittene Arbeitsplätze bei leistungsbezogener Vergütung • verantwortungsvolle, marktgerechte Tätigkeiten für die unterschiedlichsten Branchen • ein einzigartiges Förderprogramm zur Vermittlung in den Ersten Arbeitsmarkt • individuell angepasste Wohn- und Hilfsformen zur Erhöhung der Lebensqualität • Unterstützung für die persönliche Entfaltung • Teilnahme am Leben • einen Sinn.

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afür setzen sich bei uns rund 370 qualifizierte Fachkräfte aus Produktion, Verwaltung, Förderung und Betreuung und Freiwillige im Sozialen Jahr ein. Um sich ein Bild der vielfältigen Möglichkeiten machen zu können besuchen wir zwei Betriebsstätten und nehmen mit interessierten Menschen, die eventuell hier einmal ihren Arbeitsmittelpunkt finden werden an einer Führung teil. Schon an den ersten Stationen mit Computerarbeitsplätzen wird klar, dass hier Menschen ausgebildet und gefördert werden. Ursprünglich entstanden ist das Ganze 1969 aus einer Initiative von Eltern und

Freunden in Köln Braunsfeld, die einfach eine vernünftige Beschäftigung für ihre Kinder finden und schaffen wollten. Mit 27 behinderten Mitarbeitern ging es los. Dann geht es Schlag auf Schlag. 1970 werden die ersten Kontakte zu großen Konzernen und mittelständischen Industrieunternehmen aufgebaut. In den nächsten Jahren kommt die berufliche Bildung, Ausübung von Hobbys und Teilnahme an Veranstaltungen: unter anderem das Erlernen eines Musikinstrumentes, das Spielen in einer Theatergruppe, das Arbeiten in der GWK Gärtnerei in Köln-Rodenkirchen dazu. Sportmannschaften wie Leichtathletik, Fußball, Tischtennis und Volleyball werden gegründet. Eine Zweigwerkstatt in Bergisch Gladbach kommt 1973 dazu und wird direkt erweitert. Das „AnneSchumacher-Haus” in Köln-Pesch ermöglicht vielen Menschen eine eigene Wohnung. 50 behinderte Menschen finden hier Platz.

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ereits 1978 zählt die GWK 541 Mitarbeiter und 127 Fachkräfte. 1981 wird durch die Anmietung von Reihenfamilienhäusern den Bewohnern Selbstständigkeit und Unabhängig-

Kritischer Blick auf fremdes Leben Früh übt sich, wer einmal Filmemacher werden will VON MERLE ULLRICH Nervös sprechen die Jugendlichen miteinander, ein wenig schüchtern drängen sie sich an einer Wand des Saals zusammen. Die griechischen Mädchen haben sich wie für eine Hollywood-Premiere herausgeputzt. Das FilmforumNRW im Museum Ludwig verwandelt sich heute in einen Premierensaal. Die Filme, die dort an diesem Abend laufen werden, haben die Teenager produziert. Sie sind das Ergebnis eines Workshopprojekts mit dem passenden Namen ‚screenagers’.

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ieter Bongartz, einer der Projektleiter von ‚screenagers’ und selbst Autor und Filmemacher, beschreibt das Projekt als ein „kreatives Netzwerk“, das sich zum Ziel gesetzt hat, in Werkstätten vor allem mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Bei der Projektarbeit sammeln die Jugendlichen erste Erfahrungen im Filmemachen, eignen sich Grundwissen an, bekommen Tipps und haben dennoch genügend Freiraum, um die eigenen Ideen zu entfalten. „Fremdes Leben“ zu beleuchten war die Maxime des diesjährigen Workshops, der in Kooperation mit griechischen Jugendlichen aus Athen stattfand. Sechs Filme entstanden daraus und vier davon wurden auf der Premiere gezeigt. Die Dokumentationen sind sehr vielfältig. Vor allen Dingen Athens Calling ist etwas ganz Besonderes, denn der Film war eigentlich gar nicht geplant. Die Idee kam den Jugendlichen bei

ihrem Besuch in Athen. Kurz zuvor war es in der griechischen Hauptstadt zu Ausschreitungen gekommen, bei denen auch ein Kino in Brand gesetzt worden war. Spontan entschlossen sich die jungen Filmemacher, eine Dokumentation über die Symbolik des brennenden Kinos zu drehen. Die Konzepte für ihre Dokumentationen erarbeiten die Teilnehmer des Workshops völlig selbstständig. Aus den verschiedenen Vorschlägen wählen die Jugendlichen ihre Projekte und bilden Teams. Dieter Bongartz und seine Projektpartnerin Vera Schöpfer, selbst Regisseurin, fungieren lediglich als Berater. Nur in Ausnahmen greifen sie ein, zum Beispiel, wenn sich die Schüler für ein Thema entschieden haben, bei dem für die Profis von vorneherein klar ist, dass es so nicht umsetzbar ist. Bei den eigentlichen Dreharbeiten sind Schöpfer und Bongartz prinzipiell nicht dabei. Bongartz erklärt, dass ihre Anwesenheit die Ergebnisse verschieben würde. „Für die Jugendlichen, die zum ersten Mal an einem Projekt arbeiten, ist es eine besondere Situation, das bringt oft etwas Frisches in ihre Arbeiten.“ Dennoch werden die Teenager nicht unvorbereitet in das Projekt geschickt. Wenn ihr Rechercheplan steht, bekommen sie eine Einführung in die wichtigsten Elemente des Dokumentarfilms. Neben der Bedienung der Geräte erklären die Profis die Grundlagen der Kameraführung, Mikrofontechnik, Interviewtechniken, aber auch wie man als Film-Team zusammen-

arbeitet. Nach jedem Dreh treffen sich die Gruppen mit einem der Profis und sichten das Drehmaterial des Tages. Bongartz und Schöpfer geben Tipps, was die Jugendlichen noch verbessern können, weisen auf Fehler hin oder sprechen ihr Lob für gut gelungenes Material aus. Auf diese Weise können die jungen Filmemacher aus ihren Fehlern lernen und ihr Wissen direkt beim nächsten Dreh anwenden. Die Tipps der Profis dienen allerdings nur als Hilfestellung. Ob die Schüler die Ratschläge tatsächlich annehmen wollen, liegt bei ihnen. „Wir geben alles, was wir können, an sie weiter, aber wenn sie es nicht haben wollen, dann lassen sie es“, erklärt Dieter Bongartz.

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ie Jugendlichen, die an der Ausschreibung für „Fremdes Leben“ teilgenommen haben, haben offensichtlich die Tipps der Profis befolgt. Die Filme sind beeindruckend. „Auch wenn sie nicht immer technisch perfekt sind, enthalten einige Filme eine wahnsinnige Emotionalität“, erklärt Bongartz. Der künstlerische Aspekt spielt natürlich eine Rolle in den Workshops, doch den Projektleitern ist es auch wichtig, dass die Themen einen gesellschaftspolitischen Ansatz enthalten. So kam es zu der Kooperation mit den griechischen Partnern. Seit 2006 leiten Bongartz und Schöpfer zusammen Workshops für Jugendliche. Die in ihren Werkstätten entstandenen Filme haben schon einige Preise gewonnen. 2011 gründeten sie ‚screenagers’ als

eine Art Marke, um zu verdeutlichen, welche Filme aus ihren Werkstätten stammen. Dennoch erklärt Bongartz, dass das Projekt ein offenes Netzwerk sei, an dem sich auch andere Profis beteiligen können, sie sollten aber die Philosophie von ‚screenagers’ teilen. /mu Kontakt: Dieter Bongartz dbongartz@screenagers.de und Vera Schöpfer vera@screenagers.de

/screenagers.de

keit garantiert. Und das Zusammenleben mit Nichtbehinderten wird gefördert. So folgen viele weitverzweigte Verknüpfungen und Kooperationen mit den unterschiedlichsten Unternehmen in der Region und darüber hinaus. Seit 1.12.2010 leitet Herr Norbert Struck als neuer Geschäftsführer die GWK GmbH. Es werden sicherlich auch weitere richtungsweisende Schritte für die Zukunft folgen. Foto + Videocredits: Andreas Schwann

Der Videobericht läuft auf Bergtv.de

Andreas Schwann Filmproduzent | Bergtv für seconds in Köln

/bergtv.de


Juli/Aug.

08 | Medienfest

Wo sind die Medienmacher von morgen? Unser Medienfest-Workshop „Zeitung machen“ verlief kreativ, informativ, erfolgreich – und in sehr guter Atmosphäre. Die sechs jungen Teilnehmerinnen waren hochmotiviert: Für ihre Beiträge über die Perspektiven der Medien von morgen sprachen sie mit den unterschiedlichsten Ausstellern und Besuchern. Hier sind die Ergebnisse:

Ein Bericht von Melanie May Zum 6. Medienfest NRW boten über 40 Aussteller im Kölner MediaPark Infos, Workshops und Präsentationen rund um Medienberufe und Medien an. Unter dem Motto „Wo sind die Medienmacher von morgen“ konnten sich Interessierte hier praxisnah und zukunftsorientiert über ihren Einstieg in die Medienbranche informieren. Live dabei waren die sechs Jungjournalistinnen Alexandra, Monique, Julia, Theresia, Fiona und Melanie, die für diese beiden Medienfest-Seiten von Seconds in Köln in Workshops und Präsentation reinschnupperten, um später fundiert berichten zu können.

Das Medienfest fand besonders bei den Jungen Anklang. Diese ließen sich beispielsweise an den Ständen der VHS Köln, der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft oder der Uni Siegen über Ausbildung und Studium in Nordrhein-Westfalen beraten. Bei zahlreichen Workshops und Präsentationen konnten junge Leute ihre persönliche Eignung für einen medienbezogenen Werdegang testen. Ausprobieren in der Arbeitsweise eines Medienmachers konnten sie sich bei der Medienfest-Zeitung von Seconds in Köln und beim Medienfest-Radio. Letzteres ging aus einer Kooperation mit dem Medienprojekt 2005, dem

Social-Media-Netzwerke als Zukunft der Medien? Ein Kommentar von Alexandra Hajowsky 24 Stunden, 365 Tage im Jahr wissen, was Freunde, Verwandte und auch Fremde gerade machen: Eine Flut an Informationen, die eigentlich keiner braucht! Facebook, Twitter und Co – jeder kennt Social Media, die meisten nutzen sie. Tagtäglich posten „Freunde“ irgendwelche Gedanken, Meinungen und Erlebnisse, die sie freudig mit einer breiten Öffentlichkeit teilen. Ob man einkaufen geht, krank ist oder verreist, alles findet seinen Weg ins Internet und wird fleißig verbreitet – vollkommen ungefiltert. Kaum einer denkt über seine Kommentare nach, bevor er sie postet. Auch der Gedanke, welche Auswirkungen die überaus beliebten Posts haben könnten, spielt meistens keine Rolle. Genau das ist das Problem bei den ganzen Social-Media-Netzwerken: Die Masse an Informationen und vermeintlichen Nachrichten gelangt ungehindert in die ganze Welt. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen ist nicht feststellbar. Trotzdem sollen Social Media die Nachrichten der Zukunft sein? Brauchen wir wirklich subjektive und undifferenzierte statt objektive und kritische Informationen, wie sie die „klassischen Medien“ bieten? Das kann keine Zukunft haben! Unabhängige und seriöse Nachrichten sind und bleiben unersetzlich, um sich kritisch

eine Meinung bilden zu können. Social Media und „klassische Medien“ können nebeneinander existieren, müssen aber bewusst differenziert werden: Persönliche Meinung statt objektive Information – Das kann kein Ersatz für seriösen Journalismus sein! Und so könnte ich heute Abend, nach der „Tagesschau“ der ganzen Welt mitteilen: „War heute auf dem Medienfest NRW“ – muss es aber nicht!

Ein Interview zum Thema mit Andreas Schmidt von der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LFM) zum Thema Social Media.

Welche Rolle spielen Facebook, Twitter und Co. im Bereich der Medien? Sie spielen eine immer wichtigere Rolle, sei es für klassische Medien, so dass eine parallele Nutzung erfolgt, oder für die Erschließung neuer Zielgruppen. Welche Gefahren bergen diese sozialen Netzwerke? Es werden ungefiltert Meinungen verbreitet, die nicht als journalistische Fakten missverstanden werden dürfen. Welche Aufgabe hat dann der Journalist im Umgang mit diesen neuen Medien? Er muss die Informationen aufbereiten, einordnen und differenziert darstellen.

Musikmagazin Xound und dem KölnCampus Hochschulradio hervor. Auch die Junge Presse NRW war sowohl mit einem Online-JournalismusWorkshop als auch mit einem Infostand vertreten. Hier konnten sich angehende oder bereits in Schülerzeitungen tätige Journalisten über den bundesweit anerkannten Jugend-Presseausweis informieren. Dieser ist oft hilfreich, wenn es um den Zutritt zu Veranstaltungen wie Konzerte, Theateraufführungen oder Messebesuche geht. Er soll Medienneulingen helfen, sich offiziell als Journalist ausweisen zu können und ernst genommen zu werden.

Mittendrin im Medientrubel Eine Reportage von Julia Rosendahl Viele verschiedene Stände, noch nicht viel los, gedämpfte Stimmen: der typische erste Eindruck einer Ausstellungsmesse. Zunächst überfordert von den gebotenen Möglichkeiten, einen Einblick in die Welt der Medien zu erlangen, schlendere ich an einem Plakat mit der Aufschrift „Kreativcheck“ vorbei. Klingt interessant! Eine Handvoll junger Menschen füllt emsig Fragebögen aus. Links von mir informiert ein Stand über ein Studium an der Fachhochschule Mittelstand. „Studieren und Durchstarten“ steht da in großen Lettern. Das klingt ja vielversprechend! Als ich gerade die ausliegenden Flyer aus der Nähe betrachten möchte, spricht mich eine junge Frau an: „Möchtest du an einem kurzen Interview teilnehmen?“ Neben ihr ein Mann mit geschulterter Kamera. Ach du Schreck! Ein Interview? Nur zögernd stimme ich zu. Schon geht es los: „Wie bist du auf die Medienmesse aufmerksam geworden?“, fragt sie freundlich. Auch meine Beweggründe, die Ausstellung zu besuchen, interessieren sie brennend. Das Mikrofon nähert und entfernt sich wieder, die Worte sprudeln wie von selbst aus meinem Mund. Nur bei der letzten Frage ge-

rate ich in Formulierungsnot.Ich frage mich, ob es anderen Besuchern ebenso geht. Was versprechen sie sich von dem Besuch der Messe? „Meine Eltern haben mich dazu gebracht, herzukommen“, schildert Moritz. Ein wenig verloren und unschlüssig steht er zwischen den Ständen. Inzwischen haben sich viele Interessierte eingefunden. Mit Kopfhörern bewaffnete Teilnehmer des RadioWorkshops schwärmen aus. Der Schüler wirkt skeptisch, kann sich allerdings vorstellen, dass der ihm bevorstehende Workshop „3D-Animation – Einführung in die Welt der 3D- und Spezialeffekte“ seinen Zukunftswunsch, „irgendwann mal als Mediendesigner zu landen“, bestätigen könnte. Die 18jährige Hannah, ein Jahr vom Abitur entfernt, spielt mit dem Gedanken, „irgendetwas in Richtung Film“ zu studieren. Noch fehlt ihr der rechte Überblick über das breitgefächerte Angebot der Medienausstellung. Als wir uns erkundigen, ob wir ihr einige Fragen stellen dürfen, muss sie lachen. „Es waren vor euch schon viele andere hier, aber fragt ruhig!“Hier ist eben etwas los: Zeitung, Rundfunk und Fernsehen sind massenhaft vertreten. Wer sorgt sich da noch um die Medienmacher von morgen?


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Junge Menschen |09 Schalten Sie ein: Hier ist das sechste Medienfest.NRW mit den Nachrichten!

SpiriTV- sehen und gesehen werden Eine Bestandsaufnahme von Maria-Theresia Czypionka Auch wenn eine Filmidee schnell gefunden ist: der Weg zum fertigen Film ist noch weit. „Gemeinsam Medien machen“ kann man bei dem nicht-kommerziellen Verein „SpiriTV“, der im Jahre 1999 gegründet wurde. SpiriTV versteht sich als Anlaufstelle und journalistische Plattform für Medienmacher und Medieninteressierte. Hier kommen unterschiedlichste Interessen und Kompetenzen zusammen, alle mit dem gemeinsamen Ziel, auch individuelle Projekte zu verwirklichen. Getreu dem Motto „Einer für alle und alle für einen“ findet man hier Unterstützung innerhalb einer großen Redaktion.

In erster Linie möchte SpiriTV mit medieninteressierten jungen Leuten Internet-TV gestalten und kommt auf stolze 80 000 Zuschauer im Monat auf der eigenen Homepage oder bei Youtube. Auch „schriftliche Projekte“, etwa in Form einer Filmkritik, finden großen Anklang. Des Weiteren können sich die Mitstreiter in Workshops und Seminaren in verschiedensten Bereichen ausprobieren. Der „Spirit“ des Miteinanders lebt jedoch nicht nur von den gemeinsamen Filmprojekten, sondern auch von Aktivitäten, wie Ausflügen, Partys und Grillabenden. Der Einstieg in die Welt von Redaktion, Kamera, Schnitt, Webdesign, Marketing, PR und Fiktion ist jederzeit neben Studium und Beruf möglich!

Eine Reportage von Fiona April Lorenzen Im Workshop über Kameras, Katastrophen und die Kunst des Moderierens ist es mucksmäuschenstill. Ich schaue gespannt nach vorne auf den Bildschirm, jetzt geht es endlich los. ,,Guten Abend meine Damen und Herren, ich begrüße Sie bei der Tagesschau!" Die Kamera kommt auf die Moderatorin zu. Die Linse fokussiert und die allabendlichen Nachrichten beginnen. Doch wer ist der Mann im Hintergrund? Wohl kaum ein Einspieler. Der Mann versucht sich hinter der Moderatorin her zu schleichen, den Mülleimer unterm Arm. Eindeutig eine TV-Panne! Doch Susanne Daubner bleibt, trotz des Fauxpas, gelassen. Konzentriert geht sie ihrer Arbeit nach und berichtet über die Wahlergebnisse des Landtags. „Der Beruf des Fernsehmoderators ist nicht einfach, dafür aber umso vielseitiger “ erklärt Hardy Hausberg, Referent und auch selbst Moderator. Ich erfahre, dass die Arbeit vor der Kamera und vor dem Mikrofon an den verschie-

So früh wie möglich Ein Bericht von Monique Sühl

Die Medienmacher von morgen sind schon heute im Einsatz. Denn: Es gibt viele Möglichkeiten sehr früh anzuknüpfen und Erfahrungen in diesem Berufsfeld zu sammeln. Ein gutes Beispiel dafür ist combird.de, eine offene Plattform, in der jeder eine Chance bekommt, seinen eigenen Blog zu veröffentlichen. Des Weiteren bietet

combird.de auf der diesjährigen Gamescom eine Jugendredaktion für Mädchen und Jungen im Alter von 14 bis 20 Jahren. Junge medieninteressierte Leute können ihr Moderationstalent bei dem HochschulradioKölncampus ausprobieren. Radiounerfahrene Studenten stellen zunächst das Mensaprogramm vor, um sicherer zu werden, bis sie nachher so weit sind und ein Kollegengespräch live auf Sendung führen können. Die Musikfarbe des Senders entspricht nicht dem Mainstream. Daher lockt er täg-

EIn Stück Journalismus/ Zufriedene Workshopteilnehmerinnen 2012

lich viele Hörer an, und für jeden ist etwas dabei. ,, Durch das Radio wurde ich sicherer im Sprechen und Moderieren ´´, erzählt eine Studentin. Das lockere Sprechen wird ihr und ihren Mitstudenten auch im Laufe ihrer Karriere weiter helfen. Solche und andere Beispiele zeigen, wie man schon früh in die Medienwelt einsteigen kann. Bei den Organisationen können junge Leute praktische Joberfahrungen sammeln – heutzutage ein Muss, um professionelle(r) Journalist/in zu werden.

densten Orten stattfindet. Sei es im Studio, auf der Bühne, auf der Straße, mitten unter Menschen, in der Hauptstadt Berlins oder als Auslandskorrespondent in Washington DC. Washington DC, hört sich gut an! Aber wie werde ich denn nun Moderator? „Ein Erfolgsrezept gibt es da leider nicht“, erklärt Hausberg, „jedoch sind die meisten Moderatoren ausgebildete Journalisten.“ Also auf zur Journalistenschule und das Handwerk lernen. Aber das verschiebe ich lieber auf später. Ein Moderator berichtet über alles, was in der Welt passiert: Merkozy, über Hoch Arno, Sturm Luzi, bis hin zu den Spielerfrauen der Fußballer. Um so gut zu werden wie die Moderatoren im Fernsehen, bedarf es viel Übung: denn wer spricht schon regelmäßig vor einem Millionenpublikum? Ich jedenfalls nicht. Spannend ist der Beruf des Moderators allemal und zudem macht er auch noch Spaß. Doch nun stellt sich die Frage, bin ich überhaupt telegen? Das konnten die Workshop-Teilnehmer vor der Kamera ausprobieren und somit ihre Wirkung auf dem Bildschirm erfahren. Marietta Slomka erscheint auf der Leinwand:

„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!“ , sagt sie, ihren Kugelschreiber in der linken Hand. Und das ist das Ende des Workshops. Schwuppdiwupp ist die Zeit vorbei gegangen und die Teilnehmer schwärmen aus. Nun sind sie die Medienmacher von morgen.

Es muss nicht immer der Stift sein Ein Tipp von Sabrina Schmitz Du bist Student in Köln. Du würdest dich gerne kreativ beim Radio ausleben. Diese Chance hast du beim Kölner Campusradio! Der Sender stellte sich vor auf dem Medienfest.NRW. mit seinem abwechslungsreichen, jungen Programm. Einfach mitmachen!

/koelncampus.com


Juli/Aug.

10 | Startup

Die drei ??? nach der Gründung - „Wat nun?“ Existenzgründungen scheitern häufig an mangelnder Beratung VON SABINE TEICHMANN Ich habe gegründet! Doch was jetzt? Aller Anfang ist wissentlich schwer. Viele Existenzgründer sind häufig schon im ersten Jahr mit ihrem Latein am Ende. Und nicht nur mit dem Latein - das Geld ist knapp, Unternehmensberater sowie guter Rat sind teuer, überhaupt – wie soll es BITTE SCHÖN weiter gehen? Insiderwissen ist gefragt. Doch wo finde ich seriöse Anbieter? Im Internet wird zu Hauf geworben, eine schwierige Auswahl für alle, die sich nicht auskennen. Seconds in Köln hat sich umgehört und auch mit einem Experten gesprochen. Wer seriöse Berater für seine Existenzgründung sucht, kann zum Beispiel bei der KFW-Bank in der Beraterbörse nachschauen. Bei der KFW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau, www.kfw.de) kann ein Existenzgründer einen seriösen Berater finden. Aber auch die Sparkasse Köln Bonn bietet seriöse Beratungen an. Doch letztlich muss jeder selbst wissen, mit wem er zurechtkommt. Ein Berater ist wie ein Arzt des Vertrauens. Seconds in Köln hat den Kölner Unternehmensberater Manfred Busch um Rat gefragt.

Wie lange sind sie als Unternehmensberater tätig? Fasst man alle Beratungszeiten zusammen, so kann ich auf eine fast 30-jährige Tätigkeit zurückblicken. Begonnen habe ich mit der Finanzierungsberatung. Anschließend wurde diese Tätigkeit ergänzt durch Sanierungsberatungen, Belegschaftsinitiativen und Gründungsberatungen. Und wie lang als Gründungsberater? Seit ca. 19 Jahre mache ich auch Gründungsberatungen, die teilweise aus den anderen Beratungstätigkeiten erwachsen sind. Was macht denn ein Gründungsberater, in

welchen Dingen unterstützt er einen Existenzgründer? Gründungsberatung beginnt mit einem ersten kostenlosen Beratungsgespräch. In diesem Gespräch wird eine erste grobe Einschätzung zur Gründungsidee gemacht. Es soll nämlich festgestellt werden, ob die Idee überhaupt einen Markt hat und ob der Gründer zukünftig eine langfristig sichere Existenz aufbauen kann. Hilfen gibt es u.a. bei der Erstellung eines Businessplanes. Mir ist dabei wichtig, dass der Gründer den Plan unter fachkundiger Anleitung selber erstellt. Es ist wichtig, dass der Gründer später auch den eigenen Plan mit Leben erfüllen kann. Ich halte es daher für falsch ja sogar fahrlässig, sich einen Plan schreiben zu lassen. Wie komme ich an den Berater und was kostet mich das? Es gibt verschieden Beraterbörsen im Internet, auf denen man Gründungsberater finden kann. Die wohl bekannteste ist die KfW – Gründerbörse, in der man Berater der verschiedenen Fachrichtungen finden kann. Eine Förderung der Beratungskosten kann auch durch die KfW erfolgen. Hierzu empfehle ich die Lektüre des neuen und aktuellen Merkblattes Gründercoaching der KfW. Lohnt sich heute die Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit überhaupt noch? Ja, auch Gründungen aus der Arbeitslosigkeit lohnen sich heute noch. Voraussetzung ist allerdings eine gute Gründungsidee, ein gutes Konzept und eine konsequente und zielstrebige Umsetzung, also eine unternehmerische Grundhaltung. Zu welchen Gründungen raten Sie eher nicht, bzw. welche Gründungen sind sehr schwierig? Es gibt Brachen oder Gründungsideen, die bereits stark im Markt vertreten sind. Hierzu zählen u.a. Kioske, Imbisse, Handy-läden, Webdesigner und Mediengestalter ohne Qualifikationsnachweis ,

Hausmeisterservice oder reine Nagelstudios. Den Gründern kann man oft nur abraten, eine solche Idee zu realisieren.

Sie geben auch Gründungsseminare, sogenannte Start Ups. Was beinhalten diese Seminare und welchen Nutzen hat der Gründer davon? Parallel zu den Einzelberatungen führen wir auch ergänzende Seminare, z.B. in der Buchführung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Rhetorik, Business-Etikette, Werbung und Vertrieb oder Verkaufsseminare durch, da wir festgestellt haben, dass viele Gründer gerade im kaufmännischen und kommunikativen Bereich Defizite haben. Auch können sich die Gründer in der Gruppe austauschen und anfangen Netzwerke zu bilden. Häufig stehen die Fragezeichen vieler Gründer auf ihre Stirn geschrieben, wenn das Wort Businessplan fällt. Was ist tatsächlich so wichtig an diesem Businessplan? Der Businessplan erfüllt eigentlich viele Funktionen. Zum einen sagt er etwas darüber aus, welchen Umsatz ich unbedingt machen muss, um meine laufenden Kosten (privat und geschäftlich) zahlen zu können. Darüber hinaus ist der Businessplan ein Leitfaden für das unternehmerische Handeln, da man sich in der Erstellungsphase auch mit dem Markt, der Konkurrenz oder den marktüblichen Preisen auseinandersetzt. Um einen guten bankfähigen- Businessplan erstellten zu können, muss man sich mit vielen Facetten des zukünftigen Geschäftslebens auseinandersetzten. Hierdurch wird der Blick für das Wesentliche geschärft. Ein gut erarbeiteter Businessplan hilft Anfängerfehler oder Fehleinschätzungen zu vermeiden. Gibt es ein allgemeines Fazit, dass sie über die Gründer aus den Seminaren sagen können? Viele Gründer kommen zu uns, die ein riesiges Schild vor sich hertragen: I have a

dream. Ich habe den Traum mich selbständig zu machen. Am Ende der Seminare steht oft die Ernüchterung oder die Suche nach Alternativen, die wir auch gerne mit unseren Gründern erarbeiten. Oft bringen Gründer auf Grund ihres beruflichen Werdegangs oder ihrer Ausbildung Fähigkeiten mit, die sie aber nicht oder nur unzureichend nutzen. Hier gilt es, den Gründern Hilfestellungen zu geben, den richtigen Ansatz zur eigenen Existenz zu finden. Es gibt aber auch Gründer, die mit einer bereits sehr weit ausgereiften Gründungsidee kommen. Häufig haben sich diese Gründerinnen und Gründer mit iher Idee bis zur Realisierung über einen längeren Zeitraum auseinandergesetz. In solchen Fällen geht es darum, in vielen Gesprächen die Gründer auf die zukünftigen Aufgaben vorzubereiten, noch vorhandene Schwachstellen aufzuzeigen oder Gründungsfehler vermeiden zu helfen.

Unternehmen langfristig überstehen. Wichtig ist, dass die Gründer sich auch nach der Gründung entsprechend beraten lassen, sei es durch den Steuerberater oder durch einen begleitenden Unternehmensberater. Unternehmensberatung muss nicht immer teuer sein. Hierzu gibt es auch Förderungen durch die öffentliche Hand, die Beratungsleistung bei entsprechender Voraussetzung bis zu 90 % der Kosten erstatten.

Wie sieht der Standort Köln für Gründer aus? Der Standort bietet gute Voraussetzungen für Existenzgründer, da durch die Branchenvielfalt viele Möglichkeiten gegeben sind, in Nischen zu arbeiten. Ich habe in den vergangenen Jahren schon mehrfach hier in Köln Unternehmensgründungen begleitet, die genau auf diese Nischen gesetzt haben und sich so auch erfolgreich am Markt durchgesetzt haben.

Was sind die häufigsten Fehler von Existenzgründern? Ungeduld, zu schnelle Realisierung der Geschäftsidee, mangelnde Kenntnis über Markt, Zielgruppe der Marktbedingungen. Manchmal ist auch feststellbar, dass Gründer bereits gegründet haben, ohne die notwendigen finanziellen Absicherungen, zum Beispiel Gespräche mit den Banken, geklärt zu haben. Können Sie sagen, dass sich das Gründerverhalten im Laufe der Jahre verändert hat? Ja, nach meiner Auffassung ist Gründen schwieriger geworden. Es bedarf einer guten Vorbereitung, vieler vorbereitender Gespräche und einer fachkundigen Begleitung. Können Sie sagen, wie viele Gründer es tatsächlich schaffen? Ein Prozentsatz lässt sich hier nur schwer ermitteln. Es gibt Statistiken, die besagen, dass nur ca. 45 – 50 % der gegründeten

GF Dipl. oec. Manfred Busch Projekt Consult Unternehmensberatungs GmbH www.pcu-kr.de

Sabine Teichmann Redaktion Seconds in Köln

Erfrischender Saft aus der KoKokusnuss VON MERLE ULLRICH Cosima Shiva Hagen benutzt es in ihrer Cocktailbar in Hamburg. Udo Waltz trinkt es, weil es ihm schmeckt. Die Stars in Hollywood und im Musikgeschäft haben das Wasser der jungen Kokosnuss schon längst für sich entdeckt. Jetzt wollen drei Jungs aus Köln die gesunde Erfrischung auch in Deutschland bekannt machen.

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ie junge Kokosnuss hat kaum Ähnlichkeit mit dem, was wir hier in Deutschland kaufen können. Sie wird nach etwa sechs bis neun Monaten geerntet und hat noch eine grüne, fleischige Schale. Die Fasern der getrockneten Schale (Kopra) können zu Kokosmatten verarbeitet oder als Brennmaterial benutzt werden. Die braune, haarige Kokosnuss wie wir sie in Deutschland kennen, reift über ein Jahr, also viel länger. „Je älter die Kokosnuss ist, desto mehr Wasser wird in Fleisch umgewandelt“, erklärt Jörg Schafhausen, der das Kokoswasser mittlerweile erfolgreich europaweit mit seinen Partnern vertreibt. indi coco heißt das neue Lifestyle Getränk, das die Jungunternehmer auf dem deut-

schen Markt etablieren möchten. Der Geschmack lässt sich nur schwer beschreiben. Es schmeckt leicht süß, irgendwie neutral, dennoch nicht wie Wasser. Es hat einen gewissen Eigengeschmack. Von europäischen Gaumen lässt sich dieser aber nicht wirklich einordnen, denn erstaunlicherweise schmeckt es nicht nach Kokos. „Wenn man das Getränk noch nie zuvor getrunken hat, schmeckt es ein wenig gewöhnungsbedürftig“, berichtet Schafhausen, „aber Leute, die junge Kokosnüsse kennen, sind erstaunt und sagen, dass unser Produkt wie frisches Kokoswasser schmeckt.“ In der Tat, wer schon einmal die leicht milchige Flüssigkeit frisch aus der noch grünen Kokosnuss getrunken hat, erkennt den Geschmack sofort wieder. „Ja, schmeckt wie es kelapa muda“, sagt Carla Ullrich, die mehrere Jahre in Indonesien gelebt hat. Kelapa muda bedeutet „junge Kokosnuss“. In Indonesien kann man die jungen, frisch geernteten Nüsse, die etwa so groß wie ein Fußball sind, an Straßenständen kaufen. Mit einer Machete wird eine Öffnung in die Schale geschlagen, mit Eis aufgefüllt, und mit einem Strohhalm direkt aus der Kokosnuss getrunken. Das

Besondere an dem Wasser der jungen Kokosnuss ist seine Reichhaltigkeit. „Kokosnüsse treiben oft jahrelang im Meer, bis sie endlich an Land gespült werden und Wurzeln schlagen“, sagt Schafhausen. „Damit sie diese lange Zeit überstehen können, sind sie voller Nährstoffe.“ Viele Vitamine und vor allem Kalium soll die Flüssigkeit enthalten, dafür kein Fett. Es ist ein isotonisches Getränk, das rehydrierend wirkt.

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ie Idee, das Wasser auch in Deutschland zu vermarkten, kam Schafhausen beim Kaffeetrinken mit seinem indischen Nachbarn. Zuvor hatte er einen Artikel über den Boom des erfrischenden Getränks in Hollywood gelesen. „Kokoswasser in Deutschland verkaufen, das müsste man machen!“ sagte Schafhausen zu seinem Bekannten. Der gebürtige Inder kannte das Getränk bereits aus seiner Heimat und so war die Idee zur Unternehmensgründung geboren. Zusammen mit einem dritten Partner bestellten sie sich Kostproben aller Kokoswasserproduzenten, die sie finden konnten. Dann führten sie eine Blindverkostung durch und wählten schlicht und ergreifend das Wasser aus, das ihnen am besten geschmeckt hatte. Die Entscheidung fiel auf einen Hersteller aus Südostasien. Die Jungunternehmer reisten schließlich selbst zu dem Produzenten,

um sich das Abfüllverfahren vor Ort anzuschauen und um zu gewährleisten, dass die Anforderungen den hohen deutschen Standards genügen. Das Kokoswasser wird ohne Kontakt mit Luft entnommen und nach intensiver Filterung zur Haltbarmachung kurz erhitzt. Danach kann es abgefüllt werden und ist ohne jegliche Zusatzstoffe ein Jahr haltbar. „Das Kokoswasser kommt nicht in Kontakt mit Luft und Licht, sonst würde es seinen Geschmack verlieren“, erklärt Schafhausen.

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ast eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis er und seine Partner vor dem ersten Container mit ihrem Produkt standen. Ursprünglich wollten sie alles selbst machen, doch die eigenen Versuche einen Namen und ein Design für die Verpackung zu kreieren, waren wenig erfolgreich. So entschieden sie sich schließlich dafür, eine Werbeagentur zu engagieren. Doch selbst danach gab es noch viele Hürden. Alle drei Partner haben einen festen Job, um indi coco kümmern sie sich nebenbei. Für Promotion-Aktionen, die während ihrer Arbeitszeit stattfanden, haben die drei ihre Frauen eingespannt. indi coco ist so zu einem Familienprojekt geworden. Die Gründer sind überzeugt: „Wenn sich in Deutschland erst einmal herumgesprochen hat, wie positiv Kokoswasser wirkt, dann wird indi coco ein voller Erfolg. Denn wenig Kalorien, dafür

umso mehr natürliche Inhaltsstoffe machen Kokoswasser zu einem echten Naturtalent.“ In Köln kann man das neue Lifestyle-Getränk unter anderem bei REWE Richrath, Edeka Romano, Supersalad, Oshos Place und im Neptunbad kaufen. Schafhausen beschreibt ein unvergessliches Erlebnis, als er sein indi coco bei Oshos im Kühlregal stehen sah: „Ein Kunde kam vorbei und nahm sich wie selbstverständlich ein Päckchen davon aus dem Regal, setzte sich an einen Tisch und trank. Als ich das sah, hatte ich fast Tränen in den Augen.“


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in Deutz Ausstellung August Sander Kurzfilmnacht Wer steckt hinter dem zweiten FilmAugust Sander: Fotograf der Seele und Chronist eines Zeitalters Von Peter Köster Blick in die Photografische Sammlung und das August Sander Archiv - Ein einzigartiges Werk in der Geschichte der Fotografie Rheinlandschaften nehmen im Oeuvre des Kölner Fotografen August Sander (18761964) neben seinem umfangreichen Portraitwerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ eine zentrale Rolle ein. Als unaufdringlicher Portraitfotograf, der bereits zu Beginn seiner Karriere wusste, was er von seinen Sujets erwartete, wurde der in Herdorf an der Heller (Siegerland) geborene August Sander zum Fotografen der Seele und zum Chronisten eines Zeitalters. Er war zugleich ein sorgfältiger Arbeiter und unermüdlicher Künstler, der die deutsche Bevölkerung nach ihrer Niederlage (verlorener 1. Weltkrieg) im Jahr 1918 porträtierte, als sie Passfotos für die von den Besatzungsmächten geforderten Personalausweise benötigte. 1929 hatte er Menschen aus allen sozialen Schichten und mit den verschiedensten Charakteren fotografiert.

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ander entwickelte einen persönlichen Stil, geprägt von packenden Fotografien deutscher Menschen jeglicher sozialer Stellung und mit den verschiedensten Berufen, und schuf so ein in der Geschichte der Fotografie bisher einzigartiges Werk. Er geriet zusehends unter den Einfluss der modernen Kunst und ihrer lautstarken intellektuellen Verfechter, mit denen er sich in Köln anfreundete. Dazu zählte nicht zuletzt der Zeichner Franz M. Jansen. Das August Macke-Haus in Bonn hatte unlängst beide Künstler in einer gemeinsamen Ausstellung präsentiert. Titel: „Rheinlandschaften im Dialog“.

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ie Fotografien von August Sander mit ihrer überwältigenden Klarheit und Ausdruckskraft stellen ein außergewöhnliches menschliches Dokument dar. Dies der Nachwelt zu bewahren, lautet das Credo der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur mit Sitz Im

Mediapark 7 in Köln. Vor 20 Jahren erwarb diese Einrichtung das umfangreiche Sander-Archiv und legte damit den Grundstein für die heute aktiv ins regionale, nationale und internationale Kulturleben eingebundene Photografische Sammlung. Das August-Sander Archiv umfasst rund 11.000 originale Negative, inzwischen rund 5.500 Originalabzüge, Sanders private Bibliothek und Korrespondenz sowie einiges an technischer Ausrüstung und Mobiliar. Dieser Kernbestand bot die Basis für die weiteren Sammlungs- und Ausstellungsaktivitäten rund um die konzeptionell- dokumentarisch ausgerichtete Fotografie. Neben zahlreichen hauseigenen Präsentationen konnte das Werk von August Sander auch in vielen auswärtigen Institutionen vorgestellt werden. Darüber hinaus sind eine Vielzahl von Publikationen zu Sanders Werk erschienen, die ausgehend von den im August Sander-Archiv vorliegenden Materialien in der Photografischen Sammlung /SK Stiftung Kultur erarbeitet wurden. Mit der Präsentation des Konvoluts verbindet diese Sammlung die Möglichkeit, einen für die deutsche Geschichte der Fotografie wichtigen Werkkorpus aufzuarbeiten und langfristig zu sichern. Im Sammlungsbestand reiht er sich nun ein zwischen weiteren namhaften Positionen dokumentarisch orientierter Fotografie wie Bernd und Hilla Becher, Boris Becker, Joachim Brohm, Ruth Hallensleben, Horst Lang, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Albert Renger-Patzsch, Tata Ronkholz, Petra Wittmar und nicht zuletzt August Sander, dessen umfangreiches Archiv samt aller von ihm behandelten Bildthemen für die institutionelle Arbeit einen zentralen Ausgangspunkt darstellt.

I

n den beiden Ausstellungskabinetten stellt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur ausgewählte Neuerwerbungen zum Werk von August Sander (1876–1964) vor. Diese konnten über die Jahre sowohl aus eigenen Mitteln als auch mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse KölnBonn und der Gesellschaft zur Förderung der Photo-

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u den Exponaten zählen einige wichtige Aufnahmen aus dem Projekt ‚Menschen des 20. Jahrhunderts’, die für die Sammlung gesichert werden konnten. Hierzu zählt ein 1926 entstandenes Portrait von Dettmar Heinrich Sarnetzki, das Sander bereits 1929 in seine Publikation ‚Antlitz der Zeit’ aufgenommen hatte. Die Jahrzehnte währende Freundschaft zwischen beiden und die Wertschätzung, die beide einander entgegenbrachten, spiegeln ein weiteres Portrait von 1953 sowie eine Ausschnittvergrößerung der Hände Sarnetzkis mit einer von August Sander darunter montierten Schriftprobe des Schriftstellers. Dass es sich bei den Aufnahmen aus dem Werkkomplex der‚ Menschen des 20. Jahrhunderts’ sehr häufig ursprünglich um Auftragsarbeiten gehandelt hat, wird anhand von Abzügen deutlich, die auf Atelierkartons aufgezogen, oft auch von Sander fertig gerahmt an die Auftraggeber verkauft wurden. Hierzu zählt beispielsweise ein aus Familienbesitz erworbenes Portrait von Lina und Hedwig Scharfenstein, das als Proletariermutter von Sander neu vergrößert ins Projekt einbezogen wurde. Ausstellung: Blick in die Sammlung August Sander – New Arrivals Noch bis 12. August 2012 Die Photographische Sammlung/ SK Stiftung Kultur - Im Mediapark 7 50670 Köln Tel: 0221-88895 300 E-Mail: photographie@sk-kultur.de www.photographie-sk-kultur.de

Start up - Einzigartig und wirklich neu Mister Free Zuckerfreies Naturgetränk Mit Mister Free ist seit einigen Wochen das „1. zuckerfreie Naturgetränk“ in Teilen Deutschlands erhältlich. Es basiert auf natürlichen Inhaltsstoffen und im Gegensatz zu anderen Getränken, die sowohl mit Stevia als auch mit Zucker gesüßt werden, verwendet Mister Free nur Stevia zum Süßen. so dass auf Zucker gänzlich verzichtet wurde. Auch auf natürlichen Inhaltsstoffen basierende Getränke wurden bis dato mit Zucker, Fruchtzucker oder Agavesirup gesüßt und waren dementsprechend kalorienhaltig. „Mit Mister Free bieten wir allen, die sich natürlich und zuckerfrei ernähren möchten, erstmals die Möglichkeit dazu. Für aktive, körperbewusste Menschen ist Mister Free der ideale Durstlöscher bei nur 2 bzw. 4 Kalorien pro 250ml-Flasche“, so Chris Landmann, Geschäftsführer der Mister Free GmbH. Mister Free wird mit dem Ex-

trakt aus Stevia rebaudiana („Süßkraut“) gesüßt. Er hat keine Kalorien und verursacht keine Karies. Stevia kommt bereits in zahlreichen Ländern weltweit zum Einsatz; in Korea macht Stevia ca. 40% des Marktes für Zuckerersatzstoffe aus. Auch in den USA, Australien und der

festival im Rechtsrheinischen?

graphischen Sammlung der SK Stiftung Kultur, Köln e.V. angekauft werden. Darüber hinaus zählen Dauerleihgaben und großzügige Schenkungen zur Präsentation.Die Ausstellung zeigt Bekanntes und Unbekanntes und gibt einen Einblick in die sich kontinuierlich vergrößernde Kollektion der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur.

Schweiz sind bereits seit Jahren Naturgetränke auf Stevia-Basis im Handel. Mister Free ist in den Geschmacksrichtungen Waldbeere-Kokos und CitrusMinze verfügbar. www.misterfree.net www.facebook.com/misterfreedrink

In unserer Juni-Ausgabe haben wir sie bereits angekündigt – die zweite Deutzer Kurzfilmnacht am 29. Juni, veranstaltet von dem engagierten Verein deutzkultur e.V. Die Redaktion von „seconds“ war begeistert von der fast dreistündigen Filmnacht, zumal im rechtsrheinischen Gebiet der Millionenstadt Köln ein Kino gänzlich fehlt und die wenigen Filmangebote recht überschaubar sind. Um das Projekt zu unterstützen, stellte sie sich als Sponsor zur Verfügung. Doch da zu einer Filmpräsentation mehr gehört als die Idee, wollen wir an dieser Stelle einmal beleuchten, wer eigentlich hinter dem Projekt steckt: Kurator und Kopf der Jury ist Thure Röttger, ein in der Eifel geborener und glücklicherweise in Köln gestrandeter Ostfriese, Teetrinker, Illustrator, Trickfilmer und Student an der Ecosign-Akademie für Gestaltung. Die vier anderen Jury-Mitglieder sind der Gestaltung und dem Film ähnlich zugewandt: Kerstin Neuwirth, geborene Österreicherin aus Wolfsburg, studierte Kunstgeschichte und Romanistik in Wien und ist seit 2008 Studentin an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Bojan Sarenac, gebürtiger Jugoslawe, studierte Medienwissenschaften an der Universität zu Köln und beschäftigte sich als Studienschwerpunkt mit Filmwissenschaft. Anna Schwingenschuh, ebenfalls geborene Österreicherin aus Graz, studierte nach einer Fotografie-Ausbildung

bis 2005 an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Seitdem hat sie bereits die beiden Kurzspielfilme “Mindestens haltbar” und “Der Herzerlfresser” produziert und weitere werden folgen. Die vier Kurzfilmnacht- gestalter waren bereits im vergangenen Jahr nicht nur als Juroren von „Screen for Shorts“, sondern auch aktiv an der Gestaltung der ersten Deutzer Kurzfilmnacht beteiligt. Michael Marks, 2012 zum ersten Male als Juror dabei, kommt aus Esslingen im Schwabenland und arbeitet heute als Illustrator und Trickfilmer in Köln für TV und Kino. Letztendlich waren es 600 Filme, aus denen die Jury nunmehr 24 internationale Filme ausgewählt hat, die den Abend in drei Blöcken à 45 Minuten mit Leben füllen werden. Bei dieser Jury können wir von einer humorvollen, kritischen und qualitativ hochwertigen Filmauswahl ausgehen. Eigens für das Festival hat Kerstin Neuwirth einen Einspieler auf 16 Millimeter hergestellt. Die Redaktion von „seconds“ freut sich mit dem Deutzer Publikum auf einen unvergesslichen und erlebnisreichen Kurzfilm-Kinoabend und heißt alle, die an diesem Abend dabei sind, herzlich willkommen. /nd Screen for Shorts Gebäude 9 Kalk-Mühlheimer Straße am 29 Juni 2012, 20 uhr

Sommergäste im Theater im Bauturm Damit es begeisterten Theaterbesuchern in der Sommerpause nicht langweilig wird, veranstaltet das Theater im Bauturm im August wieder die beliebte Reihe Sommergäste. Vom PuppenspielFiguren-Kabarett-Theater über thekenphilosophisches Kabarett bis hin zu einem hypnotisierenden Flamenco-Konzert ist alles dabei. Nicht zu vergessen ein Lachtränen versprechendes „Best of“ des Maskentheaters Habbe und Meik und das Soloprogramm Boris

Bronski von Meik alias Michael Aufenfehn. Zum Abschluss gibt es noch die Köln-Premiere „Allerdings, Allerdongs“, ein Stück über das Hirn und das, was sich ein Hirn unter einem Hirn vorstellt. SommerGäste-Einheitspreis im Vorverkauf und an der Abendkasse: Normal 16,- € , erm. 13,- € Kartentelefon: 0221 - 52 42 42 Programm unter www.theater-im-bauturm.de

Viel Theater 1.7. + 4.7. 2012 | Schauspiel Köln | Schultheaterwoche im Alten Pfandhaus und in der Halle Kalk 29./ 30.06 + 05./07.07 Fremd ist der Fremde nur in der Fremde | K. Valentin | Theater im Bauturm 01.08 + 03.08 Erfolg für Alle! |Humor, Poesie, Chanson - Sebastian Lohse & die feine Gesellschaft | Theater im Bauturm 13.07.2012 PREMIERE |20.00 Uhr | JETZTJÄGER Frei nach Demian von Hermann Hesse |Bühne der Kulturen 02./03.07.2012| Verschiedene Uhrzeiten | Patrick anderthalb | Adoptionskomödie von Michael Druker - Comedia Theater

29.7/ 19.08.2012 | Verschiedene Tage | Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt) | Theater der Keller 13.07. /12.8.2012 | Verschiedene Tage |20:15 Uhr Stephan Masurs Varietéspektakel 2012 Le Voyage ZwischenWelten | Senftöpchen Theater 12.07.2012 | 20:00 | Der Geizige | Zum letzten Mal! | Theater der Keller 22./24.7.+ 27./ 28.7.2012 | 20 Uhr | Der Mann, der sich nicht traut | Theater am Dom 25.07.2012 | 20.00 Uhr | Mein Weißer und ich. Originalfassung auf Französisch/Mit deutscher Untertitelung. In Kooperation mit FilmInitiativ Köln e.V. Bühne der Kulturen

18./ 21.7.2012| 20.00 Uhr | SOMMERKÖNIG spielt 30./31.08.2012 | 20 Uhr | Theater TKO Köln und Sturm | Comedia Theater Skopje Dance Theater "Der Mann im Flur" | Kulturbunker Mülheim 01./ 08.07.2012 | Verschiedene Uhrzeiten|I am 04.08 - 26.08.2012 | Verschiedene Tage | 18 Uhr angry because I understand, not because I don't |Traumfrau, verzweifelt gesucht | (UA) | Projekt der Klasse Bleibtreu | Theater am Sachsenring Theater der Keller


Juli/Aug.

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Von der Nachricht zur Zeitung Geschichte des ältesten Massenmediums der Welt

Andrew Baines ©

Chronist wird zum Laudator - Würdigung des eigenen Mediums – Facettenreicher Stoff für spannende Präsentationen Von Peter Köster KÖLN/MAINZ. Die rasante Entwicklung der technischen Kommunikationsmedien hat unser Jahrhundert entscheidend mitgeprägt. Weltweite Nachrichtenverbindungen, Telefon-, Telegrafen- und Fernschreibnetze, Überseekabel und Nachrichtensatelliten, Hörfunk und Fernsehübertragungen haben die Kommunikation – zumindest mengenmäßig – in hohem Maße verstärkt und weiträumiges Handeln und Einflussnehmen ermöglicht. Neue Nachrichtentechniken haben den Aufbau autoritärer und totalitärer Staatsysteme begünstigt, aber auch das gemeinsame demokratische Handeln von Bürgern oder die Kontrolle und Arbeit von Volksvertretern. Neue Nachrichtensysteme haben die Kriegsführung erleichtert – manchmal auch die kritische Berichterstattung darüber. Beispiele dafür sind der Vietnam-Krieg, der Falkland-Krieg, Irak-Krieg, Afghanistan. Die Liste ließe sich noch beliebig erweitern.

Fuggerzeitungen Schon vor der Entstehung der Zeitung (Presse) gab es ab dem 16. Jahrhundert geschriebene Zeitungen, das heißt, handschriftlich notierte Neuigkeiten, die meist als Anhang zu Privat- und Geschäftsbriefen ausgetauscht wurden. Am bekanntesten sind die Fuggerzeitungen aus den Jahren 1568 bis 1605. Dabei handelte es sich um eine Sammlung von handschriftlichen Nachrichten („Zeitungen“), die das Augsburger Handelshaus Fugger aus seiner Korrespondenz und anderen Quellen zusammenstellen ließ. Im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts bildete sich in Europa eine neue Gattung periodischer Publizistik heraus: die Zeitung. Ihre Merkmale sind: Publizität (Öffentlichkeit, allgemeine Zugänglichkeit), Aktualität (Gegenwartsbezogenheit, Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart), Universalität (Allseitigkeit: kein Thema wird ausgeschlossen) und Periodizität (regelmäßige Wiederkehr). Ihre Erscheinungsweise war zunächst wöchentlich, da sie vom Verkehrsplan der Reit- und Fahrposten abhängig war, die das Nachrichtenmaterial beförderten.

schien, so wie die heute üblichen Tageszeitungen. Die schwedische Zeitung „Post-och Inrikes Tidningar“ ist die heute älteste noch erscheinende Zeitung der Welt. Im Jahre 1702 erschien in London der „Daily Courant“, eine Tageszeitung, die die Aufgabe eines Veranstaltungskalenders inne hatte. Das Zeitungsblatt übernahm damals die Funktionen des Veranstaltungskalenders der Großstadt. Im Jahre 1650, zwei Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges, gab der Leipziger Drucker und Buchhändler Timotheus Ritzsch eine Tageszeitung heraus. Ritzsch druckte und vertrieb bereits seit 1643 in Leipzig eine „Wöchentliche Zeitung“, die vier Mal in der Woche erschien. Diese war damit aber noch keine Tageszeitung im heutigen Sinne. Diesen Sprung vollzog Ritzsch, indem er sein Blatt, das er nunmehr „Einkommende Zeitungen“ nannte, ab 1650 sechs Mal in der Woche erscheinen ließ. Jede Ausgabe hatte vier Seiten im Format von cirka 13,5 mal 17 Zentimetern. Die damalige Auflage dürfte nicht mehr als 200 Exemplare betragen haben. Gesetzt waren die „Einkommenden Zeitungen“ in Metall-Lettern, gedruckt wurden sie auf einer hölzernen Druckerpresse von Hand.

200 Exemplare Werte und Normen Die Leistungen von technischen Kommunikationsmedien hängen ganz entscheidend von ihrer organisatorischen und inhaltlichen Gestaltung ab. Von den selbstgewählten oder von außen auferlegten Zielsetzungen, von den Werten und Normen auch ihrer Nutzer. Jede Gesellschaft hat die ihr eigenen Medien – und auch den ihr eigenen Journalismus. Dieser – und darum soll es in diesem Report gehen, zielt in erster Linie auf die veröffentlichte Meinung ab. In diesem Fall via Printmedium, Zeitung, die allen Unkenrufen zum Trotz, auch in einem Zeitalter, das weitgehend vom Internet und modernsten Übertragungsmitteln bestimmt ist, ihren Platz behauptet. Die Zeitung lebt und das ist gut so. Und schon wären wir mittendrin in der Würdigung eines Mediums, das nun über 400 Jahre existiert, und das bis auf den heutigen Tag nichts an Attraktivität und Aufmerksamkeit eingebüßt hat. Okay von einigen „sogenannten Publikationen“ einmal abgesehen. Aber um die geht es auch nicht. Der Chronist, Zeitungsmann alter Prägung, schlüpft in die Rolle des Laudators.

Johannes Gutenberg Im Jahre 1605 wurde die erste Zeitung der Welt in Straßburg veröffentlicht. Der Nachrichtenhändler Johann Carolus aus Straßburg entschloss sich dazu, seine Abhandlungen zum politischen Geschehen im wöchentlichen Abstand drucken zu lassen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kamen Einblattdrucke auf, mit Holzschnitten dekorierte bedruckte Zettel. Neben diesen historischen Flyern etablierten sich auch Flugschriften, die sich um fundierte Nachrichten und Objektivität bemühten. Im Jahr 1650 wurde in Leipzig zum ersten Mal eine Zeitung veröffentlicht, die sechs Mal die Woche er-

Die Zeitung selbst hätte es aber wahrscheinlich nie gegeben, wäre da nicht ein gewisser Herr namens Johannes Gutenberg gewesen. Seine Erfindung des Buchdrucks – durch ihn entstand auch die berühmte Gutenberg-Bibel - machte die Entstehung der Zeitung überhaupt erst möglich. Gutenbergs entwickelte Technik (sie wird u.a. im Gutenberg-Museum Mainz beschrieben) gestattete es, Texte einmal mit Bleilettern zu setzten und anschließend ohne große Mühe immer wieder zu drucken. Dies passierte meist in einer großen Geschwindigkeit.

Nur dies ermöglichte große Auflagen, welche ganze Städte und Landstriche mit aktuellen Informationen versorgen konnten. Mit dem von Gutenberg erfundenen Druckverfahren ließen sich erstmals Ideen und Erfahrungen durch mechanische Vervielfältigung beliebig oft zu Papier bringen und über große Distanzen hinweg einem stetig wachsenden Publikum vermitteln. Die Erfindung des Druckens mit metallischen Lettern kann also dank Gutenberg als eines der bedeutendsten Ereignisse der Weltgeschichte betrachtet werden. Gutenberg darf also zu Recht als „Vater der Medienrevolution“ betrachtet werden. Sein Einfluss auf die politische, gesellschaftliche und technisch-wirtschaftliche Entwicklung aller Kulturnationen dieser Erde ist immens. Beliebige Nachricht Wie erwähnt, beschrieb der Begriff „Zeitung“ ursprünglich kein gedrucktes Medium, sondern eine neue, beliebige Nachricht. Allerdings bekam dieser Begriff zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert die heute bekannte Bedeutung. Mittlerweile ergänzen viele Zeitungen ihre Nachrichten selbst auf ihrer persönlichen Internetpräsenz und lenken so doch die Aufmerksamkeit auf sich. Trotz der Rückschläge, die die Zeitung im Laufe der Jahre erleiden musste, ist sie heute noch das beliebteste Medium in puncto Information in gedruckter Form. Mehr als drei Dekaden lang hielt die Zeitung das Monopol, wenn es um aktuelle Geschehnisse und Nachrichten ging. Meist wurde über wichtige Dinge rund um den Staat berichtet. Die Zeitung hielt die Menschen über die wichtigsten Informationen auf dem Laufenden. Da weder das Radio noch das Fernsehen erfunden waren, hatte die Zeitung eine enorm wichtige Rolle. Ausgaben verschiedener

Deutscher Verlage erschienen teilweise bis zu viermal am Tag, um die Leser immer auf den neusten Stand zu bringen: Morgenausgabe, Mittagsausgabe, Abendausgabe, Nachtausgabe. Die reiche Zeitungskultur der Zwanziger Jahre wurde neben den Neuen Medien „Radio“ und „Fernsehen“ in Deutschland auch durch spätere Konzentrationsprozesse (Hugenberg-Konzern) geprägt. Sie besaß bis zum Aufkommen von Rundfunk und Fernsehen weit über drei Jahrhunderte das Monopol, über alle aktuellen Geschehnisse und Entwicklungen in Staat und Gesellschaft zuerst zu informieren. Somit hat die Zeitung das Weltbild von Generationen nachhaltig beeinflusst. Dabei hat sie das Ideengut der Aufklärung und der Demokratie verbreitet, sich aber auch von Despoten und Diktaturen in den Dienst nehmen lassen. Die Hochzeit der Zeitungen schien vorbei zu sein als die neuen Medien, Fernsehen und Radio, aufkamen und eine informative Funktion hatten. Seit Mitte der 1990er Jahre ergänzen viele Zeitungsverlage ihre gedruckten Ausgaben durch Internet-Präsenzen, die aber, das zeigt auch das Second Magazine, ihre aufmerksamen Leserinnen und Leser sucht und findet. Bis heute hat die Zeitung ihren Rang als beliebtester Lesestoff behauptet. Mit ihren Stärken, aber auch Schwächen, bietet sie facettenreichen Stoff für spannende Präsentationen.

Ausflugstipp für Freunde des gedruckten Worts: Im Zentrum der Altstadt von Mainz, liegt das Gutenberg-Museum. Es ist eines der ältesten Druckmuseen und ein Zentrum für Touristen und Fachleute aus aller Welt. Im Jahr 1900, zum 500. Geburtstag Johannes Gutenbergs, wurde das Museum von Mainzer Bürgern gegründet. Gutenberg-Museum Mainz Liebfrauenplatz 5 -55116 Mainz Tel.: 06131/12-25 03 / 12-26 44 gutenberg-museum@stadt.mainz.de Di – Sa. 9 - 17 Uhr, So. 11 - 17 Uhr. Mo./gesetzl. Feiertage geschlossen Eintritt: Erw. 5 € / Kinder 2 €

Foto © Camstock/ N.Y.


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Biolance | 13 Von stolzen Eschen und wissbegierigen Entdeckern

GutMarkiert ins neue Schuljahr! Namensaufkleber, Bügeletiketten und Textilaufkleber als Set mit 30% Rabatt Die personalisierten Namensaufkleber und Bügeletiketten von Gutmarkiert sind sowohl bei Kindern als auch ihren Eltern, Lehrern und Erziehern sehr beliebt. Die Etiketten können Kindern dabei helfen, ihre eigenen Sachen leichter wiederzuerkennen. Da man neben dem Namen auch eines der fröhlichen Symbole wählen kann, gelingt dies auch schon Kindern, die noch nicht lesen können. Viele Eltern erhielten die bereits verloren geglaubten Pullis, Jacken, Turnschuhe, Stofftiere oder Schulsachen ihrer Kinder zurück, da sie mit Namen und eventuell einer Adresse oder Telefonnummer markiert waren. Auch Schulen, Kindergärten und Sportvereine sind froh, wenn sich Fundsachen so leicht dem Eigentümer zuordnen lassen. Die Namensetiketten sind als Aufkleber und Bügeletiketten erhältlich. Die Aufkleber sind für die Spülmaschine und Mikrowelle geeignet und die Bügeletiketten und Textilaufkleber halten auch gut in Waschmaschine und Trockner. Pünktlich zum Schulanfang gibt es bei Gutmarkiert praktische Kombiangebote. Alle wichtigen und besonders nützlichen Etiketten für Schule und Kindergarten zusammen in einem einzigen Set zum Aktionspreis bestellen. Darin enthalten sind z. B. kleine Aufkleber, Mini-Aufkleber, Bügeletiketten, Textilaufkleber, Schuh-Etiketten und ein Taschenanhänger. Markieren Sie damit z. B. Frühstücksdose, Trinkflasche, Hefte, Bücher, Federmäppchen, Stifte, Füller, Farbkasten, Turnsachen, Jacke u.v.m. Auch ein praktisches Geschenk für die Schultüte! Wegen der guten Qualität und einfachen Anwendung bereits seit Jahren von Schulen und Kindergärten empfohlen.

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NaturGut Ophoven macht Umweltbildung zum Erlebnis Heute zieht es mich nach leverkusen. um genau zu sein, zum NaturGut ophoven, einer interaktiven Erlebnisstätte für Kinder zum Thema Energie und umwelt. Aber auch für Erwachsene gibt es dort einiges zu entdecken. Nicht nur das sechs Hektar große, naturnah gestaltete Gelände lädt zum Verweilen und Staunen ein, auch der unmittelbar an das NaturGut angrenzende obstwanderweg lockt zum Wandern. Ursula Heinrichs empfängt mich im Hof des NaturGuts. Vom Außengelände schallen Kinderlachen und vereinzelte Rufe von Vögeln herüber. Auch leises Zirpen dringt an mein Ohr. Ursula Heinrichs, von Beruf Lehrerin und nunmehr im Vorstand der Einrichtung tätig, erklärt mir, dass täglich mehrere Schulklassen, aber auch Kindergärten das NaturGut besuchen. Es gliedert sich in drei thematisch eigenständige Bereiche: das Kinder- und Jugendmuseum EnergieStadt, die Burg Ophoven (das älteste nicht-kirchliche Gebäude der Stadt Leverkusen) und das weitläufige Außengelände. Und dort gibt es einiges zu entdecken, was die Augen fesselt, die Nase erfreut und den Mund zu einem staunend geformten „Oh“

werden lässt. Neben Blumenwiesen und Baumbestand, Teichen und einem Vogelbeobachtungshaus gibt es auch ein Insektenwohnhaus und eine Kräuterspirale zu bestaunen. Auch der „Weg der Sinne“ und das „Theater im Grünen“ wollen entdeckt werden. Von Ursula Heinrichs erfahre ich nicht nur, dass die Seeleute früher Scharbockskraut auf ihren mitunter langen Reisen mitführten, um sich mit dem enthaltenen Vitamin C vor dem gefürchteten Skorbut zu schützen. Auch um die Esche rankt sich eine mystische Geschichte: Demnach suchte der Teufel einst die Erde auf, um sich vor allen Lebewesen Respekt zu verschaffen. Beginnen wollte er dabei mit den Bäumen, die stolz in den Himmel emporragten. Die Bäume erstarrten vor Furcht, und alle, seien es Buche, Ahorn oder Weide, verneigten sich in Demut vor dem Teufel. Nicht so die Esche. Das versetzte den Teufel in eine solche Wut, dass er seinen feurigen Atem nach ihr spie und die Esche bald lichterloh in Flammen stand. Ihre Blätter verbrannten, und die Knospen wurden schwarz vor Ruß. Die Esche aber blieb stolz aufgerichtet. Zu ihrem Glück blieben die kleinen Blätter und Triebe in den Knospen unversehrt und konnten im darauffolgenden Jahr

Zeitung versus App Ich behaupte von mir selbst, dass ich die Letzte wäre, die sich den Errungenschaften moderner Technik verweigern würde. Deshalb vergeht bei mir kein Tag ohne häufige Internetnutzung, sei es zur Nachrichtenbeschaffung, Pflege sozialer Kontakte oder einfach nur zur Zerstreuung. Auch mein Smartphone möchte ich nicht mehr missen. Wenn ich wieder einmal völlig verspätet das Haus verlasse, um irgendwo einen Arzttermin wahrzunehmen, hat mich dieses kleine Wunderding schon mehrfach davor bewahrt, verspätet anzukommen. Lästiges Stehen vor Fahrplanaushängen und verzweifeltes Umherirren von Bahnsteig A zu Bahnsteig Z entfallen. Aber wenn ich dann erst einmal sitze, sei es im Verkehrsmittel meiner Wahl, zu Hause auf der Couch, in der Mittagspause im Büro, im Sommer im Park oder in einem gemütlichen Café, dann würde es mir im Traum nicht einfallen, ein meinem Smartphone nicht unähnliches Gerät aus den Tiefen meiner Tasche zu befördern, um darauf Nachrichten in App-Form oder schlimmer noch einen Roman zu konsumieren. Es ist

überflüssig an dieser Stelle auf die fehlende Haptik näher einzugehen, oder können Sie mir den Geruch eines Kindle oder iBooks beschreiben, wie es sich in ihrer Hand anfühlt und wie es klingt, wenn Sie den Scrollbalken betätigen oder sonstige „Buttons“ (ich weiß ja nicht einmal, ob diese Geräte über solche verfügen)? Es geht mir auch weniger darum, den Errungenschaften des Buchdrucks und der Zeitungsgeschichte als Ausdruck demokratischen Verständnisses zu huldigen (wenngleich ich glaube, dass sie genau das sind). Mir geht es um Entschleunigung, um einen bewussten Ausstieg aus unserer ohnehin völlig technisierten Umwelt. Und dieser Ausstieg gelingt mir nur, wenn ich mich ihm mit all meinen Sinnen öffne: Meine Augen für das gedruckte Wort, meine Ohren für das Rascheln des Papiers, meine Nase für den Geruch der Druckerschwärze und des verwendeten Papiers und meine Hände, die die unterschiedliche Papierstruktur erfühlen, über knittriges Zeitungspapier und festeres, weiches Buchpapier streichen. /Katrin Farnung

neu austreiben. Der Teufel aber, völlig überfordert mit der Standhaftigkeit dieses stolzen Baumes, machte sich auf den Weg zurück in die Hölle. Zusammen mit Frau Heinrichs mache ich mich nach dieser schönen Anekdote nicht auf den Weg in die Hölle, sondern zum Museumsteil des Geländes. Hier toben schon einige Kinder, die ihre Geburtstage mit Freunden feiern, ausgelassen herum. Es gibt unzählige Mitmachstationen, die den Kleinen umweltbewusstes Denken vermitteln und Fragen rund um die Themen Energie und Nachhaltigkeit beantworten. Vor allem lernen die Kinder, dass Energiesparen nicht langweilig ist, sondern Spaß macht. Im Kinder- und Jugendmuseum EnergieStadt können sie nicht nur durch eine Steckdose klettern, im Solarlabor experimentieren und mit einer Zeitmaschine in die Zukunft fliegen. Nein, inmitten einer Stadtkulisse kann auch mit Bäumen telefoniert, ein Haus begrünt, mit einer Ameise gekuschelt und wie ein Vogel geflogen werden. Für Kinder sind die buchbaren pädagogischen Programme besonders empfehlenswert. Sie gliedern sich in verschiedene Schwerpunkte. Im Gelände kann man dabei aus den Bereichen Natur erleben, Tiere,

Pflanzen und Lebensräume frei wählen. Im musealen Teil ist das Angebot in die Themen Energie, Klimawandel, Stadtökologie und Geschichte und Umwelt unterteilt. Es gibt also allerhand zu entdecken im NaturGut Ophoven. Nach dem Rundgang mit Ursula Heinrichs wird mir bewusst, wie viel auch ich noch zum Thema Nachhaltigkeit, Energie, Umwelt und Stadtleben lernen kann. Um meinen Wissensdurst und den anderer Erwachsener zu stillen, bietet das NaturGut Ophoven auf Anfrage auch spezielle, pädagogische Programme für Erwachsene an. /kf Tipp: Besonders in den Sommerferien lohnt sich ein Blick ins Ferienprogramm. Von der DesignWerkstatt mit Batik, Filzen und Malen mit Erdfarben über schwindelfreies Baumklettern bis hin zu einer ganzen Nudelmonsterwoche ist für jeden Geschmack etwas dabei. Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen sowie zum Jahresprogramm unter: http://www.naturgut-ophoven.de/ NaturGut Ophoven - Talstraße 4 51379 Leverkusen Tel.: 02171/73499-0


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Zopf ab

14 | Urban Art

Art is an Early Warning System -

Mary Bauermeister, *1934, organisierte in den 1960er und 1961er Jahren mit Haro Lauhus und Cornelius Cardew in ihrem Kölner Dachatelier das „Contré-Festival“, als Gegenfestival zum offiziellen Festival der IGNM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik). Dort bot sie Künstlern eine Bühne für radikale und aussergewöhnliche Kompositionen und den Raum für interdisziplinäres Arbeiten. Ihre Aktivitäten als Organisatorin waren wegbereitend für die 1962 in Wiesbaden, von George Maciunas, begründete europäische Fluxusbewegung und seither spricht man von Bauermeister als die „Großmutter von Fluxus“. 1962 zog es sie in die USA, wo sie bis 1972 lebte. In den 10 Jahren feierte sie dort als Avantgardekünstlerin beachtliche Erfolge. Seit 1973 lebt sie wieder in der Nähe von Köln. Ihr Leben wurde von der Liebe zu dem Komponisten Karlheinz Stockhausen stark geprägt. „Zopf ab“ ist der Titel ihrer Ausstellung im Potsdamer Museum „Fluxus Plus“ und zählt für Bauermeister zu einer Arbeit im Sinne von Fluxus, die darauf abzielt, etwas Gewohntes radikal zu verändern. Ihre Absicht ist es die Farben Schwarz und Gold in der Deutschen Flagge zu vertauschen, damit das Schwarz nicht weiter von oben (er)drückt sondern in der Reihenfolge symbolisch unserem irdischen Äquivalenz Erde, Lebewesen, Licht entspricht.

„Zopf ab“ – Art is an Early Warning System (gewohntes radikal zu verändern) An einem sonnigen Tag Anfang Juni begibt sich „seconds“ in Form von Gregor Zootzky und mir, auf den Weg ins Museum Fluxus+ nach Potsdam. Wir gehen der Frage nach, warum Mary Bauermeister, die urgroßmutter der Fluxusbewegung, darauf drängt, Zöpfe abzuschneiden und was der Museums-Inhaber Heinrich liman dazu sagt. Wir betreten das Museum, an dem Mary Bauermeister ihre Gastausstellung „Zopf ab“ am 08. Juni 2012 eröffnen wird. Das Museum hat sich als Hauptthema der Bewegung Fluxus verschrieben, mit dem Schwerpunkt auf den Werken von Wolf Vostell. Das Plus-Zeichen ist die Öffnungsklausel für Fluxus +, sie haben also nicht nur Fluxus. Zeitgenössische Kunst finden wir hier von den Künstlern Costantino Ciervo, Hella De Santarossa, Lutz Friedel und Sebastian Heiner. Die Arbeiten dieser Künstler gehören zu den privaten Schätzen des Museums. Zu den vielen namhaften Künstlern, welche sich in dem Dauerausstellungsbereich des Museums befinden, zählt u.a. auch Niki de Saint Phalle mit einigen ihrer Exponate.

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wischen der Präsentation der Fluxuskünstler von Joe Jones über Ben Patterson, Robert Watts, Yoko Ono bis Emmet Williams und dem Bereich mit den Exponaten von Niki de Saint Phalle, befindet sich der Eingang zum Videoraum. Hier wird ab dem 08.06. bis zum Ende der Ausstellung „Zopf ab!“ der Trickfilm „psst pp Piano - Hommage á Mary Bauermeister“ von Gregor Zootzky gezeigt. Eine liebevoll nachempfundene Darstellung einer Veranstaltung aus dem Jahre 1960, im Kölner Atelier Mary Bauermeister, in der Nam June Paik seine Komposition mit dem Titel „Hommage á John Cage“ vor einem geladenen Publikum aufführt. Als Zeichentrickfiguren sehen wir Avantgarde-Künstler wie Paik, Cage, Patterson, Stockhausen, Helms und Bauermeister. In einer ruhigeren Minute erzählt uns Heinrich Liman ein paar Worte zum Hintergrund des Museums. Z.B. dass er zu Wolf Vostell über viele Jahre eine innige Freundschaft führte, die letztendlich in der Gründung des Museums vor 2 Jahren gipfelte. Da Heinrich Liman in Berlin wohnhaft ist, befindet sich das Museum in der Nähe von Berlin und nicht dort, wo die europäische Fluxusbewegung sowie die Vorfluxus Bewegung Anfang der 60er Jahre vorwiegend aktiv war, wie Wiesbaden, Wuppertal, Düsseldorf oder Köln. Das Museum entstand zu einer Zeit, als der Besitzer einer Holding sich gezwungen sah, aus seinem Unternehmen einige Mitarbeiter an anderer Stelle zu platzieren, die ihm bis heute treu zur Seite stehen. Heinrich Liman gibt unumwunden zu, dass er das Museum, sein Hobby, welches

Fotocredit © De Caesius

inzwischen zu seinem Zweitunternehmen herangewachsen ist, nicht als Kunsthistoriker betreibt, sondern vielmehr auf seinen Erfahrungsschatz zurückgreift. Die Künstler deren Werke er präsentiert, hat er sämtlich persönlich kennengelernt und ist mit ihnen sowie mit dem Kreise der Künstlerkollegen bis heute im Austausch. Die Erkenntnisse, die er dabei erlangt, reichen weit über die eines Kunsthistorikers hinaus. Dies ergeht ihm auch mit Mary Bauermeister so, die er zum „Friedrich 300“ - Jahr nach Potsdam gebeten hat, damit sie sich mit der Ausstellung „Zopf ab“ kritisch mit der Deutschen Geschichte auseinandersetzt. In der Zeit der Vorbereitung auf die Ausstellung lernt er sie als Persönlichkeit kennen, die ihr Leben und Handeln ganzheitlich ausrichtet. Mit ihr dreht er die Zeit zurück und taucht durch „Zopf ab“ hinein in die Zeit des Dada bis in die Fluxuszeit hinein. Vorab befragen wir Mary, wie sie diese Ausstellung betrachtet:

GZ: Gold Rot Schwarz, was sagst du dazu? MB: Also, jedes Mal, wenn ich die deutsche Flagge sehe, hat mich irgendwie das Schwarz oben gestört, erst gefühlsmäßig, dann später verstandesmäßig und jedes Mal, wenn ich eine deutsche Flagge sehe, denke ich, „Das stimmt nicht“. Das ist, wie wenn ein Berg oben ist und die Luft unten ist, es ist irgendwie verkehrt herum. Und dann habe ich gedacht, diesem Empfinden muss ich doch mal Ausdruck verleihen. Warum nicht in meiner eigenen Arbeit?! Und habe das dann wirklich ganz deutlich malerisch gelöst, indem ich das Gold strahlen lasse oben und das Schwarz als Basis zeige. Und das ist einfach so überzeugend. Ich wollte ursprünglich alle vier Möglichkeiten zeigen. Ich konnte es gar nicht mehr. Ich musste alle Flaggen so aufhängen, dass das Gold oben ist, das es einfach stimmig ist. Das Licht ist oben und das Gold ist oben und Schwarz ist die Erde und die Kraft aus der wir kommen. Wenn es von oben kommt, dann drückt es. Das ist nicht in Ordnung. Und ich erhoffe mir davon nicht nur einen ästhetischen Vorschlag, sondern auch eine politische Änderung. Ich könnte mir vorstellen, wenn wir uns wirklich darauf einlassen, dass wir die Materie nur als Basis nehmen, aber nicht als Ziel, sondern als Basis, um uns zu verwirklichen oder um Spirituelles im Leben zu verwirklichen, dann ist Geist und Freiheit, Kraft und Liebe und Leidenschaft, das ist unser Leben, das ist in der Mitte. Aber die Erde ist unten, das Verbrannte ist unten, das Schwere ist unten und ich könnte mir vorstellen, dass der Vorschlag angenommen wird. Das ist auch nicht sehr teuer. Man muss nur die Fahnenstangen nach oben schieben. Es ist also keine große Änderung wie beim Euro, dass man neue Gelder drucken muss. Man muss nur die Fahnenstangen nach oben ziehen und schon stimmt es. Ich werde diesen Vorschlag machen. Ich hoffe auch, dass mein großer Zopf in irgendeinem großen Ge-

bäude landet, in einem Schloss, wo ja noch 30 Meter lange Säle sind oder vielleicht ja auch in einem Regierungsgebäude. Dass man diesen Zopf irgendwo hin spannt, wo er erinnert, die Menschen erinnert, dass Zöpfe abgeschnitten werden müssen. Man muss auch mit der Tradition ab und zu brechen, um etwas neues sich entwickeln zu lassen. Sicher, man muss die Tradition bewahren, denn man kann kein Musikstück spielen, wenn wir keine Noten hätten, aber es gibt eine Notwendigkeit für einen Neuanfang. Wirtschaftlich, politisch, kulturell, religiös, auf allen Basen haben wir mit dieser Art, wie wir denken, mit der Kolonialmacht angefangen, dem Missionarstum alles inklusive, sind wir in einer Sackgasse. Es liegt an euch, an eurer jungen Generation. Wir können euch nur helfen zu erkennen, es ist unser Ende, ihr müsst den Neuanfang machen. Ihr seid die neue Generation, ihr müsst klar erkennen und ihr müsst den Mut haben, den Zopf abzuschneiden. Es gibt keinen Seiltanz! Man kann nicht erst etwas Schlechtes verlassen, wenn man was Besseres hat. Man muss ins Leere springen. Man muss den Mut haben und sagen: „Das geht nicht!“ und dann entwickeln, was stattdessen kommen kann. Wie gesagt, wir sind ja in vieler Weise an einem Endpunkt angelangt. Man könnte natürlich auch sagen, ästhetisch war Malewitschs (Kasimir Malewitsch, russischer Maler, 1878 - 1935) schwarzes Quadrat auf einem weißen Hintergrund der Endpunkt. Was kann man danach noch machen? Oder Cages Stück 4:33 Stille, da gibt es bestimmte Endpunkte. Oder Duchamp! Aber es gibt immer wieder den Aufruf an die Künstler oder alle Menschen, die inspiriert sind, die sich intuitiv beeinflussen lassen, hinzuhorchen auf das, was die Zukunft will. Und da kann man mit der Vergangenheit nichts mehr machen. Der Zeitgeist hat mit der Vergangenheit nichts zu tun.

G:Z Das Rot bleibt in der Mitte. Das Rot ist… MB: Rot ist die Kraft, die Leidenschaft, die Energie, die Liebe, ist auch das Blut. Das Rot kann impulsieren, kann dem Schwarzen dienen, kann dem Goldenen dienen. Die Leidenschaft, die Energie kann sich dem Spirituellen, der Freiheit zuwenden, kann sich der Materie zuwenden. Das Rot ist in der Mitte, es ist die Kraft, da wo es hingeht, das muss oben sein. Rot ist das Jetzt. Schwarz ist die Vergangenheit, ist die menschliche Vergangenheit, auch unsere Erdvergangenheit, ist die Kraft. Schwarz ist eine unglaubliche Kraft. Wenn es unten ist, dann ist es Kraft für etwas. Wenn es oben ist, dann ist es Macht über und das ist nicht richtig!

GZ: Ich habe nachgeguckt, wo diese Farben eigentlich herkommen. Und das, was ich gefunden habe, besagt, dass Rot und Schwarz von der Flagge des Heiligen Römischen Reiches kommen und der Banner, mit dem man in den Krieg zog brachte das Gold mit ein, darauf einen schwarzen Adler.


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MB: Naja, ich meine, die Schlachtenzeit ist natürlich auch Vergangenheit. Die ursprüngliche Aussage der Hambacher Studenten, die ja 1832 war das glaub ich, das Hambacher Fest ausrichteten, und für Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit auf die Straße gingen, die hatten die Bedeutung „Aus der Schwärze der Knechtschaft durch blutige Schlachten ins goldene Licht der Freiheit“. Damals konnte man sich Befreiung nur durch Schlachten vorstellen. Wir sind heute an einem Punkt, da sollte man keine Revolution mehr im gewaltsamen Sinne machen.

rer Angst. Die brauchen uns. Die schüren die Angst. Die Medien sind voller Horrormeldungen. Steht in irgendeiner Zeitung, ein Familienvater war nett zu seiner Familie? Nein, wenn er sie abmurkst, dann steht es drin. Das heißt, es wird pausenlos Angst geschürt um aus dieser Angst diese Negativenergie zu schöpfen. Und das ist dämonisch. Also, ich bin kein besonders religiöser Mensch aber natürlich kann ich schon erkennen, welchen Kräften wir dienen. Und alles, was mit Krieg versucht, Lösungen herbeizuzaubern, ist auf der falschen Seite.

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ch finde ganz wichtig, dass wir, dass ihr, nicht ich, ich kann nicht mehr, ich danke ja schon ab – ihr müsst es machen! Ihr braucht ein klares Konzept wofür ihr leben wollt. Und das aber dann konsequent, ohne Kompromisse und ohne Profitmotivation. Man muss dann wirklich auch durchs Opfer gehen und durch alle Härten durch und sagen: „Dafür stehe ich!“ Ich habe wunderbare Enkel, ich kenne wunderbare junge Leute. Ich traue euch das zu! Und glaubt nur nicht, dass die Machtverhältnisse, die jetzt so festgemauert scheinen, so bleiben. Da gibt es Hilfen in der geistigen Welt, die jeden unterstützen, der im positiven Sinne an einer anderen Gesellschaft mitarbeitet. Da könnt ihr euch drauf verlassen. Wenn ihr keinen Mitstreiter auf Erden findet, es gibt genug im geistigen Bereich, es gibt genug geistige Kräfte, die darauf warten, dass die Menschheit endlich aufwacht. Ich sage immer, wir müssen von dem Raupenstadium endlich ins Schmetterlingsdasein. Das ist der Vergleich! Noch sind wir gierig und fressen und fressen bis wir voll sind, dann puppen wir uns ein. Und dann kommt die Neugeburt und da hoffe ich sehr drauf. Ich glaube, dass ihr das schafft!

as hat Sri Aurobindo sehr schön erkannt als er im Gefängnis saß. Auch wegen politischer Umtriebe. Sein Bruder ist verurteilt worden, zum Tode. Er hat nur eine Gefängnisstrafe bekommen und da ist ihm klar geworden, dass eine Änderung nur spirituell geht. Es geht nicht über Kampf, über Macht und über Krieg. Dann hat er den Ashram aufgebaut und hat einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Und das meine ich eigentlich auch mit Gold oben. Wenn uns weise Menschen führen, dann ist es völlig egal, was für eine Regierungsform. Das Problem ist, wenn die Menschen gierig sind. Das sind sie oft aus Angst. So lange wir die Angst nicht von der Welt wegkriegen, kriegen wir die Gier nicht weg, wir kriegen das Besitzen nicht weg, wir kriegen den Zins und Zinseszins nicht weg. Dann meint jeder er müsste für sich leben anstatt wir miteinander. Wir haben eine wunderbare Welt. Überlegt mal, die ist noch da! Es gibt wunderbare Menschen auf der ganzen Welt und wenn wir das begreifen, dass wir uns nicht aus der Materie heraus bestimmen lassen dürfen und auch nicht aus der Not. Not ist ein Anlass, sich auseinanderzusetzen mit dem Leben. Aber nicht dem anderen das wegnehmen, was ich gerne hätte. Ich muss sagen, ich habe Krieg als Kind in grauenhafter Weise erlebt. Gott sei Dank musste ich nicht schießen. Ich war nicht im Krieg. Aber ich habe verkrüppelte Verwandte, tote Verwandte, kaputte Häuser, den ganzen Irrsinn des Schlachtens und des Abmetzelns erlebt und kann darin keinen Sinn finden. Die ganze Welt könnte wunderbar leben, wenn wir statt Waffen Brunnen bauen würden...

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nd die Menschen füttern würden und vernünftigen Gesundheitsdienst und allen Menschen Aidsmedikamente zur Verfügung stellen würden und Aufklärung und Schulbildung. Alles das könnte man machen, wenn mann eine Bombe weniger baut. Da jammern sie über die Kindergartenplätze. Eine Bombe weniger und schon hat man viele Kindergartenplätze. Es ist Angst, die geschürt wird. Und dahinter stehen dämonische Mächte. Der Mensch ist nur ein ausführendes Organ von dämonischen Mächten. Es gibt immer zwei. Es gibt die Dämonen und es gibt die Engel. Und die Dämonen leben von unse-

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GZ: Unten in dem Raum hängt ja auch ein Zopf aus deinem Garten. War das nicht ein tibetischer Mönch, der ihn dir überlassen hat? MB: Dieser Zopf kommt von einem chinesischen Künstler, der musste China verlassen. Das war noch vor dem Ende des Sozialismus. Er hat dann seinen Zopf selber abgeschnitten und hat ihn zu einem großen Kunstwerk verarbeitet. Das Kunstwerk war aus Holz. Das Holz ist längst verkommen und verrottet und letztlich auf einem Feuerplatz gelandet. Übrig geblieben ist der Zopf. Der erinnert mich einfach an den Menschen, der unter großen Strapazen sein Land verlassen musste, als es dort noch sehr schlimm war, und in eine freie Welt gekommen ist. Und er kam zu uns und hat bei uns ausgestellt in Forsbach. „Zopf ab!“ steht für Tradition abschneiden. Es gab auch eine bittere Art und Weise, den Zopf abzuschneiden. Die Guillotine klappte nicht richtig, wenn die Haare dazwischen waren. Also wurden die Haare vorher abgeschnitten von den Adligen, die geköpft werde sollten. Und seither heißt der Bubikopf auch „A la Guillotine“-Haarschnitt.

ND: Du hast ja in deinem Leben, das konnte ich auch dem Informationsblättchen zu der Ausstellung hier entnehmen, schon öfter im künstlerischen Sinne den Zopf, also deine Zöpfe abgeschnitten. MB: Ja, das habe ich allerdings. Das liegt aber an meiner Generation. Ich war Kriegsgeneration und habe nach dem Ende des Krieges keinem Erwachsenen mehr irgendein Wort geglaubt. Stellt euch vor, ihr wachst auf in Bunkern und Luftschutzkellern, und Krieg mit Feindbildern und Propaganda, mit der Angst vor dem Feind, der Feind wandert ein, was weiß ich. Dann kommt der Feind reingewandert in das Land, wir wohnten in Kufstein, wegen der Kinderlandverschickung, und schmeißt Bonbons. Da war ein Schwarzer auf einem Panzer und der schmiss Bonbons und lachte mit strahlenden Zähnen. Was man als Kind da denkt?!: Dafür sitzen wir fünf Jahre im Keller? Dafür sind die Großväter tot? Dafür sind die Häuser kaputt? Halb Köln war verbrannt. Das begreifst du als Kind nicht!

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ann hieß es natürlich: „Naja, die sind ja auch vergiftet, die Bonbons. Die kommen ja vom Feind!“ Das haben wir Kinder nicht geglaubt und haben die alle aufgesammelt und sind damit in die Büsche gegangen. Dann hieß es: „Einer muss die jetzt probieren!“. Wir haben ausgezählt: „Ene Mene Miste, es rappelt in der Kiste… .“ und mich hat es getroffen. Ich musste also jetzt probieren. Ich hatte ziemliches Herzklopfen. Man glaubte ja, dass das vom Feind ist. Ich leckte ein bisschen, leckte noch ein bisschen. Aber es war köstlich. Ich hatte ja schon lange kein Bonbon mehr gegessen und es war natürlich nicht vergiftet. Das haben wir den anderen Kindern aber nicht gesagt. Die haben wir alle eingesammelt. Also, das sind Sachen, da kannst du den Dingen einfach nicht mehr glauben. Dann kommen die Bilder von den Konzentrationslagern. Da merkst du auf einmal: „Aha, das war das Ideal für den?! Dafür sind wir, also wir hier in Deutschland, in den Krieg gezogen?“ Da bricht eine Welt zusammen. Ich habe keinem Erwachsenen mehr irgendwas geglaubt. Ich habe oft in meinem Leben das Gegenteil von dem gemacht, was die Erwachsenen mir geraten hatten. Ich bin damit oft schwer auf die Nase gefallen, denn oftmals hatten sie Recht. Aber ich wollte es ausprobieren. Wie ist es, wenn es umgekehrt ist?! nd ich bin heute auf der Seite von wirklich allen Minderheiten. Da braucht bloß einer eine Minderheit zu sein oder diskriminiert werden, dann bin ich auf seiner Seite.

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ND: Du selbst hast dir nie die Haare abgeschnitten, oder? MB: Meine Haare, als Kind waren die bis Popo-lange Zöpfe, dann wurden sie einen Tag vor der Konfirmation abgeschnitten und ich kriegte eine Dauerwelle verpasst! Das war grau-en-haft! Da ging der Kamm

nicht durch und das Haar hat gelitten. Ich konnte es nicht kämmen und habe geschrien: „Wer hat mir die Zöpfe abgeschnitten?“ Das war der Anfang der Konfirmation. Die Konfirmation selbst war eine totale Enttäuschung. ach zwei Jahren Konfirmandenunterricht dachte ich, nun kommt das große Ereignis, der Geist öffnet sich mir und ich werde Einlass finden ins sogenannte Paradies. Nichts! Die Hostie klebte an der Zunge, werde ich nie vergessen, dass ich sie nicht loskriegte. Es war nichts! In jedem Wald, wo ich alleine bin in der Natur und ich höre die Vögel singen, da bin ich heiliger, da bin ich dem Göttlichen näher, als in dem Moment in der Kirche. Also, erst kriege ich die Haare abgeschnitten, dann muss ich diese Hostie als Seelen… naja, ich hab es nicht verstanden. Das ist natürlich nur ein Symbol. Aber man hätte es uns beibringen müssen. Ich saß todernst in der Kirche. Mein Vater sagte: „Kind, warum bist du denn so ernst?“ Ich war ganz verwundert, dass er meinen Ernst reklamierte, denn mich erwartete ja nun etwas schrecklich Ernstes. Aber wie gesagt, da kam dann eine weitere Enttäuschung. Wenn die Erleuchtung nicht da kommt, wo man glaubt, wo sie ist, kommt sie ganz woanders.

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den Tod, die Armut, alles Mögliche, wer das durchgestanden hat und würdevoll sein Menschsein, seine Menschlichkeit nicht verloren hat, den wünsche ich mir als Ratgeber. Und nicht Leute, die sagen: „Ich muss aber jetzt Profit machen! Der Dax ist jetzt wieder 1,5 Stufen runter.“ Und alle zittern. Die reichsten Leute holen die Zeitung und das ganze Frühstück ist verdorben, weil der Dax runter ist. Das ist doch alles irre! Das ist doch alles Quatsch! Das ist doch Pseudogeld! Das ist doch nur Papier! Aber da haben uns die Dämonen auch im Griff. Alle Hintergründe und die Fortsetzung findet Ihr bei uns auch im Netz:

www.second-magazine.de Text: Gregor Zootzky / Nicky Doering Fotos: Gregor Zootzky

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ch habe mal in der Speisekammer einen Milchtopf hochgestellt. Ich weiß, ich habe den Milchtopf auf Hüfthöhe noch gesehen, dann ging mir mein Bewusstsein weg und ich wachte auf von dem Geräusch, als er oben ankam. Das können höchstens drei Sekunden gewesen sein. In diesen drei Sekunden habe ich mehr von der Galaxie und vom ganzen Kosmos verstanden, in alle Welten geschaut. Dann war ich auf einmal wieder da. Die Sicht, die ich da bekommen habe, hat meine gesamte Moral oder meine moralischen Vorstellungen verändert. Es ist so viel weiter und so viel anders, als wir es uns in unserem kleinen Gehirn vorstellen können.

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enn wir uns Regeln machen: „Das ist erlaubt! Das ist verboten! Das ist richtig! Das ist falsch!“ Das ist alles Quatsch! Es gibt gar nicht „richtig“ und „falsch“! Es gibt nur die Erfahrung. Wenn du die Erfahrung begreifst, dass sie mit dir selbst zu tun hat, wenn wir begreifen, dass unser Schicksal unser Schicksal ist, von uns selber gemacht, dann erkennen wir, dass wir unser Skript bereits geschrieben haben. Erst vergessen wir es und dann müssen wir es durchleben. Und wenn wir das begriffen haben, dann gibt es nicht „falsch“ und „richtig“, dann gibt es nur Erfahrung. Und wenn du das richtig destillierst, kriegst du Erkenntnis. Und wenn du das noch lebst, das merkst du, ob du es auch träumst, wenn du auch träumst, woran du glaubst, an dein Ideal, wenn du das bis in den Traum durchhältst, dann kannst du es am Ende des Lebens in die Weisheit schaffen. Und solche Menschen würde ich mir wünschen in einem Rat der Weisen. Wer das durchlitten hat, das Leben, die Krankheit,

Gregor Zootzky Kunstredaktion

/second-magazine

Nicky Doering Kunstredaktion

/second-magazine



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Internationales Zeitungsmuseum Aachen Ein Sammler, 200.000 verschiedene Titel - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Medien erleben

VON ANDREAS BASTIAN Das Aachener Zeitungsmuseum blickte bereits auf eine sehr lange Tradition zurück, bevor es 2011 im Rahmen des Projektes ‚Route Charlemagne’ die neu konzipierte Ausstellung der Öffentlichkeit präsentierte. Oscar von Forckenbeck, stets von Fernweh getrieben, umreiste mehrmals den Globus und begründete 1884 die Zeitungswissenschaft, indem er Zeitungen aus aller Welt zu sammeln begann. 1885 gründete er das Zeitungsmuseum in Aachen, wo die Sammlungen nach historischen, biografischen und quellenbezogenen Gesichtspunkten sortiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Mit großem Erfolg eröffnete er 1886 die erste Ausstellung im Aachener Suermondt-Museum. Mit dem wachsenden Besucherinteresse wurde ihm seitens der Stadt Aachen das Foyer des Stadttheaters als Lesesaal zur Verfügung gestellt. Die Bevölkerung konnte dort aus mehr als 250 laufenden in- und ausländischen Zeitungstiteln das Passende auswählen. Nach Forckenbecks Tod im Jahre 1898 übergab die Witwe die auf mittlerweile 80.000 Exemplare angewachsene Sammlung der Stadt Aachen. Nach mehreren Umzügen eröffnete das Internationale Zeitungsmuseum 1962 an der Pontstraße 13.

derung nach der Etablierung einer einheitlichen und leicht lesbaren Schrift. Denn nur so konnten Bücher und Briefe tatsächlich zu Medien werden, die Nachrichten und Wissen in allen Teilen seines Reiches verbreiteten. Die von Karl eingeführte Einheitsschrift, die „karolingische Minuskelschrift“, prägt unsere Medien bis heute als Grundlage der Kleinbuchstaben.

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as Erscheinungsbild des Hauses täuscht völlig über Größe und Komplexität des Museums hinweg. Neben der wahrscheinlich größten Sammlung von Internationalen Zeitungen, Erst- und Sonderausgaben der Welt (über 200.000 verschiedene Titel) im zweiten Stock wurden nach der Renovierung 2011 einige interessante und interaktive Module in das Museum integriert. Per Knopfdruck werden zum Beispiel zeitungsgeschichtliche Aspekte im Filmformat an die Wand geworfen. Die Geschichte der Medienentwicklung allgemein ist seit

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ie Wiedereröffnung 1962 erinnert an den Gründer Julius Reuter der gleichnamigen Nachrichtenagentur. Vor 100 Jahren wurde sie in einem Haus auf der Straße des Museums gegründet. Die Gründungsidee Reuters basierte auf einem fehlenden Glied im Telegrafennetz zwischen Aachen und Brüssel. Ein Bote per Pferd brauchte neun Stunden bis Brüssel. Reuter hatte die geniale Idee, Brieftauben zu mieten, denn die brauchten bis Brüssel gerade mal zwischen einer und anderthalb Stunden. Die schnellere Anlieferung der Informationen machten Reuter zu einem sehr reichen Mann und das Unternehmen zur größten Nachrichtenagentur der damaligen Zeit. 2011 hat das Zeitungsmuseum als „Medien-Station“ der Ausstellungsreihe ‚Route Charlemagne’ (Strecke Karl des Großen) neu eröffnet. Innerhalb der Ausstellung findet sich Material zu Karls For-

2011 das Thema des Zeitungsmuseums in Aachen. Historisch genau werden die Verbreitungstechnologien und die Auswirkungen beleuchtet, ob Internet, Radio oder Fernsehen. Die Elemente der Medienumsetzung wie Telegrafen, Telefon,

Fotoapparat, Kamera, Film und Schreibmaschine sind ebenso in Szene gesetzt wie wissenschaftliche Aspekte bei der Entwicklung der Massenmedien und die Bedeutung dieser Medien für unsere Demokratie. Die Fragestellungen beziehen sich auf „Vom Ereignis zur Nachricht“ bis hin zu „Lüge und Wahrheit“. Die Besucher werden voll und ganz in die Attraktionen des Museums integriert. Wer hier und da einen Knopf drückt oder eine Schublade aufzieht, dem „entfaltet sich die Geschichte der Medien in dem sorgfältig ausgearbeiteten didaktischen Konzept“, so Andreas Düspohl, Direktor des Museums. Die Ausstellungsbestandteile sind in vier Sprachen verfasst, Französisch, Englisch, Niederländisch und Deutsch.

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latz für die umfangreichen Ressorts der Medien wurde unter anderem dadurch geschaffen, dass die Originalzeitungen, teilweise 130 Jahre alt, nun in Schubladenelementen herausziehbar sind. Die atemberaubende Ausstellung, gekennzeichnet durch Internationalität und eine große Vielfalt, endet auf Wunsch in einer eiförmigen Filmkabine. Dort kann man in einer „Chaoskammer“ Platz nehmen, wo sich der Betrachter in die allgegenwärtige Medienflut stürzt. Die didaktische Ausarbeitung unter Leitung von Andreas Düspohl mit der Agentur Inside, die sich um die professionelle Medienumsetzung kümmerte, zeigt – nach Art eines Drehbuchs die abwechslungsreichen dramaturgischen Möglichkeiten einer Ausstellung. Das Museum erreicht damit eine neue Dimension für die Erzählweise der vielschichtigen Geschichte der Medien.

Die Ausgabe EINS von Seconds in Köln/ Second Magazine (Sept. 2011) wurde als 200.001 Zeitung in das Archiv des internationalen Zeitungsmuseum aufgenommen.

(Erwachsene) - Führungen Wir stellen auf Wunsch und nach Interesse eine spannende Führung durch das Internationale Zeitungsmuseum zusammen. Die Gruppengröße sollte 20 Personen nicht überschreiten.

Museumstools:

Öffentliche Führungen

In der Bibliothek stehen weit über 3.000 Bände Fachliteratur rund um das Thema Medien zur Verfügung. Der Zugang zur Bibliothek ist kostenlos. Bücher dürfen ausschließlich im Lesesaal der Bibliothek gelesen werden. Eine Entleihe ist nicht möglich. Auch die Bestände des Zeitungsarchivs können hier nach Anmeldung eingesehen werden. Besucher, die die Bibliothek nutzen wollen, ohne die Ausstellung zu besuchen, melden sich bitte vorher an.

Sonntag von 14 – 15 Uhr Führungen für Einzelbesucher durch die Dauerausstellung. Kosten: Museumseintritt, die Führung ist kostenlos – eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Das Museums Café - Mit etwa 30 Plätzen und täglich frischen Zeitungen ist das Newscafé ‘oronero’ im Internationalen Zeitungsmuseum ein Treffpunkt und Ort des Austausches nicht nur für Museumsbesucher. Museumspädagogische Angebote: (Kinder) - Auf der Suche nach Geheimnissen: Termin auf Anfrage/ Gruppen 512 Jahre (Jugendliche) - Von Gutenberg bis zur Medienzeitmaschine. Termin auf Anfrage/ Gruppe 12-16 Jahre

Internationales Zeitungsmuseum Pontstraße 13 - 52062 Aachen Kontakt Gruppenführungen/ päd. Angebote: Tel. 0241 432 4910 izm@mail.aachen.de Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Mo geschlossen Eintritt: Erw. 5 €, erm. 3€, nur Sonderausstellung 3 € (2 €) Familienticket 10 € Führungen für Einzelgäste Sonntag 14.00 Uhr Kosten im Eintritt enthalten. Fotocredits: Andreas Bastian


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30 000 Meter Stadtgedächtnis komplett verunordnet und stark beschädigt: Das Restaurierungszentrum des Historischen Archivs der Stadt Köln VON CORINNA GÜSKEN Nichts deutet darauf hin, dass in diesem Gebäude Kölns historische Schätze von den 2009 erlittenen Schäden kuriert werden. Ein nüchternes Industriegebäude mit breiten Fluren, für sperrige Möbel dimensionierte Türen und Aufzüge, weiße Wände, Linoleumboden. 10.000 Quadratmeter hat das Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum (RDZ) vom Möbelhaus Porta gemietet und für die eigenen Bedürfnisse umgebaut. Nadine Thiel, Restauratorin für die einsturzgeschädigten Archivalien und Tobias Kolf, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, geben „seconds“ Einblick in ihre Arbeit und führen durch die heiligen Hallen. Im Erdgeschoss herrscht auf den ersten Blick Chaos: Eine Lieferung beschädigtes Archivgut ist angekommen und wartet auf Verteilung. Auch historische Zeitungen sind darunter. „Verunordnet“, erklärt Nadine Thiel, „ist eine Wortkreation der Archivare aus dem Einsturzjahr 2009. Geborgen wurde parallel an drei Stellen, die Fundstücke wurden wahllos in Kartons gepackt und ins RDZ gebracht.“ Von den 30 Kilometern Archivgut sind 95 Prozent geborgen. Diese unglaubliche Menge zu bewältigen, wird weitere 30 bis

50 Jahre in Anspruch nehmen, schätzt sie. 15 Restauratoren und 28 Restaurierungshelfer arbeiten hier. In der Außenstelle Wermsdorf kommen drei Fachkräfte und 15 Helfer hinzu. 10 Prozent der Fundstücke wurden nass geborgen und zur Schadensabwehr zunächst bis minus 25 Grad schockgefroren. So können sich bereits entstandene Schäden nicht ausbreiten, neue nicht entstehen. Ein Großteil liegt in einer Kühlstraße in der Nähe, die schon über den „üblichen“ Notfallplan aktiviert wurde. Trockenes Archivgut reiste sofort in „Asylarchive“ – auch eine neue Wortschöpfung für die helfenden Partnerarchive. In den Archivalien steckt noch Grundwasser von der Severinstraße Im Erdgeschoss steht auch die VakuumGefriertrocknungsanlage, die das Eis der gefrorenen Archivalien in einen gasförmigen Aggregatzustand wandelt und nach außen leitet. „ Sie ist das Herzstück unseres Archivs, ohne sie geht gar nichts. Was hier ausgeleitet wird, ist Grundwasser von der Severinstraße“, erklärt Nadine Thiel. Je nachdem, wie viel Wasser in die Dokumente eingedrungen ist, trocknen sie einen bis 14 Tage. Sieben weitere Vakuumanlagen kann das RDZ in anderen Archiven mitbenutzen. Alle Objekte werden mit einem Barcode versehen ¬und an jeder Station gescannt. Eine speziell für das RDZ entwickelte Bewegungserfassungssoftware dokumentiert ihren Status, ihren Weg durch die Restaurierung und alle damit zusammenhängenden Arbeitsschritte. „Wir unterscheiden die Mengenbehandlung und die Einzelrestaurierung“, erklärt Nadine Thiel „ bei der Mengenbehand-

Back to the Roots Mit Papier beginnt Öffentlichkeit

lung reinigen wir zunächst nur, ohne auf weitere Schäden wie Risse Rücksicht zu nehmen. Diese Schäden verschlechtern sich nicht durch die Lagerung. Auch die oberirdisch geborgenen Stücke werden so gereinigt. Bei der Einzelrestaurierung wird eine Archivalie von Anfang bis Ende mit all ihren Schäden behandelt.“ Weiter geht es in den ersten Stock, wo Trockenreinigung und Einzelrestaurierung geleistet werden. Die Mitarbeiter der Trockenreinigung befreien die Objekte mit Latexschwämmen, verschiedenen Bürsten und Pinseln, Spateln, Skalpellen und Druckluft vom Staub. Der PH-Wert des mit Betonstaub vermischten Staubes ist hochalkalisch und verursacht mit der Zeit weitere Schäden. Statuten der Kölner Stadtverfassung aus dem Jahr 1437 restauriert Gerade sind nur wenige Arbeitsplätze besetzt, es ist Teambesprechung. Wir nutzen die Zeit für ein kurzes Gespräch mit Anna Wypych und Julia Misczcuk. Die beiden jungen Restauratorinnen arbeiten an einzelnen Objekten, die ganz in ihrer Verantwortung liegen. Anna Wypych zeigt uns eine Pergamenthandschrift von 1437, an der sie, parallel zu anderen Objekten, seit Ende Januar arbeitet. Der Vorher-NachherVergleich ist unglaublich: Sie zeigt uns ein Foto von einem vollkommen deformierten und durch alkalischen Bauschutt stark verschmutzten Buchblock, den jeder Laie als „komplett hinüber“ bezeichnen würde. „90 Prozent der Blätter hatten sehr viele Risse und Fehlstellen“, erzählt sie. Dabei blättert sie in der Handschrift, die wirkt, als sei sie nie beschädigt gewesen. Die Seiten der 1437 neugefassten Statuten der Kölner Stadtverfassung haben Narben – man erkennt die Knicke wändig restaurierte Fachwerkensemble liegt in einer tiefgrünen Tallandschaft ein Ort, an dem wir gern in aller Ruhe stöbern, entdecken und ausprobieren.

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chnell wird klar: Die Methoden haben sich geändert, aber das Prinzip der Papierherstellung ist bis heute gleich. Zellulosehaltige Pflanzenfasern bilden die Grundlage für die Fertigung von Papier. Die Zellulose wird von Harzen, Farb- und anderen Stoffen befreit und mit Wasser gemischt. Entzieht man dem Gemisch das Wasser, bildet sich das Papierblatt. Das Blatt hält zusammen über unzählige Wasserstoffund Sauerstoffbrücken, die Zellulosemoleküle verbinden. Durch die winzige Restmenge Wasser bleibt das Papier geschmeidig.

Papierverbrauch in Deutschland

VON CORINNA GÜSKEN Wer macht sich schon Gedanken über Papier? Wir packen Brötchen damit ein, lösen Bahntickets, bezahlen damit, nehmen unsere Einkäufe darin in Empfang und es ist der Stoff, aus dem unsere Zeitung ist. Ein unverzichtbarer Datenträger, den wir als selbstverständlich hinneh-

men. Wie Papier entstand und wie es immer noch hergestellt wird, ist eine spannende Geschichte. An einem der idyllischsten Orte im Kölner Umland erfahren wir fast alles darüber: Die Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach beherbergt Deutschlands größtes Papiermuseum. Das auf-

Wer die geniale Idee hatte, Papier auf diese Weise herzustellen, ist nicht bekannt. Aber es ist schon mehr als 2000 Jahre her. Das älteste bekannte Papier stammt aus China. Im arabischen Raum wird Papier im elften Jahrhundert zum Material der Wahl, hier allerdings verwendet man vor allem Textilabfälle aus Leinen und Hanf zur Herstellung. Als um 1250 die europäische Papiermacherei in Italien startet, entwickelt sie die arabischen Methoden entscheidend weiter. Ein Lumpenstampfwerk entsteht, ange-

und Beschädigungen der Blätter, wenn man weiß, dass es sie gab. Insgesamt fünf Wochen Arbeitszeit hat Anna Wypych investiert, um das Objekt bildlich und schriftlich zu dokumentieren, trocken zu reinigen, zu glätten und sämtliche mechanischen Schäden zu beheben. Jetzt bereitet sie den Konservierungseinband vor. Am Tisch gegenüber arbeitet Julia Misczcuk an einem Rechnungsbuch aus dem Jahr 1526. Der Einband wurde beim Einsturz beschädigt und verschmutzt. Es ist liebevolle Kleinarbeit, die den Umschlag wieder vollkommen erscheinen lässt. Der Inhalt: Zahlungsverkehr zur Weinzapfsteuer, der einen wichtigen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse Kölns und seiner Bevölkerung bietet. Parallel restauriert Julia Misczcuk die 20 Siegel an einer Pergamenturkunde von 1465. Sie bezeugt den Verkauf des Belrehofs im heutigen Bornheim. Auch hier ist besonderes Fingerspitzengefühl und Know-how gefragt. Weiter geht’s auf unserem Rundgang durch den ersten Stock. Der Wässerungsraum, dessen Becken Spezialanfertigungen sind, wird vor allem für fotografische Dokumente benutzt. Im Labor gibt es spezielle Chemikalien-Arbeitsplätze: Eine Glasscheibe schützt den Restaurator vor giftigen Dämpfen. Nach der Fotografie machen wir einen kurzen Abstecher in die Digitalisierung: Mit speziellen Kaltlichtscannern werden die bereits restaurierten Objekte digitalisiert, um sie für den digitalen Lesesaal zu nutzen und um sie zu schützen. Gespeichert werden die Archivalien in einem revisionssicheren System. Von 668 Gitterboxen mit tiefgefrorenem Archivgut sind 400 Boxen schon getrocknet. „Damit liegen wir voll im Zeitplan“, trieben durch ein Mühlrad. Leistungsfähigere Siebe werden entwickelt und die Papieroberfläche wird mit tierischem Leim geschlossen. Dadurch wird das Papier viel besser beschreibbar und entscheidet den Konkurrenzkampf mit dem Pergament ganz klar für sich. Es ist einfach billiger herzustellen. Ein Jahrhundert später sind auch auf deutschem Boden schon 200 Papiermühlen in Betrieb. Um 1800, zu Beginn der Industrialisierung, arbeiten bereits 1000 Mühlen. Bergisch Gladbach mausert sich nach dem Bau der ersten Papiermühle 1582 schnell zu einem Zentrum für Papier. Die Nähe zu Köln schafft Handelsverbindungen und Absatzmöglichkeiten.

Papier-Recycling

berichtet Nadine Thiel zum Abschluss unseres Rundgangs. „Trotzdem muss sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankern, dass wir dauerhaft finanzielle Hilfe brauchen. Wenn sich die Restaurierung verzögert, war die aufwändige Bergung umsonst.“

Das Historische Archiv braucht für die Rettung unseres kollektiven Gedächtnises Ihre Hilfe! (Bitte) unterstützen Sie die Stiftung Stadtgedächtnis: Bethmann Bank AG, BLZ 501 203 83 Konto 332009 0, Deutsche Bank, BLZ 500 700 10 Konto 0303933 Sal. Oppenheim, BLZ 370 302 00 Konto 3309 www.stiftung-stadtgedaechtnis.de

Werden Sie "Freund/-in" des Archivs oder übernehmen Sie eine Restaurierungspatenschaft! Mehr Infos: http://www.freunde-des-historischenarchivs.de/

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rotzdem ist Papier immer noch ein Luxusgut. Lesen und schreiben können die Wenigsten, die Auflagen der Bücher sind gering. Der Papierverbrauch steigt im Verlauf der Industrialisierung im 19. Jahrhundert atemberaubend. Es werden wesentlich mehr Waren produziert, Fabriken lösen die Handwerksbetriebe ab, das Bildungswesen wird ausgebaut. Der Jahres-proKopf-Verbrauch steigt von 0,5 Kilogramm in 1800 bis zu 200,8 Kilogramm in 1994. Mit der Entwicklung des Papiers und dem Aufkommen von Zeitungen entsteht eine Öffentlichkeit: Nach 1800 explodieren die Auflagen der Zeitungen, die Presse wird zum Motor der Satz- und


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Kölner Schätze| 19

Ein Goldschatz namens Rheingold Mit dem Freundeskreis Eisenbahn Köln werden historische Zugträume wahr Von Sabine Teichmann Köln. Das Gelände wirkt nicht gerade einladend. Verrostete Waggons mit Graffiti verziert, stehen vor der alten großen Backsteinhalle beim Deutschen Bahn Betriebswerk Köln Nippes. Wer hier zum Halleneingang gehen möchte, muss quer über die Bahngleise laufen. Freiwillig scheint sich kaum jemand dieser Kulisse zu nähern und doch diente der schummrige Schauplatz schon als „Tatort“ Filmkulisse. Deshalb, kaum zu glauben, öffnet man die Tore zu einer der riesigen Herbergen, kommen wahre historische „Goldschätze“ zum Vorschein – die „Rheingold Züge“. Der Freundeskreis Eisenbahn Köln e.V (FEK), Eigentümer der Zugraritäten, lädt regelmäßig zu Sonderfahrten ein. Von Köln nach Hamburg, Basel, Kassel oder einfach nur um Köln herum. Je nach Plan und Programm wird getourt, bewirtet und genossen. Erst kürzlich feierte man Jubiläum: 50 Jahre Rheingold Zug. Das wird in diesem Jahr noch durch weitere Events gekrönt. Doch blickt man bezüglich des Jubiläums mal zurück, reizt schon die Frage: Wie kommt ein Eisenbahnverein auf die Idee, diese Züge aufwendig zu restaurieren? „Anfang der 70er Jahre kam der Ge-

danke auf, alte Rheingoldwagen, von der Bundesbahn für das sogenannte Abstellgleis bestimmt, neu lackieren zu lassen um dann eine Sonderfahrt mit den Zügen anzubieten“, weiß Vereinsmitglied Eberhard Schmidt. „Wir wollten den Originalfarbtönen Violett und Beige so nah wie möglich kommen. Zum Glück gab es bei Ford noch Farben in diesen ähnlichen Tönen“, erzählt Schmidt. Der Erfolg der ersten Fahrt war so groß, dass der Verein beschloss, noch mehr Waggons regelmäßig auf die Reise zu schicken. Mittlerweile setzt sich der Rheingold Zug aus verschiedenen, historischen Zügen zusammen. Neben Wagen der 60er Jahre wird auch der beliebte Speisewagen von 1928 mitgeführt. Der Speisewagen hat noch die original Kücheneinrichtung aus Holz. Ein zusätzlicher Kühlschrank wurde jedoch nachträglich eingebaut. Immerhin können rund 130 Gäste mit einem Gourmetmahl versorgt werden und das exklusive Essen in dem fürstlich gedeckten Speisewagen genießen. Ein bisschen fühlt man sich wie im Orientexpress. Ganz anders sieht es aus, wenn man den Aussichtswagen, auch Dome-Car genannt, betritt. Hier sitzen die Gäste unter einer riesigen Glaskuppel und können, in bordeauxroten Polstern versunken, eine herrliche Aussicht genießen. Im

Licht der Betriebshalle in Köln Nippes spiegeln sich die Sitze in den Fenstern wieder – das vermittelt sogar „Raumschiffatmosphäre“ der späten 60er – und Eberhard Schmidt erzählt: „Dieser Waggon war der Renner bei den Amerikanern“. Doch woher kommt das Geld für die aufwendigen Renovierungen? „Die Züge werden durch Spenden restauriert“, erklärt Eberhard Schmidt. „Alle acht Jahre müssen unsere Züge zum TÜV“, weiß Schmidt. „Deshalb müssen wir sie stetig an den Zügen arbeiten und für die Instanthaltung sorgen.“ Auch kleine Spenden nimmt der Verein gerne an. „So sammeln wir jetzt wieder für eine Wandlampe aus Glas, für den Aussichtswagen. Diese muss handgefertigt nachgebildet werden“ so Schmidt.

Seit 1955 existiert der FEK und hat heute rund 200 Mitglieder. Wer glaubt, der Verein besteht nur aus Rentnern und älteren Menschen hat sich getäuscht. Jung und alt wirken hier zusammen und packen an. Auch Frauen mischen kräftig mit. Yvonn Kussmaul zum Beispiel. Sie ist schon von Kindesbeinen an Dampflockfan. „Von meinem Vater habe ich als Kind eine H0 Fleischmann Eisenbahn bekommen und immer damit gespielt“. Schon seit längerem hegte sie den Wunsch, eine Dampflockfahrt zu machen. „In diesem Jahr hat es endlich geklappt“, so Yvonn Kussmaul. Sie hat eine Sonderfahrt des FEK gebucht und ist so auf den Geschmack der Rheingoldzüge gekommen. Vom Engagement des Vereins total ergriffen, entdeckte sie im Flyer des FEK, dass ehrenamtliche Helfer gesucht werden. Darauf meldete sie sich via Internet beim FEK, ist seit kurzem ehrenamtlich im Einsatz und kellnert während der Fahrten. Zudem wird sie sich künftig verstärkt für das Marketing des Vereins einsetzen. Als der Rheingold noch nicht im Mittelpunkt des Vereins stand, erschien 1960 die vereinseigene Zeitung "FEK-Nachrichten". Hier räumte man den Kurzmeldungen aus dem Schienenverkehrswesen einen wichtigen Platz ein. Regelmäßig erscheint die Vereinszeitung und

für den Vorsitzenden Hans Heinrich ist das eine enorme Leistung. Genauso wie das große Engagement der vielen Mitglieder. INFOS:

Wenn Sie mehr über den Freundeskreis Eisenbahn Köln erfahren möchten und sich für eine Sonderfahrt interessieren, den Verein besuchen oder eine kleine Spende abgeben möchten, können Sie auf der Seite www.rheingold-zug.com mehr erfahren. Außerdem hat der FEK im Bereich des ehemaligen DB-Betriebswerkes Köln-Nippes ein eigenes Vereinsheim. Die Adresse lautet: Köln-Bilderstöckchen, Longericher Str. 214, Telefon 02133/ 97 39 887.

© Andreas Wullenkord

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rucktechnik. Die Öffentlichkeit möchte informiert und unterhalten werden; was in der Zeitung steht, ist wahr. Papier ist ja bekanntlich geduldig. Nach und nach kommen auch Meinungen, parteiische Berichte, politische Stellungnahmen, Lyrik und Prosa dazu. Die moderne Massenpresse formiert sich erst zu Beginn des 20 Jahrhunderts. Um diese Zeit ist die Blüte der Papierhersteller in Bergisch Gladbach schon vorbei. Die Alte Dombach, die wie viele Konkurrenzunternehmen mit der Verarbeitung von Lumpen begann, wird 1900 stillgelegt – und erst 1999 als Museum wieder eröffnet. An ihrem Beispiel können wir die Entwicklung der Papierherstellung gut nachvollziehen. Das Lumpenstampfwerk, die älteste Maschine in der Papierherstellung, wird vom originalgetreu nachgebauten Mühlrad betrieben. Schon 1870 verbraucht eine Schöpfbütte die abgetragene Kleidung von 15.000 Menschen. Nach und nach wird deshalb auch hier auf Holzfasern gesetzt. Heute hat man auch den Rohstoff Altpapier entdeckt. 1810 kam die Neue Dombach mit einer neuen Fabrikhalle und großen Papiermaschinen dazu. Sie wurde 1876 von der Firma Zanders übernommen. Als Teil des Papiermuseums beherbergt sie heute eine beeindruckende 40 Meter lange Papiermaschine der ehemaligen Gohrsmühle

von 1889, eine Rundsiebmaschine und eine Bürstenstreichmaschine von 1910. Seit 1850 wurden hier auch gestrichene Papiere hergestellt: Mit einer Masse aus Pigmenten und Bindemitteln beschichtet, erzielen sie eine besonders glatte und ebenmäßige Oberfläche. Um diese Zeit wurden auf Papiermaschinen Bahnen von 1,50 Meter Breite produziert, bis zu 20 Meter in der Minute. Heute sind 2000 Meter in der Minute bei Breiten von mehr als 10 Metern üblich. Und es gibt mittlerweile Ressourcen schonende Papiersorten. „Seconds“ lassen wir auf hochwertigem Naturholzpapier aus Wirtschaftswäldern drucken. Es wird Co2-neutral hergestellt. Die Alte Dombach ist ein erlebnisorientiertes Museum. Wir können uns über viele Wege dem Thema Papier nähern, sehr viel ausprobieren und entdecken: jederzeit Büttenpapier schöpfen, die Entstehung einer Papierbahn auf einer Laborpapiermaschine verfolgen und natürlich über die 40 Meter lange Papiermaschine in der Fabrikhalle staunen. Alle Exponate drehen sich um Herstellung und Gebrauch von Papier. Unsere verschiedenen Lebensbereiche werden unter diesen Aspekten beleuchtet, auch moderne Papiersorten werden einbezogen. Dr. Sabine Schachtner, Leiterin des Museums und unsere Ansprechpartnerin, ist zu Recht stolz auf die 25.000 Besucher im Jahr. Begleitend bie-

tet das Museum immer wieder Workshops und Kreativveranstaltungen für Familien und Erwachsene an. Ein Besuch ist auf jeden Fall empfehlenswert, genauso wie das Buch „Papier – vom Handwerk zur Massenproduktion“, an dem auch die Museumsleiterin, Dr. Sabine Schachtner, mitgewirkt hat. LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach Alte Dombach 51465 Bergisch Gladbach www.industriemuseum.lvr.dewww.papiermuehle-alte-dombach.de Öffnungszeiten: Die – Fr 10 – 17 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr Fotocredits: Andreas Bastian

Bitte um Spenden In dem Rheingold Speisewagen sollen die oberlichter in originalzustand zurückversetzt werden. Hierzu müssen die lampenschirme originalgetreu nachgegossen werden. um dieses Projekt umzusetzen würde

uns jeder EuRo weiterhelfen. Wir freuen uns über finanzielle wie strukturelle unterstützung, einfach mal unter www.rheingold-zug.com, vorbeischauen. oder ein Mail schicken: info@rheingold-zug.com

Sonderausstellungen Kölner Museen Kölnisches Stadtmuseum Revolution! Dem Maler Wilhelm Kleinenbroich zum 200. Geburtstag 23. Juni – 16. September 2012 Museum Ludwig Claes Oldenburg 23. Juni – 30. September 2012 Kölnisches Stadtmuseum Ein bunter Traum: Kölns romanische Kirchen im Historismus 7. Juli – 16. September 2012 Museum für Angewandte Kunst Köln gute aussichten_mustererkennung. junge deutsche fotografie 18. August – 14. Oktober 2012 Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud 1912 - Mission Moderne. Die Jahrhundertschau des Sonderbundes 31. August – 30. Dezember 2012

Papier-Herrstellung / Zander Maschiene


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Hörspielproduktion Sprachaufnahmen mit Musik und Geräuschen mischen - letzter Teil der WDR Serie Für Teil zwei über die WDR-Hörspielproduktion im Juni durften wir Regisseur Thomas Werner und seinem Team bei der Produktion „Puntland“ über die Schulter schauen. Nun standen die Recherchen zum dritten und letzten Teil der Serie an. In der Schlussphase der Produktion von „Bänkersmahlzeit“ bekamen wir Einblick in die Montage eines actionreichen Krimis. Vier anstrengende Mischtage liegen hinter dem Produktionsteam von Regisseur Christoph Pragua. Nun gilt es mit Hochdruck zu arbeiten, denn am nächsten Tag muss das Hörspiel mit insgesamt 29 Szenen fertig sein. Normalerweise arbeiten die Tontechnikerin Jeannette Wirtz-Fabian und der Toningenieur Matthias Fischenich zusammen an einer Szene. Da in der Endphase jedoch noch knapp sieben von insgesamt 51 Manuskriptseiten szenischen Dialogs anstehen, montiert die Tontechnikerin schon mal die restlichen Szenen in einem Nebenraum auf 48 Tonspuren. Parallel dazu mischt Fischenich die bereits angelegten Szenen ab. Sein Arbeitsplatz ist ein riesiges Mischpult mit einer für Laien unüberschaubaren Zahl an Reglern und Tasten. Im Hochspannungskrimi „Bänkersmahlzeit“ aus der Feder von Christoph Güsken dreht sich alles um knallharte Finanzgeschäfte. Vier Tage lang fanden dafür die Sprachaufnahmen mit den Schauspielern statt. Danach stehen dem Produktionsteam gerade mal sechs Arbeitstage für das Mischen zur Verfügung. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass pro Mischtag im Schnitt acht bis zwölf Manuskriptseiten zu bearbeiten sind. Somit steht einer Sendeminute knapp eine Dreiviertelstunde Arbeitszeit gegenüber. Hochkonzentrierte Zusammenarbeit ist also gefordert. Regisseur Christoph Pragua, der die verschie-

Krimi am Samstag Bänkersmahlzeit Von Christoph Güsken Sa. 21. Juli 2012, 10:05 WDR 5 Regie: Christoph Pragua Produktion: WDR 2012 /ca. 54’ Gerd Sobeck ist ein Bänker der schlimmen Sorte: skrupellos, gewinnorientiert und höchst erfolgreich. Geldgeschäfte sind für ihn ein Spiel und alle, die den globalen Markt regulieren wollen, Spielverderber oder schlechte Verlierer. Als er plötzlich verschwindet, sieht alles zunächst nach einer Konkurrenz- und Beziehungstat aus: Sobecks Frau Debbie hat ein Verhältnis mit einem anderen Bänker. Aber Sobeck ist gekidnappt worden. Eine Frau, die sich Tarantula nennen lässt, stellt ihn im Internet zur Schau und lädt die Community zu einem zynischen Spiel namens „Bänkersmahlzeit“ ein. Sie kehrt Sobecks Spekulationen (u. a. mit Grundnahrungsmitteln) um: Er wird selbst zum Handelsobjekt und bekommt am eigenen Leib zu spüren, wie schnell seine Chancen schwinden, wenn die Mitspieler nicht auf sein Überleben wetten, sondern auf seinen Tod.

denen Aufgabenbereiche beim Radio vom Regieassistenten über Producer bis hin zu der künstlerischen Regiearbeit seit 25 Jahren aus eigener Erfahrung kennt, hat klare Vorstellungen davon, wie er sich die Musik und die Geräusche einer jeden Szene vorstellt. Während die Tontechnikerin und der Toningenieur pausenlos mit der Montage beschäftigt sind, sucht die vierte im Bunde - Regieassistentin Luise Weigert -parallel dazu in einer umfangreichen Datenbank das passende Geräusch für die Szene aus. Wenngleich viele Dateinamen die Bezeichnung „Auto“ enthalten, so klingt doch der Motor eines älteren Automodells anders als ein neuerer, hat jede Automarke ihre Eigenarten, und soll eine schnelle Anfahrt mit quietschenden Reifen Hochspannung vermitteln, aber nicht an eine Verfolgungsjagd aus einem schlechten amerikanischen Film erinnern. Luise Weigert hört die Geräusche über Kopfhörer vor und spielt ihre Vorschläge per Stick oder über den Server auf dem Arbeitsplatz der Tontechnikerin ein. Jeannette Wirtz-Fabian spielt sie kurz an und entscheidet mit dem Regisseur und dem Ingenieur, welches Geräusch genau das richtige ist. Aus einer minutenlangen Montage- und Abstimmungsarbeit bleibt im Hörspiel oft nur eine kurze Sequenz von wenigen Millisekunden übrig. Jeannette Wirtz-Fabian und Matthias Fischenich sitzen an ganz unterschiedlichen Arbeitsplätzen hintereinander. Mit flinken Fingern arbeitet die Tontechnikerin an ihrem Controller – einem Arbeitsgerät ähnlich einer großen Tastatur mit integriertem Bildschirm – dem Toningenieur am Mischpult zu. Unentwegt kommunizieren sie miteinander, was sich ungefähr so anhört: „Hast du jetzt die 9 oder die 11?“ Gemeint ist die letzte Aufnahme. „Matthias, wo willst du sie hinhaben?“ – „Auf die [Tonspur] 39.“ – „Dann muss ich eine neue Spur aufmachen.“ – „Nee, dann nimm die 37 – warte, ich mach dir mal die Spur solo …“ Plötzlich hebt der Regisseur die Hand und sagt: „Ich überlege, ob ich hier mit der Musik reingehe …“ – „Wie wär’s mit dem Klavier?“

schlägt Wirtz-Fabian vor. „Ja, das Klavier wird immer gerne genommen – wir setzen hier zwei Schläge ein“, entscheidet Pragua. Beim Hörspiel kommt es auf die richtige Musikfarbe an Knapp vier Monate vor Produktionsbeginn hat sich der Regisseur damit beschäftigt, für den Krimi ‚Bänkersmahlzeit’ eine spezielle „Musikfarbe“ zu finden. Allein anhand der Textvorlage des Autors gilt es für ihn zu erspüren, wie er sich das fertige Hörspiel vorstellt. Denn: „Bei jeder Musik, bei jedem Geräusch arbeitet man mit dem Vorverständnis des Hörers - stellen Sie sich nur einmal vor, Sie legen unter einen belanglosen Text die Nationalhymne“, erklärt er die Wirkung des akustischen Beiwerks. Zunächst diskutierte er intensiv mit der Regieassistentin über seine Vorstellungen von Musik und Geräuschen für das Stück – denn ihre Aufgabe ist es, das benötigte Material im Vorfeld zu besorgen - später zog er den Kollegen der Musikauskunft hinzu, einen absoluten Fachkenner in Sachen musikalische Genres. „Der hat verstanden, was ich wollte und konnte dazu gleich Stücke und Namen nennen“, freut sich Pragua. Für Bänkersmahlzeit entschied er sich für „Jazz im weitesten Sinne“. Nach gut drei Stunden intensiver Arbeit ohne Pause ist das Hörspiel bis Minute 50 „angelegt“, also auf 48 Tonspuren aus vielen kleinen Schnipseln aus Text, Musik, Atmo und Geräuschen montiert. Angefangen hatte das Team an diesem Morgen mit der Szenerie bei Minute 48. „Der heutige Tag ist aber nicht exemplarisch“, erklärt Regisseur Pragua. „Die Szenen kurz vor Schluss sind unglaublich aufwendig.“ Eine Heidenarbeit also, aber schließlich soll bei dem Showdown maximale Spannung erzeugt werden. Das braucht einfach Zeit. Beispielsweise braust ein Polizeiauto mit quietschenden Reifen heran, die Metalltüren eines alten Hallenbades werden eingeschlagen, um einen Ertrinkenden zu retten, und einlaufendes

Bildarchive @ WDR

Wasser soll zu hören sein. „Ich möchte, dass das Wasser zügiger steigt, das ist mir zu lahm“, fordert der Regisseur. „Man braucht sehr viel Gespür, eine lange Geräuscherfahrung und ein sehr gutes Gehör“, erklärt uns Jeannette Wirtz-Fabian, die auf eine über 37-jährige Erfahrung in der Tonarbeit zurückblickt. „Wenn man noch Analogschnitt gelernt hat, hat man ein gutes akustisches Gefühl für Sprache entwickelt. Beim optischen Schnitt lernt man nicht „das Hören“. Matthias [Fischenich] und ich, wir wissen immer gleich, ob die Texte zu schnell oder zu langsam gesprochen sind.“ Sie könnte noch viel mehr über die gestalterische Arbeit mit dem Ton erzählen, aber heute ist keine Zeit dazu. Denn fertig sind sie noch lange nicht mit dem Hörspiel. Für diesen Nachmittag warten noch weitere dreieinhalb Minuten Montage auf das Team, und anschließend wird Matthias Fischenich abmischen. Eine sehr aufwendige Detailarbeit, denn erst mit dem entsprechenden Feinschliff durch Lautstärkeregelung, das Einstellen von Höhen und Tiefen, die Abstimmung aller Tonspuren und Anschlüsse sowie unzählige kleine Einstellungen am Mischpult wird aus der mehrtägigen Montagearbeit ein fertiges Hörspiel mit insgesamt 54 Minuten Laufzeit. Danach steht für die Regieassistentin Luise Weigert noch ein ganzer Arbeitstag an. Nun gilt es, alle Daten zu dem Hörspiel, also die Namen aller Beteiligten, die Länge, das Produktionsjahr und einen In-

Ein bisschen verheiratet Erfrischende sommerliche Kost im Kinosaal Bringt die Zukunft nicht noch was Besseres, wenn man nur Geduld hat zu warten?’ wirft die romantische Komödie „Fast verheiratet“ (‚The five yearsengagement’, R: Nicholas Stoller) als Leitfrage in den Kinoraum. Tom (Jason Segel), seines Zeichens Koch, möchte seiner Freundin Victoria (Emily Blunt), Doktorandin in Psychologie, einen Heiratsantrag machen. Eine Überraschung, die leider platzt. Auch mit der Reservierung im Restaurant des besten Freundes ist etwas schief gegangen. Das Paar muss erst einmal warten und – welch Glück: ihm wird ein weitaus romantischerer Tisch auf der Dachterrasse bereitgestellt. Sie sagt ja, und wo andere romantische Komödien enden, beginnt diese: Victoria wird eine Post-Doc Stelle in der Ferne angeboten. Tom gibt seinen Job ihr zuliebe auf und geht mit. Heiraten? Kann man ja noch nach Ende des Vertrags. So darf man dem sehr glücklichen Pärchen – endlich mal eine Geschichte ohne das leidige Dauerproblem von Männern, die zugunsten der Karriere ihrer Freundin Kompromisse schließen – zuschauen, wie beständig die ‚Umstände’ dazwischen funken.

Sie macht Karriere mit der Leitung eines Experimentes – und erforscht damit gewissermaßen ihr eigenes Dilemma in der Warteschleife: den Studienteilnehmern werden nicht mehr ganz frische Donuts angeboten, die sie sofort essen dürfen. Die Alternative: Wenn sie warten können, bekommen sie ganz frische. Übrigens, nirgendwo erwähnt: So wurde kurzerhand ein bekanntes wissenschaftliches Experiment aus den 70ern in die Jetztzeit transportiert. Seinerzeit allerdings mit Marshmallows. Eine hochkomische Riege an Freunden und Kollegen, ebenso nerdig wie liebenswert gezeichnet, mischt sich gerne und oft ein. Derweil die Beziehungsgespräche der beiden herzerfrischend realistisch sind. Alles in allem: Eine leichtfüßige Liebeskomödie mit Substanz und viel Kicherpotential. Der ideale Film mit Gesprächsstoff für ein zweites oder drittes Date. Man muss ja nicht gleich heiraten. /cs Fast verheiratet (OT: Five-Year Engagement) Komödie, USA 2012, 124’, ab 12 D: Jason Segel, Emily Blunt, Rhys Ifans Regie: Nicholas Stoller - Verleih: Universal

ternettrailer in einen Audioarchivspeicher einzuspeisen. Hinzu kommt noch eine Kurzbeschreibung des Hörspiels für die Anmoderation im Radio. Wichtig sind auch die GEMA-Meldungen für jedes verwendete Musikstück. Zum Abschluss steht noch der Versand von Belegkopien auf CD an die Redaktion und den Autor an. Denn die warten fast ein Jahr nach der ersten Vorlage des Manuskripts schon gespannt darauf, wie sich das fertige Hörspiel anhört. Auch wir sind gespannt auf die „Bänkersmahlzeit“./ as

Das Hörspiel „Bänkersmahlzeit“ von Christoph Güsken unter der Regie von Christoph Pragua wird am 21. Juli um 10:05 Uhr und um 23:05 auf WDR 5 ausgestrahlt.

Ein Bericht unserer Redakteurin

Anne Siebertz second magazine Köln

/second-magazine.de


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Kino| 21 Kinopremieren Juli/ Augsut 2012 02.07.12 Ice Age 4 - Voll verschoben 05.07.12 Sleep Tight Holidays By The Sea 2 Tage New York Sons of Norway Cosmopolis Off Shore

02.08.12 Who Killed Marilyn? Merida Legende der Highlands The Rum Diary Das Schwein von Gaza Ted Tom und Hacke 07.08.12 Rampart

For No Eyes Only

Töte mich

Von einem, der auszog, einen Film zu drehen Engagiertes Filmprojekt: For No Eyes Only

Little Thirteen

Prometheus Dunkle Zeichen

Kawa

Jeff, der noch zu Hause lebt

Im Internet wimmelt es nur so von kleinen Filmchen und Eigenproduktionen, teils mit der eigenen Videokamera gedreht, teils mit dem Handy. Witzig oder schockierend sind die kurzen Clips meist, gedacht für ein schnelles Anschauen und den kurzen Click auf „like“ oder „dislike“ – und schon sind sie vergessen. An einem Gymnasium in Bergisch Gladbach gab es jedoch einen jungen Mann, der mehr wollte: einen richtigen Spielfilm drehen. Und Jungregisseur Tali Barde hat es tatsächlich geschafft! Erst wenige Tage vor der Premiere ist sein Erstlingswerk fertig geworden – ein Spielfilm mit stolzen 90 Filmminuten aus dem Blickwinkel der Generation facebook. „For No Eyes Only“ heißt er, ein cooler Titel, der jedoch auf den zweiten Blick ein bisschen unlogisch klingt: „Nur für keine Augen“. Aber das macht auch das Geheimnis des Films aus. Er erzählt die Geschichte eines jugendlichen Hockeyspielers, des besten in seiner Mannschaft. Nach einem Zusammenstoß mit einem Vereinsneuling ist er verletzt und für ein paar Wochen außer Kraft gesetzt. Aus Langeweile tummelt er sich stundenlang im Internet und „hackt“ sich über die Webcam in die Computer seiner Mitschüler ein. Doch bald wird aus dem Spaß Ernst, denn vor laufender Kamera wird er Zeuge eines Mordes. Angefangen hatte alles eigentlich schon vor drei Jahren. Da war der heutige Jung-Regisseur Tali Barde, der mittlerweile mit einer eigenen Produktionsfirma nach Köln übergesiedelt ist, noch Schüler am Bensberger Otto-Hahn-Gymnasium. Damals produzierte die Film-AG den Kurzfilm „Mind

Wanderlands“. Der war 2010 beim alljährlichen Kölner Kinderfilmfestival „Cinepänz“, in der Schule und bei verschiedenen Festivals zu sehen. Im gleichen Jahr räumte er den mit 1000 Euro dotierten Bürgermedienpreis ab. Für die zehn Schüler stellte sich nun die Frage, was sie mit dem Geld anfangen sollten. Tali Barde schwirrte schon seit langem eine Idee für einen kompletten Spielfilm im Kopf herum. „Eigentlich für drei Filme“, schmunzelt er. Da alle Mitstreiter aus der Film-AG aufgrund des ersten Erfolgs Lust hatten, noch einmal mitzumachen, machte sich die Gruppe erneut ans Werk. Ursprünglich waren für die Produktion des Films inklusive Schnitt und Postproduktion gerade mal drei Monate mit 22 Drehtagen angesetzt. Die Story stand in groben Zügen, aber bei Drehbeginn wusste noch niemand, wie sie enden sollte. Nach den Sommerferien 2011 waren alle Drehtage bereits ausgeschöpft, doch für einen Film reichte das Material noch nicht. Mehrmals stockte die Gruppe auf, opferte Ferien, Freizeit und Feiertage und hatte endlich im März 2012 - nach mehr als 14 Monaten und 40 Drehtagen - alles im Kasten. Doch mit jedem Drehtag ist die Gruppe auch professioneller geworden. „Wir haben uns deutlich gesteigert – zuletzt haben wir pro Drehtag gute zwei bis drei Filmminuten hinbekommen“, sagt Tali Barde, der die Gesamtverantwortung für das Projekt trägt. Man merkt ihm an, dass es echte cineastische Leidenschaft ist, die ihn antreibt. Denn schließlich sieht er seine berufliche Zukunft im Filme machen und hofft nun auf einen Studienplatz für Filmregie. „Man braucht ein paar Chancen, Glück und Talent - und natürlich viel Ausdauer. Aber der Grundstein ist gelegt“, erklärt er stolz mit Blick auf den fertigen Film.

Das Projekt hat viel Aufsehen erregt und auch viele Unterstützer gefunden. Nicht nur der Förderverein des OttoHahn-Gymnasiums und die Kreissparkasse Köln haben sich mit einem kleinen Obolus beteiligt, sondern zwei Kölner Filmproduktionsfirmen stellten auch kostenlos professionelles Ton- und Lichtequipment zur Verfügung. Dank guter Kontakte konnte „For No Eyes Only“ schließlich Ende Juni im Bensberger Kino vor gut 300 Zuschauern gezeigt werden. Ende August stehen noch öffentliche Vorführungen in der Schule an (31.8. – 2.9.) und anschließend soll der Film über die Festivals touren. „Vielleicht können wir den Film im Herbst auch in einem Kölner Kino zeigen“, hofft die Gruppe der jungen Filmemacher. Im Moment sind sie erst einmal sehr gespannt auf die Reaktionen und lassen alles auf sich zukommen. Irgendwie können sie noch gar nicht fassen, dass sich die vielen Stunden, die Nachtarbeit und das Durchhalten am Ende doch gelohnt haben. Viele von ihnen haben trotz der nervenaufreibenden, monatelangen Produktionszeit Blut geleckt, wollen beim Schauspiel bleiben oder später einmal Kameramann werden.

Woody Allen: A Documentary

12.07.12 Babycall

09.08.12 Familientreffen mit Hindernissen

Violeta Went To Heaven

Periferic

Entre les bras

Das Haus auf Korsika

To Rome with Love

Fast verheiratet

Siddhartha

The Raid Abraham Lincoln Vampirjäger

16.08.12 We Need to Talk About Kevin Wer´s glaubt wird selig

Der Vorname

Red Lights

Hasta La Vista

Starbuck

Klappe Cowboy!

Was passiert, wenn´s passiert ist

Bis zum Horizont, dann links! Pommes Essen 19.07.12 Guilty of Romance She Monkeys Der Lorax Das verflixte 3. Jahr Allein die Wüste Global Viral. Die Virus-Metapher Lady Vegas 26.07.12 Miss Kicki

This Ain´t California Speckles - Die Abenteuer eines Dinosauriers Atomic Age Magic Mike 360 23.08.12 ParaNorman Frisch gepresst Total Recall (2012) Katy Perry: Part of Me Samsara

Wu Xia

Das Ding am Deich

The Dark Knight Rises

Für Elise

Wir von der Redaktion sagen: Hut ab vor so viel Engagement und macht weiter so! / as

Metéora

Avalon Film Produktion Salierring 46 50677 Köln Tl: (+49)221 78990079 mobil: (+49)176 305 139 26 E-Mail: taliesinbarde@yahoo.de www.facebook.com/fornoeyesonly

Karen llora en un bus

Bavaria Traumreise durch Bayern

The United States of Hoodoo

Seconds in Köln | Impressum Ihr Stadtjournal Eifelstraße 24 50667 Köln Telefon: 0221 / 82 82 00 57 Telefax: 0221 / 82 82 00 56 Herausgeber: Andreas Bastian Chef-Redakteurin: Anne Siebertz (as@second-magazine.de) Ressort Rhein-Sieg: Peter Köster Seconds-Autoren-Team: Christian Baar/cb, Meriem Benslim/mb, Linda Fischer/lf, Lars Kämmerer/lk, Dirk Maschin/dm, Sandra Prawitt/sp, Andreas Schnell/as, Katrin Farnung/kf, Verena Sons (Design), Jutta VogtTegen/JVT, Carina Thomann/ct, Björn Thomann/bt, Bernhard Walther/bw, Dieter Speelmanns, Carsten Hufschlag/ch, Dirk Conny Conrads/dc, Gaby Mutschke/gm, Andreas Schwann/ans, Nicky Doering/nd, Helena Montagnese/hm, Mirjam Dröge/md, Ralf Esser/re, Uwe Schäfer/us, Michéle Hentschel/mh, Hubert Schmidt/hs, Sabrina Schmitz/sas, Merle Ullrich/mu, Benno Hermes/bh, Peter Köster/pk, Nadja Sobotzik/ns, Nadine Stellmacher/nas

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Juli/Aug.

22 | Musik

All you can beat Tipps und Termine, Festivals, Musik in und rund um Köln 04.07 | Bob Dylan

Kunstrasen/Bonn

Bob Dylan gilt ohne Zweifel als wichtigster einzelner Interpret der Rock-Ära, als Inkarnation einer Gegenkultur und Songschreiber des Jahrhunderts. Der Ausnahmekünstler bedeutet „für die Popmusik das Gleiche wie Einstein für die Physik“, schrieb das US-Nachrichtenmagazin Newsweek. Die zahlreichen

Grammy-Auszeichnungen, auch für sein Lebenswerk, dokumentieren die globale Wirkung dieses genialen Singer/Songwriters. Der Wegbereiter der Folk- und Rockmusik, dessen Gesamtauflage mehr als 110 Millionen Tonträger beträgt, spielt im Juli in Bonn. KUNST!RASEN/ Bonn

04.07 | Snow Patrol Mit 11 Millionen verkauften Tonträgern gehören sie zu Englands größten Bands: Snow Patrol stehen am 4. Juli 2012 mit ihrem neuen Album "Fallen Empires" in der Lanxess-Arena auf der Bühne.

06.-08.07 | Christopher Street Day "Ja, ich will" ist das Motto des ColognePride 2012. Mit einem 60-stündigen Bühnenprogramm und der CSD-Parade steht die Stadt vom 6. bis 8. Juli ganz im Zeichen der Lesben und Schwulen.

09.07 | Patti Smith

Mit von der Partie: Stars wie Jupiter Jones, sowie über hundert Fußgruppen, die für eine Gleichberechtigung von Homos und "Heten" durch die Kölner City ziehen.

Kunstrasen/Bonn

Erstmals seit zwei gefeierten Open AirKonzerten im Juli 2010 kommt Patti Smith wieder mit ihrer legendären Band nach Deutschland, und erstmals wird sie neben den Hits ihrer Karriere auch neue Songs ihres 2012 (wieder bei Sony) erscheinenden Albums präsentieren - dem

ersten Album mit aktuellem Material seit 2007. Die seltenen und durchweg atemberaubenden Konzerte von Patti Smith and her band stellen rare Highlights im Konzertgeschehen dar. KUNST!RASEN/ Bonn

31.07/05.08 | Yamato Mit einer neuen Show gastiert Yamato zwischen dem 31. Juli und dem 5. August in der Kölner Philharmonie. Ihre neue Show trägt den Titel "Gamushara" und geht mit der energiegeladenen und mitreißenden Trommelchoreographie direkt ins Blut.

06.-08.07 | Summerjam Wenn der Sommer kommt, wird es heiß am Fühlinger See: Vom 6. bis zum 8. Juli 2012 findet in diesem Jahr der traditionelle Summerjam statt. Fühlinger See Tickets & Infos unter: www.summerjam.de

10.07 | Madonna

10.07 - 19.08 | 25. Kölner Sommerfestival Jubiläumsprogramm vom 10. Juli bis 19. August 2012 in der Kölner Philharmonie Das KÖLNER SOMMERFESTIVAL feiert 2012 seinen 25. Geburtstag und damit 25 Ausgaben voller außergewöhnlicher Entdeckungen, spektakulä-

Trotz der zahlreichen Veranstaltungen suchen wir ONLINE mit Euch zusammen das SOMMERLOCH. www.second-magazine.de

Madonna hat nachgelegt und außer den beiden Konzerten in Berlin ihrem Tourplan ein weiteres Deutschlandkonzert hinzugefügt - und zwar in Köln. Am 10. Juli tritt die US-Sängerin in der Lanxess-Arena auf.

rer Tanz-, Musik und Theaterproduktionen, voller internationaler Spitzenshows und Deutschland- und Europapremieren. Alle Infos unter: www.koelnersommerfestival.de

14.07 | Kölner Lichter Kölner Lichter 2012 - Open Air Party mit einem Feuerwerk der Superlative. Mehr Infos über die Kölner Lichter und das Programm für 2011 findet man unter: www.koelner-lichter.de

21.-22.07 | Amphi Festival Köln - Tanzbrunnen mit: The Sisters Of Mercy, Eisbrecher, Blutengel, The Other und viele andere mehr im Rahmenprogramm an beiden Tagen: Dr. Mark Benecke, als „Der Herr der Maden“ bekannt, gewährt der Kölner Forensikexperte Dr. Mark Ben-

Mal was für unsere Mädels :)

ecke einen interessanten Einblick in die Welt der Kriminalbiologie. Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein interessantes Special an beiden Festivaltagen! Auf dem Amphi-Festival 2012 gibt's zwei Tage lang Musik für die schwarze Szene.

Seconds Festival Tipps! Alle Festivals im Gesamtüberblick unter www.festivalhopper.de Festivalhinweise: Flaschen, Gläser, Nuckelanlagen, Fässer, dürfen generell nicht mit aufs Gelände. Daher Versorgung vor der Anreise planen. Den Zutritt enger Durchlässe und Tunnelanlagen dringend vermeiden. Zwingt Euch nicht zur Platzangst. Sondern informiert die Veranstaltungsleitung um für Abhilfe zu sorgen. Trinken, Trinken, Trinken ! zwischen den Pushern und Bierchen immer wieder mal ein Wasser trinken, am besten halbwarm und ohne Kohlensäure. Die ultimativen Festivalartikel und alles, was man für`s Campen braucht, findet man bei ALOTL. Von ausgeflippten Accessoires bis hin zu Klamotten hat der Laden alles im Angebot. Online - Bestellungen sind möglich. ALOTL e.K. An der Buchenhecke 1 50827 Köln - www.alotl.de

unser Radiotipp für den Sommer Foto © Camstock


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

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CULTURE

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Sec.check | 23

03.-05.08 | Street Life - Jazz-Lev Streetlife '12 auf der Hauptstraße ist bequem zu erreichen mit der S-Bahn (bis Leverkusen-Mitte, 7 Min. Fußweg) oder mit den Bussen der Wupsi (bis Busbahnhof, 5 Min. Fußweg oder bis Wöhlerstraße. ---- > Musikalischer Tipp der Redaktion sind die Newcomer Kabana und der legendäre, mittlerweile siebzigjährige Gitarrist LeBurn mit neuer Band Grooviticus und die Kölner Band BxDxF. Kabana:

Begonnen hat sie schon längst, die Festivalsaison 2012. Aber dennoch gibt es noch tolle Tipps für "umsonst und draußen" Festivals ganz in der Nähe von Köln. So auch das mittlerweile legendäre Streetlife Festival in leverkusen.

acht Quadratmeter spielen die Musiker und sorgen mit einem super Sound für gute Stimmung. Die Einrichtung und das Ambiente im Topos haben sich nie geändert, die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Und ist auch gut so. Mittlerweile seit über zweiundvierzig Jahren betreib t der Leverkusener Wolfgang Orth die Kneipe Topos in der Hauptstraße in Leverkusen - Wiesdorf. Ohne ihn, das Topos und den Verein Jazz Lev e.V. wäre die Stadt Leverkusen nicht zu einer Hochburg für Jazz und Blues geworden.

Sie haben geschwitzt. Und sie haben gespielt, gesungen und gestritten. Und diesen letzten Sommer kann man irgendwie raushören. Denn die Debüt EP der Kölner Indierock-Newcomer Kabana, mit der die vier Jungs jetzt durchs Land ziehen, hat pünktlich zu den ersten Sonnenstrahlen des Jahres das Licht der Welt erblickt. „Die Reise“ erzählt von Frühlingsfrauen und Vagabunden, einem Tanz auf Hochhausdächern und Schuhen voller Sand. Geschichten vom Aufbruch, die immer Raum für eine Ankunft lassen. In einer Welt voller James Bonds ist diese Band der Cary Grant. Grooviticus:

Egal ob Jazz - Tage, Jazz - Kostümball oder Streetlife. Irgendwie nahm alles seinen Anfang im Leverkusener Topos. Einen Auftritt einer Band im Topos muss man miterlebt haben. Auf einer relativ kleinen Bühne von gerade mal

So wird auch 2012 das Leverkusener Straßenfest Streetlife wieder veranstaltet. Fast fünfzig Bands werden dieses Jahr an zweieinhalb Tagen auf drei Bühnen von Jazz bis Funk und von Rock bis Blues das Publikum begeistern. Streetlife findet rund um das kleine Topos statt, dem Sitz des Jazz Lev e.V. in der Altstadt von Wiesdorf, womit Leverkusen wieder einmal zur musikalischen Hochburg für die gesamte Region wird.

Der Eintritt ist frei

Roger Hodgson im Tanzbrunnen VON THOMAS LIEBSCH für die seconds Musikredaktion Roger Hodgson wurde als einer der begnadetsten Komponisten, Songschreiber und Texter unserer Zeit bekannt. Als legendäre Stimme von Supertramp und Komponist der größten Hits der Band schrieb er Songs wie ”Give a Little Bit“, ”The Logical Song“, ”Dreamer“, ”Take the Long Way Home“, ”Breakfast In America“, ”It’s Raining Again“, ”School“, and ”Fools Overture“ und viele andere mehr. Rogers Musik hat ihren Weg in die Herzen von Menschen verschiedenster Kulturen auf der ganzen Welt gefunden. Seine Songs haben die Zeit überdauert und Roger und Supertramp eine weltweite Anhängerschaft gesichert. Erst seit 2002 - seine Kinder mittlerweile erwachsen geworden - zieht es Roger wieder auf Tournee. Seit 2002 ist Roger Hodgson wieder auf Tour und spielt die alten wie auch Stücke seiner fünf Soloalben. Am 06.06.2012 gastierte er im Tanzbrunnen in Köln. Das Publikum war zum großen Teil zwischen 45 und 55 Jahren. Man merkt in Gesprächen vor dem Konzert das viele mit der Musik von Supertramp groß geworden sind und froh sind die Stücke noch mal live zu hören. Die Bühne war

schlicht gehalten. Am hinteren Teil ein Banner mit dem Namen des Künstlers und davor jede Menge Palmwedel. Die Beleuchtung mit vielen LED Strahlern und Vario Lights. In einem vom Veranstalter vorher verteiltem Flyer wird Roger folgendermaßen zitiert: „Mir wird klar, dass ich ein musikalisches Erbe hinterlassen habe, das den Hintergrund des Lebens vieler Menschen bildet. An jedem Abend sehe ich von der Bühne aus das Lächeln oder die Tränen in den Gesichtern der Menschen, wenn sie eine Zeit aus ihrem Leben zurückrufen an die sie der Song, den ich spiele, erinnert.“ Genau das spürte man von Anfang an auf der Bühne und im Publikum. Roger Hodgson versteht es, mit seinem Charisma und seiner Natürlichkeit die Leute zu begeistern. Selten habe ich das schon zu Beginn eines Konzertes in dem Maße gespürt. Mit ihm auf der Bühne war Aaron McDonald. Er spielte Keyboard, Saxofon, Klarinette, Flöte und Percussion. Roger Hodgson spielte Flügel, Keyboard und Gitarre. Auch mit dieser Minimalbesetzung wurden die Titel erstaunlicherweise sehr gut umgesetzt. Bis zum heutigen Tag schreibt Roger Musik und Texte. Mehr als 60 Titel sind bisher unveröffentlicht. Das Programm wurde eröffnet mit „Take

LeBurn, der legendäre “Atlantic Records Lead Gitarrist” für Chacka Khan, Patti La Belle, Lionel Ritchie, Mr. Bill Withers, Kool & the Gang, Mother's Finest, James Brown, George Clinton u.v.a.m. hat ein neues Projekt. “Groovitcus”. Begleitet wird er von Spy Austin, Paul Jobsonan und Peter Kunst. Alle Infos zum Programm von Streetlife 2012 unter: www.jazz-lev.de Fotocredits: Dieter Speelmanns

the long way home“ und sofort machte das Publikum mit. Es wurde mitgesungen und getanzt. Weiter ging es mit „Give A Little Bit“ über „Logical Song“ „Dreamer“ usw. Auch viele Stücke seiner Solo Platten wurden gespielt. Zum Beispiel: „Lovers In The Wind“ und „Puppet Dance“. Als letztes Stück vor dem Zugabenteil wurde „Fool's Overture“ mit seinem großartigen Instrumentalintro gespielt. Für die Zugabe hatte er sich „School“ und „It's Raining Again“ aufgehoben. Mein Fazit: Der Sound ließ am Anfang etwas zu wünschen übrig. Die Instrumente, vor allem die Gitarre waren zu laut eingestellt. Dadurch kam der Gesang nicht so gut durch. Aber nach zwei

bis drei Songs stimmte es auch in der Hinsicht. Roger Hodgson zeigte an diesem Abend ein tolles Konzert. Nur in Begleitung von Aaron McDonald interpretierte er seine Songs und die von Supertramp so genial, dass eine größere Band überhaupt nicht vermisst wurde. Seine unverwechselbare Stimme ist trotz seiner inzwischen 62 Jahren fantastisch. Wer die Gelegenheit hat ihn live zu erleben, sollte sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Das glückliche Publikum im Tanzbrunnen jedenfalls verabschiedete den Künstler und seinen Mitstreiter nach 2 Stunden mit Ovationen.

Conny Conrads Leitung Musikredaktion

Fotocredits:Roger Hodgson Productions

Tim Liebsch Musikredaktion

Dieter Speelmanns Fotos

Musikredaktion-Kontakt: dc@second-magazine.de


Juli/Aug.

24 | Tourist info tourist info - Sommer 2012 General tourist information - cologne

TRAM Cologne Das TagesTicket 1 Person berechtigt zu beliebig häufigen Fahrten im Starttarifgebiet und in den Tarifgebieten, die mit der entsprechenden Preisstufe erreichbar sind. Es ist übertragbar und gilt am Tag der Entwertung bis 3:00 Uhr des Folgetages und ist nur gültig mit Entwerteraufdruck. TagesTicket 1 Person TagesTicket 5 Personen* *Wochentags ab 9.00 Uhr

6,00 EURO 8,50 EURO

Airport Cologne Bahnverbindung Köln-Bonn-Airport: InterCityExpress: Köln Bonn Airport stündlich, 18 Züge am Tag RegionalExpress 8: Köln Bonn Airport stündlich, 15 Züge am Tag S-Bahn 13: alle 20 Minuten, 116 Züge am Tag

Camping Campingplatz der Stadt Köln(Köln-Poll) Camping Berger (Köln-Rodenkirchen) Waldbad Camping (Köln-Dünnwald) Reisemobilhafen Köln (Köln-Riehl)

Parking

Museen

Medieval cologne

Modern cologne

Guide tours

Quatermarkt | Postcode: 50667 Im Mediapark 5 | Postcode: 50670 Cäcilienstr. 29 | Postcode: 50667 Rheinauhafen | Postcode: 50678 Bayenstr.2 | Postcode: 50678 Krebsgasse 14-16 | Postcode: 50667 Dieselstr. 13 | Postcode: 50859 Am Domhof | Postcode: 50667 Breite Str. 169 | Postcode: 50667 Augustinerstr. 1 | Postcode: 50667 Habsburgerring 9 | Postcode: 50674 Herzogstr. 16 | Postcode: 50667 Herzogstr. 20 | Postcode: 50667 Willy-Brandt-Platz | Postcode: 50679 Schildergasse 54 | Postcode: 50667 Dillenburger Str. 27 | Postcode: 51105 Wolfsstr. 6 | Postcode: 50667 Flughafen Köln/Bonn | Postcode: 51147 Am Alten Ufer 35A | Postcode: 50668 Schildergasse 32-34 | Postcode: 50667 Riehler Str. 190 | Postcode: 50735

Cologne Municipal Museum Museum Ludwig NS-Documentation Centre Roman-Germanic Museum Museum for Applied Arts Käthe-Kollwitz Museum Wallraf-Richartz Museum Museum of East-Asian Art Museum Schnütgen / St. Cäcilien Chocolate Museum Sports and Olympics Museum Rautenstrauch-Joest-Museum Carnival Museum Cologne Museum of Fragrances

Eigelsteintorburg (Gate) Medieval City Wall Mikwe & Town Hall Gürzenich Hahnentorburg (Gate) Overstolzenhaus Wolkenburg Ulrepforte (Gate) Bayenturm (Women's Media Tower) Bottmühle Severinstorburg (Gate) Weckschnapp

Bastei Hansa Tower MediaPark / Cinedom Telecommunication Tower »Colonius« Westdeutscher Rundfunk (WDR) Flagship Store Köln Triangle Rheinauhafen Köln Accarde

Kölntouristik am Dom Verein Kölner Stadtführer e.V. Expedition Colonia Stattreisen Köln Frauengeschichtsverein Inside Cologne FF Event Domführungen Centrum Schwule Geschichte Köln

Musik & Sports

Parks and Garden

College of Music Cologne Südstadt Belgisches Viertel Quartier Lateng Ehrenfeld Nippes/ Nordstadt Deutz/ Mülheim Tanzbrunnen Musical Dome Philharmonic Hall Lanxess Arena Opera / Schauspielhaus (Theatre) RheinEnergie Stadion

Zoo/ Flora / Botanical Garden Sculpture Park Rheinpark / Claudius Therme Volksgarten / Vorgebirgspark Stadtgarden Grüngürtel Friedenspark Beethovenpark Decksteiner Weiher

Rhein-boat trips Kölntourist Personenschiffahrt am Dom »Moby Dick« Ferry Dom/Messe Ferry Bonn-Beuel »Rheinnixe« Ferry Mondorf (Autofähre) Ferry Weiss-Zündorf (Fußgänger/Rad) KölnTourismus tours by ship: Dampfschifffahrt Colonia Köln-Tourist Personenschifffahrt KD Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt

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