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von Nina Schaad & Chantal Gardelli

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DEMNÄCHST

DEMNÄCHST

DIE REZEPTION VON WEISSAGUNG UND ERFÜLLUNG

VON NINA SCHAAD & CHANTAL GARDELLI

Um die zeitgenössische Rezeption des Oratoriums Weissagung und Erfüllung von Hans Huber einschätzen zu können, lohnt es sich, einen Blick in die Zeitungen zu werfen, die um die Zeit der Uraufführung des Werks am 6. Dezember 1913 in der Schweiz erschienen sind.

Da die Berichterstattung über kulturelle Themen zu Beginn des 20. Jahrhunderts meist regional ausgerichtet war, war ihre Reichweite begrenzt. Umso erstaunlicher ist es, dass Hubers Werk von der Presse weit über die Kantons- und damaligen Konfessionsgrenzen hinaus auf vielfältigste Weise aufgegriffen wurde. Meist enthält die Berichterstattung eine Beschreibung der musikalischen Form des Werks. Auch kommen vielfach die Überkonfessionalität des Oratoriums, die Reaktionen des Publikums sowie die weihnachtliche Stimmung, die das Werk hervorrufe, zur Sprache. Schon vor der Aufführung des Werks konnten Basler Journalisten dessen Erfolg beim Publikum vorhersagen. So ist über die bevorstehende Uraufführung in der NationalZeitung vom 27. November 1913 zu lesen: «Es ist denn auch ein Werk entstanden, das zweifellos die Herzen erreichen wird, wie selten eines. [...] Möge die Uraufführung des durchaus eigenartigen Werkes unter einem guten Sterne, dem Weihnachtsstern selbst, in unserm Münster sich gestalten.»

Des Öfteren findet sich ein Diskurs darüber, ob das Werk dem Titel ‹Oratorium› gerecht werde oder ob eine andere Gattung die Form der Komposition wohl besser beschreiben würde. Einige Journalisten vergleichen Weissagung und Erfüllung mit Oratorien anderer bekannter Komponisten wie Liszt oder Bach und weisen auf die Fehlbetitelung des Werks hin. Die NationalZeitung schreibt dazu in ihrer Ausgabe vom 9. Dezember 1913: «Das […] Werk kann auch nicht den Oratorien zugezählt werden, sondern es ist eine mehrsätzige Kantate.»

Es gibt aber auch Rezensionen, die in dem Werk sehr wohl ein Oratorium erkennen. So ist in der Neuen Zürcher Zeitung vom 14. Dezember 1913 von einem «Advents- oder Weihnachtsoratorium» die Rede, was Hubers Begriffszuschreibung bestätigt. Es wurde als eine Auffrischung der Gattung empfunden, und daher begrüsste man, dass Huber der alten Form neuen Inhalt gegeben habe.

In der Mehrzahl der Rezensionen wird aber betont, dass die inhaltlichen Aspekte altbekannt seien, es Huber jedoch gelungen sei, diese neu zu verpacken. Auch wenn das Werk an andere grosse Meister erinnere, sei es von Wiederholung und Nachahmung weit entfernt.

Die Presserezensionen und zeitgenössischen Reaktionen zeigen, dass Hubers Weissagung und Erfüllung das Publikum sehr beeindruckte und eine fantastische Stimmung hervorrief. Vor allem in den lokalen Zeitungen Basels wird mit viel Stolz und Begeisterung die besondere Wirkung des Werks hervorgehoben. Die enge Verbundenheit Hubers mit der Stadt Basel und ihrem musikalischen Leben ist deutlich zu spüren.

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