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IHR KÖLNER STADTJOURNAL IM ZEITSCHRIFTENFACHHANDEL
szene, kulturen, temperamente
2,00 EUR Ausgabe Köln/Bonn
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Ihr Stadtjournal für die Kölner Region
April
Herr liche Frauen zimmer Die Frau hat das Sagen. Der Mann ist der Boss.
Ein bewegter Mann Interview mit Ralf König
© Titelbild - Ralf Königs:“11.000 Jungfrauen“
Auf den Spuren der Irokesen
paar - kunst - ehe
Die Bundeskunsthalle Bonn zeigt vom 22. März bis 4. August 2013 die erste umfassende Ausstellung zur Kulturgeschichte der Irokesen. Eine faszinierende Welt von starken Frauen und stolzen Kriegern.
Künstlerehepaare sind anders. Sie lieben sich, leben zusammen und gestalten gemeinsam ihre Kunst. Wie das gut gehen kann portraitieren wir im Gespräch mit Klara Schilliger und Valerian Maly.
Von Männerflüsterinnen und Frauenflüsterern Frauen reden oft in Andeutungen und gehen davon aus, Männer könnten erahnen, was sie meinen. Eine Männerflüsterin erklärt uns, wie die beiden Geschlechter besser mit einander kommunizieren können.
ABO SERVICE Die besten Infos und Geschichten aus Köln druckfrisch ins Haus. Seconds bietet den Aboservice für 25 € im Jahr. abo@seconds.de
3. Jahrgang Ausgabe 2 - April 13 Verkaufspreis: 2,00 € 04
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Momentaufnahmen
Temperamente Ralf König - Ein bewegter Mann „Die Missverständnisse zwischen den Geschlechtern werden sie begleiten, bis es keine mehr gibt.“
Lebensraum Einsame Spitze Agrippina Das Regiment einer starken Frau
Kulturzirkus Irokesen Starke Frauen – stolze Krieger: eine gleichberechtigte Gesellschaft?
Biolance Was essen Frauen, was essen Männer Schlank und schön Groß und stark Illustration: Modryn Oreyn©The Elder Scrolls
„Frauen sind darüber entsetzt, was Männer vergessen können, Männer sind darüber entsetzt, an was sich Frauen erinnern können.“ - Aufgelesen von der Kölschen Linda. Redaktionsmitglied und Verkäuferin des DRAUSSENSEITER, Köln
Willkommen im Frühling – oder besser gesagt, irgendwo zwischen warm und kalt. In dieser Ausgabe haben wir zahlreiche Aspekte zu „Herrliche Frauenzimmer“ zusammengetragen. Das Rollenspiel untereinander, wie in der Gesellschaft ist hochkomplex. „Die Frau hat das sagen - Der Mann ist der Boss“ - bringt so einiges auf den Punkt. „Et is wie et is“. Ralf König hat uns Einblick gewährt in sein Atelier. Er nannte Köln und den Karneval als sein Trampolin ins Glück – die netten Menschen, die sechstägigen Feierlichkeiten, er ist im belgischen Viertel heimisch geworden. Auf Seite 3 hat er eine Ursula gezeichnet, in Tusche haltbar für 1000 Jahre. Sein neues Buch hat er exklusiv für uns mit einer Karikatur signiert, das wir bis zur nächsten Ausgabe per Mail verlosen werden.
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Entrèe
Editorial
Lebensraum
Kulturzirkus
Urban Arts
Biolance
Originell
Theater-Film
Musik
Einsame Spitze Agrippina
Starke Frauen – stolze Krieger: eine gleichberechtigte Gesellschaft?
Paar - Kunst - Ehe
Schlank und schön Groß und stark
Berufswahl: typisch Frau – typisch Mann?
Der dressierte Mann. Neues Vergnügen?
Dandylion - Marianne Sween
Was wird ihr nicht alles nachgesagt: Herrschsüchtig und machtversessen soll sie gewesen sein und trotzdem sehr beliebt beim Volk. Die Geschichtsschreiber schildern sie als streng, eitel und hochmütig, doch auch als groß- und sehr freizügig, Agrippina die Jüngere, die Stadtgründerin Kölns. Seconds hat über einen „ZeitTunnel“ Kontakt mit ihr aufgenommen und ihr einige wichtige Fragen gestellt.
Die Bundeskunsthalle Bonn zeigt die erste umfassende Ausstellung zur Kulturgeschichte der Irokesen.
ART COLOGNE 2013 Was sonst?
Oder haben wir da was falsch verstanden? Gender Mainstreaming und kölsche Lebensart.
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Der kölsche Kilt-Maker Maßarbeit für maskuline Wickelröcke.
Von Männerflüsterinnen und Frauenflüsterern
Als Kitsch noch Kunst war
Es lebe der kleine Unterschied!
Die Frau hat das Sagen. der Mann ist der Boss. Künstlerpaar- Schilliger Maly
Farbendruck im 19. Jahrhundert Käthe Kollwitz Museum.
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Essen Frauen und Männer anders?
Fröhliche Farben für fröhliche Menschen
Cologne Business Day
Mode von Gudrun Sjödèn.
Eine geniale Sache.
Saubere Sachen
Wenn schon Shopping, dann aber richtig
Bio - und richtig gut!
Eine Anleitung zum positiven „Einkaufen gehen“ mit dem Partner.
Tricks und Kniffe, damit es mit dem Traumprinzen klappt.
Berg. Gladbach:
Schöne Sachen zu zweit
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„...weil Du häss Ahnung vun dä Technik, vunn der ich nix verstonn....“
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„Der dressierte Mann“ von John von Düffel, noch bis zum 5. Mai im Kölner Theater am Dom.
„überall dabei Das inklusive Filmfestival“ Fünftes bundesweites Filmfestival der Aktion Mensch auch in Bonn und in Köln.
Das LVR-Industriemuseum in Bergisch Gladbach – Papiermühle Alte Dombach.
Bonn:
Love Letters
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Nicht mit Dir und nicht ohne Dich.
Wasserfuhr Jazz in Köln. Caro Emerald Das ‚E-Work‘ swingte.
Perry Air
Vier Jungs starten durch!
State Radio
Hitchcock
Ein von Morden besessener Mann mit Übergewicht. Und die Frau hinter Alfred Hitchcock.
Frauenmuseum Weibliche Kunst.
Eine ganz besondere Pusteblume aus Norwegen.
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Back to Rock‘n Roll
Beatlemania in Köln
The Cavern Beatles im E-Werk.
CRYPTEX
Verlosung SENSATIONELLES Fan-Package.
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Ralf König - ein bewegter Mann
„Ralf König hatte gefälligst rein schwule Comics zu zeichnen!
„Die Missverständnisse zwischen den Geschlechtern werden sie begleiten, bis es keine mehr gibt.“ Über Ursula, Gott, die Welt und allzu Menschliches VON CORINNA GÜSKEN SECONDS: Herr König, bei unserer Recherche zu „Herrliche Frauenzimmer“ sind wir auf Ihr neuestes Buch „Elftausend Jungfrauen“ gestoßen – das ist nicht Ihr erster Comic mit Bezug zu Religion, oder? KÖNIG: Nein, ich beschäftige mich nun seit ungefähr fünf Jahren mit religiösen Themen. Im Grunde bin ich ja der ‚schwule Comiczeichner’, diesen Stempel hab ich nun mal seit ich Anfang der 80er damit anfing, die Schwulenszene zu karikieren. Aber nach 27 Jahren hatte ich dazu erst mal alles erzählt, ich fing an, mich zu wiederholen und auch etwas zu langweilen. Ich bin ja nicht nur schwul, mich interessiert ja auch anderes im Leben, und Religion hat mich immer wütend gemacht. Ich bin katholisch aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Ostwestfalen, das hat mich natürlich geprägt, und diesen ganzen Ballast aus Marienverehrung und Schuldgefühlen muss man ja erst mal abwerfen! Von katholischer Seite kommen zum Thema Homosexualität ja keine milden Statements, man wächst auf mit dem Urteil ‚Gott will das nicht’. Zum Glück waren meine Eltern nicht religiös, ich erlebte den Krampf also eher im Religionsunterricht, Schulmessen etc., aber das reichte. Also ich hab eine ganze Bibeltrilogie gezeichnet für Rowohlt und nun noch die ‚Elftausend Jungfrauen’. Die Heilige Ursula war allerdings eine schwere Entjungferung. Die Geschichte ist monströs, allein diese vielen Personen, die Jungfrauen, der Papst, ein Engel, die Hunnen, und die Kulissen! Schiffe auf dem Rhein, Coelln, die Alpen, Rom... SECONDS: In dem Thema steckt ja auch eine Menge drin... KÖNIG: Und mein Problem ist meistens, dass ich eher zu viele Ideen habe als zu wenige. Es hätten locker 500 Seiten werden können, nun sind’s immerhin 300. Aus der Ursulalegende könnte man eine komplette Fernsehserie in drei Staffeln
machen! Ich mag diese hochwertigen TV-Serien, „Six Feet Under“, „Breaking Bad“ etc. Die Legende der Kölner Schutzheiligen wäre ein toller Serienstoff, allerdings nur als Comedy. Diese katholischen Heiligenlegenden sind einfach kurios und oft unfreiwillig komisch. Tatsächlich waren es ja keine 11 000 Jungfrauen, sondern nur 11, und letztlich nicht mal die! Die historische Geschichte vom Kölner Reliquienhandel ist mindestens so spannend wie die Legendenbildung selbst. Da haben sie im Mittelalter vor den Stadtmauern dieses riesige römische Gräberfeld freigelegt und prompt behauptet, das seien die Gebeine der elftausend Jungfrauen und die wurden lustig verhökert. Der Katholizismus war immer auch ne geschäftstüchtige Angelegenheit. SECONDS: Aber dieser Marktplatzcharakter kommt ja in Ihrem Buch sehr schön raus... KÖNIG: Ja, die Idee wollte ich noch unterbringen, denn ich kann mir das kaum vorstellen – wie verhökert man denn Knochen? Und wo? Die Pilger kamen also nach Köln, um Ursula-Reliquien zu kaufen, das war ein echter Tourismus-Exportschlager! Aber wo haben sie die gekauft, vielleicht beim Kardinal unterm Tisch oder so? Ich dachte, das wäre doch chic, auf dem Heumarkt ein großer Wochenmarkt, wo die Händler marktschreierisch Heiligenknochen, Fingernägel und Haarbüschel verkaufen. SECONDS: Was muss eine Geschichte haben, um ein guter König-Comic zu werden? KÖNIG: Na, „Frauenzimmer, Herrenzimmer“ ist schon mal ein gutes Stichwort. Ich hab’s mit den Geschlechterrollen, Beziehungsprobleme, das Allzumenschliche interessiert mich, vor allem das Peinliche. Ich hab schwule Comics gezeichnet, als das Thema noch ein gesellschaftliches Tabu war, und hatte von Anfang an mein Publikum. Es
gab ja nichts damals, nur verkrampfte Problemlektüre, und da kam plötzlich einer, der machte sich lustig, der zeichnete schwule Knollennasen und war auch noch selbst schwul! Meine ersten Erfolge hatte ich in der linken Studentenszene, meine Bücher lagen auf den WG-Klos, es war wohl sehr befreiend, über Schwule lachen zu dürfen, ohne gleich zu diskriminieren. Es gab ja nur diese schlimmen Detlev-Witze damals. Dann hab ich 1987 den ‚Bewegten Mann’ gezeichnet und plötzlich: WHUFF! war das ein Riesenerfolg. Das Thema lag wohl in der Luft. Die Leute wollten wissen, was ist denn das mit den ominösen Schwulen, sind die wirklich so pervers oder banal oder normal oder was sind die denn? Das ist heute natürlich wesentlich entspannter, zum Glück, aber dadurch ist mein Thema auch nicht mehr so ganz skandalträchtig. Das mit den Schwulen ist hierzulande nicht mehr aufregend und empörend, obwohl es immer noch heftige Diskussionen gibt um Homo-Ehe und Adoptionsrecht, etc. Religiöse Themen stoßen inzwischen mehr auf Empfindlichkeiten, wenn ich wie in ‚Antityp’ einen Comic über den Apostel Paulus mache, finden Gläubige das schon beleidigend, bevor sie’s überhaupt gelesen haben! SECONDS: Hatten Sie schon mal das Gefühl, Grenzen zu überschreiten mit Ihren Comics? KÖNIG: Irgendwelche Grenzen überschreitet man natürlich immer, gerade bei religiösen Dingen. Aber wessen Grenzen sind das, wer steckt die ab, und beachtet derjenige meine Grenzen? Ich habe mit meinen religiösen Büchern nie wirklich Ärger gekriegt, außer mit ein paar Evangelikalen, im Gegenteil, es gibt erstaunlich viele Gläubige und Theologen und Priester, die meine Bücher richtig spaßig finden! Weil sie merken, dass ich kein Interesse daran habe, nur plump zu beleidigen oder religiöse Gefühle zu verletzen. Ich habe mich immer mit den Stoffen auseinandergesetzt, ich hab diese wirren Paulusbriefe hoch und runter gelesen oder mich mit der Aufklärung auseinandergesetzt, um ‚Prototyp’ zu zeichnen. Die Leute merkten, dass ich weiß, wovon ich schreibe und es kam eher zu vergnüglichen Diskussionen. Wenn man richtig bohrt, merkt man auch, wie nervös Gläubige werden, wenn man da an die Grundsatzfragen kommt, also Auferstehung und Himmelfahrt. Dann sind ‚aufgeklärte’ Gläubige in der Zwickmühle. Das sind schon spannende Diskussionen teilweise, aber man kommt auch nicht wirklich voran, und dann wiederholt sich auch das. SECONDS: Wir haben Ihre kritischen Beiträge zum Karikaturenstreit 2006 gesehen – sind Sie dafür angefeindet worden? KÖNIG: Interessanterweise nicht von muslimi-
Fotos©Stefan Pallmer scher Seite, ich glaube, dass die das gar nicht mitgekriegt haben. Und selbst wenn, hätte es keinen Ärger gegeben, weil ich ja keinen Propheten gezeichnet habe. Darum geht’s doch, wenn man so ‘ne Nase aufs Papier kritzelt und „Mohammed“ drunter schreibt. Ich hab mich eher geäußert zu dem, was mich damals so empörte, dieses „Oh, da nehmen uns religiöse Fanatiker übel, dass wir mitten in Europa islamkritische Cartoons veröffentlicht haben, da brennen Botschaften, darum sollten wir vielleicht besser keine solchen Cartoons mehr veröffentlichen!“ Diese Reaktion fand ich ungeheuerlich. Und es waren Zeichnungen, also meine ‚Zunft’ war betroffen. Zwei oder
drei Cartoons waren sogar gut, der mit den versprochenen Jungfrauen im Himmel zum Beispiel. Und dass dann so zurückgehüstelt wurde, ja, wir haben zwar unsere Presse- und Meinungsfreiheit, aber trotzdem sollten wir nicht alles sagen wollen, was wir sagen dürfen ... Das hat mich damals auf die Palme gebracht. Meine Zeichnungen habe ich an einem Vormittag aufs Papier gehauen, so aus dem Bauch raus. Danach hat mein Agent die Cartoons an verschiedene Zeitschriften geschickt. Da kam mehrfach die Reaktion, „Ja das ist genau das Richtige jetzt, wir nehmen die exklusiv!“, aber nach der Redaktionssitzung riefen sie dann an, sie hätten sich das überlegt, im
Moment vielleicht gerade nicht ... Sie wurden dann nach und nach gedruckt, in der FAZ, der Süddeutschen, der Frankfurter Rundschau, aber das hat mich damals echt beschäftigt, diese Mutlosigkeit in diesen Tagen. Wie viele Bücher wurden im freien Westen nie gedruckt, wie viele Filme nie gedreht, wie viele Cartoons nie gezeichnet, aus Angst vor einer Religion? Es gab keine Reaktion von muslimischer Seite, aber es gab den Wunsch der Medien, dass es eine gäbe. Ein Fernsehsender, der ein Interview zu meinem Zweiteiler „Dschinn Dschinn“ machen wollte, ist damit zum Zentralrat der Muslime gegangen und hat dem vor laufender Kamera die Bücher vor die Nase gehalten mit
der Frage, was er davon halte. Ich glaube, die waren enttäuscht, dass der Mann nur sagte, wenn der Zeichner das so sieht, dann soll er das so sehen, ist doch in Ordnung. Die wollten, dass der wie das HB-Männchen an die Decke geht und die Fatwa ausspricht. Ich fand das alles sehr unappetitlich damals, dass man wie die Sau durch’s Dorf getrieben werden sollte. SECONDS: Kommen wir noch mal auf unser Thema zurück – eignen sich beide Geschlechter gleichermaßen für Karikaturen? KÖNIG: Klar, auf jeden Fall. Aber ich habe immer gern eine Ahnung von dem, was ich
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06 | Temperamente schreibe und da ist mir die Frau als solche einen Schritt weiter weg. Deshalb habe ich auch noch nie einen richtigen Comic über Lesben gemacht. Die kommen hier und da mal vor, aber eher selten. Jeden CSD demonstrieren Schwule und Lesben zusammen und das ist auch richtig so, und trotzdem hab ich mit lesbischen Frauen weniger gemein als mit heterosexuellen. Mit einer heterosexuellen Freundin kann ich mich über die Dramen mit den Männern unterhalten. Eine Heterofrau kann den gleichen Mann attraktiv finden wie ich, das verbindet. SECONDS: Gibt es bei Schwulen andere Klischees als es die bei Heteros über Heteros gibt oder über Lesben, Transsexuelle? KÖNIG: Also ich bin jetzt schon so lange mit dem Thema unterwegs, dass ich sagen möchte, die ganze schwule Szene ist ein einziges Klischee (lacht). Ehrlich, die Schwulenszene ist oft genug kurios, ich stand auch immer einen Schritt daneben und guckte mir das mit etwas Abstand an, sonst hätte ich diese Comics gar nicht zeichnen können! Ich finde die Moden öde und den Musik-
geschmack schlecht und überhaupt dieses ganze Gruppenzwangsverhalten. Plötzlich waren alle tätowiert oder hatten einen bestimmten Haarschnitt, wenn du schwul bist, hast du Madonna toll zu finden oder inzwischen Lady Gaga, keine Ahnung, und die und die Fernsehsoap! So wie die Szene sich in ihren eigenen Medien präsentiert, ist sie sehr oberflächlich und eingegrenzt. Da ist nichts mehr Avantgarde oder aufmüpfig, aber okay, das ist in der übrigen Gesellschaft ähnlich. In den Anfängen, den 60er-, 70er-Jahren, ich meine Warhol, David Bowie, da funkte es ja aus der Ecke. Heute ist alles weichgespült. Okay, einmal im Jahr zum Kölner CSD geht man auf die Straße und feiert Party. Aber auch das ist jetzt natürlich ein Klischee – mein ganzer Freundeskreis ist ganz anders drauf. Die identifizieren sich kaum mit der Szene. Es kommt aufs Individuum an, wie immer. Und es sind auch die Medien: Beim CSD sieht man 100tausende ganz normale schwule Männer und Lesben, von den Zeitungen fotografiert werden aber nur die schrillen Papageien. Als Stoiber damals Bundeskanzler werden wollte, haben wir mit ein paar Freunden eine Aktion auf dem CSD gemacht, die ‚Entstoiberungskampagne’: Wir ha-
ben uns wie eine Putzkolonne nur grüne und rote Overalls übergezogen und haben die Passanten abgeputzt und abgesprüht, entstoibert eben. Wir waren bestimmt 20 Leute und haben auch Aufsehen erregt, aber das Fotogewitter erntete die bunte Transe hinter uns, auf meterhohen Pumps
Karneval Trampolin ins Glück und Turmfrisur, aber keinerlei politische Botschaft außer „Seht her, seh ich nicht toll aus?“ SECONDS: Jeder Jeck ist anders, sagt man hier...? KÖNIG: Ja, stimmt schon, und ich bin froh, dass ich in Köln lebe. Meine Elftausend Jungfrauen-Ausstellung im Kölner Stadtmuseum wäre woanders kaum möglich gewesen! Da war selbst die katholische Kirche dabei, der Pfarrer der Basilika St. Ursula fand meine Comics und die Idee der Ausstellung gut und machte mit. Also haben das altehrwürdige Stadtmuseum, die katholische Kirche und ich gottloser Agnostiker zusammen diese Ausstellung gemacht, die dann sehr erfolgreich war. Im katholischen Gebälk hat es zwar geknirscht und der Pfarrer musste der Chefetage kurz erklären, was er denn da eigentlich macht. Aber so ist der rheinische Katholizismus. SECONDS: Lebt es sich in Köln entspannter? Ist das eine Frage von Liberalität oder des Umgangs miteinander...? KÖNIG: Ich glaube, dass der Karneval hier das ganze Jahr über mitschwingt. Die Leute sind lockerer... gut, auch Klischee, aber ich hab Bekannte in Hamburg, die haben es nicht so mit dem hemmungslosen Abfeiern. Es ist vielleicht eher eine Frage der Metropole. Wenn so viele Menschen, die so verschiedener Natur sind, auf engem Raum zusammenlaufen, muss man sich ja irgendwie arrangieren und da muss man schon mal ein paar Augen zudrücken. Köln ist extrem eng, das nervt mich an der Stadt am meisten, und Köln ist schmuddelig. Die Leute, die immer so eine Selbstbeweihräucherung um ihr Kölle machen, gehen damit nicht sehr pfleglich um, auch die Jungen nicht. Geht man im Sommer morgens am Aachener Weiher vorbei, sieht es da aus wie nach Woodstock. Die ganze Wiese voll Abfall, kaum einer kommt auch auf die Idee, dass man seinen Müll ja mitnehmen und entsorgen könnte. Oder dieses elende auf den Rolltreppen stehen bleiben, das macht mich auch wahnsinnig! Da könnte die Stadtverwaltung mal ein paar Schilder anbringen, ‚Rechts stehen, links gehen’, damit das mal wieder in die Köpfe kommt! Neulich hab ich so’ner kaugummikauenden Göre das beim Vorbeirempeln ins Ohr gezischt, da sagt die: „Wieso, ist doch ne Rolltreppe, keine Gehtreppe!“ SECONDS: Noch mal kurz zum Karneval – was machen Sie an Karneval, fliehen Sie oder feiern Sie?
„Eine Heterofrau kann den gleichen Mann attraktiv finden wie ich, das verbindet.“
KÖNIG: Mein erster Kölner Karneval 1990 hat mich total überrumpelt! Ich hatte damit bisher nichts am Hut, ich komme ja aus dem eher trockenen Westfalen. Karneval war für mich immer, als Kind von der Mutter vor die Tür geschickt zu werden, verkleidet mit irgendeinem blöden Chinesenhut, und dann musste man bei den Leuten klingeln, ein Lied singen und kriegte eine Wurst und ein Ei. Ich fand das demütigend und peinlich. Und jetzt wohnte ich plötzlich in Köln auf der Kyffhäuser Straße, war gerade 30 geworden und merkte im Vorfeld natürlich, dass die Stadt so langsam in Schräglage geriet. Ich dachte, tue ich mir das jetzt an oder hau ich ab? Ich beschloss, es zu ignorieren. Und dann, Donnerstag, es war so richtig frühlingshaft sonnig und ich wollte nur meine Brötchen holen. Da war diese kleine Bäckerei auf der Zülpicher Straße und zwei ältere Bäckersdamen, die standen da plötzlich mit solchen Möpsen und so ’ner Nase und das ganze
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Quartier Lateng auf den Beinen, alle verkleidet und gut drauf. Ich dachte, Moment mal, was ist das denn hier? Und hab prompt jemanden getroffen, den ich kannte, der hatte seine ganze Truppe dabei und die haben den ahnungslosen Westfalen unter’n Arm genommen, keine Widerrede! Ich bin noch kurz nach Hause und hab mir so’n goldenen Pailettenfummel aus dem Schrank geholt aus meinen Dortmunder Transentheaterzeiten, den hab ich mir schnell übergezogen, und dann war ich ... Oh Mann. Das war wie so’n Frohsinns-Tsunami: WUSCH!!! Ich bin drei Tage nicht nach Hause gekommen! (lacht) Keine Ahnung, was ich alles gemacht hab, womöglich bei Leuten geklingelt und ’n Lied gesungen für ’ne Wurst und’n Ei! Ich neige ein bisschen zu diesem Wintermelancholischen, also nach Weihnachten geht’s bei mir los, ich schlepp mich immer durch den Januar, Februar. Karneval war da 20 Jahre lang immer wie so’n Trampolin ins Glück. Okay, jetzt bin ich 52, vertrag den Alk nicht mehr so, man flirtet ja auch nicht mehr wirklich... dieses Jahr habe ich überhaupt nicht gefeiert, war mir alles zu anstrengend. Mein Freund kommt aus Cottbus, der hat damit auch nichts am Hut. Aber mein Herz blutet schon ein bisschen, wenn draußen das Trömmelsche geht. Okay, nächstes Jahr wieder. Ganz bestimmt! Das versteht ja außerhalb von Köln kein Mensch. Amüsant, wenn man mit einem Berliner oder Hamburger über Karneval redet, erstmal rümpfen sie die Nase, weil sie ja meinen zu wissen, worum’s geht. Karneval im Fernsehen ist ja auch unerträglich, diese schrecklichen Prunksitzungen und so, aber was in den Kneipen und auf der Straße abgeht, davon haben die überhaupt keine Idee. Ich hab aber irgendwann aufgehört, Leute von auswärts einzuladen. Erst war da so ein Missionarsanspruch, ich wollte allen zeigen, was hier abgeht, aber das hat mir zu oft selber den Karneval ein bisschen vermiest, weil die Gäste dann nur hilflos im Gedrücke zwangsschunkelten und eher Angst hatten. SECONDS: Im Kölner Dreigestirn wird die Jungfrau von einem Mann dargestellt. Die Erklärung dafür ist allerdings sehr profan: in den traditionellen Karnevalsvereinen sind Frauen nicht zugelassen... KÖNIG: Ja, bei der Ursula-Ausstellung hatten wir zwei Kostüme dieser Jungfrauen ausgestellt. Zur Eröffnung hat Dr. Kramp, der Direktor, die Idee gehabt, die letzten elf Jungfrauen einzuladen, im vollen Ornat. Die standen auf der Bühne und die Kölner Hunnenhorde kam auch noch dazu.
Da hatte ich so kerlige Hunnen mit Fell überall erwartet, aber dann waren das fast nur Frauen. Da hatte ich so kerlige Hunnen mit Fell überall erwartet, aber dann waren das fast nur Frauen, die Jungfrauen waren dagegen Männer, da passte es dann wieder. Und es war auch einiger Umstand, die Genehmigung zu kriegen, Ex-Jungfrauen dürfen nämlich nicht einfach diesen Fummel anziehen außerhalb der Saison! Das musste man erst von der Karnevalsoberhauptverwaltung abstempeln lassen. Ganz unjecke Bürokratie. SECONDS: Und der paramilitärische Rosenmontagszug, wie finden Sie den? KÖNIG: Ja, sicher historisch gesehen Militärparodie, heute wieder halb ernst genommen, diese Uniformen und Gleichschritt... Aber das soll alles sein, gehört nun mal zum Fastelovend. Ich selbst finde den Rosenmontagszug sehr viel uninteressanter als diese kleinen Veedelzöch. Was die Leute sich im Kleinen ausdenken, ist viel origineller als dieses ‚halbe Stunde rote Funken, halbe Stunde blaue Funken...’ Ich habe natürlich nur den Kneipen- und den Straßenkarneval mitgemacht und dabei so abgefahrene Begegnungen gehabt. Es ist schon ein sehr spezielles Fest. Allein die Tatsache, dass man SECHS Tage lang feiern kann! Die in Berlin und sonstwo feiern mal ’ne Nacht Geburtstag oder Silvester und das war’s. Hier steht man schon schunkelnd auf und kann noch ’ne ganze Woche weiterschunkeln! Man kommt ja schon durch die Dauerschunkelmusikschleife ins glückselige Delirium.
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SECONDS: Wir haben noch eine Frage übrig. Was ist Ihre Assoziation zu unserem April-Thema „Herrliche Frauenzimmer“? KÖNIG: Es gibt ein Theaterduo in Hamburg, die nennen sich „Herrchens Frauchen“, das fand ich einen sehr coolen Namen, weil der alles auf den Kopf stellt. „Frauchen“ und „Herrchen“ ist ja was für Hundehalter und „Herrchens Frauchen“, da weiß man gar nicht mehr, wo man anfangen soll. Es gab ja mal diese Zimmer, die nur für Frauen waren. Das Herrenzimmer war dann wahrscheinlich der Salon, wo bärtige Männer wichtig Zigarren rauchten. Schon beklemmend, diese Unterteilung. Ich finde Geschlechterrollen spannend, weil die Missverständnisse zwischen den Geschlechtern sie begleiten werden, bis es in ferner Zukunft keine mehr gibt. Klar, auch Konflikte unter Männern sind endlos, aber ich fand es ’ne Weile spannender zu gucken, wie denn das mit Mann und Frau läuft. Da sind ja noch ganz andere Hürden zu nehmen. Was Frauen nicht wollen, wollen Männer erst recht und andersrum. Leider rümpften deswegen einige meiner schwulen Stammleser die Nase. Da war es mit der Toleranz dann auch nicht weit her, Ralf König hatte gefälligst rein schwule Comics zu zeichnen! Bei „Hempels Sofa“ hatte ich zum ersten Mal eine heterosexuelle Frau als Hauptfigur, das haben mir viele richtig übel genommen! Jetzt zeichnet er für Heteros! Aber das war schon 1987 so, bei meiner Version der ‚Lysistrata’, das war einigen auch schon zu heterosexuell. Dabei sehe ich die Welt immer aus der schwulen Brille, weil ich nun mal ein schwuler Mann bin, auch wenn’s um Heteros geht oder Hunde oder Außerirdische. Momentan beschäftige ich mich übrigens mit Science Fiktion. Geile behaarte Aliens. „Im Weltraum hört dich niemand grunzen“ oder so. SECONDS: Herr König, vielen Dank für dieses Gespräch.
ralf-koenig.com/
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Ein signiertes Exemplar des Buches:
„Elftausend Jungfrauen“
Mit einer original Karrikatur auf Seite 3 Sendet ein Mail an: koenig@seconds.de
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Einsame Spitze Agrippina Das Regiment einer starken Frau Was wird ihr nicht alles nachgesagt: Herrschsüchtig und machtversessen soll sie gewesen sein und trotzdem sehr beliebt beim Volk. Die Geschichtsschreiber schildern sie als streng, eitel und hochmütig, doch auch als groß- und sehr freizügig, Agrippina die Jüngere, die Stadtgründerin Kölns. Seconds hat über einen „ZeitTunnel“ Kontakt mit ihr aufgenommen und ihr einige wichtige Fragen gestellt. Eine Glosse von Stefan Pallmer Sehr geehrte Kaiserin a.D., liebe Agrippina, wir haben Ihren Gesandten am vereinbarten Kontaktpunkt des „ZeitTunnels“ getroffen und ihm die gewünschten Dokumente Ihrer ehemaligen Kolonie, oppidum Ubiorum, übergeben. Bevor wir Ihre Frage aus Ihrem letzten Brief beantworten, haben wir noch ein Anliegen.
Wie wir Ihnen bereits angedeutet haben, planen wir für Sie eine große Geburtstagsparty. Wann wird man schon mal 2000 Jahre alt? Doch jetzt streiten die Gelehrten heftig über das genaue Datum. Haben Sie am 6. November 15 oder 16 n. Chr. Geburtstag? Eine Klärung Ihrerseits wäre sehr hilfreich. Als escht kölsches Mädschen und Gründerin von Köln sind Sie hier natürlich ziemlich populär, aber Ihre Person wirft auch immer noch einige Fragen auf und gibt Anlass für viele Spekulationen. Wir möchten Sie bitten, helfen Sie uns, die letzten ungelösten Rätsel über Sie, Köln und die Römer schnell zu beantworten, bevor noch die ganze Stadt umgegraben wird. Seit mehr als acht Jahren baut man in Köln die Nord-Südbahn, eine sogenannte U-Bahn. Das müssen Sie sich vorstellen, wie mehrere Ihrer überdachten römischen Reisewagen aneinander gereiht, die unter der Erde in einer Röhre fahren. Aber das Buddeln in dieser Stadt ist eben schwierig, weil da in 2000 Jahren jede Menge liegen geblieben ist. 2.500.000 Fundstücke wurden bis Das Römisch-Germanische Museum zeigt bis 7. Juli 2013 die Ausstellung: ZeitTunnel. 2000 jetzt an die Oberfläche befördert.
Tipp:
Jahre Köln im Spiegel der U-Bahn-Archäologie. Auf rund 1.000 Quadratmetern Fläche und im Foyer des Museums werden spektakuläre archäologische Fundstücke der neueren Ausgrabungen anlässlich des Baus der neuen Nord-Süd U-Bahn in Köln präsentiert. Von der frührömischen Zeit bis zum 2. Weltkrieg umfasst die Ausstellung alle Epochen der 2000 Jahre alten Kölner Stadtgeschichte. Führungen: 9., 16. und 23. April, jew. 15.30 Uhr. Treffpunkt: Museumskasse.
Stadtführung Köln Unterirdisch Praetorium und Jüdisches Viertel Führung im Unterirdischen Museum ‘Praetorium’ und der Kloaka Maxima! Freitag, 19. April 2013 - Kölner Altstadt Adresse: Heumarkt 77 - 50667 Köln 02421 2582084 historische-stadtfuehrungen-koeln.de
Im Römisch-Germanischen Museum werden die Exponate derzeit ausgestellt. Nun war man mit der U-Bahn fast fertig, da haben die Kölner ihr Stadtarchiv mit einem Rumms in einem gigantischen Loch in der Erde versenkt. Jetzt und wahrscheinlich die nächsten Jahrzehnte, streiten sie darüber, wer daran schuld ist. Dafür müssen sie einen unterirdischen Bau errichten, und solange kann die U-Bahn nicht fertig gestellt werden. Sie sehen, ein Albtraum, und das kostet alles wahnsinnig viel Zeit und viele Euro, sorry, viele Sesterzen. Apropos Sesterzen, wissen Sie, Ihrer alten Kolonie geht es finanziell nicht so gut. Wir haben vier Milliarden Schulden, uns gehen langsam die Sesterzen aus und die Finanzierung für Ihren Geburtstag ist auch noch nicht gesichert. Haben Sie da eine Idee? Sie hatten in Ihrem letzten Brief gefragt, ob Frauen bei uns in der Politik heutzutage auch eine wichtige Rolle spielen? Ja, was soll man sagen, vielleicht immer noch ein bisschen, wie zu Ihrer Zeit. Frauen wirken mehr im Hintergrund. Also, rein rechtlich waren Sie ja auch keine Kaiserin, Sie sind nicht inthronisiert worden oder so. Im Jahr 49 heirateten Sie Kaiser Claudius, eigentlich Ihr Onkel, und später waren Sie die Mutter von Kaiser Nero, dem Lümmel. Auch wenn Sie formal keine politischen Ämter hatten, änderte das nichts daran, dass Sie faktisch zehn Jahre die erste Kaiserin im römischen Reich waren - als erste Frau auf sämtlichen Münzen, mal mit Gatten, mal mit Sohn oder solo geprägt, ein ziemlich gutes Marketing. Und die ganzen politischen Spielchen, wie und wen man heiratet, wie man Volk, Senat und Öffentlichkeit manipuliert oder Feinde und Ehegatten ermorden lässt, hatten Sie doch von Ihrem älteren Bruder, Kaiser Caligula gelernt, oder? Okay, dass Sie Ihren Mann Claudius umgebracht haben ist nicht bewiesen, aber sehr wahrscheinlich. Sie wollten doch unbedingt Ihr Söhnchen Nero mit gerade mal 17 Jahren auf den Thron hieven. Clever gedacht, Sie die Kaiserin Mutter im Hintergrund und Nero unter Ihren Fittichen. Ging ja auch fünf Jahre lang gut. Aber Kindererziehung ist halt eine schwierige Angelegenheit, oft geht der Schuss, in Ihrem Fall, das Schwert nach hinten los. Also im Gegensatz zu Ihrem Rom dürfen Frauen in Köln wählen und sitzen im Senat, der heißt hier Rat der Stadt Köln. Etwa ein Drittel der Ratsmitglieder momentan sind Frauen. Über allem thront
Photo© S.P. Kershaw
eine Art Oberster Konsul von Köln, der Oberbürgermeister. Seit 2009 ist das Jürgen Roters. Außer Ihnen, verehrte Agrippina, hat es bisher aber keine Frau in dieser Stadt so weit nach oben geschafft, das kommt bestimmt bald. Immerhin ist Elfi Scho-Antwerpes die erste von vier Stellvertretern des Chefs geworden und in den neun Kölner Stadtbezirken gibt es zwei weitere Bürgermeisterinnen. Ein Anfang ist gemacht, die Frauen müssen nicht mehr heimlich hinter einem Vorhang im Senat sitzen, so wie zu Ihrer Amtszeit. Was uns als Kölner natürlich besonders an Ihrer Person interessiert, ist die Frage: Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie die Stadt der Ubier, in der Sie geboren wurden und in der Sie die ersten drei bis vier Jahre Ihres Lebens verbrachten, 50 n.Chr. die Stadtrechte verliehen haben? Die Meinungen unserer Historiker gehen diesbezüglich weit auseinander. Die einen sagen, Sie wollten mit der ersten römisch-rechtlich organisierten Stadt im Rheinland, die auch Ihren Namen, CCAA - Colonia Claudia Ara Agrippinensium, trug, nur Ihrem Mann Claudius eins auswischen, weil der das mit seiner Geburtsstadt auch schon zwei Jahre vorher gemacht hatte. Dem wollten Sie als Frau des Kaisers nicht nachstehen. Außerdem hatte Ihr berühmter Vater Germanicus von hier aus wichtige Kämpfe gegen die Gallier und Germanen für Rom ausgefochten. Da war es nur recht und billig, wenn Sie als Tochter dieses Helden dem mit Ihrem Namen Ausdruck verleihen wollten. Andere behaupten, es sei lediglich eine Machtdemonstration gegenüber den verbündeten Völkern des Römischen Reiches gewesen. Es sollte zeigen, wie weit der Einfluss Roms reichte, eine wehrhafte Stadt, nach dem Vorbild Roms gebaut und organisiert, ausgestattet mit allen Insignien Ihrer Herrschaft. Eine uns Kölnern aber wesentlich sympathischere Erklärung ist die Behauptung, Sie hätten die Stadt und Einwohner Ihres Geburtsortes ehren wollen, weil Sie als neu geborenes Kind und Ihre Mutter Agrippina hier am Rhein Schutz fanden. Obwohl Sie nie mehr in Ihre alte Kolonie zurückgekehrt sind, hätten Sie als Kaiserin von Rom den Kölnern in dieser Form gedankt. Stimmt das oder hatten Sie ganz andere Gründe? Auf jeden Fall möchten wir uns für Ihre damalige Entscheidung auch im Nachhinein noch mal bedanken, denn ohne Sie gäbe es kein Köln, die immer noch lustigste Stadt am Rhein. Herzlichst Ihr Seconds magazine
Es lebe der kleine Unterschied! Oder haben wir da was falsch verstanden? Von Caro Meier Stellen Sie sich vor, es gäbe keine Unterschiede mehr zwischen den Menschen. Nicht den ewig beklagten, aber doch so lieb gewonnenen zwischen Frau und Mann, Hetero-, Homo-, oder Transsexuellen, nicht den zwischen klug und dumm, zwischen praktisch und unpraktisch, begabt und unbegabt oder gewalttätig und friedfertig. Stellen Sie sich vor, alle wären gleich.
„Gender Mainstreaming“ und Kölsche Lebensart
Folgen Sie weiterhin der Annahme, dass nur Gleichheit Gerechtigkeit schaffen könne, weil dann ja niemand mehr den anderen unterdrücke oder dominiere. Ein paar Überlegungen und Konsequenzen weiter landen Sie schon da, wo die „Gender Studies“ anfangen: Die größte denkbare Ungerechtigkeit ist die Einteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Dieser Gedanke geht zurück auf die im Amerika der 1970er-Jahre entwickelten „Gender-Theorien“, die radikal feministische und marxistische Gedanken miteinander verbanden. „Sex“, das biologische Geschlecht und „Gender“, das soziale, subjektiv erlebte Geschlecht, ein durch die Sexualpsychologie geprägter Begriff, wurden hier zum entscheidenden Unterschied: „Sex“ sei zwar nun mal naturgegeben, aber das wesentlich wichtigere „Gender“ sei eine gesellschaftlich konstruierte Geschlechterrolle und man könne sie nach Belieben verändern. Eine Gleichheit wäre zu schaffen fernab von den gewohnten Mann-FrauRollen, nur so könne eine gerechte Gesellschaft ohne männliche Unterdrückung und Dominanz erreicht werden. Einzelne genitale Unterschiede hätten dann etwa den Rang verschiedener Augenfarben.
Vereinte Nationen greifen GenderEmpfehlungen auf Stellen Sie sich nun vor, diese Theorien beeinflussten heute Behörden, Verwaltungen, Gewerkschaften. Gelingt das nicht, sei noch ein Hinweis gegeben auf die vierte Weltfrauenkonferenz in Peking 1995. In der Abschlussresolution wurde die Empfehlung zu „Mainstreaming a gender perspective“, kurz „Gender Mainstreaming“, gegeben, auf dessen Ansatz sich die Vereinten Nationen noch im selben Jahr verbindlich festlegten. Die Gender-Theorien sollten in den Mainstream der Gesellschaft gebracht werden. Die EU legte „Gender Mainstreaming“ 1999 als Handlungsmaxime fest. Im Jahr 2000 erneuerte die rot-grüne Bundesregierung die „gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien“ und bestimmte, dass durchgängiges Leitmotiv bei der Gleichstellung von Männern und Frauen die Methode des „Gender Mainstreaming“ sei. Zwar räumt man hier ein, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gebe. In dem vom Bundesministerium 2003 in Berlin gegründeten und bis 2010 finanzierten GenderKompetenzZentrum kamen auch deutlichere Töne: Gender Mainstreaming „bedeutet, gesellschaftlich oder auch juristisch darauf zu achten, dass das Geschlecht eines Menschen dessen Leben nicht entscheidend prägen darf.“ Stellen Sie sich nun für einen Augenblick vor, wie man bei der Gleichstellung am besten vorgeht. Sie werden vermutlich auch schnell auf die Sprache kommen. Denn sie war immer schon probates Mittel, das Bewusstsein für bestimmte Dinge leise und kaum merklich zu ändern. Also gibt man an alle offiziellen Stellen von oben nach unten Richtlinien vor, die diese zu umzusetzen haben. Gender-Checklisten bieten wertvolle Hinweise. Aus Studenten werden
hier zum Beispiel Studierende, weil man mit dem Plural die geschlechtsneutralste Form zu erreichen meint. „Durch kreatives Formulieren sollen Personenbezeichnungen, einseitige Ansprachen und Benennungen vermieden“ werden, damit man nicht in die Verlegenheit kommt, ‚der Lehrer’ oder ‚die Bürgerin’ zu sagen. Das ist verkrampft, aber okay.
Europarat empfiehlt künstliche Wortschöpfungen 2010 jedoch empfahl der Europarat eine weitere Sprachregelung zur Vorbeugung der geschlechterspezifischen Diskriminierung: Mutter und Vater solle man in offiziellen Schreiben durch die neutrale Wortschöpfung „Elter“ ersetzen. Durch Elter 1 und Elter 2. Die neu geschaffene Zahlenhierarchie ist dabei höchstwahrscheinlich nicht so bedrohlich wie die geschlechtsspezifischen Bezeichnungen. Praktisch jeder Lebensbereich wird mittlerweile durch „Gender Mainstreaming“ berührt und natürlich ist das Thema wesentlich komplexer. Wer einmal davon gehört hat, wird überall darüber stolpern. Aber all das kann man sich sowieso nicht wirklich vorstellen ohne an Orwell und Huxley zu denken und deshalb freuen wir uns einfach, dass es hier und jetzt immer noch jeder Jeck ist, der, die oder das anders sein darf.
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Die Bundeskunsthalle Bonn zeigt die erste umfassende Ausstellung zur Kulturgeschichte der Irokesen
Starke Frauen – stolze Krieger: eine gleichberechtigte Gesellschaft?
sammen mit den jeweils angeheirateten Männern, die allein aus diesem Grund schon in einer schwächeren Position waren. Seit sie sesshaft geworden waren und Bodenbau betrieben, trugen die Frauen wesentlich zur gemeinsamen Versorgung bei. Dieser Weg erwies für die gesamte Ökonomie als sehr vorteilhaft. Frauen, die gemeinsam Felder bestellten und sich um Kinder und Haushalthalt kümmerten, sollten auch zusammen leben. Ein lohnenderer und stabilerer Verbund, als sie durch Heiraten auseinander zu bringen und in die Familien der Ehemänner zu schicken. Die irokesische Gesellschaft war stark geschlechtlich arbeitsteilig, eine Überlebensstrategie, die für das Volk aufging. Dabei waren die Männer keineswegs unbedeutend. Sie erwarben als stolze Krieger und erfolgreiche Jäger Ruhm und Ehre. Das hatte allerdings zur Folge, dass sie kaum zu Hause waren. Ihre Jagd- und Kriegszüge dauerten oft viele Monate; sie trugen damit auch wesentlich zum Einkommen der Gemeinschaft bei. Zurück zu Hause mussten sie sich jedoch in die Frauengesellschaft fügen. Viele Ehen waren brüchig, weil die Frauen Ehemänner, die sie nicht mehr wollten, wegschicken konnten. Aber längst nicht alle Gesellschaften, die Bodenbau betrieben, entwickelten sich in diese Richtung. „Es ist sehr wichtig, dass die Frauen ihren ökonomischen Vorteil auch sozial umsetzen können. Und eines der wesentlichen Mittel dazu ist die Bildung von Frauengemeinschaften und -gesellschaften, die auch verwandtschafts-übergreifend sind“, sagt Prof. Dr. Christian Feest, Ethnologe und Berater der Ausstellungsleitung. Bei den Irokesen gab und gibt es immer noch Frauenbünde, die diese Macht gemeinsam repräsentierten. Nicht nur in der Familie oder als Haushalt, sondern in der gesamten Gesellschaft. Frauenbünde spielten auch im religiösen Bereich und im rituellen Bereich eine Rolle.
Repräsentation ist Männersache
Cornelius Krieghoff - Irokesin aus Kahnawà:ke 1847–1852 - Öl auf Leinwand - © McCord Museum, Montréal
Von Corinna Güsken Die Kultur der Irokesen hat uns immer fasziniert und inspiriert. Seit die Europäer sich aufmachten, eine neue Welt zu erobern, seit ihrem ersten Kontakt mit den Irokesen und ihrem Erstaunen über deren Zivilisation, projiziert jede Zeit andere Wünsche, Ideale, Sehnsüchte oder Ängste auf dieses Volk und seine Lebensweise. Die Irokesen galten als unverdorbene ‚edle Wilde’, als ‚Philosophen des Waldes’, die in Kontrast zur eigenen Gesellschaft voller Missstände gesetzt wurden. Ihre Kultur basierte auf Konsensbildung im Gegensatz zu den Machtverhältnissen in Europa. Sie hatten durch diese Stärke eine Konföderation unabhängiger Völker geschaffen und unter ihrem Friedensbaum das Kriegsbeil begraben. Darauf rekurrierte die europäische Friedensbewegung des 20. Jahrhunderts. Als militärische Taktiker und begnadete Diplomaten kämpften sie lange Zeit erfolgreich für ihre Rechte – auch im fernen Europa. Als grausame, unerschrockene Krieger portraitierte sie J.F. Co-
„Die Verfassung des „indianischen Völkerbundes der Irokesen“ besagt, dass jedes menschliche Handeln an seinen Folgen für die siebte Generation danach zu messen ist.“
Skulptur in der Ausstellung Foto©Corinna Güsken
oper in seinem „Lederstrumpf“. Und in zahlreichen anderen Romanen, Filmen oder Shows sterben viele unschuldige Menschen den quälenden Tod am Marterpfahl. In ihren Kampfgeist und ihr bedingungsloses Einstehen für die Gemeinschaft projizierte man Freiheit, Unabhängigkeit oder Unangepassheit, je nachdem, wie man es gerade brauchte – als Fallschirmjäger, Fußballer oder Punk. Umweltschützer haben das irokesische Prinzip der Nachhaltigkeit für sich entdeckt und zitieren die Verfassung des „indianischen Völkerbundes der Irokesen“, wonach jedes menschliche Handeln an seinen Folgen für die siebte Generation nach uns zu messen sei. Die hohe soziale Stellung der irokesischen Frauen war nicht nur Vorbild für die amerikanische Frauenbewegung. Sie ist immer noch Anlass, über das Geschlechterverhältnis in unserer Gesellschaft nachzudenken. „Auf den Spuren der Irokesen“ begegnen wir also auch immer wieder unserer eigenen Geschichte und Gegenwart. Langhaus und Liga Dass die völkerkundliche Ausstellung ein einzigartiges, umfassendes Projekt ist, zeigt schon das traditionelle irokesische Langhaus, das auf dem Platz vor der Bundeskunsthalle aufgebaut wurde. 20 Meter lang, sechs Meter breit und sieben Meter fünfzig hoch ist es. 1600 Ahornstämme, 14 Kilometer Seil und 900 Quadratmeter Fichtenrinde sind hier verbaut. Das Langhaus war Mittelpunkt des sozialen Lebens und Symbol für die Irokesenliga
aus sechs unabhängigen Stämmen. Zur Gründung des Bundes, wahrscheinlich im 15. Jahrhundert, begruben sie das Kriegsbeil unter der weißen Kiefer, ihrem Friedensbaum. „Haudenosaunee“ nennen sich die Irokesen auch heute noch, die Leute des Langhauses. So wie in jedem einzelnen Langhaus das Leben durch eine Aufgabenteilung strukturiert war, gestaltete sich auch die Konföderation: jeder Stamm hatte eine eigene Funktion. In den bis zu 60 Metern langen Häusern lebten mehrere Verwandtschaftsgruppen unter Leitung der rangältesten Frau. Frauen spielten insgesamt eine zentrale Rolle: Sie gaben die Namenslinie weiter, besaßen die Häuser und das von ihnen bebaute Land. Auch ihr politischer Einfluss war groß, sie konnten die jeweiligen Häuptlinge ein-, aber auch absetzen.
Das Namens- und Besitzrecht liegt bei den Frauen Es ist leicht vorstellbar, dass diese Gesellschaftsordnung die patriarchatsge- und -verwöhnten Europäer extrem erstaunte. Die europäischen Gesellschaften gründeten schließlich auf einer körperlichen Überlegenheit der Männer, die Frauen klar in die ihnen zugedachten Rollen verwies. Irokesische Frauen lebten mit ihren Müttern, Töchtern, Schwestern in Verwandtschaftsgruppen zu-
Die Angelegenheiten außerhalb der Dörfer, das Repräsentieren nach außen, lag bei den Männern. Natürlich waren die Frauen durch ihre Kinder weniger mobil. „In unserer Vergangenheit gab es die drei K’s, Kinder, Küche, Kirche, und auch dort bedingten Kinder, dass die Frau stark an die Küche gebunden ist. Der Unterschied ist, welcher Ort aus dieser Küche gemacht wird“, meint Feest. Den irokesischen Frauen ist es gelungen, ihre Interessen umzusetzen. Die Irokesen-Krieger haben zur Kolonialzeit nicht mehr nur gegen Nachbarn gekämpft, sondern sind Tausende von Kilometern weit auf Kriegszüge gegangen und waren jahrelang unterwegs. In dieser Zeit konnten die Frauen in den Dörfern ihre politische Stellung ausbauen. Männer repräsentierten zwar die politische Führung und alle Erbhäuptlinge waren männlich. Parallel dazu gab es aber auch eine politische Organisation der Frauen, es gab weibliche Bünde und Häuptlinge. Wichtig war ihr Recht, Häuptlinge zu nominieren: Alle männlichen Häuptlinge verdanken ihr Amt der Tatsache, dass sie von Frauen aus Mitgliedern ihrer Verwandtschaftsgruppe eingesetzt wurden. Und sie konnten von ihnen auch wieder entfernt werden. Berühmte Irokesen wie Joseph Brant, der sein Volk in der amerikanischen Revolution auf die Seite der Bri-
ten führte, brauchten die weibliche Unterstützung. Seine dritte Frau zum Beispiel kam aus einer Linie, die Erbhäuptlinge nominieren durfte. Sie nutzte dieses Recht, um männliche Verwandte zu Erbhäuptlingen zu machen und Brants Politik zu stützen. Zwei getrennte Welten mit demselben Anspruch Am Ende der Revolution 1783, stehen die Irokesen vor einer absoluten Katastrophe. Die starke Liga zerbricht. Mit den Briten haben sie auf die falschen Partner gesetzt, verlieren einen Großteil ihrer Länder und sind auf die milden Gaben der neuen Regierung angewiesen. Ihre Dörfer verarmen, Alkoholmissbrauch und Streit sind an der Tagesordnung. In dieser Situation gibt Handsome Lake, ein Prophet mit Reformen für das Volk der Irokesen im Gepäck, die Richtung vor. Mit seiner Lehre schlägt er eine Brücke zwischen ihrem traditionellen Glauben und dem Christentum. Er will die Kontinuität der Tradition wahren, ermutigt aber gleichzeitig zu Veränderungen in einer vollkommen verwandelten Umwelt und fordert die Mitarbeit der Männer auf den Feldern. „In dieser prophetischen Botschaft des späten 18. Jahrhunderts spricht er auch das Geschlechter- und Rollenverhältnis an. Scheidungen lehnt er eher ab und stärkt in gewisser Weise die Rolle der Männer. Durchaus in Erkenntnis des gesellschaftlich gewandelten Umfelds, das auch männerdominiert ist“, so Feest.
Figur eines Irokesen
Vittorio Güttner (1969–1937) Reproduktion von Jan Ptassek, 2012, mit Ausstattung der Originalfigur Karl-May-Museum, Radebeul Foto: Mark Brandenburgh, 2013 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Trotzdem trugen die Frauen seit dem 19. Jahrhundert wieder viel zum Familieneinkommen bei, indem sie Körbe, Kunsthandwerk und Souvenirs für Touristen herstellten. Sie spielten weiterhin ökonomisch und sozial eine große Rolle, behielten ihre Frauenbünde, retteten sie über das 19. Jahrundert hinweg. Im 20. Jahrhundert wurden sie zum Vorbild für die amerikanische Frauenbewegung. Die Männer zog es immer wieder weit weg von zu Hause, zum Beispiel waren sie gefragte Kräfte im Stahlhochbau New Yorks. Kamen die beiden Geschlechter in dieser Gesellschaftsform nur gleichberechtigt miteinander aus, weil sie sich aus dem Weg gingen? „Ja, es ist eine Strategie. Je weniger man zu Hause ist, desto weniger Streit gibt es“, erklärt Feest. „Bei den Irokesen entstanden durch die Arbeitsteilung zwei getrennte Welten, die sehr stark verbunden waren durch die Notwendigkeit zur Kooperation. Die Geschlechter sind nicht gleich, sondern es sind zwei unterschiedliche Welten, von der jede den gleichen Anspruch hat, an der Gestaltung der Wirklichkeit mitzuwirken. Die Lösungsqualität ist eine andere, als sie in unserer Gesellschaft versucht wird.“ Die Gesellschaft der heutigen Irokesen ist pluralistisch und vielschichtig. Natürlich hat es Anpassungen an die Mehrheitsgesellschaften in den USA und Kanada gegeben. Manche haben sich ganz dafür entschieden, etwa 120.000 Menschen leben in 16 Reservaten. Hier werden soziale Projekte realisiert, die alte und junge Menschen zusammenbringen, um gegenseitig voneinander zu lernen und insgesamt die Identität des Volkes zu bewahren. Auch davon erzählt die Bonner Ausstellung, die gemeinsam mit irokesischen Beratern, Künstlern und Kuratoren entstand. Die 500 Exponate kommen je zu einem Drittel aus den USA, Kanada und Europa an den neutralen Ort Bonn, wo keine Rückforderungsansprüche geltend gemacht werden können. Projektion und Realität – die Spurensuche erweist sich in jeder Hinsicht als Gewinn.
Frauenbild
Foto©Corinna Güsken
Das irokesische Langhaus
22. März bis Ende Oktober 2013 Innenansicht Foto©Corinna Güsken
Auf den Spuren der Irokesen - 22. März bis 4. August 2013 Infos: Jeweils zwei Stunden vor Schluss gibt es das Happy-Hour-Ticket für die Ausstellung, auf sechs Euro ermäßigt!
Museumsmeile Bonn Friedrich-Ebert-Allee 4 53113 Bonn 0228-9171-200 www.bundeskunsthalle.de
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Di – Mi 10 - 21 Uhr Do – So 10 - 19 Uhr Montags geschlossen
Haltestelle: Heussallee/Museumsmeile Bahnlinie 16, 63, 66, Buslinie 610,611,630
Themenführung: Die Architektur des Langhauses Do. 17.30 Uhr (4.4., 2.5., 6.6., 4.7., 19.9., 3.10.)
Veranstaltungen zur Ausstellung: Donnerstag, 17.30 Uhr (4.4., 2.5., 6.6., 4.7., 1.8., 5.9., 3.10.)
Themenführung: Die Gartenlandschaft Sa, 27. 4, 16 Uhr, So, 28. 4., 11 Uhr, Mi, 26. 6., 19 Uhr, Do, 27. 6., 11 Uhr
Themenführung: Mythos und Moderne – Tradition und Wiederbelebung So. und Feiertag, 15–17 Uhr (nur vom 5. 5 – 29. 9.) Weitere Führungen und Workshops von Lacrosse bis Kopfschmuck für Kinder und Familien auf Anfrage
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ART COLOGNE 2013 Von Jacqueline Stoimanova Zum 47. Mal in Köln öffnet dieses Jahr die ART COLOGNE vom 19. bis 22. April 2013 ihre Pforten. In Halle 11 des Messegeländes Köln-Deutz wird moderne und zeitgenössische Kunst präsentiert: Arbeiten auf Papier, Photographien, Videos, Plastiken und Objekte, Graphiken und One-Man-Shows werden die Besucher begeistern. Eröffnet wird die große Kunstmesse mit der Vernissage am 18. April von 17-21 Uhr in Halle 11. Die Art Cologne ist eine Ausstellung für die Propagierung und den Verkauf international anerkannter moderner Kunst, an der hervorragende, überregional wirkende Galerien teilnehmen dürfen, deren Rang und Bedeutung internationalen Maßstäben standhält. Die dort vertretenen internationalen Galerien repräsentieren wie gewohnt das gesamte Spektrum der bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. In ausgewählten Werken geben sie faszinierende Einblicke in die Geschichte und Gegenwart der Avantgarde. Kaum eine andere Kunstmesse bietet solch einen Überblick in dieser Dichte und Qualität. Bewährtes und Neues sorgt auch in diesem Jahr für einen spannenden Aussteller-Mix. Hier die Highlights: NADA COLOGNE 2013 Erstmalig findet auf der ART COLOGNE die Satellitenmesse NADA aus New York statt. MAURICE LACROIX ART AWARD for NEW CONTEMPORARIES
Die ART macht sich seit über zehn Jahren für junge Galerien stark, indem sie engagierte Galeristen einlädt, im Rahmen der New Contemporaries ihr Programm zukunftsweisender Positionen einem internationalen Publikum vorzustellen. Zusätzliche Aufmerksamkeit erhalten die Galerien durch den Maurice Lacroix Art Award for New Contemporaries, der erstmalig 2010 auf der ART COLOGNE verliehen wurde. Die New Contemporaries sind seit vielen Jahren eine Trumpfkarte für den Kunstplatz Köln. Jungen Galeristen wird damit ein weiterer Anreiz für ihr besonderes Engagement auf dem internationalen Kunstmarkt geboten. The Best of the Best - der “Audi Art Award for NEW POSITIONS 2013” Seit 30 Jahren unterstützt die ART COLOGNE junge, außergewöhnliche Künstler aus dem In- und Ausland mit dem Förderprogramm „New Positions“, für das der Bund, das Land NRW, die Koelnmesse und der Bundesverband Deutscher Galerien und Editionen (BVDG) finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Freuen kann sich zudem derjenige Nachwuchskünstler, der von einer hochkarätig besetzten Jury mit dem AUDI Art Award for New Positions ausgezeichnet wird. Damit bekommt er die Chance auf eine Einzelausstellung in der Kölner ‚artothek’ und zusätzlich eine Ka-
talog-Veröffentlichung im Gesamtwert von rund 10.000 Euro. Für die 47. Art Cologne hat die Jury 22 junge Talente ausgewählt. Während der Messe werden sie je 25 Quadratmeter große Förderkojen direkt neben den Ständen ihrer Galeristen beziehen und können so die Synergieeffekte der Besucherkontakte nutzen.
ten die Gunst der Stunde und setzten sich für die Verbreitung von hochwertiger Kunst ein. Marktbeherrschend war damals die französische Kunst mit Paris als Mittelpunkt der Szene. Abgelöst wurde die französische Metropole kurz nach der zweiten documenta von der amerikanischen Kunst, und New York war nun die neue globale Kunstmetropole. Ein deutsches Kunstzentrum
Die Geschichte der ersten Messe für Moderne Kunst Die Art fand ihren Ursprung im Kunstmarkt Köln 67, der am 15. September 1967 im Kölner Gürzenich eröffnet wurde, dem damaligen Tanz- und Kaufhaus der Stadt Köln. Dem deutschen Kunstmarkt ging es zu Nachkriegszeiten nicht sonderlich gut. Daher musste ein neuer Markt geschaffen werden. Die Kölner Galeristen Hein Stünke und Rudolf Zwirner nutz-
Stünke und Zwirner wollten jedoch die Kunst wieder mehr in Europa, speziell in Deutschland verankern. Ihre Idee war es, die jungen deutschen Künstler zu fördern und international zu platzieren. Trotz ihres Erfolges rechneten sie wahrscheinlich nicht damit, dass diese Kunstmesse so einflussreich werden sollte. Die ART COLOGNE ist jedes Jahr einen Besuch wert. Lassen Sie sich inspirieren oder entspannen Sie beim Betrachten und Durchschlendern oder diskutieren und philosophieren Sie über Ausdruck oder Gemütszustand der Künstler. Wie auch immer – viel Spaß!
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Als Kitsch noch Kunst war Farbendruck im 19. Jahrhundert Der Ausstellungstitel „Als Kitsch noch Kunst war“ ist wörtlich zu nehmen: Viele der oft süßlichen Chromolithographien des 19. Jahrhunderts gelten heute als Kitsch, doch sahen die meisten Zeitgenossen in ihnen Kunst und die Möglichkeit, das Heim zu schmücken. Das Käthe Kollwitz Museum Köln präsentiert eine Ausstellung mit rund 200 farbigen Drucken aus dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.
Der Ausstellungstitel „Als Kitsch noch Kunst war“ ist wörtlich zu nehmen: Viele der oft süßlichen Chromolithographien des 19. Jahrhunderts gelten heute als Kitsch, doch sahen die meisten Zeitgenossen in ihnen Kunst und die Möglichkeit, das Heim zu schmücken. Das Käthe Kollwitz Museum Köln präsentiert eine Ausstellung mit rund 200 farbigen Drucken aus dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Der Farbendruck gehörte im 19. Jahrhundert zu den großen innovativen Techniken. Die Entwicklung im Druckerei- und Verlagswesen zwischen 1840 und 1890 lässt sich durchaus mit der digitalen Revolution von heute vergleichen. Die Verbreitung von Zeitschriften, Büchern und Werbung nahm explosionsartig zu. Da wundert es nicht, dass die reinen Textbotschaften oft durch kunstvoll gestaltete Illustrationen ergänzt wurden: Überall gab es Bilder, die unterhielten oder über die Welt informierten in Tageszeitungen und Schulbüchern, auf Plakatwänden und Verpackungen. Sie zeigten schöne Damen, liebliche Kinder oder Märchenillustrationen. Wer es sachlicher mochte, konnte sich an Stadt- und Fabrikansichten oder Schiffsbildern erfreuen. Oft waren die Bilder nicht nur zur Erbauung der Leser gedacht, sondern hatten auch einen ganz praktischen Nutzen, denn es gab bunte Menükarten des Berliner Königshauses, Sammelbilder und Weinetiketten, eine frühe Form der heutigen Visitenkarten. Kulturkritiker beobachteten diese Entwicklung jedoch mit Bedenken. Sie prognostizierten einen Verfall der Sitten in einer solchen „Chromo-Zivilisation“. Mit welchem Staunen die Zeitgenossen den Wandel wahrgenommen haben mögen, kann man sich kaum noch vergegenwärtigen. Eine bilderlose Welt, wie es sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab, ist heute unvorstellbar. Bevor sich um 1890 eine junge Generation von Künstlern wie Henri de Toulouse-Lautrec an die moderne farbige Künstlergraphik wagten, hatten die rein industriell gefertigten Chromolithographien bereits die Welt erobert.
1837 meldete Godefroy Engelmann aus Mulhouse die „Chromolithographie“ bei der Académie Française als Patent an. Er war nicht der erste, der in Farben druckte, doch lieferte er überzeugendere Ergebnisse als seine Vorgänger. Engelmann war ernsthaft davon überzeugt, mit farbigen Lithographien den Gemälden Konkurrenz machen zu können. Eine Behauptung, die seinerzeit an Größenwahn grenzte. Doch sollte es nur wenige Jahrzehnte dauern, bis die Drucktechnik so ausgereift und die Auflagen so hoch waren, dass sich fast jede Familie ein buntes Bild über dem Sofa leisten konnte. Vor allem Druckereien in Deutschland,
aber auch in Frankreich, England und nach 1880 besonders auch in den USA sollten das international agierende Gewerbe dominieren. Die Ausstellung beleuchtet diese Erfolgsgeschichte mit anschaulichen Beispielen. Es entsteht ein farbenfrohes, detailreiches und ungemein erzählfreudiges Bild der ‚rosigen’ Seiten des Industriezeitalters. Heute sind die meisten Drucke, die damals in großen Auflagen erschienen, äußerst selten. Sie gehören damit zu der Schätzen von Kunstsammlern und Museen. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg besitzt vermutlich die einzige graphische Sammlung, die diese Geschichte ähnlich ausbreiten kann. Umso wichtiger ist es, diesen Bestand bekannt zu machen, ihn zu veröffentlichen und damit einen gleichermaßen interessanten wie unterhaltenden – und auch bedeutsamen – Teil der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts wieder ans Licht zu holen. Quelle: Käthe-Kollwitz-Museum.
Tipp:
Der dressierte Mann
My Fair Lady
Ort: Theater am Dom, Köln 14. Feb. bis 5. Mai 2013 Beginn: 20:00 Komödie von John von Düffel nach dem Bestseller von Esther Vilar Regie: René Heinersdorff
„Deportation Cast“
Heine in Köln
Kammeroper 06.04.2013 | 15.00 junge-oper-koeln.de
Theater im Bauturm Samstag, den 6. April 2013 Premiere des Stücks von Björn Bicker statt. theater-im-bauturm.de Samstagswerkstatt
Der kleine Bildhauer
Museum Kollwiz plastisches Gestalten Sa, 28. April 2012, 14.00 Uhr für Kinder ab 6 Jahren Dauer: ca. 3 h Kosten: € 5,00 (inkl. Material) Anmeldung erforderlich unter 0221 227 -2602
50 Jahre Europäische Südsternwarte 20.04.2013 Einlass: 17:30h koelner-planetarium.de Planetarium Köln
Heine in Köln Besuch aus der verbotenen Stadt Was macht ein bedeutender Dichter aus Düsseldorf, wenn ihm zu seiner Heimatstadt nichts einfällt? Ganz einfach: Er schreibt über Köln! Die Führung findet immer samstags statt. Termine und Startzeiten finden Sie in Vorverkaufsstellen Kölner Stadtführungen Dauer: 1,5 Std. Treffpunkt: Kreuzblume vor dem Dom Ticketpreis: Erwachsene 18.00 € / bis 16 J. 9,90 Euro
Der Verbrecher
Theater der Keller 12.04.2013, 20 Uhr Ist die Frage nach moralischen Werten, die Suche nach der Ursache des Verbrechens heute noch spannend? Oder sind wir wirklich, wie Schiller bereits 1786 kritisierte, nur noch am Unterhaltungswert interessiert?
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Tipp:
Paar - Kunst Ehe
Buddhistische Heilsgestalten
MUSEUM FÜR OSTASIATISCHE KUNST Donnerstag, 25. April, 15 Uhr Führung/Referent: Dr. Annette Bügener Treffpunkt: Foyer Veranstalter: Museumsdienst Köln
Die Frau hat das Sagen – der Mann ist der Boss Von Stefan Pallmer Es gibt Ehepaare, die lieben sich und leben lange zusammen. Manche davon betreiben sogar über viele Jahre erfolgreich ein gemeinsames Business oder Geschäft. Bei Künstlerehepaaren, die nicht nur ein Paar zweier Künstler sind, ist es noch einmal anders. Künstlerische und persönliche Harmonie bedingen sich hier gegenseitig. Man denkt an Christo und Jeanne-Claude mit ihren Verhüllungen oder Edward & Nancy Kienholz, die als erste ihre Skulpturen und Installationen gemeinsam signierten, in den 1970er-Jahren revolutionär. Die Schweizer Künstler Klara Schilliger und Valerian Maly sind auch ein solches Paar. Seit bald 30 Jahren in der Kunst und seit 20 Jahren sind sie verheiratet. Für ihre Installationen und Performances erhielten sie mehrfach internationale Auszeichnungen und 2009 den Kunstpreis der Stadt Bern, wo sie seit 2004 leben. Ihre Arbeiten – Interventionen, die sie beispielsweise in London, Tirana oder Beijing realisieren, sind Grenzgänge zwischen verschiedenen Kunstdisziplinen, oft auf den jeweiligen Ort bezogen, und ihnen gehen akribisch betriebene Recherchen voraus. Bei einigen Projekten wird das Publikum mit einbezogen. Klara Schilliger und Valerian Maly sprechen dann von einer InstallAction. Zu Köln pflegen die beiden bis heute eine besondere Beziehung. 17 Jahre lang lebte das Paar im Agnesviertel, betrieb unter anderem dort eine Galerie und einen Kunstbuchverlag und entwickelte hier seine besondere künstlerische Ausdrucksform. Ein Gespräch über Lust und Leid eines Künstlerpaares. Seconds: Frau Schilliger, Herr Maly, wo verlaufen bei Ihnen die Grenzen zwischen Privatleben und Kunst, gibt es da noch eine Grenze und was bedeutet das für Ihren persönlichen Alltag? Bleibt da noch Raum für den Einzelnen?
Es klingt etwas esoterisch, aber „alles fließt“ Schilliger/Maly: Es klingt etwas esoterisch, aber „alles fließt“; manchmal verschwimmen die Grenzen mehr als
Macht Rhizome und keine Wurzeln!
uns recht ist. Privatleben im engeren Sinne gibt es kaum. „Alles hat miteinander zu tun“ – das haben wir verinnerlicht. Wir halten uns da eigentlich an die Fluxisten: Es gibt keine Grenzüberschreitung mehr, Grenzen sind einfach obsolet geworden. Obwohl wir generationsmäßig nicht zu Fluxus gezählt werden können, beherzigen wir doch vieles, was wir unter anderem von Al Hansen in Köln vernommen haben: „Jeder, der glaubt, Fluxus sei etwas Ernstes, der irrt sich. Aber jeder, der behauptet, Fluxus sei etwas Unernstes, irrt sich ebenso. Das Einzigartige an Fluxus ist, dass es auch nicht dazwischen liegt... Fluxus ist überall gleichzeitig. Sein Geheimnis ist, es existiert überhaupt nicht, aber es existiert.“ Auch haben wir die Gepflogenheit der Fluxisten übernommen, nicht von der Kunst leben zu wollen. Obwohl die künstlerische Tätigkeit auch einen Teil unseres Einkommens ausmacht, gehen wir beide „bürgerlichen“ Berufen nach, um so einer Art Korrumpierung der Kunst durch alltägliche Geldfragen entgehen zu können. Manchmal aber erwischt man sich schon bei dem Gedanken, sich mehr im „normalen“ Leben einrichten zu wollen, so ein Spa-Wochenende wäre ja auch mal was... Wenn wir uns dann allerdings die Kataloge mit dazugehöriger Zwangsbeglückung in Form eines tête-à-tête-candle-light-Dinner anschauen, wissen wir schon, warum das alles nicht so kommen konnte. Eine einzige „bürgerliche“ Gewohnheit allerdings haben auch wir, wir fahren jedes Jahr auf „unsere Klippe“ auf einer dalmatinischen Insel und verbringen dort unseren Urlaub. Und wie jeder Urlaub ist natürlich auch das eine paradiesische Illusion, da fängt die Arbeit erst richtig an... Zum Glück gibt’s dort kein Internet. Was den verbleibenden Raum für den Einzelnen betrifft: Es wächst schon mit den Jahren so etwas wie ein tiefliegendes, symbiotisches Verständnis und Handeln. Umso mehr aber macht sich auch mit zunehmendem Alter ein Bedürfnis breit, sich – jeder für sich - zu zentrieren, zu schauen, was das Wesentliche ist, den individuellen Bedürfnissen Platz zu geben. Seconds: Von der Idee, über die Planung, hin zur Realisation eines Ihrer Projekte ist oft ein langer und intensiver Prozess. Wie entsteht bei Ihnen eine Idee, wann ist sie stark genug, dass sie von beiden getragen und weiter entwickelt werden kann?
Netzwerken der besonderen Art Von Stefan Pallmer 2010 riefen Klara Schilliger und Valerian Maly die „Ginger Society“ ins Leben. Anlässlich der Ausstellung „Utopie und Alltag“ in Thun (Schweiz) bauten die Künstler zusammen mit vielen Thunern ein Rieseningwermonument. Ein Monument demonstriert in der Regel Führungs- und Machtanspruch und möchte das Andenken an bedeutende Personen oder Ereignisse dau-
Nightcaching
im Beethovenpark in Köln-Sülz grenzgang-GeoExkursion Mittwoch, 17.April 2013 21.00 - 23.00 Uhr Anmeldung und Tickets bei Grenzgang Kostenbeitrag : EUR 20,00 www.uncites.de
Kölner Frauen Geschichtsverein
Foto©Schilliger/Maly
Schilliger/Maly: Wir wissen es schlicht nicht. Es gibt Kristallisationspunkte, wo einfach etwas zum Stimmen kommt, „stimmig“ wird. Das sind amalgamische Prozesse. Manchmal sind es lange abgelagerte, „abgehangene“ Ideen, die plötzlich ihren richtigen Platz, ihren Ort der Realisierung finden. So konnten wir kürzlich eine schon lange entwickelte Idee für Chor und elektronische Klänge realisieren – eine endlos aufsteigende Melodie, eine Art akustische Täuschung, die in dem beeindruckenden Architektur-Wendeltreppen-Ensemble, für dessen Bespielung wir angefragt waren, einfach aufs Schönste, sozusagen passgenau, realisiert werden konnte. Manchmal aber werden wir durchaus auch plötzlich von „der Muse geküsst“, eine Eingebung, die uns unvermittelt überrumpelt und zuweilen auch überfordert. So sollten wir das schöne Goms im Wallis mit Kunst beglücken. Und fanden in dieser außerordentlichen Landschaft, die überhaupt keiner künstlerischen Intervention bedarf, eine uns überwältigende, beglückende Kunst vor; der nahezu unbekannte spätgotische Hochaltar der Kirche in Münster fand letztmals in den 1960er Jahren überhaupt kunsthistorische Erwähnung. Diesem Umstand geschuldet, entstand daraus unsere InstallAction „In Gold geritzte Ranken“; wir trugen den Altar in einem symbolischen Akt ins Dorf und verwendeten unser Projektbudget für die Veröffentlichung eines Kunstführers, um so den Altar wieder ins Bewusstsein zu rücken. Seconds: Brauchen Sie eher persönliche Harmonie oder engagiertes Streiten für Ihre gemeinsame Arbeit und hat sich das im Laufe der Jahre verändert? erhaft erhalten. Hier existiert das Monument (die Utopie) nur auf Zeit (drei Wochen) und der Ingwer dient als Metapher für ein nicht-hierarchisches Objekt und Denken. Botanisch ist Ingwer ein Rhizom und keine Wurzel. Hält man ihn in der Hand, lässt sich kaum feststellen, wie er gewachsen ist. Ausstülpungen nach allen Seiten, was oben oder unten, was links oder rechts ist, lässt sich kaum bestimmen. Er wächst in alle Richtungen, wo er Platz und Nährstoff findet und bildet so ein weitverzweigtes Speicher- und Sprossennetz. Rhizomatische Wissens- oder Netzwerk-Strukturen sind heute allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Wikipedia ist hierfür ein anschauliches Beispiel,
Schilliger/Maly: Ein einziges Mal gab’s Streit, ein Streit, der allerdings dann zu einem sehr kreativen Lösungsansatz führte. Eingeladen zu einem Performancetag, der auf einem Kursschiff der Zürcher Schifffahrtsgesellschaft angekündigt war, fiel uns partout nichts Gescheites ein; ein Leerlauf an Ideen, alles kam uns so „verkunstet“ vor, nichts, aber auch gar nichts wollte passen zu diesem eigentlich sinnlosen Setting – die Landschaft ist doch immer stärker... Eine Woche saßen wir in der Lupusstraße in Köln, unsere damalige Wohnung, und brüteten sinnloses Zeug aus, gingen uns auf die Nerven, verwarfen dies und das, bis Klara enerviert forderte, wir sollten das Schiff doch versenken, untergehen lassen. Daraus resultierte eine unserer schönsten Arbeiten: „Wassern“. Wir versenkten uns, mitsamt dem für diese Aktion erstandenen Ruderboot selbst in einer Art Anrufung von Namen unserer Vorbilder, indem wir zu jedem Namen einen Eimer voll Wasser aus dem See in unser Boot gossen, bis es kenterte und wir uns in dem sechs Grad kalten Wasser wortwörtlich ans Ufer retten mussten. In der Regel bleibt uns kaum Zeit für beschauliche „Harmonie“ oder „engagiertes Streiten“ - wir stehen meist unter Zeitdruck... (das hat sich im Laufe der Jahre geändert...) und versuchen – frei nach Harold Rosenberg’s „The Tradition of the New“ - inmitten der Turbulenzen der Werte, aus denen Kunst entspringt, einen Standort zu finden. Seconds: Unterschiedliche Standpunkte bringen oft fruchtbare Ergebnisse zustande. Inwieweit glauben Sie, spielt der weibliche und männliche Blick eine Rolle bei Ihrer Kunst? im Gegensatz zu einem streng hierarchischen Wissensmodell, symbolisiert durch das zielgerichtete Wachstum der Wurzeln eines Baumes beispielsweise. Nicht zielgerichtete Strukturen sind offen für mögliche Veränderungen der Sichtweise und Perspektive, sie sind ein Aufruf zu einem nicht abgeschlossenen Denken. Von den beiden Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari stammt der Appell: “Macht Rhizome und kei-
Wir selbst nehmen uns da eher ambivalent wahr, im Zwischenraum sozusagen. Schilliger/Maly: Mag sein, dass wir geschlechtsspezifisch unterschiedlich ticken - vielmehr spielt aber vielleicht die Genetik eine Rolle. Wir selbst nehmen uns da eher ambivalent wahr, im Zwischenraum sozusagen. Wir alle sind doch kulturell bedingt und konditioniert. Mag sein, dass ich, Valerian, der drängende, manchmal versprühende, nach außen gerichtete Part bin, während Klara eben die klarere, auch manchmal zurückhaltendere, aber auch zusammenhaltende Rolle inne hat. Seconds: Eine Ihrer aktuellen Arbeiten, die Ginger Society (siehe Kasten) ist ein überdimensionales Ingwer-Monument. Der Ingwer, ein rhizomatisches Gewächs, steht er als Metapher für ein nicht hierarchisches Objekt und Geflecht, ein Monument auf Zeit ohne Machtanspruch? Ist das auch eine Metapher für Ihre Beziehung? Valerian Maly: Nee. Die Frau hat das Sagen! Klara Schilliger: Nee, der Mann ist der Boss!
ne Wurzeln. Seid nicht eins oder viele, seid Vielheiten!“ Klara Schilliger und Valerian Maly leiten für sich die künstlerische Aufgabe ab, mit Menschen vor Ort gemeinsam während dreier Wochen an einem nichthierarchischen Körper aus Dachlatten, Draht und Pappmaschee zu bauen, sich auf Unerwartetes einzulassen und neue Strukturen zu entwickeln. Ihr letztes
Ginger Society Monument fand 2011 in Tirana, der Hauptstadt Albaniens statt. Dieses Jahr wird das Künstlerpaar ein Monument in Belgrad errichten.
Fotos©Schilliger/Maly
Der sehr kostengünstige Ausstellungsbesuch ist mit einer jeweils dreistündigen Zugfahrt – auf der Hinfahrt entlang des Rheins und auf der Rückfahrt durch den Westerwald – verbunden. Nach dem Museumsbesuch bleibt Zeit für Essen und Spaziergänge in Frankfurt. Unsere voraussichtliche Ankunft in Köln wird um 21:30 Uhr sein. Treffpunkt: Infostand im Kölner Hbf Dauer: ganztägig Kosten: 45,00 € (inkl. Bahnfahrt, U-Bahn-FfM, Führung, Eintritt und Begleitung) Termin: Samstag, 27. April 2013 Teilnahme nur nach Voranmeldung und Überweisung! http://frauengeschichtsverein.de
„Pralles Leben“
Sabina Wörner zeigt ihre Gemälde in Köln Sonntag, 14. April 2013 um 09:00 Residenz am Dom An den Dominikanern 6-8 50668 Köln +49 (0) 162 819 0025 , +31 611 442 737 sabinawoerner.com
Swing- und Jazz Band Workshop
11.-14. April 2013 Sa. 13.4. + So 14.4. 10:00 - 15:00 Uhr Preis: 239 € (219€ Frühbucher-Rabatt bei Anmeldung bis 23. März) www.musicbrig.de
Nachtflohmarkt
Trödel,Ramsch,Mode& Design,Gebrauchtes,Kram & Raritäten ehem. Güterbahnhof Ehrenfeld 27.04, Einlass 17 bis 23 Uhr Eintritt: 3 Euro http://www.nachtkonsum.com
Kölner Integrationspolitik Sachzwang oder Sparzwang? Donnerstag, 11.4., 19.30 Uhr im Kölner DOMFORUM
die Kürzungsvorschläge der Kölner Verwaltung für die Integrations- und Sozialpolitik und die vielen weiteren Baustellen in diesem Politikfeld will ein breites Bündnis von Einrichtungen nicht klag- und alternativlos hinnehmen. In einer Veranstaltung wollen wir die integrationspolitischen Baustellen sichten, uns gegen die Kürzungen wehren und hören, wie es eine andere NRW-Stadt besser macht. Katholisches Bildungswerk
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16 | Urban Art
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Von Männerflüsterinnen und Frauenflüsterern
MaSSarbeit für maskuline Wickelröcke
Tricks und Kniffe, damit es mit dem Traumprinzen klappt Von Daniela LukaSSen
Der kölsche Kilt-Maker Von Andrea Neuhoff
Männer, die Röcke tragen? Eigentlich kennt man das hierzulande nur aus Filmen mit handfesten Kerlen. Und die spielen, wen wundert’s, meistens in Schottland. In Köln gibt es nun einen Schneider, der mit den überholten Klischees aufräumt: Carlo Jösch. Echte Männer weinen nicht, und sie tragen keinen Rock. „Das stimmt nicht“, widerspricht Carlo Jösch. „Okay, mit einem Rock würde ich nie auf die Straße gehen“, gibt der gelernte Schneider zu, „aber Männer im Kilt sehen einfach gut aus.“ Als Schottlandfan weiß er, dass der Kilt offiziell kein Rock ist, auch wenn die Deutschen das traditionelle Kleidungsstück als Schottenrock betiteln. Jösch besitzt mehrere Kilts, in denen er sich wohlfühlt. „Schon der Schnitt ist ein anderer als bei Röcken. Ein Kilt ist schwer und soll schwingen, nicht flattern“, erklärt er. „Kilts passen eher in die kühleren Jahreszeiten, für den hiesigen Sommer sind sie viel zu warm, auch das ist ein Unterschied.“ Bis zur Mitte des Knies müsse das karierte Beinkleid reichen, sonst sehe es albern aus. Zum echten Outfit gehören außerdem derbe Wollsocken und der Sporran, ein kleiner Umhängebeutel als Taschenersatz.
Mehr Emanzipation für Männer
Foto©Kiltschneider
Heute trägt er den Kilt aus Überzeugung und möchte mehr Männer dazu ermutigen. „Schade, dass es vielen so komisch vorkommt. Ich weiß nicht, warum. Es sieht männlich aus, ist bequem und man kann sich frei bewegen“, sagt er und ergänzt mit verschmitztem Grinsen: „Nur beim Hinsetzen muss man etwas aufpassen, und natürlich sollte man nicht die Beine übereinanderschlagen. Das sieht dann doch damenhaft aus.“ Jösch räumt auch mit einem weiteren Klischee auf: Seine Kundschaft komme eigentlich nicht aus der schwulen Szene. Hauptsächlich bestellen Schottlandliebhaber, Dudelsackspieler oder junge Männer, die sich modisch abheben wollen, den karierten Rock. Auch die Band Brings zählt zu Jöschs Kunden. „Stefan fuhr mit dem Rad vorbei, sah mein Schaufenster und kam herein. So kam es zu den bekannten Bühnenkostümen in Rot und Blau.“ Dabei war Qualitätsarbeit gefragt: „Seinen Kilt hat Stefan schon über 900 Mal getragen, eine Extrembelastung. Er ist immer noch gut, nur die Falten mussten aufgefrischt werden.“
Seit 2005 hat Jösch etwa 30 Kilts genäht. Für einen benötigt er siebeneinhalb Meter Wollstoff am Stück. „Der Kilt ist eigentlich eine Art Wickelrock, der an der Seite von Lederriemen zusammengehalten wird“, erklärt der Schneider. Während die Tartans (Karomuster) früher die Clan- oder Regionszugehörigkeit angaben, sind sie heute modisch geprägt. Das Besondere am Kilt ist seine Rückenpartie, die Jösch in Millimeterarbeit präzise fältelt. Bis zu 29 Falten legt er so, dass er den Verlauf des speziellen Karomusters nicht unterbricht. Dabei steht die Nähmaschine still, denn jeder Stich – auch das Anbringen der Lederschnalle – ist Handarbeit. „Das ist Meditation für mich. Vier Tage dauert es, bis ein Kilt fertig ist, da bin ich Perfektionist. Eine Hose schafft
man dagegen in gut zwei Tagen.“ Jösch hat sich ganz der englischen Schneiderkunst verschrieben, wobei Tweed sein erklärter Lieblingsstoff ist. Oberbekleidung wie Mäntel, Anzüge, Jacken oder Kleider fertigt er nur nach Maß, genau wie den Kilt. „Das ist meine Note, alles muss sitzen. Dann muss man einfach bewundernd hingucken, ob man nun Kilt trägt oder nicht.“
Paintball
Kontakt: Carlo Jösch, Couturier Mohrenstr. 12 50670 Köln www.carlo-joesch.de info@carlo-joesch.de
Positive Erfahrungen Carlo Jösch weiß, wovon er spricht: Er ist Maßschneider und offizieller Kilt-Macher. Seine Urkunde ist eine Auszeichnung der schottischen ‚Kilt Maker Association’ und eigentlich Briten vorbehalten. Schon seit seiner Kindheit ist Jösch, geboren in Chile und aufgewachsen in Meerbusch, von Schottland begeistert. Also lernte er lieber Dudelsack statt Gitarre. Er absolvierte eine Schneiderlehre, schloss ein Studium als Bekleidungsgestalter ab und arbeitete für große Modefirmen, bevor er sich 2000 als Maßschneider in Köln selbständig machte. „Für einen Kunden bestellte ich einen Kilt in Schottland. Ich dachte mir, es wäre doch toll, wenn ich den selbst nähen könnte.“ Der passionierte Schneider wälzte Bücher, kam aber nicht weiter, denn das Handwerk ist sehr speziell. Kurzerhand bewarb er sich in Schottland und fand mit etwas Glück einen Kilt-Maker in den Highlands, der ihn ausbildete. Seinen Abschluss erhielt Jösch mit Auszeichnung.
Seinen ersten Kilt schneiderte Jösch für sich selbst. „Anfangs kostete es Überwindung, damit auf die Straße zu gehen. Eigentlich bin ich keiner, der auffallen will. Und wenn, dann nur positiv. Aber ich dachte, mit 70 wirst du sowas nicht mehr tragen können. Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Der Mut wurde belohnt. Seine Kombination von T-Shirt oder Pulli mit Kilt findet bei Männern wie Frauen immer guten Anklang. Nur einmal war es ihm peinlich, den Schottenrock zu tragen: Als er in Paris über einem Metro-Luftschacht dem Marilyn Monroe Effekt zum Opfer fiel. „Da hatte ich den Kilt ganz neu. Das ist mir nie wieder passiert. Generell ist der Wollstoff zu schwer, als dass er einfach hochfliegt.“ Zu der klassischen Frage, was Mann denn darunter trägt, ist seine Meinung: „Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ich breche mit der Tradition. Nur weil man damals keine Hosen kannte, muss man das heute nicht nachmachen.“
Schöne Sachen zu zweit
Foto©Andrea Neuhoff
Wer in die Seminare und Coachings von Regina Swoboda geht, der hat immer ein Ziel. Den Partner oder die Partnerin fürs Leben zu finden. In die Coachings kommen meistens Menschen, die im Leben stehen, die gebildet sind, gut aussehen. Regina Swoboda ist Flirtcoach. „Viele Menschen wissen nicht, wie sie einen Kontakt zu anderen herstellen sollen. Sie sind verunsichert, was sie sagen sollen, wenn ihnen jemand gefällt“, sagt Swoboda. Viele der Männer und Frauen, die zu ihr kommen und die an den bundesweiten Seminaren „Frauenflüsterin“ oder „Männerflüsterer“ teilnehmen, suchen den Kontakt zu Mitmenschen, die ebenfalls als Singles in einer Welt leben, in der viele Menschen eine glückliche Beziehung und die Gründung einer Familie als höchstes Gut ansehen. Und in der diejenigen, die alleine leben, bemitleidet werden oder sich fragen lassen müssen, was mit ihnen nicht stimmt, weil sie eben nicht in einer Partnerschaft leben. In den Coachings lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten können. Sie erfahren, wie sie klar, ehrlich und entspannt kommunizieren können und was sie besser machen können, wenn ein Gespräch während eines Dates mal nicht so gelaufen ist, wie sie es sich eigentlich vorgestellt haben. „Die Frauen lernen bei uns, wie sie es erreichen können, dass ein Date am Ende mehr ist, als einfach nur nett“, sagt Swoboda. Dazu gehört auch, dass sie lernen, ihrem Gegenüber aufmerksam zuzuhören und sich in erster Linie auf seine Stärken und nicht auf seine Schwächen zu konzentrieren. „Eine wichtige Rolle spielt es auch, dass sich die Frauen der Kommunikation ihres Gegenübers anpassen können“, erklärt die Flirtexpertin. Wünsche konkret äußern
„Für die Frauen zum Beispiel heißt das, dass sie lernen, auf eine weibliche Art zu kommunizieren, aber dennoch so, dass die Männer sie im wahrsten Sinne des Wortes Floating vom Fein auch verstehen. Denn oft reden Frauen in Ansten: In der rom a deutungen.“ Also geht es in den Seminaren heit eines ntischen Geborge n h wölbes sc istorischen Steing besonders darum, dass die Frauen konkret komh e in einem weben Sie zu zwe unserer P it munizieren. So sollen sie zum Beispiel lernen, ools. In e artiger Atm inzigo sp h ihre Wünsche auszudrücken, sie klar zu äußern. ä re in eine W tauchen S elt ie Sinne ein der Stille für Ihre „Eine Frau sollte genau sagen, was sie sich .S Verbindu pezialisiert auf d wünscht und vorstellt und nicht um mehrere ie ng von Flo Psycholo ating und gie Ecken herum reden“, sagt Swoboda. „Frauen tale Entsp stehen wir für m e a gehen davon aus, dass Männer aus dem, was freude un nnung, Beziehung nd sAdresse u innere Klarheit. sie sagen, schlussfolgern können, was sie mein Aacheners d Website: nen, aber das können sie nicht. tr. 691 5
cherliche zu ziehen oder sie abzuschwächen. „Das tut richtig gut“, sagt sie. Denn besonders eine Sache ist ihr durch die Coachings klarer geworden: Nämlich, dass sie sich in erster Linie darum kümmern sollte, dass sie sich wohlfühlt. Herausfinden, was passt Das betont auch Regina Swoboda. „Jeder muss für sich selbst entscheiden, was zu ihm passt“, sagt sie. Denn was für die eine die Ehe ist, kann für den anderen etwas ganz anderes sein. „Wir leben heute in Zeiten, in denen es sehr hohe Ansprüche gibt.“ Und es seien auch Zeiten, in denen es leicht sei, sich nach dem perfekten Partner umzuschauen. Internet, Speed Datings und Singlereisen machen es möglich, dass die Suche keiner großen Anstrengung mehr bedarf. Dennoch suchen viele Menschen jahrelang nach dem einen, dem perfekten Partner oder der perfekten Partnerin. Der Traumfrau oder dem Traummann, den oder die es in der Realität vielleicht gar nicht gibt. In den Coachings von Regina Swoboda finden die Teilnehmer heraus, wo es bei ihnen hakt, warum der Traumprinz auf seinem weißen Schimmel ständig an ihr vorbei zu reiten scheint oder warum die Traumfrau einfach nicht in sein Leben treten will. „Viele Männer sagen, sie möchten eine feste Beziehung. Oft ist das aber gar nicht so“, sagt Swoboda. „Wir helfen den Menschen dabei, zu erkennen, was wirklich ihr Lebensstil ist.“ Denn vielleicht bevorzugt der eine getrennte Wohnungen und die andere eine offene Beziehung. „Viele Menschen machen sich keine Gedanken darüber, was zu ihnen passt. Früher gab es nur die Ehe oder jemand blieb sein Leben lang allein. Heute sind die Möglichkeiten vielfältiger.“ Und auch Lena hat eine Sache gelernt. Nämlich, dass zunächst einmal sie glücklich werden muss. Denn dann läuft auch der Rest meist wie von selbst. www.open4love.de
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Biolance
Fröhliche Farben für fröhliche Menschen
Fotos©Gudrun Sjödèn
Von Andreas Bastian
Schlank und schön Groß und stark Von Stefan Pallmer Mit Klischees lebt es sich einfacher in einer komplex gestrickten Welt. Männer lieben Fleisch, Frauen knabbern am Salatblatt. Die Ausnahmen, die wir zu Hause, bei Freunden oder in der Kantine beobachten, scheinen nur die Regel zu bestätigen. Sich ständig wiederholende plakative Bilder im Kopf, in der Werbung und in den Medien zementieren unsere Vorstellungen von Eigenschaften und Vorlieben, insbesondere über die der Geschlechter. Was aber, wenn die nackten Zahlen der Statistik unsere Mutmaßungen zur Gewissheit werden lassen? Männer essen doppelt so viel Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnisse (103 Gramm) wie Frauen (53 Gramm) pro Tag. In anderen Lebensmittelgruppen ist der Unterschied nicht so eklatant, aber immer noch erheblich (Backwaren 46 zu 33 Gramm). Dafür mögen Männer weniger von Obst und Gemüse und trinken viermal so viel Alkohol wie Frauen. Hinzu kommen noch schichtenspezifische und regionale Unterschiede in den Essgewohnheiten. So weit der Befund des Bundesforschungs-Instituts für Ernährung und Lebensmittel, des Max Rubner-Instituts, in seiner letzten
„Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ Ist doch klar, sagen die einen, Männer sind halt in der Regel größer und schwerer und haben mehr Muskeln. Ihr Stoffwechsel braucht einfach mehr energiereiche Nahrung (ca. 600 Kalorien mehr), wie beispielsweise Fleisch es bietet. Weil Frauen aber die gleiche Menge an Vitaminen und Mineralstoffen benötigen, verzehren sie mehr Obst und Gemüse. Aus physiologischer Sicht mag da was dran sein und die Unterschiede lassen sich schon bei Mädchen und Jungen unter zehn Jahren finden. Nur reicht das als Erklärungsmuster für die signifikanten Unterschiede beim Essverhalten? Männlein und Weiblein essen heutzutage längst mehr als sie biologisch bräuchten, zu fett und zu viel. Der Hunger als Regulativ für unsere Ernährung hat bei uns weitestgehend ausgedient. Es liegt an den „Urinstinkten“ und unseren Genen, meint hingegen ein Teil der Anthropologen. Da wird der Mann als mutiger Jäger beschrieben, der im Kampf sein Leben riskiert und das Großwild erlegt, während die Frau die Früchte und Beeren sammelt und mit den Kindern am Feuer in der Höhle, getreidebreirührend auf den heimkehrenden Mann wartet. Diese spezialisierte Rollenverteilung habe sich im Laufe der Evolution entwickelt, unterschiedliche Vorlieben und Fähigkeiten der Geschlechter hervor gebracht, Gehirn und Gene beeinflusst und so das Überleben gesichert. Fakt ist: In Deutschland sind heute zu 80 Prozent die Frauen fürs Essen zuständig und stehen zu Hause am Herd. Bei den Männern sind es gerade mal 35 Prozent, und die meisten von ihnen glauben auch nicht an ihre Kochkünste. Erst wenn es um professionelles Kochen als Beruf geht, verkehrt sich die Sache ins Gegenteil, denn Köchinnen sind nach wie vor die Ausnahme und Exoten in der Gastronomie.
Frauen als Jäger und Fallensteller Nationalen Verzehrstudie (NVS II) 2008. Folgt man den Ernährungsempfehlungen der DEG (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.), kann man feststellen: Frauen ernähren sich bewusster und gesünder als Männer, und sie neigen weniger zu Übergewicht (50,5 zu 66 Prozent). Wie gesagt, rein statistisch betrachtet und nur für Deutschland, doch drängt sich die Frage auf: Wieso ist das so? Dazu sagen die Zahlen nichts, hier scheiden sich die Geister.
Foto©Stefan Pallmer
Essen Frauen und Männer anders? Frauen als Jäger und Fallensteller Quatsch, sagen einige Fachkollegen aus der Völkerkunde und Archäologie. Dies sei eine bis heute wiederholte Vorstellung von „natürlicher“ Arbeits- und Rollenteilung, die noch aus dem 19. Jahrhundert stamme und eher die Meinung und das Familienbild der Gelehrten der damaligen Zeit spiegele, wie es zu sein habe. Sicherlich richtig ist, dass Fleisch immer eine besondere und prestigeträchtige Nahrung gewesen ist, mit dessen Verteilung auch ein Machtanspruch innerhalb der Gruppe oder Sippe verbunden war. Nur gibt es genügend Belege und Hinweise, dass Frauen genauso an der Treibjagd beteiligt waren, Tierfallen stellten, Hasen und Schlangen erlegten oder Fische fingen. Die strikte Trennung der Geschlechter in umherziehende, jagende Männer und in der Nähe des heimischen Herdes Beeren und Früchte sammelnde Frauen, scheint zweifelhaft. Selbst das Kochen war in vielen Kulturen nicht selbstverständlich Frauensache. (Bei Homer in der Ilias kann man nachlesen, dass im antiken Griechenland das Kochen Sache der Männer war, während die Frauen für die Milch und das Brot zuständig waren. Wer, wie viel, von was bekommen hat, ist nicht überliefert. Und Bierbrauen beispielsweise - eng mit dem Brotbacken verwandt -, war keinesfalls eine Männerdomäne. Bei vielen Völkern in Südamerika oder Afrika war die Herstellung des rituellen Getränks in Frauenhand, und auch bei uns in Europa gab es bis zum frühen Mittelalter viele Brauerinnen, wie Dokumente aus England, Frankreich und Deutschland belegen. Es wird unter anderem von einer Brauerin berichtet, die im Dienste der St. Apostelnkirche in Köln stand. Dass viele dieser Frauen später durch Männer aus dem Beruf verdrängt und als „Bierhexen“ verbrannt wurden, weil durch sie das Bier sauer würde, ist eine andere Geschichte.) Die Umstände sind schuld Ganz so einfach ist also die evolutionäre oder gott/gengegebene Begründung für typisch männliche oder weibliche Verhaltens- und Ernährungsmuster auch nicht. Zumal
uns die Epigenetik heute erklärt, dass allein das Vorhandensein eines in den Genen festgelegten Musters oder einer Eigenschaft noch nichts über deren Wirksamkeit aussagt. Selbst bei Eineiigen Zwillingen mit identischen Genen entwickeln sich jenseits der körperlichen Ähnlichkeit unterschiedliche Eigenschaften und Vorlieben. Will sagen: Die Lebensumstände, zum Beispiel die Frage, wieviel und welche Nahrung uns zur Verfügung steht, wie gut oder schlecht wir mit unserem Körper umgehen, hat Einfluss darauf, ob bestimmte Gene überhaupt aktiviert werden. (Es gibt Untersuchungen über niederländische Frauen, deren Mütter während eines harten Winters im 2. Weltkrieg an Hunger litten und mit ihnen schwanger waren. Die Kinder und sogar Enkel dieser Frauen waren ungewöhnlich klein und anfällig für bestimmte Krankheiten. Vermutlich führte der große Nahrungsmangel zu einer Veränderung der heranreifenden Eizellen. Nicht die Gene veränderten sich, sondern ihre Wirksamkeit.) Es ist also durchaus denkbar, dass auch Lebensbedingungen und gemachte Erfahrungen von einer Generation auf die nächste in dieser Weise übertragen werden, doch stehen diese Forschungen erst am Anfang. Macht Essen das Geschlecht? Blödsinn, poltern manche Ernährungssoziologen und -psychologen. Die Gene sind völlig unschuldig, es ist alles hausgemacht. Das unterschiedliche Essverhalten der Geschlechter ist ein soziales Phänomen. Es liegt an der Werbung, an den Medien, an der Erziehung und den verinnerlichten Rollenbildern. In frühester Kindheit erwarte man von Jungen, dass sie groß und stark und von Mädchen, dass sie schön und schlank werden sollen. Selbst die auf Gleichbehandlung ihrer Kinder bedachten Eltern würden unbewusst diese Rollenerwartungen übertragen. Bei einem Jungen freue man sich, wenn der beim Essen so richtig reinhaut, ein Mädchen hingegen solle auf ihre Figur achten und sich zurückhalten. Die Gesellschaft befördere diese Bilder und Erwartungen. Ja die Wahrnehmung des eigenen Geschlechts entstehe überhaupt erst daraus, bekomme erst dadurch seine Bedeutung, und der Unterschied von Mann und Frau sei konstruiert.
Das Essen mache das Geschlecht, denn damit würden erst die unterschiedlichen Rollen zum Ausdruck gebracht. Ich bin, was ich esse.
Macht Essen das Geschlecht? Sicher, eine unübersehbare Zahl von „Frauenzeitschriften“ spielt mit dem Bild des vitalen, schlanken und sexy Weibchens, deren Nahrungsaufnahme scheinbar nur der Steigerung ihrer Attraktivität dienen soll. Der Druck, der durch immer absurdere Diäten, Ernährungstipps und Schlankheitsapostel erzeugt wird, ist enorm. Wenn Deutschland dann im Fernsehen noch eifrig das Supergirl feiert, schnappt die Falle des „So muss ich auch sein, um Erfolg zu haben“ zu. Ein Zerrbild, gefährlich vor allem für junge Frauen, deren Versuch, ihm zu entsprechen oft in Krankheit endet. „Richtige Männer“ hingegen lesen „Beef, das Magazin für Männer mit Geschmack“. Da kracht‘s nur so vor riesigen Lammkeulen, kräftigen Steaks und heißer Glut, man sieht das Testosteron förmlich aus den Poren quellen. Nichts für schwache Nerven und Weicheier. Männer können hier ihrem animalischen Trieb frönen und ihr Mann-Sein ausleben. Mit der Lebenswirklichkeit der überwiegenden Zahl von Männern und Frauen haben beide Klischees, die hier vermittelt werden, nur wenig zu tun. Aber die nachweisbaren Unterschiede im Essverhalten der Geschlechter damit zu begründen, sie seien ausschließlich Resultat einer konstruierten Wirklichkeit und unser gefühltes Geschlecht Produkt der Gesellschaft, geht denn doch ein bisschen zu weit. Vielleicht sollten wir bis zur endgültigen Klärung der Zusammenhänge weniger auf Medien und Wissenschaft hören, sondern uns selbst mit unseren Gewohnheiten kennen lernen und eine Achtsamkeit entwickeln für das, was uns schmeckt und gut tut.
Für die Ansiedelung von Qualitätsgeschäften ist die Ludwigstraße hinter der Hohe Straße eine beliebte Adresse; erst im November begleiteten wir die Neueröffnung des Fachgeschäftes Rickley und Peller. Im März gesellte sich nun ein Bekleidungshaus mit schwedischem Design und grüner Seele dazu:
Gudrun Sjödèn Über drei Tage konnten die geladenen Gäste bei der gut besuchten Eröffnung in das Sortiment von Gudrun Sjödèn hineinschnuppern: in Wohnaccessoires, Nippes und vor allem Kleidung für Frauen jeden Alters. Im Konzeptladen ist man umgeben von Landschaften, Vögeln, Blumen und Früchten. Das macht Lust auf Frühling. Die Natürlichkeit der skandinavischen Muster und Farben sprechen für sich selbst, die Spielereien sind elegant und in der Verarbeitung hochwertig. Knallbunte Garderobenständer unterstreichen die Vorliebe für ausdrucksvolle Farben. Gestaltung auf schwedische Art Das Interieur des farbenfrohen Konzeptladens ist mit Liebe zum Detail gestaltet. Ladenbauer aus Schweden waren extra angereist, um letzte Hand
anzulegen. Die Möbel im Bauernstil wurden eigenhändig von einer Kollegin bemalt, und die 70-jährige Gründerin des Modelabels Gudrun Sjödèn hatte die Verzierungen zum Teil persönlich zu Hause vorgemalt. Nichts ist hier dem Zufall überlassen. Die zeitlose Leichtigkeit hat ihren Ursprung in Schweden. In 37 Jahren hat sie sich als Qualitätsmarke etabliert. Köln ist nun der fünfte Standort in Deutschland. Rund 200 Mitarbeiter haben hier einen sicheren Arbeitsplatz gefunden. Erfreulicherweise sucht das Unternehmen persönlichen Kontakt zum Kunden und nicht nur via Web-Portal. Beratung und Kundenzufriedenheit sind die höchsten Ziele der Firmenphilosophie. Die Vorteile liegen auf der Hand: statt Durchklicken im Internet setzt der Laden auf eine individuelle Stilberatung und schafft mit der Einladung zum Ausprobieren bei einer Tasse Kaffee, zum Anfassen und zu einem Plausch mit Freundinnen die Basis für ein wundervolles Einkaufserlebnis. Gudrun Sjödèns Devise lautet denn auch: „Mittelmäßigkeit ist nicht mein Stil – wir bieten Mode und Accessoires für Frauen, die wissen, wer sie sind und was sie sind.“ Willkommen in Köln.
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April | 21 ken den Namen mitbezahlt“, erklärt Dunja Karabaic. Sie interessiert sich auch deshalb für öko-soziale Mode, weil sie so dem Markenhype etwas entgegensetzt. Damit stößt sie in ein Horn mit den Aktivistinnen der Kampagne „Modeprotest“. Diese rufen dazu auf, sich nicht dem herrschenden Modediktat zu unterwerfen und den eigenen Kleiderkonsum zu beschränken. „Klar, am nachhaltigsten ist es, möglichst wenig zu konsumieren“, räumt auch Karabaic ein. Die Nachhaltigkeitsexpertin empfiehlt deshalb, bei jedem Kauf genau zu überlegen, ob man das Kleidungsstück wirklich braucht, und am besten entweder secondhand oder eben öko-sozial einzukaufen. In Sack und Asche muss dabei wirklich niemand gehen. Auch faire Biomode ist Geschmackssache, aber wer sich ein bisschen Mühe macht, findet garantiert Kleidung, die Spaß und ein gutes Gewissen macht. Und für die, die auf den klassischen Öko-Stil stehen, gibt es immer noch Naturtextilienhändler wie Hess Natur, den ältesten und derzeit größten Produzenten für zertifizierte öko-faire Mode in Deutschland, der seine Produkte vor allem über den Versandhandel vertreibt.
Von Christiane Martin Ob ein T-Shirt für fünf Euro oder ein teures Markenhemd – Klamotten haben oft Dreck am Stecken: wenn etwa der Baumwollanbau für überdüngte und pestizidverseuchte Böden und Gewässer sorgt, wenn mit giftigen Chemikalien gebleicht und gefärbt wird und wenn Menschen in Textilfabriken in der „Dritten Welt“ ausgebeutet werden. Löhne unter dem Existenzminimum, Kinderarbeit und Diskriminierung sind hier keine Ausnahmen. Und spätestens nach den spektakulären Nachrichten Ende letzten Jahres von einem Brand in einer Textilfabrik in Bangladesch mit über 100 Toten, wollen Verbraucher immer öfter wissen, wo das herkommt, was sie auf dem Leib tragen. Die Nachfrage nach öko-sozial-korrekter Kleidung wächst – das Angebot auch. Dabei hat sich der Markt der grünen Kleider in den letzten Jahren stark verändert. Wer bei Biobaumwolle immer noch ausschließlich an jutesackähnliche Gewänder denkt, hat viel verpasst. Längst gibt es hippe Streetwear, die nicht nur öko und fair ist, sondern auch bezahlbar. Doch das Angebot in großen Warenhäusern, kleinen Boutiquen oder Internetshops ist verwirrend. Es gibt eine Vielzahl an Siegeln, Labels und Zertifikaten, deren mehr oder weniger strenge Richtlinien ökologische und/ oder soziale Herstellungsbedingungen verlangen. Man muss sich also auskennen und zweimal hinschauen, will man sichergehen, dass man wirklich „saubere“ Sachen kauft. Hautverträglich ist noch lange nicht umweltverträglich Bei großen Herstellern wie Trigema zum Beispiel zeigt sich einmal mehr, dass allein die Vorsilbe „Öko“ nicht alles ist. Der süddeutsche Hersteller von Sport- und Freizeittextilien lässt seine Produkte mit dem Öko-Tex-100-Standard zertifizieren, der allerdings nur vorschreibt, dass das fertige Produkt keine oder kaum Schadstoffe mehr enthält. Biobaumwolle muss dabei beispielsweise nicht zwingend verwendet werden und die verrufene Chlorbleichung ist erlaubt. „Die Kleider sind also allenfalls gesund für die Haut, der Umwelt können sie durchaus schaden“, sagt Dunja Karabaic, die seit fünf Jahren in Köln „Ökorausch“ organisiert, ein Festival für Design und Nachhaltigkeit. Für sie ist Kleidung erst öko-sozial-korrekt, wenn sie das Siegel des Global Organic Textile Standards (GOTS) trägt. „Das Siegel ist das beste, das auf dem Markt ist. Es ist anspruchsvoll und wird in vielen Ländern verwendet.“ Die von
Biolance Tipps Kölner Malschule
Kinderatelier Die Kurse sind aufgeteilt in Gruppen mit Kindern: von 3 bis 5 Jahren von 6 bis 11 Jahren und von 12 bis ca. 15 Jahren Mittwochs 16.30 Uhr und 18 Uhr Donnerstags 18 Uhr Freitags 14.45 Uhr http://www.koelner-malschule.de
Tipps für öko-soziale Labels und Läden
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Saubere Sachen Bio - Und richtig gut!
Greenpeace herausgegebene Textil-Fibel bestätigt das; sie weist das GOTS-Siegel als „sehr empfehlenswert“ aus – vor allem, weil es ökologische und soziale Standards auf hohem Niveau vereint. Auch die „Kampagne für saubere Kleidung“, ein Netzwerk aus 20 deutschen NGOs, Gewerkschaften und kirchlichen Vereinen, das sehr strenge Kriterien bei den sozialen Herstellungsbedingungen aufstellt, empfiehlt das Siegel fast uneingeschränkt. Selbst der C&A-Sprecher Thorsten Rolfes sagt: „GOTS ist ein super Siegel.“ Dennoch verweigert sich sein Unternehmen bisher dem international anerkannten Standard, obwohl es eine relativ große Biokollektion hat. Weltweit gehört das Textilunternehmen zu den größten Abnehmern von ökologisch angebauter Baumwolle. Laut eigenen Angaben verkaufte es 2012 etwa 60 Millionen Kleidungsstücke aus zertifizierter Biobaumwolle, was ungefähr 20 Prozent seiner gesamten Baumwollkollektion ausmacht. „Wir haben uns entschieden, daraus keine Premiumlinie zu machen, sondern die Biobaumwollsachen als ganz normalen Bestandteil in unser Angebot zu integrieren. Sie sind deshalb auch nicht teurer und sehen auch nicht anders aus“, erklärt Rolfes. Primär wolle der Kunde sich modisch kleiden, als Zugabe bekäme er dann noch den Umweltschutz. Die strengeren
GOTS-Richtlinien anzuerkennen und dadurch auch für sozialere Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern zu sorgen, kommt für C&A derzeit nicht infrage. „Dann können wir die Preise nicht halten“, gibt Rolfes zu verstehen. GOTS-Zertifikat oft versteckt an der Ware Für bewusste Verbraucher ist es gar nicht so einfach, GOTS-zertifizierte Ware zu finden. Das Symbol, ein weißes T-Shirt auf grünem Grund, ist meistens nämlich nur sehr versteckt und klein auf das eingenähte Etikett aufgedruckt, das auch die Pflegeanleitung enthält. Auch die Macher des Kölner Modelabels Armedangels werben nicht allzu offensiv damit, dass die von ihnen entworfenen Kleidungsstücke GOTS-zertifiziert sind. „Nachhaltigkeit hat nur eine Chance, wenn auch Design und Qualität beachtet werden“, sagt Kristof Kruse von Armedangels. Er möchte gern mit dem alten Vorurteil aufräumen, Öko-Klamotten könnten auf keinen Fall modisch sein. Denn genau das will Armedangels sein – und nebenbei noch fair und bio. Die Modemacher zeigen dabei, dass das Ganze durchaus zu Preisen geht, die oft nicht über denen von konventionell hergestellter Markenkleidung liegen. Einfarbige T-Shirts kosten um die 20 Euro, eine Hose auch schon mal unter 100 Euro. „Das liegt daran, dass man bei den großen Mar-
„Mit Kindern im Frühjahr gärtnern“ Bike & Run Cologne Sonntag, 28.04. 11.00 Kindererlebnis Tropischer Hof,5 Euro Botanischer Garten Köln Eingang Tropenhaus (für Kinder von sechs bis zehn Jahren) http://www.freundeskreis-flora-koeln.de/
Lebensquell
Madmoiselle Lenaumont (Tarot) Samstag, 27.04 und Sonntag,28.04. 10-16 Uhr Voranmeldung unter: 0163- 7040922 www.lebensquell-koeln.de
Eintritt für Zuschauer frei 21.4.13 Forstbotanischer Garten www.bike-and-run-cologne.de
Kölner Leselauf
21.4.13 - Uhrzeit: ab 12 Uhr Eintritt: für Zuschauer frei, Teilnahme an Lauf & Radtour 10€, ermäßigt 5€ Rheinenergie-Stadion www.leselauf.de
Das wichtigste Siegel, das von vielen unabhängigen Institutionen als „sehr empfehlenswert“ eingestuft wird, ist das GOTS-Siegel. Es steht für den „Global Organic Textile Standard“ und wird von einem internationalen Zusammenschluss verschiedener internationaler Verbände der Naturtextilienindustrie vergeben. Die Kriterien für die Vergabe sind streng und verlangen sowohl eine ökologische als auch faire Herstellung. Das Kölner Label Armedangels vertreibt seit 2007 öko-soziale Kleidung über das Internet (www.armedangels.de) und in 450 Boutiquen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den Niederlanden. Im Angebot sind komplette Kollektionen von Hosen über Kleider bis zu T-Shirts und Blazern. Alles ist modisch-hip, im Streetfashion-Style sowie GOTS- und Fairtrade-zertifiziert. Eine der Pionierinnen in Köln auf dem Markt der korrekten Textilien ist Andrea Jeschewski mit ihrer selbst entworfenen Kollektion nachhaltiger Kleidungsstücke (www.jeschewski.com), die sie im Internetshop www.bgreen.de neben anderen Labels vertreibt. Der kleine Kölner Laden der Green Guerillas (50674 Köln, Roonstraße 82–84) verkauft Kleidung von 25 verschiedenen Labels, die alle das GOTS-Siegel tragen. Die Zielgruppe der Mitte 20- bis Mitte 40-Jährigen findet hier das ganze Sortiment in coolem Look. Kölner Festival für Design und Nachhaltigkeit Ökorausch: Künstler, Designer und Modemacher aus der Nachhaltigkeitsszene – dieses Jahr vom 28.9– 6.10. im VHS-Forum im Rautenstrauch-Joest-Museum. www.oekorausch.de Übersicht im Dschungel der Shops und Siegel verschaffen die Textil-Fibel von Greenpeace (www. greenpeace-magazin.de) und die Website der Christlichen Initiative Romero (www.ci-romero. de). Beide nehmen die Zertifizierungen genau unter die Lupe und zeigen, welche Klamotten wirklich öko und fair sind und wo man sie bekommt.
Neuzugänge im großen Kreis der Affen
Datum: Samstag, 20. April 2013 Uhrzeit: 14 bis 16:15 Uhr Zoo, vor dem Haupteingang - Preis 9 Euro
Second Hand Basar
Ort: Waldorfkindergarten Esch, Köln Beginn: 09:30,14.04.13 Der Waldorfkindergarten Köln-Esch, Weilerstr. 6 in 50765 Köln veranstaltet seinen jährlichen Second-Hand-Basar mit Brunch und Infostand
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„...weil Du häss Ahnung vun dä Technik, vunn der ich nix verstonn....“
Berufswahl: typisch Frau – typisch Mann? Elif Ganes
Meine Familie findet meine Entscheidung sehr gut und meine Freunde waren erstaunt, aber positiv überrascht!
Von Corinna Güsken
Schuhfertiger
Gary Graeff
Mich hat vor allem die Verbindung von Entwerfen und Gestalten und der handwerklichen Tätigkeit bei diesem Beruf angesprochen.
„Für junge Frauen hat sich viel zum Positiven verändert in den letzten Jahren“, sagt Silvia Kröger-Steinbach, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian Ahrens Auszubildende in den Betrieben getroffen und fotografiert hat. Seconds sprach mit den beiden über ihre persönlichen Eindrücke bei den Shootings. Im Auftrag der IHK Köln waren die beiden Fotografen in vielen großen Unternehmen unterwegs und haben junge Menschen fotografiert, die sich um gewohnte Geschlechterklischees nicht kümmern. Anfang des Jahres haben sie bereits ihre dritte Ausstellung „Abenteuer Ausbildung“ für die IHK realisiert. Von der Baggerführerin in Garzweiler 2 über die Industriemechanikerin, Elektronikerin, Fluggerätemechanikerin oder Fachkraft für Schutz und Sicherheit bis zur Brauer- und Mälzerin, Köchin oder Müllerin zeigen sie Mädchen
Großgeräteführerin
Nadja Bochinsky
Als einzige weibliche Großgeräteführerin genieße ich hohes Ansehen unter meinen Kollegen. Das freut mich und bestätigt mich!
Duales Studium Maschinenbau /Ausbildung zur Industriemechanikerin
Sandra Helbig
Ich habe mich für ein technisches Studium interessiert und wollte dies mit praktischer Erfahrung kombinieren. Mein Freundeskreis war anfangs über meine Wahl schon etwas überrascht, aber inzwischen ist das kein Thema mehr.
Die Fotografen: Im Kreativ-Verbund haben sich Silvia Kröger-Steinbach und Christian Ahrens auf Business und Industrie, auf Wirtschaft und Arbeitswelten spezialisiert. Ahrens + Steinbach stellen den Menschen in den Mittelpunkt und fotografieren in den Bereichen Corporate, Industrie und Unternehmensreportage. Ein wichtiger Schwerpunkt sind Projekte zu Berufsbildern und Kampagnen zur Gewinnung von Nachwuchs- oder Fachkräften (Personalmarketing). www.ahrens-steinbach-projekte.de
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Cologne Business Day Eine geniale Sache
Gestalter visuelles Marketing
Kevin Kobel
Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, um meine kreativen Interessen umzusetzen, dabei wollte ich sowohl handwerklich als auch künstlerisch tätig sein.
in vielen, auch unbekannteren, Berufen – Jungs als Flechtwerksgestalter, Gestalter für visuelles Marketing, Schuhfertiger, Hotelfachmänner oder Bühnenbauer.
Industriemechanikerin
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„Unsere Fotos sollen den jungen Leuten Ideen, Anregungen und ein Feeling für diese Berufsbilder vermitteln“, sagt Kröger-Steinbach. Christian Ahrens ergänzt: „Die Welt der Arbeit ist unglaublich vielseitig und interessant. Speziell Mädchen mit einer technischen Neigung sollen sehen, dass es geht, dass andere es auch machen und dabei gut aussehen.“ Viele große Unternehmen wie Ford, Siemens, RWE oder INEOS engagierten sich mittlerweile sehr, um Mädchen für technische Berufe zu gewinnen, erzählen sie, die Konzerne organisierten viele Projekte und hätten speziell für dieses Thema Mitarbeiter abgestellt. Allerdings sei das nicht nur gesellschaftliches, soziales Engagement, sondern auch der Versuch, zusätzliche Zielgruppen zu gewinnen, damit die Betriebe auch in zehn Jahren noch genügend Fachleute haben. Beeindruckt hat die Fotografen auch die
Eine große Klappe kann nicht schaden erste Frau, die bei RWE auf dem Gelände von Garzweiler 2 den Braunkohlebagger führt: „Die ist supercool, lässt sich von nichts und niemandem etwas vormachen. Schon gar nicht von den ganzen Jungs, die da arbeiten, die ist ganz tough und gestanden“, erzählt Silvia Kröger-Steinbach. „Bei der Ausstellungseröffnung stand sie dann auf der Bühne mit wallenden blonden Haaren, geschminkt und entsprechend zurechtgemacht, das war toll, wir haben sie kaum wieder erkannt. Und trotzdem hat sie auch die Großgeräteführerin verkörpert, eine andere Welt, aber die hat man ihr abgenommen.“ Der Bagger, den sie fährt, ist so groß, dass er auch eine Werkstatt und einen Aufenthaltsraum beherbergt. Als sie dort anfing, hatten die Jungs all ihre Poster für sie von den Wänden genommen.
Sie hing sie wieder auf und erklärte ihnen, dass sich nichts ändern müsse, nur weil sie jetzt da sei. In den Unternehmensbereichen, in denen sonst Männer den Ton angaben, hat sich durch die weiblichen Azubis einiges verändert. Viele der jungen Frauen erzählten dem Fotografen-Team, dass sich durch ihre Anwesenheit das Klima und der Ton untereinander verbesserten. Auch die männlichen Kollegen bestätigten und begrüßten das. Natürlich kommen immer wieder Sprüche wie: „Das schaffst Du eh nicht“, aber viele der Mädchen kontern, indem sie ihre Kompetenz beweisen oder eben mit ähnlichen Sprüchen parieren. Eine große Klappe könne auf keinen Fall schaden, hörte das Team von einer Elektronikerin. Die Fotografen hatten damit gerechnet, dass Mädchen es als große Hürde ansähen, in einem männerdominierten Beruf anzufangen – und lernten dazu. Die erste Brauer- und Mälzerin bei Warsteiner ist das beste Beispiel: Sie sah überhaupt keinen Hindernisgrund. Die meisten Frauen empfinden die Zusammenarbeit in den Betrieben als sehr positiv – und sie erzählen oft, dass sie sich gar nicht vorstellen könnten, nur unter Frauen zu arbeiten. Viele verstehen es auch, Vorteile aus ihrer Stellung in Männerdomänen zu ziehen: Sie bekommen viel Unterstützung und wenn etwas zu schwer ist, trägt man es für sie. „Von einigen Ausbildungsleitern haben wir gehört, man müsse die Mädels mal daran hindern, die Jungs zum Arbeiten anzustellen“, sagt Ahrens lächelnd. Mehr Möglichkeiten, etwas auszuprobieren Einer der „Quotenmänner“ der Ausstellung macht eine Ausbildung zum Schuhfertiger bei Ara-Shoes in Langenfeld. „Verrückterweise ist das ein Frauenberuf“, erklärt Kröger-Steinbach, „hier arbeiten viele Frauen, weil sie Schuhe toll finden. Daher kommt diese Verbindung. Sie entwerfen die Schuhe auch, es geht um die Herstellung von Formen, damit die Schuhe in Serie gehen können.“ „Wir haben leider nicht so viele Gespräche mit Jungs führen können“, meint Ahrens, „viele IHK-Berufe sind nun mal eher technisch und damit männlich geprägt. Aber ich würde sagen, dass sich Männer, die eher in Frauenberufen arbeiten wollten, die Berufe sehr bewusst nach ihrer Neigung ausgesucht haben und dass es ihnen egal war, ob andere Jungs das komisch finden. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie hinter ihrer Wahl stehen.“ Die Fotografen sind sich einig, dass es leichter wäre, die alten Berufsklischees in den Köpfen aufzulösen, wenn die jungen Leute eine handfestere Vorbereitung in der Schule bekämen: mehr Praktika, mehr Möglichkeiten, etwas auszuprobieren. Denn nur so kann jeder feststellen, was ihm Spaß macht und ob er es kann. Und genau das waren auch die am häufigsten geäußerten Wünsche der Jugendlichen.
VON KATHARINA LITZ In Kölner Mediapark fand zum ersten Mal der Event „Business Day“ unter dem Motto „Entdecken was geht“ statt. Die Ausstellung gab den kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Produkte und Leistungen vorzustellen. Die gut organisierte Veranstaltung richtete sich an ein breites Publikum. Co-Gastgeber war die Hochschule Fresenius und unterstützt wurde es vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Köln. Über 50 Aussteller kamen und präsentierten sich. Kölns Bürgermeister Hans-Werner Bartsch hielt eine Eröffnungsrede. Eine Chance nicht nur für Unternehmer Die Unternehmen sollen durch den „Business Day“ eine Chance bekommen, ihre Leistungen und ihre Produkte zu präsentieren, Kundenkontakte zu knüpfen und sich über aktuelle wirtschaftliche Themen zu informieren und auszutauschen. Besonders für Unternehmen, die neu auf dem Markt sind, war dieser Event eine große Chance. Doch nicht nur Unternehmen sollten diese Chance
nutzen, sondern auch Absolventen, Jobsuchende oder Freiberufler. Begleitend zur Ausstellung gab es Vorträge zu verschiedenen Themen, von Unternehmensberatern, Business Coaches und Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Positives Resümee Die Unternehmer und auch die Besucher waren sich einig, diese Veranstaltung ist eine geniale Sache, um sich über das Berufsleben zu informieren und Kontakte zu knüpfen. So sollte man alles mitnehmen, um sich ein Bild über die Berufswelt zu machen, besonders junge Menschen die in ihrem Leben noch viel erreichen können. Zum Auftakt war die Besucherzahl noch nicht all zu hoch, trotzdem gab es ein positives Resümee von dem „Cologne Business Day“ 2013. Eine Warteliste für Aussteller für 2014 gibt es schon und wer dieses Jahr den „Business Day“ nicht besucht hat, kann die Chance im nächsten Jahr nutzen, um zu entdecken „ was geht“ in der Berufswelt.
Wenn schon Shopping, dann aber richtig Eine Anleitung zum positiven „Einkaufen gehen“ mit dem Partner Von Katharina Mansi Wochenende, Samstagvormittag, leichter Sonnenschein und der ganze Tag steht noch bevor. Endlich Zeit, um gemeinsam mit dem Partner etwas zu unternehmen: Joggen gehen, den Wocheneinkauf erledigen oder durch die Stadt flanieren. Doch genau dort hört für viele die Idylle dann auch schon wieder auf. „Flanieren“ - gemeinsam mit hunderttausenden anderen Menschen, die auf Deutschlands Einkaufsmeile Nr. 1, der Schildergasse, von Geschäft zu Geschäft taumeln? Ist das möglich? Während „Sie“ geübt die Schaufensterauslagen scannt und sich durch nichts beirren lässt, denkt „Er“ nur verzweifelt darüber nach, wie es so weit kommen konnte. Und wie „Mann“ der Situation schnellstmöglich entfliehen kann. Die Einkaufsstraßen dieser Welt können unzählige solcher Geschichten erzählen: von Streitereien, Unverständnis und seidenen Geduldsfäden, die spätestens bei Diskussionen vor der Umkleidekabine reißen. Warum können Mann und Frau nicht gemeinsam einkaufen gehen, sodass beide auf ihre Kosten kommen? Wieso muss einer von beiden stets Zugeständnisse machen? Behält Cris Evatt letztlich recht mit seinem Buch: „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“?
„Ohne Rücksichtnahme auf den anderen sollte man lieber gar nicht erst losziehen“ Wahrscheinlich schon – wir sind verschieden! Nichtsdestotrotz gibt es Mittel und Wege, einen Einkauf für beide Seiten erträglich zu gestalten und ohne Frustration gemeinsam wieder den Heimweg anzutreten. „Ohne Rücksichtnahme auf den anderen sollte man lieber gar nicht erst losziehen“, soviel weiß Zahntechnikerin Lina nach zwei Jahren Beziehung und mehreren „Einkaufsdramen“ mit Freund Thomas. „Wenn wir gemeinsam in die Stadt gehen, dann nur nach vorheriger Absprache, was das Einkaufsziel ist. Also: Was braucht er und was brauche ich.“ In Ruhe durch die Geschäfte schlendern ist für Lina ganz klar eine Angelegenheit, bei der man mit der besten Freundin weitaus besser bedient ist als mit dem Freund. Die wachsende Anzahl der Konsumtempel, die mit Kaffeelounges die Wartezeit zu versüßen suchen, lässt Thomas völlig kalt: „Dass ich mich irgendwo in einem Geschäft niederlasse und warte, selbst wenn es dort Kaffee gibt, kommt nicht infrage – ich bin doch kein Hund. Das hat für mich dann auch nichts mehr mit gemeinsamen Einkaufen zu tun.“ Überraschenderweise sind Männer und Frauen dabei in vielen Einkaufsangelegenheiten gar nicht so verschieden wie gedacht. In Geschäften aufs „Abstellgleis“ gestellt zu werden, selbst wenn dieses aus gemütlichen Sesseln besteht und dort sogar Getränke angeboten werden, darauf verzichten beide Seiten gerne. Außerdem möchte weder „Sie“ noch „Er“ vom Partner Klamotten aufgeschwatzt bekommen.
Fazit: Rücksichtnahme, Geduld und klare Einkaufsziele wirken sich erfolgsfördernd auf den gemeinsamen Einkauf aus. Wenn das auch nicht hilft, lohnt es, die folgenden Tipps auszuprobieren, die mir die Kölner an diesem Samstag verraten haben: Sie: „Nicht immer nur an die eigenen Klamotten denken, sondern auch mal so tun als ob „Er“ der Mittelpunkt der Erde wäre! Und ein Steak oder Burger zum Schluss Versprechen“ – Er: „Als erstes in die Unterwäscheabteilung und etwas Nettes kaufen. Das bringt zwei Stunden Puffer, bis er wieder denken kann.“ – Er:„Kölsch!“ – Sie: „Alleine einkaufen gehen!“ - Sie: „Schokolade mitnehmen“. Ganz grün sind sich Mann und Frau beim Einkaufen wohl noch nicht, aber zumindest ist der Wille vorhanden, aufeinander einzugehen und auch mal tiefer in Trickkiste zu greifen – um des lieben Friedens Willen...
Tipps aus der seconds-Redaktion: Starten Sie gerade erst mit dem gemeinsamen Einkaufen? Dann versuchen Sie sich doch lieber erst mal an beschaulichen Einkaufsstraßen, zum Beispiel im Belgischen Viertel rund um den Brüsseler Platz, oder die Ehrenstraße. Wenn es weniger Boutique-lastig werden soll und auch Ketten wie Zara, H&M, Anson’s gewünscht sind, hilft auch ein Ausflug ins etwas weniger überfüllte Umland, zum Beispiel nach Bonn. Wo es ganz neben bei auch günstigere Parkplätze gibt.
„Nachdem meine Frau mir das dritte Hemd in die Garderobe bringt, welches sie unbedingt an mir sehen möchte, reicht es auch“, findet Bankkaufmann Martin. Seine Frau Carolin sieht das etwas anders: „Ich weiß einfach, welche Farben ihm stehen und mir graust es teilweise vor den Mustern, die Martin sich aussucht.“ Im Umkehrschluss sieht Carolin es allerdings selbst nicht so gerne, wenn Martin sie dazu drängt, ein bestimmtes Kleid zu kaufen. „Wahrscheinlich könnten wir in Punkto Einkaufen etwas rücksichtsvoller miteinander umgehen, aber so richtig gekracht hat es bisher noch nie.“ Wie sich trotzdem mit sanfter Bestimmtheit die Meinung des Partners für oder gegen ein Kleidungsstück beeinflussen lässt, erklärt Gabriele, die ihren Mann schon seit 40 Jahren kennt: „Ich lasse meinen Mann die erste halbe Stunde komplett in Ruhe und dann kommt er meistens von selbst zu mir und möchte meine Meinung wissen. So bewahre ich mir eine positive Grundstimmung – das klappt wunderbar.“
Tipp: einen Burger zum Schluss versprechen! Oder Schokolade mitnehmen
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Das LVR-Industriemuseum in Bergisch Gladbach – Papiermühle Alte Dombach Fachwerkgebäude in einer grünen Tallandschaft, ein Teich und ein klapperndes Mühlrad – so empfängt die Alte Dombach ihre Besucherinnen und Besucher. Alles dreht sich um Papier – man kann sehen, hören und riechen, wie es früher hergestellt wurde und wie eine moderne Papierfabrik arbeitet. Große und kleine Gäste können selbst Papier schöpfen, ein polterndes Lumpenstampfwerk erleben und die Entstehung einer Papierbahn auf einer kleinen Papiermaschine verfolgen. Das größte Ausstellungsstück ist eine 40 Meter lange Papiermaschine aus dem Jahr 1889. Exponate wie eine 150 Jahre alte Sammlung von liebevoll gestalteten Freundschaftsbriefchen oder historische Verpackungen erzählen vom Papiergebrauch in früheren Zeiten. Auch die Geschichte des Toilettenpapiers kommt nicht zu kurz.
Das Frauenmuseum in Bonn holt Künstlerinnen aus ihrem Nischendasein Von Iris Then Wäre da nicht ein großes Banner, das quer über der Straße hängt und darauf verweist, könnte man es glatt übersehen, das Frauenmuseum in Bonn. In einem ehemaligen Kaufhaus, das sich in einem Hinterhof in der nördlichen Altstadt befindet, zeigen Frauen aus der ganzen Welt in wechselnden Ausstellungen seit 1981 ihre Kunst. Zwängt man die Künstlerinnen mit einem reinen Frauenmuseum nicht erst recht in eine Nische? „Die Nische ist das radikale Modell und dann kommen die anderen und interessieren sich dafür“, sagt Marianne Pitzen, die Direktorin und Mitbegründerin des Museums. „Die Spezialisierung, die unser Museum hat, können andere gar nicht leisten.“ In einer Zeit, in der die meisten Museen noch Staubkisten ähnelten und die Künstlerinnen oft nicht ernst genommen und zu „Hausfrauenkünstlerinnen“ degradiert wurden, gründeten sie und ihre feministischen Mitstreiterinnen damals das weltweit erste Frauenmuseum in Bonn. Inzwischen hat das Modell längst schon Nachahmer gefunden, die das Konzept aufgriffen und variierten. Dennoch sagt Marianne Pitzen, die selbst auch als Künstlerin tätig ist, gebe es nach wie vor viel zu tun
Was man nicht sieht, existiert nicht „Wenn Werke von Künstlerinnen nicht in den großen Sammlungen vertreten sind, dann behandelt man sie später als habe es sie nie gegeben. Dann meinen die Museumsdirektoren oder Kunstkritiker, was sie nicht kennen, das kann nicht gut sein. Sie machen sozusagen ihr Nichtwissen zu einem Faktor ihrer Macht.“ Diese Ignoranz findet die 64-Jährige einfach unglaublich. In ihrem Museum arbeitet sie
deshalb auf mehreren Gleisen gleichzeitig daran, weibliche Kunst sichtbarer zu machen. Neben den festen Beständen (Werke unter anderem von Käthe Kollwitz, Valie Export, Maria Lassnig und Dauerleihgaben von E.R. Nele, Linda Cunnigham, Tina Wedel und Yoko Ono) wurden bisher über 600 Ausstellungen gezeigt. Der Körper, die Leiblichkeit und auch das Biographische sind zwei große Themen, die sich in den Arbeiten der Künstlerinnen immer wieder finden. So etwa auch in dem im April gezeigten biographischen Projekt „Jenseits vom Leben. Jankiman“ einer jungen syrisch-kurdischen Künstlerin.
lerinnen Material für eine begleitende Forschungsstudie sammeln.
„Da muss man schon aufpassen, dass wir hier nicht dauernd nur Körper und Kleider zeigen“, lacht die Direktorin, die es versteht, genügend andere interessante Themen dagegen zu setzen: Statt Friedensmärschen gibt es beispielsweise ab Ostersonntag „Die Rotarmistinnen“, eine Dokumentation in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst. Oder Ende des Jahres „Die Frauen in den Weltreligionen“, eine Ausstellung, die im Jahr der Wahl eines volksnahen Papstes einen Blick auf die weniger beleuchtete Seite der Religionen wirft.
Das Geld, das das Frauenmuseum Bonn für seine vielen Aktivitäten benötigt, muss es zum größten Teil selbst erwirtschaften. Von Seiten der Stadt fließt nur die Miete für das Museumsgebäude. „Es gibt zwar für die Frauen hier viel Raum zum Experimentieren - die Ideen gehen uns nie aus, wir haben unheimlich Lust auf Veränderungsprozesse, etwas, was eigentlich völlig unmuseal ist - trotzdem wird von den Künstlerinnen auch viel verlangt“, sagt die Direktorin.
Neben fünf hauseigenen Ateliers unterhält das Museum auch drei Archive, denn umfassende Forschungsarbeiten gehören ebenfalls zu den Kernaufgaben. Nach Voranmeldung kann man hier ausgiebig recherchieren, etwa zu den Bereichen Frauen in Kunst, Geschichte und Politik, zu feministischen Themen und zu Kulturpolitik. Wer etwas zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, zur Kunst seit 1945 oder zu konkreter und konstruktiver Kunst und Architektur und Design sucht, findet dort eine umfangreiche Literatursammlung. So ist für 2014 zum Beispiel eine große interdisziplinäre Ausstellung über „Alleinerziehende Mütter“ geplant, für die seit gut zwei Jahren schon Künstlerinnen und Wissenschaft-
Globales Netzwerken Längst ist das Frauenmuseum Bonn auch zu einer international anerkannten Institution geworden. Seit 2012 ist es der Sitz des Verbandes ‚International Association of Women‘s Museums’, in dem auch Länder vertreten sind, von denen man dies erst einmal nicht annehmen würde: Iran, Türkei, Armenien, Albanien, Sudan, Mali und Senegal. In Kooperation mit den anderen Mitgliedern arbeiten sie daran, eigene Frauenmuseen aufzubauen.
Die meisten von ihnen leben am Existenzminimum - und bleiben auch so lange arm, bis sie ganz in die obersten Höhen kommen. Das ist für eine heutige Künstlerin gerade mal eine Professorenstelle an einer der Kunsthochschulen. Denn auch die bekanntesten unter ihnen haben es mit den Preisen für ihre Kunst bisher noch nicht über die Millionengrenze geschafft, da wo Künstler wie beispielsweise Gerhard Richter angesiedelt sind.
Von der Unsichtbarkeit zur Sichtbarkeit Die Machtkonstellationen im Kunstbetrieb sind verschlüsselter als früher. Deshalb rät die Direktorin des Frauenmuseums den jungen Künstlerinnen von heute, schon an der Akademie da-
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr Erwachsene 3,50 €, Kinder/Jugendliche unter 18 Jahre frei mit anzufangen, professionell Ausstellungen zu organisieren, zu lernen wie man Förderanträge stellt und wie man mit Sponsoren und Menschen der Öffentlichkeit umgeht, denn Kunst sichtbar zu machen ist vor allem eine Sache von Teamwork. „Künstlerinnen machen es sich manchmal zu gemütlich, gehen nicht das große Risiko ein, haben Angst vor der Auseinandersetzung. Sie sollten lernen mit Werbung lustvoll umzugehen und klar zu ihrem Berufsbild stehen. Sie müssen ihrer Umwelt vermitteln können, dass sie dieser etwas bringen können, was sie sonst vielleicht nicht hat: etwas Außergewöhnliches, etwas Glanz.“ Wie man das macht? Auch dazu bietet das Frauenmuseum eine umfassende Beratung für Künstlerinnen an.
Kunst von Frauen nicht nur für Frauen Frauenmuseum Bonn Im Krausfeld 10 53111 Bonn Tel. 0228/691344 www.frauenmuseum.de Di - Sa: 14 bis 18 Uhr + So: 11 bis 18 Uhr Laufende Ausstellungen: 31.03. bis 12.05.2013 Kunst im Brennpunkt eine palästinensisch-deutsche Kunststudenten- und Künstlerinnenund Künstlerbewegung 31.03. bis 12.05.2013 Die Rotarmistinnen Dokumentation 31.03. bis 28.04.2013 Jenseits vom Leben. Jankiman Ein biografisches Projekt
LVR-Industriemuseum, Alte Dombach, 51465 Bergisch Gladbach www.industriemuseum.lvr.de Telefon kulturinfo rheinland 02234 / 9921 555
Tipps: Bergisch Gladbach Druckwerkstatt für Kinder - 05.04.2013
LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach, 51465 Bergisch Gladbach 12:30 - 14:30 Uhr - 3 € Für Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren Unter Anleitung können erste Erfahrungen mit verschiedenen Hochdrucktechniken gemacht werden
Rotkäppchen - 06.04.2013 - 20.04.2013 Sa
Theater im Puppenpavillon Bensberg, Kaule, Kaule 36, 51429 Bergisch Gladbach-Bensberg - Beginn: 15:00 Uhr (ab drei Jahre) Karten bitte unter 02204/5 46 36 reservieren! Eintritt: 6,- € (Kinder) / 7,- € (Erwachsene)
Sonntags-Atelier für alle Altersgruppen
07.04.2013 Städtische Galerie Villa Zanders, Konrad-Adenauer-Platz 8, 51465 Bergisch Gladbach - 11 - 13 Uhr
Kindheit in der Alten Dombach um 1850 -
07.04.2013 - LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach, 51465 Bergisch Gladbach Beginn: 14:00 Uhr - Führung für Kinder Ohne Anmeldung, bitte keine Gruppen, Erwachsene 3,50 €, Kinder und Jugendliche frei
impressum
Weibliche Kunst
Jankiman_Ins_Unbekannte__2011_45x44cm,Mixed_midiaauf_Holz
Auf den weitläufigen Wiesen können sich die kleinen Besucher austoben, und das Café mit der sonnigen Terrasse lädt zur Entspannung ein. Natürlich gibt es einen Museumsladen mit vielen schönen Dingen aus Papier und Büchern zum Thema.
Eifelstraße 24 50667 Köln Telefon: 0221 / 82 82 00 57 Telefax: 0221 / 82 82 00 56 Herausgeber: Andreas Bastian Redaktionen: Kultur und Menschen: Anne Siebertz Musik: Dirk Conrads Urban Art, Biolance, Originell: Andreas Bastian, Sabine Teichmann Online Redaktion: Corinna Güsken Fotografien: Dieter Speelmanns - www.dsp.de Katja Wendlandt - www.katjawendlandt.de Stefan Pallmer, Andreas Bastian, Corinna Güsken, Anne Siebertz, Dirk Conrads
Frühlingsfest & Verkaufsoffener Sonntag 07.04.2013 Hauptstraße / Konrad-Adenauer-Platz / Laurentiusviertel - Beginn: 11:00 Uhr
Der Familie Popolski - NEU IM VERKAU
10.04.2013 - Bergischer Loewe Beginn: 20:00 Uhr „Get the Polka startet“ ...heißt das neue Programm, mit dem die Familie Popolski wieder auf den Bühnen der Republik durchstartet.
Öffentliche Führung durch die Ausstellung
„Totentänze“ aus der Sammlung Fritz Roth 11.04.2013 - Städtische Galerie Villa Zanders, Konrad-Adenauer-Platz 8, 51465 Bergisch Gladbach Beginn: 18:00 Uhr
„Der gestiefelte Kater“ - 13.04.2013
LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach, 51465 Bergisch Gladbach - Beginn: 15:30 Uhr Papiertheateraufführung - Für Kinder und Erwachsene 8 €, Familienkarte (4 Personen) 30 €, Vorverkauf: www. burgtheater.org oder Tel. 0160-5542447
Satz-Layout: Katja Wendlandt/ Andreas Bastian Seconds-Autoren-Team: Meriem Benslim, Linda Fischer, Dirk Maschin, Katrin Farnung, Jutta Vogt-Tegen, Carina Thomann, Björn Thomann, Dieter Speelmanns, Dirk Conrads, Gaby Mutschke, Andreas Schwann, Nicole Doering, Helena Montagnese, Mirjam Dröge, Ralf Esser, Michéle Hentschel, Merle Ullrich, Peter Köster, Nadja Sobotzik, Nadine Stellmacher, Gregor Zootzky, Sabine Teichmann, Corinna Güsken, Claudia Saar, Sarina Brechmann, Magrid Weicholt, Anne Siebertz, Andreas Bastian, Stefan Pallmer, Katharina Mansi, Cora Meyer, Daniela Lukaßen, Marie-Charlotte Maas, Katharina Litz, Iris Then, Viktoria Langenhuisen, Christiane Martin, Andrea Neuhoff, Jacqueline Stoimanova
hemmungslos lachen - schamlos weinen
(Premiere) - 13.04.2013 - THEAS Theater, Jakobstraße 103, 51465 Bergisch Gladbach-Stadtmitte Beginn: 20:00 Uhr Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 9 Euro
Mathias Richling - Der Richling Code
17.04.2013 Integrierte Gesamtschule Paffrath, Borngasse 86, 51469 Bergisch Gladbach - Kabarett an der IGP Einlass: 19:00 Uhr - Einrittspreis: € 18,- / 6,-
Bensberger Frühlingsfest
20.04.2013 - 21.04.2013 So Sa - 11-18 Uhr Das Bensberger Frühlingsfest findet zum 3. Mal im Bensberger Zentrum.
Kinderflohmarkt und Papierfliegerbasteln 21.04.2013 LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach 51465 Bergisch Gladbach - 11:00 - 16:00 Uhr Anmeldung für den Flohmarkt unter Tel. 0 22 02 - 93 66 80 Papierflieger basteln: Kinder 1 € 15 Uhr: Wettbewerb „Welcher Papierflieger fliegt am weitesten?“
Web: www.seconds.de Facebook: www.facebook.com/Stadtjournal
Es gilt die Anzeigenpreisliste 01-2013 Anzeigenschluss: der 20. des laufenden Monats
Termine und Veranstaltungen: Die Wiedergabe der Termine, Adressen, Kontaktdaten. Die Übereinstimmung mit der Wirklichkeit ist zwar beabsichtigt, ober ohne Gewähr. Die Redaktion behält sich Kürzungen von Leserbeiträgen vor. Urheberrechte für Beiträge, Fotos und Anzeigenausgabe sowie der gesamten Gestaltung bleiben beim Verlag, den Autoren oder dem jeweiligen Rechteinhaber. Eine Wiederveröffentlichung von Beiträgen erfolgt nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Rechteinhabers und des Verlags. Für eingesandte Manuskripe, Vorlagen und Programmhinweise kann leider keine Gewähr übernommen werden.
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Theater|Film
26 | Theater | Film
„Der dressierte Mann“ von John von Düffel, noch bis zum 5. Mai im Kölner Theater am Dom
Der dressierte Mann - Neues Vergnügen? Von Iris Then
Dieses Ungleichgewicht nimmt der Autor John von Düffel zum Anlass, um noch einmal alte Zankereien aus der Frauenbewegung aufzuwärmen. Aus der 1971 erschienen Streitschrift „Der dressierte Mann“ von Esther Vilar, damals wegen ihrer These, die Frau unterdrücke den Mann und nicht umgekehrt, bei Feministinnen heftig umstritten, hat er jetzt eine Komödie gemacht. Zur Einstimmung auf das Thema zeigt René Heinersdorff dem Publikum in seiner flotten Inszenierung im Theater am Dom Originalvideoszenen aus einem Fernsehduell zwischen Alice Schwarzer und ihrer Kontrahentin Esther Vilar, das 1975 im WDR ausgestrahlt wurde. „Und daraus sollen wir jetzt ein Boulevardstück machen!“ lässt er den Schauspieler Stephan Schleberger, der kurz danach in die Rolle des Bastian schlüpft, den Prolog beenden. Da hört man den Theaterregisseur buchstäblich seufzen.
versuchen die Beziehung ihrer Kinder zu retten. Die beiden Frauen könnten eigentlich von ihrer Rolle her nicht gegensätzlicher angelegt sein: die eine ist eine Radikalemanze und die andere eine Zahnarztgattin in dritter Ehe. Im Stück sind sie sich jedoch viel zu schnell einig. Ohne die Figur der Frauenrechtlerin richtig ausgespielt zu haben, wechselt Marianne Rogée - Bastians Mutter - ins Lager von Helens Mutter. Die von Karin Dor dagegen sehr überzeugend dargestellte Zahnarztgattin interessiert sich nur für Shopping und Geld ausgeben. Angelehnt an Esther Vilars Thesen sind die beiden Frauen davon überzeugt, dass ein Mann sich nur wohl fühlen kann in der Rolle des Beschützers und eine Frau alle Macht in ihrer Hand hält, solange sie ihm dieses Gefühl stets vermittelt. Beide wollen Helen mehr weibliche Reize angedeihen lassen, um Bastians vereitelte Heiratsabsichten wiederzubeleben.
Helen will im Stück nämlich beides: Die Karriere und den Mann, der jetzt, von Minderwertigkeitskomplexen geplagt, plötzlich nicht mehr heiratswillig ist. Doch da kommen die beiden Mütter des Liebespaares ins Spiel und mit ihnen auch die Brüche des Stückes. „Wenn ein Mann weniger Geld verdient als seine Frau, dann ist das so, als würde ein Rehpinscher eine Schäferhündin besteigen.“ Sprüche wie diese prasseln im Minutentakt auf das Publikum ein. John von Düffel mischt jede Menge Klischees mit den Thesen einer Esther Vilar und legt sie den beiden Müttern des Paares in den Mund, die
„Verhalte dich wie ein Kind, dann wirst du ernährt“, empfehlen sie deshalb Helen, gespielt von Caroline Kiesewetter, die ähnlich wie Marianne Rogée daraufhin viel zu rasant und wenig nachvollziehbar von der taffen Businessfrau zum ungelenken Weibchen mutiert. Mit einem Minikleid im 60er-Jahre-Stil und Ohs und Ahs im Kleinmädchenton versucht sie ihren aus dem Alkoholrausch erwachten Bastian zu bezirzen. Doch Stephan Schleberger, der auch in Unterhosen noch einen glaubhaften, verkappten Macho abgibt, ist als Bastian plötzlich weder die Karrierefrau, noch die Frau, die sich von ihm aushalten lässt, recht. „Lie-
beskummer ist für eine Frau nur das Gefühl, dass ihr ein gutes Geschäft davonschwimmt“, kommentieren die beiden Mütter die aufkommende Verzweiflung und beschließen einhellig: Jetzt helfen nur noch Kinder! Eine klassische Lösung, nicht sehr originell. Und so verwundert es auch nicht, dass die Vision, die John von Düffel am Ende dann malt, keine neuen Einsichten bringt. Klischees bleiben nun mal Klischees, egal wie man sie dreht und wendet. Mit schwarz-weiß lässt sich vielleicht gut Komödie machen, und René Heinersdorff schafft es auch mit seiner temporeichen Inszenierung, sein Publikum, das an diesem Abend überwiegend aus der Generation 50+ besteht, zum Lachen zu bringen. Aber für eine Zukunftsvision ist das Ganze dann doch zu platt. Da hängt der Autor John von Düffel seiner Zeit weit hinterher. Ob nun Frau oder Mann, beide lassen sich schon länger nicht mehr in solch eintönige Rollenbilder zwängen. Vielleicht rührt ja daher das im Prolog spürbare Seufzen. „Der dressierte Mann“ Komödie von John von Düffel nach dem gleichnamigen Bestseller von Esther Vilar Bis 5. Mai im Theater am Dom Glockengasse 11 Opern Passagen 50667 Köln Vorstellungen tägl., außer Mo. Karten: 0221/2 5801 53/54 - www.theateramdom.de
„überall dabei - Das inklusive Filmfestival“
Seit dem 20. September 2012 ist das einzigartige Filmfestival der Aktion Mensch auf Tournee in über 40 deutschen Städten. Sechs ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme zur Inklusion, dem Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung, stehen auf dem Programm. Im April gastiert das Festival in Bonn, im Mai in Köln. „überall dabei“ ist das einzige Filmfestival in Deutschland, das umfassend
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Hitchcock
Love Letters
Ein von Morden besessener Mann mit Übergewicht. Der einflussreichste Filmemacher des vergangenen Jahrhunderts. Und die Frau hinter Alfred Hitchcock.
Nicht mit Dir und nicht ohne Dich
Von Viktoria Langenhuisen
In der Erwartung, im Job bald befördert zu werden, schmiedet Bastian schon mal Heiratspläne. Doch dann erhält ausgerechnet seine Freundin Helen die begehrte Stelle in der Bank, in der beide arbeiten. Statt FünfSterne-Candle-Light-Dinner gibt es jetzt eine handfeste Beziehungskrise, denn welcher Mann erträgt es schon, wenn die Partnerin plötzlich das Zehnfache von ihm verdient und auf der Karriereleiter vorbeizieht?
Fünftes bundesweites Filmfestival der Aktion Mensch auch in Bonn und in Köln
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barrierefrei organisiert ist. Sehbehinderte Menschen können die Filme per Audiodeskription erleben: In Hörfassungen wird beschrieben, wie Atmosphäre, Räumlichkeiten oder Landschaften aussehen, wie sich die Darsteller bewegen und interagieren. Hörbehinderte Menschen können den Film über Untertitel und mittels einer speziellen Tonspur verfolgen. Die anschließenden Diskussionen werden für Gehörlose von Gebärdensprachdolmetschern begleitet. Im Mittelpunkt der Filme stehen Menschen mit Behinderungen: Es geht um Kommunikation, Wahrnehmung, Veränderung und Entwicklung, um das Überwinden von Hürden mit verschiedenen Fähigkeiten. „Die Kunst sich die Schuhe zu binden“, ein schwedischer Film der Regisseurin Lena Koppel, erzählt eindringlich, wie eine Gruppe geistig behinderter Menschen es schafft, auf der Bühne ihrem Alltag zu entfliehen. In der Dokumentation „Mensch 2.0“ befassen sich Alexander Kluge und Basil Gelpke mit den Auswirkungen von Biotechnologie und Computerzeitalter auf unser zu-
künftiges Menschenbild. Inwieweit können Roboter Hilfe im Alltag bieten oder als Körperhilfen dienen? In dem südkoreanischen Thriller „Blind“ geht eine ehemalige, durch einen Unfall erblindete Polizeischülerin auf Mörderjagd. Die amerikanische Produktion „Deaf Jam“ dokumentiert, wie die gehörlose Aneta mit der hörenden Tahani eine neue Art von Slam Poetry kreiert. Aus Australien kommt der Dokumentarfilm „Rachels Weg. Aus dem Leben einer Sexarbeiterin“: Er erzählt die Geschichte einer Frau, die sich auf Kunden mit einer Behinderung spezialisiert hat und für deren Rechte kämpft. Der zweite Beitrag aus Schweden begleitet Gustav und seinen Zwillingsbruder Oskar, der kleinwüchsig ist, über zehn Jahre hinweg bis zum Alter von 19 Jahren. „Wir haben eine Filmauswahl zusammengestellt, die zum Nachdenken anregt, Hoffnung macht und Spannung erzeugt, aber auch provoziert. Wir wollen damit die Diskussion zu den Themen Inklusion, Vielfalt und Veränderung in
Deutschland verstärken“, so Martin Georgi, Vorstand der Aktion Mensch. Termine: Bonn: 11. - 17. April 2013 im LVR-LandesMuseum Bonn Köln: 10. - 12. Mai 2013 im Museum Ludwig (vormerken!) LVR-LandesMuseum Bonn Colmantstr. 14 - 16 53115 Bonn Programminfo/Vorbestellungen unter Tel. 0228 - 96 69 99 11 Fax: 049 (0) 228 / 2070 – 299, info. landesmuseum-bonn@lvr.de www.lvr.de Museum Ludwig Köln Bischofsgartenstraße 1 50667 Köln Tel.: 0221-221-26165 info@museum-ludwig.de http://www.museum-ludwig.de/
Hollywood, Sommer 1959. Regisseur Alfred Hitchcock kann den Erfolg seines letzten Films „Der Unsichtbare Dritte“ nicht genießen. Kritiker und Fans verlangen nach einem neuen Thriller; die Studiobosse wollen die Kassen wieder klingeln hören. Obwohl Hitchcock bereits 71 Jahre alt ist und alle Filmrekorde längst gebrochen hat, zählt für ihn nur eines: Sein nächster Film muss zeigen, was noch keiner gesehen hat. Er soll die Zuschauer mitreißen und schockieren! Also beschließt der Brite, Robert Blochs Roman „Psycho“ über den geisteskranken Serientäter Ed Gein auf die Leinwand zu bringen. Doch Paramount, an die Hitchcock vertraglich gebunden ist, weigert sich den Film zu produzieren. Überzeugt und begeistert von seinem Projekt lässt Hitchcock nicht locker. Er schließt mit der Firma einen Deal: Paramount übernimmt den Verleih, aber die Finanzierung von 800.000 Dollar muss Alfred selbst mit einer Hypothek auf sein Haus absichern. Damit steht er also vor dem Projekt seines Lebens. Er weiß nicht, ob er sich einen Traum erfüllt, oder nur einen Albtraum inszeniert. Der Film „Hitchcock“ erzählt zwei Geschichten: die Entstehung des Kinoklassikers „Psycho“ und eine Sequenz im Leben seines Schöpfers Alfred Hitchcock. Der Zuschauer beobachtet den Regisseur nicht nur bei seiner Arbeit, sondern bekommt tiefe Einblicke in dessen Gefühlswelt und innere Abgründe, ausdrucksstark und ironisch vermittelt durch Hauptdarsteller Anthony Hopkins. Man lernt Hitchcock als „Meister der Suspense“ und als Menschen kennen. Als einen Mann, der eigentlich so gar nicht ins Rampenlicht passt. Alfred ist sensibel und ängstlich, aufbrausend und beherrschend zugleich. Im Laufe der Geschichte hat Alfred Hitchcock wiederkehrende Visionen, in denen der Serienkiller Ed Gein auftaucht. Diese Bilder verdeutlichen, wie belastend die Arbeit an „Psycho“ für Hitchcock ist. Nach außen hin gibt er sich selbstsicher. Aber innerlich ist er geplagt von Zweifeln. Seine Begeisterung für diesen Serienkiller und die Idee, die Kinogänger zu schockieren, treiben ihn an. Die Szenen, in denen sich Hitchcock vorstellt, mit dem Mörder zu sprechen, sind angelehnt an Gespräche zwischen dem realen Hitchcock und Figuren in seinen Filmen. Regisseur Sacha Gervasi gelingt es, ein szenisches Band zwischen Film und Lebenswerk zu knüpfen.
Ohne seine Frau Alma Reville wäre Hitch verloren. Sie ist es, die ihn immer wieder ermutigt, die Dreharbeiten an „Psycho“ fortzuführen. Die Rollenaufteilung ist eindeutig: Er steht im Rampenlicht und wird gefeiert. Sie, eine erfolgreiche Drehbuchautorin, muss ihre eigene Karriere zurückstellen, um die ihres Mannes in jeder Hinsicht zu unterstützen. Der Beziehung zwischen Alfred und Alma wird im Film sehr viel Raum gegeben. Vielleicht zu viel. Die Szenen zeigen alltägliche Ausschnitte aus einer in die Jahre gekommenen Ehe. Helen Mirren spielt die zynischen Dialoge grantig und zickig. Die boshaften Bemerkungen, die sich Hitch und seine Frau an den Kopf werfen, lassen den Zuschauer schmunzeln. Doch spannend ist das Ehedrama nicht, denn die Probleme gealterter Ehepaare hat Hollywood dem Zuschauer schon allzu oft vorgeführt. Bei weitem packender ist es da schon, der Entstehung des Films „Psycho“ zuzuschauen. Regisseur Sacha Gervasi setzt bewusst bekannte Elemente aus den Hitchcock-Klassikern ein, um die Story zu erzählen. Die Figur Hitchcock begrüßt die Zuschauer zu Beginn des Films und verabschiedet sie wieder, ganz im Stil der „Alfred Hitchcock presents-Serie“. Gervasi übernimmt nicht nur Hitchcocks Stilelemente, sondern er zeigt auch, wie ein Film zu jener Zeit gedreht und geschnitten wurde. Das Filmset, an dem die Handlung einer der berühmtesten Filmproduktionen größtenteils stattfindet, wurde realistisch rekonstruiert und wirkt authentisch. Die Farben des Films und der Kostüme sind pastellig wie in jener Zeit. „Hitchcock“ lässt Film- und Zeitgeschichte in einer Zeitreise ins harte Filmgeschäft lebendig werden und spiegelt die Arbeits- und Denkweisen im Hollywood der 50er-Jahre wider. Vor allem die Auseinandersetzung mit der Zensurbehörde und das Gerangel um Geld werden thematisiert, aber auch die Selbstinszenierung Hitchcocks und die Promotion eines Films in jener Zeit. „Hitchcock“ ist nicht nur eine Beziehungskomödie, sondern eine fantastische Hommage an einen der spannendsten und bedeutendsten Filme Hollywoods und seinen Regisseur!
Foto© Anja Klinner
Von Stefan Pallmer Melissa und Andrew kennen sich seit der zweiten Schulklasse. Die beiden Kinder schwärmen füreinander, und sie bezeugen ihre Zuneigung anfangs auf kleinen Zetteln in der Schule, später in Briefen und Postkarten. Melissa genießt Andrews Geschenke und Aufmerksamkeiten und ihre Rolle als seine Prinzessin. Mit der einsetzenden Pubertät kommen neue Themen für beide ins Spiel. Die Briefe handeln nun von ihren Ängsten und Träumen, ihrer Eifersucht und der elterlichen Bevormundung, der sie nur in der Welt ihrer Briefe entgehen können, aber nicht in der Realität. Die Liebenden stammen aus völlig unterschiedlichen Familien und gesellschaftlichen Schichten: Melissa, die launige Tochter aus reichem Hause, mit einer alkoholkranken Mutter und ihren gescheiterten Ehen und Andrew, der artige, ehrgeizige Sohn aus einer typischen Mittelstandsfamilie, die ihren amerikanischen Traum verwirklichen will. Räumlich voneinander getrennt, scheinen die verschiedenen Lebenslinien der beiden schon vorgezeichnet, bevor sie sich selbst über die eigenen Träume und Wünsche an ihr Leben im Klaren sind. Andrew wird nach seinem Militärdienst und dem Besuch der Eliteuni eine politische Karriere machen und es einmal bis zum Senator schaffen, mit einer amerikanischen Bilderbuchfamilie inklusive. Melissa, die chaotische Künstlerin, die ständig ihren Wohnort wechselt, vor sich selbst immer wieder wegläuft, wird sich zunehmend ihrem Zynismus, Selbstmitleid und Alkoholismus ergeben. So konträr ihre Wege auch verlaufen, über ihre Briefe bleiben beide ein Leben lang miteinander verbunden, mal enttäuscht, mal verletzt und dann wieder liebe- und verständnisvoll den anderen begleitend. Aus den selbst- und fremdgestrickten Strukturen aber kommen sie nicht heraus, ihre Realitäten sind trotz ihrer Liebe nicht kompatibel. Nur zum Ende hin, für ein paar Stunden des intimen Zusammenseins, flackert die Hoffnung auf eine sich erfüllende Beziehung noch einmal kurz auf, doch da scheint es schon zu spät für die beiden Liebenden.
der Schauspieler über das Lesen ihrer Briefe zu führen, er scheint nur auf den ersten Blick ermüdend. In Wirklichkeit entwickeln die Briefe eine eigene Dynamik, von den flapsig schüchternen Annäherungsversuchen aus der Kinderzeit, über die trotzig-bösen Briefe einer jungen Frau, hin zum wohlformulierten Schreiben eines erfolgreichen, aber auch traurigen Self-made-Mannes. Die Wandlungsphasen von Melissa (Doris Plenert) und Andrew (Gerhardt Haag) werden in der Inszenierung von Martin Jürgens von den Schauspielern glaubhaft und ausdrucksstark vermittelt. So lebt das Spiel der beiden Akteure vor allem von ihrer Mimik und ihrem Gestus beim Lesen - Andrew, der oft stocksteif mit hochoffiziöser Haltung dasteht, als würde er eine Rede vor dem Kongress halten, oder Melissa, die sich auf ihrem Stuhl mal gelangweilt, mal todtraurig mit ihrer Flasche Gin räkelt – immer wird die Gefühlslage des Schreibenden sichtbar. Das minimalistische Bühnenbild mit zwei Tischen und zwei Stühlen unterstützt die Konzentration auf das Mienenspiel der Darsteller, die während des gesamten Theaterstücks keinen Blickkontakt haben (lediglich am Anfang, als die beiden Kinder mit Kreide ein Liebesherz auf eine Mauer zeichnen und am Schluss des Stücks, als Melissa sich aus einer imaginären Welt Andrew zuwendet). Obwohl jeder der beiden Schauspieler für sich alleine agiert und seine Briefe im Monolog vorträgt, entsteht ein äußerst spannender Dialog für den Zuschauer. Wiederkehrende Weihnachts- und Neujahrsgrüße sowie kurze Musikeinspielungen strukturieren die Inszenierung. „Love Letters“ ist sicher auch ein zutiefst amerikanisches Theaterstück. Es dokumentiert nicht nur die lebenslange Liebesgeschichte zweier Menschen in Briefen, im Hintergrund geht es immer auch um die Geschichte der USA, ihre gesellschaftlichen Widersprüche und den Blick hinter die Fassade des amerikanischen Traums. Melissa und Andrew scheitern letztlich an ihrer Mutlosigkeit, ihrer Unfähigkeit sich gegen gesellschaftliche Konventionen zu wehren und zu ihrer Liebe zu bekennen. Und das wiederum ist eine universell gültige Geschichte.
Vielschichtiges Beziehungsspiel
Vielschichtiges Beziehungsspiel „Love Letters“, von dem amerikanischen Dramatiker Albert R. Gurney, ist eines der am häufigsten gespielten Theaterstücke in den USA. Nach seiner Uraufführung 1988 sorgte das Zwei-Personen-Stück auch international für großes Aufsehen. Die ungewöhnliche Form, den gesamten Dialog
Love Letters, Theater im Bauturm, Freies Schauspiel Köln Nächste Vorstellungen: 28.04/ 02.06/ 11.07 Inszenierung: Martin Jürgens Ausstattung: Petra Moser Mit: Doris Plenert, Gerhardt Haag
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Musik
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Wasserfuhr
Dandylion
Jazz in Köln
Marianne Sween
Dass der junge deutsche Jazz gut ist, beweisen eindrucksvoll die Brüder Julian und Roman Wasserfuhr. Für alle Jazzfans sind sie eine absolute Offenbarung. Julian Wasserfuhr ist gerade mal zweiundzwanzig Jahre alt und schon ein Ausnahmetrompeter. Sein Bruder Roman Wasserfuhr ist fünfundzwanzig Jahre alt, gibt ihm den nötigen Halt und ist am Klavier der energiereiche Gegenpol, der so für Impulse sorgt. Mit ihrer Combo kommen sie nach Köln. Sie spielen am 19. April im Alten Pfandhaus.
Besetzung: Julian Wasserfuhr - Trompete, Flügelhorn Roman Wasserfuhr - Piano, Celesta, Synth Lars Danielsson - Bass, Cello, Gitarre Wolfgang Haffner - Schlagzeug
Von Dirk Conrads
Die Pusteblume auf der Wiese ist aber auch eine Gestaltwandlerin. Erst leuchtend gelb blühend, dann vergänglich. Eine weißhaarige, geisterhafte Erscheinung, die sich langsam im Winde auflöst. Genauso gestaltwandlerisch ist Marianne Sween. Ihre Vielseitigkeit ist enorm. Schöne Balladen wechseln mit groovigen Tanznummern. Songs mit Gospelelementen wechseln mit jazzigen Nummern. Mariannes Musik ist experimentell, progressiv, aber immer bodenständig. „Images Under Construction – Selections“ Ihre neue CD „Images Under Construction – Selections“ kann man mit einem Raum mit vielen Türen vergleichen. Wenn eine Tür geöffnet wird, entdeckt man immer etwas Neues dahinter.
„Was du hörst, ist die musikalische Grenzenlosigkeit in meiner Musik“ Auffallend ist Mariannes Klavierspiel. Sie schlägt die Tasten sehr zart und gefühlvoll an. Das Spiel erinnert an eine klassische Musikausbildung. „ Ich habe nie wirklich Musik studiert, zwar habe ich Klavierunterricht an einer Musikschule gehabt, da war ich sechs oder sieben Jahre alt“, sagt Marianne Sween im In-
Fotocredits: © by ACT / Joerg Grosse Geldermann
www.altes-pfandhaus.de oder www.wasserfuhr-jazz.com
Eine ganz besondere Pusteblume aus Norwegen „Die Pusteblume, auf Englisch dandelion, ist ein wirklich durchtriebenes Pflänzchen. Sie taucht immer da auf, wo man sie am wenigsten erwartet und ruiniert den Tag für so manchen Gärtner auf dieser Welt.“ So lautet der erste Satz einer Pressemitteilung über die norwegische Sängerin und Musikerin Marianne Sween. Ihr neues Soloprojekt heißt „Dandylion“ und sie benutzt den Namen der Pusteblume allerdings mit einem kreativen Rechtschreibfehler. Eine gesunde Dosis an „weltmüder“ Arroganz, reif an Metaphern. Und die Beatles haben diesen Trick ebenfalls benutzt.
Foto©Marianne Sween
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19.04.13 | 20:00 Uhr Altes Pfandhaus
VVK: 18 EUR/ AK: 22 EUR
Foto©seconds.de
terview, „aber das war mir zu langweilig. Sie erlaubten mir dort nicht, nach meiner eigenen Fantasie zu spielen. Ich musste den Notenblättern folgen, die mir vorgelegt wurden. Ich habe nach Gehör gelernt und meine eigene Kreativität ins Spiel gebracht.“ Dass dies alles wirklich sehr gut funktioniert hat, hört man sehr deutlich beim ersten Song der CD, „The Monster“. „The Monster“ ist ein Stück voller Melancholie und der Eingang zu dem Raum mit den vielen Türen. Hinter all diesen Türen stecken die anderen Songs. Deutlich hört man die Einflüsse der 50er-Jahre. Die 60`s mit ihren Beat-Elementen. Der Sound der Orgel klingt manchmal wie bei den „Doors“. Trotzdem ist die CD „Images Under Construction – Selections“ zeitgemäße Popmusik. Dazu Marianne Sween: „ Ich wuchs mit der Musik der Beatles auf, Aretha Franklin oder Elton John. Doch auch mit klassischer Musik und natürlich mit den Achtzigern. Mein größter Einfluss in den letzten zehn Jahren ist auf jeden Fall „Radiohead“. Aber die gute alte Soulmusik bleibt immer ein Teil meines Herzens.“ Auf der CD gibt es Stücke, die sehr psychedelisch klingen. Auf ihre Art und Weise sehr britisch. Vergleiche mit Mike Stuart Span tun sich auf. „Oh, tatsächlich?“ fragt Marianne Sween. „Was du hörst, ist die musikalische Grenzenlosigkeit in meiner Musik. Die neue CD ist ja eine Zusammenfassung meiner ersten drei CDs. Auf der dritten CD habe ich herumexperimentiert. Mit allen möglichen Sounds und wechselnden Frequenzen, allerdings mit einem starken Hang zur Melodie.“ Der erste Teil dieser Trilogie basiert hauptsächlich auf Songs, die sie auf ihrem alten Wohnzimmerklavier gespielt hat. Der zweite Teil ist mit kompletten Drums und Bläsern produziert. „Der Hintergrund dieses Projekts war ohne eine wirklich komplette Idee zu starten“, sagt sie. „Wir starteten irgendwo und haben alles rausgelassen, die CDs aufgenommen, während wir die Songs geschrieben haben. Dieses Experimentelle ist auf jeden Fall ein Teil meines musikalischen Ausdrucks.“ Die Musik von Marianne Sween und ihrem Projekt „Dandylion“ ist in der Tat intelligente Musik.
Sie präsentiert nicht nur ihre pusteblumengleiche Produktivität, sondern auch ihre enorme Wandlungsfähigkeit. Der Sound wirkt zeitweise ein wenig schmal produziert. Die Instrumentierung spartanisch und ohne viel Schnickschnack. „Das ist in der Tat der Punkt. Für mich ist es sehr wichtig, auf dem Boden zu bleiben. Und natürlich der Kontakt mit den Menschen um mich herum“, sagt sie, „aber es ist auch wichtig, große, verrückte und ehrgeizige Ziele zu haben. Man sollte über das, was man täglich macht, nachdenken. Vielleicht kann man das auch in meiner Musik hören.“ „Als Musiker hat man es relativ einfach in Norwegen“ Marianne Sween hat ihre Wohnung in ein Aufnahmestudio verwandelt. Dort schreibt sie Songs für andere Künstler oder Musik für Filme. „Als Musiker hat man es relativ einfach in Norwegen“, erklärt sie. “Die sozialen Dienste sind dort sehr gut. Du kannst als Musiker einfach alles ausprobieren und machen. Die Regierung unterstützt dich dabei wirklich gut. Vorausgesetzt, du hast Talent und willst wirklich ernsthaft arbeiten. Ohne das kannst du auch bei uns nichts erreichen.“ Die Norwegerin spielte schon sehr erfolgreich mit ihrer Band Katzenjammer. Mehr als hundert Konzerte in ganz Europa zeugen davon. Der Name ist von einem bekannten Comicstrip aus Norwegen abgeleitet und hat auch ein bisschen mit den Nachwirkungen von Partyexzessen zu tun, wie sie uns bestätigt: „Wenn du jemals ein Katzenjammer-Konzert besucht hast, weißt du, was ich meine.“ „Es wird viel über mich geschrieben ...“ Ob die Eigenarten der Pusteblume, Schlauheit und Durchtriebenheit, sowie die gesunde Dosis an „weltmüder Arroganz“ auf sie zutreffen, wollen wir wissen. „Nun, es wird viel über mich geschrieben, aber auf vielfache Weise stimmt das schon. Die Pusteblume beschreibt mich als Person und natürlich meine Musik.“ Ihre Persönlichkeit sei so unterschiedlich, sagt sie, manchmal sei sie schön, sonnig, hässlich, zerbrechlich und stark auf einmal. In ihrer Musik versuche sie auszudrücken, wie das Leben ist. „Und Hässlichkeit kann auch sehr schön sein und Zerbrechlichkeit sehr stark. Die Pusteblume ist eine meiner Lieblingsblumen. Und ich habe auf keinen Fall Angst vor der Welt. Meine Eltern haben mich sehr unterstützt und immer zu mir gesagt, solange du zu den Menschen freundlich bist, kannst du tun, was du
möchtest. Die Welt gehört dir, nimm sie dir. Es ist okay, wenn du denkst, dass du gut bist, aber nicht, dass du besser bist als alle anderen. Das machte mich ein wenig erhaben und das ist mir wichtig. Das alles hat aber nicht unbedingt mit weltmüder Arroganz zu tun.“ Schon immer mit der Musik verbunden Marianne Sween wuchs in einer musikalischen Familie auf. Der Vater spielt mehrere Instrumente und hat ein kleines Aufnahmestudio zu Hause, die Mutter singt und hat eine tolle Stimme. Und der Bruder spielt ebenfalls mehrere Instrumente. „Es ist immer Musik um mich herum. Sogar mein Großvater war ein Showentertainer und ein toller Pianist. Musik ist in meinem Blut. Von meiner Familie habe ich wohl das Talent geerbt.“ “Trying to see the big picture while all the beauty lies in images under construction” Im Vorprogramm des Dandylion-Konzerts und der Europa-Tour stellte ein weiterer Sänger und Songwriter aus Norwegen sein Können unter Beweis: Robert Post. Mit seiner begnadeten Stimme und fingerfertig an der Gitarre, bekam er das Publikum sehr schnell auf seine Seite. Mit ihrer Band „Katzenjammer“ macht Marianne Sween nach vielen Konzerten eine wohlverdiente Pause. 2013 ist das Jahr von „Dandylion“. Auf der Bühne ist Miss Sween ein wahres Energiebündel, wie sie beim Konzert im Kölner Studio 672 im Stadtgarten unter Beweis stellte. Live ist Dandylion sehr rockig, und Marianne Sween bot in Köln ein echt tolles Konzert mit der kompletten Trilogie von „Images Under Construction“. Auf der Bühne ist sie sehr präsent und authentisch.
http://dandylion.no
“But I´m dying to mend all the cracks of my betrayals - the monster calls” Der Song „The Monster“ ist der wohl persönlichste Song, den Marianne Sween geschrieben hat und lässt die Frage aufkommen, welche Monster sie heimsuchen. „Als ich den Song geschrieben habe, wollte ich auf keinen Fall die Leute anlügen. Er lässt tief in mich hineinschauen. Er erzählt davon, wie ich Dinge beschreibe, auf die ich nicht besonders stolz bin und wie ich damit umgehe. Und die Tatsache, weiterhin Dinge zu tun, auf die man nicht stolz ist und wie das möglich sein kann. Das ist mein persönliches Monster. Es packt dich und lässt dich nicht mehr los.“ Miss Sween fühlt sich wohl in Köln, wie sie uns versicherte. „Ich war schon oft hier. Auch mit meiner Band Katzenjammer. Köln ist sehr schön und hat das eins der besten und größten Musikgeschäfte auf der Welt.“ Sonst noch was? – „Ich mag auch den Karneval in Köln sehr. Und natürlich die Menschen hier. Sie sind sehr offen für alles, sehr freundlich und interessiert an anderen Menschen. Das habe ich, wenn überhaupt, nur in Hamburg und Bremen so erlebt. Wie Marianne Sween so schön sagt: „ 2012 war das Jahr für Dandylion im Studio. 2013 wird das Jahr auf der Bühne.“ Und das hoffentlich bald wieder bei uns in Köln.
Caro Emerald
Foto: Adrie Mouthaan
Das ‚E-Work‘ swingte Von Andreas Bastian Bei so viel Rhythmus, gepaart mit der so typischen, eindringlichen Stimme, kann man eigentlich nur noch stehen bleiben und staunen: Caro Emerald zeigte in ihrer wirklich guten Live-Performance ihre ganze Brandbreite, vergleichbar mit einer Amy Winehouse. Barfuß steht sie auf der Bühne und singt – das ist ihr Markenzeichen. Im letzten Jahr räumte Caro Emerald gleich zwei Auszeichnungen ab: die Goldene Kamera und den begehrten Echo-Preis. Damit zeichnete die Jury – zu Recht - ihre überzeugend sichere Stimme aus, die über mehrere Oktaven reicht. Der Zufall stand am Anfang ihrer Karriere Pate Eigentlich war Caro Emerald zu Beginn ihrer Karrriere in der Szene ein eher unbeschriebenes Blatt. Ihre große Chance kam, als einer der Stars ausfiel, mit dem ein Demotape aufgenommen werden sollte. Kurzerhand sprang sie als Ersatzstimme ein. Und konnte überzeugen. Die Produktion der Single fand dann schließlich mit ihrer Stimme statt mit der des vorgesehenen Stars statt. Ein selbstgedrehtes Youtube-Video sorgte anschließend in den Niederlanden für Furore. Radiosender luden Caro Emerald zum Interview ein, und die Produzenten gründeten ein eigenes Label.
Das erste Album erhielt in den Niederlanden gleich Dreifach-Platin! Der breitgefächerte Stil schickt das Publikum auf eine Jahrhundertreise durch die Musik: Angesiedelt ist er zwischen der Bondmusik von „The Oher Woman“, südamerikanisch anmutenden „Santana-Klängen“ und dem Superhit: „A Night like this“, vermischt mit den eingängigen Rhythmen von Foxtrott, SwingJazz, Mambo, Samba und Chanson. Der geschickte Mix aus mehreren Musikstilen lässt sogar Vergleiche zu Trip Hop Größen wie Moloko zu. Das ganze live, ohne Synthesizer, ohne Hall und ohne Zweitstimme - klar, einfühlsam und authentisch! Gitarre, Saxophon, Trompete, Cello und Piano sind die Instrumente, und im Hintergrund laufen Metropolis-Clips, gepaart mit Trenchcoat und Borsalinos. Zwei Stunden dauerte die Reise durch die swingende Welt der Musik im E-Werk. Eine absolut überzeugende Vorstellung. Die Halle war voll, das Publikum gut gelaunt. Alle Generationen bewegten sich im Rhythmis der verschiedenen musikalischen Stilrichtungen. Caro Emeralds Tour durch Europa basiert auf dem 2011 erschienen Album: „Deleted Scenes from the Cutting Room Floor - Live“, wo die Songs des vergangenen HIT-Albums nochmals live eingespielt wurden! Das ist Atmosphäre pur! Das neue Album „The Shocking Miss Emerald“ erscheint am 3. Mai. Wir sind gespannt!
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30 | Musik
SPONTANEOUS
FLAMMABLE
TEMPERAMENTE
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April | 31
State Radio Back to Rock‘n Roll
Vier Jungs starten durch!
State Radio – das sind Gitarrist & Sänger Chad Stokes, Bassist Chuck Fay und Drummer Mike Najarian. Diese drei Jungs heizten bei einem erfolgreichen Konzert neulich das Gloria Theater in Köln ganz schön auf.
Von Katharina Litz
Das Besondere an ihren Songs sind die verschiedenen Einflüsse der Mitglieder. Für jeden ist etwas dabei und jeder kann sich mit den Themen der Songs identifizieren, denn sie erzählen von Dingen, die man schon einmal erlebt haben könnte. Ein besonderes Merkmal von Pop Punk ist, dass die Lieder einen gut einprägsamen Refrain haben und dadurch im Ohr bleiben. Perry Air spielte schon bei größeren Veranstaltungen, wie auf einigen Open Air Festivals, unter anderem in Niederkassel und in Köln bei „Battle of the Bands“, wo sie erfolgreich den dritten Platz erreichten. Und auch bei „Mega Mali Madness“, einem Benefizkonzert lokaler Bands in Zündorf. Ihr Ziel ist es jedoch, noch bekannter zu werden, um auch in größeren Locations aufzutreten und ein breiteres Publikum zu bekommen.
Von Katharina Litz
Die Kreativität lässt nicht nach
Gesteuerte Propaganda von Miloševic
Perry Air Zwei Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug und dazu Gesang – das sind die vier Jungs von Perry Air, Tobias Perschke, Lukas Radewahn, David Nicia und Niklas Kochen aus Niederkassel. Mit ihrem Musikstyle Pop Punk spielen sie zurzeit auf verschiedenen Open Air Festivals, Schulduellen und kleinen Konzerten im Kölner Raum
Inspiriert von dem Film „Spaceballs“ Angefangen hat alles mit dem Sänger und Gitarrist Tobias Perschke und dem Schlagzeuger Niklas Kochen. Sie gingen zusammen in die Schule, wurden Freunde und die Idee, eine eigene Band zu gründen, entstand. Beide Jungs fingen schon früh mit der Musik an, zuerst lernte man Blockflöte und dann fand man sein „persönliches“ Lieblingsinstrument. Hinzu kamen weitere Mitglieder, unter anderem auch David Nicia, der von der Idee einer eigenen Band ganz begeistert war und extra dafür das Bassspielen lernte. Anfangs trafen sie sich nur, um gemeinsam Musik zu machen. Ihre Band „Perry Air“ gründeten sie im Dezember 2011. Anfang 2012 kam dann, nach einigen Aussteigern und Umbesetzungen, der Gitarrist Lukas Radewahn dazu, und diese
vier Jungs rocken seitdem ganz schön die Bühne. Inspiriert von dem Film „Spaceballs“ entschieden sie sich für den Bandnamen „Perry Air“, aus dem Englischen ‚frische Luft, frische Brise’. Er soll für die neue und „erfrischende“ Musik der Newcomer-Band stehen. Seit über einem Jahr spielen sie nun zusammen. Ein besonderes Erlebnis war, als sie einige Wochenenden im Studio verbrachten, um ein paar ihrer Songs aufzunehmen, nämlich für ihre erste eigene CD. Durch viel Spaß und Zeit miteinander wuchs die Band immer enger zusammen. Das zeigt sich auch in den Songs. Hier textet nicht nur einer, sondern alle beteiligen sich und helfen beim Ausarbeiten, denn Teamarbeit ist ihnen wichtig. Für jeden ist etwas dabei Ihre Songs basieren auf Situationen, Wünschen, Ängsten und alltäglichen Dingen. Sie wollen ihre Erlebnisse und ihre Erfahrungen mit den Fans teilen. So zum Beispiel auch mit ihrem ersten Song „Thumbsucker“. Er handelt von einem Freund eines Bandmitglieds, der sich immer mehr von ihm distanziert. Das Lied spielt darauf an, ihm zu sagen, was alle von ihm denken, denn er benimmt sich ziemlich kindisch und naiv, so im Song: “You’re the same thumbsucker you used to be“.
Ihre Fans sind ihnen sehr wichtig, denn ohne ihre Unterstützung wären die Jungs heute nicht da, wo sie sind. So haben sie auch ihre eigene Fan-Seite „Perry Air“ in Facebook, um den Fans näher zu sein. Wo die Jungs in fünf Jahren stehen, wissen sie nicht, denn für sie zählt der Moment jetzt und hier. Ihr Ziel ist es jedoch, weiterhin zusammen Musik zu machen. Freuen wir uns deshalb auf weitere Songs, denn die Kreativität der Jungs lässt nicht nach.
Verlosung - SENSATIONELLES Fan-Package
In Zusammenarbeit mit Sub SoundS Booking & Promotion verlosen wir ein ultimatives exklusives Fanpaket der der Progressiv Folk-Rock Band CRYPTEX. CRYPTEX das sind Simon Moskon, Ramón Fleig und Martin Linke. Mit viel Charisma auf der Bühne, fantastischen Songs und sehr viel Surrealismus sind die Jungs aus Hannover auf Tour. In Köln spielen sie am 19. April im Underground.
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1x Spiegelreflex Flyer 1x Facebook Sticker 1x Button (antique) 1x Button (vinyl bites) 1x Feuerzeug
In der gemeinsamen Zeit haben sie viel erlebt. Von einem Highlight berichtet Chad Stokes stolz: „Eine Nacht spielten wir in L.A. bei einer Show von unserem Freund Tom Morello von „Rage Against The Machine“. Zu seiner Show kamen viele Superstars, die uns zuhörten.“ Mit ihrem neuen Album „Rabbit Inn Rebellion“ überraschen sie nicht nur mit ihrem veränderten Musikstyle, sondern rocken auch ganz schön die Bühne. “Wir wollen rocken!“ so Mike Najarian. Die neuen Songs erinnern teilweise stark an Led Zeppelin, Black Sabbath oder an Tom Petty, man
erkennt Punk, Prog und ein paar psychedelische Elemente besonders in dem Song „Sugarbeet Wine“. Chad meint dazu, „Ich wecke ein paar Sachen von der alten Musik auf, wie die R’n’Bs bei Jethro Tull oder bei „Traffic“. Diese Songs beinhalten Elemente, die beeinflussen, besonders die Riffs, wie bei Led Zeppelin. Wir sind alle hier zusammen Alle ihre Songs des neuen Albums basieren auf wahren Geschichten, was den Jungs sehr wichtig ist. Chad meinte dazu: „Nun, die unterschiedlichen Songs bedeuten unterschiedliche Dinge für mich und uns“, wie zum Beispiel der Song „Take Cover“. Er handelt von Soldaten, die vom Krieg zurückkehren und wie schwer es für sie ist, wieder ein wirkliches Leben zu führen. Oder der Song „Desert Queen“, der von der tragischen Geschichte von Chad‘s Hund Lefty handelt. „Leftys Verwandtschaft wurde getötet von einer Frau auf dem Berg mit ihrer Schrotflinte. So wurde ich inspiriert”, erzählt Chad. Mit ihren Songs vermitteln sie in groben Zügen
• 1 Paar Drum Sticks • sowie ein Meet & Greet mit der Band !!!!!
Das Fanpaket mit Fotoshooting bekommt ihr beim Treffen mit der Band überreicht. Einsendeschluss ist der 14.April 2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Fotocredits: Cryptex
Schickt eine Mail an folgende Adresse:
cryptex@seconds.de
immer eine Nachricht: „Wir sind alle hier zusammen, lasst uns gut miteinander umgehen.“ Was uns in der Zukunft erwartet? Die Band hat weitere Live-Songs auf Lager und wird mit ihrem Freund Matt Embree von der Band „RX Bandits“ bei zwei Shows in Colorado spielen. Dort wollen sie mit über vierzig Songs, verteilt über zwei Nächte, rocken. Es war nicht das erste Mal, dass sie hier in Köln spielten und wird auch sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, denn sie lieben ihre deutschen Fans und finden es besonders verrückt, wie sie auf ihren Konzerten abgehen. „Das siehst du nicht oft in den USA!“, meint Mike. Ihr Ziel in fünf Jahren ist es, in der Welt herumgekommen zu sein und vielleicht wieder einmal in Köln zu spielen. „Und wir bleiben dem Rock`n Roll treu“, erzählt Mike mit einem Lächeln. Wir sind gespannt, welche wahren Geschichten die Jungs uns in Zukunft noch erzählen werden. Fotocredits: Schoneberg Konzertbüro GmbH
Beatlemania in Köln - The Cavern Beatles im E-Werk auch der absolute Beatles Fachmann, der alle B-Seiten der veröffentlichten Singles der Beatles kennt. Vom Teenager bis zum Best Ager saßen alle in der Zeitmaschine und wären dort am liebsten geblieben. Denn die vier Jungs oben auf der Bühne gaben ihr Bestes.
Von Dirk Conrads Kreischende weibliche Fans – Zurufe wie „I love you Paul“ und Antworten von der Bühne wie „I love you, too Darling“, man könnte meinen, es sind die Sechziger. Irgendwo in London, in irgendeiner Location. Nein, es ist Jetztzeit. An einem Montag im Februar im Kölner E-Werk. Es hat sich nichts geändert, nur dass die Fans von damals in Würde ergraut sind. Aber die Begeisterung ist immer noch da.
„Liverpool ist ja eigentlich eine Kleinstadt, da passieren solche Dinge halt“
Seconds verlost ein Hammer-Fanpaket der Extraklasse mit folgendem Inhalt: 1x DVD signiert 1x Album-CD 1x Maxi-CD 1x DVD-Poster 1x Album-Poster
Seit fast sieben Jahren spielen die Jungs jetzt gemeinsam, anfangs noch mit einem anderen Drummer. Sie wurden als „Flag of the Shiners“ bekannt. Ihr heutiger Bandname war ursprünglich der Titel eines Songs. „Ich habe ihn ausgewählt, nachdem ich das Programm von Slobodan Milošević ansah. Er benutzte die Medien, um seine Propaganda zu steuern und zu verdichten“, erzählt uns Chad Stokes, der Gründer der Band. So änderten sie ihren Bandnamen um in „State Radio“ und den Song in „Democracy in Kind“.
Auf den Eintrittskarten und Tourplakaten stand „Achtung Sitzplätze“ – aber da hielt es niemanden sehr lange. Ab dem zweiten Song stand das Publikum im E-Werk geschlossen auf, und es wurde abgerockt bis zum Schluss des zweistündigen Konzerts. Hit auf Hit folgte, und keiner wollte so schnell in die Gegenwart zurückkehren. Es war in der Tat eine Veranstaltung der Spitzenklasse. Infos: www.cavernbeatles.com Fotocredits: The Cavern Beatles: Dirk Conrad TBC+Chris2: www.Paulis.de
Visuell und akustisch ein absolut realistisches Konzert wie in den Jahren 1963 bis 1966. Wie in einer Zeitmaschine wurden die Zuschauer aller Altersklassen in die Zeit der „Fab Four“ versetzt. Hier stimmte einfach alles. Die Instrumentierung, das Bühnenoutfit der Band passend zu den erschienen Alben der Beatles. Sogar die Mimik war absolut authentisch.
CRYPTEX
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Ein Zusammenspiel zwischen Rockmusik und Reggae Rhythmen funktioniert nicht? Und ob das funktioniert! Die US-amerikanische Band State Radio beweist das schon lange. Das Trio aus Boston spielte im Gloria alte und neue Songs aus ihren vier Alben. Hingucker beim ersten Song „Roadway Broken“ war eine Oil-Can Guitar, die Chad Stokes spielte. Diese Art von Gitarren aus alten Ölkanistern kann man nicht kaufen, da muss man selbst Hand anlegen und schrauben. Ansonsten ist alles sehr bodenständig. Keine technischen Spielereien, kein Schnick-Schnack, einfach Musik pur. Supportet wurde State Radio von der englischen Band „The Skints“ aus London, die einen Mix aus Reggae, Dub, Ska und wenigen Punkelementen spielen.
Auch im Interview gab es kaum einen Unterschied zu den Originalen aus Liverpool, manchmal frech und ein bisschen flapsig die Antworten. Chris O`Neill, der Paul McCartney der Cavern Beats, wie die Tribute Band gerne genannt wird, erklärte, wie er zum Linkshänder am Bass wurde: „Ich wurde von meiner Familie in einen dunklen Raum gesperrt und mit Elektroschocks gefoltert. Außerdem bekam ich nur noch Sachen für Linkshänder geschenkt. Ich habe ein ganze Sammlung von Linkshänder-Kaffeetassen und Biergläsern mit Haltegriffen für Linkshänder.“
halt.“ Und Paul Tudhope alias John Lennon ergänzt: „Das Line-Up der Band hat sich im laufe der Zeit auch mehrfach geändert.“ Zu der Band gehört schließlich noch Simon Ramsden. Er verkörpert Ringo Starr. Aber alle sind sich einig: Aufgrund der Städtepartnerschaft zwischen Köln und Liverpool ist es für die Jungs eine ganz besondere Ehre, hier zu spielen. Die „Cavern Beatles“ bekamen vom legendären Cavern Club in Liverpool die offizielle Erlaubnis, das Logo und den Namen des bedeutendsten Rock`n Roll-Clubs weltweit zu verwenden. „Beim Konzert im E-Werk trafen alle aufeinander“
Wie sie sich kennengelernt haben? „Das war wohl ein ungewöhnlicher Unfall“, meint Rick Allen, der George Harrison spielt, „Liverpool ist ja eigentlich eine Kleinstadt, da passieren solche Dinge
Beim Konzert im E-Werk trafen alle aufeinander, der Fan der ersten Stunde, neu hinzugekommene Fans mit ihrem Nachwuchs, wie
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