SLAPSHOT No. 5 2009/10

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CHF 7.50 • Jan./Feb. 2010 • Nr. 5 • Saison 2009/2010

Das Hockey-Magazin der Schweiz

Medienpartner

Interview:

Ralph Krueger InTeam:

Olympische Erinnerungen in der NL A

Die Schweizer Olympia-Hoffnung Homestory mit Hnat Domenichelli


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Face Off

18. Februar 2006, 18. Februar 2010… InTeam Nichts ist so zeitlos wie olympisches Eishockey. Vor 86 Jahren, bei den ersten Olympischen Winterspielen von 1924 in Chamonix, war es im Grunde schon genau so wie heute. Im offiziellen Erinnerungsbuch von ­Julius Wagner aus Zürich lesen wir: «Eine für ­Europäer ­ausserordentlich lehrrei­ che Lektion war das Eis­ hockey-Turnier. Allerdings muss man gleichzeitig feststellen, dass niemand mit dem Sieg einer europäischen Mannschaft gerechnet hat, der weiss, in wie hohem Masse dieser Sport in den USA und ganz besonders in Kanada, wo er ein eigentliches Nationalspiel geworden ist, sich entwickelt hat.» So wird es auch 2010 sein: die Kanadier als Favoriten.

Die National League A vor

Do it agai n!

Olympia

Kanadas stargoalie Martin Brodeur fliegt durch die luft Martin zuM JuBel an. es ist saMstag Plüss setzt , der 18. feBruar 2006. P, aul den olyMPischen sPielen diPietro hat an in turin nach 28:47 M inuten gerade das 2:0 für die schweiz gegen Kanada erzielt. die sensation ist PerfeKt, einer der grössten siege der schweizer gesichert wiederholt sich die geschichte 2006 aM 18. feBruar 2010,. wenn des 18. feBruar die schweiz in VancouVer auf Kanada trifft?

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Die Entwicklung unseres Eishockeys (und der meisten Sportarten) lässt sich am ­besten in den olympischen Geschichts­ büchern nachlesen. Und Olympische ­Spiele hinterlassen bleibende Erinnerun­ gen, die beim Packen fürs nächste olym­ pische Abenteuer wieder wach werden: Im Schrank und im Bürotisch finden sich allenthalben Erinnerungsstücke wie alte Olympia-Jacken oder Olympia-Akkre­ ditierungen. Und alle vier Jahre kehrt ­Nostalgie ein: Was war eigentlich vor vier, vor acht, vor zwölf Jahren? Wir haben uns für diese Ausgabe mit verschiedensten Exponenten des Eishockeys über ihre olympischen Erfahrungen unterhalten. Mit dem Mann, der diese Entwicklung mit dem 2:0 gegen Kanada gekrönt hat, haben wir ein ausführliches Interview ­geführt: mit Nationaltrainer Ralph ­K rueger. Es ist sein letztes olympisches Turnier mit unserem Nationalteam. Am 18. Februar 2006 hat Krueger in Turin mit der Schweiz Kanada besiegt. Nun muss er auf den Tag genau vier Jahre später zur Revanche antreten. Am 18. Feb­ ruar 2010 spielen wir im Rahmen des olympischen Turniers, diesmal in Vancouver, ­wieder gegen Kanada. l Klaus Zaugg SLAPSHOT-Autor

* Empfohlener Publikumspreis

Wir hoffen, dass die Kritik aus dem ­Olympiabericht von 1924 nicht wiederholt werden muss: «Als am schwächsten ­entpuppte sich die Schweiz, die mit einer mangelhaft vorbereiteten Mannschaft ­erschienen war, weshalb die gezeigten Leistungen nicht als Gradmesser für die Qualität des Schweizerischen Eishockeys gewertet werden dürfen.» Die Schweizer verloren gegen Schweden (0:9), Kanada (0:33) und die Tschechoslowakei (2:11).

82 Jahre später, nach dem höchsten ­Resultat der olympischen Geschichte überhaupt, haben wir in Turin die Kanadi­ er erstmals besiegt (2:0) und eine ­weltweit einmalige Erfolgsgeschichte ­gekrönt: In einer Hockeywelt, in der ja vor 86 Jahren schon (fast) alles so war wie heute, hat kein anderes Land so grosse Fortschritte gemacht wie die Schweiz. Vom 0:33 zum 2:0 gegen Kanada.

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Inhalt Alle Teams in der Übersicht Hiller besser als die Weltrangliste Interview: Ralph Krueger – «Warum nicht die Krönung in Vancouver?»

16 16 20

INTEAM - DIE NL A VON A BIS Z Erinnerungen an die Olympischen Winterspiele HC Ambrì-Piotta: Jean-Jacques Aeschlimann: Besser als Lemieux + Co. SC Bern: Hans Kossmann Vancouver ist einzigartig HC Davos: Ron Wilson Prämie wie ein Zimmermann EHC Biel: Martin Steinegger Der Traum muss weiterleben Fribourg-Gottéron: Sandy Jeannin Der Kruegerianer – ein Nachruf HC Genf-Servette: Aurélien «Jimmy» Omer Weisse Weste gegen die Schweiz Kloten Flyers: Marcel Jenni Den olympischen Geist nicht gespürt HC Lugano: Andy Hüppi Keine Revanche Lakers: Thierry Paterlini In Vancouver den Alltag vergessen ZSC Lions: Ari Sulander Sulo und die Bronze-Lust SCL Tigers: Simon Schenk Wir haben zu Medaillen beflügelt! EV Zug: Paul Di Pietro Teamplayer statt Held! Statistiken – Die Eisgenossen an Olympia

44 46

POSTER Ari Sulander, ZSC Lions Ralph Krueger, Swiss Ice Hockey

39 40

KOLUMNEN Roost’s Blue Line – Auf Exploit hoffen – ihn nicht erwarten Zaugg’s Red Line – Daniel Steiner – Spieler des Jahres HOMESTORY Hnat Domenichelli: Liebe auf den ersten Blick NL B EXKLUSIV

27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 38

1. 2. 3. 4. 5.

WER WIRD SPENGLER CUP SIEGER 2009?

HC Davos: Team Canada: HC Dynamo Minsk: Adler Mannheim: Karlovy Vary:

7.3% 29.0% 14.2% 14.5% 35.0%

Über ein Drittel der Votes bekam der tschechische Meister Karlovy Vary, und 29 Prozent der Teilnehmenden hofften, dass mal wieder das allseits beliebte Team Canada die Trophäe holen würde. Im Finale aber standen der HC

Davos, an den fast niemand glaubte, und die Weissrussen von Dynamo Minsk, die ebenfalls sehr wenig Kredit bekommen haben. Und Dynamo Minsk kam, sah und siegte bei seiner ersten Turnierteilnahme. QUELLE: SLAPSHOT.CH

DER SPENGLER CUP ALS CHL WÜRDE MICH... 1. ... mehr interessieren als ein Einladungsturnier: 43.0% 2. ... weniger interessieren als ein Einladungsturnier: 57.0% Wie immer beim Thema CHL gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Aber hier zeigt sich, dass immerhin 43 Prozent der Voter den Spengler Cup als CHL-Turnier

befür worten würden. Dennoch bleiben über die Hälfte der jetzigen traditionellen Form des Einladungsturniers in der Altjahreswoche treu. Q UELLE: SLAPSHOT.CH

SOLL DIE NL A VERSUCHSWEISE GESCHLOSSEN WERDEN? 1. Ja klar, das wird funktionieren: 46.0% 2. Aber wirklich nur einmal versuchsweise: 8.3% 3. Auf keinen Fall...: 45.7% Der Vorschlag von Werner Augsburger, Direktor der National League, die NL A versuchsweise zu schliessen, hat viel Staub aufgewirbelt. Wie die Umfrage zeigt, scheiden

sich die Geister über diese Massnahme. Was aber fast Keiner der Voter will, ist ein Testlauf einer geschlossenen Liga. Abwarten lautet die Devise. QUELLE: SLAPSHOT.CH

43 69 48

Väter der GCK-Löwen

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VERSUS Kloten Flyers – SC Bern

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SPENGLER CUP DAVOS 2009 Geschichten, die nur der Spengler Cup schreibt… 64 SCHWEIZER IM AUSLAND Martin Gerber: 26.91 km in eine andere Welt

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REPORTAGEN Mein Arbeitsplatz: Pius-Davis Kuonen Schiedsrichter: Freddy Reichen Virtual National League Regio League Red Bull Crashed Ice in München Swiss Pond Hockey Silvaplana

56 58 62 63 70 76

OVERTIME Mit Blick Richtung Lakers…

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SLAPSHOT.CH – Online-Umfrage

CHF 7.50 • Jan./F eb. 2010 • Nr. 5 • Saison 2009/ 2010

Titelbild

agazin der Schw eiz

OLYMPISCHE WINTERSPIELE VANCOUVER 2010

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Medienpar tner

Interview:

Ralph Krueger

Wenn die Schweiz an den Olympischen Spielen in Vancouver auf Kanada, die USA und Norwegen trifft, setzt Ralph Krueger auch auf die offensive Power von Hnat Die Schweize Domenichelli. Dass er für die Eisgenossen spielen traf, wurde am 1. August vor sieben r Olympia-Hoffnu Jahren in die Wege geleitet. Damals spielte der heutige Lugano-Star noch für AmbrìHomestory mit ng Hnat Domenic helli Piotta – und traf am Bundesfeiertag die Tessinerin Ludovica, genannt Vicky. Seit 2005 sind die beiden verheiratet, und der gebürtige Kanadier Hnat besitzt mittlerweile auch den Schweizer Pass. Ist jener 1. August dafür verantwortlich, dass die Schweiz am 18. Februar 2010 Kanada bezwingt? So wie vor vier Jahren in Turin, als der heutige Russland-Söldner Martin Gerber die Kanadier verhexte und den sensationellen 2:0-Sieg sicherte? Foto Domenichelli: Pius Koller / Foto Gerber: Peter Eggimann Das Hockey-M

HISTORY SC Langnau – Panini 1984

InTeam:

Olympische Erinnerungen in der NL A

SLAPSHOT meets STREETBELT


SLAPShots hot hotSHOT des Monats

FOTO: HERBERT LEHMANN /NEWS

PICTU RES .CH

Zur Eröffnung des 83. Spengler Cup Davos versuchten die Eurodancers den Besuchern in der doch eher kalten Vaillant-Arena in Davos ein bisschen einzuheizen. Wer Spiele an der IIHF Weltmeisterschaft 2009 in Bern und Zürich/ Kloten gesehen hatte, kannte die Eurodancers, die Show- und Cheerdancegruppe der Schweiz, bereits. Wer wissen will, wo Nathalie, Morena, Gabi, Livia, Flora und Annigna (v.l.n.r.) das nächste Mal zu sehen sind, sie für einen Event buchen möchte oder einen Kurs besuchen möchte, findet mehr Informationen unter: www.eurodancers.ch

Fährt einer mit drei Pinguinen auf dem Rücksitz an die Tankstelle. Er zeigt auf die Pinguine und fragt den Tankwart: «He, hilf mir mal. Hast du eine Idee, wo ich mit den drei Pinguinen hin soll?» Meint der Tankwart: «Bring sie doch in den Zoo! » er an Am nächsten Tag fährt der andere wied die n sitze sitz Rück die Tankstelle. Auf dem orSchn und rillen herb drei Pinguine mit Tauc ist «Was : wart Tank der cheln. Verdutzt fragt im Zoo?» denn jetzt los? Warst du gestern nicht Darauf der andere: «Doch, doch, gestern waren wir im Zoo und heute gehen wir ins Schwimmbad...» LIEBLINGSWIT Z VON RONNIE RÜEGER, KLOTEN

iPod Top 10 von

Thomas Deruns, GE-Se rvette

1. Universal Party – Big Ali 2. Boom Boom Po w – Black Eyed Pe as 3. Stay Wide Aw ake – Eminem 4. Cold Desert – Kings of Leon 5. Use Somebody – Kings of Leon 6. Right Now – Ak on 7. Freedom – Ak on 8. Ayo Technolog y – Milow 9. Day ‚n’ Nite – Kid Cudi 10. Hit The Floor – Big Ali

FLYERS

SLAPSHOT hat auf die Feiertage mit STREETBELT.CH ein besonderes Weihnachtsgeschenk kreiert. STREETBELT.CH wurde eigentlich mit der Verwertung von alten Hydrantennummern am Gürtel bekannt. Mittlerweile bieten die drei Berner Jungunternehmer Reto Schürch (Ex-

NL A Goalie), Ciro Barisi, Hansjörg Kühni nicht nur Nummern in Ihrem Sortiment an, sondern auch den sogenannten LOGOBELT. SLAPSHOT liess eine limitierte Anzahl der

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SLAPShots Sport verbindet… Der FC Zürich und der Grasshopper-Club Zürich sind Erzrivalen. Die ZSC Lions sind neben den beiden Fussballclubs der dritte grosse Verein auf dem Platz Zürich. Jetzt haben sich die drei zusammengeschlossen. Nicht in einer Fusion, aber mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen. Die Stadtzürcher Grossclubs wollen sich noch stärker für «Sport ohne Gewalt» engagieren. Dazu haben sie eine Sicherheitscharta erarbeitet und fordern ein koordiniertes Vorgehen aller involvierten Parteien. Eine Abschiebung der Problematik auf die Vereine allein führe nicht zum Erfolg, sind sich die Clubs einig. Nach Ausschreitungen rund um ihre Spiele gerieten Fussball- und Eishockeyclubs in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen. Dies hatte politische Konse-

quenzen: Seit dem 1. Januar 2010 kann die Stadtpolizei Zürich die Kosten für ihre Einsätze ausserhalb der Stadien den Zürcher Sportclubs verrechnen. Durch die Überwälzung der Polizeikosten werden der FC Zürich, der GrasshopperClub Zürich und die ZSC Lions jetzt aber für ein Problem zur Kasse gebeten, das ihrer Meinung nach nur gemeinsam durch die verschiedenen verantwortlichen Stellen gelöst werden kann. Dazu gehören neben den drei Clubs auch die Polizei, die Justiz, die Stadionbetreiber, die nationalen Verbände sowie auch die Fangruppen. Ausserdem gefährden die zusätzlich

entstehenden Kosten die Existenz der drei Spitzenclubs. «Wir werden von unseren Fans grossartig unterstützt. Aber leider gibt es immer wieder einige wenige Unverbesserliche, die unsere Spiele als Plattform für Gewalt missbrauchen», sagt Franz Kälin, Leiter Spielbetrieb bei den ZSC Lions. Darunter leiden die Matchbesucher und die Öffentlichkeit, aber auch die Clubs, die sich gegen Gewalt und Gefährdung von Zuschauern aussprechen. «Wir sind uns unserer Vorbildrolle bewusst. Deshalb

Entweder oder…

Thomas Nüssli EHC Biel 12.03.1982 190 cm 96 kg

Name Club Geburtstag Grösse Gewicht

Duri Camichel EV Zug 06.05.1982 180 cm 80 kg

Beides Pizza oder Past a? Beides Pasta Fisch oder Fleis ch? Fleisch Kaffee Kaffee oder Te e? Kaffee Kino Kino oder Disc o ? Telefonieren T Kino elefonieren od e r S M S? Telefonieren PünktlichPünk tlich oder Unp ünktlich?Pünk Meer tlich Berge oder Me e r? Meer Pop Rock oder Pop ? Fussball Rock Tennis oder Fu ss b a ll ? Tennis DVD Buch oder DVD ? Snowboard DVD Ski oder Snow b o ard? Raclette Ski Raclette oder F o n d ue? Beides Beides Blond oder Bru nett? Nur Blo Beides nd Bier oder Wein ? Wein 6

haben wir uns zusammengeschlossen, um uns noch stärker für Sport ohne Gewalt engagieren zu können», so Kälin. In der öffentlichen Wahrnehmung werden die Vereine oft auf einen «kommerziellen Zweck» reduziert. «Diese Ansicht greift zu kurz. Die drei Grossclubs sind für das soziale Leben in Zürich von grosser Bedeutung», wehrt sich Alex Sauber, bis zum 31. Januar 2010 Leiter Kommerz beim Grasshopper-Club. «Sie sorgen für zahlreiche Stunden Unterhaltung, generieren bei den Heimspielen im Letzigrund und im

SLAPSHOT worldwide! Mit slapshot.ch werden die Eishockey-Fans rund um die Uhr mit News und Gerüchten versorgt. Dies war Grund, ein Facebook-Profil zu erstellen, um unsere Freunde noch direkter informieren zu können. In kürzester Zeit haben sich im Profil über 550 Freunde angemeldet. Tendenz stark steigend! Aktuell und interessant ist sicher die NHL-Reise von «Mr_Slap on tour». Die ersten Bilder haben uns aus dem Nassau Veterans Memorial Coliseum, der Heimat der New York Islanders, erreicht. Meldet euch an und seht, wie die Reise weiter geht. «See you on Facebook». l


SLAPAbo sowie der Begleitung ihres Engagements mit aktiver Kommunikation. Neben der Charta regen sie zu grundsätzlichen Überlegungen an. «Übermässiger Alkoholkonsum ist eines der Hauptprobleme beim Thema Gewalt. Deshalb befürworten wir Massnahmen wie zum Beispiel ein Alkoholverbot im Stadion», erklärte Canepa. Die Kompetenz, ein solches Verbot durchzusetzen, liegt aber bei den Stadionbetreibern; der FCZ, GC und die ZSC Lions sind in ihren Stadien nur Mieter. Bei Hochrisiko-Matches betrachten sie zudem eine gezielte Präsenz der Polizei im Stadion als Option. Durch die Überwälzung der Kosten können pro Club Ausgaben von bis zu einer Million Franken entstehen. Ein Hochrisikospiel kann zusätzliche Kosten von über 100 000 Franken verursachen. Der FCZ, GC und die ZSC Lions investieren heute 2,7 Millionen Franken für Sicherheit innerhalb des Stadions und für das Fanwesen. l

Jetpilot beim HC Davos Dass HCD-Coach Arno Del Curto ein Motivationskünstler ist, weiss man schon lange. Jüngst hat er aber einen nicht ganz alltäglichen Trick aus dem Hut gezaubert. Vor dem Heimspiel am 19. Januar 2010 gegen die Raperswil-Jona Lakers überliess Del Curto gemäss der «Südostschweiz» die Motivationsansprache einem Offizier der Royal Air Force. General Steve Abbott erklärte den Davoser Stars, was ein «Winning Team» auszeichnet. Und verglich dabei den sportlichen mit dem militärischen Einsatz. «Das Bilden einer schlagkräftigen, effizienten Mannschaft funktioniert in beiden Bereichen gleich», sagte der General zu Reto von Arx, Sandro Rizzi, Peter Guggisberg und Co. Und er war von den Davoser Spielern

beim 4:2-Erfolg gegen die Lakers sichtlich beeindruckt: «Beim Eishockey gilt es, die eigene Bewegung, Stock und Puck sowie die Reaktion des Gegners zu berücksichtigen. Das ist ähnlich wie bei einem Luftkampf. Zum Erfolg braucht es hier wie dort ein waches Auge, starke Reflexe und die Fähigkeit, das Geschehen zu antizipieren.» Was es heisst, auf Eis Sport zu treiben, spürten die Männer der Royal Air Force in diesen Tagen aber auch am eigenen Körper. Die Engländer trainierten auf dem legendären St. Moritzer Cretsa Run für die britische Skeletonmeisterschaft, in welcher die Athleten der Luftwaffe gegen Skeletonfahrer der See- und Landstreitkräfte antreten. l

Weltklasse Schweizer Im Vor-Olympia- und Spengler Cup-Rummel drohten die U20-Weltmeisterschaften vom 26. Dezember 2009 bis 5. Januar 2010 im kanadischen Saksatoon beinahe unterzugehen. Bis die Schweizer U20 im hohen Norden von sich zu reden machte. Der Auftakt der WM wurde den Schweizern sogleich gründlich vermiest, als sie gegen die USA und Kanada zwei bittere Niederlagen einstecken mussten. Doch die Jungtalente liessen nicht etwa den Kopf hängen, sondern starteten den Turbo und rauschten an Lettland und Slowakei vorbei ins Viertelfinale. In den hart umkämpften Partien setzte sich die CH-Delegation mit Kampfgeist und Siegeswillen durch. Im Viertelinale wartete ein weiterer Turnierfavorit auf die Schweizer Jungs.

Denkste Favorit. Die U20 Nationalmannschaft schaffte die Sensation und qualifizierte sich mit dem Sieg gegen die Russen fürs Halbfinale. Dort ging das müde Team gegen Schweden jedoch mit 4:11 unter. Zwar eroberte sich das Team von Köbi Kölliker keine Medaille, sie zeigten jedoch am Turnier eine Weltklasse-Leistung, die so schnell keiner vergisst. Aufgefallen sind an der WM insbesondere Torhüter Benjamin Conz und WHL-Junior Nino Niederreiter, die mit ihrer Leistung mitverantwortlich für das starke Spiel der Schweizer waren. Conz wurde als bester Goalie ausgezeichnet und zusammen mit Niederreiter ins All Star Team gewählt. Die Eishockeywelt darf sich auf künftige Schweizer Stars freuen. l

Hol dir das SLAPSHOT mit der Autobahn-Vignette 2010 2010 2010 • Nr. 4 • Saison 2009/ CHF 7.50 • Dez. 2009 / Jan.

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Schweiz Das Hockey-Magazin der

Hallenstadion eine beachtliche Wertschöpfung und schaffen Arbeitsplätze. Zudem leisten sie einen wichtigen Beitrag zur sinnvollen Freizeitgestaltung der Jugend und zur Integration von jungen Menschen.» Betreffend «Sport ohne Gewalt» könne man keine fertigen Lösungen präsentieren, denn das Engagement gegen Gewalt sei ein laufender Prozess, der Zeit brauche, finden die Clubs. Nach einem intensiven Erfahrungsaustausch wurde als erster Schritt eine Sicherheitscharta erarbeitet. «Darin sehen wir mehr als ein Stück Papier. Wir nehmen die Inhalte sehr ernst», sagte Ancillo Canepa, Präsident des FC Zürich. Die Vereine richten ihr Augenmerk auf die Verpflichtung zur laufenden Verbesserung der Sicherheitsaspekte, das konsequente Vorgehen gegen Risikofans mittels Repression und Prävention, die Suche nach einer engen Zusammenarbeit mit relevanten Kreisen im Bereich Sicherheit

Homestory: Josh Holden InTeam: Einblick in die «heiligen Räume» der NL A-Teams

Leitwolf und Teamplayer

n e ic m e p S

Reto von Arx im Interview

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SLAPShots

Wer ist heiss, und wer nicht!

Am Spengler Cup 2009 gesehen…

DIE OLYMPIA-PAUSE STEHT DER NATIONAL LEAGUE A KURZ BEVOR, UND DIE HOCKEYMANAGER SIND NOCH IMMER FLEISSIG AM PUNKTE SAMMELN. WER SIND DIE BELIEBTESTEN SPIELER, WER SIND DIE AM MEISTEN VERKAUFTEN UND WER SIND DIE TEUERSTEN? HIER EIN KLEINER ZWISCHENSTAND.

Der Spengler Cup in Davos ist alle Jahre wieder Lieferant von ungewöhnlichen und witzigen Fotosujets am Rande des Hockeyspektakels. Als Beispiele haben wir hier Miss Schweiz 2007 Amanda Ammann für einmal hinter der Linse, SCB-Söldner Travis Roche mit Hündchen Coors (nach Travis Roches Lieblings-Bier benannt) und den Freiburger Abwehrchef Shawn Heins mit Sohnemann Caeden am Family-Day der Kanadier ausgewählt.

Die meistverkaufte Spieler sind: 1. Petteri Nummelin, HC Lugano, 3199 Mal 2. Lubos Bartecko, SC Bern (jetzt Färjestads BK), 3068 Mal 3. Roman Wick, Kloten Flyers, 2854 Mal Die teuersten Spieler sind: 1. Josh Holden, EV Zug, Wert 19 2. Hnat Domenichelli, HC Lugano, Wert 15.5 3. Randy Robitaille, HC Lugano, Wert 15.5 Alle weiteren Infos können Sie auf www.hockeymanager.ch entnehmen. l

KLEINE UND GROSSE STARS AM SLAPSHOT-STAND

Näher geht nicht: Der SLAPSHOT-Stand am diesjährigen Spengler Cup lockte während den sechs Turniertagen mehrere hundert kleine und grosse Stars an. Auf der Suche nach dem EisStar posierten zahlreiche Kids, Mamis, Papis und Fans mit ihrem allerliebsten Vorbild. Denn keiner wollte die Gelegenheit verpassen, für einmal Arno Del Curto, Martin Karyia, Reto von Arx, Leonardo Genoni, Andres Ambühl, Stacey Roest oder ein Spengler Cup-Sieger zu sein. Dafür fotografierte das EisStar-Team die angehenden Stars, fügte deren Köpfe ins ausgesuchte Bild ein und druckte die coole Fotomontage sofort aus. So hatte jeder Besucher seine eigene Autogrammkarte und spezielle Spengler Cup-Erinnerung gleich in der Hand. Ob HCD-Fan, SCB-Anhänger, Tiger, Adler, Team Canada-Sympathisant, KarlovySchwärmer oder Minsk-Bewunderer: Die Hockeyfans drängten sich um den Stand, witzelten untereinander und verbreiteten friedliche sowie (feucht)-fröhliche Spengler Cup-Stimmung. Sogar Reto von Arx höchstpersönlich, nicht etwa ein Fotofake, zeigte sich am

SLAPSHOT-Stand und war für ein paar coole SnapShots sofort zu haben. Wie auch Ex-Miss-Schweiz Amanda Ammann, die nach ihrer Autogrammstunde bei World Vision noch auf einen Sprung vorbeikam, um sich als EisStar mit der begehrten Spengler Cup Trophäe zu verewigen. Auch hier machte die hübsche Ostschweizerin eine super Figur – trotz schwerem Pokal. Neben diesen beiden «grossen» Stars konnte SLAPSHOT nach dem EisStar-Voting einen dritten, «kleinen» Star krönen: Sina Fluor (Bild), die von den slapshot.ch-Usern zum EisStar 2009 gewählt wurde. Auf nächstes Jahr Spengler Cup und noch viele hundert Stars und Sternchen mehr. l

Haben Sie sich bereits angemeldet? Wenn NEIN – sofort anmelden und mitmachen – www.hockeymanager.ch

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FOTO: PIUS KOLLER

Mit Hund am Family-Day der Kanadier in Davos: Travis Roche führte Hündchen Coors erst an der Leine und dann auf dem Arm spazieren.

FOTO: PIUS KOLLER

Die beliebtesten Spieler sind: 1. Damien Brunner, EV Zug, in 8799 Mannschaften 2. Thomas Déruns, Genf-Servette, in 8564 Mannschaften 3. Josh Holden, EV Zug, in 8296 Mannschaften

FOTO: HERBERT LEHMANN /NEWS

PICTU RES .CH

hockeymanager.ch


FOTO: HERBERT LEHMANN /NEWSPICTURES.CH

Hoher Besuch beim SLAPSHOT-Stand. Reto von Arx liess sich mit Simon Laager ablichten, als EisStar wollte er dann aber doch nicht posieren.

In der Sonntagzeitung wurde der Abschuss des Bündner Steinbocks durch die Weissrussen karikiert.

Miss Schweiz 2007 Amanda Ammann liess sich während einem Spiel kurz die Kamera eines Fotografen erklären und knipste locker drauf los.

FOTO: PIUS KOLLER

Shawn Heins zeigte sich für einmal auch auf dem Eis von seiner sanften Seite und liess sich von Sohn Caeden «tunneln».

Die drei vom SLAPSHOT-Stand: Janine Eichenberger, Simon Laager und Simone Moser (v.l.n.r.) fotografierten die Eishockey-Fans zum EisStar. Sina Fluor (links) wurde von den slapshot.ch-Usern zum EisStar 2009 gewählt. Zweiter wurde Marc Rufer (mitte) und den dritten Platz erreichte Nico Ackermann (unten).

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SnapSHOT ES WAR EIN GROSSER MOMENT IN DER NOCH JUNGEN KARRIERE DER KLEINEN JASMIN AUS TÄGERWILEN. IM RAHMEN DES TRADITIONELLEN EVENTS «JUGEND TRAINIERT MIT SPENGLER CUP-STARS» VON SPENGLER CUP PRESENTING PARTNER UBS DURFTEN DIE STARS VON MORGEN MIT DEN STARS VON HEUTE AUFS EIS. SO WIE JASMIN, DIE SICH AM 83. SPENGLER CUP VON GOALIE RETO BERRA BERATEN LIESS. HELM, SCHONER, HANDSCHUHE UND AUCH DAS TOR WIRKTEN ZWAR RIESIG, STÖRTEN DIE KLEINE ABER NICHT. «AUS IHR KÖNNTE MAL WAS WERDEN», LAUTETE SPÄTER DAS URTEIL VON TORHÜTER BERRA. UND JASMIN KONNTE DAS DAVOSER EIS MIT SO RICHTIG GLÜCKLICH LEUCHTENDEN AUGEN VERLASSEN...

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UBS Kids Day Spengler Cup 2009


History: Das Album

Das Panini-Album gehรถrt Michel Bongard und stammt von 1984.


SC Langnau – 1984

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Olympische Winterspiele 2010 Die Teams in Vancouver Gruppe A Kanada Starspieler: Martin Brodeur, Torhüter, New ­Jersey Devils; Scott Niedermayer, Verteidiger, Anaheim Ducks; Sidney Crosby, Stürmer, ­Pittsburgh Penguins. Kanada-Headcoach Mike Babcock bleiben zwischen seiner Landung in Vancouver und dem ersten Gruppenspiel der Ahornblätter gegen ­Norwegen 48 Stunden, um aus seinem Starensemble ein Team zu ­formen. Babcock coacht noch drei Tage vor Kanadas Startspiel zu ­Olympia die Detroit Red Wings im Heimspiel gegen Ottawa. Nur sieben Spieler aus Turin sind noch dabei: Martin Brodeur, Jarome Iginla, Dany Heatley, Roberto Luongo, Chris Pronger und die Davoser Lockout-Meister Rick Nash und Joe Thornton. Vier Olympiasieger aus Salt Lake City sind dabei: Martin Brodeur, ­Jarome Iginla, Scott Niedermayer und Chris Pronger.

USA

Starspieler: Ryan Miller, Goalie, Buffalo Sabres; Chris Drury, Stürmer, New York Rangers; Patrick Kane, Stürmer, Chicago Blackhawks. In der Vorrunde kommt es am 16. Februar 2010 zu einem Wiedersehen zwischen David Backes und Julien Sprunger. Backes checkte Sprunger am 4. Mai 2009 an der IIHF-WM in Bern unfair in die Bande. Der ­Schweizer konnte erst 28 Wochen später wieder aufs Eis zurückkehren. Das Team USA ist mit einem Durchschnittsalter von gut 26 Jahren das jüngste des Olympiaturniers. Nur Chris Drury, Brian Rafalski und Jamie Langenbrunner haben bereits Olympiaerfahrung.

Schweiz Starspieler: Jonas Hiller, Torhüter, Anaheim Ducks; Mark Streit, Verteidiger, New York ­Islanders; Hnat Domenichelli, Stürmer, HC Lugano. Keine andere Nation ausser die Schweiz hat U20-Nationalspieler im Olympiakader. Mit Roman Josi und Luca Sbisa sind für die Schweiz gleich zwei Junioren-Internationale vorgesehen. Kanada-Schweizer Ryan Gardner fehlt im provisorischen Olympia­kader, figuriert aber auf der Reserveliste. Der Turiner Doppeltorschütze gegen Kanada, Paul DiPietro, wird nicht an den ­Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver teilnehmen.

Norwegen

Starspieler: Alexander Bonsaksen, Verteidiger, MODO Örnsköldsvik; Kristian Tollefsen, Ver­ teidiger, Philadelphia Flyers; Patrick Thoresen, Stürmer, Salavat Yulayev Ufa. Norwegen nahm zuletzt 1994 in Lillehammer an den Olympischen ­Spielen teil. Deshalb ist der 39-jährige Teamoldie Tommy Jakobsen der einzige aktive Olympionike im norwegischen Kader. 1994 war auch Headcoach Roy Johansen mit von der Partie. Mit Anders Myrvold fehlt ein NHL-Veteran (Colorado, Boston, New York Islanders, Detroit) im norwegischen Olympiakader.

Gruppe B Russland Starspieler: Evgeni Nabokov, Torhüter, San Jose Sharks; Ilya Kovalchuk, Stürmer, Atlanta ­Thrashers; Alexander Ovechkin, Stürmer, ­Washington Capitals. 16

Hiller besse die Weltrang Kanada ist Olympiafavorit und die Schweiz steht unter einem guten Stern, an den Olympischen Winterspielen ihren siebten Weltranglistenrang zu verteidigen. Grund für diese Behauptung sind die Torhüter Martin Brodeur und Jonas Hiller. Text: Jürg Federer Fotos: Pius Koller, Reto Fiechter Vier Jahre nachdem Kanada an den Olympischen Winterspielen in Turin mit dem siebten Schlussrang ein veritables Grounding erlebt hat, wird das Olympische Feuer in Kanada entfacht. ­Vancouver 2010 rückt Eishockey in den Mittelpunkt des weltweiten olympischen Interessens, und das Eishockeyturnier wird als Hauptevent der Olympischen Winterspiele auf Augenhöhe mit historischen Zeitzeugnissen wie den Summit ­Series 1972 oder dem Miracle On Ice 1980 in die Sportgeschichte eingehen. Das ist schon klar, bevor der erste Puck im «Canada Hockey Place» in ­Vancouver eingeworfen wird. Sidney Crosby, Alexander Ovechkin, Ilya Kovalchuk, Patrick Kane, ­Henrik Zetterberg, Teemu Selanne, Martin Havlat – die Liste der offensiven Zauberkünstler, die in Vancouver das grösste Eishockeyturnier der ­Geschichte absolvieren werden, ist endlos.

Und wieder am 18. Februar Jedes Mal, wenn die Besten der Besten auf­ einandertreffen, sei es in nationalen Playoffspielen, in internationalen WM-Kämpfen oder bei globalen Olympiaturnieren, sind die offensiven

Z­ auberkünstler das Parfum, das Mann und Weib ins Stadion und vor die TV-Geräte lockt. Und ­jedes Mal ist es am Ende der defensive Stall­ geruch von im Schweiss gebadeten Torhütern mit kriegerischen Masken auf dem Kopf, der Ruhm und Ehre bedeutet. Das wird auch in Vancouver nicht anders sein. Wer in einem Turnier der ­Superlative wie Vancouver 2010 erfolgreich sein will, muss über Weltklassegoalies verfügen. Das war auch am 18. Februar 2006 so. Damals hat die Schweiz am Olympischen Eishockey­ turnier in Turin eine von NHL-Erfahrung ­glänzende Startruppe von Kanadiern mit 2:0 besiegt. Ein Torhüter Martin Gerber in Bestform reichte, um Kanada in eine Depression


Vancouver (CAN)

er als gliste zu stürzen. Gerber war der bessere Goalie als sein Konterpart Martin Brodeur. Auf Weltklasseniveau reicht das zum Sieg. Ebenfalls am 18. Februar, einfach vier ­Jahre ­später, wird Kanada Revanche für die Blamage von Turin fordern. Wie schon vor vier Jahren ­treffen die Schweizer bereits in der Gruppen­ phase auf den Weltranglisten-Zweiten. In der kanadischen Nationalmannschaft ist heute vieles anders als damals, aber eines bleibt sich gleich: Martin Brodeur steht im Tor.

Besser als der Rest der Welt Mit dem Allzeit-Besten Martin Brodeur, Van­ couver-Lokalmatador Roberto Luongo und ­Stanley Cup-Sieger Marc-André Fleury ist eines klar: ­Kanada wird immer den besten ­Torhüter in Olympiaspiele schicken. Mit diesem Torhütertrio ist ­Kanada für den Olympia-Final quasi ­gesetzt. Russland (Ilya Bryzgalov, Evgeni ­Nabokov, ­Semyon Varlamov), Finnland ­( Niklas Bäckström, Miikka Kiprusoff und Antero Niittymäki) und die USA (Ryan Miller, Tim ­Thomas und Jonathan Quick)

Wer in dieser russischen Mannschaft ist kein Star? Pavel Datsyuk, ­A ndrei Markov, Evgeni Malkin sind alle auch gemeldet. Für Markov, Kovalchuk und Datsyuk werden es die vierten Olympischen Spiele, wie für Ilya ­Bryzgalov, Maxim Afinogenov und Altstar Sergej Fedorov auch. Nationaltrainer Vyacheslav Bykov und sein Assistent Igor Zakharkin von Salavat Yulaev haben von keinem Team so viele Spieler aufgeboten wie vom eigenen: Dmitri Kalinin, Viktor Kozlov, Alexander Radulov und Sergej Zinoviev spielen alle in Ufa.

Tschechische Republik Starspieler: Tomas Vokoun, Torhüter, Florida Panthers; Tomas Kaberle, Verteidiger, Toronto Maple Leafs; Martin Havlat, Stürmer, Minnesota Wild.

können nichts anderes als eine Finalqualifikation erwarten. Und Titelverteidiger Schweden (Henrik Lundqvist, ­Jonas Gustavsson und Stefan Liv) stellt mit Lundqvist den wohl besten Goalie des gesamten Turniers. An diesen fünf Nationen wird an Olympia kaum ein Weg vorbeiführen. Ihre ­Torhüter sind besser als der Rest der Welt.

Den Verfolgern einen Hiller voraus

Aber dann kommt gleich die Schweiz: Mit Jonas Hiller, Martin Gerber und Tobias Stephan steht die Schweiz in der Goaliehierarchie weltweit auf dem sechsten Rang – gleich hinter den grossen fünf Nationen. Und damit ist die Basis für ein ­erfolgreiches Schweizer Olympiaturnier gelegt. Das Schweizer Torhütertrio ist besser einzustufen als die der Weltranglistenverfolger Weissrussland (Weltrangliste 8 – 25 Punkte hinter der Schweiz, Torhüter Vitali Koval, Maxim Malyutin, Andrei Mezin), Lettland (Weltrangliste 9 – 80 Punkte hinter der Schweiz, Torhüter Edgars Masalskis, Ervins Mustukovs, Sergejs Naumovs) oder ­Slo­wakei (Weltrangliste 10 – 95 Punkte hinter der Schweiz, Torhüter Peter Budaj, Jaroslav ­Halak, Rastislav Stana). In lichten Momenten kann sich die Schweiz sogar mit der Tschechischen Republik messen (Weltrangliste 6 – 170 Punkte vor der Schweiz, Torhüter Ondrej Pavelec, Jakub Stepanek, Tomas Vokoun). Mit einem überragenden NHL-­ Goalie Jonas Hiller und den Backups Martin Geber oder Tobias Stephan hat Ralph Krueger alles, was ein ­Nationaltrainer braucht, um ein erfolgreiches Eishockeyturnier auf höchstem Niveau zu bestreiten. Und weil die Schweiz auf der Torhüterposition zu den Topnationen zählt, stehen die Sterne gut, dass Ralph Krueger in Vancouver den siebten Weltranglistenrang der Schweiz zementieren wird. Bei einem Ausrutscher wie damals in Salt Lake City (Olympische Spiele 2002 mit dem 11. Schlussrang beendet) kann es ihm aber auch widerfahren, auf den zehnten Weltranglistenplatz abzurutschen. Dass so ein Ausrutscher auch mit einem Weltklassegoalie möglich ist, bewiesen die Kanadier vor just vier Jahren am Olympischen Eishockeyturnier in Turin, als sie mit Martin Brodeur im Tor 0:2 gegen die Schweiz verloren und das Turnier auf dem ­siebten Schlussrang beendeten. l

Vom Olympiasiegerteam 1998 in Nagano ist nur noch Jaromir Jagr ­übrig. Jagr spielt seine vierten Olympischen Winterspiele, Tomas Kaberle, ­Pavel Kubina, Petr Cajanek und Patrik Elias ihre dritten.

Slowakei Starspieler: Pavol Demitra, Stürmer, Vancouver Canucks; Marian Hossa, Stürmer, Chicago ­Blackhawks; Richard Zednik, Stürmer, Lokomotiv ­Yaroslavl. Die Slowakei bietet die Crème de la Crème für Olympia auf. Nur zwei NHL-Spieler wurden nicht berücksichtigt: Marek Svatos und Boris ­Valabik. Für sie sind Lubos Bartecko (ex SCB, jetzt Färjestads) und ­Zigmund Palffy ­( Skalica HK 36) im Kader. Vom Weltmeisterteam von 2002 sind noch acht Spieler übrig: Rastislav Stana, Richard Lintner, Martin Strbak, Lubomir Visnovsky, Lubos ­Bartecko, Zigmund Palffy und Josef Stumpel.

Lettland Starspieler: Georgijs Pujacs, Verteidiger, Sibir Novosibirsk; Krisjanis Redlihs, Verteidiger, ­Dynamo Riga; Karlis Skrastins, Verteidiger,­ Dallas Stars. 15 Lettland-Spieler kommen vom KHL-Team Dynamo Riga. Lettland-Headcoach Olegs Znaroks hat mit Los Angeles-Stürmer Raitis Ivanans einen NHL-Spieler seines Landes nicht aufgeboten. ­Sandis Ozolinsh ist im Alter von 37 Jahren noch immer Dynamo Rigas Top-Verteidiger in der KHL, aber für Olympia wurde er nicht mehr ­berücksichtigt.

Gruppe c Schweden Starspieler: Henrik Lundqvist, Torhüter, New York Rangers; Nicklas Lidström, Verteidiger, ­Detroit Red Wings; Henrik Zetterberg, Stürmer, Detroit Red Wings. Nicklas Lidström und Daniel Alfredsson spielen ihre vierten Olympischen Winterspiele. Vom Olympiasieger aus Turin sind noch 13 Spieler übrig, unter ihnen auch Superstar Peter Forsberg.

Finnland Starspieler: Mikka Kiprusoff, Torhüter, Calgary Flames; Saku Koivu, Stürmer, Anaheim Ducks; Teemu Selanne, Stürmer, Anaheim Ducks. Für Jere Lehtinen (1994, 1998, 2002, 2006) und Teemu Selänne (1992, 1998, 2002, 2006) sind es die fünften Olympischen Winterspiele, für ­Kimmo Timonen, Saku Koivu und Ville Peltonen (Ex-Lugano) die vierten. Peltonen hat von allen Finnen die grösste internationale Erfahrung. Er spielte in 243 Spielen für Finnland und erzielte 78 Tore. Mehr als alle seine Teamkollegen.

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Olympische Winterspiele 2010 Young Guns – Josi wie Kasparaitis? Roman Josi hat im Januar die U20-Weltmeisterschaft bestritten. Sofern der 19-Jährige für Olympia fit wird, geht er auch in Vancouver für die Schweiz aufs Eis. Und weil Josi diese Saison noch für den SC Bern spielt, steht einer WM-Teilnahme mit der Schweizer Nationalmannschaft im Mai nichts im Weg. Das wären drei Grossturniere für Josi in einem Jahr: U20-WM, Olympia und IIHFWM. Diesen «Grand Slam» der Eishockeyturniere haben vor Josi nur sechs Spieler erlebt: Kenny Jönsson (SWE, 1994), ­Darius Kasparaitis (CIS/

RUS, 1992), Saku Koivu (FIN, 1994), Alexei Kovalev (CIS/RUS, 1992), Evgeni Malkin (RUS, 2006) und Alexei Zhitnik (CIS/RUS, 1992). Heute sind sie allesamt Weltstars. Einen zweiten Schweizer «Grand Slam» wird es dieses Jahr aber wohl nicht geben. Luca Sbisa, der wie Josi die U20-WM bestritten hat und für Olympia vorgesehen ist, wird nach seinem WHL-Transfer zu den Portland Winterhawks im Mai, wenn die WM in Deutschland gespielt wird, in Nordamerika beschäftigt sein.

Generationenwechsel

14 Finnen, die in Turin Silber gewannen, erhalten in Vancouver eine ­weitere Chance. Finnland stellt die erfahrenste und älteste Olympia­ truppe der Topnationen

Weissrussland Starspieler: Andrei Mezin, Torhüter, Dynamo Minsk; Ruslan Salei, Verteidiger, Colorado ­Avalanche; Sergei Kostitsyn, Stürmer, Montreal Canadiens. Weissrussland nimmt nach 1998 und 2002 erst zum dritten Mal am olympischen Turnier teil, und Andrei Mezin und Ruslan Salei waren ­immer dabei. Headcoach Mikhail Zakharov hat das Olympiateam erst im ­November von Glen Hanlon übernommen. Er ist damit der dienst­jüngste Olympiacoach. Sieben Spengler Cup-Sieger von Dynamo Minsk sind an Olympia für Weissrussland im Einsatz, mit Ville Peltonen für Finnland ein achter.

Deutschland

Starspieler: Christian Ehrhoff, Verteidiger, Vancouver Canucks; Dennis Seidenberg, ­Stürmer, Florida Panthers; Marco Sturm, ­Stürmer, Boston Bruins.

Ihre Aura füllt die grössten Eishallen der Welt. Vancouver wird ihre letzte grosse Eishockey­ bühne: Jaromir Jagr (Bild), Peter Forsberg, Teemu Selanne aber auch Scott Niedermayer geben am olympischen Eis­ hockeyturnier ihre internationale Abschiedsvorstellung. Für die Musik wird bereits die ­Generation nach ihnen sorgen. ­Superstars des Eishockeyturniers in Vancouver sind junge Kanonen wie Sidney Crosby, Alexander Ovechkin oder Patrick Kane. Aber die olympische ­Eis­hockeybühne gehört auch den Abschiedsvorstellungen von Jaromir Jagr (Cze, Triple Gold Club Member), Peter Forsberg (Swe, Triple Gold Club ­Member), Scott Niedermayer (Can, Triple Gold Club Member) und Teemu Selanne (Fin). Für den «finnischen Blitz» wird Vancouver nach 1992, 1998, 2002 und 2006 die fünfte Olympiateilnahme. 2006 verlor er mit Finnland erst im Finalspiel gegen Schweden und gewann «nur» Silber. l

Die NHL-Stars Jochen Hecht und Christoph Schubert wurden für den ­provisorischen Olympiakader noch nicht berücksichtigt. Teamroutinier Sven Felski hat schon 140 Mal für Deutschland gespielt und 2006 an den Olympischen Spielen wie auch an neun IIHFWelt­meisterschaften teilgenommen.

Modus: 16. bis 21. Februar 2010 Round Robin (3 Spiele) nach dem Dreipunktesystem. Es gibt immer ­einen Sieger, unentschiedene Partien werden fünf Minuten verlängert (vier gegen vier Feldspieler, Sudden Death) oder in einem Penalty­ schiessen mit drei Schützen entschieden. Es wird eine Gesamtrangliste erstellt. Bei Punktgleichheit entscheiden folgende Kriterien in dieser Reihenfolge: Direktbegegnungen, höherer Rang in der Gruppe, höhere Punktzahl, bessere Tordifferenz, höhere ­Anzahl erzielte Tore, IIHF-Weltrangliste (1. Russland, 2. Kanada, 3. Schweden, 4. Finnland, 5. USA, 6. Tschechische Republik, 7. Schweiz, 8. Weisrussland, 9. Lettland, 10. Slowakei, 11. Norwegen, 12. Dänemark nimmt nicht an OS teil, 13. Deutschland). Die drei Gruppensieger sowie der beste Gruppenzweite sind für den Viertelfinal gesetzt und erhalten ­Heimrecht.

Arenen:

23. Februar 2010 Acht Teams spielen Playoffs (Best-of-One) um die Viertelfinalqualifikation. Der Verlierer ­beendet das Turnier. Verlängerungen dauern maximal zehn Minuten und werden mit vier gegen vier Feldspielern gespielt.

Der «Canada Hockey Place» (unten, heisst im Alltag «General Motors Place») ist das Heimstadion der Vancouver Canucks. Bis auf ein Viertelfinal-Qualifikationsspiel und ein Viertelfinalspiel werden alle Partien in der 18 630 Zuschauer fassenden Arena in Downtown ­Vancouver ausgetragen. Seit der Eröffnung im ­S eptember 1995 lockte der «Canada Hockey Place» zehn Millionen Besucher an. Die «UBC Thunderbird Arena» (rechts) wurde im Westend von Vancouver auf dem Campus

24. Februar 2010 Viertelfinale gegen die vier Gruppensieger aus der Round Robin. Der Verlierer beendet das Turnier. Verlängerungen dauern maximal zehn ­Minuten und werden mit vier gegen vier Feldspielern gespielt. 26. Februar 2010 Halbfinale um den Finaleinzug. Der Verlierer spielt um Bronze. ­Verlängerungen dauern maximal zehn Minuten und werden mit vier ­gegen vier Feldspielern gespielt.

der Universität neu gebaut. Zwei Spiele des Olympischen Männer-Eishockeyturniers finden in der 7200 Zuschauer fassenden Arena statt. Die «UBC Thunderbird Arena» ist der Hauptspielort des Olympischen FrauenEishockey­turniers.

Diese Nationen spielen im Frauen-Turnier: Kanada, Schweden, Schweiz, Slowakei (Gruppe A), USA, Finnland, Russland, China (Gruppe B).

27. Februar 2010 Die Halbfinalverlierer spielen um Bronze. Eine Verlängerung dauert ­maximal zehn Minuten und es spielen vier gegen vier Feldspieler. 28. Februar 2010 Finale um den Olympiasieg. Eine Verlängerung dauert maximal zwanzig Minuten und wird mit vier gegen vier Feldspielern gespielt. Alle PenaltyEntscheidungen werden unter drei verschiedenen Schützen pro Team ausgetragen. Ist das Score nach drei Schützen noch immer ausgeglichen, wird mit Eins gegen Eins weitergespielt, die Spieler dürfen dann frei gewählt werden. l

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Interview

«Warum nicht d Vancouver?» Nationaltrainer Ralph Krueger (51) blickt im Interview unter anderem ohne Zorn zurück auf seine Arbeit mit unserer Nationalmannschaft. Der deutsch-kanadische Doppelbürger erklärt, warum in Vancouver ein Exploit möglich ist und sagt, warum er nichts zu jammern hat.

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Ralph Krueger / Schweizer Nationaltrainer

die Krรถnung in


Interview Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller Welches ist der Unterschied zwischen dem Ralph ­Krueger, der im Herbst 1997 unsere Nationalmannschaft übernommen hat und dem Ralph Krueger vor dem olympischen Turnier 2010 in Vancouver? Eine gute Frage. Einerseits habe ich noch genau so viel Spass bei meiner Arbeit wie damals, als ich meine Arbeit angefangen habe und freue mich jeden Tag auf meine ­Arbeit. Wie zuletzt bei der Rückfahrt von unserer letzten Länderspielreise in die Slowakei mit meinem Staff. Ich bin mit dem Materialbus zurückgefahren und sass auch während sechs Stunden am Steuer. An dieser Freude hat sich im Laufe der Jahre nichts geändert. Andererseits bin ich gelassener geworden. Ich kann heute viel mehr ­loslassen und geniessen. In den ersten Jahren war ich bei meiner Arbeit zu angespannt. Haben Sie auch gelernt, mit Kritik umzugehen? Das war noch nie ein grosses Problem. Aber in den letzten Monaten sind Sie so stark ­kritisiert worden wie nie während Ihrer Amtszeit. Das gehört zu meinem Job. Kritik in den Medien trifft mich sowieso nicht. Kritik an meiner Arbeit trifft mich nur, wenn sie von einem anderen Coach kommt. Dann beginne ich mich zu hinterfragen. Umgekehrt freue ich mich über keine Komplimente so sehr wie über solche von anderen Trainern. Ist deshalb die Männerfeindschaft zwischen Arno Del Curto und Ihnen so unversöhnlich? Von Coach zu Coach sozusagen? Diese Feindschaft gibt es nicht, und ich habe kein Problem mit Arno. Wenn wir uns zufällig über den Weg laufen, so kommen wir ins Gespräch. Ich bin schon nach dem ­Tanken zu spät nach Hause gekommen, weil ich mich beim zufälligen Gespräch mit Arno versäumt habe. Wahrscheinlich sind Sie und Arno in der autoritären Art zu ähnlich, als dass Sie Freunde werden könnten. Zwei Alphatiere halt. Ob wir ähnlich sind, kann ich so nicht beurteilen. Von ­aussen betrachtet ist unsere Arbeitsweise verschieden. Arno ist an der Bande sehr emotional. Ich bin es hingegen in der Kabine, im Einzelgespräch im Hotelzimmer. An der Bande versuche ich, so ruhig wie möglich zu sein. Sie werden also eine Einladung zum Streitgespräch, zum Doppelinterview mit Arno annehmen? Jetzt, in diesem Augenblick, da Sie mich fragen: Ja. Ist es mangelnder Respekt an Ihrer Arbeit, wenn nun ultimativ gefordert wird: 8. Platz in Vancouver oder Sie sind raus? Wie gehen Sie mit diesem Druck um? Soll ich etwa jammern über fehlenden Respekt? Sicher nicht. Ich habe nichts zu jammern, ich werde für meine Arbeit sehr gut bezahlt. Der Druck ist durch diese ­Forderung nicht grösser geworden. Niemand kann mich von aussen so stark unter Druck setzen wie ich mich selbst unter Druck setze: Ich will das Maximum mit der Nationalmannschaft erreichen. Wie hat sich das Schweizer Eishockey seit Ihrem Amtsantritt verändert? Die Entwicklung ist riesig und in drei Phasen verlaufen: Von 1998 bis 2002 haben uns die Emotionen zu den Erfolgen getragen, 1998 bis ins Halbfinale und dann nochmals 2000 in Russland. Aber wir hatten vor allem im physischen ­Bereich noch lange nicht das Fundament, um konstant auf hohem Niveau zu spielen. Dieses Fundament haben wir uns erst in der Zeit von 2002 bis 2006 erarbeitet. Seit 2006 sind wir dazu in der Lage, mit den Grossen auf Augenhöhe zu spielen. Die wichtigste Entwicklung in dieser Zeit: Es gibt in

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Ralph Krueger Geboren: 31.08.1959 Zivilstand: verheiratet mit Glenda, Kinder Geena und Justin Hobbies: Lesen, Sport, Natur Funktion Eishockey: Head-Coach Schweizer Nationalmannschaft Trainerkarriere: 1989: Spielertrainer beim Zweitligisten Duisburger SV. – 1990: Aufstieg mit dem Duisburger SV in die 1. Bundesliga. – 1994 bis 1998: Trainer der österreichischen Mannschaft VEU Feldkirch. – 1994 bis 1998: Fünfmal österreichischer Meister mit VEU Feldkirch. – 1996 bis 1998: Dreimal Alpenligameister mit VEU Feldkirch. – 1998: Sieger der European Hockey League mit dem österreichischen Meister VEU Feldkirch. – Seit 1998: Trainer der Schweizer ­Nationalmannschaft der Nationalmannschaft keine Angst mehr vor grossen Gegnern und niemand mehr sagt, die Schweizer seien weich. Wenn ich daran denke, wie wir 1999 von den ­Kanadiern eingeschüchtert worden sind, wie wir gegen die Deutschen physisch unterlegen waren. So etwas ist heute nicht mehr denkbar. Das vielleicht schönste Kompliment, das wir je bekommen haben, ist jenes von Pat Quinn 2006 in Turin. Da sagte er nach unserem Sieg über Kanada, wir hätten kanadischer gespielt als die Kanadier. Vor meiner Zeit gab es ein stetiges auf und ab. Heute sind wir dazu in der Lage, konstant auf gutem Niveau zu spielen, und so ­haben wir uns bis auf Platz 7 der Weltrangliste verbessert. Wie ist diese Entwicklung möglich geworden? Viele Faktoren spielen eine Rolle… …auch Ralph Krueger, der mit seinem Optimismus 1998 eine Revolution ausgelöst hat… …wahrscheinlich bin ich zum richtigen Zeitpunkt am ­richtigen Ort Nationaltrainer geworden. Von Feldkirch her wusste ich, was es für den Erfolg braucht und ich hatte den Vorteil, dass ich keine Vergangenheit in der Schweiz hatte und so ganz neutral an meine Arbeit gehen konnte. David Aebischer hat die Türe zur NHL geöffnet. Durch ihn wurde eine ganze Spielergeneration geprägt und die Massstäbe in der Arbeit auf und neben dem Eis wurden von diversen Spielern neu gesetzt. Vorerst für Martin Gerber und Mark Streit ging dann die harte Arbeit in eine NHL-Karriere über. Aber auch hier in der Schweiz sind die Leaders heute viel professioneller als 1998, ein Quantensprung. Wir haben diese Anstrengungen unterstützt, mit Tests begleitet und heute haben wir eine sehr, sehr hohe Professionalität. Und doch sind wir seit 1998 immer entweder im ­Viertelfinale oder in der Zwischenrunde stecken ­geblieben. Warum? Seit 2006 gibt es keine Angst mehr vor den grossen ­Gegnern. Aber besiegt haben wir die Grossen erst in den Gruppenspielen. Ich denke, jetzt sind wir bereit für einen Sieg in einem Viertelfinale. Warum nicht gerade in ­Vancouver? Wenn ich nochmals zurückblicke auf die drei Phasen, die wir durchlaufen haben, so habe ich ein gutes Gefühl, dass nun 2010 die Phase beginnt, in welcher wir dazu in der Lage sind, die Grossen auch dann zu besiegen, wenn es um Alles geht. Wie sehen Sie die Entwicklung des internationalen Hockeys in den nächsten Jahren? Während Jahrzehnten hat es eine kompakte Weltspitze mit Kanada, Russland, den USA, Finnland, Schweden und Tschechien gegeben. Diese Gruppe bricht nun auseinander. Kanada und Russland werden weiter davonziehen,


Ralph Krueger / Schweizer Nationaltrainer die USA und Schweden können ganz knapp mithalten, und dahinter bildet sich jetzt so etwas wie ein breites Mittelfeld mit Finnland, Tschechien, der Slowakei, Deutschland, Weissrussland und der Schweiz. Diese Länder werden auf Jahre hinaus das internationale Eishockey prägen. Es mag hin und wieder Überraschungen geben. Aber ich sehe ­keine anderen Eishockeynationen, die das Potenzial ­haben, um dauerhaft auf dem gleichen Niveau zu spielen. Nochmals zurück zum Stichwort Professionalität: Es gibt einen Bereich, da haben wir trotz allem eine Operettenliga. Spieler und Trainer unterschreiben während der laufenden Saison schon bei einem ­neuen Arbeitgeber. Dies ist eine Besonderheit unserer Hockeykultur, die es in keinem anderen Land gibt, die in Nordamerika oder Schweden völlig undenkbar ist und von den Medien ­skandalisiert würde. Was ist dagegen zu tun? Ich weiss es nicht. Es ist ein Teil unserer Hockeykultur ­geworden. Eines kommt zum anderen: Wenn ein Spieler nicht mitmacht, steht er nach der Saison ohne Vertrag da. Wenn die Klubmanager nicht mitmachen, bekommen sie die guten Spieler nicht. Ich kann nur sagen: Für mich ist es unvorstellbar, so etwas zu tun. Als Sie Trainer in Feldkirch waren – hat da je ein Spieler vorzeitig bei einem anderen Klub unterschrieben? Nein, nie. Wie hätten Sie reagiert, wenn es einer getan hätte? Das kann ich nicht sagen. Weil es nicht passiert ist. Aber wenn es passiert wäre? Es ist nicht passiert und deshalb erübrigt sich diese Frage. Sie werden also vor Ablauf Ihres Vertrages als ­Nationaltrainer keinen Vertrag bei einem anderen Klub oder Nationalteam unterschreiben? Nein. Das ist ausgeschlossen. In Ihrem ersten Olympia-Aufgebot steht nicht ein einziger Spieler, der schon für nächste Saison bei einem anderen Klub unterschrieben hat. Ryan Gardner, der noch bei den ZSC Lions spielt, hat schon beim SCB einen Vertrag und steht einigermassen überraschend nicht in ihrem ersten Olympia-Aufgebot. Ein Zufall? Über einzelne Spieler möchte ich mich nicht äussern. ­Sicher ist, dass dieser Faktor bei Ryan Gardner keine Rolle gespielt hat. Es ist aber richtig, dass das Bild, das ich von einem Nationalspieler habe, aus sehr vielen ­verschiedenen Teilen besteht. Dazu gehört auch, ob einer loyal ist oder eben nicht und schon an einem anderen Ort unterschreibt. Wie ich schon sagte: Für mich ist es unvorstellbar, in einer Mannschaft zu spielen und schon bei einer anderen einen Vertrag zu unterschreiben. Wo werden wir Ralph Krueger nächste Saison sehen? Das kann ich nicht sagen. Ich bin so sehr mit der Gegenwart, mit dem olympischen Turnier beschäftigt, dass ich mir darüber keine Gedanken mache. Und ich geniesse es sehr, Nationaltrainer zu sein. Wie meinen Sie das? Es gibt im Moment nichts schöneres für mich, als ­Nationaltrainer zu sein. Nationalmannschaften sind reine und pure Sportunternehmen. In der Nationalmannschaft verdient jeder gleich viel, jeder hat das gleiche Hotel­ zimmer, keiner hat Privilegien und es geht nur um den Sport. Das ist bei einem Klub nicht so. Und als Nationaltrainer habe ich das Privileg, neutral zu sein.

Sie jubeln nicht im Herzen, wenn der SC Bern oder der ZSC ein Tor schiesst? Ich juble nie, wenn ich in der NL A ein Spiel anschaue. Ich war neutral, als ich mit meiner Arbeit in der Schweiz ­begonnen habe und bin es immer noch. Sie werden bei mir während eines Meisterschaftsspieles keine Gefühls­ regungen beobachten können, weil ich wirklich durch und durch neutral und entspannt bin. Ich werde auch oft ­gefragt: Wie schätzen Sie diesen oder jenen ausländischen Spieler ein? Ich kann es nicht sagen, weil ich mich so sehr auf die Nationalspieler konzentriere und gar nicht mit ­etwas anderem als mit der Nationalmannschaft befasse. Sie werden also nächste Saison nicht bei einem NL A-Team an der Bande stehen? Obwohl ich mir über meine Zukunft noch keine Gedanken mache – eines kann ich hier und jetzt sagen: Ich plane nicht, nächste Saison Klubtrainer in der Schweiz zu sein. Es ist sehr wohl möglich, dass ich überhaupt keinen ­Trainerjob annehme und erst einmal Pause mache. Aber Sie werden im Eishockey bleiben? Ja, und nach wie vor macht mir nichts so viel Spass, wie ein Eishockey-Coach zu sein. Werden Sie in der Schweiz bleiben? Ja, meine Frau und ich fühlen uns so wohl in der Schweiz, dass wir hier bleiben wollen. Die Schweiz ist zu unserer Heimat geworden, und sie wird wohl noch sehr lange ­unser Lebensmittelpunkt bleiben. Sie sagen oft, wie sehr Sie die Schweiz lieben und dass Sie Schweizer geworden sind. Wie erklären Sie einem Freund die Schweiz?

Die Schweiz ist ein wunderbares Land und ich fühle mich hier so wohl, weil diese Gesellschaft verlässlich funktioniert. Es ist diese Art, sich ganz selbstverständlich an ­Abmachungen zu halten. Es hat etwas mit Disziplin und mit gegenseitigem Respekt zu tun. Ich bin überzeugt, dass dies auch etwas mit dem Milizsystem zu tun hat: Die Schule des Militärs ist im Alltag auf angenehme Weise zu spüren. Zu dieser Mentalität, die ich so sehr schätze, kommt als ­Zugabe eine wunderbare Landschaft und intakte Natur. l

Die Ära Krueger unseres Nationalteams WM 1998: 4. Platz (Modus ohne Viertelfinals, aus der Klassierungsrunde für Halbfinals qualifiziert) WM 1999: 8. Platz (Modus ohne Viertelfinals, Endstation Klassierungsrunde) WM 2000: 6. Platz. Viertelfinals ausgeschieden (3:5 gegen Kanada) WM 2001: 9. Platz. (Endstation Zwischenrunde) Olympia 2002: 11. Schweiz (Endstation Gruppenspiele) WM 2002: 10. Platz (Endstation Zwischenrunde) WM 2003: 8. Platz. Viertelfinals ausgeschieden (1:3 gegen die Slowakei) WM 2004: 8. Platz. Viertelfinals ausgeschieden (1:3 gegen die Slowakei) WM 2005: 8. Platz. Viertelfinals ausgeschieden (1:2 gegen Schweden) Olympia 2006: 6. Platz. Viertelfinals ausgeschieden (2:6 gegen Schweden) WM 2006: 9. Platz (Endstation Zwischenrunde) WM 2007: 8. Platz. Viertelfinals ausgeschieden (1:5 gegen Kanada) WM 2008: 7. Platz. Viertelfinals ausgeschieden (0:6 gegen Russland) WM 2009: 9. Platz (Endstation Zwischenrunde) Weltrangliste Saison 2009/2010:

7. Platz


InTeam

Do it again!

Foto: REUTERS/Shaun Best

Kanadas Stargoalie Martin Brodeur fliegt durch die Luft, Martin Plüss setzt zum Jubel an. Es ist Samstag, der 18. Februar 2006. Paul Di Pietro hat an den Olympischen Spielen in Turin nach 28:47 Minuten gerade das 2:0 für die Schweiz gegen Kanada erzielt. Die Sensation ist perfekt, einer der grössten Siege der Schweizer gesichert. Wiederholt sich die Geschichte des 18. Februar 2006 am 18. Februar 2010, wenn die Schweiz in Vancouver auf Kanada trifft?

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Die National League A vor Olympia



HC Ambrì-Piotta

Besser als Lemieux + Co. Die Olympischen Spiele von 2002 haben Jean-Jacques Aeschlimann das schönste Erlebnis seiner Karriere beschert. Er ist besser als Mario Lemieux. Dabei schien seine internationale Karriere schon 1992 beendet. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Er hat Eishockeygeschichte geschrieben: Im ­letzten Vorbereitungsspiel fürs olympische ­Eis­hockeyturnier von 1992 in Albertville besiegen die Schweizer zum ersten Mal in der Geschichte die Russen. Jean-Jacques Aeschlimann gehört zur Mannschaft, die in Fribourg unter den ­Coaches Juhani Tamminen und Brian Lefley ­diesen historischen Sieg feiert. «Aber dann bin ich bei der letzten Kaderselektion aus der ­Mannschaft geflogen. Ich habe damals gedacht, dass dies wohl das Ende meiner National­ mannschaftskarriere ist.» Später ist dieser Triumph etwas relativiert ­worden. Die Geschichte ist verbürgt: Ein schlauer Funktionär sorgt dafür, dass im Hotel der Russen in der Nacht vor dem Spiel in allen Zimmern ­gewisse Filmkanäle freigeschaltet sind – und so treten die Hockeyhelden dann ein wenig ­unausgeschlafen zum letzten Testspiel vor ­Olympia an. In Albertville werden die Schweizer dann aber, als es zählt, vom gleichen Gegner beim olympischen Turnier 8:1 gedemütigt, und Slawa Bykow und Andrej Chomutow führen ihr Team zum Olympiasieg. Die Schweizer ­feuern nach dem enttäuschenden 10. Schlussrang die beiden Nationaltrainer. Und gut zwei Monate ­später coachen Bill Gilligan und John Slettvoll die Schweiz an der WM in Prag in die Halbfinals. Aber wir sind vom Thema abgekommen. JeanJacques Aeschlimann konzentriert sich nach ­Albertville voll und ganz auf das Klubhockey und entwickelt sich in Lugano zu einem Kultspieler. «Ich hatte eigentlich schon nach 1992 nicht mehr damit gerechnet, in die Nationalmannschaft ­zurückzukehren.» 1994 und 1995 wird er doch noch für die A-WM aufgeboten – aber dann

Das Schweizer Olympiaaufgebot 1992 Torhüter: Reto Pavoni Renato Tosio, Christophe Wahl Verteidiger: Samuel Balmer Sandro Bertaggia Sven Leuenberger Patrice Brasey Dino Kessler Andreas Beutler André Künzi Stürmer: Andy Ton Jörg Eberle Fredy Lüthi Patrick Howald Gil Montandon Thomas Vrabec Mario Brodmann Mario Rottaris Keith Fair Manuele Celio André Rötheli Peter Jaks

scheint seine internationale Karriere definitiv ­beendet. Er kehrt indes noch einmal auf die ­grosse internationale Bühne zurück: Ralph Krueger entdeckt den smarten Zweiwegcenter und holt ihn 2000 in die Nationalmannschaft – und wieder ist Aeschlimann bei einem historischen Sieg über die ­Russen dabei: beim 3:2 an der WM in St. Petersburg. Warum diese späte Blüte? «Ich habe unter Jim Koleff in Lugano die Bedeutung von Mentaltraining entdeckt und fühlte mich ab 1998 so gut wie nie vorher. Ich habe zwischen 1998 und 2002 mein bestes Eishockey gespielt.» So kommt der heutige Manager des HC AmbrìPiotta zu seinem schönsten Sporterlebnis: Zum olympischen Turnier 2002 in Salt Lake City. «Ich stelle diese olympischen Erfahrungen sogar über die Meisterfeiern beim HC Lugano.» Sportlich ging das Turnier zwar in die Hosen (11. Platz). «Aber Salt Lake bleibt für mich unvergessen. Die Eröffnungsfeier, der Besuch des damaligen US-Präsidenten Bush, die ganzen Sicherheits­ vorkehrungen so kurz nach dem 11. September 2001. Das Leben im olympischen Dorf war eine ganz besondere Erfahrung. Es ist ja nicht

a­ ll­täglich, in der Kantine neben Prinz Albert von Monaco zu stehen.» Nein, er habe den Prinzen nicht angesprochen. «Das habe ich mich nicht getraut.» Während Reto von Arx und Marcel Jenni im ­Ausgang rocken und rollen (und dafür vorzeitig heimgeschickt werden), geht Jean-Jacques Aeschlimann nur im olympischen Dorf in den Ausgang und trifft auch Prinzen. «So kann man es sagen. Ja, es stimmt, ich war tatsächlich nur im olympischen Dorf im Ausgang.» Die Wahrheit im Eishockey ist in der Statistik ­abzulesen, und so hat das Turnier 2002 Aesch­ limann ein ganz besonderes Highlight beschert: In der hochoffiziellen Turnierskorerliste steht er mit drei Toren und drei Assists aus lediglich vier ­Spielen auf Position sechs – vor Weltstars wie Mario ­Lemieux (2 Tore, 4 Assists), Steve Yzerman (2 Tore, 4 Assists) oder Jaromir Jagr (2 Tore, 3 Assists). «Weil wir ja nicht in die Medaillen­ runde kamen, hatten wir ja schon ein wenig leichtere Gegner», relativiert er diese Skorerliste. «Aber es sieht auf dem Papier halt schon gut aus: Besser als Mario Lemieux...» l

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SC Bern

Vancouver ist einzigartig Hans Kossmann, Assistenztrainer des SC Bern, ist in der Region der «Host City» der Olympischen Winterspiele 2010 aufgewachsen. Er kennt das internationale Flair von Vancouver. Dass seine Heimatstadt dennoch eishockey­ verrückt ist wie der Rest des Landes, hat seinen Ursprung in einem spannenden Stück kanadischer Eishockeygeschichte... Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller Vancouver ist in Kanada nicht nur kulturell ­einzigartig. Auch das Klima ist, begünstigt durch die Rocky Mountains, unverwechselbar: Die ­Winter sind mild, Schneefall ist selten und kein Monat im Jahr birgt konstant Minus­ temperaturen. Und so wird die ernüchternde wie zuverlässige Wetterprognose für das ­olympische Eishockeyturnier 2010 in Vancouver heissen: es regnet. In diesem milden Klima kann Eishockey keine Heimat haben. Doch Hans Kossmann berichtigt: «Ich erinnere mich, wie ich als Kind im Norden von British Columbia an einem Schwarz-Weiss TV-Gerät gespannt die Summit Series 1972 ­verfolgt habe. Vancouver 2010 wird ein ähnlich grosses Ereignis. Vancouver 2010 wird riesig.» Dass Kossmann als Einwohner von Vancouver so von Eishockey schwärmt, ist den Gebrüdern ­Lester und Frank Patrick zu verdanken. Die Söhne einer wohlhabenden Familie gründeten nach dem wirtschaftlichen Untergang ihres Eishockeyteams im Osten Kanadas eine eigene Eishockeyliga: die Pacific Hockey Association. Anfang des 20. Jahrhunderts bauten sie im ­warmen Vancouver die grösste Kunsteisarena der Welt und lockten die besten Spieler des Landes in den Westen. Doch sogar ein Ausnahmekönner wie Cyclone Taylor, der wohl allererste Superstar des Spitzensports, vermochte die Gemüter in Vancouver nicht für Eishockey zu erwärmen. Also brüteten die Patricks gemeinsam mit Taylor über ihrer Pacific Hockey Association. In nächtelangen Diskussionen arbeiteten sie an der grössten ­Revolution im Eishockey: Einführung eines Tor­ hüters, Unterteilen des Spielfelds mit blauen ­Linien und Erlaubnis zum Vorwärtspass. Zuvor war Eishockey eine gleichwohl dynamische wie elegante Sportart für die Studentensöhne von gut betuchten viktorianischen Familien. Erst durch die Einführung des Vorwärtspasses wurde

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es über Nacht zur schnellsten Sportart der Welt. 22 Regeln, welche die Patricks ausgeheckt ­hatten, um aus Vancouver eine Eishockeystadt zu machen, haben auch im IIHF-Regelwerk, das an den Winterspielen 2010 angewendet wird, noch Bestand. Superstürmer wie Sidney Crosby, Alexander Ovechkin oder Henrik Zetterberg sind die Konsequenz aus den Innovationen der ­Patricks. Darunter banale Selbstverständlich­ keiten wie die Rückennummern, aber auch so simple wie ­geniale Innovationen wie das Penaltyschiessen oder die Playoffs. Nur dank den Patricks ist Vancouver heute eine Eishockeystadt und Kanada von Ost bis West, von Québec bis Vancouver, das Mutterland des ­Eishockeys. Und so wird auch ein Kanadier aus Vancouver wie Hans Kossmann im Februar 2010 – wie damals 1972, als die besten NHLAthleten gegen eine Auswahl von russischen Eishockeysöldnern zu den Summit Series antraten – wieder vor dem TV aus­harren. Insgeheim wünscht er sich für ­Vancouver 2010 wieder den gleichen Final: «Die Menschen in Kanada wollen am Ende die ­Russen schlagen.» Vor 38 Jahren, als die Summit Series durch Kanada tourten, verloren die Ahornblätter in ­Vancouver gegen Russland. Doch am Ende der acht Spiele langen Serie siegte das Mutterland des Eis­hockeys. Für einen Kanadier, egal ob aus Vancouver oder aus Toronto, hat ­dieser Sieg mindestens bis zum ­olympischen Eishockeyfinale am 28. Februar Bestand. l


HC Davos

Prämie wie ein Zimmermann DA

VOS

Ron Wilson ist bis heute einer der besten Ausländer, den das Schweizer Eishockey jemals gesehen hat. Er hat in den 80-er Jahren die Professionalisierung des Schweizer Eishockeys mitgeprägt und bis heute von seiner Vergangenheit in Europa profitiert. In Vancouver wird er zum zweiten Mal das Team USA an Olympischen Spielen coachen. Text: Jürg Federer Fotos: Archiv Jürg Wymann Ron Wilson wurde zu Beginn der 80-er Jahre vom damaligen Kloten-Präsidenten Jürg Ochsner für das Salär eines Zimmermanns verpflichtet und wechselte ein Jahr später zum HC Davos. Mit den Bündnern wurde der Amerikaner mit ­kanadischem Pass zwei Mal Schweizer Meister. In seiner letzten Saison im Landwassertal hat er in 38 Spielen 91 Scorerpunkte erzielt und wurde NLA-Topscorer. Das gelang nach Wilson nur noch einem Verteidiger: Luganos Petteri Nummelin. Der damalige HCD-Goalie Richi Bucher erinnert sich: «Als Torhüter kriegt man einen Verteidiger, der 91 Punkte erzielt, selten zu Gesicht.» Bucher schmunzelt und fügt hinzu: «Sein Salär hat Wilson schon damals mit einer schönen Punkteprämie ­verdient.» Nach seinem Rücktritt startete Wilson 1988 eine Karriere als Headcoach beim HC Davos in der NLB und führte professionelle Trainingsstrukturen ein. «Rück­ blickend war es Ron Wilson, der mich ­damit zum Rücktritt bewogen hat», ­erinnert sich Bucher. Bucher war Teil einer letzten Bastion von Amateurstars im Schweizer Eishockey. 1988 hexte der ­Immobilien-Treuhänder die Schweizer ­Nationalmannschaft an Olympia in Calgary «im Nebenamt» zu einer 2:1-Sensation gegen Finnland, vier Jahre später in ­Albertville standen die Profis Renato ­Tosio und Reto Pavoni im Tor. «Heute bin ich froh, dass mich Wilson damals zum Rücktritt bewogen hat. So konnte ich meine Berufskarriere weiterverfolgen», schaut Bucher zurück.

Ron Wilson verliess den kriselnden HC Davos schon nach wenigen Spielen. Heute ist er Headcoach der Toronto Maple Leafs und vom Team USA. Er hat 1994, 1996 und 2009 an der WM teilgenommen und ­einmal Bronze geholt sowie 1996 den World Cup of Hockey gewonnen – der bisher grösste Erfolg für Ron Wilson. Von den aktiven NHL-Headcoaches hat nur Pat Quinn (Edmonton, 1318) mehr Spiele gecoacht als ­Wilson (Toronto, 1173). Von seinen Erfahrungen als Nachwuchstrainer, Spieler und Headcoach des HC Davos zehrt er noch heute: «Damals beim HCD habe ich schon die Elitejunioren trainiert und bereits zum ersten Mal er­fahren, was im Coaching ­funktioniert und was nicht.» Wilson hat unter Dan Hobér oder Craig Sarner gespielt, er hat Timo Lahtinen gedient und so das europäische Eishockey früh kennen­gelernt. «Später, als ich selber Coach wurde,

­ aren das unbezahlbare Erfahrungen. Heute ist w das Eishockey global, und die NHL ist reich an talentierten Europäern. Aber trotz all den ­Russen, Schweden, Tschechen und Schweizern in der NHL bin ich immer noch der einzige NHLHeadcoach, der selbst lange in Europa gelebt und gespielt hat.» Diese Erfahrung sei für ihn bis ­heute unbezahlbar. Rückblickend würde Ron Wilson in seiner ­Karriere noch einmal alles gleich machen. Er wurde Schweizer Meister, gewann den World Cup of ­Hockey. Und er kann sich in der NHL seinen ­Arbeitgeber aussuchen. «Obschon, es gibt ­etwas, das würde ich in meinem Leben ändern, wenn ich es könnte», hält er für einen Moment inne. «Ich wünsche mir, dass ich meine Spielerkarriere damals beim HC Davos beendet hätte.» Ron ­Wilsons Abschied von der Eis­hockey-Spielerbühne beim ZSC verhallte schnell in den Katakomben des Hallenstadions. Sein allerletztes Spiel als Aktiver, das hat Wilson dann aber wieder in Davos gespielt. «Am ­Spengler Cup haben wir 1988 im Finale mit dem Team USA das Team Canada besiegt.» Im Feb­ ruar an den Olympischen Spielen in Vancouver 2010 kann Wilson diesen Erfolg als Headcoach des Team USA auf der grossen olympischen ­Bühne ­wiederholen. l

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EHC Biel

Der Traum muss weiterleben Der ehemalige Rekord-Internationale Martin Steinegger hat in Salt Lake City 2002 den Tiefpunkt der Ära Krueger erlebt. Steinegger ist bis heute überzeugt, dass der Nationaltrainer das meiste richtig gemacht hat. Vancouver 2010 wird er von der Schweiz aus geniessen. «Heute zählt für mich, dass ich während Olympia noch auf Playoffs mit dem EHC Biel hoffen kann.» Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller Er war Rekord-Internationaler der Schweiz. Bis zu seinem Nationalmannschaftsrücktritt gehörte er zum harten Kern von Nationaltrainer Ralph Krueger. Und doch hat er den olympischen Spirit, der von Athleten rund um den Globus propagiert wird, nie erlebt. «Ich bin der Falsche, wenn es um olympische Gefühle geht.» Martin Steinegger macht keinen Hehl daraus, dass seine olympische Erfahrung mit dem Taucher auf den elften Schlussrang in Salt Lake City 2002 keine bleibenden Glücksgefühle hinterliess. «Salt Lake City war von Sicherheitsvorkehrungen geprägt. Unter dem Eindruck von 9/11 waren wir in unserer Bewegungsfreiheit stark ein­ geschränkt.» Aber schlussendlich hätte die Schweiz auch ganz einfach schlecht gespielt. «Ich glaube, der olympische Spirit ist etwas für Sieger. Wer an Olympia eine Medaille gewinnt, der behält den Anlass für immer in bester Erinnerung.» Martin Steinegger gewann keine ­Medaille, nicht einmal ein ­olympisches Diplom. «Es

ist einfach schön, dabei gewesen zu sein», spricht er den olympischen Spirit aus, ohne ihn zu kennen und erinnert sich viel lebhafter an erfolgreiche WM-Turniere mit der Schweiz. «Das Spezielle an Olympia war, dass wir einmal nicht im Mittelpunkt gestanden sind.» Wenn Ski-Asse und Eiskunstläufer um olympische ­Entscheidungen ringen, rückt ein olympisches Eishockeyturnier auch einmal in den Hintergrund. «Zumindest so lange, wie wir dabei waren.» Rückblickend findet Martin Steinegger einen Grund für das Scheitern an Olympia 2002: «Im ganzen Vorfeld ging es immer darum, dass in Salt

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Lake City die NHL-Stars dabei sein würden. Wir haben uns so sehr auf dieses Hauptturnier konzentriert, dass wir der Vorrunde viel zu wenig Bedeutung beigemessen hatten – und prompt das Hauptturnier verpassten.» Von Steineggers Teamkollegen aus Salt Lake City werden in Vancouver noch fünf dabei sein: Martin Gerber, Martin Plüss, Mathias Seger, Ivo Rüthemann und Sandy Jeannin. «Das untermauert die Entwicklung der Schweizer Nationalmannschaft», betont Steinegger. «Unter Ralph Krueger konnten wir uns unter den besten sieben Nationen der Welt etablieren, das ist ein grosser Fortschritt.» Liegt denn jetzt für Kruegers Nachfolger eine Medaille in Griffweite? «Weshalb nicht noch unter Krueger in Vancouver?» Martin Steinegger kennt die Realität: «Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Krueger das Optimum aus der Schweizer Nationalmannschaft gemacht hat. Ein neuer Trainer kann nicht einfach eine Medaille gewinnen. Dazu würde es neue Spieler brauchen.» Aber es sei halt der Traum, den man aufrecht erhalten müsse. «Sonst muss man gar nicht nach Vancouver fahren.» Steinegger selbst wird nun erstmals den olympischen Geist von der warmen Stube aus miterleben. «Wir haben vom EHC Biel fast eine ganze Woche frei erhalten.» Das Ziel seiner NL A-Mannschaft sei, so Steinegger, auch während der Olympiapause noch auf die Playoffs zu hoffen. Nach der Olympiapause finden die letzten zwei Runden der NL A-Qualifikation statt. «Und wenn man die nicht unbedingt gewinnen will, dann muss man gar nicht hinfahren...» l


HC Fribourg-Gottéron

Der Kruegerianer – ein Nachruf Von Kruegers ersten Olympioniken aus Salt Lake City 2002 sind noch fünf Spieler dabei. Sie werden nach 2010 unweigerlich aussterben. Ein Nachruf an eine Spezies, die unser Eishockey in der letzten Dekade geprägt und stabilisiert hat: die Kruegerianer wie Sandy Jeannin.

Schatz an Erfahrungen trifft Jeannin die richtigen Entscheidungen, ob er nun gegen den EHC Biel oder gegen die kanadische Nationalmannschaft auf dem Eis steht. In seiner nunmehr zwölften Saison dient Jeannin dem Schweizer Nationalteam, er hat die Ära Krueger genauso geprägt, wie die Ära Krueger ihn geprägt hat. Wie die meisten Kruegerianer vergisst Jeannin zu oft das Scoren, sein Augenmerk gilt der Defensive. Es ist bezeichnend, dass von Kruegers Geleitsoldaten nur der exzentrische Mark Streit einen Platz unter den 25 besten Scorern der Schweizer Olympiageschichte findet (siehe Seiten 46/47). Die Ära der Kruegerianer war dominiert von ­braven Soldaten wie Jeannin, Plüss, Rüthemann, Seger und mittlerweile auch wieder ­Martin Gerber. Sie haben viele Qualitäten, die den Beobachter an die Stars aus der NHL erinnern. Aber keiner von ihnen hat von einer Qualität so viel, dass es zu einer NHL-Karriere reicht. Das hebt Streit vom normalen Kruegerianer ab. Er ist einzigartig. An Olympia wird Streit unterstützt von Newcomern wie Sbisa und Weber – oder Wick und dem ­Fribourg-Eigengewächs Sprunger. Letztere haben an einer spektakulären WM 2008 in Québec erstmals auf der grossen, internationalen Bühne gezeigt, was in ihnen steckt. Sie gehören zu einer neuen Generation von Schweizer Spielern, denen die Schweiz zu klein ist und nur die Welt genügen kann. Sie lösen die braven Kruegerianer ab, die ­während über zwölf Jahren das Gerüst

Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller Martin Gerber, Mathias Seger, Mark Streit, ­Martin Plüss, Ivo Rüthemann und Sandy­ Jeannin werden – sofern Hockeygott und ­Ver­letzungshexe wollen – am 16. Februar mit dem Duell gegen die USA die dritten Olympischen Winterspiele unter Ralph Krueger in Angriff nehmen. So weit hat sich die Schweizer Nationalmannschaft unter dem Traditionalisten Krueger in den letzten acht Jahren entwickelt: Nur noch fünf Olympioniken aus Salt Lake City 2002 werden in Vancouver 2010 mit von der Partie sein. Sie sind die Sinnbilder von Kruegers defen­sivem Erfolgssystem, das ­unser ­kleines Land unter den Top-8-Nationen der Welt zementiert hat. Sie sind Kruegers taktische Geleitsoldaten, auch Kruegerianer genannt. Spieler wie Sandy Jeannin. Sandy Jeannin ist ein gleichwohl intel­ ligenter wie auch braver Soldat, der ­ausser im Tor auf jeder Position eingesetzt werden kann. Jeannin verteidigt wie er stürmt, immer mit einem Hang zur Defensive. Er wird am 28. Februar, am Tag des Eishockeyfinales in Vancouver, 34 Jahre alt. Und mit diesem

und das Fundament von Kruegers Erfolgen g­ ebildet haben. Der Nationaltrainer war oftmals unspektakulär erfolgreich und zog so den Unmut der Ungeduld auf sich. Mit seiner Ab­­­schieds­­­ vorstellung noch in diesem Jahr ­werden auch die Kruegerianer wie Sandy Jeannin ­un­weigerlich aussterben. Ihre Nachfolger werden uns mit ihrem Eigensinn und ihrer Virtuosität in manchem Nationalmannschaftsspiel entzücken. Mit ihnen einen Platz unter den Top-8-Nationen des Welteishockeys zu verteidigen, ist aber ein taktisch ungleich grösseres Kunststück als mit braven Soldaten wie Sandy Jeannin notorisch den WM-Viertelfinal zu erreichen. l

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Genf-Servette HC

Weisse Weste gegen die Schweiz Er hat die französische Nationalmannschaft auf der ganz grossen Eishockeybühne in Salt Lake City erlebt. Und er musste mit ansehen, wie die Tricolores danach in ihre Einzelteile zerfielen. Aurélien «Jimmy» Omer ist zwar erst 33 Jahre alt, doch er hat schon zehn WM-Turniere und die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City erlebt. Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller «Ich habe noch nie gegen die Schweiz verloren!» Für Aurélien «Jimmy» Omer waren die Olym­ pischen Winterspiele in Salt Lake City Grund, sich zu brüsten. Nur Tage, nachdem sich Jimmy im Jahr 2002 noch stolz über seine neue Eis­ hockey-Weltordnung freute, gingen «seine» ­Tricolores an der Weltmeisterschaft in Prag mit 0:6 Toren gegen die Schweiz unter. Seither hat Frankreich nie mehr gegen die Schweiz ge­ wonnen. Die grossen Zeiten von Frankreichs ­Eishockey-Nationalmannschaft liegen hinter ­Jimmy Omer. Der Materialwart des HC Genf-Servette wird ­dieses Jahr 33 Jahre alt, im Geschäft ist er seit mittlerweile 19 Jahren. Jimmy hat fünf A-Weltmeisterschaften, fünf B-Weltmeister­ schaften und als Höhepunkt die Olympischen Spiele in Salt Lake City erlebt. «Damals hatten wir Cristobal Huet im Tor», schwelgt er in alten Zeiten. Mit dem NHL-Goalie der Chicago Blackhawks ­haben die Franzosen vier Mal den Klassenerhalt in der IIHF-A Gruppe erreicht. Gegen die Schweiz gelangen Cristobal Huet, der vor seiner NHL-­ Karriere mit dem HC Lugano Meister wurde, zwei Exploits: Im Jahr 2000 an den Weltmeisterschaften in St. Petersburg, als Frankreich die Schweiz mit 4:2 besiegte und 2002 an den ­Olympischen Winterspielen in Salt Lake City, als die Schweiz mit ­einem 3:3 gegen Frankreich die in der Ära ­Krueger grösste Talfahrt in Kauf nehmen musste. Heute verdient Cristobal Huet in Chicago mehr Geld (5,625 Millionen US-Dollar) als Martin ­Gerber in seinen besten Zeiten in Ottawa zu ­träumen wagte. Und mit Cristobal Huets Aufstieg in den Hockey-Olymp ging der französische ­Eishockeystern unter. Zuletzt verschwand er ­sogar ganz aus dem Hockey-Olymp. «Das Qualifikationsturnier für Vancouver 2010 haben wir gegen Kasachstan, Norwegen und ­Dänemark auf dem letzten Rang beendet», erin-

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nert sich Omer. Er räumte schon im Alter von 14 Jahren die Garderobe des französischen ­Erst­ligisten Biarritz, kurz darauf auch die der ­Nationalmannschaft. Er hat den Aufstieg von ­Philippe Bozon und Cristobal Huet erlebt und auch den Untergang des französischen Spitzeneishockeys. Frankreich ist das klassische Beispiel einer ­ausblutenden Eishockeynation: Weil die NHL

Jimmy Omer erlebte seine Frankreich-Höhepunkte gemeinsam mit Stargoalie Cristobal Huet.

ihre Spieler nicht für Weltmeisterschafts- oder Olympiaqualifikationsturniere der «Tricolores» freigibt, liegen die besten Jahre des französischen Eishockeys in der Vergangenheit. Die Nation dümpelt, abhängig von ihren Weltstars, einmal in der A-Gruppe und einmal in der B-Gruppe umher. Zuletzt verabschiedete sie sich – «à la française» – durch die Hintertüre von der olympischen Bühne. So kommt es im Februar in Vancouver zu keiner Olympia-Reprise von Jimmy Omer mit der Schweiz. «Das ist vielleicht ganz gut so, dann kann ich ­wenigstens meine reine Olympiaweste wahren», schmunzelt er. Denn wenn die besten Jahre des französischen Eishockeys auch deutlich hinter Jimmy Omer liegen: An Olympia hat der Materialwart des HC Genf-Servette und der französischen Nationalmannschaft noch nie gegen die Schweiz verloren. l


Kloten Flyers

Den olympischen Geist nicht gespürt Marcel Jenni ist ein bunter olympischer Hund. Einmal war er ein olympischer Depp und einmal ein olympischer Held. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Jenni erzählt, er habe eigentlich erst nach der Heimkehr vom olympischen Turnier von 2002 so richtig begriffen, welche Bedeutung Olympische Spiele haben. Es ist die legendäre Heimkehr in Schande. Reto von Arx und Marcel Jenni werden von der Delegationsleitung wegen Nacht­schwärmerei unehrenhaft vorzeitig nach Hause geschickt. ­Jenni ist beim schwedischen ­Spitzenteam ­Färje­stad unter Vertrag und ein Star in der ­höchsten schwedischen Liga. «Als ich nach Schweden zurückkam, dachte ich, dass in ­Schweden kein Mensch weiss, was in Salt Lake ­passiert ist. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: Jeder, aber auch jeder wusste, was los war und hat mich darauf angesprochen. Da habe ich begriffen: Olympische Spiele müssen wirklich etwas ganz aussergewöhnliches sein...» Jenni, der olympische Depp von 2002. Oder der wahre olympische Rock’n’Roller: Ausgerechnet in Salt Lake City, der Hauptstadt der Mormonen, der Stadt ohne Sünde aber mit totalem Alkoholverbot wegen Nachtschwärmerei bestraft zu werden – auch das ist eine olympische Leistung, die Krönung für jeden Partygänger. Feiern in Las Vegas ist für Amateure. Feiern in Salt Lake ist erst wahres olympisches Heldentum. Jenni teilte damals 2002 im olympischen Dorf das Zimmer mit Torhüter Martin Gerber. Als Jenni wegen Nachtschwärmerei heimgeschickt wird, eilen die Reporter zu «Tinu» um nachzufragen, wann denn Jenni in der besagten «Nacht von Salt Lake City» heimgekommen sei. Der coole Emmentaler übt sich in wahrer olympischer ­Diplomatie und erklärt jedem, der es wissen will: «Als ich eingeschlafen bin, war der Marcel noch da. Und als ich am Morgen aufwachte, war er auch da. Ich weiss es also nicht.» Heute, im Blick zurück ohne Zorn, sagt Jenni: «Ja, ich war im Ausgang.» Er habe damals halt eine etwas ­unruhige Lebensphase durchlaufen. Vier Jahre später, nunmehr 32 Jahre alt, ist alles anders. Nun ist Jenni ein olympischer Held und gehört zum Team, das Eishockey-Welt­ geschichte schreibt. Siege nacheinander über Weltmeister Tschechien (3:2) und Olympiasieger Kanada. Das 2:0 gegen Kanada gilt bis­

heute als die vielleicht beste ­Partie, die je eine Schweizer ­Nationalmannschaft gespielt hat – es ist ja der erste Sieg über ­Kanada an einem WM- oder ­Olympiaturnier überhaupt, und die Kanadier sind mit dem bestmög­ lichen Team, also mit allen NHL-Superstars angetreten. Also eines der auf­ regendsten Spieler aller Zeiten. Aber vom grossen olympischen Geist ist Marcel Jenni trotzdem nicht erfasst worden. «Die Siege gegen Tschechien und Kanada waren schon ganz besondere Erlebnisse. Aber es waren halt nur zwei Partien, feiern konnten wir kaum und nach­her haben wir ja kein Spiel mehr ­gewonnen und sind im Viertel­ finale ausgeschieden», sagt er. «Gewonnen haben wir so ­gesehen halt nichts.» Es sei ­sicherlich ganz etwas anderes, als Einzelsportler an Olym­ pischen Spielen teilzunehmen und etwas zu gewinnen. Alles in allem möchte Jenni das olympische Erlebnis indes nicht missen – aber aus den Socken gehauen hat es ihn nicht. «Meisterfeiern mit ­einer Mannschaft sind halt schon etwas anderes und spezieller.» Marcel Jenni hat zwei olympische Turniere gespielt (2002 und 2006) – und mit zwei Mannschaften Titel gewonnen: Mit Lugano und mit Färjestad. Und so weint er Vancouver 2010 keine Träne nach. «Es wäre schön gewesen, wenn ich nominiert worden wäre. Aber ich habe sowieso nicht mehr damit gerechnet.» Es ist für ihn 2010 wichtiger mit den Kloten Flyers den Titel zu holen. l

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HC Lugano

Keine Revanche Andy Hüppi betreut die kanadische EishockeyNationalmannschaft seit sechs Jahren als Masseur. Er geniesst das Vertrauen der Ahornblätter auf Raten. Ans olympische Eishockeyturnier in Vancouver wird der Schweizer nicht eingeladen. Text: Jürg Federer Foto: Pius Koller Andy Hüppi arbeitet seit 18 Jahren als Masseur in der National League. Und seit er am Spengler Cup 2003 einige Tage in Davos verbrachte, ist Hüppi auch Masseur der kanadischen Nationalmannschaft. Dem Team Canada fehlte gerade ein Masseur und Chris Lindberg, damals in Diensten der Rapperswil-Jona Lakers, fragte Hüppi ­spontan an, ob er seine Ferien für einige Arbeitsstunden mit den Ahornblättern am Spengler Cup ver­ bringen wolle. Hüppi sagte zu, gewann den Spengler Cup – und wurde gut vier Monate ­später zum ersten Mal Eishockey-Weltmeister. «Ich ­wurde von Coach Murray zu meinem ersten WMEinsatz mit Kanada mit den Worten empfangen: Wenn irgendein Spieler ein Problem mit Dir hat, ist der Flughafen nicht weit.» Ein erfolgreiches WM-Turnier später feierten der Headcoach und der Masseur gemeinsam auf dem Podium ihre Goldmedaille. Hüppi wurde in Prag und in Moskau zwei weitere Male Weltmeister. Den zweiten

Erfolg teilte er mit Headcoach Mike Babcock, der Kanada auch im Februar an die Olympischen Winterspiele in Vancouver führen wird. Für ­Babcock war es – wie für Hüppi – der zweite WM-Titel. Auf dem Weg zu WM-Gold verlangte der Chef vom Arbeiter, aus einem alten Eis­ hockeystock ein Maskottchen für Kanadas Siege zu basteln. «Er forderte mich auf, als wäre ich ein Handlanger», erinnert sich Hüppi. «Das liess ich mir nicht bieten.» Hüppi hat Babcock in die Schranken gewiesen, Respekt sei keine Frage der hierarchischen Hackordnung, fügt er an. Zwei Jahre nach dem WM-Titel mit Babcock fuhr Hüppi mit Headcoach Pat Quinn nach Turin zu seinem Karrierehöhepunkt: Die Olympischen Winterspiele in Turin. Im benachbarten Italien, als Schweizer quasi ein Einheimischer, wurde Hüppi mit allen Verantwortungen eines Masseurs und auch eines Materialwarts betraut. Als

die Kanadier am 18. Februar 2006 in der Vor­ runde mit 0:2 gegen die Schweiz verloren, war das der Anfang vom Ende von Hüppis olympischer Laufbahn. Doppeltorschütze Paul DiPietro rief ihm noch zu: «Du freust Dich schon ein ­bisschen mit uns!» Doch Hüppi war damals der einzige Schweizer, dem nicht zum Feiern zu Mute war. Die Niederlage spielt er seither herunter: «Es war erst die Vorrunde. Zudem wurde Kanada noch ein reguläres Tor aberkannt», rechtfertigt sich der Schweizer mit kanadischem Herz in der Brust. Doch das verlorene Viertelfinale gegen Russland beendete die Träume von der olympischen Goldmedaille für Andy Hüppi definitiv. «2010 will ich Olympiagold gewinnen», nahm sich Hüppi damals vor, «dann ist Schluss mit der internationalen Karriere.» Am Spengler Cup 2009 war er noch für das Team Canada im Einsatz, doch in Vancouver 2010 ist Hüppi nicht dabei. Kanadas Coaching Staff, angeführt vom Prager Weltmeistercoach Mike Babcock, hat sich für Hüppis kanadische Berufskollegen Pierre Gervais, Pat O’Neill, Mike Burnstein und Jim Ramsay entschieden. Die vier Masseure und Materialwarte sollen die Schmach von Turin vergessen machen und mit Kanada im Mutterland des ­Eishockeys das olympische Eishockeyturnier ­gewinnen. Und dieser Weg führt am 18. Februar 2010, exakt dem gleichen Tag wie vor vier ­Jahren in Turin, über ein Gruppenspiel gegen die Schweiz. Nur der Schweizer an Kanadas Bande, der wird dann nicht mehr vor Ort sein. Nach drei gewonnenen Weltmeisterschaftsringen ist Hüppi zwar Kanadas «Herr der (WM)Ringe». Die olympischen Ringe werden ihm aber derweil weiterhin verwehrt bleiben. l


Rapperswil-Jona Lakers

In Vancouver den Alltag vergessen Olympia wird für Thierry Paterlini bestimmt der Höhepunkt einer Saison, die bei den Rapperswil-Jona Lakers durch einige Niederlagen und Dämpfer gezeichnet ist. Endlich kann er seinen Kopf lüften und die Sorgen für ein paar Tage vergessen. Text: Andy Maschek Foto: Pius Koller Januar 2010, Rapperswil-Jona. Die Olympischen Spiele stehen vor der Tür, und doch sind sie weit weg. In diesem Moment zumindest. Und für Thierry Paterlini. Zu sehr beschäftigt ihn die durchzogene Saison der ­Lakers. Der Anspruch des Vereins ist ein gesicherter Platz in den Playoffs, stattdessen turnen die Lakers am Strich herum. «Bis ich in den Flieger steige, können wir als Team nur versuchen, unsere Lage zu verbessern», sagt der Captain der Lakers. Er wirkt nachdenklich. Die Situation seines Arbeitgebers macht ihm zu schaffen. Es ist kaum Platz da für Vorfreude auf Olympia. «Ich stecke noch mitten in der täglichen Arbeit», erklärt Paterlini. «Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf meinen Klub. Aber klar, ein Kribbeln ist schon da. Vor allem, wenn man im Fernsehen die Stars der NHL sieht und weiss, dass man bald gegen diese spielen darf.» Vancouver 2010 werden für den Bassersdorfer nach Torino 2006 die zweiten Olympischen Spiele. «Das wird ein ­Turnier der Superlative», ist er überzeugt. «Es ist genial, dass wir gegen Kanada und die USA spielen dürfen. Das wird eine tolle Atmosphäre sein, eine wahnsinnige Stimmung und riesige Emotionen wecken.» Schon am ­Kickoff-Tag der Nati hätten sie Bilder der Stadien angeschaut. Und von Vancouver. Er sagt: «Dass die Spiele mitten in der Saison stattfinden, macht es noch spezieller.»

Zurück zur Gegenwart. Bei Rappi steckt der Wurm drin. John Slettvoll hat an der Bande ­Raimo Summanen abgelöst, doch der Weg führt einfach nicht nach oben. In den letzten fünf Jahren spielte Paterlini unter elf Trainern, von denen acht während der Saison gefeuert wurden. Eine Schwierigkeit sei die fehlende Konstanz, man wisse nie genau, was von einem erwartet werde, sagt der 34-jährige Stürmer, der auf diese Saison hin von Lugano zu Rappi gestossen ist. «Wir ­haben die Identität als Team noch nicht gefunden. Um als Mannschaft erfolgreich zu sein, sind aber Identität und Konstanz wichtige Faktoren.» Ganz anders ist die Situation in der Nati. Ralph Krueger ist seit 1998 Trainer der Schweiz, und Paterlini gehört seit der WM 2002 an jedem Grossanlass zum Team. In der Nati gehe es ­darum, dass jeder Spieler auf seiner Position das Maximum gebe, «und das habe ich offenbar nicht schlecht gemacht», sagt der begnadete Checker. Die Kontinuität unter Krueger behagt ihm. ­«Ralph hat eine klare Vorstellung, Vision, überlässt nichts dem Zufall», sagt er. «Das kann für den Staff vielleicht ab und zu penetrant sein – aber für mich ist klar: In meiner Karriere ging es in ­keinem Klub so professionell zu und her wie in der Nationalmannschaft. Und das ist wohl ­Kruegers Verdienst.» Je mehr das Gespräch auf die Nati kommt, desto gelöster wird Paterlini. «Wir wollen erfolgreich sein», sagt er. «Aber ich will das Ziel nicht in ­Zahlen definieren. Wir müssen locker bleiben, frech, mutig und beherzt antreten. Wenn wir zu verkrampft sind, haben wir keine Chance.» Die Spiele in Vancouver könnten Paterlinis letzter grosser internationaler Tanz werden, auch wenn er keinen Gedanken an einen Rücktritt ­verschwendet. Auf jeden Fall sind die Spiele die Möglichkeit für ihn, den Kopf zu lüften. «Es ist schön, die Natikollegen zu treffen. Wir haben ­einen guten Zusammenhalt, man lernt neue ­Dinge, bekommt frische Impressionen», sagt ­Paterlini. «Es ist für mich eine grosse Ehre, ­Natispieler zu sein und es macht viel Spass.» Was er in dieser Saison bei den Lakers (noch) zu selten erlebt hat. l

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Sulo und die Am Dreikönigstag wurde Ari Sulander stolze 41 Jahre alt. Erfolgsmüde ist er deswegen aber keineswegs, er will sich mit den ZSC Lions noch einige Kronen aufsetzen lassen. Und denkt mit Freude daran zurück, wie er vor zwölf Jahren an den Olympischen Spielen in Nagano das Tor der Finnen hütete.

Text: Andy Maschek Fotos: Pius Koller «Sulo» ist und bleibt in der Schweiz ein Star. Ein Vorbild für die Jugend. Sinnbildlich ist die Szene, die sich Anfang Januar im beschaulichen Entrée der Kunsteisbahn Oerlikon abspielt. Nach dem Training verlässt Sulander das Eis, steigt die ­Treppen runter, wo sich ein paar Dutzend Schüler nach dem Eislauf tummeln. «Da, lueg, das isch de

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Ari Sulander», tuscheln die Knirpse. Und haben ein Leuchten in ihren Augen. Dieses Leuchten ist später in Sulanders Augen zu sehen. Er redet über seine Karriere. Über das, was er schon ­erreicht hat. Und das, was er noch erreichen will. Trotz seines mittlerweile hohen Alters für einen Berufssportler. Die Olympischen Spiele in Vancouver rücken ­näher. Olympia – oft der Anlass schlechthin für Sportler. Ein Höhepunkt, oder gar der ab­solute,

in vielen Karrieren. So auch bei Ari ­Sulander. ­Nagano 1998. Sulander steht im Tor der ­finnischen Nationalmannschaft. Im kleinen Final trifft das Team aus dem hohen Norden auf Kanada. Eine Mannschaft gespickt mit Stars wie Gretzky, ­Lindros oder Yzerman. Erstmals nehmen die ­Supercracks aus der NHL an Olympia teil. «Das war wirklich ein Dreamteam», erinnert sich Ari. «Und für mich das wohl grösste Spiel in ­meiner Länderspielkarriere.»


ZSC Lions

Bronze-Lust 3:2 gewinnt Finnland den Match. Die Bronze­ medaille ist im Trockenen. «Es war ein grosser Moment für uns», sagt Sulander ganz nüchtern und ruhig, so wie es seinem Naturell entspricht. «Und speziell für mich. Denn es war mein erstes grosses Spiel im Nationalteam.» Weltmeister war er da schon. Aber 1995, als die Finnen den Titel holten, stand Sulander meist als Türöffner hinter der Bande und nicht im Tor. Deshalb ist die ­Bronzemedaille für ihn Gold wert, schätzt er sie höher ein als den WM-Titel. Nur wo die Medaille heute liegt, kann er nicht spontan sagen. «Ich glaube, die ist in Finnland», erklärt Sulo nach ­kurzem Überlegen. «Ich sammle jetzt einfach mal alle meine Medaillen und werde sie dann nach meinem Rücktritt in eine Vitrine stellen.»

noch möglich», sagt er. «Denn mein grösstes Glück ist, dass ich nie schwer verletzt war und mich immer noch fit fühle.» Und stark. Er sei heute viel, viel besser als 1998 beim Gewinn der Bronzemedaille. Gar der beste Sulo aller Zeiten? «Ich hoffe es. Es ist ja auch meine Motivation, immer noch besser zu werden. Auf jeden Fall habe ich mich in den letzten fünf Jahren stark verbessert und meinen Stil modernisiert.»

Bei den Lions ein System aufbauen «Der alte Mann und das Eis» könnte eine Biographie über Sulander in Anlehnung an Ernest Hemingway heissen. Wobei alt nicht despektierlich gemeint ist. Sondern auch die Erfahrung beinhaltet, die Ari ­dereinst weitergeben will. Sein Traum sei es, nach ­seiner ­Karriere weiter in der Organisation der ZSC ­Lions ­arbeiten zu können. Als Goalie-Coach. Denn seine Erkenntnis ist: «In Finnland haben wir so viele gute Torhüter, weil es auch sehr viele Goalietrainer gibt.» Diesen Ansatz will er in der Schweiz leben, bei den Lions ein neues System aufbauen. Beginnen wird es schon in diesem Jahr, da sei es aber noch eine ­Nebenbeschäftigung für ihn. Und im Sommer werde er sich auch noch intensiver um seinen designierten Nachfolger Lukas Flüeler kümmern und diesen mit Tipps versorgen. Aber später soll das Coaching dann ein Fulltime-Job werden. «Das ist mein Plan, ja», sagt Ari. «Ich habe viel gesehen und viele Erfahrungen ­gesammelt und könnte das auch weiter geben. Ich habe viel von meinem Coach Jukka Ropponen ­gelernt.» Für diese Zukunftsplanung ist die Organisation der ZSC Lions ideal. Hier kann sich ein ­ehemaliger Spieler in einem professionellen Umfeld auf das neue Berufs­leben vorbe­ reiten, kann Schritt um Schritt ­vorwärts kommen und hat Perspektiven. Doch ganz so weit mag Sulander nicht nach vorne schauen. Noch steht seine ­Aktiv-Karriere im Zentrum. Und der Erfolg. Denn er sagt: «So lange ich spiele, möchte ich mit dem ZSC Titel gewinnen!» l

«Zwei bis drei Jahre sind noch möglich» So schuftet Sulander daheim in Zürich, während andere um olympische Meriten kämpfen. Denn nach den Spielen ist vor den Playoffs. Und da hat der Finne Grosses vor. Er weiss zwar noch nicht, ob er oder Lukas Flüeler dann im Tor stehen wird, «aber ich werde mich auf jeden Fall so vorbe­ reiten, wie wenn ich spielen würde. Und sonst hoffe ich, dass wir mit Lukas gewinnen». Diese Worte zeigen deutlich: Ari Sulander ist trotz seiner Erfolge nicht satt, will weitere Titel sammeln. Seinen ­Vertrag bei den ZSC Lions hat er um ein Jahr verlängert, aber es ist gut möglich, dass er noch länger aktiv im Kasten der Lions steht. «Zwei, maximal drei Jahre sind schon

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Schönster Moment in der Nati Diese Vitrine muss ein stattliches Mass haben. Sulander hat in seiner Karriere viele Titel ­gewonnen. Er war Weltmeister, eroberte zweimal WM-Silber und einmal -Bronze. Er gewann 1995 und 1996 den Europacup der Landesmeister und 2009 die Champions League sowie den Victoria Cup. Er wurde viermal Finnischer und dreimal Schweizer Meister und erntete zahlreiche per­ sönliche Ehrungen. Und ja, da ist noch die Bronzemedaille an den Olympischen Spielen 1998. Daran denke er schon noch ab und zu, sagt er. «In meiner persönlichen Hitliste liegt jener Sieg gegen Kanada weit, weit vorne. Denn mit dem Nationalteam war es wohl der schönste Moment für mich.» Jetzt stehen wieder Olympische Spiele an. Ohne Sulander. Aber mit Finnland. Und der Schweiz, seiner Wahlheimat, deren Pass er begehrt. In ­diesem Jahr leitet Sulander, der 1998 nach Zürich kam, das Einbürgerungsverfahren ein. Theoretisch wäre es möglich, dass Sulo nach ­Erhalt des Passes noch Länderspiele für die Schweiz spielen würde. Schliesslich sieht er hier seine Zukunft, will möglicherweise für den Rest seines Lebens hier bleiben. «Wieso auch nicht?», sagt Sulander zu möglichen Einsätzen in der Schweizer Nati, deren künftiger Coach ja sein heutiger Trainer Sean Simpson sein wird.­ Aber auch er weiss, dass die Chance dafür ­verschwindend klein ist. So wird Sulander an Olympia in Vancouver ­Finnland und die Schweiz von daheim aus genau verfolgen und beiden die Daumen drücken. ­Wobei er dem Team von Ralph Krueger auch ­einiges ­zutraut. «Wenn die Schweizer unter die Top 8 kommen, die Viertelfinals erreichen, dann ist alles möglich. Dann reicht ein gutes Spiel, wie man es zuletzt auch bei der U20-WM gesehen hat, und schon ist man ganz nah an den ­Medaillen dran. Aber es wird ganz sicher sehr schwerig, denn in Vancouver werden so viele NHL-Spieler dabei sein.»

Einsätze in der NHL, das ist neben einer ­olympischen Goldmedaille der zweite Punkt, der im eindrücklichen Palmarès von Sulander fehlt. «Ich hatte einmal die Chance, aber in meinem Alter war das dann schon sehr schwierig», sagt er. «Wenn ich in derselben Situation zehn Jahre jünger gewesen wäre, hätte ich es wohl versucht, dann wäre es viel leichter gewesen zu wechseln.» Aber es störe ihn nicht, dass er den Sprung nach Übersee nie geschafft habe, «denn ich bin ­wirklich glücklich, Teil der Organisation der ZSC Lions zu sein».

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SCL Tigers

Wir haben zu Medaillen beflügelt! Der Langnauer Simon Schenk hat olympische Geschichte geschrieben. Er zündete 1988 in Calgary ein Medaillen-Feuerwerk. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Fünfmal Gold, fünmal Silber, fünfmal Bronze: Bis heute sind die Spiele von 1988 für die Schweiz die erfolgreichsten aller Zeiten. Simon Schenk gehört zu den Vätern dieser goldenen Tage von Calgary. Schenk ist 1988 Eishockey-National­

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trainer. Die Hockeyhelden holen keine Medaille und beenden das Turnier auf dem 8. Platz. Aber am 14. Februar gewinnen sie ihr erstes Spiel gegen den späteren Silbermedaillengewinner Finnland mit 2:1. Zu ­diesem Zeitpunkt eine der grössten Hockey-Sensationen der vorangegan­ genen 25 Jahre. Der erste Sieg der Schweizer in der Neuzeit über einen Grossen.

Simon Schenks Olympia-Aufgebot 1988 Torhüter: Olivier Anken Richard Bucher Renato Tosio Verteidiger: Patrice Brasey Urs Burkhart André Künzi Jakob Kölliker Fausto Mazzoleni Andy Ritsch Bruno Rogger Stürmer: Philipp Neuenschwander Gaëtan Boucher Manuele Celio Thomas Vrabec Jörg Eberle Felix Hollenstein Peter Jaks Roman Wäger Marc Leuenberger Fredy Lüthi Gil Montandon Peter Schlagenhauf Pietro Cunti

Im Rückblick ist diese Sensation die Initialzündung für die Erfolge der Schweizer in Calgary. Olym­ pische Spiele haben ihre eigenen Gesetze. Weil die meisten Athleten in der gleichen ­Unterkunft leben (im olympischen Dorf), ent­wickelt sich eine Eigendynamik. Ein überraschender Erfolg gleich zum Auftakt be­flügelt die ganze Delegation. ­Umgekehrt hat es fatale Auswirkungen, wenn gleich in den ersten Tagen eine grosse, sichere Medaillenhoffnung versagt. «Es ist tat­sächlich so, dass uns damals von allen Seiten ver­ sichert worden ist, dass unser Sieg gegen Finnland ein wichtiger Grund für den Erfolg gewesen ist», erinnert sich Schenk. Und fügt schmunzelnd an: «Ein wenig stolz auf diesen Sieg waren wir schon...» Im weiteren Verlauf des Turniers verlieren die Schweizer ehrenvoll gegen Kanada und Schweden (je 2:4), ­besiegen Polen (4:1) und Frankreich (9:0) und gehen in der Partie um Platz 7 gegen die USA mit fliegenden Fahnen unter (4:8). In diesem Spiel gelingt Peter Jaks der spektakulärste Check des gesamten Turniers.

Immer mit den Besten!

1988 ist die gute alte Zeit. Polemik um Simon Schenks Aufgebot (vergl. Kasten) gibt es ­keine. «Ich war gezwungen, bei jedem Aufgebot die besten Spieler zu berücksichtigen» sagt Schenk. «Einmal habe ich die Spieler von Lugano nicht aufgeboten weil sie durch den Europacup zusätzlich belastet waren. Potz, das hat ein schönes Donnerwetter gegeben. Es war selbstverständlich, dass für jedes Länderspiel die Besten aufgeboten werden.» Es sei aber auch viel einfacher gewesen. «Der Kreis der Nationalspieler war viel kleiner als heute und ein Aufgebot deshalb nicht so problematisch.» So hat Schenk, Jahrgang 1946, nur beste olympische Erinnerungen. Er hat im Verlaufe seiner ­Karriere viel erlebt. Er bestreitet als Stürmer zwei B-WM-Turniere (1977, 1978). Als Nationaltrainer coacht er die Schweiz an der WM 1986 (Aufstieg in die A-WM), 1987 (Wiederabstieg), 1989, 1990 (Wiederaufstieg) sowie 1996 und 1997, ehe er von Ralph Krueger abgelöst wird. Zudem feiert er als Spieler 1976 den bisher einzigen Meistertitel mit Langnau. Doch Calgary 1988 bezeichnet er als sein schönstes Sport-Erlebnis. «Es war ein ganz besonderes Gefühl, mit Athleten aus allen ­möglichen Sportarten unter dem gleichen Dach zu leben und beim Frühstück in der Kantine neben Katharina Witt zu sitzen.» Eiskunstlauf-Weltstar Witt galt schon damals als eine der schönsten Sportlerinnen aller Zeiten. l


#31 Ari Sulander


Ralph Krueger




Zum Autor und zur Rubrik : Thomas Roost ist seit zehn Jahren als NHLScout tätig und ein profunder Kenner des weltweiten Spielermarktes. Bei Central Scouting Europe ist er alleinver-

antwortlich für die Spielerrankings in der Schweiz und Deutschland sowie mitverantwortlich für die gesamteuropä­ ischen Rankings. Hauptberuflich ist Roost Head Human Resources und Mitglied der Konzernleitung in der Touristikbranche. Roost schreibt während der gesamten Saison 2009/10 monatlich eine Kolumne im SLAPSHOT. Roosts persönliche Meinung kann, muss sich aber nicht unbedingt mit derjenigen der SLAP­SHOTRedaktion decken. Lesermeinungen zu den Kolumnen-Beiträgen können Sie dem Autor auch direkt zukommen lassen: thomasroost@hotmail.com

Auf Exploit hoffen – ihn nicht erwarten Olympia ist einer der ultimativen Höhe­ punkte in der Karriere eines europäischen Eishockeyspielers. Das «Statement» von Alexander Ovechkin – der ungeachtet der von der NHL angedrohten millionen­ schweren Konsequenzen in Sotchi 2014 spielen will – verdeutlicht den entspre­ chenden Stellenwert bei den Spielern. Der Stanley Cup ist das sportlich wertvollste Ziel, das man erreichen kann. Dies vor ­allem, weil im Vergleich ein Olympiasieg zufälliger zustande kommt als der ­Gewinn des Stanley Cup mit dem marathon­ ähnlichen Abnützungskampf. Trotzdem, die Olympischen Spiele sind sehr speziell und eine entsprechende Goldmedaille macht die Sportler in unseren Breiten­ graden unsterblich. Wie stehen denn die Chancen unseres Teams in Vancouver? Was dürfen wir Schweizer in den Gruppenspielen ­erwarten? Es gibt zwei Antworten darauf: Die erste ist ernüchternd. Gegen Kanada und die USA ist im Normalfall gar nichts zu holen. Diese Länder sind personell sehr deutlich besser besetzt als wir, und ­Resultate wie das 0:3 und das 0:6 an der kürzlich zu Ende gegangenen U20-WM sind leider die Regel und nicht die ­Ausnahme. Der individuelle Unterschied zwischen den besten nordamerikanischen Spielern und unserer heimischen Crème de la Crème ist in den letzten Jahren wieder spürbar grösser geworden. Grösser ­beispielsweise als unsere individuelle Überlegenheit gegenüber den Nor­wegern, dem dritten Gruppengegner der Schweiz. Logisches Fazit: Chancenlos gegen die Grossen Kanada und USA, Vorteile für uns im Duell gegen Norwegen. Die zweite Antwort ist ermutigend. Das Olympiaformat mit den wenigen Spielen ist ein Nährboden für Überraschungen, ja vielleicht sogar Sensationen. Ein ­heisses Spiel der «Underdogs» plus eine so ­genannte «Off-Night» der Favoriten

kann die ziemlich gefestigte internatio­ nale ­Eishockeyhierarchie durcheinander ­wirbeln. Auch die Schweiz gehört zu den Aussenseitern mit der Klasse, eine ­Sensation in einem einzelnen Spiel ­schaffen zu können. So weit haben wir es gebracht. Zudem hilft der sportlich ­fragwürdige Olympiamodus, unsere ­Träume zu unterstützen. Vom Traum zum Albtraum ist es aber nicht sehr weit. Auch zwei klare Niederlagen gegen die USA und Kanada sowie eine knappe Nieder­lage gegen Norwegen sind nicht ­auszuschliessen. Analysieren wir in der Folge unser ­Stärken/ Schwächen-Verhältnis im Vergleich zur Konkurrenz. Unsere Stärken sind die mannschaftliche Geschlossenheit, die ­taktische Disziplin und die sehr gut vorbe­ reiteten «Gameplans» des Coachingstaffs. In diesen drei «Disziplinen» attestiere ich unserer Mannschaft Weltklasse. Die Schwächen liegen bei den limitierten individuellen «Skills». Läuferisch und vor allem stocktechnisch sind wir ein gutes Stück von der Weltklasse entfernt. Auch physisch gibt es grössere und kräftigere Mannschaften als die unsere. Auf der Goalieposition können wir noch am ­ehesten auf keine oder nur geringe ­Unterschiede zur Weltklasse hoffen. Wenn Jonas Hiller einen «heissen Lauf» ­erwischt, dann kann er mit den Allerbesten seines Fachs mithalten. Leider lässt sich ein solch heisser Lauf nicht auf nur eine oder zwei Wochen programmieren, diesbezüglich benötigen wir – wie die anderen Natio­ nen übrigens auch – ganz einfach etwas Glück. In der Verteidigung wird uns die physische Dominanz und die boshafte ­Arroganz von Beat Forster fehlen. Sehr schade, dass er nicht dabei sein will. Im Powerplay zählen wir auf die gefährlichen Direktschüsse von Mark Streit sowie die Schlauheit im Positionsspiel von Ryan Gardner, sofern er selektioniert wird, was ich persönlich erwarte.

Genieblitze in der Offensive sind gegen Weltklasseteams kaum zu erhoffen. Am ehesten haben hierzu Hnat Domenichelli und Roman Wick die Fähigkeiten, und auch Julien Sprunger wird irgendwann zur internationalen «Coming-Out-Party» einladen. Vergessen wir aber nicht: Selbst Streit wie auch Domenichelli, Wick und Sprunger wären weit davon entfernt, bei Kanada, den USA, Schweden oder ­Russland fürs Olympiateam nominiert zu werden. Insgesamt dürfen wir nicht vergessen, dass wir bei Olympia im Vergleich zu den ­anderen Nationen schwächer besetzt sind als an einer Weltmeisterschaft. Die grossen Nationen plus Deutschland leiden an einer WM deutlich mehr unter den Absenzen der NHL-Spieler als wir – weil wir kaum welche haben... In Vancouver werden neben den grossen Nationen auch die Deutschen ­individuell besser besetzt sein als wir, so dass ich in einem Olympiaduell die ­Deutschen gegen uns leicht favorisieren würde. Wenn es zu einem Duell ­gegen die Slowakei kommen würde, dürfen wir nicht die engen und oft positiven Resultate aus den vielen ­Testspielen gegen diesen Gegner als ­Massstab nehmen. Das Olympiateam der Slowaken ist neben anderen mit Zdeno Chara, Marian Gaborik und Marian Hossa gespickt mit «High-End-Weltklasse­ spielern». Die drei verdienen zusammen knapp 25 Millionen Dollar pro Jahr, ­also deutlich mehr, als alle Schweizer Spieler insgesamt. In dieser Relation sieht sogar unser Grossverdiener Mark Streit alt aus. Trotzdem, träumen ist erlaubt. Kein ernst zu nehmender Hockeyexperte hätte ­beispielsweise geglaubt, dass unsere Mannschaft an der U20-WM die ­Russen und die Slowakei ohne Roman Josi, Luca Sbisa und Alain Berger besiegen kann. Auf einen solchen Exploit können wir ­immer hoffen, nur erwarten dürfen wir ihn nicht. l

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Teamplayer st Die Kultur des Geschichtenerzählens ist in keinem anderen Sport so hoch entwickelt wie im Eishockey. Und nur wenige haben so viel zu erzählen wie Paul Di Pietro, der olympische Held von Turin 2006.

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Text: Klaus Zaugg Fotos: REUTERS, Pius Koller Zur Einleitung sei noch einmal etwas gesagt, das schon ein bisschen vergessen gegangen ist: Obwohl Paul Di Pietro «nur» 227 NHL-Spiele ­bestritten hat (42 Tore, 59 Assists), ist er auf eine ganz besondere Art und Weise eine grosse Nummer. Wir haben noch einmal seinen

«­ Scouting Report» aus dem Sommer 1994 aus dem Archiv hervorgeholt. Hier ein paar interessante Passagen. «Paul Di Pietro war einer der wichtigsten Einzelspieler in der Mannschaft des Stanley Cup-­ Siegers, einer der unerwarteten Helden der Playoffs von 1993. Das Problem solcher Helden ist es, dass sie ihre Leistung oft nicht mehr ­bestätigen ­können... Er hat die von ihm erwar-


tatt Held!

verschmitzen Lächeln: «Es war eine andere Zeit und ich war noch jung...» Er war also in ­Montreal schon ein Held, lange bevor er mit seinen zwei Treffern gegen den Olympiasieger Kanada im Rahmen des olympischen Turniers von 2006 Eishockey-Weltgeschichte schrieb. Noch immer verbringt er jedes Jahr im Sommer ein paar ­Wochen in Montreal. Und dort ist er für alle Ewigkeit ein Stanley Cup- und nicht ein Olympia-Held. Bei der Frage, was von Turin 2006 geblieben ist, muss er einen Moment lang nachdenken. Dann lacht er und sagt: «Ich weiss eigentlich gar nicht mehr so genau, wie ich meine zwei Tore erzielt habe. Wenn ich ehrlich sein will, dann erinnere ich mich, wenn von diesem Spiel die Rede ist, an etwas ganz anderes: An die unglaubliche Leistung von Torhüter Martin ­Gerber.» Die Worte eines echten Mannschaftsspielers. Also eines Musterprofis. Paul Di Pietro sagt es nicht. Aber es ist zu spüren: Obwohl er am 8. September bereits 39 geworden ist, wurmt es ihn schon ein wenig, dass ihn Ralph Krueger für Vancouver nicht mehr aufgeboten hat. Er spricht und lacht und spielt nicht wie

teten Leistungen in der letzten Saison (1993/ 1994) nicht regelmässig gebracht. Das führte zu Knatsch mit Trainer Jacques Demers, und mehrmals fand er sich unter der Wolldecke wieder... Obwohl er Mittelstürmer ist, verbringt Paul Di Pietro nicht viel Zeit in der Mitte. Er ist überall, auch ­draussen auf den Flügeln und ganz vorne und ganz hinten. Wir wollen damit nicht sagen, er sei undiszipliniert. Ganz im Gegenteil. Er ist ein gewissenhaft arbeitender Zweiwegcenter... Er ist dazu in der Lage, einen hochkarätigen ­Gegenspieler zu neutralisieren (wie Joe Sakic) oder er kann das Offensivspiel befeuern. Er ist immer bemüht, der Abwehr auszuhelfen und die Scheibe aus der eigenen Zone zu befördern... Er ist klein und nur schwer zu checken. Weil er ­einen tiefen Schwerpunkt hat, gelingt es ihm

umgekehrt oft, viel grössere Gegenspieler von den Schlittschuhen zu holen... Paul Di Pietro lässt sich am besten als flinker Grinder mit sehr guten Händen charakterisieren. Er erzielt die Tore nicht nur mit seinem Biss rund ums Netz. Er kann schnelle Tempogegenstösse lancieren oder kommt auf einmal mit der Scheibe aus dem G­ewühl an der Bande hervor. Er fährt direkte Linien aufs Tor, aber er hat auch die Klasse, ­Gegenspieler auszutanzen... Er war als Junior und in den Farmteams in erster Linie ein Skorer. Aber er hat auch Defensivqualitäten und ist ­deshalb nicht ein eindimensionaler Stürmer... Sein Pro­blem: Er ist nicht produktiv genug, um die Ansprüche zu erfüllen, welche die Canadiens an den zweiten Center des Teams stellen.» Paul Di Pietro war im Laufe der Saison 1992/1993 von Montreal aus dem Farmteam heraufgeholt worden, spielte noch 29 Partien (17 Punkte) in der Qualifikation und kam in den Playoffs nach den Verletzungen von Brian Skrudland und ­Stéphane Lebeau zu einem Stammplatz. Er ­nutzte die Chance (17 Playoff-Partien – 13 Punkte) und bewährte sich im Finale gegen die Los Angeles Kings auch als Defensivcenter gegen Wayne Gretzky. Gut, wir sind hier ein bisschen vom Thema ­abgekommen. Aber um seine Heldentaten von ­Turin 2006 und seine olympischen Erinnerungen zu verstehen, ist es wichtig, seine ­Vergangenheit zu kennen. Im Sommer 1997 läuft seine Zeit in Nordamerika ab. Er wechselt für eine Saison

EV Zug

nach Kassel in die Deutsche Eishockeyliga und im Sommer 1998 in die Schweiz zu Ambrì. Seither spielt er in der National League. Durch Heirat wird er Schweizer, und 2005 bestreitet er das erste WM-Turnier für die Schweiz. Er wird von Nationaltrainer Ralph Krueger auch für die WM 2006, 2007 und 2008 nominiert. Das grösste Erlebnis für einen Eishockeyspieler ist eine Stanley Cup-Siegesfeier mit den Montreal Canadiens in Montreal. Als Sieger in die ­Welthauptstadt des Eishockeys einzuziehen ist vergleichbar mit dem Triumphzug der sieg­ reichen Römischen Feldherren durch Rom. Paul Di Pietro gehört zum letzten Team der Montreal Canadiens, das einen Stanley Cup gewonnen hat. Und an die Tage nach dem grossen Triumph erinnert er sich noch immer und sagt mit einem

e­ iner, der bald 40 wird. Sondern eher wie einer, der noch keine 30 Jahre alt ist. Diese Spielfreude ist eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Das andere ist seine Spielintelligenz. Die rostet nicht. Paul Di Pietro mag langsamer werden. Aber was er an Tempo verliert, das setzt er an Schlauheit zu. Einen halben Punkt pro Spiel produziert er ­immer noch. Und wenn sein Vertrag im Frühjahr 2011 in Zug ausläuft, so muss das keineswegs das Karrierenende sein. «Ich habe so viel Spass und ich fühle mich so gut, dass ich mir durchaus vorstellen kann, meinen Vertrag zu verlängern.» Das Ziel wären dann sozusagen die Olympischen Spiele 2014 in Sotchi. Oder besser: So lange aktiv zu bleiben, bis auch Sotchi 2014 ­Geschichte ist. l

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InTeam

Die Eisgenosse Alle Schweizer Olympiaklassierungen 2006 Torino 2002 Salt Lake City 1998 Nagano 1994 Lillehammer 1992 Albertville 1988 Calgary 1984 Sarajevo 1980 Lake Placid 1976 Innsbruck 1972 Sapporo 1968 Grenoble 1964 Innsbruck 1960 Squaw Valley 1956 Cortina d’Ampezzo 1952 Oslo 1948 Sankt Moritz 1936 Garmisch-Partenkirchen 1928 Sankt Moritz 1924 Chamonix 1920 Antwerpen (Sommerspiele)

6. Rang 11. Rang Nicht teilgenommen Nicht teilgenommen 10. Rang 8. Rang Nicht teilgenommen Nicht teilgenommen 11. Rang 10. Rang Nicht teilgenommen 8. Rang Nicht teilgenommen 9. Rang 5. Rang 3. Rang (Bronze) 13. Rang mit Lettland und Belgien 3. Rang (Bronze) 7. Rang mit Belgien 5. Rang mit Frankreich und Belgien

An 14 Olympischen Spielen hat die Schweizer Nationalmannschaft bisher teilgenommen, zwei Bronzemdeaillen (1928 und 1948 in St. Moritz) sind die Ausbeute. Der einzige Athlet, der beide ­Edelmetalle der «Eisgenossen» gewinnen konnte, ist Bibi Torriani. Auf der ewigen Scorerliste ist er auf dem 15. Rang zu finden. Zahlen: Sports Reference Bearbeitung: Jürg Federer Torriani war bei seiner ersten Olympiateilnahme 16 Jahre alt. Damit ist er der jüngste Schweizer Eishockeyspieler, der je an Olympia teilnahm. Nach dem Bronzemedaillengewinn 1948 in St. Moritz 1948 führte mit Ulrich Poltera in Oslo 1952 zum ersten und einzigen Mal ein Eishockeyspieler bei der Eröffnungsfeier unsere Delegation als Fahnenträger an. Polteras 25 Tore und 3 As-

Die 25 besten Schweizer Olympiascorer aller Zeiten Name Tore Assists Punkte Ulrich Poltera 25 3 28 Hans-Martin Trepp 18 3 21 Jörg Eberle 7 10 17 Gebhard Poltera 9 5 14 Heini Lohrer 9 4 13 Walter Paul Dürst 8 1 9 Hans Dürst 5 4 9 Otto Schubiger 8 0 8 Anton Neininger 6 2 8 Thomas Vrabec 6 2 8 Fredy Bieler 5 3 8 Jakob Kölliker 2 6 8 Fredy Lüthi 2 6 8 Patrick Howald 4 3 7 Bibi Torriani 3 4 7 Keith Fair 2 5 7 Fritz Naef 6 0 6 Bernhard Bagnoud 6 0 6 Michel Türler 4 2 6 Rolf Schiemer 3 3 6 Peter Jaks 3 3 6 J.-J. Aeschlimann 3 3 6 Pio Parolini 5 0 5 Mark Streit 3 2 5 Walter Dürst 3 2 5

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Teilnahmen 1948 St. Moritz (Bronze), 1952 Oslo 1948 St. Moritz (Bronze), 1952 Oslo 1988 Calgary, 1992 Albertville 1948 St. Moritz (Bronze), 1952 Oslo 1948 St. Moritz (Bronze) 1948 St. Moritz (Bronze), 1952 Oslo 1948 St. Moritz (Bronze) 1948 St. Moritz (Bronze), 1952 Oslo 1972 Sapporo, 1976 Innsbruck 1988 Calgary, 1992 Albertville 1948 St. Moritz (Bronze) 1976 Innsbruck, 1988 Calgary 1988 Calgary, 1992 Albertville 1992 Albertville 1928 St. Moritz (Bronze), 1936 Garmisch-Partenkirchen, 1948 Sankt Moritz (Bronze) 1992 Albertville 1956 Cortina d’Ampezzo 1956 Cortina d’Ampezzo 1972 Sapporo 1976 Innsbruck 1988 Calgary, 1992 Albertville 2002 Salt Lake City 1964 Innsbruck 2002 Salt Lake City, 2006 Turin 1976 Innsbruck

sists an zwei Olympia-Turnieren (1948 St. Moritz, 1952 Oslo) sind bis heute unerreicht. In der Anfangszeit der Ära Krueger sticht mit Jean-Jacques Aeschlimann auch ein Top­scorer heraus, der mit seiner Glanzleistung in Salt Lake City (3 Tore, 3 Assists) bis heute eine Bestmarke unter dem amtierenden Nationaltrainer erreicht hat. Seit Kruegers Handschrift im Olympischen Eishockeybuch der Schweiz aber erkennbar ist, stach nie mehr ein einzelner Schweizer so heraus wie Aeschlimann. Die Olympiazahlen... l

Die zehn besten Schweizer Olympia-goalies (ab Innsbruck 1964) Abwehrquote (kumuliert) Martin Gerber 92.40% Richard Bucher 90.70% Alfio Molina 90.40% Olivier Anken 89.70% René Kiener 88.50% Gérard Rigolet 87.40% David Aebischer 87.30% Renato Tosio 87.20% André Jorns 86.80%

Turniere 2002 Salt Lake City, 2006 Turin 1988 Calgary 1972 Sapporo, 1976 Innsbruck 1988 Calgary 1964 Innsbruck 1964 Innsbruck, 1972 Sapporo 2002 Salt Lake City, 2006 Turin 1992 Albertville 1976 Innsbruck

Die grössten Torhüterleistungen der Schweizer Olympiageschichte 18. Februar 2006 Martin Gerber 14. Februar 1988 Richard Bucher 16. Februar 2006 David Aebischer

Die Schweiz schlägt ein Team von kanadischen NHL-All Stars in der Vorrunde mit 2:0, alle 49 Schüsse abgewehrt Abwehrquote 100% Die Schweiz schlägt Finnland in der Vorrunde mit 2:1, 32 von 33 Schüssen abgewehrt Abwehrquote 97% Die Schweiz schlägt Tschechien in der Vorrunde mit 3:2, 40 von 42 Schüssen abgewehrt Abwehrquote 95.2%

Das beste Olympiaturnier eines Schweizer Goalies aller Zeiten Turnier Goalie Sp. Siege Schüsse Tore Abwehrquote Salt Lake City 2002 M. Gerber 3 2 95 4 95.80%


Olympische Statistiken

en an Olympia Salt Lake City 2002 J.-J. Aeschlimann André Rötheli Martin Plüss Ivo Rüthemann Mark Streit Sandy Jeannin Patrick Sutter Julien Vauclair Patrick Fischer Olivier Keller Mathias Seger Gian-Marco Crameri Reto von Arx Björn Christen Flavien Conne Patric Della Rossa Martin Höhener Marcel Jenni Edgar Salis Martin Steinegger Martin Gerber David Aebischer

T. As. Pt. PIM 3 3 6 2 1 2 3 2 2 0 2 2 1 1 2 0 1 1 2 0 1 1 2 0 0 2 2 6 1 0 1 2 1 0 1 4 0 1 1 6 0 1 1 4 0 1 1 4 0 1 1 0 0 0 0 6 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 Schüsse Gegentore 95 4 31 6

Vancouver 2010 +/- Schüsse 0 9 -2 8 0 13 1 6 2 9 0 9 -1 16 0 3 -1 13 0 1 1 5 1 6 -2 6 0 5 0 0 3 5 -1 3 -1 0 -1 5 -1 4 Abwehrquote 95.80% 80.60%

Torino 2006 T. As. Pt. PIM +/- Schüsse Mark Streit 2 1 3 6 1 10 Ivo Rüthemann 1 2 3 2 0 9 Patric Della Rossa 0 3 3 4 3 3 Martin Plüss 0 3 3 8 3 11 Paul Di Pietro 3 0 3 0 2 13 Patrick Fischer 1 1 2 4 -3 8 Romano Lemm 2 0 2 8 0 7 Goran Bezina 0 2 2 0 -1 8 Flavien Conne 1 0 1 6 -3 3 Thomas Ziegler 1 0 1 8 -3 3 Thierry Paterlini 1 0 1 6 -2 7 Mathias Seger 0 1 1 14 0 7 Severin Blindenbacher 0 1 1 6 -1 9 Sandy Jeannin 0 0 0 2 -1 4 Olivier Keller 0 0 0 6 2 3 Julien Vauclair 0 0 0 6 -1 4 Marcel Jenni 0 0 0 4 -2 5 Andres Ambühl 0 0 0 0 0 2 Beat Forster 0 0 0 6 1 6 Steve Hirschi 0 0 0 4 -4 6 Adrian Wichser 0 0 0 2 -1 11 Schüsse Gegentore Abwehrquote David Aebischer 117 7 94.00% Martin Gerber 102 11 89.00% Marco Bührer (40 Sek. geg. Kan.) 0 0 zählt nicht (100%)

Torhüter Martin Gerber (Atlant Mytischtschty / KHL) Jonas Hiller (Anaheim Ducks / NHL) Tobias Stephan (Genève Servette HC) Reservisten Ronnie Rüeger (Kloten Flyers) Daniel Manzato (Rapperswil-Jona Lakers) Verteidiger Roman Josi (SC Bern) Goran Bezina (Genève-Servette HC) Severin Blindenbacher (Färjestad BK / SWE) Rafael Diaz (EV Zug) Yannick Weber (Montreal Canadiens / NHL) Luca Sbisa (Anaheim Ducks / NHL) Mathias Seger (ZSC Lions) Mark Streit (New York Islanders / NHL) Reservisten Félicien DuBois (Kloten Flyers) Philippe Furrer (SC Bern)

Stürmer Andres Ambühl (Hartford Wolf Pack/AHL) Thomas Déruns (Genève-Servette HC) Hnat Domenichelli (HC Lugano) Sandy Jeannin (HC Fribourg-Gottéron) Thibaut Monnet (ZSC Lions) Thierry Paterlini (Rapperswil-Jona Lakers) Martin Plüss (SC Bern) Kevin Romy (HC Lugano) Ivo Rüthemann (SC Bern) Raffaele Sannitz (HC Lugano) Julien Sprunger (HC Fribourg-Gottéron) Roman Wick (Kloten Flyers) Reservisten Ryan Gardner (ZSC Lions) Peter Guggisberg (HC Davos) Romano Lemm (HC Lugano) Emmanuel Peter (EHC Biel) Paul Savary (Genève-Servette HC)

Scorer Krueger All Time (Salt Lake City 2002, Torino 2006) T. As. Pt. J.-J. Aeschlimann 3 3 6 Mark Streit 3 2 5 Ivo Rüthemann 2 3 5 Martin Plüss 2 3 5 André Rötheli 1 2 3 Paul Di Pietro 3 0 3 Patrick Fischer 2 1 3 Patric Della Rossa 0 3 3 Romano Lemm 2 0 2 Sandy Jeannin 1 1 2 Goran Bezina 0 2 2 Mathias Seger 0 2 2 Patrick Sutter 0 2 2 Flavien Conne 1 0 1 Thomas Ziegler 1 0 1 Julien Vauclair 1 0 1 Thierry Paterlini 1 0 1 Olivier Keller 0 1 1 Gian-Marco Crameri 0 1 1 Reto von Arx 0 1 1 Severin Blindenbacher 0 1 1 Adrian Wichser 0 0 0 Andres Ambühl 0 0 0 Beat Forster 0 0 0 Björn Christen 0 0 0 Edgar Salis 0 0 0 Marcel Jenni 0 0 0 Martin Höhener 0 0 0 Martin Steinegger 0 0 0 Steve Hirschi 0 0 0

PIM 2 6 2 10 2 0 8 6 8 2 0 18 6 6 8 8 6 12 4 0 6 2 0 6 6 0 4 0 6 4

+/- 0 3 1 3 -2 2 -4 6 0 -1 -1 1 -1 -3 -3 -1 -2 2 1 -2 -1 -1 0 1 0 -1 -3 -1 -1 -4

Schüsse 9 19 15 24 8 13 21 8 7 13 8 12 16 3 3 7 7 4 6 6 9 11 2 6 5 5 5 3 4 6

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Homestory

FÜR DIE BEVORSTEHENDEN OLYMPISCHEN SPIELE GILT HNAT DOMENICHELLI ALS OFFENSIVER HOFFNUNGSTRÄGER DER SCHWEIZER EISHOCKEY NATIONALMANNSCHAFT. GRUND DAFÜR IST DIE SCHICKSALSHAFTE BEGEGNUNG DES HOCKEYSTARS MIT DER TESSINERIN VICKY, ALS ES BEI BEIDEN AUF ANHIEB GEFUNKT HAT. HEUTE GLÜCKLICH VERHEIRATET, LEBT HNAT MIT VICKY UND DEN KIDS LEONARDO UND ALESSANDRO IN LUGANO – ALS WASCHECHTER SCHWEIZER BÜRGER.


Hnat Domenichelli / HC Lugano

LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK Text: Simone Moser Fotos: Pius Koller Als Hnat Domenichelli die Tür zu seinem Heim in den Hügeln von Lugano öffnet, symbolisiert sein HC LuganoSweatshirt, wie stark er mit dem Eishockey verbunden ist. Doch für wen sein Herz wirklich schlägt, zeigt sich erst, als er die Tür weiter aufsperrt und den Blick ins gemütliche Wohnzimmer freigibt. Dort hat sich die ganze Familie Domenichelli versammelt. «Das sind Vicky und der kleine Ale», stellt Hnat seine Frau Ludovica und den acht Monate alten Alessandro liebevoll vor, die vom grossen Familiensessel aus die Besucher lächelnd begrüssen. Derweil verkriecht sich der Vierte im Bunde etwas scheu in die Sofaecke. «Leo, sag Hallo», fordern die Eltern ihren Ältesten auf. Der Dreijährige ist gar nicht so schüchtern wie er tut. Der kleine Schlawiner hat es nämlich faustdick hinter den Ohren. Gegen Ende des Besuchs wirbelt er durch die gesamte Wohnung und kriegt vom Herumblödeln gar nicht genug. Beim Fotoshooting fürs Titelbild holt er gar sein Kanada-Trikot hervor, um mit seinem Papa zu posieren. Doch so richtig traut er sich dann doch nicht. Vielleicht auch besser so, immerhin spielt ja sein Vater nun für die Schweiz.

EIN SCHWEIZER MÄRCHEN «Mein Debüt mit der Nati war ein sehr emotionaler Moment», blickt Hnat auf seinen ersten Auftritt im Schweizer Dress am 4. November 2009 beim 6:1-Sieg gegen Dänemark zurück. Dass der gebürtige Kanadier mit italienischen Wurzeln heute für die Schweiz spielen darf, wurde bereits vor sieben Jahren in die Wege geleitet, als der damals 27-jährige Hnat Domenichelli einen Vertrag beim HC Ambrì-Piotta unterschrieb. Zum Zeitpunkt des Wechsels von Amerika nach Ambrì wusste der AHLStürmer noch nicht, dass dieser Transfer sein Leben verändern würde, sowohl auf als auch neben dem Eis. Denn in diesem winzigen Dorf in der Leventina traf der heutige Schweizer erstmals die Tessinerin und HCAPAnhängerin Ludovica. «Es war an der 1. Augustfeier», erinnert sich Vicky. «Wir hatten die gleichen Freunde, die uns einander vorstellten.» Die Begegnung am Geburtstag der Schweiz brachte den Stein für Hnats Einbürgerung ins Rollen. Genau wie beim Feuerwerk funkte es auch zwischen der «Regionale Ticino»-Schreiberin und dem Hockeyspieler. So gaben sich Hnat und Vicky 2005 das Jawort. Nachdem er sieben Jahre in der Schweiz gelebt hatte, drei Jahre verheiratet gewesen war und eine Familie gegründet hatte, beantragte er den Schweizer Pass. Letzten Sommer war es soweit – der Hockeystar wurde offiziell Schweizer Bürger. Ein Grund,


Homestory OLYMPIA-ZIEL: Eine Medaille

LIEBLINGSORT IN LUGANO: Mein Haus

PERFEKTER TAG: Grosses Frühstück, Familienausflug in die Berge, Käsefondue zum Abendessen, nach Hause kommen und mit Vicky einen Film schauen

HOBBIES: Reisen, Rechtsthriller, Yoga, Poker

TRAUMREISE: Eine Kreuzfahrt

HNAT DOMENICHELLI Geburtstag: Familie: Clubs:

Statistik Saison 2006-2007 2007-2008 2008-2009

50

17.02.1976, Edmonton, Kanada Frau Ludovica, Kinder Leonardo (3) und Alessandro (8 Monate) Kamloops Blazers, Hartford Whalers (NHL), Calgary Flames (NHL), Springfield Falcons, Saint John Flames, Atlanta Trashers (NHL), Minnesota Wild (NHL), Houston Aeros, Ambrì-Piotta Beim HC Lugano seit: 2008 Club Ambrì Ambrì Lugano

Liga Sp. T. A. Pt. PIM NL A 51 25 39 64 62 NL A 26 18 22 40 22 NL A 40 21 19 40 8


Hnat Domenichelli / HC Lugano erneut mit der Schweiz zu feiern, denn mit dem talentierten Stürmer will die Nati in Vancouver so richtig scoren. Dass er als Hoffnungsträger der Schweiz gehandelt wird, spürt der neuste Zuzug der Nationalmannschaft überhaupt nicht. Vielmehr freut sich Hnat auf die Herausforderung, zusammen mit seinen Teamkollegen gegen grosse Namen wie Kanada und Russland zu spielen. «Wir sind bereit. Das Team hat mehr Selbstvertrauen als letztes Jahr an der WM», ist Hnat überzeugt. «Wir glauben an uns und wollen in Vancouver das Beste geben.» Ziel sei es, eine Medaille zu gewinnen. «In zwei Wochen ist alles möglich», meint Hnat optimistisch. Um sich vom OlympiaRummel nicht ablenken zu lassen, nimmt sich der Neo-Schweizer vor, den Eishockey- und Freizeitpart, den er mit seinen Eltern aus Edmonton, Vicky und Leo verbringen will, explizit zu trennen.

DER DOMENICHELLI-ALLTAG

Schon früher hat Hnat gelernt, Eishockey und Privates zu separieren. «Am Anfang der Karriere war Eishockey alles in meinem Leben. 24 Stunden lang drehte sich alles um das Spiel», erzählt Hnat. Mit Vicky habe sich die Haltung zum Eishockey verändert. «Sie hat mir geholfen, Abstand zu nehmen. Heute sehe ich

Hockey als Job, den ich vom Privaten trenne. Deswegen spiele ich auch besser.» Trotzdem gehört Eishockey bei den Domenichellis zum Alltag, was für Vicky nicht immer einfach ist. «Vor einem Match ist Hnat nicht ansprechbar, weil er sich vollkommen auf das Spiel konzentriert», zieht Vicky ihren Hockeystar auf, blickt dabei aber liebevoll zu ihm. Mittlerweile hat sich die Journalistin an Hnats speziellen Job gewöhnt und unterstützt ihren Mann so gut wie sie kann. Während Hnat trainiert und spielt, schaut Vicky zu den Kindern und arbeitet von zuhause aus freelance für diverse Zeitschriften. «Zum Glück haben wir Bluewin TV, so kann ich jederzeit Hnats Spiele mitverfolgen», schmunzelt die Literaturwissenschaftlerin. Hnat weiss die Unterstützung seiner Frau zu schätzen, und so passt auch mal er auf die Kids auf. Während er sich mit Leo und Ale beim Töggelen, Hockeyspielen im Garten und Spielautofahren vergnügt, gönnt sich Vicky eine Verschnaufpause. «Ich liebe es, alleine ins Kino zu gehen, so kann ich den Film ganz für mich alleine geniessen», schwärmt die Tessinerin. Ansonsten besucht sie das Gym oder trifft sich mit ihren Freundinnen zum Klatsch und Tratsch beim Apéro. «Eine richtig eingeschweisste Girl-Truppe», zwinkert Hnat seiner Frau zu. Wenn Hnat vom Training nach Hause kommt, spielfrei hat oder Ferien geniesst, verbringen die Domenichellis ihre Zeit am liebsten gemeinsam. «Wir spielen mit den Kids, machen Ausflüge in die Berge oder in die Altstadt von Lugano», beschreibt Hnat die Family-Zeit. Obwohl Vicky und ihr Mann ziemlich reiselustig sind, bleibt für grosse Trips leider nicht viel Zeit. «Hnat hat jeden Tag Training auf dem Eis, da sind längere Ausflüge schwierig», sagt Vicky bedauernd. Sie träumt von Ferien auf den Malediven und einer USARundreise. Da ihr Hockeyspieler aber auch in den Sommer-

ferien jeden Tag Fitnesstraining hat, muss sie vorerst mit dem Haus in Kanada Vorlieb nehmen.

«WERDE MICH IMMER ALS K ANADIER FÜHLEN»

Diese Zeit geniessen die Domenichellis dennoch ganz besonders. Vor allem Hnat, denn ein bisschen vermisst der Kanadier seine Freunde und Familie auf dem amerikanischen Kontinent schon: «Die Schweiz ist in den letzten sieben Jahren meine Heimat geworden, aber ich werde mich immer als Kanadier fühlen.» In Kanada geboren und aufgewachsen bleibt das Ahornblatt seine Nationalität, trotz Schweizer Pass – und italienischen Grosseltern! «Aber in der Schweiz bin ich zu Hause.» Und hier plant der 33-Jährige auch seine Zukunft. «Konkrete Pläne haben wir noch keine, noch konzentriere ich mich aufs Spielen.» Er kann sich vorstellen, nach seiner Karriere, die er in Lugano beenden möchte, im Hockeybusiness zu bleiben. Zudem sorgt er bereits vor, indem er einen Online-Unikurs belegt. «Er sollte mehr lernen», tadelt ihn seine Frau grinsend, schon ganz die Lehrerin. «Wenn die Kinder in der Schule sind, würde ich gerne als Italienischlehrerin arbeiten», träumt Vicky. Die Tessinerin hat sechs Jahre in Zürich Literaturwissenschaften mit Schwerpunkt Italienisch und Spanisch studiert. Eines hat sich Hnat für die Zukunft aber fest vorgenommen: «Nach meiner Karriere nehme ich mindestens ein Jahr Auszeit, in dem ich meine Karriere feiere, mich ganz meiner Familie widme, reise und Pläne schmiede.» Natürlich hoffen Hnat, der HC Lugano und die Eishockeynati, dass die Karriere des Scorers noch lange dauert. Aber Vicky, Leonardo und Alessandro können es kaum erwarten, die eishockeyfreie Zeit mit ihrem Papi und Ehemann zu verbringen. Und ihn endlich mal für sich ganz allein zu geniessen. l


National League B

V채ter der

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GCK Lions

LĂśwen

Es war der 1. April 2000, als Patric Della Rossa und Claudio Micheli mit den ZSC Lions den ersten von zwei gemeinsamen Titeln gewannen. Jetzt haben sie sich wieder getroffen. Weit weg vom Rampenlicht, bei den GCK Lions in der NL B sind sie Ausbildner und TeamstĂźtzen in einer jungen Mannschaft.


National League B Text: Andy Maschek Fotos: Pius Koller Tatort Eisbahn KEK in Küsnacht, das Domizil der GCK ­Lions. Micheli und Della Rossa zeigen ihr neues Reich, da wo sie trainieren und spielen. «Mir tut der Rücken schon ab und zu weh», klagt Micheli im Kraftraum. Und fügt mit einem schelmischen Lächeln an: «Weil ich während der ganzen Saison die Mannschaft tragen muss.» Della Rossa nimmt die Frage über körperliche Gebrechen nach einer langen Karriere etwas ernster: «Letztes Jahr hat es mit der Verletzungsanfälligkeit angefangen. Man macht beispielsweise einen Check und schon tut die Schulter weh. Oder die Hände schmerzen, was früher nie der Fall war.» Micheli und Della Rossa sind zwei verdiente Spieler mit erfolgreichen Karrieren, die sich jetzt mit den GCK Lions am Tabellenende der NL B tummeln. Wobei vor allem bei Della Rossa der Abstieg ganz plötzlich kam und rasant ­verlief. Im Frühling 2008 stieg der 34-jährige Stürmer mit Basel aus der NL A ab und stand so plötzlich ohne Verein da. In der folgenden Saison spielte er für Davos und die Kloten Flyers – und dann begann für «Della» das lange Warten auf einen neuen Arbeitgeber. Es gab Kontakte mit Lausanne – doch der Wechsel scheiterte. Deshalb zog er zu den GCK Lions, wo er jetzt in einem etwas speziellen Arbeitsverhältnis steht. Della Rossa hat keinen Vertrag, wird nur mit einem Matchgeld entlöhnt, wobei man von Spiel zu Spiel schaut. Simon Schenk habe von Anfang an kommuniziert, dass die GCK Lions ein Ausbildungsklub seien und kein Fixum bezahlen können. «Er fragte an, wir konnten ihm aber nur Asyl ­anbieten», erinnert sich Simon Schenk, der Sportchef der GCK Lions. Trotzdem fanden sich die Lions und der ­Stürmer. «Ich habe die Möglichkeit, mich fit zu halten und bekomme Spielpraxis», sagt Della Rossa. «Im Gegenzug kann ich Erfahrungen an die jungen Spieler weitergeben.» Der Nebeneffekt ist, dass Della Rossa seine Einnahmen bei der Arbeitslosenkasse als Zwischenverdienst angeben kann. Arbeitslosenkasse? RAV? Hat damit ein Mann, der jahrelang bejubelt und gefeiert wurde, kein Problem? «Überhaupt nicht», sagt er. «Ich bin dazu berechtigt und

muss auch schauen, wie ich zu meinem Geld komme. Als Eishockeyspieler ­verdient man in einer Karriere halt nicht so viel wie ein Fussballer. Aber es ist schon verrückt – vor zwei Jahren war ich noch in der Nationalmannschaft.»

Keine speziellen Olympia-Erinnerungen Ja, damals stand der Winterthurer noch im Rampenlicht. Wie 2006 und 2002, als er an den Olympischen Spielen dabei war. 2006 sorgte er mit drei Assists für Furore. Das Highlight war sicher der Pass zu Paul DiPietros erstem Tor gegen Kanada, das den Weg zum historischen 2:0 gegen die Superstars ebnete. Aber von speziellen Erinnerungen an Olympia will Della Rossa nichts wissen. «Nach Salt Lake City ging ich mit riesigen Erwartungen und kehrte enttäuscht zurück. Wir wohnten weit weg vom Zentrum – und dann noch das Theater um die Sicherheit. Und sportlich war es auch eine Enttäuschung», sagt er. In der Tat, die Spiele 2002 sind den Schweizer Hockeyfans vor allem wegen dem Bierskandal um Reto von Arx und ­Marcel ­Jenni in Erinnerung geblieben. «Ich wusste nicht, dass sie fort gehen», sagt Della Rossa lachend. «Da wäre ich ­eigentlich auch gerne in den Ausgang gegangen.» Und 2006? «Die Siege gegen Tschechien und Kanada waren Highlights. Aber sonst war Turin auch kein Brüller.» «Simpson kann 2014 auf mich zählen» Solche Erfahrungen weist Claudio Micheli nicht vor. Er war wohl an drei Weltmeisterschaften dabei, aber nie an Olympia. «Ich war ­entweder zu jung oder zu alt, ­irgendwie habe ich einen blöden ­Jahrgang», sagt der Engadiner. «Das ist

zwar nicht gerade frustrierend, aber doch schade. Denn eine WM hat man nach zwei oder drei Teilnahmen gesehen.» Dann lässt er wieder seinen trockenen Humor aufblitzen. «Aber ich habe Sean Simspon gesagt, dass er 2014 auf mich zählen kann...» Dann wird Micheli 44 Jahre alt sein. Und kaum mehr aktiver Spieler.

Micheli stürmt weiter für die GCK Lions

Doch die Gegenwart heisst für Micheli und Della ­Rossa statt Olympia National League B und GCK ­Lions. Wenn die Stars in Vancouver in vollen Hallen spielen, ­treten sie in teilweise fast leeren Hallen an.

Patric Della Rossa

Der über 100-fache Internationale absolvierte sein erstes Spiel in der NL A am 3. Januar 1993 mit Kloten gegen Zug. Seinen ersten NLA-Treffer erzielte er am 19. Oktober 1993 beim 7:1-Sieg von Kloten gegen ­Davos. Er spielte in der NL A für Kloten, die ZSC Lions, Zug, Basel und Davos und erzielte dabei insgesamt 118 Tore. Der 34-jährige Stürmer wurde in seiner ­Karriere sechsmal Schweizer Meister (viermal mit ­Kloten, zweimal mit den ZSC Lions) und absolvierte schon über 800 Spiele in der National League.

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GCK Lions ­ loten. «Pavoni, Hollenstein, Wäger und so­­holten uns auf K den Boden zurück. Heute denke ich manchmal schon: ‹Isch das en fräche Siech›, aber die Jungen sind einfach anders.» Micheli schmunzelt, sagt dann: «Es ist lustig, man erkennt sich ab und zu ­selber wieder.» Und wie ist es mit dem Ausgang? «Da bin ich nur einmal mitgegangen – und nie wieder. Die Clubs, in ­welche die gegangen sind, waren nichts für mich», erzählt Micheli. «Ich habe mich richtig alt gefühlt.»

«Ich bin kein Trainer» Mit diesen Jungen wird er aber noch viel erleben. Wie aber gehts mit Della Rossa weiter? «Keine Ahnung», sagt er. «Ich wollte noch zwei Jahre, bis ich 36 bin, ­spielen und wäre noch in Basel, wenn wir nicht ab­ gestiegen wären. Dieser Abstieg hat alles durcheinander gebracht.» So muss er sich nun intensiver als gedacht um die Zukunft kümmern. «Vor zwei, drei Monaten hatte ich die Schnauze voll, wollte aufhören. Doch nach ­Gesprächen mit meinen Eltern kam ich zum Schluss, dass ich eine schöne Karriere hatte und diese auch mit einem schönen Erlebnis beenden möchte», sagt der Stürmer, der mit ­Kloten und den ZSC Lions insgesamt sechs Meistertitel feiern konnte. Klar ist bei ihm einzig, dass er nicht den Weg hinter die Bande anstrebt. «Ich bin kein Trainer», sagt Della Rossa. «Eishockey war für mich eine schöne Zeit, aber ich will danach etwas ­anderes machen.» Und was das ist, steht schon fast fest. Sein Vater ist ­Fahr­lehrer, hat eine eigene Schule. Die wird Della ­Rossa über­nehmen, sobald er die Ausbildung hat. l

Claudio Micheli

Der 73-fache Internationale gab sein Debüt in der NLA am 21. September 1991 bei der 1:6-Schlappe von Chur gegen Fribourg. Nur drei Tage später ­ erzielte der Engadiner seinen ersten von insgesamt 236 Treffern in der höchsten Spielklasse der Schweiz. Micheli, ein Künstler mit feinen Händen, gelangen in der NL A vier Hattricks, er wurde zweimal ­Meister – 2000 und 2001 mit den ZSC Lions. ­Bisher stand er schon in über 1000 Spielen der National ­League auf dem Eis. «Als ich bei den GCK Lions unterschrieb, wusste ich, dass ich mich ­einer neuen ­Herausforderung stelle», sagt ­Micheli. «Die letzten zwei, drei Jahre hatte ich nicht mehr meine ­gewohnte Rolle in der NL A. Jetzt habe ich eine Vorbildfunktion, arbeite an meiner Zukunft.» Und die wird in der Organisation der ZSC Lions sein. «Claudio Micheli wird auch nächste Saison bei den GCK Lions spielen und den Weg vom Spieler zum Trainer weitergehen», erklärt GCK Lions-Sportchef Simon Schenk. «In dieser Saison hat er im Nachwuchs als Trainer geschnuppert, und ­nächste Saison übernimmt er die ­Verantwortung für ein Nachwuchsteam.» So wird Claudio Micheli also weiterhin Teamstütze der Junglöwen sein. Etwas, das ihm Spass macht, weil er ­zeigen darf, was er kann. Weil er spürt, dass er weiterhin gebraucht wird. Und wer weiss, vielleicht führt ihn ja die Station GC wieder zu den ZSC Lions. Gut möglich, dass die «Grossen Löwen» für ihn eine B-Lizenz lösen, damit er in den Playoffs bei Bedarf eingesetzt werden könnte. «Davon träume ich nicht, und ich hoffe auch nicht ­darauf», wehrt «Mitch» ab. «Denn wenn mich die Zürcher holen müssten, würde das heissen, dass es ihnen schlecht laufen würde.» Wie es ist, einen schlechten Lauf zu haben, wissen ­Micheli und Della Rossa seit dieser Saison bei GC, wo sie am Tabellen­ende rumturnen. Micheli: «Ich habe erwartet, dass wir besser sind. Es geht nicht ­vorwärts. Unsere Spiele

gleichen sich – mal haben wir ein gutes Drittel, dann spielen wir aber wieder eine Kata­ strophe. Doch es ist schwierig, wir haben schon rund 40 Spieler eingesetzt – allein in den ersten zwölf Spielen sechs Goalies – und sind deshalb keine richtige Mannschaft. Der Kitt fehlt.» Es ist die schwierige Situation eines ­Ausbildungsklubs. Dass sie Ausbildner sind, merken Micheli und Della Rossa fast täglich. Sie wurden in der Garderobe zwar nie gesiezt, aber spüren, dass sich die Zeiten geändert haben, seit sie selber als Jünglinge mit den Stars in Berührung kamen. «Wir getrauten uns früher kaum, einen Pieps zu machen, als wir in die Garderobe kamen», erinnert sich Della Rossa an seine Anfangszeit in der NLA bei


Mein Arbeitsplatz «Mein Büro ist eigentlich mein Auto», sagt Pius-David Kuonen. Kein wunder, der 49-jährige Visper Geschäftsmann und ehemalige NLA-Eishockeyspieler ist fast immer auf Achse – aus beruflichen oder sportlichen Gründen. Seit dieser Saison ist Pius-David Kuonen Sportchef von Swiss Ice Hockey. Das Highlight werden in seinem Premieren-Jahr die olympischen Spiele sein. Er wird die Schweizer Gross-Delegation (Frauen- und Männer-Team) nach Vancouver begleiten. SLAPSHOT durfte Kuonen vor der Abreise nach Kanada in seiner «Schaltzentrale» in Visp im Hotel Elite besuchen.

«Der Computer ist in meiner Schaltzen­trale sehr wichtig und eine Art Fieber­messer. Hier koordiniere ich die Aufgaben im Geschäft und auch im Sport. Zudem bin ich mit dem Internet jederzeit auf dem aktuellsten Stand der Dinge. Ich kann mich über das Geschehen im nationalen und internationalen Eishockey infor­mieren. Und natürlich treffen täglich viele E-Mails ein, die ich beantworten muss.»

«Der EHC Visp ist mein Heimklub, eine Herzens­an­ gelegenheit. Hier war ich in den letzten 15 Jahren als Sportchef und auch als Verwaltungsrat aktiv. Heute bin ich noch als Sponsor tätig, zudem ist mein Sohn Raphael als aktiver Spieler dabei.»

«Das Telefon ist mein ständiger Begleiter, damit ich jederzeit erreichbar bin – sowohl beruflich als auch privat. Im Büro brauche ich den fixen Anschluss, unterwegs darf mein iPhone nie fehlen. Pro Tag bin ich bis zu zwei Stunden am Telefon. Ich könnte auf das Telefon auf keinen Fall mehr verzichten.»


Pius-David Kuonen / Swiss Ice Hockey «Für einen Kaufmann ist die Rechenmaschine sehr wichtig. Ich führe 14 Benetton-Läden im Wallis, Berner Oberland und in der Westschweiz, und da stehen natürlich Rechenaufgaben an. Auch die Arbeiten rund um das Hotel lassen sich nicht einfach durch Kopfrechnen lösen. Ohne die Rechenmaschine geht es in meinem Job nicht, ohne sie wäre ich aufgeschmissen.»

«Meine Familie mit meiner Frau Pascale, meinen Kindern Raphael, Danielle, Michelle und Joëlle ist das wichtigste in meinem Leben. Das Foto auf meinem Pult wirkt da oft als Energiespender. Vor allem in hektischen Zeiten oder wenn Probleme auftauchen, reicht oft schon ein Blick, um wieder auf andere, bessere Gedanken zu kommen. Denn die Familie relativiert alles.»

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Schiedsrichter

Beobachten und antworten Text: Simon Laager Fotos: Pius Koller Konzentriert beobachtet Freddy Reichen das Geschehen auf dem Eis. Gebannt verfolgt er in der Patinoire St. Léonard das Spiel zwischen dem HC Fribourg-Gottéron und dem EV Zug. Im Gegensatz zu den 7000 Fans macht er sich gelegentlich seine Notizen und richtet seinen Fokus voll und ganz auf das Schiedsrichter-Quartett. Mit der Leistung von Reiber, Stricker, Mauron und Schmid ist er an diesem Abend zufrieden, wie sich nach Spielende in der Garderobe zeigen wird. Mit bedacht gewählten Worten gibt Reichen den Refs ein konstruktives Feedback, ehe er von zu Hause aus den Inspektionsbericht ausfüllen und dem Quartett schicken wird. Die Schiedsrichter-Betreuungen sind in seinem Stellen­ beschrieb als Ausbildungschef natürlich prominent ­vertreten. «Pro Saison sehe ich oft über 100 Spiele», gibt er bekannt. Darin enthalten sind auch die Partien, die er im Auftrag des Internationalen Eishockeyverbandes IIHF ­betreut. Letzte Saison beobachtete er dank der Champions Hockey League, den Olympia-Qualifikationsturnieren und den verschiedenen Weltmeisterschaften 70 internationale Spiele. Als Referee Supervisor und Instructor beim IIHF

Spiele beobachten, Regelfragen beantworten, Ausbildungsunterlagen erstellen, Kurse leiten – Das Aufgabengebiet des Ausbildungschefs der Schiedsrichter, Freddy Reichen, ist vielseitig und zeitintensiv. Betreut er pro Saison doch über 100 Spiele, darunter auch ab und zu welche in exotischen Gefilden. u­ nternimmt der Funktionär pro Saison zwischen vier und fünf «Dienstreisen». Hin und wieder stehen auch ­Ausflüge in exotische Regionen auf dem Programm. ­Lachend schwelgt er in seinen Reise-Highlights: «Die ­Turniere in Abu Dhabi, Hong Kong oder Seoul waren zwar nicht sehr hochstehend, dafür einzigartig.» Vom höchsten Niveau bis zu ­unkonventionellen Kapriolen habe er alles erlebt. Die Schweiz gehört jedoch nicht nur auf Funktionärsstufe zu den führenden Nationen. Auch auf dem Eis hat sie eine zentrale Rolle. «Letzte Saison leiteten die Schweizer Schiedsrichter 155 internationale Spiele», zeigt sich der 64-Jährige zufrieden. Zählt man die internationalen ­Inspektionen der drei Schweizer IIHF Supervisors sowie die Männer- und Frauen-Spiele, ­welche die Schweizer

Schiris geleistet haben, zusammen, ergibt dies die stolze Summe von 350 Einsätzen. Diese Aufwärtstendenz wird heuer mit der Nomination von ­Reiber/Kurmann für die Olympischen Spiele sowie den zwei Linesmen Arm und Wehrli für die Weltmeisterschaft untermauert. «Dies spricht für die internationale Klasse unserer Schieds­richter. Es ist sehr wichtig, dass unsere Referees auch in anderen Ländern Erfahrungen sammeln können, denn nur so ­kommen sie weiter», hält Freddy Reichen fest. Neben den Betreuungen gehört auch die Koordination und Sicherstellung einer schweizweit gleichmässigen Aus­ bildung und Regelanwendung der Schiedsrichter zu Freddy Reichens Aufgaben. Zu diesem Zweck erstellt er Unter­ lagen, trifft sich mit den Ausbildungsverant­wortlichen der Regionen und leitet die Ausbildungskurse der National ­League. Hinzu kommt eine weitere, nicht zu ­unterschätzende Aufgabe. «Ich bin Ansprechpartner für sämtliche Regel­ fragen», erklärt Reichen. Ob von S­ pielern, Schiedsrichtern, Medien oder Fans – pro Saison beantwortet er «mehrere hundert Anfragen». Die Chance ist gross, dass er sich die Szene vor Augen führen kann, weil er sie live im Stadion beobachtet hat – so fokussiert wie damals in Fribourg.

Spengler Cup Schiedsrichter-Betreuer Freddy Reichen in der Mitte mit den beiden Linesmen Andreas Kohler, und Nicolas Flury (links) sowie den beiden Heads Danny Kurmann und Rick Looker (rechts). Freddy Reichen, hier betreut er gerade die beiden NL A-Headschiedsrichter Daniel Stricker und Brent Reiber, hat pro Jahr ca. 100 nationale und interna­tionale Einsätze.

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Freddy Reichen

Freddy Reichen, vor über 45 Jahren haben Sie Ihre Schiedsrichter-Laufbahn gestartet – wie hat sich das Schiedsrichterwesen seither verändert? Der Sport hat sich in Bezug auf die Technik und die Schnelligkeit extrem verändert. Diese Entwicklung hat sich natürlich auch auf die Schiedsrichter ausgewirkt. Der Druck wurde grösser, da der Sport kommerzieller wurde. Die Anreise an ein Spiel führte früher vermehrt über Haupt- und Nebenstrassen. Nicht selten kam ich morgens um 06.00 Uhr nach Hause und musste zwei Stunden später wieder an die Arbeit. Wir haben nun seit einigen Jahren die Ausbildungsarbeit intensiviert und auch die Zusammenarbeit mit den Medien verbessert, dies sicherlich auch als Folge der Kurse, die wir zum ­Thema «Umgang mit den Medien» durchgeführt haben. Sie sprechen die Ausbildungsarbeit an, welche dazu ­geführt hat, dass ein junger, talentierter Schiedsrichter heute wesentlich schneller den Sprung in die National League schaffen kann als ­früher. Was muss man mitbringen, um es ganz nach oben zu schaffen? Kurz gesagt: Ein ausgezeichneter Schlittschuhläufer mit vertieften Regelkenntnissen gepaart mit einem guten Spielverständnis und einer professionellen Einstellung in allen Bereichen.

Wie sieht der Idealweg aus, den man von der 4. Liga bis zum National LeagueHeadschiedsrichter zurücklegen muss? Je nach Talent verkürzt oder verlängert sich die Dauer, bis man es in die National League schafft. Der Idealweg führt über den National League-Linienrichter zum Head-Schiedsrichter in der 1. Liga und von dort aus als Head wieder nach oben. Eine andere Möglichkeit betrifft ehemalige NationalligaSpieler, die wir in einem speziellen Förderungsprogramm so schnell wie möglich nach oben begleiten. Schafft es jemals ein Schweizer Ref in die NHL? Die Frage ist, ob sich die NHL öffnet, wie sie dies bei den Spielern getan hat. Wenn ja, könnte es von der Leistung her durchaus möglich sein. Die Konkurrenz ist allerdings riesig, in Nordamerika gibt es über 60 000 Schiedsrichter. Die Schweiz war die erste Nation in Europa, die ­Profi-Schiedsrichter einsetzte. Wie hat sich dies aufs Schweizer Eishockey ausgewirkt? Natürlich durchwegs positiv. Die Akzeptanz der Spieler ­gegenüber den Schiedsrichtern ist gestiegen. Auf der ­anderen Seite hat sich dadurch die Leistung der «AmateurSchiedsrichter» ebenfalls gesteigert. l

Freddy Reichen Persönlich

Alter: 64-jährig Wohnort: Sierre VS Hobbys: Ski fahren, Golf, Pilze sammeln. Beruf: ehemaliger Polizeibeamter Ausbildungs-Chef seit: 1998 Karriere als Schiedsrichter: NL 1974 bis 1986, seit 1964 über 1000 Spiele als Head im In- und ­Ausland, seit 1998 SR-Ausbildungschef bei SIHA, seit 2002 IIHF Referee-Supervisor und Ausbildner Hauptaufgaben als Ausbildungs-Chef: Koordination und Sicherstellung einer schweizweit identischen Ausbildung und Regelanwendung der Schiedsrichter und Supervisor. Ausarbeitung von Weisungen und Unterlagen, Leitung von NL-Kursen. Betreuung von NL-Spielen. Ansprechpartner für sämtliche Regelfragen (einige Hundert pro Saison). Pflege von Kontakten zum IIHF und ausländischen Ref-Kommissionen Anzahl Betreuungen/Saison: Rund 100 Spiele (NL und IIHF)

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Versus

Steve Kellenberger Die Gegenüberstellung von Steve Kellenberger und Marc Reichert gleicht einem Treffen der Maus mit dem Elefanten: Hier die kleine Maus Steve Kellenberger – seine Grössenangaben variieren zwischen 171 cm und 178cm, vermutlich liegt er irgendwo bei 175 cm. Dort der Hüne (190 cm) Marc Reichert, gesegnet mit NHL-Powerforward-Massen. Beide Spieler haben Platz in unserer Liga, und beide können wertvolle Stärken in die ­Waagschale werfen. Während dies bei Marc Reichert – der schon früh im Spotlight der NHL-Scouts stand – keine Überraschung ist, wurde die ­Karr­ iere von Steve Kellenberger nicht von allen auf diesem Niveau erwartet. Text: Thomas Roost Fotos: Pius Koller Steve Kellenberger ist sehr klein gewachsen. Er ist weder so explosiv wie Marian Gaborik, noch hat er die Hände eines Kristian Huselius. Trotzdem ist er für die Schweizer Liga ein ziemlich viel versprechender junger Spieler. Er macht mit seiner Spielintelligenz einen grossen Teil seiner körperlichen Defizite wett. Ich habe ihn an vielen inter­ nationalen Juniorenturnieren beobachtet, obwohl er nie im Scheinwerferlicht der NHL-Scouts gestanden hat. Ohne ein spezielles Auge auf ihn geworfen zu haben, bin ich doch von mehr als einem Turnier mit dem Eindruck nach Hause zurückgekehrt, mit Steve Kellenberger den «smartesten» Spieler des Turniers gesehen zu haben. Er hat die Geduld und Gelassenheit, auf den richtigen Augenblick für seine Pässe zu warten. Zugleich hat er das Hirn, um entscheidende Situationen blitzschnell zu erkennen. Er zeigt gute Kreativität und den siebten Sinn für richtige Entscheidungen. Steve Kellen­berger ist ein guter Schlittschuhläufer, ­beweglich, mit ­einer ansprechenden Beschleunigung, recht gutem Top-Speed und guter Balance. Zudem gefallen mir seine «Quick-Turns», schnellen Stopps, Starts und Richtungswechsel. Steve Kellenberger spielt auch mit einer ansprechenden Intensität, ansatzweise zeigt er «Grit» und geht dem Gegner manchmal unter die Haut. Einen Teil der Defizite haben wir bereits angesprochen: Die Körpergrösse ist sein grösstes Handicap, darunter ­leidet seine Effizienz im Körperspiel. Seine Hände sind zwar gut, aber nicht herausragend. ­Obwohl die aktuellen Statistiken diese These nicht ­bestätigen, bestehe ich ­darauf, dass ­Steve Kellenberger gute ­Scorerfähigkeiten im Bereich des ­engen Verkehrs im Slot hat. Seine Schuss­

qualitäten sind nicht überragend, aber er hat gute Instinkte. Diese führen mehr zu Assists als zu selbst erzielten ­Toren. Wie fast ausnahmslos alle Schweizer Spieler kann «Little Joe» – wie er auch genannt wird – kaum ein «Eins ­gegen Eins-Duell» in der offen­siven Zone gewinnen. Hierzu fehlen ihm Weltklasse-Moves und herausragende Körpertäuschungen. Zudem muss er etwas «cooler» werden, Geduld und Gelassenheit ­seinem beachtlichen Repertoire beifügen.

Cleverness für erfolgreiche Karriere Trotzdem: ­Bei Steve Kellenberger gilt es zu beachten, sein ­Hockeyhirn ist herausragend. Es macht Spass, ihm beim Spielen zuzuschauen. Für die Zukunft rechne ich mit ihm als fester Grösse in der National League. ­Seine Spiel­ intelligenz wird ihn bei uns weit tragen. Als Ver­antwortlicher eines «Low-BudgetTeams» in der National League ­würde ich seinen Namen fett ins Notizbuch schreiben. Er hat das Poten­zial und die Hockey-Cleverness für eine ­erfolgreiche Karriere. In Kloten – das kurzfristig mit vielen Mitteln ein Meisterteam aufbauen will – wird er ­etwas unter dem Schattenwurf der Stars leiden. Kommen wir zu «NHL-Body» Marc Reichert. Alle Scouts haben ihn als Junioren­nationalspieler wegen seiner Masse als ­potenziellen NHL-Prospect ­vor­gemerkt. Aber alle haben früher oder später das «Projekt ­Reichert» ­fallengelassen. Seine ­läuferischen und stocktechnischen Limiten sind zu gross für die NHL, zudem ist seine Spielintensität nicht hoch genug, um in Nordamerika als CheckingLine-Foward zu reüssieren.

Steve Kellenberger 6. Februar 1987, 177 cm, 73 kg, Center, schiesst links 2006/07 2007/08 2008/09 2008/09

60

Club Spiele Kloten 40 Kloten 50 Thurgau (B) 14 Kloten 36

Tore 3 2 3 2

Assist 4 1 3 3

Punkte 7 3 6 5

Strafen 30 10 8 20

Marc Reichert, eine Eiche von einem Mann! Leider eine etwas morsche Eiche, seine Muskelfasern sind nicht typisch für einen Spitzensportler: Das Verhältnis Grösse/ Gewicht/Muskulatur/Körperschwerpunkt/Körperfett­ anteil ist nicht optimal. Fairerweise muss aber gesagt ­werden, dass Marc Reichert diese Werte in den letzten Jahren zu seinem Vorteil verbessert hat. Er wirkt mit­ seiner Erscheinung zwar einschüchternd, aber er kann ­dieses Einschüchterungs­potenzial nur teilweise ­umsetzen. Und dies nicht nur wegen ­seines eher sanften Temperamentes. Zudem ist er ziemlich leicht von den


Kloten Flyers vs. SC Bern

r vs. Marc Reichert ­ einen zu holen. Beinkraft gehört ebenfalls nicht zu B seinen Stärken.

Reichert ist zu sanft

Genug der Kritik. Marc Reichert hat ­hervorragende Qualitäten: Er ist ­clever, nutzt ­seine ­langen Hebel gut und zeigt ein feines Gespür für das Positionsspiel ohne Scheibe. Dies führt dazu, dass er im ­Verhältnis zu seinem Basistalent sehr viel ­wertvolle Arbeit auf dem Eis leistet. Er ist ein ­t ypisches Beispiel eines Spielers mit guter «Performance», die sich aber nicht immer auf dem Scorerblatt zeigt. Dies ist zugleich sein Pro­blem. Ein Spieler vom Format eines Marc Reichert muss mehr Tore und Assists produzieren als er es in Bern tut. Er ist zu sanft, zu sanft mit den

Zum Autor und zur Rubrik : Thomas Roost ist seit zehn Jahren als NHL-Scout tätig und ein profunder Kenner des weltweiten Spielermarktes. Bei Central Scouting Europe ist er alleinverantwortlich für die Spielerrankings in der Schweiz und Deutschland sowie mitverantwortlich für die gesamt­ europä­ischen Rankings. Hauptberuflich ist Roost Head Human Resources und Mitglied der Konzernleitung in der Touristikbranche. Gegnern und zu sanft mit sich selbst. Nur wenn er vom Gegner oder den eigenen Coaches gereizt wird, setzt er zu krachenden und schmerzhaften Checks an. Nur wenn er gereizt wird, setzt er seine körperlichen Vorzüge effi­ zient ein. Ein zufriedener Reichert ist ein ungenügender ­Reichert. Ich habe immer das Gefühl, dass er mehr könnte. Mehr scoren, mehr checken, mehr dominieren und positiv auffallen. Mit seiner Wasser­verdrängung kann er Wege für seine Sturmpartner öffnen, mindestens in Trainingseinheiten beeindruckt er manchmal wie ein NHL-Spieler. Er ist ein guter Typ mit einer guten Arbeitsein­stellung, er hat Captainpotenzial und kann als Vorbild für junge Spieler dienen, aber er muss in Sachen Aggressivität und positiver Boshaftigkeit zulegen, sonst droht ihm seitens ­Arbeitgeber min-

destens latente Unzufriedenheit, zumindest gemessen an den Ansprüchen in Bern. Wer ist der wertvollere Spieler in unserer Liga, die Maus oder der Elefant? Beide zusammen könnten höchst ­effektiv sein. Wie in Kinder­büchern kann der Elefant von der Maus profitieren und umgekehrt. Voraussetzung ist, dass man das ­Anderssein respektiert und die Verantwortlichen für die Zusammenstellung einer Mannschaft nicht auf Gleich­ artigkeit, sondern auf sich ergänzende Puzzleteile ­setzen. Marc Reichert hat trotz seinen 30 Jahren noch immer Steigerungspotenzial und kann einer der effektivsten Powerforwards in unserer Liga werden. Der noch ­junge Steve Kellenberger ist eine Art Geheimtipp für die Zukunft. Seine Schlauheit wird ihn weit tragen. Dies obwohl er vermutlich wegen seiner Mini-Statur und seiner Schattenrolle in Kloten tendenziell noch immer unterschätzt wird. l

Marc Reichert 22. März 1980, 190 cm, 96 kg, Stürmer, schiesst links Club 2006/07 SC Bern 2007/08 SC Bern 2008/09 SC Bern

Spiele Tore Assists Punkte 44 6 9 15 46 13 14 27 50 11 9 20

Strafen 22 41 18

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Virtual National League

Viel Spass und sportlicher Ehrgeiz Wie in der realen Meisterschaft kommt auch die Virtual National League in die heisse Phase, in der um die letzten Playoff-Plätze und um den Qualif­ikationssieg gekämpft wird. Mitte Januar 2010 wurden in Lugano die Qualifikationsrunden 31 bis 40 ausgetragen. Im futuristischen Palazzo ­Mantegazza traf SLAPSHOT Umberto Monopoli, welcher für die ­Umsetzung der Virtual National League verantwortlich ist. Text: Simon Laager Fotos: Virtual National League Die Virtual National League schrieb in Lugano eine weitere Erfolgsgeschichte. Der vierte Event der Virtual National League gastierte im erst kürzlich eröffneten Palazzo Mantegazza, ein Spielort, der jedes Gamerherz höher schlagen liess. Sportlich setzen die Kloten Flyers ihre Erfolgsserie fort. In Lugano mussten sich die Flieger nur gerade zwei Mal (gegen die ZSC Lions und den SCB) geschlagen geben. Sie führen nach wie vor mit deutlichem Vorsprung die Tabelle mit 96 Punkten an, gefolgt von Fribourg und den Lakers mit je 81 Punkten. Weiterhin spannend präsentiert sich die Rangliste um den legendären Strich. Im letzten Qualifikationsevent am 6. März 2010 in Kloten steht dabei zwischen dem EV Zug und dem HC Davos ein regelrechter Zweikampf um den letzten Play-off Platz an. Die Playoff-Runden werden anschliessend am 27. März 2009 in Westside in Bern-Brünnen durchgeführt.

Umberto Monopoli, wie haben Sie die EA SPORTS NHL 10 – Virtual National League bisher erlebt? Die Virtual National League ist eine absolute Premiere und als weltweit einzigartiges Projekt sehr spannend und aufregend. Microsoft Schweiz stellt als einer der Hauptpartner die Xbox 360 Konsolen. So viele Konsolen miteinander zu vernetzen ist bei den wechselnden Austragungsorten eine logistische und technische Herausforderung. Über 200 Spiele wurden bereits ausgetragen. Gab es noch keine grösseren Pannen? Die vergangenen Events verliefen reibungslos. Bei so viel High-Tech kommen ab und zu kleinere Störungen vor, die aber im Handumdrehen behoben werden konnten und den Ablauf der Turniere nicht gestört haben. Welches sind Ihre Hauptaufgaben? Die Mastermind Agentur ist verantwortlich für die gesamte Eventorganisation und die einwandfreien Abläufe der einzelnen Turniere von Logistik über die Umsetzung des Spielplans bis hin zur Zusammenarbeit mit den gastgebenden Hockey Clubs vor und während der Virtuellen Meisterschaft. Ausserdem stellen wir das RefereeTeam und sorgen somit für Fair-Play und gute Stimmung. Wie sieht ein Matchtag für Sie aus? Dieser Tag fängt für uns immer früh an. Früh morgens stellen wir das Spielfeld mit den Xbox 360-Konsolen auf. Danach werden die Konsolen getestet und spielbereit gemacht. Zeitgleich wird das Regiepult montiert und natürlich der Eventraum auch dekorativ in die offizielle Eisfläche der Virtual National League verwandelt. Die 12 virtuellen Teams spielen bei jeder der insgesamt 6 Qualifikationsrunden zehn Runden. In der Regel fangen die Events um 11.00 Uhr an und endet sechs Stunden später. Die Spieler gehen dann heim – für uns als Organisationsteam ist dann aber noch lange nicht

Näher geht nicht – SLAPSHOT und die Virtual National League SLAPSHOT ist offizieller Presenting Partner der ­Virtual National League und wird sowohl auf slapshot.ch als auch in den weiteren Ausgaben des Magazins umfassend über die VNL berichten. Zudem wird SLAPSHOT die Events hautnah mitverfolgen.

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Schluss. Es folgen der Rückbau der Location und der Rücktransport der Technik ins Logistikzentrum in Zürich. Mitte Januar 2010 gastierte die Virtual National ­League in Lugano. Wie war die Atmosphäre im ­«Sottoceneri»? Dieser Event war fantastisch! Nicht nur die Location, der Palazzo Mantegazza mit seinem Multimedia-Raum, war atemberaubend und kam super an. Auch die verschiedenen Teams kennen sich mittlerweile immer besser und es ist eine sehr kameradschaftliche Atmosphäre untereinander. Auch das Organisationsteam ist mit viel Spass dabei und freut sich auf jeden der Events. Die Virtual National League entwickelt sich trotz sportlichem Ehrgeiz und harten Fights an den Konsolen zu einer grossen Familie. Am 27. März 2010 finden im neuen Einkaufs- und Erlebniszentrum Westside (Bern-Brünnen) die Playoffs statt. Worauf können sich die Fans und Spieler freuen? Da sage ich nur: Kommt vorbei und lasst euch überraschen! Dort werden wir nochmals alles geben. Auf der Facebook Fanpage «EA SPORTS NHL 10 – Virtual National League» findet ihr alle Infos zu den Events, zur National League (www.nationalleague.ch) und zu den einzelnen Teams. Schaut mal rein und werdet Teil der virtuellen EA SPORTS NHL-Familie! l

Virtual National League – die Spielplan Übersicht

Ort

Datum

Runde

Kloten

Sa. 06.03.2010

QR 41–50

Playoffs

Bern / Westside

Sa. 27.03.2010


Regio League

300 Clubs, 1’100 Teams, 10’000 Partien und 25’000 Spieler Hier hat jede Profi-Karriere ihren Ursprung: In der Regio League. Die Schweizerische Amateurliga organisiert pro Saison rund 25’000 Stunden geregeltes Meisterschafts-Eishockey. SLAPSHOT traf den Geschäftsführer der Regio League, Mark Wirz, und sprach mit ihm über das neue Clubwechselreglement, die Swiss Ice Hockey Family und über das Frauen-Eishockey. Mark Wirz, wie ist die Regio League organisiert? Der Spielbetrieb der Regio League als selbstständige Organisation innerhalb von Swiss Ice Hockey ist mit 1’100 Teams aus 300 verschiedenen Klubs in über 10’000 Meisterschaftsspielen aktiv. Die Geschäftsstelle organisiert zusammen mit den Verantwortlichen in den Regionen Ost-, Zentral- und Westschweiz rund 25’000 Stunden geregeltes Meisterschafs-Eishockey pro Saison. Von der 1. Liga bis zur 4. Liga, Senioren und Frauenliga sind rund 12’000 Aktive sowie 13’000 Nachwuchsspieler im Einsatz – die Regio League verfolgt das Ziel, möglichst viele ­talentierte und leistungsbereite Spieler für die National League auszubilden und gleichzeitig auch jenen, die den Sprung an die Spitze nicht schaffen, ein breites und ­attraktives Angebot im Breitensport anzubieten. Vor zwei Jahren wurde das neue Clubwechselreglement, welches die Richtlinien für die Verteilung der Ausbildungsentschädigungen unter den ausbildenden Klubs festlegt, eingeführt. Was hat sich seither verändert?

Foto: photopress.ch

Es ist heute aus meiner Sicht noch zu früh, um ein abschliessendes Urteil darüber zu fällen. Wir können aber bereits heute festhalten, dass damit die Nachwuchsarbeit langfristig auch finanziell honoriert wird, wenn ein Talent aus den eigenen Reihen einmal als ganz grosser Eis­ hockeyspieler in ein Stadion der National League einläuft. Wie beurteilen Sie das Schweizer Amateur-Eis­hockey in Bezug auf Ausbildung, Einsatzfreudigkeit und ­Infrastruktur im Vergleich zu unseren nördlichen Nachbarn? Im Bereich Infrastruktur sind wir stark abhängig von den Gemeinden, welche vielfach über Genossenschaften die Eisbahnen betreiben. Erfreut sind wir um so mehr, wenn Gemeinden mit Sanierungsmassnahmen und Stadionneubauten der sporttreibenden Bevölkerung, speziell den ­Jugendlichen, weiterhin in einem zeitgemässen Umfeld ein sinnvolles und bewegtes Freizeitangebot anbieten können. An Einsatzfreude fehlt es selten. Die Klubverantwortlichen und Coaches, aber auch unsere Schiedsrichter, verrichten eine hervorragende Arbeit und bringen das Schweizer Eishockey damit vorwärts. Um auf Tuchfühlung mit den Topnationen bleiben zu können, müssen wir jeden Tag besser werden, denn diese unternehmen unverändert grosse Anstrengungen für ihre U-Nationalteams.

Women of the Year Anlässlich der Abstimmung zur Wahl «Women of the Year 2008/2009» setzte sich wie im Vorjahr Christine Meier vom Zürcher SC durch. Vor zwei Jahren wurde Florence Schelling ausgezeichnet. Die Ehrung wurde im Rahmen des Women’s Mountain Cup am Samstag, 19. Dezember 2009 im Vorfeld des Länderspiels ­Slowakei - Schweiz in Romanshorn durchgeführt.

Vor kurzem haben Sie das Projekt «Swiss Ice Hockey Family» lanciert. Worum geht es bei diesem Portal? Die registrierten Mitglieder sind Teil der Eishockeyfamilie und profitieren dabei von attraktiven Angeboten, Wettbewerben und Events rund ums Eishockey. Die umfangreiche Angebotspalette bilden Sponsoren und Partner von Swiss Ice Hockey und Eventveranstalter. Diese werden laufend ausgebaut. Ein Besuch auf www.s-h-f.ch lohnt sich. Christine Meier wurde als Woman of the Year ausgezeichnet. Wie präsentiert sich momentan die Situation im Frauen-Eishockey gegenüber früher?

Das Fraueneishockey hat sich in den vergangenen Jahren mit überzeugenden nationalen und internationalen Einsätzen und guten Resultaten Respekt verschafft. Auf der anderen Seite sind die Frauen immer noch voll und ganz berufstätig und investieren ihre ganze Freizeit für ihr geliebtes «Hobby». Mit Veranstaltungen wie der Swiss Women’s Cup oder mit der Ehrung der besten Spielerin des Jahres wollen wir diesen beherzten Einsatz würdigen. Welche weiteren Projekte stehen momentan an? Wir wollen das Projekt 1to1 energy Talentlift, ein Nachwuchskonzept von Swiss Ice Hockey und der Regio League in Zusammenarbeit mit dem Verein Fonds Jean Tinguely, BKW/FMB und Groupe E, weiter ausbauen. Der Name ­Talentlift steht für die Förderung von Talenten auf synthetischen Eisfeldern in allen Regionen der Schweiz. Zudem bauen wir unsere Internetplattform www.regioleague.ch weiter aus. Bereits heute verzeichnen wir einen Saisonschnitt von täglich über 10’000 Besucherinnen und Be­ sucher. Das Interesse an der Regio League ist gross und wächst weiter an. l

PostFinance Trophy Die PostFinance Trophy wurde anlässlich des 100-JahrJubiläums von Swiss Ice Hockey gemeinsam von PostFinance und der Regio League lanciert. Nach dem grossen Erfolg in den ersten beiden Jahren mit rund 3’500 begeisterten Teilnehmern hat die Regio League das nationale Eishockey-Schülerturnier weiter aus­ gebaut. Bei der PostFinance Trophy 2010 fanden 24 regionale Turniere – verteilt in allen Regionen der Schweiz – statt, so dass alle 1. bis 6.-Klässler in unmittelbarer Nähe an der PostFinance Trophy mit­ machen konnten. Am 27. Februar 2010 findet der grosse Final in der PostFinance-Arena in Bern statt.

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Rückblick

Geschichten, die nur Spengler Cup schrei

Der 83. Spengler Cup in Davos war eine gelungene Abschiedsvorstellung der Spengler Cup-Zauberformel mit fünf teilnehmenden Mannschaften. Ab 2010 wird am Traditionsturnier mit sechs Teams gespielt. Was sich aber sicher nicht ändern wird, sind die Geschichten, die der Spengler Cup t­raditionell auf und neben dem Eis schreibt. SLAPSHOT hat die Anekdoten der 83. Austragung des Spengler Cup zusammengetragen. 64

Text: Jürg Federer Fotos: Pius Koller, Andy Mettler by swiss-image.ch

26. Dezember 2009 «Für immer und ewig» Marc Gianola hat in 14 Jahren Profieishockey einzig für den HC Davos gespielt. Er absolvierte 661 NL A-Spiele und 173 Playoffschlachten für den HCD und beendete seine Karriere diesen Herbst unverhofft aufgrund einer Verletzung. Am 26. Dezember 2009, zum Start des 83. Spengler


Spengler Cup Davos 2009

r der ibt… Cup, wurde Marc Gianola für seinen Einsatz im Team des Spengler Cup-Gastgebers geehrt. Zum ersten Mal in der Clubgeschichte überhaupt schickte der HC Davos ein ­Spielertrikot in den Ruhestand. Das Trikot, das Marc ­Gianola während 14 Saisons beim HC Davos getragen hat, hängt seit dem 26. Dezember 2009 im Dach des Davoser Eisstadions – und soll auch «für immer und ewig» dort bleiben. Marc Gianolas Rückennummer 5 wird in Davos nie mehr vergeben. Ausser Gianola erklärt sich damit ­einverstanden, wie es die Regel besagt.

27. Dezember 2009

Die Adler halten Einzug Farbenfroh, gut gelaunt und schrill: Die Adler Mannheim brachten in ihrem Schlepptau eine Tausendschaft von ­kunterbunten Eishockeyfreunden aus Deutschland nach Davos. Mit Schlachtrufen zauberten sie manchem Spengler Cup-Freund ein Schmunzeln aufs Gesicht. «Hey, was geht ab, wir gewinnen den Spengler Cup», war minutenlang zu hören. Nur mit dem Stadion-Discjockey und seiner Skihüttenmusik freundeten sich die Adler-Fans nicht an. Jede Einspielung von DJ Rolf wurde mit einem Pfeifkonzert begleitet, was die Spengler Cup-Turnier­zeitung EisSplitter zu einer Meldung im Sinne der Völkerverständigung ­veranlasste: Stadion DJ Rolf Schmitz sei Deutscher Staatsbürger, war Tags darauf zu lesen. Er würde Musikwünsche der Adler-Fans gerne entgegennehmen. Daniel Steiners Willkommensparty Er ist von Cincinnati aus, wo er mit den Rochester Americans ein AHL-Auswärtsspiel gegen Lake Erie bestritten hatte, mit dem Teambus nach Buffalo gereist. Von Buffalo flog er nach Chicago, wo er wegen Winterstürmen den Anschlussflug verpasst hat. Also flog er kurzerhand nach Frankfurt, bestieg den Zug, wechselte in Basel ins Auto und fuhr nach Davos. Daniel Steiner benötigte exakt 36,5 Stunden für seine temporäre Rückkehr auf Schweizer Eis. Am zweiten Spieltag mit den Adler Mannheim erhielt der Globetrotter einen Freitag. Böse Zungen behaupteten, Steiner habe seine Rückkehr mit einer rauschenden Party gefeiert. «Alles Schwachsinn», bestätigte damals AdlerCoach Doug Mason. Steiner spielte ein erfolgreiches ­Turnier, wurde zu den drei besten Akteuren seines Teams gewählt und erhielt im Verlauf des Spengler Cup die ­Bestätigung, dass er nunmehr in der AHL bei Rochester spielen darf. Ein lukratives Angebot von den Espoo Blues aus Finnland lehnte er ab. Gründe für Parties hätte Steiner genügend. Gründe, die Parties nicht zu feiern auch.

28. Dezember 2009

Kanada, der Spengler Cup-Markt Nummer 1 Mit 6:2 verlor der HC Davos gegen das Team Canada. Die Bündner zeigten einen wahren Nordamerika-Komplex: Nachdem sie im Herbst im Vorspann des Victoria Cup ­gegen das NHL-Team der Chicago Blackhawks mit 2:9

u­ ntergegangen waren, zeigten sie auch am Spengler Cup im Angesicht der Kanadier ähnliche Zerfallserscheinungen. An den kanadischen TV-Geräten schauten zu diesem Zeitpunkt 252 000 Eishockeyfreunde zu. Es sollte der Spengler Cup-Zuschauerrekord bleiben. Weil sich das Team Canada nicht für den Final vom 31. Dezember 2009 qualifizierte, zog keine Partie mehr TV-Zuschauer in ihren Bann als Team Canada – HC Davos vom 28. Dezember. Bei einer Finalqualifikation des Team Canada verzeichnet der kanadische TV-Sender Rogers Sportsnet jeweils weit über 300 000 kanadische TV-Zuschauer. Das Mutterland des Eishockeys ist längst der grösste Spengler Cup-Markt, die Schweiz ist des Traditionsturniers Nummer zwei. Blumen von Brathwaite Der kultige Mannheim-Kanadier Fred Brathwaite wurde am 28. Dezember 2009 nach einem Penaltysieg des ­Goalies gegen Karlovy Vary von der charmanten InHouse TV-Moderatorin Florence Horisberger interviewt. Diese reiste an den Spengler Cup, weil ihre sympathische ­Vorgängerin Karin Lanz am Spengler Cup 2008 die Liebe ihres Lebens kennengelernt hatte und für die 83. Aus­ tragung des Traditionsturniers nicht mehr zur Verfügung stand. Und auch Horisberger bekam verführerische ­Angebote, ihre Laufbahn beim InHouse TV des Spengler Cup gleich wieder zu beenden. Mannheim-Goalie Brath­ waite war vom Interview mit der Moderatorin so angetan, dass er ihr gleich einen riesigen Blumenstrauss zukommen liess. Die Pracht welkte dann aber im Lavabo des TV-­ Produktionscontainers und – ob Zufall oder nicht – Horisbergers Freund reiste gleichentags an, um seine Liebste bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Brathwaite reiste alleine wieder nach Hause – können wir uns auf ein zweites Spengler Cup-Jahr mit Florence Horisberger freuen?

29. Dezember 2009

Tschechische Spielermeuterei Am 29. Dezember 2009 war der Spengler Cup für einen veritablen «Showdown» bereit. Anders als bei früheren Austragungen vermochten auch einen Tag vor Abschluss der Gruppenspiele noch alle Teams mit Siegen in ihren Spielen das Finale zu erreichen. Das wusste auch Karlovy Vary-Headcoach Pavel Hynek. Mit einer feurigen An­ sprache motivierte er den tschechischen Meister für das Ostblock-Duell mit dem KHL-Vertreter Dynamo Minsk. Doch seine Worte wurden nicht erhört. Nach drei Niederlagen an drei Tagen wollten Hyneks Spieler nur noch die Heimreise antreten. Das selbstverschuldete 0:8 gegen Minsk war eine Spielermeuterei, die der Spengler Cup in dieser Art noch nicht gesehen hatte. Gut 60 Minuten nach Spielschluss hatten die Tschechen ihre Koffer gepackt und den Bus für die Heimfahrt bestiegen. Karlovy Vary verliess

den 83. Spengler Cup auf enttäuschende Art und Weise durch die sprichwörtliche Hintertüre.

30. Dezember 2009

120 000 Franken in die Clubkasse Mit dem Qualifikationssieg am Spengler Cup gewann der HC Davos 120 000 Franken aus der Spengler Cup-Kasse. Das ist Teil eines Verteilerschlüssels der 400 000 Franken Preisgelder, die am 83. Spengler Cup ausgeschüttet ­wurden. 2010 wird das OK des Traditionsturniers tiefer in die Tasche greifen: Eine Million Franken stehen ab dem 84. Spengler Cup auf dem Spiel. Die Organisatoren des Spengler Cup passen die Attraktivität ihres Events auch wirtschaftlich immer wieder den modernen ­Begebenheiten an. Lebenslänglich für Forster Eigentlich hätte das Vertragsstück am Vortag publik ­werden sollen. Doch dann checkte Beat Forster Team ­Canada-Stürmer Boyd Devereaux und sorgte kurzfristig für negative Spengler Cup-Schlagzeilen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Spengler Cup wurde ein Spieler von der Disziplinarkomission für eine Partie des Traditionsturniers gesperrt. Also verschob man die frohe Verkündung auf einen Termin nach dem Spengler Cup. Erfolglos. Am 30. Dezember 2009 wurde bekannt, dass HCD-Verteidiger Beat Forster den Bündnern sein Vertrauen ausgesprochen hat. Er verlängerte seinen Vertrag beim amtierenden Schweizer Meister bis zum Ende der Saison 2014/2015.

31. Dezember 2009

Eurosport ist dabei Zum ersten Mal in der Geschichte des Spengler Cup wird ein Finalspiel des Traditionsturniers auf dem europa­weiten Sportkanal «Eurosport» übertragen. Dynamo Minsk besiegt den HC Davos gleich bei seiner ersten Spengler Cup-Teilnahme im Finalspiel mit 3:1 und gewinnt die begehrte Trophäe. Für den HC Davos war es nach drei Jahren der Absenz endlich wieder einmal ein erfolgreiches Turnier mit einer Finalqualifikation. Der Spengler Cup: Simpel wie der Sport Der letzte Spengler Cup, der mit fünf Teams ausgetragen wird, findet ein würdiges Ende. Die letzten drei Turniertage waren alle von Entscheidungsspielen geprägt. ­Zukünftige Austragungen mit sechs Mannschaften ­werden immer so viel sportliche Brisanz bergen: Nach zwei Tagen mit Gruppenspielen beginnt die Entscheidungsphase: Nur wer gewinnt, ist weiter. Von dieser simplen Formel lebt der Sport. Das war am 83. Spengler Cup so und wird am 84. Spengler Cup aufgrund eines neuen Modus garantiert so bleiben. l

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EisPeople

Bundesrat und Sportminister Ueli Maurer mit seinem Sohn Corsin.

Denis L. Vaucher, Ex-Direktor National League, mit seiner Partnerin Marianne Saam.

Björn Wäspe, Head of Global Sponsorship, mit Marcel Schelbert, Projektleiter Sponsoring, beide UBS.

Amanda Ammann, Miss Schweiz 2007, mit Vater Richard, Ex-NLA-Hockeyspieler beim EHC Arosa.

Fabian Cancellara, Olympiasieger und Weltmeister im Rad-Zeitfahren, mit Rolf Schneider, Präsident probon.ch.

Michel Kern, CEO Würth International, mit dem Würth-Maskottchen Fasty.

Peter Lüthi, Direktor Swiss Ice Hockey, mit seiner Frau Gabi.

Roger Hegi, (rechts) Direktor Sport-Toto-Gesellschaft, mit Martin Landolt, Nationalrat BDP Glarus.

Ronnie Rüeger, Torhüter Kloten Flyers, mit seiner Partnerin Nike Panitsas.

Matthias Remund, Direktor Bundesamt für Sport (BASPO), mit seiner Tochter Barblin, Schweizer Meisterin im Laufen.

Jörg Eberle, Nachwuchschef HC Lugano, mit seiner Partnerin Magda Bernasconi.

Melanie Felder, Event Manager Spengler Cup, mit Daniel Schmidli, Projektleiter Tour de Suisse.

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Spengler Cup Davos 2009

Reto Speckmann, Teambetreuer Adler Mannheim, mit Martin Andermatt, Fussballtrainer FC Aarau.

Alfred Leu, CEO GENERALI, mit seiner Gattin Maya.

Ralph Krueger, Trainer Schweizer A-Nationalmannschaft, mit seiner Tochter Geena.

Renato Tosio, Eishockey-Goalie-Legende und Mitinhaber von sportsemotion ag, mit seiner Ehefrau Nicole.

Rolf Huser, Client & Sales Manager IMG (Schweiz) AG, mit Schwing-Star Christian Stucki.

Andreas Krebs, CEO, mit Denise Tarone-Bl채ttler, PR Manager/Kommunikation, beide Ackermann Versand.

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ab


Daniel Steiner – Spieler des Jahres Das Highlight des Spengler Cup 2009? Die Finalqualifikation des HC Davos? Der Sieg von Dynamo Minsk? Nein. Etwas ganz anderes: Wir haben beim Turnier den Schweizer Spieler der Saison 2009/2010 gesehen. Daniel Steiner. Warum ist unser Eishockey heute besser als je zuvor in der Neuzeit? Warum sind wir sogar dazu in der Lage, an einem olympischen Turnier die kanadischen NHL-Stars zu besiegen wie zuletzt in ­Turin? Warum können die ZSC Lions die Champions Hockey League und den ­Victoria Cup gewinnen. Und, heute ist es fast eine Selbstverständlichkeit, vor 20 Jahren wäre es ein Wunder gewesen: Warum kann der HC Davos beim Spengler Cup bis ins Finale kommen und das ­Turnier hin und wieder auch gewinnen? Es ist eine atemberaubende Entwicklung. Ich erinnere mich noch gut an das ­olympische Turnier 1988 in Calgary. Die NHL stellte ihren Spielbetrieb damals nicht ein. Zweimal fuhr ich in dieser Zeit mit dem Mietwagen hinauf nach ­Edmonton zu NHL-Partien. Alleine die Vorstellung, dass je ein Schweizer in der NHL spielen ­könnte, schien absurd. Und doch begann damals, während ­diesen goldenen Tagen von ­Calgary, die Rückkehr der Schweiz in die Welt­ klasse: Wir besiegten im Startspiel den späteren Silbermedaillen­gewinner Finnland 2:1. Köbi Kölliker war der ­Schütze des Siegestores. Damit sind wir kurz von den eingangs ­gestellten Fragen abgewichen: Warum spielen heute Schweizer in der NHL? ­Warum sind wir in vielen Bereichen ­Weltklasse? Warum können die Schweizer

an einer U20-WM ein Viertelfinale gegen die ­Russen gewinnen? Ganz einfach: Weil es immer mehr Spieler gibt, die ihren Traum leben. Die sich nicht einfach damit zufrieden geben, Stars in der NL A und Millionäre in der NL A zu sein. Für die nicht Geld die Motivation ist. Sondern die Erfüllung eines Traumes. Im Sommer 1999 kehrt Mark Streit der NL A den Rücken und fliegt nach Nordamerika. Keiner gibt ihm eine Chance. Aber er will es wissen. Er hat keine ­Chance. Nach einer Saison kehrt er ­enttäuscht in die Schweiz zurück. Der ­Aufstieg aus den Farmteamligen in die NHL ist ihm nicht gelungen. Und doch träumt er weiter. Im Herbst 2005 ver­ wirklicht er seinen Traum, und heute ­gehört er in der NHL zu den besten ­Verteidigern der Welt. Sein Beispiel ­inspiriert immer mehr junge Spieler, ihr Glück in Nordamerika zu suchen. Was hat das alles mit Daniel Steiner zu tun? Nun, für mich ist Steiner der Spieler der Saison 2009/2010. Weil er, wie Streit, wie Martin Gerber, wie Jonas Hiller, wie David Aebischer, wie Luca Sbisa, einer dieser Träumer ist, die auf ihre­ Weise die Welt verändern und Unmög­ liches möglich machen. Oder auch einer wie René Fasel, der 1986 verlangt, man müsse die Russen schlagen, dafür Hohn und Spott erntet und jetzt einer der mächtigsten Männer der internationalen Sportwelt ist. Steiner löst im Sommer 2009 einen mit gut 400 000 Franken dotierten Vertrag mit den SCL Tigers auf. Um ein amerikanisches Abenteuer zu wagen. Obwohl er ja eigentlich mit 29 Jahren dafür zu alt ist.

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Der Autor und die Rubrik :

Sein ­Berater Enrico Triulzi unterstützt ihn ­dabei. Es geht eben doch nicht nur um Geld. Steiner verlässt das gemachte Nest in Langnau ohne jede Garantie auf Erfolg und neues Einkommen. Er hat in dieser Saison in Nordamerika meistens nicht viel mehr als 600 Dollar in der Woche ­verdient. Aber er lebt seinen Traum. Er versucht, im Camp von Columbus einen NHL-Vertrag zu bekommen. Und scheitert. Er versucht, einen Vertrag in der Farmteamliga AHL zu bekommen. Es reicht auch da nicht. Und so spielt er schliesslich in der drittklassigen East Coast Hockey League. Und hier ist er so gut, dass er ­immer wieder in die AHL heraufgeholt wird. Dann kommt der Anruf aus Europa: Er darf Mannheim beim Spengler Cup ­verstärken. Er fliegt auf zahlreichen ­Umwegen in die Schweiz, um dieses ­Turnier zu bestreiten. Er spielt so gut, dass er sofort für ­gutes Geld in die ­höchste finnische Liga wechseln könnte. Aber er lehnt ab. Der Traum Amerika lebt immer noch. Und so kehrt er wieder in die nordamerikanischen Farmteamligen zurück. Männer wie Daniel Steiner bringen unser Eishockey, bringen unseren Sport weiter. Als Spieler, als Trainer, als Manager, als Funktionäre. Männer, die etwas wagen, die Träume haben. Wird Daniel Steiner ein NHL-Star? Nein, wird er nicht. Das spielt auch keine Rolle. Entscheidend ist für ihn: Er hat es versucht. Er hat das Abenteuer gewagt. Und tief in seiner Seele gefällt ihm wohl das Leben in den amerikanischen Farmteamligen mit ziemlicher Sicherheit sogar besser als die beschauliche Welt ­daheim im Emmental. «On the road again» statt «Trueber Bueb». Und um den Kreis zu schliessen – Daniel Steiner ist schliesslich ein Kultspieler der Tiger – noch etwas: Die SCL Tigers (und dieses oder jene Hockeyunter­ nehmen) brauchen nicht primär Spieler wie Daniel Steiner. Viel mehr noch be­ dürfen die SCL Tigers in der Führungsetage Per­sönlichkeiten wie Steiner. Träumer, die es wagen, ihre Träume zu leben, die ­Visionen haben und den Mut aufbringen, alles dafür zu tun, dass diese Träume und Visionen irgendwann auch Wirk­ lichkeit werden. l

Klaus Zaugg (52) war zwölf Jahre lang Chefreporter bei «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als der wohl einflussreichste Eishockey­ journalist der Schweiz.

Statistiken Hockey Awards

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NHL

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Red Bull Crashed Ice WC 2010

Eiskalter Sch jubelt vor 50’0

Der Münchner Olympiapark platzte beim ersten Stopp der Ice Cross Downhill Weltmeisterschaft 2010 aus allen Nähten. 64 Cracks aus 20 Nationen stürzten sich in einen 400 Meter langen und mit Sprüngen, Wellen und Schikanen gespickten Eis-Parcours. Martin Niefnecker (GER) rangelte sich in voller Eishockeyausrüstung zum Sieg. Der Schweizer Kim Müller (Airolo) belegte sensationell den 3. Rang. 50’000 Fans strömten bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt ins Renngelände. Text: Red Bull Crashed Ice Fotos: D. Grund, A. Schaad, F. Hagena, A. Schelbert, A. Langreiter und J. Mitter für Global-Newsroom.com

den steilsten Kunsteis-Parcours der Welt und zeigten den skandinavischen Favoriten bei der Red Bull Crashed Ice World Championship die Grenzen auf.

Mit Körpereinsatz, Gleichgewichtsinn und einer Extra­ portion Adrenalin skateten Martin Niefnecker (1./GER), Gabriel Andre (2./CAN) und Kim Müller (3./SUI) durch

390 Kubikmeter Kunsteis machten das Gelände der Olym­ pischen Sommerspiele von 1972 zum Wintersportmekka. «Wahnsinn! Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Ich bin

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zwar total fertig aber überglücklich, dass ich hier auf das Podest fahren konnte», erklärte Müller. Sprünge, 4 Roller und ein maximales Gefälle von 30 Pro­ zent sorgten auf dem technisch anspruchsvollen Kurs für Geschwindigkeiten von über 50 km/h. «Ich habe in den letzten zwei Tagen mehr blaue Flecken als in meiner ­gesamten Eishockey-Karriere einstecken müssen. Es hat sich bezahlt gemacht», jubelte der 19-jährige Sieger aus ­Garmisch-Partenkirchen nach dem finalen Vierer-CrossDownhill-Rennen. Für die restlichen Schweizer endete die «Rutschpartie» meist kopfüber in der Bande. Kilian Braun schaffte es bis ins Halbfinale und belegte die 7. Position. Andreas Rüeg­ ge (Basel), Reto Mäder und Oliver Gurtner (Bösingen) landeten auf den Rängen 10., 11. und 12., Arttu Pihlainen (FIN/9. Rang/zweifacher Sieger) musste sich bereits im Viertelfinale geschlagen geben. Favorit Jasper Felder fehlte verletzungsbedingt.


hweizer 000 Fans

Erstmals in der neunjährigen Geschichte wird 2010 eine Weltmeisterschaft ausgetragen. Am 20. März 2010 findet in Quebec (CAN) das finale Rennen statt. «So werden Sportevents in der Zukunft aussehen», ist der ehemalige norwegische Slalom-Olympia­ sieger Finn Christian Jagge überzeugt, der in der Qualifikation gescheitert war.

Resultat Red Bull Crashed Ice WC 2010 / München / Germany:

1. Martin Niefnecker (GER), 2. Gabriel Andre (CAN), 3. Kim Müller (SUI), 4. Michael Urban (CZE), 5. Lari Joutsenlahti (FIN), 6. Lukas Kolc (CZE), 7. Kilian Braun (SUI), 8. Paavo Klintrup (FIN), 9. Arttu Pihlainen (FIN), 10. Andreas Rüegge (SUI). Weitere Schweizer: 14. Michael Krainer-Bidovec, 40. Sascha Stöfelmayer.

München / GER


Schweizer im Ausland

26,91 km in eine Die Fahrt vom Roten Platz in Moskau zur Arena Mytischtschi dauert mal 50 Minuten, mal zwei Stunden. So richtig genau weiss das niemand. Denn Mytschtschi liegt nicht 26.91 km vom Roten Platz in Moskau entfernt. Mytischtschi liegt in einer anderen Welt.

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Martin Gerber / Atlant Mytischtschi (RUS)

e andere Welt


Schweizer im Ausland

dass ich von ihm verlange, den MKAD zu ­verlassen. Der MKAD ist eine über 100 km lange Ringautobahn um Moskau herum, die äusserste von drei planierten Asphaltschlangen, die Russ­ lands Hauptstadt in ihrem Würgegriff von Smog und Lärm umklammern. Mytischtschi liegt ­ausserhalb des MKAD. Es ist die fünftgrösste Stadt in der Oblast Moskau, geprägt von der ­Maschinenindustrie und in die Zukunft getragen als Ausbildungsstätte zahlreicher russischer ­Ingenieure. Der Chauffeur lässt sich den Weg von seinem Kollegen erklären. Der Kollege hat schon einmal wohlhabende Moskowiter in eine Datscha direkt am Yazua Fluss in der Region Mytischtschi gefahren.

Kolonnen voll Blech

Text: Jürg Federer Fotos: Peter Eggimann Moskau, Roter Platz, 17:00 Uhr. Ein Trio von Soldaten der russischen Streitkräfte wirft die Militärhüte in die Höhe, jauchzt laut und, einer nach dem anderen, fängt seinen beeindruckenden, übergrossen und steifen Hut der ­Ausgangsuniform wieder. Ausgelassen vor Freude ­kommen sie auf mich zu und umarmen mich ungebeten aber angenehm. In kurzem, russisch-englischem Smalltalk erklären sie mir, dass es für jeden russischen Soldaten das Ziel sei, einmal während des Urlaubs zum Roten Platz zu pilgern. Egal, ob er nun hinter dem Ural im westsibirischen Tiefland dient oder in der Region Murmansk. Die drei ­Soldaten erklären mir, dass sie in Tscheljabinsk stationiert

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seien. Sie sind soeben am Ziel einer 1500 km langen Reise angekommen. Ich kann ihre freudigen Ausbrüche ­verstehen. Und für mich beginnt erst jetzt, hier bei der Basilica auf dem Roten Platz in Moskau, eine Odyssee. Ich reise zu Martin Gerber nach Mytischtschi – 26.91 km oder 54 Minuten in eine andere Welt.

Wie in New York, Paris oder London Rechts von mir liegt das GOM, Russlands exklusivstes Kaufhaus, links der Kreml, vor mir der Rote Platz, das ­Zentrum der malerischen Altstadt von Moskau. Ein Bier kostet hier zwölf Franken, die Snacks dazu nochmals sechs. Ich wähne mich in New York, Paris oder London, auch als ich ein Taxi suche. Der Chauffeur schaut mich ­fragend an. Mytischtschi? Arena? Mir ist nicht bewusst,

Wir besteigen einen Lada, der Chauffeur will sein Geld im Voraus kassieren. Gut 20 Kilometer sollen wir fahren, knapp 1000 Rubel will er dafür – gut 30 Franken. Wir fahren auf prall gefüllten Strassen durch dicht bebautes Stadtgebiet, hinaus auf dicht befahrene Autobahnen ins endlose Industrie­ gebiet. In der Abenddämmerung wirken die ­unzähligen Kamine und übergrossen Kräne, ­Bohranlagen und Industriehallen wie Dämonen, schwarz in schwarz, Kohlestaub hängt in der Luft. Als wir den MKAD passieren, verliert die Autobahn ihre weisse Spurführung. Drei, vier Kolonnen voll Blech sind es, Ladas, darunter einige Skodas, ­wenige Volkswagen, die sich wild durcheinander alle den gleichen Weg suchen: geradeaus. Die ­polierten MercedesBenz und Bentleys, die uns noch in der Innenstadt von Moskau laut hupend überholt hatten, finden ihren Weg selten hierhin. Aus- und Ein­fahrten ­haben keine Schilder mehr, mein Chauffeur scheint etwas zu suchen. Platten­ bauten ragen in die Höhe, immer mehr, erkennbar weiss gebaut, aber seit Jahren vom Russ schwarz eingefärbt. Wir passieren die Ortseinfahrt von Mytischtschi. Nachdem mein Chauffeur von der Autobahn abgefahren ist, präsentiert sich uns Martin Gerbers neue Heimat: Eine Stadt voll Plattenbauten, wenig Grün, viel Dreckstrassen, wenig Asphalt. Die Pulsader der 160 000-Einwohner-Stadt ist die transsibirische Eisenbahn, die am Bahnhof Halt macht. Auf einem kleinen, dünnen Korridor zwischen


Martin Gerber / Atlant Mytischtschi (RUS) Wir passieren die Polizeikontrolle und fahren vor die Arena Mytischtschi. Nach 54 Minuten Fahrt vom mondänen Roten Platz in den trostlosen Moskauer Vorort Mytischtschi fühlt sich der Anblick einer glänzend herausgeputzten, ­schmucken Eisarena an, als würde man eine nach Kloake miefende Bahnhofstoilette verlassen und könnte endlich wieder tief durchatmen.

Moskau und die Gegensätze

Als ich meinem neuen Chauffeur aber ­erkläre, dass ihn mein Fahrer aus Moskau ­bereits bezahlt haben soll, schwindet die Erlösung wieder. So schnell sich die Miene des Mytischtschi-­ Taxichauffeurs verfinstert, so schnell drückt er aufs Gas. Mit 60, dann 80 Stundenkilometern, rast er weg von der ­erleichternden Arena, weg von der rettenden Polizeikontrolle, direkt zurück ins ­Chaos der Kamine, Krane, Industriehallen und Plattenbauten. Vor seine versteinerte Miene – sein Ziel werde ich nie erfahren – halte ich ein Bündel Geld, der Mytischtschi-Taxichauffeur hält inne, verlangsamt seine Fahrt und wendet. ­Wortlos bringt er mich vor die Arena, zückt mir eine Note aus der Hand und gibt mir mein ­Rückgeld – er verrechnet mir, was auf dem Zähler steht. Sekunden nachdem ich davor gestanden Martin Gerber und sein Teamkollege Eric Landry kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in der Schweiz.

­ ytischtschis futuristischem Bahnhof und der topmoder­ M nen Arena Mytischtschi weisen seit der Eishockey-­ Weltmeisterschaft Schilder in englischer Sprache den Weg. Der Chauffeur hält inne. Schon zwei Mal ist er an einem Verkehrschild vorbeigefahren, das offensichtlich zur Arena Mytischtschi weist. «Fahr rechts!», rufe ich, als er zum dritten Mal nicht abbiegt. Er fährt an der Abzweigung ­vorbei, in die nächste Sackgasse. Eine Dreckstrasse ohne Ziel. Sichtlich beschämt erklärt mir mein ­Chauffeur, dass seine Lizenz nur für das Mosko­ witer Stadtgebiet gelte. Schnell entfernt er sein Taxischild von seinem Dach und ruft einen ­Kollegen herbei. Dieser bestätigt, was meinen Chauffeur beschäftigt: Auf dem Weg zur Arena Mytischtschi steht eine Polizeikontrolle. Ich wechsle das Taxi.

h­ atte, bis auf die Knochen ausgeraubt zu werden, werde ich von einem freundlichen Privatchauffeur verabschiedet. Vor wenigen Augenblicken noch war er mein Peiniger. Ist das Moskau und sind das seine Gegensätze? Als ich dann in der Arena Mytischtschi bin, zwischen Hot Dog, Pommes-Frites oder Pizza wähle und vom Barstuhl aus dem Heimteam beim Einspielen zusehe, erklärt mir ein russischer NHL-Scout, dass ich soeben die ehrlichste russi­ sche Eishockeyreise durchlebt hätte, die mir widerfahren konnte. Ich hätte den Glanz und den Glamour des Roten Platzes erlebt, den auch die KHL mit ihren hohen Etats und ihren modernen Arenen ausstrahlt. Ich hätte die Widrig­ keiten erlebt, mit denen ausländische Eishockeysöldner wie Martin Gerber oder sein Teamkollege Eric Landry ­täglich konfrontiert seien und ich hätte die Gastfreund­ schaft erlebt, die dieses Land auch ausstrahle. Denn schliesslich sei ich ja sicher und noch in sehr schneller Zeit an meinem Ziel angekommen. Dass mir das ein russischer NHL-Scout bei amerikanischem Fast Food in einer west­ europäischen Eishockeyarena erzählt, und danach seine Worte mit einem Vodka herunterspült, gibt meine ­Odyssee vom Roten Platz zur Arena Mytischtschi wieder.

Mal Held, mal Versager Für einmal wage ich ob der kontroversen Erfahrung in der Obalt Moskau keine Prognose mehr, wohin Gerbers KHLReise in Mytischtschi noch führen wird. Ich überlasse dem russischen NHL-Scout, für einen Abend mein Freund, das Wort: «Als er gut spielte, war er ein Held. Als er schlecht spielte, war er ein Versager. Im Moment spielt er nicht, also denken wir nicht an ihn. Vielleicht werden wir ihn nie mehr sehen, vielleicht wollen wir ihn nie mehr gehen las­ sen. Das ist die KHL.» Die Worte des Fachmanns, der den russischen KHL-Alltag erklärt, klingen ein bisschen wie eine Taxifahrt vom Roten Platz in Moskau zur Arena Mytischtschi in der Obalt Mos­ kau – 26.91 km oder 54 Minu­ ten in eine andere Welt. l

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Sun, Fun und ganz viel «chneble» Vom 22. bis zum 24. Januar 2010 war der Lej Champfèr zum dritten Mal fest in Hand der Pond Hockey-Anhänger. An der dritten Auflage der Swiss Pond Hockey Championship nahmen 50 Teams aus der Schweiz, Deutschland und Lettland teil und sorgten für eine einmalige Ambiance. Und brachten so einen Hauch von kanadischem Ambiente ins Engadin. Text: Reto Fiechter Fotos: Pond Hockey Silvaplana Elf Felder von jeweils 20 x 40 Meter Grösse wurden in die verträumte Winterlandschaft in Silvaplana gezaubert. Insgesamt über 200 Spielerinnen und Spieler tummelten sich dann am Wochenende auf dem gefrorenen See. Mit der Sonne am Himmel, den Bergen im Rücken, Natureis unter den Kufen und einem Lachen im Gesicht. Was für ein herrliches Gefühl! So gingen bei traumhaften äusseren Bedingungen vom Freitagabend bis Sonntagnachmittag über 150 Spiele übers Eis. Da wurde auf dem «Teich gechnebelt», was das Zeug hält. Viele Amateure versuchten, gestandene ehemalige Profispieler auszutricksen. Denn unter den ­Teilnehmern waren auch frühere NLA-Stars wie Manuele Celio, Eddy Rauch oder Roger Sigg. Doch so gross der sportliche Ehrgeiz auch bei Spass­ anlässen sein kann, meistens steht doch die grosse Lust im Vordergrund. Bewegung in der freien Natur, Kaiserwetter, gute Verpflegung im Zelt und ein Nachtlager im gemütlichen Hotel oder in der kargen Zivilschutzanlage zur Erholung nach erfolgreichem Forechecking an der Bar – Herz, was begehrst du mehr? Da kann selbst die komische Situation nicht

«Das ist Pond Hockey» Pond Hockey stammt – wie könnte es anders sein – aus dem Mutterland des Eishockeys. Bereits zu ­Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in Kanada auf gefrorenen Seen Eishockey gespielt. Gespielt wird auf einem 40 x 20 Meter grossen Spielfeld mit vier gegen vier Spielern (ohne Goalie). In der Regel tragen die Spieler keine oder nur wenige Schutz­ausrüstungen. Bis auf die FlipPasses wird die Scheibe tief gespielt. Die 4. Swiss Pond Hockey Championship findet am Wochenende vom 21. bis 23. Januar 2011 in Silvaplana statt. www.pondhockey.ch

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stören, wenn man am Freitagabend unter Flutlicht die Scheibe nicht immer sieht und auch mal hilflos im Leeren ­stochert. «Ich freue mich darauf, wieder alte Freunde zu treffen und unter freiem Himmel spielen zu können», erklärte Roger Sigg schon im Vorfeld des Turniers. In der Tat: Die Swiss Pond Hockey Championship ist ein Treffen von HockeyVerrückten in freundschaftlicher Atmosphäre. Mit Spiel und Spass auf top präparierten Feldern und mit Schnee als Banden. Ohne Körperkontakt und mit netten Kommentaren statt Trash Talk wie im Spitzeneishockey. Kein Wunder, denn viele der über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren nicht zum ersten Mal dabei – und werden auch in Zukunft mit Bestimmtheit wieder anwesend sein. Denn der Reiz von Eishockey in seiner natürlichsten ist ­riesig. Statt dick gepolstert die Checks zu «fressen», geht es in den Duellen mit vier gegen vier Spielern wohl intensiv zu und her – doch das Verletzungsrisiko ist minim. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tragen lediglich

Schlittschuhe, Schienbeinschoner und Handschuhe; ein Helm wird wohl empfohlen, weicht aber oft der einfachen Wollmütze. Weitere Schoner sind nicht nur unerwünscht, sondern gar verpönt... Aber klar, trotz allem Spass und Freude – es ging in ­Silvaplana auch um sportliche Meriten. Nach der Vorrunde zogen die besten 32 Teams ins Tableau der National ­League A ein, die restlichen Teams spielten in der National League B um den Surlej Cup. Am Sonntagnachmittag standen dann die Sieger fest. In der NL A setzte sich das Team «The K’s tot he F’s» aus Küssnacht im Final gegen Ru-Ru-Rubigen I in einem packenden Spiel mit 13:12 durch. Für die vier Männer aus Küssnacht war dies bereits der zweite Schweizer Meistertitel nach 2008. Dank einer hervorragenden Organisation und den Sponsoren Gemeinde Silvaplana, Skoda, SLAPSHOT, Teleclub und Ochsner Hockey sowie der tatkräftigen Unterstützung des Wettergottes war auch die dritte Auflage der Swiss Pond Hockey Championship ein voller Erfolg. «Bei einer solchen Kulisse, mit solchem Wetter so Hockey zu spielen – was will man denn noch mehr», fragte Björn aus Bern, der ­bereits zum dritten Mal dabei war. Da war es schon fast logisch, dass er sich sogleich für die nächste Austragung vom 21. bis zum 23. Januar 2011 anmeldete und sein ­Hotelzimmer reservierte. «Einmal Pond Hockey, immer wieder Pond Hockey», sagte Björn und strahlte mit der ­Engadiner Sonne um die Wette. Auf Wiedersehen in Silvaplana! Auf Wiedersehen auf dem Lej Champfèr! See you in 2011! l


3. Swiss Pond Hockey Championship Silvaplana


Impressum Das Hockey-Magazin der Schweiz

Over Time

Mit Blick Richtung Lakers…

24. Jahrgang, 2009 / 2010 Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 683 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch Verlags- und Anzeigenleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Publizistischer Leiter: Andy Maschek Telefon: 031 978 20 35 andy.maschek@ims-sport.ch Weitere Textmitarbeiter: Andy Maschek, Thomas Roost, Klaus Zaugg, Jürg Federer, Reto Fiechter, Simone Moser, Simon Laager Fotos: Pius Koller, Peter Eggimann, Reto Fiechter, Swiss Pond Hockey, swiss-image.ch by Andy Mettler, Herby Lehmann, photopress.ch Vorstufe: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Layout/Litho: Reto Fiechter, Ralf Küffer, Caroline Bürgy Poffet Druck: Stämpfli Publikationen AG Wölflistrasse 1, Postfach 8326 CH-3001 Bern Telefon: 031 300 66 66 ©W iedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätzlichen saisonalen Mehrauflagen 27 000 Exemplare Abonnement: Abonnementspreis Inland Fr. 75.– Abonnementspreis Ausland Fr. 95.– 10 Ausgaben September bis Juni inkl. Hockey Guide (gilt als Ausgaben-Nr. 1) Abonnementsbestellungen /  Adressänderungen: SLAPSHOT, Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon: 031 740 97 67 Telefax: 031 740 97 76 abo@slapshot.ch Einzelverkauf: SLAPSHOT ist an über 1000 Verkaufsstellen der KIOSK AG für Fr. 7.50 auf jeweils Ende des Monats erhältlich.

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Es war der 16. Dezember 2009, als die Rapperswil-Jona Lakers bekannt gaben, dass sie für die neue Saison ­Christian Weber als Trainer verpflichtet haben. Ein ­Transfer mit Zündstoff, denn die Lakers und die SCL ­Tigers, Webers damaliger Arbeitgeber, standen mitten im Kampf um einen Platz in den Playoffs. Im Emmental ­wurde schnell befürchtet, dass Webers Blick nun mehr in die Richtung seines künftigen Klubs gehen würde. Der drohende Fall in die Playouts und ein mögliches Duell ­gegen die Lakers waren zu viel. Am 18. Januar 2010 – nur 33 Tage nach Bekanntgabe des Wechsels – wurde Weber bei den SCL Tigers freigestellt. «Nachdem Christian

­ eber bei den Lakers unterschrieben hatte, war uns die W Brisanz sofort klar», sagte Langnaus Manager Ruedi Zesiger. «Wir haben offen mit ihm über diese Situation gesprochen und waren uns einig, dass wir Massnahmen treffen müssen, falls wir in den Playouts gegen die Lakers spielen.» Die Reissleine wurde dann früher gezogen, weil die Situation durch eine Polemik in den Medien ­eskalierte. Und Weber? «Die SCL Tigers sind mein Klub geworden, deshalb tut mir dieser Abschied weh», sagt der Zürcher, der 2006 zu Langnau gestossen war. «Aber die Reaktionen waren so heftig, dass Ruedi Zesiger und ich zum Schluss gekommen sind, dass die Trennung besser ist.» l

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