sisterMAG 36 - The sound of music - DE

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Music was my first love

– John Miles

E H T D N U O S F O

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THE

SOUND

OF

MUSIC

LIEBE SISTERMAG LESER/INNEN, wer Österreich bislang nicht unbedingt als musikalischen Vorreiter sah, hat sich geirrt: Der Hollywoodklassiker »THE SOUND OF MUSIC« , der in Salzburg spielt, beweist das Gegenteil. So auch die österreichische Familie Trapp, die alles andere als fiktiv ist und den erzählerischen Grundstein für den Musikfilm liefert. Der Heimatfilm ist Leitthema der neuen sisterMAG-Ausgabe und sorgt für reichlich Füllstoff: So MUSIKALISCH ging es in unserer Redaktion noch nie zu! Wir umgeben uns eine Ausgabe lang rundum mit Musik – und beleuchten verschiedene musikalische Facetten. Was macht eigentlich einen Hit zum Hit? Warum können manche Menschen singen und andere weniger? Und wieso bringt Musik unsere Emotionen regelrecht zum Tanzen? Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir uns durch Musik erinnern, und was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Musikproduzenten? Diese und noch viele weitere Fragen klären wir im neuen sisterMAG.

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Neben SALZBURG schauen wir uns auch Berlin noch einmal ganz genau an und erkunden mit Influencerin CLEA-LACY und unserem Partner ara unsere Hauptstadt. Was dabei niemals fehlen darf? Der neue ara Fusion 4 im angesagten Rosé. Natürlich geht es auch mit unserer Filmgeschichte-Artikelreihe weiter. Diesmal beleuchtet unser Autor Alex Kords die bekanntesten Filmstudios. Wusstet ihr, dass eines davon weniger als 40 km vom sisterMAG-Office entfernt steht? Wer Anti-Age Pflege bislang als eher zeitraubend empfand, kann sich freuen: Mit unserem Partner L’Oréal Paris stellen wir die Anti-Age Glykol Peel Pads vor und mit ihnen eine Pflegeroutine, die zum Entspannen einlädt. Wir wünschen euch nun viel Spaß beim Lesen und Entdecken. KLEINER TIPP: Musik hören soll beim Schmökern besonders entspannend sein!

E U E R S I S T E R M AG T E A M SISTER-MAG.COM

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OF

MUSIC

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WAS BISHER GESCHAH »Ein Jahr in Filmen« ist 2018 für das sisterMAG Team – und wir lieben es! Nachdem sich im Januar und Februar mit den Filmen »Breakfast Club« und »Frühstück bei Tiffany« alles ums Frühstück gedreht hat, wenden wir uns für die Frühjahrsmonate März und April den Musical-Filmen zu.

2018

MÄR

Wer kennt und liebt nicht auch die fliegende Nanny »Mary Poppins«? Gemeinsam mit ihr sind wir in die Welt der Musicals eingetaucht und haben das Thema Kindererziehung in verschiedenen Kulturen untersucht. Natürlich durfte auch ein Rezeptfeature mit »einem Löffelchen voll Zucker« nicht fehlen. Schaut unbedingt rein, wenn ihr es noch nicht getan habt.

sist er MAG

In der »Sound of Music«-Ausgabe beschäftigen wir uns noch ein Stück weiter mit dem Phänomen MUSIK in seinen verschiedenen Ausprägungen. Neben unserer Ausgabe können wir nur einen Filmabend mit den bisherigen sisterMAG-Filmen empfehlen!

e r sch e i n t je t zt j ed e n M on at! JETZT LESEN 

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Vermarktung

SOUND

THEA

Chefredaktion & Design Content Management

SASKIA Administration

K R E AT I O N

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MUSIC

FRANZISKA

SOPHIE

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ALEX

O P E R AT I O N S

PA R T N E R S

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SONGIE

Video & Design

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Design

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INHALTSVERZ SEITE 24 - FILMVORSTELLUNG

THE SOUND OF MUSIC

APRIL 03 07 10 16 24 34

EDITORIAL TEAMÜBERSICHT & INHALTSVERZEICHNIS KONTRIBUTOREN­ VERZEICHNIS FILMGESCHICHTE TEIL 4 Der Aufstieg der Filmstudios FILMVORSTELLUNG »The Sound of Music« NUR DIE FAKTEN, MADAME! Wie sehr hält sich der Film an die Fakten?

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ARA FEATURE Mit Clea Lacy AUF DEN SPUREN DER VON TRAPPS Entdeckt einige der Schauplätze in Salzburg

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ÖSTERREICHSCHICHE KÜCHE Klassische Rezepte neu entdeckt

SEITE 76 - SALZBURG

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DIYS

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PRODUKTCOLLAGE

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GESCHICHTE DER NOTEN

Mit ara

The Sound of Music

Wie die Notenschrift erfunden wurde

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DO-RE-MI Solmisation als Verfahrensweise

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EIN TON, EINE ERINNERUNG

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GESANG

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MUSIKERFAMILIEN

Was Musik mit uns macht

Kann man singen lernen?

im Gespräch mit Patricia Kelly


ZEICHNIS #36

SEITE 144 - GESANG

SEITE 40 - ara MIT CLEA-L ACY

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MUSIKPRODUKTION HEUTE Interview mit Ralph Siegel & Olivier Pinelli

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POP MUSIC Wie ensteht ein Hit 30 DAYS / 30 DESIGNS Interview mit Designerin Marina Schwan

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SEITE 102 - DIYS MIT ara

ANTI-AGE PFLEGE Welche Creme ist die richtige für mich

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BERÜHMTE EXILKÜNSTLERINNEN & Frauen im Exil

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IMPRESSUM SEITE 116 - GESCHICHTE DER NOTEN


KONTRIBUTO ILLUSTRATION

TEXT Barbara Eichhammer

the-little-wedding-corner.de Alex Kords

kords.net Christian Näthler

Angela Peltner

@angelapeltner Birgit Weidt

birgit-weidt.de sisterMAG Team

@iamvolta

Jackie Diedam

jackiediedam.com Catherine Pape

catherinepape.co.uk Beth Walrond

bethwalrond.com

Dr. Michael Neubauer Matthias Nöther

noethernetz.de

STYLING

Jessica Pawlitzki

Evi Neubauer

jp-popgesang.de

pinterest.com/evin Cesco Spadaro

cescospadaro.com

LEKTORAT Stefanie Kießling

@kiesslingS Alex Kords

kords.net Christian Naethler

ÜBERSETZUNG Ira Häussler

Amanda Dahms

Alex Kords

amandadahms.de

kords.net

Marco Di Filippo

Christian Naethler

@iamvolta

tmdstudio.org Anika Nowak

@bilderhof

@iamvolta

Claus Kuhlmann

Dr. Michael Neubauer

boheifilm.de

Ira Häussler SISTER-MAG.COM

FOTO & VIDEO

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sisterMAG Team


REN

THE

HAIR & MAKEUP Aennikin

aennikin.de Trine Marie Skauen

tmstudio.org

SOUND

OF

MUSIC

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MODEL Anke Reichert

@anki_panki_style Clea-Lacy Juhn

@clea_lacy Ines

hauptstadtpuppi.blogspot.de Killa Rioja

@killarioja Simone Adams

FOOD

@frau_mone

DAS COVER

Karin Klammer

FOTOS

kklammer.at

Marco Di Filippo

Melina Kutelas

aboutthatfood.com/de

MAKEUP & HAIR Trine Marie Skauen

MODEL

PAR T NER DES HEFTS Unsere Partner-Features erkennt ihr am Logo oben auf der Seite. Wir danken unserem Partner L'ORÉAL & ara sehr herzlich, denn ohne sie wäre diese Ausgabe nicht möglich!

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Killa Rioja OUTFIT Evi Neubauer PRODUKTION Alex Sutter

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KONTRIBUTORE Lernt drei unserer kreativen Stars aus sisterMAG N°36 kennen und erfahrt, was ihre Lieblingsmusik ist und wer sie am meisten im Leben beeindruckt hat.

Autor und sisterMAG Urgestein Alex Kords hat für sisterMAG N°36 unsere Filmgeschichte fortgeschrieben und Musikerfamilien untersucht. Was ist der Song, den Du derzeit anstellst, um gute Laune zu bekommen? »My Shot« aus dem Musical »Hamilton« Welches Musik-Genre ist deins? Heavy Metal (ganz im Widerspruch zu Antwort 1)

Im Film Sound of Music inspiriert Maria mit ihrem Enthusiasmus und Phantasie Georg von Trapp, sich seinen Kindern zu öffnen. Wer hat dich dazu inspiriert derjenige zu werden, der du heute bist?

A L E X KO R D S

Autor kords.net Meine Mutter, die mit viel Fleiß, Entbehrung und Liebe zwei Kinder großgezogen hat.


ENHIGHLIGHTS BETH WA L R O N D

Illustratorin bethwalrond.com Illustratorin und Wahl-Berlinerin Beth Walrond hat für uns das Thema »kann man singen lernen« illustriert. Was ist der Song, den Du derzeit anstellst, um gute Laune zu bekommen? »Lay Down In The Tall Grass« von Timber Timbre Welches Musik-Genre ist deins? Happy Jazz und Happy African Music

Im Film Sound of Music inspiriert Maria mit ihrem Enthusiasmus und Phantasie Georg von Trapp, sich seinen Kindern zu öffnen. Wer hat dich dazu inspiriert derjenige zu werden, der du heute bist? Das ist eine schwierige Frage. Ich kann wirklich nicht nur eine Person nennen, da die meisten Menschen, die ich treffe und die ich bewundere, mich ein kleines bisschen formen.

ANGELA P E LT N E R

Autorin @angelapeltner Autorin Angela Peltner untersucht für unsere Musikausgabe das Thema Popmusik und wie ein Hit entsteht. Was ist der Song, den Du derzeit anstellst, um gute Laune zu bekommen? »Don't take the money« von den Bleachers Welches Musik-Genre ist deins? POP Baby Im Film Sound of Music inspiriert Maria mit ihrem Enthusiasmus und Phantasie Georg von Trapp, sich seinen Kindern zu öffnen. Wer hat dich dazu inspiriert derjenige zu werden, der du heute bist? Mein großer Bruder


DOWNLOADS

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TOPFENKNÖDEL

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VIDEOS FLORAL PINS DIY SISTER-MAG.COM

STOFFBEUTEL 14

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B L E I B I N KO N TA KT

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eg m l Fi te h c i sch Teil

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Text: Al ex

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Der Auf der Film stieg ­stu Bab dio els s b Hol

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Foto: Studio Babelsberg AG

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Im vorherigen Teil unserer Filmgeschichte ging es bekanntermaßen darum, wie der Film seine Farbe bekam. Und weil sich das noch recht junge Medium immer größerer Beliebtheit erfreute, schossen um die Jahrhundertwende zahlreiche Filmstudios aus dem Boden.

Black Maria, 1893

Heutzutage gilt HOLLYWOOD als das Mekka des Films. Der Name des Stadtteils von Los Angeles ist ein Synonym für die Filmproduktion in den USA und der Welt – nicht zuletzt deshalb, weil zahlreiche namhafte Filmstudios dort gegründet wurden. Paramount Pictures, Warner Bros., Universal Studios, 20th Century Fox – ihre Schriftzüge kennen wir aus dem Vorspann zahlreicher Blockbuster. Allerdings kann sich keines dieser großen Filmstudios damit rühmen, das älteste der Welt zu sein. Diese Ehre gebührt einer Institution, die nicht einmal 40 Kilometer Luftlinie vom SISTER-MAG.COM

sisterMAG-Büro entfernt ist: dem Studio BABELSBERG. Auf dessen Grundstück in Nowawes, einer damals noch unabhängigen Ortschaft im Osten von Potsdam, entstand schon im Jahr 1899 die Filmproduktionsgesellschaft DEUTSCHE BIOSCOP. Weil deren Geschäft schnell boomte, mussten recht bald neue Produktionsstätten her. Und so wurde im Winter 1911/1912 das GLÄSERNE ATELIER erbaut. Der technische Hintergrund war, dass man in der Anfangszeit des Films sehr viel natürliches Licht benötigte – und da lag es nun mal nahe, in einem Glashaus zu drehen.

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Edison und seine a i r a M k c Bla Als in Babelsberg das Gläserne Atelier errichtet wurde, gab es in den USA bereits einige wenige, wenn auch viel kleinere Filmstudios. Das erste hieß BLACK MARIA und wurde 1893 vom berühmten Erfinder THOMAS EDISON in West Orange im US-Bundesstaat New Jersey gebaut. Dessen Gebäude bestand zwar nicht aus Glas, hatte aber doch einige Kniffe, um möglichst viel Sonnenlicht reinzulassen. So konnte das Dach aufgeklappt werden, außerdem stand das Haus auf einer drehbaren Plattform,

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Biograph Poster ,1913

1893 sodass es stets nach dem Verlauf der Sonne ausgerichtet werden konnte. Wenige Jahre lang durften Edison und seine Black Maria ihr Monopol auf dem Filmmarkt genießen, dann entstand die erste Konkurrenz. So gründete Edisons ehemaliger Mitarbeiter William Dickson Ende 1896 die AMERICAN MUTOSCOPE AND BIOGRAPH COMPANY, ein Jahr später entstand

die Vitagraph Company of Ame-

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Film Produktion, 1907

rica. Diesem Konkurrenzkampf war Edisons mittlerweile veraltete Technik nicht gewachsen, weshalb die Black Maria bald irrelevant und 1903 schließlich abgerissen wurde.

durch unabhängige Filmproduzenten vorzugehen. Nicht nur verklagte die MPPC sämtliche Filmemacher, die keine lizensierten Kameras oder sonstiges Equipment verwendeten. Sie k r o Y w e Von N schickte auch d o o w y l Schlägertrupl o nach h pen, die sowohl das Filmmaterial zerstörten, als auch die Crews verprügelten. Die derart bedrohten Produzenten – immerhin verantwortlich für rund ein Viertel Edison war inzwischen mit sei- der US-amerikanischen Filme ner Filmproduktionsfirma nach dieser Zeit – zogen es deshalb Manhattan gezogen, wo er auf vor, die Ostküste zu verlassen dem Dach eines Hauses ein und nach Westen zu ziehen. neues Studio (aus Glas) errich- Die Wahl fiel auf Hollywood, ten ließ. Damit tat er es seinen was unter anderem am sonniKonkurrenten gleich. Außerdem gen Wetter in Kalifornien lag. verbündete er sich mit ihnen Außerdem war es von dort aus und gründete 1908 die MOTION nicht weit bis zur mexikaniPICTURE PATENTS COMPANY schen Grenze. Kamen also mal (MPPC). In der waren die da- wieder ein paar MPPC-Schlämals größten Filmstudios orga- ger vorbei, dann konnten sich nisiert, um gegen die angeblich die Filmemacher schnell ins illegale Nutzung ihrer Patente Nachbarland absetzen.

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hollyw ood wächs t Das erste Filmstudio Hollywoods war die Nestor Film Company, die im Oktober 1911 als Westküsten-Dependance der Centaur Film Company gegründet wurde.

Nestor Studio, Hollywoods erstes Filmstudio, 1912

Die Büros der Firma befanden sich im Gebäude einer ehemaligen Taverne, das Studio entstand direkt hinter dem Haus. Nestor fusionierte im Mai 1912 MIT DER UNIVERSAL FILM MA-

die erst wenige Wochen zuvor gegründet worden war. Beinahe zeitgleich entstand auch die PARAMOUNT PICTURES Corporation und heizte die Konkurrenz NUFACTURING COMPANY,

in Hollywood an. Universal errichtete im Jahr 1915 die UNIVERSAL CITY STUDIOS und damit das größte Filmstudio der Welt. Weitere »Big Player« kamen in den 1920er-Jahren dazu, vor allem WARNER BROS. (1923), METRO-GOLDWYN-MAYER (1924) und RKO PICTURES (1928) drückten der Goldenen Zeit von Hollywood ihren Stempel auf.

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n e n o i t a Innov Made in Germany

Und in Babelsberg? Dort entwickelte sich das Filmstudio prächtig. Die 1917 gegründete Ufa hatte sich inzwischen angeschickt, es zum innovativsten Studio in ganz Deutschland zu machen – und das sehr erfolgreich:

Foto: Studio Babelsberg AG

1922 1922 schickte sogar Hollywood Nachwuchs-Filmemacher nach Babelsberg, um die Konstruktionen und Techniken vor Ort besichtigen zu können. SISTER-MAG.COM

Selbst ALFRED HITCHCOCK, der damals noch am Anfang seiner großen Karriere stand, war 1924 in Babelsberg als Regieassistent tätig und bezeichnete später seine Zeit in Deutschland als die lehrreichste seiner Laufbahn.

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Marlene-Dietrich-Halle

1926 1926 entstand in Babelsberg das damals modernste Tonfilm-Atelier der Welt, außerdem noch das größte Filmstudio Europas mit einer Fläche

Watertank, Babelsberg

von 5.400 Quadratmetern und einer Höhe von 14 Metern. Weil 1929 darin der Film »Der blaue Engel« gedreht worden war, wurde das Gebäude 1992 nach der Hauptdarstellerin des Streifens benannt: Marlene-Dietrich-Halle.

Wenn das keine passende Überleitung auf den nächsten Teil unserer Filmgeschichte ist. Darin wird es nämlich unter anderem um die Ära der Film-Diven in Hollywood gehen – und zu denen zählte natürlich auch Marlene Dietrich. 23

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1965 – REGIE: ROBERT WISE

TEXT BARBARA EICHHAMMER ILLUSTRATION JACKIE DIEDAM

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f o d n u o S c i s u M m l i F r e D Wie zuvor in »Mary Poppins« schlüpft Hauptdarstellerin JULIE ANDREWS in diesem US-amerikanischen Musicaldrama in die Rolle einer liebevoll-treusorgenden, aber durchgreifenden Gouvernante. Eigentlich lebt die Protagonistin Maria als Novizin in einem katholischen Kloster bei Salzburg in den dreißiger Jahren. Mit dem Leben im Orden kann sie sich aber nicht wirklich anfreunden, wie auch auch ihre Mutter Oberin meint. Sie schickt Maria kurzerhand in den Haushalt von Baron von Trapp (Christopher Plummer), damit sich die Novizin um seine sieben Kinder kümmert. Anfangs zeigt sich Maria angesichts der autoritären Erziehung der Kinder erschrocken. Eine ihrer Erziehungsmethoden:

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den Kindern ihre Liebe zur Musik zu vermitteln. Nach und nach singt sie sich in die Herzen der Familie Trapp, einschließlich des Barons. Ein großer Schicksalsschlag bedroht das Familienglück: Nachdem sich Österreich dem Dritten Reich angeschlossen hat, kann nur ein Chorwettbewerb die Trapps retten. Bevor sie aus Salzburg flüchten müssen, singen sie das mittlerweile legendäre Lied »EDELWEISS« , eine musikalische Liebeserklärung an die Heimat Österreich.

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Mit seiner Mischung aus emotional berührenden Familienszenen, romantischer Liebesgeschichte und einprägsamen Gesangsszenen hat es »WQQW zum international erfolgreichsten Heimatfilm der


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Filmgeschichte geschafft. Die Hollywood-Erzählung beruht in groben Zügen auf dem wahren Leben der Maria von Trapp und ist ein Remake des deutschen Nachkriegsfilms »DIE FAMILIE TRAPP« (1956) unter der Regie von WOLFGANG LIEBENEINER. Ein Kuriosum:

r e D m l i f t a m i e H e i d & t i e z s g e i r k h c Na

Während der Film in den USA, Asien und Großbritannien Kultstatus erlangte, ist er in Österreich weitestgehend unbekannt.

Das Thema Heimat ist in »The SOUND OF MUSIC« (dt. Titel: »Meine Lieder – meine Träume«) so zentral, dass der Film zu einem der Hauptvertreter des Genres der HEIMATFILME zählt. Darin wird Heimat als Sehnsuchtsort inszeniert und konservative Familienwerte betont. Der Film konstruiert ein nostalgisch-verklärtes und idyllisches Österreich, das durch Panoramaaufnahmen der Alpen und malerischen Wiesengründe beständig in der Narration unterstrichen wird. So zei-

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gen einige Gesangsszenen die kleinen Trapp-Kinder oder Maria im traditionellen Dirndl und in Lederhosen blühende Bergwiesen entlanglaufen Die Filmszene dazu gibt es hier. Zudem dient die scheinbar unbewohnte Innenstadt Salzburgs als eigener Spielplatz für die Trapp-Kinder. Für die Vorder- und Rückseite der Trapp-Villa haben die Filmproduzenten extra Panoramaaufnahmen von SCHLOSS FROHNBURG und SCHLOSS LEOPOLDSKRON in Salzburg zusammengeschnitten. Solche Supertotalen der Landschaft sind nach dem Filmwissenschaftler WILLI HÖFIG Teil des typischen Bildinventars beim traditionellen Heimatfilm. Seine Blütezeit erlebte das Filmgenre in den fünfziger Jahren in Deutsch-

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land und Österreich mit Filmen wie »DER FÖRSTER VOM SILBERWALD« (1954) oder »SCHWARZWALDMÄDEL« (1950) . Heimatfilme zeigen nach Höfig mit Vorliebe pittoreske Landschaften, die noch naturbelassen geblieben sind und den Auswirkungen des Weltkriegs oder der Industrialisierung erfolgreich getrotzt haben, wie etwa die Alpen, der Bayerische Wald oder der Schwarzwald. Der Heimatfilm konstruiert somit auch immer eine nostalgische Rückschau auf eine idealisierte Vergangenheit, um ein Gefühl der nationalen Zugehörigkeit zu erschaffen. Heimat wird zur Projektionsfläche, um gegenwärtige Sorgen und Ängste kompensieren zu können. Filmkritiker HANS GÜNTHER PFLAUM

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äußerte sich zum Erfolg des Heimatfilmes in Deutschland: »Ich glaube, dass der Erfolg des Heimatfilms der 50er Jahre mit den Zerstörungen des Weltkriegs zusammenhängt. Die Leute hatten Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach irgendetwas, was intakt war.« Denn zu der Zeit setzte ein regelrechter Heimatboom ein: Mehr als 300 Heimatfilme erschienen im deutschsprachigen Raum bis 1960. Sie erlaubten den Zuschauern, die Erfahrungen der Zerstörung und des Verlustes im Krieg mit idealisierten Gegenbildern zu kompensieren. Bei »THE SOUND OF MUSIC« spricht der Film auch

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die Schrecken des Krieges an – wie Vertreibung, wenn Familie Trapp vor den Nationalsozialisten fliehen muss. Dass die Filme nach dem Krieg so zahlreich produziert wurden, hatte mitunter rechtliche Gründe: Die Heimatgeschichten wurden 1947 vom Alliierten Kontrollrat als unbedenklich bewertet, so dass die »seichten« Drehbücher die Erlaubnis zur Verfilmung erhielten. Der Heimatfilm, so heißt es in der Filmwissenschaft, sei das einzig genuin deutschsprachige Filmgenre überhaupt, entstanden und populär gemacht in Deutschland. Filmkritiker sprechen gar vom »deutschen Western«. Umso erstaunlicher, dass sich Hollywood der Trapp-Geschichte annahm.

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Interessant im Zusammenhang mit »The Sound of Music« ist die Frage, wessen Heimat hier eigentlich verarbeitet wird. Es könnte auch argumentiert werden, dass »The Sound of Music« ein Heimatfilm in erster Linie über die US-amerikanische Heimat ist. Die Erfindung des idyllischen Österreich in einem US-amerikanischen Hollywoodfilm (produziert von 20th Century Fox) dient nämlich ebenfalls als Projektionsfläche für grundlegend amerikanische Konflikte: Der tiefe Patriotismus und Familienzusammenhalt der Familie Trapp im Film können als ein Kommentar auf damalige politische Krisen der USA gelesen werden, wie die Bürgerrechtsbewegung, den Kalten Krieg, die Anti-Vietnam-Kundgebungen oder die Kuba-Krise.

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Der Plot im Heimatfilm greift meist auf stereotype Figuren und Motive zurück: eine romantische Liebesgeschichte, das Glück der Kindheit und die Idylle der Landschaft. Interessanterweise nimmt bei »The Sound of Music« Hollywood alle Genrestereotypen der genuin deutschen Filmgattung in seine US-amerikanische Adaptation mit auf und kreiert einen Mythos von unberührter österreichischer Heimat, der insbesondere dem amerikanischen Publikum bis heute ein Begriff ist. So wird amerikanischen und asiatischen Touristen heute noch in Salzburg die überaus beliebte »THE SOUND OF MUSIC«-TOUR zu den Original-Drehorten des Filmes im Salzburger Land angeboten. Solch eine Art des Filmtourismus will die narrativen Leinwandorte direkt erfahrbar machen und den nostalgischen Heimatbegriff als touristisches Erlebnis verkaufen.

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Die britische Schauspielerin JULIE ANDREWS wurde einige Jahre zuvor im Disney-Musical »MARY POPPINS« weltberühmt. Ihre Karriere führte sie vor allem in bekannten Musicals wie »CAMELOT« (1960) oder »THE SOUND OF MUSIC« (1965) fort. Nach einer Stimmbandoperation 1997 musste sie ihre Karriere als Musicaldarstellerin auf Eis legen. Ab 2001 gelang ihr aber ein gelungenes Leinwandcomeback in den Disney-Filmen »PLÖTZLICH PRINZESSIN« und »PLÖTZLICH PRINZESSIN 2« . Der kanadische Schauspieler CHRISTOPHER PLUMMER spielte die männliche

Hauptrolle des Baron von Trapp, die ihm den internationalen Durchbruch ermöglichte. Allerdings war er selbst dem Film gegenüber äußerst zwiegespalten und betitelte ihn gar lange Zeit nach seinem Erscheinen zynisch als »The Sound of Mucus« (mucus engl. für Schleim). Zu schmalzig sei das Musical für seinen Geschmack. Nach »The Sound of Music« übernahm Plummer in mehr als 80 Kinofilmen eine Rolle, wie in »STAR TREK VI : DAS UNENTDECKTE LAND« die Rolle des General Chang oder als Doktor van Helsing in »Wes Craven präsentiert DRACULA« .

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e i D k i s u M Weltberühmt wurde der Heimatfilm vor allem wegen seiner ausgedehnten Musicalszenen und eingängigen Lieder: Der Soundtrack von RICHARD ROGERS (Musik) und OSCAR HAMMERSTEIN II (Text) zählt zu den erfolgreichsten Filmmusikalben aller Zeiten und wurde bis heute mehr als 20 Millionen Mal weltweit verkauft. Die teils ausdrucksvollen Lieder vereinen dabei österreichisches Lokalkolorit mit fröhlichen, temporeichen Mitsingnummern. Schon die Eingangssequenz des Filmes lässt eine lebensfrohe Maria über die malerischen Bergwiesen laufen und »THE HILLS ARE ALIVE WITH THE SOUND OF MUSIC«

singen. Das Österreich-Flair wurde im Film auch musikalisch umgesetzt, etwa mit Wiener Walzertakten wie im schnellen Walzer »MY FAVOURITE THINGS«. Das

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Lied erlangte in den USA und Großbritannien auch Kultstatus, weil es von Musiklegenden wie JOHN COLTRANE als Jazzversion gecovert wurde. »CLIMB EVERY MOUNTAIN« – gesungen von der Mutter Oberin – dient als Inspirationssong, der jeden auffordert, seine Träume zu verfolgen und zu erfüllen. Eines der in den USA populärsten Lieder war »EDELWEISS« , das von der großen Heimatliebe und dem Patriotismus der Familie Trapp angesichts der Bedrohungen der nationalsozialistischen Herrschaft zeugt. Kurios war dabei dessen missverständliche Rezeption: Die meisten amerikanischen Filmzuschauer dachten nämlich, Edelweiss sei ein altes österreichisches Volkslied oder gar die Nationalhymne Österreichs. Der Soundtrack ist übrigens immer noch so beliebt, dass zum 50-jährigen Jubiläum des Filmklassikers keine geringere als Popikone LADY GAGA bei der Oscar-Verleihung 2015 ein auf Social Media regelrecht gehyptes Medley der bekanntesten Songs aufführte.

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»The hills are alive with the sound of music« 33

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NUR DIE FAKTEN, MADAME! THE SOUND OF MUSIC BASIERT AUF EINEM BUCH DER MATRIARCHIN DER FAMILIE TRAPP, MARIA. ABER WIE SEHR HÄLT SICH DER FILM AN DIE FAKTEN?

TEXT CHRISTIAN NATHLER

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Obwohl sich der Hollywood-Erfolgsfilm »THE SOUND OF MUSIC« nie als wahre Geschichte bezeichnet, basiert er auf den Memoiren von Maria von Trapp von 1949 namens »DIE TRAPP-FAMILIE. VOM KLOSTER ZUM WELTERFOLG«.

Wie wir alle wissen, tendiert Hollywood dazu, große Geschichten zu spinnen. Wie nah an der Wahrheit war also »The Sound of Music«, das 16 Jahre nach Marias berühmtem Familienbericht in die Kinos kam?

D I E TR A P P FAM I L I E

DIE TRAPP-FAMILIE. VOM KLOSTER ZUM WELTERFOLG VON MARIA VON TRAPP

Im Jahr 1949 veröffentlichte MARIA VON TRAPP , die Matriarchin der bekannten Familie von Trapp, eine Biografie mit dem treffenden Titel »DIE TRAPP-FAMILIE. VOM KLOSTER ZUM WELTERFOLG« . Die Biografie erzählt, wie sie, ihr Mann Georg und ihre Kinder vor den Nazis nach Amerika flohen. Im Jahr 1956 stellte der westdeutsche Film »DIE TRAPP-FAMILIE« Marias Biografie zum ersten Mal in bewegten Bildern dar. Die Produktion war ein überwältigender Erfolg. Vier Jahre später schlug »THE SOUND OF MUSIC« , ein vom Film inspiriertes Musical,

am Broadway ein. Und sechs Jahre danach, im Jahr 1965 , sorgte der Hollywood-Film mit dem gleichen Titel im Kino für Wellen. Diese Version wurde natürlich zu einem durchschlagenden internationalen Erfolg. Haben die beiden Interpretationen, also die originale Biografie und die Filmadaption von Regisseur ROBERT WISE , zu einem Fall von »stille Post« geführt? Ob gewollt oder nicht: »The Sound of Music« weicht durchaus ein wenig von Marias Geschichte ab (letztlich sprechen wir hier über Hollywood).

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Fangen wir mit der Liebesgeschichte an. »The Sound of Music« portraitiert Maria so, als hätte sie sich in Georg von Trapp verliebt. Obwohl sie ihn möglicherweise auf den ersten Blick sehr bewunderte, verliebte sie sich tatsächlich in die Kinder. Maria schreibt in ihrer Biografie:

»Ich war wirklich und wahrhaftig nicht verliebt [in Georg]. Ich mochte ihn, aber ich habe ihn nicht geliebt. Allerdings habe ich die Kinder geliebt, also habe ich auf gewisse Weise die Kinder geheiratet ... nach und nach habe ich gelernt, ihn mehr zu lieben, als ich jemals davor oder danach geliebt habe.«

OH, UND WENN WIR SCHON BEI DEN KINDERN SIND: Es waren

tatsächlich zehn und nicht sieben, wie der Film behauptet. Für alle, die mitzählen: Die Kinder der von Trapps waren Rupert, Agathe, Maria, Werner, Hedwig, Johanna, Martina, Rosemarie, Eleonore und Johannes. Die Namen und

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Altersangaben der Kinder wurden für den Film ebenfalls geändert. Vielleicht klangen Agathe und Werner nicht sehr sympathisch in den Ohren der Amerikaner. Außerdem zeigt der Film, dass Maria und Georg kurz vor dem Überfall der Nazis geheiratet haben. Tatsächlich hat das Paar 36


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1927

1927 geheiratet, also mehr als ein Jahrzehnt, bevor die Familie Österreich verlassen und sich auf ihre dramatische Flucht in die Vereinigten Staaten begeben hat.

MUSIC

MARIA AUGUSTA TRAPP

»Wir haben Leuten erzählt, dass wie nach Amerika gehen, um dort zu singen. Und wir sind nicht mit all unseren schweren Koffern und Instrumenten über Berge geklettert. Wir sind im Zug weggefahren und haben nichts vorgetäuscht«

, sagte die Tochter Maria 2003 in einem Interview mit Opera News. UND DIESER ZUG? Der fuhr nach MOMENT – WAR DIE WIRKLICH SO DRAMATISCH? Im Film schlep-

pen die von Trapps ihre schweren Koffer voller Musikinstrumente durch die Alpen bis in die Schweiz und beginnen ihre transatlantische Reise. In Wirklichkeit haben sie einen Zug genommen und waren ziemlich offen darüber, dass sie Zuflucht suchen.

Italien und nicht in die Schweiz. (Der Film erwähnt nicht, dass Georg italienischer Staatsbürger war und in seinem Herkunftsland Verbindungen hatte.) Sie zogen dann weiter nach London, wo sie an Bord eines Schiffes nach New York City gingen. Der Nazi-Führer Heinrich Himmler zog in die Villa der von Trapps in Salzburg, nachdem diese geflohen waren, was

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möglicherweise eine kluge Anpassung des Films ist. Erinnert ihr euch an MAX DETWEILER , den Promoter der von Trapps? Es stellt sich heraus, dass dessen Charakter komplett fiktiv ist – der künstlerische Leiter der Familie war eigentlich Priester FRANZ WASNER , der diese Rolle mehr als zwei Jahrzehnte lang mit großer Begeisterung erfüllt hat. Und obwohl wir es hassen, Licht in dieses Dunkel zu bringen: Marias Charakter hat von Hollywood auch eine kleine Ausbesserung bekommen. Sie war nämlich nicht immer so zuckersüß – manchmal war sie schrecklichen Launen ausgeliefert. Aber das ist nicht die Art von Protagonist, um den man einen Blockbuster aufbaut.

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F R ANZ WA SNE R

DIE LOSE INTERPRETATION VON FAKTEN IN »THE SOUND OF MUSIC« hat zu einigen hitzigen Strei-

tereien unter Historikern geführt, jedoch ist eins sicher: Die wahre Geschichte ist nicht weniger magisch als die große Produktion. Reale Bösewichte, Flucht, Tragödien, Abenteuer, unvergessliche Musik und das Beste am menschlichen Geist – es ist ein Drehbuch, das selbst ein Hauch Fiktion nicht zu sehr verherrlichen konnte.

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THE

SOUND

OF

MUSIC

Vielleicht bringt es JOHANNES VON TRAPP , der jüngste Sohn von Maria und Georg, am besten auf den Punkt:

»[»The Sound of Music«] war die Hollywood-Version von der Broadway-Version von der deutschen Film-Version vom Buch, das meine Mutter geschrieben hat.«

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ara Fusion

mit

4

Fusion4

Fusion4

CLEAL A C Y SISTER-MAG.COM

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-

durch

Berlin 41

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Projektleitung SOPHIE SIEKMANN Influencerin CLEA-LACY JUHN Fotografin ANIKA NOWAK Stylist CESCO SPADARO Videograf CLAUS KUHLMANN Haare & Make Up AENNIKIN

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Pu llove r : WRA N G L E R


it Po r t rä t m C l ea - L a cy en! h e s n a r hie

ara hat Influencerin CleaLacy Juhn (@clea_lacy) eingeladen, einen Tag lang unsere Hauptstadt Berlin zu entdecken.

Dafür stellte ihr ara einen ganz besonderen Begleiter aus der neuen Sneaker-Kollektion zur Verfügung: den roséfarbenen ara Fusion4 mit stylischem Satinschleifenband – indi-

vidualisiert mit Cleas Namen. Cleas Reise, Cleas Sneakers, Cleas Erfahrungen – und diese hielten wir fotografisch und auf Video fest. Clea-Lacy arbeitet als Content Creator und lässt ihre Follower auf Instagram an ihrem Alltag teilhaben – und in diesem wird es eigentlich nie langweilig:

»Ich interessiere mich sehr für Fashion und Beauty, aber auch Reisen sind für mich zur Zeit sehr wichtig. Ich will die Welt entdecken – und mein Beruf gibt mir die Chance, genau das zu tun.«

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MONB ANZEIGE

Bei Städtetrips ist Clea wichtig, dass sie einerseits die Hotspots der Stadt entdeckt, gleichzeitig aber auch von den typischen TouristenWegen abwandert und auf eigene Faust das Flair der City kennenlernt.

Auf der Berliner Museumsinsel gab es einiges zu entdecken, der Flair der alten Gebäude lud zum Verweilen ein.

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BIJOU -PARK

Auf ihrer araEntdeckungstour schaute sich Clea als erstes den Monbijou-Park an, entlang an der Spree lief sie in ihrem ganz persรถnlichen ara Fusion4Modell wie auf Wolken. 45

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BRANDEN TOR SISTER-MAG.COM

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EIN MUST SEE? Natürlich das Wahrzeichen Berlins – das Brandenburger Tor. Zwischen Sightseeing und entspannter Kaffeepause fragten wir Clea, was ihr bei Schuhen wichtig ist:

»FÜR MICH SIND BEQUEME SCHUHE EIN MUST HAVE. ICH TESTE SCHUHE, BEVOR ICH SIE KAUFE, AUF HERZ UND NIEREN, GEHE DAMIT IMMER MINDESTENS EIN PAAR RUNDEN DURCH DEN LADEN. ES GIBT NICHTS SCHLIMMERES, ALS EIN DRÜCKENDER SCHUH. DAS PROBLEM HAT MAN BEIM ara FUSION 4 ZUM GLÜCK ÜBERHAUPT NICHT, DIESE SNEAKER SIND EINFACH SUPER BEQUEM.«

NBURGER 47

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Früher trug Clea öfter High Heels, bis sie merkte, dass das auf Dauer ihren Füßen nicht gut tut. Mittlerweile ist sie deshalb zu 80 Prozent auf Sneakers umgestiegen.

Nach einem langen Tag in der Stadt fiel Clea erschöpft, aber glücklich ins Bett. Der Schlaf war wichtig, denn am nächsten Tag traf sie auf unseren ara-Stylisten Cesco Spadaro, der mit Clea zwei ganz besondere Looks rund um ihren ara Fusion4 entwickelte. SISTER-MAG.COM

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Cleas ara Fusion 4 und viele andere Modelle HIER entdecken

w Die DynergySohle sorgt durch ihre einzigartige LammellenStruktur für eine sanfte Dämpfung durch Abfederung, ein proaktiver Trainingseffekt kann Schritt für Schritt erzielt werden.

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w  Für die Bequemlichkeit der Fusion 4 Modelle von ara sorgt die einzigartige Kombination aus HiFlexSchaft und DynergyLaufsohle. Der dehnfähige HiFlexSchaft verursacht keine Druckstellen und sorgt für eine optimale Stabilisierung, zudem passt er sich individuell an jeden Fuß an.

HIER geht es direkt zum ara-Onlineshop

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CLEAMIT CESCO SPADARO

g n i l y t S auf Mission

L A C Y SISTER-MAG.COM

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DAS PASSENDE OUTFIT

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Cescos Website hier besuchen. Der Berliner wird uns das ganze Jahr über begleiten und mit unseren ara-Influencern Looks und Outfits entwickeln, die nicht nur schön sind, sondern auch überraschen. Egal ob Sneaker, Pumps oder Sandalen – er findet das passende Outfit.

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DAS PASSENDE OUTFIT

WIE EINFACH DIE ara SCHUHE KOMBINIERT WERDEN KÖNNEN, ZEIGT UNSER FASHION-STYLIST CESCO SPADARO.


DAS PASSENDE OUTFIT

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IM GESPRÄCH ZWISCHEN CLEA UND CESCO WURDE EINES SCHNELL KLAR: CLEA MAG VERSCHIEDENE STILE, ELEGANT, ABER AUCH LÄSSIG SPORTIV.

Cleas Wunsch-Outfits für Berlin? »Bequem, aber trotzdem cool und lässig«. Darauf lege ich sehr viel Wert, ich muss mich einfach wohlfühlen.« SISTER-MAG.COM

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t u re S ty l e Fea mit C l ea - L a cy en! h e s n a r e hi

CLEA-LACY MAG AUCH ELEGANT

»Manchmal mache ich mich auch sehr gerne schick. Aber auch da will ich mich nicht verkleiden, sondern ich selbst bleiben.« 57

DAS NAHM SICH CESCO ZUR AUFGABE UND KREIERTE GEMEINSAM MIT CLEA ZWEI LOOKS, EINMAL DEN BERLINER SCHICK UND EINMAL DEN LÄSSIGEN JEANSLOOK.

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Fu s i o n hier ! n e l l e t s e b

STYLIST CESCO BOT CLEA IN SEINEM ATELIER VERSCHIEDENE OUTFITS AN – DER EDLE ZWEITEILER IN ROSÉDUNKELBLAU BEGEISTERTE SIE VON ANFANG AN.

CLEA-LACYS OUTFIT NR.1

BERLINER SCHICK – NEU INTERPRETIERT

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DIE PUNKTE WIRKEN SÜSS UND VERSPIELT, DER GERADE SCHNITT UND DER HOCHWERTIGE SEIDENSTOFF LASSEN DEN ZWEITEILER DENNOCH ERWACHSEN UND GLAMOURÖS WIRKEN.

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w

CESCO SUCHTE GEMEINSAM MIT CLEA EINEN ZARTEN LINGERIELOOK AUS.

Zwe itei ler gepu n k te t : .OBJECT Ober teil: I N T I M I S SI M I U hr : BERING Rin g: PILGRIM

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CLEA-LACYS OUTFIT NR.1

BERLINER SCHICK – NEU INTERPRETIERT

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TIPP VON CESCO »FEMININE SNEAKER, WIE DER FUSION 4 VON ara, VERLEIHEN EDLEN LOOKS IM HANDUMDREHEN EINE GEWISSE LÄSSIGKEIT UND MACHEN DARAUS EIN STYLISCHES ALLTAGSOUTFIT.«

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w

DER ara FUSION 4 FÜGT SICH PERFEKT IN DAS BILD EIN, DENN AUCH ER VEREINT LÄSSIGKEIT UND ELEGANZ. ZURÜCKHALTENDER SCHMUCK RUNDET DEN LOOK AB.

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ROSÉ KÜSST BLAU – CASUAL JEANSLOOK

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J ea n s: T OM TA I L O R J ea nsja cke : VILA P u lli: .OBJECT S o nn enbri l l e : L I E B E SK I N D Ko pf h ö re r : U R BA N E A R S

»JEANS GEHT IMMER!«

CLEA-LACYS OUTFIT NR.2

– darüber waren sich Clea

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und Cesco sofort einig. Zudem trägt Clea auch gerne lässige Hoodies – Cesco zeigte ihr ein Modell in der Frühlingsfarbe rosé. Nicht nur passend zu den Schuhen, sondern auch passend zu Jeans.

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CLEA-LACYS OUTFIT NR.2

ROSÉ KÜSST BLAU – CASUAL JEANSLOOK

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UND WAS IST FÜR EINEN STÄDTETRIP NOCH UNERLÄSSLICH?

Der richtige Soundtrack! Deshalb entschied sich Clea als HauptAccessoire für ein Paar angesagte Kopfhörer – ebenfalls in einem Rosé. 64


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CLEA-LACY: »DER ara FUSION 4 IST EINFACH STYLISCH. ICH MAG DAS ROSÉ UND DIE HÜBSCHEN SATINSCHNÜRSENKEL SEHR! UND ICH HABE GEMERKT, DASS MAN DIESEN SNEAKER TOTAL VIELSEITIG KOMBINIEREN KANN.«

TIPP VON CESCO »DER DENIM-LOOK GEHT ZU JEDER JAHRESZEIT. FÜR DEN FRÜHLING EMPFEHLE ICH ALS KOMBI GERNE AUCH MAL ETWAS KNALLIGES – DAS FRISCHT NICHT NUR DAS OUTFIT, SONDERN AUCH DEN TEINT AUF.« SISTER-MAG.COM

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DER ara FUSION 4 IST AUCH ZU DIESEM LOOK EINE PASSENDE KOMBINATION, DIE HÜBSCHEN SCHLEIFENBÄNDER UND DIE GLITZERSTEINCHEN AN DEN SEITEN DES SNEAKERS SORGEN FÜR EINEN FEMININEN TOUCH.

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Fu s i o n hier ! n e l l e t s e b 4

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L I E B L I N G S ANZEIGE

IM GESPRÄCH MIT

DANI VON ARA

SCHUHEXPERTIN SEIT 18 JAHREN ARBEITET DANI BEI ARA

LIEBLING SISTER-MAG.COM

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S J O B SCHULUNGSLEITERIN DANI erklärt uns dieses Jahr in Form verschiedener Funktionsvideos die Komfortmerkmale, Funktionen und Innovationen aus dem Hause ara. Wir haben der Schuhexpertin mal genauer auf den Zahn gefühlt – was macht die Schuhe von ara und ihre Arbeit bei einem Traditionsunternehmen so besonders?

Q. LIEBE DANI, WAS IST DEINE AUFGABE BEI ARA? Ich bin seit 18 Jahren für ara tätig. Ich bin dort Head of Visual Merchandising und Schulungsleiterin. Das Schuh-Gen wurde mir quasi in die Wiege gelegt: meine ganze Familie verkauft seit jeher Schuhe. Wenn es sich bei mir mal nicht rund um ara dreht, verbringe ich viel Zeit mit meinem Partner und meinem kleinen Sohn Paul. Familienleben und Yoga stehen für mich privat an erster Stelle!

Q. WAS SIND DIE KONKRETEN AUFGABEN EINER SCHULUNGSLEITERIN? Ich informiere die Damen und Herren am POS (Point of Sale) bestmöglich über die Besonderheiten von ara. Egal ob Innovationen, Funktionen, neue Schuhtypen oder neue Materialen: wenn es etwas neues aus unserem Hause gibt, erfahren das die Verkäufer vor Ort von mir. Auch weltweit kommuniziere ich die ara Neuheiten, nehme beispielsweise Fusion4-Informationen in die aktuellen Schulungsunterlagen auf.

GSSCHUHE! 71

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PASST.EINFACH.IMMER.

Q. INWIEWEIT BIST DU FÜR ARA IM MERCHANDISE-BEREICH TÄTIG? Da ich auch Head of Visual Merchandising bin, ist die Kombination aus Schulung und Merchandising optimal. Beides findet am POS statt und man kann somit vieles lenken, aber auch wertvolle Informationen von den Damen und Herren aus dem Verkauf bekommen. Die Organisation von Schaufensterkonzepten gehört zum Beispiel auch in meinen Aufgabenbereich, langweilig wird es bei mir also nie. Q. WAS MACHT DIE FIRMA ARA FÜR DICH ZU EINEM ATTRAKTIVEN ARBEITSPLATZ? SISTER-MAG.COM

Ich bin jetzt seit 18 Jahren bei der Firma ara tätig und meine Kollegen sind wie eine Familie für mich. Vor 2,5 Jahren kam dann mein Sohn Paul auf die Welt und ich habe meinen Arbeitsplatz flexibel gestalten können – seitdem mache ich regelmäßig Home Office. Das weiß ich sehr zu schätzen und es ist sicherlich nicht selbstverständlich. Q. WAS IST DAS BESONDERE AM UNTERNEHMEN ARA? Ganz klar: das Familiäre steht bei uns im Vordergrund! Die Firma ara gibt es nächstes Jahr übrigens schon 70 Jahre. Da wird gefeiert!

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Q. WAS SIND DIE QUALITÄTSMERKMALE EURER SCHUHE? Uns zeichnet vor allem die gute Passform unserer Schuhe aus. Wie uns das gelingt? Wir bieten Weiten von F ½ bis K an (also von sehr schmalen Füßen bis hin zum volleren Fuß) – außerdem haben wir ein großes Angebot an Funktionen. Der ara FUSION 4, welchen auch CLEA-LACY im aktuellen sisterMAG trägt, ist dafür ein sehr gutes Beispiel, denn die Kombination aus HIFLEX-SCHAFT und DYNERGY SOHLE macht den Schuh einfach unheimlich bequem. Auch unsere Seamless-Modelle, die im vorderen Schaftbereich nahtlos gefertigt sind, bieten einen besonderen Tragekomfort. In diesem Jahr neu: Die Funktion HIGH SOFT! Modelle mit dieser Funkti-

»Ich liebe die Optik und das tolle Gefühl von dem High Flex Schaft und der Dynergy Sohle an meinen Füßen. Er sorgt für eine entspannte Zeit auf der Arbeit – und zuhause für meine kleine Famillie.«

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on sind besonders weich und flexibel, dafür sorgt auch die gestrobelte Machart. Wir von ara entwickeln uns und unsere Schuhe stetig weiter, das ist denke ich auch der Grund, wieso wir seit Jahrzehnten sehr hohe Qualität anbieten können. Zudem haben wir ein tolles Preisleistungsverhältnis. Alle diese Komponenten ergeben gemeinsam eines: Lieblingsschuhe!

entspannte Zeit auf der Arbeit – und zuhause für meine kleine Familie. Q. WORAUF SOLLTEN KUNDINNEN BEIM SCHUHKAUF ACHTEN? Ich kann allen nur raten, keine Kompromisse bei der Schuhgröße und/ oder -weite einzugehen. Deshalb bieten wir ganze und halbe Größen an und Weiten von F ½ bis K.

Q. WAS SOLLTE EIN GUTER SCHUH UNBEDINGT AUFWEISEN? Natürlich sollte er eine gute Passform haben und die dazugehörigen Funktionen. Dadurch erhöht sich der Tragekomfort, denn das Leben ist zu kurz für unbequeme Schuhe.

Q. WORAUF DÜRFEN SICH DIE ARA KUNDINNEN 2018 NOCH SO ALLES FREUEN? Wie eben schon angesprochen: auf die High Soft Funktion! Ara launched dieses Jahr Pumps mit der Bequemlichkeit eines Turnschuhs. Sind jetzt schon neue Lieblingsschuhe! :-)

Q. WAS FÜR SCHUHE TRÄGST DU PRIVAT AM LIEBSTEN? Ich trage am liebsten den ara FUSION 4. Ich liebe die Optik und das tolle Gefühl von dem High Flex Schaft und der Dynergy Sohle an meinen Füßen. Er sorgt für eine

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THE

SOUND

OF

MUSIC

Auf den Spuren der

von Trapps

Text: CHRISTIAN NÄTHLER

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Entdeckt einige der prächtigsten Schauplätze von THE SOUND OF MUSIC in SALZBURG

Tschechische Republik Deutschland

Slowakei

Salzburg Ungarn Italien Slowenien

Wenn ihr Fans des Filmerfolgs »THE SOUND OF MUSIC« von 1965 seid, dann habt ihr Salzburg wahrscheinlich schon auf eurer Reise-Wunschliste. Die besondere Umgebung der Stadt, die 1997 zum UNSISTER-MAG.COM

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ESCO-WELTKULTURERBE erklärt wurde, spielt

eine große Rolle für die Magie des Films. Folgt den Spuren der von Trapps an diese sieben spektakulären Orte, an denen »THE SOUND OF MUSIC« spielt.


THE

SOUND

OF

MUSIC

ÖSTERREICHS VIERTGRÖSSTE STADT BEFINDET SICH AM UFER DER SALZACH MIT DEN ALPEN IM SÜDEN UND SANFTEN HÜGELLANDSCHAFTEN IM NORDEN.

Bittet man jemanden, ein Bild von einer stereotypischen europäischen Landschaft zu malen, wird es vermutlich wie SALZBURG aussehen. Selbstverständlich ist es ein wunderschöner Ort – und umso besonderer durch die Verbindung zur angesehenen Sängerfamilie VON TRAPP .

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Villa TRAPP

KEINE REISE NACH SALZBURG IST VOLLSTÄNDIG OHNE EINEN BESUCH DER VILLA TRAPP, IN DER DIE FAMILIE VON 1923 BIS 1938 GELEBT HAT.

Luckyprof - Own work CC BY-SA 3.0 at, https://bit.ly/2Hq773n

Das Wahrzeichen spielt eine bedeutende Rolle für Salzburg als eines der meistbesuchten Film-Reiseziele der Welt – und das aus gutem Grund. Schwelgt im Charme und dem historischen Kontext des 22-Zimmer-Gebäudes.

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FÜR GESCHICHTSINTERESSIERTE: DIE VILLA BEHERBERGT EINEN GEHEIMEN BUNKER, DER EINST DEM BERÜCHTIGTEN SS-FÜHRER HEINRICH HIMMLER ALS UNTERSCHLUPF DIENTE.

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THE

SOUND

OF

MUSIC

Pegasusbrunnen IM MIRABELLGARTEN

be Mira llpla tz

Beginnt euren Spaziergang durch »THE SOUND OF MUSIC«

mit einem Halt am majestätischen PEGASUSBRUNNEN im MIRABELLGARTEN . Ihr werdet den Brunnen als den Ort wiedererkennen, an dem Maria und die von-Trapp-Kinder »DO RE MI« singen, bevor sie das Lied auf den Stufen vor dem sehr Instagram-geeigneten Rosengarten beenden.

Gries sga

Gisela k sse Ru

dolfsk

ai

ai

Stift Sankt Peter PETERSFRIEDHOF, KATAKOMBEN

VERGESST NICHT, NACH OBEN ZU SCHAUEN: DIE PERSPEKTIVE AUF DIE FESTUNG HOHENSALZBURG, DIE ÜBER DER STADT THRONT, KANN SICH SEHEN LASSEN.

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THE

SOUND

OF

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MUSIC

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Stift Sankt Peter PETERSFRIEDHOF, KATAKOMBEN

Pedro J Pacheco - Own work, CC BY-SA 3.0 at, https://bit.ly/2Jso0Hj SISTER-MAG.COM

Der Petersfriedhof diente als Fluchtweg und zeitweiliger Ort des Verschnaufens für Familie von Trapp, als sie von den Nazis gejagt wurde. Der Stift Sankt Peter, der im siebten Jahrhundert erbaut wurde, ist geschichtsträchtig: Der 13-jährige Mozart komponierte hier seine »DOMINIKUS-MESSE« für den Klostervorsteher, und der österreichische Komponist Michael Haydn wurde vom Kloster damit beauftragt, seine »Rupertimesse« an der berühmten Begräbnisstätte zu schreiben. Heute weist der Ort natürlich eine rosigere Atmosphäre auf. 84


THE

SOUND

SALZKAMMERGUT

Das Salzkammergut geht in die Seenlandschaft und die Bergketten der Alpen über, die Salzburg umgeben, und bietet vielleicht die malerischste und unverkennbarste Kulisse für den Hollywood-Hit. Macht eine Pause von euren urbanen Abenteuern und gebt euch einigen der erstklassigen Outdoor-Aktivitäten

OF

MUSIC

hin, die ihr an diesem Edelstein von einer Region finden könnt. Eine Google-Bildersuche sollte reichen, um euch davon zu überzeugen, ein Paar Wanderschuhe einzupacken. Oder, für die weniger Sportlichen: Es sich auf einer Terrasse am Seeufer mit einem Wein oder einem Bier in der Hand bequem zu machen, ist genauso herrlich. Ganz wie es im Lied heißt:

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»ÜBER JEDEN BERG, DURCH JEDEN FLUSS, FOLGE JEDEM REGENBOGEN, BIS SICH DEIN TRAUM ERFÜLLT.«

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WÄHREND DIES EINIGE DER BEKANNTEREN DREHORTE VON

Foto: Andreas Praefcke - Own work, CC BY 3.0, https://bit.ly/2qWXsXV

»THE SOUND OF

Die »Pferdeschwemme« AM KARAJAN-PLATZ

SALZBURG AUCH EINE FANTASTISCHE STADT, UM SIE ZIELLOS ZU FUSS ZU ERKUNDEN. WARUM SCHIEBT IHR ALSO NICHT EURE REISEPLANUNGEN AUF, LADET DEN SOUNDTRACK HERUNTER UND ERSCHAFFT EURE EIGENE

Erinnert ihr euch, als Maria und die Bande während der denkwürdigen Kutschenfahrt durch die Stadt über diesen Platz und die zauberhafte Pferdeschwemme staunten? Ihr könnt ebenso wie Maria über dieses gut erhaltene Wahrzeichen am Fuße des Mönchsbergs staunen. Die berühmte Pferdeschwemme, die 1603 entworfen und gebaut wurde, wird geschmückt von einer Kaskade aus Fresken, die euch ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit transportiert, in eine einfachere und edlere Zeit. SISTER-MAG.COM

MUSIC« SIND, IST

MUSIKALISCHE REISE?

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THE

Winkler-

SOUND

OF

MUSIC

TERRASSE

Wenn ihr schon am Fuß des Berges seid: Dürfen wir eine Wanderung auf den Gipfel empfehlen? Fordert euch selbst heraus und nehmt die Treppe, oder entscheidet euch für die entspanntere Variante und nehmt den MönchsbergAufzug. Die Belohnung ist die gleiche: ein atemberaubender Blick auf die Altstadt, während passend dazu im Hintergrund die Kirchenglocken läuten. Ihr werdet die Winkler-Terrasse als weiteren »DO RE MI« -Hotspot erkennen.

Schloss

LEOPOLDSKRON

ALS TATSÄCHLICHER KÖNIGSPALAST IST LEOPOLDSKRON PROMINENT IN »THE SOUND OF MUSIC« VERTRETEN.

Die Baronin nippte auf der Terrasse an eine Limonade, ebenfalls dort tanzten Maria und der Baron während des Balles. Einige der Studioaufnahmen – die in Hollywood gedreht wurden – sind ebenfalls dem Interieur des Venezianischen Zimmers in Leopoldskron nachempfunden. Und erinnert ihr euch, als die Kinder in den See gefallen sind? Diese spritzige Szene hat auch auf dem Grundstück des Palastes stattgefunden. Leider ist der Zugang auf private Buchungen beschränkt – vielleicht etwas, das man für einen speziellen Anlass in Erwägung ziehen könnte?

By Alexander Gerzabek - Own work, CC BY-SA 3.0 at, https://bit.ly/2r10GbM

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e h c s i h c i e r r e t Ös Küche REZEPTE & FOTOS KARIN KLAMMER

& MELINA KUTELAS

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THE

SOUND

OF

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MUSIC

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N

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Rindsgulasch m it S pätz l

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90

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THE

SOUND

OF

MUSIC

Z U TAT E N F Ü R R I N D S G U L A S C H

750

GRINDFLEISCH (ZB. SCHULTER)

750 G

ZWIEBELN

3 EL

ÖL (ODER SCHMALZ)

1 EL

PAPRIKA

3 EL

PASSIERTE TOMATEN

2

KNOBLAUCHZEHEN

¼ TL

KÜMMEL UND MAJORAN

1 EL

ESSIG

1. Zwiebeln feinnudelig schnei-

den und goldgelb anrösten.

2. Danach den Paprika, den zer-

drückten Knoblauch, die passierten Tomaten und die anderen Gewürze darunter rühren.

3. Das

würfelig geschnittene Fleisch dazugeben, von allen Seiten anbraten, salzen, mit möglichst wenig heißem Wasser aufgießen und zugedeckt langsam weich dünsten. (Bei Bedarf noch etwas Wasser zugeben.)

4. Zuletzt den Essig hinzufügen,

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DEN •

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mit so viel Wasser aufgießen, dass das Fleisch genügend bedeckt ist, und nochmals gut durchkochen. Will man besonders viel Saft haben, so staubt man das Fleisch vor dem letzten Aufgießen mit einem EL

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Mehl, verrührt es gut und gießt danach mehr Flüssigkeit zu. Nochmals das Fleisch 10 bis 15 min. langsam dünsten. Z U TAT E N F Ü R S PÄT Z L E

250 G

MEHL

2

EIER

3 EL

ÖL

1 TL

SALZ

¼L

MILCH

50 G

BUTTER

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1. Die Eier mit der Milch verspru-

deln, mit Mehl, Öl und Salz einen mittelfesten Nockerlteig machen.

2. Diesen durch ein groblöche-

riges Sieb drücken und in kochendes Salzwasser streichen. Sobald die Spätzle an die Oberfläche steigen, herausnehmen, kaltschwemmen, abtropfen und in gewärmter Butter schwenken.

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REZ

SOUND

OF

MUSIC

H

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THE

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l m d รถ i n t k n Erdbee e f oT p rsau ce ..

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Z U TAT E N F Ü R T O P F E N K N Ö D E L

2

EIER

250 G

TOPFEN

25 G

BUTTER

1

PACKUNG VANILLEZUCKER

100 G

SEMMELBRÖSEL

1. Die Eier teilen und das Eiweiß

zu Schnee steif schlagen. Topfen, Butter, den Vanillezucker und die Eidotter cremig rühren. 80 g Semmelbrösel dazugeben, unterrühren und zum Schluss den Schnee unterheben.

2. ½ Stunde rasten lassen. 3. 5-6 kleine Knödel formen (wer-

den beim Kochen grösser) und im kochenden Wasser 10 min kochen lassen.

4. Die fertigen Knödel werden in

den restlichen gerösteten Semmelbröseln gerollt und mit Zucker bestreut.

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THE

SOUND

OF

MUSIC

Z U TAT E N F Ü R E R D B E E R S A U C E

¼L

WASSER

1/8 L

PREISELBEERSIRUP

400 G

ERDBEEREN

ZUCKER NACH BEDARF

1. Das Wasser und den Preisel-

beersirup aufkochen.

2. Erdbeeren je nach Größe hal-

bieren oder vierteln.

3. In kochendes Sirup die Erdbee-

ren zugeben und nicht länger als eine min. kochen lassen und von der Herdplatte nehmen.

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M r a e n t c a ha Ka g e V i

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SI

W A

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• 1

/ 2 TL

MUSIC

EL

MELINA KUTELAS' BLOG

1. Verrühre Sojadrink und Apfeles-

sig in einer kleinen Schüssel.

2. Gib Mehl, Matcha, Vanillezucker,

Backpulver und Salz in eine größere Schüssel und verrühre alles gut.

SOJADRINK

A SCHUSS APFELESSIG 160 G

OF

TE

Z U TAT E N

300ML

SOUND

M

EB

THE

MEH

3. Gebe Sojadrink und Mineral-

wasser zu den trockenen Zutaten und verrühre alles zu einem glatten Teig.

VANILLEZUCKER

1 TL

MATCHA PULVER

3 EL

ROHRZUCKER

1 EL

BACKPULVER

1

PRISE SALZ

80ML

MINERALWASSER

2 EL

MARGARINE

4. Heize den Ofen auf 180°C vor. 5. Erhitze die Margarine in einer

ofenfesten Form und warte bis sie Bläschen wirft, gebe den Teig hinzu bis er einen großen Pfannkuchen ergibt und backe ihn von beiden Seiten.

6. Teile den Pfannkuchen mit einer

Gabel und backe den Kaiserschmarrn für etwa 10 Minuten im Ofen.

ALS TOPPING

4 EL

HASELNÜSSE

2 EL

BLANCHIERTE MANDELN

2 EL

PUDERZUCKER

7. Wiederhole den Vorgang mit

dem verbleibenden Teig.

8. Dekoriere den Kaiserschmarrn

mit Nüssen und Puderzucker.

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THE

SOUND

OF

MUSIC

G her

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M

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MELINA KUTELAS' BLOG

W E B

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W

EL

EB

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ÖSTERREICHISCHER GUGELHUPF

125 G

KOKOSBLÜTENZUCKER

125 G

MARGARINE

3 FLAX

LEINSAMEN EIER

30 G

GEHACKTE HASELNÜSSE

30 G

VEGANE SCHOKOCHIPS

150 G

VOLLKORNMEHL + ETWAS ZUM EINSTÄUBEN DER BACKFORM

1

/ 2 EL

BACKPULVER

1

/ 2 TL

VANILLEPULVER

A PRISE SALZ 60 G

VEGANER SCHMAND

2 EL

KAKAOPULVER

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1. Den Ofen auf 160 °C vorheizen. Für

die Leinsamen Eier, die gemahlenen Samen und Wasser vermischen und etwa 7 Minuten ziehen lassen.

2. In der Schüssel eures Standmixers

Zucker, Butter, Leinsamen Eier verrühren, bis eine cremige Konsistenz entsteht (geht auch mit Handmixer).

3. In einer separaten Schüssel alle

trockenen Zutaten (bis auf den Kakao) vermengen.

4. Nach und nach die trockenen Zuta-

ten sowie den veganen Schmand zu der Butter, Zucker und Leinsamen Ei Mischung geben.

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THE

SOUND

OF

MUSIC

5. Sobald alles vermischt ist, die Ha-

selnüsse und Schokochips unterheben und den Teig in zwei Teile aufteilen.

6. Kakaopulver in einen der beiden

Teile rühren.

7. Die Kuchenform einfetten und

mehlen, zunächst den hellen Teig, dann den dunklen einfüllen. Die beiden mit einer Gabel vorsichtig mischen – aber nicht zu stark!

8. Den Kuchen im Ofen zwischen

35 und 50 Minuten backen – ein Zahnstocher sollte sauber wieder herauskommen. Den Kuchen komplett auskühlen lassen, bevor ihr ihn vorsichtig aus der Form stürzt.

9. Den Kuchen nach Belieben de-

korieren, zum Beispiel mit Puderzucker, Heidelbeeren und geschmolzener Schokolade oder ohne weitere Toppings. Guten Appetit!

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s k c a H Y I D mit ara

Produktionsleitung SOPHIE SIEKMANN Fotos LALE TÜTÜNCÜBASI Bastler SIMONE ADAMS ANKE REICHERT Videos CLAUS KUHLMANN D I Y- K o n z e p t MARIE DARME

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A nk e Influencerin Anke von @anki_panki_style inspiriert auf ihrem Instagramaccount täglich mit neuen Looks und Outfits.

Für ara durfte Anke sich einen Tag lang wie eine richtige Braut fühlen – und die ara Brautschuhkollektion testen. Und dabei wurde eines klar: schöne Schuhe verdienen schöne Verpackungen! Heute zeigt Anke uns, wie man spielend

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leicht seinen eigenen, individuellen Schuhbeutel basteln kann. Darin kann man Schuhe nicht nur einfach auf Reisen transportieren, der Beutel schützt zusätzlich das hochwertige Ledermaterial der Brautschuhe.

Lust auf Nachbasteln?

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THE

Ein

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MUSIC

e k n A Schuhbeutel Ve r l i e b e n !

zum

M AT E R I A L

Eine Mustervorlage (Schablone) zum Bekleben des Beutels (Hier downloaden ) Einen einfachen Stoffbeutel (z.b. Modulor ) Einen Pinsel Verschiedene Textilfarben Einen Stoffmalstift Ein Cuttermesser Die Materialien sollten eigentlich in jedem Bastelladen – oder online – vorrätig sein.

VO R L AG E HIE R H ER U N TE R LAD E N ara

1.

ara

VO RL AG E

N° 1

FINALE MOTIV

UND SO WIRD’S GEMACHT

1. Zuallererst breitet Anke den Stoffbeutel auf dem Tisch aus, dann werden die Schablonen ausgeschnitten. Am besten mit einem Cuttermesser.

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2. Die Schablonen werden dann mit Klebeband auf den Stoffbeutel geklebt und mit einer Farbe eurer Wahl bemalt. Achtung: Alles schön trocknen lassen, damit nichts verwischen kann.

4.

2.

l e i v h c u e t h c s n ü w e Ank ! n l e t s a b h c a N m Spaß bei SISTER-MAG.COM

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3. Der zuvor ausgeschnittene Kreis verbindet dann die anderen Schablonen miteinander, nach und nach ergibt sich dadurch das vorgegebene Muster. Alles festdrĂźcken, fertig! 3.

SOUND

OF

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Hier das DIY Video a n s eh e n

4.

4. Die Schuh-Stoffbeutel sind auch sehr gut als Geschenk geeignet und nehmen weniger Platz weg als die klassischen Schuhkartons.

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e n o SDim er neu

interpretierte Schuhkarton

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S i mo n e Influencerin Simone hat in Stilfragen das r i c h t i g e G e s p ü r. A l s B l o g g e r i n ( C h i l l e r e l l a ) und Instagramerin (@frau_mone ) lässt sie ihre Follower an ihrem Leben teilhaben und inspiriert sie mit ihrem ganz persönlichen Stil.

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Für ara durfte Simone verschiedene Modelle des F u s i o n 4- S n e a k e r s t e s t e n , u n d i s t b e g e i s t e r t v o n so viel Fashion & Function! Mittlerweile hat sie bei sich zuhause ganz schön viele Schuhkartons herumstehen. Heute zeigt sie euch deshalb, wie man aus klassischen Schuhkartons spielend leicht hübsche und individuelle Aufbewahrungsgegenstände zaubern kann. Und das alles mit nur wenigen Handgriffen. LUST AUF NACHBASTELN?

VO R LAG E HIE R HE R UNT E R LAD E N

M AT E R I A L

Ein Schuhkarton Cuttermesser Ausdruck der Mustervorlage (auf sister-mag.de ) Eine Lochzange Acrylfarbe Nieten Einen Hammer Ein Stück Leder

ara ara

Weißlackspray

MU ST ER

2

MUSTER 1

UND SO WIRD’S GEMACHT

1.

1. Als erstes wird der Schuhkarton in einer ausgewählten Farbe angesprüht. Simone hat sich für Weiß entschieden – schlicht und zeitlos! Das muss dann erstmal trocknen, mindestens 20 Minuten.

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2. Dann werden die zwei Mustervorlagen mit einem Cuttermesser ausgeschnitten und auf den Karton geklebt. Bemalt werden diese dann mit weiteren Textilfarben.

2.

3. Bemalt werden diese dann mit weiteren Acrylfarben. Sobald die Muster fertig sind, schneidet Simone sich ein Stück Leder zurecht, dies dient später als praktischer Griff, der zudem auch noch edel aussieht.

3.

l e i v h c u e t h c s n ü w Simone ! n l e t s a b h c a N Spaß beim SISTER-MAG.COM

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Hie r das DIY Video a n s eh e n

4.

4. Mit einer Lochzange sticht sie ein kleines Loch in das Leder, um es dann mit einem Hammer an dem Schuhkarton zu befestigen. Zum Schluss fixiert sie noch eine Niete am Ledergriff – fertig.

In die neu interpretierten ara-Schuhkartons kann man natürlich seine Lieblingsschuhe hineinlegen – oder auch andere Sachen darin verstauen. SCHNELL, PRAKTISCH, SCHICK!

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THE SOUND OF MUSIC SISTERMAG 36

»These are a few of my favorite things« - singt schon Julie Andrews in Sound of Music. Und auch wir haben wieder einige unserer liebsten Dinge zusammengestellt - von Plattenspielern und Lautsprechern in nostalgischem Look bis hin zum typischen Maria Strohhut und Koffer!

I CA EXPL BUT FIN SO TH CAN

SOUN D OF M USI C F ILMMUSIK MARS HALL »AC TON« Stereo Lautsprecher € 199,95

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AN'T LAIN I'LL D A NG AT N…

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SOUND

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TEXT MATTHIAS NÖTHER

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FÜR KOMPONISTEN UND MUSIKER SIND NOTEN EIN ELEMENTARER WEG DER KOMMUNIKATION. DOCH DIE ERFINDUNG DER NOTENSCHRIFT WAR EINE MÜHEVOLLE KULTURLEISTUNG, DIE VIELE HUNDERT JAHRE BRAUCHTE. ÜBER DIE ANFÄNGE DER MUSIKALISCHEN NOTATION, WIE WIR SIE HEUTE KENNEN.

Musiziert haben schon die alten Ägypter, aufschreiben konnten sie ihre Musik nur in Form gemalter Handzeichen. Auch Musiker und Sänger späterer Jahrhunderte gaben Melodien lange nicht durch Schrift, sondern durch Nachahmung weiter. Erst im elften Jahrhundert fand ein Mönch einen Weg, Musikstücke mit Hilfe schriftlich fixierter Tonhöhen auch ohne Vorsänger fortleben zu lassen. Den Rhythmus zu notieren, stellte sich noch als weit komplizierter heraus. Bis zu den Riesenpartituren der Spätromantik, bis zum leichthändig aufs Notenpapier geworfenen Popsong war es ein weiter Weg.

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er nach der Niederschrift des ältesten Musikstücks der Welt sucht, der kann lange suchen. Gewiss, schon seit Tausenden von Jahren gibt es Versuche, Musik in Notationssystemen aufzuzeichen. Im alten Reich

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der Ägypter gibt es zahlreiche Darstellungen, auf denen Musikmeister Handzeichen geben – für Sänger, Flötisten oder Harfenisten. Sicher ist: Am Anfang aller Musik spielten und sangen Menschen nicht nach geschriebenen Zeichen. Und schon gar nicht nach Noten. Wie diese Musik also geklungen hat, werden wir nie erfahren.

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as wird auch in der Zeit, als tatsächlich in Westeuropa so etwas wie musikalische Notation nachzuweisen ist, nicht sofort anders. Diese Aufzeichnungen waren zunächst als Erinnerungsstützen gedacht. Wer, wie wir, die Musik von damals nicht kennt, kann sie anhand dieser Zeichen auch oft nicht rekonstruieren. Im anonymen Traktat »Musica enchiriadis« im

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westlichen Frankenreich wird zwar im neunten Jahrhundert ein Tonsystem aus vier mal vier Tönen definiert, um bestimmte melodische Formeln altbekannter Kirchengesänge schriftlich zu systematisieren. Wer eine Melodie jedoch neu lernen wollte, lernte sie nicht aus diesen krähenfuß-artigen Zeiten, sondern von jemandem, der sie schon kannte. Musik hervorbringen – zur Zeit Karls des Großen und noch viel später war dies eine Weitergabe von Wissen und keineswegs eigenständige Erkenntnis oder gar kreatives Schaffen. Somit war es eine Frage von Macht, und die lag entweder beim Kaiser oder bei der Kirche.

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uido von Arezzo hieß der Mönch, der diese Macht ein Stück weit auch den Musikern selbst gab – 300 Jahre nach der »MUSICA ENCHIRIADIS« . Guido ersann um 1120 zunächst vier jener fünf Notenlinien, die wir heute kennen, und forderte alle Kirchensänger auf, die auf oder zwischen den Linien verzeichneten Tonhöhen und ihre Unterschiede gut zu beherrschen. Er versprach, dass mithilfe seines Systems »leicht jeder Verständige und Eifrige die Gesänge erlernen kann; und nachdem er einen Teil der Gesänge gut mit Hilfe eines Meisters erkannt hat, wird er unzweifelhaft die übrigen

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für sich selbst, ohne Meister wiedererkennen«. Ein Muster zu entwerfen, mit dessen Hilfe Musik unabhängig von Melodiekenntnissen rein aus Geschriebenem entzifferbar war – das war neu. Guido wandte sich erstmals an die abstrakte musikalische Vorstellungskraft der Menschen und verzichtete ein Stück weit auf das Postulat »göttlichen Wissens«.

ür die Weltanschauung des Mittelalters also war Guidos Notenschrift revolutionär – ganz zu schweigen davon, wie sie die Vor-

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stellung von Musik änderte. GUIDO schrieb Töne von links nach rechts auf Papier – und er unterschied auf seinen Notenlinien »hohe« von »tiefen« Tönen. Bis dahin war Musik vor allem Klang. Nun wurde sie graphisch sortiert – in einem räumlich gedachten Koordinatensystem. Dreijährige Kinder müssen heute oft erst mühsam lernen, dass auf einer Klaviertastatur die »hellen« Töne rechts und die »dunklen« links liegen: Eine räumliche Vorstellung von Musik ist alles andere als natürlich, und in der Geschichte des Spätmittelalters vollbrachte GUIDO VON AREZZO damit eine wahre Kulturleistung. Wer Noten lesen konnte, der konnte nun auch Melodien singen, die er nie zuvor gehört hatte. Beliebt machte sich GUIDO VON AREZZO bei

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den Kirchenoberen, die ihre Melodien gerne für sich behalten hätten, nicht gerade. 1025 soll er sein Heimatkloster, die Abtei von Pomposa, verlassen haben. Immerhin der Papst in Rom, der sich darauf freute, die gregorianischen Gesänge nun in Form von Noten in alle Welt zu tragen – der Papst war einige Jahre später von Guidos Ideen begeistert.

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»JEDER VERSTÄNDIGE UND EIFRIGE KANN LEICHT DIE GESÄNGE ERLERNEN; UND NACHDEM ER EINEN TEIL DER GESÄNGE GUT MIT HILFE EINES MEISTERS ERKANNT HAT, WIRD ER UNZWEIFELHAFT DIE ÜBRIGEN FÜR SICH SELBST, OHNE MEISTER WIEDERERKENNEN«

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Rhythmus is zur Notenschrift im heutigen Sinn war es noch ein weiter Weg. Eine weit größere kulturelle Anstrengung als das Notieren von Tonhöhen war das Notieren von Rhythmus. Musikalische Zeit zu organisieren: Dies wurde vor allem dann nötig, als Musik mehrstimmig wurde und die Sänger ihre Zusammenklänge gemeinsam finden mussten. Der Ort für diese Neuerung war die 1163 neu erbaute Notre-Dame-Kathedrale in Paris, wo die musikalisch hochgelehrten Magister Leonin und Perotin lehrten. Einzelnoten – die uns heute bekannten Viertel-, Ach-

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tel- und Sechzehntelnoten – konnte man zu dieser Zeit noch nicht schreiben. Es gab sechs verschiedene rhythmische Modi, zum Beispiel ein immer wiederholtes Lang-Kurz, die sich an die antiken griechischen Versmaße anlehnten. Um 1350 etwa sollte sich dann mit der sogenannten »ARS NOVA« eine Notenschrift und ein Verständnis von musikalischer Komposition herausbilden, das in den folgenden Jahrhunderten allmählich in die neuzeitliche Vokalund Instrumentalmusik führte: zu den hochkomplizierten Gebilden des flämischen Chorgesangs, zu den

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Ars nova frühen Opern des Venezianers CLAUDIO MONTEVERDI und schließlich zur Satzkunst JOHANN SEBASTIAN BACHS . Das präzise und doch scheinbar leicht und schwungvoll hingeworfene Notenbild in Bachs Werken bewundern heute selbst Menschen, die keine Noten lesen können.

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»DAS BESTE DER MUSIK STEHT NICHT IN DEN NOTEN.«

Gustav Mahler Doch diese und alle anderen sollten sich nicht täuschen: »Das Beste der Musik steht nicht in den Noten.« GUSTAV MAHLER soll dies gesagt haben, vor etwas mehr als hundert Jahren. Dabei musste auch Mahler, als Komponist und Dirigent, die Kulturtechnik der musikalischen Notation mehr als lieben. Es war jedoch die Zeit, zu der das europäische Notensystem von den Tonsetzern bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten SISTER-MAG.COM

ausgereizt wurde. In seiner denkbar größten Optimierung traten auch seine Unzulänglichkeiten zutage. Die schriftlichen Fixierung von Musik war auch noch rund tausend Jahre nach den Anfängen dieses Systems nur eingeschränkt möglich. Seit mehreren hundert Jahren waren nun sogar Lautstärke- und Vortragsbezeichnungen in die Notation eingeführt: Vorschriften wie »FORTE« und »PIANO« , »ADAGIO« und

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»ALLEGRO« sollten dafür sor-

gen, dass die Vorstellungen der Komponisten von den Musikern nicht über den Haufen geworfen wurden. Mit dem Metronom gab es einen mechanischen Tempomesser, außerdem hatte man sich europaweit auf eine Frequenz für den Kammerton a geeinigt. Doch, zum Leidwesen so mancher Tonsetzer: Noch die am perfektesten notierte Partitur ließ überbordend viel Spielraum für die Interpreten. Was bedeutete schon ein minutiös vorgeschriebenes Grundtempo, wenn das Herz des Dirigent in der Aufführung plötzlich schneller schlug und er unabsichtlich einen schnelleren Auftakt gab? Und was bedeutete dieses Grundtempo noch, wenn die Komponisten auch mal Beschleunigungen oder Verlangsamungen in die Partitur schrieben? Und wie viel schneller oder langsamer, lauter oder leiser sollte es dann sein?

Die verlässlichsten Elemente in diesem unvollkommenen System waren und sind: die schriftlich notierten Töne selbst. Die Tonhöhen und der Rhythmus scheinen in der Notenschrift klar definiert, das ist immerhin etwas. Aber eigentlich ist auch das nicht viel. Musik ist bekanntlich mehr als die Höhe und die Dauer von Tönen. Sehr viel weiter als die alten Ägypter sind wir also noch nicht. Musik ist das Erklingende, nicht das Notierte.

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do

ti

la

so

fa

mi

sol-mi sa-tion

re SISTER-MAG.COM

Text: MICHAEL NEUBAUER 128


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DER FÜR DEN MUSIKALISCHEN LAIEN ERST EINMAL FREMD LAUTENDE BEGRIFF DER »SOLMISATION« ERKLÄRT SICH, WENN WIR ZUNÄCHST FOLGENDE AUSSAGE ANSCHAUEN UND DARÜBER NACHDENKEN:

Eine Melodie ist nicht an eine bestimmte Tonart (C-Dur oder D-Dur z.B.) gebunden. Sie charakterisiert sich durch ihre Gestalt, nicht aber durch ihre Tonart. (aus tabDO, einer app für den Musikunterricht)

Anders ausgedrückt: Jedes Lied hat in jeder Tonart die gleiche Form, die gleichen Tonlängen, Pausen und Intervalle, gleich ob in C-oder D-Dur oder einer noch anderen. Alle Töne stehen in einem festen Verhältnis zueinander. Das Musikstück oder Lied wird durch seine

Gestalt charakterisiert – die Tonart ist nicht bestimmend. Bestimmend für das Musikstück ist die Dauer der Töne und ihre Lage zueinander. Deshalb kann man jedem Ton, unabhängig von der Tonart (C-DUR oder D-DUR , usw…) eine Bezeichnung geben. Jeder erinnert sich an den eigenen Musikunterricht oder auch Filmszenen, in denen der Pianist ein Lied nach oben oder nach unten versetzt – z.B. weil man selbst als Alt nicht so hoch wie ein Sopran mit der Stimme kommt. Das Lied bleibt das Gleiche, ist jedoch höher oder tiefer.

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GUIDO VON AREZZO

Ut

Schon im frühen Mittelalter, um 1000 beschrieb der Benediktinermönch GUIDO von AREZZO diesen Zusammenhang, um die musikalische Ausbildung seiner Schüler zu vereinfachen. Er bezeichnete 6 aufeinanderfolgende Töne mit den Anfangssilben eines kirchlichen Liedes (Johannes-Hymnus)

resonare mira famuli solve labii reatum DUR-TONLEITER

Später ersetzte man das » Ut« durch »Do« und fügte eine 7. Silbe »Ti« hinzu, fertig war das Gerüst für die Dur-Tonleiter:

do re mi fa so la ti (do) SISTER-MAG.COM

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MOL-TONLEITER

la

ti do re mi fa so (la) So hat jeder Ton, gleich in welcher Tonart, seine Bezeichnung und Funktion. Die Abstände der Töne zueinander, die Intervalle, sind durch feststehende Zeichen geregelt.

RELATIVE SOLMISATION Wir nennen diese Art der funktionellen Beschreibung eines Notengerüstes »RELATIVE SOLMISATION «, im Gegensatz zur absoluten Solmisation. Die relative vermittelt dem Sänger die Verinnerlichung und das Erfühlen der Intervalle, während in der absolu-

ten Solmisation die Tonfolgen mit den Silben der Stammtöne geübt werden. In Deutschland wird im Unterricht die relative Solmisation angewendet, die absolute stellt höhere Anforderungen und gehört eher in den professionellen Musikunterricht (Solfeggio-Tonlehre).

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da re mi do re mi

... gehört zu den erfolgreichen Liedern im 1959 uraufgeführten Film »SOUND OF MUSIC « , der Österreich zur Zeit des faschistischen Anschlusses an Deutschland zeigt und dabei das persönliche Wirken der Familie VON TRAPP würdigt. Ein Musical voller Lieder, im Wesentlichen gesungen von Kindern unterschiedlichen Alters, vereint in der gesanglichen Darstellung der SOLMISATION .

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Besonders in der Parkszene, in der die Darsteller durch das Auf und Ab auf der Treppe die Tonhöhen begleiten, wird die räumliche und deshalb in seiner Struktur vorstellbare Liedanlage für jeden ersichtlich. Solmisation!! Wir haben euch die Szene HIER verlinkt, damit ihr euch das Ganze im Film anschauen könnt. DO-RE-MI wird damit eingängiger. Der Engländer JOHN CURWEN fügte im 19. Jahrhundert den Tonstufen sogar Handzeichen hinzu, die sich fest in dem System etabliert haben.

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DIE SOLMISATION

do Die Solmisation muß erlernt werden, dazu gehört Ausdauer und Wille, insbesondere die Anwendung der Handzeichen.

fa

ti

la

Trotzdem befähigt es Heranwachsende, haben sie das System in der Kindheit erlernt, das Verständnis für Musik deutlich zu erhöhen. Die Abfolge von Melodien läßt sich besser erfassen und stärkt die Vorstellungskraft darüber. Die Musikpädagogik favorisiert die Solmistaion sehr, eine Anwendung an allgemeinbildenden Schulen ist wünschenswert.

mi

re

so

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EIN TON,

eine Erinnerung WA S MU SIK MIT U NS MAC HT

Manchmal hält man plötzlich inne, wenn ein Lied gespielt wird, Erinnerungen tauchen auf, es ist, als ob man die einstige Situation mit all den Gefühlen erneut erlebt. Musik spricht unsere Gefühle an, und unser Gehirn merkt sich jede Melodie.

TEXT: BIRGIT WEIDT ILLUSTRATIONEN: CATHERINE PAPE

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Du sitzt im Café, Musik spielt im Hintergrund, und plötzlich hältst du inne und denkst: Sie spielen mein Lied! Du erinnerst dich an deinen letzten Urlaub, an die erste Liebe, an das fröhliche Singen deiner Mutter. Auf einmal ist alles da, du bist gerührt, voller Wohlgefühl, sitzt da mit Gänsehaut, es kann sogar auch sein, dass dir Tränen in die Augen schießen. Mit Worten lässt sich solch emotionaler Moment schwer beschreiben. Wie kommt das? Wie schaffen es Töne und Melodien, so viel Gefühl in uns auszulösen?

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unächst ist es ja nichts weiter, als dass der Schall durchs Ohr ins Gehirn gelangt. Im Hirnstamm gibt es sogenannte Schaltkreise, die akustischen Signalen eine Bedeutung zuordnen wollen. Genau die sind für eine entsprechende Wirkung verantwortlich: Schnelle, laute Töne lassen unser Herz höherschlagen, langsame Rhythmen und tiefe Töne entfalten eine eher beruhigende Wirkung. Darüber hinaus merkt sich unser Gedächtnis genau, in 136


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welcher Situation, in welchem Moment ein bestimmtes Lied erklang, und speichert es ab – und zwar für immer. Dabei werden sämtliche Informationen gespeichert, deren Sinne gerade angesprochen wurde; das können zum Beispiel Gerüche sein. Wer in seiner Kindheit sonntags beim Frühstück Jazz gehört hat, dem steigt noch heute bei den ersten Tönen von Louis Armstrongs »WHAT A WONDERFULL WORLD« Brötchenduft in die Nase. Oder wer eng umschlungen mit seinem Liebsten im Kino den Film »TITANIC« sah, wird bei der Melodie von Céline Dions »MY HEART WILL GO ON«

nicht nur an die Szene von Kate Winslet und Leonardo DiCaprio auf der Schiffsbrücke denken, sondern auch an das eigene Glück in diesem verliebten Moment.

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usik geht unter die Haut, obwohl es keine Melodie gibt, die bei allen Menschen gleichermaßen wirkt. Jeder hat andere Vorlieben, andere Hörgewohnheiten. Doch gibt es Ähnlichkeiten. Setzt in einem Konzert ein Chor ein oder erklingt nach tiefen Bässen eine glockenhelle Solostimme, bekommen viele von uns Gänsehaut.

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atürlich gibt es auch negative Gefühle, die aufsteigen können, denn unser Hörsinn hat viele Funktionen, auch die, uns in Alarmbereitschaft zu setzen. So können bestimmte Klanganordnungen ein Gefühl von Bedrohung auslösen. Meistens geschieht das bei tiefen Frequenzen: Wer kennt nicht das akustische Dröhnen und Beben der Erde, wenn im Film Dinosaurier aufmarschieren? Tiefe Töne erschweren unter anderem, die Richtung zu orten, aus der sie kommen. Und das irritiert. Verzerrte oder schrille Klänge dagegen erhöhen eine innere Spannung. Das alles macht sich die Filmmusik zunutze, um unsere Gefühl aufzuheizen. Ein Beispiel: Kaum eine Situation ist so bedrohlich wie die Duschszene von Alfred Hitchcocks Thriller »PSYCHO« .

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Aber nicht nur Musiker wissen um den Einfluss der Musik, sondern auch Mediziner. Patienten, die an Demenz erkrankt sind, erinnern sich trotz ihres Gedächtnisverlustes an Lieder aus ihrer Kindheit. Die Klinik für Neurologie an der Charité in Berlin hat einen Berufs-Cellisten untersucht, der aufgrund einer Gehirnentzündung fast alles vergessen hat. Während er weder Freunde noch Verwandte erkennt, funktioniert jedoch sein musikalisches Gedächtnis, er kann immer noch Noten lesen und sogar sein Instrument spielen!


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Wie die Musik, so ist auch Singen etwas, das uns aufmuntert, das unser Immunsystem stärkt und manch Kranken hilft, neben der medizinischen Versorgung aus der eigenen psychischen Einigelung herauszufinden. enn gemeinsames Singen stärkt die sozialen Kontakte. Man hat sogar herausgefunden, dass Chormitglieder während des gemeinsamen Singens ihre Herzfrequenzen aneinander anpassen. Beim Ausatmen fällt der Puls, beim Einatmen steigt er an, und so entsteht beim gemeinsamen Singen der Effekt, dass der Puls der Sänger synchron schlägt. Der Musiktherapeut MANFRED BOSSINGER weiß,

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dass Singen nicht nur gesund macht, sondern wie ein Antidepressivum wirken kann. Es kommt im Gehirn beim Singen – vorausgesetzt, man singt mit Freude – zur Ausschüttung antriebssteigernder und stimmungsaufhellender Botenstoffe wie Serotonin, Oxytocin und Beta-Endorphin. Gleichzeitig werden Stresshormone abgesenkt und das Herz-Kreislaufsystem aktiviert. Eine besonders wirksame Singforme dafür ist das »Chanten«, das Lieder mit einfachen Melodien und Texten, auch aus fremden Kulturen, verwendet, die schnell auswendig gelernt und gesungen werden können. Wenn diese noch mit Bewegung und Tanz verbunden werden, entsteht ein Flow-Effekt. Besonders wirksam sind dafür Mantra-ähnliche Lieder mit einfachen, heilsamen Texte wie: »ICH GEH MEINEN WEG«

oder »FEST VERWURZELT IN DER ERDE« .

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as aber hat die Stimme mit der Seele zu tun? Dazu Bossinger: »DIE STIMME IST UNSERE PSYCHOEMOTIONALE VISITENKARTE. WENN WIR REDEN, KLINGT IMMER AUCH DURCH, WIE ES UNS GEHT.

Unser Gehirn ist aus evolutionsbiologischer Sicht darauf programmiert, im Klang der Stimme unseres Gegenübers unstimmige Botschaften herauszufiltern, um Gefahren abzuwenden und zu überprüfen, ob der andere zum Beispiel vertrauenswürdig ist. Die Stimme an sich hat viel mit der jeweiligen Stimmung zu tun – wir geben den Ton an oder geben klein bei –, auch da drücken sich Zusammenhänge zum Selbstwertgefühl und zur sozialen Kompetenz aus. « SISTER-MAG.COM

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SINGEN UND ÜBUNGEN ZUR STIMMENTFALTUNG GEHEN EINHER MIT DER BEFREIUNG BLOCKIERTER SEELENANTEILE – WIR WERDEN IM WAHRSTEN SINNE DES WORTES SCHWINGUNGSFÄ-

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Singen und Tanzen war schon immer ein Mittel der Zerstreuung und oft auch ein beliebtes gesellschaftliches Ereignis. Eigentlich können wir nicht genug von Musik umgeben sein. Doch ein Tipp gibt Bossinger:

HIGER.

VORSICHT BEI LIEBLINGSLIEDERN! SO SCHÖN ES SEIN KANN, MIT EINEM LIED EIN BESONDERES ERLEBNIS WIEDER HERAUFZUBESCHWÖREN – DER EFFEKT NUTZT SICH AB, WEIL MIT JEDEM HÖREN DAS LIED STETS EIN BISSCHEN MEHR VON DER ORIGINALSITUATION ABGEKOP-

it einer warmen, resonanzfähigen Stimme erreichen wir spielerisch viel mehr im Leben, werden als sympathischer, herzlicher und offener wahrgenommen. Das vor allem deshalb, weil die Öffnung der Stimme auch Herzen öffnen kann. Musik ist so alt wie die Menschheitsgeschichte und wirkt universell. Neugeborenen wurde schon immer vorgesummt und vorgesungen. Menschen haben sich seit jeher im Rhythmus von Melodien bewegt und dazu getanzt.

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PELT WIRD.

Also moderat anwenden, es wäre doch schade, wenn die Erinnerung an den ersten Kuss irgendwann verblasst!

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aJ , darf das denn JE DE R ? WARUM SINGEN ZU DEINER LIEBSTEN BESCHÄFTIGUNG WERDEN DARF

TEXT JESSICA PAWLITZKI ILLUSTRATIONS BETH WALROND

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J

nn a k eed r

n e g sin DIE MUSIKFORSCHUNG IST SICH EINIG: JEDER KANN SINGEN. TROTZDEM HABEN WIR ANGST, UNS STIMMLICH ZU ÄUSSERN UND MEINEN, WIR MÜSSEN ERST »GUT« WERDEN, BEVOR WIR UNS DER ÖFFENTLICHKEIT STELLEN. DOCH JEDER MENSCH KANN SINGEN LERNEN, WENN ER ES WILL. WIRKLICH JEDER.

Meine Liste an Sängern, die mich von den Socken hauen, hat 17 Plätze. Alle singen fantastisch, beherrschen ihre Stimmen und drücken sich vielfältig aus. Ich kann nicht anders, als mir zu wünschen, einen Tag in ihren Schuhen zu stecken. Und manchmal kommt es auch mir so vor, dass sie von kleinauf schon genial sangen. Als SängeSISTER-MAG.COM

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rin und Vocal Coach weiß ich jedoch, dass die Talentfrage Quark ist. Sind unsere Gene verantwortlich, dass wir gut tanzen, blitzschnell Zusammenhänge erkennen oder schnell rennen können oder ist es unser Umfeld? Im Gesang sind diese Ausnahmen Sänger mit robusteren Stimmbändern, strafferen Rhythmen oder feinerem Gehör als Normalsterbliche zu besitzen scheinen. Aber es gibt davon viel weniger, als wir denken.


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Wir sind alle begabt Der Großteil der Sänger profitiert von einer positiven Umwelt. Stell dir vor, ein Kind lernt sprechen. Das Umfeld ermutigt es. Geduldig werden Silben immer wieder vorgesprochen. Wenn das erste »ma« ertönt, jubelt man wie im Pokalfinale. Später wird sanft die Aussprache korrigiert und liebevoll Nachhilfe im Satzbau gegeben. Käme jemals ein Mensch auf die Idee, einem zweijährigen Kind zu sagen »Du kriegst ja nicht mal die einfachsten Silben raus. Halt einfach den Mund. Sprechen lernen ist für dich Zeitverschwendung.«? Natürlich nicht!

BEIM SINGEN LERNEN GESCHIEHT JEDOCH VIEL ZU HÄUFIG GENAU DAS. EIN KIND SETZT FREUDESTRAHLEND ZUM NEUESTEN LIED AUS DEM KINDERGARTEN AN UND HÖRT VON DER MUTTER: »WARUM PLÄRRST DU SO? SEI NICHT SO LAUT. ICH BIN MÜDE.« STATT ES ZU ERMUTIGEN, WIRD DEM KIND DER MUND VERBOTEN.

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Harte Arbeit schlägt Talent, wenn Talent nicht hart arbeitet

DIE MUSIKFORSCHUNG IST SICH EINIG: JEDER KANN SINGEN. TROTZDEM HABEN WIR ANGST, UNS STIMMLICH ZU ÄUSSERN UND MEINEN, WIR MÜSSEN ERST »GUT« WERDEN, BEVOR WIR UNS DER ÖFFENTLICHKEIT STELLEN. DOCH JEDER

Egal, wie gut unsere Gene sind: Reagieren Mitmenschen mit Ablehnung, vermeiden wir diese negativen Situationen. In einem positiven Umfeld hingegen gedeihen wir. Singen macht uns glücklich, unser Selbstbewusstsein wird gestärkt und wir singen einfach häufiger. Warum können manche Menschen also scheinbar von Geburt an singen und andere nicht? Weil es ihnen Freude bereitet und sie es trainiert haben. Ihr Flämmchen wurde genährt. SISTER-MAG.COM

MENSCH KANN SINGEN LERNEN, WENN ER ES WILL. WIRKLICH JEDER.

Musik, die berührt Die Qualität des Gesangs ist Geschmacksache. Es gibt allerdings ein paar gemeinsame Nenner, die die meisten Sänger und Vocal Coaches unterschreiben. Sänger, die uns beeindrucken, sprechen uns zuerst einmal emotional an. Wir spüren ihren Aus-

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THE

SOUND

druckswillen, ihre Message kommt von Herzen und wir werden mit Glücksgefühlen überschüttet, wenn wir sie hören. Abgesehen davon gibt es musikalische Faktoren, die guten Gesang auszeichnen.

OF

1.

MUSIC

ZUNÄCHST EINMAL SOLLTE DIE MELODIE ERKENNBAR SEIN.

Die Töne müssen stimmen. Wichtiger noch ist aber der Rhythmus der Melodie. Sing bitte einmal »Happy Birthday« so, dass jede Silbe auf ein Ticken des Sekundenzeigers fällt: 1 hä 2 pi 3 birth 4 day 5 to 6 you. Fällt dir auf, wie monoton das klingt? Würdest du das Lied erkennen, wenn dir auf diese Art gratuliert wird? Eher nicht. Der Rhythmus lässt uns die Melodie erst erkennen. Stimmt er, verzeihen wir auch einen schiefen Ton oder eine krächzende Stimme.

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2.

ALS ZWEITES SOLLTE DAS TIMING STIMMEN.

Musikschulkonzerte werden auch deswegen so schlecht besucht, weil wir peinlich berührt sind vom stockenden Vortrag der jungen Musiker. Oder wir fragen uns, ob Beethoven den Hip Hop erfunden hat, denn die Mondscheinsonate war das eindeutig nicht. Gleichmäßiger Rhythmus und sauberes Timing halten Songs zusammen.

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3.

ALS LETZTES SOLLTE NATÜRLICH DER TEXT VERSTÄNDLICH SEIN.

Singen ist Kommunikation. Nur wir Sänger haben diese zusätzliche Ebene in der Musik und damit auch die Pflicht, die Botschaft des Songs begreiflich zu machen. Du musst nicht hochdeutsch singen, aber nuscheln ist auch schlecht.


THE

SOUND

OF

MUSIC

Singen ist ein Handwerk Vergleichst du deine eigenen Singfähigkeiten mit den gerade genannten Punkten, fällt dir vielleicht das ein oder andere Defizit auf. Das bedeutet allerdings nicht, dass alles verloren ist. SINGEN KANNST DU NÄMLICH LERNEN.

Dafür braucht es zwei Voraussetzungen: Dein Kehlkopf muss gesund sein und du musst regelmäßig singen. Selbstvertrauen und Eigenverantwortung helfen dir, dabei zu bleiben. Vocal Training ist nicht nur für Leute, die schon singen können, sondern für jeden, der sich verbessern will. Du weißt, dass du etwas noch nicht kannst, was du können möchtest

- und willst daran arbeiten. Dabei ist es anfangs egal, ob du zum Gesangsunterricht gehst, einen Onlinekurs absolvierst oder im Selbststudium trainierst. Dein Startpunkt bestimmt lediglich, wie weit dein Weg ist, nicht ob es sich lohnt. Solange du einen positiven Nutzen aus dem Gesangstraining ziehst, hat niemand das Recht, herumzunörgeln.

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SINGEN IST WIE MARATHONLAUFEN HANDLETTERING:

UND DU

DARFST ES TRAINIEREN, DAMIT DU BESSER WIRST.

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MUS I K

e i l i m a F r e d n liegt i Familie Trapp aus ÂťThe Sound of MusicÂŤ ist beileibe nicht die einzige, die dank ihres musikalischen Talents zu Ruhm und Geld gekommen ist. Stets gab es Verwandte, die gemeinsam Musik gemacht haben, und ebenso haben sich zahlreiche Kinder ein Vorbild an ihren Eltern genommen und das MusikBusiness erobert. Wir werfen einen Blick auf verschiedene Musikerfamilien aus unterschiedlichen Zeiten.

TEXT ALEX KORDS

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OF

VON DEN BACHS BIS ZUR KELLY FAMILY

MUSIC

h c a B . J.S

Über 300 Jahre lang brachte etwa die FAMILIE BACH Dutzende von Komponisten, Organisten und Pianisten hervor. Ihr Stammvater war VEIT BACH , der wahrscheinlich um 1550 geboren wurde und eigentlich Bäcker war. In seiner Freizeit spielte er gerne die Cister, ein Zupfinstrument, das einer Gitarre nicht unähnlich war. Damit brachte er die musikalische Tradition in seine Familie, die sich über Generationen dort hielt. Veit Bach lebte im thüringischen Wechmar, ebenso wie sein Sohn Johannes und sein Enkel Christoph. Letzterer ging allerdings

»Sometimes I wish I were an angel« – na, ist der Ohrwurm schon drin? Dann gibt’s gleich noch eine Quizfrage hintendrein: Von wem stammt der Song mit dieser Titelzeile? Richtig: von der Kelly Family, der wohl bekanntesten Musikerfamilie der vergangenen 20 Jahre. Dabei sind die Kellys beileibe nicht die einzigen Verwandten, die beschlossen haben, gemeinsam Musik zu machen. Und man kann auch weit in die Vergangenheit blicken und bekannte Beispiele für musikalische Familien finden.

Morgenandacht bei Bach von Toby Rosenthal

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^ h s i w I s e m i t e m o S … l e g n a n a e r e w I "I WISH I HAD YOUR PAIR OF WINGS HAD THEM LAST IN MY DREAMS I WAS CHASING BUTERFLIES TILL THE SUNRISE BROKE MY EYES … SOMETIMES I WISH I WERE AN ANGEL SOMETIMES I WISH I WERE YOU"

im Jahr 1642 nach Erfurt, wo er Ratsmusikant wurde. Der Landeshauptstadt Thüringens drückten die Mitglieder der Familie fortan über 100 Jahre ihren musikalischen Stempel auf. Christoph Bachs Sohn Johann Amrosius kam in Erfurt zur Welt, dessen Sohn dann 1685 in Eisenach. Sein Name: JOHANN SEBASTIAN BACH . Und auch dessen Nachkommen, darunter seine Söhne WILHELM FRIEDEMANN und JOHANN

FRIEDRICH

sowie seinen Enkel WILHELM FRIEDRICH ERNST , zog es in die Musik. Ausgerechnet Johann Sebastian Bach, ein weiterer Enkel des heute legendären Komponisten, trat nicht in die Fußstapfen seines Großvaters. Er wurde lieber Maler. Wenn der Sohn oder die Tochter

AN ANGEL BY THE KELLY FAMILY

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CHRISTOPH

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THE

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eines Musikers selbst irgendwann den gleichen beruflichen Schritt macht, dann ist stets die Rede von den »musikalischen Genen«. Dabei ist gar nicht wissenschaftlich geklärt, ob das Talent zur Musik überhaupt vererbt wird oder die Fähigkeiten des Nachwuchses doch darin begründet liegen, dass er von frühester Kindheit an von Musikern umgeben war. Was auch immer mehr Einfluss auf den jungen Künstler hat: Auffällig oft kommt es vor, dass in der Biografie eines Musikers ein Vorfahre erwähnt wird, der ebenfalls sein Geld in der Musikszene verdient hat. So könnten etwa die Kinder der vier BEATLES eine eigene Band gründen: Julian und Sean Lennon, James McCartney und Dhani Harrison würden sich in Gitarren, Bass und Gesang hineinteilen, und Zak Starkey, der

The Beatles

OF

MUSIC

Sohn von Ringo Starr, würde am Schlagzeug sitzen. Wovon die Beatles-Sprösslinge dann wohl ein Lied singen können, ist die Schwierigkeit, mit einem berühmten Musiker verwandt zu sein. Zwar mag der bekannte Nachname Möglichkeiten eröffnen, die ein Newcomer ohne entsprechende Verwandtschaftsverhältnisse erst einmal nicht hat. Andererseits haftet dem Nachwuchs des namhaften Vorfahren stets das Label »Sohn von...« oder »Tochter von...« an, gegen das er sich nur schwer wehren kann. Außerdem wird er zeit seines musikalischen Lebens mit dem alles überstrahlenden Familienmitglied verglichen. Ein Ausweg mag es dann sein, unter einem anderen Namen aufzutreten. Der britische Sänger ELVIS COSTELLO beispielsweise heißt eigentlich Declan McManus und ist der Sohn von ROSS MCMANUS . Der war seinerseits in den 1950er- und 1960er-Jahren ein recht bekannter Jazz-Musiker. Und NORAH JONES verwendet als Sängerin nicht ihren Nachnamen Shankar, um nicht mit ihrem Vater, dem indischen Musiker RAVI

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e v i F Jackson

1973, Bee Gees Midnight Special

1972, CBS Television

1969, CBS Television

SHANKAR , verglichen zu wer-

Bee Gees SISTER-MAG.COM

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den. Keine Schwierigkeiten, ihre bekannten Wurzeln zu verbergen, hat die englische Sängerin ELIOTT SUMNER . Denn obwohl sie unter ihrem bürgerlichen Namen auftritt, kommt man nicht sofort darauf, dass sie die Tochter von STING ist. Um gar keine Vergleiche aufkommen zu lassen, kann man sich gleich mit seinen Verwandten zusammentun und gemeinsam Musik machen. Man denke nur an die JACKSON FIVE , die bis heute die erfolgreichste schwarze Band aller Zeiten sind. Oder an die aus den Gebrüdern Gibb bestehenden BEE GEES , die vom Guinness-Buch der Rekorde als »erfolgreichste Familien-Band aller Zeiten« geführt werden. Und damit schließen wir den Bogen zur KELLY FAMILY . Auch wenn die ihre größten Erfolge in den 1990er-Jahren feierte, gibt es sie schon seit über 40 Jahren. Es war 1974, als THE KELLY KIDS , wie


THE

SOUND

OF

MUSIC

1989, The Kelly Family

die Familienbande damals noch hieß, ihr erstes Konzert auf einem großen Platz in Madrid spielten. Ab 1976 nannten sie sich in The Kelly Family um und reisten musizierend durch Europa. Sie spielten ohne Gage auf der Straße, brachten aber parallel Tonträger auf den Markt. Einer davon, die Single »Who’ll Come with Me (David’s Song)«, erreichte in den Niederlanden und Belgien sogar Platz eins der Charts. Der Durchbruch kam aber erst in den 1990er-Jahren, als sich das Album »Over the Hump« mehr als 2,5 Millionen Mal verkaufte und zwei Jahre in den Charts stand.

1994, Over The Hump

2017, We Got Love

In den 2000ern wurde es ruhig um die Kelly Family, die aber Anfang 2017 nach langer Pause ihr Comeback feierte. Mit dabei ist auch Angelo Kelly, obwohl er gleichzeitig auch Mitglied einer anderen Gruppe ist. Die heißt Angelo Kelly & Family und besteht – welch Überraschung – aus ihm, seiner Frau Kira und ihren fünf Kindern im Alter zwischen zwei und 17 Jahren. Die nächste Musikerfamilie steht also längst in den Startlöchern.

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IM GESPRÄCH MITelly K a i c i r t a P {

HIER GEHT ES ZUM BUCH

MUSIKERFAMILIENKIND, KÜNSTLERIN, FREIGEIST

}

Wie spannend die Kombination aus Familie und Musik ist, hat unser Autor Alex Kords bereits in seinem Artikel über Musikerfamilien dargestellt. Als das Redaktionsteam von sisterMAG beim Meeting für die neue Ausgabe zusammensaß, dachten wir bei Musikerfamilien sofort an eine ganz besondere Band: THE KELLY FAMILY. Wir hatten daraufhin die Freude, ein Mitglied der Kellys, PATRICIA KELLY, zu einem Gespräch zu bitten. Von wem sie in ihrer Kindheit am meisten geprägt wurde und ob es eine Geheimformel für erfolgreiche Musikerfamilien gebt, lest ihr in diesem Interview. Und noch mehr über Patricia und ihren besonderes Lebensweg gibt es in ihrer AUTOBIOGRAFIE zu erfahren: »Der Klang meines Lebens: Erinnerungen an stürmische und sonnige Zeiten«. INTERVIEW SOPHIE SIEKMANN

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THE

SOUND

OF

MUSIC

WEBSITE PATRICIA-KELLY.COM

LIEBE PATRICIA, WENN WIR DEINEN NACHNAMEN HÖREN, DENKEN WIR SOFORT AN MUSIK. AN WAS DENKST DU, WENN DU DAS WORT »MUSIK« HÖRST? Das sind gemischte Gefühle. Einige der intensivsten Momente meines Lebens habe ich auf der Bühne oder beim Komponieren von Songs erlebt. Andererseits kann auch eine Tournee sehr anstrengend sein, und man ist nach dem 30. Konzert froh, nach Hause zu kommen, wo es leise ist und keine Musik spielt. In erster Linie ist Musik für mich die Ausdrucksform meiner inneren Welt, was in mir vorgeht. Ich spiele nicht auf der Bühne, ich strebe bei jedem Konzert an, echt und authentisch die Musik zu leben.

Das gelingt nicht immer, aber doch meistens. Wenn ich einen Song komponiere, gibt es keine Maskerade. Das ist für mich pure Freude, Ekstase und Befreiung. Wenn ich ein Gefühl in die Form eines Songs bringen kann, ist das eine Erfüllung.

DU WARST ALS KIND, GEMEINSAM MIT DEINER FAMILIE, BEREITS SEHR ERFOLGREICH. WIE WAR ES FÜR DICH, UNTER DIESEN BESONDEREN VERHÄLTNISSEN AUSZUWACHSEN?

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Ich bin meinen Eltern extrem dankbar, dass ich ein so außergewöhnliches Leben leben

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durfte. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich, was ich vom Leben und meinen Eltern bekommen habe. Es gab schwere Momente, wie den Tod meiner Mama, als ich zwölf Jahre alt war. Es gab auch harte Zeiten auf der Straße oder in der Pariser Metro, wo wir täglich standen, um unser Brot zu verdienen. Aber das gehört dazu. Ich habe wahrhaftig ein Hippie-Bohemian-Leben gelebt, wie in Büchern. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass ich das bin! Ich wiederhole mich: Ich fühle mich gesegnet vom Leben und hoffe, dass

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ich dem Leben und Gott genug dafür danke.

WAS ODER WER HAT DICH IN DEINER MUSIKALISCHEN ENTWICKLUNG AM MEISTEN GEPRÄGT?

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Interessanterweise konnte mein Vater keine Noten lesen und hat meist schief gesungen. Er konnte keine Takte halten, aber ist mein größtes musikalisches Vorbild. Er wusste, was wichtig ist in der Musik, und hat mir das beigebracht. Es ging ihm immer um den Inhalt und darum, wahrhaftig zu sein. Die Musik zu leben, nicht zu spielen. Er hat mir den Mut


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gelehrt, vielleicht auch mal ausgelacht zu werden. Den Mut zu haben, in diese »magische Welt« der Musik einzutauchen und sich davon tragen zu lassen. Ich glaube, dass mein Vater mehr Sinn für Musik hatte als die größten Virtuosen, die ich kennengelernt habe. Die Musik ist eine geistige Kunst, und er hat den Kern verstanden. Ich danke ihm dafür, dass er das an mich weitergeben konnte. Ich versuche das auch meinem Sohn Iggi, der jetzt 14 ist und auch Musik macht, weiterzugeben.

AN WELCHEN MOMENT (ODER AN WELCHE MOMENTE) IN DEINER KELLY-KARRIERE DENKST DU AM LIEBSTEN ZURÜCK?

MUSIC

zwischen fünf und zehn Jahre alt war. Damals, als Mama und Papa noch dabei waren, das waren für mich die schönsten Zeiten überhaupt. Das ist auch heute noch meine Inspiration. Aus dieser Zeit ist für mich ein Ritual übergeblieben: Vor jedem Konzert wärme ich meine Stimme mit einem spanischen Lied auf, das ich damals gelernt habe – vor über 40 Jahren. Dieses Lied weckt in mir die Erinnerung an die Wurzeln unserer Karriere und an die Absichten, die wir hatten.

WELCHE VORTEILE HAT ES, SO ENG MIT DER FAMILIE ZUSAMMENZUARBEITEN?

Zuallererst ist man nicht alKomischerweise denke ich leine. Man geht gemeinsam nicht an die 48 Goldenen und durch diese Achterbahn des Platinschallplatten, die wir geShowbusiness. Es ist so viel wonnen haben, oder an das wert, wenn man die Erlebnisse Konzert vor 280.000 Menschen. mit den Geschwistern Die Momente, die »DAMALS, ALS MAMA teilen kann. Man kann mir spontan in Er- UND PAPA NOCH DABEI gemeinsam über das innerungen kom- W AREN, DA S W AREN manchmal Absurde men, sind die an FÜR MICH DIE SCHÖNS- des Zirkus lachen, unserer AnfangsTEN ZEITEN ÜBERman teilt das schöne zeit in Spanien. HA UPT. DA S IST A UCH und berührende GeDamals, als ich HEUTE NOCH MEINE IN- fühl, wenn einen das SPIRATION.« 161

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gie auf der Bühne. Wir wechPublikum getragen hat. Man seln uns ab und haben mehr kann aber auch mal gemeinPower zum Singen. sam weinen und sich nach einer Tour in den Arm nehmen. Es gibt so viele Vorteile, die Das sind besondere Momente. Liste ist endlos, und ich könnte Wenn einer mal abhebt, muss erzählen und erzählen. man seinen Geschwistern nur WELCHE RISIKEN BIRGT DIESE ENGE ins Gesicht sehen; es braucht VERBINDUNG VON PRIVATEM UND BEnicht viele Worte, um sofort RUFLICHEM? Bescheid zu wissen. Wir pasDie Risiken sind in der Tat, sen aufeinander auf. Wie ein dass man manchmal vielleicht Tribe in alten Zeit, als Indianer gewissen Dingen aus dem Weg in einem Zelt gewohnt haben. geht, weil man am Man hat das Gefühl, dass man ei- »GEMEINSAME ERLEB- nächsten Tag wieder zusammen auf die NISSE SCHWEISSEN ner Gemeinschaft angehört. Gemein- ZUSAMMEN A UF EINE Bühne geht. Das ist same Erlebnis- SEHR TIEFE ART. MAN eigentlich nicht gut, se schweißen zu- MEISTERT GEMEINSAM denn Unausgesprosammen auf eine SCHWIERIGE ZEITEN« chenes ist Gift für die Beziehung. sehr tiefe Art. Man Manchmal muss man auch meistert gemeinsam schwieKompromisse eingehen, die rige Zeiten, z.B. wenn einer in einem persönlich nicht gut tun, der Mitte der Tour krank wird der Gruppe aber schon. Es ist und trotzdem weitermachen nicht immer einfach, Grenzen muss, trägt man sich gegenzu setzen. Geschwister können seitig. Wenn die Tour vorbei ist, sehr ehrlich sein, und wenn es hat man noch mehr Respekt knallt, dann knallt es richtig. und eine Verbundenheit mitGeschwister zögern nicht, sich einander. Und ganz klar ist ein alles zu sagen, und das kann großer Vorteil, dass man bei einatürlich schmerzhaft sein. ner Gruppenshow mehr Power Sie können übertreiben oder hat, seine Songs vorzutragen. Dinge nicht objektiv betrachDadurch ist eine größere EnerSISTER-MAG.COM

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MUSIC

ten. Sie können auch nerven, weil man nicht die Distanz zueinander hat.

Geschwistern besser denn je sind. Das ist auch eine positive Überraschung!

Ich kann aber ganz ehrlich sagen, dass wir nach der Arena-Tour mit fast 40 Konzerten in sieben europäischen Ländern – bis Ende August werden uns fast 400.000 Menschen live gesehen haben –, dass wir als Geschwister einen großen Schritt gemacht haben. Wir haben zueinander gefunden. Ich wage zu sagen, dass meine Beziehungen zu meinen

WAS UNTERSCHEIDET FAMILIENBANDS VON ANDEREN, NICHT MITEINANDER VERWANDTEN BANDMITGLIEDERN?

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Das ist eine gute Frage, aber ich kann sie schlecht beantworten. Ich kenne ja nur die Sicht der Familienband. Ich würde tippen, dass Familienbands größere Chancen haben, lange zusammenzubleiben,

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nem Keller habe ich ein Plastikskelett, das ich 1990 auf dem berühmten Amsterdamer Flohmarkt Waterlooplein gekauft habe. Damals hatte ich vielleicht noch die geheime Hoffnung, doch noch Ärztin zu werden.

denn bekanntlich ist Blut dicker als Wasser. Auch wenn es mal knallt, man findet wieder zusammen.

DU BIST IM WAHRSTEN SINNE DES WORTES MIT MUSIK GROSS GEWORDEN. WÄRST DU WOHL AUCH MUSIKERIN GEWORDEN, WENN DEINE FAMILIE KEINEN MUSIKALISCHEN HINTERGRUND GEHABT HÄTTE? ODER DOCH EHER ASTRONAUTIN, TIERÄRZTIN ODER DESIGNERIN? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich glaube, ich habe zwei Seelen in der Brust. Einmal die praktische Patricia, die gut mit Zahlen umgehen kann und vorausdenkt. Und dann ist da die künstlerische Seite, die gerne durch die Welt reist, offen und tolerant ist, auf der ganzen Welt Freunde hat. Die ihren Kindern beigebracht hat, dass in Gottes Augen alle Menschen gleichwertig sind. Ich bin in keinem innerlichen Konflikt, aber eine Persönlichkeit mit vielen Facetten.

WIE SCHAFFEN ES FAMILIEN ODER GESCHWISTER, GEMEINSAM ERFOLGREICH ZU WERDEN? GIBT ES EINE ART GEHEIMFORMEL?

Ich liebe meinen Beruf über alles und würde sterben, könnte ich ihn nicht mehr ausüben. Aber ich wäre wohl in der Tat Ärztin geworden. In meiSISTER-MAG.COM

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Erstmal möchte ich sagen, dass ihr super Fragen stellt, das macht Spaß! Ich glaube, es ist die Chemie innerhalb Familien. Eine nicht greifbare Chemie zwischen Geschwistern, die in den ersten gemeinsamen Jahren entsteht. Man teilt das Brot und das Spielzeug. Darüber habe ich übrigens den Song »BROTHERS AND SISTERS« geschrieben. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die man als Kinder und verschworene Gemeinschaft nach dem Motto »Wir gegen den Rest der Welt« gemacht hat, die bleiben tief in einem drin. Ich denke, es liegt in der Natur,


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in der DNA des Menschen, und das kann keiner kaputtmachen oder kopieren. Am wichtigsten sind aber die Eltern und welche Rolle sie gespielt haben. Ich glaube, dass Eltern, die es erkannt und gefördert haben, viel ausmachen. Man könnte diese Geheimformel »Liebe« oder »Chemie« nennen.

WO SIEHST DU DICH UND THE KELLY FAMILY IN ZEHN JAHREN?

MUSIC

Amerika bereisen und so wie in Europa den Menschen Freude mit unserer Musik bringen. Das ist ein Traum, der fest in meinem Herzen ist. Das Leben wird entscheiden, was daraus wird.

»WHEN WE WERE KIDS

Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe für mich. Welche sind meine Träume in den nächsten Jahren, und wo sehe ich mich? Ich habe jetzt ein Alter erreicht, in dem ich versuche, nicht in der Vergangenheit oder Zukunft zu leben, sondern zu sagen: Ich bin dankbar für heute und die nächsten Tage, ich wünsche mir nichts mehr. Ich bin vom Leben reich beschenkt worden. Allerdings sind in meinem Herzen noch viele Träume, und das hört nicht auf. Ich bin eine große Träumerin. Und ja, nennt mich verrückt, aber wenn wir dafür nicht zu alt sind, wäre mein großer Traum, dass wir 165

WE SHARED BREAD WE SHARED OUR TOYS AND WE WERE FRIENDS THEN MAMA LEFT US ALL BEHIND WE SURVIVED AND HAD BIG DREAMS THEN L ATER ON WE SHARED GUITARS WE ROCKED THE STAGE AND WROTE GOOD SONGS« BROTHERS AND SISTERS BY PATRICIA KELLY FOR THE KELLY FAMILY

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MUSIK ALS BUSINESS PASSION

&

im Gespräch mit Musikproduzent Ralph Siegel Ralph Siegel ist einer der bekanntesten deutschen Musikproduzenten unserer Zeit. Wir sprachen mit Mr. »Grand Prix« über seinen Beruf - der gleichzeitig auch seine Passion ist.

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MUSIC

ralph siegels website

Interview: Sophie Siekmann

LIEBER RALPH, WIE LANGE BIST DU SCHON IM MUSIKBUSINESS TÄTIG? Eigentlich ein Leben lang, denn ich bin in einem musikalischen Haushalt aufgewachsen. Vater Komponist und Verleger, Mutter Operettenstar in Berlin und München. Nach meiner Schulzeit in Deutschland, der Schweiz, sowie England und Frankreich, mit gleichzeitigem 167

Musikunterricht seit meinem 7. Lebensjahr – Klavier, Akkordeon, Schlagzeug und Gitarre, sowie Harmonie und Kompositionslehre, machte ich eine Volontärzeit von je einem Jahr in Paris und Nashville/Tennessee. Mit 20 Jahren hatte ich bereits über 100 Titel geschrieben und meinen ersten großen Hit in den USA mit Don Gibson »IT’S A LONG LONG WAY TO GIORGIA« .

1965 begann ich in München, Newcomer zu entdecken und mit wenig Geld und geringen Lizenzen für die damals »DEUTSCHE SCHALLPLATTENINDUSTRIE« zu produzieren. Der Rest steht

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in meiner vor einem Jahr erschienen Autobiografie, bzw. recht und schlecht auf Informationsseiten wie Wikipedia. Unter anderem hatte ich weit über 100 Charthits, 25 Teilnahmen am internationalen ESC – war dabei 8 mal unter den ersten 4. Nun, mit 72 Jahren, schreibe ich hauptsächlich Musicals (wie eh und je) und arbeite tagtäglich noch durchschnittlich 12-14 Stunden.

der Songs, der Budgets. Der ausführende Produzent tut außerdem folgendes:

WAS IST DIE AUFGABE EINES MUSIKPRODUZENTEN? Man unterscheidet zwischen finanzierendem und ausführendem Produzenten. Selten ist ein Produzent beides, in meinem Fall hat das aber meistens funktioniert. Der Produzent im Allgemeinen trägt die Verantwortung für die Auswahl des Künstlers,

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1.

Die Auswahl des Studios und der Tonmeister, Festlegen der Tonarten, Arrangements, Musiker und Programmierer

2.

Die Einstudierung und Aufnahme des Solooder Gruppengesangs, bzw. die Auswahl und Aufnahme des Chors

3.

Die finalen Mischungen (zum Beispiel Long Version, Dance- oder Radioversions)

WIE WIRD MAN MUSIKPRODUZENT? Das ist eine gute Frage, denn heute kann jeder Musikprozent spielen. Du suchst einen oder bist ein Sänger,

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den Künstler und den Song und gehst selbst ins Risiko oder suchst Dir einen Partner in der Schallplattenindustrie.

mietest eine Studiocrew und bezahlst alles, was dazu nötig ist, wie soeben von mir beschrieben. Oder: du fängst an, dich ganz besonders für Musik bzw. das Musicbusiness zu interessieren, machst ein Praktikum bei einem erfahrenen Musikproduzenten und wächst langsam in die Materie hinein. Irgendwann hast Du das Verlangen, dann selbst eine eigene Produktion zu machen, denn Du glaubst an

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Der heute auch gängige Weg: Du machst ein kleines Video und stellst es ins Netz und hoffst, dass Millionen das gut finden (zum Beispiel auf YouTube) oder es dann sogar herunterladen.

WIE SIEHT DER TYPISCHE ALLTAG EINES MUSIKPRODUZENTEN AUS? Das hängt von der Person bzw. dem Produzenten ab – jeder führt sein eigenes Leben und so ist die Frage, ob man dies tagtäglich und mit vielen diversen Künstlern macht oder gerade mal eine CD pro Jahr produziert.

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SIEHST DU DICH SELBST EHER ALS KÜNSTLER ODER ALS ÖKONOME? Wenn man mein Leben und meinen Werdegang betrachtet, sehe ich mich lieber als Künstler, da ich Komponist, Texter und Produzent bin. Als Musikverleger und Firmenchef natürlich auch zwangsweise als Geschäftsmann, Seher und Entdecker mit zum Teil großem Erfolg, aber auch großen Misserfolgen. Das gehört zu unserem Beruf!

WIE HAT SICH DIE MUSIKPRODUKTION IM LAUFE DER LETZTEN 20 JAHRE VERÄNDERT? Hauptsächlich dadurch, dass es immer weniger Live-Aufnahmen mit Musikern gibt, da fast alles mit Computern produziert wird. Wohl gemerkt – der Computer macht keine Musik, keine Texte und SISTER-MAG.COM

kann auch nicht sehr gut und überzeugend singen, aber es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Sounds und Klangfarben zu erzeugen und Instrumente abzurufen, die über Keyboards zum Leben erweckt werden. Spielen oder kreieren muss ein Musikstück immer noch der Mensch – und das ist auch gut so. Früher musste man ein großes Studio betreiben oder mieten – heute reicht fast schon ein gut ausgerüsteter Regieraum – man erzählt sich, dass Phil Collins sogar im Hotelzimmer am Genfer See einige seiner Titel aufgenommen hat. WAS WAR DER BEDEUTSAMSTE MOMENT IN DEINER KARRIERE? Das

– »DSCHINGHIS KHAN« und »MOSKAU« – Nicole und »EIN BISSCHEN FRIEDEN« ,

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waren

viele


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Katja Ebstein mit »THEATER« oder all die Hits mit Peter Alexander, Chris Roberts, Roy Black, Lena Valaitis, Karel Gott, Mireille Mathieu und Patrik Duffy oder Wind. Besonders aber auch der Karrierestart von Gerhard Polt und Willi Astor oder Silver Convention und Penny McLean. Ihnen habe ich mit Freuden die Tür zum Erfolg geöffnet.

WAS SIND DIE HEUTIGEN ANFORDERUNGEN UND HERAUSFORDERUNGEN IN DER MUSIKINDUSTRIE AN EINEN PRODUZENTEN?

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MUSIC

»WER LANGE GENUG IN DIESEM BERUF ARBEITET UND IHN MIT VOLLEM ENGAGEMENT UND LIEBE MACHT, WIRD AUCH IRGENDWANN GLÜCK UND ERFOLG HABEN.«

WAS MUSS JEMAND MITBRINGEN, UM ALS MUSIKPRODUZENT ERFOLG ZU HABEN? GIBT ES EINE ART GEHEIMFORMEL? Ja, aber die verrate ich nur meinen Künstlern! :-)

Kontakte, Kontakte, Kontakte – und natürlich immer wieder Erfahrung in möglichst vielen Bereichen. Doch bei so vielen Angeboten des weltweiten Netzes ist auch Glück ein Faktor.

Spaß bei Seite – es gibt kein hundertprozentiges Geheimrezept, aber wer lange genug in diesem Beruf arbeitet und ihn mit vollem Engagement und Liebe ausführt, wird auch irgendwann Glück und Erfolg haben. Das wünsche ich jedem!

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TRAUMBERUF Musikproduzent

NAME

OLIVER PINELLI

ALTER

49 JAHRE

BERUF

MUSIKPRODUZENT, SONGWRITER, TEXTER, MIX ENGINEERING, COACH UND DOZENT FÜR MUSIKBUSINESS

HEIMAT

BERLIN

WOHNORT

ÖSTERREICH

HOMEPAGE

WWW.OLIVERPINELLI.COM

SISTER-MAG.COM

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MUSIC

Interview: SOPHIE SIEKMANN

OLIVER PINELLI IST SEIT ÜBER 20 JAHREN IM MUSIKBUSINESS ZU HAUSE UND ARBEITETE UNTER ANDEREM BEREITS MIT KÜNSTLERIN WIE HELENE FISCHER, WOLFSHEIM, ROSENSTOLZ, YVONNE CATTERFELD, CASSANDRA STEEN, REAMONN, ENRIQUE IGLESIAS, PAUL VON DYK UND UNHEILIG ZUSAMMEN. 1989 STEUERTE ER DEN SOUNDTRACK ZUM HOLLYWOOD-FILM »LOLA RENNT« BEI UND IST BIS HEUTE ALS DOZENT UND COACH IM BEREICH MUSIK UND MEDIEN TÄTIG. WIR WOLLTEN VON IHM WISSEN, WAS DEN BERUF DES MUSIKPRODUZENTEN AUSMACHT – UND WAS MAN MITBRINGEN MUSS, UM IN DIESER SCHNELLLEBIGEN BRANCHE ERFOLGREICH ZU SEIN.

WIE LANGE BIST DU SCHON IM MUSIKBUSINESS TÄTIG? Zu meinem sechsten Geburtstag schenkte mir meine Schwester ein Glockenspiel. Dieses kleine Instrument ließ mich meine Liebe zur Musik entdecken, und seither ist es mir nie langweilig geworden, mit Klängen, Tönen und Wörtern zu arbeiten. Ich lernte im Laufe meines Le-

bens diverse Instrumente, mein »Hauptinstrument« war aber immer das Piano. Obwohl ich seit Jahren vollkommen auf den Bereich Modern Metal und Metallcore/Djent spezialisiert bin, werde ich die Hingabe an das Piano wohl nie verlieren.

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WAS IST DIE AUFGABE EINES MUSIKPRODUZENTEN? Im klassischen Sinne ist der Produzent verantwortlich für die Betreuung der Künstler während der Aufnahmen. Er stellt sicher, dass die Ergebnisse die »bestmöglichen« sind. Ein Produzent sollte von allen Bereichen der Musik etwas verstehen und großes handwerkliches Geschick auf diesen Ebenen besitzen. Weiterhin stellt er eine Schnittstelle zwischen Künstler und Musikindustrie dar. Als Vertrauter des Künstlers soll der Produzent Partner, Mentor und Coach des Interpreten sein. In der heutigen Zeit gehen die Aufgaben aber oft weit darüber hinaus. In meinem Falle spiele ich meist noch eine wichtige Rolle im Bereich des Songwriting und der Texte. Darüber hinaus engineere und mixe ich meine SISTER-MAG.COM

Produktionen eigentlich immer selber. Ich sehe mich da als musikalisches »Schweizer Messer«. Dies ist heutzutage aber fast schon der Standard. WIE WIRD MAN MUSIKPRODUZENT? Ich habe keine Ahnung, denn ich wollte eigentlich nie Produzent werden. Mit 19 bekam ich als Sänger für meine eigenes Projekt einen der höchstdotierten Plattenverträge der 90er Jahre bei EPIC/Sony. Nach einem steilen »Überflieger« der Extraklasse und allen Ego-Anwandlungen (inklusi-

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MUSIC

in die Idee, fortan Produzent zu sein. Ich denke, dass ich bis heute eine eher außergewöhnliche Version dieses Berufes ausübe. Im Grunde habe ich meine Leben lang »Selbstverwirklichungsprojekte« gemacht und sehe mich nicht als »Dienstlicher«. Letzteres ist aber eigentlich ein wichtiger Teil meines Beve mittelschwerem Größen- rufes. Man kann diesen Bewahn) führte dies zu einer ruf auch an diversen Einfulminanten Bruchlandung. richtungen, wie zum Beispiel Die Musik, die ich mach- der SAE (School of Audio Ente, war ein reines Plagiat, gineering), als Ausbildung und ich haterlernen. te keine AhHinternung. Aber her steht EIN PRODUZENT SOLLTE VON mein Karman denALLEN BEREICHEN DER MUSIK ma spielte noch vor ETWAS VERSTEHEN UND GROSSES mir danach der AufHANDWERKLICHES GESCHICK AUF die Möglichgabe, als DIESEN EBENEN BESITZEN. keit zu, erste freischafSchritte als f e n d e r Produzent zu Künstler gehen. Schnell merkte ich, sein Brot zu verdienen. Wie dass ich diesen Job eigentlich mir das bisher gelang? Irre so gestalten kann, wie es mir viel Arbeit und Fleiß, ein klapasst, und ich verliebte mich res Ziel und 99% Glück. 175

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WIE SIEHT DER TYPISCHE ALLTAG EINES MUSIKPRODUZENTEN AUS?

SIEHST DU DICH SELBST EHER ALS KÜNSTLER ODER ALS ÖKONOME?

Klischeehaft sicherlich so: Sex, Drugs & Rock´n Roll! :-) Ich glaube, dass meine Lebensweise deshalb nicht stellvertretend ist. Ich stehe gegen fünf Uhr in der Früh auf, meditiere eine Stunde, mache eine Stunde Sport. Dann arbeite ich — meistens. Ich esse nur einmal täglich, meist am frühen Abend oder späten Nachmittag. Als geschiedener Ehemann habe ich dann noch die Verantwortung, zwei Kinder, einen Haushalt und einen märchenhaft verwilderten Garten »unter Kontrolle« zu halten.

Mich selbst als »Künstler« zu sehen und dies auch auszusprechen, hat 30 Jahre gedauert.Irgendwie kam mir immer peinlich und großspurig vor. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, ja, dann bin ich auf jeden Fall Künstler!

Mein Tag endet, wie er begann, und mehr als fünf Stunden Schlaf sind eigentlich nie drin. Ich liebe mein Leben, und bisher kann ich sage, es scheint mich auch zu lieben. Trotz aller Irrungen und Wirkungen, aller Dramen und Katastrophen würde ich sagen, dass ich sehr glücklich bin. SISTER-MAG.COM

WIE HAT SICH DIE MUSIKPRODUKTION IM LAUFE DER LETZTEN 20 JAHRE VERÄNDERT? Von der Plattenindustrie zu den heutigen Streaming-Providern war es ein radikaler Umbruch. Dieses Thema füllt ganze Bücher, aber ich denke, jeder moderne Mensch hat einen Eindruck davon, in welch rasanter Geschwindigkeit wir von der Technologie und Digitalisierung überrollt werden. Da diese Entwicklung exponentiell und nicht linear erfolgt, stehen wir immer größeren Herausforderungen gegenüber, mit der Entwicklungs-

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geschwindigkeit mithalten zu können und uns anzupassen.

WAS WAR DER BEDEUTSAMSTE MOMENT IN DEINER KARRIERE? Obwohl ich ganz klar eher eine »Randfigur«, wenn nicht sogar Außenseiter der Musikindustrie bin – mittlerweile habe ich mit Plattenfirmen eigentlich gar nichts mehr zu tun und finde sie auf meist obsolet –, hatte ich immer wieder das Glück, mit bereits etablierten Stars arbeiten zu dürfen. Am wichtigsten für meine Reputation war hier sicherlich die jahrelange Zusammenarbeit mit dem Grafen von Unheilig. Dennoch war der wichtigste Moment meiner Kar-

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riere der Augenblick, als ich mich entschloss, nie wieder ein Lied aufzunehmen, das nicht a) etwas Wichtiges zu sagen hat und b) wirklich die Musik ist, die ich liebe und atme, zu der ich voll und ganz stehe. Dieses Projekt habe ich in der Zusammenarbeit mit der deutschsprachigen Metal-Band Null Positiv gefunden. Gemeinsam mit dem Management baue ich die Band nun seit drei Jahren auf, und in zwei Monaten erscheint das zweite Album. Die Band ist vor ein paar Tagen von einer 77-Tage-Nonstop-Europa-Tournee zurückgekehrt, und die Zeichen

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stehen momentan auf Erfolg. Am Ende finde ich es wirklich wichtig, SEIN Ding zu finden. Zufrieden sein, wenn es klappt – oder eben mit wehenden Fahnen untergehen. Authentizität war ja immer schon ein Attribut, das ein Künstler ausstrahlen sollte. Leider vermisse ich das oft in der heutigen Platin-PopWelt.

Und auch gute Musik alleine reicht nicht aus, man braucht Geld, konkrete Pläne, Manpower, Originalität, Durchhaltevermögen, Intelligenz, Analyse, gute Freunde – und einen langen Atem. Ein Produzent sollte, meiner Meinung nach, heutzutage Teil eines Teams sein, das sich völlig auf einen Künstler und auf eine Band konzentriert und fokussiert.

WAS SIND DIE HEUTIGEN ANFORDERUNGEN UND HERAUSFORDERUNGEN AN EINEN PRODUZENTEN IN DER MUSIKINDUSTRIE? In den letzten 20 Jahren hat sich die Musikindustrie vollkommen umgewandelt. Streaming ist das Zauberwort. Es wird »online konsumiert«. Es gibt nach wie vor Möglichkeiten, mit Musik viel Geld zu verdienen, doch eine Mittelschicht gibt es nicht mehr.

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MEIN TIPP: JE KLEINER DAS EIGENE EGO WIRD, DESTO GRÖSSER WIRD AUCH DER ERFOLG.


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TEXT: ANGELA MARIA PELTNER

Die Entzauberung

der Popmusik BESTEHT EIN

EIN EINHEITSGE-

ERFOLGREICHER

BOT AUS: MEHREREN

POPSONG

HOOKS, DREI AK-

HEUTZUTAGE

KORDEN UND EINER

WIRKLICH NUR

DURCHSCHNITTLI-

NOCH AUS DER

CHEN GESCHWINDIG-

SOGENANNTEN

KEIT VON 118 BEAT

POPFORMEL?

PRO MINUTE?

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Mother says I was a singer before I could talk. UND TATSÄCHLICH,

Musik war immer schon da Einschlägige Studien schwören z.B. auf pränatale Musikbeschallung. Musik ist immer bei uns, wenn wir traurig sind oder auch besonders glücklich. Sie verstärkt unsere Emotionen. Schon allein deshalb werden wir wahrscheinlich auch nie alle den gleichen Song gut finden. Musik ist eben Geschmackssache. Allerdings scheint es hierbei einen gemeinsamen Nenner SISTER-MAG.COM

zu geben, wenn man sich die hiesige Charts- und Radiolandschaft anschaut. Und wir, die Menschen, sind Wiederholungstäter. Es kommt einem so vor, als würden wir immer öfter auf die gleichen Melodie- und Struktur-Muster in der Musik zurückgrei-

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fen. Den wenigen Akkorden, den wohlklingenden Intervallen und der Herzfrequenz, um die 120 BEATS PER MINUTE weiter ordentlich Raum zu geben. Haben wir wirklich den Code geknackt, was erfolgreiche Popsongs angeht? Geben wir uns tat-

Popsongs

sächlich damit zufrieden, mit der Wiederholung von der Wiederholung zu leben? Eine Spurensuche.

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Musik ist Magie, Punkt Was sollte es sonst sein, wenn sich etwas wie ein roter Faden durch unsere DNA zieht und dabei Emotionen wie Freude und Trauer hervorrufen kann? Musik gab es schon immer – vor Spotify, vor Antibiotika, sogar vor dem Buchdruck. Lange bevor jemand die acht Grundtöne als lustig aussehende Striche mit und ohne Fahnen aufs Papier gebracht hat, wurden Kinder in den Schlaf gesungen. Lange vorher wurden mithilfe von rhythmischen Trommeln Geister am Lagerfeuer beschworen.

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Musik ist eine universelle Sprache und besitzt im Ursprung etwas sehr Reines. Doch diese Reinheit ist endlich. Schaut man sich die Radiolandschaft in Deutschland an, ahnt man, dass es eine Art von GLEICHSTELLUNGSMERKMALEN für einen Popsong zu geben scheint. Meist mutlos, hinterlässt er das Gefühl der Austauschbarkeit, dem unbestimmten Gefühl: »Den Song kenn ich doch schon.«

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...so wird heute mit einer Ansammlung von verschiedenen Hooks gearbeitet, die immer wieder neue Melodien in den Ring schmeißen. Auch findet man kaum noch Lieder, die länger als drei Minuten 30 sind. Unvorstellbar, dass der Superhit »NOVEMBER RAIN« von Guns n’ Roses einst lässige neun Minuten und acht Sekunden dauerte.

Das liegt zum einen an den Plattenfirmen und ihrer Angst vor Flops. Zum anderen hat es mit der Perfektionierung des Songwritings zu tun. Genau genommen mit ihrem Supertool, der angewandten Popformel. Gab es vor zehn Jahren noch die Songstruktur: INTRO, STROPHE,

PRE-CHORUS,

CHORUS,

dann alles nochmal, dann C-Teil und wieder Chorus... 185

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Aufmerksamkeitsokonomie Alles in allem scheint es so, als ob der Musik ihre Magie abhanden gekommen ist. In Zeiten von Multimedia-Tools und mp3 ist die Wertigkeit der Musik schlichtweg gedownlevelt worden. Es bedarf keines Mediums wie einer CD mehr, um seine Lieblingsmusik zu hören. Heute laden sich die Menschen mp3’s auf ihr Handy, oder sie streamen gleich Spotify.

MIE geworden. War zum Bei-

spiel ein Instrumental-Intro in den 80er Jahren noch knapp 22 Sekunden lang, dauerte es 2015 noch rund fünf Sekunden. Aber nicht nur das Intro ist geschrumpft.

WIR SIND ES GEWOHNT, ZU SKIPPEN, ZU SWIPEN, ZU WISCHEN.

Ähnlich wie Tinder ist das Musikhören zum Kurzzeitkick-Ego-Trip mutiert. Für den Musikwissenschaftler Hubert Léveillé Gauvin sind wir alle Opfer einer unbewussten AUFMERKSAMKEITSÖKONOSISTER-MAG.COM

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Der ganze Song mit allen Versatzstücken ist zusammengerückt und der Effizienz gewichen. In den Songwriter-Camps sitzen heutzutage viele Songwriter, die ihr Talent gebündelt in einen Song geben. An Rihannas Superhit »UMBRELLA« saßen sieben Songschreiber. Davon schrieben zwei den Text, zwei bastelten den Beat, einer schrieb die HOOKLINES und zwei andere die Gesangsmelodie, die Topline.

Die erfolgreichsten Lieder kommen heute im Mid-Tempo, also mit 118 Beats per Minute, daher.

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»IN 30 SEKUNDEN ZUM REFRAIN« heißt die Faustregel,

weil sie schlicht und ergreifend unserer Aufmerksamkeitsökonomie entgegenkommt. Der Erfolg gibt ihr recht. Fakt ist, dass sich internationale Songschreiber wie Max Martin oder auch nationale wie Martin Fliegenschmidt mit ihrer Popformel regelmäßig in die Hitparaden und Radiostationen spielen und dort in Endlosschleife in unsere Gehirnwindungen eindringen. Ich sage nur: »HIT ME BABY ONE MORE TIME« oder »80 MILLIONEN« . Eine Radiomoderatorin meinte neulich zu mir, dass in ihrer HEAVY ROTATION eigentlich nur 30 Lieder sind. Das Erstaunliche für sie war, dass sich die Zuhörer so gut wie ausschließlich Musik aus eben dieser Top-30-Rotation wünschten, anstatt einen neuen Song zu wählen. Wir Menschen sind im Kern eben doch Wiederholungstäter. Die erfolgreichsten Lieder kommen heute im Mid-Tempo, also mit 118 Beats per Minute, daher.

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Das hinterlässt beim Endkonsumenten ein fluffiges Herz-Rhythmus-Gefühl. Volkmar Kramarz, einer von rund 60 Songwritern in Deutschland, erklärt den Hit so: 1. HABE DEN MUT, AKKORDFOLGEN ZU BENUTZEN, DIE ES SCHON TAUSENDFACH GIBT. DIE HÄUFIGKEIT IST DER WEGWEISER.

2. BILDE ÜBER DEN MAXIMAL VIER DURCHLAUFENDEN AKKORDEN STROPHE UND REFRAIN MIT DEINER MELODIE. IN DER STROPHE SOLL VIEL TEXT SEIN, IM REFRAIN EINE MITREISSENDE MELODIE MIT LANGEN TÖNEN, DIE IM DURCHSCHNITT HÖHER SIND ALS DIE TÖNE DER STROPHE.

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Kramarz ist fest davon überzeugt, dass sich die Vielfalt der Musik immer weiter reduzieren wird. Ebenso glaubt er, dass wir komplexe Musik, die sich aus mehr als vier Akkorden zusammensetzt, in 50 Jahren nicht mehr hören werden. Es liegt an der Einfachheit der Akkorde, dem harmonischen Gefühl bestimmter Intervalle, weil diese meist auch unsere Gefühle ansprechen. Und Musik ist Gefühl. Ein weiteres, unter Songschreibern sehr beliebtes Tool ist der sogenannte MILLENNIAL WHOOP . Er wird fast bei allen Hits eingesetzt. Der MILLENNIAL WHOOP ist eine Melodie, die in Achtelnoten zwischen dem dritten und fünften Schritt der Dur-Tonleiter hinund herwechselt. Die Lyrics dazu lauten häufig »WA-OHWA-OH« , wie am Beispiel von Katy Perrys Hit »CALIFORNIA GURLS« gut nachzuvollziehen ist. In unseren Pop-

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songs steckt Kalkül. Und den drei Plagiatsvorwürfen, denen gerade der sehr beliebte und »VIER HOOKS PRO SONG DUDE« Ed Sheeran ausgesetzt ist, liegen bei dieser Art von Songwriting immer nahe. Am Ende muss sich der Song einfach nur leicht und gut anfühlen. Und von weitem höre ich den heruntergekommenen Dienstleister der Magie in Schleife singen: »THE SHOW MUST GO ON«.

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MODEDESIGNERIN MARINA SCHWAN HAT SICH IM APRIL DIE CHALLENGE GESETZT, JEDEN TAG FÜR 30 TAGE EIN KLEIDUNGSSTÜCK ZU DESIGNEN UND MIT IHREM TEAM ANZUFERTIGEN. WIR HABEN SIE DABEI BEGLEITET. INTERVIEW FRANZI WINTERLING SISTER-MAG.COM

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FRAGEN ZU BEGINN DES PROJEKTS WIE VIEL HATTEST DU VORAB SCHON GEPLANT? BESONDERE MOODS, ERSTE IDEEN, ARBEITSPROZESSE ETC.? WIE BIST DU AUF DIE IDEE FÜR DAS PROJEKT GEKOMMEN? In der Regel kommen meine Ideen über Nacht, so auch diesmal. Ich bin aufgewacht, und die Grundidee war da, 30 Tage am Stück kreativ zu sein.

ÜBER WELCHE HÜRDEN HAST DU DIR AM ANFANG BESONDERS GEDANKEN GEMACHT? Ich war vom ersten Tag an so überzeugt vom Projekt, und die Vorstellung des Projektes hatte ich so klar vor meinem geistigen Auge, dass ich mich vom Tag der Idee an gefühlt habe, als würde ich mich bereits im Projekt befinden. Über mögliche Hürden habe ich nicht nachgedacht, sondern einfach alles auf mich zukommen lassen.

Ich wollte neue Herangehensweisen an den Designprozess ausprobieren und Gewohnheiten bewusst durchbrechen. Dementsprechend habe ich diesbezüglich nichts vorbereitet. Die ersten Punkte, um die ich mich kümmerte, waren die Organisation und die Formulierung. Dann kam der Aufbau des Teams. Wenige Tage vor dem Start des Projekts habe ich dann ein Moodboard erstellt, um mich in Stimmung zu bringen und meine Gedanken zu visualisieren.

HAST DU SONST NOCH BESTIMMTE VORBEREITUNGEN GETROFFEN? Um mich vollkommen dem Designprozess zu widmen, war es wichtig für mich, dass die Aufga-

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ICH BIN AUFGEWACHT, UND DIE GRUNDIDEE WAR DA, 30 TAGE AM STÜCK KREATIV ZU SEIN.

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WIE LIEFEN DIE ERSTEN TAGE AB? WAS HAT DICH ÜBERRASCHT? Natürlich war ich vor dem Projekt sehr gespannt, und die Vorfreude war groß. Die ersten Tage verliefen dann auch dementsprechend aufregend und erlebnisreich. Außerdem waren sie sehr lang und endeten erst mitten in der Nacht, was allerdings keine große Überraschung war. benverteilung im Team klar war und ich mich während des Projektes nicht um Nebensächlichkeiten kümmern muss.

Wir haben schnell lernen müssen, wie der Tag abzulaufen hat, um am Ende des Tages ein fertiges Modell präsentieren zu können.

Wir haben einen Videoteaser gedreht, der die Idee hinter dem Projekt widerspiegeln sollte.

FRAGEN ETWA IN DER MITTE DES PROJEKTS

Außerdem habe ich alle möglichen Besorgungen gemacht. Stoffe, Werkzeuge und sonstige »Zutaten«, die ich zum Designen und Fertigen der Kleidungsstücke benötige. Abschließend habe ich mein Umfeld darüber informiert, dass diese 30 Tage alles von mir abverlangen werden und mir sehr wenig Zeit bleiben wird, mich um private Kontakte und ähnliches zu kümmern.

DU ARBEITEST JETZT SEIT ETWA 15 TAGEN AN DEM PROJEKT – WIE FÜHLST DU DICH UND WIE LÄUFT ES? Mir ist bewusst geworden, dass das Projekt unberechenbar ist. Der Tag kann beispielsweise

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großartig starten und mit einer bitteren Enttäuschung enden.

für Neues zu sein.

Allerdings kann es auch andersherum laufen: dass der Tag sehr schleppend anläuft, am Ende aber ein Design entsteht, womit ich sehr zufrieden bin.

WELCHE ERFOLGSERLEBNISSE HATTEST DU? HAST DU BISHER LIEBLINGSDESIGNS?

Ich nehme die Zeit, aber auch meine Emotionen, sehr intensiv wahr, jeder Tag ist etwas Besonderes. Ich habe ein ganz anderes Zeitgefühl. Die Tage fliegen zwar an mir vorbei, dennoch sind sie sehr erlebnisreich und die Quelle für viele schöne, aber auch lehrreiche Erinnerungen. Außerdem glaube ich auch, jetzt erst verstanden zu haben, was 30 DAYS / 30 DESIGNS bedeutet. Ich habe weder die Zeit an gestern noch an morgen zu denken. Um die Leistung zu erbringen, die ich von mir selbst abverlange, muss ich präsent sein – sowohl geistig als auch körperlich. Beispielsweise habe ich seit Beginn des Projekts meine Post nicht geöffnet. Außerdem habe ich mir die Fähigkeit aneignen müssen, ein Design, mit dem ich am Ende des Tages nicht zufrieden war, am nächsten Tag hinter mir zu lassen, um offen SISTER-MAG.COM

Meine Herangehensweise an das Designen hat sich komplett geändert, damit habe ich eins der Primärziele erreicht, die ich mir im Bezug auf meine persönliche Entwicklung innerhalb des Projekts gesetzt habe. Die Feststellung, sich 30 Tage auf das Designen und die Ideenentwicklung zu konzentrieren und dies zu genießen, ist eine Art Erfolgserlebnis. Als weiterer Erfolg hat sich die Auswahl meines Teams herausgestellt. Wir arbeiten harmonisch, energetisch und voller Motivation zusammen und unterstützen einander – nicht nur im Rahmen des Projekts.

WELCHE SCHWIERIGKEITEN SIND AUFGETRETEN? GAB ES TAGE, AN DENEN IHR KEIN DESIGN KOMPLETTIEREN KONNTET? Der erste schwierige Tag war der vierte, denn da war ich anfangs nicht in der Lage, die Idee vorstellungsgemäß zu konstruieren. Das war auch der erste Tag, an

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dem Zweifel aufkamen, dass ich die Erwartungen, die ich an mich selbst stelle, nicht erfüllen kann. Trotz allem ist am Ende des Tages, der natürlich wieder mitten in der Nacht ende- ler liegen, und diese nachträglich te, ein, wie ich finde, spannendes auszubessern. Design entstanden. Außerdem fällt die Zeit, um in- HAT SICH EIN GEWISSER RHYTHMUS nerhalb des Teams zu kommu- EINGESTELLT, ODER LÄUFT JEDER TAG nizieren, sehr knapp aus oder ANDERS AB? muss nebenbei erledigt werden, Zwar besteht die Gefahr, eine was allerdings sehr wichtig ist, Routine in den Prozess einzubauum festzustellen, wo unsere Feh- en, aber wir wehren uns bewusst 195

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dagegen. Mir ist sehr wichtig, dass wir gegen die Routine vorgehen, vor allem beim Designteam, das ich zwischendurch aus der gewohnten Umgebung raushole, um uns neuen Eindrücken auszusetzen. Dennoch haben wir uns für einzelne Arbeitsabläufe konkrete Strukturen einfallen lassen, um effizienter zu arbeiten.

WELCHE ZIELE HAST DU FÜR DIE WEITEREN TAGE? MÖCHTEST DU DINGE ÄNDERN? Ich möchte gerne noch mehr Fokus auf die Ideenentwicklung und das Designen legen, statt auf die Verarbeitung des Designs.

FRAGEN NACH ABSCHLUSS DES PROJEKTS

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DEIN 30 TAGE PROJEKT IST VORBEI – WAS IST FÜR DICH DER GRÖSSTE TAKE-AWAY? Das wohl wertvollste Take-Away aus diesem Projekt ist es, dass es für mich als Designerin enorm

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AUS EINER INSPIRATION EINE IDEE ZU MACHEN UND DIES DANN IN EINEM DESIGN UMZUSETZEN, DAS IST DER GRUND, WARUM ICH DESIGNERIN GEWORDEN BIN.

wichtig ist, mir so oft wie möglich so viel Zeit wie möglich zu schaffen, um kreativ zu sein und mich auf das Designen zu konzentrieren. 197

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Aus einer Inspiration eine Idee zu machen und dies dann in einem Design umzusetzen, das ist der Grund, warum ich Designerin geworden bin.

achten war, ist, dass gerade an diesen Tagen spannende Designs entstanden sind.

GAB ES PHASEN, IN DENEN ES BESONDERS SCHWIERIG WAR, DABEI ZU BLEIBEN, UND WORAN LAG DAS?

Üblicherweise lasse ich mich von allem Möglichen, was mich umgibt, inspirieren – Menschen, Bücher, Momente, Empfindungen.

Klar gab es schwierige Phasen. Es lag definitiv an meiner Laune, wenn ich zum Beispiel zu viel im Kopf hatte. Beispielsweise anderweitige Erledigungen, irgendetwas Organisatorisches oder Ähnliches. Was allerdings interessant zu beobSISTER-MAG.COM

HAST DU NEUE INSPIRATIONSQUELLEN GEFUNDEN?

Manchmal auch ganz banal von einem Stück Stoff. Während des Projekts war eine meiner wichtigsten Inspirationsquellen meine Laune. Wenn ich also eine Laune habe, in der ich eigentlich absolut nicht

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designen möchte, muss ich trotzdem einen Weg finden, zum Ende des Tages ein Kleidungsstück fertigzustellen. Dadurch haben mich Empfindungen, die eigentlich gegen das DesigDAYS nen sprechen und DESIGNS eigentlich auch nicht kreativ sind, neue Wege gehen lassen.

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HAT SICH DEIN DESIGNPROZESS VERÄNDERT, UND GIBT ES NEUE ANGEWOHNHEITEN, DIE DU WEITERFÜHREN MÖCHTEST? Während des Projekts habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, den Fokus auf den Designprozess zu legen. Dementsprechend habe ich mich in dieser Hinsicht auch ausprobiert, denn Gewohnheiten müssen gebrochen werden, um neue Wege gehen zu können. Außerdem bin ich durch das tägliche Designen, Konstruieren und Nähen geübter und routinierter geworden, was dazu führt, dass

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der gesamte Prozess nun flüssiger läuft. Eine Angewohnheit, die ich gerne weiter beibehalten möchte, ist das regelmäßige Designen, vor allem wenn ich mich durch irgendetwas inspirieren lasse.

KÖNNTEST DU DIR VORSTELLEN, SO EIN PROJEKT ODER EIN ÄHNLICHES NOCH EINMAL ZU MACHEN? GIBT ES DINGE, DIE DU DANN ÄNDERN WÜRDEST? Unbedingt! Was gibt es Schöneres, als sich über einen längeren Zeitraum auf das zu fokussieren, was man liebt und was einen glücklich macht? Bereits ab der zweiten Hälfte des Projekts, als das Ende langsam in Sicht war, hatte ich das Gefühl, dass mir dieses Projekt in vielerlei Hinsicht guttut und dass ich traurig darüber bin, dass das Ende des Projekts immer näher rückt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es zu einem festen Bestandteil des Labels wird, einen Monat im Jahr intensiv zu designen und daraus eine Kollektion zu machen.

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TEXT FRANZISKA WINTERLING FOTOS LALE

AMANDA DAHMS

MODEL INES

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ANTI-AGE PFLEGE Welche Pflege ist die richtige für mich Wir alle wünschen uns möglichst lange jugendliche und straffe Haut und an ANTI-AGE PFLEGE scheint dabei kein Weg vorbei zu führen. Aber woran merken wir, dass die Cremes und Seren, die wir verwenden, auch wirken? Wir haben 5 Frauen nach ihren Erfahrungen mit Anti-Age Pflege gefragt und die Antworten waren bei fast allen die gleichen.

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Echte Frauen, echte Antworten WAS HALTET IHR VON ANTI-AGE PRODUKTEN?

M E H R E R FA H R E N

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»Ich habe schon viel ausprobiert«, meint Evi. Verständlich, denn die Auswahl ist schier endlos, sowohl wenn es um neue Inhaltsstoffe geht als auch um die Form des Auftragens – sei es die klassische Creme, ein Gel oder vielleicht doch lieber ein Mousse-Textur? Doch das Ausprobieren kann auch Spaß machen! Ines erzählt: »Ich bin eigentlich immer auf der Suche und offen für neue, innovative Sachen.« Beinahe alle Frauen finden, dass es Zeit für eine neue und stärkere Wirkung ist. Nadine erzählt: „Ich muss inzwischen einfach vielmehr Aufwand betreiben, um mein strahlendes Hautbild zu erhalten.“

Zu kompliziert soll es aber bitte auch nicht sein: Wir möchten nicht zu lange auf einen Effekt warten und wer hat schon Zeit, Stunden mit verschiedensten Tiegeln im Bad zu verbringen? Aber: gehen wir an das Thema vielleicht falsch heran? Ist es vielleicht nicht die Creme, die wir immer wieder austauschen müssen, sondern fehlt doch ein kleiner aber feiner Schritt in unserer Beauty Routine, der die Haut optimal auf die Pflege vorbereitet? Diesen Ansatz vertritt L’ORÉAL PARIS mit den neuen ANTI-AGE GLYKOL PEEL PADS . Wir haben uns die Produkte und ihre Wirkweise genauer angeschaut!

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IM DSCHUNGEL DER ANTI-AGE PRODUKTE

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WI E G EH E I C H M E I N E H A UTP FLEG E RI C H T I G A N ?

Eine Creme für die Augenpartie, eine für den Rest des Gesichts? Eine gelige Konsistenz für den Tag und zusätzlich noch ein Serum für die Nacht? Wenn es um Anti-Age Produkte und Hautpflege geht, möchten wir unserem Gesicht etwas besonders Gutes tun und verirren uns dabei häufig im Dschungel der Tiegel, Cremes und Pflegestoffe. Was wir allerdings häufig aus den Augen verlieren? Die richtige Vorbereitung unserer Haut! Denn nur, wenn die aktiven Inhaltsstoffe in Cremes und Co. auch tatsächlich bis in die tieferen Hautschichten vordringen, können sie dort ihre Wirkung voll entfalten.

Gerade wer vor lauter Pflege das regelmäßige Peeling gerne einmal weglässt, kann durch Probleme bekommen. Denn wenn unsere Haut sich erneuert, werden abgestorbene Hautschüppchen häufig nicht gelöst und lagern sich wie eine Barriere auf der Hautan. Durch diese Barriere wirkt unsere Haut einerseits oft fahl, andererseits hält sie Pflegestoffe vom Eindringen in die Haut ab. Das Ergebnis sind Cremes und Seren, die nicht so wirken, wie wir uns das wünschen und eine Gesichtshaut, die müde und blass wirkt.

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Der erste Schritt, bevor es an die Pflege geht, sollte also sein, die Haut von abgestorbenen Hautschüppchen und Co. zu befreien. Wo ein normales Peeling nicht ausreichend wirkt, waren es bisher vor allem professionelle Behandlungen, die mit chemischen Fruchtsäure-Peelings abgestorbene Hautschichten abtragen konnten. Als Teil der REVITALIFT Laser Reihe bringt L’ORÉAL PARiS diese Idee jetzt in unsere Badezimmer zuhause – mit den ANTI-AGE GLYKOL PEEL PADS

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W A S B ED EUT ET GLYKOLSÄ U RE?

WIE WI R K T G LYK OL S Ä U R E ?

In der Natur vorkommend ist die Glykolsäure eine Fruchtsäure, die etwa im Zuckerrohr zu finden ist, aber auch in Rotebeete, Trauben und weiteren Früchten. Sie gehört zu den Hydroxycarbonsäuren, wie auch Zitronen- oder Milchsäuren. In der Dermatologie und professionellen Hautpflege wird die Glykolsäure schon länger geschätzt und verwendet.

Glykolsäure kann in die tieferen Hautschichten eindringen und dort die Erneuerung der Zellen anregen. Sie wird sowohl zur Verbesserung der Hautstruktur als auch zur Milderung von Falten eingesetzt und kann als echtes Multitalent außerdem Pigmentstörungen, Hautflecken oder unebene Hauttöne ausgleichen. Als chemisches Peeling befreit sie die Haut von Rückständen und abgestorbenen Hautschüppchen, bleibt allerdings trotzdem sanft zur Haut.

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NACH 30 TAGEN – SICHTBARE MILDERUNG DER FALTEN

NACH 4 WOCHEN – DIE HAUTSTRUKTUR WIRD UM BIS ZU 44% VERBESSERT

W I E FUN K T IO N IE REN DIE P EEL PAD S? Die Peel Pads sind mit einem 9,6% Glykolkomplex sowie zustäzlichen Pflegestoffen angereichert. So erhält die Haut genau die richtige Dosis der Fruchtsäure und wird nicht ausgetrocknet. Die Pads befreien die Haut von abgestorbenen Hautzellen und lassen sie so strahlender, ebenmäßiger und jünger erscheinen. Außerdem können danach aufgetragene Cremes und Pflegeprodukte so besser in die Haut eindringen und dort wirken.

W A S G E HÖRT S ON ST N OC H ZU ERF O LG R E I C HE R A N T I -AG I N G PFLE G E ? N OC H F R AG E N ZU DE N ANTI -AG E G LYK OL PE E L PA DS ? Wir haben mit Dr. Ludger Neumann, wissenschaftlicher Leiter bei L’ORÉAL PARiS, gesprochen und ihm all unsere Fragen rund um Anti-Aging und die Verwendung der Glykol Pads gestellt!

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MEINE ABENDROUTINE MIT DEN REVITALIFT GLYKOL PADS

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Zu einem professionellen Beauty Treatment gehören nicht nur die richtigen Produkte und Wirkstoffe, sondern auch das Gefühl von Entspannung und Loslassen spielt eine wichtige Rolle. Wir empfehlen daher, dass ihr euch auch für die alltägliche Beauty Routine zuhause ein paar Minuten Zeit nehmt und diese bewusst genießt. Am besten funktioniert das am Abend, wenn die To Do Liste bis zum nächsten Tag ruhen darf und wir uns bereit fürs Bett machen. Wir haben Ines bei ihrer abendlichen Routine begleitet und zeigen, wie in vier Schritten auch unsere Haut bereit ist, sich über Nacht zu entspannen.

Am Morgen Durch den Exfolierungsprozess der Pads ist die Haut empfindlicher gegenüber Sonnenstrahlen, weshalb tagsüber die Anwendung einer Creme mit Lichtschutzfaktor - zum Beispiel die REVITALIFT X3 Tagespflege empfohlen wird. 209

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Die richtige Stimmung schaffen Ob ihr Kerzen mögt, eine bestimmte Musik oder ob es euch schon reicht, eure Armbanduhr und den Schmuck des Tages abzulegen – bringt euch in die richtige Stimmung, um abzuschalten und ein paar Minuten der Hautpflege zu widmen. 2

Abschminken & Reinigung Auch wenn wir es noch so gerne vergessen – abschminken und die richtige Reinigung der Haut müssen sein, bevor es mit Pflegeprodukten weitergehen kann. Ob ihr am liebsten eine Reinigungsmilch oder Kosmetiktücher verwendet, ist dabei euch überlassen – wichtig ist nur, dass Make-Up, Schmutz und andere Rückstände des Tages herunterkommen.

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L’ORÉAL PARiS ANTI-AGE GLYKOL PEEL PADS

Wenn die Haut oberflächlich gereinigt ist, geht es mit den Anti-Age Glykol Peel Pads weiter. Die Anwendung ist schnell und einfach – in einem Tiegel findet ihr 30 in Glykolsäure getränkte Pads, die ihr 30 Tage lang jeden Abend verwendet. Wie eine Kur für eure Haut werden in dieser Zeit abgestorbene Hautschüppchen entfernt, die Hauterneuerung angeregt und Falten gemindert. 4

Pflege für die Nacht Fast fertig – jetzt nur nicht die Pflege vergessen. Eine Nachtcreme ist oft etwas reichhaltiger, als eine Tagescreme und gibt eurer Haut somit eine Extraportion Pflege, die sie nach Anwendung der Peel Pads auch besonders gut aufnehmen kann. Also: Creme auftragen und dann gute Nacht! 211

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n e nn i r e l t s K ün BERÜHMTE EXIL-

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FRAUEN IM EXIL

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TEXT MICHAEL NEUBAUER

HEIMAT ist in der Regel dort, wo man

IMMER MEHR MENSCHEN LEBEN HEUTE EIN WELTBÜRGERDASEIN UND ARBEITEN ALS DIGITALE NOMADEN IN JEDEM WINKEL DER ERDE, DER INTERNETZUGANG HAT. ANGESICHTS DIESER ENTWICKLUNG, ABER AUCH DES SCHWIERIGEN POLITISCHEN KLIMAS, FRAGEN WIR UNS IMMER HÄUFIGER, WAS »HEIMAT« HEISST. NEU IST DIESE FRAGE INDES NICHT!

geboren wurde, wo man aufgewachsen ist, dort wo man seine Muttersprache spricht. Sie ist dort, wo Kultur und das Miteinander zu einem passen. Folgt man dieser Definition von Heimat, wird sie in ihren Grundfesten gestört, wenn politische oder religiöse Gründe, ideologische Irrwege, Krieg und Terror das Leben in der Heimat unmöglich machen. Die Geschichte liefert bis heute und in allen Regionen der Welt viele Beispiele hierfür.

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Bis heute berühren uns die Schicksale und Geschichten von den vielen Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland von 1933 bis 1945 ihre Heimat verlassen mussten und ins Exil gingen – unter ihnen zahlreiche Wissenschaftler und Künstler. Allein die jüdische Herkunft reichte aus, um in Deutschland zu einer persona non grata und, viel schlimmer, zu einer Hassfigur zu werden. Diffamierungen, Arbeitsverlust, Schreibverbot, Schikane und Gewalt, völliger Verlust der menschlichen Würde gipfelten in der Reichskristallnacht 1938. Danach war diesen Deutschen ein menschenwürdiges Leben in ihrer Heimat unmöglich. Auch Andersdenkende mussten, wollten sie ihr Leben retten, den Weg ins Exil nehmen.

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Das Exil begann eigentlich schon zu Hause, weil all die oben genannten Gründe zu einer Entfremdung von der eigenen »Heimat« führten. Die schwere Entscheidung, alles zurücklassen zu müssen, Repressalien auf Ämtern und Dienststellen, Hoffnung und Enttäuschung sowie der Ausblick auf entbehrungsreiche Fluchtwege führten in der »gesamten« Exilzeit zu einer hohen psychischen Belastung.

Welche Wege nahmen diese Verbannten, wie kamen sie heimatlos in der Fremde zurecht? Welche Kräfte, welche Ideen setzten diese übermenschlichen Herausforderungen frei? Uns beschäftigte dieses Thema

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aufgrund seiner Rolle im titelgebenden Film »SOUND OF MUSIC« . Wir suchten uns deshalb einige berühmte und weniger bekannte Beispiele und schauten uns vor allem Exilantinnen an.

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L i s e M ei t n e r

(1878  –   1 968)

Verlässt man in Berlin-Dahlem die B1 (Unter den Eichen) stadtauswärts und biegt spitzwinklig in die Thieleallee ein, stößt man nach etwa 700 Metern auf ein auf der linken Straßenseite stehendes imposantes Gebäude. Es ist das ehemalige »KAISER-WILHELM-INSTITUT FÜR CHEMIE« , 1912 in nur

1½ Jahren erbaut. Heute gehört es zum Institut für Biochemie der FU Berlin. In diesem Haus entdeckten Otto Hahn (1879–1968) und Fritz Straßmann (1902–1980) am 17.Dezember 1938 die erste Kernspaltung von Uran. SISTER-MAG.COM

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Hier arbeiteten LISE MEITNER und OTTO HAHN von 1913 bis 1933 gemeinsam an radio­physikalischen Pro­blemen. 1918 entdeckten sie das Element Nr. 91 des Perio­ densystems, das radioaktive und höchst seltene Protactinium.

Lise Meitner, 1878 als Tochter jüdischer Eltern in Wien geboren, studierte nach dem Abitur sowie einem Lehrerexamen für Französisch schließlich Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität Wien. 1907 siedelte sie nach Berlin über und erhielt 1912 als erste Frau in Preußen eine Assistentenstelle an der Universität bei Max Planck (1858–1947).

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Schon zu diesem Zeitpunkt bestanden Arbeitskontakte zu Otto Hahn, der am Chemischen Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft arbeitete und in das sie 1913 als wissenschaftliches Mitglied aufgenommen wurde. Trotz gelegentlicher Avancen junger Herren – Lise Meitner blieb ein Leben lang unverheiratet. Wichtig war eins, die Physik:

Herzlich liebe ich die P hysik . Es ist so eine Art n e g e g e i w , e b e i L r e h c persönli n a m m e d , n e h c s n e M n e ei n sehr viel verdankt.

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Mit 48 Jahren erhielt sie den Ruf zur außerordentlichen Professorin für experimentelle Kernphysik an diesem Institut. Aber sie war Jüdin. 1933 wurde ihr die Lehrerlaubnis entzogen, sodass ihr nur kernphysikalische Forschungen am Institut von Otto Hahn blieben. Nach der Annexion Österreichs musste die nun bald 60-Jährige ins Exil flüchten. Über Holland und Dänemark reiste sie nach Schweden und fand dort eine bescheidene Möglichkeit, zu arbeiten. Bescheiden, weil schwedische Kernphysiker in ihr eine Konkurrentin sahen und die Arbeitsmöglichkeiten begrenzten. Lise Meitner war in Schweden zu dieser Zeit nicht glücklich: Die Nichtachtung ihrer bisherigen Leistungen, die allgemeine politische Lage in Deutschland und Europa dämpften die Stimmung.

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Mit OTTO HAHN allerdings blieb sie durch einen intensiven Briefwechsel verbunden. So war es ihr möglich, aktiv aus der Ferne Hahns Experimente zu begleiten, ja selbst die Experimentalanordnung für eine Spaltung zu beschreiben. Sie und ihr Neffe Otto Frisch (1904–1979) waren es auch, die nach der ersten Kernspaltung das Experiment Anfang 1939 in der englischen Zeitschrift »Nature« theoretisch beschrieben und erklärten. Otto Hahn und sein Team hatten gemeinsam mit Lise Meitner und Otto Frisch eine der größten Entdeckungen des Jahrhunderts gemacht – Lise Meitner aus der Ferne, im ungeliebten Exil lebend. Die folgenden Ehrungen waren einseitig. Nur Otto Hahn bekam für seine Leistung 1944 den NOBELPREIS verliehen, Lise Meitner nicht. Selbst die über 20 Jahre gemeinsame Arbeitsstätte in Berlin-Dahlem, das ehema-

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L i s e M e i t n e r m i t S t u d e n te n lige »KAISER-WILHELM-INSTITUT«, wurde zunächst 1956 in »OTTO-HAHNBAU« benannt. Erst 2010 erfolgte durch die Umbenennung in »HAHN-MEITNER-BAU« eine nachträgliche Ehrung Meitners. 1957 hatte sie die Ehrendoktorwürde der FU Berlin erhalten, im Juli 2014 wurde ein Meitner-Denkmal im Ehrenhof der Humboldt-Universität in Berlin enthüllt. In den Nachkriegsjahren war Lise Meitner, nicht zuletzt auch

wegen ihrer Leistungen im Exil, eine hochangesehene Wissenschaftlerin. Sie blieb in Stockholm, übernahm mehrere Gastprofessuren im Ausland und war bis 1960 Leiterin der kernphysikalischen Abteilung des Physikalischen Instituts der Königlich Technischen Hochschule Stockholm. Am 27. OKTOBER 1968 starb sie fast 90-jährig in Cambridge, wo sie die letzten Lebensjahre in der Nähe ihres Neffen Otto Frisch verbracht hatte.

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r e y a m k c u Z n a d Alice Her (1901  –   1 991)

Als sie sich das erste Mal trafen, hatten ALICE und CARL ZUCKMAYER (1896 – 1977) trotz ihres jungen Alters schon einiges erlebt. Carl Zuckmayer als Leutnant aus dem 1. Weltkrieg glücklich entlassen, studierte in Frankfurt am SISTER-MAG.COM

Main und Heidelberg Jura, Literaturgeschichte und Soziologie. Erste Gedichte, ein durchgefallenes Theaterstück, ein handfester Theaterskandal in Kiel, Vermählung für ein Jahr und ein lockerer Lebenswandel kennzeichneten die ersten zwanzig Jahre. 220


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Auch Alice, noch keine 20, hatte als junge Schauspielerin mit einem Herrn Frank schon die Ringe getauscht und ein Kind gezeugt, war zwischen Berlin und München gependelt und löste ihre frühe Heirat schnell wieder auf. Dann trafen sie sich auf einer Berliner Party. Alice schrieb für Carl Theaterstücke ab. 1925 heirateten sie und nach einem Jahr besiegelte die gemeinsame Tochter die Verbindung.

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C a r l Z u c k m ay e r erlaubte kurz nach ihrer zweiten Heirat, ein zufriedenes Leben. Alice erfüllte sich ihren Wunsch und begann Medizin zu studieren, nach Emil Jannings » … damit ihr Mann nicht merkt, daß sie nicht kochen kann!« Aber es gelang nur 7 Semester, denn dann beendeten die Nationalsozialisten das kurze Glück. Alice war die Tochter eines Juden, so blieb der kleinen Familie nur eine Wahl: Deutschland zu verlassen. Sie siedelten auf ihr mittlerweile erworbenes Anwesen nach Henndorf am österreichischen Wallersee um. Nach 1938 war aber auch das nicht WEINBERG«

Alice war 1901 als Tochter eines jüdischen Juristen in Wien geboren worden. Sie hatte die sehr moderne, außerordentlich prägende Schule der Wiener Bildungsreformistin Eugenie Schwarzwald (1872 – 1940)besucht. Der durchschlagende Erfolg von Carl Zuckmayers Theaterstück »DER FRÖHLICHE

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mehr sicher. Nach einem Jahr in der Schweiz waren die USA das Ziel. Trotz aller Bemühungen, verschiedener schlecht bezahlter Anstellungen Zuckmayers kam die Familie in Amerika nicht an, hatten finanzielle Schwierigkeiten. Sie wählten den Schritt nach vorn, versuchten sich nach 1941 als Farmer in Vermont, einem Teil Neuenglands im Osten der USA.

fern von allem intellektuellen Leben, in bisher unbekannter Einsamkeit den Farmer-Alltag zu bestehen. Wie sich später zeigt, war es besonders Alice, die nicht nur verstand, Hühner und Ziegen zu bändigen, sondern auch eine natürliche Gabe hatte, die Eigenheiten der Amerikaner zu beobachten – und zu beschreiben. In dem Porträt ihrer Freundschaft mit Zuckmayers »DIE STERNE SIND GEBLIEBEN« schreibt Christine Heiskanen: »AUF DER FARM WURDE ALICE ZUCKMAYER ZUR SCHRIFTSTELLERIN – INTERESSANTERWEISE DURCH DIE SCHILDERUNG DERSELBEN UMSTÄNDE

Ein ganz anderes Leben in einer primitiven, ländlichen Umgebung erforderte jetzt die ganze Kraft der Familie, um SISTER-MAG.COM

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DIE FÜR IHN ALS DICHTER SO SCHWIERIG WAREN. …« .


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In zwei Büchern schildert Alice Zuckmayer äußerst lesenswert und amüsant die schwierigen Umstände ihrer Flucht und die mit Humor, Liebe und Verstand gemeisterten Probleme einer Farmerin in den USA während des 2. Weltkrieges. Schon 1949 erschien das Buch »DIE FARM IN DEN GRÜNEN BERGEN« und 1972 »DAS SCHEUSAL. DIE GESCHICHTE EINER SONDERBAREN ERBSCHAFT« . Hier erzählt sie von

der schwierigen Reise in das Exil, die noch durch einen sehr exzentrischen ererbten Hund kompliziert wird. Mit diesen Büchern ist Alice nicht mehr bloß die Frau des Schriftstellers Carl Zuckmayer, sondern beweist sehr eindringlich ihre schriftstellerische Eigenständigkeit. Beide Bücher lesen sich leicht und machen Mut zum Leben auch unter schwierigen Bedingungen. Sie sind Zeitzeugen, einfach und volkstümlich. Eine breite Leserschaft hat sie begeistert aufgenommen. Im Vorbericht zu ihrem Buch »Die

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Farm in den grünen Bergen« schreibt Zuckmayer: »Dieses Buch sollte ursprünglich gar kein Buch werden. Es entstand aus einer Serie von Briefen, die ich nach Kriegsende an die Eltern meines Mannes schrieb. …. Als Erich Kästner bei einem Besuch der Eltern Zuckmayers einige dieser Briefe zu Gesicht bekommen hatte, erschienen sie plötzlich, zu meinem größten Staunen, in seinem Feuilleton. Dadurch ermutigt, und durch viele Fragen angespornt, verfasste ich den vorliegenden Bericht.« (www.fischerverlage.de) Erst 1957 kehrte die Familie Zuckmayer in die Schweiz zurück. Mit 89 Jahren (11.3.1991) starb Alice-Herdan Zuckmayer in Saas-Fee, einem kleinen Ort im Kanton Wallis. Carl Zuckmayer war bereits 1977 verstorben. »DIE FARM IN DEN GRÜNEN BERGEN«, 1949

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e l a e n K rr e K h t i d Ju (geb. 1923)

JUDITH

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Judith Kerr am 15. September 2016 auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin. Foto: Christoph Rieger, CC BY-SA 4.0

LE erlebte das Exil noch

während ihrer Kindheit. Mit 9 Jahren musste sie gemeinsam mit ihrer Familie Deutschland verlassen. Wie kam sie mit dieser außerordentlichen Lebenssituation zurecht? Man muss wissen: Sie war in eine schon zu deren Lebzeiten bekannte Familie hineingeboren worden, ihr Vater war der berühmte Theaterkritiker Alfred Kerr. SISTER-MAG.COM

Am Ende des Krieges war es mir klar, dass dies (England) mein Zuhause ist. 224


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»ER WAR DAS ORIGINAL! … KERR TANZTE AUF ALLEN HOCHZEITEN DES BERLINER LEBENS – BIS 1933.«.

Die in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts boomende Zeitungskultur glänzte mit ihren Feuilletons und intellektuellen Theaterkritiken, die es vermochten, Schriftsteller zu befördern oder n i e derzuschmettern. ALFRED KERR (1867 – 1948) war ein Meister darin oder, wie seine Biografin Deborah Vietor-Engländer schreibt:

Alfred Kerr

Kerr war jüdischen Glaubens und ein erbitterter Gegner des aufkommenden Nationalsozialismus. Mit Sarkasmus und Intellekt kämpfte er in Wort und Schrift dagegen. Die Nazis sahen in ihm ihren Feind. Innerhalb weniger Tage musste die Familie 1933 flüchten und alles zurücklassen, was zu ihrem großbürgerlichen Leben gehörte. Über Zürich und Paris erreichten sie schließlich 1935 London. Während Alfred Kerr auf all diesen Stationen in finanziellen Schwierigkeiten steckte, seine Frau Julia (1898 – 1965) als Sekretärin das Nötigste verdienen

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musste, ergriffen seine Kinder Michael (1921 – 2002)und Judith selbst die Initiative. In Paris besuchte Judith eine französische Schule und integrierte sich bewusst in das neue, fremde Land. Ihr fiel es leicht, sich an andere Gegebenheiten zu gewöhnen, sie nahm sie auf und betrachtete sie eher als Chance und Abenteuer. Im Krieg half sie beim Roten Kreuz und verteilte Kleider für britische Soldaten. Als 22-Jährige erlebte sie das Kriegsende. Sie sagt: »AM ENDE DES KRIEGES WAR ES MIR KLAR, DASS DIES (ENGLAND) MEIN ZUHAUSE IST«.

Ein Stipendium ermöglichte das Studium an einer Hochschule für Kunst und Kunsthandwerk. Bedeutend war die anschließende Anstellung bei der BBC, weil sie hier ihren zukünftigen Ehemann Nigel SISTER-MAG.COM

Kneale (1922 – 2006)kennenlernte. Sie heirateten 1954. Zeichnen, Illustrieren und weitere künstlerische Tätigkeiten traten immer mehr in den Vordergrund: Judith begann, freiberuflIich zu malen und Bücher zu illustrieren. Mittlerweile berühmte Kinderbücher, von ihr illustriert, wie »KATER MOG« oder »EIN TIGER KAM ZUM TEE«, schrieb JUDITH KERR-KNEALE eigentlich für ihre eigenen zwei Kinder. Sie waren es auch, die sie animierten, die Geschichte ihrer Kindheit, ihrer Flucht und des anfänglichen Exils zu erzählen. Alles mündete in dem 1971 veröffentlichen Buch »ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN STAHL«. Das rosa Plüsch-Kaninchen musste bei der Flucht aus Berlin zurückbleiben. Es war das erste Jugendbuch, das authentisch die Ereignisse um 1933 der jüngeren Generation näherbrachte. JUDITH KERR-KNEA-

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LE schreibt, malt und illust-

riert bis heute Kinderbücher. Sie lebt glücklich in London. Die Ereignisse ihrer Flucht, die Erlebnisse des Krieges betrachtet sie bis heute als Vermächtnis, das Leben zu nutzen, zu kommunizieren, Respekt voreinander zu bewahren. Nicht zuletzt haben ihr die vielen schwierigen aber gemeisterten Lebenssituationen die Gabe verliehen, die Welt besser zu sehen, als sie eigentlich ist. In einem am 19. April 2017 dem ZEITmagazin gegebenen Interview sagt sie zum Schluss: »ICH BIN BEREIT ZU STERBEN, NATÜRLICH. TROTZDEM, MEIN TRAUM WÄRE ES, 95 JAHRE ALT ZU WERDEN UND DAS BILDERBUCH, AN DEM ICH GERADE ARBEITE, ZU ENDE ZU SCHREIBEN. ICH KÖNNTE JETZT SAGEN, ICH WILL 96 WERDEN, ABER ICH WILL

Menschen im Exil gab es zu allen Zeiten, auch heute flüchten Frauen, Männer und Kinder vor Krieg und Terror. Die Reaktion der im Exil lebenden Menschen ist verschieden. Viele erleben diese Zeit als eine große Belastung, es gibt aber Menschen, die ein Exil auch als Chance ansehen. O.g. Beispiele zeigen es auf. Seit 1984 gibt es in Deutschland die »GESELLSCHAFT FÜR EXILFORSCHUNG E.V.«, die

sich wissenschaftlich mit diesen Problemen auseinandersetzt. Wer sich stärker mit dem Thema auch in der heutigen Zeit beschäftigen möchte, dem sei die Website exilforschung.de ans Herz gelegt.

NICHT GIERIG SEIN, 95 WÄRE GENUG.«

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IMPRESSUM

SISTERMAG – JOURNAL FÜR DIE DIGITALE DAME www.sister-mag.com Chefredaktion Operations

Theresa Neubauer Christina Rücker, Vera Schönfeld, Sophie Siekmann, Franziska Winterling

Fashion

Eva-Maria Neubauer (Fashion Dir.), Cesco Spadaro

Design

Theresa Neubauer (Art Dir.), Marie Darme, Lale Tütüncübaşı, Songie Yoon

Illustration

Jackie Diedam, Catherine Pape, Beth Walrond

Redakteure (Text)

Barbara Eichhammer, Alex Kords, Christian Naethler, Matthias Nöther, Michael Neubauer, Jessica Pawlitzki, Angela Peltner, Birgit Weidt, sisterMAG Team

Redakteure (Foto)

Amanda Dahms, Marco Di Filippo, Claus Kuhlmann, Anika Nowak, sisterMAG Team

Video

Lale Tütüncübaşı

Übersetzung

Ira Häussler, Alexander Kords, Christian Naethler

Endkorrektur

Stefanie Kiessling, Alexander Kords, Christian Naethler, Dr. Michael Neubauer, Ira Häussler

sisterMAG erscheint in der Carry-On Publishing GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin, Deutschland. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Carry-On Publishing GmbH übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Kontakt: mail@sister-mag.com Geschäftsführung Vermarktung Marketing

Antonia Sutter, Theresa Neubauer, Alex Sutter Alex Sutter (Sales Dir.) Antonia Sutter (Marketing Dir.)


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Wir freuen uns schon auf die nächste sisterMAG Ausgabe! Bis dahin könnt ihr mit uns in Kontakt bleiben über Social Media oder abonniert unseren Newsletter!


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