CityGuide Ljubljana

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ALPEN-SPEZIAL

Fotos: Simicic

Historisches auf Schritt und Tritt DIE BURG bietet Aussichtspunkte. Nationaldichter Preseren ist als Denkmal zu finden (unten).

Der Trinker, ein Architekt und die Geliebte – bis heute prägen diese drei Personen die slowenische Hauptstadt. Ljubljana ist nach wechselvoller Geschichte endlich zur Ruhe gekommen und präsentiert sich weltoffen.

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ajestätisch, großzügig, und ein wenig wohlwollend – so scheint France Preseren von seinem Podest auf den Platz zu schauen, der nun seinen Namen trägt: der Preseren trg im Zentrum Ljubljanas. Preseren ist wichtig für die slowenische Hauptstadt, genau wie für das ganze Land. Schließlich entstammt die Nationalhymne Sloweniens einem Werk dieses großen Nationaldichters. Es ist die siebte Strophe des Trinkliedes „Zdravljica“. Leider verfiel der Urheber selbst dieser Sucht. Er starb mit nur 49 Jahren an Leberzirrhose. Nun gut, in Maßen trinken die Slowenen nach wie vor

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gerne – noch wichtiger aber ist ihnen das Bewusstsein für Historie, die gerade auf ihrem Territorium stets so wechselvoll gewesen ist. Römer, Österreicher, Franzosen, Slawen. Viele hat das Gebiet so sehr fasziniert, dass sie es eingenommen haben. Noch nicht lange ist Slowenien unabhängig – und stolz darauf. Doch gerade weil sie so lange darum kämpfen mussten, verdrängen sie ihre Geschichte nicht.

Sonderplatz für Preseren Vor allem in der Hauptstadt ist vieles davon noch zu erkennen. Auch deswegen haben die Stadtväter dem Denkmal France Preserens einen Sonderplatz eingeräumt. Mitten in der Stadt, dort wo sich an lauen Sommeraben-

den die Menschen treffen, direkt vor der imposanten, ganz in rosé gehaltenen Franziskanerkirche. Die Nähe des Denkmals zur römisch-katholischen Moralinstanz hat zu Zeiten ihrer Errichtung allerdings zu kontroversen Diskussionen geführt. 1905 hatten die Stadtväter das Denkmal zu Ehren des Dichters erbauen lassen. Auch Fräulein Jozina, die damalige Muse des großen Meisters, wurde darauf verewigt. Doch die Bildersprache war nicht nur den christlichen Würdenträgern, sondern auch so manch einem Einwohner dann doch zu eindeutig. Die Schöne ist gänzlich unbekleidet, was dazu führte, dass ihre Blöße innerhalb der ersten beiden Jahre nach Errichtung des PreserenDenkmals regelmäßig an jedem


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Abend mit Decken verhüllt wurde. Die Stadtverwaltung nahm dies – wenn überhaupt – vermutlich nur amüsiert zur Kenntnis. An der Ausgestaltung des Denkmals änderte sie nichts. Bis heute können Ljubljana-Besucher das „corpus delicti“ mit eigenen Augen begutachten. Übrigens dürfte auch Jozina mit der Arbeit des Künstlers alles andere als zufrieden gewesen sein: Nachdem ihre Familie es zu Gesicht bekam, verstießen sie die damals noch sehr junge Frau. Das letzte, was die Ljubljaner von ihr noch wissen ist, dass sie gen Amerika gef lohen ist.

Ljubljana ist Geliebte der slowenischen Nation Die Liebe – sie ist in Ljubljana allgegenwärtig, denn die Stadt selbst ist die Geliebte der slowenischen Nation. Zumindest trägt sie diesen Begriff – ljubljena – in ihrem Namen. Gleiches gilt für den Fluss, an deren Ufern sie erbaut wurde: Ljubljanica. Wahrzeichen der Stadt ist ein gef lü-

gelter Drache. Besucher können sich einen Spaß daraus machen, in dem sie ihn in der Stadt suchen. Fündig werden sie beispielsweise an der Dreierbrücke (Tromostovje). Schriftlich tauchte die Siedlung Laibach allerdings erstmals im Jahre 1144 statt. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts erhält es die Stadtrechte. Damit begann die abenteuerliche ZugehörigkeitsGeschichte: Ende des 13. Jahrhunderts wird Laibach dem Herzogtum Krain zugesprochen und zeitgleich zu dessen Hauptstadt ernannt. 1335 siegen die Habsburger in kriegerischen Auseinandersetzungen und halten die Stadt und die Region drumherum danach in ihrem Besitz. Für 600 Jahre. In der Zeit zwischen 1809 und 1813 f ällt Laibach in die Hände Napoleons. Deswegen sind die Slowenen allerdings keineswegs erbost, sondern eher dankbar. Denn der Freiheitsgedanke der französischen Revolution wird hier wirklich ausgelebt. Sprich: Man lässt die Einwohner in Ruhe. Zum ersten Mal in der Geschichte können sie ohne große Einwirkungen von außen nach ihrem Geschmack walten und machen slowenisch promt zur Verkehrssprache. 1895 dann das tragische Ereignis: En Erdbeben zerstört den größten Teil der Stadt. Im Nachhinein erweist sich dies als echter Glücksfall für das Stadtbild. Da fast nichts mehr vorhanden ist, muss fast alles neu gestaltet werden. Die Stadt erhält ein vollkommen neues und vor allem in sich geschlossenes Bild; auf dem Papier. Denn bevor die Architekten ihre Pläne verwirklichen können, kommt ihnen der Erste Weltkrieg, der in dieser Region besonders stark wütet, in die Quere.

Erst nach Kriegsende kann ein Mann die Pläne wieder entdecken, diese seinen eigenen Ideen anpassen und sie vor allem verwirklichen. In den 1920er und 1930er Jahren gibt der Architekt Joze Plecnik der Stadt wieder ein Gesicht. Sie heißt nun allerdings nicht mehr Laibach, sondern darf erstmals offiziell ihren landessprachlichen Ausdruck benutzen. Von nun an heißt sie Ljubljana.

Selbstbewusste Metropole Der Architekt Plecnik ist ein Sohn der Stadt. 1872 wird er hier geboren und innerhalb von nur 30 Jahren verwandelt er Ljubl-

jana – nicht nur rein äußerlich – in eine selbstbewusste Metropole. (Fast) alle wichtigen Bauten der Stadt wurden von ihm

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DIE KATHOLISCHE Moralinstanz ist die ganz in Rosé gehaltene Franziskanerkirche – bis heute.

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BALLONFAHRTEN zählen zu den beliebten Ausflügen, möchte man beeindruckende Aussichten auf Ljubljana genießen.

INFORMATIONEN LJUBLJANA TOURIST INFORMATION CENTRE (TIC) Stritarjeva ulica SI-1000 Ljubljana Tel.: +3 86 (1) 3 06 12 15 Fax: +3 86 (1) 3 06 12 04 E-Mail: tic@ljubljana-tourism.si Internet: www.ljubljana-tourism.si

UNTERKUNFT HOTEL TOURIST Dalmatinova 15 SI-1000 Ljubljana Tel.: +3 86 (1) 2 34 91 30 Fax: +386 (1) 2 34 91 40 E-Mail: info@hotelturist.si Internet: www.hotelturist.si Das Drei-Sterne-Hotel ist zentral gelegen und bietet modern eingerichtete Zimmer. M HOTEL Derceva 4 SI-1000 Ljubljana Tel.: +3 86 (1) 5 13 70 00

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Fax: +3 86 (1) 5 13 70 90 E-Mail: info@m-hotel.si Internet: www.m-hotel.si Nettes Drei-Sterne Hotel in der Nähe des Zentrums gelegen. Das Hotel mit den gemütlich eingerichteten Zimmern ist recht neu. Es wurde erst im Jahre 2000 eröffnet.

SEHENSWERTES ORC 4X4 LJUBLJANA Tel.: +3 86 (31) 70 84 72 E-Mail: orc4x4ljubljana@siol.net Der Veranstalter bietet unter anderem Heißluftballon-Fahrten über Ljubljana. BURG LJUBLJANA Tel./Fax: +3 86 (1) 2 41 60 37 E-Mail: virtualni.muzej@festival-lj.si Internet: www.festival-lj.si Mit virtuellem Museum und Aussichtsplattform, die einen grandiosen Blick über die Stadt ermöglicht. Ein Panoramazug fährt von der Stadtmitte zur jeden vollen Stunde vom Platz Peresernov trg. Nähere Informationen beim TIC.

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gestaltet. Dazu gehört unter anderem die Uferpromenade, die noch heute zum Flanieren einlädt, der Hafen von Trnovo, die Markthallen. Joze Plecniks Einf luss auf die Stadt ist so groß, dass sie manch einer auch als „Plecniks-Ljubljana“ bezeichnet. Einen guten Blick auf die Architektur der Stadt hat man von der Aussichtsplattform der Ljubljana Burg. 1144 erbaut, hat sie sich als vielleicht romantischster Ort der Stadt etabliert. Regelmäßig mittwochs und sonntags verzögert sich die Öffnung des Burg eigenen Museums um bis zu zwei Stunden, weil vor allem ausländische Verliebte hier den Bund fürs gemeinsame Leben schließen. Eine weitere Möglichkeit sich einen Überblick aus der Vogelperspektive zu schaffen, hat das örtliche Tourismusbüro im Sommer 2005 aufgelegt: Ballonfahrten über Ljubljana. Diverse Veranstalter haben sich zusammengetan, um Ljubljana-Besuchern ihre Stadt von oben aus zu präsentieren.

Großes kulturelles Angebot Doch auch bei schlechtem Wetter muss man in dieser Stadt keineswegs Trübsal blasen. Zu groß ist das kulturelle Angebot. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl – zurzeit nicht einmal ganz 300000 – bietet Ljubljana überdurchschnittlich viel davon. Im Angebot sind 22 Museen, 53 Galerien und zehn Theater. Zudem sehr empfehlenswert ist ein Besuch des Schlosses im Tivoli Park im Westen des Zentrums. Im Cankarjev dom, dem Kulturund Kongresszentrum, ist außerdem ein deutscher Lesesaal eingerichtet. Vornehmlich richtet er sich an die Studenten, doch

auch Urlauber können ihn kostenlos nutzen. Überhaupt – die Studenten. Die Stadt wird von ihnen geprägt und hält sie jung. Spätestens ab Mai eines jeden Jahres. In dieser Zeit wird die Matura – das Abitur – in lautstarken Festumzügen, die von den glücklichen Absolventen mit Trillerpfeifen begleitet werden, gefeiert. Dies ist der „inoffizielle“ Startschuss in die Sommerzeit. Ab diesem Zeitpunkt verwandeln sich die Straßen, Parks und Plätze zu einem Treffpunkt der Jugend, bei denen aber auch ältere Semester immer wieder gerne gesehen sind. Alt und Jung vergnügen sich und zeigen gemeinsam, was sie musikalisch und in Form von Straßenkunst zu bieten haben. Dies würde France Preseren sicherlich gefallen. Schließlich thront er seit genau 100 Jahren an seinem Platz und beobachtet das Treiben in seiner Stadt. Wenn man sich sein Gesicht genau betrachtet, kann man es erkennen: Ihm gefällt, was er sieht. So vieles hat er in dieser wechselvollen Zeit beobachten müssen – manches schön, vieles weniger schön. Doch diese Zeiten sind wohl endgültig vorbei. Snezana Simicic


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