Seconds September

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IHR KÖLNER STADT-JOURNAL AM KIOSK

szene, kulturen, temperamente

2,00 EUR Stadtausgabe Köln

seconds Ihr Stadtjournal in Köln

Sept.

YES WE CAN! Ein Jahr Seconds

Foto@Fajar Andriyanto

Thema September: Genussvolle Ein- und Ausblicke Mit Leverkusen Special ONLINEBERICHTE

EIN JaHR SECONdS IN KöLN

NOMINIERUNG

aBO-SERVICE

Wir haben unseren Onlinebereich erweitert und laden unsere Leser herzlich ein, hier weiter zu lesen und sich zu informieren: Weiterführende Berichte zu verschiedenen Zeitungsthemen, Hintergründe und Links ergänzen unsere Printberichte.

Wer hätte gedacht, dass die Zeit so schnell vergeht. Wir danken allen Lesern, Abokunden und Unterstützern, für die vielen Anregungen und Komplimente, die wir erhalten haben.

Seconds wurde als eines der innovativsten Kreativprojekte Deutschlands in 2012 nominiert. Wenn wir gewinnen, fahren wir nach Berlin.

Wir wollen unabhängig bleiben. Ein Jahresabo Seconds kostet 25 EUR im Jahr wie gehabt.

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2. Jahrgang Ausgabe 9 - September 12 Ausgabepreis 2,00 €


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Momentaufnahmen

Stadt edit

Ein Jahr ist um und wir freuen uns, dass Sie uns begleitet haben. Seconds hat sich verändert, hat viele Leseranregungen berücksichtigt, ist in der Berichterstattung neue Wege gegangen und hat sich seine eigene Zielgruppe erarbeitet. In unserer aktuellen Ausgabe dreht sich vieles um Genuss. Dabei sollten wir aber auch die Kehrseite von Konsum, der oft mit Genuss einhergeht, nicht vergessen: den bedenkenlosen Vebrauch von endlichen Rohstoffen. Eine Frage, die unsere Leser uns in der Zeit häufiger stellten, möchten wir mit dem FSC®-Siegel auf unserer Ausgabe beantworten. Viele Wissenschaftler sind bemüht, die CO2 Werte von allen möglichen Verpackungsund Präsentationsformen zu senken. Alles Erdenkliche wird getan, damit die Menschen sich weder um Ihre Faulheit noch um ihr schlechtes Gewissen Gedanken machen müssen. Die unschlagbaren Werkstoffe suggerieren uns eine Umweltfreundlichkeit, die ihresgleichen sucht. Jede weitere Papierveredelung beinhaltet eine weitere Belastung unserer Ressourcen wie zum Beispiel Trinkwasser und der Verbrauch von Energie. Die Lösung ist einfach: Naturpapier. 65 Plastiktüten pro Kopf oder 5,2 Milliarden Plastiktüten werden jährlich in Deutschland verbraucht. Aneinander geklebt ist das viermal die Strecke zum Mond und zurück. Der weltweite Plastikverbrauch lag laut UNO bis vor kurzem bei rund 224 Millionen Tonnen. 80 Prozent der Meeresverschmutzung werden durch Plastiktüten und PET-Flaschen verursacht. Die sogenannten Altplastikinseln im Meer ergeben mittlerweile die vierfache Landfläche deutschlands und die durchschnittliche Verwendungsdauer aller Plastiktüte beträgt gerade mal 25 Minuten! deshalb drucken wir Seconds auf FSC®-Papier. Die Lösung liegt ganz einfach in der Natur.

Aus den Inhalten

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Ein Jahr Seconds Interview und Ansichten Alle sagten: das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht, und hats gemacht.

Lebensraum

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dendrochronologie Was bringt Archäologen und Klimaforscher auf die Bäume?

7

Botanischer Garten

8

Inklusionsschule

9

Überraschende Einblicke

Menschen mit aussergewöhnlichen Temperamenten

Kulturzirkus

10

Tango tanzen ist wie träumen mit den Füßen

11

Chinajahr

12

auf den Spuren der Vergangenheit

Das Jahr im Zeichen des Drachens

Gewölbekeller in Köln

Weltkindertag

Genieße den Moment

Gemeinsam Spaß haben

Tipps und Termine

Tango

Zigarren rollen und Bücher schreiben

13

Bahnhof Belvedere deutzchor Impressum

Urbanart Mein Paris trägt grüne 14 Schuhe Interview mit Irene Drews

Genuss 15 Samitger Ein Besuch im Whiskyladen Neuland Gartenkultur Gärtnerparadies mitten in Köln-Süd Leverkusen Special

16 Bonjour Leverkusen Am Checkpoint Stammheim überqueren wir die magische Grenze ins europäische Lusiana.

Tipps und Termine


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Titelthema September Genuss als höchste Form des Vergnügens. Es ist auch der Genuss, Themen zu lesen, die man sonst nirgendwo findet.

Genussvolle Ein- und Ausblicke Der Frühling war in vollem Gange, als wir unsere September-Ausgabe planten. Bei dem Themenschwerpunkt Genuss gerieten wir sofort ins Schwärmen: Wein und Whisky, Zigarren und Spezialitäten aus aller Herren Länder wollten wir präsentieren. Doch bald wurde klar, dass wir den Begriff mit dem Blick auf kulinarische Genüsse zu eng gefasst hatten. Augen- und Ohrenschmaus oder genussvolle Berührungen hatten wir außer Acht gelassen. Also erweiterten wir unser Spektrum. Mit unserer umfangreichen Berichterstattung über den Tag des offenen Denkmals, der in

diesem Jahr ganz unter dem Motto „Holz“ steht, bieten wir unseren Lesern nun ungewöhnliche und genussvolle Einblicke. Begleiten Sie uns auf eine Reise zum historischen Bahnhof Belvedere, besuchen Sie einen alten Gewölbekeller oder informieren Sie sich im Botanischen Garten über Sträucher und Gewächse. Highlight ist unser Beitrag über die Dendrochronologie. Die Baumzeitlehre steht am Anfang aller Betrachtungen über den nachwachsenden Rohstoff. Lassen Sie sich überraschen von unseren Themenvielfalt. Wir freuen uns, wenn wir Sie verführen können.

www.seconds.de

Biolance

Originell

Film

Musik

18

Plastik tötet

22

Cologne Couture

27

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Wolf Maahn

Trends im Social Media

Premieren und Specials

30

Stereo Total

19

24

StaRT camp

Sich berühren lassen

Tipps und Termine

31

Cd-Vorstellungen

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Gamescom

Kölns ältester Weinkeller

5,2 Milliarden Plastiktüten werden in Deutschland jedes Jahr verbraucht.

Fummel aus zweiter Hand

Junge Palette Zeigt Ausgezeichnete Kinder-und Jugendfilme

Großes Interview

Totales Interview mit Frau Cactus

Körper erleben Wir feiern die Spielwut

Wir suchen nach Kellergeistern

Veranstaltungen September Tipps und Termine

Fisch war gestern Deutzer 1/4 Kultur

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Interview alin Coen TV NOIR Konzerte


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04 | Ein Jahr Seconds

Temperamente

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EIN JAHR SECONDS - INTERVIEW MIT DEM HERA Es ist nicht unbedingt schwer, seinem unmittelbaren Lebensumfeld hier musst du hin, da musst du einkaufen und so musst du aussehen,

`Alle sagten: das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht, und hats gemacht´ Ein Jahr Seconds in Köln – mit der Septemberausgabe starten wir in unser zweites Jahr. An dieser Stelle möchten wir uns sehr herzlich bedanken bei allen Lesern, Unterstützern und KoopPartnern, die uns in diesem Jahr begleitet haben. Es ist Zeit, für eine Positionsbestimmung und einen Ausblick auf das nächste Jahr. Dirk Conrads führte ein Interview mit dem Herausgeber von Seconds, Andreas Bastian.

DC Ein Jahr auf dem Markt, der dritte Relaunch hat begonnen. Ihr könnt auf eine breite Unterstützung in Köln rechnen und Eure Dynamik ist noch ungebremst? AB Dynamik ist vielleicht das falsche Wort. Wir hatten bei dem Projekt einfach vorausgesetzt, dass wir weder die Zielgruppe kennen, noch die Inhalte die sie lesen wollen. Das ist so wie bei einer Goldschatzsuche. Man hat einen Instinkt und zwei Hände zum Graben. Nach den ersten Funden kommen dann andere Werkzeuge hinzu. DC Also learning by doing? AB Ja, so in etwa, aber eben auch mit einem enormen Erfahrungsschatz bei der Goldsuche. Wir haben da kein großes Gerät vorgefahren und sagten „Hier ist der Goldschatz“, sondern schon mit amerikanischer Inspiration wie das Time-Out Magazine. Die haben ganz ähnlich Ihr Projekt begonnen und sind damit groß geworden. DC Was sagen Eure Leser zu Eurem Weg, den ihr in den Ausgaben nicht erklärt habt? AB Das Feedback der Leserschaft war enorm, von Begeisterung bis zu völligen Überfliegern. Interessant war eben das Altersspektrum, das wir erreichten. DC Und das wäre? AB Nicht so eingeschränkt, wie wir es hätten erwarten können, sondern sehr breit gestreut. Die Menschen sind viel individueller geworden, das ganze theoretische Erfassungssystem, was wir über Jahrzehnte aufgebaut haben, funktioniert nicht mehr wirklich. Die Menschen

haben sich verändert und lassen sich nicht mehr in festgelegte Raster pressen. Aber mit diesen Mustern arbeiten wir immer noch instinktiv.

DC Seconds ist sehr vielseitig aufgebaut, hat viele Themen, Tipps und Termine. Ist das die Zukunft von Stadtmagazinen? AB Wenn man Europa oder die westliche Welt mit all seinen Metropolen betrachtet, ist es dort gang und gäbe über sämtliche Facetten einer Veranstaltung zu berichten. Da ist der deutsche Zeitungsmarkt, ohne jemanden beleidigen zu wollen, doch recht eindimensional. Doch das ist eben die Eigenschaft der Deutschen. Man muss es dem Deutschen nur oft genug sagen, dass das die super Veranstaltung ist und dass man hier unbedingt hingehen muss. Den Stil merkt man im TV am deutlichsten. Doch dabei werden keine Inhalte transportiert. DC Ihr macht also ein europäisches Journal in Deutschland? AB Die Deutschen sind europäischer als sie zugeben möchten. Es besteht auch gewiss eine große Sehnsucht danach, der deutschen Gründlichkeit entrinnen zu können. Die Dinge lockerer zu sehen und nicht nur Rekorde, Wohlstand, Intrigen und Karriere in den Mittelpunkt zu schieben. Viele Dinge sind unabänderlich. Aber Dinge in meiner Umgebung, da kann ich helfen oder Unterstützung und Aufmerksamkeit geben. Diese Sachen sind veränderbar. Und das wird in den meisten Metropolen als höchst wertvoll erachtet. DC Die Medienberichterstattung über euer Projekt ist bisher sehr bescheiden, es scheint eher so, dass die Mitbewerber sich eurem Weg anschließen und ebenfalls Neues ausprobieren.

AB Was will man erwarten in einer Millionenstadt, die zwar nach außen hin große Dinge vollbringt, aber von innen her höchst provinziell gehandhabt wird? Es liegt nicht an den Menschen, die sind gewiss mit ihrer Herzlichkeit zu allen Schandtaten bereit. Es ist das System, das recht hinderlich ist. Köln ist die Millionenstadt in Europa mit den wenigsten öffentlichen Toiletten, mit den wenigsten Mülleimern, den geringsten Kinoplätzen, mit den teuersten Parkplätzen. Das sind Ergebnisse einer fehlerhaften Kommunikation. Die Wünsche und Bedürfnisse der Bürger werden nicht umgesetzt, sondern es wird verlautbart, was die Bürger wünschen und in Hochglanzberichten werden die Lösungen präsentiert. Dazu hat man hier nur ein einziges politisch-kritisches Stadtmagazin und eine Boulevardpresse, die „Lieber Gott“ spielen kann, wenn sie will. Mit Seconds kam da ein bisschen Bewegung hinein und das ist auch gut so.

DC Seconds wirkt nicht wie ein Journal, das sich mit der Stadtpolitik beschäftigt. AB Und das ganz bewusst. Es gibt Schöneres als sich mit Dingen zu beschäftigen, die sich auf lange Sicht nicht ändern werden. Je mehr Menschen sich abwenden, umso besser. Erst dann wird klar, wie überflüssig und hinderlich die Ränkespielchen eigentlich in Hinblick auf die immer schneller werdende Bevölkerungsentwicklung sind. Wir haben den Mut, neue Dinge anzufassen und auszuprobieren, was im Großen vielleicht nicht immer funktionieren wird. Das ist es, was uns Menschen heute fehlt. Wir reden zu viel über Analyse anstatt neue Dinge auszuprobieren. DC Gibt es Beispiele? AB Wenn man die europaweite Diskussion über den Plastikmüll betrachtet, wird der Mangel recht deutlich. Der


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AUSGEBER mehr Facetten auszupressen als: um das tun zu können. Wenn Sie in Luxemburg oder in Frankreich an einer Zeitungswand stehen, sieht man den Unterschied ziemlich genau. Dort sieht man die Mannigfaltigkeit der Presse, die Ihre Themen nicht nur zielgruppengenau berichtet, sondern eben auch alle Facetten eines Ereignisses aufgreift. Es ist Vielfalt, die in Deutschland abhandengekommen ist, das kann man nicht nur auf Köln beziehen.

DC Welche Ziele ergeben sich hieraus für Seconds? AB Es ist nicht besonders aufwendig, dem gängigen Mainstream zu widersprechen, zumindest war das die Hypothese beim Projekt-Reisbrett. Bisher hat sich vieles bewahrheitet. Nicht ohne Grund ist Seconds in die Universitätsbibliothek mit eigenem Register aufgenommen worden und unsere Ausgabe Eins hat im internationalen Zeitungsmuseum seinen Platz gefunden. Es ist nicht unbedingt schwer, seinem unmittelbaren Lebensumfeld mehr Facetten auszupressen als: hier musst du hin, da musst du einkaufen und so musst du aussehen, um das tun zu können. Unsere Ziele sind es, so weiter zu machen, wie wir begonnen haben. Diversifizieren kann man sich immer und zu jeder Zeit. Wir mussten im Juli eine Agentur gründen, weil die Leistungen des Verlages den Rahmen einer Redaktion einfach sprengen. Und auch hier gilt, tun was nötig ist, und nicht, das was vielleicht nötig sein würde. Wenn man die ganzen Etiketten weglässt, kann man richtig Geschwindigkeit aufnehmen. Wir arbeiten im Moment gemeinsam an einer Service-Lösung mit einem sehr großen Unternehmen, das ist eine Agenturleistung. Wir könnten auch 70% unserer Zeit damit verbringen, Pressemitteilungen über unsere Leistungen und Neuigkeiten zu schreiben, es ist alles möglich, aber nicht unbedingt notwendig.

Eine normale Zeitungswand in einem europäischen Supermarkt 35 Meter Themenvielfalt Andreas Bastian Herausgeber / Seconds völlig unnötige Verbrauch des endlichen Grundstoffs Öl wird überall heiß diskutiert. Plastiktüten werden besteuert oder gar verboten. In Deutschland wird gar nicht diskutiert, da wird von Fachkreisen berichtet, dass Deutschland das Problem nicht hat, weil es die besten Verbrennungstechnologien und Grundstoffzusammensetzungen der ganzen Welt besitzt. Und trotzdem werden hier jährlich 5,2 Milliarden Plastiktüten verbraucht. Da sind andere Länder wesentlich kreativer und mutiger. Und diese Kreativität haben wir in der Vision des Journals verbaut – seine Stadt anders entdecken.

DC Seconds hat mit der Ausgabe September den dritten optischen Relaunch vollzogen, wie kam das? AB Seconds hat eine nach japanischen Grundsätzen funktionierende Finanzierungsstruktur. Je größer das Feedback, desto größer der Handlungsbedarf. Wir haben zu Beginn nicht alle Administrationsmöglichkeiten eingebracht. Es kam durchaus vor, dass man uns anrief und es hob keiner ab. Erst gestern haben wir fünf I-Pads gekauft, um unsere Terminkoordination zu verbessern, weil es auch jetzt erst notwendig

geworden ist. Somit bleiben die Aufgaben überschaubar, Notwendigkeiten stellen sich klarer heraus, Prägnanz und Bewertung sind höher angesiedelt. Wir hatten vorher all die Themen auf 24 Seiten gepresst. Jetzt wird es Zeit, das Layout anzupassen.

DC Deshalb die Sommerpause mit der Doppelausgabe? AB Das war jetzt kein Überfall auf unsere Grafikabteilung, die Layoutmuster lagen schon ein halbes Jahr in der Schublade. Die Sommerpause hatte strukturelle Hintergründe. Seconds wurde zum Beispiel zu einem der 32 innovativsten Kreativ-Projekte in Deutschland 2012 nominiert. Vielleicht fahren wir sogar im November nach Berlin, sollten wir die Auszeichnung bekommen. Wir arbeiten viel mit Verbänden, Vereinen und Gesellschaften zusammen um fundierte Recherche bieten zu können. Journalismus basiert auf der Qualität, zum Beispiel mit einer Kritik auch Alternativen anzubieten. DC Ein Beispiel? AB Die Alternative zu Plastik ist faktisch Papier, Papier

Wir könnten auch 70% unserer Zeit damit verbringen Pressemitteilungen über unsere Leistungen und Neuigkeiten zu schreiben, es ist alles möglich, aber nicht unbedingt notwendig.

wird aber nicht verbrannt sondern kompostiert. Die schlechten CO²-Emissionen von Papier basieren auf der Annahme, dass Papier genau wie Plastik in der Müllverbrennungsanlage entsorgt wird. Wenn man Papier kompostiert, ist Papier im CO²-Vergleich eine unschlagbare Alternative. Europa macht es vor. Papiertüten sind billiger als Plastiktüten. Wer in den Benelux-Staaten seine Tüten wieder mitbringt, bekommt einen Bonus von 50 ct von der Rechnung abgezogen. Es gibt also eine ganze Reihe von Alternativen. Vielleicht machen einen Flashmobb zum Thema auf der Schildergasse.

DC Geht Seconds also auf die Straße? AB In der heutigen Zeit haben Verlage crossmediale Möglichkeiten. Wir wollen keine Massen mobilisieren, sondern die Menschen inhaltlich erreichen. Medial kommt es vielleicht zur Anerkennung unserer Bemühungen, aber garantiert nicht in Köln, in der Lokalpresselandschaft ist genüssliches Schweigen angesagt. Wer sich inhaltlich und strukturell globalisiert, öffnet die Büchse der Pandora, das ist Deutschland nach wie vor einzigartig. DC Köln ist was Besonderes? AB Nein keineswegs. Das Problem liegt in ganz Deutschland vor, ob DuMont, Springer, Bauer oder Burda. Der Elefantismus hat Einzug gehalten – und wo kein wirklicher Wettbewerb besteht, gibt es auch nicht unbedingt den Reiz, ganz Besonders sein zu müssen. Wenn jemand eine gute Idee hat, äffen die anderen sie sofort nach, als kämen alle Zielgruppen dafür infrage. Natürlich kann man auch uns kopieren, Ideen klauen, seine Macht demonstrieren. Das zeigt aber, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

DC Das nenne ich mal Mut AB Ja, was auch sonst. Mut ist unser Motor und Fehler werden verziehen, weil daraus Erkenntnis folgt. Kreativität entwickelt Ideen, nur den meisten fehlt der Mut Dinge zu tun, die man sich so niemals hätte vorstellen können. Ich bin ja auch kein klassischer alter Hase der Verlagsbranche. Mut und Kreativität sind so ziemlich das Gegenteil von der wohlstrukturierten Sicherheit, in die wir uns einhüllen. Aber die Sicherheit ist eine Farce, sie ist das falsche Mittel um Menschen über sich hinauswachsen zu lassen. Die Aufgaben und Notwendigkeiten eines Projektleiters hatte ich mir so auch nicht ausmalen können, aber ich würde es jederzeit wieder tun, weil es gründlich vorbereitet wurde. In Aufgaben wächst man hinein, man wird nicht reingeboren. Das ist der Unterschied zwischen Aufbauen oder eine Funktion zu beerben. Im Projektaufbau lernt man dosieren, lernt seine eigenen Fähigkeiten kennen, arbeitet gegen eigene Lebensillusionen. Es ist sicherlich auch der Mut damit verbunden, sich selbst kennenzulernen. DC Seconds als Lebensphilosophie? AB Das ist vielleicht etwas übertrieben, man kann ja Dinge nur gemeinsam verändern. Wir brauchen ein zuverlässiges Team, interessierte Leser und Anzeigenkunden, die den Gedanken teilen. Und das geschieht nicht von selbst, sondern aus Überzeugung. An dieser Stelle auch herzlichen Dank an das Team. Mit der Zeit jedoch ergeben sich viele Dinge von selbst und das selbst in Köln, wo man angeblich nicht am Klüngel vorbeikommt, das stimmt so aber nicht. DC Seconds in Zukunft? AB Wir freuen uns, den Bürgern bei den gesellschaftlichen Ereignissen der Zukunft mit Vielseitigkeit und Ideenreichtum weiterhin beiseite zu stehen. Die Momentaufnahmen einer Stadt, so wie wir sie kommunizieren, haben bestimmt auch die eine oder andere Facette, die wir auslassen, aber das gehört nun mal dazu. DC Vielen Dank für das Interview Kontakt zum Interview: dc@second-magazine.de


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06 | Lebensraum

Lebensraum

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Was bringt Archäologen und Klimaforscher auf die Bäume? Bäume sind zuverlässige Zeitzeugen. Die Dendrochronologie, übersetzt Baumzeitlehre, beschäftigt sich mit der Datierung von Bäumen und Holzfunden. Aus ihrer Forschung lassen sich auch faszinierende Erkenntnisse über die Vergangenheit der Erde, unsere Geschichte und Zivilisation, das vergangene und zukünftige Klima ableiten.

Was Bäume über vergangene Jahrtausende erzählen

Der Archäologe Dr. Thomas Frank leitet seit 2008 das Labor für Dendroarchäologie und das Archäologische Zentrum für umweltund kulturgeschichtliche Geoinformation NRW (AZG) am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln.

Ein spannender Einblick in die Arbeit der Baumzeitforscher

VON CORINNA GÜSKEN

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äume sind faszinierende Lebewesen. Wenn wir sie lassen, überdauern sie viele Jahrhunderte und bringen es zu unglaublicher Größe. Und selbst die Giganten unter den Bäumen schaffen es, die kleinsten Blättchen hoch oben in ihrer Krone mit Wasser zu versorgen. Ihr Bewässerungssystem ist ausgeklügelt und komplex. Wir genießen ihren Anblick, ihre Früchte, ihren Schatten – wir profitieren von ihrer Sauerstoffproduktion und der Symbiose, die sie mit anderen Lebewesen eingehen. Wir freuen uns über schöne, auch sehr alte Dinge aus ihrem Holz und können auf den unendlich vielseitigen Baustoff nicht verzichten. Wie man Holz datiert, ist jedoch eine Wissenschaft für sich. Wachstumsphasen und Jahresringe In gemäßigten Klimazonen leben Bäume in den Zyklen der Jahreszeiten. Während der warmen Monate bilden sie Blattwerk aus und lagern Nährstoffe in ihr Holzgewebe ein. Beginnt die kältere Jahreszeit, werfen sie ihre Blätter ab und reduzieren die Wasserzufuhr, um sich gegen den Frost zu schützen. Im Frühjahr wirkt die Sonne als Signal, wieder aktiv zu werden: Sie mobilisieren die eingelagerten Energiereserven, um frische Knospen auszubilden. Die Photosynthese läuft an und sie können wieder neue Energie gewinnen. Ihr Blattwerk versorgen sie über das Kambium, die Wachstumsschicht zwischen Rinde und Holz. In der Wachstumsphase bilden sie zuerst das grobporige Frühholz und anschließend das feinporige Spätholz aus. Früh- und Spätholz zusammen ergeben einen kompletten Jahresring. Die Breite der Ringe variiert von Jahr zu Jahr, je nachdem, wie viel ein Baum im zurückliegenden Jahr gewachsen ist. Bäume sind Individuen. Die Muster ihrer Wachstumsringe ähneln sich regional zwar sehr, identische Muster findet man aber nie.

Unterstützung erwünscht Wer die Arbeit des dendroarchäologischen Labors unterstützen oder gezielt den Erhalt und die Archivierung des Probenlagers fördern möchte: Spenden sind jederzeit herzlich willkommen! Alle Informationen und Ansprechpartner: http://dendrolabor.de oder http://dendro.phil-fak.unikoeln.de/profil201.html (Spenden-Kto.-Nr.) im Netz oder persönlich: Universität zu Köln Institut für Ur- und Frühgeschichte Labor für Dendroarchäologie Weyertal 125 - D-50923 Köln 0221 470-3524 oder 470-5853 E-Mail: dendro.prehistory@uni-koeln.de

Ebenso faszinierend wie die Bäume selbst ist die Wissenschaft, die ihre Informationen zu lesen versteht. Die Dendrochronologie, übersetzt „Baumzeitlehre“, beschäftigt sich mit der Datierung von Bäumen und Holzfunden. Ziel ist es, den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem ein Baum gefällt wurde. Abhängig von der Menge der Funde kann die Dendrochronologie eine Datierung von Hölzern bis zum Beginn der Nacheiszeit im zehnten Jahrtausend vor Christus leisten. Gemeinsam mit anderen Dendrowissenschaften liefert sie essentielle Erkenntnisse über die Vergangenheit der Erde, unsere Geschichte und Zivilisation, das vergangene und zukünftige Klima. Bäume sind sehr zuverlässige Zeitzeugen. Sie ermöglichen Aussagen zur Klimaforschung, die noch präziser und verlässlicher sind als die der Eiskernbohrung in der Arktisforschung. Die Mutter der heute weit verzweigten Dendrowissenschaften ist die Baumzeitlehre. Entwickelt von dem amerikanischen Astronomen A.E. Douglass, der in Jahrtausende alten Bäumen den Einfluss von Sonnenflecken-Zyklen nachweisen wollte, wurde sie bald für die Archäologie unverzichtbar. Mit ihrer Hilfe konnte man die zuvor zeitlich nicht einzuordnenden archäologischen Siedlungen der nordamerikanischen Puebloindianer präzise datieren. Darüber hinaus fand man heraus, warum die Siedlungen aufgegeben wurden: Die Jahresringe der Holzfunde erzählten deutlich von einer langen Dürreperiode, die den landwirtschaftlich tätigen Bewohnern die Lebensgrundlage entzog. Die von Douglass zu Beginn 20. Jahrhunderts entwickelte Datierungsmethode ist immer noch aktuell und heute unverzichtbarer Bestandteil der archäologischen Forschung. Ring für Ring wird gezählt „Was die Faszination der Dendrochronologie ausmacht, ist, dass sie auf einem extrem einfachen Prinzip beruht. Im Detail gibt es jedoch viele Fallstricke“, sagt Dr. Thomas Frank, Leiter des dendroarchäologischen Labors am Institut für Urund Frühgeschichte der Universität zu Köln. Das durch die Jahresringe entstandene Wuchsmuster der Bäume wird hier auf 0,01 Millimeter genau gemessen und


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September | 07 VOR UNSEREN AUGEN UND DOCH SO FERN:

Botanischer Garten gibt überraschende Einblicke in die Welt der Pflanzen und Rohstoffe VON ANNE SIEBERTZ

in eine Wachstumskurve übertragen. Die Wuchsmuster von Bäumen einer Art und einer Region im Umkreis etwa 300 Kilometern sind sehr ähnlich – man sucht die Übereinstimmungen und schließt ältere Funde an. Mit der Methode des „Überbrückungsverfahrens“ (cross-dating) kann man von heute ausgehend Jahrringkalender, eine „Chronologie“, der Nacheiszeit erstellen. Um einen Jahrringkalender aufzubauen, werden die Wuchsmuster von Hölzern, deren Lebenszeiten sich überschneiden, mit einander verzahnt. Für ältere Funde aus archäologischen Grabungen, Fachwerkhäusern oder Flussablagerungen werden Übereinstimmungen gesucht. Durch diese Überbrückungen reicht der Kalender schließlich immer weiter in die Vergangenheit zurück.

Aller Anfang ist klein Der Anfang einer Chronologie ist immer klein und regional begrenzt: die Eifel, das Bergische Land oder der Westerwald. Später werden Mittelwertkurven für größere Gebiete, zum Beispiel NRW erstellt. Mit diesen Werten kann man archäologische Holzfunde zunächst einer wahrscheinlichen Herkunft zuordnen. Thomas Frank berichtet von verschiedenen Kölner Holzfunden aus der Römerzeit, die sich anhand eines solchen Mittelwertes geografischen Gebieten wie dem Schwarzwald oder dem Rhein-Main-Gebiet zuordnen ließen. Sie verdeutlichen, dass die Römer in der Lage waren, Baumstämme über größere Distanzen zu flößen. Die Auswertung römerzeitlicher Hölzer von der Grabung am Waidmarkt gab dem Kölner Team zunächst Rätsel auf. Viele Fundstücke zeigten nur kleine Abschnitte von Wuchsmustern, was die Datierung des Fällungszeitpunktes der Bäume erschwerte. Das klare Ergebnis am Ende der Forschungsarbeit: Viele Stücke waren aus verschiedenen Abschnitten desselben, 400jährigen Baumes gefertigt. Die Römer konnten also riesige Bäume fällen und verarbeiten. Die Arbeit von Thomas Frank und seinem Team ist vielseitig und aufschlussreich. Von ur- und frühgeschichtlichen Funden über römische Hinterlassenschaften oder Chorgestühle von Kirchen verschiedenster Baujahre bis zu baugeschichtlichen

Fragestellungen quer durch die Jahrhunderte: je mehr Funde, desto zuverlässiger die Datierungen. Das Kölner Labor ist eines von sieben dendroarchäologischen Labors in Deutschland. Die Mitarbeiter sind zuständig für die gesamte Denkmalund Bodenpflege in NRW und bearbeiten in diesem Zusammenhang etwa 500 Proben jährlich. Allein im Rahmen des Baus der Nord-Süd-Stadtbahn in Köln kamen gut 2200 Proben dazu.

Führungen und Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals

Gutachten zu unterschiedlichsten Hölzern

Spannende Einblicke in die Arbeit des dendroarchäologischen Labors bekommen Sie auch am Tag des offenen Denkmals, am 9. September 2012:

Auch private Anfragen gehen bei Thomas Frank ein. Von Bauherren, die sehr alte Balken in ihren Fundamenten finden oder Furnierherstellern, die ihren Kunden exklusive Furniere aus Bäumen der Römerzeit bieten wollen. „Über diese Gutachten finanzieren wir unsere Arbeitsmittel, Computer, Werkzeuge und auch studentische Hilfskräfte“, erzählt Thomas Frank. Nicht immer gelingt die Datierung von Holzfunden. Aber mit der Menge der Fundstücke steigt auch die Wahrscheinlichkeit, die Jahrringkalender weiter auszubauen. Eine Sammlung aus über 40.000 Fundstücken Seit den 70er Jahren leistet das Kölner Labor Pionierarbeit. Seine ungewöhnlich umfangreiche Sammlung an Fundstücken, die immer wieder auch von anderen Instituten als Referenzen angefordert werden, ist noch nicht archiviert und bisher in einer Behelfsunterkunft untergebracht. „Wir haben inzwischen Daten von etwa 40.000 Hölzern und auch die Probenbelege dazu“, sagt Thomas Frank. Ein nächster Schritt ist es, geeignete Räumlichkeiten für das Archiv zu finden und die Fundstücke zu katalogisieren. Finanzielle Hilfe in Form von Spenden oder die Vermittlung geeigneter Räume wäre für dieses Projekt sehr hilfreich, denn das Institut ist auch auf Unterstützung von außen angewiesen. Thomas Frank denkt auch schon an ein weiteres Projekt, um sein Labor weiter zu bringen. Geplant ist die Koppelung des Labors mit dem „Archäologischen Zentrum für umwelt- und kulturgeschichtliche Geoinformation NRW“ (AZG) an der Uni Köln. Damit sollen dendrochronologische Daten mit Hilfe Geographischer Informationssysteme (GIS) analysiert und eine möglichst genaue Klimakarte der Vergangenheit gezeichnet werden.

Führungen am Tag des offenen denkmals: 12:00, 13:00, 16:00 Uhr für Erwachsene,14:00,15:00 Uhr für Kinder, Dr. Thomas Frank - Treffpunkt: Vor dem Hauseingang Weyertal 125 Anmeldung erforderlich unter dendro.prehistory@uni-koeln.de Hinweis: Maximal 12 Teilnehmer je Führung. Veranstalter: Universität zu Köln, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Labor für Dendroarchäologie - Bus und Bahn: 9, Haltestelle Weyertal Veranstaltungstipp zum Thema: Praktische Einblicke in die Dendrochronologie gibt es auch am 9.9. im: Naturmuseum Haus des Waldes Köln – Gut Leidenhausen Parkplatz Hirschgraben (Keine Zufahrt vom Grengeler Mauspfad) Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:00 Uhr Führungen: 10:30 Uhr Kurzführung zur Jahresringdatierung. Vortrag: 11:00 Uhr „Köln – Ergebnisse der Dendrochronologie“, Dr. Burghart Schmidt Treffpunkt: Im Haus des Waldes Programm: Audioführung zur Dauerausstellung „Haus des Waldes“ Veranstalter: Freundeskreis Haus des Waldes e.V. Bus und Bahn: 151, 152 Haltestelle: Eil, Heumarer Straße

Noch wartet der Spätsommer mit seiner vollen Blütenpracht auf. Grund genug für einen Besuch der Dahlienschau in der Flora mit über 1000 Pflanzen und 330 verschiedenen Sorten. Doch nach dem Genuss des leuchtenden Farbspiels sollten sich Besucher einen Abstecher in den benachbarten Botanischen Garten nicht entgehen lassen. Denn dort wird noch bis zur Monatsmitte die Ausstellung „Pflanzen, Produkte, Perspektiven“ über nachwachsende Rohstoffe gezeigt. Zu sehen sind ganz normale Produkte wie Kartoffeln, Mais oder Getreide. Eine Beschäftigung mit dem Thema lohnt sich jedoch, denn diese haben viel mehr zu bieten als gemeinhin angenommen. Aus ihnen werden etwa Biogas und Biodiesel gewonnen, und des Deutschen liebstes Nahrungsmittel, die Kartoffel, liefert den Rohstoff für Stärkeverpackungen. Beispiele, die die Energiewende in den kommenden Jahren vorantreiben werden, und die sich in hohem Maße auf den Produktionssektor auswirken werden. Unter nachwachsenden Rohstoffen versteht man land- und forstwirtschaftlich erzeugte Produkte aus Pflanzen, die nicht für die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln angebaut werden. Aus ihnen lässt sich etwa Wärme, Kraftstoff oder auch Strom erzeugen. Eine besondere Bedeutung kommt ihnen auch mit Blick auf den voranschreitenden Klimawandel zu. Denn: Im Gegensatz zu Erdöl oder -gas und Kohle werden bei der Verbrennung nachwachsender Rohstoffe nur so viel klimarelevante Treibhausgase freigesetzt wie die Pflanzen zuvor beim Wachstum gespeichert haben, weshalb sie als klimaneutral gelten. Jetzt zur Erntezeit können sich Besucher der Ausstellung anhand von Text- und Bildtafeln über die vielfältigen Chancen bei der Nutzung und Anwendung von rund 30 nachwachsenden Rohstoffpflanzen informieren. (täglich bis 18.9., 8 bis 20 Uhr) Einblicke am Tag des offenen denkmals am 9.9. Dass bei den nachwachsenden Rohstoffen das Element Holz eine zentrale Rolle spielt, liegt auf der Hand. Laub- und Nadelgehölze sind bei der Gestaltung eines Gartens nicht wegzudenken. Zum Tag des offenen Denkmals bietet der Direktor des Botanischen Gartens, Dr. Stephan Anhalt, eine Sonderführung mit dem Titel „Holz – Bäume und Balken: grüne Fakten in der Flora“ (11 Uhr) an. Im Anschluss gibt der Landschaftsarchitekt Gerd Bermbach vom Freundeskreis Botanischer Garten Einblicke in die Gartengestaltung unter dem Motto: „Holz – Bäume und Sträucher als ureigenstes Material der Gartenkunst“. (13 Uhr) Treffpunkt der kostenlosen Führungen ist jeweils vor dem Haupteingang der Flora, Alter Stammheimer Weg in Köln-Riehl.

Kartoffel, Kürbis und Co. Kindererlebnistag für junge Forscher im Botanischen Garten Wer bei Kartoffeln nur an Pommes und Püree denkt, liegt falsch. Denn die beliebte gelbe Frucht kann viel mehr. Zum Beispiel lässt sich aus ihr der Kraftstoff Bio-Ethanol gewinnen. Oder auch Verpackungsmaterial und kräftige Klebstoffe. Nicht ganz so vielseitig, aber nicht weniger spannend, ist der Kürbis. Beim Kindererlebnistag im Botanischen Garten erklären die beiden Expertinnen Anke Wrage und Astrid Kreutzer jungen Forschern von sechs bis zehn Jahren alles über die Herkunft der beliebten Pflanzen und erklären, was man alles daraus machen kann. Termin: 29. September 2012, 11 bis 13 Uhr, Treffpunkt: Botanischer Garten, Eingang der Schaugewächshäuser, Kosten: 8 Euro pro Person


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08 | Lebensraum

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Individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler: Schulstart an der „Offenen Schule Köln“ in Rodenkirchen

Stolz und ein bisschen schüchtern gehen sie auf die Bühne. Sie halten nicht, wie andere Kinder am ersten Schultag, eine Schultüte im Arm; sie nehmen alle verschiedene Pflanzen mit nach oben, als sie aufgerufen werden.

der Videobericht läuft auf Bergtv.de

VON ANDREAS SCHWANN Ja, es ist der erste Schultag, auch für die Schüler in dieser neuen Schule in Köln Rodenkirchen – die OSK Offene Schule Köln. Es ist eine inklusive Schule. An diesem 22.8.2012 beginnen 78 Schülerinnen und Schüler in den Klassen fünf bis acht ihren zweiten Schulabschnitt nach der Grundschule. 20 Schülerinnen und Schüler haben einen sogenannten Förderbedarf. Dazu heißt es in der Präambel der Vereinssatzung: Mit dem ausdrücklichen Ziel, auch das öffentliche Schulsystem für den Gedanken der Inklusion und der individuellen Förderung aller Schülerinnen und Schüler zu öffnen, aber auch im Bewusstsein, dass diese Veränderung nur langsam möglich sein wird und der Initiative der Zivilgesellschaft bedarf, haben sich die Gründer entschlossen, eine reformpädagogische inklusive Schule zu gründen. Die Zusammenarbeit und möglicherweise der spätere Zusammenschluss mit dem öffentlichen Schulsystem ist ausdrücklich eine Perspektive dieser Schule. Strahlende Gesichter gibt es am ersten Schultag an vielen Schulen, hier gibt es gleich „action“. Da stellt sich kurz ein Lehrer, ein sogenannter Lernbegleiter, vor und bringt gleich den ganzen, gut besuchten Saal in Schwung. Alle rufen und klatschen im Chor: „Hallo und guten Tag!“ und ein bisschen später „Schön, Euch zu sehen!“ Gute Laune macht sich breit und der neue Schulleiter Herr Flinkerbusch betritt die Bühne. Gleich wird klar, dass dies keine übliche Schule ist, denn er erzählt die Geschichte der Schule der Tiere, die alle das gleiche lernen sollen. Die Ente kann super schwimmen, wird mit der Zeit aber mittelmäßig im Schwimmen, weil sie ständig laufen trainieren muss, damit sie da einigermaßen mithalten kann. Hans Flinkerbusch erklärt, dass nicht alle in allen Dingen des Lebens gut sind und dass in dieser Schule die besonderen Fähigkeiten eines jeden Kindes gefördert werden sollen. Dabei sollen aber trotzdem alle Schulabschlüsse möglich sein. So heißt es auf der Internetseite: Alle SchülerInnen haben die Möglichkeit, ihre Leistungsfähigkeit in der Weise zu entfalten und zu entwickeln, dass stets der höchstmögliche Schulabschluss erreicht werden kann. Die Anforderungen aller Abschlüsse orientieren sich an den allgemeinen Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz, den Lernstandserhebungen und zentralen Abschlussprüfungen sowie insbesondere am Bildungsprofil der Schule. In der Offenen Schule Köln können folgende Abschlüsse erworben werden:

• Hauptschulabschluss nach Jahrgangsstufe 9 und 10 • Hauptschulabschluss nach Jahrgangsstufe 10 • Mittlerer Schulabschluss (Fachoberschulreife) • Mittlerer Schulabschluss (Fachoberschulreife) mit Qualifikationsvermerk • Abschluss des Bildungsgangs im Förderschwerpunkt Lernen nach Jahrgangsstufe 10 • Abschluss des Bildungsgangs im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Andreas Schwann Filmproduzent | Bergtv für seconds in Köln

/bergtv.de

Im Vollausbau (inklusive der geplanten Sekundarstufe 2) bietet die Schule alle Bildungsgänge und Abschlüsse.

die Offene Schule Köln ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule. „Wir beginnen zunächst mit 3 Lerngruppen, was den Klassen fünf bis acht entspricht“, sagt Dr. Andreas Reiman, Vorsitzender des gründenden Vereins, „ insgesamt können in den nächsten Jahren 300 Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden.“ Auch hier finden wir in der Satzung und auf den Internetseiten klare Vorstellungen: Die Lerngruppen in der Sekundarstufe 1 sind altersgemischt (Jahrgangsstufen 5 bis 10). In der Altersmischung müssen die Kinder und Jugendlichen weder wegen NichtVersetzens noch wegen Überspringens ihre Lerngruppe verlassen. Leistungsstarke SchülerInnen können die Anforderungen der höheren Kompetenzstufen ausprobieren und entscheiden, ob sie dort grundsätzlich mitarbeiten wollen. Ein „Schnell-Lauf“ durch die Schule ist auf diese Weise möglich, ohne dass grundsätzlich die Lerngruppe gewechselt werden muss. Ebenso können SchülerInnen ein weiteres Jahr in der Lerngruppe verbleiben, ohne ihre soziale Gruppe wechseln zu müssen. Natürlich kann jetzt noch keiner der Schüler erzählen, wie das so ist und ob das alles funktioniert. Die Lernbegleiter sind teilweise selbst gespannt, wie sich alles entwickelt, haben aber eine klare Vorstellung, wie es werden kann. Das Lernkonzept der Offenen Schule Köln orientiert sich an den Bildungsstandards und den Kernlehrplänen der Integrierten Gesamtschule in NRW. Der „Lernstoff“ wird in der Offenen Schule Köln in Form so genannter Module angeboten. Die jeweiligen Fächer und Lernbereiche realisieren den Lehrplan durch die Aufbereitung der fachlichen Inhalte in Form von überschaubaren Lerneinheiten (Modulen), die für die Eigenarbeit der SchülerInnen geeignet sind. Alle Module werden grundsätzlich durch eine Prüfung abgeschlossen. Den Zeitpunkt dieser Prüfung bestimmen die SchülerInnen selbst. Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Ganztagsschulen ist auch, dass hier eine Einzelförderung im Vordergrund steht. Es gibt noch viele weitere Fragen, die hier zu dieser ungewöhnlichen Idee beantwortet werden könnten. Wir von der Redaktion sind jedenfalls sehr gespannt und werden die Entwicklung der Schüler und auch der Schule weiter verfolgen. Wer sich einen zusätzlichen Eindruck vom ersten Schultag machen möchte, kann dies gerne unter www.berg.tv ansehen. Ausführliche Informationen unter www.netzwerk-inklusive-schule.de


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Weltkindertag Köln feiert das größte Kinderfest in NRW

23. September 12 – 18 Uhr, Köln, Rheingarten VON SARINA BRECHMANN Am 23. September erobern die jüngsten Bewohner der Domstadt den Rheingarten und den Heumarkt. Zum diesjährigen Weltkindertag erwartet die Besucher ein buntes Musik- und Mitmachprogramm. Unter dem Motto „Kinder brauchen Zeit“ beteiligen sich bundesweit zahlreiche lokale Initiativen mit spielerischen und kindgerechten Aktionen. 1954 beauftragte die Generalversammlung der Vereinten Nationen UNICEF mit der Ausrichtung eines Weltkindertages (Universal Children's Day). Heute wird er in mehr als 145 Ländern gefeiert. Damit soll ein weltweites Zeichen für Kinderrechte gesetzt werden. Ziel der Kinderrechtsorganisationen ist es in diesem Jahr, dem Recht von Kindern auf sinnvoll verbrachte Zeit Gehör zu verschaffen. Dabei ist die gemeinsame Zeit mit der Familie, die Zeit für Hausaufgaben oder Hobbys für Kinder genauso wichtig wie die Zeit zum freien Spielen oder Nichtstun. „Mein Eindruck ist, dass Kindern immer weniger Zeit bleibt, um sich frei zu entfalten und zu entwickeln oder um sich einfach zu erholen“, berichtet Dorothea John, Abteilungsleiterin im Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Köln. „Das Kölner Weltkindertag-Fest möchte Kinder und Erwachsene ermutigen, sich im Alltag mehr Zeit füreinander zu nehmen und diese ganz bewusst zu gestalten.“ Schon im Grundschulalter sind viele Kinder mit Ballettstunden, Klavierunterricht und Hausaufgaben ausgelastet und haben wenig Zeit für freies Spielen und Entdecken. Während den einen kaum Zeit zur Erholung bleibt, verbringen die anderen ihre Zeit vor dem Computer oder Fernseher. Auch die ge-

stiegenen Anforderungen der Arbeitswelt und der Gesellschaft an die Eltern bestimmen in vielen Familien den Alltag. „Umso wichtiger ist es, die gemeinsamen Stunden aktiv miteinander zu verbringen“, meint Rudi Tarneden, Pressesprecher bei UNICEF Deutschland. Kinder brauchen Zeit UNICEF führt passend zum diesjährigen Motto „Kinder brauchen Zeit“ eine Online-Befragung durch. Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren können mitmachen. Ziel der Umfrage ist, herauszufinden, wie und mit wem die Kinder und Jugendlichen ihre Zeit ver-

Umso wichtiger ist es, die gemeinsamen Stunden aktiv miteinander zu verbringen bringen. Sitzen sie tatsächlich so häufig vor dem Computer oder schauen fern? Wie wichtig ist den Kindern heute die Zeit mit der Familie? UNICEF gibt einen kleinen Einblick in den Alltag der Kinder, denn auf www.weltkindertag.de/meinewoche können Kinder und Jugendliche einen Online-Wochenplan erstellen. Bereits über 700 kleine und große Kinder haben sich beteiligt. Sie haben angegeben, wie eine typische Woche bei ihnen aussieht. „Bisher zeichnet sich ab, dass sie die meiste Zeit in der Schule verbrin-

gen“, so Tarneden. „Erst danach folgen ‚Zeit mit der Familie‘, ‚Chillen‘ und ‚Freunde treffen‘.“ Hobbys wie Sportvereine oder Musikunterricht stehen bei der Mehrzahl der Mädchen und Jungen eher hintenan. Auch das Fernsehen landete bis jetzt auf den hinteren Plätzen. Zum Weltkindertag im September werden UNICEF und das Deutsche Kinderhilfswerk die endgültigen Ergebnisse verkünden. In Köln startet die Feier am Sonntag, 23. September um 12.00 Uhr und wird bis circa 18.00 Uhr dauern. Das Programm der BZgA-Bühne (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) auf dem Heumarkt beginnt mit der Mitmachshow „Kinder stark machen“ mit Moderatorin Singa vom KiKa. Es werden verschiedene Tanzgruppen auftreten und Spielshows veranstaltet. Das Programm der WDRBühne am Rheingarten beginnt mit Musik der Band „Tonbande“, einer Gruppe junger behinderter Musiker aus Düren. Es gibt Preisrätsel, Experimente und die berühmte Maus des WDR wird auch da sein. Bereits am Samstag werden WDR 5 auf der großen Bühne die Kindersendung „Bärenbude“ und der Kinderradiokanal KiRaKa den „Bärenbude Lichterzauber“ mit den Kuschelbären Johannes und Stachel präsentieren. Jung und Alt sind herzlich eingeladen, bei eintretender Dämmerung das Fest der vielen tausend Taschenlampen der Kinder mit einer eigenen Lampe zu unterstützen oder einfach zu genießen. Kinder bis einschließlich 14 Jahren fahren zum Bärenbude Lichterzauber am Samstag im erweiterten VRS-Netz und am Sonntag zum Weltkindertag-Fest in ganz Nordrhein-Westfalen kostenlos.

Meucheln in Melanchthon Tatort MelanchthonAkademie. Mord in der Teeküche? Leichenfund im Garten? Der Kreativität der Workshopteilnehmer waren am letzten Augustwochenende keine Grenzen gesetzt. Im Vorfeld zum 50-jährigen Jubiläum konnten Interessierte sich bei einer Kombination aus Schreibwerkstatt und Schauspielkurs eine

Präsentation einer Hörspielproduktion mit Publikumsbeteiligung

Rolle auf den Leib schreiben und anschließend ihre schauspielerischen Künste auf der Bühne ausprobieren. Oder auch nur eines von beiden. Am Ende entstand ein Krimi, dessen Ergebnisse als Hörspielproduktion am 22. September bei einem großen Festakt präsentiert werden. Das Programm ist erhältlich bei der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln, 0221/ 93 1 803-0 oder einsehbar unter www.melanchthon-akademie.de

VERANSTALTUNGEN KÖLN-PEKING: Schüler unternehmen virtuelle Reise in das Reich der Mitte. Im vergangenen Halbjahr haben sich drei Kölner Gesamtschulklassen verschiedener Schulen intensiv mit einem Vergleich der Lebenswelten in Köln und der chinesischen Partnerstadt befasst. Das Projekt war eine Kooperation zwischen der sk stiftung jugend und medien und dem Geografischen Institut der Universität zu Köln. Bei multimedialen Erkundungsgängen durch ihre Heimatstadt mit Kamera und Aufnahmegerät und anhand von Fotos und Videos aus Peking fanden sie heraus, wie unterschiedlich das Leben in Großstädten auf zwei verschiedenen Kontinenten sein kann, aber auch, wo es Gemeinsamkeiten gibt. Aus den Ergebnissen ihrer Betrachtungen stellten sie multimediale Collagen zu Themen des täglichen Lebens wie Arbeit, Wohnen oder Freizeit zusammen. Nun wollen alle drei Klassen ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit unter dem Titel "Köln-Peking: virtuelle Reise in die Partnerstädte" am 19. September 2012 in der Alten Feuerwache (15 - 18 Uhr) präsentieren. Parallel zu der Veranstaltung bietet der Partnerschaftsverein Köln-China dort mit einer Fotoausstellung Einblicke in das Leben im Reich der Mitte. Alte Feuerwache Köln Melchiorstraße 3 50670 Köln Telefon: 0221 / 97 31 55-18 E-Mail: veranstaltungen@altefeuerwachekoeln.de

WALK AND TALK: Interessante Orte entdecken und Englisch sprechen Sehenswerte Orte in Köln haben Fans von Stadtführungen sicherlich schon oft besucht. Nun kann man bei einer Stadtwanderung gleichzeitig auch noch seine Englischkenntnisse auffrischen. Die Englischlehrerin Elinor Maiß hat dafür ein spezielles didaktisches Konzept entwickelt. Dabei setzt sie nicht auf eine LehrerSchüler-Situation, sondern möchte die Teilnehmer in der Fremdsprache miteinander ins Gespräch bringen. So gibt sie zu Beginn einige Informationen zum angesteuerten Ort – beispielsweise zum Oberlandesgericht bei der Themenführung „Arts and Architecture“ – und verteilt anschließend kleine Diskussionsaufträge. „Was für Arten von Gebäuden gibt es?“ – „Welchen Baustil bevorzuge ich?“ – Fragen solcher Art, die stets einen Bezug zur Lebenswelt der Teilnehmer herstellen. Ziel der Unterhaltung auf Englisch ist die Schulung der so genannten „communication skills“. Da das fachspezifische Vokabular bei den Teilnehmern, die über drei bis vier Jahre Schulenglisch verfügen sollten, nicht vorausgesetzt werden kann, steht Elinor Maiß ihnen für alle Fragen zur Verfügung, jedoch lediglich in der Rolle der Moderatorin. Am Ende erhält jeder Teilnehmer noch einen Reader mit einer Zusammenfassung des Vokabulars zum themenbezogenen Wortfeld. Insgesamt stehen zehn verschiedene Themenspaziergänge zur Wahl (Kosten 27 €, ca. 3 Zeitstunden). Bei einigen fallen zusätzliche Kosten für Verzehr oder Eintritte in Museen an, deren Besuch Teil des Trainings ist. Nächste Termine: Nature: Sa, 8.9, 13 h - Treffen: U-Bahn Station Zoo - 27 € Yesteryear versus Modern Times: Sa. 15.9./Mi. 3.10., jew. 13 h Treffen: Endhaltestelle Linie 1 in Bensberg, 27 € + 2€ Museumseintritt Bitte für alle Veranstaltungen unbedingt vorher anmelden bei: Elinor Maiß, www.teacher-to-rent.de - info@teacher-to-rent.de

VIEL LOS FÜR KINDER 01.09.2012 | 10.00 - 16.00 Uhr Workshop "Foto-Safari durch den Kölner Zoo" Kölner Zoo 02.09.2012 | 11.00 - 19.00 Uhr Cars for Kids - Rheinauhafen Autofahren wie die Großen Elisabeth-Treskow-Platz

16.09.2012 | 11.00 Uhr Pelemele rockt Kinder-Rock-Konzert für alle ab 4 Jahren Bürgerhaus Kalk 14.30 Uhr | Dom für Pänz Der Dom für Spürnasen Domforum

02.09.2012 | 10.00 - 16.00 Uhr Tag der offenen Tür in Finkens Garten

17.09.2012 | 11.00 Uhr Janandi – Kinderlieder zum Mitmachen! Für alle ab 3 Jahren Bürgerhaus Kalk

08.09.2012 | 10.00 - 17.00 Uhr Workshop "Brandheiße Bilder-Fotoabenteuer bei der Feuerwehr" Feuerwache 4 - Ehrenfeld

22.09.2012 | 17.00 - 22.00 Uhr Workshop "Lightpainting - Malen mit Licht" Lichtfaktor

13.09.2012 | ab 11 Uhr Englischzwerge - evangelische Pauluskirche Köln

30.09.2012 | 15.30 Uhr "Kasperle & die drei leuchtenden Steine", Tante Astrid


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Kulturzirkus

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wie von Liebenden oder sehr guten Freunden. Es ist eine sanfte Umarmung ohne jeden Kraftaufwand, die in ihrer Perfektion bedeuten würde, dass die Tanzpartner sich über ihre gemeinsame Bewegung verstehen. Die Nähe spielt beim Tanzen eine große Rolle. Man muss sich bedingungslos auf einander einlassen, sich vertrauen und aufeinander achten. Die Faszination des Tango liegt im Eins werden mit dem Partner und mit der Musik, der Verständigung über die Körpersprache. Zum Tango gehört aber auch eine klar definierte Rollenverteilung: Der Mann führt, gibt die Schritte an und hört auf die Musik, um beides perfekt zu synchronisieren. Die Frau folgt diesen Vorgaben und führt die Bewegungen aus. Beim Mann liegt die Verantwortung, sich an seiner Partnerin, an der Musik und im Raum zu orientieren – er muss Kollisionen mit anderen Paaren vermeiden, die Position des Paares optimal ausrichten. Er muss den Bewegungen seiner Partnerin folgen und seine nächsten Schritte darauf aufbauen. Wer Tango tanzen möchte, sollte diese Rollenverteilung akzeptieren. die Füße folgen Tango tanzt man immer gegen den Uhrzeigersinn. Die Bewegung kommt aus dem Brustkorb, aus der Umarmung, das ist auch die Blickrichtung: In Schlüsselbein und Brust beginnt die Bewegung, hier erspürt die Frau, in welche Richtung es geht. Und die Füße folgen. Die Tänzer sind viel zu konzentriert, um sich immer in die Augen zu sehen. Für entspannte oder schmachtende Blicke ist kein Raum mehr. Bei Tangotänzern sieht man eher angestrengte, ernste Gesichter. Ohne höchste Konzentration und absolut disziplinierte Bewegungen funktioniert es nicht. Ricardo hat lange Zeit Salsa getanzt, bevor er den Tango fand. Bei diesem Tanz schwitzt man durch die Bewegung, sagt er, beim Tango kommt man allein durch die Konzentration in Schwitzen.

Foto©Camstock

Tango tanzen ist wie träumen mit den Füßen Von der Kunst, Genuss zu tanzen VON CORINNA GÜSKEN Wenn ein Rumäne und eine Schweizerin nach Köln ziehen, um eine Schule für argentinischen Tango zu eröffnen, ist das schon etwas Besonderes. auch die beiden Persönlichkeiten begeistern durch ihre offene und unkomplizierte art – und weil sie den Tango und ihren Beruf lieben. Ricardo und Raquel Lang haben sich ganz offensichtlich einen Traum erfüllt. Wenn man jemals Tango lernen möchte, dann von ihnen.

Seit 2004 tanzen und unterrichten Ricardo und Raquel gemeinsam Tango. Dass sie im Tanz perfekt harmonieren, könnte daran liegen, dass sie auch privat ein Paar sind, sagen sie. Mittlerweile haben sie zwei kleine Kinder, und ihre Tangoschule geht bald ins vierte Jahr. Während eines einjährigen Aufenthaltes Buenos Aires haben sie zahlreiche Shows auf die Bühne gebracht und sich bei der Weltmeisterschaft des Tango Argentino unter die Finalisten getanzt. Und die einzigartige Atmosphäre in der Hauptstadt des

Tangos hat ganz sicher etwas mit dem Mut der beiden zu tun, ihre sicheren Jobs aufzugeben und mit ihrer Schule die Selbstständigkeit zu wagen. Die Schreibweise ihrer Vornamen ist übrigens auch ein Mitbringsel aus Argentinien. das Schönste ist die Umarmung Auch wenn Eleganz, Leichtigkeit und fließende Bewegungen die Zuschauer faszinieren: Beim Tango geht es nicht um Show, sondern um Genuss, sagt Ricardo. Für ihn ist Tango, Gefühl zu tanzen. Das Schönste ist die Umarmung,

Paartherapie inklusive Tango zu unterrichten ist auch ein wenig Paartherapie, erzählt Raquel. Damit ein Paar im Tanz harmoniert, muss die Beziehung stimmen. Beim Tanzen zeigen sich die Konflikte der Paare, die verschiedenen Charaktere sehr deutlich. Tango wirkt wie ein Katalysator. Läuft die Beziehung gut, finden die Paare schneller zusammen. Achtet jeder nur auf sich und seine eigenen Schritte, aber nicht auf die gemeinsame Bewegung, kommt es oft zu Streitigkeiten und gegenseitigen Vorwürfen. Auch die klare Rollenverteilung ist für manche Paare ein Problem. Es mangelt an Kommunikation, die Rollen werden gemischt, immer wieder ist das Führen und Folgen schwierig. Aber beim Tango müssen sich die Partner auf ihre Rollen einlassen. „Als Lehrer versuchen wir zu schlichten und den jeweiligen Partnern Tipps zu geben“, sagt Raquel, „Wir raten unseren Schülern, sich einfach auf die Führung einzulassen, nicht alles zu hinterfragen und immer Recht behalten zu wollen, die eigenen Schritte nicht über die gemeinsame Sache zu stellen.“ In Gesprächen versuchen die Lehrer, die Disharmonien zu klären, bei manchen Paaren hilft aber auch das nicht. Diese Paare hören eher mit dem Tango auf, anstatt etwas grundlegend untereinander zu klären. Raquel und Ricardo machen noch einmal klar, dass es ihnen nicht um technische Perfektion geht, sondern um die Harmonie beim Tanzen.


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September | 11 Ganz NRW feiert mit beim Chinafest vom 14. – 16. September in Köln

Das Jahr im Zeichen des Drachens Von Daniela Anna Eckstein

Ricardo y Raquel Lang - im Interview

Die Tänzer sollen und dürfen authentisch sein, ihren individuellen Tanz gemeinsam genießen, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Ihre Schüler sind quer durch alle Altersklassen bunt gemischt und wissen diese Haltung zu schätzen. auftritte quer durch Europa Raquel und Ricardo unterrichten sehr gern, genießen aber auch ihre Auftritte bei kulturellen, geschäftlichen und privaten Events. Sie haben auch immer wieder Engagements quer durch Europa: Bukarest, Amsterdam, Zürich, Hamburg oder Stuttgart. Im Dezember sind sie für das Tangofestival in Ankara gebucht. In ihrem eigenen Tanz können sie sich weiterentwickeln und perfektionieren. Diesen Aspekt ihres Berufs möchten sie auf keinen Fall missen. Als Eltern zweier Kinder brauchen sie eine hervorragende Organisation, um ihre Auftritte zu realisieren. Ihren Unterricht geben sie abends, viermal in der Woche. Und ein Teil der Tage bleibt für ihr Training und für Privatunterricht. Musik, die durch ihre Schönheit berührt

Foto©Redaktion

Stilistisch orientieren sich Raquel und Ricardo an Tango-Größen wie Virginia Pandolfi oder Sebastián Achaval und seiner Partnerin Roxana Suárez. Sie bewegen sich in der Tradition des klassischen Tango Argentino und mögen die Musik von Astor Piazolla, dem Begründer des Tango Nuevo. Seine Musik ist nicht im klassischen Sinne tanzbar, sondern einfach Musik zum Zuhören.

2012 ist das Jahr, in dem Olympia in London stattfand, das Jahr, in dem der Maya-Kalender endet - und es ist das Jahr des chinesischen Drachen. Eine 25jährige Partnerschaft verbindet die Stadt Köln mit der chinesischen Stadt Peking. Grund genug für Köln also, ebenso wie China das Jahr des Drachen zu feiern. Anknüpfungspunkte für Veranstaltungen gibt es in Köln genug: Allein die chinesische Studentenvereinigung, die katholisch-chinesische Gemeinde und die Gesellschaft für Chinafreunde bieten eine breite Themenvielfalt. Auch die Besucher der Kölner Lichter im Juli konnten das faszinierende Spektakel ganz im Zeichen des Drachen bewundern. Und am 17.und 18. September geht es beim chinesisch-deutschen Zukunftsdialog um eine Bestandsaufnahme und einen Ausblick auf die interkulturellen Beziehungen beider Länder. Veranstalter ist die Universität zu Köln. der drache tanzt seit 1987 in Köln

Tango tanzt man immer gegen den Uhrzeigersinn. Dennoch beinflusste Piazolla den Tango nachhaltig. Auf den ersten Blick wirkt der traditionelle Tango sehr melancholisch. Aber Ricardo schwärmt von der sehr stimmungsbetonten Musik: „Wenn man diese Musik tanzt, tanzt man die verschiedenen Instrumente. Die Geigen haben oft den melancholischen Part, dann setzt irgendwann das Bandoneon ein, viel fröhlicher, man lernt beim Tango auf die Geschichte zu hören, die die Musik erzählt.“ Tangomusik ist stimmungsbetont, sagt er, sie berührt durch ihre Schönheit. Manchmal kommen einem die Tränen, wenn man eins wird mit der Musik. Dann weiß man um die Kunst, Genuss zu tanzen. Ricardo y Raquel Lang http://www.tango-argentino-koeln.de info@tango-argentino-koeln.de Die Kurse für Tänzer aller Levels finden im Bürgerhaus Stollwerk, Dreikönigenstr. 23, 50678 Köln, Raum 416 statt. Alle interessierten Menschen sind herzlich willkommen. Foto©Ricardo y Raquel Lang

Eine der Errungenschaften des ehemaligen Bürgermeisters Norbert Burger ist der Clou, Köln zu einer Partnerstadt von Peking zu machen. Nach chinesischer Tradition geht die Hauptstadt Peking eigentlich nur Partnerschaften mit anderen Hauptstädten ein. Burger gelang es bei seinem Besuch in Peking 1987, den Oberbürgermeister Pekings davon zu überzeugen, dass man an Köln nicht vorbeikommt. Der Nabel der Welt scheint auch für China in Köln zu liegen. Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren hat gerade gemeinsam mit Jürgen Fenske, dem Vorstandsvorsitzenden der KVB, und Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters eine Stadtbahn der Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) eingeweiht, die zum aktuellen Anlass ganz im Chinafest-Dekor gestaltet wurde. Die Chinafest-Bahn fährt künftig hauptsächlich auf der Linie 1 – vorwiegend überirdisch vorbei am Rheinenergie-Stadion und dem Neumarkt, über die Deutzer Brücke bis nach Bensberg. Zusätzlich bedient sie auch die Linie 7 von Frechen über den Neumarkt bis nach Köln-Zündorf.

Publikumsmagnet wird ein riesiger Drache sein, der sich tanzend einen Weg durch die Menge bahnt. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters eröffnen das Chinafest Nordrhein-Westfalen am 15. September 2012 gemeinsam. Eine Bühne mit Musik- und Kunstperformances, darunter auch ein Varieté-Programm, und ein chinesischer Markt sind nur einige der Hauptattraktionen, die einen authentischen Einblick in die chinesische Kultur vermitteln werden. In klassisch geschmückten Pagodenzelten präsentieren Unternehmen aus dem Reich der Mitte ihr Kunsthandwerk, führen in die Kunst der chinesischen Medizin ein und bieten kulinarische Genüsse mit exotischen Speisen und Getränken. Mit zahlreichen Köstlichkeiten aus der chinesischen Küche verführt auch das „Street-Food-Festival“ in der Schildergasse. Selbst erfahrene Besucher von Chinarestaurants werden dort auf Unbekanntes und Besonderes stoßen. Eine weitere atemberaubende Attraktion wird eine große Taiji-Präsentation sein: Hunderte von Teilnehmern haben sich mehrere Monate auf dieses Ereignis vorbereitet. Ihre Performance widmet sich der über vierhundert Jahre alten chinesischen Faustkampftechnik. Die sanfte und langsame chinesische Kampfkunst ist auch unter dem Namen „Schattenboxen“ bekannt. Am 16.September ist dann Familientag mit chinesischem Fächertanz, modernem chinesischen Ballett und Kindertheater, um nur einige der attraktiven Darbietungen dieses Tages zu nennen. Freuen Sie sich auf ein spannendes und interessantes Wochenende im September, lassen Sie sich von der chinesischen Kultur verzaubern und ins Reich der Mitte entführen! http://www.chinajahr-koeln.de Tipp: Ab Oktober zeigt das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln die Ausstellung „Glanz der Kaiser von China - Kunst und Leben in der Verbotenen Stadt“. Foto©Kölner Verkehrsbetriebe

Zahlreiche größere und kleinere Events zum Chinajahr verteilen sich über das ganze Jahr 2012 und im September gibt es in Köln einen ganzen Strauß an farbenprächtigen Veranstaltungen zum Festjahr. Vom 14. bis 16. September feiert das Land Nordrhein-Westfalen das erste NRW-Chinafest gemeinsam mit der Stadt Köln und den chinesischen Partnern auf dem Kölner Roncalliplatz Unter dem Motto „Der Drache tanzt in Köln“ wird sich der Roncalliplatz vor dem Dom in einen Schmelztiegel chinesischer und deutscher Lebensart verwandeln.

Trinitatiskirche - Führung durch die Günter Grass-Ausstellung

30 Jahre erfolgreiche Theaterarbeit

Das literarische Werk des Nobelpreisträgers Günter Grass ist allgemein bekannt. Mit der „Blechtrommel“ gelang ihm der Durchbruch. Viele Romane und Gedichte folgten. Weniger bekannt sind die Arbeiten des heute 85-Jährigen als bildender Künstler. Parallelen zwischen diesen beiden künstlerischen Ausdrucksformen zeigt der Literaturwissenschaftler und Grass-Experte Dr. Anselm Weyer bei einer Führung durch die aktuelle Ausstellung in der Trinitatiskirche. Treffpunkt ist am Sonntag 30. September, 13 Uhr in der Kirche. Die Teilnahme kostet 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Kontakt: AntoniterCityTours, Telefon 0221/92 58 46 14. www.antonitercitytours.de

Wer würde nicht gerne ein Candle-Light-Dinner auf einer Theaterbühne oder einen Pralinen-Workshop mit dem Maître des Schokoladenmuseums erleben? Oder bei einer Fahrt mit dem Feuerwehrboot auf dem Rhein dabei sein? Zum 30-jährigen Jubiläum im September haben sich die Organisatoren des Comedia-Theaters in der Kölner Südstadt solche und andere Highlights als Preise für ihre Geburtstags-Tombola ausgedacht. Wer ein Los zum Preis von 10 Euro kauft, hat die

Comedia feiert Geburtstag Chance auf einen dieser Gewinne und unterstützt damit gleichzeitig das Kindertheater der Comedia. Kaufen kann man die Lose ab sofort im Vorverkauf jeweils von 15 bis 17 Uhr (außer sonn- und feiertags) sowie vor und nach Veranstaltungen. Am 22. September werden die Gewinner um 11 Uhr gezogen, und jedes 30. Los ist ein Gewinn. Die Preisträger werden auf der Webseite www.comedia-koeln.de veröffentlicht./as


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EIN BESUCH IN EINEM GANZ BESONDEREN KELLER

Auf den Spuren der Vergangenheit VON KATRIN FARNUNG der Friesenplatz. Für gewöhnlich anlaufstelle für die Partyhungrigen aus Köln und dem Umland. Heute dient er mir als ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit. In der Palmstraße 36 befindet sich ein stattliches Haus aus der Gründerzeit, das wahre Schätze in seinen Kellerräumen hütet. Vor der Haustür empfängt mich Michael Josuweck, der mit seiner Schwester Eigentümer des Hauses ist. Eine alte Treppe, die vorsichtiges Hinabsteigen verlangt, führt in den Keller. Als der alte Hausherr das Licht anknipst, bin ich einen Moment schier überwältigt und kann mich nur staunend umsehen. Der Keller, einer der letzten mit vollen, flachen Tonnengewölben, birgt steinerne Fragmente bedeutender Kölner Bauten. So finden sich hier Bauteile vom Rathausturm, den Kirchen St. Aposteln, St. Gereon und St. Maria im Kapitol sowie dem Wahrzeichen der Stadt, dem Kölner Dom. Besondere Schmuckstücke sind auch die Teile einer Glasmalerei aus den 1930er Jahren aus der Kirche St. Aposteln. Sie zeigte in ihrer ursprünglichen Schönheit die zwölf Apostel. Bedauerlicherweise entschied man sich im Zweiten Weltkrieg dafür, die wertvollen Fenster in den Heizungsgängen der Kirche zu deponieren, wo die Druckwellen einschlagender Bomben sie in Kleinteile zersprengten. Nur Fragmente ließen sich retten und sind nun im Mauerwerk des Kellers verbaut. Alte Stadtansichten und die Kopie eines altrömischen Grabsteins

vervollständigen diese „Schatzkammer“. Die Räumlichkeit lädt ein, die Vergangenheit der Stadt kennenzulernen und Basen, Kapitelle, Friese und andere Bauteile aus nächster Nähe anzuschauen. Ansichten, die beim bloßen Betrachten der Gesamtbauwerke, denen sie entstammen, so nie-

Die Geschichte des Kellers: Chronik einer Familie mit kölschem Hätz mals möglich wären. Wenn man die Geschichte des Kellers erzählen möchte, lohnt es sich, den Bogen bis zur Erbauung des Hauses anno 1883 zu schlagen. Das repräsentative Wohngebäude wurde nach Abriss der mittelalterlichen Stadtmauer 1880 genau auf dem zu der Zeit schon verfüllten Stadtgraben errichtet. Hieraus erklärt sich die Einmauerung alter Basaltsteine der Stadtmauer in der zur Straße hin gelegenen Fundamentmauer des Hauses. 1902 ging es in den Besitz der Großeltern von Michael Josuweck über, einer biederen Handwerkerfamilie mit vier Kindern aus dem Griechenmarktviertel. Dazu weiß der Hausherr auch mit einem Schmunzeln eine nette Anekdote zu erzählen: Sein gleichnamiger Großvater und dessen Frau Gudula galten als fleißige und sparsame Leute. Vor allem Gudula

war sehr resolut, und ihr ist die familiäre Vermögensbildung der Familie damals maßgeblich zu verdanken. Eines Tages erfuhr der Großvater, dass das Haus in der Palmstraße zum Verkauf stand. Als er dies seiner Frau erzählte, zögerte sie nicht lange und sagte nur: „Tja, dann kaufen wir es eben“ (natürlich neben dem Ersparten mit der Hilfe von Hypotheken). So kam das schöne Haus in den Besitz der Josuwecks und wurde das Stammhaus einer echt kölnischen Familie mit Liebe zu ihrer Vaterstadt. Als Nachkomme in der dritten Generation beschloss Michael Josuweck mit seinen Söhnen, den Keller des Hauses in liebevoller Kleinarbeit zu restaurieren. Das war bitter nötig, da er über lange Jahrzehnte als Kohlen- und Kartoffelkeller genutzt worden war. 1978 begann er die völlig verschmutzten, gekalkten Räume mit Hilfe seiner Frau und seiner Kinder in einen festlichen kölnischen Gewölbekeller zu verwandeln. Heute ist dieser bei Führungen oder besonderen Anlässen zu bestaunen. Beinahe zwei Jahre dauerte die Säuberung und Instandsetzung. Es ist schier unvorstellbar, welche Leistung die Familie vollbrachte, die jeden Stein einzeln reinigen und behandeln musste. Selbst die Maurer-, Elektriker-, Maler- und Glasmalerarbeiten wurden ausschließlich von der Familie durchgeführt.

Foto © Elsa Yaskovskaya

Nicht nur am Theodor-Heuss-Ring gibt es einen Kronleuchtersaal

ner Kronleuchter hängt dort und taucht den Keller in seinen schönen, warmen Schein. Die Schenkungen der Bauteile verdankt die Familie dem Umstand, dass die frühere Stadtkonservatorin, Dr. Hiltrud Kier, sowie der frühere Dombaumeister, Dr. Arnold Wolff, den Keller als ebenso besonders empfanden wie die Josuwecks. Und so bleibt zu hoffen, dass viele Interessierte am „Tag des Offenen Denkmals“, dem 9. September, den Weg in die Palmstraße 36 finden, um von Michael Josuweck weitere Geschichten aus der Kölner Vergangenheit zu erfahren und mit staunendem Blick diesen Keller zu erforschen.

Der Kronleuchtersaal in dem großen Sammelkanal ist vielen Kölnern ein Begriff. Lachend deutet Michael Josuweck auf das Gewölbe und tatsächlich: ein kleiner, fei-

Tipps: Einblicke in den Gewölbekeller und andere historische Villen gibt es am Tag des offenen Denkmals: 9. September 2012

yaskovskaya.de

Gründerzeithaus mit historischem Gewölbekeller Palmstraße 36 Geöffnet 11 - 17:30 Uhr, Führungen zur vollen Stunde, Michael Josuweck Villa am Rheinufer Konrad-Adenauer-Ufer 101 Gehobene Wohnkultur des 19. Jahrhunderts. Geöffnet 10 - 12 Uhr, 13:30 - 17 Uhr Führungen: Durchgehend während der Öffnungszeiten Möbel und Wohnkultur – Gründerzeithaus von 1888 Hansaring 125 - Einblicke einer Möbelrestauratorin in Originalmöbel aus der Zeit um 1900 mit Details zu Herstellung, Vertrieb und damaliger Wohnkultur. Führungen: 10, 12, 14 Uhr, Dieter Wirges Treffpunkt: Vor dem Hauseingang

Zigarren rollen und Bücher schreiben

Genieße den Moment Eine Frau findet ihren eigenen, ungewöhnlichen Weg VON CLAUDIA SAAR Ein Kavalier, ein Gentleman und zugleich ein Frauenheld – jemand, der das Leben und die Liebe genießt – das sei ein Galan. Und wenn es dazu ein weibliches Pendant gäbe, so käme Annette Meisl dem sehr nahe. ‚La Galana’ hat sie ihren Laden in Ehrenfeld getauft. Sie verkauft dort nicht etwa die im Viertel so beliebten Designerklamotten, sondern Zigarren. Und lässt die Kunden auch noch selbst rollen. Wenn die vor Ideen sprudelnde Geschäftsfrau in luftig-sommerlicher Kleidung über ihren Laden samt Manufaktur redet, hört sich das alles ganz logisch und leicht an. Die Möglichkeit kam auf sie zu – und sie ergriff sie. Das hat sie auch schon früher bei ihrer Tätigkeit als Kulturmanagerin bei längeren Aufenthalten in der Türkei und immer wieder in Südamerika so gemacht. Das Ladenlokal in ‚ihrem’ Stadtteil Ehrenfeld ist mindestens so original wie originell eingerichtet. Viel dunkles Holz, viele Details. Und den Kunden werden nicht nur fertige Zigarren angeboten, sondern wer möchte, kann auch lernen, wie man sie selbst rollt. Seminare gibt es auch, und seit neuestem musikalische Abende im Café mit Lesungen aus ihrem Buch. Zigarre rauchen sei „Kultur und Genuss gleichzeitig“, bemerkt sie schwärmend. Ich möchte wissen, ob sie schon immer geraucht habe, und sie lacht: „Zigaretten? Nein danke – zu viele Zusatzstoffe.“

das Lebensmotto im Buch beschrieben ‚Genieße den Moment’ sei das Lebensmotto, das sie schon immer in sich trug, und in ihrem 5L-Projekt kultiviere und auslebe. Das Experiment „5L“ beschreibt sie in ihrem Buch: „5 Männer für mich“, das sie nach ihrer Scheidung und einer schwierigen Zeit schrieb. Darin geht sie von der These aus „Wir sind nicht monogam“ und stellt die Frage: „Gelingt es mir auch, so zu leben?“ Gelernt hat sie im Verlauf des selbst gesetzten Rahmens, dass sie Sex und Liebe trennen kann und dass es dazwischen sehr viele Abstufungen gibt. Die gilt es auszukosten und manchmal auch auszuhalten. Und es gilt bei dieser spielerischen Herangehensweise an ihr Experiment, fünf Männer gleichzeitig zu haben, und die dargebotenen Überraschungen anzunehmen – denn das Thema ‚Liebe’ berge reichlich davon. Sei es, dass sie sich ungeplant verliebt, sei es, dass sie mit einem Mann in ihrem Liebesreigen trotz Anziehung statt Sex spirituelles Philosophieren genießt. Ihr selbstgesetzter zweijähriger Rahmen hat ihr gezeigt: „Die Magie des Jetzt ist immer da. Wenn ich mich dafür entscheide, das Augenmerk auf die Dinge zu legen, die mich im Jetzt berühren, die schön sind, dann habe ich viel gewonnen. Ich schaue zum Beispiel hier lieber dem alten Ehepaar zu, das so liebevoll miteinander umgeht, als auf diese grauen Steinplatten.“ Auch wenn es großer Übung bedarf und Annette Meisl auch den zweifelnden, schmerzlichen und einsamen Momenten in ihrem authentisch-erfrischenden Buch Raum gibt, so hat sie durch die eigene Erfahrung verinnerlicht: Wahre Liebe lässt frei. La Galana – Zigarrenmanufaktur und Café del Tabaco – Ein Stück Kuba in Köln www.LaGalana.de www.fuenf-maenner-fuer-mich.de/

Seconds | Impressum Eifelstraße 24 50667 Köln Telefon: 0221 / 82 82 00 57 Telefax: 0221 / 82 82 00 56 Herausgeber: Andreas Bastian Redaktionen: Kultur und Menschen: Anne Siebertz Musik: Dirk Conrads Urban Art, Biolance, Originell: Andreas Bastian, Sabine Teichmann Public Relation: Sabine Teichmann Seconds-Autoren: Meriem Benslim, Linda Fischer, Dirk Maschin, Katrin Farnung, Verena Sons (Design), Jutta Vogt-Tegen, Carina Thomann, Björn Thomann, Dieter Speelmanns, Dirk Conrads, Gaby Mutschke, Andreas Schwann, Nicky Doering, Helena Montagnese, Mirjam Dröge, Ralf Esser, Michéle Hentschel, Merle Ullrich, Peter Köster, Nadja Sobotzik, Nadine Stellmacher, Gregor Zootzky, Sabine Teichmann, Corinna Güsken, Claudia Saar, Sarina Brechmann, Daniela Anna Eckstein Web: www.second-magazine.de www.seconds.de Facebook: www.facebook.com/secondmag

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Der Bahnhof Belvedere EINE GUTE AUSSICHT FÜR KÖLN

VON HELENA MONTAGNESE In Köln gibt es neben vielen emporragenden Gebäuden und denkmälern einen kleinen historischen Bahnhof, der von internationaler Bedeutung ist. Sein Name „Belvedere“ kommt aus dem Italienischen und bedeutet „schöne aussicht“. In der architekturgeschichte bezeichnet er eine Bauform, die angelegt ist, um einen schönen, weiten ausblick zu ermöglichen, der von diesem Bahnhof wohl jedes Kölner Herz mit dem Blick auf den damals noch unfertigen dom und die Kölner Silhouette hätte höher schlagen lassen. deshalb war der Name „Belvedere“ von Beginn an mit dem Bahnhof verbunden und mit der schönen aussicht auf das Rheintal, das sich gen Osten ausbreitet. Als der Bahnhof Belvedere damals nicht mehr als solcher genutzt wurde, wurde er zum Eigentum der Stadt Köln, die das Gebäude zu Wohnzwecken freigab. Zwischenzeitlich wohnten in den wenigen relativ großen Wohnräumen mehrere Parteien, meist Künstler und Bildhauer, auf den 250 Quadratmetern Nutzfläche. Prof. Dr. Walter Buschmann, Referatsleiter Technik- und Industriedenkmale im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, erstellte im April 2011 ein Gutachten zum Bahnhof Belvedere. Er kam zu dem Schluss, dass es sich um ein förderwürdiges Baudenkmal von nationaler Bedeutung handelt. Die Eröffnung des Bahnhofs Belvedere fand am 2. August 1839 als Endpunkt des ersten Abschnitts der Bahnlinie KölnAachen-Lüttich-Antwerpen statt. Zu diesem Zeitpunkt war das EisenbahnZeitalter noch keine fünf Jahre alt. Die

erklärt. Die Restaurierung und Sanierung des „Schmuckstücks“ und das wunderschöne Holztreppenhaus passen zum diesjährigen Thema „Holz“. Riesige Platanen im Park tragen nicht nur zum schönen Ausblick bei, sie dienen mit ihren mächtigen Stämmen als Zeitmesser auf der Reise durch die Geschichte des Bahnhofs. Neuer Kulturort für Köln – „da will ich mitmachen!“ Land und Kommune unterstützen den Förderkreis im Erhalt des historischen Bauwerks, doch jeder weitere Förderer und Sponsor ist herzlich willkommen! Foto © Verein Bahnhof Belvedere

weltweit erste grenzüberschreitende Verbindung nach Belgien war erschaffen und somit zu einem bedeutenden Verkehrsprojekt geworden. Förderkreis Bahnhof Belvedere Seit anderthalb Jahren gibt es den Förderkreis Bahnhof Belvedere. Jüngst begrüßte er sein 150.000stes Mitglied. Vor drei Jahren stand das Gebäude leer und seine Zukunft lag im Dunkeln. Dank der Mitwirkenden des Förderkreises sind nun erste Erfolge am Ausbau des Gebäudes messbar. Erste öffentliche Führungen und Veranstaltungen rund um das Gebäude können seit 2010 stattfinden. Die Nutzung des Bahnhofs soll sich auf vier Säulen der öffentlichen Nutzung stützen. Eine davon sollen kleine Kulturveranstaltungen im Bahnhof sein. Außerdem soll er als Bildungsstätte fungieren, etwa mit einer Ausstellung über die historische Bahnstrecke „Eiserner Rhein“. So wird der Bahnhof Belvedere zu einem geschichtlichen Lernort für Institute und Schulen. Die dritte Säule steht für

„Feste feiern“: Privatpersonen und Firmen haben die Möglichkeit, das Denkmalensemble für Feiern und Events zu nutzen. Die vierte und letzte Säule besteht aus der Idee, ein gastronomisches Begleitangebot mit Außengastronomie im wunderschönen Park an das Gebäude anzugliedern. Im Fokus des Förderkreises steht eine jüngere Zielgruppe. Eine Reihe von studentischen Projekten mit Bezug auf die Denkmalpflege wurde am Bahnhof Belvedere bereits durchgeführt. Dazu gehörten etwa die Vermessung des Gebäudes und Bestandaufnahmen des Baustoffs, rückblickend auf die architektonische Geschichte des Gebäudes. Tag des offenen denkmals Wegen der aktuellen Baumaßnahmen, verbunden mit finanziellen und organisatorischen Hürden, konnte kein ähnliches Programm wie 2011 für den Tag des Denkmals ausgearbeitet werden. Noch ist fraglich, ob der Bahnhof überhaupt begehbar ist. Das

ist auch ein Grund dafür, dass man keine regelmäßigen Führungen anbieten kann. Die dringend notwendige Dachsanierung lässt keinen Aufschub zu; sie ist ein Teil der bevorstehenden Gesamtsanierung des Bahnhofs, für die Mittel von Bund, Land und der Stadt Köln zur Verfügung gestellt werden sollen. Um das Gesamtprojekt des Bahnhofs vollständig umsetzen zu können, hat sich der Förderkreis Belvedere für ein Förderprogramm des Landes beworben. Dieses unterstützt bürgerschaftliche Initiativen in Zusammenarbeit mit der Kommune. Da die Stadt Köln zurzeit einen finanziell und personell eingeschränkten Handlungsspielraum hat, ist sie auf bürgerschaftliches Engagement wie das des Förderkreises Belvedere angewiesen.

Der Förderkreis möchte damit insbesondere Menschen ansprechen, die sich für das Projekt interessieren. Mit einem geringen Obolus von 18,39 Euro hat jeder hat die Möglichkeit zu einer Mitgliedschaft im Förderkreis Bahnhof Belvedere e.V. Ob Jung oder Alt: Willkommen sind alle, die bei dem breiten Themenangebot des Förderkreises Belvedere sagen: „Da will ich mitmachen!“ Oder jene, die einfach nur die besondere Atmosphäre des historischen Bahnhofs erleben möchten. Denn diese schöne Atmosphäre des Denkmalensembles vergisst man so schnell nicht mehr.

Termin: 09.September 2012 „Tag des Denkmals“, 14 und 16 Uhr Bahnhof Belvedere Belvederestraße 147, 50933 Köln-Müngersdorf

Führungen Trotz der Baumaßnahmen werden um 14 und 16 Uhr Führungen stattfinden. Dabei werden die historischen Besonderheiten und Zeiträume ausgiebig

anmeldung erbeten unter: Förderkreis Bahnhof Belvedere e.V. Richard-Wagner-Str. 27 50859 Köln Telefon: +49 2234 94 85 98 E-Mail: info@bahnhof-belvedere.de

DEUTZ CHOR UND BEIJING SYMPHONY ORCHESTRA IN CONCERT VON GÜNTER NAWE von einem gemeinsamen Konzert in Peking im Jahre 2008. So Aus Anlass des China - Jahres 2012 wird es in der Kölner Phil- wird es zu einem harmonischen Zusammenspiel bei einem Proharmonie eine festliche Matinee geben. Gefeiert werden die gramm kommen, das das Motto der Konzertmatinee unterstrei25-jährige Partnerschaft der Städte Peking und Köln, die 40- chen wird. jährigen diplomatischen Beziehungen Am Pult stehen Tan Lihua, Chefdirigent zwischen der Bundesrepublik Deutschdes Beijing Symphony Orchestra und land und China. Heinz Walter Florin, künstlerischer Leiter Dieses Konzert – unterstützt vom Kulturdes Deutz-Chor Köln. amt der Stadt Köln und ermöglicht durch Heinz Walter Florin hat die „Symphonie den unermüdlichen Einsatz der Wirtin Kölsch“ komponiert, eine musikalische schaftsbotschafterin für Köln, Frau Zhou Verbeugung vor unserer Stadt, mit der Meng – unterstreicht den Stellenwert, das Programm beginnt. Gefolgt von den der Deutz-Chor Köln als KulturpartOpernarien und Melodien chinesischer ner Kölns und als international renomLieder. Zum Abschluss der Matinee ermierter Chor hat. Gleichzeitig wird Kölner klingt Ludwig van Beethovens weltumeinmal mehr der Menschen und Völker spannende „0de an die Freude“. verbindende Charakter der Musik deut- Philharmonie Neben dem Beijing Symphony Orchestra lich. Hörbar gemacht mit diesem Konzert 11 Uhr und dem Deutz-Chor Köln treten auf: die im „Klang zweier Städte“. Für Peking Bonner Operisten, das Bonner Collegium wird das weltberühmte Beijing Sym- Karten ab neunCantandi, die drei weltbekannten phony Orchestra (BSO) auf dem Konzertchinesischen Tenöre Dai Yuqiang, Wei undzwanzig EURO podium in der Kölner Philharmonie Song, Warren Mok, der Kölner Michael Auch unter: stehen, für Köln der Deutz-Chor Köln. Hirsch sowie der Australier Darrren WilBeide Klangkörper kennen sich bereits karten@deutz-chor.de liams als Gesangssolisten.

16.9 Sonntag

Der Klang zweier Städte


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14 | Urban Art

Urban Art

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Mein Paris trägt grüne Schuhe Wörter, Bilder, Rhythmen Illustration von Gregor Zootzky: Die grünen Schuhe

Ingeborg Drews , geboren 1938 in Köln, ist eine deutsche Lyrikerin, Journalistin, Kunsttherapeutin und bildende Künstlerin. Bekannt wurde sie durch zahlreiche Radiosendungen und Ausstellungen seit 1962. Gregor Zootzky traf Ingeborg Drews in Köln und sprach mit ihr über ihre Kindheit, die Jazzmusik, die Lyrik und ihr neues Buch, das Ende 2012 erscheint.

GZ: Ich habe dich im Jahre 2008 in der Staatsbibliothek zu Berlin bei Hans G.. Helms kennen gelernt. Zu dem Zeitpunkt hast du satirische Fotos gemacht. Als ich mich für dieses Gespräch mit dir vorbereitet habe, wurde mir bewusst, wie viel du schon gemacht hast – in den verschiedensten Medien. ID: Man kann es aber bündeln. Es ist die Begabung für Wort und Bild in vielerlei Form. Foto ist Bild, Malerei ist Bild, Symbole sind Bilder, Metaphern in Gedichten sind oft Bilder. Ich bin musikalisch überhaupt nicht begabt, habe aber sehr viel über Musiker geschrieben, weil mich die Musik so begeistert. Aber jeder Versuch, in der Musik etwas zu tun, ist fehlgeschlagen.

GZ: Hast du dich mal als Musikerin versucht? ID: Nein, das ist so eine Art Wunschtraum. Ich bin begeistert von der Jazzmusik zum Beispiel, weil sie ein tragendes Element ist, welche das Lebendige im Moment in sich einschließt. Einer der besten Zeichner in Frankreich, der Lou, der auch ein sehr guter Jazz-Musiker ist, hat gesagt, „die Zeichnung ist dem Jazz gar nicht so unverwandt“.

GZ: Man spricht ja auch vom Bildrhythmus und wenn es gar keine Dynamik hat, dann langweilt es ja auch schnell.

Ingeborg Drews , deutsche Lyrikerin, Journalistin, Kunsttherapeutin und bildende Künstlerin.

ID: Dann hat es keine Spannung. Ein lebendiger Körper hat eine Spannung. Langweilige Menschen erwirken im Anderen etwas und machen einen spannungslosen Eindruck. Das Leben beinhaltet, dass man auch gespannt, entspannt, überspannt, alles, was mit Spannung zu tun hat, sein muss. Und der Swing ist eigentlich die angenehmste Spannung. Der Swing trägt einen fort. Er ist so etwas wie eine ewige Welle.

GZ: Diese Spannung wie im Swing entlädst du ja auch in Gedichten. Gregor Zootzky Kunstredaktion

Nicky Doering Kunstredaktion

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ID: Der Rhythmus ist für das Gedicht das A und O. Man kann Prosa schreiben und die Sätze dreimal umformen. Die hätten dann auch einen Rhythmus und auch eine eigene Aussagekraft. Und wie man das Verb, das Substantiv setzt, das kann man ja im Deutschen ungeheuer variabel machen. Deshalb habe ich meine CD auch „Cascaden“ (2006) genannt.

GZ: Text und Musik konntest du ja im Café Campi ganz gut wiederfinden. ID: Das war ein idealer Ort. Das Köln dieser 50er, 60er, 70er Jahre war, was es heute

zum größten Teil verloren hat, eine Anlaufstelle für kreative Leute aller Art. Und da war das Campi natürlich ein Zentralpunkt. Man konnte gewiss sein, dass dort immer etwas passierte, was zeitgemäße Kunst betraf. Ob das jetzt Luigi Nono war, der im Theater inszenierte und Chargesheimer machte die Bühnenbilder dazu, der aber eigentlich Fotograf war. …Man sah ihn mit einer ganzen Korona von Theaterleuten, mit der Gisela Holzinger durch die Hohe Straße rauschen, und die palaverten über ein Luigi Nono-Stück. Und dann saßen die modernen Musiker dort, Bruno Maderna und der Franco Evangelisti. Also, die trafen sich natürlich alle im WDR aber die saßen auch am Tag und nachts bis vier Uhr im Campi.… Das Campi war damals ein so lebendiger Ort, den ich mir nicht einmal um die Zeit in Paris vorstellen konnte.

GZ: Du bist 1938 geboren, warst also ganz jung im Krieg. ID: Nun ja, 1939 ging der Krieg los. Und 1945 war ja alles platt. Als kleines Kind wurde unser Haus, wie all die anderen auch zerbombt, aber wirklich ein Totalschaden, so dass wir kein Dach mehr über dem Kopf hatten. Man konnte hier in der Stadt überhaupt nicht mehr bleiben.… Meine Jugend waren Fluchtwege. So wie ich später auch die Emigranten geschildert habe. Also, was ich an den SchriftstellerEmigranten immer so nachvollzogen habe, hatte auch mit mir zu tun. Denn ich war ja genauso wie eine Verfolgte herumgereicht worden als Kind. … Die Erwachsenen waren mit dem Lebensnotwendigen so beschäftigt, dass wir eine wilde Kindheit hatten. Wir rasten durch alte Ruinen und krochen durch Heizungsschächte. Wir fanden das wahnsinnig abenteuerlich. Das war auch sehr fruchtbar. Nur hatten wir wenig zu Essen. ... Unser Haus war übrigens das Einzige auf der Straße, das völlig ausgebombt wurde. Meine Mutter ging in den Keller der Tante nebenan, und holte die Hitlerfahne raus , und legte sie über die Trümmer. Meine Mutter hat immer eine Lippe riskiert und der Ortsgruppenleiter sagte: „Sagen Sie mal, was haben Sie da geäußert?“ Da hat sie gesagt: „Was meinen Sie denn?“ „Ja, und jetzt haben Sie die Fahne über die Trümmer gelegt. Was soll das denn heißen?“ fragte er. Da hat sie gesagt: „Das sehen Sie doch, ich verehre den Führer!“ Sie hat immer durch die Blume ihre politische Meinung mitgeteilt. Meine Mutter war selber schon Kriegskind, eine Kriegswaise aus dem ersten Weltkrieg und sie war eine richtige, echte Pazifistin. Aber sie war intelligent genug, das nie direkt zu machen.

GZ: War Jazz-Musik während des Krieges verboten? ID: Auf jeden Fall. …Jazz ist eine Musik, die ein bisschen Intellekt verlangt, und die Nazis waren dumm. Die haben nicht erkannt, was die Jazz-Musik eigentlich ausdrückt. Also wurde sie verboten. Und wenn sie irgendwo Veranstaltungen sahen, wurde das sofort verfolgt und geschlossen. Die Franzosen haben sich so

lustig gemacht. Die haben ihre Jazz-Clubs verbarrikadiert mit Holzbrettern, haben dort ihre Jazz-Musik gehört und haben auf die amerikanischen Texte, die die Nazis ja sowieso auch nicht verstanden, einen anderen Text gemacht. Aus „Lady be good“ wurde „Chanson de Madame Bigoudi“. Bigoudi ist ein Lockenwickler.

GZ: Du hast sowieso eine Affinität zu den Franzosen, oder? ID: Ja klar, die habe ich immer schon gehabt. Ich fühle mich da sehr wohl und natürlich. Weil ich immer wieder hinfahre und weit über ein Jahr dort gelebt habe, spreche ich ziemlich fließend.… Die französische Sprache hat eine Melodie. Das Rheinische übrigens auch. Der rheinische Singsang hat ein bisschen was Ähnliches.

GZ: Man lädt dich stets nach Frankreich zu einem ganz berühmten KarikaturistenSalon.

wenn sie schon oft haben standhalten müssen. Und die Brüchigkeit, wenn man jung ist und noch nicht weiß, dass das, was man will auch wirklich will.

GZ: Und wie ist der Titel? ID: Das Buch heisst „Die grünen Schuhe“. Es ist in Indien entstanden. Ich will jetzt nicht die Geschichte vorweg nehmen. Du hast dann ja den Titel vorgeschlagen „Mein Paris trägt grüne Schuhe“, den der Verleger sehr gut findet und auf dem er immer weiter besteht.

GZ: Was ist deine Motivation gewesen? ID: Die Lust, das Leben selber, die Lebenskraft an sich. Dann denke ich, wie immer, das ganze Leben falle ich aus der Rolle. Und ich habe auch immer noch so viel vor. Vielleicht ist mir das auch nicht vergönnt, aber ich könnte nicht ohne große Vorhaben leben.

Rechts vom Gedicht ist ein Selbstportrait von Drews aus dem Jahre 1968. Technik: Radierung koloriert. Das Gedicht „Rose“ ist aus dem zweiten Gedichtband von Drews „Die gewöhnliche Sternstunde“ im Grupello Verlag Düsseldorf, 1999 erschienen. Rechts vom Gedicht hat Drews „Rosa Luxemburg“ portraitiert, aus dem Jahre 1981. Technik: Radierung koloriert

ID: Ich fahre jedes Jahr nach Limoges „Le Salon de la Caricature, du Dessin de presse et d’Humour“ hat seine ganz eigene Atmosphäre. Es bietet eine Übersicht über internationale Karikatur, Pressezeichnung und Humorzeichnung.

GZ: Derzeit fasst du deine Lebenserfahrungen in einem neuen Buch zusammen. Ist es ein autobiographischer Roman? ID: Das ist wie Erinnerungen eigentlich, die in einer romanhaften Form erzählt werden, sehr sprunghaft, von Vergangenheit und Zukunft und Assoziationen, die man hat. Ein junges Mädchen geht über die Champs-Élysées und in ihr laufen die Filme ihrer Kindheit ab. Sie will unbedingt in Paris leben und will da Kunst studieren. Sie hat sich eine kleine Summe zusammengespart, die nur für einen ersten Tageskursus reicht, hat aber in beiden Akademien die Prüfung bestanden. Und sie ist jetzt in diesem ganzen Wirrwarr von Gefühlen, dieser eleganten Stadt mit diesen schönen Menschen und der fremden Sprache und den fremden Gepflogenheiten und die Inspiration der Jazzmusik, die sie da pausenlos hören kann. Das ist eine Widerspiegelung dieser Zeit und exemplarisch für einen jungen Menschen, was in dem vor sich geht. Der Überzeugungen hat, aber die Überzeugungen sind noch durch nichts bekräftigt. Überzeugungen sind dann erst gut,

GZ: Vielen Dank für das Interview Das neue Buch von Ingeborg Drews, mit dem Titel „Mein Paris trägt grüne Schuhe“, erscheint Ende 2012 im Roland Reischl Verlag. www.rr-verlag.de

„Eine schöne Frau mit einem Makel“, 1980er Jahre - Technik: Siebdruck


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Samtiger Genuss für echte Kenner VON ANNE SIEBERTZ Erst nach zehn bis zwanzig Jahren gelangt er zur Reife, doch anschließend betört er die Sinne: der Whisky. Ein Luxusklasseprodukt aus der sagenumwobenen Welt der schottischen Lochs und Torfmoore, das bei der Betrachtung genussvoller Einblicke nicht ausgespart werden sollte. Als ich den Whiskyladen in Köln-Sülz an einem heißen Sommertag betrete, bietet Mitinhaber Markus Müller mir ein Glas stilles Wasser an. Angesichts der Temperaturen nehme ich dankend an. Doch dann serviert er mir das eher langweilige Getränk in einem tulpenförmigen so genannten „Nosing-Glas“. Damit sind wir mitten im Thema: „Bei der Zusammenstellung der Sorten trinkt der Blendmaster den Whisky nicht, er riecht ihn.“ In den speziell geformten Gläsern sammeln sich die Aromen am oberen Teil des Glases und schaffen so die perfekte Voraussetzung, die olfaktorischen Eigenschaften des honigfarbenen Getränks zu erriechen.

abhielten, haben sie sie nun in den speziell dafür angemieteten Showroom im schottischen Stil schräg gegenüber verlegt. Bei jedem der rund vierstündigen Tastings gibt es etwas Besonderes: Unter der fachkundigen Moderation der Experten Mark Lissmann oder Hans-Jürgen Schäfer werden acht bis neun Whiskys verkostet. Im September, wenn der Laden Geburtstag feiert, gibt es etwa unter dem Motto „Cadenhead’s Classics“ ein „11th Anniversary Tasting“, zu anderen Gelegenheiten auch schon mal Genießerabende wie „Whisky und Literatur“ oder „Whisky und Musik“. Um die Aromen der Whiskysorten genauer zu bestimmen, erklärt der Moderator beim Tasting die so genannten Verkostungsräder. In einem kleinen inneren Kreis findet sich dort eine überschaubare Anzahl von Grundaromen: fruchtig, floral, nussig, grasig-blättrig oder auch holzig. Zu jeder Aromengruppe gibt es im mittleren Kreis eine Reihe feinerer Untergliederungen wie etwa „cooked veg, malt extract oder husky“ bei der grasigen Note. Schließlich lässt sich im äußeren Kreis noch eine Vielzahl ganz feiner Aromen oder auch nur ein Hauch einer Note assoziieren. Bei der fruchtigen Variante kann dies eine Spur von Orange, Zitrone oder Kiwi sein. Oder auch die etwas kräftigere Brombeere. Der assoziativen Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Echte Kenner schmecken oder riechen sogar gelegentlich eine leichte fleischige Note heraus oder den markanten Geruch eines Gummireifens.

Die Aromen entstehen in den Eichenfässern

Während des Gesprächs lerne ich, dass Whisky eine Wissenschaft für sich ist. Zum Beispiel die Sache mit den Aromen. Vom Wein her ist bekannt, dass die Umgebungsbedingungen des Anbaugebiets eine entscheidende Rolle beim Geschmack spielen. Bodenbeschaffenheit, Klima, Sonneneinstrahlung, Hanglage und vieles mehr bestimmen die spätere Note. Anders beim Whisky. Hierbei handelt es sich um ein reines Destillat aus Gerstenmalz. Die Aromastoffe entstehen erst durch die Lagerung in Eichenfässern – meist gebrauchte Bourbon-Fässer. Und doch kommt es vor, dass ein Whisky eine starke Brombeerenote aufweist. Wie kommt die hinein? „Die Vielfalt an wahrgenommenen Geschmacks- und Geruchsaromen ist überwiegend assoziativ“, erklärt Markus Müller. Der Geschmack, nicht zuletzt aber auch allein der Geruch „erinnert an etwas“. Vielleicht an den Birkenbaum aus der Kindheit oder an die Kräuterwiese aus dem letzten Urlaub in Italien. Verkostung hilft, den eigenen Geschmack zu finden „Das ist ja ungenießbar“, sagen manche Teilnehmer bei der Verkostung bestimmter Sorten. Andere wiederum schwören auf genau diesen einen Geschmack, sagen, das sei ja genial. „Wie man einen Whisky erlebt, ist eine ganz individuelle Angelegenheit“, erklärt Müller. Daher biete sich für Kenner wie Einsteiger eine Verkostung an. In Whiskykreisen heißt diese üblicherweise „Tasting“. Nachdem die beiden Inhaber Markus Müller und Gregor Nacke von Cadenheads diese Veranstaltungen jahrelang in ihrem rund 30 Quadratmeter großen Ladenlokal

Grenzenlose Vielfalt Zwischen 5000 und 10000 Whiskys hat Müller in seinem Leben schon probiert. Es gibt zwar vergleichbare Sorten, dennoch schmeckt jede ein bisschen anders. Zum Beispiel die zwei Cadenhead’s Scotch Whiskys, die er mir zeigt. Laut Etikett sind die beiden Einzelfassabfüllungen 21 Jahre alt – wobei das Alter ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist. Beide wurden 1991 destilliert und in Bourbon-Eichenholzfässer abgefüllt. Auf Flaschen gezogen wurden sie im April 2012 – und aus dem einen Fass wurden 282, aus dem anderen 288 Flaschen gewonnen. Kein so großer Unterschied. Doch der eine hat 51,9 Prozent vol, der andere hingegen 53,4 Prozent. „Glauben Sie mir, beide schmecken komplett unterschiedlich“, sagt Müller. die Idee, einen Whiskyladen zu betreiben Schon früh hegte Müller großes Interesse für kulinarische Genüsse. Das malzige Getränk aus Schottland zählte dazu, und die Mystik rund

um das Land im Norden tat das Ihrige. Irgendwann stolperte er über den kräftig-rauchigen Beigeschmack, der entsteht, wenn Malz getorft wird. Das ließ ihn nicht mehr los und er begann mit einem Selbststudium in Sachen Whisky. Schließlich hatte er die Idee, aus dem genüsslichen Hobby einen Beruf zu machen. Zufällig entdeckte er die gleiche Leidenschaft bei Gregor Nacke, einem Freund aus der Jugendzeit, der häufig das Land der Heldensagen bereiste und in den dortigen Destillerien zu Hause war. Kurzerhand schmissen die beiden ihren Job und betreiben seitdem das Cadenhead’s an der Luxemburger Straße. Na dann, Slainte mhath - gute Gesundheit! Cadenheads Whisky Market Luxemburger Str. 257 50939 Köln Tel. 0221/2831834 www.cadenheads.de

Aus Guerilla-Aktion entsteht grüne Oase Gärtnerparadies mitten im Kölner Süden

Foto:Margret Borgmann

VON MERLE ULLRICH Von weitem sieht man nur einen Bauzaun, hinter dem sich Schutt- und Schrottberge auftürmen. Baulärm tönt herüber. Aus der Nähe fällt sofort die rote Erde ins Auge, die unweigerlich an eine afrikanische Steppe erinnert. Ein aus Planen- und Holzresten provisorisch zusammengezimmerter Unterstand unterstützt diesen Eindruck. Doch etwas passt nicht ins Bild der afrikanischen Brachlandschaft: An diesem unwirtlich erscheinenden Ort stehen auch riesige Blumenkübel, in denen es grünt und blüht. ‚Neuland e.V.’ steht auf einem Plakat an der Stelle, wo der Bauzaun einen Weg ins Innere dieser ungewöhnlichen Landschaft freigibt. Seit einem Jahr wird auf einem Teil

des ehemaligen Gebietes der Dom-Brauerei gegärtnert. In großen, selbstgebauten Pflanzkästen, die jederzeit wieder abgebaut oder an einen anderen Ort transportiert werden können, wachsen hier die verschiedensten Gemüsesorten: Tomaten, Kohlrabi, Kürbisse, aber auch Kräuter und Blumen findet man in den mobilen Kübeln. Begonnen hatte alles mit einer GuerillaAktion. Die Brachlandschaft war den Anwohnern schon lange ein Dorn im Auge. Im Juli 2011 startete der Aufruf zu einer Nacht-und-Nebel-Aktion, in der ein Teil des Platzes mit Blumen bepflanzt werden sollte. 180 Menschen kamen zusammen, unter ihnen auch jemand, der kurz zuvor bei dem Projekt „Prinzessinnengärten“ in

Berlin mitgewirkt hatte. So kam die Idee auf, etwas Ähnliches auch in Köln zu starten. „Wir wollten nicht als Landbesetzer auftreten, sondern es offiziell machen! Deshalb wurde der Verein ‚Kölner Neuland e.V.’ gegründet“, stellt Dorothea Hohengarten, Vorstandsmitglied des Vereins, klar. Da der Garten mobil ist, waren die Verhandlungen mit dem Grundstücksverwalter, dem Bau- und Liegenschafts- betrieb NRW, relativ leicht. Erstaunlicherweise waren es die Auflagen des Umweltamtes, an denen das Gartenprojekt zu scheitern drohte. Bei dem ehemaligen Industriegebiet ging man von einer Schadstoffbelastung des Bodens aus. Also stellte das Amt die Bedingung, die Nutzfläche müsse zuerst mit Planen und frischer Erde abgedeckt werden. „Hier dachten wir ein paar Mal, die Auflagen würden uns finanziell das Genick brechen“, erinnert sich Hohengarten. Der Zufall kam den Neuland-Gärtnern zu Hilfe. Eigentlich auf der Suche nach einem Experten für Kompostierung, traf der Verein auf ein Unternehmen, das sich auf die

Pflege von Tennisplätzen spezialisiert hatte. In regelmäßigen Abständen muss der rote Sand der Spielflächen erneuert werden. Für Neuland e.V. war dies ein Glücksfall. Sie konnten die gebrauchte Erde kostenfrei übernehmen, um damit die Fläche des geplanten Gartens abzudecken. Die geforderten Planen wurden dem Verein in Form von alten Gerüstplakatfolien zur Verfügung gestellt, die normalerweise an Baugerüsten befestigt werden, während Gebäude renoviert werden. „Von da an ging alles ganz schnell“, erklärt Hohengarten. „Als die Pflanzen erst einmal standen und der Garten geöffnet war, kamen die Leute fast von allein.“ Nachahmen erwünscht! Margret Borgmann und ihr Mann Albert sind aus Marburg angereist, um sich das Projekt anzuschauen. „Wir haben selbst ein Sechs-Familien-Haus, das von Brachwiesen umgeben ist, die viel sinnvoller genutzt werden könnten“, erklärt Margret Borgmann. „Ich denke, wir werden das unseren Mietern auch vorschlagen, denn so etwas stärkt ja auch das Nachbarschaftsgefühl“. Im Garten von Neuland e.V. treffen sich die unterschiedlichsten Menschen: Studenten, Senioren, aber vor allem Leute zwischen 30 und 50 Jahren. Sie alle verbindet der Spaß an der Gartenarbeit. Ein Mal in der Woche wird geerntet. Diejenigen, die viel

im Garten mitarbeiten, bekommen das Gemüse im Moment noch kostenlos. Aber auch wer nicht mitarbeitet, kann vorbei kommen und das frische Gemüse im Garten kaufen. „Wir arbeiten noch an einem System, wie man die Verteilung am besten regelt“, sagt Hohengarten. „Vielleicht führen wir so etwas wie Mitarbeiterpreise oder Gemüsetüten als Stundenlohn ein.“ Vor kurzem wurde für das Projekt eine Förderung bewilligt. Der Verein hat noch viel vor: Ein Küchen-Container soll her, denn der Garten wird oft von Schulklassen besucht, die etwas über das Gärtnern und vor allem über gesunde Ernährung lernen sollen. Darin könnte der Verein auch Kochkurse für die Schulkassen veranstalten, in denen mit frischen Zutaten aus dem eigenen Garten gekocht wird. Der Garten steht allen offen, die mitmachen und ihre Ideen einbringen möchten. Donnerstags treffen sich alle, die sich an der Organisation beteiligen möchten. Außerdem finden immer wieder Workshops und andere Termine im Garten statt. Im Oktober wird es zum Abschluss der Gartensaison ein Erntedankfest geben. Nächste Veranstaltungen: 01./02. September Workshop: Bau von Pflanzkisten Homepage: neuland-koeln.de Kontakt: info@neuland-koeln.de


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Bonjour Leverkusen Das Kulturangebot im New Orleans von NRW Von Jazz, Blues, Rock, Chor, Theater, Klassik und Film VON ANDREAS BASTIAN Tief im Norden, wo die Sonne verstaubt, liegt die allernächste Großstadt. Am Checkpoint Köln-Stammheim überqueren wir die magische Grenze ins europäische Louisiana, das New Orleans in NRW. JAZZ wird in Leverkusen groß geschrieben. Wer mit dem Begriff JAZZ nicht vertraut ist, kann in Leverkusen viele Facetten aus der Welt des Jazz erleben. In den 80ern versetzte die Veranstaltung Leverkusener Jazztage eine ganze Region in ein unglaubliches Jazz-Fieber. Keine Kneipe, in der nicht irgendwo Cooljazz, Blues oder Bebop spielte. Es sollte eines der angesehensten JAZZ Festivals Deutschlands mit internationaler Bedeutung werden und ist es bis heute geblieben. Bei dem Programm des diesjährigen Festivals blickt man auf eine Aneinanderreihung von Namen, für die man durch die ganze Welt reisen müsste, um sie hintereinander sehen zu können. Angefangen mit Candy Dulfer kommen Sonny Rollins, Y'Akoto, Passport und viele andere. In der Reorganisation wurde das Festival 1996 nach Stilrichtungen aufgeteilt. Die einen begeistern sich am Gesang, die anderen am Groove, jeder Festivaltag ist einem Schwerpunkt gewidmet. Auch sonst hat die Kulturstadt Leverkusen einiges zu bieten. So veranstaltet der Teilbetrieb FORUM pro Saison um die hundert Gastspiele in allen Bereichen der darstellenden Kunst und der Musik. Im FORUM gastieren die wichtigen deutschsprachigen Bühnen

ebenso wie international renommierte Tanzkompanien, Orchester, Ensembles und Künstler. Das verkehrsgünstig gelegene Kulturzentrum FORUM bietet im Theater eintausend Plätze. Es stehen Räumlichkeiten für Messen, Ausstellungen und Versammlungen, Organisationen und Vereine bereit. Das kulturelle Programm der Stadt Leverkusen, das der Teilbetrieb FORUM veranstaltet, wird durch das Engagement zahlreicher Vereine, Chöre und Musikgruppen ergänzt. Aus einer solchen Initiative sind mit Unterstützung der Stadt die renommierten "Internationalen Leverkusener Jazztage" entstanden, die alljährlich im Herbst stattfinden. Auch die Leverkusener Kunstnacht ist jedes Jahr ein beliebter Treffpunkt für Liebhaber der bildenden Kunst. Bereits zum achten Mal werden am Freitag, den 26.10.2012, Leverkusener Galerien, Ateliers und Museen des Nachts ihre Türen öffnen. Von 18 bis 24 Uhr werden an diesen und weiteren Orten, die teilweise nur für eine Nacht zum Schauplatz für bildende Kunst werden, Ausstellungen gezeigt. Dazu bieten die Veranstalterinnen und Veranstalter ihren Gästen Lesungen, Musik und Kleinkunst an. Natürlich werden auch die beliebten Shuttlebusse wieder fahren und mit ihnen Comedians, die Besucherinnen und Besucher in der Kunstnacht unterhalten.

Bayer AG in Berlin zum "Kulturinverstor des Jahres 2011" gekürt - in Anwesenheit zahlreicher Prominenz aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur. In Hamburg wurden fünf Monate später die Kulturschaffenden aus Leverkusen mit dem "19. Internationalen Sponsoring Award" geehrt. Die Jury begründete das so: "Bayer bietet ein äußerst lebendiges, mehrdimensionales Programm, mit dem Bayer Kultur in der Region, in Deutschland, wie auch im internationalen Rahmen brilliert.“ Erwähnenswert ist auch die Arbeit der Jugendhäuser. In Leverkusen gibt es eine große Zahl von Freizeiteinrichtungen. Dabei wird eine breite Palette unterschiedlicher, abwechslungsreicher Aktivitäten für Kinder und Jugendliche angeboten. Neben den aufgeführten städtischen Jugendhäusern gibt es eine Vielzahl von Jugendeinrichtungen freier Träger, die umfangreiche und unterschiedliche Angebote machen. Musikclubs mit Livemusik und private Organisationen, die Livekonzerte und Festivals organisieren runden das musikalische Angebot in Leverkusen ab. Und wir werden natürlich noch ganz oft den Checkpoint Köln-Stammheim passieren, um uns all das nicht entgehen zu lassen und darüber zu berichten.

Ein weiterer Investor in Sachen Kultur ist die Bayer AG. Im Oktober des vergangenen Jahres wurde die

WENIG PROBLEME MIT VORGLÜHEN UND GLASFLASCHEN. Gute Nachbarschaft

Street. life 2012

Aber man kann auf gute Nachbarschaft in der Hauptstraße zählen. An einem Wochenende rief der Wirt des "SokratesGrill", gegenüber dem "topos", das Ehepaar Orth zu sich. Die Wirtsleute kennen sich seit 17 Jahren. So erfuhren Wolfgang und Ingrid Orth von dem Kauf des Häuserblocks durch Theodosios Stathakis, dem Sohn des Griechen. "Wir müssen hier auf der Hauptstraße alle sehen, wie wir weiterkommen", sagt der Vater des neuen Eigentümers. Der Pachtvertrag für das "topos" wird natürlich verlängert und die Heimat für die Mitglieder des Jazz Lev ist somit gesichert.

Von Dirk Conrads Ganz zu Anfang stand das 17. Leverkusener Streetlife nicht gerade unter einem guten Stern. Der Etat des Vereins Jazz Lev e.V. war erschöpft und die Durchführung des beliebten Musikfestes stark gefährdet. Rettung kam dann von der Energieversorgung Leverkusen und von der Stadt. Und das, obwohl die Haushaltslage der Stadt Leverkusen zurzeit schwierig ist. Jazz Lev Vorsitzender Wolfgang Orth bedankte sich in seiner Eröffnungsrede bei den Sponsoren: "Ohne die Hilfe der EVL hätte Streetlife in diesem Jahr definitiv nicht stattgefunden. Auch die Logistikleistung der Stadt Leverkusen hat uns in diesem Jahr sehr geholfen und wir konnten das Musikfest wie gewohnt planen." Orth bedankte sich auch bei den anderen Partnern, Sponsoren und den vielen freiwilligen Helfern, die zum Gelingen von Streetlife seit siebzehn Jahren beitragen.

Erschwingliche Getränkepreise senken deutlich die Kosten.

das Herz von Leverkusen Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn betonte bei seiner Eröffnungsrede die Wichtigkeit von Streetlife für Leverkusen:

Der ehemalige Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises und jetziger Geschäftsführer der EVL, Rolf Menzel, sicherte Wolfgang Orth seine Hilfe für die kom-

"In diesen Tagen werden das "topos" und seine Umgebung wieder zum Herzen von Leverkusen. Das Festival Streetlife lockt immer wieder zahlreiche Besucher aus nah und fern an. Ohne Wolfgang Orth, das "topos" und den Jazz Lev e.V. gäbe es auch nicht die Leverkusener Jazztage."

menden Jahre zu: "Für uns war es keine Frage, dem Jazz Lev dieses Jahr wieder zu helfen, denn Streetlife ist ein Teil von Leverkusen, und die EVL ist ein Teil von Leverkusen. Wenn wir nicht zusammenarbeiten, wer dann? Die wahren Helden sind aber die Initiatoren um Wolfgang Orth. Ohne ihn und den Jazz Lev gäbe es so was wie das Streetlife nicht. Deshalb müssen wir Wolfgang Orth immer gut pflegen, damit es ein 18., 19., und auch ein 20. Streetlife gibt. Und ich sage heute zu, dass die EVL Leverkusen bei den kom-

menden Streetlife Veranstaltungen dabei ist." Das tut gut, weil die Existenz der Musikkneipe "topos" gefährdet war. Der Häuserblock an der Hauptstraße stand zum Verkauf – Wolfgang Orth und seine Frau Ingrid lebten in der Ungewissheit, ob der Pachtvertrag des "topos" nach dem Verkauf weiter gesichert ist, oder ob dem Szenewirt gegen Ende des Jahres gekündigt wird.

50 Bands auf drei Bühnen Rund fünfzig Bands aus allen Genres der populären Musik spielten an drei Tagen auf drei Bühnen in der Altstadt von Leverkusen. Legendäre Musiker wie LeBurn, der 70jährige Atlantic Records Gitarrist, der schon mit Chakka Khan, Patti La Belle oder Lionel Ritchie gespielt hat, waren beim 17. Streetlife auf der Bühne. Oder Brian Auger, der seine Tochter Savannah Grace Auger im Line Up dabei hatte. Mit Sicherheit ein Highlight in diesem Jahr. Nur das Wetter hätte besser sein können. So trübte mancher Schauer die gute Stimmung vor den Bühnen und an den Ständen.

50 Live-Bands einmalige Stimmung, das beste Beispiel für gute Nachbarschaft


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Veranstaltungen PROGRAMMÜBERSICHT DES JAZZ LEV E.V. Alle Konzerte im topos, Hauptstraße 134, 51373 Leverkusen-Wiesdorf

Programm September 2012 Lyrik aus dem Alltag Wolfgang Lux, Eintritt 3 €

Do. 6.9.

Jazz und Hip Hop Thorsten Powers

Fr. 7.9.

Klezmer Musik Hamburg Klezmer Band, Ska, Reggae, Dub, Rock Balladen und POP-Songs Robbie Williams Gitarrist auf Solo Tour Blues Rock’n’Roll, Soul, Pop Blues Boogie Woogie, Blues, Pop Blues Folkrock Rockshow, Bluesrock Poesie-ComedySchrottsinnfonie Rock, Rock N' Roll Neil-Young-Cover-Band Blues-Rock

Sa. 8.9. Di. 11.9. Mi. 12.9. Do. 13.9. Fr. 14.9. Sa. 15.9. Mi. 19.9. Do. 20.9. Fr. 21.9. Sa. 22.9. Mi. 26.9. Do. 27.9. Fr. 28.9. Sa. 29.9.

Für die Nachbarn des CHEMPARK Was genau machen eigentlich die Unternehmen im Leverkusener CHEMPARK? Welche Produkte stellen sie her? Und wer arbeitet dort? Antworten darauf gibt seit kurzem. Ein neues Medium des CHEMPARK, das speziell für die Nachbarschaft geschaffen wurde ist „CHEMPUNKT“.

Hinweis: Der Eintritt beträgt zu den Veranstaltungen 7 €, ermäßigt 5 €, sofern nicht anders vermerkt, der günstigere Eintrittspreis ermäßigt für Clubmitglieder Schüler, Studenten u. ä. (Ausweis am Einlass erforderlich).

Mi. 5.9.

Neues Medium Chempunkt

Sowohl im Internet unter www.chempunkt.de als auch in einer regelmäßig erscheinenden Printversion finden Nachbarn dort Themen aus dem Chemiepark, die sie im Alltag berühren: Die Zahnpasta oder der Personalausweis kommen ebenso wenig ohne chemische Bestandteile aus wie unser Auto oder der Computer.

Neil Taylor, Eintritt 10 € Connie Lush, Eintritt 10 € Tate Simms & The Moov, Eintritt 10 € Rawa Blues Band Bastian Korn - Piano Solo und Gesang, Eintritt frei The Nighthawks, Eintritt 10 € Malcolm Shuttleworth & Friends Moore and More

„Mit CHEMPUNKT möchten wir unseren Nachbarn die Möglichkeit geben, hinter den Werkszaun zu schauen und genauer zu erfahren, was wir machen, wer hier arbeitet oder welche Bestandteile für ganz alltägliche Dinge ihren Ursprung im CHEMPARK haben“, erläutert CHEMPARK-Leiter Dr. Ernst Grigat. „Seit vielen Jahrzehnten pflegen wir eine gute Nachbarschaft mit den Anwohnern des CHEMPARK: Wir unterstützen soziale Einrichtungen oder laden die Menschen zu Tagen der offenen Tür ein. Das neue Medium CHEMPUNKT ergänzt diese Nachbarschaftsarbeit“, sagt Grigat.

Göttin Gala Morre, Eintritt 10 € Tino Standhaft meets Neil Young, Eintritt 10 € Shin Kicker

Getreu dem Motto „Nachbarschafft Transparenz“ liefert CHEMPUNKT Einblicke in Neuigkeiten und Hintergründe, Wissenswertes und Zwischenmenschliches aus

Eintritt 12 € Yambalaya, Eintritt 10 € No Zicken, Eintritt frei

den Unternehmen und dem Umfeld der drei Standorte Leverkusen, Dormagen und KrefeldUerdingen. Unterhaltsam aufbereitet, geben die Geschichten dem CHEMPARK ein Gesicht. Verschiedene Rubriken decken Themen wie „Made in CHEMPARK“, „Zahl des Monats“ oder „Porträt“ ab. Nachbarn können die umfassende Online-Ausgabe unter www.chempunkt.de einsehen. Dieser Internet-Auftritt wird fast täglich mit neuen Inhalten gefüllt. Neben thematisch sortierten Artikeln können Besucher dort zum Beispiel auch Bildergalerien und Veranstaltungstipps finden, anhand von Fotostrecken Rundgänge durch die CHEMPARK-Standorte machen, an Umfragen teilnehmen oder Artikel bewerten. Neben der papierlosen Ausgabe erscheint alle zwei Monate eine farbige Printversion als ganzseitige Anzeige in den Anzeigenblättern der drei Standorte. Gruß an Leser und Redaktion Michael Nassenstein Pressesprecher


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Biolance

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5,2 MILLIARDEN PLASTIKTÜTEN, JEDES JAHR

Plastik

Packt Eure Einkäufe endlich in Mehrwegoder Papiertüten! VON CORINNA GÜSKEN

Wir verwenden einen endlichen Rohstoff für Produkte, die wir nach einmaligem Gebrauch wegwerfen, um sie dann über Jahrhunderte nicht mehr los zu werden.

Plastik tötet zehntausende von Meeresbewohnern jährlich. die Meere verkommen zur Plastikmüllhalde, die stetig wächst, denn Plastiktüten etwa verrotten erst nach circa 400 Jahren. Wir alle können diesen dramatischen Trend beeinflussen, indem wir weniger Plastik verbrauchen und zum Beispiel unsere Einkäufe in Mehrweg- oder Papiertüten packen. Zu unserem Schwerpunkt-Thema Genuss gehört auch der aspekt, die eigene Konsumhaltung zu hinterfragen und Verantwortung zu übernehmen. Etwa 100.000 Wale, Delfine, Schildkröten, Robben und über eine Million Vögel verenden jedes Jahr durch Plastikmüll in den Meeren – so die Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Die Tiere verschlucken Plastikteilchen oder ganze Tüten, die sich in ihren Eingeweiden festsetzen und zum Hungertod führen, verheddern sich in den Müllteppichen oder nehmen Plastik über das Plankton auf. So gelangen Kunststoffgifte in die Nahrungskette, an deren Ende wir stehen. 46.000 Stück Plastikmüll pro Quadratmeile Die Vereinten Nationen schätzen auch, dass in jeder Quadratmeile des Ozeans 46.000 Stück Plastikmüll treiben. Die Weltmeere sind zur gigantischen Müllhalde geworden, die ihre Bewohner bedroht. Einen großen Anteil an der Verschmutzung haben die Plastiktüten, in die wir unsere täglichen Einkäufe packen, weil wir es so gewohnt sind.

Wer denkt schon darüber nach, was mit Tüten passiert, die man nicht mehr braucht? Eine Plastiktüte braucht 200 bis 400 Jahre um zu verrotten. Was ins Meer gelangt, bleibt dort und wird durch die Strömungen der See bis in den letzten Winkel der Welt verteilt. Bereits heute wird die Menge des Planktons im Meer um das Sechsfache von der Menge der Plastikteilchen übertroffen. 20.000 Tonnen Plastik allein in der Nordsee Und ein Ende des Müllstromes ist nicht abzusehen. Zu einem großen Teil gelangt der Müll über Flüsse und Hochwasser vom Land aus ins Meer. Schifffahrt, Fischerei und Offshore-Industrie sind für den anderen Teil verantwortlich. Allein die Nordsee muss jedes Jahr mehr als 20.000 Tonnen Plastikmüll verkraften. Forscher vom Census of Marine Life, der größten Bestandsaufnahme der Meeresorganismen, fanden 2000 Meter tief im Mittelmeer Plastikfolien, Flaschen, Getränkedosen, Glühbirnen, Autoreifen. Auch weit tiefer lagert der Müll ab. Plastik enthält unter anderem Weichmacher (Phthalate). Sie gelten als besonders gefährlich, schon in geringen Dosen gesundheitsschädigend und stark krebserregend. Durch die Atemluft oder die Nahrung gelangen sie in unseren Organismus und wirken dort hormonell auf den Körper ein. Phthalate stehen im Verdacht, Unfruchtbarkeit und Missbildungen zu verursachen. Indem wir Plastik gedankenlos wegwerfen, gefährden wir unsere eigene Lebensgrundlage. In Deutschland werden etwa 150 000 Tonnen der Kunststofftrageta-


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Sich berühren lassen: Eine Kunst und ein Genuss VON CLAUDIA SAAR Berühren. Als Mitinhaberin der Tantramassagepraxis Ananda Wave ist es Michaela Riedls Profession, Menschen zu berühren. Ein Gespräch in der lichtdurchfluteten Praxis am Ebertplatz mit einer Frau, deren zugewandte Aufmerksamkeit bereits berührt.

tötet

Was hast du heute bereits genossen? Es ist für mich jeden Morgen ein Genuss, mich zu bewegen, erst powern – ein bisschen Aerobic, dann Yoga und dann Meditation und dann das Gefühl, das Frühstück verdient zu haben.

befinden und in ihre Beziehungen. Bei einer 1,5-stündigen Tantramassage geht es darum, den Alltag draußen zu lassen, um empfangen zu können, wie ein leeres Gefäß. Sich auffüllen.

Geben und nehmen – welche Bedeutung hat die Fähigkeit für eine Tantramassage? Das ist wie Tag und Nacht, Yin und Yang – wenn das eine weg ist, ist das andere auch nicht da. Wenn beides gleich entwickelt ist, dann ist es das, was dann zusammen fließt. Wenn ich nur gebe und keine Quelle habe, dann habe ich irgendwann nichts mehr zu geben.

Führst du ein genussvolles Leben? (lacht) Ja und – nein. Also am liebsten natürlich schon. Ich weiß wie es geht, manchmal vergesse ich das, weil ich so in Arbeitseifer gerate. Ich kann den Hebel dann aber doch recht gut umschalten.

… und es kommt zu dem immer mehr verbreiteten Burnout? Genau. Das kann passieren. Ich kann nur das geben, was ich gleichzeitig empfange, in mir habe. Empfänglich sein – ist das nicht sehr weiblich … ? Ja, das ist die Fähigkeit loszulassen. Und nichts mehr tun zu müssen ist ein sehr weiblicher Raum, und dem einen Raum Wie machst du das? zu geben, eine sehr wichtige Fähigkeit Kraft zu ziehen. Indem ich mich einfach entscheide, dass es um mich geht – dass Gleichzeitig: Wenn man empfängt, macht man sich auch verletzlich. es darum geht, Dinge zu tun, die mir Das muss man lernen, sich empfänglich zu Freude bereiten, die mir schmecken, die machen. Vor allem Männer., die Machen Die Tantramassage ist ein umfangreimich entspannen. Vom Tun für Andere auf und Geben gelernt haben. Und bei uns nur ches Massage- und Verehrungsritual, das Tun „für mich“ umschalten. empfangen. bei der der ganze Körper berührt und massiert wird. Die Massage bezieht die Vom Alltag zum Entspannen umschalten. Genießen Frauen denn anders als Männer, Sinneselemente, Wasser, Wind, Klang, Darum geht es bei euch. Welche Art von wenn es um eine Tantramassage geht? Duft und Geschmack mit ein. Ja. Wenn Männer zum Beispiel etwas koMassage erwartet die Menschen, die zu

Die durchschnittliche Nutzungszeit einer Plastiktüte beträgt 25 Minuten schen pro Jahr verbraucht. Pro Kopf kommen jährlich 65 Plastiktüten, das sind 5,2 Milliarden Tüten. Für die Produktion von fünf Plastiktaschen wird ein Liter Mineralöl gebraucht. Wir verwenden also einen endlichen Rohstoff für Produkte, die wir nach einmaligem Gebrauch wegwerfen, um sie dann über Jahrhunderte nicht mehr los zu werden. Daran etwas zu ändern, liegt bei jedem einzelnen Menschen. Wenn jeder seine Plastiktüten wie ein Mehrwegprodukt behandelt und sie immer wieder gebraucht, ist schon viel gewonnen. Der Verbrauch lässt sich drastisch reduzieren. Neben Baumwolltaschen sind Papiertüten eine Alternative. Auch wenn der Produktionsaufwand nicht wesentlich geringer ist als bei Plastik: sie bestehen aus einem nachwachsenden Rohstoff, sind recycelbar und sie verrotten wesentlich schneller. Ein kleiner Schritt für jeden Einzelnen – ein großer Schritt für alle Einfach beim nächsten Einkauf daran denken, Tüten mitzunehmen oder statt zum Plastik zur Alternative Papier zu greifen: Was jeder Einzelne dadurch bewirken kann, schafft keine Initiative der Politik, des Einzelhandels oder der Umweltverbände. Es liegt an uns, etwas zu bewegen, auch wenn es nur ein winziger Schritt zu sein scheint.

euch in die Tantramassagepraxis kommen? Es gibt einen präzisen Rahmen und innerhalb dessen sind die Masseurinnen frei und individuell, da sind viele verspielte, aber auch fließende, freie Elemente und kraftvolle möglich.

Wie läuft das konkret ab? Wir führen erst ein Vorgespräch. Was braucht der Mensch, der Körper und die Seele? Wir halten immer den Menschen im Blick. Nicht den Körper und was es da zu richten gibt. Es geht um Kontakt. Ich gehe dann in den Kontakt. Ein Verschmelzen zwischen dem, der gibt und dem Menschen, der hierherkommt. Trotzdem ist es wichtig, eindeutig zu bleiben. Der Massierende gibt. Der Mensch, der zu uns kommt, empfängt. Darüber hinaus gibt es keinen körperlichen Austausch. Wir beginnen mit einem Ritual, um die Trennung zum Alltag deutlich zu machen. Wir setzen dich in einen neuen Raum. Du repräsentierst dann das Weibliche. Auf dass du verehrt werden kannst. Deiner Einzigartigkeit bewusst zu werden und zugleich Teil des Ganzen zu sein. Ja – es geht um Verehrung. Dich lustvoll zu spüren. Und Energie zu tanken. Wie gelingt das Mitnehmen in den Alltag? Es sollte keine Trennung geben, wir hoffen, dass die Menschen das, was sie hier erfahren, auch mitnehmen können in ihr eigenes Wohl-

Mehr zum Thema online unter seconds.de: Jute statt Plastik – Plastic kills: wie hat sich das Bewusstsein zwischen den Generationen verändert? Weitere Infos: sueddeutsche.de: Weshalb die Plastiktüte in Deutschland verboten werden sollte (http://tinyurl.com/c8vakze) welt.de: Die Tränen der Meerjungfrauen töten Tiere (http://tinyurl.com/cbgnact) zeit.de/zeit-wissen: Das Gute statt Plastik (http://tinyurl.com/cpxzdfu) csn-deutschland.de: Plastik, ein Segen oder Albtraum für Mensch und Umwelt (http://tinyurl.com/l964yg) www.plastic-planet.de umweltschutz-news.de: Plastikmüll im Meer gefährdet Millionen von Lebewesen (http://tinyurl.com/cglady8) www.utopia.de: Wie viel Plastiktüten werden durch Frankfurt getragen? (http://tinyurl.com/c7uop78) Census of Marin Life: http://www.coml.org/

Foto©camstock

misch finden, sagen sie: „Das nicht“! Frauen muss man immer sagen, dass sie sagen sollen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Inzwischen ist es sogar so, sie haben oft gelernt, wenn etwas weh tut, dann „muss man da durch“, „muss man an sich arbeiten“, das kann „hart“ sein usw. Dabei lernt man genau so – vielleicht sogar noch viel besser über das, was einem gut tut – über die Lust. Sicher, es kann auch mal Traurigkeit da sein – oder ganz konkrete Blockaden geben. Während einer Massage spürt man das ja auch sehr deutlich – in körperlichen Verhärtungen oder starker Unbeweglichkeit – oder auch wenn jemand sehr kitzlig ist.

Der Intimbereich wird bei der Tantramassage auf harmonische und natürliche Art ebenso mit einbezogen.Ein genitaler oder oraler Geschlechtsverkehr findet nicht statt. (www.tantramassage-verband.de)

Kitzlig? Wirklich? Ja, das ist oft ein Merkmal für eine Blockade. Vielleicht ein wenig überraschend, es heißt allerdings auch nichts anderes als: „Stopp – an der Stelle nicht berühren!“ Ein wenig versteckt, weil Kitzeln gilt ja schon auch als Spaß. Lustig. Lust-ig. Genau. Das ist zwar jetzt eher ein Nebenaspekt, aber darum geht es insgesamt bei einer Tantramassage: über die Lust an sich zu lernen. Die Lust. An sich. Als Quelle für Lebensfreude. www.ananda-wave.de www.tantramassage-verband.de


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SEIT 75 JAHREN, 13 METER UNTER DER

`Ein Paradies weit unter der Erde. Gute Dinge sind leider immer versteckt.´ VON SABINE TEICHMANN Hätten Sie gedacht, dass in der Kölner Unterwelt ein kleines Paradies liegt? Nein? Ist aber so. Zumindest für Weingenießer. Mitten im alten Gewerbegebiet von Braunsfeld befindet sich ganz unscheinbar, fast schon ein wenig versteckt, der Kölner Weinkeller. Und der verdient den Namen „Weinkeller“ zu Recht, denn das riesige Ziegelsteingewölbe liegt 13 Meter unter der Erde. Das alte Gemäuer existiert schon seit 75 Jahren und die Besuche werden jedesmal zum Erlebnis. Auf rund 3.000 Quadratmetern lagern hier die unterschiedlichsten Weine unter perfekten Bedingungen. Allein die Fahrt mit dem großen Lastenaufzug ist ein Ereignis. Der Eingang erinnert an einem Hotel-Entree. Viele Blumen und Bioauslagen begleiten einen auf dem Weg in eine andere Welt. In dem aus Ziegelsteinen gemauerten Gewölbe befinden sich in mindestens 100 Metern Länge und 25 Metern Breite Weine, Champagner, Sekt, Prosecco sowie Spirituosen aller Art, so meint man. Rund 3.500 unterschiedliche Weine aus der ganzen Welt und den verschiedensten Jahrgängen sind im Angebot. „Das sind so um die 150.000 Flaschen“, weiß Noreen Rudolph, Mitarbeiterin im Weinkeller-

Mitten in Braunsfeld, erlesene Tropfen bei gleichbleibender Temperatur. Zum Einkaufen braucht man keine „Goldenen Kreditkarten“.

Team und als „Sommeliére des Jahres 2011“ vom Schlemmer Atlas ausgezeichnet. Ein Sortiment nicht nur für Kenner Wein soll Spaß machen Der Geschäftsführer des Kölner Weinkellers, Andreas Brensing, und sein Team, legen Wert darauf, jedem Besucher mit ihrem Fachwissen zur Seite zu stehen.Der Weinkeller öffnet seine

Termine im Weinkeller Seminar: absolut Beginners Startdatum: 25 august 11:00 - 13:00 Uhr Was ist Wein? Eine scheinbar einfache Frage, aber der Anfang alles Wissens um das spannende Thema Wein.Was ist Wein? Wie wird Wein gemacht? Wie erkenne ich Weinqualität? Übersicht über die wichtigsten Rebsorten. Die wichtigsten Weinbauländer. 35,- EUR / Anmeldung erforderlich. Seminar: Born to be a Weinfreak Startdatum: 27 September 18:00 - 20:00 Uhr Wer schon die ersten Schritte in der Welt des Weins gemacht hat, darf die Fortsetzung auf keinen Fall verpassen. Die Themen unseres zweiten Seminars auf einen Blick: Die wichtigsten Anbaugebiete und ihre Weine im Vergleich. Weinreifung: Mythos und Wahrheit. Der Weinkeller: Nur etwas für Freaks? 35 EUR / Anmeldung erforderlich. Seminar: Wine & Food Startdatum: 25 Oktober 18:00 - 20:00 Uhr Wein und Speisen, ein ergiebiges Thema.Vielfältige Kombinationsmöglichkeiten von Wein und Speisen. Gläser, Dekanter & Co: Die richtige Weinbehandlung beim Servieren. Der gedeckte Tisch. 35 EUR / Anmeldung erforderlich.

Türen nicht nur für Profis, um das Missverständnis zu klären. „Ob Kenner oder Laie, Wein soll Spaß machen, solange jemand weiß, was ihm schmeckt.“, so Noreen Rudolph und erklärt weiter: „Wir möchten unseren Kunden außerdem auch die Geschichte zum jeweiligen Wein näher bringen, darauf legen wir sehr großen Wert“. Von fünf Euro bis zu 1.200 Euro ist für fast jeden Gaumen etwas dabei. „Von ganz jungen Weine bis zu edlen Tropfen wie einem Mouton Rothschild reichen unsere Schätze“, so die 32jährige Sommeliére. Weine aus aller Welt lagern im Kellergewölbe Der geziegelte Keller sorgt für eine gleichbleibende Temperatur, die selbst im Sommer 18 Grad nicht übersteigt und für eine exakte, gleichbleibende Luftfeuchtigkeit – so sind die Flaschen optimal untergebracht. In den wohlgestalteten Fluren des großen Arsenals bauen sich Kisten und Flaschen nach Länder und Regionen nebeneinander auf. Von den klassisches europäischen Anbaugebieten über Nord- und SüdAmerika bis hin zu Australien und Neuseeland ist die Crème de la Crème der Wein- und Spirituosenwelt vertreten. Die deutschen Weine, in all ihrer Vielfalt, sind nach den geografischen Anbaugebieten geordnet und ruhen in speziell für die Lagerung gegossenen Sandstein-Dekorationen. Das ist Ord-

nung nach Plan, denn die Weine werden nicht nach Angebot und Nachfrage erworben. Das Team des Kölner Weinkellers wählt ganz genau aus. Regelmäßig finden Blindverkostungen unter den Sommeliérs statt. Durch das genaue Reglement wird sichergestellt, das Qualität und Geschmack auf einem sehr hohen Niveau bleiben. „Wir probieren den Wein ohne zu wissen, wer der Erzeuger ist. Die Flaschen sind ohne Etikette. Wir diskutieren das Geschmackserlebnis, bewerten den Wein und fällen gemeinsam die Entscheidung, ob der Wein in den Verkauf aufgenommen wird oder nicht“, so Noreen Rudolph. Sogewinnt jeder Sommeliér im Team eine Übersicht über die Geschmacks-feinheiten der Weine, die in den Verkauf aufgenommen werden. Besonders edle Tropfen lagern in der Schatzkammer „Wir haben Weine bis in die Jahrgängen der 1920er Jahre.“, so die Fachfrau. Die edlen Tröpfchen lagern aber nicht zugänglich für die Öffentlichkeit. Sie sind in der sogenannten Schatzkammer verschlossen.Noreen Rudolph öffnet die schmiedeeiserne Tür am Ende des langen Gewölbes. Man fühlt sich wie in einem Rittersaal, in einem Schloss seiner Wahl. Eine lange uralte Tafel für Verkostungen steht mitten im Raum – seitlich fächern sich Gänge. Sie wurden mit Ziegelregalen ausgemauert, teilweise auch vergittert: „Dort befinden sich die wertvollsten Tropfen,

wie zum Beispiel ein Armagnac aus den zwanziger Jahren“, erzählt die Sommeliére. „Hier lagern aber auch Weine, die erst viel später ihren geschmacklichen Höhepunkt erreichen und erst dann zum Verkauf angeboten werden.“ Teilweise liegen hier Schätze, von denen es weltweit nur noch 120 Exemplare gibt. der Kölner Weinkeller wurde vor 75 Jahren gegründet Vor 75 Jahren gründete Lebensmittelhändler Cornelius Stüssgen, besser bekannt als „Stüssjen“, den Weinkeller. Stüssgen war Handelsunternehmer und Gründer der Selbstbedienungsläden. Er ließ das Gebäude bauen, um für seine Lebensmittelgeschäfte selbst den Wein abfüllen zu können. Früher lieferten die Weinerzeuger die edle Flüssigkeit in Fässern an und der Verkäufer musste selbst abfüllen. Noch heute stehen 20 riesige emaillierte Drucktanks, als Erinnerung an diese Zeit im Keller. Im Krieg wurde der Keller von Braunsfelder Anwohnern als Bunker genutzt. Seit 2006 leitet Geschäftsführer Andreas Brensing den Fachhandel, der zur REWE Gruppe gehört. Aus Anlass des Firmenjubiläums offeriert der Kölner Weinkeller das gesamte Jahr über verschiedenste Aktionen. „Zusätzlich bieten wir Seminare für Weininteressierte oder Verkostungsaktionen an. Wein und Kompetenzen wollen entdeckt werden. Die Seminare können im Vorfeld gebucht werden“, so die Weinfachfrau.


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ERDE, DER KÖLNER WEINKELLER

Der Kölner Weinkeller birgt nicht nur seltene Schätze, sondern auch ausgewählte Qualität. Sabine Teichmann Public Affairs st@second-magazine.de

Von der Restaurantfachfrau zur Sommelière Die Seminare für Weininteressierte informieren zum Beispiel über die Geschichte des Weins, die Weinanbau- gebiete und verschiedenen Rebsorten und worauf man achten muss. „Das schwierigste am Wein ist, einfach über den Wein zu reden“, erklärt Noreen Rudolph. Ihre Affinität zu Wein kommt nicht von ungfähr. Ihre Eltern hatten bereits einen Gastronomiebetrieb. Während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau kam sie auf den Weingeschmack und spezialisierte sich. „Ich beschloss, nach Frankreich zu gehen, zuerst Südfrankreich. Dann machte ich auf der Université du VIN Suze la Rousse meine sechsmonatige Ausbildung zur Sommelière.“„Schließlich kam ich nach Paris zum Vorstellungsgespräch im Restaurant Laurent und blieb dort“, erinnert sie sich. Irgend-

wann stellte sie jedoch fest: „Ich kenne so viele Weine, doch den Wein aus dem eigenen Land kenne ich so gut wie gar nicht!“ So kam sie nach Coburg, in das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant des Romantik-Hotels „Goldene Traube“. Seit einem Jahr gehört sie zum Team des Kölner Weinkellers. Einen eigenen Weinberg besitzt sie noch nicht, aber einen Rebstock. „Der eigene Weinberg ist wohl ein Traum der meisten „Sommeliéres“, so die Wahlkölnerin. Und trotzdem gesteht sie „Ich trinke aber auch gerne mal ein kaltes Bier“.

der Kölner Weinkeller liegt an der Stolberger Straße 92, 50933 Köln die öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 12:00 bis 20:00 Uhr Samstag von 10:00 bis 16:00 Uhr Telefonisch erreichen Sie das Team täglich ab 10:00 Uhr unter 0221 / 13 97 28 0. Mehr zum Kölner Weinkeller finden Sie unter www.koelner-weinkeller.de/


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Originell

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„Ich glaube, dass eine Frau ab Mitte 40

`Umwege zeichnen die schönsten Geschichten´ Vom Musikgeschäft zur Modebranche - ein Tag zu Besuch bei Bettina Spillmann im Cologne Couture und wieso es lebt

VION SABINE TEICHMANN Mal zugegeben, wer schmückt sich ab und zu nicht gerne mit Mode von namhaften designern? Solche wie Giorgio armani, Burberry, Chanel, dolce & Gabbana, GUCCI, Hermés-Paris, Rena Lange, PRada, JIL SaNdER oder VERSaCE? die Liste der noblen Modeschöpfer ist damit noch lange nicht zu Ende. Häufig sind die guten Stücke viel zu teuer oder hier in Köln gar nicht zu kaufen. Und doch gibt es eine Möglichkeit, an die edlen „Fummel“ zu kommen – das sogar bezahlbar. Im Second-Hand Geschäft Cologne Couture an der dürener Straße werden Modeträume wahr. die Wahlkölnerin Bettina Spillmann hat vor sechs Jahren dieses Geschäft übernommen und eine kleine Modeoase geschaffen. Unter dem Motto: "Luxus und Lebensfreude" gibt es neue abend- und Event-Mode sowie Couture aus zweiter Hand. Ebenso bunt wie das angebot von Bettina Spillmann ist auch der Weg, den sie gegangen ist, um ihr eigenes Geschäft zu führen. Von der Musikbranche zur Modebranche. Mit dem Model Julia Schneider haben wir sie bei einem Fotoshooting besucht und einen kunterbunten Tag mit Mode und Geschichten erlebt. Das Cologne Couture ist ein gelungener Mix aus Nobelkleidung von großen Designern, maßgeschneiderten Kleidern und neuer, traumhaft schöner Abendgarderobe. Und hier gibt es wirkliche Raritäten. Zum Beispiel ein indisches Kleid, das zur Hochzeit von Schauspielerin Liz Hurley getragen wurde. Oder ein Paar schwarze Schuhe von Ferregamo, von denen es weltweit nur 500 Stück gibt. Bei Bettina Spillmann steht das Paar mit der Nummer 330.

öffnet sich ein wunderbares Atelier. Und hier hängt an Kleiderstangen vieles, was Frauenherzen höher schlagen lässt. Neben Schuhen, Gürteln und Businesslook reiht sich hier auch Cocktail- und Abendmode aneinander. „Dafür fahre ich nach New York und hole mir das New Yorker Glamour-Mode-Label JOVANI ins Geschäft“, so die Wahlkölnerin. „Die Abendmode verkaufen wir immer häufiger an junge Frauen, die gerade ihren Schulabschluss gemacht haben. Zum Beispiel für den Abi-Ball“, so Spillmann. „Wir arbeiten mit gelernten Schneiderinnen zusammen und ändern die Kleider auf Wunsch.“ Umwege zeichnen die schönsten Geschichten - eine Grätsche von der Musik zur Mode

Seit rund sechs Jahren führt sie das Geschäft. Einfach so hat sie sich nicht für die Modebranche entschieden, erzählt sie: „Ich glaube, dass eine Frau ab Mitte 40 an den Punkt kommt, an dem sie etwas für sich tun möchte und zu der Erkenntnis kommt: ja, das ist voll mein Ding. Im Nachhinein finde ich es viel schöner, dass ich mir hier mein eigenes Reich aufgebaut habe. Ich möchte gar keine Karriere mehr machen. Ich habe in der Musikbranche Abteilungen geleitet, war als Musikmanagerin tätig.“ In dieser Branche hat die 50jährige wahrhaftig viel erlebt. Während sie für Model Julia ein Traumkleid in Blau heraussucht, erinnert sie sich an ihre Anfänge im Musikgeschäft. „In der Schule ging es in unserer Clique nur um die Musik. Wir haben Crosby, Stills, Nash & Young, Joni Mitchel, diese ganze Ära gehört. Das waren in den 70ern unsere großen Helden. Das hat mich fasziniert, Musik war einfach toll. Musik war mein Leben, ich habe im Chor gesungen, habe Gitarre gespielt. Doch mein Berufswunsch war, Lehrerin zu werden.“ Damit war ihr Vater Fotografien: nicht einverstanden, denn schließlich gab katja wendlandt es in dieser Zeit eine Lehrerschwemme fotografie und mediendesign und somit viele arbeitslose Pädagogen. johann-brinck-straße 32 Bettina Spillmann hörte auf ihren Vater: 50827 köln „Ich schrieb mich das Fach Ethnologie mobil 0176 | 70289021 und Germanistik ein.“ Aber das Studium mail info@katjawendlandt.de war ihr zu trocken. web www.katjawendlandt.de

Die blonde, quirlige, gebürtige Hamburgerin steckt in der Garderobe im Cologne Couture mit gekonnten Griffen das Kleid am Körper von Model Julia ab. „Das sitzt perfekt“, urteilt sie. In der Tat, die Robe aus silbernen und schwarzen Pailletten ist wie für Julia geschneidert. „Fertig für die Kamera“, so die Inhaberin. Exklusive abendkleider aus New York

Hier gibt es Mode für jeden Geldbeutel. Auf zwei Etagen kann Frau sich so richtig auslassen. Liebevoll und sehr kreativ präsentiert Bettina Spillmann ihre Schätze. Die edlen Designersachen sind hier nach Farben geordnet. In der oberen Etage

Von Null auf 100 beim „Sunrise Concertbüro“ Vor einem großen Spiegel im Cologne Couture rückt Bettina Spillmann einen schwarzen Hut auf Model Julias Kopf zurecht, betrachtet ihr Werk und lächelt ein wenig. Ihre Mimik zeigt: Ja, so ist es stimmig. Perfekt zum kurzen, blauen Kleid. Dann erinnert sie sich weiter an ihren Weg: „Schließlich kam ich durch meine Mutter auf die Idee, eine Ausbildung zur


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an den Punkt kommt, an dem sie etwas für sich tun möchte.“ „Dafür fahre ich nach New York und hole mir das Glamour-ModeLabel JOVANI ins Geschäft“

Fremdsprachenkorrespondentin zu machen.“ Bettina Spillmann lernte Wirtschaftsenglisch, Französisch und Spanisch. „Mein Bruder hatte damals eine Kneipe, die lag neben dem legendären Musiklokal Onkel Pö in Hamburg. Ich führte diese kleine Kneipe. Nebenan war Live-Musik. Musikgrößen wie Cream und Udo Lindenberg kamen zum Kaffee bei mir vorbei. So kam ich mit vielen Musikern ins Gespräch und zur Branche der Musikindustrie. Die Konzertagentur Sunrise suchte jemanden, ich griff zu, denn der Agenturinhaber konnte nicht ausreichend Englisch und ich war verhandlungssicher in der Sprache. So bin ich in die Musikbranche gerutscht, verhandelte mit Agenten, schrieb den Pressedienst und war für die Tourneebegleitung zuständig.“ Letztendlich hat Bettina Spillmanns alles gelernt und umgesetzt, was ein Tourmanager wissen muss. Schließlich wechselte sie zur größeren Plattenfirma Phonogram. „Mein erster Auftrag als Promotion-Managerin war Status Quo! Ich habe die erfolgreiche Band persönlich kennengelernt und betreut.“ So wie viele andere auch - quer durch die Musikrichtungen: Nana Mouskouri, Trio oder Doro Pesch.“ Für Bon Jovi war sie Produktmanagerin und organisierte während der Deutschlandtournee Auftritte bei der legendären Sendung „Formel Eins“. „Ich bin jemand, der immer gesagt hat: Ja, das schaffe ich. Ohne an die Konsequenzen zu denken. Und ich habe es immer geschafft. Dazu gehört einfach nur Mut.“ Mit dem Verkauf von abendroben fing alles an. Im Cologne Couture Atelier durchsucht Bettina einen Kleiderständer nach passenden Oberteilen für Model Julia, damit das Fotoshooting weitergehen kann. Schließlich hält sie einen blauen, sportlichen Mantel von Burberry in der Hand. „Der passt gut“, sagt die Expertin. Die 50jährige kümmert sich noch kurz um Julias Lippen, ehe sie mit ihrer Geschichte fortfährt. Schließlich trat die große Liebe in ihr Leben, ihr heutiger Mann Louis Spillmann. „Er war der Geschäftsführer der Phonogram.“ Sie verliebten sich und arbeiteten sieben Jahre zusammen. Doch das Geschäft war und ist hart. Und sie fragte sich, „willst du da weitermachen?“ Nach Absprache mit ihrem Mann kehrte sie der Phonogram 1992 den Rücken. „Mit dem Musiklabel Gango Music landeten mein Mann und Gottfried Engels den Riesenhit Samba De Janeiro“, erzählt sie. „Einige Zeit lief alles noch richtig gut, doch dann kollabierte die Musikszene. So musste ich mich umorientieren.“ Sie sagte sich: Das Leben ist ein einziger Wandel, na und? Und nahm einen Job als Verkäuferin für Abendroben in einem Geschäft auf der Dürener Straße an. Zunächst nur als Aushilfe.

„Ich hatte das vorher noch nie gemacht, doch ich hatte mein Talent für Mode und den Verkauf entdeckt.“ Den Entschluss zum eigenen Laden brachte schließlich ein Coachingkurs. „Während dessen lernte ich so viel über mich, hatte so viele neue Ideen, dass ich dem Professor kurzfristig vor der Abschlussprüfung sagte: Ich danke ihnen, ihre Ausbildung war so gut, ich mache mich jetzt selbstständig und gehen meinen Weg.“ Mut zur Veränderung zahlt sich häufig aus „An diesem Second Hand Geschäft gefällt mir besonders, dass es hier nur Einzelteile gibt“, schwärmt sie. Aber sie weiß auch: „Das Schwierige an einem Laden ist der Einkauf. Das Abwägen der Neuware. Trifft die Couture den Geschmack der Kunden? Beratung ist das A und O, man muss Vertrauen aufbauen und erst einmal die guten Kunden gewinnen“, verrät sie. „Jeden Dienstag nehmen wir neue Second Couture Ware an. Von Designern und guten Modelabels. Häufig weiß ich dann schon, mit welchem Kleidungsstück ich einer Kundin eine Freude machen kann“, schließt sie ihre Geschichte. Auch Model Julia ist mit dem Fotoshooting fertig und von den tollen Kleidern ganz begeistert. Das Cologne Couture liegt an der Dürener Straße 142 in 50931 Köln und hat die Türen dienstags bis freitags von 11.00-19.00 Uhr durchgehend und samstags von 11.00-16.00 Uhr geöffnet.

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Social Web ist schön, macht aber viel Arbeit:

stARTcamp Köln „Wir brauchen in Köln auch ein stARTcamp!“ erklärte Anke von Heyl, Chefin des Kölner Kultur Event Büro, im Frühling 2011. Gesagt, getan. Rasch fanden sich mit den Kölner Unternehmerinnen Ute Vogel und Wibke Ladwig tatkräftige Mitstreiterinnen, um das erste stARTcamp in Köln zu organisieren. Kennengelernt hatten sich die Damen über von Heyls Initiative #Kulturtwittwoch, einem via Twitter organisierten Treffen von webaffinen Kulturmenschen.

Podiumsdiskussion beim stARTcamp Köln 2011. Von rechts: Wibke Ladwig, Anke von Heyl, Ute Vogel und Frank Tentler (stARTconference).

Was ist ein stARTcamp? Das stARTcamp ist ein Barcamp zu Kunst, Kultur und Social Media. Wie die stARTconference, die seit 2009 in Duisburg als klassisches Konferenzformat mit Vortragsprogramm stattfindet, richtet sich ein stARTcamp an Kulturschaffende, Künstler, Kultureinrichtungen und Vertreter aus der Kulturwirtschaft sowie an Experten aus dem Social Media Bereich. Gemeinsam wird über das Potenzial des Social Web im Kunst- und Kulturbereich diskutiert.

Das erste stARTcamp Köln fand am 7. Oktober 2011 in der Karl-Rahner-Akademie unweit des Neumarkts statt. Aus ganz Deutschland und Österreich reisten die Teilnehmer an, um sich einen Tag lang mit neuen Arbeitsformen sowie der Organisation und dem Nutzen von Social Media für Kunst und Kultur auseinanderzusetzen. Viele der Vorträge und Nachberichte finden sich in der Dokumentation auf der Website zur Veranstaltung: http://startcampk.posterous.com. 2012 stehen Arbeitsbedingungen, Qualifikationen und Strategien für digitale Kommunikation für Kunst und Kultur im Mittelpunkt. Was sind die typischen Aufgaben eines Social Media Managers und wie sehen seine täglichen Herausforderungen aus? Was können Museen, Theater, Verlage und andere Kulturinstitutionen in den sozialen Netzwerken erreichen? Und auf welches Publikum treffen sie dort? Aufmerksame Teilnehmer beim stARTcamp Köln 2011.

Was ist ein Barcamp? Ein Barcamp ist ein noch junges, offenes Tagungsformat, dessen Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern aktiv mitgestaltet werden. Das Programm entsteht am Tag selbst. Themen und Fragen werden formuliert und in Arbeitsgruppen bearbeitet. Im Mittelpunkt stehen Erfahrungsaustausch und Diskussion auf Augenhöhe. Die Atmosphäre ist entspannt und familiär. Es gibt themenoffene Barcamps und Themencamps zu Politik, Mode oder, wie das stARTcamp Köln, zu Kunst, Kultur und Social Media.

Für Künstler, Institutionen und Unternehmen der Kulturbranche hat der Umgang mit Social Mediaerheblich an Bedeutung gewonnen. Auf den direkten Dialog mit Kunst- und Kulturinteressierten sowie die Aufmerksamkeit und Erkenntnisse für die eigene Arbeit wollen immer weniger Künstler, Museen, Theater oder Verlage verzichten. Was allgemein für das Berufsbild des „Social Media Manager“ gilt, stellt für den Kulturbereich insgesamt eine große Herausforderung dar: Es gibt kaum festgeschriebene Standards und gerade in der Kultur müssen sich vor allem Quereinsteiger mit den Anforderungen dieses neuen Arbeitsfeldes beschäftigen. Das 2. stARTcamp Köln legt daher einen Schwerpunkt auf das nötige Handwerkszeug für den erfolgreichen Einsatz von Social Media im Kulturbetrieb. Was ist mit „Social Media“ gemeint? Unter dem Begriff „Social Media“ versteht man Plattformen und Dienste im Internet, die den Austausch von Informationen, Erfahrungen und Meinungen miteinander ermöglichen. In sozialen Netzwerken wie Facebook, Blogs wie Tumblr oder Videoplattformen wie YouTube können Menschen Inhalte hochladen, kommentieren, teilen oder bewerten, ihre Meinung äußern, ihre Interessen sichtbar machen und Kontakt zu Gleichgesinnten und Unternehmen aufnehmen. Das stARTcamp Köln mit seinen „Herbergsmüttern“ Anke von Heyl, Ute Vogel und Wibke Ladwig zieht bundesweit viel Sympathie und Aufmerksamkeit auf sich. In einer Facebook-Gruppe tauschen sich viele Teilnehmer von 2011 bis heute aus. Die achtzig Tickets aus dem ersten Kontingent waren binnen weniger Tage ausverkauft. Diese Veranstaltung beweist, wie erfolgreiche und nachhaltige Projekte im Internet entstehen können. Menschen mit ähnlichen Vorstellungen und Zielen treffen aufeinanderund nutzen alle Kommunikationsmöglichkeiten von Social Media, um gemeinsam etwas Gutes auf die Beine zu stellen. Das stARTcamp Köln findet am 14. September 2012 in der Zeit von 9 bis 18 Uhr in der Karl-Rahn-Akademie statt. Es werden 140 Teilnehmer erwartet. Ein zweites Kontingent von vierzig Tickets wurde am 27. August freigeschaltet. Wer noch teilnehmen möchte, sollte schnell reagieren. Alle Informationen, auch zur Anmeldung, hier: http://startcampk.posterous.com. Auch in anderen Städten finden stARTcamps statt, so etwa in Dresden, München oder, Ende Oktober, in Frankfurt. Die nächste stARTconference findet 2013 in Duisburg statt.

In den Pausen wird munter genetzwerkt. FOTOCREDITS:Oliver Schwarz

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Gamescom Trotz unterschiedlicher Geschmäcker hat die gesamte Community die gamescom als zentrale Anlaufstelle genutzt. Die gamescom, die mittlerweile weltweit größte Messe für interaktive Unterhaltungselektronik, fand auch in diesem Jahr zwischen dem 15. und 19. August 2012 erneut auf dem Messegelände in Köln Deutz statt. Auf 140.000 Quadratmetern wurden sowohl Privatpersonen, als auch den Fachbesuchern der Branche und den Medien über 300 Neuheiten aus der Welt der elektronischen Unterhaltung präsentiert. Einmal mehr wurde das Gelände der Koelnmesse zur zentralen Anlaufstelle für die Computer- und Videospielcommunity. Auch wenn mit Microsoft und Nintendo zwei der wichtigsten Hardwarehersteller nicht anwesend waren, bot zumindest Publisher Ubisoft mit einigen Spielen einen Vorgeschmack auf die neue NintendoKonsole Wii U, die noch in diesem Jahr in die Geschäfte kommen soll. Highlights der Messe waren für Fans sicherlich unter anderem der neue Teil der „Call of Duty“ Reihe „Black Ops II“, die Shooter-RPG-Mischung „Borderlands 2“, der neueste Teil der Horror Reihe „Resident Evil 6“ und aus der deutschen Entwicklerschmiede Crytek das neue „Crysis 3“. Auch in diesem Jahr gab es zur Alterskontrolle wieder farblich gekennzeichnete Bändchen, damit entsprechend volljährige Personen auch

die Spiele erleben dürfen, die in abgeschirmten Bereichen vorgeführt wurden. Die Wartezeiten an den Ständen scheinen hier nur die allerwenigsten zu stören, einige Besucher haben einen kleinen Campinghocker und ein Buch dabei, um die Wartezeit angenehm zu überbrücken. Mit der Entwicklung des Free-to-Play Markts versuchen auch immer mehr Entwickler ihre Produkte den Spielern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Titel wie beispielsweise „League of Legends“, „End of Nations“ oder auch Onlinerollenspiele wie „RaiderZ“, „Rift“ oder „Aion“ ermöglichen es, das Spiel an sich gratis zu spielen, für Kleidungen oder spielerweiternde Gegenstände muss allerdings bezahlt werden. Auf diese Weise will man den Spielern den teuren Kauf eines Komplettspiels ersparen und eher ermuntern, nur für die Elemente im Spiel zu zahlen, die sie auch tatsächlich nutzen wollen. Der Entwicklung im Bereich Mobile Games tragen mittlerweile mehr Aussteller Rechnung, zahlreiche anspielbare Stationen zu Spielen für Tablet-PCs und Smartphones warteten auf die Besucher. Neben dem Angebot an Spielen zum Ausprobieren gab es noch einige lautstarke Bühnenshows mit Gewinnspielen, die stellen-

Fotocredit:Alexander Titze

cher, die sich entsprechend als Charaktere aus diversen Spielen und Manga/Anime kostümieren, der „Cosplay Village“ Bereich eingeführt. In einem anderen Bereich gab es mit „Jobs & Karriere“ eine Anlaufstelle für Jobs in der Spielebranche. Unter

und Fotos gemacht. Das Wetter hat vielen Besuchern zu schaffen gemacht, stellenweise sind einige wenige mit Kreislaufproblemen zusammen gebrochen. Sicherlich auch aufgrund des Feedbacks aus dem letzten Jahr wurde an

auszuprobieren, sich über Spiele auszutauschen, Freunde zu treffen und Freundschaften zu schließen. Die nächste gamescom wird vom 21. bis 25. August 2013 stattfinden.

An der Halfpipe wartet unter anderem Skateboard-Legende Tony Hawk auf die Besucher. weise die meisten Besucher angelockt haben. An der Halfpipe wartet unter anderem Skateboard-Legende Tony Hawk auf die Besucher. Im Bereich des eSports boten zwei Zuschauerbereiche die Möglichkeit, Turniere in Spielen wie „League of Legends“ oder auch „StarCraft II“ live mitzuverfolgen. Auch abseits der Spiele in der Entertainment-Area bot die gamescom für viele Besucher eine Plattform zum Diskutieren und Austauschen. Dieses Jahr wurde für Besu-

anderem „Crysis“-Entwickler Crytek oder der mit „The Witcher“ erfolgreiche Entwickler CD Project RED suchen Verstärkung für ihr Team. Der VideoDay am 19. August bot das größte Youtuber-Treffen Europas im Rahmen der gamescom und war Anlaufstelle für die Besucher, die mit ihren „Let’s Play“-Videos, Video-Blogs oder anderen eigenen Formaten auf YouTube Fans gesammelt haben. Hier wurde gequatscht, es wurden Autogramme ausgestellt und natürlich eine Menge Videos

der Hallenklimatisierung gearbeitet, mit Erfolg. In den Hallen war es bei quälenden Außentemperaturen angenehm auszuhalten. Insgesamt war es wieder schön zu sehen, dass trotz unterschiedlicher Geschmäcker die gesamte Community wieder die gamescom als zentrale Anlaufstelle genutzt hat. Trotz stellenweise langer Wartezeiten und voller Hallen war die Stimmung positiv und die Besucher haben jede Möglichkeit genutzt, die kommenden Neuheiten

Alexander Titze Seconds-Leverkusen

Fisch war gestern Bei Scampi denken die meisten wahrscheinlich entweder an eine kulinarische Köstlichkeit oder an ein angesagtes Restaurant. Fünf Jungs aus dem Kölner Umland haben diesen Namen jedoch zum Programm für ihre A Capella-Songs gemacht und bieten damit viel „Genussvolles“ für die Ohren. Das Bürgerzentrum Deutz hat sich für das zweite Halbjahr viel vorgenommen. Vor allen Dingen stehen zu Beginn der Saison jede Menge spätsommerlich-frische Konzerte auf dem Programm. Los geht es bereits am 31. August mit einem unplugged-Konzert des Gitarrenduos Elbenfeld im Bistro des Zentrums. Dabei werden alle Fans deutschsprachiger Indie-Gitarrenmusik auf ihre Kosten kommen. Die beiden in Köln und Wuppertal beheimateten Musiker Ritchie und Bodo sind relativ neu am Start. Ihr Publikum begeistern sie mit sozialkritischen Texten und Balladen, gewürzt mit einer guten Portion Zynismus. Konzertbesucher können einfach vorbeikommen, denn der Eintritt ist frei. Los geht’s ab 19.30 Uhr.

Den Auftakt der „Viertel-Veranstaltungen“ bilden am Mittwoch, 19. September, ab 19.30 Uhr die beiden jungen A Capella-Gruppen SCAMPI und FourTune aus dem Rheinland. Der musikalische Genuss ohne Instrumente verspricht Gesang vom Feinsten. Scampi stellt an diesem Abend die neue CD „Fisch war gestern“ vor. Die fünf Jungs in türkis-grauem Outfit stehen für frische Musik, freche Texte, fetzigen Sound, Ohrwurmmelodien und Spaß auf und vor der Bühne. Bei ihren Konzerten präsentiert das Quintett vor allem eigene Songs mit eingängigen Melodien und humorvoll-freche Texte. Damit die Zuhörer auch ab und an bereits bekannte Melodien hören können, streuen die Jungs bei ihren Konzerten auch den einen oder anderen Popsong wie „Stand by me“, „Caravan of Love“ oder eigens arrangierte Popklassiker mit ein. Und jeder Song bekommt dabei den eigenen ScampiDüxer ¼ Kultur im Bürgerzentrum Deutz - Karten für den 19. September: Sound mit: So darf es nicht wundern, wenn beim WeihEintritt: AK 10 € / VVK 10 € (+ VVK-Gebühren) nachtslied plötzlich ein Schaf blökt oder die Jungs Tempelstr. 41-43 - 50679 Köln - Tel: 0221–221-91459: VVK 10 € plötzlich über die Bühne rappen. Warum sie sich Scampi www.buergerzentrum-deutz.de. nennen? Ganz einfach: nachdem Robs Namensvorschlag „Die Garnelen“ abgelehnt wurde, stellte die Gruppe trocken fest, dass sie erstens SCAMPIs viel lieber mag und zweitens dieser Name besser zu ihrem Musikstil passt. Ein bisschen ernster kommt das junge A Cappella Quartett FourTune daher. Die vier ausgebildeten Sänger sind allesamt Mu- sich beim Jazz-Pop-Chor der Kölner Musikhochschule. Mit ihrem Repersikstudenten aus den Fachbereichen Elementare Musikpädagogik und toire von Jazz über Pop-Rock bis hin zu klassischer Musik stellen sie eine Schulmusik. Seit 2010 singen sie zusammen; kennengelernt haben sie gelungene Ergänzung des ersten Düxer-Viertelabends dar. /as

Neues Kulturprogramm in Deutz

Kultur im Viertel(jahres)takt Ab Mitte September nehmen die Veranstalter des Bürgerzentrums Deutz das Viertel wörtlich und gehen mit dem neuen Kulturprogramm „DÜXER ¼ Kultur“ an den Start. Einmal im Vierteljahr haben die Besucher nun die Chance, innerhalb dieser neuen Kulturreihe Theater, Kabarett & Comedy, Chansonabende, A Cappella, Klassikkonzerte sowie Lesungen zu genießen. Die Kulturreihe ist eine gelungene Ergänzung zu der breiten Angebotspalette des Bürgerzentrums im sozialen und pädagogischen Bereich.

19.09 Mittwoch

Bürgerzentrum DEUTZ - Tempelstr. 41-42



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Filme mit Anspruch

Junge Palette ZEIGT AUSGEZEICHNETE KINDERUND JUGENDFILME Von Anne Siebertz Mainstreamfilme und Klassiker für Kinder gibt es genug in Köln. Das meint jedenfalls Dirk Steinkühler, Betreiber der Filmpalette. Das gemütliche Programmkino aus den 1950er Jahren hat der studierte Film- und Fernsehwissenschaftler 2004 übernommen und drei Jahre später um einen zweiten Saal erweitert. Seitdem hat das Kino seinen festen Besucherstamm in der Altersklasse ab 18 Jahren aufwärts. Seit dem Frühjahr dieses Jahres geht Steinkühler mit der „Jungen Palette“, einem Angebot speziell für junges Publikum, neue Wege. „Was bislang in Köln fehlte, waren engagierte Kinder- und Jugendfilme, die auf Festivals laufen“, sagt er. „Filme, die nicht auf Profit ausgerichtet sind, aber durchaus ihre Daseinsberechtigung haben.“ So wie etwa „Tom und Hacke“ des Regisseurs Toni Goldwäscher, der im August dort gezeigt wurde. Der Film nach Motiven von Mark Twain habe zwar nicht die große Lobby bei Kindern, meint Steinkühler, doch gerade bei hochwertigen Filmen seien es die Eltern, die nachfragten, wo denn der Film laufe. Für das neue Programmangebot der „Jungen Palette“ mit jeweils einem ausgewählten Film pro Monat hat sich Steinkühler einen Experten in Sachen Kino ins Boot geholt. Horst Peter Koll, Chefredakteur beim Filmdienst, hatte etwa zeitgleich dieselbe Idee und entwickelte zusammen mit Dirk Steinkühler das langfristig angelegte Konzept. Als Filmkritiker ist er stets auf dem Laufenden, welche hochwertigen „jungen Kinogeschichten“ gerade aktuell sind. Bei der Programmauswahl nimmt er besonders die Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren in den Blick, für die ein qualitatives Filmangebot bislang in Köln fehlte. In der Filmpalette gibt es nun seit Mai nicht nur jeden Sonntag um 15 Uhr einen Film über die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen, sondern bei den Kinogeschichten steht ganz nebenbei Filmbildung auf dem Programm. Denn zum Filmstart lädt das Duo jeweils einen Gast ein, der den jungen Zuschauern Rede und Antwort steht. Das kann der Regisseur sein, ein Produzent oder

06.09.12 HR. WICHMaNN aUS dER dRITTEN REIHE (deutsches Original) Piffl 20.09.12 LIEBE (deutsche Fassung) Warner/X-Verleih

takeOFF – Preview 05.09.12 - 20.00 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs Andreas Dresen HR. WICHMaNN aUS dER dRITTEN REIHE (deutsches Original)

Kinostart am 6.9 die Fee Regie/Drehbuch: Dominique Abel, Fiona Gordon, Bruno Romy Hauptdarsteller: Dominique Abel, Fiona Gordon, Philippe Martz, Bru der kleine Rabe Socke Regie: Ute von Münchow-Pohl Drehbuch: Katja Grübel The Cabin in the Woods Regie: Drew Goddard Drehbuch: Joss Whedon, Drew Goddard, Hauptdarsteller: Richard Jenkins, Chris Hemsworth, Bradley Whitford, Jesse Williams

das verborgene Gesicht Regie: Andrés Baiz Drehbuch: Andrés Baiz, Hatem Khraiche. Hauptdarsteller: Quim Gutiérrez, Clara Lago, Martina García

dichter und Kämpfer Regie: Marion Hütter Drehbuch: Marion Hütter

Parada Regie: Srdjan Dragojevic Drehbuch: Srdjan Dragojevic Hauptdarsteller: Nikola Kojo, Milos Samolov, Hristina Popovic, Goran Jevtic

Late Bloomers Regie: Julie Gavras Drehbuch: Olivier Dazat, Hauptdarsteller: Isabella Rossellini, William Hurt, Kate Ashfield, Arta Dobroshi Herr Wichmann aus der dritten Reihe Regie/Drehbuch: Andreas Dresen

Foto©camstock

ein Jurymitglied eines Kinderfilmfestivals. In einem moderierten Gespräch mit Horst Peter Koll gibt er oder sie spannende Einblicke in die Entstehung des Films, zu den Dreharbeiten oder zur besonderen Intention des Films. Um für Familien den Kinobesuch planbar zu machen, möglicherweise auch mit Blick auf einen Kindergeburtstag, stellt das Expertenduo ein Viermonatsprogramm auf die Beine. Nach „Tom und Hacke“ geht es im September beim Ruhrgebietsabenteuer „Pommes essen“ der Kölner Regisseurin Tina von Traben (http://www.pommesessen.de) um die Wurst, genauer gesagt um die Currywurst. Im Oktober läuft der vielfach nachgefragte japanische Animéfilm „Das wandelnde Schloss“ und im November der Dokumentarfilm „Die Kinder vom Napf“ über das Leben in Schweizer Bergdörfern. Der Dezemberfilm „Wintertochter“ über die Suche nach den Wurzeln der Herkunft hat beim Deutschen Filmpreis die Auszeichnung als „Bester Kinder- und Jugendfilm“ bekommen.

Individuelles Filmangebot für Schulen

sondern auch samstags oder in der Woche. Lehrer können übrigens auch eine individuelle Vorstellung zu Schulzeiten vereinbaren. Darüber hinaus kann Steinkühler für Schulvorstellungen zu einem moderaten Einrittspreis jeden beliebigen Film besorgen. Dafür benötigt er lediglich einen kleinen Vorlauf von ein bis drei Wochen. Beliebte Termine dafür sind immer die Zeiten vor den Ferien. Große Nachfrage besteht auch für Filme, die eine Ergänzung zum Unterrichtsstoff darstellen. Absoluter Renner ist „Taste the Waste“. Da der Regisseur Valentin Thurn aus Köln kommt, kann es schon mal vorkommen, dass er bei der Vorstellung anwesend ist, um mit den Schülern über die Thematik der Verschwendung von Nahrungsmitteln zu diskutieren. Bei Jüngeren besonders beliebt ist „Chandani und ihr Elefant“, eine Produktion des bekannten Kölner Regisseurs Arne Birkenstock. Der Film erhielt im vergangenen Jahr beim Deutschen Filmpreis die Auszeichnung „Bester Kinderfilm“. Eine gute Möglichkeit also, Kino unter einem anderen Blickwinkel zu erleben. Filmpalette Filmkunstkino Lübecker Str. 15 50688 Köln-Innenstadt Reservierung Tel. 0221/12 21 12 oder info@filmpalette-koeln.de www.filmpalette-koeln.de

Je nach Nachfrage zeigt die Filmpalette den Film des Monats nicht nur sonntags,

NEUSTaRTS - Weisshaus 17.09.12 - 20.00 Uhr in Zusammenarbeit mit dem Institut Francais aMOUR - LIEBE (französisches Original mit deutschen Untertiteln) dIE MÜdIGKEITSGESELLSCHaFT Filmtagung Sonntag, 9. September, OFF BroadwayKino, Zülpicher Str. 24, 50674 Köln

SPECIALS

30.08.12 TO ROME WITH LOVE (deutsche Fassung) Tobis 27.09.12 WIE BEIM ERSTEN MaL (deutsche Fassung) Central / Wild Bunch 27.09.12 SOUNd OF HEIMaT (deutsches Original) Real Fiction / 3 Rosen 03.10.12 - 20.00 Uhr weisshaus-preview in Zusammenarbeit mit CADENHEAD’S WHISKY MARKET aNGELS’ SHaRE – EIN SCHLUCK FÜR dIE ENGEL

Drehbuch: André Schneider, Frank Christian Marx Hauptdarsteller: Marcel Schlutt, Frank Christian Marx, Udo Lutz, Kinostart am 13.9 Blind Regie: Ahn Sang-Hoon Drehbuch: Choi Min-Seok Hauptdarsteller: Kim Ha-Neul, Jo Hie-bong, Seung Ho Yoo, Yang

Was bleibt Regie: Hans-Christian Schmid Drehbuch: Bernd Lange Hauptdarsteller: Corinna Harfouch, B. Schade, Lars Eidinger, Ernst Stotzner

NEUSTaRTS - Off Broadway 06.09.12 WaS BLEIBT (deutsches Original) Pandora

PREMIEREN SEPTEMBER

The Watch Nachbarn der 3. art Regie: Akiva Schaffer Drehbuch: Evan Goldberg, Seth Rogen Hauptdarsteller: Billy Crudup, Vince Vaughn, Doug Jones, Ben Stiller, Jonah Hill Heiter bis wolkig Regie: Marco Petry Drehbuch: Axel Staeck Hauptdarsteller: Jessica Schwarz, Max Riemelt, Johann von Bülow, Dieter Tappert Bait Regie: Kimble Rendall Drehbuch: D. Kennedy, J. Monjo, J. Kim, S. Krause, R. Mulcahy, S. Armstrong. Hauptdarsteller: Julian McMahon, Sharni Vinson d@bbe - Bir Cin Vakasi Regie: Hasan Karacadag Hauptdarsteller: Nihan Aypolat, Koray Kadiraga, Pervin Bagdat, Elif Erdal Männer zum Knutschen Regie: Robert Hasfogel

das Bourne Vermächtnis Regie: Tony Gilroy Drehbuch: Dan Gilroy, Hauptdarsteller: Albert Finney, Joan Allen, Rachel Weisz, David Strathairn, Stacy Keach Postcards from the Zoo Regie: Edwin Drehbuch: Edwin, Titien Wattimena, Daud Sumolang Hauptdarsteller: Nicholas Saputra, Ladya Cheryl, D.Lumenta, Revision Regie: Philip Scheffner Drehbuch: Merle Kröger, Philip Scheffner Vatertage - Opa über Nacht Regie: Ingo Rasper Drehbuch: Thomas Bahmann, Ralf Hertwig. Hauptdarsteller: Matthias Matschke, Christiane Paul, Sebastian Bezzel, Heiner Lauterbach das grüne Wunder – Unser Wald Regie: Jan Haft Drehbuch: Jan Haft Berg Fidel Eine Schule für alle Regie: Hella Wenders Drehbuch: Hella Wenders Wir wollten aufs Meer Regie: Toke Constantin Hebbeln Drehbuch: Ronny Schalk, Tonke Constantin Hebbel Hauptdarsteller: August Diehl, Rolf Hoppe, Ronald Zehrfeld

Bittere Kirschen Produktionsland: Deutschland Regie: Didi Danquart Drehbuch: Didi Danquart, Stephan Weiland, Judith Kuckart Hauptdarsteller: Rolf Hoppe, Sylvester Groth, Wolfram Koch Kinostart am 20.9 die Kunst, sich die Schuhe zu binden Regie: Lena Koppel Drehbuch: Lena Koppel, Trine Piil Christensen. Hauptdarsteller: Sveir Gudnason, Vanna Rosenberg, Mats Melin, Theresia Widarsson Call Me Kuchu Regie: Malika Zouhali-Worrall, Katherine Fairfax Wright auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt Regie: Lorene Scafaria Drehbuch: Lorene Scafaria Hauptdarsteller: Keira Knightley, Adam Brody, Melanie Lynskey, Steve Carell Brötzmann - da gehört die Welt mal mir Regie: Uli M. Schüppel Hauptdarsteller: Caspar Brötzmann, Eduardo Delgado Lopez, Danny Lommen Unter Frauen Regie: Hansjörg Thurn Drehbuch: Sarah Schnier Hauptdarsteller: Nina Petri, Sebastian Ströbel, Alexandra Neldel, Gregs Tagebuch - Ich war`s nicht! Regie: David Bowers Hauptdarsteller: Steve Zahn, Devon Bostick, Zachary Gordon, Robert Capron, Rachael Harri Und nebenbei das große Glück Regie/Drehbuch: James Huth Hauptdarsteller: François Berléand, Michaël Abiteboul, Gad Elmaleh, Sophie Marceau Liebe Regie: Michael Haneke Drehbuch: Michael Haneke Hauptdarsteller: Isabelle Huppert, Emmanuelle Riva, JeanLouis Trintignant Mixed Kebab Regie: Guy Lee Thys Drehbuch: Guy Lee Thys Hauptdarsteller: Cem Akkanat, Simon Van Buyten, Gamze Tazim, Karlijn Sileghem


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Musik

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REDAKTIONSINTERVIEW SEPTEMBER - KURZ VOR DEM

Wolf Maahn Lieder vom Rand der Galaxis Wir haben eine Gitarre gefunden, die schon auf dem Müll lag und nur noch drei Saiten hatte. Die haben wir uns geteilt und die ersten Töne erzeugt. Wir wussten damals nicht, dass man fehlende Saiten nachkaufen kann. Von Dirk Conrads Wolf Maahn, seit dreißig Jahren einer der kreativsten und erfolgreichsten Persönlichkeiten der deutschen Musikszene, gibt nun endlich ein Solo Akustik Konzert auch in Köln. Seine neue Solo-Live-CD „Lieder vom Rand der Galaxis“ erschien bereits am 10. August 2012. Wir unterhielten uns mit Wolf Maahn über die neue CD, das Konzert in der wunderschönen Kulturkirche und sein Leben als Musiker.

Mein erstes Label, die „Metronom“ hat damals im Jahr bis zu fünfundvierzig Bands unter Vertrag genommen. So viele Bands werden heute in zehn Jahren gesigned.

seconds: Wolf, Du bist in Berlin geboren, dann nach München gezogen und nach Köln gekommen. Wie alt warst Du damals?

Wolf Maahn: ich war dreizehn und es war das Jahr 1968. Also in der wildesten Zeit.

seconds: war das für Dich ein Kulturschock, ich meine von so einer mondänen Stadt wie München nach Köln zu ziehen?

Dirk Conrads Leitung Musikredaktion

Tom Liebsch Musikredaktion

Dieter Speelmanns Fotos

Musikredaktion-Kontakt: dc@second-magazine.de

Wolf Maahn: irgendwie schon, weil wir nicht nach Köln, sondern erst nach Rösrath gezogen sind. Und ich bin in Bergisch Gladbach zur Schule gegangen. Das war schon hart (lacht). Es war die Zeit der Schlaghosen, und wenn du dann noch lange Haare gehabt hast, bekamst du von jedem Dritten einen Spruch wie ‚hat dein Friseur die Arme gebrochen‘ reingetan.

seconds. Du hast sehr jung angefangen Musik zu machen. War Dein erstes Beatles Konzert in München der Auslöser dazu? Wolf Maahn: wenn man das immer so wüsste. Das ist ja schon ein Stück Magie, was da so passiert ist. Und das kann man gar nicht so sagen. Die Beatles haben mich und meinen Bruder auf jeden Fall magisch berührt. Wie Millionen andere Menschen auch. Aber uns ganz besonders, weil mein Bruder und ich sofort Gitarre spielen wollten. Wir

haben eine Gitarre gefunden, die schon auf dem Müll lag und nur noch drei Saiten hatte. Die haben wir uns geteilt und die ersten Töne erzeugt. Wir wussten damals nicht, dass man fehlende Saiten nachkaufen kann. Ich glaube, ich entferne mich gerade von Deiner Frage, aber um das noch zu Ende zu erzählen: Ich spiele deshalb so komisch Gitarre, weil als wir die fehlenden Saiten dann hatten, ich nicht wusste, dass ein Linkshänder die Saiten auch umspannen muss. Ich habe einfach die Rechtshänder-Gitarre genommen und umgedreht und alle Akkorde spiegelverkehrt gespielt. Und so spiele ich heute noch.

seconds: Das stelle ich mir nicht einfach vor. Wolf Maahn: es ist schon eine andere Art, wie Akkorde klingen. Wenn ich alle Saiten anschlage, spiele ich natürlich erst die hohen Saiten. Ich habe auch eine andere Anschlagtechnik und kann Akkorde greifen, die ein normaler Gitarrist nicht greifen kann. Wenn ich zurückdenke, haben viele versucht, meine Akkorde so zu greifen, es aber nicht hinbekommen.

seconds: Deine erste Band, mit der Du bekannt geworden bist, war die Food Band. Ihr habt zu Beginn im legendären Londoner Marquee Club gespielt. Wie seid Ihr dahin gekommen und wie war das Gefühl, dort auf der Bühne zu stehen? Wolf Maahn: das lief über unser damaliges englisches Label. Das war schon einmalig, dass ein englisches Label eine deutsche Band, die englisch sang, unter Vertrag nahm. Der Besitzer des Labels war David Platz, der die Essex-Musikverlage gegründet hatte. Platz hatte auch The Who und die Stones in seinem Verlag. Platz hatte die besten Connections in London und so hat sich das ergeben. Platz war aber sehr vermessen, weil er ein Angebot der CBS, einer der angesagtesten Plattenfirmen der damaligen Zeit, uns weltweit unter Vertrag zu nehmen, abgelehnt hatte. So ein Angebot für ein weltweites Release bekommt man nur einmal. Und die Leute von CBS sind extra nach London ins Studio gekommen und fanden das alles klasse. Die hätten sogar

eine unglaubliche Summe hingelegt. Platz hätte England behalten und CBS den Rest der Welt bekommen. Ich weiß noch, wie ich in seinem Büro gekniet habe und ihn bat, das Angebot doch bitte anzunehmen. Seine Worte waren nur: “Trust me, we will get more.“ Das waren meine ersten Erfahrungen mit dem Business.

seconds: wie hat das englische Publikum auf Euch reagiert? Wolf Maahn: es waren natürlich viele Presseleute da. Der Melody Maker und Record Mirror. Uns ging der Arsch auf Grundeis, wie man so sagt. Das Publikum ist sofort mitgegangen. Es kamen noch zwei Musiker von der Band Traffic auf die Bühne und haben mitgejammt. Es war einfach nur super.

seconds: 1988 hast Du Dein englischsprachiges Album „Third Language“ veröffentlicht. Warum ein Album in englischer Sprache? Du bist doch eher ein deutschsprachiger Künstler. Wolf Maahn: für mich ist erst einmal Musik so viel wichtiger als Text. Das stößt in Deutschland immer ein bisschen auf Unverständnis. Aber ich liebe Musik immer noch mehr als Sprache. Durch die damaligen Einflüsse in den Sechzigern und Siebzigern habe ich mit Musik in englischer Sprache angefangen und die Food Band war ja auch ein englischsprachiges Ding. Dass ich überhaupt Deutsch singe, war die Herausforderung in den Achtzigern in dieser auf musikalische Art und Weise engspurigen neuen deutschen Welle mehr Groove und R`n B hinein zu bekommen. Ich wollte wissen, ob das geht und beweisen, dass es geht. Das war dann das erste Solo-Album „Deserteure“. Aber ich habe mir damals nicht gesagt, du wirst nie wieder Englisch singen. Ich hatte halt Lust gegen Ende der achtziger Jahre, gerade nach den HitAlben mal wieder ein englischsprachiges Album aufzunehmen, was viele Leute mit einem Kopfschütteln hinterließ. Ich fand das für mich persönlich völlig normal.

seconds: der Spiegel schrieb mal über Dich, Wolf Maahn singt und spielt unver-

drossen gegen diese „Flachwelle“, gemeint war natürlich die „Neue Deutsche Welle“, an. Wie hast Du persönlich diese Zeit empfunden? Wolf Maahn: da gab es wohl zehn bis fünfzehn Juwelen, der Rest war halt Mittelmaß bis Schrott. Das war auf einmal ein Riesengeschäft geworden. Mein erstes Label, die „Metronom“ hat damals im Jahr bis zu fünfundvierzig Bands unter Vertrag genommen. So viele Bands werden heute in zehn Jahren gesigned. Jeder hängte sich an die NDW dran und es war furchtbar.

seconds: mein absoluter Favorit von Dir damals war „Sag mir wo die Blumen sind“. Wolf Maahn: ich hatte die Autobiografie von Marlene Dietrich gelesen. So kam ich auf den Song, der mir schon als Kind sehr gefallen hatte. Das war eines der wenigen deutschen Lieder. Ich war wirklich „schlager-allergisch“. Dieser Song jedoch war schon was anderes. Alleine die Botschaft des Textes von Pete Seeger. Das passte alles sehr gut, um diese Cover-Version zu machen.

seconds: Wolf machen wir mal einen Zeitsprung und reden über Deine Gastrolle in der RTL-Soap „Unter Uns“. Du hast Dich ja selbst gespielt. Wie ist es dazu gekommen? Wolf Maahn: das hat alles meine Frau gemanagt und in die richtige Bahn gebracht. Ich sollte unter einem anderen Namen die Rolle spielen. Ich glaube, der Name war Achim Wolters und unter diesem Namen sollte ich Wolf Maahn Songs singen. Das geht ja nun gar nicht. Die Rolle wurde umgeschrieben und die Person hieß dann auch Wolf Maahn. Ich


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September | 29

disco

CD RELEASE

1982 Deserteure (Metronome) 1983 Bisse und Küsse (EMI) 1984 Irgendwo in Deutschland 1986 Kleine Helden 1986 Rosen im Asphalt Live! 1988 Third Language 1989 Was? 1991 Maahnsinn 1992 Der Himmel ist hier 1994 Direkt ins Blut (Un)plugged 1995 Libero 1999 Soul Maahn 2001 Absolut – Best of (2CD) (Koch) 2003 Direkt ins Blut (Un)plugged DVD (EMI) 2004 Zauberstrassen (Universal) 2007 Direkt ins Blut 2: (Un)plugged 2008 Deserteure – ReRelease plus Bonus 2008 Direkt ins Blut 2: (Un)plugged DVD 2010 Vereinigte Staaten 2011 Vereinigte Staaten - Deluxe Edition 2011 Direkt ins Blut (Un)plugged (EMI) 2012 Lieder vom Rand der Galaxis Solo Live (Libero/Rough Trade)

hoffte natürlich, dass die Fans nicht dachten, dass diese Rolle meine echte Lebensgeschichte ist.

seconds: Du hast in dieser Rolle auch ein Abschiedskonzert gegeben und RTL Rekord-Einschaltquoten beschert. Wolf Maahn: ja, erstaunlicherweise. Man sagt ja immer, Musik gibt es immer weniger im Fernsehen, weil die Quote immer runter geht. Dieses Phänomen haben wir dann ein zweites Mal widerlegt bei „Direkt ins Blut 2“. Der WDR hatte die Rechte für zwei Ausstrahlungen gekauft und bei der zweiten Ausstrahlung an einem Samstagabend gab es auch eine Rekord-Einschaltquote.

seconds: kommen wir jetzt zu Deiner neuen Solo-Live-CD „Lieder vom Rand der Galaxis“. Die CD ist ja während Deinen Live-Konzerten entstanden. Wie hast Du die Songauswahl getroffen? Wolf Maahn: das ist mir zuerst sehr schwer gefallen, es waren ja sieben Konzerte und somit gab es jedes Stück ja auch sieben Mal. Meine eigenen Stücke abzuhören ist für mich sehr anstrengend, weil ich dauernd denke, Mensch was hast du denn hier wieder gemacht. So habe ich die Stücke im Hintergrund laufen lassen und mich nebenbei mit anderen Sachen beschäftigt. Aber vielleicht kennst Du das ja. Auf einmal stutzt man und es hakt sich was bei dir ein. So war das bei mir. Ich hatte mir eine Liste gemacht und die Songs dann einfach angehakt. Auf der neuen CD findest Du also all diese Häkchen.

seconds: Du bist jetzt dreißig Jahre im Musikbusiness unterwegs. Würdest Du gerne noch mal etwas Neues ausprobieren?

Wolf Maahn: ich habe in dieser Zeit ja auch Film- und Fernsehmusik gemacht und für jemanden, der immer an Songs arbeitet, ist es natürlich sehr schön, auch mal was anderes wie zum Beispiel Instrumentalmusik zu machen. Ich habe aus Spaß auch sehr viele Dance-Songs im Studio aufgenommen. Vielleicht bringe ich die auch eines Tages raus. Ich könnte mir vorstellen, mal was mit einem Chor zu machen. Außerdem würde ich liebend gerne mal mit den Neville Brothers zwei Stunden jammen. (lacht) Oder so was in der Art.

seconds: Du bist für Dein anspruchsvolles Songwriting bekannt. Sind das Geschichten aus deinem Leben? Wolf Maahn: das ist immer anders. Ich sammle gerne bestimmte Ausdrücke wie „der Clown hat den Blues“. Dieser Ausdruck stand schon lange als Idee in meiner Mappe und eines Tages kam mein damaliger Gitarrist Axel Heilhecker mit ein paar Akkorden ins Studio und ich sang dazu „der Clown hat den Blues“. Manchmal passt das und manchmal auch nicht. Ich versuche immer in das Lied hinein zu hören, was sagt es mir und was drückt es emotional aus. Musik berührt schon Antennen in dir und du willst einfach ausdrücken, was die Musik eigentlich sagt. Das vermischt sich natürlich mit persönlichen Erlebnissen.

seconds: was erwartet das Publikum bei Deinem Konzert in der Kulturkirche? Die Songs von der neuen CD oder auch alte Klassiker? Wolf Maahn: der Pool meiner Songs ist ja echt groß. Da möchte ich mir die Freiheit nehmen, das kurz vor dem Konzert zu entscheiden. Das ist ja das erste Konzert von der zweiten längeren Tourstre-

cke. Das weiß ich jetzt noch nicht. Es gibt natürlich ein paar Hits, aber auch Unerwartetes.

Gewinnen

seconds: wir sind echt gespannt. Wolf, wie kommst Du mit der Kölner Mentalität klar? Kölner sind ja bekanntlich immer was ganz Besonderes.

Wir verlosen zwei Konzerttickets

Wolf Maahn: das ist in der Tat eine lustige Frage. Die Kölner sind schon ganz speziell. Nimm doch mal die Musiker. Peter Fox oder generell die Berliner Bands. Die singen, hier kotzen Menschen auf den Bürgersteig oder diese Stadt ist grau und furchtbar. Aber irgendwie schlagen wir uns schon durch. Oder die Hamburger. Die singen Hamburg ist nicht so schlecht, aber die Welt drum herum ist so furchtbar und in Hamburg fängt es auch schon an. Und die Kölner? Die sagen, jaaa Köln. Das ist sowieso das Allergrößte. Da kann keiner was sagen und da geht nix drüber. Und das wird gefeiert. In hunderttausend Varianten und Liedern.

seconds: kommst Du mit Karneval klar? Wolf Maahn: ja schon. Obwohl es manchmal schon übertrieben wirkt. Es gibt nur wenig Karnevalsmusik, die mich in angenehme Schwingungen versetzt. Ein paar Kölsch helfen da schon. Mir fällt da gerade ein, dass die Bayern auch nicht schlecht sind. Die Münchner sind da noch ein Stück über den Kölnern, was die Selbstherrlichkeit anbelangt. In München besteht kein Zweifel daran, dass München die Weltstadt auf diesem Planeten ist.

seconds: vielen dank für das tolle Interview. Foto Credits: Robert Winter / Libero Records

Wir bekamen von Wolf zum Interview zwei Konzerttickets und natürlich die CD, bevor sie überall im Laden erschien. Diese Konzertkarten möchten wir verlosen. Ein Mail an: maahn@seconds.de reicht zur Teilnahme. Die Gewinner werden in der Oktoberausgabe bekannt gegeben. Wir drücken die Daumen. (Der Rechtsweg ist ausgeschlossen)

12.10 Freitag

Kulturkirche 19.00 Uhr zwanzigEURO


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szene, kulturen, temperamente

Ich liebe es, von 4 Händen gestreichelt zu werden, ist der eine müde, der zweite ist fit - uuuh!

19.9

Von Dirk Conrads Kennengelernt haben sich Françoise Cactus und Brezel Göring beim Einkaufen in Berlin. Er ist aus dem Ostteil der Stadt und sie aus dem Westteil. Musik verbindet – das merkt man bei Stereo Total, einer Avantgarde Pop-Band aus der Hauptstadt. Ihre eigenen Bands sind am Ende und so beschließen sie, alles zu teilen. Haus, Hof und die Musik. So weit die Geschichte der Band, die ihren Anfang an diesem verheißungsvollen Tag im Frühjahr 1993 ihren Lauf nahm. Jetztzeit - Stereo Total kommen zu einem Konzert nach Köln. Im Vorfeld schon sehr neugierig auf das, was da kommt, sprachen wir mit Sängerin Françoise Cactus über Stilmixturen, Blütezeiten und die Rolle der Frau in der Musik.

Mittwoch seconds: Eure neue CD "Cactus vs. Brezel" habt ihr in L.A. in nur elf Tagen aufgenommen und das voll analog. Warum denn das? Françoise Cactus: Ja, das stimmt. Auch das Muster von der neuen Platte ist analog hergestellt worden. Es ist natürlich eine altmodische Art und Weise, eine Platte so zu produzieren. Aber wir hatten einfach Lust darauf. Die meisten Platten werden heutzutage doch überproduziert und tausendmal korrigiert. Wir wollten die Platte aufnehmen, wie es die Bands früher gemacht haben. Die Beatles zum Beispiel. Man hat eine begrenzte Anzahl von Spuren zur Verfügung, nimmt direkt auf und muss natürlich mit den Fehlern leben. Aber die Aufnahmen klingen viel wärmer und viel schöner finde ich.

seconds: Beeindruckend finde ich euren Mix aus ganz vielen verschiedenen Stilarten der Musik. Françoise Cactus: Ja, das stimmt. Bei uns findest du den französischen Chanson genauso wie Punkrockelemente, Elektro und all das Zeug (lacht). Wir sind halt offen für alle möglichen Einflüsse.

seconds: Was kann das Kölner Publikum bei eurem Konzert im Gebäude 9 erwarten? Kannst du uns schon was verraten?

seconds: Eine wochenlange Tour durch die USA ist Teil eurer Bandbio. Sogar Support bei den Strokes auf deren Europatournee. Wie haben die Amerikaner auf euch reagiert in Bezug auf eine deutsche Band mit französischer Sängerin und deinem herrlichen Akzent? Françoise Cactus: Die Amerikaner mögen uns total. Die stehen überhaupt auf deutsche Bands, Krautrock und elektronische Musik. seconds: Eure Texte sind zum Teil ja sehr eindeutig zweideutig. Françoise Cactus: Ja. "die feministische Rolle der Frau in der Musik muss neu definiert werden." seconds: Welche Absicht steckt dahinter, ist das eine reine Provokation? Gab es da schon mal Kritik? Françoise Cactus:

STEREO TOTAL

´Cactus vs. Brezel´

Unsere Songs sind sexy, aber nicht pornografisch. Ich mag doppeldeutige Texte. So zu schreiben habe ich mir bei Serge Gainsbourg abgeguckt. Es sind amüsante Umschreibungen und ich sage nicht direkt, um was es sich dreht. Ich finde, meine Texte sind feministisch und nicht frauenfeindlich. Wie zum Beispiel unser neuer Song "Die Frau in der Musik". Der Song ist amüsant, aber auch ernst ge-

meint. Weil ich finde, die Stellung der Frau in der Musik ist immer noch nicht ganz okay. Viele Journalisten sagen zu mir, das ist doch ein Thema aus den Siebzigern. Ich sehe das nicht so, ich finde das Thema immer noch aktuell. Wenn ich zum Beispiel Musikzeitschriften in die Hand nehme, findest du immer Rocker, also vier Typen mit Sonnenbrillen und schwarzen

T-Shirts (lacht sich schlapp). Es erfordert schon Charakter, dass wir Frauen uns in der Musik durchsetzen. seconds: Dann stimmst du mit überein, dass die Rolle der Frau in der Musik neu definiert werden muss. Françoise Cactus: Ja, absolut.

Alan Parson Projekt Alan Parsons (63) war Toningenieur der Beatles bei den legendären Alben „Abbey Road“ und „Let It Be“. Im Jahr 1975 gründete er zusammen mit Eric Woolfson das Alan Parsons Project. Von 1975 bis 1987 erschienen 10 Konzeptalben, die sich mehr als 40 Millionen Mal verkauften. Live Auftritte gab es früher nie, weil Eric Woolfson (2009 verstorben) das nicht wollte. Seit 2003 geht Alan Parsons aber trotzdem auf die Bühne, da ihm die heutige Keyboardtechnologie neue Möglich-

keiten gibt. Am 20.07.2012 habe ich das Konzert im Colosseum Theater Essen besucht. Die Location ist eine schön umgebaute Fabrikhalle mit Musicalbestuhlung. Das Durchschnittsalter der Besucher lag um die 50 Jahre. Es musste pünktlich um 20 Uhr losgehen, denn am gleichen Abend fand wegen der großen Kartennachfrage ein zweites Konzert um 23 Uhr statt. Angesichts ihrer einstigen Live-Abstinenz wirkt das fast wie Ironie. Auf der Bühne sieben Musiker. Ausstattung: Bass, Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und Saxofon. Einen festen Sänger gab es bei APP nicht, vier Personen wechselten

seconds: Dann sind wir gespannt auf euer Konzert. Françoise, vielen Dank für das tolle Interview. Wir sehen uns in Köln.

Gebäude 9 Deutz-Mülheimer-Str. 127 20.00 Uhr siebzehnEUROvierzig

Live im Colosseum Theater Essen

Fotocredits: John Elsbree

VON TOM LIEBSCH

Françoise Cactus: Ich denke, wir werden die neue CD spielen, natürlich auch ein paar Hits, damit die Leute mitsingen können. Und wir werden einen Pianisten mitbringen, der mit uns spielen wird. Er heißt Captain Blauschimmel und ist der schnellste Pianist der Welt. Aber mehr möchte ich noch nicht verraten.

sich ab. Der Sound war nicht immer richtig ausgesteuert. Für mich drei von fünf möglichen Punkten. Licht dezent, aber gut eingesetzt, vier von fünf Punkten. Opener: der Instrumentaltitel „I robot“. Weiter ging es von „Don't answer me“ über „Time“ bis „The turn of a friendly card“. Weiterhin „Lucifer“ und „Sirius“. Der letzte Titel im normalen Set war „Eye in the sky“. Hier kommen wir nun zum größten Kritikpunkt des Konzertes. Nach 70 Minuten verabschiedeten sich die Herren von der Bühne. Sie ließen sich noch zu zwei Zugaben mit insgesamt drei Titeln bewegen. Das war es dann aber. Viele Be-

sucher konnten nicht glauben, dass schon nach 90 Minuten Schluss war. Mein Fazit: Gute Musiker und auch der Gesang passte, nur der Sound in der Halle hätte besser sein können. Großer Minuspunkt: die Konzertdauer. Neunzig Minuten sind effektiv zu wenig. Es dürfen ruhig dreißig Minuten mehr sein. Das Repertoire der Gruppe hätte es jedenfalls hergegeben. Schön, dass ich die Stücke nach all den Jahren einmal live hören konnte. Würde ich noch mal hingehen? Eher nein. Fotocredits: John Elsbree


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Liveacts im September

ARCHITECTS

DISPATCH

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Circles Around The Sun

Brighton in Südengland, beschaulich und mondän ein englisches Seebad mit Geschichte.

"Wir werden gerne als die größte Band bezeichnet, von der noch nie jemand gehört hat“, meint Brad Corrigan, einer der drei Dispatch Sänger und Multiinstrumentalisten. „Entweder die Leute wissen alles über uns oder gar nichts. Dazwischen scheint es nichts zu geben.“ Es ist eine außergewöhnliche Geschichte, wie sich Brad Corrigan, Chad Stokes und Pete Francis auf dem College trafen, eine Band gründeten und ohne Airplay im Radio, Unterstützung von einem Majorlabel oder landesweiter Presse zu einem der größten Publikumsmagneten der Live-Musik Szene und zu einer der erfolgreichsten Independent Rockbands der amerikanischen Geschichte wurden. Im März 2012 machten sich Dispatch auf, das aller erste Mal in Europa u.a. Konzerte in London, Paris, Berlin und Zürich zu spielen. Seit dem 17. August ist nun das neue Album von Dispatch auf dem Markt. Nach zwölf Jahren endlich wieder ein Studioalbum der Jungs aus New England, USA. Let's send him at the moon. Do circles 'round the sun. Das neue Album soll die Fans nicht mit ihrem modifizierten Sound beeindrucken, sondern vielmehr Geschichten erzählen. Wie die Geschichte von ihrem Freund Larry Perry, der in den sechziger Jahren von der NASA in den Weltraum geschickt wurde und obwohl körperbehindert, zum Erstaunen aller triumphierend und lächelnd zur Erde zurückkam. Den Fans etwas zurück zu geben, die ihnen so viel gegeben hatten, war eine weitere Motivation. „Es ist ein Traum, zu wissen, dass deine Musik ein Teil der Erfahrungen von Menschen - und mit speziellen Momenten in ihren Leben verknüpft ist“, meint Corrigan. „Das ist es, was das Ganze so lohnenswert macht. Außerdem macht alles wieder Spaß. Wir sind völlig begeistert davon, gute Freunde zu sein und die Welt zu bereisen und Orte zu sehen, an denen wir noch nie waren. Ich meine, mal ehrlich. Es kann einfach nicht besser werden.“Herausgekommen ist ein Album, dass die vielen Einflüsse der Band zeigt. Erdige Sounds, bluesige Stücke, aber auch drauflos polternd. Trotzdem sind die Harmonien beim neuen Album definitiv der Schwerpunkt. Wir berichten natürlich und begrüßen die Band zum Interview in der Musikredaktion. /DC

Aber Brighton kann auch laut. Die volle Breitseite für die Ohren kommt aus dieser Stadt. Brightons ARCHITECTS weigern sich, stillzustehen und sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, wie sie von sich selbst behaupten. Viele Bands brauchen Jahre, um ein Album zu schreiben. Nicht so die Jungs aus Süd-England. Sie haben „The Here And Now“ veröffentlicht, „Daybreaker“ geschrieben, den Globus mit ihren Freunden „Bring Me The Horizon“ und „Parkway Drive“ betourt, zwei Headliner-Touren durch Großbritannien durchgezogen und zahlreiche große europäische Festivals gespielt. „Mir gefiel die Idee eines Neustarts, nicht nur für unsere Band, sondern für unser kollektives globales Bewusstsein“, sagt Gitarrist Tom Searle. „Überall gibt es Korruption und Ungerechtigkeit; auch wir sind keine Experten, aber wir lernen unaufhörlich. Dieses Album ist der Soundtrack dafür, wie wir versuchen, aus all dem schlau zu werden. Alles, was man tun muss, ist, die Nachrichten zu lesen – auf der ganzen Welt wachen die Menschen momentan auf. Es ist eine beängstigende, aber auch faszinierende Zeit, in der wir leben.“ Das neue Album "Daybreaker" ist eine mitreißende Machtdemonstration davon, wie intensiv, dynamisch und facettenreich moderner Metal sein kann. Ein tolles Album. Meine Favoriten sind "Devil`s Island" und "Behind The Throne". Feelings can be hardcore too, wie die Songs "Behind The Throne" und "Truth Be Told" beweisen.

Periphery What the fuck is Djent? In der Musik scheint es immer neue Begriffe zu geben: Bands werden in irgendwelche Schubladen gesteckt und mit anderen verglichen. Bei "Djent" handelt es sich um Metal, beziehungsweise um eine Spielart des Metals. So weit so gut. Die Begrifflichkeit war mir bei der CD, die in morgens um sechs Uhr in mein Autoradio schob, völlig wurscht. Denn: Ich war sofort hellwach. Völlig irre, was meinen Ohren da entgegenkrachte. Periphery aus Washington, DC. Die Djentlemen definieren die Grenzen der progressiven Musik völlig neu. Mit einer ureigenen Mischung aus polymetri-

H-Blockx Live Music Hall 17.09.12 / 20:00 Uhr

Joshua Radin Kulturkirche Köln 23.09.12 / 20:00 Uhr

Jonas & The Massive Attraction Underground 01.09.12 / 20:00 Uhr

2:54 GEBÄUDE 9 18.09.12 / 21:00 Uhr

Yeasayer Club Bahnhof Ehrenfeld 23.09.12 / 20:00 Uhr

Stereo Total GEBÄUdE 9 19.09.12 / 21:00 Uhr

Japandroids LUXOR 23.09.12 / 20:00 Uhr

Olivia Pedroli Altes Pfandhaus 20.09.12 / 20:00 Uhr

Oomph! Essigfabrik 23.09.12 / 20:00 Uhr

Lights BLUE SHELL 20.09.12 / 21:00 Uhr

Rosi Golan Studio 672 23.09.12 / 20:30 Uhr

Blaudzun GEBÄUDE 9 20.09.12 / 21:00 Uhr

Up In Smoke Volume 4: Monkey 3... Underground 24.09.12 / 20:00 Uhr

Kimbra Kulturkirche Köln 05.09.12 / 20:00 Uhr Bleech BLUE SHELL 05.09.12 / 20:30 Uh Omar Rodriguez Lopez Group LUXOR 06.09.12 / 20:00 Uhr The Unwinding Hours LUXOR 07.09.12 / 20:00 Uhr Nomeansno GEBÄUDE 9 07.09.12 / 21:00 Uhr Die Atzen Live Music Hall 08.09.12 / 19:30 Uhr Guess Who? Be Anonymous! Bootshaus 08.09.12 / 22:00 Uhr Evening Hymns & The Wooden Sky Underground 09.09.12 / 20:00 Uhr

Fotocredits: Mit freundlicher Genehmigung von Nettwerk Music Group, Patricia Nigiani

ARCHITECTS kommen am 24.Oktober 2012 in die Essigfabrik nach Köln. Wir berichten über das Konzert und freuen uns auf das Interview mit der Band. Das alles und viel mehr in der November - Ausgabe. /DC

The Bones Essigfabrik 01.09.12 / 19:30 Uhr

Karma To Burn MTC 11.09.12 / 20:30 Uhr Kid Kopphausen Kulturkirche Köln 13.09.12 / 20:00 Uhr Ohrenfeindt Underground 14.09.12 / 20:00 Uhr TWR72 & Ado: Techno Ist Tod Bootshaus 14.09.12 / 23:00 Uhr

Martin Jondo & Band Essigfabrik 21.09.12 / 19:30 Uhr Gallon Drunk Underground 21.09.12 / 20:00 Uhr Luka Bloom Kulturkirche Köln 21.09.12 / 20:00 Uhr Gallows GEBÄUDE 9 21.09.12 / 20:30 Uhr Hell On Earth Tour 2012 Essigfabrik 22.09.12 / 18:30 Uhr Phoebe Killdeer & The Short BLUE SHELL 22.09.12 / 21:00 Uhr We Were Promised Jetpacks GEBÄUDE 9 22.09.12 / 21:00 Uhr Serum 114 Underground 23.09.12 / 19:30 Uhr

Admiral Fallow BLUE SHELL 24.09.12 / 21:00 Uhr Mandy Capristo LUXOR 25.09.12 / 19:30 Uhr Nevio Kulturkirche Köln 25.09.12 / 20:00 Uhr King Charles GEBÄUDE 9 25.09.12 / 21:00 Uhr Fetsum Stadtgarten 26.09.12 / 20:30 Uhr The Hirsch Effekt Support: Underground 26.09.12 / 20:00 Uhr The Helio Sequence GEBÄUDE 9 26.09.12 / 21:00 Uhr Max Buskohl LUXOR 27.09.12 / 20:00 Uhr Celo & Abdi Essigfabrik 27.09.12 / 20:00 Uhr

Neues Album: Periphery II schen Grooves und treibenden Melodien werden die Grenzen des modernen Metals ausgelotet. Das Album ist experimentell, progressiv, melodiös und mutig. Alleine der Opener der CD "Muramasa" überrascht den Hörer. Mein Lieblingsstück auf der Scheibe: "Scarlet". Mit Renovierungsfaktor, weil beim Hören auf der Anlage zuhause der Putz von der Wand fällt. Weitere Anspieltipps: "Erised" und "Masamune". Alles in allem ein Hammer Album. Wir freuen uns auf das Konzert in Köln am 12. Oktober 2012 im Kölner Luxor und natürlich auf das spannende Interview mit der Band. Mehr dazu in der November- Ausgabe./DC

12.10.12 - 18.30 Uhr

Luxor Köln vierundzwanzigfünfundneunzig

Band Infos - Line Up: Spencer Sotelo - Vocals Misha Mansoor - Guitars Matt Halpern - Drums Jake Bowen - Guitars Mark Holcomb - Guitars

Fotocredits: Century Media Records


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32 | Musik

szene, kulturen, temperamente

ALBAGI MUSIC PROMOTION PROJEKT: SOZIAL IST GENIAL!

KOSTENLOSE Promotionhilfe bis 30.09. bewerben Redaktion Hamburg - Gine Stellmacher Das Bewusstsein für Künstlerbelange steht 2012 im Vordergrund - gute Musiker denken über Musik nach, nicht über Geschäftsmodelle. Die großen Namen in der Rock und Metal-Szene sind unter anderem auch Vorbilder für Nachwuchsrocker oder Undergroundbands, denn sie haben es geschafft, sich ihren Traum zum Beruf zu machen und im harten Musikbusiness dieser Zeit Fuß zu fassen. Hart ist das Business, vor allem weil es wenig Unterstützung für Nachwuchsmusiker gibt, denn namenhafte Labels oder Promotion Agenturen sehen in Ihnen noch nicht das "pure Geld". Respekt und Freude für die kreative, künstlerische und soziale Arbeit der Musiker und Bands - dafür steht Albagi Music Promotion's Projekt: Sozial ist genial! Ziel des Projektes ist es ausgewählten Newcomer Bands im Bereich Rock und Metal mit Herzblut und Fachwissen zur Seite zu stehen und Ihnen kostenlose Intensivbetreuung zu geben. Für alle nicht ausgewählten Bands bei 'Sozial ist genial' soll eine Datenbank entstehen, bei der auch sie von dem Fachwissen profitieren können. Eine Datenbank, wie es sie in dieser Form noch nicht gibt, soll als Einkaufskorb für Nachwuchsmusiker fungieren: Albabase.

Wir verbinden – faire Partnerschaften mit den Kreativen.

Was nichts anderes bedeutet, dass wir Bands und Musiker mit allem verbinden, was zu einem Bandleben dazugehört. Ob es nun eine Tourbusvereinigung in Deutschland ist, musikverrückte Profikameraleute oder begeisterte Fotografen, die für nen Appel und nem Ei arbeiten, so auch Accessoire Meister, die soziale Projekte unterstützen und viele andere, die in Zukunft Hand in Hand mit uns arbeiten.

Alin Coen genießt Lakritze - UND IST ZU HÖREN IM RAHMEN VON TV NOIR KONZERTE #6 IM SEPTEMBER IM GLORIA INTERVIEW VON CLAUDIA SAAR Alin Coen telefoniert mit mir auf ihrer Tour zwischen zwei Städten: Im Niemandsland irgendwo auf dem Weg von Konstanz nach Leipzig, vor dem Tourbus in der Sonne sitze sie. Entspannt, locker und – man mag es aufgrund ihrer ernsthaften Texte zu Sehnsucht, Scheitern und Loslassen und der leisen, intensiven Vortragsweise überraschend finden – sehr fröhlich.

Alin, was bedeutet für dich Heimat? Wo fühlst du dich zuhause? Ich bin nomadisch. Heimat ist bei meinen Eltern. Ein Zuhause brauche ich nicht, ich bin gerne unterwegs. Was hast du bei eurer Tour durch Deutschland Neues über verschiedene Städte oder Gebiete oder die Menschen dort erfahren? Über die Städte kriegt man so wenig mit, wenn man auf Tour ist und jeden Tag woanders. Mit Köln verbinde ich tolle Partys und das Publikum, was am allerlautesten mitgesungen hat. Deine Songs sind ja überwiegend von menschlichen Begegnungen und Beziehungen inspiriert - gibt es auch Inspirationen, die durch Orte entstehen oder woher kommen sie? Der Song “Left behind” ist so einer – da geht’s auch darum, seine Komfortzone zu verlassen. Ich habe mich ja dann auch aus Weimar geschält, wo ich lange lebte, war dann in Australien. So schön das ist, man muss sich doch immer aufraffen, seine Trägheit loszuwerden. Ich baue wenige Beziehungen zu bestimmten Orten auf, ich kann mich total in die Natur verlieben.

Ab Oktober startet die offizielle Arbeit 'Sozial ist genial' und wird mit einer Web Seite und der Albabase ergänzt. Schon heute hat die Arbeit begonnen und befreundete Bands werden unterstützt und promotet. Im Radio- und Öffentlichkeitsbereich. Für 2013 wird das Projekt international erweitert und weitere 5 Bands werden in das Sozialprogramm aufgenommen. Auch hier gilt die Bewerbung: Social is awesome! Förderung hat keine Jahreszahl oder Zeitbegrenzung und in der heutigen Zeit kein Enddatum. Die kurze Vorstellung, wie es wäre ohne eine Musikwelt, weil die Moderne den Kreativen den Geist und die Ideen nimmt, dass motiviert und lässt Türen öffnen. Denn was wären die Musikmagazine, Radiosender oder Downloadprogramme, wenn es Bands und Musiker nicht geben würde? Kontakt: Gine Stellmacher, Hamburg - info.albagi@rocketmail.com

Gab es einen Initialstoß oder ein Schlüsselerlebnis, bei dem du wusstest: „Ja, ich werde Musikerin“? Eher nicht. Ich habe ja Umwelttechnik studiert … Mit welchem Ziel? 2008 hab’ ich den Bachelor gemacht. Aber ich habe immer schon Musik gemacht. 2004 dann den Popkurs in Mannheim, dann ging’s los. Den Master habe ich dann als ambitioniertes Projekt also noch vor mir. (lacht) Aber als ich das erste Mal – in meiner Steuererklärung 2004 – ‘Beruf: Musikerin’ hingeschrieben habe, hatte ich es schwarz auf weiß: Ich BIN Musikerin!

Fotocredit: TristanVostry

Was genießt du momentan am meisten an deinem Leben? Lakritze! (lacht) Und: im See zu baden. Und in der Elbe. Mit netten Menschen unterwegs zu sein. Wieder zu schreiben. Und zwar in beiden Sprachen – deutsch und englisch. Und gerade die Songwriter Schule bei Edith Jeske besucht zu haben. Was hast du dabei gelernt? Zu beobachten wie ein Fotograf, der sich für seine Bilder zuerst einen Rahmen drum herum denkt. Und es jeden Morgen einfach zu tun: sich hinsetzen und schreiben. Du hast einige Songs auf Englisch geschrieben, und du bist deutsch-spanisch aufgewachsen. Nach welchen Kriterien wählst du die Sprache in deinen Songs? Das ist eigentlich recht profan: Bei mir geht es meist nach der Phonetik, damit die auf die Melodie passt. Und wenn es das nicht tut, dann wird eben die Melodie geändert. Wie ist es mit Spanisch? Ich habe auf Spanisch noch nie ein

Buch gelesen, habe die Sprache nie in lyrischer Form gelernt.

Und welche Alben hörst du 2012? Ich höre selten Musik, meist mache ich sie ja. Wenn, dann ... aktuell: Bon Iver. Einzelne Stücke. Von den deutschen Kollegen: Max Prosa. tv noir Konzerte #6 mit Alin Coen Band und Naima Husseini Gloria, Apostelnstr. 11, Köln Tickets 16,00 € nur im Gloria oder online über www.tvnoir.de

25.9 Dienstag Gloria 19.00 Uhr Karten sechszehnEURO


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