Seconds Ausgabe September 2013

Page 1

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

IHR STADTJOURNAL IM ZEITUNGSFORMAT

szene, kulturen, temperamente

Stadt[er]leben in der Kölner Region

1.000.000 EUR EUR Ausgabe Köln/Bonn

seconds SPONTANEOUS

FLAMMABLE CULTURE

4

Ausgabe

19

Element unseres Lebens

VER

Wasser

LUX ZU

LOS

US-F

UNG

LOA TING

GEW

INN

EN

Gentleman: ‚ Viva con Agua‘ Masaru Emoto ‚ Geheimnis des Wassers‘ Piet Klocke ‚ Unser Mann im Mond‘

Kölner Musiknacht „Eine Stadt Paradies und Hölle“ Cologne Conference Das Festival Fotomontage © Andreas Bastian

LEITUNGSWASSER ODER WASSERFILTER?

VIVA CON AGUA TRINKWASSERZUGANG

KAISERLICHER KRONLEUCHTERSAAL

Deutschland hat gutes Trinkwasser, wenn man den Untersuchungen Glauben schenkt. Wenn es Probleme mit dem Leitungswasser gibt, sind oft die letzten Meter bis zum Wasserhahn betroffen, nur hier wird selten geprüft.

Sauberes Trinkwasser ist ein Grundrecht der Menschheit. Viva Con Agua baut Brunnen in der ganzen Welt. Ein ganz eigenes Projekt aus Sankt Pauli, mit einer Zelle in Köln.

In den Katakomben Kölns, in der sagenumwobenen Unterwelt, Cloaca maxima - da hängt er, der kaiserliche Kronleuchter. Wie er dahin gekommen ist und wann man ihn besichtigen kann - im Kulturzirkus.

ABO SERVICE Seconds direkt in Ihren Briefkasten mit einem ABO 30 € für 10 Ausgaben. abo@seconds.de TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

SPONTANEOUS

FLAMMABLE

4. Jahrgang Ausgabe 19 - September 13


seconds

02 | Inhalt

Stadt

einer

seconds

Momentaufnahmen

Temperamente Urbanes Engagement Der Kölner Musiker Gentleman über Trinkwasser: Wasser ist ein Menschenrecht und kein Spekulationsobjekt.

Kulturzirkus Der kaiserliche Kronleuchter Mitten in Köln, unter der Erde, ein kaiserliches Relikt aus alten Tagen.

Urban Arts Tag des Denkmals Ist es an der Zeit über Sinn und Zweck von Denkmälern nachzudenken?

Biolance Trinkwasser und Floating Gewinnen Sie ein Paar-Floating. Schweben wie im Weltraum schwerelos.

„Was wir wissen ist Wasser- der Ursprung allen Lebens, im Alltag aus der Leitung, als Genuss in der Flasche. Wir laden Sie auf eine etwas andere Reise zum Thema Wasser ein. Ein ungewöhnlicher Rohstoff - aus naturwissenschaftlicher, philosophischer und wirtschaftlicher Sicht. Seconds geht dem Wasser in Köln im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund, führt Gespräche mit dem Sänger Gentleman und dem japanischen Wasserforscher Masaru Emoto, stellt den Verein Viva con Agua vor und berichtet über die Wasserschule. Wir wünschen Ihnen erfrischende Lesemomente!

redaktion@seconds.de Seconds vergriffen? Mit dem Abo Service: 10 Ausgaben (1 Jahr) 30,- EUR helfen Sie auch uns. Bei Interesse: mr@seconds.de

Entrée

Zum Themenschwerpunkt

Lebensraum

Kulturzirkus

Unser „Trink“ Wasser Deutschland ist ein sehr wasserreiches Land

Kaiserliche Kanalisation Der Kronleuchtersaal in den Abflussanlagen Kölns

Wasserschule Köln

Der Kunstwelt eine globale Stimme geben Über die Aktivitäten der Kölner Akademie der Künste der Welt

8

12


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 03

ein Tropfen, was wir nicht wissen ein Ozean!“

Foto:Michael Zibo

Isaac Newton

Urban Art

Biolance

Originell

Theater-Film

Musik

Tag des Denkmals Urbane Kunst auf dem Prüfstand

Poesie des Wassers Interview mit Masaru Emoto Wasserforschung und die nötige Philosophie dazu

Piet Klocke Unser ‚Mann im Mond‘

Cologne Conference

Eine Stadt Paradies und Hölle Die 9. Kölner Musiknacht, 30 Uraufführungen, 100 neue Sets

Eat the world Schon mal die Welt gegessen? Zum zweiten Mal City Leak - Urban Art Festival 50678 Kunst Handwerk Design Meine Südstadt „Aus Liebe zum Veedel“

16

Wasser und Biomasse und weiter nichts?

Sonja Rohde Die erste deutsche Frau im All

Urban Media Festival Cologne 2013 Junge Medienkunst aus 10 Ländern vom 30.09 - 03.10.13

Kölner Konzertreihe - Asasello Quartett ab September 2013 auch in Düsseldorf

„Et läuft super!“ Unterirdische Bäche in Köln

Floating ein heilsames Gefühl von Weltraum

20

24

28

30


seconds

Temperamente

04 | Temperamente

Gentleman

Wasser ist ein Menschenrecht und kein Spekulationsobjekt Seconds traf Gentleman Ein Protagonist des Viva con Agua Projektes Seconds: Hi Gentleman Gentleman: Nenn mich Tillmann. Seconds: 7:3 gewonnen auf heimichen Boden. Du kickst seit einigen Jahren für das Viva-con-Agua-Wasserprojekt. Das Fanprojekt von St. Pauli bezeichnet sich als das einzige Wasser-all-profit-Projekt. Wie kamst du als Musiker überhaupt auf die Idee, dich für das Vivacon-Agua-Projekt einzusetzen? Bist du etwa als Kölner St.-Pauli-Fan? Gentleman: Meine zweite Liebe ist St. Pauli. Ansonsten bin ich Kosmopolit. Die Jungs von Viva con Agua kommen zwar aus Hamburg, aber es geht nicht darum, wo Viva con Agua gegründet worden ist, sondern es ist einfach ein Charity-Projekt, das eine ganz lockere,

unaufdringliche und sympathische Art und Weise, fern ab von Bürokratie und Steifsein, gefunden hat, um wirklich was zu bewegen. Deshalb bin ich ein Teil davon geworden. Ich habe mich dazu gar nicht entscheiden müssen, es ist einfach passiert. Ich habe Michael Fritz kennengelernt und wir waren sofort auf ganz vielen Ebenen auf derselben Wellenlänge. Das fing langsam an und mittlerweile hat das eine Form angenommen, es wächst immer weiter. Jetzt reden wir darüber – was längst überfällig ist –, uns die Projekte vor Ort anzugucken und das Ganze mit Musik zu verbinden. Seconds: Mit Fußball und Musik erreicht man viele Menschen, was macht mehr Spaß: Fußball oder Reggae?

Gentleman: Ach, es gibt viele Parallelen. Beides ist Hochleistungssport und beides geht „direkt in die Birne“. Wenn du Fußball spielst, bist du absolut im Moment und wenn du Musik machst, bist du auch absolut im Moment. Es gibt zu wenige Dinge, die direkt in die Birne gehen. Immer bist du in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Im Moment zu sein heißt, das Leben zu spüren, und das ist beim Fußball genauso wie beim Musikmachen. Seconds: Du sprichst Jamaikanisch und singst auch in der Sprache: Was heißt „gutes Wasser“ auf Jamaikanisch? Gentleman: Good water (lacht).


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

Seconds: Das Allstar-Team ist mit hoch engagierten Leuten besetzt, das geht über Händeschütteln und Scheckhochhalten weit hinaus, viele arbeiten ehrenamtlich – ist das so eine Art ehrliches Engagement?

19. Ausgabe | 05 Seconds: Trinkst du noch Leitungswasser? Und was trinken deine Kinder? Gentleman: Wir trinken noch Leitungswasser, obwohl das in unserem Stadtteil in Köln sehr verkalkt ist.

Gentleman: Ja, absolut. Seconds: Das Wasserprojekt Viva con Aqua versucht, die Grundversorgung mit Trinkwasser sicherzustellen, und baut immer mehr Brunnen in Afrika und Indien. Hat das Thema der weltweiten Wasserknappheit eigentlich genug Präsenz in den Medien? Gentleman: Leider nicht. Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, da noch viel mehr Alarm zu schlagen. Eigentlich ist es das Thema schlechthin. Eigentlich müsste es das sein. Wenn das nämlich so weitergeht, sieht es in ein paar Jahren ganz schön düster aus. Auch, was so Konzerne wie Nestle angeht, die mit Coca Cola unter einer Decke stecken, was die Privatisierung des Wassers angeht. Dass da die Menschen nicht auf die Straße gehen und da auf politischer Ebene nichts passiert, das ist eigentlich unglaublich. Wenn man sich das vor Augen hält, dass der Nestle-Chef in einem Interview sagt: Wasser ist kein Grundrecht, kein Menschenrecht. Das macht echt extrem wütend. Seconds: Wir in Europa haben ja auch einige Probleme mit unserem Trinkwasser, angeblich soll man Quellwasser in 20 Jahren mit Gold aufwiegen können. Seit einiger Zeit beobachten wir, dass Großunternehmen die Schöpfreche der europäischen Quellen aufkaufen wollen. Hältst du die Kontrolle der Quellen durch große Unternehmen, quasi als Schutz, für geeignet?

Ein Charity-Projekt, mit einer ganz lockeren, unaufdringlichen und sympathischen Art und Weise, fern ab von Bürokratie und Steifsein. Gentleman: Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres. Das ist eine Entwicklung, die gestoppt werden muss. Wasser ist ein Menschenrecht und kein Spekulationsobjekt. Wer sich das bewusst macht und seinen Mund nicht aufmacht, der verliert meinen Respekt. Das ist auf jeden Fall ein ganz, ganz großes Problem. Aber das ist eben nicht nur so beim Wasser, sondern bei Lebensmitteln überhaupt. Spekulationen auf Grundnahrungsmittel – ich weiß nicht mehr genau, wann das angefangen hat: Die Menschen haben nichts zu essen, überall brechen bürgerkriegsähnliche Zustände aus und die Spekulanten an der Börse setzen auf Brot und Wasser! Das ist eine langsame, aber stetige Entwicklung, nach dem Motto: Die Bevölkerung gewöhnt sich schon daran. Das ist bei vielen politischen Prozessen so. Ob es ein Giftgasanschlag ist – man tötet nur ein paar Hundert Menschen, damit der Aufschrei nicht allzu groß ist und die Weltbevölkerung sich langsam dran gewöhnt – oder eben die Wasserversorgung. Das ist ein schleichender Prozess, der aber voll im Gange ist, und dagegen muss man etwas tun. Seconds: In Europa sind vor allem Arzneimittelcocktails ein Problem. Die Filteranlagen sind höchst aufwendig oder nicht ausreichend. Östrogene und Antibiotika schädigen unsere gesamte Umwelt. Was können wir, deiner Meinung nach, hier tun? Gentleman: Im Grunde genommen gibt es eine Lösung: Aufarbeitungsgeräte. Es ist ja technisch möglich, es ist alles da. Auf politischer Ebene passiert aber viel zu wenig. Ich glaube, in dem Moment, in dem in den Medien, in der Öffentlichkeit das Thema mehr in den Fokus rückt und die Empörung wächst, ein Aufschrei stattfindet, müssen sich die Politiker bewegen und nur dann passiert auch was. Und das ist das, was wir machen können und auch machen müssen. Wir müssen darauf aufmerksam machen. Wir als Medien und wir als Künstler, als Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Wenn wir alle zusammen an einem Strang ziehen, dann bin ich davon überzeugt, dass sich etwas verändern lässt. Vielen Menschen, mit denen man spricht, ist die Thematik nicht bewusst – aber woher auch? Du machst den Wasserhahn auf und da kommt Wasser raus, drehst du den rechten auf, kommt heißes, ist doch alles super, was wollen wir denn? Aber dass das mittlerweile eine Dimension angenommen hat, die einem wirklich Angst machen kann, das kriegen wir gar nicht so mit, weil das eben ein schleichender Prozess ist.

Seconds: Via Con Aqua vertreibt mittlerweile ein eigenes Mineralwasser, das den geplanten Wasserprojekten zugutekommt, hast du das schon mal probiert? Gentleman: Ja, es ist super, kann ich nur empfehlen. Seconds: Bekommt man das in Köln Neubrück, wo du groß geworden bist, auch irgendwo? Gentleman: Ich bin ja gar nicht in Neubrück groß geworden. Mal wieder Wikipedia. Ich bin in der Südstadt aufgewachsen. Ich weiß gar nicht, wie die Menschen auf Neubrück kommen (lacht). Ich bin da mal Skateboard gefahren (lacht). Seconds: Last but not least: Könntest du dir vorstellen, in einem Musikprojekt wie „USA for AFRICA – we are the world“ einen Wassersong mit vielen bekannten deutschen Musikern aufzunehmen? Gentleman: Ja, es gibt schon einen Song, den wir für Viva con Agua aufgenommen haben. Das ist schon etwas länger her. Es ist eine gute Idee, viele Künstler mit ins Boot zu holen. Vor ein paar Monaten gab es eine große Veranstaltung für das Rolf-Stahlhofen-Projekt: „Water is right“ heißt das. Da geht es darum, Geld zu sammeln, um Wasserboxen zu bauen, die es möglich machen, aus Regenwasser Trinkwasser zu machen. Da waren auch sehr viele Künstler dabei. Unter anderem die Söhne Mannheims, ich war da und viele andere Künstler. Da ist viel Geld zusammengekommen. Ich finde es ganz wichtig, dass sich immer wieder Künstler dafür einsetzten. Und so ein richtig großer Hit – das wär’ mal was! Ja, Scorpions, Westernhagen, Grönemeyer, Fanta Vier, Erdmöbel (lacht), Sarah Conner, Annette Humpe von Ideal, das wäre der Hammer … Ja! Seconds: Vielen Dank für das Interview! Und alles Gute für deine Tour im Oktober!

Über GENTLEMAN

Gentleman ist wohl der bekannteste Reggae-Musiker Deutschlands. Mit bürgerlichem Namen heißt er Tilmann Otto und wurde am 19. April 1975 in Osnabrück geboren und in der Kölner Südstadt groß geworden. Gentleman ist Vater von zwei Kindern und mit der Amerikanerin Tamika liiert. Jamaika ist für ihn seine zweite Heimat, dort hält er sich sehr oft auf und findet Inspirationen für seine Musik. 2004 gelang Gentleman mit „Confidence“ der musikalische Durchbruch: Das Album landete auf Anhieb auf Platz 1 der deutschen Charts. Seit 2010 ist Gentleman bei Universal Music unter Vertrag, bei denen auch „Diversity“ veröffentlicht wurde.

Spekulationen auf Grundnahrungsmittel – Die Menschen haben nichts zu essen, überall brechen bürgerkriegsähnliche Zustände aus und die Spekulanten an der Börse setzen auf Brot und Wasser!


seconds

06 | Temperamente

Viva con Agua

Viva con Aqua – Ein Projekt Viva con Agua ist ein stetig wachsendes Netzwerk von Menschen und Organisationen, das sich für einen menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung einsetzt. Es werden Wasserprojekte des Partners Welthungerhilfe in Entwicklungsländern unterstützt. VcA sammelt auf kreative Weise Spenden und aktiviert vor allem junge Menschen, sensibilisiert Kinder, Jugendliche und Erwachsene für das globale Thema Wasser. Netzwerk: Wir verstehen uns als offenes Netzwerk und Plattform für Engagement mit Spaß. Aktuell sind im deutschsprachigen Raum mehr als 3.500 Menschen organisiert und für VcA aktiv. Alleine in Deutschland sind in 27 Städten VcA Supporter in Local Crews oder Zellen (Städtevertretungen) unterwegs. Unser Netzwerk sensibilisiert die Öffentlichkeit für das Thema Wasser, macht Entwicklungszusammenarbeit anschaulich und sammelt Spenden für unsere Projekte. Aktionen: VcA lebt von kreativen und unkonventionellen Aktivitäten. Engagement bei VcA macht Spaß und jeder kann aktiv werden. VcA ist keine Non-Profit, sondern eine All-Profit Organisation. Wir machen Konzerte, Fußballspiele, Hochzeitsfeiern, Auktionen, Kunstaktionen, Parties, Poetry Slams, Flash Mobs oder das berühmte Tramprennen: Über 500 Aktionen finden mittlerweile pro Jahr für VcA statt. Bildungsprojekte: Viva con Agua setzt einen Schwerpunkt im Bereich Bildung, um bei den Erwachsenen von morgen schon heute ein verantwortungsvolles globales Bewusstsein anzuregen. Spendenläufe, Workshops, Filmabende, Fotoausstellungen, Fussballtrainings oder Schulkonzerte - mittlerweile finden jährlichüber 200 Aktionen an Kindergärten und Schulen statt. Für alle Altersgruppen bieten wir angepasste Methoden und Themen, egal ob Kitas, Grundschulen, weiterführende Schulen oder Universitäten. Wasserprojekte: Die Wasserprojekte unseres Partners Welthungerhilfe verfolgen immer den integrativen Ansatz von WASH (Water, Sanitation, Hygiene) Sauberes Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygieneschulungen gehen Hand in Hand. Die Welthungerhilfe realisiert die Projekte professionell und nachhaltig und sorgt für eine lückenlose Dokumentation. Brunnen, Regenwassersysteme, Quelleinfassungen, Latrinen und sanitäre Anlagen - Die Maßnahmen sind vielfältig und an die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Bislang konnten wir mit den Wasserprojekten rund 200.000 Menschen unterstützen. Unter anderem in Äthiopien, Burkina Faso, Indien, Kenia und Uganda.

Foto: Christian Vartan

Wir trafen die Kölner „Zelle“ Seconds: Hallo Hanna, das Viva-con-Agua-Projekt gibt es jetzt seit sieben Jahren. Es gibt zig Zellen in Deutschland, die lokal agieren. Was ist eure Aufgabe in Köln? Hanna: Viva Con Agua ist ein offenes Netzwerk im deutschsprachigen Raum, das Spenden sammelt für Wasserprojekte der Welthungerhilfe. Inzwischen gibt es lokale Gruppen in über 32 Städten und Köln ist eine davon. Dadurch, dass sich jede Gruppe eigenständig gründet und rein ehrenamtlich geführt wird, kann jede Stadt nach etwas Starthilfe und Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zum „Brunnenbüro “ in Hamburg so ziemlich machen, „was sie will“. Es gibt also keine Vorgaben, welche Art von Events veranstaltet oder wie viele Spenden gesammelt werden sollen. Somit toben wir uns seit fast vier Jahren in Köln richtig aus: Wir organisieren selbst Veranstaltungen, wir sind Partner von Straßenfestinfoständen oder Kooperationspartner bei Fußballturnieren oder Festivals, wie jetzt beim CityLeaks Urban Art Festival, das gerade ansteht, wir unterstützen Bildungsarbeit an Schulen oder sammeln Pfandbecher auf Konzerten, das hat es alles schon gegeben. Wir entscheiden selbst, welche Projekte wir angehen oder welche Anfragen wir annehmen möchten, das hängt ganz davon ab, worauf die jeweiligen ehrenamtlichen Supporter vor Ort Lust und wofür sie Zeit haben. Das ist inzwischen ziemlich viel geworden. Seconds: Ist das reines Ehrenamt? Hanna: So ziemlich. Es gibt das Büro in Hamburg, in dem ein gutes Dutzend Mitarbeiter beschäftigt ist. Sie sind inzwischen unerlässlich für die Entwicklung und Organisation der verschiedenen Bereiche (Projekte, Bildung, Netzwerk, Aktionen, Quellwasser). Dann gibt es noch über 3.500 ehrenamtliche Supporter, das Netzwerk, ohne das Viva Con Agua überhaupt nicht das wäre, was es ist. Netzwerk und Büro befähigen sich gegenseitig, coole Aktionen auf die Beine zu stellen und für „Wasser für alle“ weltweit zu kämpfen! Seconds: Habt ihr Ziele für Köln? Hanna:Ja. Wir sind inzwischen in Köln so weit bekannt, dass wir uns aussuchen können, welche Aktionen wir machen und welche Schwerpunkte wir setzen wollen. Leider lassen es unsere Ressourcen nicht zu, alles zu machen. Deshalb haben in diesem Jahr einen Schwerpunkt gesetzt: auf interne Bildung, auf Bildungsarbeit an Schulen und auf hochwertige Kooperationen. Dabei geht es uns weniger darum, viele Spenden zu akquirieren, sondern mit Spaß und Kreativität unsere „Allprofit“-Organisation und unser Anliegen in Köln etwas bekannter zu machen.

Seconds: Habt ihr Ziele für Köln? Ihr habt verschiedene Aktionsschienen, wirklich tolle Projekte. Wo kann man sich melden, wo kann man helfen? Hanna: Unsere Aktionen findet man auf unserer Kölner Facebook-Seite: www.facebook.com/vivaconaguakoeln. Da kann man natürlich gern einfach mal vorbeikommen und uns ansprechen. Für den Newsletter mit den aktuellen Happenings kann man sich hier anmelden: http://pool.vivaconagua.org/. In diesem Pool kann man sich auch für deutschlandweite Festivals und Konzerte „bewerben“, wenn man mit uns als „Becherjäger“ Pfandbecher sammeln will. Der direkte Weg zu uns geht aber auch gern per Mail an koeln@vivaconagua.org. Wir freuen uns über jeden, der Lust hat, sich bei uns einzubringen. Seconds: Offenes Netzwerk heißt, dass jeder mitmachen kann? Hanna: Wir brauchen auf jeden Fall immer neue, motivierte Jungs und Mädels, die Lust haben, Aktionen und eigene Ideen umzusetzen. Jeder kann helfen. Von Basteln über Sponsoring-Anfragen oder Pressearbeit bis hin zum Organisieren einer ganzen Veranstaltung, für jeden ist was dabei. Je nachdem, wie viel Zeit jemand hat, kann er sporadisch bei Aktionen aushelfen oder komplette Aufgabenbereiche übernehmen – wir bekommen weit mehr Anfragen, als wir wahrnehmen können … In Köln haben wir regelmäßige Meet&Greets, zu denen man einfach dazukommen kann, um sich ein wenig kennenzulernen. In großer Runde treffen wir uns ein Mal im Monat, um das Organisatorische zu klären, und nach Bedarf in Kleingruppen, wenn es um einzelne Aktionen geht. Jeder, der sich bei uns einbringen mag, bekommt das Knowhow. Neugier und Lust genügen! Seconds: Nur in Köln oder auch weltweit vor Ort? Hanna: Unsere Aktionen beschränken sich auf den Kölner Raum. Aber man kann sich zum Beispiel auch auf Festivals im gesamten deutschsprachigen Raum engagieren. In den Projektländern selbst arbeitet dann die Welthungerhilfe mit lokalen Organisationen zusammen. Die Brunnen werden also nicht von uns gebaut, aber wir fahren regelmäßig in die Projektländer. Gerade ist Viva Con Agua Schweiz in Mozambique und zwei von uns Kölnern fahren im Oktober mit nach Nepal: Ich bin auch dabei. Yeah! Vielen Dank, Hanna, für das Interview. Hanna Wägner - Pressesprecherin Viva con Agua Köln Das Interview führte Andreas Bastian

VIVA CON AGUA KÖLN: www.facebook.com/vivaconaguakoeln Newsletter: pool.vivaconagua.org - E-Mail: koeln@vivaconagua.org


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4


seconds

Lebensraum

08 | Lebensraum Gesetzlich definierte Wasserarten für den menschlichen Gebrauch (Regelungen der Europäischen Union) - Trinkwasser ist öffentlich zugänglich und seine Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung erfolgt nach der „Verordnung über die Qualität von Wasser zum menschlichen Gebrauch“.

Quellwasser hat seinen Ursprung in unterirdischen Wasservorkommen und wird aus einer oder mehreren natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen gewonnen.

Mineralwasser hat seinen Ursprung in unterirdischen Quellen und ist gekennzeichnet durch seinen Gehalt an Mineralien, Spurenelementen oder sonstigen Bestandteilen.

Tafelwasser ist ein mehr oder weniger künstlich zusammengestelltes Wasser mit nur noch bedingt natürlichem Ursprung, das auch Zusatzstoffe enthalten kann.

Heilwasser enthält einen oder mehrere Mineralstoffe oder auch Gase in höherer Konzentration als Mineralwasser. Es muss aus speziellen Heilquellen stammen und eine medizinische Wirksamkeit aufweisen. Es unterliegt den Richtlinien des Arzneimittelgesetzes.

foto © fm10.com

Unser „Trink“ Wasser

Deutschland ist ein sehr wasserreiches Land. Seit diesem Sommer wissen wir: Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt hortet bereits Menthol-Zigaretten aus Angst vor einem EU-Verbot, bei Peer Steinbrück stapeln sich kistenweise Glühbirnen im Keller. Viele Bundesbürger bunkern die unterschiedlichsten Dinge. Überlebensnotwendiges gehört weniger dazu - jeder Achte hat kein Trinkwasser auf Lager. Das mag zum einen daran liegen, dass man hierzulande weniger mit Versorgungsengpässen und Naturkatastrophen zu rechnen hat, zum anderen ist der Zugang zu unserem wichtigsten Lebensmittel so einfach, dass sich für viele offensichtlich kein Bedarf für eine größere Lagerung ergibt: Man muss nur den Wasserhahn aufdrehen, um an die kostbare Ressource zu gelangen.

Deutschland verfügt über eine sich jährlich erneuernde Wassermenge von 188 Milliarden Kubikmetern. Genutzt werden davon 17 Prozent. Zur öffentlichen Wasserversorgung werden 5,1 Milliarden Kubikmeter entnommen, das sind rund 2,7 Prozent der verfügbaren Ressourcen. Eigentlich ist in Deutschland nicht notwendig Wasser zu sparen. Trinkwasser wird zu 61,5 Prozent aus Grundwasser und zu 30,3 Prozent aus Oberflächenwasser gewonnen. Nur 8,2 Prozent stammen aus Quellen! Als Grundwasser wird Wasser aus einer Tiefe von rund 50 Metern und mehr bezeichnet. Oberflächenwasser ist Wasser aus fließenden Gewässern, Talsperren und Seen. Von selbst zutage tretendes Grundwasser nennt man Quellwasser. In Deutschland nutzt jeder Mensch durchschnittlich 121 Liter Trinkwasser pro Tag.

Der persönliche Wassergebrauch ist damit seit 1990 um 17 Prozent gesunken. Im internationalen Vergleich gehört Deutschland heute zur Spitze der Wassersparnationen, was vielleicht auch an den Kosten liegt, die den Bürgern auferlegt werden. Unter den Industrienationen liegt lediglich Belgien mit einem täglichen ProKopf-Gebrauch von nur 120 Litern vor Deutschland (121 Litern) beim Haushaltswassergebrauch. 1 Liter Trinkwasser kostet in Deutschland im Durchschnitt rund 0,2 Cent. Im Vergleich zu Mineralwasser aus dem Supermarkt ist das sehr preiswert. Das kostet zwischen 19 und 50 Cent/Liter. Für 1 Euro bekommt man also etwa 500 Liter Leitungswasser. Im Vergleich mit anderen Industrieländern weist Deutschland weltweit die höchsten Preise für die Wassergrundversorgung auf.


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

In Deutschland werden 7% der Wasservorräte genutzt Wasser und Funktionen Lebensgrundlage Hochwertiges Trinkwasser spielt bei der Gesundheit eine zentrale Rolle. Es ist mehr als „nur“ Durstlöscher. Wasser dient als wichtigster Nährstoff in unserem Körper. 5070 Prozent des Körpers bestehen aus Wasser. Unser Blut besteht zu 90 Prozent aus Wasser. Transportmittel Wasser macht aus jeder Feldweg-Blutbahn eine Autobahn - Wir verlieren täglich ca. 2,5 Liter Flüssigkeit durch Schweiß, Atmung und Körperausscheidung. Durch Wasser ist es möglich, dass „Stoffwechselgifte“ wie Milchsäure und Harnsäure schnell abtransportiert werden. Um dem Körper die verlorenen Mineralstoffe schnell wieder zu geben, hilft rechtzeitiges Trinken. Dabei erfüllt das Wasser die Funktion, Nährstoffe und Sauerstoff über die Blutbahn zu den Zellen zu transportieren. Wohlfühl- und Vitalbrunnen Wer regelmäßig Wasser trinkt, versorgt seine Zellen mit Wasser und den darin gelösten Nährstoffen. Der Sauerstoffgehalt der Zellen steigt an. Durch die verbesserte Versorgung der Zellen werden ihre Funktionen optimal erfüllt: Die Muskeln arbeiten schneller und kräftiger, die Hirnzellen werden besser durchblutet und arbeiten effektiver, die Immunzellen werden angeregt. Dadurch fühlen wir uns leistungsfähiger, wacher, konzentrierter - also rundum vital. Kühlmittel Wasser dient als Kühlschrank in unserem Körper, damit die Körperkerntemperatur insbesondere bei Hitze und körperlicher Betätigung 36 und 37 Grad Celsius nicht übersteigt. Neutralisation Unser Körper übersäuert stark in Extremsituationen wie Stress, Überanstrengung, Fehlernährung etc. Bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr wird die Übersäuerung neutralisieren, das trifft jedoch nicht auf Genussgetränke wie Kaffee, Kola oder Tee zu.

Wasser und Gefahren Verunreinigung Trinkwasser ist ein Lebensmittel und damit verderblich. Im Gegensatz zu diesen trägt Trinkwasser aber kein Verfalldatum. Und auch ein Hinweis auf die Zusammensetzung fehlt.

19. Ausgabe | 09 Woher stammen Verunreinigungen im Trinkwasser? - Wenn das Trinkwasser in Privathaushalten verunreinigt ist, dann wird dies in den meisten Fällen durch die eigene Hausinstallation verursacht. Hierbei können die eigenen Rohrleitungen dazu beitragen, dass Schwermetalle ins Trinkwasser gelangen und das Wasser somit zu einem gesundheitlichen Risiko wird. Es können aber auch Bakterien und Keime in die Leitung gelangt sein, die sich dort ausbreiten und bei Konsum des Wassers zu Gesundheitsschäden führen.

Wasser muss fließen Legionellen z. B. sind im Wasser lebende Bakterien, die über winzige Wassertopfen eingeatmet werden – etwa beim Duschen. Sie können Krankheiten wie Lungenentzündung auslösen und vermehren sich bei einer Wassertemperatur zwischen 25 und 55 Grad Celsius. Pseudomonaden finden im stehenden Leistungswasser optimale Lebensbedingungen. Dort bilden sich Biofilme, aus denen sich Nasskeime entwickeln, die zu Harnweginfekten führen können. Neben mikrobiellen Belastungen sind verrostete oder bleihaltige Rohre und andere ungeeignete Werkstoffe, die Schwermetalle an das Wasser abgeben, eine weitere Gefahr für die Qualität des Trinkwassers. Schädigungen des Nervensystems, Magen-Darm-Beschwerden und Nierenschäden sind hier unter Umständen die Folge. (Wasserversorgung-NRW) Sicherheit In welchem Zustand das Wasser tatsächlich aus dem Hahn kommt, hängt von der jeweiligen Leitung im Gebäude ab. Auf den letzten Metern drohen hier Gefahren, die es zu vermeiden gilt. „Wasser muss fliessen“ lautet die Basisformel für jedes Leitungsnetz. Ist das Wasser in Bewegung, verhindert dies die Bildung von Biofilmen. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Temperatur. Sie sollte bei Kaltwasser unter 25 Grad, bei Warmwasser über 55 Grad betragen. Das tötet Legionellen und Pseudomonaden ab bzw. verhindert deren Entstehung. Aber auch als „einfacher“ Verbraucher kann man sich aktiv vor Verunreinigungen schützen. So sollte kein abgestandenes Wasser getrunken werden. Wie jedes Lebensmittel hat auch Trinkwasser ein Verfallsdatum. Heilmittel Wasser Wasser ist das älteste Heilmittel der Welt. Schon Hippokrates hat seine positive Auswirkung auf die Gesundheit erkannt. Bei den Römern wurden Heilwässer bereits ärztlich verordnet und noch heute schwören Mediziner auf die positiven Effekte von Trinkkuren. Denn sie stärken das Immunsystem, regen den Stoffwechsel an und helfen bei Hautkrankheiten sowie bei Nierenleiden und Rheuma.

Küchenphysik oder: Mit Wasser kochen Küchenmythos: eine Prise Kochsalz zum Kochwasser geben. Erhöht das Salz den Siedepunkt des Wassers und verkürzt damit den Kochvorgang? Jein! Man müsste drei volle Esslöffel Kochsalz pro Liter Wasser zugeben um ein Erhöhung des Siedepunkts um nur 0,5 °C zu erreichen. Diese geringe Temperaturerhöhung wird aber keine erkennbare Verkürzung der Kochzeit bewirken.

Ungewöhnliche Eigenschaften •

Der Siedepunkt des Wassers ist wesentlich (anormal) höher als bei vergleichbaren Stoffen. Durch die Wasserstoffbrückenbildung wird die gegen- seitige Anziehung der Wassermoleküle verstärkt. Dies erschwert das Verdampfen der Flüssigkeit.

Die Oberflächenspannung ist im Verhältnis zu anderen Flüssigkeiten sehr hoch. Sie führt zur Bildung einer Art gespannter„Haut“ auf der Oberfläche. Die Oberflächenspannung des Wassers ermöglicht es, dass der Wasserläufer auf einer Teichoberfläche laufen kann oder ein großer Tropfen Wasser auf einer Blattoberfläche zusammenhält.

Die Wasserdichte ist ebenfalls anormal: Kühlt man eine „normale“ Flüssigkeit ab, zieht sie sich zusammen, sie wird schwerer, ihre Dichte wird höher. Am Gefrierpunkt ist die Dichte am höchsten. Bei Wasser ist das anders: Hier erreicht die Dichte bei 4°C ihren größten Wert und wird dann bis zum Gefrierpunkt wieder geringer. Das kältere Wasser wird dadurch leichter und steigt nach oben. Bei weiterer Abkühlung gefriert das Wasser an der Oberfläche, weil es dort zuerst die 0°C Grenze unter- schreitet. Durch das gebildete Eis mit einem relativ hohen Isolationsvermögen, haben die Lebewesen eine höhere Chance den Winter zu überleben. Tiefseewasser oder Wasser unterhalb von gefrorenen Seen hat eine konstante Temperatur von + 4°C.


seconds

Wieso, weshalb, warum

Foto © Wasserschule Köln

10 | Lebensraum

ein Besuch in der Kölner Wasserschule auf unsere To-Do-Liste gehört! VON KATHARINA LEY „Lass das Wasser nicht laufen, während du dir die Zähne putzt.“ Wer vorgibt, diesen Satz nicht auch schon im Kindesalter eingebläut bekommen zu haben, lügt – oder hat ein schlechtes Gedächtnis. Mittlerweile gebe ich selbst diese Weisheit bei jeder sich bietenden Zahnputz-Gelegenheit zum Besten und greife beherzt zum Wasserhahn. foto © Wasserschule Köln

Wir Deutschen haben da schon ein eher zwiespältiges Verhältnis zum Wasser: Einerseits besitzen wir dieses wertvolle Gut im Überfluss, sind jedoch andererseits im Wassersparen ganz groß. „Schließlich wird Wasser immer teurer!“, denken wir und kaufen wassersparende Duschköpfe, wassersparende Wasch- und Spülmaschinen. Dabei bewirkt zu große Sparsamkeit beim Wasserverbrauch letztendlich genau das Gegenteil von dem, was wir im Sinn hatten: Es bilden sich Keime in Rohren, durch die zu wenig Wasser geflossen ist, Korrosion wird begünstigt, Ablagerungen werden nicht mehr weggespült und verursachen unangenehme Gerüche. Das Resultat: Trinkwasser wird durch die Leitungen gespült, um diesen Vorgängen entgegen zu wirken und die Einsparungen hätten wir uns „sparen“ können. „Sinnvoll mit Wasser umgehen! Nicht im Überfluss verschwenden, aber auch nicht zu sparsam sein.“, das wäre Veronika Dunkels Wunschvorstellung für unseren täglichen Umgang mit diesem wichtigen Gut. Die Diplom-Biologin leistet mit ihrer Arbeit als Leiterin der Wasserschule Köln täglich ihren Beitrag, das Wissen von Kindern, Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen, auf dem Gebiet „Umgang mit dem Wasser“ zu schulen und zu erweitern. Träger der Wasserschule sind die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, sowie seit dem Jahr 2011 die RheinEnergie AG. So verfügt die Wasserschule durch ihre beiden Träger und das Wasserforum e.V. mittlerweile über zwei einzigartige außerschulische Lernorte – die „Villa Öki“ auf dem Gelände des Großklärwerks Köln-Stammheim, und das „Wasserwerk Köln“ in Westhoven – an denen schulform- und fächerübergreifendes Unterrichtsprogramm rund um den „Wasserkreislauf“ angeboten wird.

und behandelt die Sachgebiete: „Trinkwassergewinnung, Trinkwasseraufbereitung und -verteilung“, „Abwasserreinigung“, „Hochwasser, Ursachen und potenzielle Schutzmaßnahmen“, „Wasser und seine faszinierenden Eigenschaften“, „Bachreporter – Eine Untersuchung der Lebewelt des Baches, sowie Bestimmung der Gewässergüte und Gewässerschutz“, „Wasserfledermäuse und die Schaffung eines artgerechten Winterquartiers“. Die Themen, die an das Inhaltsverzeichnis eines Biologiebuches erinnern, werden dabei in den außerschulischen Lernorten der Wasserschule eben doch ganz anders behandelt, als im Klassenzimmer. „Der Fokus liegt bei uns ganz klar in der Praxis.“, so Leiterin Veronika Dunkel, „Wir erarbeiten die Unterrichtsthemen anhand verschiedener Experimente. Durch die Praxis bleibt einfach viel mehr Wissen in den Köpfen der Kinder hängen.“ Genau dieser Aspekt, macht die außerschulischen Lernorte so wichtig und interessant als begleitende Elemente zum normalen Schulunterricht. „Bei einem Rundgang auf dem Gelände des Klärwerks ist es dann ja auch tatsächlich so, dass unsere Besucher quasi mit allen Sinnen erleben, was mit dem Wasser geschieht.“ Die wenigsten Menschen wissen heute noch zuverlässig, wo das Trinkwasser herkommt, geschweige denn, wo das gereinigte Abwasser hinfließt – nämlich in den Rhein. Zu selbstverständlich plätschert es ins Waschbecken, sobald wir den Wasserhahn antippen. Gefüllte Bildungslücken und wissenswerte Fakten, mit denen man seinem zukünftigen Gesprächspartner ungläubige Blicke abringt, sind nach Fortbildungen an der Wasserschule garantiert. „Für die 128 Liter Wasser, die wir im Durchschnitt täglich pro Person verbrauchen, also durch auf die Toilette gehen, waschen, spülen, aber auch trinken etc. – zahlen wir nicht mal 30 Cents an Gebühren.“, erklärt Leiterin Veronika Dunkel, die sich besonders über das Feedback der Kinder freut, die ihr neu gewonnenes Wissen stolz weitergeben.

Das Unterrichtsangebot ist dabei so vielfältig, wie variabel „Die Kinder bringen dann plötzlich ihren Eltern bei, dass das Fett aus Bratpfanne zunächst mit einem Tuch abgewischt werden muss und nicht im Waschbecken oder der Toilette landen sollte. Und oftmals kommen Kinder, die in der Grundschule schon zu Besuch waren, Jahre später noch einmal mit ihrer neuen Klasse wieder.“ Das Hauptklientel sind natürlich Kitas, Grundschulen und Jugendliche der Sekundarstufen, aber natürlich auch Lehrer, Referendare, Studenten und sogar Innungen für Heizungs- und Sanitärtechnik bilden sich in der Wasserschule für ihren Beruf weiter.

Foto © Wasserforum Köln

Beim Wasserforum Köln gibt es außerdem ein „Kölner Fledermaushotel“ mit einem speziellen Fledermausprogramm für unsere flattrigen Gäste und den „Kulturtreff Faulturm“, den wir für künstlerisch-naturbezogene Erlebnisse und Ereignisse nutzen.

Das erklärte Ziel der Wasserschule: „Wir möchten gerne, dass alle Kinder, die eine Kölner Schule besuchen einmal bei uns waren!“ Kein unmögliches Ziel, wie die Besuchszahlen aus dem Vorjahr bestätigen: „Im Jahr 2012 waren 4.200 Kinder zu Besuch und in diesem Jahr waren bis Juli schon 3.600 Kinder bei uns.“, verrät Veronika Dunkel. Wer selbst mehr über den Wasserkreislauf erfahren möchte, der kann sich für einen Besuch in der Wasserschule anmelden

Wasserschule Köln Öffnungszeiten: Montag von 10:00 bis 14:00 Uhr Mittwoch von 14:00 bis 16:00 Uhr Freitag von 13:00 bis 14:00 Uhr Telefon 0221 6780-129 Ansprechpartnerin Veronika Dunkel Kostenbeitrag für Schüler: 2 Euro http://www.wasserschule-koeln.de/

LEBENSRAUM TIPPS & TERMINE Der Kölner Dom von unten

Die Ausgrabungen unter dem Dom in Zusammenarbeit mit der Dombauhütte und Dombauverwaltung - VHS-Köln 25. September

Kölner Wissenschaftsrunde

16.09. | Max Planck Forum “Mehr Menschen in den Orbit?” 16.09. | WiR-Zusatzvortrag: Immer und überall sicher unterwegs? 22.09. | Tag der Luft- und Raumfahrt im DLR (Köln-Porz) 27.09. | Besuch der Europäischen Agentur für Flugsicherheit 07.10. | Transitraum Flughafen: Gates, die sich nicht öffnen

Hier kommt die Maus! ( Kinder) ab 3. Oktober Odysseum. Das Museum mit der Maus Vulkantour mit Lavahöhlen Grenzgang - 12. Oktober

Köln Marathon 13. Oktober Kölns Morgenland - Persien mit Anna Mehdipor Kardamom, Zimt und Rosenwasser...Düfte, die unsere Sinne verzaubern. Kulturklüngel - 19. Oktober Kurs: Der Tanz der Tiere ( Kinder) 31. Oktober Rautenstrauch- Joest- Museum


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4


seconds Foto© Pia-Susan Berger-Bügel

Kulturzirkus

12 | Kulturzirkus

Die „gute Stube“ der Kölner Kanalisation

VON Pia-Susan Berger-Bügel Er ist der König der Kölner Unterwelt und kennt die Wege der Kölner Abwässer wie seine Westentasche. Stefan Schmitz (50) ist als Betriebsleiter der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) mit seinen 100 Mitarbeitern für die Technik, den Betrieb und die Reinigung der 2.400 Kilometer Kanalnetz zuständig, die unter der Stadt und 30 Meter unter dem Rheinbett verlaufen und für Ordnung sorgen. Gemeinsam mit Stefan Schmitz besichtigen wir die „gute Stube“ der Kölner Kanalisation, den Kronleuchtersaal. Die Reise beginnt Ecke Theodor-HeussRing/Clever Straße, an der nur eine große, grün lackierte Metallplatte und ein kleines Häuschen, in dem Technik untergebracht ist, zu sehen sind. Unter der Metallabdeckung verbirgt sich eine Treppe. Einige Stufen führen in die geklinkerte Unterwelt hinab. Ein ganz spezieller Geruch dringt in die Nase, den man so schnell auch nicht wieder loswird. Unten angekommen, steht man direkt im Kronleuchtersaal. Eine riesige, geklinkerte Abwasserröhre von rund fünf Metern Durchmessern, die auch noch in Betrieb ist. Da es kurz zuvor einen Platzregen gegeben hat, kann man regelrecht zusehen, wie der Wasserspiegel im Kanal ansteigt. Der Kronleuchtersaal liegt zum Glück ein bisschen erhöht und Stefan Schmitz hat Zeit zu erzählen, dass einer der Kanäle, der vom Kronleuchtersaal abgeht, nach 350 Metern auf der Höhe der Bastei in den Rhein fließt. Das ist allerdings nur ein Hochwasserüberlauf. Der Hauptkanal, der sich langsam, aber stetig während der Führung füllt, führt in die Kläranlage im rechtsrheinischen Stammheim, wo rund 84 Prozent der Wassermassen der Millionenstadt gereinigt werden. Als der Kanal 1890 fertiggestellt wurde, wollten die stolzen Stadtherren Kaiser Wilhelm II. anlässlich eines Besuchs in Köln ihre neue Kanalisation präsentieren – immerhin handelte es sich um eines der modernsten und ambitioniertesten städtebaulichen Projekte jener Zeit. Um das Ambiente ein bisschen kaiserlicher zu gestalten, ließ man in dem Raum zwei mit Kerzen bestückte Kronleuchter aufhängen, die dem Saal seinen Namen geben. In den 1980er-Jahren wurden die durch die hohe Luftfeuchtigkeit verrotteten Leuchter durch originalgetreue elektrische Replikate ersetzt. Auf einer Tafel an der Wand des Saals sind die Namen der Akteure für den Kaiser und die Ewigkeit festgehalten. Neben den regelmäßigen Führungen durch den seit 2004 unter Denkmalschutz stehenden Kronleuchtersaal finden hier – aufgrund

der außergewöhnlichen Akustik – im Sommer Konzerte statt, die allerdings schnell ausverkauft sind. Sefan Schmitz ist seit Anfang der 1990er-Jahre für das Abwassersystem zuständig und kann zahlreiche Geschichten rund um die Kölner Kanäle erzählen. Die erste Kölner Kanalisation wurde von den Römern errichtet. Um 55 v. Chr. hatte Caesar als Statthalter Galliens große Gebiete in ganz Europa erobert. Seine Statthalter ließen sich in Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) häuslich nieder, wie die archäologischen Funde auf nahezu jeder Baustelle in Köln beweisen. Als für die schnell wachsende Kolonie das Wasser aus den umliegenden Bächen qualitativ und quantitativ nicht mehr ausreichte, begannen die Römer, eine Frischwasserleitung aus der Eifel nach Köln zu legen. Sie ist eines der längsten Aquädukte aus der Römerzeit und ein gewaltiges Bauprojekt aus der Zeit um 80 n. Chr., das auf knapp 100 Kilometern Länge täglich rund 20.000 Kubikmeter Wasser in die große Stadt am Rhein transportierte. Auch Hygiene war ein wichtiges Thema für die Südländer. Die römischen Besatzer hatten die Notwendigkeit erkannt, in schnell wachsenden Ballungsräumen Abfälle und Abwässer zu entsorgen. So entstand schon zur Römerzeit ein umfangreiches Kanalnetz, das die Abwässer systematisch in Richtung Rhein entsorgte. Bei Ausschachtungsarbeiten für den Spanischen Bau neben dem Historischen Rathaus wurden 1953 die Überreste einer herrschaftlichen römischen Villa, des Praetoriums, in dem der Statthalter Roms residierte, entdeckt. Die Überreste des römischen Prachtbaus sind heute im Untergeschoss des Spanischen Baus zu besichtigen. Dort findet sich auch ein Teil des römischen Kanalsystems, der Cloaca Maxima. Ein 150 Meter langes Teilstück ist vom Spanischen Bau aus begehbar und demonstriert auf imponierende Art die besondere Baukunst der Römer. Überirdisch sind Reste dieses Systems auf der Ecke Kleine Budengasse/Unter Goldschmied zu besichtigen. Im Mittelalter geriet die Cloaca Maxima in Vergessenheit – die Kanäle wurden mit Abfällen zugeschüttet. Erst in der Neuzeit wurden die Arbeiten zu einem neuen Kanalsystem wieder aufgenommen. Der Bau der moderne Stadtentwässerung begann Ende des 19. Jahrhunderts. Heute sind rund 130.000 Grundstücke an die Kölner Mischkanalisation, in der Abwasser und Regenwasser gemischt zum Klärwerk transportiert werden, angeschlossen. Von den 2.400

Kilometern Kanalisation sind 543 Kilometer begehbar, 92.000 Straßenabläufe und 58.000 Kanalschächte sorgen dafür, dass wir trockenen Fußes unser Ziel erreichen. Stefan Schmitz kann als Herr der Kölner Kanäle auch wundersame Dinge tun. Normalerweise erstrahlt das neue Pumpwerk an der Schönhauser Straße in verschiedenen Farben, um den Pegelstand des Rheins zu verkünden. „Wir können es auch in Rot und Weiß leuchten lassen, wenn der FC mal Meister wird“, schmunzelt der sympathische Kanalmeister. Pia-Susan Berger-Bügel Führungen Im März und von Mai bis September kann man den Kronleuchtersaal jeweils am letzten Samstag im Monat zwischen 14 Uhr und 16 Uhr kostenlos besichtigen. Anmeldungen zu den Führungen und Informationen zu den Konzerten im Kronleuchtersaal unter ralf.broecker@steb-koeln.de. Weitere Informationen unter:

www.steb-koeln.de


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 13

Tipps & Termine aus der Redaktion auch im Internet unter www.seconds.de Zur Hölle mit der Linie

Eine Ausstellung im Graphischen Kabinett bis 6. Januar Wallraf –Richartz- Museum

Die Klecksografie –

Zwischen Fingerübung und Seelenschau Wallraff Museum bis 13. Oktober PREMIERE:

Das Leben ist ernst – BUNBURY von Oskar Wilde Theater im Bauturm 14. September Jürgen Becker:

Der Künstler ist anwesend Kabarett Comedia Theater 17. September

Boys get skulls, girls get butterflies

Schätze aus der Sammlung des August Macke Hauses

Ungehört China im kritischen Dialog

Cologne Conference

Welt in Farbe

Wir sind wirDeutsche in Ost und West

Museum für Angewandte Kunst Köln 20. September Vernissage

Akademie der Künste der Welt 20.September

LVR Museum Bonn 24. September bis 23. März 14

bis 29.September August Macke Haus (Bonn)

Internationales Film- und Fernsehfestival Köln 29. September- 04. Oktober

27. September bis 6. Oktober

Fotografien von Stefan Moses bis 15. April 2014 Haus der Geschichte. Museumsmeile Bonn

Die kleine Zauberflöte ( Kinder)

13. Kölner Theaternacht

Klangwelle Bonn 2013

28.September- 14. Oktober Kammeroper

2. Oktober Verschiedene Veranstaltungsorte

Hier kommt die Maus! ( Kinder) ab 3. Oktober Odysseum. Das Museum mit der Maus

Not Yet Titled. Neu und für immer im Museum Ludwig 11. Oktober- 26. Januar Museum Ludwig

Made in Oceania

Rautenstrauch- Joest- Museum 12. Oktober bis 24. April

Springmaus

30 Jahre Impro - Comedy Gloria Theater 17. Oktober

Tag der Vereinten Nationen Bürgerfest Thema: Wasser / Bonn 19. Oktober


seconds


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 15

Über die Aktivitäten der Kölner Akademie der Künste der Welt

Der Kunstwelt eine globale Stimme geben

Foto@Akademie der Künste der Welt

Von Iris Then Was hier wirklich vor sich geht, kann wohl nur verstehen, wer regelmäßig kommt. Schließlich lässt sich die Dimension eines geplanten Wolkenkratzers ja auch nicht über eine einzige zementierte Wand begreifen. Die Rede ist von der Kölner „Akademie der Künste der Welt“ und ihren Aktivitäten. 2007 in Anlehnung an das Berliner „Haus der Kulturen der Welt“ durch den Kölner Schriftsteller Navid Kermani initiiert und schließlich vom Rat der Stadt Köln bewilligt, wurde sie anlässlich ihrer Eröffnung im Oktober letzten Jahres von der Süddeutschen Zeitung euphorisch sogar als der spannendste Ort Deutschlands bezeichnet. Trotzdem weiß noch immer keiner so richtig, worum es geht. „Wir auch nicht“, lacht Sigrid Gareis, die Generalsekretärin der Akademie. „Wir sind ja auch noch ganz am Anfang unserer Arbeit.“ Während die heimische Szene den Bau dieses „Wolkenkratzers“ noch immer mit Skepsis beäugt, nimmt man die neue Einrichtung bereits mit großem Interesse über die Landesgrenzen hinaus wahr. Das liegt nicht zuletzt an ihrer bundesweit einzigartigen Ausrichtung: Nicht in Form einer Ausbildungsstätte, sondern als Künstlergesellschaft eines neuen Typus, verfolgt sie das ambitionierte Ziel, künstlerische und politische Praxis jenseits nationalstaatlicher, ethnischer und religiöser Grenzen im interkulturellen Dialog zu einer global agierenden Künstlerstimme zu formulieren.

Internationalität und Interkulturalität auf höchstem Niveau An Aktivitäten nach außen sichtbar sind vor allem die Salons der Akademie, die mehrmals im Monat, zugänglich für alle Interessierten, stattfinden. Hier stellen national und international renommierte Referenten aus Kunst und

Kultur ihre Arbeit vor. Das klingt aufs Erste sehr elitär. Doch man muss weder Ausstellungsmacher sein, um den Ausführungen einer Donna Williams zu lauschen – wenn sie mit Humor erzählt, wie sie es sehr erfolgreich schafft, als Leiterin Audience Development des Metropolitan Museum of Art N.Y. Menschen aus unterschiedlichen Ethnien für die Kunst ihres Museums zu interessieren – noch muss man Architektin sein, um der Stipendiatin der Akademie Sandi Hilal zuzuhören, wenn sie eindrucksvoll erklärt, wie Kunst und Architektur dazu beitragen können, sich als Gemeinschaft jenseits eines Nationalstaats zu begreifen. Ausgerichtet wird die öffentliche Salon-Reihe im Mediapark von den Mitgliedern der „Akademie der Künste der Welt“. Zurzeit sind es 17, insgesamt sollen es einmal 40 werden. Für fünf bis zehn Jahre sind sie berufen. Sie kommen aus allen Kunstsparten und aus allen Erdteilen und stellen die wichtigste Säule der Einrichtung dar. Zur Präsidentin wurde die aus Israel stammende Schriftstellerin Galit Eilat gewählt. Zweimal im Jahr trifft sie sich mit allen Mitgliedern bei einem Kongress in Köln, dort wird über die Programmarbeit und die Auswahl der Stipendiaten entschieden. Auch ein Artist-in-Residence-Programm gehört zu den vier Hauptsäulen der Akademie. Seit Dezember 2012 ist das palästinensische Künstlerpaar Basel Abbas und Ruanne Abou-Rhame für neun Monate in Köln. Im Januar folgte der chinesische Schriftsteller Ye Fu. Die jährliche Ausschreibung externer BestPractice-Projekte in den Feldern Migration und außereuropäischer Kunst und Migration stellt die dritte Säule dar. Vor einem Jahr zählte man 75 Einreichungen, in diesem Jahr bereits 800. Ein deutliches Zeichen für den schnell wachsenden Bekanntheitsgrad der Akademie. Doch nicht nur die Kunst- und Kulturschaffenden, die am Zenit ihrer Karriere stehen, sollen den interkulturellen Dialog der neuen Einrich-

tung ausgestalten, sondern auch die jungen Leute. Deswegen gibt es die vierte Säule, die „Junge Akademie“. Im März dieses Jahres wurden die ersten elf Mitglieder gewählt. Kunstaffine Schüler und Studenten aus dem Kölner Raum zwischen 16 und 21 Jahren. Auch sie sollen sich in Debatten und Projekten mit der sich verändernden und internationalisierten Kulturwelt auseinandersetzen und auf diese Weise eine eigene Künstlerstimme formulieren.

Ein globaler künstlerischer Think Tank Doch an wen soll sich so eine neue Künstlerstimme eigentlich richten? Im Gegensatz zum Berliner „Haus der Kulturen der Welt“, das einen klaren Beratungsauftrag an die Bundesregierung hat, stellen sich durch die globale Ausrichtung der „Akademie der Künste der Welt“ ganz neue Fragen, die bislang noch keiner beantworten kann. Welche Wege gibt es, um kreative Gemeinschaften unterschiedlicher Herkunft miteinander in Verbindung treten zu lassen, Kommunikationsbarrieren abzubauen und voneinander zu lernen? Das Ganze wirkt wie ein riesiges Ideenlabor, ein globaler künstlerischer Think Tank. Die (Kunst-)Welt will man nach Köln bringen, so heißt es, und gleichzeitig eine Stimme von Köln aus hinaus in die Welt senden. Die Stadt verspricht sich von der neuen Einrichtung, ihre frühere Bedeutung als Kulturmetropole national und international zurückzugewinnen und hat sich damit auf ein hohes Ross gesetzt. Trotz Krisenzeiten und knappem kommunalen Haushalt investiert sie pro Jahr eine Million Euro. Doch die Rechnung scheint bisher aufzugehen. Bereits im Mai, so berichtet die Generalsekretärin, waren 16 Programmleiter Südostasien des Goetheinstituts in Köln. Sie sind an einem Austausch mit der Jungen Akademie interessiert.

Außerdem wurde ein Roundtable für Migration und Integration eingerichtet, der viele Kunstund Kulturinstitutionen der Stadt Köln miteinander verbindet. „Wenn von außen so eine Belebung kommt“, ist sich Sigrid Gareis sicher, „gibt das auch der heimischen Kunstszene wieder einen Schub.“ Jedoch drei Jahre, so meint sie, müsse man mindestens rechnen, bis sich eine klare Entwicklung abzeichnet. Vielleicht weiß man dann ja auch schon mehr darüber, was es bedeutet, eine globale Künstlerstimme zu formulieren und wohin das hohe Ross mit seinem Reiter reitet. Akademie der Künste der Welt Im Mediapark 7 50670 Köln Deutschland Tel: +49 (0)221-337748-0

www.academycologne.org DI, 10.9.2013 - 19:30

„SALON NO. 14“

MEET TIMOTHY O’DWYER:„THE FOLD: NEUE ANSÄTZE DES MUSIKMACHENS“ SA, 14.9.2013 - 19:30

„LOUNGE“

JOSEPHINE STAMER:„BEWEGNUNGEN“ SO, 15.9.2013, PRÄSENTATION 19.9.2013

„STREET ART WORKSHOP“

MARTIN ROTTENKOLBER „IRRITATION“ FR, 20.9.2013 & SA, 21.9.2013

„UNGEHÖRT: CHINA IM KRITISCHEN DIALOG“

UNGEHÖRT: CHINA IM KRITISCHEN DIALOGEIN FESTIVAL DER AKADEMIE DER KÜNSTE DER WELT UND DES LITERATURHAUS KÖLN


seconds

Urban Art

16 | Urban Art Tag des Denkmals

Urbane Kunst auf dem Prüfstand Was tut sich ein Jahr nach dem „Urbanen Kongress“ in Köln? Von Iris Then „Eigentlich sind sich alle einig, dass sie da weg muss“, sagt Kay von Keitz (Kurator und Mitbegründer von plan) und meint damit die Kreuzblume, das zehn Meter hohe, schwarze Betonmodell der Domspitze vor dem Kölner Dom. Dies war eines der Ergebnisse aus dem „Urbanen Kongress“, den er vor einem Jahr zusammen mit Markus Ambach (Künstler, Kurator und Gründer von MAP) in Köln veranstaltete. Im Rahmen des vom Kunstbeirat der Stadt Köln initiierten „StadtLabors“ ging es dabei um die Entwicklung eines kuratorischen Konzepts für die Kunst im öffentlichen Raum. Zunehmender Vandalismus, Verwahrlosung und Diebstahl, sowie städtebauliche Veränderungen, Umnutzungen, Abrisse und Umbauten öffentlicher Gebäude bedrohen heutzutage die Kunstwerke mehr denn je. „Man spürte diesen Druck – wir haben diese Sachen und sie werden schlecht behandelt – und andererseits die Problematik, was kann und soll denn überhaupt neu hinzukommen“, beschreibt der Kurator die Motivation des Kunstbeirats zu dem Projekt. Man wollte die Haltung der Stadt gegenüber Kunst im öffentlichen Raum grundsätzlich neu regeln und dazu langfristig von einer Reihe von Teams sämtliche Kunstwerke im Stadtgebiet neu in den Blick nehmen lassen. Markus Ambach und Kay von Keitz waren damals zuständig für die grundlegende Konzeption des Gesamtprojekts und die prototypische Bearbeitung des ersten Planquadrats. Im Zentrum von Köln, zwischen Dom und Opernensemble, erarbeiteten sie anhand exemplarischer Objekte wie der Kreuzblume Empfehlungen für den Umgang mit der Kunst im öffentlichen Raum. Das so entwickelte Konzept sollte in Zukunft als Basis für weitere Teams und deren Bearbeitungen im „StadtLabor Köln“ dienen. Mit Hilfe von Fachleuten und einem interessierten Publikum wurde darüber diskutiert, welche Skulpturen repariert, welche versetzt und welche entfernt werden müssten.

Kunst und Raum sollten aufeinander Bezug nehmen

Tipps & Termine aus der Redaktion

City leaks-Cologne Urban Art Festival Bis 22. September

Jenseits von Europa XIIIFilme aus Afrika Festival 18.- 28. September

9. Kalkkunst

Beginn: 20. September

Reim in Flammen

www.seconds.de

Slam- Show 24 September Club Bahnhof Ehrenfeld

So befand man beispielsweise, dass die von Otto Piene 1966 konzipierte kinetische Plastik „Licht und Bewegung“ in der Hohen Straße restauriert und die Kreuzblume am Dom versetzt werden müsse. Die eigentlich temporär errichtete und dann als Touristenfotohintergrund stehengebliebene Rekonstruktion der Domspitzenverzierung, hieß es, nehme dem feinsinnigen Taubenbrunnen von Ewald Mataré aus dem Jahre 1953 alle Wirkung. Um jedoch nicht einfach abzuräumen, was gerade keinen Sinn macht, wurde für die Errichtung eines „Archivs für ungenutzte Kunst“ am Roncalli-Platz plädiert. Und auch darüber, wo aktuelle Kunst aktiv werden könnte, ohne gleich für immer und ewig den Raum zu beanspruchen, wurde debattiert. Denn in Zeiten der raschen Veränderungen, so meinten die Kuratoren, gelinge eine Sinnstiftung der Kunst im öffentlichen Raum oft nur temporär. „Wir fänden es besser, wenn mal überlegt wird, welche Plätze überhaupt dafür geeignet wären, dass Künstler dort etwas machen können, und nicht nur deshalb etwas gemacht wird, weil gerade etwas gebaut wird“, sagt dazu Kay von Keitz. Beim „Urbanen Kongress“ stellten die beiden Kuratoren nämlich fest, dass viele der Kunstwerke durch bauliche Veränderungen ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatten. Kunst und Raum sollten aber eigentlich aufeinander Bezug nehmen, so das Ideal. Doch die Wirklichkeit schaut oft anders aus. Aktuelle Diskussionen drehen sich verstärkt um Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums. Da wird Kunst schnell funktionalisiert und ist nicht mehr so autonom, wie man sie aus anderen Zusammenhängen kennt. Hinzu kommt noch: Die Werbung ballert alles zu. „Das Verhältnis zwischen der Nutzung des öffentlichen Raums in dieser Beziehung und andererseits der Kunst ist schon komisch“, meint der Kurator. Dieser Ansicht ist er nicht alleine. Auch andere Kunstengagierte bemängeln das Ungleichgewicht und setzen mit ihren Aktionen Zeichen. Ob mit Urban Gardening oder Streetart-Aktionen, wie beim Ehrenfelder Kunstverein artrmx e.V. (unser Bericht in der seconds-Ausgabe vom Mai) mit seinem Urban Art Festival CityLeaks. Mit internationalen Streetart-Künstlern, die Häuserwände in Köln bemalen sollen, plant der Verein auch in diesem Jahr im September mit einer zweiten Auflage des Festivals, wieder gegen die zunehmende Kommerzialisierung des öffentlichen Raums anzugehen. „Ich fände es besser, wenn Künstler eingesetzt würden, die sich umfassender mit dem Stadtraum beschäftigen“, meint Kay von Keitz zu Aktionen wie dieser befragt. Zwar bewegten sich Projekte wie CityLeaks durch die Nutzung privater Flächen an der Grenze von Kunst im öffentlichen Raum. Dennoch gehe es auch hier um eine öffentliche Wirkung. Deshalb fände von Keitz es besser, wenn das Internationale dabei nicht so sehr im Vordergrund stehe. „Wenn die Ideen gut sind und gute Projekte entstehen, dann ist das gute Werbung für die Stadt und nicht umgekehrt.“ Manchmal tue sich eben der Verdacht auf, dass Köln durch die Unterstützung solch international ausgerichteter Projekte schnell wieder zu nationalem und inter-

ökoRausch

28. September bis 6. Oktober

JIM AVIGNON & 44FlAVOURS

MAX ERNST

Skulpturen, Arbeiten auf Papier Galerie Boisserèe 6. September- 2.November

Die Kunstagentin 5. Oktober Vernissage

Urban Media Festival

9. Leverkusener Kunstnacht 2013

Britten Days Köln

ab 11. Oktober

Visual Sounds 2013

22. September - 27. Oktober

nationalem Ansehen kommen wolle und dabei das eigene bereits vorhandene Potential übersieht.

Anspruch und Wirklichkeit Dieses Potential von Kunst im öffentlichen Raum zu erfassen, zu bergen oder neuen Bestimmungen zuzuführen, war und ist eines der Hauptziele des „StadtLabors“. Inzwischen sind Kay von Keitz und Markus Ambach mit der zweiten Phase des Projekts beauftragt. Die jedoch, meint der Kurator, sei der weit schwierigere Part. Im beschlossenen Haushalt für 2013 wurden in NRW die Mittel für die kommunale, kirchliche und private Denkmalpflege von 11,4 auf 9,4 Millionen Euro gesenkt. Die Finanzplanung für 2014 sieht bereits eine Kürzung um weitere sechs auf nur noch 3,4 Millionen Euro vor. Solche finanziellen Einschnitte machen die geplante Umsetzung der Ergebnisse aus dem „Urbanen Kongress“ für die Kuratoren schwierig. Dazu kommt, dass sie mit ihren Entscheidungen in den Mühlen der Stadt hängen, denn gerade im Bereich der Urbanen Kunst sind viele Ämter der Stadt involviert. „Wir arbeiten daran, die Erlaubnis zu bekommen, dass die Kreuzblume abgebaut wird. Zum anderen müssen wir schauen, wie das technisch geht. Die nächste Frage ist, ob es dafür überhaupt einen alternativen Standort gibt.“ Der Vorsitzende des Kunstbeirats habe den Vorschlag gemacht, die Kreuzblume zu versteigern, erzählt von Keitz, doch man sei sich nicht sicher, ob das auch im Sinne der Stifter sei. Um eine Entscheidung herbeizuführen, wird es deshalb Ende Juni noch einmal eine öffentliche Informations- und Gesprächsveranstaltung zum Thema „Urbaner Kongress – Anspruch und Wirklichkeit“ geben. Vielleicht wird man das schwarze Betonmodell der Domspitze aber auch erst einmal in das geplante „Archiv für ungenutzte Kunst“ stellen. Anfang April bis Mitte Mai nächsten Jahres soll dieses nämlich am Roncalli-Platz probehalber mit ein paar Skulpturen eingerichtet werden. Die beiden Kuratoren erhoffen sich von dem Archiv, dass es Anlass geben wird, auch in Zukunft immer wieder Debatten über die Kunst im öffentlichen Raum zu führen. Schließlich ist dieser Raum unser aller Raum und nicht der einer Verwaltung. Damit aus dem aktuell wahllosen Nebeneinander eine Choreografie von spannungsreichen Bezügen und sinnfälligen Nachbarschaften entsteht, ist jedoch nicht nur Reden, sondern auch Handeln gefragt. Warum dies in Köln so schwer fällt, dazu hat von Keitz seine eigene Theorie: Er glaubt, der Kölner sei im Grunde ein Höhlenmensch. „Wenn der in seiner Kneipe ist, reicht ihm die Projektion“, schmunzelt er. „Er kann dort im Dunkeln stehen und Lieder über das schöne Köln singen. Solange er die Welt zusammen mit seinen Freunden imaginieren kann, ist ihm eigentlich ziemlich egal, wie es da draußen aussieht.“ Bleibt zu hoffen, das ist nur Theorie. Das diesjährige Motto lautete: „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“

Janice Kerbel, Hilary Lloyd, Silke Otto-Knapp Drei EinzelkünstlerinnenEine Raumchoreographie Kölnischer Kunstverein bis 6. Januar

21. September - 3. Oktober

3. Oktober- 6. Oktober

Kurs: Einfach drucken-

experimentelle Drucktechniken 12.-13. Oktober Museum Ludwig

Thementag Ozeanien 13. Oktober 2013

Rautenstrauch-Joest-Museum Tahiti, Fidschi, Tuvalu: Das Rautenstrauch-Joest-Museum steht am Sonntag, den 13. Oktober 2013 ganz im Zeichen der faszinierenden Südsee! Mit eindrucksvollen Live-Reportagen, Sprachkursen,

Tanz, Live-Musik, Lesungen und zahlreichen Informations- und Verkaufsständen lädt grenzgang in Kooperation mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum zum Thementag Ozeanien ein.

Die grenzgang Live-Reportagen am Thementag Ozeanien: 11:00h: Live-Reportage „Seenomaden – 4 Jahre Südsee“ 15:30h: Live-Reportage „Hawaii“


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 17 Schon mal die Welt gegessen?

Eat the world auf kulinarischem Streifzug durch die Kölner Südstadt

Von Iris Then Den Duft der großen weiten Welt kenne ich bereits. Aber wie schmeckt sie – die Welt? Das will ich an diesem Wochenende herausfinden und mache mich deshalb trotz wolkenverhangenem Himmel auf zu einer Stadttour der besonderen Art. Abseits der üblichen Touristenwege geht es mit „eat-the-world“ quer durch den Kölner Süden. Das Unternehmen, das im April 2008 von Elke Freimuth zuerst in Berlin gegründet wurde, veranstaltet seit einem Jahr auch kulinarisch-kulturelle Stadtführungen in Köln. Es will Besuchern und Einheimischen den Weg zu leckerem Essen und kulturellen Einblicken fernab ausgetretener Touristenpfade aufzeigen. Neben Berlin und Köln bietet es auch Touren in Bremen, Dresden, Hamburg, Hannover, Leipzig, München und Münster an. Die Führungen, so heißt es auf der Homepage, gehen durch touristisch eher unbekanntere Viertel der Städte. Anders als bei anderen kulinarischen Stadtrundgängen oder Tapas-Touren, bei denen meistens komplette Menus in drei bis fünf verschiedenen Restaurants angeboten werden, ist das Motto von „eat-the-world“: „Lern’ die Region über das Essen und die Menschen kennen.“ Wer hat in den Vierteln früher gelebt, wie hat sich die Nachbarschaft entwickelt, was isst man, wo geht man hin, wie lebt man dort? Neben Hintergrundinformationen zu Geschichte, Architektur und Unterhaltungsangeboten soll mit vielen kleinen, repräsentativen Kostproben das Essen und ausgesuchte Geschäfte vor Ort

vorgestellt werden. Vor allem die authentische Vielfalt des jeweiligen Viertels zu repräsentieren, sagen die Veranstalter, liegt ihnen am Herzen. Nicht zuletzt deshalb unterstütze „eat-the-world“ vorrangig kleinere Betriebe mit guter Qualität aus der Gastronomie und Kulinarik. Die Tour findet bei jedem Wetter statt, lese ich weiter. Also lasse ich mich von dem morgendlichen Grau nicht schrecken. In Regenjacke und bequemen Schuhen, im Rucksack eine Flasche Wasser für den Durst, fahre ich ins Severinsviertel, wo sich die Gruppe an dem zuvor vereinbarten Sammelpunkt trifft. Fünfzehn Teilnehmer sind es heute. Bis auf ein Schweizer Pärchen kommen die meisten von ihnen aus dem Kölner Raum. Sie wollen die Stadt einmal anders entdecken oder haben einen Gutschein für die Führung geschenkt bekommen. Einer von ihnen feiert mit seiner Familie und engen Freunden seinen Geburtstag auf diese Art. Jens Beckers, unser heutiger Guide, begrüßt uns herzlich. Seit 1996 lebt der gebürtige Niedersachse in Köln. Ein „Immi“ – wie die Kölner sagen würden. Doch Jens, der hauptberuflich als Journalist arbeitet, kennt allein schon von Berufs wegen viele Ecken der Stadt. Vor der Elendskirche St. Gregorius klärt er uns auf, dass „elend“ ursprünglich „fremd“ bedeutete, weil es von dem mittelhochdeutschen „ellende“ – aus der Fremde kommend, nicht einheimisch sein – stammt. Auch, dass hier früher die Ungläubigen bestattet wurden und heute die Kirche vor allem für Gottesdienste nationaler Minderheiten benutzt wird, haben die wenigsten von uns gewusst.

Als es dann weitergeht und wir die erste von insgesamt sieben kulinarischen Stationen erreichen, überkommt mich zuerst einmal ein kleiner Schauer. Eis als erste Kostprobe bei diesem kühlen Wetter? Aber meine Gänsehaut legt sich schnell. Flavia und Stefano verbreiten in ihrer kleinen Eisdiele inmitten der Kölner Südstadt nicht nur mailändisch sonnig-fröhliche Stimmung. Sie bieten auch etwas Besonderes: Zitronen-Basilikum- oder Gorgonzola-Eis sind nur zwei von vielen exotischen Sorten, die die beiden kreiert haben. Eine echte Überraschung für den Gaumen. Eine Art Antipasto für die Sinne auf diesem kulinarischen Streifzug. Und kaum habe ich das leckere Eis probiert, klart auch schon der Himmel auf. Die Kölner Südstadt ist bekannt für ihre südländisch angehauchte Atmosphäre, gepaart mit kölschem Urgestein. Wo einst die Eltern von Wolfgang Niedecken, dem Gründer der Kölschrock-Band BAP einen Lebensmittelladen hatten, erobern heute immer mehr junge Leute mit ihren kleinen Läden und Cafés die Straßen und prägen auch die kulinarische Entwicklung. Neben vielen interessanten Sehenswürdigkeiten des Viertels zeigt uns Jens ein außergewöhnliches Restaurant mit Theaterbetrieb, einen urigen italienischen Delikatessenladen, ein vegetarisches Café und eine Salatbar, die 35 verschiedene Salatkreationen zu bieten hat. Für die, die es herzhafter mögen, gibt es Kostproben vom saftigen Omaschinken bei einer Naturmetzgerei. Nach knapp drei Stunden klingt unsere kulinarische Südstadt-Tour dann bei einem Stück köstlichen Baiser-Käsekuchen aus. In dem kleinen Café in der Neustadt-Süd, das Nina, eine Halb-

Irin betreibt, gibt es neben Life-Auftritten von Bands auch jeden Sonntag ein Public Viewing. Aber nein, kein Fußball – hier trifft man sich, um gemeinsam den neuesten Tatort zu schauen! Schade, dass die Tour schon zu Ende ist, denke ich, als wir in den 50er-Jahre-Fauteuils des Cafés gemütlich zusammensitzen. Eine der Teilnehmerinnen seufzt: „Für mich könnte es jetzt noch ein paar Stunden so weitergehen.“ Die Welt zu essen hat uns auf den Geschmack gebracht. Zum Glück plant „eat-the-world“ ab Herbst eine zweite kulinarische Führung durch eines der anderen Kölner Stadtviertel anzubieten. Obwohl ich in dieser Stadt schon seit fast zwanzig Jahren lebe, bin ich überrascht, wie viel Neues zu schmecken, zu sehen und zu hören ich heute bekommen habe. Deshalb: Wenn mich jetzt jemand fragen würde, wie die Welt schmeckt, so würde ich ihm antworten, sie schmeckt nach mehr! eat-the-world Köln Südstadt-Tour Kulinarische Stadtführung durch Südstadt und Severinsviertel Freitag und Samstag, ganzjährig Preis: 30 Euro pro Ticket, 15 Euro für Kinder bis 12 Jahre Telefon: +49 (0)30 530 66 165 Infos und Termine unter::

www.eat-the-world.com

Zum zweiten Mal - Die Welt auf Kölner Wände

City Leak - Urban Art Festival

02.09.- 22.09.13

Das zweite CityLeaks Urban Art Festival verwandelt Köln vom 2. bis zum 22. September 2013 erneut in eine große Bühne für zeitgenössische urbane Kunst. Bereits 2011 leistete das Festival mit einer Vielzahl an kreativen Interventionen im öffentlichen Raum der Stadt Köln Pionierarbeit. Angetrieben von der Motivation, Raum für Kunst in der Öffentlichkeit zu gewinnen und sie für alle zugänglich und erfahrbar zu machen, geht das

biennale Festival im September 2013 in die zweite Runde. Mit einer medien- und genreübergreifenden Kuration berücksichtigt das von artrmx e.V. ausgerichtete CityLeaks Urban Art Festival 2013 ein breites Spektrum an künstlerischen Positionen, Genres und Stilen. Über 40 VertreterInnen der bildenden, darstellenden und angewandten Künste sind dieses Jahr nach Köln eingeladen, um den Stadtraum konsequent als Leinwand oder Bühne

zu nutzen und die Outdoor-Galerie durch neue Kunstwerke im gesamten Kölner Stadtgebiet zu erweitern.

www.cityleaks-festival.de www.artrmx.com


seconds

18 | Urban Art Die Postleitzahl gibt den Ton an – 50678 umfasst Geschäfte rund um die Severinstraße bewusst der kreative Aspekt im Vordergrund, erklärt Modedesignerin Elisabeth Viehweger: „Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, deshalb sind unsere gemeinsamen Aktionen auch immer sehr interessant und ein bisschen schräg. Aber das macht es dann auch für die Südstädter wieder aufregend und animiert dazu, tatsächlich mit dem Rad unsere Schaufenster abzufahren, um sich die Installationen anzusehen.“

Der U-Bahn Bau in der Südstadt hat viel verändert und zwar nicht nur zum Positiven

50678 Kunst Handwerk Design Eine Gruppe für mehr Kreativität im Veedel VON KATHARINA LEY Was haben Großstädte wie New York, London, Paris, aber auch Köln, München und Hamburg gemeinsam? Richtig: ihre Einkaufsstraßen. Dank Globalisierung muss man nirgendwo auf der Welt auf seine Lieblingsketten verzichten und außerhalb der Ballungsgebiete findet sich stets noch ein Ikea, sodass – mit ein bisschen Glück – bald in jedem Schlafzimmer die gleiche Lampe hängen wird. Man sollte meinen, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis wir an unserer Uniformität, die uns täglich in den massenhaft produzierten Waren in den Schaufensterauslagen begegnet , ersticken werden. Die Luft wird dabei nicht nur für unsere Individualität dünn, sondern vor allem auch für diejenigen, die mit ihrer Arbeit der Uniformität entgegenwirken: der lokale Einzelhandel.

Die Kölner Veedel sind einem stetigen Wandel unterzogen – ständig formieren sich die Einkaufsstraßen neu. Die Severinstraße ist nach monatelanger Bebauungsphase endlich in einem vorzeigbaren Zustand. Allerdings müssen sich auch die Einkaufsstraßen des Veedels vehement gegen die fortschreitende Verdrängung alteingesessener Geschäfte zur Wehr setzen. In der Kölner Südstadt hat sich vor gut neun Jahren die Gruppe 50678 KunstHandwerkDesign, kurz: 50678khd, zusammengefunden. Neun Einzelhändler verschiedenster Branchen planen seitdem gemeinschaftliche Ausstellungen und Aktionen, um für mehr Vielfalt und Auflockerung in den Straßen rund um die Hauptader Severinstraße zu sorgen. Mindestens ein Mal jährlich finden Aktionen in Form von Vernissagen oder Schaufensterausstellungen statt. Es steht

Wie alles begann, hat Simone Gögelein, Inhaberin der gö ledermanufaktur, noch gut in Erinnerung: „Damals sollte der „Lange Tisch“ aufgewertet werden und wieder an Niveau gewinnen – so haben wir uns damals kennengelernt.“ Auch Frau Vollmer von der Kölner Graphikwerkstatt erinnert sich gerne zurück: „Plötzlich saßen wir mit Leuten aus der Nachbarschaft zusammen, die wir vorher teilweise nie gesehen hatten, deren Schaufenster uns aber schon angenehm aufgefallen waren.“ Schnell war dann die Idee zu einer Gruppe geboren, die „der Kölner Südstadt wieder zu mehr kreativem Flair“ verhelfen sollte. Die Palette der Mitglieder von 50678 KunstHandwerkDesign ist dabei so bunt wie ein Farbmalkasten: Katrin Brusius entwirft in ihrem Geschäft am Ubierring Schmuck und Kunstobjekte. Rainer Braun stellt in seiner Werkstatt, die An der Eiche gelegen ist, Porzellanschmuck und feinstes Kunsthandwerk her. Die gö ledermanufaktur von Simone Gögelein, in der Lederarbeiten nach Maß angefertigt werden, hat ihren Sitz ebenfalls An der Eiche. Markus Dreiling hingegen ist Schuhmacher und stellt als solcher Schuhe, und vor allem orthopädisches Schuhwerk samt Einlagen her. Mit kaputten, reparierbedürftigen Schuhen darf man aber auch in sein Geschäft mit Sitz Im Ferkulum kommen. In der Kölner Graphikwerkstatt Im Sionstal finden unter Leitung von Jutta Vollmer und A. Vietz Seminare und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene statt. Elisabeth Viehweger ist die Inhaberin des Modeateliers Viehweger in der Alteburger Straße. In der Porzellanwerkstatt von Eberhard Schulz wird Porzellan mit Liebe fürs Detail und Perfektionismus restauriert. Goldschmiedemeisterin Cordula Rössler kreiert für ihr Schmuckgeschäft auf der Alteburger

Lokalportal: „Aus Liebe zum Veedel“ VON ANDREA NEUHOFF „Am Anfang hat man uns gesagt: ‚Wenn ihr ein Jahr schafft, dann seid ihr gut.‘“ Darüber kann Andreas Moll, Mitgründer von „Meine Südstadt“, heute nur den Kopf schütteln: Drei Jahre besteht das lokale Onlineportal für den Kölner Süden jetzt. Entgegen manchen pessimistischen Prognosen platzte keine Luftblase, sondern es entwickelte sich ein professionelles und lebendiges Medium, nah an den Bürgern des Stadtteils. Es greift Themen aus dem und über das Veedel auf, kommentiert und reflektiert, was sich alles zwischen Waidmarkt und Bayenthal, Rheinauhafen und Barbarossaplatz abspielt. Wie gut sich das Projekt entwickeln würde, ahnte damals keiner. „Wir wollten eine Plattform schaffen, auf der das Geschehen in der Südstadt einen Platz findet. Einfach aus Liebe zum Veedel“,

Straße Edles aus Gold und Silber. Die nonmodo Designagentur aus der Annostraße hat das gesamte Corporate Design für 50678khd entworfen.

Individuelle Anfertigungen, gute Materialien und ein bewusster Umgang mit den Dingen! Wie sich diese unterschiedlichen Handwerke in einer Gruppe zusammenfinden, ist für die 50678khd-ler vollkommen klar und natürlich: „Wir sind sehr unterschiedliche Leute, auch vom Geschmack her – es ist wie eine bunte Blumenwiese – es macht Spaß!“, stellt Simone Gögelein fest, und für Jutta Vollmer ist die Gruppe schon längst eine Art Familie geworden: „Wir haben die gleichen Ansätze zu arbeiten, zu denken. Unser Hauptaugenmerk liegt auf individueller Anfertigung, guten Materialien und einen bewussten Umgang mit den Dingen.“ Besonders in der heutigen Zeit interessieren sich die Konsumenten zunehmend für die Herkunft, Herstellung und Verarbeitung der Einkaufsgüter. Die Situation im Viertel sehen die Künstler und Geschäftsinhaber mit gemischten Gefühlen: Einerseits können die 50678khd-ler durch ihre Läden und Werkstätten ihrem Schaffensdrang nachgehen, andererseits wird das Viertel – und vor allem die Severinstraße – immer mehr von „Besonderheiten entleert“, wie Modedesignerin Viehweger treffend feststellt. Aber um eben diese Besonderheiten geht es den 50678khd-ler: kleine, außergewöhnliche Geschäfte, Werkstätten und Boutiquen, die nicht auf Masse, sondern auf Qualität setzen, und den Kunden deshalb nachhaltig in Erinnerung bleiben.

erzählt Moll. Den Machern ging es nicht nur um Kultur, sondern vor allem um das wirkliche Leben, die Menschen, Politik oder Wirtschaft. „Wir behandeln Themen wie den Bau der Nord-SüdStadtbahn oder das Stadtarchiv, aber erzählen auch aus dem Käseladen um die Ecke“, erklärt der Medienkaufmann Andreas Moll. Gemeinsam mit der Designerin Tamara Soliz und dem Fotografen Dirk Gebhardt hob er am 15. April 2010 das Lokalportal aus der Taufe. Damit fanden sie die Nische, die Lokalzeitungen nicht bedienen wollten oder konnten: lokale Berichte, speziell zugeschnitten auf ein Veedel.

Harte Arbeit – großer Zuspruch Seitdem ist meinesuedstadt.de stetig gewachsen. Mittlerweile besuchen rund 3.800 Leser pro Tag die Seiten, die von 20 Mitarbeitern produziert und online gestellt werden. Freie Medienschaffende schreiben für meinesuedstadt.de ebenso wie Veedelbewohner ohne beruflichen Medienbezug. Jeden Tag gibt es einen neuen Artikel, ein Lunch-Newsletter informiert über aktuelle Mittagsangebote und der Wochenend-Newsletter über Kultur- und Freizeitangebote. Der Terminkalender findet online den meisten Zuspruch. Was die Macher motiviert? Das Veedelleben spiegeln und es anderen zugänglich machen, aber auch an der Veedelsarbeit teilhaben. „Wir wollen ausgewogen informieren, mitgestalten und kritisch sein, weil es uns nicht egal ist. Dafür geht der Blick hinter die Fassaden, wir reden mit Bewohnern, Vermietern, Polizisten oder dem Pfarrer. Keiner bleibt außen vor“, sagt Moll. Für ihn liegen die Themen quasi auf der Straße: „Man muss nur mit offenen Augen durch’s Veedel gehen.“ Es gehört viel Überzeugung und Leidenschaft dazu, ein Lokalportal erfolgreich zu betreiben. Sein halbes Leben lang wohnt


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 19

50678 KUNST HANDWERK DESIGN Adressen:

Orthopädie Schuhmacher Markus Dreiling Im Ferkulum 35

Modeatelier Elisabeth Viehweger Alteburger Straße 14

Katrin Brusius schmuck & objekte Ubierring 25

gö ledermanufaktur Simone Gögelein An der Eiche 9

nonmodo Designagentur Annostraße 108

Die Werkstatt Rainer Braun An der Eiche 9

Kölner Graphikwerkstatt Jutta Vollmer, A. Vietz Im Sionstal 17

Andreas Moll „Molly“ schon in der Südstadt und ist dort ein bekanntes Gesicht. Auch, weil er sich um Anzeigen und das Marketing kümmert. „Weil wir uns selbst finanzieren, haben wir eben ein sehr begrenztes Budget. Das erfordert viel Disziplin und auch Mut zum Scheitern.“ Das hat die Macher aber nicht aufgehalten: „Man muss sich eben immer neue Ziele setzen, sich immer neu erfinden. Aber es lohnt sich und wir können unsere großartigen Mitarbeiter bezahlen“, betont Moll. Erst vor Kurzem verzichtete das feste Team freiwillig auf eine Honorarerhöhung: Das Geld solle besser der Entwicklung von meinesuedstadt.de zugutekommen.

Netzwerk ist gut geflochten Zwar bleibt die Arbeit für meinesuedstadt.de für alle eher ein Zuverdienst zum Hauptjob, dennoch ist viel erreicht. Nicht zuletzt über die besondere Finanzierungsmethode, die meinesuedstadt.de entwickelt hat: Über ein Partnermodell bindet das Portal die lokale Wirtschaft mit ein. Gegen einen festgelegten Betrag stellt meinesuedstadt. de Geschäfte in einer dafür gekennzeichneten und suchmaschinenoptimierten Rubrik vor, Restaurants können ihre Angebote in den Lunch-Newsletter aufnehmen lassen. Das Konzept funktioniert, denn die Zielgruppe ist genauestens definiert und definitiv vor Ort: Bewohner, Fans, oder Menschen, die in der Südstadt arbeiten. Nur das neue Werbemedium „Lokalportal im Internet“ fordert von dem Medienkaufmann manchmal noch einiges an Überzeugungsarbeit.

Porzellanwerkstatt Eberhard Schulz, Restaurator Kartäuserhof 11

„Nach den ersten drei Jahren befinden wir uns jetzt an einem besonderen Punkt“, sagt Tamara Soliz. „Mittlerweile kommen viele Leute von alleine auf uns zu.“ Damit meint die Chefin vom Dienst und gute Seele der Redaktion einerseits freie Journalisten und andererseits Veedelbewohner, die mögliche Themen oder Sorgen an die Redaktion herantragen. „Das erleichtert die Arbeit und wir wissen jetzt, wie wir ein Thema am besten bearbeiten.“ Alle 14 Tage findet eine Redaktionskonferenz statt, bei der mögliche Themen besprochen werden, die Arbeit reflektiert und kontrovers diskutiert wird. Das gehört dazu, denn „es gibt genug schlechte Blogs und Texte ohne Maßstab. Davon heben wir uns durch verlässliche Information und ausgewogene Inhalte ab. Außerdem entsteht durch eine gewisse Reibung immer etwas Neues“, betont Soliz. Trotz des Erfolgs von meinesuedstadt.de bleiben die Gründer auf dem Boden. „Wir können uns nicht ausruhen und entwickeln uns immer weiter“, bemerkt Andreas Moll. In Sülz und Ehrenfeld gibt es mittlerweile ähnliche Portale, mit denen meinesuedstadt.de in Kontakt steht. „Die wollen natürlich wissen, wie wir das geschafft haben. Wir stehen in offenem Austausch, denn so können wir alle voneinander profitieren.“ Was die Weiterentwicklung des Lokalportals angeht, gibt es in der Redaktion viele Ideen. Vor allem soll durch Audio- und Videobeiträge mehr Multimedia zum Einsatz kommen. Wer neue Impulse setzen möchte, hat eben viel zu tun. Trotz Realismus gönnt sich Südstädter Moll auch eine Vision: Ein großes Plakat, das am Chlodwigplatz aufgespannt ist, bedruckt mit „Meine Südstadt forever!“

www.meinesuedstadt.de

Cordula Rössler - Goldschmiedemeisterin Alteburger Straße 30

impressum Hospeltstraße 69 Artrmx. - 50825 Köln Telefon: 02 21 - 98 74 78 - 32 Mail: redaktion@seconds.de Herausgeber: Andreas Bastian Fotografien: Dieter Speelmanns - www.dsp.de Katja Wendlandt - www.katjawendlandt.de Satz-Layout: Andreas Bastian Termine: Magdalena Röschenkämper Web: www.seconds.de https://www.facebook.com/Seconds.Koeln Seconds-Team: Dirk Maschin, Carina Thomann, Björn Thomann, Andreas Schwann, Mirjam Dröge, Michéle Hentschel, Merle Ullrich, Peter Köster, Nadja Sobotzik, Nadine Stellmacher, Sabine Teichmann, Sarina Brechmann, Magrid Weicholt, Andreas Bastian, Katharina Ley, Katharina Litz, Iris Then, Viktoria Langenhuisen, Christiane Martin, Andrea Neuhoff, Magdalena Röschenkämper, Sabrina Burbach, Katharina Eusterbrock, Elisa Hüsch, Daniel Andernach, Pia Susan Berger-Bügel, Uwe Schäfer, Beate Schenk. Termine und Veranstaltungen: Die Wiedergabe der Termine, Adressen, Kontaktdaten. Die Übereinstimmung mit der Wirklichkeit ist zwar beabsichtigt,

aber ohne Gewähr. Die Redaktion behält sich Kürzungen von Leserbeiträgen vor. Urheberrechte für Beiträge, Fotos und Anzeigenausgabe sowie der gesamten Gestaltung bleiben beim Verlag, den Autoren oder dem jeweiligen Rechteinhaber. Eine Wiederveröffentlichung von Beiträgen erfolgt nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Rechteinhabers und des Verlags. Für eingesandte Manuskripe, Vorlagen und Programmhinweise kann leider keine Gewähr übernommen werden. Es gilt die Anzeigenpreisliste 02-2013 Anzeigenschluss: der 20. des laufenden Monats Druck: Societätsdruck/Frankfurt Bankverbindung: Commerzbank Köln Kto: 305692600 BLZ: 37040044 Verlagsanschrift: news | kom Verlag Inhaber Andreas Bastian Hospeltstraße 69 - 50825 Köln


seconds

Biolance

20 | Biolance

Geheimnis des Wassers Interview mit Masaru Emoto Die Geheimnisse des Wassers

Seconds: Sehr geehrter Herr Emoto, die Wasserforschung zieht dank ihres Engagements mittlerweile immer größere Kreise in der Wissenschaft. Als Sie mit dem Abfotografieren von Wasserkristallen begonnen haben, dachten Sie, dass Sie auf so viel Interesse stoßen würden? Masaru Emoto: Ja, das nahm ich an. Als wir das allererste Foto gemacht hatten, war es so wunderschön, dass ich dachte, es würde eine große Wirkung auf die Welt ausüben.

Seconds: In Ihren über 15.000 Versuchen zeigten Sie uns, dass sauberes Wasser im gefrorenen Zustand sechseckig kristallisiert und verunreinigtes Wasser dies nicht oder nur kaum tut. In weiteren Versuchen gingen Sie der These nach, dass Wasser auch Gefühle und Bewusstsein interpretieren kann. Wie kann ein einfaches Molekül diese Informationen verarbeiten und abspeichern? Masaru Emoto: Das ist eine sehr gute Frage. Ich denke, dass das Wasser ein Spiegel des menschlichen Bewußtseins ist, es reflektiert unser Denken. Es muß besser erforscht werden, wie dieses System funktioniert. Aber unsere bisherigen Forschungen zeigen, dass Wasser einem Spiegel gleicht. Seconds: Wasser kommt aus dem Weltall, viele Planeten haben an den Polen Eisgebiete. Wir haben einige Wasserschulen besucht, aber der Ursprung des Wassers ist dort kaum ein Thema. Müssen wir Wasser über die physikalische Zusammensetzung hinaus völlig neu begreifen?

Quellwasser

Masaru Emoto:Ja, wir müssen zu einem vollständig neuen Verständnis des Wassers kommen. Aber es gibt ein Problem mit unserem Dimensionsdenken: Auch wenn die Essenz des Wassers statisch ist, so sind seine Formen und seine Masse in Raum und Zeit veränderlich. Wasser in Raum und Zeit zu begreifen, das ist die Herausforderung. Deshalb denke ich, dass wir im Moment verstärkt versuchen sollten, das Wasser zu ergründen, und wenn wir ein neues Verständnis erreichen, wird sich daraus die nächste Antwort ergeben. Seconds: Ihre Forschungen werden von wissenschaftlicher Seite kritisiert, da der Grundsatz, dass jeder Versuch in der empirischen Forschung wiederholbar sein muss, in der Wasserforschung nicht immer zutrifft. Muss jeder Versuch immer und überall wiederholbar sein? Spielt Glauben nicht auch eine entscheidende Rolle in der Forschung?

Brunnenwasser

Desilliertes Wasser

Masaru Emoto: Der wissenschaftliche Grundsatz der verläßlichen Wiederholbarkeit von Ergebnissen ist völliger Unsinn. Er gilt nur für metallische Materialien, die wenig Wasser enthalten. Forschungen zu Dingen aber, einschließlich des menschlichen Körpers, die viel Wasser enthalten, können keine wiederholbaren Ergebnisse liefern. Wenn „Wiederholbarkeit“ ein notwendiges Kriterium wäre, hätte sich der Mensch nie entwickelt! Wasser kennt keine Wiederholbarkeit. Es ist wie eine reine weiße Leinwand für einen Maler, der in aller Freiheit ein Bild malt. Seconds: Mit ihren Studien wenden Sie sich an die breite Öffentlichkeit, um die Menschen einzuladen, ein anderes Bewusstsein vom Wasser zu entwickeln. Trinkwasser ist nicht gleich Trinkwasser. In zahlreichen Interviews sprechen Sie davon, Wasser vitalisieren zu können. Wie kommt es in diesen Zustand?

Masaru Emoto: Die chemische Formel für Wasser ist „H2O“. „O“ ist Liebe und „H“ ist Dankbarkeit. Das Wasser verbindet das Gebende und das Nehmende miteinander. Es verbindet Gegensätzliches, das Negative und das Positive, das Yin und das Yang. Deshalb empfinde ich immer Dankbarkeit, wenn ich Wasser begegne. Indem ich dem Wasser mein Gefühl der Dankbarkeit zurückgebe, verbindet sich der Hado der Liebe von oben und der Hado der Dankbarkeit zu einem Paar und dies gibt dem Wasser das Leben. Seconds: Die Verbesserung der Wasserqualität zum Beispiel durch die Beigabe von Edelsteinen und Bernstein hat eine lange Tradition, aber wird das Wasser dadurch auch vitaler? Masaru Emoto: Ich habe schon einige Aufnahmen von reinen Kristallen gemacht. Gute Erze ergeben wunderschöne Bilder. Seconds: Wir Menschen bestehen zu 70 Prozent aus Wasser. Ist deswegen auch die Qualität des Wassers, das wir zu uns nehmen, von entscheidender Bedeutung für unsere unsere Gesundheit und unsere Lebenserwartung? Masaru Emoto: Menschen altern, wenn ihre Körperflüssigkeit unter 70 Prozent sinkt. Ich denke, die Zahl „70 Prozent“ ist eine Maßeinheit des menschlichen Körpers, ob er nun gesund ist oder nicht. Wenn die Körperflüssigkeit unter 50 Prozent sinkt, können Menschen nicht überleben. Seconds: In den Großstädten gibt es zahlreiche Probleme, im Trinkwasser entstehen regelrechte Arzneimittelcoctails, haben Sie Lösungsvorschläge für Gegenden, wo sehr viel Wasser benötigt wird? Masaru Emoto: Ich sage den Leuten, dass sie, wenn sie Wasser aus dem Wasserhahn trinken wollen, das Wasser über Nacht in einem Behälter mit der Aufschrift


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 21

Foto©hado-life-europe.com „Liebe und Dankbarkeit“ oder „dankeschön“ aufbewahren und es dann trinken sollen. Seconds: Ihr Kinder-Friedens-Projekt, das Sie 2005 den Vereinten Nationen vorgestellt haben, soll Kindern die Bedeutung des Wassers nahebringen. Werden die Geheimnisse des Wassers verstanden, hat eine Sensibilisierung stattgefunden? Masaru Emoto: Kinder verstehen die Bedeutung von Wasser und die Schönheit von Wasserkristallen viel schneller als Erwachsene. Es passiert immer häufiger, dass Kinder ihren Vätern das Kinderbuch „Botschaften vom Wasser“ vorlesen, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen. Seconds: Haben Sie uns etwas Neues aus der Wasserforschung zu berichten? Masaru Emoto: Das Erforschen des Wassers ist einem Denken ähnlicher als einer Forschung. Ich habe angefangen, mit Leuten über die Idee zu sprechen, dass Wasser ein Substitut Gottes ist. Über diese Idee habe ich in islamischen und christlichen Ländern gesprochen, und sie fiel überall auf fruchtbaren Boden – es war für die Menschen wie eine Erleuchtung. Herr Emoto, wir bedanken uns für das interessante Interview. Das Interview führte Andreas Bastian. Dank an Sascha Klein für die Übersetzung unserer Fragen.

Über Emoto Dr. Masaru Emoto (60) beschäftigt sich mit der Materie, aus dem alles Leben auf der Erde entstanden ist, dem Wasser. In seinen parawissenschaftlichen Studien geht er davon aus, dass Wasser Informationen aus Gedanken und Gefühlen speichern kann. Emoto studierte an der Städtischen Universität Yokohama Politikwissenschaften und promovierte dort zum Schwerpunkt „Internationale Beziehungen“, bevor er Mitte der 1980er-Jahre sein besonderes Interesse für Wasser entdeckte und sich der Alternativmedizin zuwandte. Er machte im Laufe der Jahre zahlreiche elektronenmikroskopische Fotografien von gefrierendem Wasser aus allen Teilen der Welt. Gefrorenes Wasser bildet Eiskristalle in komplexen Hexagon-Formen. Anhand der Form der entstehenden Eiskristalle macht Emoto Aussagen über die Güte und Klarheit des Wassers. In seinem Buch „Die Botschaft des Wassers“ hat er zahlreiche Wasserkristallbilder aus der ganzen Welt veröffentlicht. Er hat Leitungswasser in Japan, London, Paris, New York und Buenos Aires mit Quellwasser, Flüssen, Seen, Gletscherwasser und Regenwasser verglichen. Je näher die gefrierenden Eiskristalle einer „schönen“, regelmäßigen Form kommen, umso klarer sei das Wasser. Im zweiten Schritt unter-

nimmt Emoto den Versuch, Wasser mit Tönen zu beschallen, um auf diese Weise einen Reinigungsprozess zu initiieren. Im Experiment spielt der Forscher seinen Wasserproben Beethoven, Mozart, Chopin, Heavy Metal, japanische Popmusik oder die legendäre Rede von Martin Luther King jr. vor. Er zeigt dem Wasser unterschiedliche, geschriebene Botschaften wie „Danke“, „Liebe“, aber auch „Dummkopf“ oder „Ich bringe dich um“. Er stellt Wasserproben auf Gemälde oder zeigt ihnen die Namen verschiedener Personen. Ausgehend von der Hypothese, dass Wasser die Schwingungen der unterschiedlichen Medien aufnehmen kann, möchte Emoto mit seinen Experimenten zeigen, dass sich unter dem Einfluss der Informationen entweder wohlproportionierte und schöne Kristalle bilden oder – bei negativen Schwingungen – die Kristalle in tausend Stücke zerspringen. Emoto zieht aus seinen Forschungen den Schluss, dass Wasser nicht nur ein Gedächtnis für die es umgebende Welt, sondern auch eine Seele hat. Aus der äußeren Struktur eines Eiskristalls schließt Emoto auf den inneren Zustand des Wassers. Da ein erwachsener Mensch zu etwa 65 Prozent aus Wasser besteht, ist die Güte des Wassers, das wir zu uns nehmen, von entscheidender Bedeutung, so Emotos Ausgangspunkt. Emoto versteht sich als Bot-

schafter des Wassers und setzt sich für die Heilung des Wassers, der Menschen und der Erde ein. In seinem Buch „Die Antwort des Wassers“ beschreibt Emoto sein Anliegen: „Das Wasser sendet uns durch die Kristalle eine Botschaft. Genau jetzt müssen wir eine neue Geschichte schreiben. Das Wasser beobachtet still den Kurs der Menschheit. Auch Sie, die Sie gerade lesen, werden vom Wasser beobachtet. Was fangen Sie damit an? Bitte nehmen Sie möglichst viel von dem, was das Wasser lehrt, in sich auf. Dann erzählen Sie es bitte vielen Menschen weiter.“ Die Forschungen des japanischen Wasserforschers sind in Wissenschaftskreisen umstritten, da seine Experimente nicht reproduzierbar, also wiederholbar sind. Die Wiederholbarkeit ist aber eines der zentralen Kriterien der Naturwissenschaft, wie sie sich in Europa und den USA durchgesetzt hat. Deshalb werden seine Ergebnisse als zufällig kritisiert. Emotos Ansätze zum Wasser betonen die Wichtigkeit dieser Ressource. Die Poesie, die sich hinter seinen Ansätzen verbirgt, ist letztendlich die, dass es unser Bewusstsein ist, mit dem wir unsere Welt täglich neu erschaffen. Pia Susan Berger-Bügel

www.hado-life-europe.com/

Seconds versteigert in Kooperation mit dem Koha Verlag fünf Bücher: „ Die Botschaft des Wassers“ von Masaru Emoto und hochwertige Edelsteinpiolen von Vitajuwel - Weitere Informationen und Anmeldung auf unserer Homepage : www.seconds.de - Rubrik: Biolance


seconds

22 | Biolance Der Mensch besteht zu 70 Prozent aus Wasser, sagt die Naturwissenschaft

Wasser und Biomasse und weiter nichts?

Dokumentarfilm: „Bottled Life“ Ab 12. September im Odeon

Lange Saunanacht XXL Claudius Therme 20. September

Körperzeit (Bewegung,Tanz) Tanz-und Bewegungslabor Köln 17.September / 24.September

Deep Blue Dancing Aqua Contact

22. September , 18-21 Uhr im Konradbad in Sülz.

Von Katharina Eusterbrock Prozentuale Angaben über die materielle Zusammensetzung des menschlichen Körpers sind eine Zumutung. Allein schon, weil sie üblicherweise mit jener für Naturwissenschaftler charakteristischen Überheblichkeit vorgetragen werden, die über jeden Zweifel erhaben scheint. Reines Faktenwissen eben. Aber was sind Fakten? Sie sind beobachtbar, messbar, experimentell nachweisbar und deshalb wahr. Was sind dagegen schon Theorien, die von der Existenz einer menschlichen Seele ausgehen oder sich gar mit kosmischer Energie oder energetisiertem Wasser beschäftigen? Gewicht, Erscheinungsbild, chemische Zusammensetzung, Beweise? Fehlanzeige!

Star Wood May the forest be with you ( Kinder) Querwaldein Region Köln, Region Bonn 28. September

Feng Shui

Innenstadtexkursion 29. September VHS Foto©R.Manzano

Wasser ist eben nicht nur H2O, ebenso wenig wie der Mensch ein Zellhaufen. Dennoch: Wasser ist eben nicht nur H2O, ebenso wenig wie der Mensch ein Zellhaufen. Doch wie begründet man beispielsweise die Existenz einer Seele in einer Welt der Fakten, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, das sei alles bloßes Wunschdenken angesichts der unangenehmen Tatsache unserer Endlichkeit? Esoteriker machen leider in ihrem ungleichen Kampf gegen das naturwissenschaftlich geprägte Weltbild der westlichen Hemisphäre häufig den Fehler, sich mit pseudowissenschaftlichen Worthülsen auszurüsten und insbesondere Schwingungen, Wellenlängen und Frequenzen zu strapazieren – Begriffe, die ihr Zuhause ursprünglich in der klassischen Physik haben. Ein gefundenes Fressen für ihre Gegner, die nur darauf gewartet haben, sich auf die zumeist zahlreichen Widersprüche und begrifflichen Unschärfen zu stürzen, diese genüsslich zu sezieren und am Ende hochmütig ihre wissenschaftliche Unhaltbarkeit zu konstatieren. Dabei gibt es doch Verteidigungsstrategien, die mehr Erfolg versprechen als der Versuch, sich mit fremden Federn zu schmücken. Reichlich Rückenwind für alternative Weltentwürfe kommt beispielsweise aus der Erkenntnisphilosophie und der kritischen Wissenschaftstheorie. So gehört es längst zum philosophischen Konsens, dass es keinen objektiven Blick auf die Wirklichkeit geben kann, d. h. dass auch die Naturwissenschaften diesen nicht für sich beanspruchen können. Daran ändern weder hochmoderne bildgebende Verfahren etwas noch die sorgfältigsten Versuchsanordnungen. Die Wirklichkeit, wie wir sie wahrnehmen, ist eine Konstruktion. Blickt ein Wissenschaftler durchs Mikroskop, dann wird er dies nie auf neutrale Weise tun, auch wenn er sich noch so sehr anstrengt. Erstens ist er stets gezwungen, eine bestimmte Perspektive einzunehmen, zweitens steht er immer nur indirekt mit der physischen Außenwelt in Kontakt – vermittelt durch seine Sinnesorgane. Es gibt kein unschuldiges Auge, das nicht sofort selektieren und interpretieren würde, das nicht immer von bestimmten Intentionen geleitet wäre, das nicht auto-

Tipps & Termine aus der Redaktion

matisch nach Mustern sucht und findet, weil es finden will. Oder schlimmer: das Dinge übersieht, weil sie nicht zu den Vorannahmen des Beobachters passen. Kurz: Beobachtung ist immer theoriegeleitet. Als einer der ersten erkannte dies Karl Popper. Der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker verlor schon früh seinen Glauben, Wissenschaft sei etwas Besonderes, weil sie auf Tatsachen beruhe. Er lehnte es ab, von einzelnen Beobachtungen – und nichts anderes sind wissenschaftliche Experimente – auf allgemeingültige Gesetze zu schließen. Theorien sind nach Poppers Auffassung lediglich unsichere und vorläufige Spekulationen, Versuche des menschlichen Intellekts, Erklärungen zu einigen Aspekten der Welt zu finden. Theorien können jederzeit an der Erfahrung scheitern. Ihre Gültigkeit hängt davon ab, wie gut sie sich in der physischen Welt bewähren. Wissenschaftlicher Fortschritt verläuft nach dem Evolutionsprinzip: Nur die geeignetste Theorie überlebt. Und nur so lange, bis sie von einer besseren abgelöst wird.

Nur die geeignetste Theorie überlebt. Und nur so lange, bis sie von einer besseren abgelöst wird. Ein anderer, der die Naturwissenschaften von ihrem hohen Ross holte, war der amerikanische Philosoph Nelson Goodman. In seinem Buch „Weisen der Welterzeugung“ stellte er dem Glauben an das absolut Gegebene die Idee einer Pluralität von Welten entgegen. Über den Menschen sagte er, er sei nicht nur ein Schwarm von Atomen, ein Zellkomplex, ein Gemisch aus Wasser und Biomasse, er sei gleichzeitig auch ein Mann, eine Frau, ein Freund, Geigenspieler, Verrückter und vieles mehr. Jede dieser Perspektiven beschreibe eine andere Weise, in der ein Gegenstand existiere. Folglich sei die „eine“ richtige Weise eine Illusion. Obwohl laut Goodman alle bestehenden Weltentwürfe letztlich vom Menschen „gemacht“ und deshalb im Prinzip gleichberechtigt sind, plädierte er nie für ein „Anything goes“. Vielmehr müssten sich die verschiedenen Versionen anhand von Kriterien der Richtigkeit und Angemessenheit beurteilen lassen. Eine Weltversion werde nicht

dadurch richtig, dass man sie für richtig erkläre. Dem versierten Kunstkenner und eingefleischten Museumsgänger Goodman war es wichtig, insbesondere die Kunst in ihrer erkenntnisvermittelnden Funktion anzuerkennen und gleichberechtigt neben die Wissenschaften zu stellen. Zwar räumte er der naturwissenschaftlichen Welt eine hohe Leistungsfähigkeit hinsichtlich ihres Potenzials ein, Probleme zu lösen. Aber er betonte auch ihre Grenzen, denn mit dem sprachlichen Bezugssystem, das ihr zur Verfügung stehe, könne man weder den ästhetischen Wert eines Kunstwerks ermitteln noch komplexe Gefühle unterscheiden und zueinander in Beziehung setzen. Auch kämpfte er gegen die für das westliche Denken typische Gegensatzkonstruktion zwischen Verstand und Gefühl, die mehr Schaden anrichte als nutzbringend sei. Und dies zu Recht: Wie wir wissen, betreiben die westlichen Industrienationen mit ihrem einseitig an den Naturwissenschaften ausgerichteten Machbarkeitswahn systematischen Raubbau an der Natur und verursachen eine ökologische Katastrophe nach der anderen. Kein Wunder also, dass sich alternative Weltkonzepte häufig vom ganzheitlichen, biozentrischen Denken des asiatischen Kulturraums inspirieren lassen. Gerade um unsere primären Lebensbedingungen nicht endgültig zu zerstören, ist es dringend notwendig, unsere Entfremdung von der Natur zu überwinden und zu lernen, uns wieder als Einheit mit ihr zu erfahren. Dazu gehört wohl auch, im Wasser eben mehr zu sehen als seine molekulare Zusammensetzung. Was also spricht dagegen, dass wir uns bereichern lassen von neuen oder auch von alten Sichtweisen des Wassers, sei es von der Ästhetik der Wasserkristalle und der Heilkraft des Wassers, von seiner Bedeutung in den Weltreligionen oder den Geschichten über Nixen und Wassergeister in der Mythologie nordeuropäischer Völker. Solche archetypischen Vorstellungen von der Beseeltheit des Wassers lassen sich natürlich nicht beweisen. Die Frage ist aber, ob es überhaupt Sinn macht, einen Beweis zu fordern. Auch Märchen erzählen schließlich keine realen Begebenheiten und es wäre lächerlich, sie danach zu beurteilen, ob sie tatsächlich so stattgefunden haben. Ihre Wahrheit ist eine andere als die der Naturwissenschaft. Und wer sollte beurteilen, welche Version die bessere ist?

Korallen im Mondschein Führung im Aquarium Kölner Zoo 4. Oktober

Malkurs: Meeresgrund oder Planetengeröll (Kinder) 6. Oktober Museum Ludwig

Weinfreak I Seminar

10. Oktober, 27. November Kochfreak II Homage an die Stadt an der Seine Paris

Ayurvedische Küchenapotheke BioGourmetClub 22. Oktober

Halloween – Süßes oder Saures (Kinder) 24. Oktober Der Kölnpfad:

Auf Wildkräutertour im Grüngürtel

nach Absprache (ganzjährig möglich) Querwaldein

Grube Bendisberg

3-Stollen Besucherbergwerk in St. Jost.Langenfeld Führungen für Kinder und Erwachsene.

Ausgewählte Termine unter: www.seconds.de


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

19. Ausgabe | 23

Foo©Reset-Center

4

VER

LUX

Floating -

ZU

ein heilsames Gefühl von Weltraum VON ANDREA NEUHOFF Es klingt wie Science Fiction: Der eigene Körper schwebt völlig losgelöst, umgeben von Dunkelheit, unbelastet durch das eigene Gewicht und andere Sinneseindrücke. Raum und Zeit verlieren an Bedeutung, während man sich in unendliche Weiten treiben lässt. Das Gefühl von Schwerelosigkeit war lange nur Astronauten vorbehalten. Nun kann es jeder beim Floating am eigenen Leib erleben und dessen heilsame Wirkung genießen. Es gibt Situationen, da wünscht man sich, einfach mal den Boden der Tatsachen zu verlassen, den Dingen zu entschweben, nichts mehr sehen oder hören zu müssen. Diesen Wunsch können sich Kölner erfüllen: „Floating“ (engl. für treiben, schweben) heißt das

Schwerelosigkeit reduziert die Reize auf den ganzen Körper

Hygiene für Körper und Geist Erleben von Schwerelosigkeit. Im „Reset Center“ in Frechen finden Entspannungswillige spezielle Floating-Pools, in denen man allein oder zu zweit nicht nur zu äußerer, sondern vor allem zu innerer Ruhe findet. Ebenso wie die klassischen, geschlossenen Floating-Tanks sind auch die offenen Pools mit körperwarmem Salzwasser gefüllt, das Sole heißt. Es ist so hoch konzentriert, dass es einen Menschen tragen, ihn also frei schweben lassen kann. Außerdem wirken die in der Sole enthaltenen Mineralien pflegend und entschlackend auf die Haut. „Das ist ein ähnliches Prinzip wie am Toten Meer. Kein Gewicht zieht einen nach unten. Es ist still, dunkel und jegliche Last verschwindet. Es gibt kein Festhalten, man genießt einfach für ein oder zwei Stunden das Gefühl, in anderen Sphären zu schweben“, beschreibt Kathrin Schmitz, Gründerin des Reset Centers, das Floating-Gefühl. Manche dösen dabei weg, andere sehen Lichter oder verlieren das Gefühl für oben und unten. „Es ist für jeden ein besonderes Erlebnis, das nur schwer in Worte zu fassen ist.“ Angst müsse aber keiner haben, vor allem nicht vor dem Ertrinken: „Auch wenn die Sole bis über die Ohren reicht, um-

kippen geht nicht. Sole trägt einen zuverlässig“, betont die Center-Inhaberin. Wer nicht komplett im Dunkeln schweben will, kann ein Licht am Pool anlassen und beim Floaten im Tank lässt sich der Deckel jederzeit problemlos öffnen – obwohl das nicht Sinn der Sache sei, wie Schmitz hinzufügt. Einzig mit offenen Wunden sollte man nicht in die Sole steigen oder sich mit den Fingern die Augen reiben: „Das konzentrierte Salzwasser brennt tatsächlich extrem.“ Floating ist keine neue Entdeckung. Bereits in den 50er-Jahren entwickelte der amerikanische Neurophysiologe John C. Lilly das Konzept. Anfangs belächelt, erbrachte er damit den Beweis, dass das Gehirn nicht einschläft, wenn keine Reize auf es einströmen. Es wendet sich anderen Dingen zu und genau das macht man sich heutzutage zunutze. Zahlreiche Studien belegen die positiven Effekte des Floatens, sodass es immer populärer wird. Dennoch werben Anbieter häufig nur mit dem Event der Schwerelosigkeit. Kathrin Schmitz verfolgt mit ihrem Reset Center allerdings auch einen anderen Ansatz: Die Diplom-Psychologin ist von der heilsamen und wohltuenden Wirkung des Floatings überzeugt. Aus ihrer Praxiserfahrung weiß sie, dass viele Menschen dauerhaft angespannt sind, Ängste mit sich herumtragen und Probleme verdrängen: „Burn-out, Depression, Rückenprobleme oder andere körperliche Symptome sind die Folgen. Betroffene können sich das meist nicht erklären.“ Tagtäglich prasseln auf jeden dermaßen viele Reize ein, dass das Gehirn sie nicht alle verarbeiten kann. „Manches staut sich an, bläst sich auf und belastet uns, wenn wir nicht aufräumen“, erklärt Schmitz. „So wie wir uns der tägFoto©Reset-Center lichen Körperhygiene widmen und Zähne putzen oder duschen, sollten wir auch Psychohygiene betreiben. Also die gedankliche Ebene reinigen“, sagt sie. „Kaum einer weiß, wie das geht. Daher möchte ich aufklären und einen Ort bieten, an dem man Psychohygiene lernen kann.“ Die Idee für das „Reset Center Floating & more“ war geboren. „Reset“ ist Englisch und steht für „loslassen“ und „auf Null zurückfahren“. Denn beim Floating werden alle äußeren Reize, die wir vor allem über die Augen und die Ohren aufnehmen, auf Null zurückgefahren: In Dunkelheit und Stille entspannt sich das Nervensystem schnell, innere Unruhe löst sich. „So gelangt jeder in tiefe Entspannung. Das ist für die Psychotherapie wertvoll, denn der Zugang zu uns selbst und Selbstreflexion werden so einfacher“, ist Schmitz’ Erfahrung. „Auch sonst fällen wir leichter Entscheidungen, meistern schwierige Lebensphasen und entwickeln mehr Lebensfreude.“ Floating steht für körperliche und geistige Entspannung.

Reizfrei schnell entspannen Dank Floating müsse keiner mehr in der schnelllebigen Zeit jahrelang das Meditieren üben, ist Schmitz überzeugt. „Das geht so schnell, wie mit keiner anderen Entspannungsmethode.“ Mit den neuen Erfahrungen, Gefühlen und Erkenntnissen lässt Kathrin Schmitz jedoch keinen allein. Begleitend zum Floating-Ter-

LOS

US-F

UNG

LOA TING

GEW

INN

EN

min gibt es auf Wunsch ein Gespräch oder Rückmeldung. „Bald sind dann Ve r z w e i f l u n g , drohende Depression oder Dauerstress wahrscheinlich kein Thema mehr“, unterstreicht die Psychologin. Das Konzept des Floatens eigne sich nicht nur für Burn-out-Betroffene. Kathrin Schmitz sieht es als vorbeugende Maßnahme, um dem Burn-out erst gar keinen Raum zu bieten. Ihr Tipp: Mehr Achtsamkeit entwickeln und bei Stress nicht lange warten, sondern direkte und tiefe Entspannung suchen. „Ob Floating mit Gespräch oder ohne, als Schwerelosigkeits-Event oder Wellness mit anschließender Massage – es hat einen wohltuenden physischen, psychischen und mentalen Effekt.“ www.reset-center.de - www.floating-koeln.de Reset Center - Aachener Straße 691 50226 Frechen-Königsdorf - Telefon: 02234-9794670 E-Mail: info@reset-center.de

Gewinnen Sie ein Paar-Floating zum Kennenlernen

Tauchen Sie ein in das Gefühl von Schwerelosigkeit. Zur Teilnahme senden Sie bitte ein E-Mail an unsere Adresse: stadterleben@seconds.de Die Verlosung endet am 31.09.2013 Die Gewinner werden benachrichtigt.


seconds

Originell

24 | Originell

Raum und Zeit existieren seit geraumer Zeit

Piet Klocke ‚ Unser Mann im Mond‘ WIr trafen Piet in Essen - Ein Interview von Andreas Bastian und Katharina Eusterbrock Seconds: Wir wollten mit Piet Klocke als Mann im Mond sprechen.

Seconds: Da waren Sie ja der zerstreute Professor …

MiM: Sehr gern. Ich mache seit Tagen Diät, nehme also ab, da passt es ganz gut.

MiM: Das bietet sich meist an. Durch mein professorales Äußeres und durch das, was ich auf der Bühne so mache.

Seconds: Sind Sie mit den Fragen, die wir vorbereitet haben, nicht einverstanden? MiM: Im Gegenteil! Ich habe sie nur noch nicht gelesen! Seconds: Das ist gar nicht schlimm. Der Mann im Mond sieht ja so vieles … MiM: Absolut richtig! Und nach wie vor gilt meine These: „Raum und Zeit existieren seit geraumer Zeit.“ Seconds: Der Mann im Mond kann auf alles blicken … MiM: Entschuldigung, wollten wir jetzt „du“ sagen? Seconds: Ja, können wir gerne machen ... Andrea. Andreas. MiM: Mann im Mond, angenehm. Seconds: Sie haben vor einigen Jahren einen Film gemacht als Mann im Mond …

PIET passt auf uns auf

MiM: Ja, mitgespielt. Ein Kurzfilm nach der wunderbaren Geschichte des Tomy Ungerer war’s, die Abschlussarbeit von Studenten der Filmhochschule München.

Seconds: Und das Lebensprogramm, ist das auch der Professor? MiM: Mein Lebensprogramm ist entspannter. Wäre ich im Leben wie auf der Bühne, Herz, Nerven und Lactosebereitschaft hätten nicht mitgespielt. Seconds: Wir haben mal recherchiert, woher der Begriff „Mann im Mond“ überhaupt kommt. Im 17. Jahrhundert kam er auf. Seitdem haben Eltern ihren kleinen Kindern gern vorgelogen, dass der Mann im Mond alles sieht. Er wurde dazu benutzt, dass die Kinder sich anständig benahmen, wenn die Eltern nicht dabei waren. MiM: Religion arbeitet meist mit Angst und das äußerst erfolgreich! Früher hat man Hexen verbrannt, heute Schwarzgeld. Seconds: Wie viele Menschen glauben denn an Sie, also an den Mann im Mond? MiM: Sicher sehr viele. Das liegt an meinem Gesicht, das man zu erkennen glaubt. Außerdem: Entfernung gibt Spielraum für Träume. Was man nicht erkennt, glaubt man sich klar. Der Mensch kann es nicht ausstehen, dass alles nur halbgehangen ist.

Auf der Erde wird von Geologen, Physikern, Biologen und im Internet Ihre Existenz angezweifelt. Wie gehen Sie damit um?

Beispiel, welch ungemein poetische Qualität! Großartig! Wie überall ist natürlich auch in dieser Szene unglaublich viel Mist dabei. Man kommt nicht umhin auszuwählen. Viele machen es sich zu leicht. Sie sind Opfer derer, die Dinge und Abläufe falsch kommunizieren. Wer beispielsweise zwei- bis dreimal im Fernsehen zu sehen ist, wird nicht zwangsläufig reich und berühmt! Obwohl.... Seconds: Auf der Erde wird von Geologen, Physikern, Biologen und im Internet Ihre Existenz angezweifelt. Wie gehen Sie damit um? MiM: Auf der einen Seite, meine Eitelkeit betreffend, nenne ich das „gelebte Unerzogenheit“, denn ich bin ja nun rein vom Alter her jemand, den man ehren und respektieren sollte. Auf der anderen Seite ist mir diese Sicht ganz lieb, weil ich dann auch mal meine Ruhe habe. Gerade an Tagen, wo hier oben düstere Nebelschwaden und das schlechte Wetter dicht vor meiner Mond-Nase auflaufen! Ich schätze diese Momente, mal nicht beachtet oder Opfer von Spekulationen oder der NASA zu sein. Seconds: Fünf Milliarden Menschen glauben laut unserer Recherche nicht mehr an Sie, der Rest glaubt, Sie ernähren sich von Cornflakes – welche Marke bevorzugen Sie? MiM: Cornflakes? Was ist das? Eine HeavyMetal-Band? Eine Sekte? Schnaps in Sprühflaschen? Seconds: Würden Sie für Coca Cola und Jeans auf die Erde wechseln? MiM: Von Cola bekomme ich Sodbrennen, Jeans sind mir zu erdig. Seconds: Würden Sie gerne mal die Erde besuchen und dort wohnen? MiM: Zu Besuch wäre ich schon gerne mal irgendwo, mal weg vom Mond, reisen, neue Planeten und fremde Galaxien entdecken, die nie ein Mann im Mond …, ja, das könnte auch die Erde sein. Seconds: Stehen denn noch mehr Planeten zur Auswahl?

Seconds: Der Mann im Mond kann auf alles blicken. Deshalb fragen wir Sie: Wie sieht es mit den Comedians in Deutschland aus? MiM: Viele von denen könnte man auf den Mond schießen (lacht). Nein, alles kein Problem. Die Geschmäcker sind verschieden. Und das ist prima. Seconds: Klasse oder Masse? Die Sternchen und Auszeichnungen gehen wie bei der Oscar-Verleihung immer an bekannte Helden. Wo muss man hingehen, um den Nachwuchs oder die Underdogs zu finden? MiM: Na dahin, wo Underdogs ger auftreten! Oft ganz kleine Kneipen. Man nehme nur die Poetry-Slam-Bewegung. Theresa

und AnfänClubs oder wunderbare Hahl zum

MiM: Unvorstellbar viele! Übrigens, wussten Sie, dass man sich einfach irgendwohin hindenken kann? Seconds: Ach, so ’ne Art Beamen? MiM: Ja, wie im Raumschiff Enterprise. Ob ich allerdings auf der Erde wohnen würde, bezweifle ich. Die Mieten sind doch da so hoch! Und einen Jugendherbergsausweis besitze ich noch nicht. Seconds: Apropos Mieten: Seit Neuestem sind Sie ja ins Immobiliengeschäft eingestiegen. Die Makler hier auf der Erde verkaufen inzwischen Mondgrundstücke für 299 Euro je Hektar. Hat das wirklich rein wirtschaftliche Gründe?


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 25 THE

ME

N

LUF JAHR RAU T & MFA HRT WIS K SEN ÖLNER SCH AFT

SRU

Wenn ihr nicht mehr zurück wollt – diese 299-Euro-Wohnungen sind 160 qm2 groß, mit Terrasse und Saturnsicht.

Seconds: Wie steht’s mit der Gastfreundschaft? Was haben Sie zu Armstrong gesagt, als er bei Ihnen gelandet ist? Hat er wirklich ein Paket Cornflakes abgeliefert oder haben Sie das auch nur im Fernsehen gesehen?

MiM: Ich habe dieses verwegene Projekt unterstützt, weil ich es einfach schön fände, hier mal ab und zu mit Menschen in Kontakt zu kommen. Nur weiß ich natürlich auch um die Schwierigkeiten! Vor Kurzem wurde zum Beispiel in einer Zeitschrift eine junge Künstlerin vorgestellt, die offenbarte: „Ich arbeite nicht gern mit Menschen, da gibt’s immer nur Theater!“ So etwas lässt auch einen Mondmann ins Grübeln kommen. Dennoch wird es mit Sicherheit immer auch viele nette Menschen geben. Daran möchte ich nicht zweifeln. Ihr zum Beispiel habt diesen langen Weg zu mir auf euch genommen, selbst auf die Gefahr hin, dass der Treibstoff für den Heimflug nicht reicht!

Seconds: Auf der Erde gibt es die Redewendung, dass man jemanden zum Mond schießen möchte. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wer sollte Sie als Nächster besuchen dürfen?

Seconds: Wir haben auch extra One-WayTickets gebucht, denn wir wollen ja die Mondzeitung rausgeben.

Seconds: Hätten Sie eine Königin?

Seconds: Welchen Beruf haben Sie gelernt? MiM: Ich bin Schreiner. Habe damals den Mond aus einem einzigen Stück Holz gefertigt, eine Laubsäge- und meine Meisterarbeit. Die Venus war übrigens eine Auftragsarbeit. Hat ein Steinmetz vom Mars einige Dekaden zuvor gefertigt. Gute Arbeit! Vor allem die Kurven! Seconds: Haben Sie eigentlich einen Führerschein? MiM: Nein, aber ich habe einen Fahrradhelm. Der muss einem eurer Astronauten gehört haben, der an irgendeiner Raumstation etwas im Außenbereich repariert und den wohl verloren hat. Hier landet ja eine ganze Menge eures Mülls! Seconds: Also besteht auf dem Mond auch Fahrradhelmpflicht, vermute ich mal? MiM: Absolut. Der Mond ist ja eine Scheibe, da kippt vieles schnell mal runter ins All. Die Fahrradwege allerdings werden hier stellenweise ähnlich wenig gepflegt wie auf Erden.

MiM: Armstrong ist hier niemals gelandet! Das war eine Ente. Sicher, er wollte damals zu uns, war aber derart stark gedopt, dass er nicht bremsen konnte und direkt weitergeflogen ist. Soviel ich weiß, versuchen heute noch verschiedene Pharmafirmen, ihn aufzuhalten. Durch Medikamente.

MiM: Oh, da gäbe es einige, die ich gerne mal bei mir zum Kaffee hätte. Namen nenne ich aber jetzt keine. Dazu bin ich heute zu sehr in altersmilder Verfassung. Seconds: Der Mann im Mond scheint ja sehr demokratisch zu sein … MiM: Und royal! Das bekenne ich gern. Gäbe es das Amt des Königs der Welt, ich stünde zur Verfügung. Hätte auch Zeit.

MiM: Na selbstverständlich! Beatrix, die holländische Königin. Seconds: Sie hat doch abgedankt, oder? MiM: Ebendrum, sie wäre jetzt frei. Seconds: Warum gerade sie? Ausstrahlung, Charisma? MiM: Sie war eine Königin wie aus dem Lehrbuch. Abstand zum Volk und gleichzeitig Nähe. Großartig! Das „beherrschen“ nicht viele. Schauen Sie sich doch bloß die aktuellen irdischen Politiker an. Gähnend stromlinienförmig und wie aus dem Werbeprospekt! Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer, bitte übernehmen Sie!! Ihr heißer Draht zum Mann im Mond:

/pietklocke.de/

PIET KLOCKE DAS NEUE PROGRAMM Do. 24.10.13, 20:00 Uhr

www.comedia-koeln.de

Foto©seconds/Magdalena Röschenkämper

MiM: Wenn ihr nicht mehr zurückwollt – diese 299-Euro-Wohnungen sind 160 qm2 groß, mit Terrasse und Saturnsicht. Da lässt sich am Preis sicher noch was deichseln. Ich sitze ja im Gremium. Mond-Lobbyist sozusagen (lacht). Und eure Mondzeitung ist hiermit ab sofort abonniert!

NDE


seconds

26 | Originell Sonja Rohde ist dem Weltraum schon ganz nahe. Sie wurde von Sir Richard R NJAH E M Branson höchstpersönlich als erste E TH deutsche Frau im All vorgestellt.

& LUFT RT H A F M RAU KÖLNER DE

Das Weltraumwunder Space-ShipTwo eröffnet nicht nur neue, ungeUN ahnte Dimensionen für PrivatperFTSR A H C ENS sonen, sondern demonstriert auch WISS neueste Technik für die Weltraumforschung. Es wird nicht, wie andere Raumschiffe vom Boden aus starten, sondern wird vom Trägerflugzeug „White Knight Two“ in eine Höhe von 50.000 Fuß befördert, um von dort seine Reise ins All selbstständig fortzusetzen. Es wird nur acht Personen transportieren, davon zwei Piloten und sechs Passagiere. An einem der ersten Flüge wird die Deutsche Sonja Rohde teilnehmen.

Sonja Rohde und Team - schwerelos

Die erste deutsche Frau im All Ein Interview von Katharina Ley Seconds: Frau Rohde, Ihre Geschichte erinnert ein wenig an den Beginn eines Spielfilms: erst der Kindheitstraum von einer Reise ins Weltall und dann die zufällige Begegnung mit dem Multimilliardär Sir Richard Branson, die Ihren Kindheitstraum plötzlich in greifbare Nähe rückt. Wie haben Sie diese Begegnung damals erlebt und wie hat sie Ihr Leben dadurch verändert? Sonja Rohde: Ich habe gedacht, diese Begegnung muss mein Schicksal sein, und sofort zugesagt, dass ich auf jeden Fall mitfliegen will. Diese Chance, endlich in den Weltraum fliegen zu können, ist eine riesige Bereicherung, die meinen Horizont in kurzer Zeit unglaublich erweitert hat. Ich reise viel um die Welt, lerne interessante Menschen kennen, erlebe Dinge wie Schwerelosigkeit oder Zentrifugentraining und werde auf spannende Veranstaltungen eingeladen. Natürlich sind daran gewisse Anforderungen geknüpft. Man bewegt sich plötzlich auf dem Parkett der Medien und steht im Fokus. Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Letztlich hat sich mein gesamtes Leben an diesem einschneidenden Erlebnis ausgerichtet. Was das alles bedeuten würde, war damals in diesem kurzen Moment der Entscheidung so noch nicht abzusehen. Seconds: Sie werden die erste deutsche Frau sein, die als Privatperson ins Weltall reist – was genau fesselt Sie so an diesem Vorhaben? Sonja Rohde: Es ist das letzte große Abenteuer der Menschheit, bei dem man noch mal die Chance hat, völlig neue Räume zu betreten. Ich wollte aber nicht unbedingt die Erste sein, das hat sich einfach so ergeben. Und ich freue mich, dass ich dem Projekt Starthilfe geben kann. Seconds: Mit welchen Kosten sind die Vorbereitung und der Flug an sich verbunden? Sonja Rohde: Der Flug selbst kostet 200.000 US-Dollar. Aber dazu kommen die Kosten für spezielle Trainings, für Reisen in die USA, aber auch innerhalb Deutschlands. Ich bin für dieses Projekt viel unterwegs – und da kommt noch mal einiges an Zusatzkosten zusammen. Seconds: Haben Sie jemals bei dem Gedanken an dieses außergewöhnliche Lebensereignis kalte Füße bekommen? Mit welchen Risiken müssen Weltraumtouristen rechnen?

Sonja Rohde: Mit den gleichen Risiken, die mit jeder Art von Raumfahrt verbunden sind zum Beispiel die Explosionsgefahr. Ob Sie nun als Wissenschaftler verglühen oder als Privatperson, das ist im Prinzip ja das gleiche. Aber wer ein Abenteuer will, muss sich auch den Risiken stellen. Und die sind bei diesem Vorhaben immens. Denn schließlich ist das ja ein lebensgefährliches Unterfangen, bei dem man auch technisches Neuland betritt.

Mein Freund macht sich natürlich Sorgen. Er sagt immer: „Du bist die Frau meines Lebens – und wenn Dir da oben etwas passiert, was mache ich dann?“

Seconds: In Cape Canaveral haben Sie zum ersten Mal gespürt, was es bedeutet, schwerelos zu sein. Wie haben Sie sich auf diese Erfahrung vorbereitet?

Sonja Rohde: So schnell lasse ich mich nicht entmutigen! In den Weltraum zu fliegen ist immer noch mein größter Wunsch – seit über 30 Jahren! In den letzten acht Jahren habe ich mich jedoch wie ein buddhistischer Mönch in Gelassenheit üben müssen. Aber tief im Innern weiß ich, dass sich das Warten am Ende lohnen wird, auch wenn es verdammt schwerfällt.

Sonja Rohde: Die ganzen Vorbereitungen sind sehr intensiv gewesen und nicht zuletzt eine körperliche Herausforderung. Aber das Erlebnis ist so unbeschreiblich schön und unvergesslich! Da lohnt sich der Aufwand. Seconds: Sie waren schon zu zahlreichen Fernsehsendungen eingeladen und auch die Presse schenkt Ihnen viel Aufmerksamkeit. Wie gehen Sie selbst, aber auch Ihre Freunde und Familie mit diesem konstanten Medienrummel an Ihrer Person um?

Wer ein Abenteuer will, muss sich auch den Risiken stellen. Sonja Rohde: Einem selbst kommt das gar nicht so vor. Man merkt das eigentlich im Alltag kaum, wenn man nicht gerade in einer Talkshow sitzt. Natürlich gibt es immer wieder Phasen, in denen das Telefon heiß läuft und richtig Rummel ist. Aber auch daran gewöhnt man sich irgendwann. Am Anfang war es natürlich eine ganz schöne Umstellung, über Nacht plötzlich diese Überkommunikation zu erfahren, die wie eine Lawine auf einen zurollte. Freunde und Familie beobachten das alles ganz gespannt und freuen sich mit mir auf dieses Abenteuer. Seconds: Als Frau in einer von Männern dominierten Branche müssen Sie sich bestimmt oft behaupten. Wie reagieren die Männer im Speziellen auf Ihre Zukunftspläne? Sonja Rohde: Die Männer finden das ganz cool. Vielleicht sehen sie mich auch als eine Art Barbarella oder Amazone des Weltalls. Die Menschen, die bei solchen Projekten dabei sind, sind meistens alle sehr aufgeschlossen und denken nicht in solchen Kategorien.

Seconds: Frau Rohde, im Jahr 2005 ist Ihr Traum – unverhofft – in greifbare Nähe gerückt. Nun sind acht Jahre vergangen und der Flug ins All ist noch nicht Realität geworden. Wie sind Sie mit den ständigen Verzögerungen zurechtgekommen?

Seconds: Wodurch kamen die Verzögerungen zustande? Sonja Rohde: Es gab eine Explosion mit drei Toten bei einem Triebwerkstest. Soweit ich weiß, musste nach diesem schrecklichen Unglück ein neues Triebwerk und ein neuer Treibstoff entwickelt werden. Daraufhin wurde die Testphase verlängert und die ohnehin schon hohen Sicherheitsstandards mussten noch weiter verschärft werden. Seconds: Bereiten Sie sich immer noch tagtäglich auf den Flug vor oder ist bei Ihnen bis zum Antritt des Fluges der Alltag wieder eingekehrt? Sonja Rohde: Sowohl als auch. Die Fitness muss natürlich permanent aufrechterhalten werden, aber der Alltag findet auch noch statt. Seconds: Die Virgin Galactic ist das erste Spaceshuttle, das Weltraumreisen für Privatpersonen anbietet – der französische Designer Philippe Starck hat das Raumschiff gestaltet. Die Reise ins All kostet rund 200.000 US-Dollar – ein Betrag, mit dem andere ein ganzes Haus kaufen. Was macht Sie so sicher, dass die Reise das wert ist, und wie finanzieren Sie Ihr Vorhaben? Sonja Rohde: Ich glaube, von einem erfüllten Traum zehrt man sein Leben lang! Ein Haus verpflichtet einen nur zum Putzen und außerdem kann es morgen schon in Flammen aufgehen – aber die Eindrücke, die ich im Weltall sammeln werde, die sind unvergänglich. Das ist etwas, was mir niemand mehr nehmen kann. Seconds: Wissen Sie schon, wer die Weltraumtouristen


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 27

„Et läuft super!“

Unterirdische Bäche in Köln

Von Pia Susan Berger-Bügel Wer an Köln denkt, hat eher eine lebendige Metropole mit fließendem Verkehr als fließende Gewässer und Bachidylle vor Augen. Dass es neben dem guten alten Vater Rhein auch 36 Bäche und diverse andere, namenlose Fließgewässer gibt, ist weniger bekannt. Die meisten Bäche liegen auf der rechtsrheinischen „Schäl Sick“ und bringen das Wasser vom Bergischen Land, wo es deutlich mehr regnet als in der Stadt, in Richtung Rhein.

foto © Sonja Rohde/Zero G

sind, die mit Ihnen fliegen werden? Wie viele Weltraumflüge sollen pro Jahr stattfinden? Sonja Rohde: Am Anfang sind Flüge ein Mal pro Woche geplant. Später täglich. In ein Raumschiff passen sechs Passagiere und zwei Piloten. Natürlich habe ich bei den Trainings und den Veranstaltungen schon einige private Raumfahrer aus aller Welt kennengelernt. Es hat etwas von einer Schulklasse, die durch das gemeinsame Ziel einen starken Zusammenhalt entwickelt hat. Seconds: Welche Gedanken schossen Ihnen beim legendären Stratosphärensprung des Extremsportlers Felix Baumgartner durch den Kopf und wie erlebten Sie dieses Ereignis? Sonja Rohde: Ich habe gedacht, wow, diesen Blick werde ich auch erleben, nur noch 80 Kilometer höher. Seconds: Buzz Aldrin, der als zweiter Mensch den Mond betreten hat, haben Sie schon getroffen. Gehören Astronauten wie er und Neil Armstrong zu Ihren Vorbildern? Sonja Rohde: Natürlich habe ich große Achtung vor der Leistung dieser Pioniere, und es war eine sehr interessante Erfahrung, Buzz Aldrin kennenzulernen. Aber ich finde, wenn man Buzz Aldrin und Neil Armstrong erwähnt, gehört definitiv auch Walentina Tereschkowa in diese Reihe, die vor 50 Jahren als erste Frau ins All geflogen ist. Seconds: Was kommt nach Ihrer Reise? Könnten Sie sich vorstellen, das alles noch einmal zu wiederholen? Sonja Rohde: Für eine Reise zum Mond inklusive Aufenthalt im Space Hotel wäre ich durchaus zu haben. Seconds: Bringen Sie uns ein Souvenir mit? Sonja Rohde: Meine Erinnerungen …! Ich würde Ihnen gern ein Souvenir mitbringen, aber leider werden wir keine Möglichkeit zu einem Weltraumspaziergang haben. Also keine Möglichkeit, am Wegesrand etwas mitzunehmen. Man darf ohnehin auch nicht viel mit an Bord nehmen. Es gibt strenge Vorschriften hinsichtlich des Gewichts. Sollte ein Meteorit ins Raumschiff einschlagen, kann ich den gerne mitbringen – falls wir das überleben sollten. Aber im Ernst, ich hoffe natürlich, dass wir alle wohlbehalten zur Erde zurückkehren und ich von diesen atemberaubenden Momenten im All erzählen kann. Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen alles Gute.

In Köln schlängeln sich auf 83 Kilometern Länge Bäche und Rinnsale offen durch das Stadtgebiet, hinzu kommen noch weitere 52 Kilometer Gewässer, die in Rohren unter den Straßen und Gebäuden der Großstadt fließen. Seit 2010 beschäftigen sich die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, kurz Steb genannt, mit der Instandhaltung und dem Ausbau der meisten Mit Stil - Vom Aachener Weiher bis in den Stadtwald Foto©Seconds.de dieser fließenden Gewässer Kölns. Die Bauingenieurin Evelyn Förster (32) ist bei der Steb für die Zukunftsplanung der Bäche einer der Gründe dafür, warum man einige Bäche durch eine Rohrleitung zuständig. Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist der Hochwasserschutz. Um quer durch die Stadt in den Rhein leitete. Ein weiterer Grund waren die häumöglichst präzise vorhersagen zu können, was geschieht, wenn ein Hoch- figen Überschwemmungen. Der Duffesbach beispielsweise, der in der Ville wasser droht, und dafür zu sorgen, dass möglichst wenige Menschen nasse bei Knapsack entspringt, überflutete bei Unwettern regelmäßig Teile der Füße bekommen, werden Pläne für verschiedene Hochwasserszenarien er- Luxemburger Straße. stellt. So kann Evelyn Förster ziemlich genau sagen, was bei einem Hochwasserereignis zu erwarten ist, das statistisch gesehen alle 10, alle 100 oder gar Heute sehen die Ziele der Gewässerplanungen so aus, dass man dort, wo es alle 1.000 Jahre eintritt. Dementsprechend werden Notfallpläne erarbeitet möglich ist, Bäche wieder naturnah umgestaltet. So haben der Giesbach und und vorbeugende Maßnahmen ergriffen, um das Schlimmste zu verhindern. der Kurtenwaldbach in der Merheimer Heide beispielsweise eine große Bedeutung als Naherholungsgebiete bekommen. „Die Menschen möchten am Um die aus dem Bergischen kommenden Wassermassen nach starken Re- Ufer spazieren gehen oder genießen die Radwege, die teilweise an den Ufern genfällen oder nach der Schneeschmelze kontrollieren zu können, hat man in entlangführen“, erklärt Evelyn Förster. Der Flehbach und der Selbach spielen den 1920er-Jahren mit dem Bau von Entlastungskanälen begonnen, die das darüber hinaus europaweit eine entscheidende Rolle beim Artenschutz. Im Wasser aus den zahlreichen Bächen auffangen und in den Rhein leiten. Diese Kölner Westen gibt es noch ein großes Vorkommen an Edelkrebese (astacus Kanäle bilden einen Ring um Köln herum. Dazu gehören der Rheinkanal I, der astacus), die seit 2009 auf der Roten Liste der WeltnaturschutzorganisatiRheinkanal II im Südosten und der R echtsrheinische Kölner Randkanal, der on stehen. Evelyn Förster arbeitet daran, dass bis 2027 alle natürlichen Gebereits in den 1950er-Jahren geplant, aber erst in den frühen 1980er-Jahren wässer in einen ökologisch optimalen Zustand gebracht werden. Neben der gebaut wurde. Im Westen regulieren der Kölner Randkanal und der Südliche Qualität des Wassers spielt bei ihren Planungen die strukturelle Qualität der Randkanal sowie der Vorfluter Süd das durchflutende Wasser des Freche- Gewässer eine große Rolle, damit sie Fische und Kleinstlebewesen möglichst ner, des Gleueler, des Stoitzheimer Bachs und des Duffesbachs, der ab Sülz frei bevölkern können. Absturzbecken, die für den Mühlenbetrieb erforderlich verrohrt in den Rhein mündet. Ohne diese regulativen, künstlichen Kanäle waren, sollen abgeschwächt und Begradigungen in den kommenden Jahren würden tiefer gelegene Stadtteile und Grundstücke öfter überflutet werden. durch natürliche Uferbefestigungen, die auch mehr Raum für Hochwasser lassen, ersetzt werden. Es gibt viel zu tun. „Wann wird denn der Bach mal wieder sauber gemacht?“ Mit dieser Frage ordnungsliebender Kölner Mitbürger werden die Mitarbeiter der Steb hin Karte mit den Kölner Kanälen und Bächen: und wieder konfrontiert. Bis in die 1960er- und 1970er-Jahre hinein wurde nämlich das Wasser des Faulbachs, der durch das rechtsrheinische Merheim /www.steb-koeln.de/ und durch Buchheim fließt, regelmäßig abgelassen. Dazu hatte man bei einer künstlichen Begradigung des Bachs unter dem Flussbett ein Kanalsystem angelegt. Durch Kanaldeckel im Flussbett konnte das Wasser in die Kanalisation abfließen. Der auf diese Weise trockengelegte Bach wurde dann von den Mitarbeitern der Stadtbetriebe aufgeräumt, gefegt und von Müll und Schlamm gereinigt. Nach dem Schließen der Gullydeckel floss der nunmehr saubere Bach wieder seinen gewohnten Weg in Richtung Rhein, in den er bei starkem Hochwasser mit bis zu 17 Kubikmetern Wasser pro Sekunde in Mülheim mündet. Auch am Verlauf der Strunde, dem „fleißigsten Bach Deutschlands“ – wie der bergische Schriftsteller Vinzenz Jakob von Zuccalmaglio 1846 schrieb – war es lange Usus, das Wasser an bestimmten Stellen auf die Felder zu leiten, um das Flussbett trockenzulegen. Auf seinem 18 Kilometer langen Weg quer durch Bergisch Gladbach sammelte der Bach durch die industrielle Nutzung und die 36 Mühlen, die er zeitweise auf seinem Weg antrieb, jede Menge Unrat an und erreichte in Buchheim als Strunder Bach Köln. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Industrialisierung, bekam das ruhig dahinfließende Wasser eine entscheidende Bedeutung und die Kölner verlängerten den Bach, der ursprünglich im Thielenbruch versickerte, um einige Kilometer. Die Strunde hat im Laufe der Geschichte wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung im Bergischen und in den östlichen Stadtteilen Kölns beigetragen. Die Anrainer der Strunde waren dazu verpflichtet, ihren Abschnitt alle zwei Jahre zu reinigen. Dabei ging es vor allen Dingen darum, die Zellusosereste, die von der Papierindustrie im Bergischen Land in den Bach gespült wurden, aus dem Bachbett zu entfernen. Das regelmäßige Trockenlegen hört sich heute nach ökologischem Unsinn an, da durch diesen Eingriff in die Natur jedes Mal funktionierende Ökosysteme zerstört wurden, die erst nach langen Jahren wieder nachwachsen konnten. Doch die Bäche und kleinen Flüsse und ihre Wasserkraft wurden in früherer Zeit intensiv für Handwerk und Industrie genutzt. Wenn sie schließlich im Stadtgebiet Kölns ankamen, waren sie zu stinkenden Kloaken verkommen, die ein Leben in ihrer Nähe mehr als unangenehm machten. Das ist auch

Aktuelle Termine des Registers unter: www.seconds.de


seconds

Theater|Film

28 | Theater | Film

Isabelle Huppert erhält International Actors Award Die Preisträger der COLOGNE CONFERENCE 2013 stehen fest. Im Rahmen des Festivals wird der französische Filmstar Isabelle Huppert mit dem International Actors Award ausgezeichnet. Der diesjährige TV Spielfilm-Preis geht an den Schriftsteller Christian Kracht und die Regisseurin Frauke Finsterwalder. Weitere Preisträger bei Deutschlands führendem Festival für herausragendes Fernsehen und unabhängige Filmkultur sind der US-Regisseur Harmony Korine, die Schauspielerin Sibel Kekilli sowie die Casterin Susanne Ritter. Köln, 5. September 2013 – Frankreichs Superstar Isabelle Huppert wird bei der großen Preisverleihung der 23. COLOGNE CONFERENCE mit dem erstmals verliehenen International Actors Award geehrt. Isabelle Hupperts aktueller Film „Tip Top“ wird im Rahmen des Festivals am 2. Oktober in der Festivalreihe Kino gezeigt. Der Schweizer Schriftsteller Christian Kracht und die deutsche Filmemacherin Frauke Finsterwalder erhalten den TV Spielfilm-Preis für den Film „Finsterworld“, der am 30. September in Köln auf dem Programm steht. Zum Finale der COLOGNE CONFERENCE wird außerdem der von der Filmund Medienstiftung NRW und der Stadt Köln gestiftete Filmpreis Köln verliehen, der in diesem Jahr an den amerikanischen Filmemacher Harmony Korine („Spring Breakers“) geht. Die Schau-

spielerin Sibel Kekilli wird mit dem Hollywood Reporter Award ausgezeichnet, und die Kölner Casterin Susanne Ritter erhält den von action concept, Westside Filmproduktion und FAMEonME gestifteten Deutschen Casting-Preis. Alle Preisträger werden ihre Auszeichnungen am 4. Oktober bei den Preisverleihungen im Kölner Gürzenich persönlich entgegennehmen. Ebenfalls am 4. Oktober lädt die COLOGNE CONFERENCE tagsüber zu offenen Werkstattgesprächen mit allen Preisträgern. Der Eintritt ist frei.

Das vielfältige Programm der COLOGNE CONFERENCE mit zahlreichen Premieren lockt auch in diesem Jahr wieder viele Entscheider aus Medien, Wirtschaft und Politik sowie Kulturinteressierte aus aller Welt in die Domstadt. In der Vergangenheit waren international bekannte Stars wie die Regisseure David Lynch, Michael Winterbottom und François Ozon oder die „Mad Men“-Darsteller Jon Hamm und Elisabeth Moss zu Gast. Das vollständige Festivalprogramm gibt es unter:

www.cologne-conference.de.

Urban Media Festival Cologne 2013 Junge Medienkunst aus 10 Ländern vom 30.09 - 03.10.13 30.09.2013, 21:30 Urban Media Vernissage: Installationen und Kunstwerke 01.10.2013, 18:00 Urban Media Screenings: Werke junger Filmemacher_innen aus ganz Europa

01.10.2013, 21:30 „Reim in Flammen“: Kölns charmantester Poetry Slam mit internationalen Gästen 02.10.2013, 18:00: Offene Workshops 02.10.2013, 21:30 Urban Media Premieren: Die Ergebnisse von neun internationalen Produktionstagen 03.10.2013, 16:00 und 18:00 Offene Workshops 03.10.2013, 21:30 - stummfilm:dj präsentiert den Stummfilmklassiker Carmen interpretiert von DJ Kernes; anschließend Abschlussparty

50 junge Medienkünstler_innen, zehn Länder, ein Thema: Das Urban Media Festival Cologne 2013 präsentiert vom 30. September bis zum 3. Oktober internationale Koproduktionen unter dem Motto „Occupy Culture“. Nach den Erfolgen 2009 und 2011 bringt das jfc Medienzentrum e.V. mit dem Urban Media Festival auch dieses Jahr wieder Künstler_innen aus der Region und Europa, kulturelle Events und Workshops, Medieninteressierte und Medienmacher_innen zusammen. Nach neun gemeinsamen Produktionstagen öffnen sich am 30. September die Studiotüren: Die Urban Media Lounge im Bürgerzentrum Alte Feuerwache lädt alle Interessierten ein, sich bei einem Getränk Installa-

„Occupy Culture“ tionen und Projektionen anzuschauen, mit den Filmemacher_innen ins Gespräch zu kommen und an Workshops teilzunehmen. Dazu kommt ein Abendprogramm mit Poetry Slam, stummfilm:dj und den Premieren der frisch produzierten internationalen Arbeiten. Von Hoch-, Sub-, Leit- bis zur Protestkultur: Das Thema „Occupy Culture“ wirft Fragen auf und bietet den internationalen Künstlern eine gemeinsame Plattform ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Eine aktuelle Debatte auf deren Interpretationen und Ergebnisse man gespannt sein darf.

Eingerahmt in das Urban Media Festival, werden Jugendliche, Kulturvermittler_innen und Medienmacher_innen eingeladen, im „Culture Lab“ neue Formen der Kulturbeteiligung und –vermittlung von und mit Jugendlichen zu entwickeln. Das Urban Media Festival Cologne ‘13 ist eine Veranstaltung des jfc Medienzentrum e.V. in Kooperation mit dem internationalen ROOTS & ROUTES Netzwerk. Es wird gefördert vom EU-Programm YOUTH IN ACTION, vom Fonds Soziokultur und vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

www.urbanmediafestival.de

www.facebook.com/urbanmediafestival


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4


seconds

Musik

30 | Musik

Eine Stadt -

Paradies und Hölle Die 9. Kölner Musiknacht 30 Uraufführungen 100 neue Sets

VON BEATE SCHENK Flashlight auf die Kölner Musikszene bei der 9. Kölner Musiknacht 2013 am Samstag, den 14. September 2013. Eine Nacht lang mit einem Ticket durch die freie Musikszene der Stadt hoppen: Auf über 25 Bühnen gibt es mehr als 100 Konzerte aus allen Sparten. Da ist für jeden Musikgeschmack etwas dabei – und manch einer wird entdeckt vielleicht auch einen ganz neuen Sound für sich entdecken. Sexy Volkslieder, groove Orgeln oder die Möglichkeit, seine Beschwerden im Chor in der Kölner Philharmonie loszuwerden – all das ist möglich bei der Kölner Musiknacht. Das Programm bestreiten rund 400 Musiker in 100 Sets in fünf Sparten: Alte Musik, Neue Musik, elektronische Musik sowie Jazz und Improvisation und, relativ neu, Worldmusik. Bei jeder Musiknacht gibt es ein übergeordnetes Thema und eine bestimmte Sparte, die im Vordergrund steht. 2013 heißt das Thema „Eine Stadt: Paradies und Hölle“, eine Zeile aus den Hollywood-Elegien von Bertolt Brecht. Man darf gespannt sein auf die musikalische Umsetzung und die überraschenden Facetten dieser klingenden Kölner Nacht. Kulturnächte gibt es in Deutschland viele, doch was die Kölner Musiknacht zu einem absolut einzigartigen Ereignis dieser Art macht, ist sowohl seine Entstehung als auch seine Kuratierung. 2005 als reine Musikerinitiative aus der freien Szene heraus entstanden, wird das Programm ganz „altmodisch“, nämlich demokratisch kuratiert: Interessierte Musiker bewerben sich mit ihren Projekten für die jeweilige Musiknacht direkt bei

In der Kölner Musiknacht offenbaren Musiker aller Genres, Stile und Nationalitäten ihre ganze Stärke. Mit voller Kraft und unbändiger Leidenschaft zeigen 400 Kölner Solisten und Ensembles an 25 Spielorten was sie drauf haben.

den zwei- bis vierköpfigen Programmgruppen. Diese spartenweise zusammengeschlossenen und aus Initiativmitgliedern und Interessierten zusammengesetzten Programmgruppen wiederum treffen eine Vorauswahl, die sie dem Plenum mit Kurzbegründung vorstellen. Jeder teilnehmende Kölner Musiker kann in unbeschränkt vielen Projekten auftreten. Er bekommt aber nur maximal ein und ein halbes Honorar. Im Gegenzug erhalten die Musiker die Möglichkeit, im Programmheft für sich selbst und ihre Webseite zu werben. Da die Musikszene Kölns voll von Prominenten ist, finden sich bei der Musiknacht immer wieder Gelegenheiten, genau diese hier wiederzusehen. Manche entstammen der freien Szene Kölns und sind der Stadt immer noch verbunden. Der Jazzposaunist Niels Wogram ist zum Beispiel einer von ihnen. Heute gilt er als einer der berühmtesten der Welt – zu sehen ist er bei der Kölner Musiknacht 2013. Wie alles begann: Opernempfang oder Generalstreik? Kreative und Initiativen gab es in Köln schon immer. Und ein ausgesprochen hohes musikalisches Niveau. Nicht zufällig entstand hier in den 1970er-Jahren die erste Hochschule für Musik in Deutschland. 1999 formierte sich der „Initiativkreis Freie Musik” (IFM) als Interessengemeinschaft freischaffender Musiker in Köln: Ensembles, Vereinen, Initiativen, Veranstaltern und Spielstätten schlossen sich zusammen, um das Gespräche mit der Kulturverwaltung der Stadt, dem Kulturministerium des Landes NRW, dem WDR, der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie weiteren Einrichtungen, die den Rahmen des Kölner Kultur- und Musiklebens mitbestimmen, zu suchen. „Die erste Sitzung des IFM fand im ganz kleinen Kreis im LOFT in Ehrenfeld statt“, erinnert sich die Musiknacht-Projektleiterin Maria Spering. Zunächst organisierte man öffentliche Empfänge, unter anderem im Opernfoyer, anlässlich der städtischen Haushaltssitzungen, um nicht nur auf die eigene Existenz und Qualität, sondern vor allem auf die miserable finanzielle Situation der freien Musiker aufmerksam zu machen. Ziemlich bald entstand Unzufriedenheit mit diesen Aktionen, denn sie sorgten nicht für die gewünschte Öffentlichkeit. Hitzig sei es hergegangen in den Diskussionen, so Spering. Sie war damals die einzige Frau mit Veranstaltungserfahrungen unter lauter Musikern. Wie heute kämpfte der anarchisch kreative Geist gegen das sogenannte Machbare. Der radikale Vorschlag eines Generalstreiks der Kölner Musikszene war bald vom Tisch zugunsten einer neuen Aktionsform: dem Konzentrieren der Kölner Szene an einen einzigen Tag. Die Musiknacht war aus der Taufe gehoben.

Werbung zum Nulltarif Glücklicher Zufall war, dass diese Gründungsaktivitäten der Musiknacht in ein Jahr fielen, in dem sich Kölntourismus das Motto Musik auf die Werbefahnen geschrieben hatte. Durch die Vermittlung des ifm-Sprechers Robert von Zahn entstand die Bereitschaft der Agentur, für die Musiknacht eine Citylight-Plakatierung in Höhe von 30.000 Euro zu spenden. „Damit erreichten wir mit einem Schlag das, was wir mit unserer Aktion wollten: eine große Öffentlichkeit, ganz ohne Werbeetat, den wir ja nicht hatten“, so Maria Spering. „Dazu kam, dass Kölntourismus uns noch einige kleinere, zusätzliche Werbeeinheiten geschenkt hat.“ Der potente Werbepartner ist bis heute an der Seite der Musiknacht-Organisatoren. Wer also als Nichtkölner am zweiten Septemberwochenende einen Trip in die Domstadt plant und ein Musikevent sucht, findet die Kölner Musiknacht auch auf der Webseite von Kölntourismus. Ebenso werben alle 25 Veranstaltungsorte der Musiknacht wiederum auf ihren eigenen Webseiten. Die Konzerte finden nur an solchen Orten in der Innenstadt statt, die auch sonst Livemusik im Angebot haben, also keine Kneipen, Restaurants oder Theater. Durch die Nähe der Veranstaltungsorte zu einander können Musikliebhaber bequem zwischen den Konzerten „hoppen“. Die Musiknacht gilt heute als „DAS“ Musikszene-Projekt, Oberbürgermeister Roters schreibt dem IFM ein Grußwort ins Programm. Das städtische Musikreferat fördert die Musiknacht ebenso wie die städtische Stabstelle Events und der WDR via Übertragungsrechte. „Das ist das Geschenk der freien Szene an die Stadt“, sagt Maria Spering selbstbewusst.


SPONTANEOUS

FLAMMABLE

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

19. Ausgabe | 31

Foto©Kölner Musiknacht

Routenvorschläge „Durch die Stadt zwischen Himmel und Paradies“: Hier möchten wir Ihnen noch Beispiele für Routen durch die diesjährige Kölner Musiknacht vorstellen.

Musiknacht für Familien 18.00 Uhr | Institut Français: Nel Dolce – „Ne Besuch em Zoo“ 19.00 Uhr | Lutherkirche: Fleur Earth + Band – „FEuS – Ein Rauschen im Walde“ 20.00 Uhr | Karthäuserkirche: Duo Topolino – „La strada dei colori“

„Klänge der Südstadt“ 18.00 19.00 20.00 21.00 22.00 23.00

Uhr | Institut Français: Nel Dolce – „Ne Besuch em Zoo“ Uhr | Klaviere Then: Ensemble Pentapiano – „Sugarbaby in Nürnberg, Carmina burana in Darmstadt“ Uhr | Pause Uhr | Lutherkirche: Evelina Rajca & Therese Schuleit – „Paradies und Hölle: Die Fledermaus und die Eule“ Uhr | Kartäuserkirche: Kleiner Chor Köln – „Himmelslicht“ Uhr | Altes Pfandhaus: Kent Coda – „Türkischer Indie-Folk“

„Himmelfahrtswege um den Dom“ 20.00 21.00 22.00 23.00

Uhr | Uhr | Uhr | Uhr |

St. Ursula: Streich / Hagedorn / Gokus – „Neue Orgelmusik“ Hoher Dom zu Köln: Figuralchor Köln – „Stetit Angelus“ Domforum: nova-13 – „Großstadt-Elegie“ St. Andreas: Saad Thamir & Ensemble – „Von Allen für Alle“

„In großem Bogen an der Hölle vorbei“ 19.00 20.00 21.00 22.00 23.00

Uhr | Alte Feuerwache: tabadoul ensemble – „world wide wahab“ Uhr | Oberlandesgericht: Projektensemble 05 – Oxana Omelchuk: „Befehl – Pferd – Pfeil“ Uhr | Pause Uhr | Kunst-Station Sankt Peter: Kanzlei für Raumbefragungen – „{kA} : keine Ahnung von Schwerkraft“ Uhr | Herz Jesu-Kirche: Ensemble Unterwegs – „StraßenWandermusik – Himmel oder Hölle?“

Das detaillierte Programm der 9. Kölner Musiknacht ist online unter www.koelner-musiknacht.de zu finden.


seconds

32 | Musik 9. Kölner Musiknacht - das ganze Programm Spielstätten - Uhrzeiten - Künstler Alte Feuerwache

19:00 | tabadoul ensemble - „world wide wahab“ 20:00 | Wissel / Tang / Camatta 21:00 | Allewelt Ensemble - Folk mit eigenem Groove 22:00 | Initiative Musik und Informatik Köln GIMIK e.V. „GIMIK präsentiert elektronische Musik“

Altes Pfandhaus

Kartäuserkirche

18:00 | Ensemble Ambra „Seele, lerne dich erkennen“ 19:00 | Mogam „Gender Wayang“ 20:00 | Slavonics - „Himmlische Liebe, höllische Lust“ 21:00 | Tatjana Vorobjova „Unterhaltung der Musen“

Klaviere Then

21:00 | Les Éclairs - „Fleur Malade“ 22:00 | fu acune - „emm“ 23:00 | Kent Coda 00:00 | Hubweber – Schulze – Hein „Zeitgenössische Musik“ 01:00 | CAPANGAS – Trio de Forró

18:00 | Duo Genc/Mattner - „Focus“ 19:00 | Ensemble Pentapiano - „Nach 1945 – Sugarbaby in Nürnberg, Carmina burana in Darmstadt“ 20:00 | pianoduo elaeis - „paradis“

Oberlandesgericht

20:00 | Projektensemble 05 Oxana Omelchuk „Befehl – Pferd – Pfeil“ für 34 Blockflöten und Zuspiel (Uraufführung) 21:00 | Martina Binnig - „Shakuhachi trifft Traverso“ 22:00 | Projektensemble 05 Oxana Omelchuk - „Befehl – Pferd – Pfeil“ für 34 Blockflöten und Zuspiel

Kölner Philharmonie

Antoniterkirche

18:00 | NeoBarock - „J. S. Bach – andere Instrumentalsachen von allerley Art“ 19:00 | Duo Kiefer & Mayer-Lindenberg -„Ins Offene“ 20:00 | Kölner Vokalsolisten - „Missa est“

20:00 | Ensemble Garage - „Heaven and Earth“ 21:00 | Signum Saxophonquartett 22:00 | Schmidt-Laukamp & Geffert „Bach goes to town“ 23:00 | Romantischer Chor Köln - „Romance du Soir“

Domforum

Kunst-Station Sankt Peter

20:00 | NoTango & Strings - „Ambrosia Nueva“ 21:00 | Compagnia di Punto - „Signale“ 22:00 | nova-13 - „Großstadt-Elegie“ 23:00 | Feinkost Decker - „Second Crack“

St. Andreas

19:00 | Ars Choralis Coeln - „Exultet celum – Die musizierenden Engel im Kölner Dom“ 20:00 | Iris Rieg - „Himmelwärts“ 21:00 | Rodenkirchener KammerChor und KammerOrchester - „Baltische Klänge – Chor und Streichorchester“ 22:00 | Dominik Schneider - „Pans Nachtigall – mittelalterliche Hirtenweisen“ 23:00 | Saad Thamir & Ensemble „Von Allen für Alle“

20:00 | Sors immanis - „Lieder und Tänze des Todes“ 21:00 | Dominik Susteck „Wolfgang Rihm – Orgelwerke“ 22:00 | Kanzlei für Raumbefragungen „{kA} : keine Ahnung von Schwerkraft“

Herz Jesu-Kirche

20:00 | Banda renana „Paradise Lost – von Adam bis Orfeo“ 21:00 | RaumZeitPiraten 22:00 | Jonas & Kurka „Jonas & Kurka improvisieren“ 23:00 | Ensemble Unterwegs „StraßenWandermusik – Himmel oder Hölle?“

Hoher Dom zu Köln

21:00 | Figuralchor Köln - „Stetit Angelus“ 22:00 | Mädchenchor am Kölner Dom - „In excelsis“ 23:00 | Kammerchor CONSONO „Kölner Komponist der Romantik: Franz Wüllner“

Institut Français

18:00 | Nel Dolce - „Ne Besuch em Zoo“ 19:00 | Christmann – Schipper – Zoepf „Das Sublime und Profane“ 20:00 | Ensemble Oleander - „Lieder der Romantik“ 21:00 | sprechbohrer - „Elegien jenseits von Hollywood“

Japanisches Kulturinstitut

Museum für Angewandte Kunst

19:00 | Schardt / Wand / Kemnitzer „Gib jedem Instrument das, was es leyden kann …“ 20:00 | Duo Topolino - „La strada dei colori“ 21:00 | Drum and Flute „Alte Weisen – die wilden und die leisen“ 22:00 | Kleiner Chor Köln - „Himmelslicht“

Loft

19:00 | Maryam Akhondy’s Paaz „Persian Voice meets Jazz and Worldmusic“ 20:00 | Kerstin de Witt „Zeitgenössische Musik für Blockflöte solo“ 21:00 | Liu / Quaas / Hübner / Guo / Yang „Neue Musik an der HfMT Köln“ 22:00 | Pablo Held - „Glow“

St. Ursula

20:00 | Streich/ Hagedorn/ Gokus „Neue Orgelmusik“ 21:00 | Frizzante - „Stabat Mater“ 22:00 | Duo Sheridan/Völker - „Aus der Tiefsee Licht“ 23:00 | Duo zwei_neun - „Lichtreiche Geheimnisse“

Lutherkirche

Schoke Flügel und Pianos

19:00 | Fleur Earth + Band „FEuS – Ein Rauschen im Walde“ 20:00 | Warum erst jetzt „Was mein Leben reicher macht“ 21:00 | Evelina Rajca & Therese Schuleit „Eigentliche Eulen & Flügelgetier“ 22:00 | Jamaika Jupp - „Kingston noh Kölle“ 23:00 | Margaux und die BANDiten „Chanson mag Jazz“

18:00 | Susanne Kessel - „Hommage an Manfred Niehaus“ 19:00 | Prasqual - „Architektur der Klänge“ 20:00 | Duo M-cine - „Max Bruch und Weggefährten“ 21:00 | Jarry Singla – Syavash Rastani „Maximum City: Soundscapes“

Stadtgarten / Saal

20:00 | Thoneline Orchestra - „Panta Rhei – 2nd Edition“ 21:00 | Dietmar Bonnen & Ensemble „Hommage an Manfred Niehaus“ 22:00 | Hübsch / Jung / Zoubek / Zwißler

Moltkerei

18:00 | Duo MiRi - „Like a Water-Buffalo“ undev//btf//putschkrakul 19:00 | Melitta Bubalo - „Jedem sein Glück“ 20:00 | Notturno Quartett „Olivier Messiaen: quatuor pour la Fin du Temps“

18:00 | Norbert Stein - „From Pata to Niehaus“ 19:00 | Sufi Ensemble Rabbaniyya „Ocean of love and peace“ 20:00 | Tra i tempi - „Das Innere des Tons“ 21:00 | Therapeutische Hörgruppe Köln & Matthias Neuenhofer - „C2H6O – Dreamachine“

Stadtgarten / Studio

20:00 | C.A.R. - „Mydriatischer ImproKrautBeat“ 21:00 | Bollhöfer / Blischke - „Dat Alpha Privativum“ 22:00 | Duo Hirt / Zipo - „Ein Geräusch/Krach-Duo“

Tenri Kulturwerkstatt

20:00 | Sunnun Trio 21:00 | Anne Simmering & Ulrich Pakusch „Der rauschende Gesang der Sterne oder: Der Kantor singt im Kino“ 22:00 | Martin Tchiba - „Brahms meets Wagner“ 23:00 | Duo Cajlan-Wissel/Gottschalk „Sonata erronea …“

Trinitatiskirche

20:00 | Vokalensemble Kölner Dom „Britten & Poulenc“ 21:00 | Colorist - „Juda’s Money“ 22:00 | Marc Jaquet - „César Franck: Trois Chorals“ 23:00 | Cölner Barockorchester „Himmel und Hölle“

WDR Funkhaus (Kleiner Sendesaal) 18:00 | Forseti featuring Agapi Triantafyllidi „Himmlisch schön und höllisch frech“ 19:00 | Duo Différance „Concerti per due pianoforti“ 20:00 | Stephan Rath - „Stadtklänge – Kassel, Venedig, Dresden, Kopenhagen“ 23:00 | Chikashi Miyama „Klang, Körper und Vision“ WDR Funkhaus - (Klaus-von-Bismarck-Saal) 21:00 | Trio panta rhei - „Stadtgeschichten“ 22:00 | Ballhaus „Saiten, Tasten, Stimmen, Lieder“ Außergewöhnliches

Klassik - Jazz - Blues Swing - BeBop Hip Hop und Folk Mehr unter www.seconds.de

Kölner Konzertreihe - Asasello Quartett ab September 2013 auch in Düsseldorf Mit der Konzertreihe „1:1 – Schon gehört?“ erreicht das Asasello Quartett in seiner Wahlheimat Köln nicht nur ein begeistertes Stammpublikum - die Konzerte stellen als einzigartiges Format innerhalb des Klassikmarkts auch nach wie vor ein Unikat und eine gelungene Alternative zum traditionellen Konzertbetrieb dar. Jetzt wandert das Ensemble mit der Reihe auch nach Düsseldorf. Seit 2009 wird in den einstündigen Konzerten im historischen Sancta-Clara-Keller in der Kölner Innenstadt Musik hautnah erlebt. Das Asasello Quartett bietet Klangkunst auf höchstem Niveau und präsentiert in den sogenannten ‚1:1 Konzerten‘ jeweils zwei Streichquartette, deren Form, Klang, Kompositionstechnik oder Genese in irgendeiner Weise aufeinander Bezug nimmt – manchmal nur in den Köpfen und Ohren der Zuhörer, manchmal ganz real und in der Geschichte der Werke begründet. Durch die Auswahl des Repertoires werden Grenzen zwischen neu und alt gesprengt und Lust auf ein ‚Mehr‘ an anspruchsvoller Kammermusik erzeugt.

Nach den Konzerten kann das Publikum bei einem Glas Wein mit den Musikern ins Gespräch kommen und seine Hörerfahrungen und Fragen loswerden. In Köln ist seit einigen Jahren der Sancta-Clara-Keller der ideale Ort für die selbstveranstalteten Konzerte des experimentierfreudigen Ensembles. In Düsseldorf soll die Konzertreihe „1:1 – Schon gehört?“ nun im Salon des Amateurs im Haus der Kunsthalle etabliert werden. In den Konzerten möchte das Asasello Quartett auch das Publikum der Landeshauptstadt erobern und hofft mit drei ausgesprochen originellen Programmen auf regen Besuch. Dabei stehen Christoph Staude neben Felix Mendelssohn Bartholdy, Arnold Schönberg neben Matthias Pintscher und Ahmed Adnan Saygun neben Richard Siegal. Wenn das Düsseldorfer Publikum genau so offene Ohren mitbringt wie die Fans in Köln, dann steht einer langen Zukunft der Konzertreihe im Salon des Amateurs nichts im Wege.

/asasello-quartett.ch/

20.9.2013 | 20 Uhr | Sancta-Clara-Keller, Am Römerturm 3, Köln 25.9.2013 | 20 Uhr | Salon des Amateurs, Haus der Kunsthalle, Grabbeplatz, Düsseldorf Christoph Staude, Streichquartett Nr. 1 / Felix Mendelssohn Bartholdy, Streichquartett Es-Dur, op. 12 – Asasello Quartett 4.12.2013 | 20 Uhr | Salon des Amateurs, Haus der Kunsthalle, Grabbeplatz, Düsseldorf 6.12.2013 | 20 Uhr | Sancta-Clara-Keller, Am Römerturm 3, Köln Arnold Schönberg, Streichquartett Nr. 1 d-Moll, op. 7 / Matthias Pintscher, Study IV for Treatise on the Veil für Streichquartett – Asasello Quartett Einritt (alle Konzerte): 10,- Euro (8,- reduziert)

Telefonische Kartenreservierung / Pressekarten : 02232 – 566 808


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.