SLAPSHOT No. 10

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Juni 2008 • Nr. 10 • Saison 2007/2008 • CHF 7.50

Das Hockey-Magazin der Schweiz

Medienpartner

NHL-Exklusiv: Arbeitslose Titanen

Focus: Morgenröte in Sicht?

«next generation» Personality:

Roman Wick – Rechnen Sie mit 50 Scorerpunkten! NLA InTeam: Luca Cereda, Trevor Meier, Sean Simpson, Lukas Gerber, Rafael Diaz, Benjamin Winkler, Raeto Raffainer und viele mehr...

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Face Off

Zurück in die Zukunft Die «Null Toleranz» wurde in einer Nacht- und Nebelaktion von Nationaltrainer Ralph Krueger in der Schweiz auf den Tisch und durch die Entscheidungsgremien der National League gebracht. Jetzt, vier Jahre später, ist die Tragweite der neuen Regelauslegung erst erkennbar. «Null Toleranz» ist die grösste Revolution im Welteishockey seit der Einführung des Vorwärtspasses. Jetzt, wo wir zurückblicken auf 100 Jahre IIHF, 100 Jahre Swiss Ice Hockey und 100 Jahre Montreal Canadiens, fügt sich die «Null Toleranz» in die Geschichtsbücher des Eishockeys ein, als hätte ein Regisseur den Jahrhundertwechsel des Eishockeysportes inszeniert. Während wir das erste Jahrhundert Eishockeygeschichte in Festschriften archivieren und mit Süsswein und Gänsestopfleber in die Ewigkeit verabschieden, steigt am Horizont des zweiten Eishockeyjahrhunderts eine neue Generation von Eishockeyspielern empor. Die Generation «Null Toleranz». Die Generation «Null-Toleranz» verdrängt mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen und einem instinktiven Drang zur Offensive altgediente Titanen aus den Salär- und Scorerlisten. Die Leistungen von Weltstars wie Joe Sakic, Brendan Shanahan oder Mark

Focus

NATIONALAUCH WENN DIE SCHWEIZER RDER WELTMEISTE MANNSCHAFT AN DAS TURNIER SCHAFT IN QUÉBEC MAL ZUM WIEDERHOLTEN SCHLUSSENDLICH EAM BEENDETE, DAS T IM VIERTELFINALE ZEIGTE EIN NEUES VON RALPH KRUEGER USCHAUER, DIE FÜR GESICHT. DIE TV-ZATIONALM ANNSCHAFT N CHWEIZER S DIE T DEN WECKER NACH MITTERNACH AHR J DIESEM IN STELLTEN, WURDEN , IGT ALS DIE FANS VIEL BESSER ENTSCHÄD AHRESFRIST DEN DIE NOCH VOR J N, ARBEITSPLATZ FRÜHERSVERLIESSE PIEL DER WM UM EIN SCHWEIZER SEHEN. IN MOSKAU ZU Text: Jürg Federer Fotos: Pius Koller

Jahren des dein Québec nach quickfidelem OfDie Schweiz überraschte s auf einmal mit betrachtet, müssten fensiven Pragmatismu Einzelne Spiele Andres Amfensiveishockey. Wick, Julien Sprunger, spielen. Mit Stürmer wie Roman in der NHL Monnet längst haben bühl und Thibaut und Mark Streit Martin Gerber in der David Aebischer, Defensivspieler nur verlässliche t. sich bisher aber der Welt durchgesetz nun ein Anzeichen härtesten Liga schaft in Québec den kleiIst die Weltmeister oder loderte auf WerMorgenröte – von offensiver ein Strohfeuer? nur erKanadas Stürmer die NHL nen Eisfeldern Jahren Schweizer an den den in einigen grössten Talente bleiben unsere den Weg scheuen obern – oder und kleben Schweizer Honigtöpfen nach Übersee? vereinen die Erfahrung Julien Sprunger Einsätzen für len Roman Wick und hundert internationaGlobalisierung des von mehreren der René profitieren von IIHF-Präsident die Schweiz. Sie das der heutige in Jahren ockeys, zehn Junioreneish ent vor weit über CEO Fasel als SEHV-Präsid und der heutige ZSC Lions U18der Schweiz initiiertTat umgesetzt hatte. Mit den Weltdie in für seit Jahren Peter Zahner len haben sie sich gegen und U20-Auswah haben Turniere vorbereitet, sie und haben Erfolge meisterschaf ten Für Jahrgänge bestritten die besten ihrer Niederlagen verdaut. lmannauch bittere gefeiert wie der U18-Nationa der Abstieg mit Karrierenmomente, Roman Wick ist bittersten der seiner Topscorer-Krone schaft einer Bärtschi die grössten Erunwährend Patrik als eine seiner Niveau U20-Weltmeisterschaften Auf internationalem linge genschaften bezeichnet. Nationalmannschaftsneu keine heutigen sind unsere mit dem A-Team ersten Einsatz schon bei ihrem einer Greenhorns mehr. Eishockeygeneration lebt in kanadischen Die neue Schweizer lt, sie spielt mit globalisierten Eishockeywe

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Recchi sind je länger je mehr nicht mehr in Zeitungsspalten festgehalten, sondern in Sportarchiven. Die vorliegende SLAPSHOT Ausgabe erweist diesen Titanen eine «letzte Ehre». Sidney Crosby, Evgeni Malkin und Dion Phaneuf gehört das zweite Jahrhundert Welteishockey. Die «Null Toleranz» schuf ihnen die regeltechnischen Freiheiten, um ihren offensiven Künsten freien Lauf zu gewähren. Vorbei sind die Zeiten des defensiven Pragmatismus,eslebeder(Schnell)-ZugzumTor–auch in der Schweiz. Spieler wie Roman Wick, Julien Sprunger und Andres Ambühl machen ehemalige Nati-Stars wie Marcel Jenni, Patrick Fischer und Martin Plüss vergessen. Während wir auf ein erstes Eishockeyjahrhundert zurückblicken und den Leistungen ehemaliger Titanen gedenken, werden die Eishockeyfestspiele in Québec, Montreal, Bern und Kloten bereits von ihren Söhnen zelebriert. Die Schweizer Jungtalente rücken in dieser SLAPSHOT-Ausgabe in den Focus. Dass Ralph Krueger vor vier Jahren in einer Nacht- und Nebelaktion die «Null Toleranz» auf den Tisch und durch die Entscheidungsgremien der National League brachte, ebnete der nächsten Eishockeygeneration den Weg. Und jetzt, wo Montreal und die Schweiz den Nabel der Eishockeywelt bedeuten, stellen uns Spieler wie ion the next generat Roman Wick oder Julien Sprunger eine gute internationale Visitenkarte aus. Man könnte fast meinen, Ralph Krueger habe den Jahrhundertwechsel im Schweizer Eishockey mitgeplant. Auf jeden Fall aber hat er ihn mitgeprägt.

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Jürg Federer SLAPSHOT-Chefredaktor

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NHL-Exklusiv

Arbeitslose Titanen

NOCH VOR WENIGEN JAHREN WAREN NHL-VETERANEN WIE JOE SAKIC, MATS SUNDIN ODER JAROMIR JAGR HOCHBEZAHLTE SUPERSTARS, DIE IHREN TEAMS ERFOLGE, IHREN NAMEN RUHM UND STATISTISCHEN REKORDEN DIE EHRE ERWIESEN. NOCH SIND ZEHN SPIELER IHRER GATTUNG, DIE MEHR ALS 1000 SCORERPUNKTE IN DER NHL ERZIELTEN, AKTIV. SIEBEN VON IHNEN WERDEN IN DIESEM SOMMER ALS «SECOND HAND SPIELER» AUF DEN SPIELERMARKT GESPÜLT. NICHT ALLE WERDEN EINEN NEUEN ARBEITGEBER FINDEN.

Text: Jürg Federer Fotos: Reuters / NHL Joe Sakic, Mats Sundin, Jaromir Jagr und viele mehr verdienten in ihren Karrieren NHL-Spitzensaläre. Weil die NHL-Clubs unter dem Druck des Salary Cap vermehrt ihre Jungtalente mit hoch dotierten und langfristigen Verträgen vor Konkurrenzangeboten schützen, werden die ruhmreichen und erfahrenen «Top-Shots» vermehrt auf den freien Markt gespült. Die Millionen, die sie noch vor wenigen Jahren verdienten, fliessen heute auf die Konti flauschbärtiger Playoffspieler im Alter von 22 Jahren. Für die Titanen vergangener Tage ist an der Spitze der Gehaltsliste kein Platz mehr frei. Und deshalb «spült» der «Free Agent»-Sommer in diesem Jahr unter Anderen sieben Titanen mit der Erfahrung von 9724 Scorerpunkten auf den Spielermarkt. Nicht jeder der ehrbaren Stars wird die «Free Agency» im Sommer ein weiteres mal zu seinen Gunsten ausnutzen können. Nachdem im vergangenen Jahr 10 MillionenTransfers wie der des Lockout-Berners Daniel Brière von Buffalo nach Philadelphia oder Chris Drurys «Trade» nach New York für Schlagzeilen gesorgt hatten, werden in diesem Jahr aufgrund eines trockenen Spielermarktes Rücktrittsschlagzeilen von lebenden Legenden die Zeitungsspalten dominieren.

SAKIC – DER LETZTE KRIEGSHELD Mit Joe Sakic steht der letzte wahre Kriegsheld der alten NHL am Scheideweg seiner Karriere. Unter den zehn Rou52

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e t k n u p r e r o c S 9724 zu verkaufen tiniers im 1000-Punkteclub ist er der Superstar. Der Captain der Colorado Avalanche ist mit 1629 Scorerpunkten der erfolgreichste aktive NHL-Spieler, den es gibt. Sakic ist der letzte Titan aus der Steinzeit der NHL. Als er 1988 den Québec Nordiques beitrat, dominierten noch kanadische Teams die Meisterschaft und ausser in Los Angeles lag in jeder NHL-Stadt im Winter Schnee auf den Strassen. Sakic war damals 20 Jahre alt. In die NHL eingeführt wurde er von Superstar Peter Stastny. Jedes einzelne seiner 1363

NHL-Spiele stellte Sakic in den Dienst der Québec Nordiques – auch nachdem das Team nach Denver in die USA umgezogen war.

DAS EIGENE GRAB GESCHAUFELT Als Sakic 1997 zum einzigen mal in seiner Karriere mit einem anderen NHL-Team flirtete, schaufelte der Superstar langfristig sein eigenes Grab. Die New York Rangers planten 1997, ihren grossen Leader Mark Messier durch Joe


Free Agents Joe Sakic ist der letzte NHL-Titan, der alle seine Spiele und beide Stanley Cup-Siege in den Dienst von nur einer Organisation stellte. Kehrt er der NHL in diesem «Free Agent»-Sommer den Rücken?

Die 1000 Punkte Scorer der NHL am Scheideweg JOE SAKIC, COLORADO AVALANCHE, GEB. 07. JULI 1969, CAN Stanley Cup: 2 (Colorado) 1363 NHL-Spiele 1629 Scorerpunkte (623 Tore, 1006 Assists) Vertrag: Free Agent Will Sakic als «Super Joe» in Erinnerung bleiben oder kämpft er sich mit zunehmend durchschnittlichen Leistungen durch die NHL bis 2010 die Olympischen Winterspiele in Vancouver quasi «in seinem Hinterhof» in British Columbia stattfinden werden? Sakic gehört wie Jaromir Jagr und Brendan Shanahan zum «Triple Gold Club», dem erlauchten Kreis von 19 IIHF-Würdenträgern, die in ihren Karrieren sowohl den Stanley Cup als auch Olympisches Gold und den Weltmeistertitel gewannen. JAROMIR JAGR, NEW YORK RANGERS, GEB. 15. FEBRUAR 1972, CZE Stanley Cup: 2 (Pittsburgh) 1273 NHL-Spiele 1599 Scorerpunkte (646 Tore, 953 Assists) Vertrag: Free Agent Sein Siebenjahresvertrag über 78 Millionen US-Dollar, den Jagr einst nach seinem Transfer von Pittsburgh nach Washington unterzeichnet hatte, lief nun in New York aus. Der Tscheche würde gerne noch zwei Jahre in der NHL spielen und danach in das Bauunternehmen seines Vaters einsteigen. Doch die Offerten aus Russland (Omsk) und der tschechischen Heimat (Kladno) sind heute schon lukrativer bzw. verlockender als Angebote aus der NHL. Jagr gehört wie Sakic und Shanahan dem «Triple Gold Club» an. MARK RECCHI, ATLANTA THRASHERS, GEB. 01. FEBRUAR 1968, CAN Stanley Cup: 2 (Pittsburgh, Carolina) 1410 NHL-Spiele 1381 Scorerpunkte (522 Tore, 859 Assists) Vertrag: Free Agent Der erfolgreichste aktive NHL-Spieler hinter Joe Sakic und Jaromir Jagr ist seit vergangenem Dezember auch der glorreichste Spieler, der jemals von seinem Team (Pittsburgh) auf die Waiver-Liste gesetzt wurde. Es wird gemunkelt, Recchi hänge trotz seiner 40 Jahre noch eine Saison an. Scort der Kanadier wie vergangene Saison noch einmal 48 Scorerpunkte, so überholt er auf der ewigen Scorerliste noch sieben Legenden. BRENDAN SHANAHAN, NEW YORK RANGERS, GEB. 23. JANUAR 1969, CAN Stanley Cup: 3 (Detroit) 1490 NHL-Spiele 1340 Scorerpunkte (650 Tore, 690 Assists) Vertrag: Free Agent Es gibt Stimmen, die behaupten, dass seit 2006, als die Montreal Canadiens den dreifachen Stanley Cup-Sieger von Detroit nach Kanada locken wollten, noch ein Habs-Trikot mit Shanahans Name darauf in den Katakomben des Centre Bell liege. Für Montreal könnte Shanahan eine ideale Überbrückung sein, bis eigens gedraftete Jungtalente NHL-Reife erlangen. Shanahan ist neben Sakic und Jagr der einzige aktive Spieler, der im «Triple Gold Club» und im 1000-Punkte-Club ist.

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NHL-Exklusiv MATS SUNDIN, TORONTO MAPLE LEAFS, GEB. 13. FEBRUAR 1971, SWE Stanley Cup: nein 1305 NHL-Spiele 1321 Scorerpunkte (555 Tore, 766 Assists) Vertrag: Free Agent Nur Joe Sakic ist länger Captain einer Organisation als Mats Sundin. Kein Europäer war länger Leader einer Organisation als Sundin bei den Toronto Maple Leafs. Seine Karriere begann er bei Joe Sakic und den Québec Nordiques. Das Franchise draftete ihn als ersten Europäer an erster Stelle überhaupt. Vergangene Saison baten die Toronto Maple Leafs den Schweden mehrfach erfolglos, einem Transfer zu einem anderen NHL-Team zuzustimmen. Bleibt sich der Olympiasieger treu und spielt für kein weiteres NHL-Team als die Toronto Maple Leafs oder heuert Sundin, der in seiner Karriere keinen Stanley Cup gewann, noch bei einem NHL-Spitzenteam an – und erhofft sich so den Eintritt in den «Triple Gold Club» mit Joe Sakic, Jaromir Jagr und Brendan Shanahan? TEEMU SELANNE, ANAHEIM DUCKS, GEB. 03. JULI 1970, FIN Stanley Cup: 1 (Anaheim) 1067 NHL-Spiele 1158 Scorerpunkte (552 Tore, 606 Assists) Vertrag: Free Agent Von seiner internationalen Karriere trat Selanne nach den IIHFWeltmeisterschaften 2008 zurück. Die vergangene NHL-Saison startete der «finnische Blitz» bereits verspätet, weil seine Frau schwanger war. In diesem Sommer muss Selanne nun beweisen, dass es wirklich seine Familie und nicht der späte Abend seiner Karriere war, die ihn mit Rücktrittsgedanken konfrontierte. Sein General Manager Brian Burke wird in diesem Jahr nicht mehr auf den Entscheid von Selanne warten. Bleibt sich Mats Sundin treu und spielt für kein weiteres NHL-Team als die Toronto Maple Leafs oder heuert der Schwede, der in seiner Karriere keinen Stanley Cup gewann, noch bei einem NHL-Spitzenteam an – und erhofft sich so den Eintritt in den Triple Gold Club mit Joe Sakic, Jaromir Jagr und Brendan Shanahan? Sakic zu ersetzen. Als die Colorado Avalanche dem Angebot der Rangers entsprachen und Sakic von nun an sieben Millionen US-Dollar Salär pro Saison bezahlen mussten, stiegen auch die anderen Spitzensaläre in der NHL an. Die Salärspirale, an deren Anfang Joe Sakic stand, führte zum NHL-Lockout 2004 und zu einem Salary Cap, einer Salärobergrenze. Die Colorado Avalanche mussten sich nach den neuen Spielregeln von ihren Schlüsselspielern Adam Foote und Peter Forsberg trennen. Von den Eckpfeilern der zwei Stanley Cup-Triumphe der Organisation blieb einzig Urgestein Joe Sakic übrig. Im Verlauf der NHL-Saison 2007/08 vereinten sich Foote und Forsberg noch einmal für vergleichsweise tiefe Saläre mit Sakic in Colorado. Das Comeback der Superstars war ein bisschen wie als am 10. Dezember letzten Jahres Led Zeppelin, die Kultband der 70-er Jahre, für ein letztes Konzert in London auftrat. Sakic, Foote und Forsberg strahlten noch einmal gemeinsam die Aura des Ruhmes aus, doch die Show stahl ihnen Paul Stastny. Der Sohn von Joe Sakics Lehrmeister Peter aus Québec verdrängt die Titanen zusehends aus den Scorer- und Salärlisten. Die sportlichen Schlagzeilen der Zukunft gehören Paul Stastny. Was Joe Sakic übrig bleibt, sind seine Rekorde vergangener Tage. Wie zum Beispiel sein 1000. NHL-Assists, den er am 22. März dieses Jahres erzielte. Die Handschuhe, die Sakic an besagtem Abend trug, sandte er in die «Hockey Hall of Fame» in Toronto. Gut möglich, dass der grösste aktive Eishockeyspieler der Gegenwart in diesem Sommer auch seine Schlittschuhe in die Ruhmeshalle der NHL hängen wird. ●

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SERGEJ FEDOROV, WASHINGTON CAPITALS, GEB. 13. DEZEMBER 1969, RUS Stanley Cup: 3 (Detroit) 1196 NHL-Spiele 1146 Scorerpunkte (472 Tore, 674 Assists) Vertrag: Free Agent Fedorov ist mit seiner Erfahrung für jedes NHL-Team eine Bereicherung. Zuletzt verhalf er den Washington Capitals zum Gewinn der South East Division und erwies der NHL damit einen lukrativen Dienst. Mit dem Gewinn der Division qualifizierten sich die Washington Capitals um Fedorovs Landsmann Alexander Ovechkin für die Stanley Cup Playoffs. Für die neue NHL wäre es ein herber Verlust gewesen, hätte das russische Jahrhundertalent nicht an den Titelkämpfen teilgenommen.

Diese Titanen bleiben der NHL erhalten: MIKE MODANO, DALLAS STARS, GEB. 07. JUNI Stanley Cup: 1 (Dallas) 1320 NHL-Spiele 1283 Scorerpunkte (528 Tore, 755 Assists) Vertrag: bis 2010

1970, USA

JEREMY ROENICK, SAN JOSE SHARKS, GEB. 17. JANUAR Stanley Cup: nein 1321 NHL-Spiele 1203 Scorerpunkte (509 Tore, 694 Assists) Vertrag: bis 2008/09 ROD BRIND’AMOUR, CAROLINA HURRICANES, GEB. Stanley Cup: 1 (Carolina) 1324 NHL-Spiele 1114 Scorerpunkte (427 Tore, 687 Assists) Vertrag: bis 2011

1970, USA

09. AUGUST 1970, CAN


100 Jahre IIHF, Folge 4

1968-1987: Umkämpfte «Eishockeyweltordnung» DIE «GROSSE ROTE MASCHINE» - SO WURDE DIE NATIONALMANNSCHAFT DER SOWJETUNION VOM REST DER WELT GENANNT - HOLTE SICH IN DIESEN ZWEI DEKADEN DIE MEISTEN INTERNATIONALEN TITEL. UNBESIEGBAR WAREN DIE SOWJETRUSSEN ALLERDINGS NICHT, SO KONNTEN DIE KANADIER DURCHAUS AUCH IN DEN DIREKTEN AUFEINANDERTREFFEN ABSEITS DER WM-TURNIERE MIT IHREN BESTEN NHL-AKTEUREN IMAGETRÄCHTIGE SERIEN ENTSCHEIDEN. 1987 AUCH DANK WAYNE GRETZKY, DEM WOHL BESTEN EISHOCKEYSPIELER ALLER ZEITEN. Quelle: World of Hockey. Celebrating a Century of the IIHF; Hrsg: IIHF; Bolton und Ontario, 2007. 1968 glänzte der sowjetische Stern am Eishockeyhimmel heller denn je: Die «Sbornaya» holte den sechsten WM-Titel in Serie und hängte bis 1971 drei weitere an. Als Ergebnis resultierte der bis heute ungeschlagene Rekord von neun Weltmeistertiteln in Folge sowie eine EishockeyEuphorie im Lande, die der kosmonautischen – Yuri Gagarin umkreiste 1961 als erster Mensch im All die Erde – in nichts nachstand. Verständlich, dass die Namen der sowjetischen Schlüsselspieler wie beispielsweise Viktor Konovalenko, Alexander Ragulin und Anatoli Firsov in Russland fortan einen fast so «überirdischen» Anstrich erlangten, wie derjenige von Gagarin. Mit weniger Ruhm bekleckerten sich die Sowjets 1969 an der WM in Stockholm, als sie im politisch aufgeheizten Klima – die Tschechoslowakei war von den Russen nur wenige Monate zuvor besetzt und dem Prager Frühling damit ein Ende bereitet worden – gegen den «Erzfeind» zweimal verlor. Dennoch gewannen die Russen auch dieses Turnier. Der 1969er-Titel glänzte in der Sowjetunion verständlicherweise aber weniger als die anderen. Die Frage nach der Erlaubnis, fortan auch professionelle Eishockeyspieler an WM-Turnieren einsetzen zu dürfen,

führte 1970 zu einem Eklat. Der IIHF verweigerte Kanada eben diesen Einsatz von Profispielern. Das Mutterland des Eishockeys fühlte sich beleidigt und verweigerte bis 1977 die Teilnahme an IIHF-Turnieren. Der ultimative Spitzenkampf im Eishockey – das direkte Aufeinandertreffen der besten sowjetischen «Amateure» mit den kanadischen NHL-Profis – musste also auf eine andere Art und Weise stattfinden. 1972 war es soweit: die erste «Summit-Series» – gleichzeitig auch der auf das Eis übertragene Kalte Krieg zwischen Nordamerika und den Sowjetrussen – war endlich Tatsache. Innerhalb von 28 Tagen wurden acht Spiele absolviert. Nach je drei Siegen und einem Unentschieden ging es in Moskau um alles oder nichts. In einer epischen Entscheidung sorgte der Kanadier Paul Henderson im zweiten Nachschuss wenige Sekunden vor dem Spielende für den Sieg im Spiel und in der Serie sowie in extremis für die Wiederherstellung der «Eishockeyweltordnung» in Kanada. Der Einfluss dieser Serie war nachhaltig. Die NHL akzeptierte ab sofort auch die besten europäischen Spieler. Die drei Schweden Thommie Bergmann, Inge Hammaarstrom und Borje Salming bildeten dabei Mitte der 70er-Jahre die drei ersten Euro-Exporte. Weniger nachhaltig war die wiedererstellte «Eishockey-Weltordnung». Ab 1977 verloren die Kanadier an den nun auch für Profispieler geöffneten Weltmeisterschaften regelmässig gegen die Sowjets und blieben in zwei von drei Spielen

Offizielle Sondermünze 2008

www.swissmint.ch

100 Jahre Eishockey

Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Swissmint

Eines der wichtigsten Tore in der Geschichte des Welteishockeys: Der Kanadier Paul Henderson bejubelt 1972 im letzten Spiel der «Summit-Series» gegen die «grosse rote Maschine» den allesentscheidenden Treffer. in der «Summit Series 1979» gar ohne einen einzigen Treffer. Besser machten es 1980 in Lake Placid die US-Amerikaner, die die russische Dominanz zumindest in einem Spiel zu unterbrechen vermochten und das vielzitierte «Gold-Wunder» vollbrachten. Die Kanadier waren in den 1980er-Jahren angesichts der russischen Stärke umso glücklicher, als mit Wayne Gretzky der wohl beste Eishockeyspieler aller Zeiten zeigte, dass er nicht nur die Edmonton Oilers zu drei Spengler Cup-Siegen anführen konnte, sondern als «the great one» zusammen mit Mario Lemieux auch das Team Kanada 1987 im legendären «Canada Cup» zum Erfolg gegen die «Sbornaya». ●

SILBER FÜR 100 JAHRE EISHOCKEY Der Bund widmet dem 100-Jahr-Doppeljubiläum des Schweizerischen Eishockeyverbands SEHV und der International Ice Hockey Federation IIHF im Jahr 2008 eine Sondermünze in Silber. Offizieller Ausgabetag war der 18. Januar 2008; präsentiert wurde die Jubiläumsmünze jedoch bereits Ende November am Sitz der IIHF in Zürich durch Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Weitere Informationen zur Sonderprägung «100 Jahre Eishockey» gibt es auf www.swissmint.ch, wo sie seit 18.1.2008 direkt bestellt werden kann. Mit dem Verkaufserlös unterstützt der Bund Kulturprojekte in der ganzen Schweiz. JUNI ’08

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Inhalt FOCUS Morgenröte in Sicht? «the next generation»

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PERSONALITY

Roman Wick, Kloten Flyers

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NLA INTEAM HC Ambrì-Piotta Luca Cereda – Karrierenstart EHC Biel Emanuel Peter – Seeland statt Leventina SC Bern Trevor Meier – Ahornblut HC Davos Lukas Gerber – Schuss-Schule Fribourg-Gottéron Gil Montandon – Habt ihr genug von mir? HC Genf-Servette Daniel Vukovic – Wo die Liebe hinfällt… Kloten Flyers Beni Winkler – Langzeitinvestition Rapperswil-Jona Lakers Raeto Raffainer – Auf der Suche… HC Lugano Tiziano Muzio – Kein bisschen müde SCL Tigers Alan Tallarini – Neue Epoche EV Zug Rafael Diaz – Der nächste Streit? ZSC Lions Sean Simpson – Schweres Erbe angetreten Scouting Report: Petr Sejna

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POSTER Julien Sprunger – Swiss Ice Hockey

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KOLUMNEN

Time Out mit Klaus Zaugg – Ein Transfer verändert den SCB Coaching Zone mit Dave Chambers – Verteidiger Spezial-Übungen Kolumne von Thomas Roost – Fortschritte und Rückschritte

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NLB-REPORT Mittendrin statt vorn dabei

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NHL EXKLUSIV Arbeitslose Titanen

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NOCH VOR WENIGEN JAHREN WAREN NHL-VETERANEN WIE JOE SAKIC, MATS SUNDIN ODER JAROMIR JAGR HOCHBEZAHLTE SUPERSTARS, DIE DIE IHREN TEAMS ERFOLGE, IHREN NAMEN RUHM UND STATISTISCHEN REKORDEN EHRE ERWIESEN. NOCH SIND ZEHN SPIELER IHRER GATTUNG, DIE MEHR ALS 1000 SCORERPUNKTE IN DER NHL ERZIELTEN, AKTIV. SIEBEN VON IHNEN WERDEN IN DIESEM SOMMER ALS «SECOND HAND SPIELER» AUF DEN SPIELERMARKT GESPÜLT. NICHT ALLE WERDEN EINEN NEUEN ARBEITGEBER FINDEN.

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tiniers im 1000-Punkteclub ist er der Superstar. Der Captain der Colorado Avalanche ist mit 1629 Scorerpunkten der erfolgreichste aktive NHL-Spieler, den es gibt. Sakic ist der letzte Titan aus der Steinzeit der NHL. Als er 1988 den Québec Nordiques beitrat, dominierten noch kanadische Teams die Meisterschaft und ausser in Los Angeles lag in jeder NHL-Stadt im Winter Schnee auf den Strassen. Sakic war damals 20 Jahre alt. In die NHL eingeführt wurde er von Superstar Peter Stastny. Jedes einzelne seiner 1363

NHL-Spiele stellte Sakic in den Dienst der Québec Nordiques – auch nachdem das Team nach Denver in die USA umgezogen war.

DAS EIGENE GRAB GESCHAUFELT Als Sakic 1997 zum einzigen mal in seiner Karriere mit einem anderen NHL-Team flirtete, schaufelte der Superstar langfristig sein eigenes Grab. Die New York Rangers planten 1997, ihren grossen Leader Mark Messier durch Joe

WELCHER DER FÜNF René Back: Rafael Diaz: Philippe Furrer: Matthias Joggi: Roman Wick:

Joe Sakic ist der letzte NHL-Titan, der alle seine Spiele und beide Stanley Cup-Siege in den Dienst von nur einer Organisation stellte. Kehrt er der NHL in diesem «Free Agent»-Sommer den Rücken?

7% 1% 39% 20% 33%

Von den fünf neuen Akteuren, die Ralph Krueger zum Beginn dieser Nationalmannschaftssaison zum Einsatz brachte, reisten schlussendlich drei auch ans IIHF-Weltmeisterschaftstur-

nier nach Québec. Nicht hoch genug einzuschätzen ist dabei die Leistung des Zugers Rafael Diaz (Bild), dem kaum ein SLAPSHOT-Leser WM-Tauglichkeit attestierte. QUELLE: SLAPSHOT.CH

KAM KRUEGERS VERJÜNGUNGSKUR RECHTZEITIG? Viel zu spät: 53% Der richtige Zeitpunkt: 22% Es ist nie zu spät: 25% Der Nationaltrainer musste nach der langweilig ausgetragenen Weltmeisterschaft 2007 in Moskau viel Kritik über sich ergehen lassen. Als seine Kadermutationen im Vor-

DIE LEISTUNG DER SCHWEIZER Ein Anzeichen von Morgenröte 44% Die gleiche Viertelfinalleier wie immer 49% Ein Rückschritt, man sehe nur das Russenspiel 7%

feld des WM-Turniers 2008 kommuniziert wurden, begegneten die SLAPSHOT-Leser dem Kanadier noch offensichtlich mit viel Misstrauen. QUELLE : SLAPSHOT.CH

NATIONALMANNSCHAFT AN DER WM WAR:

Es kann von keiner Geiss weggeschleckt werden: Der Schweizer Eishockey-Zuschauer wünscht sich nach der Heim-WM 1998 endlich wieder einen Exploit an einem Weltmeister-

schaftsturnier. Zum guten Glück findet das nächste IIHF-Turnier um den Weltmeistertitel in Bern und Kloten statt. Dann kann der Erfolg von 1998 ja wiederholt werden. QUELLE : SLAPSHOT.CH

JOE SAKIC, COLORADO AVALANCHE, GEB. 07. JULI 1969, CAN Stanley Cup: 2 (Colorado) 1363 NHL-Spiele 1629 Scorerpunkte (623 Tore, 1006 Assists) Vertrag: Free Agent Will Sakic als «Super Joe» in Erinnerung bleiben oder kämpft er sich mit zunehmend durchschnittlichen Leistungen durch die NHL bis 2010 die Olympischen Winterspiele in Vancouver quasi «in seinem Hinterhof» in British Columbia stattfinden werden? Sakic gehört wie Jaromir Jagr und Brendan Shanahan zum «Triple Gold Club», den dem erlauchten Kreis von 19 IIHF-Würdenträgern, die in ihren Karrieren sowohl Stanley Cup als auch Olympisches Gold und den Weltmeistertitel gewannen.

Titelbild

MARK RECCHI, ATLANTA THRASHERS, GEB. 01. FEBRUAR 1968, CAN Stanley Cup: 2 (Pittsburgh, Carolina) 1410 NHL-Spiele 1381 Scorerpunkte (522 Tore, 859 Assists) Vertrag: Free Agent Der erfolgreichste aktive NHL-Spieler hinter Joe Sakic und Jaromir Jagr ist seit vergangenem Dezember auch der glorreichste Spieler, der jemals von seinem Team (Pittsburgh) auf die Waiver-Liste gesetzt wurde. Es wird gemunkelt, Recchi hänge trotz seiner 40 Jahre noch eine Saison an. Scort der Kanadier wie vergangene Saison noch einmal 48 Scorerpunkte, so überholt er auf der ewigen Scorerliste noch sieben Legenden. BRENDAN SHANAHAN, NEW YORK RANGERS, GEB. 23. JANUAR 1969, CAN Stanley Cup: 3 (Detroit) 1490 NHL-Spiele 1340 Scorerpunkte (650 Tore, 690 Assists) Vertrag: Free Agent Es gibt Stimmen, die behaupten, dass seit 2006, als die Montreal Canadiens den dreifachen Stanley Cup-Sieger von Detroit nach Kanada locken wollten, noch ein Habs-Trikot mit Shanahans Name darauf in den Katakomben des Centre Bell liege. Für Montreal könnte Shanahan eine ideale Überbrüist ckung sein, bis eigens gedraftete Jungtalente NHL-Reife erlangen. Shanahan und im neben Sakic und Jagr der einzige aktive Spieler, der im «Triple Gold Club» 1000-Punkte-Club ist. JUNI ’08

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Julien Sprunger vor der Abendsonne in Québec, Kanada – oder hat der Layouter NHL-Exclusiv: nachgeholfen? Am Weltmeisterschaftsturnier im Mutterland des Eishockeys lernten die Schweizer Eishockeycracks die Schattenseiten eines Lebens im Norden des amerikanischen Kontinents kennen. Lange harte Winter bringen Unmengen von Schnee, Focus: Morgen röte in Sicht? der im Frühling nur zaghaft schmilzt und mit viel Regen durchtränkt wird. Im Ver«next genera tion» Personality: lauf des WM-Turniers in Québec war es vorwiegend regnerisch, bewölkt und kalt. Dass Julien Sprunger – symbolisch für den offensiven und kreativen Vorwärtsdrang der Schweizer Eishockeynationalmannschaft – in der aktuellen SLAPSHOTAusgabe vor einem wunderschönen Sonnenaufgang posiert, ist der Begabung des SLAPSHOT-Layouters Reto Fiechter zu verdanken. Ihm sei verziehen, dass er ein Bild aus Kanada mit einem Panorama aus dem «Land der aufgehenden Sonne» vereinte. Medienpar tner

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HOCKEY-HISTORY 1968-1987: Umkämpfte «Eishockeyweltordnung» Was wurde aus... Manuele Celio

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OVERTIME Bürde und Ehre für Sbisa?

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Arbeitslose

Titanen

Roman Wick

– Rechnen Sie

mit 50 Scorer

punkte

n NLA InTeam: Luca Cereda, Trevor Meier, Rafael Diaz, Sean Simpson Benjamin Winkler, , Lukas Gerber, Raeto Raffaine r und viele mehr...

Foto: Pius Koller

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NATI-NEULINGE GEHÖRT INS TEAM?

Die 1000 Punkte Scorer der NHL am Scheideweg

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rückkam, wurde den Online-Lesern oben stehende Frage gestellt. Den Auftritt der Schweizer Nati in Québec hat also wirklich niemand so erwartet. QUELLE : SLAPSHOT.CH

Das Hockey-Mag

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AKIC DER LETZTE RIEGSHELD Mit Joe Sakic steht der letzte wahre Kriegsheld der alten NHL am Scheideweg seiner Karriere. Unter den zehn Rou-

kte 9724 Scorerpun zu verkaufen

Als www.slapshot.ch von einer Rekognoszierungsreise aus Québec mit der exklusiven Meldung von den kleinen Eisfeldern an der IIHF-Weltmeisterschaft in Kanada zu-

eiz

Joe Sakic, Mats Sundin, Jaromir Jagr und viele mehr verdienten in ihren Karrieren NHL-Spitzensaläre. Weil die NHL-Clubs unter dem Druck des Salary Cap vermehrt ihre Jungtalente mit hoch dotierten und langfristigen Verträgen vor Konkurrenzangeboten schützen, werden die ruhmreichen und erfahrenen «Top-Shots» vermehrt auf den freien Markt gespült. Die Millionen, die sie noch vor wenigen Jahren verdienten, fliessen heute auf die Konti flauschbärtiger Playoffspieler im Alter von 22 Jahren. Für die Titanen vergangener Tage ist an der Spitze der Gehaltsliste kein Platz mehr frei. Und deshalb «spült» der «Free Agent»-Sommer in diesem Jahr unter Anderen sieben Titanen mit der Erfahrung von 9724 Scorerpunkten auf den Spielermarkt. Nicht jeder der ehrbaren Stars wird die «Free Agency» im Sommer ein weiteres mal zu seinen Gunsten ausnutzen können. Nachdem im vergangenen Jahr 10 MillionenTransfers wie der des Lockout-Berners Daniel Brière von Buffalo nach Philadelphia oder Chris Drurys «Trade» nach New York für Schlagzeilen gesorgt hatten, werden in diesem Jahr aufgrund eines trockenen Spielermarktes Rücktrittsschlagzeilen von lebenden Legenden die Zeitungsspalten dominieren.

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JAROMIR JAGR, NEW YORK RANGERS, GEB. 15. FEBRUAR 1972, CZE Stanley Cup: 2 (Pittsburgh) 1273 NHL-Spiele 1599 Scorerpunkte (646 Tore, 953 Assists) Vertrag: Free Agent Sein Siebenjahresvertrag über 78 Millionen US-Dollar, den Jagr einst nach seinem Transfer von Pittsburgh nach Washington unterzeichnet hatte, lief nun in New York aus. Der Tscheche würde gerne noch zwei Jahre in der NHL spielen und danach in das Bauunternehmen seines Vaters einstei(Kladno) gen. Doch die Offerten aus Russland (Omsk) und der tschechischen Heimat gehört sind heute schon lukrativer bzw. verlockender als Angebote aus der NHL. Jagr wie Sakic und Shanahan dem «Triple Gold Club» an.

Text: Jürg Federer Fotos: Reuters / NHL

WELTMEISTERSCHAFT AUF KLEINEN EISFELDERN?

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Arbeitslose Titanen

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Free Agents

NHL-Exklusiv

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SLAP-Shots hot hotSHOT des Monats

FOTO : BOB SEYMOUR

Der Stanley Cup-Final zwischen den Detroit Red Wings und den Pittsburgh Penguins bedeutet seit langem wieder einmal ein Aufeinandertreffen zweier NHL-Städte, in denen im Winter auch tatsächlich Schnee auf den Strassen liegt. Sowohl in Pittsburgh als auch in Detroit ist der Winter aber mittlerweile den warmen Frühlingstagen gewichen und das «Hooters» in Detroit öffnete auch bereits seine Terrasse wieder. Bedient werden die Stanley Cup-Finalgäste von Brenda und Jenny, zwei «Hooters»-Girls, die aufgrund der Eishockey-Euphorie in Detroit auch einmal auf ihre leichte «Hooters»-Bekleidung verzichten und das Trikot der Red Wings ihre Arbeitskleidung nennen dürfen.

Spannender «Skoda-Talk»

Weltmeister im «Müesli» essen Es ist über zwölf Jahre her, als der damalige Martigny-Stürmer Thibaut Monnet mit der Romandie-Auswahl zum Pee-Wee Turnier nach Québec reisen durfte. Jetzt, im Rahmen der IIHF-Weltmeisterschaften, kehrte der frisch gebackene Schweizer Meister zurück zu seiner Gastfamilie in Charlesbourg in der kanadischen Provinz. Noch immer hing Monnets Fanwimpel des HC Martigny in seinem «Kinderzimmer» und auch die Briefe, die der heute 26-Jährige an Hélène und Michel Coutu sandte, hat seine Gastfamilie aufbewahrt. Einen Weltmeistertitel habe Monnet schon im zarten Alter von 14 Jahren erreicht, so Michel Coutu:

Gegen Ende Mai ging der insgesamt vierte «Skoda-Talk» im Skoda-Showroom der Garage Zürichtor AG vor rund 80 geladenen Gästen über die Bühne. Den delikaten Fragen des Profi-Moderators Jann Billeter stellten sich diesmal Ralph Krueger, Headcoach Swiss Ice Hockey, Ueli Schwarz, Head of Logistic OK 2009 IIHF World Championship, sowie Andreas Furrer, Verteidiger HC Davos. Der eloquente TV-Profi moderierte den Skoda-Talk gewohnt souverän und entlockte den Podiumsteilnehmern das eine oder andere überraschende Statement. Dass die vergangene Weltmeisterschaft im Mutterland des Eishockeys Thema Nr. 1 war, versteht sich von selbst. Dabei wurden nochmals die diversen Leistungen der Schweizer diskutiert und analysiert. Natürlich wurde auch das erste Drittel im

Den des «Müesliessers». Monnet konterte: «Und ich erinnere mich daran, dass es immer ganz einfach war, ein Tor zu erzielen, wenn Du einmal zwischen den Pfosten gestanden hast.»

¼-Finalspiel gegen Russland angesprochen, als es nach Torschüssen für die Schweiz 4:2 stand, aber sie resultatmässig bereits 0:3 hinten lag. Für einige Lacher sorgte nochmals «das Eigentor» von Philippe Furrer, nicht zu verwechseln mit dem Talkgast Andreas Furrer vom HC Davos. Über den Vorbereitungsstand der heimischen WM im Jahr 2009 gab Ueli Schwarz ausführlich und kompetent Auskunft. So erläuterte er auf Anfrage eines Gastes die Ticket-Situation sowie die Ziele und Zwischenstände des WM-OK. Durch diese positiven Infos spürte man auch die Vorfreude der Gäste auf die kommende HeimWeltmeisterschaft. Beim anschliessenden Buffet in der Garage Zürichtor AG erhielten die Besucher die Gelegenheit, Fragen an die Hockey-Experten zu stellen.

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SLAP-Shots «World Stars» in ungewohnter Montur

Mathieu Tschantré, herzlich willkommen auf der Strafbank. Sie haben, kaum sind Sie mit dem EHC Biel in die National League A aufgestiegen, die SLAPSHOT Golf Trophy gewonnen und sind nun Golf-Eishockey-Meister. Ein gutes Omen für Ihre erste NL A-Saison? [lacht] Das kann man so sagen. Der Sieg an der SLAPSHOT Golf Trophy hat uns wirklich alle überrascht. Damit hat Niemand in unserem «Flight» gerechnet. Die Stableford-Turnierform, die Ihr Handycap bereinigt, kam Ihnen entgegen. Ja klar, als wir das gesehen hatten, haben wir unsere Chance erkannt und wir spornten uns mit internen Wetten zu Höchstleistungen an. Ob das im nächsten Eishockeyjahr auch so einfach gehen wird? Sie steigen in die erste NL A-Saison Ihrer Karriere. Ja, dafür bedarf es viel mentaler Vorbereitung. Wir werden von einem Team, das die letzten Jahre praktisch alles gewonnen hat, zu einer Mannschaft, die mit Niederlagen umzugehen lernen muss. Sie sind nicht für Ihre Körpergrösse bekannt. Was tun Sie, um in der National League A nicht von gegnerischen Verteidigern in die Bande «gefräst» zu werden? Ich war auch in der NLB bei den kleineren Spielern, ich brauche mich deshalb nicht auf NL AChecks vorzubereiten. Ich würde sagen: «Man gewöhnt sich an alles». Die zwei Minuten-Strafe ist um. Vielen Dank. KONZEPT : SLAP WEEKLY

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Erkennen Sie die lebende Legende, die hier übers Eis am WM-Turnier in Québec gleitet? Es ist Patrick Roy, NHL-Torhüterlegende und heute Besitzer, Manager und Headcoach der Québec Remparts aus der QMJHL, die im Collisée Pepsi in Québec ihre Spiele austragen. Für ein «World Stars Game» wechselte der Abwehrspezialist die Fronten und ging an der Seite von Mats Näslund, Glenn Anderson, Igor Larionov und Philippe Bozon für einmal selbst auf Torejagd. Das «World Stars Game» war eine Partie von lebenden Legenden aus der NHL und aus den europäischen Ligen gegen eine Auswahl von russischen Eishockeystars.

Kick-off Sepp Renggli und sein um 48 Jahre jüngerer Sohn Thomas von der NZZ verfassten unter dem Titel «Kick-off», als Einstimmung auf die Euro 08, 47 Fussballgeschichten zur Fussballgeschichte. Die über zwei Dutzend Illustrationen ergänzen die vorwiegend heiteren Texte zu einem echten Lesevergnügen. Dieses pointenreiche Fussball-Buch ist einzigartig! Sepp und Thomas Renggli, die ihre Feder auch gerne mal im Schweizer Eishockey einsetzen, schrieben ein geistreiches Buch mit amüsanten Glossen und Anekdoten rund um den Fussball. Erstaunlich: Vater Sepp Renggli und Sohn Thomas Renggli führen die gleich spitze Feder, pflegen den gleichen goldenen Humor und sind gleich treffsicher, wenn sie ihre pfiffigen Pointen setzen. Das Vorwort verfasste FIFA-Präsident Joseph S. Blatter. Er schrieb unter anderem: «Beide sind Sprachkünstler, beide beherrschen den stilistischen Doppelpass und die grammatikalische Direktabnahme und beide sind sie mit jenem Sinn für Humor gesegnet, mit dem sie ihren Geschichten erst die rechte Würze verleihen.» So dürfen sich Leserinnen und Leser auf 47 Geschichten freuen, wie der Fussball und das Leben sie dank den Rengglis unterhaltsam und heiter geschrieben haben.

iPod Top 10 von

Marc Chouinard, HC Fribourg-Gottéron

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Pink Floyd – The Wall Led Zeppelin – Wanton Song Timbaland – Appologize Nickelback – Rockstar Disturb – Downfall Godsmack – I stand alo ne The Creed – My own pri son AC /DC – Hells Bells Pink Floyd – Wish you we re here Timbaland – The Way I are


«Kannst Du einmal meinen Schliff überprüfen?» Grosse Ehre für den HC Genf-Servette Materialwart Aurélien «Jimmy» Omer oder gar für NHL-Torhüter Cristobal Huet? Als Omer das Training der französischen Nationalmannschaft in Québec besuchte, traf er seinen alten Kumpel Huet, Torhüter der Washington Capitals und des Team Tricolore, wieder. Der NHL-gestählte Schweizer Meister (mit Lugano) erinnerte sich der Qualitäten von Omer und liess den kultigen Materialwart gleich seinen Torhüterschliff überprüfen. Aurélien «Jimmy» Omer ist spätestens seit dem Film «Les Règles du Jeu» (mit Chris McSorley) der bekannteste Materialwart im Schweizer Eishockey. Die gute Seele der Genfer Garderobe ist nicht aus «Les Vernets» wegzudenken. Und wie das nebenstehende Bild beweist, reicht Omers Fachwissen weit über die Grundmauern der Genfer Eishalle hinaus.

Eine Ehre nach der anderen In der Schweiz hat Philippe Bozon den HC La Chaux-de-Fonds, den HC Lausanne, den HC Lugano und den HC Genf-Servette verstärkt. International war der heutige Chef der Junioren von Servette der erste Franzose, der in der NHL Fuss gefasst hat. Im Rahmen der IIHF-Weltmeisterschaft wurde der heute 41-Jährige für seine erfolgreiche Karriere mit der Aufnahme in die IIHF-Hall of Fame geehrt. Im anschlie-

ssenden «World Stars Game» spielte der gelernte Stürmer für einmal als Verteidiger – und das mit Schlittschuhen, die gar nicht an seine Füsse passten. Wohl weniger wegen seiner Leistung im Rahmen des «World Stars Game» aber viel mehr für seine Erfahrung als NHL-Spieler wurde Bozon nun ein Trainerposten in der QMJHL, der höchsten kanadischen Juniorenliga, angeboten. Affaire à suivre.

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Focus AUCH WENN DIE SCHWEIZER NATIONALMANNSCHAFT AN DER WELTMEISTERSCHAFT IN QUÉBEC DAS TURNIER SCHLUSSENDLICH ZUM WIEDERHOLTEN MAL IM VIERTELFINALE BEENDETE, DAS TEAM VON RALPH KRUEGER ZEIGTE EIN NEUES GESICHT. DIE TV-ZUSCHAUER, DIE FÜR DIE SCHWEIZER NATIONALMANNSCHAFT NACH MITTERNACHT DEN WECKER STELLTEN, WURDEN IN DIESEM JAHR VIEL BESSER ENTSCHÄDIGT ALS DIE FANS, DIE NOCH VOR JAHRESFRIST DEN ARBEITSPLATZ FRÜHER VERLIESSEN, UM EIN SCHWEIZER SPIEL DER WM IN MOSKAU ZU SEHEN. Text: Jürg Federer Fotos: Pius Koller Die Schweiz überraschte in Québec nach Jahren des defensiven Pragmatismus auf einmal mit quickfidelem Offensiveishockey. Einzelne Spiele betrachtet, müssten Stürmer wie Roman Wick, Julien Sprunger, Andres Ambühl und Thibaut Monnet längst in der NHL spielen. Mit David Aebischer, Martin Gerber und Mark Streit haben sich bisher aber nur verlässliche Defensivspieler in der härtesten Liga der Welt durchgesetzt. Ist die Weltmeisterschaft in Québec nun ein Anzeichen von offensiver Morgenröte – oder loderte auf den kleinen Eisfeldern Kanadas nur ein Strohfeuer? Werden in einigen Jahren Schweizer Stürmer die NHL erobern – oder bleiben unsere grössten Talente an den Schweizer Honigtöpfen kleben und scheuen den Weg nach Übersee? Roman Wick und Julien Sprunger vereinen die Erfahrung von mehreren hundert internationalen Einsätzen für die Schweiz. Sie profitieren von der Globalisierung des Junioreneishockeys, das der heutige IIHF-Präsident René Fasel als SEHV-Präsident vor weit über zehn Jahren in der Schweiz initiiert und der heutige ZSC Lions CEO Peter Zahner in die Tat umgesetzt hatte. Mit den U18und U20-Auswahlen haben sie sich seit Jahren für Weltmeisterschaften vorbereitet, sie haben Turniere gegen die besten ihrer Jahrgänge bestritten und haben Erfolge gefeiert wie auch bittere Niederlagen verdaut. Für Roman Wick ist der Abstieg mit der U18-Nationalmannschaft einer seiner bittersten Karrierenmomente, während Patrik Bärtschi die Topscorer-Krone der U20-Weltmeisterschaften als eine seiner grössten Erungenschaften bezeichnet. Auf internationalem Niveau sind unsere heutigen Nationalmannschaftsneulinge schon bei ihrem ersten Einsatz mit dem A-Team keine Greenhorns mehr. Die neue Schweizer Eishockeygeneration lebt in einer globalisierten Eishockeywelt, sie spielt mit kanadischen

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the next generation


Focus ROMAN WICK

Persönlich: 30. 12. 1985, 184 cm, 85 kg Clubs: Kloten Flyers, GCK Lions, Red Deer Rebels, Lethbridge Hurricanes, Kloten Flyers Stats: 152 Sp., 34 T., 31 As., 65 Pkt., 84 PIM. Gr. Erfolge: Meister Elite A mit Kloten, NHL-Draft 2004 von Ottawa an 156. Stelle

Eishockeystöcken «Made in China» und bereist die Kontinente bereits im Teenageralter. Die NHL ist nicht mehr nur eine Abkürzung mit drei Buchstaben und viel mystischer Ausstrahlung, sondern vielmehr ein Teil unserer täglichen Unterhaltung im Internet, am TV und an der Spielkonsole. So rückte die Globalisierung auch die NHL einen Schritt näher an unsere Schweizer Eisfelder und in die Köpfe talentierter Eishockey-Junioren. Und seit der Lockout kreative und talentierte Eishockeyspieler fördert und das brachiale Defensivspiel der Vergangenheit angehört, sind Kreativspieler wie Julien Sprunger oder Roman Wick auch für die NHL von Interesse. Die neue Schweizer Eishockey Generation hat den Offensivdrang, den die NHL von ihr verlangt. Sie ist bereit, nicht nur Tore zu erzielen sondern durch die Tore hindurch zu

«ANDRES AMBÜHL WAR IN QUÉBEC DER EINIZIGE STÜRMER, DER KONSTANT MIT HOHEM TEMPO ZU SPIELEN VERMOCHTE UND NIE MÜDE ZU WERDEN SCHIEN.» schiessen. Sie ist es sich gewohnt, nicht nur aufs Tor zuzufahren, sondern durch das Tor hindurch zu brechen. Hätte Roman Wick im WM-Spiel gegen die Schweden nicht mit all seiner Laufkraft massiven Druck auf den schwedischen Torhüter ausgeübt, Andres Ambühl hätte nicht eines der schönsten Tore des Turniers erzielt.

DIE DAVOSER SCHULE

Talentiert ist die «next generation» des Schweizer Eishockeys unbestritten. Doch der Davoser Andres Ambühl bringt noch eine weitere Fähigkeit mit, die ihn von Sprunger und Wick abhebt:

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Ambühl war in Québec der einzige Stürmer, der konstant mit hohem Tempo zu spielen vermochte und nie müde zu werden schien. Der Bündner absolviert in Davos den intensivsten Trainingsalltag, den die Schweizer National League kennt. Jetzt, im Sommer, verbringt Ambühl täglich bis zu sechs Stunden im Sommertraining unter der Leitung von Marcel Kull. Ambühls Einsatz für seine Physis ist das Minimum, das ein talentierter Eishockeyspieler leisten muss, um den Traum von der NHL Wirklichkeit werden zu lassen. Die Nachwuchsabteilung von Swiss Ice Hockey führt momentan unter der Leitung von Manuele Celio und unter dem Projektnamen «Vancouver 2010» intensive Tests mit der A-Nationalmannschaft aber auch den U20Junioren durch, um die Trainingsmethoden für Schweizer Eishockeytalente zu optimieren. André Rufener, Vice President Hockey Operations der Spieleragentur 4 Sports, wo das Jungtalent Roman Wick unter Vertrag ist, erwartet sich aber noch ein globaleres Umdenken: «In den Schweizer Juniorenabteilungen spricht man viel zu früh von taktischem Korsett und unterläuft damit die angeborene Kreativität unserer Eishockeyjunioren.» Rufener, der viel Junioreneishockey beobachtet, weiss, dass die «next generation» des internationalen Schweizer Eishockeys durchaus Morgenröte am Himmel erkennen lässt. «Hinter Talenten wie Sprunger und Wick klafft aber wieder eine grosse Lücke. Es ist auf Elite-Stufe weit und breit kein neuer Spieler erkennbar, der von der

ANDRES AMBÜHL Persönlich: Clubs: Stats: Gr. Erfolge:

14. 09. 1983, 176 cm, 85 kg HC Davos 399 Sp., 62 T., 94 As., 156 Pkt., 403 PIM. 2 Meistertitel mit Davos


the next generation Schweiz aus die NHL erobern könnte», so Rufener. Gemäss dem Spieleragenten seien die meisten talentierten Nachwuchsspieler bereits durch mannschaftsdienliches Denken und taktische Vorgaben ihrer Kreativität beschnitten worden.

TALENT ALLEIN REICHT NUR FÜR DIE NL A Die «next generation» des Schweizer Eishockeys ist kreativ und talentiert. Sie muss aber auch gut genug sein, um in den ersten zwei Sturmformationen einer NHLOrganisation während 82 Qualifikationsspielen auf höchstem Niveau zu spielen. Abräumer wie Thomas Ziegler, Raffaele Sannitz und Thomas Deruns gibt es in Nordamerika en masse. Deshalb kommen Wick, Sprunger & co. nur für die NHL-Toplinien in Frage. Wollen Wick und Sprunger ihren Traum von der NHL verwirklichen, müssen sie deshalb trotz ihrer Kreativität viel kräftiger und ausdauernder werden. Wick verletzte sich nach einem zugegeben «billigen» Check von Schwedens Niclas Wallin und Julien Sprunger reichte die Kraft auf Weltmeisterschaftsniveau nur für die Vorrunde gegen Weissrussland, Frankreich und Schweden aus. In der Zwischenrunde und im Viertelfinal waren die Batterien vieler Schweizer zusehends leer. Für Nationaltrainer Ralph Krueger war die Aufstockung der Qualifikation in der National League auf 50 Spiele bereits «sehr hilfreich», um auf internationalem Niveau besser zu bestehen. Schweizer Eishockeyspieler müssen für internationale Aufgaben nicht nur talentiert, sondern auch ausdauernd sein. Talent alleine reicht nur aus, um eine National League Karriere zu absolvieren. Die NHL aber bleibt den talentierten Kraftpaketen vorenthalten.

ROMAN WICK UND JULIEN SPRUNGER GEHÖREN EINER NEUEN GENERATION VON SCHWEIZER SPIELERN AN, DIE ALLES TALENT MIT SICH BRINGT, UM DEN NHLTRAUM ZU VERWIRKLICHEN.

Nicht zuletzt wegen Mark Streit neigt man heute dazu, Schweizer Talente von den kanadischen Juniorenligen zurück in die Heimat zu holen. Den Mühlen der nordamerikanischen Minor Leagues wird wenig Ausbildungswert beigemessen. Die AHL ist im Durchschnitt schlechter als die National League A. Sie kann als Vorhof zur NHL angesehen werden, ein gewisser Anpassungswert an die kleinen Eisfelder wird ihr beigemessen. Ein Faktor, der für Spieler wie Roman Wick aber deshalb nicht gilt, weil der 22-Jährige bereits in seinen WHL-Jahren in Red Deer und Lethbridge das Spiel auf nordamerikanischen «Rinks» kennenlernen durfte. Dass sich Wick auf kleinen Eisfeldern wohl fühlt, war während seinen drei Einsätzen in Québec offensichtlich.

MORGENROT JA – ABER NOCH KEIN SONNENAUFGANG Roman Wick und Julien Sprunger gehören einer neuen Generation von Schweizer Spielern an, die alles Talent mit sich bringt, den NHL-Traum zu verwirklichen. Was dieser Generation nach wie vor fehlt, ist die NHL-Mentalität, das NHL-Tempo und die NHL-Physis. Davon werden Sprunger und Wick noch mehr brauchen als Mark Streit, denn als Stürmer sind sie dazu verdammt, zu den sechs besten Angreifern des Teams zu gehören. Eine kreative und offensive Morgenröte stellen die zwei Talente der «next generation» im Schweizer Eishockey durchaus dar. Auf den Sonnenaufgang hingegen warten wir noch. ●

MARK STREIT ZEIGT DEN WEG Mark Streit, der erste Schweizer Feldspieler, der sich in der NHL durchzusetzen vermochte, knackte den NHLTresor in Montreal erst, nachdem er die Erfahrung von 150 Nationalmannschaftseinsätzen und einem Schweizer Meistertitel mitbrachte. Als Stürmer spielt er in der vierten Linie und als Verteidiger hält er sich knapp unter den Stammspielern. Was Streits einzigartigen Wert ausmacht, ist seine Kreativität im Powerplay, seine Polyvalenz und seine Demut. Streit profi tierte noch nicht vom Projekt «Vancouver 2010». Auch um die Früchte von René Fasels Globalisierung des Schweizer Junioreneishockeys zu ernten, ist der Berner etwas zu alt. Mark Streit entspringt der althergebrachten, konservativen Schweizer Defensivschule, in der Kreativität in der Prioritätenliste weit hinter Systemtreue angesiedelt war.

JULIEN SPRUNGER Persönlich: 04. 01. 1986, 194 cm, 87 kg Clubs: HC Fribourg-Gottéron, HC La Chaux-deFonds, HC Fribourg-Gottéron Stats: 242 Sp., 78 T., 59 As., 137 Pkt., 232 PIM. Gr. Erfolge: NHL-Draft 2004 von Minnesota an 117. Stelle

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the next generation DIE WELTMEISTERSCHAFT IN QUÉBEC UND HALIFAX HAT MIT EINEM ALTEN DOGMA AUFGERÄUMT: JAHRELANG WAREN WIR DER MEINUNG, EISHOCKEY SEI AUF DEN GROSSEN, OLYMPISCHEN EISFELDERN SPIELERISCH KREATIVER. KANADISCH AUSGEBILDETE AKTEURE WÜRDEN DEM ENTGEGEN AUF IHREN KLEINEN «RINKS» NUR DEN PUCK TIEF INS GEGNERISCHE DRITTEL SPIELEN, UM IHN DANACH MITTELS EINES KRACHENDEN CHECKS WIEDER «AUSZUGRABEN». DOCH MIT DIESER «DUMP AND CHASE»-TAKTIK HAT DER LOCKOUT AUFGERÄUMT.

Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller Illustrationen: Reto Fiechter

Das hohe Tempo in der NHL ist ein Grund, weshalb sich mit Mark Streit bisher nur ein sehr erfahrener Schweizer Feldspieler in der NHL durchzusetzen vermochte.

Eishockey ist, seit Kreativität vor brachiale Gewalt gestellt wird, auf kleinen Eisfeldern attraktiver, da es von den Spielfeldecken, wo grosse Teile einer National League A-Partie stattfinden, in die Spielfeldmitte verlagert wird. Die Stürmer im «Slot» haben aufgrund der grösseren Offensivzone auf kanadischen Eisfeldern mehr Raum für Abschlüsse, praktisch jeder Stürmer kann auf dem kleinen Eisfeld aus jeder Position direkt aufs Tor schiessen. (siehe die Illustration unten). Das Beispiel der Schweizer Nationalmannschaft in Québec zeigt deutlich auf, dass ein defensives SchlaftablettenEishockey sofort massiv an Attraktivität gewinnt, wenn den Defensivstrategen die neutrale Zone, in Europa geeignet

für den langweiligen «Neutral Zone Trap», praktisch wegggenommen wird. «Auf den kleinen Eisfeldern ist es praktisch unmöglich, einfach die blaue Linie zu halten», weiss auch Ueli Schwarz, Head of Logistic, OK 2009 IIHF World Championship. Der ehemalige NL A-Coach und General Manager beobachtete die Finalspiele der Weltmeisterschaft in Kanada und befand sie «als etwas vom Grössten, das er jemals gesehen habe.»

MANGELNDES TEMPO Um irgendwann in ferner Zukunft vielleicht auch einmal eine Schweizer Nationalmannschaft in einem WM-Final auf höchstem Niveau bestaunen zu können, bedarf es unweigerlich einer Annäherung an die NHL, bis auf weiteres die bedeutendste Eishockeyliga der Welt. Die Adaption von «Null Toleranz» in einer Nacht- und Nebelaktion ist ein Tropfen auf den heissen Stein, wir müssen uns überlegen, künftig noch mehr NHL-Standards zu übernehmen. Talent können unsere Schweizer Eishockeyjunioren nämlich so viel mitbringen, wie sie wollen. Ein Defizit wird sie aber weiterhin von der NHL fernhalten: Das Spieltempo. Mit Spieltempo ist nicht primär das Tempo auf den Schlittschuhen – der Footspeed – gemeint, sondern das Tempo, eine Entscheidung zu treffen. Kanadische Junioren wachsen auf dem kleinen Eisfeld auf. Für sie gehört es zur Kinderstube, wenig Raum und Zeit für Entscheidungen auf dem Eis zu haben. Wir Schweizer sind es hingegen gewohnt, uns auf Eisfeldern zu verstecken. Philippe Furrers spektakuläres Eigentor im WM-Viertelfinal gegen die Russen ist der beste Beweis dafür, dass auch talentierte Schweizer Jungspieler mit dem NHL-Tempo masslos überfordert sind. DAS INFRASTRUKTURELLE DEFIZIT Das horrend hohe Tempo in der NHL können wir uns nur mit viel Erfahrung aneignen. Das ist mit ein Grund, weshalb bisher mit Mark Streit nur ein sehr erfahrener Schweizer Feldspieler die NHL zu erobern vermochte. Wollen wir künftig jüngere Spieler in der illustresten Liga der Welt spielen sehen, müssen wir ihnen die Möglichkeit geben, sich unter gleichen Bedingungen mit kanadischen Junioren zu messen. Und hierfür bedürfte es – wenn nicht gerade kleinerer Eisfelder – zumindest der grösseren Offensivzone, wie sie die NHL kennt. Die blaue Linie zu verschieben bedarf einem mutigen Entscheid der National League und etwas blauer Farbe – nicht viel also. Sogar eine infrastrukturelle Umstellung auf kleinere Eisfelder ist nicht ausgeschlossen: Zum einen ist die Verkleinerung einer Eisfläche logistisch einfacher als die Vergrösserung und zum anderen sind wir momentan sowieso im ganzen Land dabei, unsere Eisstadien zu renovieren. Unsere «next generation» hat das ganze Rüstzeug, um die NHL zu erobern. Nun ist es an der National League, zumindest anzudenken, der «next generation» auch die infrastrukturellen Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, um diesen Traum auch Wirklichkeit werden zu lassen. ●

Auf der kleinen kanadischen Eisfläche (rechts) ist der «Slot», der Raum für Torschüsse, grösser. Dem entgegen ist das «tote Eis», Zonen aus denen man keine Tore erzielen kann, auf unseren Eisflächen grösser.

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Personality

Rechnen Sie mit 50 Scorerpunkten! IM JUNIOREN-EISHOCKEY IST ROMAN WICK EINE PERSÖNLICHKEIT. SEINE HOCHS UND TIEFS DURCHLEBTE ER MIT DEN ELITEJUNIOREN DER KLOTEN FLYERS, MIT DENEN ER ALS TOPSCORER DES TEAMS SCHWEIZER MEISTER WURDE, UND MIT DER U18NATIONALMANNSCHAFT, MIT DER ER AUCH SCHON EINEN ABSTIEG VERKRAFTEN MUSSTE. SEIT ZWEI JAHREN STREIFT WICK SEINE

Text: Jürg Federer Fotos: Pius Koller In Nordamerika ging Roman Wick auf Tuchfühlung mit der grossen, weiten Eishockeywelt, als er für die Red Deer Rebels und die Lethbridge Hurricanes in der WHL, der höchsten kanadischen Juniorenliga, spielte. Aus Roman Wicks frühen Erfolgen resultierte ein NHL-Draft der Ottawa Senators an 156. Stelle. «Als ich von meinem Draft erfuhr, war ich verblüfft», erinnert sich Wick. «Mir war damals gar nicht bewusst, dass der NHL-Draft bereits an besagtem Wochenende stattfinden würde.»

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JUGENDLICHKEIT IM TEAM DER KLOTEN FLYERS AB. ALS SLAPSHOT DEN PFEILSCHNELLEN «SNIPER» VOR JAHRESFRIST IN KLOTEN ANTRAF, WAR ER DABEI, SICH EINEN STAMMPLATZ IM KADER DER KLOTEN FLYERS ZU ERARBEITEN. DAS IST SCHNEE VON GESTERN. MORGEN SCHON WIRD WICK EIN NATIONAL LEAGUE A-STAR SEIN.

Nachdem sich die Ottawa Senators, in der NHL auch Arbeitgeber des Schweizer Torhüters Martin Gerber, für das Jungtalent Roman Wick entschieden hatten, rief ihn das Franchise aus der kanadischen Hauptstadt auf dem Handy an. «Ich war damals gerade am Stadtfest in Kloten und hatte nach dem Anruf Ottawas allen Grund der Welt, meinen Freunden einen auszugeben», beschreibt Wick einen der schönsten Momente seiner noch jungen Karriere. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz erzielte Wick bereits in seiner zweiten Saison als Profi 27 Scorerpunkte in 50 Qualifikationsspielen für die Kloten Flyers. Rechnen Sie damit, dass Wick in der kommenden Spielzeit gegen

50 Scorerpunkte erzielen und in der ersten Sturmformation der Flieger spielen wird. Für das Eishockeyjahr 2008/09 hat sich das Talent vorgenommen, zum Stammspieler auf internationaler Bühne zu werden – und unbestritten zur Schweizer Nationalmannschaft gehören, gerade wenn das IIHF-Weltmeisterschaftsturnier im nächsten Jahr in Bern und Kloten gastieren wird. Dass Wick, der sich in der Schweiz eigentlich nur ein Engagement bei seinem Stammclub Kloten vorstellen kann, dabei in Bern – und somit in einem Auswärtsstadion für einen Klotener – antreten wird, hat mit dem Erfolg der Schweizer (Schweiz neu Weltranglisten 7) an der IIHFWeltmeisterschaft in Québec zu tun.


Roman Wick DER SCHÖNSTE MOMENT MEINER KARRIERE:

«Der Meistertitel mit den Elite-Junioren der Kloten Flyers war genial, auch die WM-Teilnahme in diesem Jahr und natürlich mein NHL-Draft.»

MEINE LIEBLINGSBESCHÄFTIGUNGEN: «Ich liebe den See. Bin ich einmal nicht in Zürich am Wasser anzutreffen, so spiele ich gerne Fussball oder natürlich Poker. Wir haben mittlerweile in der Mannschaft der Kloten Flyers eine illustre Pokerrunde beisammen.»

DER SCHLIMMSTE MOMENT MEINER KARRIERE:

«Der Abstieg mit der U18-Nationalmannschaft war bitter und auch mein Transfer in der WHL von Red Deer nach Lethbridge. Damals meinte ich, das Team wolle mich nicht mehr. Heute habe ich realisiert, dass das zum nordamerikanischen EishockeyAlltag gehört und Red Deer wollte mir mit dem <Trade> einfach ermöglichen, Playoff-Hockey zu spielen.»

DARAUF FREUE ICH MICH: «Ich konnte mir Halbfinaltickets für die Fussball-Europameisterschaft in Basel ergattern.» Wick ist Fan des FC Bayern München (Anm. d. Red.)

DA SEHE ICH MICH IN ZEHN JAHREN: «Als Leader einer guten Eishockeyorganisation in der Schweiz, Schweden oder der NHL.»

DAS MACHT MICH HÄSSIG: «Lügen kann ich nicht ausstehen, Niederlagen frustrieren mich und böse Fouls machen mich wütend.»

DAS MACHT MICH GLÜCKLICH: «Siege machen mich glücklich [lacht] und Ferien auch. Am liebsten plane ich die Ferien spontan. Den asistischen Kontinent bereise ich sehr gerne.» Zum Zeitpunkt dieses SLAPSHOT-Interviews war Roman Wick gerade in der Ferienplanung. Wahrscheinlich zog es ihn nach Indien. (Anm. d. Red.)

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Personality

Gerne hätte Wick mehr zu diesem Erfolg beigetragen. Doch Drei WM-Vorrundenspiele waren für die NHL-Scouts wohl Sein «Understatement» ist nichts weiter als die professiobereits im dritten WM-Spiel (4:2-Sieg gegen Schweden) etwas wenig, um ein abschliessendes Urteil über Roman nelle Einstellung, die Wick in seinen noch jungen Jahren erlitt er nach einem «billigen» Check von NHL-Verteidiger Wick zu fällen. Aber in den Notizblöcken der Scouts ist der bereits erlangt hat. Niclas Wallin eine Hirnerschütterung – die fünfte seiner Klotener präsent. Nach seinem Durchbruch wird Wick in der kommenden noch jungen Karriere. Das Weltmeisterschaftsturnier war Die NHL ist für Roman Wick noch ein Traum – eine Vision. Saison den Status des NL A-Stars erlangen. Und das wird für Wick somit zu Ende. «Hirnerschütterungen sind normaDie formulierten Ziele sind kurzfristiger erreichbar. «Ich den 22-Jährigen an einen Scheideweg bringen, den bisher le Sportverletzungen», relativiert er, darauf an– mit der Ausnahme von Mark Streit – alle gesprochen, dass schon NHL-Grössen wie Eric Schweizer Topspieler gleich interpretierten: Will Lindros nach «nur» sieben Hirnerschütterungen ich in der Schweiz viel Geld verdienen oder in CH HABE GELERNT DASS NACH OCHMUT DER ALL ihre Karrieren beenden mussten. «Gefährlich der NHL Ruhm erlangen? «Es ist wahr», weiss wäre es geworden, wenn ich trotz RekonvalesKOMMT TOLZ WERDE ICH DESHALB ERST SEIN WENN ICH Wick schon heute, «in der Schweiz kann man im zenz bereits verfrüht wieder gespielt hätte», präEishockey relativ einfach Geld verdienen.» Der FÜNF GUTE AISONS FÜR LOTEN GESPIELT HABE zisiert er. Gereizt hätte es Wick, noch einmal ins Entscheid, eine NHL-Chance trotz vielleicht kleiWM-Geschehen einzugreifen. «Ich gebe es ehrROMAN WICK, STÜRMER KLOTEN FLYERS nerem Einkommen wahrzunehmen, macht ihm lich zu, es ist frustrierend, an der ersten Weltaber kaum Kopfzerbrechen. Wick gehört zu eimeisterschaft in Kanada nur in der Vorrunde ner Generation, die alles dafür tut, in der härdabei gewesen zu sein», hadert er bis heute mit seinem habe gelernt, dass nach Hochmut der Fall kommt», erintesten Liga der Welt Fuss zu fassen – Lohneinbussen gehöSchicksal. nert sich Wick an eine sensationelle Saison in der WHL, ren da selbstverständlich auch dazu. Von Niclas Wallin spricht Wick nicht in den besten Tönen, der sogleich eine enttäuschende Relativierung folgte: Momentan können die Ottawa Senators Wick gar keinen der Hüne hat ihm eine grosse Chance verbaut, in Québec Nach einem Jahr mit weit über einem Scorerpunkt pro Vertrag anbieten, das Transferabkommen zwischen der einer versammelten Schar von NHL-Scouts zu zeigen, wie Spiel folgte eine Saison mit weit weniger als einem ScorerNHL und dem IIHF ist temporär nicht gültig. Deshalb ist die sehr er in den letzten zwei Jahren gereift ist. Wallin entpunkt pro Partie. «Seither weiss ich, dass ich mir auf eine Chance gross, dass Wick diesen Sommer bereits «NHLschuldigte sich nach seinem Foul, für das er vom IIHF für gute Saison nicht zuviel einbilden muss», erklärt Wick, Free Agent» wird, bevor er jemals eine NHL-Garderobe zwei Spiele gesperrt wurde, bei Verteidiger Beat Forster. weshalb er trotzdem, dass er nach wie vor SMS des betreten durfte. Machen NHL-Organisationen nicht innert Wick war zu diesem Zeitpunkt im Spital. Auch den Zorn von Chefscouts aus Ottawa erhält, noch immer nur von der vier Jahren von ihren Draftrechten Gebrauch, erlöscht das Schweden-Assistenztrainer Anders Eldebrink zog Wallin NHL träume und andere Ziele definiere. «Stolz sein kann Recht am Spieler. mit seiner unfairen Attacke auf sich. Wick bestätigt: «Eldeich, wenn ich fünf Saisons auf hohem Niveau gespielt «Free Agent» zu sein kann sich zum Glücksfall für Roman brink hat mir versichert, dass er Wallin ins Gebet nahm, habe und davon bin ich noch weit entfernt.» Dann sei Wick entwickeln. Ihm widerfuhr zwar die Ehre, von einer nachdem er mir den Ellbogen ins Gesicht gerammt hatte.» auch ein Engagement in der NHL gerechtfertigt, so Wick. kanadischen Eishockeyorganisation gedraftet zu werden,

«I

ROMAN WICK PERSÖNLICH Geburtstag: 30. Dezember 1985 Grösse: 184 cm Gewicht: 85 kg Position: Stürmer Vertrag bis: 2009, Kloten Flyers NHL Draft: 2004, Nr. 156 Ottawa Senators Grösste Erfolge: Schweizer Meister mit den Elite Junioren der Kloten Flyers und Topscorer des Teams

16

JUNI ’08

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PALMARES Qualiofikation/Playoff Spiele Tore 02/03 NLA Kloten Flyers 9 1 03/04 NLA Kloten Flyers 20 1 03/04 NLB GCK Lions 6 4 04/05 WHL Red Deer Rebels 66 32 05/06 WHL Red Deer Rebels 23 7 05/06 WHL Lethbridge Hurricans 38 14 06/07 NLA Kloten Flyers 44 11 07/08 NLA Kloten Flyers 50 12 Total 256 82 Gesamt 292 92

F

As. 0 1 0 38 10 17 11 15 92 101

Pte. 1 2 4 70 17 31 22 27 174 183

PIM / Spiele Tore 2 1 0 6 7 3 6 0 0 25 7 1 8 0 0 20 6 4 20 11 1 46 4 1 133 36 10 149

As. 0 1 0 2 0 3 1 2 9

Pte. 0 4 0 3 0 7 2 3 19

PIM 0 0 0 6 0 6 2 2 16


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ÂŤIch kann es mir schlecht vorstellen, fĂźr eine andere National League-Organisation zu spielen als die Kloten Flyers.Âť

NHL-Exclusneniv Arbeitslose

Das Hockey-M

in einer Stadt, in der Eishockey ein Lebensinhalt und Gesprächsthema Nummer eins ist. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Ottawa sowohl in der NHL als auch in der AHL Ăźber einen Ăźberdurchschnittlich guten Kader verfĂźgt und der Weg in die NHL fĂźr Roman Wick in anderen Organisationen merklich einfacher sein dĂźrfte. Eilig hat es Wick auf dem Weg in die NHL keineswegs. Den Sprung nach Nordamerika hat er bereits als Junior gewagt, in Red Deer hat er Kanada und seine kleinen Eisfelder kennengelernt. Jetzt, nach Wicks RĂźckkehr in die Schweiz, sieht er den alternativen Weg ÂŤĂ la Mark StreitÂť als die bessere Methode an, die NHL zu erobern. ÂŤIch glaube, die Schweizer National League ist meiner Entwicklung fĂśrderlicher als die AHLÂť, ist Wick mittlerweile Ăźberzeugt. Noch ist die NHL – und das betont Wick unaufhĂśrlich – aber wirklich noch ein Traum. Sein definiertes Ziel ist es, in der National League seine Scorerpunkte nochmals zu steigern. ÂŤDas ist ein unaufhĂśrliches Ziel eines jeden StĂźrmersÂť, erklärt er. Ein bisschen Egoismus gehĂśre dabei halt bei jedem StĂźrmer auch dazu – eine untypische Aussage fĂźr einen in der Schweiz ausgebildeten Mannschaftsspieler. Bisher wagten Schweizer Talente nicht auszudrĂźcken, dass der letzte wahre Teamsport Eishockey auch ein Einzelsport ist. In der NHL ist dieses Bewusstsein weit verbreitet. FĂźr die NHL ist Wick noch zu schmächtig – seine fĂźnf HirnerschĂźtterungen sprechen diesbezĂźglich eine deutliche Sprache. Wick muss und will an seiner Kräftigkeit und Standfestigkeit arbeiten. Auch Nationaltrainer Ralph Krueger äussert den Wunsch, beim nächsten nationalen Zusammenzug der gut 20 besten Eishockeyspieler der Schweiz einen kräftigeren Wick zu empfangen. Mit 22 Jahren ist Wicks KĂśrper noch nicht fertig ausgebildet. In den vergangenen Jahren erarbeitete er sich NL AMuskeln, fĂźr NHL-Kräfte braucht es noch Zeit und viel Training. In der Trockenheit eines Kraftraumes ist das Training hartes Brot fĂźr Wick, der seine Trainingseinheiten am liebsten auf Eis absolviert. ÂŤKrafttraining auf Schlittschuhen ist durchaus mĂśglichÂť, erklärt der SchĂźler Vladimir Jursinovs. Vom Russen lernte Wick schon die eine oder andere unkonventionelle Trainingsmethode kennen. Bis die Kloten Flyers im August wieder aufs Eis gehen, muss er sich aber wohl oder Ăźbel mit TrockenĂźbungen begnĂźgen. Der Traum von der NHL wird ihn dabei motivieren. â—?

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SLAPSHOT Gol Mit Der erSten SlaPShOt gOlF trOPhY ging Die eiShOcKeY-SaiSOn 2007/08 in Die VerlÄngerung. erStMalS MaSSen Sich aM 20. Mai 14 FlightS uM Den eiShOcKeY-MeiStertitel iM gOlFen. illuStre gÄSte auS DeM uMFelD DeS SchWeiZer eiShOcKeYS SPielten uM einen 5 000 FranKen-checK FÜr Die eigene nachWuchSKaSSe. Mit DeM eiShOcKeY-auFSteiger ehc Biel FanD Der gelungene anlaSS einen WÜrDigen gOlF-eiShOcKeY-MeiSter. Die Idee der SLAPSHOT Golf Trophy ist im Hause der IMS Sport AG, Herausgeberin des SLAPSHOT-Magazins, entstanden. Das Ziel war, die Schweizer Eishockey-Familie für einmal in einem etwas anderen Umfeld, als den Schweizer Eisstadien, und in einer ungezwungeneren Atmosphäre, als dem Meisterschaftsalltag, zusammen zu führen. Der SLAPSHOTEinladung sind 55 Verwaltungsräte, Funktionäre, Spieler und Coaches aus der National League A gefolgt. Unter ihnen illustre Gäste wie der Genf-Servette Headcoach Chris McSorley, der Biel-Verteidiger Martin Steinegger, SCB-CEO Marc Lüthi, Lions-Stürmer Pascal Tiegermann, SCL Tigers Headcoach Christian

Mitch Bongard vom SLAPSHOT übergibt den Check von 5 000 Franken an Mathieu Tschantré, Patrick Stalder und Martin Steinegger vom Siegerteam EHC Biel.

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Juni ’08

Weber, SCB-Legende Renato Tosio, Kloten Flyers Meisterspieler Manuele Celio, WM 2009 OK-Mitglied Ueli Schwarz und Lakers-Marketingchef und Ex-Spieler Roger Sigg. Gespielt wurde in einer Teamwertung Stableford auf dem 18-Loch Platz Limpachtal in Aetingen/SO. Neben dem 5 000 Franken-Hauptpreis für die eigene Juniorenkasse mass sich die Gästeschar auch am Preis für den längsten Abschlag sowie den präzisesten «Drive».


lf Trophy

Nicht Jeder, der an der blauen Linie für wuchtige «Slapshots» bekannt ist, vermochte auch auf dem Golfplatz den Ton anzugeben. Mit dem NL A-Aufsteiger EHC Biel um die Verwaltungsräte Sandro Wyssbrod und Patrick Stalder sowie Verteidiger Martin Steinegger und Stürmer Mathieu Tschantré fand der Anlass einen verdienten Sieger im handycapbereinigten Turnier. Das heisst, dass erfahrene Golfer gegenüber «Greenhorns» keinen Vorteil

hatten. Zu spüren bekam das die Mannschaft des HC Genf-Servette um Headcoach Chris McSorley, Geschäftsführer Louis Christoffel, Tissot SA Area Manager Lorenz Aebischer und Ex-Profigolfer Jérôme Rappard. Die siegeshungrigen Romands wollten nach dem verlorenen Playoff-Final im Eishockey zumindest an der SLAPSHOT Golf Trophy ganz vorne mitmischen. Weil sie mit Jérôme Rappard aber einen der stärksten Golfer der SLAPSHOT Golf Trophy stellten, manövrier-

te die Handycapbereinigung die Servettiens auf den letzten Schlussrang. Nach dem offiziellen Turnier um die SLAPSHOT Golf-Meisterschaft stiessen Schnuppergolfer und weitere Ehrengäste zur gemütlichen Gesellschaft. Bei einem gemeinsamen Apéro und anschliessendem Abendessen liess die Gästeschar den gelungenen Tag gemütlich ausklingen – bis zur nächsten Austragung der SLAPSHOT Golf Trophy im Golfclub Limpachtal im Jahr 2009. l

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Sandro Wyssbrod, VR, Patrick Stalder, VR, Martin Steinegger und Mathieu Tschantré, beide Spieler EHC Biel

Erwin Vonlanthen, Patrick Simon, Marco Meyer, Simon Moser und Adam Pratt vom Turniersponsor Montana Sport AG mit cross

Michael Sokoll, SF, Paddy Kälin, SF, Hans Dietrich, DV Bern Holding AG und Daniel Bolliger, SF

Reto Osterwalder, Sacha Ochsner, Bruno Vollmer und Oliver Hoffmann vom Turniersponsor Teleclub AG

Olaf Wernas, Leiter Marketing Athleticum Sportmarkets, Louis-Guy Vorlet, VR und Pascal Hasler, Marketing, HC Fribourg-Gottéron SA

Renato «Toto» Tosio, ISA, Urs Hämmerle, Fredi Lutz und Walter Villiger alle TOP 8-Club Swiss Ice Hockey

Roger Sigg, Leiter Marketing LAKERS, Ruedi Baur, Inhaber texspo, Reto Klaus, Geschäfts­ führer und Sportchef LAKERS und Max Tschudin

Chris McSorley, Headcoach, Lorenz Aebischer, Area Manager Tissot SA, Louis Christoffel, Direktor, Jérôme Rappard alle HC Genf-Servette

Alexandra Sola, Inhaberin More Productions GmbH, erhält Anweisungen von Allan Kubernat, Golflehrer vom Golf Limpachtal

Mitch Bongard, Verlagsleiter und Organisator SLAPSHOT Golf Trophy

Chris McSorley umrahmt von Claude Blatter (l.) und Urs Keel (r.)

Renato «Toto» Tosio, ISA International Sports Agency AG

Roger Sigg, Leiter Marketing LAKERS

Herzlichen Dank an alle Sponsoren Kommunikationsprodukte

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Marc Lüthi, CEO SC Bern, Beat Bütikofer, Swisscom IT, Walter Born, VR-Präsident SC Bern und Ruedi Schnorf, Partner SC Bern

René Hofmann, Gönner GCK/ZSC, Gérard Berdat, Inhaber texspo, Luc Clavadetscher, VR-Präsident GCK und Pascal Tiegermann, Spieler ZSC/GCK

Oliver Jakob, VR, Urs Weyermann, VR, Roberto Del Siena, GIN TONIC, Marcel Willi, GIN TONIC und Christian Weber, Trainer SCL Tigers.

Rudolf Hunziker, Gast Davidoff, Alex Matt, Sportagon GmbH, Bruno Waller, VR und Leo Schumacher, Trainer, beide EV Zug

Dieter Schöni, AGI AG, Rolf A. Mosimann, VR, Domenico Rinaldi und Manuele Celio, beide Senioren-Spieler Kloten Flyers

Klaus Burkhardt, Gast cleven-becker-stiftung, Luciana Crameri, Ueli Schwarz und Bruno Krebs alle OK WM2009

Das Schnuppergolf-Training am Nachmittag fand bei den Teilnehmern sehr grossen Anklang.

Louis-Guy Vorlet, VR HC Fribourg-Gottéron SA

Martin «Stoney» Steinegger, Spieler EHC Biel

Peter Zahner, CEO ZSC Lions/ZLE Betriebs AG mit Norbert Mauron, VR HC Fribourg-Gottéron SA

Mauro Foschi, VR und Jean-Jacques Aeschlimann, TK HC Ambrì-Piotta

Domenico Rinaldi, Kloten Flyers, Dieter Schöni, Geschäftsführer AGI AG

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Schlussrangliste 1. EHC Biel

Mark Wirz, Geschäftsführer Schweiz. Eishockey Amateurliga

Heinz Mazenauer, Head of Communication & Media, WM09

Alain Kappeler, Head of Marketing Swiss Ice Hockey

Wyssbrod Sandro Stalder Patrick Tschantré Mathieu Steinegger Martin

2. Montana Sport AG

Moser Simon Vonlanthen Erwin Pratt Adam Meyer Marco

3. SF Schweizer Fernsehen

Dietrich Hans Kälin Paddy Bolliger Daniel Sokoll Michael

4. SC Bern Marc Lüthi, CEO SC Bern

Louis Christoffel, Direktor HC Genf-Servette

Christian Weber, Trainer SCL Tigers

Born Walter Lüthi Marc Schnorf Ruedi Bütikofer Beat

5. ZSC Lions

Berdat Gérard Clavadetscher Luc Hofmann René Tiegermann Pascal

6. SCL Tigers

Del Siena Roberto Weyermann Urs Jakob Oliver Weber Christian

7. Teleclub AG

Vollmer Bruno Hofmann Oliver Ochsner Sacha Osterwalder Reto

8. Fribourg-Gottéron

Wernas Olaf Vorlet Louis-Guy Hasler Pascal

9. TOP 8-Club

Tosio Renato Lutz Fredi Hämmerle Urs Villiger Walter

10. EV Zug

Matt Alex Schumacher Leo Waller Bruno Huziker Rudolf

11. Kloten Flyers

Schöni Dieter Rinaldi Domenico Celio Manuele Mosimann Rolf A.

12. WM 2009 Urs Keel, NL-Statistiker

Romualdo Cerioni, Brand Manager Schweiz, Tissot SA

Pascal Tiegermann, Spieler GCK/ZSC Lions

Burkhardt Klaus Schwarz Ueli Krebs Bruno Crameri Luciana

13. Lakers

Baur Ruedi Klaus Reto Sigg Roger Tschudin Max

14. Genf-Servette HC

Reto Klaus, Geschäftsführer und Sportchef LAKERS

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Ueli Schwarz, Head of Logistics WM2009 Schweiz

Willy Vögtlin, Leiter Spielbetrieb

Aebischer Lorenz Mc Sorley Chris Christoffel Louis Rappard Jérôme


InTeam

Der EURO-Tip

KÖNIG FUSSBALL

Mit dem Ende der Eishockey-Weltmeisterschaft rückte das Eishockey in den Hintergrund. Im Sommer 2008 regiert «König Fussball» – auch unter den Schweizer Hockeycracks. Während Lakers-Stürmer Sébastien Reuille als Torhüter sein Sommertraining auflockert, messen sich in der Schweiz und Österreich die besten «Fussballgötter» um die europäische Krone im populärsten Mannschaftssport der Welt. SLAPSHOT beugt sich der Dominanz von «König Fussball» und macht eine Umfrage unter den Schweizer Eishockeycracks. Unsere Kuvenstars muten der Schweizer Nationalelf durchaus eine gute Leistung am Heimturnier zu. Favorisiert sind aber andere Nationen. Lesen Sie selbst...

HC AMBRÌ-PIOTTA Luca Cereda – Karrierenstart

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EHC BIEL Emanuel Peter – Seeland statt Leventina

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SC BERN Trevor Meier – Ahornblut

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HC DAVOS Lukas Gerber – Schuss-Schule

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FRIBOURG-GOTTÉRON Gil Montandon – Habt ihr genug von mir?

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HC GENF-SERVETTE Daniel Vukovic – Wo die Liebe hinfällt…

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KLOTEN FLYERS Beni Winkler – Langzeitinvestition

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RAPPERSWIL-JONA LAKERS Raeto Raffainer – Auf der Suche…

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HC LUGANO Tiziano Muzio – Kein bisschen müde

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SCL TIGERS Alan Tallarini – Neue Epoche

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EV ZUG Rafael Diaz – Der nächste Streit?

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ZSC LIONS Sean Simpson – Schweres Erbe angetreten Scouting Report – Petr Sejna

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Ambrì-Piotta

Karrierenstart LUCA CEREDA, EX-CENTER DES HC AMBRÌ-PIOTTA, SC BERN UND DER SCHWEIZER NATIONALMANNSCHAFT, HAT SICH MIT SEINEM ALLZU FRÜHEN KARRIERENENDE, WEGEN SEINEM VIEL ZITIERTEN HERZPROBLEM, ABGEFUNDEN. ALS ANGEHENDER ASSISTENZ-COACH AN DER SEITE VON NEOHCAP-CHEFTRAINER JOHN HARRINGTON STEIGT ER GERADEWEGS INS TRAINERGESCHÄFT EIN. Text: Robert Szendröi Fotos: Pius Koller Offiziell teilte der Verwaltungsrat des HC AmbrìPiotta das Engagement von Luca Cereda als erster Assistenz-Coach neben Diego Scandella, der Nummer zwei und Elite-Junioren-Cheftrainer, an der Pressekonferenz am 24. April 2008 im Motel Gottardo Sud zu Piotta mit. Eine aussergewöhnliche Chance, denn Cereda musste die Schlittschuhe erst kurz vor dem letztjährigen Saisonbeginn an den berühmten Nagel hängen.

SORGFÄLTIG AUF DIE NEUE FUNKTION VORBEREITET Kaum hatte Cereda den Schlusspunkt hinter seine Spielerkarriere gesetzt, drückte er bereits die Schulbank am J+S-Leiterkurs Eishockey (Grundausbildung) in Bellinzona. Danach führten seine Wege über die nächsten Monate regelmässig nach Magglingen zu weiteren Kursen und in die Valascia zum Training mit «seinen» Mini Top-Nachwuchskräften des HC Ambrì-Piotta. Cereda schildert seine gesammelten Trainerpapiere und weitere Erfahrungen: «Inzwischen habe ich in Zielrichtung SEHVDiplom A sechs von acht Modulen hinter mir.» Nicht nur am Pult hat sich der 26-Jährige auf seine neue Aufgabe als erster Assistent von HCAP-Trainer John Harrington vorbereitet. Cereda bringt an: «Als Verantwortlicher der 14 und 15 Jahre alten Mini TopNachwuchscracks des HC Ambrì-Piotta habe ich tolle Erfahrungen gesammelt. Sportlich haben wir uns im Achterfeld gegen den HC Lugano,

DER EURO TIP... ...MIT NICOLA CELIO EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: DEUTSCHLAND DIE SCHWEIZ ERREICHT: VIERTELFINALE

LUCA CEREDA Persönlich: Clubs: Stats: Gr. Erfolge:

07. 09. 1981, 188 cm, 93 kg Ambrì-Piotta, Bern, Ambrì 263 Sp., 23 T., 59 As., 159 Min. NHL-Draft von Toronto an 24. Stelle

EHC Luzern, EV Zug, EHC Biel, SC Bern Future, SCL Young Tigers und EHC Thun nach Weihnachten für die Masterround der besten vier Teams qualifiziert. Dazu war es fantastisch, welchen Lernwillen die Jungs an den Tag legten.»

NOCH IST DIE AUFGABENVERTEILUNG IM TRAINERSTAB NICHT DEFINIERT

Neben der Rolle als erster AssistenzCoach Harringtons wird Luca Cereda zusätzlich die Verantwortung des gesamten Nachwuchsbereichs der Biancoblù übertragen. Und wie sehen seine Aufgaben beim Fanionteam aus? Dazu Cereda: «Mit Sicherheit muss ich unserem Headcoach die Schweizer Eishockeykultur näher bringen. Bestimmt ist bereits, dass Harrington beim Coaching auf eine Aufgabenaufteilung setzt. Dies war zuvor bei Ex-HCAP-Coach Jan Tlacil nicht der Fall. Er erledigte das Coaching alleine. Wie unsere Aufteilung mit Diego Scandella zusammen aber im Detail aussehen wird, werden wir in Gesprächen nach Harringtons Ankunft gegen Ende Juli festlegen.»

HÖHEPUNKTE EINER BLITZKARRIERE

Gerne erinnert sich Cereda an unvergessliche Karrierenmomente zurück: «Im September 1998 durfte ich erstmals das Dress der Biancoblù ge-

gen den HC Davos überstreifen. Und schon im zweiten Match, genau am 24. September 1998, traf ich im Klotener Schluefweg erstmals für meine Farben ins Schwarze. Schon im Jahr danach wurde ich beim NHL-Draft im Fleet Center zu Boston von den Toronto Maple Leafs als Nummer 24 gezogen. Dies war für mich besonders erstaunlich, weil nur gerade zwei Vertreter der ‹Leafs› beim Interview präsent waren. Ganz anders war es beim Termin mit den Boston Bruins. Dort wurde ich von 15 Personen mit Fragen durchbohrt!» Interessant, dass Cereda nach seiner Rückkehr beim SC Bern zum Gratistarif auf Puckjagd ging. «Weil ich nach den schwierigen Monaten in Nordamerika unbedingt wieder spielen wollte, hatte der SC Bern mein ‹Buy Out› an die Organisation der Toronto Maple Leafs bezahlt, dafür spielte ich zum Gratistarif für die Allmend-Truppe. Nur gerade die Hotel-Spesen wurden vom SCB übernommen. Allerdings machte mir das nichts aus, denn ich wollte einfach nur wieder Eishockey spielen. Der Meistertitel mit den Bernern im 2004 war danach ein weiterer Höhepunkt. Weiter unvergessen bleiben mir die Weltmeisterschafts-Teilnahmen in Helsinki (2003) und Prag (2004). Unglaublich wie viel Enthusiasmus Ralph Krueger bei seinem Wirken ausstrahlt, dies ist seine grosse Qualität. In dieser Hinsicht lässt er sich mit Arno Del Curto vergleichen!» ●

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EHC Biel

Seeland statt Leventina EIGENTLICH HATTE EMANUEL PETER FÜR DIE KOMMENDE SAISON BEREITS BEI AMBRÌPIOTTA UNTERSCHRIEBEN. DOCH NACH DEM AUFSTIEG DES EHC BIEL WILL UND WIRD DER 23-JÄHRIGE DEFENSIVCENTER AUCH WEITERHIN FÜR DIE SEELÄNDER SPIELEN. Text: Reto Kirchhofer Foto: Pius Koller «Peter zurück in der NL A», titelte eine Zeitung am 3. Dezember 2007 – dies, weil der 23-jährige Stürmer Emanuel Peter vom damaligen B-Ligisten Biel zu jenem Zeitpunkt bei Ambrì-Piotta einen Vertrag für die Saison 2008/09 signiert hatte. Und tatsächlich wird der Defensivcenter in der kommenden Spielzeit wieder in der höchsten helvetischen Eishockeyliga spielen, nur nicht bei Ambrì, sondern beim EHC Biel.

DER ENTSCHEID ZUGUNSTEN BIELS Nach dem souveränen Aufstieg des Seeländer Traditionsclubs (in der Ligaqualifikation gewann der EHC Biel die Serie gegen Basel gleich mit 4:0) kam im Arbeitspapier Emanuel Peters jene Klausel zum Zug, wonach sein Vertrag bei einem Bieler Aufstieg im Seeland weiterlaufe – dies trotz seiner Unterschrift vom Dezember 2007 bei den Leventinern. «Der Vertrag wurde automatisch verlängert und Peter hat uns auch gesagt, dass er bei uns bleiben wolle. Ein Wechsel ist deshalb kein Thema», sagt Biels Sportchef Kevin Schläpfer. Peter begründet seinen Entscheid «pro Biel»: «Ich liess mich von der Aufstiegseuphorie anstecken. Zudem ist das Umfeld in

DER EURO TIP... ...MIT MARTIN STEINEGGER EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: ITALIEN DIE SCHWEIZ ERREICHT: VIERTELFINALE

EMANUEL PETER Persönlich: Clubs: Stats: Gr. Erfolge:

09. 06. 1984, 185 cm, 95 kg Kloten Flyers, Biel 323 Sp., 47 T., 95 As., 265 Min. Aufstieg mit dem EHC Biel

Biel sehr gut und der Club hatte mir signalisiert, mich unbedingt halten zu wollen. Ich fühle mich wohl im Seeland und habe eine gute Rolle im Team.» Und so wird der 23-jährige robuste Center (185 cm / 95 kg) die kommende Spielzeit beim NL AAufsteiger in Angriff nehmen. Oder im übertragenen Sinn: Wer A(mbrì) gesagt hat, «muss» auch B(iel) sagen.

TEAMGEIST ALS ERFOLGSREZEPT

Nach zwei Jahren in der NLB wird Peter also aufs NL A - Eis zurückkehren. Der ehemalige Captain des U20-Nationalteams spielte zwischen 2001 und 2005 in 187 Partien für die Kloten Flyers in der höchsten Liga, danach verzichteten die Zürcher auf weitere Dienste des Defensivcenters. «Ich habe dann zugewartet und irgendwann das gute Angebot von Biel erhalten», sagt Peter. Bei den Seeländern war der Ostschweizer im Verlauf dieser Saison auch mitverantwortlich, dass sich die Bieler nach mässigem Saisonstart steigern und die Spielzeit mit dem finalen Aufstieg krönen konnten. «Wir haben uns gemeinsam aus einem Tief herausgekämpft, dabei ist ein toller Teamgeist entstanden», meint Emanuel «Emma» Peter, der die NLB-Qualifikation mit 49 Scorerpunkten in 48 Spielen abschloss. Just jener Teamspirit soll die Bieler auch eine Liga höher zu Erfolgen führen, «bei uns geht alles über den Teamgedanken, Biel muss sich in der höchsten Liga wieder etablieren.» Seit dem 12. Mai bereitet sich die Equipe auf die anstehende Saison vor – dass hierbei Trainer (Heinz Ehlers) und Sportchef (Kevin Schläpfer) für die konditionelle «off ice»-Vorbereitung zustän-

dig sind, darf gewiss als Rarität bezeichnet werden. «Die beiden machen auch in dieser Hinsicht einen guten Job, ich verspüre jedenfalls bereits etwas Muskelkater», sagt Peter und lacht. «In der NLB gehörten wir zu den physisch stärksten Teams, dies soll auch in der NL A so sein.»

«WIR SIND HEISS AUF DIE NL A» Emanuel Peter möchte in Biel auch weiterhin eine Führungsrolle einnehmen. Er ortet eine seiner Hauptaufgaben darin, dass er «vermutlich etwas auf die Euphoriebremse» drücken müsse. Er, der vor sechs Jahren von den Calgary Flames in der 5. Runde als 142. Spieler gedraftet wurde, möchte mit den Bielern schlicht eine gute NL A - Saison spielen – den Traum von einem Engagement im Ausland hat Peter, der am 9. Juni 24 Jahre alt wird, noch nicht aufgegeben. Vorerst aber gilt sein Fokus vollumfänglich der euphorischen Aufsteigertruppe aus dem Seeland. Peter verspricht: «Ich habe es bereits während den ersten Sommertrainings-Einheiten gespürt: Wir sind heiss auf die NL A.» ● JUNI ’08

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InTeam

Ahornblut

TREVOR MEIER HAT SOWOHL DAS SCHWEIZER KREUZ WIE AUCH DAS AHORNBLATT STOLZ AUF SEINER BRUST GETRAGEN. DENNOCH SAGT DER DOPPELBÜRGER OHNE ZÖGERN: «TIEF IM HERZEN BIN ICH KANADIER.» IM MUTTERLAND DES EISHOCKEYS WUCHS ER AUF, FÜHLT ER SICH ZU HAUSE. SEINE PROFIKARRIERE BEGANN ER DENNOCH IM APPENZELL – VOR 16 JAHREN. SEITHER DURCHSCHRITT ER DIE NL A - LANDKARTE AUF DER SUCHE NACH KONTINUITÄT. DIESE SOLL ER BEI SEINEM ZWEITEN HALT IN DER BUNDESHAUPTSTADT ENDLICH FINDEN. Hockeystock und die Schlittschuhkufen wurden ihm in die Wiege gelegt. «Ich weiss nicht mehr, ob ich zuerst gelaufen oder Schlittschuh gefahren bin.» Seine Doppelbürgschaft prägte die Als Fussballer hätte sich Trevor Meier den Kopf Eishockeygeschichte seiner Familie. Sein Grosszerbrochen. Gemäss einer Verordnung des Weltvater spielte mit der Schweizer Nationalmannfussballverbandes FIFA darf ein Spieler während schaft an den Olympischen Spielen in Garmisch seiner Karriere nur das Nationalmannschaftsshirt Patenkirchen 1936, bevor es ihn aus dem Aareines Landes überstreifen. Pass hin oder her, gau über den grossen Teich zog. Meiers Vater Doppelbürger müssen sich entscheiden. Dem trug das Ahornblatt der kanadischen JuniorenKanada-Schweizer Trevor Meier blieben diese auswahl. Wie aber kommt ein Junge, der in Überlegungen erspart. 1998 trug der mittlerweieinem Vorort der Eishockeymetropole Monle 35-Jährige während zwei Spielen der WMtreal zur Welt kommt (grosses Vorbild: Vorbereitung das Schweizer Kreuz auf seiner Habs-Legende Guy Lafleur) in die EishoBrust. Rund fünf Jahre später streifte sich Meier ckeyprovinz Appenzell zum NLB-Klub Heein zweites Nationalshirt über. Das rote Ahornrisau? Schuld an diesem hockeyanisch blatt auf weissem Grund erfüllte ihn mit besonatypischen Wechsel war Mike McParland, derem Stolz. Als Karrierehighlight möchte er seidem Meier später beim Team Canada und ne Einsätze für Kanada am Lotto-Cup 2003 und in Lausanne wieder begegnen sollte. Meier: 2005 nicht bezeichnen, da seine Laufbahn ja «Ich spielte Eishockey für meine High-School noch nicht zu Ende sei. Dennoch gerät er ins in Toronto. Da kam mein Cousin, der in Europa Schwärmen: «Wir Kanadier (das ‹wir› betont er Eishockey spielte, mit Mike zu uns nach Hause. besonders stark) sind sehr patriotisch. Der Traum Dieser hat mich angeschaut und mir in der jedes kanadischen Jungen ist es, einmal für die Schweizer Liga eine Chance gegeben.» Der Ahornblätter aufzulaufen.» Schritt in seine alte Heimat sei ein Schritt ins Glück gewesen. Die Schweizer Liga entspreche VON MONTREAL NACH HERISAU seinem Stil, sagt er 16 Jahre später. Zudem lernFussball zu spielen hat sich Trevor Meier übri66109_117x59_SlapShotMag_d.qxp 9:04 UhrZeitSeite 1 seine Partte er während seiner in Lugano gens nie überlegt. Konnte er gar nicht. Der13.7.2007 Text: Adrian Lustenberger Foto: Pius Koller

Lieber Löcher im Käse als im Kasten! www.emmentaler.ch

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nerin Manuela kennen. Damals unterhielten sich die beiden auf Deutsch, mittlerweile hat sie Englisch gelernt, er büffelt an seinem Italienisch.

07/08: BESTE SAISON DER KARRIERE Für sechs verschiedene Mannschaften lief Meier in der Schweiz auf: Herisau, Bern, Lugano, Lausanne, Langnau und Zug. Dies obwohl er selber sagt, dass er Umziehen hasse. «Ich war ständig auf der Suche nach Kontinuität, leider habe ich diese in der Schweiz nie gefunden.» So gibt er auch offen zu, dass er gerne in Zug geblieben wäre. In der Mannschaft habe er seinen Platz in der defensiven dritten Linie neben Center Patrick Oppliger gefunden. Dies sah die Clubleitung anders und teilte ihm bereits im Oktober mit, dass sie nicht mehr mit ihm plane. Mit der Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte der Saison (mit 30 Punkten seine Erfolgreichste) hatte das Management nicht gerechnet. Dass Meier im Team beliebt ist, liegt an seiner friedlichen Art. Er sei nicht auf Konflikte aus, gestritten habe er sich in seinem Leben wenig. Sein Auftreten wirkt ruhig, fast schüchtern. Dennoch steckt sein kanadischer Humor zum Lachen an. VON BRIAN LEFLEY GEPRÄGT Ob es seine Lebensfreude oder sein unermüdlicher Einsatz war, Trevor Meier schien lange Zeit ein Erfolg garantierender Faktor für seine Teams zu sein. Zwischen 1996 und 2001 erreichte er in sechs Saisons nicht weniger als fünfmal den Playoff-Final. Den Titel holte er 1997 mit Bern und 1999 mit Lugano. Speziell gerne erinnert er sich an das letzte Finalspiel von 1997: «Wir holten den Titel und ich erzielte ein Tor.» Lachend fügt er hinzu: «Gegen den EVZ.» Nun will er mit Bern zurück in den Final. Für ihn sei die Herausforderung SCB eine Art Heimkehr. «In Bern wurde ich gross, da spielte ich zum ersten Mal in der NL A. Eine Wohnung suche ich mir wieder in Ittigen.» 1994 war es, als er nach zwei erfolgreichen Saisons bei Herisau den Schritt in die Bundeshauptstadt wagte. Sein Trainer war Brian Lefley. Von ihm wurde Meier geprägt wie später von keinem anderen Coach. «Jeder Trainer gibt dir etwas mit auf den Weg, aber er glaubte wirklich an mich, gab mir in der höchsten Liga eine Chance.» Vom Zusammenspiel mit seinen Linienpartnern Gaetano Orlando und Régis Fuchs schwärmt er noch heute. Im Gegensatz zu Zug (Björn Christen), ist bei Bern kein Meisterspieler von 1997 mehr im Kader. Einziger Verbliebener: Sportmanager Sven Leuenberger. Mit Trainer John Van Boxmeer hat Meier schon mehrere gute Konversationen geführt. «Ich werde wohl wiederum eine eher defensive Aufgabe übernehmen. Das mache ich


SC Bern

Trevor Meier hat zwar sein altes Trikot des SC Bern von 1997 noch. Jetzt freut er sich, das Neue überzustreifen.

gerne.» Bis Ende Juli weilt der Golfliebhaber (Handicap 12) in Kanada bei seiner Familie. Dann stösst er zum Sommertraining der Berner.

KARRIERENENDE FÜR LEAFS-PARTIE Einer Hockeykarriere in Nordamerika hat Trevor Meier nie nachgetrauert. In der NHL verfolgt er die Canadiens und die Maple Leafs. Beschämend gibt er zu: «Ich war noch nie im Centre Bell. In Toronto wollte ich mir aber schon lange wieder einmal ein Spiel anschauen. Allerdings ist dies aufgrund meines Jobs in der Schweiz erst in den NHL-Playoffs möglich.» Lachend fügt er an: «Da die Leafs diese wohl noch lange nicht erreichen werden, müsste ich für ein NHL-Spiel in Toronto wohl meine Karriere beenden.» ●

«JEDER TRAINER GIBT DIR ETWAS MIT AUF DEN WEG, ABER BRIAN LEFLEY GLAUBTE WIRKLICH AN MICH, ER GAB MIR IN DER HÖCHSTEN LIGA EINE CHANCE.» TREVOR MEIER, SC BERN

TREVOR MEIER (KA/SZ) Persönlich: 07. 07. 1973, 175 cm, 80 kg Clubs: Herisau, Bern, Lugano, Lausanne, Langnau, Visp, Zug, Bern Stats: 741 Sp., 178 T., 156 As., 266 Min. Gr. Erfolge: 2 Meistertitel mit Bern und Lugano

DER EURO TIP... ...MIT MARC REICHERT EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: ITALIEN DIE SCHWEIZ ERREICHT: HALBFINALE JUNI ’08

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Julien Sprunger



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HC Davos powered by Vaillant

Intelligente Kommunikationstechnik von Vaillant Seit dem Beginn der modernen Wärme- und Heiztechnologie prägt Vaillant den Fortschritt in diesem Bereich durch die Entwicklung von innovativen Heizungs- und Warmwassergeräten. Als Europas grösster Hersteller von Systemheiztechnik macht Vaillant jetzt den nächsten logischen Schritt: die Vaillant System-Intelligenz. Das bedeutet: Geräte, die perfekt miteinander harmonieren, jederzeit flexibel erweiterbar sind und beliebig kombiniert werden können. So wie das Internet-Kommunikationssystem vrnetDIALOG. Es setzt neue Massstäbe für intelligenten und sinnvollen Service rund um Heizungssysteme von Vaillant.


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«Dass Abstiege bitter sind, weiss Jeder», umschreibt Gerber das Schicksal des EHC Basel. «Man kann sich aber trotzdem nicht vorstellen, wie frustrierend so ein Erlebnis wirklich ist.» Seine Gefühle – Minuten nach dem definitiven NL A-Schlusspfiff für den EHC Basel – beschreibt Gerber so glaubhaft, dass man den Schmerz spüren kann. Das bitterste sei, dass auch jetzt noch viele seiner Kollegen keinen neuen Arbeitgeber gefunden hätten.

Gerber selbst konnte sich seinen neuen NL A-Arbeitgeber aus fünf Offerten aussuchen. Früh, damals war der EHC Basel noch in der National League A, hatte HCDCoach Arno Del Curto sein Interesse bei Gerbers Agenten platziert. Dieser liess seinen Schützling die existenzielle Schlacht mit dem EHC Biel um den letzten Platz an der Sonne noch bis zum bitteren Ende austragen, bis er ihn über das Angebot aus Davos informierte. Der Entscheid für den HC Davos sei Gerber einfach gefallen. «Unter den anderen vier Angeboten war keines einer Spitzenmannschaft

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Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller

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dabei», das sei der Hauptgrund für seinen Wechsel zum HC Davos, so Gerber. Die Chance, am Spengler Cup in der Altjahrswoche mit von der Partie zu sein, habe seinen Entscheid noch beschleunigt.

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ES SOLLTE DAS «VERFLIXTE SIEBTE JAHR» FÜR LUKAS GERBER WERDEN: DIE BESTE SAISON SEINER SIEBENJÄHRIGEN KARRIERE BEENDETE ER MIT DEM BITTERSTEN MOMENT SEINER LAUFBAHN: DEM ABSTIEG MIT BASEL.

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07. 09. 1982, 187 cm, 92 kg Fribourg, Lugano, Basel, Davos 341 Sp., 7 T., 18 As., 391 Min. 1 Meistertitel mit Lugano

KONKURRENZ AUS BASEL

Der HC Davos verzichtet in der kommenden Saison mit Janne Niinimaa und Benjamin Winkler auf 41 Scorerpunkte aus der Verteidigung, Gerber, Robin Grossmann und möglicherweise Patric Della Rossa sollen sie ersetzen. Dass Lukas Gerber dabei eine tragende Rolle spielen soll, wurde so noch nicht mit dem Freiburger kommuniziert. «Primär geht es mir nun darum, mich überhaupt für einen Platz unter den ersten sechs Verteidigern des HC Davos aufzudrängen», kennt er seine kurzfristigen Ziele. Speziell am Verdrängungskampf in der Davoser Saisonvorbereitung

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HC Davos auch mit Gerber eine Schallmauer durchbrechen – und den ehemaligen Juniorenstürmer (bis Moskito-Stufe) zurück an seine offensiven Wurzeln führen. Mitgeteilt hat das Gerber niemand, doch seine neuen Schlittschuhe für die kommende HCD-Saison wurden mit einem Schärfschliff für Offensivverteidiger versehen. Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl? Gerbers bekannte Stärken sind sein physisches Spiel, seine Kampfbereitschaft, seine defensive Spielauffassung und – das stellte Gerber in seiner letzten Basel-Saison unter Beweis – seine einfachen, schnellen Angriffsauslösungen aus der Verteidigung. Diese wird er künftig vermehrt unter Beweis stellen dürfen.

bei dem ich bis zum glorreichen Ende mit von der Partie war», so Gerbers Ziel. Trainerwechsel wie den von Larry Huras zu Harold Kreis – wobei Gerber in besagten Playoffs Ivano Zanatta als den wahren Headcoach wahrgenommen hat – erlebte Gerber in seiner Profi karriere bisher elf Mal. Die defensive Stabilität, die Gerber bisher auszeichnete, erlernte er von Colin Muller zu RNO EL URTO VERSTEHT ES EINE KOLLEGIALE Freiburger Zeiten. GeTIMMUNG MIT EINER KOMPETITIVEN TMOSPHÄRE ZU fördert wurde Gerber von Evgeny Popichin, VERBINDEN bis er NL A-Reife hatLUKAS GERBER, VERTEIDIGER HC DAVOS te. «Auf dem Weg dahin war ich wohl täglich in Popichins Büro», erinnert sich Gerber an tiviert Gerber, der zur Zeit mit Della Rossa eine die harte Schule des Russen, der es sich auf die Wohnung auf Zeit teilt. Während Della Rossa Flagge schrieb, Gerber zu fördern. Unter Larry noch nicht weiss, ob er die Liegenschaftsseiten Huras schlussendlich fühlte sich Gerber am der Davoser Zeitung wird prüfen müssen, hat wohlsten, in seiner bisherigen Laufbahn beGerber seinen Einjahresvertrag im Landwasserzeichnet er den Kanadier als den Coach, zu dem tal bereits unterzeichnet – und mit der Woher den besten Zugang fand, wobei er damit nungssuche in Davos begonnen. nicht kollegiale Freundschaft, sondern professionelle Zusammenarbeit meint. «Eine kollegiaDER FALSCHE TITEL le Beziehung zu meinem Coach ist der KooperaMit dem HC Davos will Lukas Gerber den tion nicht förderlich», ist Gerber überzeugt und schönsten Moment seiner Karriere nochmals so freut er sich auch auf das Wirken mit seinem richtig durchleben. Im Jahr 2006 war Gerber ein 12. Mentor, HCD-Kultfigur Arno Del Curto. Der fester Bestandteil der späteren Lugano-MeisEngadiner versteht es gemäss Gerber, eine koltermannschaft – bis Ivano Zanatta und Harold legiale Stimmung mit einer kompetitiven AtKreis das Amt von Gerbers Lieblingscoach, Larmosphäre zu verbinden. ry Huras, übernahmen. Unter der neuen Führung spielte Gerber kaum mehr und so stellt sich der Wirtschaftsstudent der Uni Freiburg DER SCHLIFF FÜR DIE OFFENSIVE vor, dass «richtige Meistertitel», wie er es Lukas Gerber ist kein Brockenhaus-Projekt Del nennt, noch schöner sein müssen. «Ich habe Curtos wie das Gian-Marco Crameri war und zwar einen Meisterring und eine Medaille erPatric Della Rossa möglicherweise sein wird. halten», bestätigt Gerber, dass sein einziger Del Curto verpflichtete den 25-Jährigen nach Schweizer Meistertitel schon nicht hoch genug der bisher besten NL A-Saison des Verteidigers. einzustufen sei. «Aber ich will noch einen Titel, Trotzdem, der dienstälteste NL A-Coach will ist, dass sich Gerber mit seinem Basler Abstiegskollegen Patric Della Rossa um einen der letzten Plätze in der Davoser Defensive misst. Der gelernte Stürmer Della Rossa soll in Davos – wie vor ihm Gian-Marco Crameri – zum Verteidiger umfunktioniert werden. «Solch ein Konkurrenzkampf gehört zum Eishockey», rela-

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Im Winter Zentrum des Interesses und jetzt, im Sommer, Arbeitsplatz der HCD-Cracks: In der Vaillant Arena wird in diesem Sommer scharf geschossen.

IN DAVOS WIRD SCHARF GESCHOSSEN Bis Gerber sein neues Arbeitsgerät auf Tauglichkeit testen darf, wird er bis zum Ende des Monats Juli noch unzählige Stunden im Kraftraum des HC Davos verbringen und darüber hinaus an seinen offensiven Qualitäten arbeiten. Die Trainingseinheiten in Davos sind für Gerber so intensiv wie seit elf Trainern noch nie. Neu wird im Landwassertal auch im Sommer scharf geschossen, der Trainerstab der Davoser setzte mit dem täglichen Schusstraining von 30 Minuten, das im Verpfl egungsbereich der Vaillant Arena, wo sonst Zuschauer ihre Wurst- und Gerstenwaren beziehen, abgehalten wird, noch ein Element auf den sonst schon intensiven Trainingsalltag oben drauf. Gerber, der seine Offensive stärken will, kommt das entgegen. An einem Dienstag, traditionell dem härtesten Trainingsalltag in Davos, wird er bis zum Ende des Monats Juli, wenn in Davos das Eistraining beginnt, nicht nur zwei Stunden Sprungschule, zwei Stunden Krafttraining und eine Stunde Konditionstraining absolvieren, sondern neu auch noch 30 Minuten Schussschule (siehe Bild vorne). Auf Plexiglasscheiben, mit den alten Schlittschuhen an den Füssen und dem neuen Stock in den neuen Handschuhen trainiert Gerber seine Abschlusskräfte. BLEIB’ WIE DU BIST Ausrüstung neu, Trainer neu, Club neu, Umgebung neu, Gerber wird die kommende NL ASaison in komplett neuer Montur und neuem Umfeld in Angriff nehmen. Sich selbst braucht er dabei nicht neu zu erfinden, befindet sich der ex-Basler doch trotz bitterem Abstieg in der Blüte seiner Karriere. Und gelingt es Gerber, nahtlos an seine persönlichen Leistungen aus Basel anzuknüpfen, braucht er sich auch keine Sorgen um die Konkurrenz von Teamkollege Patric Della Rossa zu machen. Der hatte – im Gegensatz zu Gerber – mit Basel nicht wirklich die beste Saison seiner Karriere zu verkünden. ●

DER EURO TIP... ...MIT LUKAS GERBER EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: ITALIEN DIE SCHWEIZ ERREICHT: VIERTELFINALE


Fribourg-Gottéron

«Habt ihr genug von mir?» DAS SOMMERTRAINING IST FÜR GIL MONTANDON LÄNGST «BUSINESS AS USUAL». DER 43-JÄHRIGE CENTER DES HC FRIBOURG-GOTTÉRON STEIGT BEREITS IN SEINE 25. NATIONAL LEAGUE-SAISON. GIL MONTANDON Persönlich: 28. 04. 1965, 185 cm, 90 kg Fribourg-Gottéron, Bern, FribourgClubs: Gottéron Stats: 977 Sp., 397 T., 428 As., 703 Min. Gr. Erfolge: 3 Meistertitel mit Bern

Text: Reto Kirchhofer Foto: Pius Koller Ist jeweils von Gil Montandon die Rede, werden wahlweise Termini wie «NLA-Saurier», «HockeyMethusalem» oder «Gottéron-Oldie» verwendet, um das langjährige Wirken des mittlerweile 43-Jährigen auf den Schweizer Eisfeldern mehr oder weniger passend zu umschreiben. Der Betroffene mag darüber nicht monieren – auch hat er sich daran gewöhnt, stetig mit Fragen zu seinem Rücktritt konfrontiert zu werden. «Das gehört zum Geschäft. Wissen Sie, vielleicht mögen einige Leute mein Gesicht bald nicht mehr auf den Eisfeldern sehen», sagt Montandon und schmunzelt. «Einmal», so ergänzt der Center, «habe ich einigen Journalisten auf die Frage nach dem Zeitpunkt meines Rücktritts eine Gegenfrage gestellt: ‹Wieso, habt ihr genug von mir?› Danach waren sie kurzzeitig sprachlos.»

DIE PHYSISCHE BASIS Genug vom Eishockey hat der 43-Jährige indes noch nicht. Dies, obwohl Montandon derzeit seine 25. Vorbereitungsphase auf eine National League-Saison durchläuft. «Das Sommertraining ist enorm wichtig. Stimmt die physische Basis nicht, kannst du später in der Saison, gerade bei Doppelrunden, nicht mehr mithalten», sagt Montandon. Der sympathische Romand ver-

dankt diesbezüglich die Arbeit des langjährigen Konditionstrainers Bruno Knutti, «er hat viel Fachwissen und ist für uns eine ideale Besetzung.» Knutti selbst lobt derweil die Trainingsbereitschaft seines ältesten Schützlings: «Eine gute konditionelle Verfassung ist die Voraussetzung, damit der Körper eines Spielers eventuell noch die eine oder andere Saison mehr anhängen kann. Gil ist diesbezüglich das beste Beispiel.» Montandon ist sich bewusst, dass auch seine biologische Uhr nicht einfach stillsteht, diesbezüglich hält er sich auch ausserhalb der teaminternen Trainingseinheiten fit. «Nach der Saison

nehme ich jeweils vier bis fünf Tage frei und mache wirklich nichts. Doch dann brauche ich wieder Bewegung und gehe oft joggen.»

ZWISCHEN EISHOCKEY UND GOLF

Natürlich spürt Gil Montandon auch den Aufwind, welcher derzeit durch die St. Léonard weht, nachdem Gottéron in der Vorsaison die PlayoffHalbfinals erreichte und zuvor den Titelaspiranten SCB dank einem Tor Montandons in der Verlängerung der sechsten Partie aus den Playoffs eliminiert hatte. «Das war ein positives Signal, doch jetzt sind die Erwartungen gestiegen.» Es werde nicht einfach, diesen gerecht zu werden, doch der langjährige Nationalspieler weiss das Rezept: «Man muss jede Saison etwas mehr arbeiten, um noch besser zu werden.» Wäre Gil Montandon nicht Eishockeyprofi, er hätte sich längst im Vorhaben versucht, als Golfprofessional sein Geld zu verdienen. Er verfüge über den Charakter sowie die mentale Stärke, welche für diesen Sport unabdingbar sei. «Für einen Eishockeyspieler ist das Golfen nicht so schwierig. Momentan gebe ich sogar Golfunterricht. Doch fehlt mir oft die Zeit zum Spielen», sagt Montandon, der über Handicap 9 («Ich bestreite derzeit keine Turniere mehr») verfügt. Trotz der Passion zu «Bogey» und «Green» sieht Gil Montandon seine mittelbare Zukunft im Eishockeybusiness. «Ich brauche das Eishockey und denke, dass ich über einen guten ‹Rucksack› verfüge, den ich einst weitergeben möchte.» Ein Rucksack, gefüllt mit der Erfahrung aus über 1 000 NL A-Spielen, drei Meistertiteln und 156 Länderspielen sowie mit viel Ehrgeiz, Witz, Schlitzohrigkeit und einem gaaaaanz langen Atem. ●

DER EURO TIP... ...MIT MARC ABPLANALP EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: SCHWEIZ DIE SCHWEIZ ERREICHT: FINALE JUNI ’08

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Genf-Servette HC

Wo die Liebe hinfällt… GENF SERVETTE-GENERAL MANAGER CHRIS MCSORLEY GELANG MIT DER VERPFLICHTUNG DES KANADASCHWEIZERS DANIEL VUKOVIC EIN KLEINER TRANSFERCOUP. AM 190 ZENTIMETER GROSSEN ABWEHRHÜNEN HATTEN AUCH DIE ZSC LIONS UND DER SC BERN INTERESSE ANGEMELDET. NACHDEM MCSORLEY ABER ZU VUKOVIC NACH KANADA REISTE, WÄHREND BERN UND ZÜRICH DEN SPIELER ZU SICH FLIEGEN LIESSEN, ENTSCHIED SICH DER GEBÜRTIGE KANADIER FÜR DAS TEAM, DAS IHM «DIE MEISTE LIEBE ZEIGTE»: DER HC GENF-SERVETTE. Text: Jürg Federer Foto: Michigan State Kaum war die Saison 2007/08 für den HC GenfServette vorüber, reiste Genf-General Manager

DANIEL VUKOVIC Persönlich: 19. 02. 1986, 190 cm, 104 kg Clubs: St. Michael’s Buzzers (OPJHL), Michigan State University (NCAA) Stats: 150 Sp., 11 T., 28 As., 64 PIM. Gr. Erfolge: NCAA Champion mit Michigan

DER EURO TIP... ...MIT MORRIS TRACHSLER EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: DEUTSCHLAND DIE SCHWEIZ ERREICHT: VIERTELFINALE 38

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Chris McSorley nach Toronto, wo er Daniel Vukovic und seine Eltern Joe und Isabelle traf. Seiner Mutter Isabelle wegen hält Vukovic den Schweizer Pass und gilt in unserer Liga nicht als Ausländer. Trotzdem, Vukovic genoss die Kindheit eines typischen, kanadischen Jungen. Der Bruder eines kanadischen Armee-Reservisten liebt es, zu trainieren, zu boxen und auf hohem Niveau Fussball zu spielen. Seine Eishockeyeltern unternahmen alles für die Karriere ihres Sohnes, nun legen sie die Laufbahn von Daniel in die Hände von Genf-Alleinherrscher Chris McSorley. Dabei hätten am Defensivverteidiger auch der SC Bern und die ZSC Lions Interesse gehabt.

DEN WEG ZUR KONKURRENZ GEZEIGT «Ich denke, ich habe Daniel und seinen Eltern die meiste Liebe gezeigt», zeugt McSorley von seiner sanften Seite. Der Kanadier reiste nach Toronto, um Vukovic zu treffen, und er lud den College-Spieler zu sich nach Genf ein – während die Konkurrenz auf die Ankunft der «Trouvaille» mit Schweizer Pass wartete. Vukovic und seine Eltern waren von der Fürsorge McSorleys angetan. Eigenhändig brachte er den 105 Kilogramm-

Daniel Vukovic (links) ist nicht nur gross sondern auch schnell.

Brocken zum Bahnhof in Genf, erklärte ihm, wie er die Büros des SC Bern und der ZSC Lions fände. Vukovic kam abends mit zwei Erfahrungen und einer Entscheidung zurück: «Ich will für Genf spielen», teilte er Chris McSorley zu dessen Genugtuung mit.

EIN HÜNE AUF DER ÜBERHOLSPUR Mit seinen eindrücklichen 104 kg, verteilt auf 190 cm Muskelmasse, bringt Vukovic die Qualitäten eines klassischen Defensivverteidigers mit. Im Boxplay ist der massige Abwehrstratege dank neu erlangtem Tempo ein wichtiger Wert. Im Rahmen seiner nun beendeten Juniorenkarriere – Vukovic erreichte und gewann als Michigan Spartan das All Star Game – entwickelte der gebürtige Ontarier aber auch offensive Qualitäten. Den HC Genf-Servette wählte Vukovic aus, weil seine Liebe zu den Servetiens hinfiel. Chris McSorley wählte den bulligen Abwehrspieler, weil er in sein System und seine Erwartungshaltung passt. Vukovic ist ein Arbeitstier, auf und neben dem Eis. Als Master in Finanzen dürfte sich der 22-Jährige auf dem «Finanzplatz» Genf auch ausserhalb von Les Vernets wohl fühlen. ●


Kloten Flyers

Langzeitinvestition BENJAMIN WINKLER STIESS VOR ZEHN JAHREN VOM HC THURGAU ZU DEN KLOTEN FLYERS. DAMALS WAR WINKLER NOCH STÜRMER – EINE POSITION, DIE ES IN KLOTEN GAR NICHT ZU BESETZEN GALT. JETZT, ZEHN JAHRE SPÄTER, KEHRT EIN DREIFACHER SCHWEIZER MEISTER ALS VERTEIDIGER ZU DEN KLOTEN FLYERS ZURÜCK. DIE TRANSFERSUMME, DIE KLOTEN EINST IN WINKLER INVESTIERTE, SOLL SICH NUN BEZAHLT MACHEN.

Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller Ohne den früheren Kloten-Präsidenten Jürg Ochsner würde Benjamin Winkler auf die kommende Saison nicht nach sieben Davoser Jahren mit drei Meistertiteln nach Kloten wechseln. Winkler, vor zehn Jahren Stürmer des HC Thurgau, wurde von Ochsner für die unverhältnismässige Transfersumme von CHF 120 000 ins Kader der Kloten Flyers integriert, obwohl eigentlich gar kein Platz für einen Stürmer frei war.

JURSINOV SEI DANK Unter Vladimir Jursinov reifte Benjamin Winkler zum Verteidiger. Nach drei Lehrjahren unter dem Russen, den Winkler heute – neben seinem Vater – als seinen grössten Förderer bezeichnet, wechselte Winkler nach Davos, wo er sieben glorreiche Jahre mit fünf Finalqualifikationen und drei Meistertiteln verbrachte. «Den Weg zum Meistertitel muss man kennen, das ist eine Erfahrung, die gemacht werden muss und nicht erlernt werden kann», relativiert Winkler die dreifache Meistererfahrung, die er ins Team der Kloten Flyers zurückbringen wird. Mehr als einem jungen Spieler gut zureden könne er nicht. «Den Weg muss Jeder selbst finden», so Winkler. INTERNATIONAL HÖREN DIE ZIELE NIE AUF Die wahre Erfahrung eines Meistertitels sei es auch, als Konsequenz daraus an europäischen Titelkämpfen teilnehmen zu dürfen. «Ein European Champions Cup oder die neue Hockey Champions League sind die grössten Brocken Arbeit eines Schweizer Meisters», ist Winkler überzeugt. Nie habe er so viel

gelernt wie in den internationalen Auftritten mit dem HC Davos. «Wenn man die nationale Meisterschaft gewinnt und diese Leistung danach international vergleicht, gehen einem auch nach drei Meistertiteln die Karrierenziele nicht aus», teilt Winkler seine Erfahrung. Mit den Kloten Flyers – das ist sein erklärtes Ziel – will Winkler eine vierte Goldmedaille erlangen. Bis zum Beginn des Monats Juli wird Winkler noch in Davos wohnhaft bleiben, seiner drei Kinder wegen, die das Schuljahr im Landwassertal beenden wollen. «In Davos habe ich gelernt, mich hart auf eine Saison vorzubereiten», schmunzelt Winkler. Unter Coach Del Curto wurde er im Sommer an den hartesten Tagen zu bis zu vier Trainingsterminen aufgeboten. «Deshalb werde ich im Juli mit Sicherheit topfit in Kloten antreten, ich weiss, was es heisst, sich auf eine Saison vorzubereiten», kennt Winkler seine Stärken.

STÜRMENDER VERTEIDIGER In Kloten wird Winkler eine Aufgabe vorfinden, die ihm in sieben Davoser Jahren verwehrt blieb – das offensive Verteidigen. «Beim HC Davos ist die Verteidigung eine rein defensive Angelegenheit», erklärt er. Offensive Vorstösse führten in Davos schnell zum Zorn von Coach Arno Del Curto. In Kloten wird Winklers früherer Teamkollege, Assistenztrainer Felix Hollenstein, genau solche offensiven Vorstösse von seinem neuen Verteidiger erwarten. Der schnelle, erste Pass in den Sturm ist eine bekannte Stärke von Benjamin Winkler. Jetzt, da die Kloten Flyers mehr offensive Akzente ihrer Verteidiger benötigen, zahlt sich die Investition, die der Kloten-Förderer Jürg Ochsner vor zehn Jahren tätigte, aus. Damals kaufte er für eine horrende Summe einen Stürmer ein, den er nicht brauchte. Und erhält zehn Jahre und drei Meistertitel später einen Offensivverteidiger als Kompensation zurück. ●

BENJAMIN WINKLER Persönlich: Clubs: Stats: Gr. Erfolge:

22. 02. 1977, 176 cm, 86 kg Thurgau, Kloten, Davos, Kloten 642 Sp., 32 T., 130 As., 544 Min. 3 Meistertitel mit Davos

DER EURO TIP... ...MIT MARCEL JENNI EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: DEUTSCHLAND DIE SCHWEIZ ERREICHT: VORRUNDE JUNI ’08

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Lakers

Auf der Suche... DIE LAKERS HATTEN VERGANGENE SAISON KEINEN ZUSAMMENHALT. BEI DEN TRANSFERTÄTIGKEITEN AUF DIE NEUE SAISON HIN WURDEN DESHALB KEINE STARS SONDERN ENERGIESPIELER MIT HERZ GESUCHT. DER ST. MORITZER RAETO RAFFAINER FÜHLTE SICH VON DIESEM «STELLENBESCHRIEB» ANGESPROCHEN. DEM ENERGIEBÜNDEL BIETEN DIE LAKERS SPORTLICHE PERSPEKTIVEN. DOCH DAS ERFÜLLT DEN LEIDENSCHAFTLICHEN BÜNDNER SCHON LANGE NICHT MEHR. Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller Als St. Moritzer Erstligist erhielt Raffainer einst die Chance, in Davos das Sportgymnasium zu besuchen und beim HC Davos für die Elite Junioren zu spielen. Arno Del Curto, einst ein Sturmpartner von Raffainers Vater in Luzern, habe ihm aber die Perspektive auf eine NL A-Karriere genommen. «Arno hat mir ehrlich gesagt, dass ich keinen Platz im Kader des HC Davos werde erlangen können.» Gegen den Rat Del Curtos wechselte der Bündner zur Lions-Organisation – und wurde zum Eishockeyprofi. Während seiner drei Jahre in Zürich fand Raffainer ein sportliches Zuhause. Der Berufsalltag des Eishockeyspielers hat ihn aber nicht ausgefüllt. «Mir fehlte eine weitere Herausforderung», erinnert sich Raffainer. Also habe er sich dazu entschieden, neben seinem Beruf noch zu arbeiten. Ein Praktikum im Marketing eines Verlagshauses hätte dem 26-Jährigen die Berufsmaturität bringen können, doch die Unkonstanz einer Eishockeykarriere stand ihm dabei im Weg. In Bern fand der Flügelstürmer dann die Chance, an einer Privatschule an der Maturität zu arbeiten. Unter Coach Alpo Suhonen spielte er mit 21 Punkten aus 44 Spielen seine bisher erfolgreichste Saison, beruflich konnte er sich weiterentwickeln. «Die schulische Herausforderung stellte sich als ideale Erholung vom Eishockeysport heraus.» In der Schule kann Raffainer ausbrechen, ein normaler Schüler sein und sich von den mentalen Belastungen einer Eishockeykarriere erholen. «Ich denke nicht, dass ich jemals wieder das Leben eines Vollprofis führen will, ich werde neben meiner Eishockeykarriere zukünftig immer arbeiten.» Suhonens Nachfolger John Van Boxmeer sah für Raffainer einen Platz in der vierten Angriffslinie vor, im System des US-Kanadiers die «GrinderLinie» mit rein defensiven Aufgaben und wenig Eiszeit. «Ich hatte nie die Erwartung, in Bern in den ersten Formationen mitspielen zu können», erklärt Raffainer. Er sei realistisch und kenne seine Stärken und Schwächen. «Als wir aber mit vier ausländischen Stürmern spielten, war die dritte Linie ausschliesslich mit Nationalspielern bestückt.» So habe Raffainer keine Perspektive

mehr gesehen, in Bern sportlich weiterzukommen. Als sich dem Bündner in Bern eine sportliche Türe schloss, fand er in Rapperswil neue berufliche Perspektiven vor. «Die Lakers waren auf der Suche nach Energiespielern, die mit Herz bei der Sache sind», erklärt er, weshalb er sich zwischen Lugano, Ambrì und Rapperswil für die Lakers entschieden habe. Raffainer fühlte sich von diesem «Stellenbeschrieb» angesprochen. Mit seinem leidenschaftlichen Einsatz macht er technische Defizite wett und das sei auch das Erfolgsrezept für eine Mannschaft wie die Lakers. «In der National League A ist die Differenz zwischen dem Fünft- und dem Neuntplatzierten oft nicht in der Qualität der Spieler zu finden; den Unterschied machen der Teamgeist und der Zusammenhalt aus», erklärt Raffainer. In Rapperswil bietet sich ihm die Chance, mit Leidenschaft und Herz zum Erfolg zurückzufinden – vielleicht bis er mit den Lakers in einem PlayoffHalbfinal steht. Nun fehlt dem Energiebündel noch eine Schule, an der er seine Maturität erlangen kann. Das wird dem ehrgeizigen Bündner erneut ganz neue Perspektiven eröffnen. ●

RAETO RAFFAINER Persönlich: 01. 01. 1982, 180 cm, 86 kg Clubs: GCK Lions, ZSC Lions, Bern, Neuchâtel Young Sprinters, Rapperswil-Jona Lakers Stats: 392 Sp., 52 T., 54 As., 284 Min.

DER EURO TIP... ...MIT MARCO STREIT EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: SCHWEIZ DIE SCHWEIZ ERREICHT: SOMIT DAS FINALE


HC Lugano

Kein bisschen müde

HCL-KONDITIONSTRAINER TIZIANO MUZIO BEREITET DIE BIANCONERI ZUM 23. MAL AUF EINEN – ERSEHNTEN – LANGEN HOCKEYWINTER VOR. DABEI

VERLÄSST ER SICH AUF SEINEN ERFAHRUNGSSCHATZ, OHNE AUF NEUE WISSENSCHAFTLICHE ERKENNTNISSE ZU VERZICHTEN. Text: Robert Szendröi Foto: Pius Koller

Wir können es vorwegnehmen: Trotz der Schmach der ersten Playout-Teilnahme in der Luganeser Clubgeschichte trägt das Trockentraining vor Jahresfrist keine Schuld am erlittenen Fehltritt. Davon ist Sommer-Trimmübungsleiter Tiziano Muzio überzeugt: «Noch im 2006 haben wir den Schweizer Meistertitel gewonnen. Und blickt man auf die letzten zehn Jahre zurück, so gewannen wir insgesamt drei Meisterkronen und standen zudem dreimal im Playoff-Final. Ferner erzielten unsere Nationalspieler bei den Swiss Olympic-Tests der Schweizer Nationalmannschaft im November 2007 alle optimale Resultate. Somit ist es müssig zu erklären, dass unser Team nie körperliche Defizite zu verzeichnen hatte. Es besteht deshalb im Hinblick auf die kommende Spielzeit kein Grund, das Trockentraining auf den Kopf zu stellen. Spezifisch und aufgrund von neuen Trainingslehren lässt sich allerdings immer wieder etwas verfeinern.»

VAUCLAIR, HIRSCHI UND DOMENICHELLI IM … WASSER

Der eigentliche Auftakt zur Sommervorbereitung startete beim HC Lugano am 31. März 2008. Die erste Phase unter Muzios Zepter wurde am 18. April beendet. Danach gönnte der bewährte Konditionstrainer den Cracks eine dreiwöchige Regeneration. Der zweite Zeitraum wurde am 14. Mai eingeläutet und dauert bis Ende Juli. Neben verschiedenen Individual- und Gruppenprogrammen, welche je nach Alter und Körperphysionomie durchgeführt werden, gab und gibt es für einige rekonvaleszente Protagonisten spezielle Wassertherapien. Dazu informiert Muzio: «Tristan Vauclair vor allem zu Beginn der Sommereinheiten, Steve Hirschi und Hnat Domenichelli ar-

beiteten und trainieren teilweise noch heute im Wasser. Alle drei wurden am Knie verletzt und können im Nass ihre Muskulatur dank der Wasserresistenz ohne Schlaggefahr aufbauen. Domenichelli selbst befindet sich in Kanada und steht mit uns laufend in Kontakt.»

ABWECHSLUNG BEIM SOMMERLICHEN SCHWITZEN GARANTIERT

Legt man sich den Wochenplan vom HCLFitmacher vor Augen, stellt man rapid fest, dass am Ceresio keine Langeweile aufkommen kann. Muzios abwechslungsreiche Gestaltung lässt keine Wünsche offen, wie er gleich selbst offenlegt: «Drei- bis viermal rackern sich unsere Fanionspieler im Kraftraum ab. Ein- bis zweimal steht eine Radtour im Val Colla, Malcantone oder am Langensee auf dem Wochenbefehl geschrieben. Dabei pedalen die Jungs zwischen 80 und 100 Kilometer. Am spannendsten ist es aber, wenn es um den Bergpreis am Monte Brè geht, dann spendet nämlich der Letzte seinen Teamkollegen eine Runde auf der herrlichen Terrasse des dortigen Bergrestaurants.

Einheiten im Wasser gibt es aber nicht nur für Rekonvaleszente. Für Kraft- und Ausdauerübungen finden wir uns in den Freibädern der UBS in Gentilino oder im Sportzentrum zu Tesserete ein. Weiter durchlaufen die Jungs bis zu dreimal einen Parcours, bei welchem Sprünge, Sprints, weitere Schnelligkeits-, Reaktions- sowie Geschicklichkeitsübungen zu bewältigen sind. Damit der Spass nicht zu kurz kommt, ist praktisch täglich Fussball, Unihockey oder Wasserball angesagt.» ●

DER EURO TIP... ...MIT ANDREAS HÄNNI EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: ITALIEN DIE SCHWEIZ ERREICHT: VIERTELFINALE JUNI ’08

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SCL Tigers

Neue Epoche VERTEIDIGER HAUDEGEN ALAN TALLARINI ERLEBTE IN SEINEM (VORLÄUFIG) LETZTEN JAHR BEIM HC AMBRÌ-PIOTTA INSGESAMT EINE MEHR ALS DURCHZOGENE SAISON. NUN SETZT DER BALD 24-JÄHRIGE AUFRÄUMER IM EMMENTAL BEI DEN SCL TIGERS ZUM NEUSTART AN. Text: Robert Szendröi Foto: Pius Koller Ursprünglich hatte sich der notabene fliessend Deutschschweizer Dialekt parlierende Alan Tallarini für den zu Ende gegangenen Winter viel vorgenommen: «Weil ich im letzten Vertragsjahr unter der ‹Biancoblù›-Flagge stand, wollte ich es diesmal speziell gut machen. Zudem sollte sich ebenso unser Team nach der letztjährigen Playout-Teilnahme bis in die Playoffs steigern. Insgesamt bin ich aber über meinen persönlichen Verlauf sowie denjenigen der Equipe enttäuscht.» Für die Ex-Nummer 5 der Leventiner ist sein Leistungsgefälle mit Bitterkeit verbunden. Dazu erklärt er: «Im Sommertraining hatte ich unter der Leitung unserer Sommertrainer Gilles Neuenschwander und Mauro Foschi einen optimalen physischen Grundstein gelegt. So fühlte ich mich im August hervorragend und wollte zum Saisonstart Vollgas geben. Dies gelang mir und meinen Kumpanen zu Beginn relativ gut. Bedauernswert, dass sich später die Leistungskurve beidseitig nach unten neigte.»

HARTES BROT FÜR TALLARINI BEI EX-CHEFTRAINER JAN TLACIL

Nicht einfach war (nicht nur) für Tallarini das Zusammenleben mit Cheftrainer Jan Tlacil: «Ich habe das Vertrauen von Tlacil nicht gespürt. Deshalb war es sehr schwierig, die geforderte Leistung zu erbringen. Immer wieder machten sich bei mir persönliche Zweifel und fehlendes Selbstvertrauen bemerkbar. Immerhin gab mir meine Unterschrift noch vor Playout-Beginn auf einen nur für die National League A gültigen Einjahres-

Vertrag beim EHC Basel eine gewisse Lockerheit zurück. Dadurch konnte ich mich in den unerbittlich geführten elf Playout-Treffen gegen die SCL Tigers und die Baselstädter steigern. Rückblickend lautet mein Fazit: Im Playout habe ich meine besten Leistungen gezeigt und so wieder mehr Eiszeit erhalten.»

EXZELLENTER TEAMGEIST BEIM HC AMBRÌ-PIOTTA

Offenbar war das Verhältnis zwischen ExCheftrainer Jan Tlacil und seinen Schützlingen nicht das Gelbe vom Ei. Der Kommunikationsfluss zwischen dem Bandenchef und seinen Untertanen stockte zusehends. Tallarini zum Thema: «Der Dialog mit Tlacil war schwierig. Er verfolgte seine Hockeyideen stur und war für Kompromisse nicht zu haben. Die Umstellung vom Nachwuchs in ein Fanionteam machte ihm zu schaffen, denn jetzt hatte er es mit Erwachsenen zu tun…» Diese Tatsache machte aber innerhalb des Teamgefüges positive Kräfte frei. Und diese können für die Zukunft des HCAP sehr wichtig sein. Der abwandernde Abwehrcrack beschreibt es mit folgenden Worten: «Es war der mit Abstand beste Mannschaftsgeist, den ich in sechs Jahren beim HC AmbrìPiotta erlebt habe. Wir Cracks waren eine verschworene Einheit!» Deswegen ist es nicht an den Haaren herbeigezogen, wenn in der Tessiner Pressewelt

DER EURO TIP... ...MIT HEINZ SCHLATTER EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: TSCHECHIEN DIE SCHWEIZ ERREICHT: VIERTELFINAL

ALAN TALLARINI Persönlich: 15. 05. 1984, 183 cm, 93 kg Clubs: Ambrì-Piotta, HC Sierre-Anniviers, Ambrì-Piotta, SCL Tigers Stats: 286 Sp., 4 T., 19 As., 294 Min. behauptet wurde, dass sich die Equipe immer mehr selbst verwaltete…

ABGANG MIT LACHENDEM UND WEINENDEM AUGE Den Drei-Jahresvertrag hat Tallarini bei den SCL Tigers inzwischen unterzeichnet. Seinem Emmentaler Abenteuer blickt er hoffnungsvoll entgegen: «Ich bin froh, dass ich mich nach sechs Jahren im Nordtessin einer neuen Herausforderung stellen kann. Es ist ein Neuanfang, denn bisher agierte ich, ausser zwei NLB-Partien in der Saison 2004/05 mit dem HC Siders, nur für die ‹Biancoblù›. In Ambrì bin ich immer ein bisschen Junior geblieben und dementsprechend behandelt worden. Es ist enthusiastisch mit neuen Kumpanen, anderem Materialchef, aber genau so verändertem Privatleben wichtige frische Lebenserfahrungen zu sammeln!» Bedauernswert bleibt indes für Tallarini, dass er mit Félicien Du Bois, Reto Stirnimann, Marc Gautschi oder Paolo Duca einige «dicke» Weggefährten verliert. Dazu ergänzt er aber: «Besonders gespannt bin ich auf das Aufeinandertreffen gegen Du Bois und die Kloten Flyers sowie gegen meinen Stammclub!» ●


EV Zug

Der nächste Streit? GUTE AUSSICHTEN FÜR DEN EV ZUG. VERTEIDIGER RAFAEL DIAZ (22) KANN DER NÄCHSTE MARK STREIT WERDEN. ODER ZUMINDEST DER NÄCHSTE PATRICK SUTTER. DIE TRADITION DER GROSSEN ZUGER VERTEIDIGER WIRD NEU BELEBT. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Er ist der Aufsteiger der Saison. Beim EV Zug und bei der Nationalmannschaft. Dass er an der WM 2008 in Québec schliesslich gar als neuer Mark Streit bezeichnet wird, wagt er im Herbst noch nicht zu träumen. «Vor der Saison rechnete ich nicht einmal mit einem Aufgebot für die Nationalmannschaft.» Übrigens auch Ralph Krueger nicht. «Rafael gehörte zwar zum grossen Kreis jener Spieler, die wir für mögliche Nationalmannschaftseinsätze im Auge hatten und er ist auch seit längerer Zeit in unserem Fitnessprogramm. Aber er hat mich mit seinen Fortschritten wirklich überrascht, im Herbst hatte ich ihn für einen WM-Einsatz nicht auf der Rechnung.» Bereits das erste Aufgebot für die Nationalmannschaft ist für Diaz also ein riesiger Schritt. Als er schliesslich in Lenzerheide ins WM-Trainingslager einrückt, denkt er nicht an eine WM-Teilnahme. «Ich versuche immer in jeder Situation die bestmögliche Leistung zu bringen. Das habe ich auch bei der Nationalmannschaft so gehalten.» Diese Philosophie funktioniert. Er fliegt ins letzte WM-Vorbereitungslager nach Toris-Rivières in Kanada und schafft die WM-Selektion und wird zur grossen positiven WM-Überraschung. Krue-

RAFAEL DIAZ Persönlich: 09. 01. 1986, 182 cm, 88 kg Clubs: EV Zug Stats: 248 Sp., 13 T., 23 As., 148 Min.

DER EURO TIP... ...MIT PAUL DIPIETRO EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: DEUTSCHLAND DIE SCHWEIZ ERREICHT: VIERTELFINALE

ger sagt im Rückblick auf die WM: «In meiner ganzen Zeit als Nationaltrainer habe ich keinen Spieler erlebt, der es so aus dem Nichts heraus an die WM geschafft hat.» Diaz ist nicht nur für die Nationalmannschaft ein Glücksfall, sondern erst recht für den EV Zug. Dominierende Schweizer Verteidiger haben schon immer die ruhmreichen EVZ-Jahre geprägt. Von Urs Burkhalter über Dino Kessler bis Parick Sutter. Und dass Sutter – er wird im Juli 38 Jahre alt – noch immer dringend benötigt wird, mag zeigen, wie gross die Verteidiger-Not im Zugerland ist. Diaz kann diese Not lindern. Mit seinem Spiel provoziert er die Vergleiche mit Mark Streit, der in Kruegers erster WM-Mannschaft 1998 mit 21 Jahren fast im gleichen Alter eine wichtige Rolle spielte. «Seine Persönlichkeit, seine Leistungsbereitschaft, sein Mut und seine Leidenschaft, aber auch seine Spielintelligenz, erinnern mich stark an Mark Streit», sagt Krueger. Kruegers Einschätzung ist ehrlich. Diaz, nur drei Zentimeter kleiner als Streit, ähnelt nicht bloss optisch dem vielleicht besten Schweizer Verteidi-

ger aller Zeiten. Mehr noch ist es der Stil von Diaz. Er hat die gleiche Ruhe in seinem Spiel wie Streit. Er erfasst blitzschnell die Situation und fällt die richtigen Entscheidungen. Nun könnte ja sein Eigentor zum 0:2 im Viertelfinale gegen die Russen gerade das Gegenteil beweisen. Diaz versuchte, Torhüter Martin Gerber den frei liegenden Puck mit der Hand zuzuschieben und schubste ihn dabei ins Tor. Aber es war eine Situation, die bei hundert Wiederholungen wohl nur noch einmal so enden würde: Gerber holte genau in dem Sekundenbruchteil, als Diaz ihm den Puck zuschob, mit der Fanghand aus, um die Scheibe abzudecken – und griff ins Leere. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz hatte Diaz eine Woche Pause und dann musste er wieder in die Sportler RS nach Magglingen einrücken. Am 1. August ist die Rekrutenschule und damit der ordentliche Dienst am Vaterland zu Ende. Dann beginnt für Diaz sozusagen der ausserordentliche Dienst am Vaterland: Das Eistraining für die Saison, deren Höhepunkt die Einsätze mit der Nationalmannschaft an der WM im eigenen Land sein wird. ●

JUNI ’08

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InTeam

Schweres Erbe HAT DER KANADIER SEAN SIMPSON BEI DEN ZSC LIONS DEN SCHWIERIGSTEN TRAINERJOB IN DER SCHWEIZ ÜBERNOMMEN? JA. ER KANN TROTZDEM ZUM GLÜCKSFALL FÜR DIE ZSC LIONS WERDEN. SEAN SIMPSON Als Spieler 1977-80 Ottawa 67’s Junior 1980 Draft Chicago Blackhawks, Nr. 141, 7. Runde 1980-83 New Brunswick und Springfield (AHL) 1983-91 Holland, Oesterreich, Italien und Schweiz Mit Kanada unter Coach Mike Keenan 1980 an der U20-WM Calder Cup Sieger (AHL) mit New Brunswick 1982, holländischer Meister 1989 (Rotterdam), Topscorer der holländischen Liga 1984 und 1989 Als Trainer 1991-92 Lyss NLB Assistenzcoach von Mike McParland 1992-99 EV Zug. Junioren, Assistent und Cheftrainer 1999-03 DEL München und Hamburg Headcoach 2003-08 EV Zug, Cheftrainer Meister mit Zug (1998) und München (2001)

Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Als Simpson im Februar seine Unterschrift unter den Zweijahresvertrag bei den ZSC Lions setzte, lag die Mannschaft auf dem siebten Platz. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als könnte Simpson in Zürich nur gewinnen und nichts verlieren. Eine der mächtigsten Eishockeyorganisationen Europas lag darnieder. Aber jeder sah das enorme Potenzial und der Coach musste es nur wecken, wie der Prinz das schlafende Dornröschen.

IN EIN PAAR WOCHEN IST ALLES ANDERS GEWORDEN.

Simpson übernimmt den Titelverteidiger. Coach Harold Kreis hat das Dornröschen unerwartet früh wach geküsst. Nun scheint es, als ob Simpson nur verlieren und nichts gewinnen kann. Doch das sieht er anders. «Ich laufe doch nicht durch die Strassen und mache mich selbst verrückt. Man sagt zu mir: Du kannst nur verlieren. Und wenn du den Titel verteidigst? Das schaffte 2001 schon Larry Huras. Aber ich sehe die Dinge anders. Ich habe das Glück, für ein grosses


ZSC Lions

e angetreten Eishockey-Unternehmen mit sehr guten StruktuAuch in Zürich wieder zusammen an der ren arbeiten zu dürfen. Das Management hat Bande: Sean Simpson und Collin Muller klare Visionen für die Zukunft. Bessere Voraustreten das Erbe von Harold Kreis und setzungen könnte ich gar nicht haben.» Und Dave Chambers an. letztlich ist es ja für einen Coach reizvoller, eine Mannschaft zu übernehmen, die eine Meisterschaft gewinnen kann als NICHTS IST SO SCHWIERIG eine, die gegen den AbWIE MIT DEM GLEICHEN RAINER stieg kämpfen muss. Wichtig für die ZSC Lions: DEN ITEL ZU VERTEIDIGEN Simpson ist ein Cheftrainer, der es sehr gut versteht, in einer grossen Eishockeyfirma zu arbeiten. Für das amerikanische Milliarden-Unternehmen Anschutz hat er München zum Titel in der DEL geführt, dann der Umzug nach Hamburg, wo er erfolgreich den Aufbau einer blühenden Eishockeykultur managte. Er weiss, wie es ist, wenn jene, die bezahlen auch mitreden und er hat so viel Selbstironie, dass er im Ego-Zirkus Hallenstadion gerne und freiwillig den Anderen den Platz im Scheinwerferlicht der Medien überlässt. Aber er hat durchaus ein Charisma, wenn auch hin und wieder ein grantiges. Er ist kein Zauberer, der auf den Medien spielt wie auf einer Fidel und den Eindruck eines Wundermannes erweckt. Vielmehr ist er

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der ruhige, akribische Arbeiter, der sich leidenschaftlich für seinen Arbeitgeber engagiert. Er beginnt im Hallenstadion seine zwölfte Saison als Cheftrainer in Europa – und die ZSC Lions sind erst sein dritter Job. Die zwei anderen waren Zug und die Anschutz-Gruppe in München und Hamburg. Ein Mann der Stabilität, der Kontinuität, der Glaubwürdigkeit – und des Erfolges. Der Wechsel von Zug nach Zürich entbehrt nicht einer gewissen Brisanz. «Als ich mit den Verhandlungen mit Zürich begann, habe ich sofort Harold Kreis informiert. Ich denke, wir beide verstehen das Eishockeygeschäft. Er hatte sofort Verständnis für meine Situation und es hat zwischen uns zu keinem Zeitpunkt eine Missstimmung gegeben.» Simpson schied mit seinem EV Zug bereits im Viertelfinale gegen den HC Davos aus und er hätte nun Zeit gehabt, seine künftige Mannschaft live im Stadion zu sehen. «Aber ich habe die Spiele zu Hause am Fernsehen verfolgt. Aus Respekt vor der Arbeit von Harold Kreis. Wäre ich Coach der ZSC Lions gewesen, dann hätte ich ein schlechtes Gefühl gehabt, wenn sich mein Nachfolger schon im Stadion herumgetrieben hätte.» Er habe lediglich eine Playoffpartie der GCK Lions gegen Lausanne vor Ort verfolgt. «Die jungen

Spieler interessieren mich und ich konnte meinen Freund Jim Koleff treffen.» Simpson könnte eigentlich seine Wohnung in Zug behalten und in Zürich arbeiten. Aber er zügelt mit seiner Familie nach Wädenswil. «Das Kapitel EV Zug ist nun für mich abgeschlossen. Es war eine sehr, sehr schöne Zeit und ich habe mich mit Leib und Seele für Zug engagiert. Ich denke, dass es gelungen ist, die Eishockeybegeisterung nach Zug zurückzubringen und eine gute Mannschaft aufzubauen.» Simpsons Nachfolger kann in Zug jedenfalls ein intaktes Team übernehmen.

DER EURO TIP... ...MIT BEAT FORSTER EUROPAMEISTER: FINALGEGNER: DEUTSCHLAND DIE SCHWEIZ ERREICHT: VORRUNDE JUNI ’08

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InTeam Die ZSC Lions haben ihren Meistertrainer Harold Kreis ziehen lassen – und das könnte sich durchaus als smarter Schachzug erweisen. (Fast) nichts ist nämlich so schwierig, wie mit dem gleichen Trainer den Titel zu verteidigen. Nach dem Gewinn einer Meisterschaft verändert sich oft das Verhältnis zwischen den Spielern und dem Trainer. Sie kommen sich näher und es wird für den Chef schwieriger, seine Spieler wieder an die Limiten zu treiben. Aber niemand trennt sich frei-

EIGENTLICH SPRICHT ALLES DAFÜR, DASS SIMPSON DAS KUNSTSTÜCK DER TITELVERTEIDIGUNG GELINGEN WIRD. willig von einem Meistertrainer und sehr oft ist ja die Titelverteidigung auch gelungen (in Lugano, Bern oder Kloten). Doch hin und wieder provozieren besondere Umstände doch den Abgang des Meistermachers. Beispielsweise 2000 in Zürich. Als sich Kent Ruhnke im Zorn von den ZSC Lions verabschiedete. Larry Huras übernahm die Mannschaft und führte sie erneut zum Titel. Unter Manager Peter Zahner, der Zürcher Antwort auf Marc Lüthi, sind die ZSC Lions neben dem Eis ein besser strukturiertes, ruhigeres Unternehmen geworden und es werden Simpson nicht mehr so viele ZSC-Würdenträger dreinreden, wie noch zu den Zeiten von Kent Ruhnke und Larry Huras. Eigentlich spricht alles dafür, dass Simpson das Kunststück der Titelverteidigung auch gelingen wird. Ja, dass es ihm sogar gelingen wird, zusammen mit General Manager Peter Zahner in Zürich eine neue Eishockeydynastie aufzubauen. Im Eishockey erhält eine Mannschaft dann den Ehrentitel Dynastie, wenn es gelingt, viermal hintereinander eine Meisterschaft zu gewinnen. Bis heute haben das in der Schweiz seit 1915 nur der HC Davos, der EHC Arosa, der HC La Chaux-deFonds und der EHC Kloten geschafft. ●

SCOUTING REPORT

Petr Sejna, ZSC Lions

STÜRMER, GEB. 05. 10. 1979 SCHIESST LIN KS, 177 CM , 90 KG Scouting Report: Thom as Central Scouting Europ Roost, e

CHARAKTERISTIK: Petr Sejna ist ein kleine r Kämpfer, der mit vie l Herzblut und gutem Talent dem Gegner unter die Haut geht. STÄRKEN: Petr Sejna ist stark mi t dem Puck am Stock und sein ansat zloser «Snapshot» ist hervorragend. Er läuft auch gut Schlitt schuh , auch wenn ihm ein so ge nannter Ex tragang feh lt. Am besten gefällt mir seine Beschleunigung vom zweiten in den vierten Gang, an diesem für ihn typischen Rhythmu swech sel beissen sich die me isten Verteidiger die Zähne aus. Mir gefällt auch seine Körpersprache. Er spielt mit viel Herz und zei gt dies mit seinem Spi elstil. Dies ist immer ein po sitives Signal, auch für die Mitspieler. Als Forech ecker überzeugt Sej na mit erstaunlich viel «Grit» , er geht dem Gegensp ieler unter die Haut und die s ohne unfair zu spiele n resp. ohne so genannt «dum me» Strafen zu nehm en.

DIE ZUKUNFT: Sejna ist ein Glücksfal l für die ZSC-Lions. Wi e so oft im Leben wirkt sich ein eigentlicher Fehler im Nachhinein als strategische r Geniestreich aus… Der notorische Langsamstar ter Don MacLean wurde viel zu früh verabschiedet, do ch genau dieser Unged uld ist es zu verdanken, das s Sejna bei den Lions landete. Ich glaube an eine gu te Zukunft von Sejna bei den ZSC Lions. Vielleicht locken aber auch die neureichen Dollars aus Russl and. Denn im Vergleic h zu den dortigen Bodensch atzmilliardären wirkt selbst ein Walter Frey höchs tens wie ein mit telmä ssig erfolgreicher Dorfmetz ger.

TIPPS VON LARRY HURAS

DIE FICHE*: Schlittschuhlaufen: C+ Hände: BSpielintelligenz: B Intensität: B Körperspiel: D Effizienz: C

an Sean Simpson um in der Höhle der Löwen zu überleben. Huras gewann mit den ZSC Lions 2001 den Titel und wurde in der folgenden Saison gefeuert. 1. Keine Zeitungen lesen. 2. Keine Sportsendungen in den Zürcher Lokalradios hören. 3. Nicht TeleZüri schauen. 4. Bei der Arbeit im Hallenstadion feuerfeste Unterwäsche anziehen. 5. Bei den Diskussionen mit GCK LionsManager Simon Schenk keine kritischen Anmerkungen über die Juniorenförderung der GCK Lions machen.

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SCHWÄCHEN: Sejna ist klein gewach sen und hat körperlich e Defizite. Für die NHL fehlt es ihm an Durchsetzungsv ermögen und dieses latente Defizit ist auch in unsere r Liga manchmal feststellbar, ganz besonders in den ersten Spielen der Finalserie gegen Genf. Leider feh len ihm der Extragang eines Marian Gaborik, die weichen Hände eines Joe Tho rnton, die Beine eines Sidney Crosby oder die Schuss technik von Alexander Ovechkin, um dieses Defizit auf NHL-Niveau wettmach en zu können. Sejna ist darum knapp kein NHL-Spieler, auch Verletzungen haben ihn immer wieder zurückgew orfen.

STATISTIK: Saison Spiele 07- 08 38

Liga NL A

Tore 16

Assists 21

Punkte 37

Strafmin. 4

*Legende der Fiche: A = Weltklasse / NHL-Spit ze B = NHL-Durchschnitt C = Internationale Klasse D = NLA-Spit ze E = NLA-Durchschnitt F = NLB -Niveau


Time Out mit Klaus Zaugg

Ein Transfer verändert den SCB MARTIN PLÜSS WECHSELT ZUM SC BERN. LANGE SCHIEN DER SCB VOR GEIZ GANZ KRANK – JETZT TRANSFERIERT ER WIEDER, GOTT SEI DANK. FREI NACH WILHELM BUSCH LÄSST SICH DIE BEDEUTUNG DES SPEKTAKULÄRSTEN TRANSFERS DES JAHRES 2008 AUF EINEN NENNER BRINGEN. Der SC Bern hat einen von Ralph Krueger ausgemusterten Stürmer verpflichtet, dessen Punkteproduktion sich in der letzten Saison halbiert hat. Das ist die bösartige Kurzanalyse. In Tat und Wahrheit ist der Wechsel von Martin Plüss nach Bern der wichtigste Transfer des Jahres 2008. Bedeutungsvoller als Sandy Jeannins Wechsel von Lugano zu Fribourg, Martin Steineggers «Abschiebung» zu Biel oder Petteri Nummelins Rückkehr zu Lugano. Es ist ein «Jahrzehnt-Transfer» wie jener von Ari Sulander zu den ZSC Lions (1998), von Goran Bezina zu Servette (2004), von Reto von Arx zu Davos (1995), von Gil Montandon heim zu Gottéron (1999) oder von Christian Dubé nach Bern (2002). Und zwar aus mehreren Gründen: Erstens bekennt sich der SC Bern mit der Verpflichtung von Plüss endlich wieder zum Sport und riskiert eine Investition in einen wichtigen Spieler und nicht in eine neue Beiz in der Stadt Bern. Im Frühjahr 2007 ist die Mannschaft nach dem verlorenen Final gegen Davos (fast) unverändert geblieben und nach dem kläglichen Scheitern gegen Fribourg in diesem Jahr schien das Krisenmanagement mit der Vertreibung von Martin Steinegger (nach Biel) und Christian Berglund (nach Rapperswil-Jona) halbherzig und billig. Als gehe es SCB-Manager Marc Lüthi vor allem ums Geld machen – um möglichst grosse Umsätze in der Gastronomie bei möglichst geringen Investitionen in die Mannschaft. Nach dem Motto: (Transfer-) Geiz ist geil. Es ist für die ganze Liga nicht gut, wenn das wichtigste Eishockey-Unternehmen des Landes nicht mehr primär in den Sport investiert. Der Transfer von Martin Plüss ist nun eine Sport-Investition mit Signalwirkung nach innen und aussen. Der Tatbeweis, dass es um Sport und nicht nur um Umsätze an den Bier- und Wurstständen geht. Zweitens ist die Verpflichtung von Martin Plüss der erste Transfer seit sechs Jahren, seit den Zuzügen von Christian Dubé und Sébastien Bordeleau im Frühjahr 2002, der

DER AUTOR UND DIE RUBRIK : Klaus Zaugg (50) leitete zuletzt zwölf Jahre lang als Chefreporter die Eishockeyredaktion von «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zurecht als der wohl einflussreichste Eishockeyjournalist der Schweiz. die Hierarchie im Team von Grund auf verändert. Seit der Ankunft von Dubé und Bordeleau hat ein harter Kern um Bordeleau, Dubé, Rüthemann und Steinegger die Macht in der Kabine und zeitweise auch im sportlichen Management übernommen und es hat Zeiten gegeben, da ist aus diesem Kreis auch die Linienzusammenstellung diktiert worden. Seither ist nur noch transferiert worden, was diesem Quartett passt. Nicht ein einziger Schweizer Spieler ist in sechs Jahren nach Bern geholt worden, der einen Platz ganz oben in der Hierarchie be-

Wie sehr Plüss ein Führungsspieler ist, zeigt auch die Tatsache, dass der SC Bern nach Kloten und Göteborg erst sein dritter Arbeitgeber ist. Drittens ist Plüss auf der so entscheidenden Centerposition eine klare Verstärkung. Er ist einer der wenigen Schweizer Spieler, die dazu in der Lage sind, einen Block zu führen und das Spiel in allen drei Zonen zu dominieren. Viertens ist dieser Transfer auch eine Adelung des SC Bern. Denn kaum ein Spieler wählt seinen Arbeitgeber so sorgfältig aus wie Plüss. Es ist auch ein «Geld-Transfer».

«PLÜSS IST KEIN SCHLAUER OPPORTUNIST WIE RÜTHEMANN, SONDERN EINE SPIELERPERSÖNLICHKEIT, DIE DAZU IN DER LAGE IST, DIE <DUBÉ-BANDE> ZU ENTMACHTEN UND DIE LEISTUNGSKULTUR IM SCB NACHHALTIG POSITIV ZU BEEINFLUSSEN.» ansprucht hat. Auch Patrik Bärtschi war kein solcher Transfer. Die Herrschaft der «DubéBande» hat Bern einen Meistertitel (2004) und einen Final (2007) beschert – aber eben auch ein zweimaliges Scheitern als Qualifikationssieger in der ersten Runde. Eine gewisse Arroganz und Selbstgefälligkeit, gegen die zuletzt auch der grantlige John van Boxmeer machtlos war, führte zum Scheitern gegen Fribourg, der grössten Pleite seit dem Wiederaufstieg von 1986. Plüss ist kein schlauer Opportunist wie Rüthemann. Sondern eine Spielerpersönlichkeit, die dazu in der Lage ist, die «Dubé-Bande» zu entmachten und die Leistungskultur im SCB nachhaltig positiv zu beeinflussen.

Denn um Geld geht es im Sport immer. Aber Geld ist nicht der einzige Grund, warum der 167-fache Internationale nach Bern kommt. Ein Grund sind auch die sportlichen Perspektiven und die ganz besondere Eishockeykultur der Stadt Bern.

WIRD PLÜSS DIE IN IHN GESETZTEN ERWARTUNGEN AUCH ERFÜLLEN?

Okay, er ist am 5. April 31 Jahre alt geworden und die letzte Saison war nicht seine Beste. Die Punkteproduktion fiel von 50 auf 25, die Plus/Minus-Bilanz von +6 auf –17 und das Strafentotal von 96 auf 32 Minuten – in einer Mannschaft, die nicht zur Ruhe kam und mehrmals den Trainer wechselte.

Schliesslich wurde Plüss nicht einmal mehr als Center eingesetzt, sondern auf die Flügelposition verbannt. Der noch zwei weitere Jahre laufende Vertrag mit den Frölunda Indians aus Göteborg ist vorzeitig aufgelöst und der Wechsel nach Bern möglich geworden. Aber der Bülacher hat sich vier Jahre lang in einer der sportlich anspruchsvollsten Ligen der Welt behauptet und gehörte auch während der verlorenen NHL-Saison 2004/05, als (fast) alle schwedischen NHLStars in der Heimat spielten, zu den dominierenden Stürmern der Liga. Er ist nach wie vor der einzige Stürmer unserer EishockeyGeschichte, der sich in einer der wichtigsten Ligen der Welt mehrere Jahre lang durchgesetzt hat. Sozusagen der Mark Streit der Offensivspieler. Und 31 ist kein Alter für einen Spieler wie Plüss. Er hat für drei Jahre in Bern unterschrieben und nichts spricht dagegen, dass er in diesen drei Jahren sein bestes Eishockey spielen wird. Natürlich ist das alles keine Erfolgsgarantie. Sicher ist im Schweizer Eishockey nur, dass Ralph Krueger Nationaltrainer ist. Aber mit dem Plüss-Transfer ist die Leistungskultur beim wichtigsten EishockeyUnternehmen nachhaltig aufgebessert worden. Es gibt nun keine Ausreden mehr. Entweder wird die Qualität des Spektakels auf dem Eis klar besser (die wahrscheinlichste Variante), oder das Theater neben dem Eis wird noch unterhaltsamer (was in Bern nie auszuschliessen ist). Denn der Druck auf Trainer John Van Boxmeer steigt: Wenn die mit Plüss veredelte Mannschaft die Liga nicht dominiert, wird der SCBTrainer noch vor der Weihnachtspause gefeuert. ●

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«Vier-Mann-System»

Nachwuchsbedarf DIE SCHIEDSRICHTER SIND – WIE DAS WELTEISHOCKEY – DEM WANDEL DER ZEIT UNTERWORFEN. «NULL TOLERANZ», IN DER SCHIEDSRICHTERSPRACHE FACHMÄNNISCH ALS «RULE ENFORCEMENT» BEZEICHNET, RÜCKTE SIE IN DEN MITTELPUNKT DES GESCHEHENS. UM DER BESCHEIDENHEIT IHRER ROLLE WIEDER

GERECHT ZU WERDEN, WIRD IHRE AUFGABE NEU INTERPRETIERT: IM EISHOCKEY DER ZUKUNFT LEITEN ZWEI HEADSCHIEDSRICHTER EINE PARTIE. AUF INTERNATIONALEM NIVEAU KONNTE DAS ZUSAMMENSPIEL ZWISCHEN ZWEI «HEADS» BEREITS BEOBACHTET WERDEN.

Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller Zum ersten Mal trat das «Vier-Mann-Schiedsreichtersystem» auf unseren nationalen Eisfeldern im Rahmen des Spengler Cup 2007 in Erscheinung. Zwei Headschiedsrichter und zwei Linesmen bildeten zusammen ein Schiedsrichterquartett. Was von aussen betrachtet die Vereinfachung einer schwierigen Arbeit ist, präsentiert sich in der Realität als eine völlig neue Art, ein Spiel zu leiten. So müssen Schiedsrichter zum Beispiel auf einmal rückwärts Schlittschuh laufen. Das war auch für den in der Schweizer National League engagierten Brent Reiber eine völlig neue Erfahrung.

DER ERFAHRENE «ROOKIE» Reiber ist ein alter Schiedsrichterfuchs. Seit 1980 hat er über 2 200 Spiele arbitriert. Mit einem zweiten «Head» ein Spiel zu leiten, ist aber auch für den 41-Jährigen neu: Erst

gut 20 Spiele hat der Routinier mit einem zweiten Headschiedsrichter auf dem Eis absolviert. Reiber erfuhr dabei schnell, dass ein zusätzlicher Schiedsrichter die Rechtssprechung auf Eis zwar besser werden lässt, den Job aber keinesfalls vereinfacht. «Der Schlüssel zum Vier-MannSystem ist die Kommunikation.» Verschiedene Schiedsrichterstile dürften im Vier-Mann-System nicht mehr gelten, es sei eine Frage von Vorgesprächen, dass beide Headschiedsrichter in einem Spiel dieselbe Linie verfolgen würden. «Es ist von eminenter Wichtigkeit, dass ich meinen Headschiedsrichterkollegen nicht zum ersten mal sehe», hat Reiber erste Erfahrungen mit dem neuen Schiedsrichtersystem gemacht.

RÜCKWÄRTS GLEICH SCHNELL WIE VORWÄRTS Ist denn ein Schiedsrichter mehr auch eine physische Entlastung für einen Regeltechniker? «Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und meinen Puls während verschiedenen Spielen gemessen», zeugt Reiber davon, dass er nichts dem Zufall überlässt. «Das spannende Ergebnis war, dass ich mich in einem Spiel mit einem Headkollegen genau gleich anstrenge wie in einem Spiel, das ich alleine leite.» Reiber sei, und das sei auch der Gewinn für das europäische Eishockey, einfach näher am Spiel, wenn ein zweiter Headschiedsrichter auf dem Eis sei. In dieser «Nähe am Spiel» verbirgt sich eine Schwierigkeit, die auch für einen Routinier wie Reiber Neuland bedeutet: «Noch nie in meiner Karriere musste ich als Schiedsrichter rückwärts Schlittschuh laufen», lächelt er, «doch wenn ich mir das Spielfeld mit meinem Kollegen teile, muss ich genau das tun.» Nebenbei erwähnt Reiber, dass er dabei natürlich nichts an Tempo einbüssen dürfe. Die Erfahrung, dass das Spiel neu auf ihn zukomme und er nicht mehr, wie zuvor mit nur einem Headschiedsrichter, dem Spiel hinterherlaufe, sei neu, doch genau darin sei eigentlich auch der Grund für das neue System zu suchen. «Wir sind so näher am Spiel und können besser entscheiden», unterstützt Reiber den neuen Plan der National League, über kurz oder lang jede Partie der höchsten Spielklasse mit vier Schiedsrichtern leiten zu lassen. Die grösste Herausforderung auf diesem Weg dürfte die Rekrutierung von neuen Arbeitskräften sein. Während im Eishockey natürlich Nachwuchs heranwächst, muss sich Referee in Chief Reto Bertolotti mit den Eishockeyspielern auseinandersetzen, die ihre Karrieren beenden – sie stellen potentiellen Nachwuchs für die Schiedsrichter dar. ●

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NLB

Mittendrin sta

DER SC LANGENTHAL BEENDETE SEINE SECHSTE NLB-SAISON AUF DEM SECHSTEN RANG. DER EXPRESS SCHOSS IN DEN JAHREN VORHER AN DIE SPITZE, ZULETZT FAND SICH DAS TEAM IM MITTELFELD WIEDER. DENNOCH WIRD BEIM BERNER TEAM NICHT GEBÜSST, WER DIE DREI BUCHSTABEN «NL A» IN DEN MUND NIMMT. EINE BESTANDESAUFNAHME. Text und Foto: Daniel Gerber Nach 17 Jahren in der 1. Liga kehrte Langenthal im Frühling 2002 in die NLB zurück. Ein eigenständiges Sekretariat existierte nicht und in jeder Drittelspause musste ein Zuschauergang gesperrt werden, damit die Spieler unbehelligt aufs Eis der Schorenhalle gehen konnten. Reto Kläy, 227 Spiele beim SC Langenthal: «Der damalige Sicherheitschef Heinz Schlatter sorgte damals dafür, dass keine Besucher in die Garderobe kamen.» Langenthal gewann 17 Punkte in 38 Spielen bei 119:195 Toren. Satte 16 Punkte Rückstand auf den Playoffrang. Seither ist viel Wasser die Langete abgeflossen: Heinz Schlatter verliess seine Sicherheitsfirma (Secas), wurde Geschäftsführer des SC Langenthal und heute leitet er die Geschicke der SCL Tigers, Kläy amtet heute als Sportchef.

DER AUFSTIEG In der zweiten NLB-Saison fehlten noch fünf Punkte zur Playoff-Qualifikation. Auf diese zweite Saison wechselten Kämpf, Keller, Moser und Schneider vom EHC Biel zum SCL. Gian Kämpf, damals Spieler, heute SCL-Geschäftsführer: «In Biel wurden wir belächelt, doch dann siegten wir im Seeland mit 7:2 Toren.» Nach fünf Spielen lag Langenthal auf Rang eins, was folgten waren sechs Niederlagen in Serie. Dennoch zeigte die Kurve aufwärts. Die Oberaargauer belegten in der Saison 2004/05 Rang vier in der Qualifikation, 2005/06 folgte ein dritter Platz und in beiden Saisons der Vorstoss ins Halbfinale. Eine Episode jagte die andere, da kam etwa Sean Berens von einem Belfaster Team, bei einer Nacht- und Nebelaktion für Eric Houde eingeflogen. In 16 Spielen scorte er 33 Mal, neben dem Eis betätigte er sich als Sänger, seine Single war in den Drittelspausen zu hören. Mit einem Überraschungstransfer spielte rund ein Jahr später plötzlich Todd Elik im Team, der auf dem Eis ebenfalls tüchtig scorte, wenig Strafen kassierte, sich aber neben dem Eis – diplomatisch ausgedrückt – nicht wirklich zurechtfand. Der SCL gehörte zur Top vier. Gian Kämpf: «Da ist klar, da will man eine Steigerung erreichen.» Bald wurde über Finalein50

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zug gesprochen und vorsichtig über einen Aufstieg in die NL A. Bekräftigt wurde dies nach dem Qualifikationssieg in der fünften NLBSaison seit der Rückkehr in diese Liga.

4,5 SCHRITTE NACH VORN, 1,5 ZURÜCK Doch der Qualifikationssieg täuschte über einiges hinweg: Er wurde auf dem Rücken der beiden ersten Linien erkämpft, diese waren in den Playoffs gegen die GCK Lions stehend k.o. Bereits die letzten 20 Spiele der Saison 2006/07 waren nicht mehr so souverän, wie der Saisonstart, von dem das Team den Rest der Qualifikation zehren konnte. Reto Kläy: «Wir verkündeten Transfers, die dann nicht zustande kamen.» In der letzten Saison jagte ein Rückschlag den anderen. Trainer Gary Prior fand den Draht zum Team nicht, er wurde entlassen. Bereits vorher trennte sich das Berner Team von Geschäftsführer Heinz Schlatter, der US-Amerikaner David Lundbohm wurde nach wenigen Spielen durch Derek Plante ersetzt und nach der Saison folgte ein Umbruch auf der Geschäftsstelle. Gian Kämpf: «In jeder Saison ging es nach oben.» Und dann der Rückschlag. Rang sechs statt Playoff-Heimrecht. Viertelfinal-Aus nach vier Spielen, statt vier Siege in der Ligaquali gegen Basel. Oder die sechs Saisons zusammengefasst: 4,5 Schritte nach vorn, 1,5 zurück. DIE JUNGEN WILDEN 1 Gian Kämpf spricht von einer Chance. Jetzt sei man auf allen Ebenen NLB tauglich – und auch selbständig. Zuerst arbeitet man mit dem EV Zug zusammen, danach, erfolgreich, mit dem SC Bern. Gautschi, Käser, Lüthi, Rezek, Tschannen und Wetzel kamen von Bern. Gian Kämpf (26) ist Geschäftsführer. Reto Kläy (29) Sportchef. Die jungen Wilden. Auf dem Eis wären sie betreffend Alter knapp Routiniers. Kämpf, der wegen einer Verletzung vor vier Jahren zurücktreten musste: «Das hat einen Vorteil, wir kennen noch viele Spieler.» Und Kläy, der einzige in der Organisation, der das erste Jahr NLB nach dem Wiederaufstieg bestritt: «Wir haben erstmals ein Organigramm, das diesen Namen auch verdient.» Im Büro arbeiten die jungen Wilden.

Die Baumeister des SCL 2008/09: Gian Kämpf (Geschäftsführer), Fritz Keller (Budgetverwalter), Stephan Anliker (VR-Präsident) und Reto Kläy (Sportchef)

DAS BUDGET Das Budget verwaltet neu Fritz Keller (62), davor arbeitete er in einer Oltner KMU. Er habe rund 1 500 Spiele mit dem FC Önsingen bestritten. Keller plant gerade das neue Geschäftsjahr und ein Budget in der Höhe von bis zu 3,5 Millionen Schweizer Franken; im Jahr 2002 hatte man mit rund 1,1 Millionen Franken und einem leicht verstärkten 1. Ligateam begonnen. Heute verfügt der SCL über 180 Sponsoren, davon 25 Grossinvestoren und 160 Donatoren (gerechnet hatte man mit


SC Langenthal

att vorn dabei

DIE BILANZ – DAS BUDGET DER LETZTEN SECHS SAISONS Aufstiegssaison 02 /03, zum Saisonbeginn: Saisonende 02/03 03 /04 Saisonbeginn: Saisonende: 04 /05 Saisonbeginn: Saisonende: 05 /06 Saisonbeginn: Saisonende: 06/07 Saisonbeginn: Saisonende 06/07 07/08 Saisonbeginn: Saisonende 07/08 08/09 Saisonbeginn:

1,1 Mio. 1,5 Mio. 1,8 Mio. 1,9 Mio. 2,3 Mio. 2,4 Mio. 2,6 Mio. 2,8 Mio. 3 Mio. 3 Mio. 3 bis 3,5 Mio. ca. 3 Mio. 3 bis 3,5 Mio.

UNITED COLORS OF LANGENTHAL In den ersten sechs NLB-Saisons der Neuzeit waren Spieler mit Wurzeln aus elf Ländern im SCL-Kader vertreten: Deutschland (Eike), Finnland (Schäublin), Italien (Streit, Zarillo), Kanada (Diverse), Liberia (Kparghai), Österreich (Schuster), Russland (Malgin), Schweiz (Diverse), Slowakei (Chrenko), Tschechien (Rezek), USA (Diverse). Diese Spieler stammen von drei Kontinenten: Afrika, Europa sowie Nordamerika.

NL A IM NEUEN STADION? NL A und Stadionbau. Diese Begriffe fielen in der vorletzten Saison. Sie sind Teil der Vision geblieben. SCL-VR-Chef Stephan Anliker nimmt Stellung.

ursprünglich 25). Fritz Keller: «In dieser Saison gibt es ein kleines Minus, aber nichts extremes. Alles was das alte Jahr belastet, wird auch dort verbucht, nicht dass wir darauf sitzen bleiben.»

DIE JUNGEN WILDEN 2 Auf nächste Saison steht eine junge Mannschaft auf dem Eis. Reto Kläy: «Das Durchschnittsalter liegt bei 23 Jahren.» Inklusive dem 37-jährigen Steve Larouche. «Manche kommen aus der NL A und wollen dorthin zu-

rück. Bei den neuen Spielern hat Eishockey erste Priorität.» Da herrsche eine andere Leistungskultur, als wenn man einen Job habe und sich nicht mehr 100-prozentig auf den Sport konzentrieren könne. ●

«Stadionbau und NL A hängen stark zusammen», sagt Anliker. «Die höchste Spielklasse geht nur im Gleichklang mit einer neuen Infrastruktur.» Wo das neue Stadion stehen könnte, sei nun ermittelt, das Projekt werde bald präsentiert. Mit ersten Investoren sei man im Gespräch. «Wir wollen ein Spitzen-NLB-Team sein, mit optionaler Möglichkeit zum Aufstieg in die NL A.» Dort würde man das Schweizer Mittelland abdecken. Durch Liga-Sponsoren, höhere Sponsoren-Erträge und das wesentlich grössere Einzugsgebiet in der NL A wäre das, laut einer internen Studie, finanzierbar. Man wolle rauf, müsse aber nicht.

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Markant an Muskeln zugelegt Seit dem 10. März ist das neue Sportportal von Teleclub und Swiss-

.CH

com unter der Adresse www.teleclubsport.ch aufrufbar. «Dank der Vernetzung der Sport-Redaktion von Teleclub und der OnlineRedaktion von Bluewin ist ein starker, einzigartiger Auftritt entstanden» freut sich René Weder, Leiter Sport-Portal von Teleclub. Die exklusiven Videoinhalte, wie die Highlights der Axpo Super League, der Uefa Champions League und der Eishockey National League A erfreuen sich grosser Beliebtheit: «Wir haben festgestellt, dass ein grosses Bedürfnis nach diesen Video-Zusammenfassungen besteht», sagt René Weder. Deshalb habe sich die Redaktion entschieden, nicht nur die aktuellen Highlights abzubilden, sondern für die Fans und die Clubs zusätzlich ein Videoarchiv zu realisieren. Dort werden alle verfügbaren Partien der jeweiligen Vereine abgelegt. Und natürlich fänden auch aktualitätsgetriebene Videoinhalte rund um den Schweizer Sport Platz auf dem neuen Portal, erläutert er. Dank der Integration des früheren Sportradios ins neue Sportportal können alle Partien der Axpo Super League und der National League A über Webradio empfangen werden. «Nirgends ist man umfassender dabei, als bei Teleclub am TV und auf dem Portal», hält der Redaktionsleiter zusammenfassend fest. Massentauglicher Informationsmix Die Onlineredaktion beschäftigt derzeit drei Vollzeitredaktoren, die das tägliche Geschehen in Zusammenarbeit mit der renommierten Agentur Sportinformation (Si) abdecken. Die teleclubsport.ch-Sportredaktoren berichten dabei auch über das Geschehen abseits der Spielfelder, Pisten und Rennstrecken der Sportwelt. «Der Informationsbedarf der Leser geht ganz klar in diese Richtung. Die User wollen eine breite Fülle an News und Fakten, sind aber auch an Geschichten über Sportlerinnen und Sportler, Trainer und Funktionäre neben den Wettkampfschauplätzen interessiert», führt René Weder aus. So komme der massentaugliche Mix aus faktenbasierter und people-orientierter Information ergänzt durch eine starke Live-Komponente mittels Ticker und Radio zustande. Die ersten Zahlen seien erfreulich. Man registrierte deutlich mehr Besuche auf dem neuen Portal. Fussball-Europameisterschaft als Steckenpferd Mit dem Start des neuen Swisscom Medienportals www.bluewin.ch hat das Ressort Sport also markant an Muskeln zugelegt. Vor und während der Euro wird sich das starke Sportengagement weiter manifestieren. So würden die Internetnutzer schon während des Trainingslagers der Schweizer Nati dank topaktueller Videobeiträge, Interviews und Expertengespräche auf dem Laufenden bleiben, erklärt Weder. Mit dem Start der Euro werden die Leser alle sportlichen und gesellschaftlichen Infos rund um den Megaevent auf dem Sportportal finden. Und kurz darauf steht ja schon Olympia ins Haus …

Klicken Sie rein, um mehr zu erfahren: www.teleclubsport.ch


Action des Jahres MONAT FÜR MONAT WURDE DAS SCHÖNSTE TOR, DER SPEKTAKULÄRSTE CHECK ODER DIE GENIALSTE TORHÜTER-PARADE GEWÄHLT.

Zum Abschluss des Gewinnspiels «Action des Monat» galt es die Action des Jahres zu wählen und einen sensationellen Jahres-Preis zu gewinnen. Unter allen Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern – es haben mehrere Tausend mitgespielt – wurde am 15. April 2008 die glückliche Gewinnerin gezogen. Teleclub und Škoda gratulieren Frau Isabella Jost ganz herzlich zu ihrem neuen Auto, einem Octavia 4x4 Adventure 1.9l TDI im Wert von CHF 33’000.–. Mit einem strahlenden Lachen konnte Frau Jost am 30. April 2008 bei der Garage Auto Sauter AG in Netstal den Jah-

reshauptpreis von den Herren Andreas Zünd (Regionalleiter AMAG Import) und Daniel Sauter entgegennehmen. Die überglückliche Siegerin kann ihr Glück noch kaum fassen und nach der Frage, was sie nun mit ihrem alten Fahrzeug machen werde, meinte sie: «Ich könnte ihn ja als Hauptpreis für die nächste Action des Jahres spenden, denn frisch ab MFK sei er ja und laufe auch nach 14 Jahren noch wie eine Eins!» Nun freut sich aber Isabella Jost auf ihren neuen Škoda, der ihre Winterausflüge dank 4x4 Antrieb und dem geräumigen Kofferraum, mit mehr Si-

Teleclub ist digital empfangbar im Kabelnetz und über Bluewin TV. Jetzt abonnieren und live mitfiebern: 044 947 87 87 www.teleclub.ch oder im Handel

Die glückliche Siegerin Isabella Jost (Mitte), Andreas Zünd von AMAG Import (links) und Daniel Sauter bei der Schlüsselübergabe. cherheit und Komfort, geniessen lässt. Gewonnen hat der Lakers-Fan den Hauptpreis dank ihres SMS-Voiting für das herrliche Tor des ZSC Lions Stürmers Thibaut Monnet. «Klar hätte sie lieber mit einer Action der Lakers gewonnen, aber das herrliche Tor des Nationalstürmers war einmalig und nicht alltäglich!» Nun ist sie auch zufrieden über das gute Abschneiden der Schweizer Nationalmannschaft an der WM in

Canada und ist froh, dass die Schützlinge von Ralph Krueger die Viertelfinals erreichten und einen WeltranglistenPlatz wettmachten. Das Teleclub-Team bedankt sich bei allen Teilnehmern, die am Wettbewerb teilgenommen haben und wünscht allen Hockey-Fans eine gute Zwischensaison. Ab dem 5. September 2008 heisst es dann wieder «Live am Puck mit Teleclub!» ●


Coaching-Zone

Speziell für Ver Text: Fotos: Übersetzung: Grafiken:

Dave Chambers Pius Koller Dominik Rothenbühler Reto Fiechter

In der aktuellen SLAPSHOT Coaching-Zone sind Übungen abgebildet, die die wesentlichen Elemente der Verteidigerarbeit abdecken und neben dem Schlittschuhlaufen, der Puckkontrolle und dem Schussverhalten auch die Eigenheiten des Defensivspiels berücksichtigen. Sämtliche Übungen wurden dabei von erfahrenen Coaches entworfen und angewendet. Dies im Bemühen, die Verteidiger optimal auf die Anforderungen des modernen Eishockeys vorzubereiten. Diese Anforderungen sind mannigfaltig: Verteidiger benötigen – dies wird leider oftmals unterschätzt – überdurchschnittliche läuferische Fähigkeiten. Dies gilt sowohl für das

VOR EINEM MONAT PRÄSENTIERTEN WIR IHNEN IN DER COACHING-ZONE SPEZIALÜBUNGEN FÜR STÜRMER. NUN WOLLEN WIR UNS DEN DRILL-MÖGLICHKEITEN FÜR DIE EBENSO WICHTIGEN DEFENSIVARBEITER WIDMEN. SCHLIESSLICH IST ES BEKANNTLICH DIE VERTEIDIGUNG, DIE MEISTERSCHAFTEN ENTSCHEIDET. Vorwärts- wie auch für das Rückwärtsfahren. Die Reihe der Ansprüche an die «Backs» ist aber deutlich länger: Explosive Start- und Stopp-Fähigkeiten, sicheres Passspiel und entsprechende stocktechnische Fertigkeiten, gute Schüsse sowohl aus dem Handgelenk wie auch als Schlagschüsse, Beweglichkeit, Balance und Kraft sind alles Aspekte, die von den Verteidigern erfüllt werden müssen. Das physische Element spielt dabei in den Ecken und vor dem Tor in den 1 gegen 1-Situationen eine besonders wichtige Rolle. Eminent wichtig ist dabei, dass die Spezial-Übungen wenn immer möglich mit Spieltempo und Ernstkampfintensität durchgeführt werden. Dabei muss der Coach genau darauf achten, dass die Übungen stets technisch sauber durchgeführt werden. 1: Kreis-Agilität Die Verteidiger starten ausserhalb des Bullykreises und durchfahren danach folgende Bewegungsabfolge: Variante A: 1. Vorwärts bis zum Anspielpunkt und rückwärts zurück zum Kreis. Danach wieder vorwärts zum Anspielpunkt.

A

B

2. Mit übersteigenden Seitwärtsschritten rechts zum Kreis und danach links zum Anspielpunkt zurück. 3. Vorwärts bis zum Kreis. Danach rückwärts zum Anspielpunkt. 4. Mit übersteigenden Seitwärtsschritten links zum Kreis und danach rechts zum Anspielkreis zurück. 5. Rückwärts bis zum Kreis. Danach rückwärts dem Kreis entlang. Stoppen und schliesslich nochmals rückwärts dem Kreis entlang. Variante B: Der Verteidiger startet beim Anspielpunkt, fährt vorwärts zum Kreis, danach wieder rückwärts zum Anspielpunkt. Dies macht er stets mit einem leichten Seitwärtsdrall. So zeichnet er schliesslich ein Bild, dass einem Rad mit Speichen entspricht. 2: Beweglichkeit 1. Der Verteidiger 1 startet in der Spielfeldecke und fährt vorwärts zur blauen Linie. 2. Danach fährt er mit übersteigenden Seitwärtsschritten der blauen Linie entlang bis zur Spielfeldmitte. 3. Weiter geht es rückwärtsfahrend bis zum Anspielkreis. 4. Während der Fahrt dreht er sich, fährt vorwärts bis zur Spielfeldecke und stoppt.

GEADELTE COACHING-KORYPHÄE Dave Chambers ist seit über 30 Jahren als Eishockeycoach tätig. Er unterrichtete sämtliche Stufen von den Junioren bis hin zu NHL-Spielern und an internationalen Turnieren tätigen Auswahlen. Seine Erfahrungen mit verschiedensten Spielertypen und Stilrichtungen erlauben ihm, das «everevolving game» zu erlernen, das eine Mischung aus europäischem und nordamerikanischen Eishockeystilen darstellt. Chambers gewann als Trainer zwei Goldmedallien an Weltmeisterschaften, eine Schweizer Meisterschaft, fünf Universitätsmeisterschaften und fünf Auszeichnungen als «coach of the year». Chambers arbeitete als Assistenzcoach bei den ZSC Lions, mit denen er jüngst die Meisterschaft gewann. In der Schweiz ist Chambers bisheriges Lebenswerk kaum bekannt. SLAPSHOT versucht Gegensteuer zu geben und präsentiert in der Saison 2007/08 – in Zusammenarbeit mit dem weltweit als Coaching-Koryphäe anerkannten Chambers – monatlich ein spannendes Thema aus der Welt des Eishockey-Coachings.


rteidiger 5. Danach fährt er vorwärts in den Slot, stoppt und fährt in die gegenüberliegende Spielfeldecke. 6. Für den Verteidiger 1 ist die Übung damit zu Ende. Gleichzeitig startet aus der gleichen Spielfeldecke der Verteidiger 2. Die Übung erfolgt also alternativ aus beiden Ecken. Variante: Die Übung kann auch simultan aus beiden Spielfeldecken durchgeführt werden. 3: Beweglichkeit und Schiessen 1. Der Verteidiger 1 3 fährt rückwärts aus der Spielfeldecke und macht mit dem Verteidiger 2 einen Dreifachpass (one touch). 2. Der Verteidiger 1 fährt mit dem Puck bis in die Region der 2 1 blauen Linie, danach bis zur Spielfeldmitte und schiesst. 3. Der Verteidiger 1 macht mit dem Verteidiger 3 einen Dreifachpass (one touch), fährt rückwärts mit dem Puck bis zur blauen Linie. Danach fährt er seitwärts der Linie entlang und macht einen explosiven Handgelenk-Schuss. 4. Der nächste Spieler macht dieselbe Übung aus der gegenüberliegenden Spielfeldecke. Variante: 3 Die Übung bleibt im Konzept gleich. Der Verteidiger 1 macht zusammen mit dem Verteidiger 3 vor dem zweiten Schuss aber noch einen zweiten Dreifachpass. Dieser im give-and-go2 1 Modus, das heisst der Verteidiger 3 attackiert unmittelbar nach dem gespielten Passen den Verteidiger 1.

4: Beweglichkeit, Passspiel und Schiessen 1. Der Coach © schiesst den Puck in die Spielfeldecke und startet damit die Übung. 2. Der Verteidiger 1 startet rückwärts, 2 dreht sich, fährt vorwärts und übernimmt in der Spielfeldecke den Puck. C 3. Der Verteidiger 1 fährt, nachdem er mit dem Kopf eine 1 Täuschung in die 3 Gegenrichtung ausgeführt hat, mit dem Puck hinter dem Tor hindurch, dreht in der gegenüberliegenden Spielfeldecke von vorwärts auf rückwärts und danach wieder auf vorwärts. Dabei achtet er darauf, dass er den Blick stets in Richtung von Verteidiger 2 aufrechterhält. Erneut hinter dem Tor angelangt stoppt er schliesslich und spielt den Pass auf den Verteidiger 2. Danach fährt er in leichter Bogenform in Richtung blaue Linie und danach durch den Slot in Richtung Tor. 4. Der Verteidiger 1 erhält vom Verteidiger 2 den Puck zurück und schiesst. 5. Der Verteidiger 1 nimmt danach die Position des Verteidigers 2 an der Bande ein. Der Verteidiger 3 wiederum übernimmt die Rolle des Verteidigers 1 und wartet erneut auf den Startschuss des Coaches. Variante: Der Verteidiger 1 übernimmt den Rückpass des Verteidigers 2 erst auf der blauen Linie, fährt seitwärts zur Spielfeldmitte und führt danach einen Weitschuss aus. 5: Dreimal 1:1 1. Der Coach © passt zum Stürmer 1. 2. Dieser macht vom Anspielkreis aus ein 1:1 gegen den Verteidiger. 3. Nachdem dieses 1:1 zu Ende ist, spielt der Coach dem Stürmer 2 einen Pass. Dieser macht vom anderen Anspielkreis aus ein 1:1 gegen denselben Verteidiger.

Dave Chambers

ZEICHENERKLÄRUNG ●

STÜRMER

VERTEIDIGER WEG DES SPIELERS OHNE PUCKBESITZ WEG DES SPIELERS MIT PUCKBESITZ WEG DES SPIELERS RÜCKWÄRTS PASS

4. Der letzte Pass des 1 Coaches geht an den Stürmer 3. Dieser macht aus frontaler C Position aus das 3 dritte 1:1 gegen den Verteidiger. 5. Nach dem letzten 2 1:1 kommt der nächste Verteidiger an die Reihe. Dieser hat ebenfalls drei 1:1-Situationen zu bestehen. 6: Drei Auslösungspässe 1. Der Verteidiger 1 fährt rückwärts, dreht sich, übernimmt in der Spielfeldecke einen Puck, fährt mit diesem hinter dem Tor hindurch und spielt dem Stürmer 1 einen Pass. 2. Der Verteidiger 1 1 fährt weiter bis zur gegenüberliegenden Spielfeldecke, 3 übernimmt dort den zweiten Puck, fährt mit diesem hinter dem Tor hindurch 1 und spielt dem Stür2 mer 2 einen Pass. 3. In derjenigen Spielfeldecke, in der er gestartet ist, übernimmt er einen dritten Puck und passt diesen zum Stürmer 3, der als Center in der Spielfeldmitte lauernd auf den dritten Auslösungspass wartet. ●

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Kolumne von Thomas Roost

Fortschritte und Rückschritte In der NHL findet das Gipfeltreffen zwischen den Pittsburgh Penguins und den Detroit Red Wings um den Stanley Cup statt. Ein unschätzbarer Fortschritt für das Eishockey, denn damit haben die beiden talentiertesten Teams den Finaleinzug geschafft. Weil die (vermeintliche) Wahrheit im Eishockey meistens mit den aktuellen Resultaten einhergeht werden sich die Teamverantwortlichen in naher Zukunft wieder vermehrt um Talent, Skills und läuferische Akzente bemühen und die Interpretationskönige der destruktiven Spielverweigerung werden zum Glück etwas in den Hintergrund treten. Auch bei der Schweizer Nationalmannschaft gibt es erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen. Die Weltranglistenposition konnte stabilisiert, ja kurzfristig sogar verbessert werden. Die jungen Spieler der starken Jahrgänge 83-86 wandeln sich immer mehr zu Leistungsträgern und verleihen dem Nationalteam Stabilität, Kadertiefe und vereinzelt sogar einen Hauch von Klasse. Die grossmehrheitlich sehr stabilen Resultate unter Ralph Krueger zeigen, dass der Coachingstaff wenig Fehler begeht und mit den akribischen Vorbereitungen sehr professionell arbeitet. Auch dies ein Fortschritt, denn wir müssen uns immer wieder mal vor Augen halten, dass wir nicht über das bessere Spielermaterial verfügen als Weissrussland, Deutschland und bald auch Dänemark. Wir haben an der Spitze – nicht in der Kadertiefe – nur unwesentlich bessere Spieler haben als Lettland und Österreich.

Es ist ein sehr gutes Argument für die Nationalmannschaftsverantwortlichen, dass sie es unter diesen Voraussetzungen geschafft haben, unser Team mittlerweile sehr stabil in den Top8 zu halten. Die erwähnten jungen Spieler der neuen Generation werden dem Coachingstaff auch in naher Zukunft helfen, sich auf diesem hohen Niveau zu konsolidieren. Einzelne davon klopfen sogar an die Türe der NHL und dies liegt nicht nur an der immer

le Klassenunterschied macht mir Angst! Die Spiele in diesen Jahrgängen gegen Deutschland, Weissrussland, Dänemark, Lettland etc. sind ausgeglichen aber nicht so, dass wir uns nach vorne orientieren können. Nach vorne ist der Zug vorerst abgefahren. Die USA und Schweden haben mit den Kanadiern und Russen gleichgezogen und haben sich von unserem Juniorenniveau sehr deutlich abgesetzt. Die Finnen und Slowaken scheinen an guten

«DIE SPIELE IN DEN U18 UND U17 JAHRGÄNGEN GEGEN DEUTSCHLAND, WEISSRUSSLAND, DÄNEMARK, LETTLAND ETC. SIND AUSGEGLICHEN ABER NICHT SO, DASS WIR UNS NACH VORNE ORIENTIEREN KÖNNEN. NACH VORNE IST DER ZUG VORERST ABGEFAHREN.» deutlich werdenden salärmässig bedingten NHL-Verweigerung der zweitklassigen, russischen Profispieler. Eitel Sonnenschein im Schweizer Eishockey? Ganz und gar nicht. Dunkle Wolken ziehen sich am Horizont zusammen. Im Nachwuchsbereich, unserem Stolz der letzten zehn Jahre, orte ich in jüngster Zeit Schwächen. Der Abstieg unserer U20 war zwar in diesem Jahr nicht zwingend aber substanziell viel weniger überraschend als dies viele wahrhaben wollen. Bei den Auswahlmannschaften U18 und U17 habe ich in den letzten Monaten Spiele gesehen, bei denen unsere Teams in internationalen Turnieren und Meisterschaften richtiggehend vorgeführt wurden. Der mir bei diesen Spielen präsentierte individuel-

Tagen nach wie vor in Reichweite zu sein. Es fehlt bis jetzt aber der Beweis, dass wir sie auch in entscheidenden Spielen mehr als nur ausnahmsweise bezwingen können. Tschechien wird nach dem sensationellen U18-Abstieg vor einem Jahr zurückschlagen und unsere U18 wird es im April 2009 sehr schwer haben, der Relegation zu entrinnen. Ich orte erneut keinen besonders guten Jahrgang, ganz im Gegensatz zu den Slowaken und den Finnen, die im nächsten Jahr nur unter besonders günstigen Umständen von uns zu schlagen sein werden. Insgesamt fällt auf, dass die Weltspitze vor allem stocktechnisch und läuferisch enteilt ist. Unseren Teams kann kaum je der Vorwurf gemacht werden, dass sie nicht aufopfernd kämp-

ZUM AUTOR UND ZUR RUBRIK : Thomas Roost ist seit zehn Jahren als NHL-Scout tätig und ein profuner Kenner der europäischen Spielermärkte. Bei Central Scouting Europe ist er alleinverantwortlich für die Spielerrankings in der Schweiz und Deutschland sowie mitverantwortlich für die gesamteuropäischen Rankings. Hauptberuflich ist Roost Head Human Resources und Mitglied der Konzernleitung in der Touristikbranche. Roost schreibt während der gesamten Saison 2007/2008 monatlich eine Kolumne im SLAPSHOT. Roosts persönliche Meinung kann, muss sich aber nicht unbedingt mit derjenigen der SLAP SHOT-Redaktion decken. Lesermeinungen zu den Kolumnen-Beiträgen nehmen wir gerne via slapshot@mails.ch entgegen. Sie können Ihr Feedback dem Autor auch direkt zukommen lassen: thomasroost@hotmail.com

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fen und intelligent verteidigen. Es schaut meistens so aus, als wenn das Maximum erreicht wird, der Charakter und die Einstellung stimmen meistens, nicht aber die individuelle Klasse. In diesem Bereich orte ich die grössten Defizite. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass ich diese Meinung in dieser Deutlichkeit vertrete, aber wenn sich nichts ändert, so muss dies immer wieder wiederholt werden. Im Nachwuchsbereich muss das Gewicht vermehrt auf die individuelle Klasse gelegt werden. Dies muss bereits in sehr jungen Jahren beginnen. Drills, Drills und nochmals Drills (Skating und Stickhandling) im Wechselspiel mit spielen lassen, Kreativität fordern und fördern, Tricks und Stickhandlingzaubereien zulassen, ja sogar provozieren. All dies unter Anleitung von Technikcoaches von Weltformat. Einer davon sollte vom Verband angestellt sein mit der klaren Aufgabe, unsere Juniorencoaches im lauf- und stocktechnischen Bereich zu Weltklassecoaches weiterzubilden. Selbstverständlich erfordert dies im Anforderungsprofil methodisch/didaktisches Flair auf höchster Ebene. Ideal wäre selbstverständlich ein US-ähnliches «AnnArbor-Programm». Dieses Programm ermöglicht den saisonalen Zusammenzug der besten 16- und 17-jährigen Talente. Die Besten werden während des gesamten Jahres unter hochprofessionellen Voraussetzungen in einem Team gefördert. Das Resultat bei den USA ist sehr eindrücklich. Ob dies bei uns nur Wunschtraum sein wird? Falls wir von Halbfinalqualifikationen und Medaillen träumen, ja sie sogar teilweise fordern, dann darf ein solches Programm kein Wunschtraum sein. Ich behaupte, dass mit den jetzigen Strukturen kein weiterer Fortschritt mehr möglich sein wird. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Viele Juniorencoaches arbeiten aufopferungsvoll, mit viel Leidenschaft und auch mit beachtlichem Können. Dem Verband Versäumnisse in der Juniorenförderung vorzuwerfen, ist ebenfalls vermessen. Der Verband hat viele, viele Jahre hervorragend gearbeitet. Jetzt orte ich aber einen Stillstand und Stillstand heisst Rückschritt. Dies dürfen wir nicht akzeptieren! ●


Was wurde aus… Manuele Celio

Der Erfolgreichste – bis jetzt VON ACHT CELIOS, DIE SEIT EINFÜHRUNG DER PLAYOFFS IN DER NATIONAL LEAGUE SPIELTEN, IST ER DER ERFOLGREICHSTE. VIER MEISTERTITEL MIT KLOTEN UND EINE FINALTEILNAHME MIT SEINEM STAMMCLUB HC AMBRÌ-PIOTTA MARKIEREN DAS SPANNUNGFELD VON MANUELE CELIOS KARRIERE ÜBER 804 EINSÄTZE IN DER NATIONAL LEAGUE A. Text: Jürg Federer Fotos: Pius Koller / EQ Images Die vier Titel mit Kloten und die Finalserie 1999 mit Ambrì gegen Lugano stellen seine nationalen Karrierenhöhepunkte dar. Die Niederlage in der Finalissima 1999 ist gleichzeitig einer der bittersten Momente in seiner Laufbahn. Der erfahrenste Celio ist statistisch gesehen der noch immer aktive Nicola von Ambrì-Piotta. Doch in Tat und Wahrheit hat Manuele auch punkto Erfahrung die Nase vorne. Weil im Schweizer Eishockey mit der Einführung der Playoffs 1985 eine neue Zeitrechnung begann, werden in den offiziellen Statistiken nur seine Einsätze in den vergangenen 17 NL ASaisons geführt. Manuele Celio mischte aber schon 1982 und im Alter von 16 Jahren in der NL A mit. Seine Karriere eröffnete er mit einem Tor gegen Fribourgs Torhüter Robert Meuwly. 21 Jahre, vier Meistertitel, ein Olympisches Diplom (1988 in Calgary) und einen Continental Cup später beendete er seine Laufbahn wo sie begann, beim HC Ambrì-Piotta. Das Viertelfinal-Aus 2003 gegen Davos bedeutete das Ende von Celios glorreicher Karriere.

An der Seite von GCK Lions Headcoach Beat Lautenschlager lernte Celio, seine reichhaltige Erfahrung als Spieler an junge Talente weiterzugeben. Gegipfelt hat das Engagement in der Lions-Organisation vor zwei Jahren in der Feuerwehrübung an der Bande der ZSC Lions, als Juhani Tamminen gemeinsam mit Celio das Traineramt von ZSC Lions Headcoach Christian Weber übernahm. Seit dem Abenteuer, das für den heutigen Meister ZSC Lions in den Playouts enden sollte, ist Celio zu 100 Prozent bei Swiss Ice Hockey angestellt. Gemeinsam mit Lugano-Meister Markus Graf leitet er den Juniorenbereich der SIHA. Zu 50% arbeitet Celio im Team mit Sandro Bertaggia, Lars Leuenberger und Roger Bader. Im Dreijahresturnus führen sie U16Junioren an die U20-Nationalmannschaft von Jakob Kölliker heran – bevor sie in einem Zwischenjahr auf U15-Stufe eine neue Dreijahres-Nati mittels Scouting zusammenstellen, die sie dann wieder an U20-Niveau heranführen. Dieser «Dienst am Eishockey-Vaterland» beansprucht Celio zu 50 Prozent, seine weitere Arbeitskraft dient der Weiterentwicklung von Trainingsmethoden für talentierte Schwei-

zer Eishockeyjunioren. Unter dem Projektnamen «Vancouver 2010» erweitert Celio den Wissensschatz von Swiss Ice Hockey im physischen Bereich mittels umfangreicher Leistungstests auf U20- und A-Nationalmannschaftsstufe. Neben einer perfektionierten physischen Vorbereitung wünschte sich Celio aber auch eine stärkere Leistungskultur im Schweizer Eishockey. «Wir sind oft zu schnell zufrieden mit dem Erreichten», bemängelt er. Etwas mehr «Mark Streit Kultur» würde dem Land gut tun, ist Celio überzeugt. Seine eigenen Schlittschuhe schnürt Celio nur noch zum Spass. Mit den Senioren von Kloten beendete er die Meisterschaft auf dem zweiten Rang der Meisterschaft und seit einem Jahr schwingt er zum Ausgleich auch gerne mal den Golfschläger – zuletzt an der SLAPSHOT Golf Trophy 2008. Nicola Celio hat seinen Vertrag in Ambrì jüngst um zwei Jahre verlängert. Von acht Celios der Neuzeit des Eishockeys ist er der letzte, der noch aktiv im NL A-Geschehen mittut. In der Novizen-Mannschaft der Kloten Flyers spielte sich jüngst aber auch Celio-Nachwuchs in den erweiterten Kreis der U16-Nationalmannschaft. Manuele Celios Sohn Yannic könnte der neunte sein, der in der National League ein Trikot überstreift. Seinen Weg in die National League muss Celio Junior aber selbst finden. Der Trainerturnus der U16- bis U20-Coaches will es, dass Vater Manuele seinen Sohn nicht an die höchste Juniorenauswahl von Jakob Kölliker heranführen wird. ● Nicola (Mitte) und Manuele (rechts) Celio sind die erfahrensten und erfolgreichsten ihres «Clans».

MANUELE CELIO Persönlich: Clubs: Stats: Erfolge:

09. 06. 1966 Ambrì, Kloten, Ambrì, Kloten, Ambrì 804 Sp., 275 T., 294 As., 506 Min. vier Meistertitel mit den Kloten Flyers

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Over Time

Impressum

Bürde und Ehre für Sbisa?

Das Hockey-Magazin der Schweiz 22. Jahrgang, 2007 / 2008 Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch Verlagsleitung / Verlagsadministration: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Chefredaktor: Jürg Federer Telefon: 031 978 20 34 juerg.federer@ims-sport.ch Anzeigenleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Weitere Textmitarbeiter: Thomas Roost, Dave Chambers, Robert Szendröi, Klaus Zaugg, Adrian Lustenberger, Reto Kirchhofer, Pascal Felber, Dominik Rothenbühler, Daniel Gerber Fotos: Pius Koller, swiss-image.ch, swissmint.ch, IIHF (Buch ‹World of Hockey›), Bob Seymour, Daniel Gerber, Privatarchiv Jürg Wymann, Reuters, NHL

Am 20. und 21. Juni findet in Ottawa der NHL-Draft 2008 statt. Während am ersten Tag der Talentsuche die Toptalente in der ersten Runde mit Pauken und Trompeten gezogen werden, spulen die NHL-Organisationen am zweiten Tag des Events alle weiteren Draftrunden herunter. Spieler, die die Chance auf einen Erstrundendraft haben, werden für das Draft-Wochenende in die kanadische Hauptstadt eingeladen. Unter ihnen auch der SCB-Verteidiger Roman Josi und der Zuger Luca Sbisa. Die nordamerikanische Hockeybibel «the Hockey News» hat die hundert ersten Drafts für 2008 schon einmal getippt. Als Nummer 49 sieht «the Hockey News» SCBVerteidiger Roman Josi. Vom «international Scouting Service», dem Büro, das unabhängig von der NHL die Talente sichtet, wird Josi zwar nur als Nummer 92 geführt. «the Hockey News» sieht ihn aber besser und begründet dies mit Josis läuferischen und technischen Qualitäten und seiner Kampfkraft. Josi gilt als möglicher OffensivVerteidiger in der NHL, das sieht auch die offizielle Scouting Agentur der NHL so. Im Central Scouting Bureau, das die offiziellen Draft-Rankings für die NHL erarbeitet

und unter anderem auch Arbeitgeber des SLAPSHOTKolumnisten Thomas Roost ist, gilt Josi als der zweitbeste Verteidiger seines Jahrgangs in Europa. Zugs Verteidiger Luca Sbisa wird in «the Hockey News» als potentielle Nummer 17 geführt. Diese Position würde einen Draft in der ersten Runde bedeuten und Sbisa wäre demnach im Draft 2008 nach Michel Riesen (Nr. 14, 1997 Edmonton) und Luca Cereda (Nr. Nr. 24, 1999 Toronto) der dritte Schweizer Erstrundendraft. Die Scouts zeigen sich vom Zuger beeindruckt. Dass Sbisa die Herausforderung bei Lethbridge in der WHL, einer der drei grossen kanadischen Juniorenligen, angenommen hat, beeindruckt sie. Die Talentspäher verweisen auf das Beispiel von Mark Streit, das zeige, was Schweizer Verteidiger in eine Mannschaft einbringen können. Sbisa gilt als möglicher Zweiwegverteidiger in der NHL. Der 20. Juni dieses Jahres wird zeigen, ob die NHL-Organisationen mit den Prognosen der verschiedenen Scouting Bureaus und Medienunternehmen gehen und Sbisa – oder vielleicht sogar Josi – hoch einschätzen und mit den Lorbeeren, aber auch der Bürde, eines hohen Drafts ehren. ●

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