SLAPSHOT No. 3 2009/2010

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November / Dezember 2009 • Nr. 3 • Saison 2009/2010 • CHF 7.50

EISZEIT www.spenglercup.ch

b

Das Hockey-Magazin der Schweiz

Medienpartner

Interview: Alexandre Daigle Persönlich: Christian Dubé ganz privat

Frédéric Rothen und Co.:

Die Rolle der Captains


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Face Off

Persönlichkeiten und Alphatiere… InTeam Die Captains der National

Die Captains als Vorbilder!

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Andy näser (HC LugAno) und PAoLo duCA (HC Ambrì-PiottA) rePräsentieren iHre Arbeitgeber im ArmdrüCken um die VorHerrsCHAft im tessin. ist dAs eine iHrer ALs teAmCAPtAin? sind sie VorbiLderA, ufgAben LeitHAmmeL, integrAtionsfiguren oder toPsCorer ? ein bissCHen Von ALLem – wie sCb-C APtAin mArtin PLüss. oder niCHts Von ALLem – wie fribourg -C APtAin sHAwn Heins. sLAPsHot HAt die soziALstrukturen der zwöLf nL A-t eAms AnALysiert.

tur der NL A-Mannschaften zu referieren, dann sollten wir Gegenrecht halten und auch die Sozialstruktur der SLAPSHOT-Redaktion offen legen. Also es ist so: «Ich nehme für mich in Anspruch, ein Alphatier zu sein und habe mir deshalb das ‹C› auf den Kittel gepappt. Ich habe nämlich eine ganz, ganz hohe Sozialkompetenz: Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten, dann bin sicher nicht ich schuld. Bei allen Unstimmigkeiten ist es ausschliesslich der Fehler der anderen. Nüt für unguet.» l Klaus Zaugg SLAPSHOT-Autor, Alphatier und «Captain» des SLAPSHOT-Teams

* Empfohlener Publikumspreis

Warum sind einige Mannschaften erfolgreich und warum sind andere chronisch erfolglos? Über diese Frage lässt sich so ewig diskutieren wie darüber, ob zuerst das Huhn oder das Ei da war. Für einmal haben wir uns bei der Suche nach einer Erklärung nicht die spielerischen Mittel, die Taktik, das Geld, die Ausländer, die Fans, die Goalies oder den Coach vorgenommen. Wir haben uns dem Innenleben zugewandt. Über Erfolg oder Scheitern entscheidet die Dynamik einer Gruppe junger Männer, die nicht dazu bezahlt sind, zu arbeiten. Sondern dafür, zu spielen. Je besser diese «Bande» funktioniert, desto grösser der Erfolg. Das Innenleben einer Mannschaft ist hoch interessant und müsste längst Gegenstand soziologischer Studien sein, um den Geheimnissen von Motivation und Konfliktlösung auf die Spur zu kommen und Führungsphilosophien in der praktischen Anwendung zu studieren. Wir haben die Sozialstruktur aller NL A-Teams unter die Lupe genommen und mit verschiedensten Exponenten gesprochen. Mit solchen, die jetzt noch in der Kabine sitzen und mit solchen, die einst in der Kabine sassen. Sie ahnen es nach diesen Zeilen: Im Mittelpunkt steht für einmal also nicht der Top­ skorer, sondern der Captain. Der für alle sichtbar wichtigste Mann neben dem Eis. Und wir haben uns in diesem Zusammenhang mit einem Spieler unterhalten, der mehr über das Leben eines Eishockeystars erzählen kann, der eine Mannschaft führen und höchste Erwartungen erfüllen sollte, als jeder andere in dieser Liga: Lesen Sie das grosse Interview mit Alexandre Daigle, einer der interessantesten Spielerpersönlichkeiten der letzten 15 Jahre – in der NHL und in der NL A. Nach einem Gespräch mit Alexandre Daigle im Hirschen in Langnau haben wir einen weiteren Teamleader besucht: Luca Sbisa, nach seiner Rückversetzung von Anaheim nach Lethbridge über Nacht vom «NHL-Rookie» zum unangefochtenen WHL-Teamleader mutiert. Natürlich wissen wir, dass Eishockey primär auf dem Eis gespielt wird. Deshalb haben wir eine Reise dorthin unternommen, wo Eishockey besonders stimmungsvoll zelebriert wird: Nach Pruntrut, wo die spektakulärste frankophone Sturmlinie der Welt übers Eis saust und braust. Ja, Sie haben recht: Wenn wir uns schon anmassen, über die Sozialstruk-

League A

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www.tissot.ch Juni ’08 3


Inhalt 12

Alexandre Daigle – Nr.1 Draft oder Teamleader?

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WER SOLLTE 2010 UM DEN VICTORIA CUP SPIELEN? Die ZSC Lions 30.4 % Der russische Meister 5.4 % Der schwedische Meister 35,8% Der Spengler Cup-Sieger 9,4% Niemand. Keine CHL, kein Victoria Cup 19,0%

Alexandre Daigle / SCL Tigers

Interview

Nr. 1 Draft oder Teamleader? AlexAndre dAigle ist eine der grossen spielerpersönlichkeiten und seine kArriere in nordAmerikA ist einer der interessAntesten der neuzeit. im interview mit slApshot spricht er Auch dArüber, wAs es bedeutet, hohe erwArtungen zu erfüllen, über seine zeit in hollywood, über den hc dAvos und wArum er mit seiner fAmilie nAch seiner kArriere in der schweiz leben will.

Obwohl es offiziell keine CHL mehr gibt, hoffen vier Fünftel der Umfragenteilnehmer auf einen Victoria Cup. Und dabei

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FOCUS Häuptlinge NL A VON A BIS Z HC Ambrì-Piotta Das Fundament stimmt EHC Biel Auf allen Ebenen gut besetzt Fribourg-Gottéron Die dritte Ebene als Fundament SC Bern Eine auf den Kopf gestellte Pyramide Kloten Flyers Kann eine flache Hierarchie Erfolg bringen? HC Davos Es kann nur einen geben HC Lugano Zu viele Köche versalzen die Suppe HC Genf-Servette Politisch machtlose Arbeitnehmer Lakers Teamleader mit Vorbehalt als Leitwolf EV Zug Zu viele «Aber!» SCL Tigers Finanziell abhängige Führungsverteilung ZSC Lions Die Basis zum Erfolg ist in der Basis zu suchen

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Näher geht nicht: SLAPSHOT bei der Premiere von Hnat Domenichelli

30 32 35 36 38 43 44 45 46

Roost’s Blue Line – Vergifteter Weinkelch Zaugg’s Red Line – Gut für Brunner – weniger gut für Sbisa

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VERSUS ZSC Lions vs. EV Zug

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NLB EXKLUSIV HC Ajoie – French Connection

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REPORT Virtual National League: «Wir trainieren jeden Abend» Persönlich: Christian Dubé – Schweiz - Kanada … und zurück Mein Arbeitsplatz: Ruedi Zesiger / SCL Tigers Schiedsrichter: Youngster und Oldie im Portrait

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SCHWEIZER IM AUSLAND Luca Sbisa / Lethbridge Hurricanes

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OVERTIME Neuchâtel adé!

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soll nach Meinung der Leser von www.slapshot.ch der schwedische Meister gegen ein NHL-Team spielen. QUELLE: SLAPSHOT.CH

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POSTER Daniel Widing, HC Davos 39 Schweizer Nationalmannschaft, Swiss Ice Hockey 40 KOLUMNEN

SLAPSHOT.CH – Online-Umfrage

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Die Landesfarben sind die Gleichen, die Chancen hingegen nicht. Unter rot-weisser Kanadaflagge hätte Lugano-Stürmer Hnat Domenichelli keine Chance gehabt, im Februar 2010 in Vancouver an den Olympischen Winterspielen dabeizusein. Unter rot-weisser Schweizer Flagge hingegen ist der Offensivkünstler für «die Spiele» quasi gesetzt. Seit vergangenem Juni ist Domenichelli ein Schweizer Eidgenosse, seine Heirat mit einer Tessinerin ging dem Einbürgerungsgeschäft voraus. Seither ist Do-

menichelli für die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft spielberechtigt. Am Mittwoch, den 4. November 2009, gab er in Rapperswil sein Debut im rot-weissen Schweizer Trikot. Wie es sich für einen «Krueger-Boy» gehört, musste sich auch der Kanada-Schweizer hinten anstellen. Domenichelli spielte in der vierten Schweizer Sturmformation. SLAPSHOT hat das Debut des Schweizers Domenichelli in Rapperswil mit einer prominenten Werbung begleitet – in rot-weiss natürlich. November / Dezember 2009 • Nr. 3 • Saison 2009/2010

Titelbild

eiz

INTERVIEW

Das Hockey-M agazin der Schw

SNAPSHOT Mach mal Platz!

• CHF 7.50

Medienpar tner

Sie sind das Bindeglied zwischen den Coaches, der Mannschaft und den Schiedsrichtern. Ihre Führungsspanne ist vergleichbar mit der eines Headcoaches, ihr Einfluss mit dem eiFrédéric Roth en und Co.: nes Lokalmatadoren. In der aktuellen SLAPSHOT-Ausgabe befassen wir uns mit den Die Rolle der Teamcaptains der National League A. Sinnbildlich für ihre Führungsposition im «ManageCaptains ment» einer NL A-Mannschaft haben wir die Leithammel und Vorbilder gebeten, sich für das Fotoshooting mit SLAPSHOT in ihren schönsten Anzug zu stürzen. Stellvertretend für die Berufsgattung der «Teamcaptains» grüssst Klotens Frédéric Rothen von der Titelseite der aktuellen SLAPSHOT gabe – freundlich lächelnd, wie er «seine» Flyers führt und schön herausgeputzt, wie er sein Team repräsentiert. Foto Rothen: Pius Koller / Foto Daigle: Peter Eggimann Interview: Alexandre Daigl e Persönlich: Christian Dubé ganz privat


SLAPShots hot hotSHOT des Monats Norwegen hat an der IIHF-Eishockey Weltmeisterschaft 2009 in Zürich/Kloten brilliert, wie SLAPSHOT mit diesem Bild beweisen kann. Nur auf dem Eis happerte es: Die Nationalmannschaft beendete das Turnier auf dem 11. Platz.

«es git nüt, wo’s nöd git...»

FOTO: JÜRG FEDERER

Nichts ist unmöglich, vorallem nicht im Land der unbegrezten Möglichkeiten. Hier in der Schweiz ist es mittlerweile möglich, sein Autonummernschild mit einer bestimmten Zahl zu kaufen. In Amerika dagegen kann man seiner Leidenschaft auch auf dem Autoblech Ausdruck verleihen. So hat sich der Heimweh-Berner Stephan Bachofner das Nummerschild «California SC Bern» anfertigen lassen. Zudem führt Bachofner in Venice Beach wohl das grösste Schweizer Hockeymuseum ausserhalb der Eidgenossenschaft. Stammgäste in seinem «Boardwalk Cafe» sind natürlich NHL-Cracks wie Jonas Hiller oder Jeoffrey Lupul. Bachofner gilt als «die» Anlaufstelle für Schweizer Hockeyaner, um sich in Kalifornien schnell zurecht zu finden.

Informationsgrundlage SLAPSHOT Grosse Freude hatte der frisch gebackene Victoria Cup Sieger-Coach Sean «Simmer» Simpson an der letzten SLAPSHOT-Ausgabe. Anlässlich des von PostFinance organisierten Journalisten-Trainings im Stadiönli in Oerlikon konnte der ZSC Lions-Headcoach unserem Layouter Reto Fiechter (Bild rechts) wertvolle Tricks zeigen und in der frisch gedruckten Ausgabe des SLAPSHOT blättern. «Simmer» hat sich gefreut, auf sechs Spezialseiten den Victoria Cup-Erfolg seiner Lions noch einmal Revue passieren zu lassen. Zudem fühlte er sich natürlich bestätigt, dass er nach Meinung der SLAPSHOT-Redaktion mit dem jungen Lukas Flüeler und dem Goalie-Urgestein Ari Sulander eines der besten Torhütergespanne der Liga in seine Reihen stehen hat. Ausserdem konnte sich der diesjährige Assistenzcoach des Team Canada am Spengler Cup auch über den HCD und die weiteren teilnehmenden Teams aus Deutschland, Tschechien und Weissrussland informieren. Der Spengler Cup 2009 wird traditionell während den Festtagen vom 26. bis 31. Dezember in Davos ausgetragen. l

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SLAPShots Michel Zeiter ein Flieger

«Ich träume vom Spengler Cu Am Sonntag, 11. Oktober 2009, pfiff der ehemalige Nationalliga-Haudegen Didier Massy sein erstes NL A-Spiel als HeadSchiedsrichter. Zusammen mit Brent Rei-

Die Schweizer National League-Clubs haben ein neues Mittel entdeckt, um den Erfolg herbeizuführen: Den Spielertausch. Damien Brunner verlässt die Kloten Flyers, im Gegenzug kommt vom EV Zug Thomas Walser. Brunner ist mittlerweile ein Zuger Topstürmer. Erhalten hat ihn Zug quasi gratis und franko. Das Ziel solcher Spielertausch-Geschäfte ist immer dasselbe: Zwei Spieler sollen unter neuer Flagge zu neuen Kräften finden und zuletzt enttäuschende Leistungen vergessen machen. Brunner gelang das in Zug eindrücklich. Was in der NHL seit Jahr und Tag Gang und Gäbe ist, erstaunt – ja erzürnt – unsere Eishockeybeobachter zuweil. Wir nehmen unsere Eishockey-Gladiatoren als Identifikationsfiguren wahr, als Vertreter einer kleinen Region in einer globalen Welt. Für teures

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Geld sollen sie sich in den Kampf werfen, den Bär, Tiger, Löwen oder Steinbock «auf die Brust tätowiert». Einen Transfer vom einen Lager zum anderen nehmen wir als Verrat war, als Fahnenflucht, als würde der Tiger in der Höhle des Löwen den Bären bezirzen. Und dabei vergessen wir zu schnell, dass wir schlussendlich halt doch eine Familie sind, die der Eishockeybegeisterten. Michel Zeiter, der mit seinem Transfer von Langnau nach Kloten den Zorn aus Langnau, Zürich und der Flughafenstadt auf sich zog, ist Teil dieser Familie. Seine Karriere startete er einst als Juniorenspieler bei den Kloten Flyers. 20 Jahre später zieht er von denselben Kloten Flyers den Zorn auf sich. Dabei müsste es doch heissen: Willkommen zurück Michel Zeiter, Routinier unserer Schweizer Eishockeyfamilie. l

ber leitete er im 4-Mann-System den Klassiker ZSC Lions – SCB, den die Berner in der Verlängerung mit 4:3 für sich entschieden. Massy möchte sich fix in der NL A


up» etablieren und hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. «Es war ein Klasse-Spiel, spannend und eher technisch, als kampfbetont. Ich denke, wir haben unseren Job nicht schlecht gemacht. Brent Reiber war mit meiner Leistung zufrieden», erklärt Didier Massy kurz nach Spielschluss erleichtert. Für ihn sei es toll gewesen, wieder zurück in «dieser Ambiance» zu sein. «Wenn man diese Stimmung einmal als Spieler erlebt hat, ist es natürlich toll, als Schiedsrichter nochmals Teil dieses Spektakels sein zu können», sagte Didier Massy überzeugt. Es war aber auch die Herausforderung des Ref-Jobs, die ihn vor zwei Jahren dazu bewog, es als Schiedsrichter zu versuchen. Massy – bekannt als Haudegen, der mit den Schiris nicht immer gleicher Meinung war und dies auch kund tat – merkte rasch, dass der Job schwieriger, aber auch spannender ist, als erwartet: «Schiedsrichter zu sein braucht viel mehr, als ich annahm. Als ehemaliger Spieler kommt mir sicherlich mein Erfahrungsschatz entgegen.» Nach einigen Spielen fragte ihn Freddy Reichen, der Ausbildungschef der Refs von Swiss Icehockey, ob er nicht weitermachen und dank dem lukrativen Ausbildungsprogramm für ehemalige Profis rasch in die Nationalliga aufsteigen möchte. Zwei Jahre später leitete Didier Massy also sein erstes NL A-Spiel. «Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht», erinnert er sich. Nun hofft er natürlich, dass er, der momentan 1-2 NL A-Spiele pro Monat pfeift, raschmöglichst einen fixen Platz in der NL A haben wird. Insgeheim träumt er vom Spengler Cup: «Ich durfte zweimal als Spieler teilnehmen. Ich bin mir bewusst, dass es dazu noch viel braucht. Ich muss einer der besten Schiedsrichter der Schweiz sein. Ich war aber schon als Spieler sehr zielstrebig und werde alles geben, um diesen Traum noch zu erreichen.» l

Entweder oder…

Romano Lemm Name HC Lugano Club 25.06.1984 Geburtstag 183 cm Grösse 87 kg Gewicht 332 NL A-Spiele 80 NL A-Tore 107 CH-Länderspiele

Philipp Rytz SC Bern 07.12.1984 185 cm 86 kg 374 17 3

Pizza Pizza oder Pasta? Pizza Fleisch Fisch oder Fleisch ? Fisch Kaffee Kaffee oder Tee? Tee Disco Kino oder Disco? Disco Telefonieren Tele fonieren oder SMS? SMS Pünktlich Pünktlic h oder Unpünktlic h?Pünktlich Meer Berge oder Meer? Berge Rock Rock oder Pop? Rock Tennis Tennis oder Fussb all? Tennis DVD Buch oder DVD? DVD Snowboard Ski oder Snowboard? Ski Raclette Raclette oder Fon d u e? Raclette Brunette Blond oder Brunet te? Brunette Bier Bier oder Wein? Bier

Helm-Hick-Hack in Zug Helm-Krimi in der Herti-Halle: Während dem Spiel vom 13. Oktober zwischen dem EV Zug und Fribourg Gottéron kamen die Zuschauer in den Genuss einer etwas anderen Modeschau. Mit seinem dreifachen Helmwechsel führte der Zuger Goalie, Jussi Markkanen, gleich drei Modelle der GoalieKopfbedeckung vor. Oder doch nicht? Jussi Markkanen klärt auf: «Ich habe einen Puck an die Maske gekriegt, wobei sich der Kinnschutz gelöst hat. Und den konnte ich nicht sofort wieder befestigen.» Da der Helm ohne Kinnschutz natürlich nicht mehr richtig passte, musste eine andere Goaliemaske her. Zuerst die des Ersatztorhüters und dann die alte Maske aus Russland. Diese wurden von den Teamkollegen gebracht. Während sich der Zuger Staff hinter der Bande als Helmdoktor versuchte, lief das Spiel weiter. Kurze Zeit später wurde Jussi wieder der aktuelle Helm überreicht. «Sie hatten den kaputten Kinnschutz geflickt und so konnte ich nach kurzer Zeit wieder mit meinem eigenen Helm spielen», erklärte Jussi den erneuten Helmwechsel. Geschadet hat der Helm-Krimi dem EV Zug nicht. Im Gegenteil, mit einem 4:0 ging der Shutout-Sieg gar auf Jussis Kappe – oder Helm. l

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hockeymanager.ch

Dank Hockeymanager näher am Geschehen AUCH IN DIESER SAISON KÄMPFEN IM BELIEBTE ONLINE-GAME AUF HOCKEYMANAGER.CH WEIT ÜBER 20’000 EISHOCKEY-FANS UM DIE LUKRATIVEN PREISE. SLAPSHOT UNTERHIELT SICH MIT MICHAEL, EINEM DER REGISTRIERTEN USER. Seit wann bist du «ein Hockeymanager»? Ich stiess vor zwei Monaten auf hockeymanager.ch. Damals suchte ich als Eishockeyfanatiker ein Online-ManagerGame fürs Eishockey und wurde glücklicherweise rasch fündig. Das einfache und übersichtliche Konzept von

hockeymanager.ch hat mich auf Anhieb überzeugt. Ich meldete mich an und schon ging’s los. Ich habe mit dem Budget die verschiedenen Spieler eingekauft und so mein Team «The Wild Stripes» gegründet. Wie läuft es dir bisher? Es macht grossen Spass. Momentan bin ich mit meinem Team mit 1280 Punkten auf Rang 6298. Ich erhoffe mir, irgendwie zu kleinen Tricks zu kommen, um mich stetig zu steigern.

bei, um mich über die Fortschritte, Punkte und Ranglistenplatz meines Teams zu informieren.

bei. Ich fiebere mit und freue mich ab Toren, wie jene von jungen Talenten wie Roman Josi.

Verfolgst du als Folge davon das Geschehen rund ums Schweizer Eishockey nun intensiver? Natürlich bin ich deswegen mit mehr Interesse beim Schweizer Eishockey da-

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Ist das «Managen» zu einem neuen Hobby geworden? Es ist sicherlich nicht ein Hobby, bei welchem ich mehrere Stunden täglich vor dem PC verbringe. Aber trotzdem schaue ich nach jeder gespielten Runde kurz vorHaben Sie sich bereits angemeldet? Wenn NEIN – sofort anmelden und mitmachen – www.hockeymanager.ch

Wir heizen mächtig ein. Schweiz – Dänemark

Mittwoch, 4. November 2009, 19.45 Uhr, Rapperswil

www.swiss-icehockey.ch

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Thierry Paterlini #23

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Schweiz – Dänemark in Rapperswil

Hopp Schwiiz! DER ERSTE ZUSAMMENZUG IN DER OLYMPIASAISON 2009/2010 BEINHALTETE EIN ERSTES LÄNDERSPIEL. SCHWEIZ – DÄNEMARK IN DER RAPPERSWILER DINERS CLUB ARENA SOLL EINEN FORMSTAND DER EISGENOSSEN ZEIGEN. DOCH SCHON BALD EINMAL WAR KLAR, DASS DIE DÄNEN NICHT DEN ERHOFFTEN WIDERSTAND LEISTETEN. UND SO WURDEN DIE NORDLÄNDER MIT 6:1 WIEDER NACH HAUSE GESCHICKT. NATÜRLICH WAREN AUCH GÄSTE UND FREUNDE DER NATIONALMANNSCHAFT IN DIE ROSENSTADT GEFAHREN, UM DER NATI DIE DAUMEN ZU DRÜCKEN. Peter Lüthi, Director mit Philippe Gaydoul, Präsident und VR, beide Swiss Ice Hockey.

Fotos: Reto Fiechter

Patricia Gmeinder, Assistentin, mit Mark Wirz, Geschäftsführer, beide Regio League.

Roger Feiner, Sportchef Teleclub mit Alain Kappeler, Head of Marketing Swiss Ice Hockey.

Pius-David Kuonen, VR Swiss Ice Hockey mit Reto Klaus, Geschäftsführer LAKERS.

Hanspeter Schmid, Zürisee Catering, mit Renato «Toto» Tosio, sportsemotion ag.

Jürgen Krucker, Melanie Felder mit Andrea Wiesendanger, alle IMG (Schweiz) AG.

Giacomo’s Supergirls: (v.l.n.r.) Diana, Bianca und Astrid.

Sabine Hoffmann, PR-Cosultant, Photopress AG, mit Ivo Frei, Projektleiter Sponsoring, Feldschlösschen Getränke AG.

Beatrice Trachsel, Inhaberin EVENTICUM AG, mit Barbara Kälberer, Sponsoring PostFinance, Hauptsponsorin von Swiss Ice Hockey.

Drei «Ehemalige»: Christian Hofstetter, Verteidiger HC Fribourg-Gottéron, Fredy Egli, Ex-Präsident Swiss Ice Hockey, Livio Fazio, Verteidiger EV Zug.

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Swiss Ice Hockey Association

Avec le Feu SAcré. Suisse – France

Mardi, 15 décembre 2009, 19h30, Porrentruy

www.swiss-icehockey.ch

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Mit Feuer in die Olympia-Saison DIE SAISON FÜR DIE NATIONALMANNSCHAFT HAT AM 4. NOVEMBER 2009 MIT DEM SPIEL IN RAPPERSWIL GEGEN DÄNEMARK BEGONNEN – EIN EINLAUFEN FÜR DEN IM ANSCHLUSS STATTFINDENDEN DEUTSCHLAND CUP IN MÜNCHEN. BEREITS IM OKTOBER HAT SICH DIE MANNSCHAFT VON RALPH KRUEGER FÜR 24 STUNDEN VERSAMMELT UND DIE VORBEREITUNGEN FÜR DIE OLYMPIASAISON IN ANGRIFF GENOMMEN. 10

Die Olympischen Spiele sind der absolute Höhepunkt einer Sportlerkarriere. Das olympische Eishockeyturnier in Vancouver ist schlicht und einfach das Non-Plus-Ultra, das ein Eishockeyaner erleben kann. Die Schweizer Nationalmannschaft – aufgrund ihres siebten Platzes in der Weltrangliste – ist schon seit 2008 für die Winterspiele qualifiziert. Nach der Heimweltmeisterschaft in Bern steht also bereits ein weiterer, ganz grosser Höhepunkt für die Mannschaft von Ralph Krueger vor der Türe.

Die Zeit bis zum ersten Spiel gegen die USA am 16. Februar 2010 ist eng. Der Deutschland Cup und der traditionelle Dezember-Zusammenzug kurz vor Weihnachten müssen als langfristige Vorbereitung genügen. Am 7. Februar fliegt die Olympia-Mannschaft nach Winnipeg in ein fünftägiges Kurz-Camp. Damit die Nationalmannschaft sich bereits vor dem ersten Länderspiel in Ruhe mit der Thematik Olympische Spiele befassen konnte, fand der traditionelle Fototermin unter dem Motto «Kick Off Vancouver


Félicien du Bois #13

2010» statt. Das Team von Ralph Krueger verbrachte 24 Stunden zusammen, ohne eine Trainingseinheit zu absolvieren. Der Fokus am Nachmittag und Abend des 20. Oktobers lag auf den Olympischen Spielen 2010. Swiss Olympic, angeführt von Head Coach Gian Gilli und Chef de Mission Erich Hanselmann, informierte die Nationalspieler und Staff-Mitglieder der Nationalmannschaft über die wichtigsten Facts und

Figures rund um Olympia. Fotografische Eindrücke des olympischen Dorfes und der Spielstätten waren ebenso Thema wie die gesamte reglementarische Organisation. Die Nationalmannschaft ging im Anschluss in die Zürcher Innenstadt und verbrachte in einem gemütlichen Restaurant einige angenehme Stunden – Stunden, welche das Team sichtlich genoss. Selten genug sind die Momente der Nationalmannschaft abseits von Trainings und Spielen. Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Gegenwart. In der Eishalle Deutweg in Winterthur hatten die Spieler die Marketing-Pflichten von Swiss Ice Hockey zu absolvieren. Portrait-Fotos in verschiedenen Varianten sowie das Mannschaftsbild standen vor dem Mittagessen auf dem Programm. Natürlich wurden im Rahmen des Fotoshootings auch speziell gewünschte Sujets für Sponsoren geschossen. Die gute Atmosphäre im Team war deutlich zu spüren. Nachdem das Pflichtprogramm erledigt war, blieb der eine oder andere Nationalspieler im Restaurant der Eishalle Deutweg sitzen und man sah die Spieler bei einem Kaffee die Diskussionen weiter führen. Swiss Ice Hockey und die Nationalmannschaft sorgen auch dieses Jahr für Aufsehen. Nach dem letztjährigen Auftritt mit Rauch sorgt heuer Feuer für die Übertragung der Botschaft an die Fans: Auf den Autogrammkarten und auf dem Mannschaftsposter sind Spieler und Coaches von feurigen Flammen umgeben. Treffsichere bis provokative Slogans prägen den Auftritt der Nationalmannschaft im Olympia-Winter. Die Agentur Weber Harbecke Partners sowie die Partner-Agentur EQ Images im Fotobereich setzten professionell die vom Verband gemachten Vorgaben um. Was nach dem Saison-Kick-Off der Nationalmannschaft aber bereits jetzt feststeht: Das Feuer im Team ist trotz der nicht ganz erfüllten Erwartungen an der Heimweltmeisterschaft weiterhin vorhanden. Man kann sich bereits jetzt auf die Auftritte in den Heimstadien und an den Olympischen Spielen freuen. l

DAS eiS WirD Brennen. Schweiz – Tschechien

Mittwoch, 7. April 2010, 20 Uhr, Olten

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Roman Josi # 90

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InfIammatI Per VIncere. Svizzera – Cechia

Venerdi, 9 aprile 2010, 20.10, Ambrì-Piotta

Ryan Gardner # 51 www.swiss-icehockey.ch

Die hölle iSt rot-WeiSS. Schweiz – Schweden

Mittwoch, 14. April 2010, 20.10 Uhr, Arosa

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Mathias Seger #31

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vorSicht: hochexPloSiv. Schweiz – Schweden

Freitag, 16. April 2010, 20 Uhr, Winterthur

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Ryan Gardner # 51

www.swiss-icehockey.ch

Avec le Feu SAcré. Suisse – Norvège

Vendredi, 30 avril 2010, 20h10, La Chaux-de-Fonds

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Sandy Jeannin # 35

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Wir SPielen mit Feuer. Schweiz – Norwegen

Dienstag, 4. Mai 2010, 20.10 Uhr, Kreuzlingen

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Mathias Seger #31

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SnapSHOT

Mach mal Platz!


Hnat Domenichelli / HC Lugano

HNAT DOMENICHELLI JUBELND IM TORRAUM VON TIGERS-GOALIE MATTHIAS SCHODER. SOEBEN HAT DER NEO-NATIONALSPIELER DER SCHWEIZ NACH EINEM MUSTERKONTER MIT RANDY ROBITAILLE IN UNTERZAHL ZUM 1:2 FÜR LUGANO GETROFFEN. SINNBILDLICH DIE LAGE VON MATTHIAS SCHODER. TAGE SPÄTER MUSSTE ER SEINEN PLATZ ZWISCHEN DEN PFOSTEN RÄUMEN. ER WURDE VOM JUNGTALENT BENJAMIN CONZ, AUSGELIEHEN VOM HC GENF-SERVETTE, AUS DEM TOR VERDRÄNGT. 13


Interview

Nr. 1 Draft ode Teamleader? Alexandre Daigle ist eine der grossen Spielerpersönlichkeiten und seine Karriere in Nordamerika ist eine der interessantesten der Neuzeit. Im Interview mit Slapshot spricht er auch darüber, was es bedeutet, hohe Erwartungen zu erfüllen, über seine Zeit in Hollywood, über den HC Davos und warum er mit seiner Familie nach seiner Karriere in der Schweiz leben will.

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er

Alexandre Daigle / SCL Tigers


Interview Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller Sie können uns eine ganze Menge darüber erzählen, wie es ist, ein Teamleader zu sein. Wie kommen Sie darauf? Nun, Sie galten einst als der nächste Gretzky und sollten die Mannschaft von Ottawa zu neuen Ufern führen. Sie verwechseln etwas. Wie ist das zu verstehen? Ich bin nicht als Leader nach Ottawa geholt worden. Aber Sie sind von Ottawa als Nummer 1 gedraftet worden – da war doch für Sie eine Leaderrolle vorgesehen. Jetzt verstehen wir uns. Ich bin als Nummer 1 gedraftet worden. Nicht mehr und nicht weniger. Mag sein, dass ich dadurch in die Rolle eines Teamleader gedrängt worden bin. Aber ich war kein Teamleader. Warum nicht? Mit 18 kann man gar kein Teamleader sein. Für diese Rolle braucht es jahrelange Erfahrung. Also werden die Spieler zu jung gedraftet. Ja. Aber es ist wie es ist, ich beklage mich nicht. Mit Mario Lemieux und Sidney Crosby hat es beispielsweise funktioniert. Ja, aber ich masse mir nicht an, mich mit Crosby oder Lemieux zu vergleichen. Und einen neuen Gretzky haben wir bis heute nicht gesehen. Was war denn das Problem? Alexandre Daigle. Ich hatte gute Statistiken bei den Junioren und ich war Nummer 1-Draft. Aber ich habe nicht das Talent eines Crosby oder Lemieux oder gar eines Gretzky. Und es kommt noch etwas dazu: Wer die Nummer 1 zieht, ist in der Regel eines der schwächsten Teams der Liga und damals waren noch andere Voraussetzungen: Ottawa wurde in einem sogenannten Expansions-Draft zusammengestellt – praktisch aus AHL-Spielern. Da war es schon schwierig. Und so kamen Sie in eine Situation, der Sie letztlich nicht gewachsen waren. Ich hatte keine Wahl und ich beklage mich nicht. Aber es war wirklich nicht einfach. Vielleicht wäre es in den USA ein bisschen leichter gewesen. Dort hätte man mir vielleicht etwas mehr Zeit gegeben. So wie das Boston beispielsweise bei Joe Thornton gemacht hat. Aber ich war in Kanada und der Medien-Hype war, na ja, schon ein bisschen gross. Zu gross für einen 18-Jährigen? Für mich ja. Mit 18, frisch von zu Hause weg, zum ersten Mal auf mich alleine gestellt, war es zu viel. Ich denke, dass Mario Lemieux als Teambesitzer in Pittsburgh einen sehr grossen Anteil am Erfolg von Sidney Crosby hat. Weil er sich intensiv um ihn kümmert. Das soll kein Vorwurf an das Management damals in Ottawa sein. Wir waren alle jung und unerfahren. Der General Manager, der Coach und ich. Gab es keine Vorbereitung auf das, was in Ottawa auf Sie zukommen würde? Nein, gar keine. Eigentlich verrückt. Tja, so ist es eben.

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Aber Sie haben sich eigentlich bei keiner Mannschaft in der NHL richtig durchgesetzt. Auch später nicht. So? Sie sind immer wieder transferiert worden. Es kommt eben darauf an, mit welchen Erwartungen ein Spieler verpflichtet wird und ob er dann diese Erwartungen erfüllen kann. Sie meinen, man hat immer wieder den Nummer 1-Draft und «nächsten Gretzky» geholt und war dann enttäuscht, dass «nur» ein guter Spieler gekommen ist? Vielleicht war es so. Meine beste Zeit in der NHL hatte ich jedenfalls in Minnesota. Bei Coach Jacques Lemaire? Ja, da hatte ich eine andere Rolle als vorher. Ich spielte oft in der dritten Linie und ich hatte dort weitgehend Ruhe. Wie ist eigentlich Lemaire? Ein harter Hund? Wie meinen Sie das? Einer, der mal laut wird. Überhaupt nicht. Er sagt jedem Spieler ganz genau, was er zu tun hat. Tut er es nicht, so zeigt er ihm auf dem Video nochmals, was zu tun ist. Klappt es wieder nicht, spielt er nicht mehr. Die harte Seite bei Lemaire ist also, dass Fehlverhalten Konsequenzen hatte. Ja. Kommen wir nochmals auf das Thema Teamleader zurück: Wie definieren Sie einen Teamleader? Wie definieren Sie denn einen Teamleader? Nun ja, einer, der in der Kabine aufsteht und mal das Wort ergreift, wenn es nicht läuft. Einer, der auch auf dem Eis mal ein Spiel dreht. Ganz so einfach ist es nicht. Ob ein Spieler dazu in der Lage ist, eine Mannschaft zu führen, hängt auch von vielen Faktoren ab, die er nicht beeinflussen kann. Dazu gehören die Erwartungen des Managements und des Coaches, die Zusammensetzung des Teams beispielsweise. Aber es gibt Eigenschaften, die alle Leader auszeichnet. Ja, dazu gehören Konstanz über eine längere Zeitspanne hinweg und die Fähigkeit, wirklich fürs Team zu leben und ein Team zu formen. Es nützt nichts, wenn du die beste Saison deiner Karriere spielst, aber die Mannschaft nicht gewinnt. Warum hat es letztlich in Davos nicht geklappt? Wie soll ich diese Frage verstehen? Nun ja, Sie sind in Davos von Trainer Arno Del Curto in diesem Herbst nicht mehr eingesetzt und schliesslich bei Langnau gegen Oliver Setzinger eingetauscht worden. Das ist Ihre Sicht der Dinge. Ich sehe es anders: Davos hat mit mir im Team in drei Jahren zwei Meisterschaften gewonnen. Das ist doch nicht so schlecht, oder? Aber nicht mit Alexandre Daigle als Leitwolf. Nein. Der Leader in Davos ist Reto von Arx und ich hatte eine andere Rolle im Team. Für mich ist ein Leader auch einer, der die Rolle im Team einnimmt, die der Mannschaft nützt. Und doch sind Sie transferiert worden. Was für mich kein Problem ist.


Alexandre Daigle / SCL Tigers Arno hat mit mir immer offen über die Situation gesprochen. Es ist ein guter Entscheid für Davos und ein guter Entscheid für mich.

Aber Sie zügelten mit 21 nach Hollywood? Ja, das stimmt. Nach Westhollywood um ganz genau zu sein.

Kein Abschied im Zorn? Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Ich hatte in Davos eine wunderbare Zeit. Ich habe in Davos geheiratet und meine zwei Kinder sind in Davos zur Welt gekommen.

Weshalb? Ich habe zwei Jahre lang dort gelebt, weil das Klima so gut ist und weil ich dort meine Ruhe hatte. Wir waren im Sommer eine grössere Kolonie von Spielern und wir haben dort in aller Ruhe trainiert.

Aber warum dann doch der Transfer? Es gibt mehrere Faktoren. Erstens: Ich bin jetzt 34-jährig und möchte noch drei oder vier Jahre in der Schweiz spielen. In Davos wäre das nicht möglich gewesen. Also macht es Sinn, in ein neues Team zu wechseln, wo ich, wer weiss, diese Chance bekomme. Zweitens: Es ist, wie ich schon gesagt habe, ein Entscheid, der Davos hilft. Nicht meine Form ist entscheidend. Sondern das, was dem Team nützt. Wie haben Sie eigentlich Trainer Arno Del Curto erlebt? Er ist ein aussergewöhnlicher Trainer. Ich habe nie einen Coach erlebt, der sich so um seine Spieler kümmert und der so viel mit den Spielern spricht. Dass seine Trainings die besten sind, die ich je gehabt habe, ist nur eine Seite. Was mich ebenso beeindruckt hat, ist die Art und Weise wie er seinen Spielern auch neben dem Eis hilft. Sozusagen wie ein Vater? Das ist gar kein schlechter Vergleich. Könnte er auch eine Mannschaft in der NHL coachen? Das ist eine Frage, die erst beantwortet werden kann, wenn er einmal dort eine Mannschaft coachen würde. Erst dann wüssten wir, ob er auch in diesem Umfeld Erfolg haben könnte. Aber lassen Sie es mich so sagen: Wer über eine so lange Zeitspanne hinweg so viel Erfolg hat, ist ein sehr, sehr guter Coach und die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass er diesen Erfolg auch an einem anderen Ort haben kann. Wechseln wir für einmal das Thema: Hatten Sie 1998 tatsächlich eine Affäre mit Pamela Andersson? Erwarten Sie, dass ich darauf eine Antwort gebe? Ja. Im Archiv gibt es hunderte von Artikeln über Sie und da ist auch von Ihrer Hollywood-Vergangenheit die Rede. Es kümmert mich nicht, was geschrieben wurde. Über diese Zeit rede ich nicht und werde es nie tun. Ich war alleine, hatte keine Freundin und keine Familie und war nur für mich verantwortlich. Es ist meine Vergangenheit. Ich bereue nichts und ich hatte bisher ein wunderbares Leben. Okay. Aber Sie verstehen, dass mich das interessiert? Sicher. Und es gab unzählige Gerüchte. Und wenn ich angefangen hätte, mich dazu zu äussern, wäre ich verrückt geworden. Ich habe nur ein einziges Mal ganz klar Stellung bezogen. Als Gerüchte verbreitet wurden, ich hätte Drogen konsumiert. Das konnte ich nicht so stehen lassen. Denn ich habe nie Drogen konsumiert und werde nie Drogen konsumieren.

Sie sind also vor dem Rummel um Ihre Person nach Hollywood geflüchtet? So können Sie es sagen. Warum haben Sie dann später zwei Jahre lang gar kein Hockey mehr gespielt? Von meinem 8. bis zu meinem 25. Lebensjahr drehte sich mein ganzes Leben nur um Eishockey. Vom Aufstehen bis zum Schlafen gehen. Etwas anderes wusste ich nicht von dieser Welt. Da ist für mich der Moment gekommen, meinen Horizont zu erweitern. Wie haben Sie das getan? Ich habe die Welt bereist. Meistens alleine. Wie muss ich mir das vorstellen? Als Rucksacktourist, als Tramper? Na kommen Sie, das denn doch nicht. Ich hatte schon ein etwas grösseres Budget. Ich bin einfach rumgereist und habe es genossen. Sie haben es genossen, einfach Alexandre, der nette Kanadier zu sein und nicht der Nummer 1 Draft, der jedem seine Karriere erzählen muss. So ist es. Wo hat es Ihnen am besten gefallen? In Paris. Weil Paris ein wenig ist wie ihre Heimatstadt Montreal? Vielleicht. Es hat mir einfach sehr gefallen. Wo möchten Sie denn später mit Ihrer Familie leben? In der Schweiz

Alexandre Daigle (CAN) Geboren: Grösse / Gewicht: Zivilstand: Zwei Töchter:

7. Februar 1975 in Montreal 182 cm / 93 kg Verheiratet mit Genevieve. Siena (19 Monate) und Naomi (2 Monate).

Karriere in der NHL ab 1993/1994 bis 2005/2006: Ottawa, Philadelphia, Tampa, Rangers, Pittsburgh und Minnesota. Total: 616 Spiele, 129 Tore, 198 Assists, 186 Strafminuten (Qualifikation), 12 Spiele, 0 Tore, 2 Assists, 2 Strafminuten (Playoffs). – Beste NHL-Saisons mit je 51 Punkten: 1993/1994 (84 Spiele, 20 Tore, 31 Assists) und 1996/1997 (82 Spiele, 26 Tore, 25 Assists) mit Ottawa sowie 2003/2004 mit Minnesota (78 Spiele, 20 Tore, 31 Assists). – 2000/2001 und 2001/2002 spielte er kein Eishockey. Er nahm sich ein Karriere-Time Out. – Nr. 1 im Draft von 1993. Kein Stanley Cup. Seit 2006 in Davos, mit Vertrag bis 2011. Seit 31. Oktober 2009 von Davos im Austausch mit Oliver Setzinger vorerst bis Ende Saison 2009/2010 an die SCL Tigers ausgeliehen. – Meister mit Davos 2007 und 2009. – Unterschrieb im Sommer 1993 bei Ottawa den höchsten Vertrag, den je ein NHL-Neuling bekommen hat: 12,5 Millionen Dollar für fünf Jahre. kulturelle Vielfalt in Europa und ich möchte, dass meine Kinder das auch erleben und hier ausgebildet werden. Wollen Sie in Davos leben? Dort besitzen Sie eine ­Eigentumswohnung. Stimmt, ich habe in Davos eine eigene Wohnung gekauft. Weil es einfach ein besseres Gefühl ist, in den eigenen vier Wänden zu leben und eine Immobilie in der Schweiz ist eine gute Investition. Wo wir einmal leben möchten, kann ich noch nicht sagen. Ich denke, Lausanne könnte uns gefallen. Wir werden sehen. l

Weshalb? Wir haben in Kanada eine sehr hohe Lebensqualität. Aber das beste Land um meine Kinder grosszuziehen, ist die Schweiz. Hier ist, wenn Sie so wollen, alles perfekt. Ich möchte, dass meine Kinder hier aufwachsen. Dass meine Kinder Italien, Spanien, Frankreich sehen. In Nordamerika fahren Sie neun Stunden und es ist immer noch alles genau gleich: Das TV-Programm, das Essen, die Sprache. Mich fasziniert die

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Virtual National League

«Wir trainieren jeden Näher geht nicht – SLAPSHOT und die Virtual National League SLAPSHOT ist offizieller Presenting Partner der ­Virtual National League und wird sowohl auf slapshot.ch als auch in den weiteren Ausgaben des Magazins umfassend über die VNL berichten. Zudem wird SLAPSHOT die Events hautnah mitverfolgen.

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In der Oldies-Bar, der «Disco-Bar» der PostFinance-Arena, wurde am 31. Oktober 2009 der zweite Spieltag der Virtual National League ausgetragen. Die Kloten Flyers zeigten sich erneut spielstark und konnten die Tabellenführung mühelos verteidigen. Das virtuelle Team der Rapperswil Jona Lakers folgt mit 37 Punkten auf Rang 2. Den dritten Zwischenrang teilen sich der HC Fribourg-Gottéron und der SC Bern mit 35 Punkten.


Virtual National League – die Spielplan Übersicht

Ort

Datum

Runde

Zug Lugano Kloten

Sa. 12.12.2009 Sa. 16.01.2010 Sa. 06.03.2010

QR 18–30 QR 31–40 QR 41–50

Playoffs

Bern / Westside

Sa. 27.03.2010

Eishockey.» Zehn Punkte beträgt der Vorsprung der ­Zürcher auf die zweitplatzierten Lakers. Den Grund dafür sieht Steven Baumann in erster Linie im Fleiss: «Wir trainieren praktisch jeden Abend mit dem Team», erklärt er. Das Ziel formuliert er noch vorsichtig: «Wir wollen in erster Linie die Playoffs erreichen und dort in die Halbfinals vordringen, alles andere ist Zugabe.» Trotz dem komfortablen Vorsprung weiss er auch, wo sich sein Team noch steigern kann: «Wir müssen uns im defensiven Spielverhalten verbessern.» Anfänglich bekundeten die Flyers allerdings auch noch aus einem anderen Grund grosse Schwierigkeiten: «Da wir immer den Modus spielen, bei dem jeder Gamer nur einen Spieler steuert, hatten wir gros­se Anpassungsprobleme, da bei der Virtual National League zwei Gamer zeitgleich fünf Spieler steuern mussten», sagt Steven Baumann.

n Abend» Text: Simon Laager Fotos: Reto Fiechter «Es hat wirklich Spass gemacht in Bern. Sowohl die Location als auch die Stimmung unter allen Teilnehmern waren top», erklärt Steven Baumann, Captain der Kloten Flyers, am Spieltag. Nach dem erfolgreichen Start der Virtual National League in Fribourg lässt in der Tat auch der zweite Spieltag in der Berner PostFinance-Arena nichts zu wünschen übrig. In der Oldies-Bar, in der ansonsten nach den Heimspielen des SCB ausgiebig gefeiert wird, sind für ein-

mal statt Musik und DJ Set XBOX-Konsolen und TV-Screens im Einsatz. Die Gamer können sich vom direkten Blick aufs Eisfeld der PostFinance-Arena inspirieren lassen und zeigen wie schon in Fribourg virtuelles Eishockey auf höchstem Niveau. Insbesondere die Kloten Flyers spielten stark und bestätigen ihre tolle Form und damit auch die Tabellenführung. «Wir haben uns innerhalb des Teams sehr gut ergänzt, die Spielstrategie ist voll und ganz aufgegangen», zeigt sich Steven Baumann zufrieden, um sogleich auch die Taktik zu erklären: «Wir spielten jeweils im 1. Drittel auf Abwarten und wechselten dann auf Vollgas-

Die Elite Europas Die Kloten Flyers gehören in diesem Mehrspieler-Modus zu den besten Teams Europas. «Letztes Jahr holten wir bei einem europäischen Online-Wettbewerb den vierten Platz», sagt Baumann stolz. Den Modus mit 5:5 spielten die Kloten Flyers auch schon «erfolgreich», wie Steven Baumann sagt, gegen die ZSC Lions und die Bieler. «Es macht wirklich Spass, andere Gamer kennenzulernen und gemeinsam diese Virtual National League-Meisterschaft zu bestreiten», bilanziert er. l Sämtliche Teams, Resultate und Ranglisten werden laufend auf der offiziellen Homepage der National League publiziert und aktualisiert: www.nationalleague.ch

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History: Das Album

Das Panini-Album gehรถrt Michel Bongard und stammt von 1984.


HC Fribourg-Gottéron – 1984

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InTeam

Die Captains als Vorbilder!

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Die Captains der National League A

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Andy Näser (HC Lugano) und Paolo Duca (HC Ambrì-Piotta) repräsentieren ihre Arbeit­ geber im Armdrücken um die Vorherrschaft im Tessin. Ist das eine ihrer Aufgaben als ­ tain? Sind sie Vorbilder, Leithammel, Teamcap Integrationsfiguren oder Topscorer? Ein bisschen von allem – wie SCB-Captain Martin Plüss. Oder nichts von allem – wie Fribourg-Captain Shawn Heins. SLAPSHOT hat die Sozialstruk­ turen der zwölf NL A-Teams analysiert.


InTeam

Häuptlinge

Wenn eine Mannschaft verliert, sprechen wir sehr schnell die Teamleader an und nehmen sie in die Kritik. «Hat dieses Team Führungsspieler, solche die in der Garderobe aufstehen und das Wort ergreifen?» Fragen wir uns dann. Ein Indiz dafür, dass erfolglose Mannschaften ein Hierarchieproblem haben. Und solche die gewinnen nicht. Text: Jürg Federer Fotos: Pius Koller «Zu viele Indianer, zu wenige Häuptlinge». Diese kurze, prägnante Analyse einer mannschaftsinternen Teamhierarchie hält oft hin, wenn ein talentiertes Team mental auf Abwege gerät und unerklärlich oft verliert. Die Führungsspieler, die Häuptlinge, sind dann gefordert. Doch was zeichnet sie aus, die Teamleader? Welchen Erfahrungsschatz müssen sie mitbringen, bis sie ein Team anführen können? Sind Teamcaptains auch automatisch Teamleader? Oder gibt es auch solche Mannschaftskapitäne, die sich auf die «operative Ebene» der

Zusammenarbeit mit den Schiedsrichtern beschränken? SLAPSHOT hat nachgefragt und mit ehemaligen, aktuellen und zukünftigen Eishockeystars gesprochen. Und dabei zwölf völlig individuelle Captain-Persönlichkeiten kennengelernt und zwölf völlig unterschiedliche Sozialstrukturen. Ein Patentrezept gibt es keines.

Spielerische Klasse Es gibt viele Modelle, eine Teamhierarchie einzuführen. Meistens ist der Teamcaptain der Leithammel, wie zum Beispiel in Bern, wo sich Topstürmer Martin Plüss und Aggressivleader Jean-Pierre Vigier die Verantwortung teilen.

Teamcaptains sind das Bindeglied zwischen dem Coach, der Mannschaft und dem Schiedsrichter.

Wie der Fall HC Davos, mit Führungsspieler Reto von Arx und Teamcaptain Sandro Rizzi aber zeigt, ist das «Berner Modell» durchaus auch abdingbar. Oft ist der dienstälteste Spieler aufgrund seiner Identifikation mit seinem Club und dessen Fans automatisch auch ein Führungsspieler. Trotz gegenüber den Topskorern und Ausländern minderer spielerischer Klasse haben sie ihren Mannschaftskollegen einen geographischen Vorteil voraus. Sie sind die Lokalmatadoren, Identifikationsfiguren einer Region und die Gesichter einer Organisation wie zum Beispiel Biels Mathieu Tschantré. Die klassischen Teamleader sind aber die Akteure, die aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus gelernt haben, Niederlagen in positive Energie umzuwandeln und gestärkt aus einer Krise herauszukommen. Solche Spieler, die «durch den Dreck» gegangen sind, entwickeln mit der Zeit eine Dynamik, mit der sie das ganze Team anstecken können. Wenn sie in einer schwierigen Situation das Wort ergreifen, können sie ein ganzes Team aus der Krise heben. Wer so einen positiven Einfluss auf seine Mitspieler hat, der ist der geborene Teamleader. Wer gut arbeitet und spielt, weil es sich gehört und nicht weil es einem Ruhm und Ehre bereitet, der lebt einer ganzen Mannschaft vor, was der Coach in 1000 Worten nicht ausdrücken könnte. Und deshalb sind Teamleader so wichtig für ihre Mannschaften. Sie entwickeln einen Draht zum Coach und zur Mannschaft, den nur sie aufrecht erhalten können. Fällt der Coach einen schwierigen Entscheid, zum Beispiel die Entlassung eines Spielers in eine tiefere Spielklasse, ist der Teamcaptain als Leader seiner Mannschaft oft schon früher informiert. Nicht selten wohnt er dem Gespräch bei, in dem der Coach seinem Mitarbeiter den unbeliebten Entscheid mitteilt, manchmal begründet er ihn danach noch in seinen Worten. Vor diesem Hintergrund ist es nur verständlich, dass die Coaches ihre Captains gerne selber wählen. So geschehen zum Beispiel in Rapperswil, wo sich die Lakers-Spieler Loïc Burkhalter als Teamcaprtain gewünscht hatten. Nicht aber Headcoach Raimo Summanen. Er wollte Thierry Paterlini und so kam es auch. Wie die ersten Saisonspiele zeigen, mit Erfolg.

Gut spielen können Alle Lokalmatadoren, clubtreue Seelen oder durch Niederlagen gestärkte Topkorer, eines haben die Teamleader gemeinsam: Sie sind überdurchschnittlich gute Eishockeyspieler. Denn darum geht es schlussendlich. Eine Mannschaft muss Eishockeyspiele gewinnen. Wer offensichtlich einen Beitrag dazu leistet, eignet sich zum Teamleader. Wer nur mitläuft, nicht. l 24


Soziale Strukturen der NL A-Clubs

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HC Ambrì-Piotta

Das Fundament stimmt Die Sozialstruktur in Ambrì ist bemerkenswert gut und zeigt, dass der abgesetzte Sportchef Peter Jaks seine Arbeit sehr gut gemacht hat. Mit Paolo Duca hat Ambrì einen charismatischen Leader, der (fast) auf gleicher Stufe mit Reto von Arx, Sandy Jeannin und Goran Bezina steht. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Eigentlich hätte auch Erik Westrum die Fähigkeiten, um auf Augenhöhe mit Paolo Duca die Mannschaft zu führen und zu befeuern. Aber es gibt einen Grund, warum ein Spieler mit seiner Klasse in Ambrì und nicht anderswo spielt: Er hat seine Emotionen zu wenig unter Kontrolle und kreiert (zu) oft in kritischen Situationen eine negative Stimmung. Das Fundament für bessere Klassierungen wäre mit der Hierarchie in der Kabine gelegt. Könnte das Kader mit zwei oder drei wirklich guten Spielern ergänzt werden, dann hätte Ambrì die Sozialstruktur, um das Überraschungsteam der Liga zu werden.

Alpha-Tiere

Paolo Duca

Beta-Tiere Kirby Law, Alain Demuth, Erik Westrum, Zdenek Kutklak, Reto Stirnimann Gamma-Tiere Julian Walker, Reto Kobach, Noah Clarke, Dave Schneider, Mirko Murovic, Lovis Schönenberger, Roman Botta, Ralph Bundi, Marc Gautschi, Thomas Bäumle, Mattia Bianchi, Ralph Bundi, Gregory Christen, Jakub Horak, Daniele Mattioli

Paolo Duca – Der Schwerstarbeiter Paolo Duca, Flügelstürmer, 3. Juni 1981, 187cm, 84kg Clubs: U20-Nationalmannschaft, HC AmbrìPiotta, ZSC Lions, EV Zug, HC Ambrì-Piotta, A-Nationalmannschaft. Paolo Duca ist der klassische Teamcaptain. Sein sportliches Talent kam beim EV Zug zum Vorschein, wo der Flügelstürmer nur in zwei von seinen fünf Karrierejahren zum Stammkader zählte und vom süssen Saisonbeginn bis zum bitteren Playoffende eine Rolle in den Überlegungen seiner Coaches spielte. Duca ist nicht talentiert, Duca ist nicht überaus gross und er ist nicht auffallend kräftig. Duca ist kein Techniker, er hat hölzerne Hände und wenig offensive Überraschungsmomente. Was hat also dieser Duca als Captain des HC Ambrì-Piotta zu vermelden? Einem Club, der traditionell von den aufopfernden Leistungen seiner Ausländer lebt und atmet? Paolo Duca hat in den vergangenen zwei Jahren die Topskorer-Krone der Schweizer in Ambrì gewonnen, letzte Saison liess er sogar die starken Ambrì-Ausländer hinter sich und wurde PostFinance-Topscorer. In der aktuellen Saison ist Duca auf bestem Weg, diesen Erfolg zu wiederholen. Dieser Wandel vom Zuger Reservisten zum Ambrì-Topskorer, vom Saulus zum Paulus, hat nichts mit Ducas Talent zu tun. Davon hat der Tessiner bekanntlich wenig. Aber Duca hat eine Trainingsund Arbeitsintensität, von der sich jeder AmbrìAusländer – und wir meinen wirklich jeden – eine Scheibe abschneiden könnte. Paolo Duca, das ist Energie, das ist Biss, das ist Leidenschaft. Mit diesen Attributen hat sich der Zuger Reservist zum Ambrì-Topscorer gemausert. Und damit ganz nebenbei jedem Ambrì-Teammitglied vorgelebt, was sich jeder Trainer in seiner Garderobe wünscht: Grenzenlose Aufopferung, Demut, Lernbereitschaft und Einsatzbereitschaft. Wer Duca sieht, wie er – wie eine Dampfwalze – die Flügel auf und ab walzt, wie er voller Emotionen, mit weit aufgerissenen Augen und zusammengepressten Lippen, in den Ecken kämpft, der weiss, weshalb ein mässig talentierter Spieler mit wenig Aussichten, jemals noch mehr zu werden als ein durchschnittlicher NL A-Spieler, Teamcaptain von Stars wie Erik Westrum oder Kirby Law sein kann. Duca ist schlichtweg das beste Beispiel an Schwerstarbeit, das sich jeder Coach in seinem Captainteam wünscht. l

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EHC Biel

Auf allen Ebenen gut besetzt Die oberste Führungsebene des EHC Biel ist für ein Team mit diesem kleinen Budget überraschend stark besetzt und das ist mit ein Grund, warum die Bieler in der ersten Saisonhälfte das Überraschungsteam der Liga sind. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Der EHC Biel hat eine beeindruckende Führungsbalance aufgebaut. Von der obersten Führungsstufe der Alphatiere bis hinunter auf die dritte Ebene der Gamma-Tiere – man könnte sie etwas böse auch Mitläufer nennen – hat der EHC Biel Spieler im Kader, die unter anderen Bedingungen mehr als einfach Mitspieler wären. Der Aufbau dieser Mannschaft trägt die Handschrift ­eines Sportchefs (Kevin Schläpfer), der in Eis­hockeydingen eine sehr hohe Sozialkompetenz beweist. So ist es zum Beispiel kein Zufall, dass es Schläpfer als Nottrainer gelang, den EHC Biel in der Ligaqualifi­kation in der höchsten Spielklasse zu halten. Schläpfer gelang der Coup nur mit Sozialkompetenz, als Coach hatte er, das wissen wir, null Erfahrung. Und in der ersten ­Saisonphase der neuen Meisterschaft hat der EHC Biel genau aus demselben Grund spielerisch überrascht. Gerade weil in Biel die Garderobe mit Führungsspielern gespickt ist, die unter anderen Umständen einen viel höheren Machtanspruch äussern würden, der EHC Biel es als Organisation aber versteht, aus diesen Alphatieren ein Team zu formen, ist der EHC Biel ein Kandidat für die Playoffüberraschung.

Alpha-Tiere Sébastien Bordeleau, Curtis Brown, Martin Steinegger, Mathieu Tschantré, Rico Fata, Rick Jackman, Emanuel Peter Beta-Tiere Thomas Nüssli, Serge Meyer, Manuel Gossweiler, Mauro Beccarelli Gamma-Tiere Reto Berra, Pascal Caminada, Marco Truttmann, Kevin Lötscher, Kevin Gloor, Stefan Tschannen, Joël Fröhlicher, Deny Bärtschi, Gianni Ehrensperger, Clarence Kparghai, Philippe Seydoux, Adrian Trunz 28

Mathieu Tschantré – der Gentleman

Mathieu Tschantré, Center, 4. April 1984, 173cm, 80kg Clubs: EHC Biel Wäre Mathieu Tschantré nicht 2008 mit dem EHC Biel in die NL A aufgestiegen, der kleine Mittelstürmer hätte ein Leben lang nicht in der National League A gespielt. Trotz TopscorerQualitäten, Kultstatus im Seeland und Führungseigenschaften, für die NL A ist Tschantré eigentlich zu klein und seine offensive Ausbeute hat sich mit dem Ligawechsel auch auf die Hälfte reduziert. Als es dann aber darum ging, mit dem EHC Biel nach der ersten NL A-Saison gegen den Abstieg zu spielen, war Tschantré mit 12 Punkten aus 20 Spielen der zweitbeste Skorer seines Teams. Und das untermauert, weshalb Tschantré auch in der NL A der richtige Captain für den EHC Biel ist: Tschantré ist so vom EHC Biel durchtrieben, dass kein offensiver Schillerfalter auch nur einen Hauch von Tschantrés Identifikation mit seinem Arbeitgeber an den Tag legen kann. Egal wie viel Glanz und Gloria er sich erspielt. Und dass die offensiven Führungsspieler des EHC Biel ihre Rolle hinter dem kleinen Tschantré akzeptieren, hat damit zu tun, dass der Bieler ein feiner Gentleman ist. Er versteht es, sich im richtigen Moment zurückzunehmen. Deshalb können in Biel Alpha-Tiere und Gamma-Tiere koexistieren. l


Fribourg-Gottéron

Die dritte Ebene als Fundament Eine gute Struktur mit

einem charismatischen Leader in der Kabine und einem Leader auf dem Eis: Sandy Jeannin, gleich alt wie Reto von Arx, ist die welsche Antwort auf den HCD-Leitwolf. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Julien Sprunger hat durch seine wichtigen Tore in den entscheidenden Momenten eine natür­ liche Leaderrolle auf dem Eis. Die Ausfälle von Jeannin und Sprunger sind ein wichtiger Grund für den völlig verpatzen Saisonstart. Die dritte Führungsebene ist eine der stärksten der Liga mit Spielern, die in kritischen Situationen enorm viel Energie ins Spiel bringen und für den «heiligen Zorn» von Gottéron stehen – viele dieser Spieler können nur im ganz besonderen Reizklima auf dem Planeten Gottéron eine Rolle spielen. Bei der Konkurrenz würden sie zu ganz gewöhnlichen Mitläufern schrumpfen.

Shawn Heins – der Anticaptain Shawn Heins, Verteidiger, 24. Dezember 1973, 190cm, 97kg Clubs: Mobile Mystricks, Kansas City Blades, San Jose Sharks, Kentucky Thoroughblades, Team Canada, Pittsburgh Penguins, Chicago Wolves, Atlanta Thrashers, Eisbären Berlin, Hannover Scorpions, EHC Basel, HC Fribourg-Gottéron. Shawn Heins ist der Beweis: Ein Teamcaptain muss nicht der Leithammel einer Mannschaft sein. Der Kanadier ist kein charismatischer Leader in der Garderobe, er ist viel mehr eine gute Seele, oft eine sympathische Witzfigur. Alpha-Tiere Sandy Jeannin, Julien Sprunger Beta-Tiere Serge Aubin, Sébastien Caron, Shawn Heins, Gaëtan Voisard Gamma-Tiere Lukas Gerber, Marc Leuenberger, Alain Birbaum, Michael Ngoy, Benjamin Plüss, Mark Mowers, Mark Knoepfli, Robin Leblanc, Valentin Wirz, Andrej Bykow, Cédric Botter, Corsin Casutt, Franco Collenberg, Witali Lachmatow

Heins ist auch kein gutes Vorbild für seine Mitspieler, zu oft ist der temperamentvolle Verteidiger auf der Strafbank oder ganz suspendiert. Und doch ist Shawn Heins der richtige Captain des HC Fribourg-Gottéron. Leaderrollen bekleiden in seinem Team andere Spieler wie zum Beispiel Nationalstürmer Sandy Jeannin. Jeannin ist ein begnadeter Techniker auf dem Eis und ein vorbildlicher Musterprofi in der Garderobe. Für viele Coaches wäre Jeannin der ideale Captain des HC Fribourg-Gottéron. Heins ist dem gegenüber ein durchtriebener Eishockey-Ruch, spielerisch limitiert aber physisch dafür immer präsent. Heins hat nichts von Jeannins Diplomatie und Weichherzigkeit. Und genau deshalb ist Heins der richtige Captain des HC Fribourg-Gottéron. Führungsaufgaben übernimmt der Kanadier auf dem Eis, wenn er seinen HC FribourgGottéron mit über 30 Minuten Eiszeit antreibt. In der Garderobe, da ergreifen andere das Wort. Aber weil Heins ein durchtriebener Eishockeyprofi ist, der alle Mätzchen und Spässchen kennt, die jemals im Umfeld von Eisfeldern ausgeübt und wieder vergessen wurden, kann er Schiedsrichter beeinflussen wie kein anderer, er versteht es, sich Respekt zu verschaffen wie Chris McSorley und er kann Linienrichter einschüchtern wie Andreas Hänni zu seinen besten Zeiten. Vielleicht rühren die Probleme des HC Fribourg-Gottéron zum Saisonstart daher, dass sich in Fribourg zu viele Spieler Unarten von Heins abschauen. Sicher aber rühren die jüngsten Freiburger Playofferfolge auch daher, dass Heins für Gottéron in der Abwehr steht, bis das bittere Ende kommt. Für einen konventionellen Captain hat Heins zu viele Ecken und Kanten. Der Fribourger Strafbankkönig fehlt seiner Mannschaft zu viel, um Vorbild zu sein. Er ist ein Anticaptain. Deshalb beschränkt sich Heins auf seine Eishockeytrickkiste und kommuniziert für seinen Coach Serge Pelletier mit den Schiedsrichtern wie ein alter, schlauer Fuchs. Und darin ist Heins der beste Captain, den man sich vorstellen kann. l

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SC Bern

Eine auf den Kopf gestellte

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e Pyramide

Die Sozialstruktur des SC Bern erklärt das spektakuläre Scheitern der letzten vier Jahre (dreimal in der ersten Playoffrunde out). Die teuren und talentierten Titanen dominieren die Qualifikation und die vielen leichten Siege nähren die Egos. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Kein anderes Team ausser Lugano hat so viele Spieler, die aufgrund ihres Salärs, ihres Talentes und ihres politischen Einflusses den Anspruch auf einen Platz in der obersten Führungsetage erheben. Aber wenn es im Playoff um «Alles oder Nichts» geht, ist es bei den vielen selbsternannten Alpha-Tieren und schlauen Opportunisten wie Ivo Rüthemann und Christian Dubé zu einfach, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Im Grunde ist die Sozialstruktur beim SC Bern auf den ersten beiden Ebenen eine auf den Kopf gestellte Pyramide und nichts illustriert diese aus den Fugen geratene Hierarchie besser als die Tatsache, dass sich die Berner als einziges Team der Liga gleich zwei Captains leisten: Martin Plüss und Jean-Pierre Vigier. Und die grosse Anzahl Spieler in der dritten Ebene zeigt die Tiefe im Kader auf.

Martin Plüss – der Klassiker Martin Plüss, Center/Flügel, 5. April 1977, 174cm, 85kg Clubs: U20-Nationalmannschaft, Kloten Flyers, Frölunda Indians, SC Bern, Nationalmannschaft. Martin Plüss ist der klassische Teamcaptain. Er schiesst Tore, arbeitet hart und demütig, er ist dem Coach hörig und er hat einen Rucksack voller Erfahrungen. Jean-Pierre Vigier – der Kommunikator Jean-Pierre Vigier, Flügelstürmer, 11. September 1976, 182cm, 86kg Clubs: Orlando Solar Bears, Atlanta Thrashers, Chicago Wolves, HC Genf-Servette, SC Bern. Jean-Pierre Vigier ist kein Frankokanadier. Sein Name klingt nur so. Und damit ist auch das letzte Argument entkräftet, weshalb der SC Bern neben Martin Plüss noch einen zweiten Teamcaptain bräuchte. Wäre Vigier frankophon, so könnte er diese in Bern stark vertretene Spielergilde repräsentieren. Aber eben: Vigier ist kein Frankokanadier. Wozu also zwei Captains? l «Alpha-Tiere» Martin Plüss, Jean-Pierre Vigier, Thomas Ziegler, Ivo Rüthemann, Christian Dubé, ­Travis Roche, Brett McLean, Lubos Bartecko, Marc Reichert, Marco Bührer «Beta-Tiere» Beat Gerber, Simon Gamache, Roman Josi, Trevor Meier «Gamma-Tiere» Andreas Hänni, Dominic und Daniel Meier, Alex Chatelain, Etienne Froidevaux, Pascal Berger, Caryl Neuenschwander, Philippe ­Furrer, David Jobin, Philipp Rytz, Martin Stettler

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Kloten Flyers

Kann eine flache Hierarchie Erfolg bringen? Kloten hat überdurchschnittlich viele Führungsspieler. Aber keiner ist so charismatisch wie einst der heutige Trainer Felix Hollenstein in den ruhmreichen 1990er Jahren. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Die oberste Führungsetage ist eher zu stark be­ setzt und keiner von Klotens Alphatieren hätte diese Position bei Davos, Servette oder den ZSC Lions auf sicher. Dafür sind die Flyers eine recht pflegeleichte Mannschaft mit einer verhältnis­ mässig flachen Hierarchie und basisdemokra­ tischer Landsgemeinde-Mentalität. Also im guten Sinne des Wortes eine Dorfmannschaft. Deshalb ist es auch eine Mannschaft, die, wenn es läuft, sehr, sehr weit kommen und über lan­ ge Zeit ein hohes Niveau halten kann. Aber die verhältnismässig wenig Spieler hat, die eine Partie wenden können, wenn der Puck nicht Klotens Wege gehen will.

Frédéric Rothen – der Kumpel Frédéric Rothen, Stürmer, 26. Januar 1976, 180cm, 86kg Clubs: U20-Nationalmannschaft, HC Ajoie, Kloten Flyers, HC Davos, EV Zug, Kloten Flyers Talent oder Arbeitseinstellung? Diese Frage muss sich jeder Kloten-Coach stellen, wenn er seinen Teamcaptain bestimmen will. Die Klote­ ner Führung hat sich offensichtlich für Arbeits­ einstellung entschieden. Frédéric Rothen ist in Kloten, was Andy Näser in Lugano ist: Aggres­ sivleader, Vorbild, Schwerarbeiter. Aber nur Frédéric Rothen ist mit diesen Attributen auch Alpha-Tiere Frédéric Rothen, Ronnie Rüeger, Michael ­Liniger, Benjamin Winkler, Marcel Jenni, Sven Lindemann, Mark Bell, Kimmo Rintanen, Tomy Santala, Roman Wick. Beta-Tiere Félicien DuBois, Patrick von Gunten, Steve Kellenberger Gamma-Tiere Radek Hamr, Arnaud Jacquemet, Victor Stancescu, Julien Bonnet 32

der richtige Teamcaptain für sein Team. Weil Kloten nur dann ein Spitzenteam ist, wenn wirklich alles zusammenstimmt, jeder alles gibt und fehlendes Talent durch Aufopferung und Kampf wettgemacht wird.

Kadertiefe durch Aufopferung Frédéric Rothen ist im kargen Jura aufgewach­ sen und ging vor 17 Jahren beim HC Ajoie erst­ mals auf Tuchfühlung mit der National League A. Er hat den Abstieg der Jurassier in die NL B erlebt, er wurde Schweizer Meister mit den ­K loten Flyers, tauchte mit dem EV Zug in die Playouts und überkam erst letztes Jahr mit sei­ nem Kiefer-Trümmerbruch eine schwere Lang­ zeitverletzung. Der Weg, den Frédéric Rothen gegangen ist, ist bei genauerer Betrachtung lange, mühsam und von Rückschlägen geprägt. Dass der heute 33-Jährige immer wieder ge­ stärkt aus diesen Rückschlägen hervorgegan­ gen ist, macht aus ihm den idealen Team­ captain der Kloten Flyers. Es könnte aber genausogut Sven Lindemann oder Benjamin Winkler sein. Rothen, Winkler, Lindemann, sie alle stehen für eine aufsässisge, passionierte und aufopfernde Spielweise. Attribute, mit denen die Kloten Fly­ ers vom Dorfclub zum Meisteranwärter mutiert sind. Sie verkörpfern quasi das Erfolgsrezept der Kloten Flyers: Kadertiefe durch mann­ schaftsdienliche Leistungen. Ein Team voll mit Captains Natürlich könnte man ohne wenn und aber Marcel Jenni zum Teamcaptain der Kloten Fly­ ers ernennen. Die lokalen und nationalen Medi­ en würden sich die Hände in Vorfreude auf süf­ fisante Zitate des Lebemannes freuen und ein Teamcaptain Marcel Jenni würde den kleinbäu­ erlichen Vorstadtklotenern auch eine gewisse mondäne Ausstrahlung verleihen. Man könnte auch ohne zu diskutieren Kimmo Rintanen zum Teamcaptain der Kloten Flyers ernennen. Jedes Ohr in und um die Kolping Are­ na würde gespannt lauschen, wenn Rintanen

spräche, in Erwartung von diffizilen, gut abge­ wogenen Analysen der sportlichen Leistung und teaminternen Verfassung seiner Mann­ schaft. Ja auch Roman Wick wäre ausser Frage ein gu­ ter Teamcaptain. Der leidenschaftliche Poker­ spieler und Organisator aller erdenklichen und undenkbaren Teamaktivitäten ist in seiner Na­ tur und Person ein Mensch, der eine Gruppe vereint und zu Spiel und Spass antreibt.

Mit Rothen zurück an die Spitze Kaum eine Mannschaft der National League A hat so viele verschiedene Persönlichkeiten auf der obersten Führungsstufe ihrer Organisation. Rothen der Schwerarbeiter, Ronnie Rüeger der Routinier, Michael Liniger der Feinfühlige, Ben­ jamin Winkler der Traditionalist, Marcel Jenni der Showinist, Sven Lindemann der Sozialist, Mark Bell der Artist, Kimmo Rintanen der Vir­ tuose, Tommy Santala der Introvertierte und Roman Wick – das Gegenteil – der Extrover­ tierte. So ein Potpourri von Persönlichkeiten liesse sich nie von einem Showinisten oder einem So­ zialsten führen. Zu gross wären die Differenzen zwischen den Charakteren, zu gross das Poten­ tial für Missverständnisse und störende Ne­ bengeräusche. Was die vielfältigen Klotener Eishockeyprofis aber auf einen Nenner runter­ bricht ist ihre Leidenschaft, ihre Arbeitseinstel­ lung, ihre Aggressivität. Diese Attribute mach­ ten aus den Kloten Flyers ein Spitzenteam. Und deshalb sind Benjamin Winkler, Sven Linde­ mann oder eben Frédéric Rothen die richtigen Teamcaptains für ein Team wie die Kloten Fly­ ers. Sie leben täglich vor, was Anders Eldebrink und Felix Hollenstein in stundenlangen Vorträ­ gen nicht erzählen könnten. Und zu guter letzt ist es wohl kein Zufall, dass die Kloten Flyers dann wieder zu einem Spitzenteam zusammen­ gewachsen sind, als mit Frédéric Rothen ein Schwerarbeiter das Captainamt von einem Of­ fensivvirtuosen wie Romano Lemm übernom­ men hat. l


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HC Davos

Es kann nur einen geben DA

VOS

Die nahezu perfekte Sozialstruktur. Es ist also durchaus kein Zufall, dass der HCD die erfolgreichste Mannschaft des 21. Jahrhunderts ist. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Leitwolf Reto von Arx steht seit Jahren über allen anderen und auf Augen­ höhe mit Trainer Arno Del Curto und es spielt ihm keine Rolle, wer unter ihm Captain, Ausländer oder halt Topskorer ist. Auf der zweiten Ebene trägt ein harter Kern von langjährigen Spielern die Mannschaft. Zusam­ men mit Reto von Arx bilden sie die «Zeugen Del Curtos» und sind in einer Art Hockey-Blutsbrüderschaft miteinander verbunden. Selbst in der dritten Führungsebene stehen Spieler mit Nationalmannschaftserfahrung oder Ausländer. Bei dieser starken Sozialstruktur fällt es dem Trainer leicht, immer wieder junge Spieler in kritischen Situationen oder selbst während einer Playoff-Finalserie auflaufen zu lassen.

Sandro Rizzi – der unter dem Radar Sandro Rizzi, Center, 22. Oktober 1978, 183cm, 86kg Clubs: U20-Nationalmannschaft, HC Davos, Nati­ onalmannschaft. Sandro Rizzi war Arno Del Curtos Vorteil gegen­ über Anders Eldebrink im Playoffinal des HC Davos gegen die Kloten Flyers vom vergangenen Früh­ ling. Rizzi ist einer der am meisten unterschätzten Defensivcenter der National League. Sein Pensum wird in anderen Mannschften von NHL-Stars wie Curtis Brown oder Nationalstürmern wie Thomas Ziegler absolviert. Und anders als Berufskollegen seiner Gattung tritt Rizzi auch regelmässig offen­ siv in Erscheinung. So wurde der HC Davos zum Beispiel noch nie Meister, wenn Rizzi weniger als zehn Skorerpunkte erzielt hat. Letzte Saison waren es 27. Gegenüber den Kloten Flyers war das ein meisterschaftsentscheidender Unterschied. Qualifiziert das Rizzi zum HCD-Captain? Ja, wie auch die 13 Jahre, die er schon ununterbrochen für die Bündner spielt. Aber eigentlich ist es egal, wer in Davos Captain ist. Rizzi muss als Teamcaptain die Sprache der Schiedsrichter verstehen, er muss Reto von Arx als Leithammel akzeptieren und un­ ter Arno Del Curto dienen – mehr nicht. Und weil Rizzi das tut, ist er der richtige HCD-Captain. l Alphatiere Reto von Arx Beta-Tiere Jan von Arx, Sandro Rizzi, Marc Gianola, Josef Marha, Daniel Widing, Leonardo Geno­ ni, René Back, Tim Ramholt, Dario Bürgler Gamma-Tiere Peter Guggisberg, Petr Taticek, Oliver ­Setzinger, Mathias Joggi, Dino und Marc ­Wieser, Beat Forster, Robin Grossmann, ­Gregory Sciaroni, Lukas Stoop

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HC Lugano

Zuviele Köche versalzen die Die Sozialstruktur zeigt, warum der HC Lugano fast nicht mehr coachbar ist. Wie beim SC Bern ähnelt die Hierarchie einer auf den Kopf gestellten Pyramide. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Zu viele Spieler, die sich aufgrund ihres Salärs, ihrer Erfahrung, ihres politischen Einflusses oder ihres Ta­ lentes als Leader sehen, die aber heute zu wenig Charisma oder spielerische Klasse haben, um tat­ sächlich auf und neben dem Eis die Mannschaft füh­ ren zu können. Solche üppig besetzten Chefetagen bilden sich nur bei Hockey-Unternehmen, die zu viel Geld und im sportlichen Bereich eine zu wenig star­ ke Führung haben. In der NHL wäre Lugano ein ge­ radezu klassicher Fall für ein «House cleaning.»

Andy Näser – Captain auf weiter Flur Andy Näser, Stürmer, 21. Juli 1974, 182cm, 90kg Clubs: HC Davos, HC Lugano, Nationalmannschaft Andy Näser spielt seine 13. Saison im Dress des HC Lugano. Der Bündner wurde längst zu einer tessiner Identifikationsfigur. Damit ist Andy Näser der logi­ sche Captain des HC Lugano. Der 35-Jährige ist si­ cherlich auch Luganos Schwerstarbeiter. Kaum ein NL A-Stürmer läuft so viel, arbeitet so beherzt und setzt sich so passioniert für seinen Arbeitgeber ein wie Andy Näser. Der perfekte Teamcaptain also? Ja, aber nicht für den HC Lugano. Die Bianconeri sind eine von Stars gespickte Truppe, ein von Offensiv­ künstlern verseuchtes Feuerwerk, das in seiner Teamleistung wie ein Antipode zu Näser und seiner vorbildlichen Arbeitseinstellung wirkt. Der HC Luga­ no spielt 2009 Eishockey wie die Russen Vodka trin­ ken. Unentwegt aber auch desinteressiert. Andy Näser wirkt da in der Lugano-Garderobe wie der Gründer der Anonymen Alkoholiker in der Spelunke «Osteria Resega»: Fehl am Platz. Und es ist kein Zu­ fall, dass der HC Lugano zuletzt Meister wurde, als das Team mit Ville Peltonen eigens einen offensiven Schillerfalter als Teamcaptain hatte. Doch das soll Andy Näsers aufopfernde Leistungen keinesfalls schmälern. Lugano hat davon viel zu wenig. l Alpha-Tiere Julien Vauclair, Petteri Nummelin, Romano Lemm, Andy Näser, Raffaele Sannitz, David Aebischer, Hnat Domenichelli, Jeff Hamilton, Brady Murray, Randy Robitaille Beta-Tiere Steve Hirschi, Timo Helbling, Johan Akerman Gamma-Tier Dario Kostovic, Kevin Romy, Flavien Conne, Alessandro Chiesa, Tristan Vauclair 36


e Suppe

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Genf-Servette HC

Politisch machtlose Arbeitnehmer Eine interessante Sozialstruktur: Die erste und zweite Führungsebene sind in Genf so dünn besetzt wie bei keinem anderen Team. Goran Bezina ist der natürliche Leader in der Garderobe und auf dem Eis, im Wesen und Wirken durchaus mit Reto von Arx und Sandy Jeannin oder Paolo Duca vergleichbar. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Auch die zweite Führungsebene des HC GenfServette ist unspektakulär. Das eigentliche Er­ folgsgeheimnis, das den HC Genf-Servette vor zwei Jahren mitunter bis in den Playoffinal brachte, ist das «Prole­t ariat» auf der dritten Ebene: Kein anderes Team hat so talentierte und disziplinierte Spieler auf der dritten Stufe der Sozialhierarchie. Es ist die von ServetteGeneral Chris McSorley herangezogene und ausgebildete spielerische Infanterie, die sich trotz fehlendem Talent wegen eiserner Disziplin gegen jede erste Sturmreihe in der Liga behaup­ ten kann. Und wenn Sie sich fragen, ob wir noch ganz bei Trost sind, auch Topskorer Juraj Kolnik in die dritte Führungsebene von Genf zu verban­ nen, dann erfahren Sie hier, warum: Die Stellung von Chris McSorley ist so extrem stark, dass er es gar nicht zulässt, dass die ausländischen Arbeitnehmer zu stark werden oder gar Politik machen. Nirgendwo sonst in der Liga ist jedem klar, auch den Ausländern, dass sie nur jederzeit austauschbare Lohn­empfänger sind, in keinem anderen Team sind die Spieler politisch so machtlos wie in Genf.

Alpha-Tiere Goran Bezina Betat-Tiere John Gobbi, Tobias Stephan, Gamma-Tiere Martin Höhener, Thomas Déruns, Jeff Toms, Paul Savary, Morris Trachsler, Florian Conz, Jan Cadieux, Juraj Kolnik, Toni Salmalainen, Robin Breitbach, Toni Salmalainen, Gaëtan Augsburger, Johnatan Mercier, Chris Rivera, Daniel Rubin, Daniel Vukovic 38

Goran Bezina – der Einflussreiche

Goran Bezina, Verteidiger 21. März 1980, 190 cm, 103 kg Clubs: HC Monthey, HC Fribourg-Got­ téron, Springfield Falcons, Phoenix Co­ yotes, HC Genf-Servette, Nationalmann­ schaft Goran Bezina hat die klassische Lehre eines Alphatieres durchlaufen. Der Sohn kroatischer Einwanderer entspringt nicht ei­ ner Schweizer Eishockey-Talentschmiede wie Langnau, Davos, GCK oder Kloten. Bezina wurde beim HC Monthey gross und musste erst von Fribourgs Manager Marc Leuenberger in der 1. Amateurliga entdeckt werden, bevor seine Profikarriere startete. Ein Jahr später wurde Bezina im NHL-Draft von den Phoenix Coyotes an 234. Stelle ausgewählt. In nur zwei Jahren wurde aus dem 1. Liga-Spieler Bezina ein NHL-Draft. Mit Bezinas Entwick­ lung hat sich herausgestellt, dass der Nationalverteidiger ein überaus talentierter Allround-Verteidiger auf einem durchschnittlichen Fahrgestell ist. Für die NHL ist Bezina zu langsam. Aber für die NL A ist er fast zu gut. Diese Kombination des Tellerwäschers, der in der 1. Amateurliga von der NHL entdeckt wurde, einer der grosse Hotelkonzerne in Las Vegas führen könnte, aber aufgrund der Marktsituation mit dem Management eines Viersternhau­ ses in der Schweiz zufrieden ist, macht aus Bezina den einflussreichsten Schweizer Verteidiger nach Mark Streit. Wie das grosse Vorbild aus der NHL ist auch Bezina ein Spieler, der von seinem Arbeitgeber ab und zu zurückgebunden werden muss, Motivation ist für Bezina eine Selbstverständlichkeit. Und wie sein Chef Chris McSorley erwartet das AlphaTier des HC Genf-Servette diese Motivation auch von allen seinen Mannschaftskollegen. Deshalb ist Bezina seit Jahr und Tag der einzige Genfer über­ haupt, der gegen Chris McSorley das Wort ergrei­ fen darf. Allerdings sei das höchst selten nötig. l



WE BRING FIR Swiss National Team

1. Reihe v.l.n.r.: Roman Wick, Félicien Du Bois, Goran Bezina, Ivo Rüthemann, Tobias Stephan, Ronnie Rüeger, D 2. Reihe v.l.n.r.: Julien Sprunger, Peter Guggisberg, Patrick Von Gunten, Thierry Paterlini, Sandy Jeannin, Peter John Lee (Assistant Coach), Ralph Krueger (Head Coach), J 3. Reihe v.l.n.r.: Martin Keller (Equipment), Lukas Hammer (PR/Media), Felix Coray (Equipment), Marcel Enkerli (Team Manager), Hnat Domenichelli, Philippe Furrer, Raffaele Sannitz, Paul


RE TO THE ICE. 2009/2010

Daniel Manzato, Leonardo Genoni, Martin Plüss, Patrik Bärtschi, Thomas Déruns, John Gobbi Jakob Kölliker (Assistant Coach), Mathias Seger, Rafael Diaz, Marc Reichert, Ryan Gardner, Anton Sebesta (Doctor), Sarah Haslebacher (National Teams) DiPietro, Kevin Romy, Romano Lemm, Thibaut Monnet, Beat Gerber, Duri Camichel, Roman Josi, Johannes Keel (Doctor), Beat Frank (Physio), Markus Hammerer (Physio)


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Rapperswil-Jona Lakers

Teamleader mit Vorbehalt als Leitwolf Die Lakers haben eine gute Hierarchie im Team. Die Voraussetzungen für den Aufstieg in die Spitzengruppe der Liga sind vom Innenleben her theoretisch gegeben.

Thierry Paterlini – einer von Del Curto Thierry Paterlini, Center/Flügel, 27. April 1975, 185cm, 90kg Clubs: U20-Nationalmannschaft, SC Bern, HC Davos, ZSC Lions, HC Lugano, Lakers, National­ mannschaft. Lakers-Headcoach Raimo Summanen bemüht sich nicht sichtlich um ein angenehmes Arbeits­ klima in Rapperswil. Zum Saisonstart hätte man die Teambildungsmassnahmen des Finnen unter dem Arbeitstitel «Gemeinsam gegen den Coach» zusammenfassen können. Es hat funktioniert. Spätestens seit Summanen den seit sieben Jahren unantastbaren Leithammel Stacy Roest für ein Spiel auf die Tribüne verbannte, sind die Macht­ verhältnisse in der Lakers-Garderobe klar. Zu­ oberst steht Summanen. Seinen Captain wählte der Coach autokratisch und er entschied sich für Thierry Paterlini. Das Team wollte Loïc Burkhalter. Doch auch das hat funktioniert. Thierry Paterlini ist zweifacher Schweizer Meis­ ter, er ist Spengler Cup-Sieger und Olympiateil­ nehmer. Paterlini hat international während Jah­ ren unter Ralph Krueger gedient. Er kennt den Zorn von Arno Del Curto und die Leidenschaft von Bryan Lefley. Deshalb kann Thierry Paterlini auch mit der Rage von Raimo Summanen gut leben. Er ist der richtige Lakers-Captain. l

Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Aber gerade bei den Alphatieren gibt es noch zu viele «Aber». Der Kanadier Stacy Roest ist zwar seit Jahren in seinem Selbstverständnis der Leit­ wolf im Team. Doch nur bei einem Team mit so wenig wirklich starken Spielerpersönlichkeiten kann er die Nummer eins in der «Nahrungsket­ te» sein. Sind wir zu kritisch mit den Lakers? Nein. Ist es vorstellbar, dass Trainer Arno Del Curto Reto von Arx oder Chris Mc­Sorley Goran Bezina für eine Partie aus disziplinarischen Gründen auf die Tribune setzt? Nein. Un­ vorstellbar. Aber genau das hat Chefcoach Raimo Summanen mit Stacy Roest diese Saison getan. Sorry, Mister Roest: Wer das über sich ergehen lassen muss, ist kein rassenreines ­Alphatier. Einer der Gründe, warum die Lakers bis heute erst eine Playoffserie gewonnen ha­ ben, ist in der Kabine zu suchen.

Alpha-Tiere Stacy Roest, Loïc Burkhalter, Sébastien ­Reuille, Thomas Pöck, Niklas Nordgren Beta-Tiere Thierry Paterlini, Noel Guyaz, Daniel ­Manzato, Cyrill Geyer, Michel Riesen Gamma-Tiere Christian Berglund, Niki Siren, Raeto R­affainer, Florian Blatter, Andreas Furrer, Marco Streit, Stefan Voegele

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EV Zug

Zu viele «Aber»! Eine an sich gute, aber an der Spitze (zu) fragile Sozialstruktur, die typisch ist für ein Team, das an einem guten Abend jeden Gegner vom Eis fegen, aber relativ leicht vom Kurs abgebracht werden kann. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Das Problem liegt darin, dass es bei allen Führungspielern ein «Aber» gibt. Josh Holden ist ein charismatischer Leader, eigentlich auf dem Niveau von Reto von Arx, Goran Bezina, Sandy Jeannin und Paolo Duca. Aber er lässt sich für einen in der Hierarchie so hoch stehenden Spieler zu leicht provozieren. Dale McTavish könnte ein charismatischer Leader sein, aber er hat seine Zukunft ebenso hinter sich wie Paul DiPietro. In der dritten Führungsebene gibt es erstaunlich viele sehr talentierte Spieler, die in der Hierarchie zu wenig weit oben stehen: Zug hat verhältnismäs­sig viel Talent, das nicht mit entsprechender Führungsqualität verbunden ist.

Duri Camichel – der logische Captain Duri Camichel, Stürmer, 5. Mai 1982, 180cm, 80kg Clubs: U20-Nationalmannschaft, EV Zug, Nationalmannschaft. Duri Camichel ist Zugs Antwort auf Reto von Arx. Seit Jahr und Tag kann Camichel den EV Zug auf und neben dem Eis führen. Er hat das Talent, den Erfolg und die Musse, Zugs führender Mittelstürmer zu sein und das seit Jahr und Tag. Deshalb bedarf es keiner Erklärung, weshalb der heute 27-jährige Camichel der Teamcaptain des EV Zug ist. Die Frage muss viel mehr sein: Weshalb ist Reto von Arx nicht der Teamcaptain des HC Davos? Neben SCB-Captain Martin Plüss ist Camichel nämlich die logischste Captainwahl der NL A. Genau wie Reto von Arx die logische Captainwahl für den HC Davos wäre. l Alpha-Tiere Josh Holden Beta-Tiere Dale McTavish, Duri Camichel, Paul DiPietro, Damien Brunner, Patrick Oppliger. Gamma-Tiere Micki Dupont, Corsin Camichel, Jussi Markkanen, Jannick Steinmann, Patrick Fischer II, Björn Christen, Michael Kress, Rafael Diaz, Wesley Snell, Fabian Schnyder, Marc Schefer 44


SCL Tigers

Finanziell abhängige Führungsverteilung Die Sozialstruktur der SCL Tigers erklärt die legendäre Erfolgslosigkeit mit elf Jahren ohne Playoffs.

Fabian Sutter – der Freidenker Fabian Sutter, Center/Flügel, 28. Juni 1982, 183cm, 85kg Clubs: U20-Nationalmannschaft, SC Bern, HC Davos, SCL Tigers. So richtig in Erscheinung getreten ist Fabian Sutter am 24. April 2006, als sein damaliger Teamkollege Peter Guggisberg auf der Post in Langnau ein Packet mit Marihuana aufgegeben hat. Adressat: Fabian Sutter, damals in Diensten des HC Davos. Diese Geschichte wurde medial ausgeschlachtet, auf einmal hatte der Mitläufer des HC Davos ein Gesicht: Fabian Sutter, der Marihuana-Pöschtler. Umso beeindruckender, dass derselbe Fabian Sutter heute Teamcaptain der SCL Tigers ist. Aus dem Freidenker Sutter wurde der verantwortungsbewusste Führungsspieler. Sutter hat alles, was einen Teamcaptain ausmacht. Er hat sich einst in Bern bei Marc Lüthi gegen seinen Headcoach Riccardo Fuhrer aufgelehnt und er hat unter Arno Del Curto in Davos gedient. Sutter wurde mit dem HCD Schweizer Meister und auch die Tiefen der Playouts hat Sutter erlebt. Der einstige «Schlingel», der durch MarihuanaPost berühmt wurde, bringt heute eine Erfahrung mit, die er manchem 27-Jährigen voraus hat. Vielleicht waren es gerade diese «Lausbubengeschichten», die Sutter zu einem jungen aber erfahrenen Führungsspieler reifen liessen. l

Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Es gibt in Langnau mit Fabian Sutter zwar eine Leaderfigur. Aber Sutter hat weder das Charisma noch die spielerische Klasse eines Goran Bezina oder Reto von Arx. Der Mannschaft fehlt nicht nur ein richtiger Leitwolf. Sondern noch viel mehr die mittlere Führungsebene: Spieler, die eine Mannschaft tragen können. Hinter Sutter und den Ausländern ist das «Proletariat» viel zu gross: Es gibt viel zu viele Mitläufer und Schillerfalter, die an einem guten Abend ein Spiel entscheiden können und erstaunlich talentiert sind. Aber dann, wenn es wirklich drauf ankommt, sind sie zu oft mental zerbrechlich wie eine billige Plastikuhr. Es ist alles in allem die typische Sozialstruktur eines Teams mit wenig Geld, das in elf Jahren die Playoffs nie erreicht, aber immerhin jedes Mal den Liga-Erhalt geschafft hat.

Alpha-Tiere Fabian Sutter Beta-Tiere Alexandre Daigle, Nick Naumenko Gamma-Tiere Brendan Brooks, Curtis Murphy, Eric Blum, Matthias Bieber, Andreas Camenzind, Jörg Reber, Sandro und Claudio Moggi, Sven ­Helfenstein, Adrian Gerber, Sandro Gmür, ­Simon Lüthi, Matthias Schoder, Simon und Christian Moser, Lukas Haas, Roman Schild

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ZSC Lions

Die Basis zum Erfolg ist in der Basis zu suchen Eine gute Sozialstruktur mit einer starken ersten Führungs-ebene und mehreren Leaderfiguren, die auch in jeder anderen Mannschaft ausser Servette und Davos ganz oben stehen würden. Text: Klaus Zaugg, Jürg Federer Foto: Pius Koller Ein Blick in die dritte Führungsebene zeigt ein Erfolgsgeheimnis der ZSC Lions: Dort, wo bei der Konkurrenz oft nur Mitläufer zu finden sind, gibt es sogar ausländische Spieler und solche, die in fast jeder anderen Mannschaft zum erweiterten Kreis der zweiten Ebene gehören würden. Es war einer aus dieser dritten Etage (Grauwiler), der gegen die Chicago Blackhawks im Spiel um den Victoria Cup das Siegestor geschossen hat.

Mathias Seger – der witzige Diktator Mathias Seger, Verteidiger, 17. Dezember 1977, 181cm, 84kg Clubs: U20-Nationalmannschaft, Rapperswil-Jona Lakers, ZSC Lions, Nationalmannschaft. Mathias Seger ist der «Mister ZSC» und so führt der Teamcaptain seine ZSC Lions auch. Seger ist in Zürich unantastbar. Und das geht so gar nicht herein mit dem oberflächlichen Image des Spassvogels, das Seger anhaftet, ja der Uzwiler kultiviert diesen Eindruck geradezu. Auf die Frage, wo denn seine Position im Kader der ZSC Lions sei, schmunzelt der Verteidiger und sagt: «Ich bin der Witzbold an der blauen Linie.» Für einen guten Spruch ist Seger immer zu haben. Humor ist sein Lebensbegleiter und so gehört der richtige Spruch im richtigen Moment auch zu Segers Führungsstil wie das Hallenstadion zur Stadt Zürich. Wer aber erwartet, in Seger immer einen Wohlfühlkumpel zu finden, der die mannschaftsinternen Querelen unter den Teppich kehrt und für gute Stimmung sorgt, der unter-

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schätzt den Teamleader Mathias Seger. Kaum ein Teamcaptain der National League A setzt so viel Wert auf Hierarchie, Respekt und Klassenkampf wie Mathias Seger. Kommt ein Junglöwe von den GCK Lions hinauf in die NL A – und darf beim ZSC mit den grossen Löwen mitspielen – so ist er herzlich willkommen in Segers Mannschaft. Aber wehe, der «Rookie» versteht es nicht, sich hinten anzustellen, dann lernt er einen gänzlich unwitzigen Mathias Seger kennen. In Segers Garderobe ist alles geregelt und organisiert. Der Kraftraum darf nur nach einer festen Hackordnung benutzt werden und auch nach dem Eistraining ist sofort klar, wer die Pucks zusammensammeln muss. Und verreist die Mannschaft zu einem Auswärtsspiel, dann ist es Mathias Seger, der die Sitzordnung im Teambus bestimmt. Seger erwartet von seinen Mitspielern, dass sie sich dieser Rangordnung unterordnen. Deshalb funktionieren die ZSC Lions auch trotzdem, dass sie auf allen Stufen Führungsspieler für die erste Ebene der Teamhierarchie beschäftigen. l

Alpha-Tiere Mathias Seger, Patrik Bärtschi, Jan Alston, Adrian Wichser, Thibaut Monnet, Ryan ­Gardner, Domenico Pittis, Ari Sulander Beta-Tiere Radoslav Suchy, Jean-Guy Trudel, Cyrill ­Bühler Gamma-Tiere Lukas Grauwiler, Mark Bastl, Lukas Flüeler, Patrick Geering, Peter Sejna, Oliver Kamber, Alain Reist, Pascal Müller, Philippe Schelling, Andri Stoffel


Zum Autor und zur Rubrik : Thomas Roost ist seit zehn Jahren als NHLScout tätig und ein profunder Kenner des weltweiten Spielermarktes. Bei Central Scouting Europe ist er alleinver-

antwortlich für die Spielerrankings in der Schweiz und Deutschland sowie mitverantwortlich für die gesamteuropä­ ischen Rankings. Hauptberuflich ist Roost Head Human Resources und Mitglied der Konzernleitung in der Touristikbranche. Roost schreibt während der gesamten Saison 2009/10 monatlich eine Kolumne im SLAPSHOT. Roosts persönliche Meinung kann, muss sich aber nicht unbedingt mit derjenigen der SLAP­SHOTRedaktion decken. Lesermeinungen zu den Kolumnen-Beiträgen können Sie dem Autor auch direkt zukommen lassen: thomasroost@hotmail.com

Vergifteter Weinkelch Wer will unser Eishockey vergiften? Nachdem der sensationelle Champions-­ Lea­gue-Sieg der ZSC Lions unberechtigte Erwartungen schürte für die Weltmeisterschaft doppelten jetzt die Lions mit dem Sieg gegen die Chicago Blackhawks nach. Es scheint so, dass uns der Eishockeygott vergiften will mit einem schleichend wirkenden Narkotikum. Wein, Weib und Gesang – die heldenhaften Ritter der ZSC Lions wurden in der Limmatstadt bis früh in die Morgenstunden lautstark gefeiert. Die unverwundbar scheinenden Blackhawks aus der stolzen NHL wurden von den «Nobodies» aus Europa besiegt. Die Medienlandschaft stimmte ein in die Euphorie und die Lions wurden selbst in bernischem und bündnerischem Feindesland zu Helden von heimischem Schaffen erkoren. Der Weinkelch wurde weitergereicht, vom Boulevardblatt mit den fetten Buchstaben bis hin zur «alten Dame» an der Falkenstrasse in Zürich. Aber aufgepasst, wie mitunter im alten Rom ist der Weinkelch vergiftet, ein schleichendes Gift zwar, aber nicht minder verheerend. Nun, ich will Gift nicht partout verteufeln denn Gift in den Händen von Weisen ist ein Heilmittel, aber in den Händen von Toren ist es tödlich. Die Medizin, das Heilmittel, des ZSC-­ Triumphs ist der gewonnene Respekt in den ganz grossen Hockeyländern. Das weltweite Eishockey-Bewusstsein ist eingekehrt, dass man auch gegen Schweizer Teams verlieren kann und diese Erkenntnis wäre vor 20 Jahren noch undenkbar gewesen. Es ist dann Medizin wenn unsere Entscheidungsträger diesen Sieg exakt so einordnen und nicht abheben. Gift für die dringend notwendige Weiterentwicklung unseres Hockeys sind Kommentare wie «NHL entzaubert» – «NL A besser als NHL?» – «auch Lions könnten in der NHL spielen». Wer regelmässig NHL-Spiele verfolgt weiss, dass die Wahrheit des Klassenunterschiedes näher bei der 2:9HCD-Niederlage liegt als beim sensationellen 2:1-Sieg der Zürcher. Die indivi­ duellen Unterschiede kamen im Spiel gegen Davos eklatant zu Tage und dies weil der HCD in naiver Selbstüberschät-

zung das Spiel der Blackhawks angenommen hat, in der Hoffnung, dass man spielerisch und läuferisch im selbsternannten Spiel des Jahres mit dem NHL-Vertreter mithalten kann. Die Blackhawks mit den eigenen Waffen besiegen zu wollen: Dies hat Sean Simpsons ZSC nicht getan. Im Wissen um die krasse individuelle Unterlegenheit hat er eine schlaue Taktik ­gewählt die es Chicago erschwerte, die läuferische, technische und physische Überlegenheit in einen klaren Spielvorteil umzuwandeln. Das 9:2 vom Vorabend sowie die jungen und in unerwarteten Situa­ tionen noch unerfahrenen Leistungsträger der Blackhawks haben gleichzeitig ein exzellentes Fundament dafür gelegt, die ­Lions noch weniger ernst zu nehmen, als sie es vermutlich vor dem Abflug nach Europa bereits getan haben. Nicht gerechtfertigt sind Kommentare, dass die Blackhawks nicht gewinnen wollten. Wer das Seelenleben von Sportlern kennt – und dasjenige von Nordamerikanischen Hockey­spielern sehr spezifisch – weiss, dass diese immer gewinnen wollen und die unwirrschen Reaktionen einzelner Blackhawks-Spieler ab Mitte des Spiels haben dies auch deutlich gezeigt. Was aber ganz bestimmt gefehlt hat, ist eine professionelle Vorbereitung auf dieses Spiel. Die Blackhawks haben die ZSC ­Lions garantiert auch nicht nur eine Minute auf Video studiert; sie vertrauten nur auf ihre grundsätzliche Überlegenheit und wurden dafür bestraft. All dies bedeutet, dass wir diesen Lions-Triumph richtig einordnen müssen. Wir dürfen nicht glauben, dass unsere Spieler nahe an der NHL sind, wir dürfen nicht glauben, dass die NL A nur unwesentlich schwächer ist als die NHL, ja wir dürfen nicht einmal glauben, dass wir in Europa top sind. Diese Erkenntnis wird durch den Champions-League- und Viktoria-Cup-Gewinn selbstverständlich massiv erschwert – dies ist das Gift im Kelch. Den eindimensionalen Beobachtern – die in dieser Diskussion nur nackte Resultate als Massstab akzeptieren und auf den Sieg der Lions verweisen – möchte ich zu bedenken geben, dass in den Neuzeit-Vergleichen zwischen europäi-

schen Teams und NHL-Vertretern die NHL mit 13:2-Siegen zu Buche steht und diese Spiele fanden allesamt in Europa statt, auf grossen Eisfeldern und in einer Phase in denen die Europäer bereits in Meisterschaftsform agierten, währenddessen die NHL-Teams noch immer in der Vorbereitung steckten. Die Bilanz NHL gegen NL A steht 2:1 für die NHL – das lässt sich aus Schweizer Sicht vordergründig perfekt schönreden, wird aber ebenfalls relativiert durch die Tatsache, dass die Bilanz zwischen der NHL und der AHL 1:1 steht und der einzige Sieg der NHL gegen ein AHLTeam kam erst in der Verlängerung zu Stande… Logische Folge: Die AHL ist besser als die NHL… völlig absurd eine solche Behauptung, sagen Sie, die Leser… und Sie haben Recht… Gift ist dieser unerwartete Sieg auch für den neuen Nationaltrainer, Sean Simpson, falls er an diesen Resultaten gemessen wird. Simpson ist eine pragmatische, konservative, gute Wahl aber ich sehe die Gefahr, dass er überschätzt wird. Vergessen wir nicht, dass die spektakulären Erfolge die er erzielt hat, nicht auf Augenhöhe erfolgten. Bei allen internationalen Erfolgen haben nur er uns sein Coachingteam die Hausaufgaben gemacht. Ich wette, dass sich weder die Blackhawks noch Magnitogorsk im Vorfeld der Spiele ernsthaft mit den Lions auseinandergesetzt haben. Dasselbe kann man von Serge Pelletiers Fribourg im letzten Playoff nicht behaupten und dies wird auch an Weltmeisterschaften kaum je der Fall sein…ausser in einem für den vermeintlich grossen Gegner unbedeutenden Gruppen- oder Zwischenrundenspiel. Meine Hoffnung bei Sean Simpson? Dass er den Anfangsbonus ausnutzt zu einer schonungslosen Analyse des Schweizer Eishockeys und dass er dank seinem langen Vertrag bei seinen Spielstrategien nicht immer nur zur Herz/Lungenmaschine greift die macht, dass unser Eishockey noch lange künstlich atmet. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass unser Eishockey nicht daran gemessen wird wie lange wir atmen, sondern an den Momenten die uns den Atem rauben und zwar ohne vergifteten Wein im Kelch. l

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Christian Dubé / SC Bern

Schweiz – Kanada … und zurück. DEN SCB KANN MAN SICH OHNE DIE NUMMER 96 GAR NICHT MEHR VORSTELLEN. SEIT SIEBEN JAHREN PUNKTET DER KANADIER CHRISTIAN DUBÉ MIT SEINER SCHWEIZER EISHOCKEYLIZENZ FÜR DIE BERNER MUTZEN. UND NEBEN DEM EIS HARMONIERT ER IM FAMILIENTEAM ZUSAMMEN MIT SEINER FRAU JULIE UND SOHNEMANN LIAM – EINE SCHWEIZ-KANADISCHE FAMILIE IN BERN. Text: Simone Moser Fotos: Pius Koller Mitten in der Stadt Bern öffnet uns Christian Dubé die Tür zu seiner Wohnung, die er vor zwei Jahren mit seiner Frau Julie und Sohnemann Liam bezogen hat. Beim Eintreten verrät sogleich die aufgeregte Kinderstimme, dass Wildfang Liam kaum zu bändigen ist. Und da kommt er auch schon um die Ecke, auf dem Arm von seiner Mama Julie. Lachend winkt er den Besuchern entgegen und begrüsst sie mit einem coolen «Gimme five». Im Wohnzimmer sagen zwei weitere Familienmitglieder, die Sphinxkatzen Tiger und Tao, Hallo. Und schon zieht der herumtanzende

Liam die Aufmerksamkeit wieder auf sich: «Er führt gerade seine Show vor», erklären seine Eltern mit stolzen Blicken auf ihren Sprössling.

SCHWEIZ-KANADA RETOUR Vor 27 Jahren absolvierte auch Christian Dubé seine erste Show. Der damals 5-jährige Sohn von Hockeylegende Norm Dubé wagte sich in Sierre erstmals aufs Eis, das er sogleich im Sturm eroberte. Kein Wunder, legte ihm doch Dubé senior das Talent für die Puckführung in die Wiege. Die ersten Schritte in der Grabenhalle markierten für Christian den Anfang einer langen Reise: «Ich lebte zwölf Jahre mit meiner Familie in der Schweiz, weil man Vater hier trainierte», blickt Dubé auf seine Schweizer Jugendjahre zurück, die er hauptsächlich in Eishallen verbrachte. Mit 15 kehrte er zurück nach Kanada, um dort eine professionelle Eishockeykarriere zu starten. Der Durchbruch in der NHL gelang ihm jedoch nicht. Nach vier Jahren in der QMJHL, einem Jahr bei den New York Rangers und zwei AHL Saisons reiste Dubé zurück in die 48



Persönlich EINE WEITERE DUBÉ-SHOW Es ist 17 Jahre her, als Christian Dubé zum ersten Mal Schweizer Eis betrat. Als 15-jähriger Spross spielte Christian für den HC Martingy, sein Vater Normand war damals Coach der Walliser. Und weil Christian Dubé somit seine erste Profilizenz auf Schweizer Eis gelöst hat, gilt der Kanadier heute als waschechter Hockeyschweizer. Der SC Bern lässt sich das eine ganze Stange Geld kosten, Dubé hat vor 17 Jahren in Martigny die Lizenz zum Geld verdienen gelöst. Logisch, dass Christian seinem Sohn Liam diese Möglichkeit auch bieten will. Tritt Klein-Dubé in wenigen Jahren einem Schweizer Club bei, ist auch Liam ein Hockeyschweizer. Und für eine weitere DubéShow auf Schweizer Eis wäre damit gesorgt.

Schweiz. «Ich hatte hier meine erste Eishockeylizenz gelöst», erklärt der 32-Jährige sein Schweizer Comeback. Seitdem gehört Dubé zu den wertvollsten Spielern der NL A. Die heute so erfolgreiche Nummer 96 strebte jedoch ursprünglich keine Eishockeykarriere an: «Mein grosser Traum war es, Baseballspieler zu werden. Ich liebte das Spiel, liebe es noch heute. Doch als Kanadier ist es schwierig, sich im Baseball durchzusetzen. Diese Tatsache und mein Vater brachten mich zurück zum Eishockey», erzählt Dubé etwas wehmütig von seinem Kindheitstraum.

A GREAT LIFE Der Entscheid beim Eishockey zu bleiben, bereut Christian Dubé aber überhaupt nicht. «Icehockey is my life. Meine Eishockeykarriere hat uns ein super Leben ermöglicht. Ich habe das Glück, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen als viele andere Väter. Ich könnte mir gar nichts anderes vorstellen», schwärmt der Schweiz-Kanadier von seiner Leidenschaft. «Und falls es mit dem Eishockey nicht geklappt hätte, wäre ich SWAT geworden. Hauptsache, ich musste nicht studieren», gibt er zu. Seine Frau Julie stimmt lachend zu, denn sie kennt den Schüler Christian nur allzu gut. Die beiden gingen bereits gemeinsam in die Schule. Und dort hat sich das Paar vor 14 Jahren auch verliebt. «Wir besuchten die gleiche Klasse und da hat’s gefunkt», erinnert sich Julie an ihr erstes Zusammentreffen mit dem Hockeyspieler. Seitdem gehört Julie zum Team Dubé, unterstützt ihn in seiner Karriere und schmeisst daheim den Haushalt. «Sie hilft mir manchmal mehr als ich ihr», weiss Dubé seine bessere Hälfte zu schätzen. Dafür geniessen es Julie und Liam, dass der Papa so viel zu Hause ist. «Liam hat sozusagen zwei Mamis, weil

Christian nach dem Training den restlichen Tag mit uns verbringen kann», zeigt Julie die Vorteile auf, mit einem Eishockeyprofi verheiratet zu sein. Schmunzelnd fügt die Vollzeit-Mama hinzu: «Aber wenn mein Mann zu Hause ist, heisst’s für Liam nur: Papa hier, Papa da.»

DUBÉ MÄNNERPOWER Die Dubé Männer sind ein starkes Team. In ihrer VaterSohn Zeit gehen sie spazieren, toben sich – vor allem Klein-Dubé – auf dem Spielplatz aus oder blödeln auf dem Sofa herum. Und natürlich teilen sie die gleiche Leidenschaft: Eishockey. «Er spielt regelmässig zu Hause mit seinem Mini-Stock», berichtet Vater Dubé voller Stolz von Liams Eifer. Und seit ihn Julie mal mit ins Training genommen hat, sei er kaum noch zu halten. «Liam war völlig aus dem Häuschen, als er den Spielern auf dem Eis zuschaute», schmunzelt Julie. Beim Blick auf den nimmermüden, herumwirbelnden Liam kann man sich gut vorstellen, dass Dubé junior in Zukunft die Schweizer Eishockeywelt aufmischen wird. Das Talent fürs Toreschiessen hat Liam auf jeden Fall im Blut. Denn Papa Dubé gehört seit der Saison 2002 dank seiner goldenen Lizenz und seinen spielerischen Fähigkeiten zu den wichtigsten Spielern in der PostFinance Arena, wo er regelmässig für die Berner Mutzen punktet.

CHRISTIAN DUBÉ Geburtstag: Familie:

25.04.1977 Frau Julie und Sohn Liam (22 Mt. alt) Clubs: HC Martigny, Sherbrooke Faucons, Hull Olympiques, New York Rangers, Hartford Wolf Pack, HC Lugano, SC Bern Beim SC Bern seit: 2002 Hobbys: Sport, Shopping, Reisen, Autos Statistik Saison 2006/2007 2007/2008 2008/2009

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Club SC Bern SC Bern SC Bern

Liga Sp. T. A. Pt. PIM NL A 40 16 38 54 36 NL A 47 10 42 52 30 NL A 46 15 41 56 32

DIE SCHWEIZ-KANDADIER

«Beim SCB gehöre ich schon zur Einrichtung», lacht der sympathische Kanadier. «Im SCB Dress zu spielen war von Anfang an toll. Die Hockeystimmung und der Erfolgsdruck in Bern spornen einen richtig an. Zudem lieben Julie und ich die Stadt.» Seit sieben Jahren leben die beiden in Bern. Mit der Geburt von Liam sind sie in eine grössere Wohnung gezogen, die nur einen Katzensprung vom Marzili, Tierpark und dem City Fit Gym entfernt ist, wo die Familie öfters anzutreffen ist. Vielfach bummeln sie auch gemeinsam durch die Stadt, essen romantisch im Restaurant Verdi oder shoppen. Shopping gehört zu den Lieblingshobbys der Dubés: «We love fashion!» Shoppingtipps der beiden: «Genf, Zürich und natürlich die riesigen Malls in Kanada und den Staaten. Dagegen ist Westside winzig», witzeln die zwei Quebecer. Dafür gibt’s in Bern Starbucks, wo die Schweiz-Kanadische Familie Stammgast ist.

«Nach Liams Mittagsschlaf gehen wir jeweils zusammen ins Starbucks für unseren täglichen Becher Kaffee», erzählt Julie von ihrem kleinen Familienritual, das die zwei wohl auch etwas an Kanada erinnert. Christian und Julie haben sich in den letzten zehn Jahren ein Leben in der Schweiz aufgebaut, aber ursprünglich stammen sie aus Quebec, wo auch ihre Familie wohnt. Ein Leben zwischen zwei Welten? «Wenn wir in der Schweiz sind, vermissen wir die Freunde, Familie und unser Haus in Kanada. Dort drüben fehlen uns dafür das Schweizer Essen, der Lifestyle und die kurzen Distanzen in Europa. So sind wir ein Mix zwischen Kanadier und Schweizer», beschreiben die Dubés ihre Schweiz-Kanadische Identität. Das Jahr hindurch sind sie Schweizer in Bern und im Sommer tanken sie kanadische Energie in ihrem Haus in Sheerbrooke, wo sie erholsame Familienzeit geniessen. «Aber nicht beim Fischen, das finde ich zu langweilig», fügt Dubé hinzu.


Christian Dubé / SC Bern

LIEBLINGSPLATZ IN BERN: Starbucks LIEBSTES SCHWEIZERESSEN: Rösti mit Käse, Schinken, Ei

LIEBSTES KANADISCHES ESSEN: Steakfilet mit Pfeffersauce

Langweilig wird’s im Hause Dubé sowieso kaum. Mit Wildfang Liam läuft immer etwas. Schon ist er wieder von Papas Schoss runtergeklettert und macht mit dem neu gelernten Wort «Achtung» auf sich aufmerksam. Zeit für den abendlichen Familienspaziergang. Nochmals ein «Give me Five» mit Liam zum Abschied, dann bummeln die drei Dubés durch die Berner Strassen davon – ein Schweiz-Kanadisches Team im Herzen KOMPLIZIERTESTES SCHWEIZERWORT: der Stadt Bern. l Chuchichäschtli und Chur

RITUAL VOR DEM MATCH: Schlafen und kalt Duschen

LIEBLINGSREISEZIEL: New York for Fun, Bora Bora for relaxing


Versus

Lukas Grauwiler vs. Man hört und liest immer mal wieder wie Spieler anhand ihrer mit der Mannschaft erzielten Erfolge beurteilt oder gemessen werden. Eric Godard von den Pittsburgh Penguins ist besser als Joe Thornton von den Sharks. Godard hat einen Stanley Cup-Ring und Thornton keinen. Wenn man diese absurde Messlatte nehmen würde, dann wäre der Vergleich Damien Brunner gegen Lukas Grauwiler höchst unfair. Text: Thomas Roost Fotos: Pius Koller Hier Damien Brunner, kaum Einsätze in den Juniorennationalmannschaften, kein einziger Titel bei den Profis und von den Kloten Flyers für sehr wenig Gegenwert eingetauscht. Dort Lukas Grauwiler, Stammkunde in den Juniorenauswahlen, engagiert von den Mississauga Ice Dogs in der OHL, Schweizer Meister, Champions League Sieger und stolzer Torschütze in der aus Schweizer Sicht mit viel Pathos angereicherten «Schlacht» gegen die Chicago Blackhawks. Er wird seinen Enkelkindern wahre Geschichten erzählen können von denen wir Normalsterblichen nur träumen können.

Lukas Grauwiler Die Karriere von Lukas Grauwiler liest sich auf dem Papier wie ein Märchen. Schon früh gehörte er zu den

Leistungsträgern in der Junioren­ nationalmannschaft, später hat er diesen Status zwar verloren, war aber noch immer Stammspieler. In der Lions-Organisation spielt er seit Urzeiten. Die Familie Grauwiler und der ZSC, das ist etwa so, wie Huhn und Ei: Das eine ist ohne das andere undenkbar… oder es war es zumindest. Die Grauwiler-Küken sind ausgeschlüpft

Lukas Grauwiler 13. April 1984, 176 cm, 74 kg, Stürmer, schiesst rechts Club Spiele Tore 2007/08 ZSC Lions 50 2 2008/09 ZSC Lions 50 3

52

Assist Punkte Strafen 7 9 1 4 9 12 18

(­ Bruder Stefan Grauwiler ist die aktuelle Nummer 3 in der Lions-Goalie-Pipeline) und kämpfen jetzt im steifen Wind mit Raubvögeln um ihr Überleben im Profisport. Wie gesagt, wenn man Lukas’ Palmares aufgrund der erreichten Titel beurteilt, dann müsste man meinen, er sei bereits Millionär und habe einen Rentenvertrag in der Lions-­ Organisation. Dem ist aber nicht so. Lukas Grauwiler kämpft noch immer um die letzte Anerkennung. Er ist noch immer nicht über den Status eines so genannten Ergänzungsspielers hinausgekommen und dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man seine physischen Werte betrachtet. Lukas Grauwiler ist klein gewachsen und nicht sehr kräftig. Es fehlt ihm an Durchschlags- und Schusskraft und diese Defizite kann er mit seinen Stärken nicht ganz wettmachen. Die Stärken im Spiel von «Growler» – so wie er in Mississauga genannt wurde – sind seine Mobilität, er ist flink und kann mit schnellen Stopps und Starts Über­raschungsmomente kreieren. Der «TopSpeed» ist «decent» – dies bedeutet ok bis gut aber nicht sehr gut. Grauwiler hat recht gute Hände aber zu wenig starke Handgelenke. Er kann kreieren und zeigt mitunter gute Ideen. Insgesamt sind aber seine offensiven Instrumente zu wenig beeindruckend, als dass er damit die physischen Defizite vergessen machen könnte. Ein klein gewachsener, flinker, technisch akzeptabler aber physisch schwacher Spieler in einer Checking-


ZSC Lions vs. EV Zug

Damien Brunner ­Line? Dies ist ungewöhnlich und ­verlangt nach einer Erklärung. Die besten ­«Assets» im Spiel von Lukas Grauwiler sind sein «Hockey-Sense» und seine defensive Zuverlässigkeit. Er ist ein schlauer Spieler und er weiss auch sehr genau, dass er nur mit dieser Qualität seinen Stammplatz halten kann, d.h. er muss diese Qualität pflegen und tut dies auch. Lukas Grau­ wiler ist ein (zu) ­guter Typ – kein Wunder bei einer derart anständigen und kultivierten Familie. Es würde ihm aber gut tun, wenn er auf dem Eis ein wenig mehr vom Bild abgibt, was er auf seinen jüngsten Spielerportrait-Photos vermittelt: Ein ­böser, knurriger Löwe – ein «Growler». Wenn es das ZSC-Eigengewächs schafft, in den nächsten Jahren die Ellbogen noch ein wenig mehr auszufahren, wenn er es schafft, noch ein wenig schmutziger zu spielen, dann kann er sich dank seiner Schlauheit auch in einer defensiven Rolle in der National League langfristig behaupten. Er muss aber darum kämpfen und nicht glauben, ein offensiver Schmetterling werden zu können, der die Defensive vernachlässigen kann. Sein Motto muss sein: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

Damien Brunner

In einem am Anfang wenig beachteten «Trade» vor Jahresfrist wurde Damien Brunner mit Thomas Walser getauscht. Nicht nur in der Wirtschaft sondern auch im Sport sind wir ständig mit Leuten konfrontiert, die im Nachhinein sagen, sie hätten es besser gewusst. Zu denen möchte ich nicht gehören – egal wie es gewesen ist. Hingegen muss aus heutiger Sicht klar festgestellt werden: Dieser Tausch ist eine klare Niederlage für die Kloten Flyers und ein genialer «Steal» der Transferverantwortlichen des EVZ. Die Karriere des Damien Brunner war in jungen ­Jahren dadurch gekennzeichnet, dass er beständiger Top­scorer in der Eli-

Damien Brunner 9. März 1986, 180 cm, 83 kg, Stürmer, schiesst rechts 2007/08 2008/09 2008/09 2008/09

Club Kloten Thurgau Kloten Zug

Spiele 50 3 17 36

Tore 5 1 0 12

Assist 2 3 3 14

Punkte 7 4 3 26

Strafen 8 4 6 16

Zum Autor und zur Rubrik : Thomas Roost ist seit zehn Jahren als NHL-Scout tätig und ein profunder Kenner des weltweiten Spielermarktes. Bei Central Scouting Europe ist er alleinverantwortlich für die Spielerrankings in der Schweiz und Deutschland sowie mitverantwortlich für die gesamt­ europä­ischen Rankings. Hauptberuflich ist Roost Head Human Resources und Mitglied der Konzernleitung in der Touristikbranche. te-Junioren-Liga war und ebenso ­be­ständig kaum für die Juniorennationalmannschaft berücksichtigt wurde. Damien Brunner ist heute noch ein so genannter «undersized» Spieler, zu klein gewachsen und zu leicht im Vergleich mit den theoretischen Idealmassen eines Eishockeyprofis. Als Junior wirkte er im Vergleich noch schmächtiger und dies mag einer der Gründe gewesen sein, wieso er kaum für die Junioren-Nationalmannschaft berücksichtigt wurde. Der Verdacht liegt aber aus heutiger Sicht nahe, dass nicht nur die Kloten Flyers sondern auch die Selektionäre der Juniorenauswahlteams das wahre Potenzial dieses offensiven Schmetterlings verkannt haben. Damien Brunner ist ein Bewegungstalent, ein sportliches Multitalent, das in verschiedenen sportlichen Disziplinen Erfolg hätte anstreben können. Seine Körperbeherrschung, die Balance und die Beweglichkeit sind herausragend. Eishockeytechnisch hat Damien Brunner im Schweizer Vergleich sehr gute, schnelle, weiche Hände. Hände die selbst im internationalen Massstab eine gewisse Anerkennung finden. Hingegen fehlt es ihm genau wie Lukas Grauwiler noch immer an physischer Durchschlagskraft und auch mit seinen Schüssen dürfte er noch etwas mehr Druck entwickeln. Damien Brunner ist ein guter, flinker und beweglicher Schlittschuhläufer. Zudem strahlt er auf dem Eis immer einen Hauch von Arroganz aus, er liebt es, kleine «Flashes» einzu­ streuen – sei es auch nur beim Warmlaufen – die den anderen zeigen sollen: «Hej, ich kann was, was Du nicht kannst». Wie gesagt, dies wirkt mitunter etwas arrogant, kann aber auch ganz einfach nur Spielfreude sein, Freude an Tricks, Freude am Eishockey. Was es ist, kann nur er selbst beantworten. Damien Brunner gehört zu den «Shooting-Stars» in unserer Liga und wird in Zug als «Geschenk des Himmels» beurteilt. In weiser Voraussicht wurde der Vertrag mit Damien Brunner erst kürzlich verlängert, just in dem Moment, in dem ich vermehrt Anfragen auch aus dem Ausland über diesen Offensiv-Stürmer erhalten habe. Anders als Lukas Grauwiler muss Damien Brunner in einer für die Offensive verantwortlichen Linie stürmen. In einer «Checking-Line» wirkt er wie Perlen vor die Schweine geworfen und die Frohnatur, die immer auch für gute Stimmung in der Kabine sorgt wird dann unglücklich, traurig und sieht sich missverstanden. Exakt auf diesem Nährboden ist wohl das Tauschgeschäft Brunner/ Walser gediehen. Damien Brunner wird wohl ­einer derjenigen Spieler sein, mit denen sich Sean Simpson als Nationaltrainer zu profilieren versucht. In einer «Rebuild-Phase» gehört Damien Brunner ganz bestimmt zu denjenigen Spielern, die im «neuen» Nationalteam sehr ernsthaft geprüft werden. l

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SPENGLER CUP DAVOS I 26. – 31. Dezember 09

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Gut für Brunner, weniger gut für Sbisa Wo liegt eigentlich der grösste Unterschied zwischen unserer NLA und dem Kult-Vorbild NHL? Nein, nicht im sportlichen Niveau. Diese Legende haben die ZSC Lions zerstört. Die grösste Differenz: In der NHL gibt es ein Liga-Denken. In der NLA nur ein Klubdenken. Deshalb sind die Spieler in der NLA allmächtig. Und jene der NHL ohnmächtig. Luca Sbisa hat es spektakulär erfahren. Aus einer schweizerischen Eigenheit heraus ergibt sich ein grundsätzlicher Unterschied zwischen der NHL und der NLA. In Nordamerika herrscht das Liga-Denken vor. Man spielt zwar in der gleichen Liga, strebt aber nebst sportlicher Überlegenheit auch ganz klar nach wirtschaftlicher Dominanz. Und benützt jede Gelegenheit, um den Gegner zu schwächen. In der NHL aber dominiert das Ligadenken (also eine Art Sozialismus auf dem Kontinent des ungezügelten Kapitalismus). Jeder Klub weiss, dass die Liga und er selbst nur dank der Konkurrenten überleben und gute Geschäfte machen kann. Geht es auch nur einem Unternehmen schlecht – auch viele NHL-Klubs schreiben rote Zahlen – ist die ganze Liga beunruhigt. Würden unsere Manager so tickent wie die NHL-Generäle, dann wäre für die SCL Tigers im letzten Sommer ein Hilfspaket geschnürt worden und alle hätten sich darauf geeinigt, in Langnau keine Spieler abzuwerben. Weil die SCL Tigers der Liga gut tun und als Gastteam Zuschauer in die Stadien bringen. Und jeder hätte daran ein Interesse, Ambri besser zu machen. Weil Ambri als Marke für unser Hockey so wertvoll ist wie Marlboro für die Zigaretten-Industrie. Dieses Ligadenken wird durch den harten Konkurrenzkampf gefördert: Die NHL ist dazu gezwungen, sich im Freizeitmarkt verkau-

fen zu können. Gelingt das nicht, geht die Sportart unter. Das ist inzwischen auch in der Schweiz so – nur haben es noch nicht alle Klubgeneräle gemerkt. Die Folgen dieses Ligadenkens in der NHL ist die Ohnmacht der Spieler. Sie beginnt bei der Regelung, dass jedes Jahr die sportlich schwächsten Vereine bei der Zuteilung des Nachwuchses die erste Wahl haben, also die am besten noch nicht in der Liga engagierten Spieler aus aller Welt verpflichten können (Draft System). Das schafft den sportlichen Ausgleich. Das bedeutet aber auch, dass ein Spieler keinerlei Einfluss darauf hat, wo er in der NHL spielen wird. Mehr noch: Die Klubs haben alle Macht und können die Spieler grundsätzlich bis auf die Transfersperrzeit vor und während der Playoffs transferieren wie sie wollen. Die Spieler können sich nicht, wie bei uns, auf die freie Wahl des Arbeitsplatzes berufen: Sie sind in einer Gewerkschaft (NHLPA) zusammengefasst und ein Gesamtarbeitsvertrag (Umfang rund 700 Seiten) regelt alles: Vom Salär über die Lange des Trainingslagers bis hin zur Anzahl Spiele, die einer bestritten haben muss, damit er im Spielerhotel ein Einzelzimmer bekommt und zur Pensionszahlung. Wir sehen also, dass wir in der NLA noch weit, weit, weit davon entfernt sind, eine NHL der Alpen zu sein. Und doch gibt es eine erste Annäherung an die NHL: Wir entdecken endlich den Nutzen und den Reiz der «Trades», des Spielertausches. Und das ist gut so. Der Tausch von Damien Brunner gegen Thomas Walser in der letzten Saison ist geradezu ein Klassiker. Ohne die Möglichkeit eines Tausches wäre Brunner dazu verdonnert gewesen, bis zum Vertragsablauf (2011) in Kloten unter der

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Wolldecke oder gar auf der Tribune auszuharren und niemand würde ihn kennen. Der Transfer nach Zug hat es ihm ermöglicht, NLA-Topskorer zu werden. Der Tausch der beiden unzufriedenen Schillerfalter Oliver Setzinger gegen Alexandre Daigle zwischen den SCL Tigers und Davos hat auch seinen Reiz, sorgte für viel Polemik und Medienpräsenz. «Trades» helfen allen. Es gibt Stoff für die Medien und damit Medienpräsenz und Medienpräsenz ist der Sauerstoff des Hockeygeschäftes. «Trades» ermöglichen eine optimale Nutzung des knappen Spielerpotenzials und verhindern, dass falsch eingeschätzte Spieler versauern. Und schliesslich und endlich bekommen die sowieso unterbeschäftigten Sportchefs endlich ein bisschen mehr Arbeit: Sie müssen sich intensiv mit ALLEN Spielern der Liga auseinandersetzen. Und das Publikum? Das hat seinen Spass. Denn es interessiert sich grundsätzlich nur für Siege seiner Mannschaft. Dabei ist es egal, ob zehn Spieler getauscht werden oder ob kein einziger Spieler aus der eigenen Stadt stammt. Die «Trades» bringen uns ein bisschen NHL in die NLA. Von der rauen Wirklichkeit der NHL-Trades sind wir ja noch weiter entfernt als New York von Zürich. Ein Spieler kann in der NLA nicht gegen seinen Willen transferiert werden. Okay, unsere Stars verdienen nicht Dollar-Millionen. Aber mit den Dollar-Millionen haben die Spieler in der NHL eben auch ihre Rechte an die Klubs abgetreten. Ein spektakuläres Beispiel dafür ist Luca Sbisa. Er ist von einem Tag auf den anderen von den Anaheim Ducks in Südkali­ fornien hinauf nach Lethbridge in de kanadische Prärie zu einem Juniorenteam geschickt worden. In Nordamerika gilt mehr als irgendwo sonst im Sport: Wer zahlt, befiehlt. In der NLA ist es noch umgekehrt: Wer bezahlt wird, befielt. Bei uns wird nie ein Spieler mehr als eine Million pro Saison verdienen. Dafür hat jeder durchschnittliche NLASpieler mehr Macht als ein NHL-Superstar. Und so kommt es, dass die Möglichkeit der Transfers während der Saison Brunner geholfen hat. Weil er den Wechsel zu Zug wollte und bekam. Und der «freie Personenverkehr» Sbisa nicht geholfen hat. Er wollte den Transfer nach Lethbridge nicht. Aber er konnte nichts dagegen tun. l

Der Autor und die Rubrik : Klaus Zaugg (52) war zwölf Jahre lang Chefreporter bei «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als der wohl einflussreichste Eishockey­ journalist der Schweiz.

Statistiken Hockey Awards

klaus ZauG

G

NHL

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FashionSLAP

«Haute Couture» on Simone Moser, SLAPSHOT-Redaktorin verantwortlich für modische Eishockey-Fragen, www.slapshot.ch Simone besticht im Alltag mit ihrem modischen Stil und beurteilt die Dresses der NL B-Teams auf ihre aufgestellte, frische Art.

Schwarz-gelb coole Farbkombi, Blitzdesign dynamisch. Nicht so wirkungsvoll wegen Sponsoren-Überladung. Speziell: Logo überlappt Sponsor. 5 Punkte

Weiss-grau wirkt überhaupt nicht. Schwarz-rot Kombi sieht super aus, aber Asymmetrie verwirrt. Auch die Spieler? Gerber Sponsor unschön. 3 Punkte

Reto Schürch, Ex-NL A Goalie (SC Bern, Lausanne HC, SCL Tigers, EHC Basel) und Mitinhaber www.streetbelt.ch Reto kann aus Goalie-Sicht beurteilen, welche Dresses gut zu sehen sind und welche eher problematisch sind.

Schwarz, gelb eigentlich gute Farben aber durch Sponsoren mit verschiedenen Farben und mit einem unklaren Logo überladen. 2 Punkte

Weiss/grau als Farbkombination? Schwarz/rot wirkt gut und aggressiv. Basel Sharks eher komisch. 6 Punkte

Wanda Frischknecht, Schneiderin und Inhaberin von boa couture, Winterthur, www.boacouture.ch Mode nicht nur auf dem Catwalk, sondern auch auf dem Eis. Wer hat sich modisch vergriffen?

Dynamische Gestaltung inklusive Ärmel. Der hübsche Drache könnte besser zur Geltung kommen auf andersfarbigem Grund. 6 Punkte

Die interessante Asymmetrie kommt beim Auswärtsdress leider weniger gut zur Geltung. Das «schräge» Club-Logo ist gelungen. 5 Punkte

Monika Erb, Model, www.monikaerb.ch Monika Erb hat 2001 an den Miss Schweiz Wahlen mitgemacht und entwirft mittlerweile eigene Mode. Sie bringt die Modelmeinung in die Jury.

Die Mitte wirkt zu überladen, Logo geht dadurch unter. Farben sind ok, aber das Design ist nicht mein Stil. 2 Punkte

Farben ok, Design gut. Der Shark geht etwas unter. Als erstes fällt mir der Hauptsponsor auf. Der Diagonalstreifen wirkt irgendwie unruhig. 9 Punkte

Text: Simone Moser Und der NL B-Trikot-Meisterpokal 2009/ 2010 geht an… den Lausanne HC. Der letztjährige NL B-Meister hat sich in dieser Saison schon mal den LeibchenMeister gesichert. Dicht gefolgt vom Trio HC La Chaux-de-Fonds, GCK Lions und HC Thurgau mit je 30 Punkten hat sich das Lausanner Design durchgesetzt. Von möglichen 40 Punkten zeichnet die Jury den Lausanne HC mit 32 Punkten aus. Wieder einmal zeigt sich: Weniger ist mehr. Das Dress überzeugt die Jury mit schlichtem, einfachem und klarem Design, bei dem das Club-Logo sehr gut zur Geltung kommt. Es lohnt sich zudem, das Leibchen nicht mit Sponsoren zu überladen. Wer also an einem Eishockeyspiel nicht nur auf ein torreiches Spektakel sondern auch auf modisch angezogene Spieler Wert legt, sollte sich schnellstens Karten für Spiele in Lausanne kaufen. Denn dort spielt diese Saison offiziell das «Best Dressed NL B-Team». Als absoluter Fehlgriff entpuppt sich das Trikot von Schlusslicht EHC Olten, das sich mit seiner Farbkombination zwar von den anderen Clubs abhebt, aber trotzdem überhaupt nicht überzeugen konnte.

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Die Abrechnung 1. Lausanne HC 2. GCK Lions HC La Chx-de-Fds HC Thurgau 5. EHC Visp 6. EHC Basel Sharks 7. SC Langenthal 8. HC Ajoie 9. HC Sierre-Anniviers 10. EHC Olten

32 30 30 30 24 23 17 15 12 7


Die Dresses der NL B-Clubs

Ice

Der Frauenanteil in den Hockeystadien steigt. Und mit ihm das Modebewusstsein auf den Rängen. Wer um die Gunst der Zuschauerinnen buhlt, muss sich also gut kleiden. Vier TextilExperten haben die Dresses der NL B-Klubs genau geprüft.

Stylisches Design mit altmodischem Kragen und Retrofarben. Cool, mal etwas anderes. Vielleicht ein wenig zu unauffällig auf dem Eis. 9 Punkte

Klare Herstellung der Verbindung zu den ZSC Lions. Wirkung durch schlichtes und einfaches Design. Gefahr: langweilig und unauffällig. 6 Punkte

Blau-gelb harmoniert titpop mit ClubLogo. Gute Idee mit den Blitzen, aber leider zu wenig erkennbar. Sponsoren unschön. Insgesamt zu blass. 4 Punkte

Enorme Wirkung durch schlichtes und klares Design. Club-Logo kommt super zur Geltung. Kragen lässig. Sponsoren gut auf Trikot integriert. 10 Punkte

Wirkt schlicht aber klar. Logo und Sponsoren passen gut und gebundener Kragen wirkt nostalgisch. 10 Punkte

Klare Anpassung an die ZSC Lions. Wirkt klar, da inkl. Sponsoren nur zwei Farben. Weiss eher schlecht. 9 Punkte

Wirkt blass, da mit weiss aufgehellt. Eine Art Blitz wo nicht erkennbar ist und die Sponsorenlogos wirken wie aufgeklebt. 1 Punkt

Schlicht, klares Logo, schwarz/rot wirkt agressiv, weiss eher schlecht, grüner Sponsor nicht lesbar. 8 Punkte

Abgesehen vom interessanten Kragen ein eher biederes, uninspiriertes Dress 4 Punkte

Frische, klare Farbgebung. Angenehm, dass das Club-Logo im Vordergrund ist und nicht die Sponsorenlogos. 7 Punkte

Sympathisches Club-Logo in «Retro»Design, frische Farben: ein gelungenes Dress-Duo. 9 Punkte

Tolles Club-Logo, das bei beiden Trikots gleich ins Auge sticht. Überzeugende Gestaltung des Dress, gut integrierte Sponsorenlogos. 10 Punkte

Einziger Retrokragen in der NLB. Design gefällt mir gut. Das Logo wirkt sehr edel, da dieses noch zusätzlich umrahmt ist. 7 Punkte

Farben top. Saubere Aufteilung der Sponsoren, wirkt nicht überladen. Das Team Emblem wirkt super auf diesen Dresses. 8 Punkte

Farben gefallen mir nicht, wahrscheinlich aber sehr auffällig und gut erkenntlich. Ganze Aufteilung des Designs/Sponsoren spricht mich nicht an. 3 Punkte

Farbkombi ok, aber nichts spezielles. Logo wirkt aggressiv und gut erkenntlich. Das Logo und die starken Farben dominieren, Shirt wirkt sehr massig. 4 Punkte

So retrostylisch, dass es fast wieder cool ist. Tannenbaumoptik aber fraglich. Blass, langweilig und einfach nicht schön. Deshalb: Leider nein! 1 Punkt

Rot-gelbe Kombi wäre super, cooles Sierre-Sonnen Logo kommt jedoch nicht zur Geltung, auch wegen der Überpräsenz der Sponsoren. 2 Punkte

Spezielles Design: Mit grün-gelber Farbkombi und den Sternen hebt sich das Trikot ab. Insgesamt aber etwas düster. Löwe im Clublogo komisch. 7 Punkte

Farben gut an Club-Logo angepasst, das durch schlichtes Design hervorgehoben wird. Benetton-Logo stört etwas. Trotzdem gelungenes Trikot. 8 Punkte

Schlicht und klare Linien, Sponsoren gehen etwas unter, fades grün und weiss eher schlecht. 4 Punkte

Rot und gelb wirken gut und aggressiv. Logo hat zu viele Details. Rotes Logo auf rot ist schlecht sichtbar. 3 Punkte

Grunddesign eher schlicht, aber Sterne und Logos/Sponsoren sind eher unpassend. 5 Punkte

Schlichtes Design, rot wirkt gut, klares Logo, gute Präsenz von Benetton, weiss eher schlecht. 7 Punkte

Pastellfarben sind keine Hockeyfarben. Langweilig und fad wie Rivella-grün.

Uninspirierte Grafik, seltsames ClubLogo. Das Ganze wirkt beliebig.

2 Punkte

Interessante Farben, dynamisches ClubLogo, das mit den hübschen Sternen auf dem Dress weiterwirkt 8 Punkte

Seit wann besitzt Benetton einen Hockey-Club? Und was ist das für ein seltsames Tier im Club-Logo? 3 Punkte

Pluspunkt: eingefasster Kragen. Farbkombi ist mir zu wirr, es ist eine allgemeine Unruhe im Shirt. Somit geht das Club-Emblem unter. 5 Punkte

Mein Favorit: Schöne Farbkombination, Design mit Sternen, Message we are the Stars? Diese Clubdresses heben sich von allen anderen ab. 10 Punkte

Pluspunkt: eingefasster Kragen. Spezielle Farbkombi, mit der Zeit langweilig. Trotz des grossen, grünen Balken-Sponsors wirkt das Logo gut. 6 Punkte

1 Punkt

Farben gehen gar nicht, hebt sich aber dadurch sehr von den anderen ab. Ist jedoch nicht mein Stil, da es auch sehr wirr und überladen wirkt. 1 Punkt

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NLB

French Conne


ection

HC Ajoie

Wie ist es möglich, mit wenig Geld ein spektakuläres NL BTeam hinter den sieben Jurabergen zusammenzustellen? Ganz einfach: Investiere dein Geld in eine Linie, die alles in Grund und Boden spielt. So wie Ajoie in die «French Connection», die beste francophone Linie der Welt.

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NLB Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller Eishockey ist vor etwas mehr als 100 Jahren in Quebec erfunden worden. Trotzdem finden wir in der Geschichte dieses Spiels gerade in Kanada nur wenige Angriffsformationen aus französisch sprechenden Stürmern. Die berühmteste war vielleicht «The French Connection», die sieben Jahre lang (1972 bis 1979) für Buffalo in der NHL stürmte. Center Gilbert Perrault mit den beiden Flügeln Rick Martin und René Robert. In ihren besten Zeiten produzierten alle drei mehr als einen Punkt pro Spiel. Einen Stanley Cup gewannen sie nie. Erst der HC Ajoie hat im 21. Jahrhundert wieder drei frankophone Stürmer zu einer feuerkräftigen Linie zusammengefügt: Im Herbst 2007 lässt Trainer Dany Gelinas die beiden Francokanadier Stéphane Roy und James Desmarais zusammen mit dem Jurassier Steven Barras auf die Gegner los. Und seither spielt das Trio die Gegner schwindlig. Längst haben die Hockey-Macher hinter den sieben Jurabergen gelernt, mit knappen Mitteln auszukommen. Sie haben nicht viel mehr als zwei Millionen Franken zur Verfügung. Die Jahre des Ruhmes, mit den Aufstiegen in die NL A 1988 und 1992, sind in der Erinnerung zu Heldensagen verklärt. Längst ist der HC Ajoie ein Musterunternehmen der NL B geworden und hat dem NL A-Wahn abgeschworen. Die finanziellen Mittel der Holzbarone und Uhrenmacherfürsten reichen in der kleinen Stadt Pruntrut (rund 7000 Einwohner) nicht, um ein Kader zu finanzieren, das breit genug ist, um die NL B zu dominieren oder gar in die NL A zurückzukehren. Aber diese Mittel reichen für einen Sturm, der in der NL B alles in Grund und Boden spielt: Für die Linie mit Steven Barras, Stephane Roy und James Desmarais. Die drei sind (fast) gleich gross und gleich schwer – doch unterschiedlicher könnten sie gar nicht sein. Und das macht einen grossen Teil ihres Erfolges aus. • Center Stephane Roy ist in allen drei Zonen auf dem Spielfeld zu sehen und sein Spiel beginnt bei der eigenen Tor­ linie. • Flügel James Desmarais ist nur in der gegnerischen Hälfte zu sehen, sein Spiel beginnt an der roten Mittellinie. • Flügel Steve Barras ist nur im gegnerischen Drittel zu finden. Sein Spiel beginnt an der offensive blauen Linie.

Er hat auch eine Kurzanalyse parat: «Mit drei Spielern wie Stéphane Roy hätte ich noch keine grauen Haare. Mit drei wie James Desmarais wäre mein Haar schon ganz weiss.» Er bezeichnet Roy als den ruhenden Pol und ist hin- und her gerissen, wenn er über Desmarais spricht. Seine Augen leuchten, wenn er von den «Rushes», den «Moves» seines Rock’n’Rollers spricht. Von dessen Kunst, die Scheibe abzudecken, seiner Wildheit, seiner Energie. zurück zur Einzelanalyse: • Center Stéphane Roy sorgt für Ruhe und Sicherheit und ist viel im eigenen Verteidigungsdrittel und in der neutralen Zone zu sehen. Er hält die Linie zusammen, steuert mit seiner Spielintelligenz Ebbe und Flut ihres Spiels, sorgt für das blitzschnelle Umschalten von Defensive auf Offensive – oder umgekehrt. Er spielt diskret, unspektakulär und wird gerne unterschätzt. Er sagt wenig, aber wenn er etwas zu sagen hat, hört jeder zu. Er hält mit seiner ruhigen, fast väterlichen Art die ganze Mannschaft zusammen. Er hat es als einziger aus dem Trio wenigstens bis in die AHL gebracht. Am ehesten lässt sich seine Rolle mit jener von Reto von Arx beim HC Davos vergleichen. Roy ist die unspektakuläre Antwort der NL B auf Reto von Arx. Er stammt aus dem ländlichen Quebec und ähnelt im Wesen und

Wirken durchaus dem Emmentaler Reto von Arx. Mit anderen gleichnamigen Spielern ist er nicht verwandt. • Flügel Steve Barras ist praktisch nur in der gegnerischen Zone anzutreffen. Der Wirtschaftstudent ist der Intellektuelle des Trios, der mit seiner Schlauheit die Gelegenheiten ausnützt, die sich ergeben. Er verkörpert die Leichtigkeit des Seins und des Stürmens. Er hätte das Talent für die NL A – aber nicht den Biss, die Wasserverdrängung und die Explosivität. Er ist sozusagen der Pascal Schaller des 21. Jahrhunderts – Schaller wurde als Flügel neben den beiden Russen Slawa Bykow und Andrej Chomutow berühmt. • Auf dem anderen Flügel sorgt Rock’n’Roller James Desmarais dafür, dass das offensive Feuer nie erlischt. Er ist im guten Sinne ein verrückter, wilder Hund und ein temperamentvoller, bisweilen auch böser Energiespieler. Er ist überall und für den Gegner nicht fassbar. Er ist der Dynamo, der seine Linie, seine Mannschaft antreibt. Eine Mischung aus Marcel Jenni und Dino Wieser. Er ist, wie Roy, auch ein «Quebecois» – aber einer aus Montreal, dem Paris Nordamerikas. Der Unterschied zwischen einem Quebecois vom Lande und einem aus Mont-

Dieser Analyse mag der francokana­ dische Trainer Réal Paiement (50) nicht widersprechen. Er hat das Trio vor einem Jahr von seinem Vorgänger Dany Gelinas übernommen und trägt zu diesem Erbe Sorge.

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James Desmarais (CAN) Grösse: 177 cm, Gewicht: 79 kg Geb.-Datum: 4. Mai 1979

Stéphane Roy (CAN) Grösse: 178 cm, Gewicht: 78 kg Geb.-Datum: 26. Januar 1976

Bei Ajoie seit 2006 Qualifikation 2006/2007: 44 Sp., 40 T., 52 As., Qualifikation 2007/2008: 49 Sp., 42 T., 54 As., Qualifikation 2008/2009: 47 Sp., 35 T., 55 As. Playoffs 2007: 6 Sp., 5 T., 8 As. Playoffs 2008: 14 Sp., 13 T., 15 As. Playoffs 2009: 10 Sp., 6 T., 11 As.

Bei Ajoie seit 2006 Qualifikation 2006/2007: 45 Sp., 29 T., 52 As. Qualifikation 2007/2008: 49 Sp., 26 T., 49 As. Qualifikation 2008/2009: 47 Sp., 33 T., 44 As. Playoffs 2007: 6 Sp., 5 T., 4 As. Playoffs 2008: 14 Sp., 8 T., 12 As. Playoffs 2009: 10 Sp., 7 T., 7 As.


HC Ajoie Trainer Réal Paiement zeigt dem erfolgreichen Trio, wie sie noch mehr Unruhe im gegnerischen Drittel streuen können.

real ist grösser als jener zwischen einem Zürcher und einem Landwirt aus dem Eggiwil. Hinter diesem Trio verteidigt meistens Martin «Tinu» Rauch, am 15. Juni dieses Jahres 44 geworden und der älteste Spieler der National League. Er steht in seiner drit-

ten Saison beim HC Ajoie. «Ich hatte eigentlich nicht vor, so lange zu spielen. Aber es macht viel Spass und ich kann den Sport gut mit meinem Beruf verbinden.» Er verkauft Fitness-Geräte. Der legendäre Captain der «Big Bad ­Bears», mit dem SC Bern Meister 1989, 1991, 1992 und 1997, Erfahrung aus mehr als 900 National League-Spielen mit dem SC Bern, Gottéron, Ambri, Biel, Olten und Ajoie sagt, gerade in seinem Alter sei es natürlich «scho gäbig», meistens hinter einem solchen Sturm verteidi-

gen zu dürfen. Das Spektakel findet ja dann meistens vor dem gegnerischen Tor statt und die Arbeit hält sich in Grenzen. Neben Rauch verteidigt Jordane Hauert (23), der Sohn von Präsident Patrick Hauert. Ist Ajoie verwundbar, weil es seine offensive Feuerkraft in einer Linie bündelt? Nein. Ajoie spielt in der oberen Tabellenhälfte, gerade weil es seine Feuerkraft auf eine Linie konzentrieren kann. Das Sturmspiel des Trios hat auf die gegnerischen Verteidigungen eine ähnliche Wirkung wie die Posaunen auf die Mauern von Jericho. Und den Fans ist es auch recht: Die «French Connection» in der Patinoire Voyeboeuf übers Eis sausen und brausen zu sehen gehört zu den besten Hockey-Erlebnissen in unserem Land. Wenn die Fans im hölzigen Stadion in Sprechhören bei ihren Hockeyfestspielen dieses Trio besingen, bekommt selbst ein weit gereister Hockey-Chronist von jenseits der sieben Jurabergen Hühnerhaut. l

Legendäre NL B-Linien In der Geschichte der NL B hat es viele legendäre Stumreihen gegeben. Nachfolgend haben wir drei der ganz besonderen NL B-Angriffsreihen aus dem Archiv hervorgeholt. Alle drei sind auch früher oder später in dieser Zusammensetzung in der NL A eingesetzt worden. Das macht den «Ajoie-Sturm» mit Desmarais, Roy und Barras einmalig: Ajoie will nicht in die höchste Spielklasse aufsteigen – wahrscheinlich ist es deshalb der beste NL B-Sturm aller Zeiten, der von einem Team zusammengestellt worden ist, das nicht den Aufstieg zum Ziel hat. Egon Locher (1959, SUI), Martin Lötscher (SUI, 1957), Pius-David Kuonen (SUI, 1961) Dieses Trio stand hin und wieder schon in der ersten Playoff-Saison 1985/1986 für Sierre im Einsatz, rockte und rollte aber in erster Linie in der NL B. Die Besonderheit: Es war der deutschsprachige «Oberwalliser-Sturm» beim welschen HC Sierre. Kuonen ist heute Verbandssportchef und sein Freund Sean Simpson ist zum Nationaltrainer berufen worden. Jean-Guy Gratton (1949, CAN) Claude Friedrich (1951, SUI) Gérard Dubi (1943, SUI) Dieses Trio bescherte Lausanne die letzten Jahre des Ruhmes in der NL A (Saison 1980/1981) und gehört zu den besten NL B-Linien aller Zeiten. Unvergessen bleibt die Aufstiegssaison 1977/1978. Die Skorerwerte (30 Spiele): Gratton 61 Tore, 35 Assists. Friedrich 49 Tore, 45 Assists. Dubi 19 Tore, 38 Assists. Lausanne erzielte 199 Tore. Im entscheidenden Match um den Aufstieg besiegte Lausanne den HC Davos 8:4. Dubi buchte 3 Tore, Friedrich und Gratton je zwei Treffer. Rolf Diethelm (1939, SUI), Bruce Hamilton (1927, CAN) Peter Stammbach (1937, SUI) Dieses Trio brachte den SC Bern im Frühjahr 1958 zurück in die NL A, dominierte auch die höchste Spielklasse und holte 1959 mit dem Aufsteiger gleich den Titel. Die Statistik aus der Aufstiegssaison 1957/1958 (16 Spiele): Hamilton: 35 Tore, 23 Assists. Diethelm: 27 Tore, 19 Assists. Stammbach: 18 Tore, 27 Assists. Der SCB buchte damals insgesamt 124 Tore. In diesen Zeiten wurde meistens mit zwei Linien gespielt, es gab für die Stars viel mehr Eiszeit als heute und entsprechend sehen die Statistiken aus.

Steven Barras (SUI) Grösse: 177 cm, Gewicht: 78 kg Geb.-Datum: 3. März 1983 Bei Ajoie seit 2001 Qualifikation 2006/2007: 42 Sp., 32 T., 27 As. Qualifikation 2007/2008: 49 Sp., 38 T., 33 As. Qualifikation 2008/2009: 46 Sp., 25 T., 42 As. Playoffs 2007: 6 Sp., 1 T., 3 As.. Playoffs 2008: 14 Sp, 9 T., 13 As.. Playoffs 2009: 10 Spiele, 10 Tore, 9 As.

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Mein Arbeitsplatz ALS SICH RUEDI ZESIGER IM AUGUST FÜR DEN POSTEN DES GESCHÄFTSFÜHRERS BEI DEN SCL TIGERS VERPFLICHTETE, WAR ER NOCH BEIM VBS ANGESTELLT. FAST DREI MONATE LANG HATTE ER ALSO ZWEI 100% JOBS: SEINE STELLE BEIM BUND UND DIE ARBEIT BEI DEN TIGERS, DIE ER MORGENS, ABENDS UND AM WOCHENENDE ERLEDIGTE. AM 27.10.2009

BEZOG ER SCHLIESSLICH OFFIZIELL SEINEN ARBEITSPLATZ IN DER TIGERSGESCHÄFTSSTELLE. SLAPSHOT GEWÄHRTE ZESIGER EINEN EINBLICK IN SEIN NEU EINGERICHTETES BÜRO UND STELLTE SEINE FÜNF AKTUELLEN WEGBEGLEITER VOR.

«In meiner Zeit im Sportbereich des VBS gehörte die Eishockey WM 2009 zu einem Highlight. Cooly und den Puck habe ich als Andenken an die WM behalten, sie erinnern mich an meine Arbeit beim VBS. Und Cooly war ja wirklich ein tolles Maskottchen.»

«Die Pflanze begleitet mich seit zehn Jahren von Büro zu Büro. Ich habe sie damals an meinem ersten Arbeitstag beim VBS geschenkt bekommen.» Seitdem hat die Pflanze an jedem Arbeitsplatz von Ruedi Zesiger ihr Plätzchen gefunden und ist überall von neuem gewachsen. Für den Emmentaler hat sie zwei wichtige Bedeutungen: «Ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen, so dass diese Pflanze für meine Verbundenheit zur Natur steht. Zudem symbolisiert ihr ständiges Wachsen, dass es immer irgendwie weitergeht.»


Ruedi Zesiger / Geschäftsführer SCL Tigers «Am letzten Heimspiel gegen den EV Zug war ich in der Mannschaftsgarderobe, als mir plötzlich ein Spieler diese Puppe überreichte. Sie sei von einem Fan, der sie extra für mich gemacht habe.» Und bei genauer Betrachtung steht da auch klar und deutlich «Zesiger» auf der Puppe. «Diese Geste hat mich wirklich gefreut.»

«An meinem 1. offiziellen Arbeitstag bei den SCL Tigers ist Peter Jakob extra bei mir im Büro vorbeigekommen, um mich mit diesem Geschenk Willkommen zu heissen. Es zeigt, dass wir hier ein echtes Team sind.»

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Schiedsrichter

Der Durchstarter Andreas Koch gehört zu den grössten Schiedsrichtertalenten der Schweiz und hat sich mit 27 Jahren bereits in der National League etabliert. SLAPSHOT besuchte den Zürcher Oberländer bei einem Spiel in Langnau i.E. Im Gespräch erklärt Koch unter anderem, was ihn an seinem Job fasziniert und wieso die Schiedsrichterei ein Abbild des Lebens ist. Text: Simon Laager Fotos: Pius Koller Mit seinen 27 Jahren ist Andreas Koch der jüngste HeadSchiedsrichter der National League. Der Zürcher Ober­ länder pfeift seine zweite Saison in der NL B und gehört zu den grössten Talenten des Landes. Dass Andreas Koch bei den Spielern und Trainern aufgrund seines jungen Alters zuweilen Probleme mit der Akzeptanz hat, glaubt er nicht. «In den Anfangsjahren war es für Erwachsene manchmal schwierig, von einem Jüngeren dirigiert zu werden. Ich spürte eine gewisse Skepsis, diese verflog jeweils aber relativ rasch», erklärt er. Er sei bisher stets der Jüngste gewesen und sei es sich daher gewohnt, mit dieser Rolle umzugehen. Koch, der demnächst sein Jus-Studium abschliessen wird, verfolgt klare Ziele. «Es ist mein Ziel, das ‹perfekte Spiel› zu leiten», sagt er überzeugt. Dies stets auch, um sich seinen grossen Traum, einmal an den Olympischen

Spielen im Einsatz zu sein, dereinst erfüllen zu können. Das erste Ziel, von dem er bereits als zwölfjähriger Nachwuchsschiedsrichter träumte, erreichte Andreas Koch am 11. Januar 2009, als er zusammen mit dem Profischiedsrichter Brent Reiber das NL A-Spiel zwischen den Lakers und dem EV Zug leiten konnte. «Dieser Einsatz war sicherlich einer meiner Karriere-Höhepunkte», erklärt Andreas Koch, um im selben Atemzug auch noch die «heissen WestschweizerDerbys der NL B», aber auch «die Nachwuchsspiele der Piccolos» am Sonntagmorgen, zu erwähnen, bei denen ihn vor allem die leuchtenden Augen der Kinder und die aufgestellte, ehrliche Spielweise faszinieren. Nebst solchen Erlebnissen ist es in erster Linie die Liebe zum Eishockey, die Andreas Koch die Motivation gibt, um drei bis vier Mal pro Woche in die Rolle des Schiedsrichters zu schlüpfen und pro Saison um die gut hundert Spiele zu leiten. «Ich lebe Eishockey, seit ich vierjährig bin. Ich wuchs neben einer Eisbahn auf und hatte bald einmal das Ziel,

Schiedsrichter zu werden. Es ist zweifelsfrei die grosse Liebe zum Eishockey, die mich motiviert, als Schiedsrichter zu amten. Teil dieses Spektakels zu sein und schwierige Spiele gut über die Runden zu bringen, geben mir eine tiefe Befriedigung.» Auch die Persönlichkeitsbildung sei ein wesentlicher Faktor. «Die Schiedsrichterei kann ein bisschen als eine Art Mikro-Version des Lebens betrachtet werden: Vielen Situationen und Bereichen, die sich einem im Leben stellen, ist man auch als Schiedsrichter ausgesetzt.» Werte wie Entscheidungsfreudigkeit, Stress- und Druckresistenz,

«Liebe zum Eishockey und Persönlichkeitsentwicklung als Motivationsfaktoren.» Andeas Koch, Schiedsrichter-Youngster

Teamwork oder sicheres Auftreten seien nicht nur in der Schiedsrichterei, sondern auch im Beruflichen und im Privaten wichtige Charaktereigenschaften. Er betont zum Schluss aber vor allem auch die vielen tollen Freundschaften, die über all die Jahre entstanden seien. Mit solchen Argumenten versucht Andreas Koch in Zürich auch, neue Schiedsrichter zu rekrutieren. Zusammen mit Kollegen hat er ein Programm auf die Beine gestellt, mit dem Ziel, jährlich genügend und qualitativ guten Schiedsrichter-Nachwuchs rekrutieren zu können. «Wir konnten dafür sorgen, dass jeder Spieler der Zürcher Novizen-Teams pro Saison mindestens drei Nachwuchsspiele leiten muss. In einem jährlichen Crash-Kurs wird ihnen das dazu nötige Basiswissen vermittelt», erklärt er. Die Resonanz sei sehr positiv. «Rund jeder zweite Junior hat sich bereits erkundigt, ob er noch mehr Spiele leiten dürfe, daraus haben wir bereits fünf bis sechs fixe neue Nachwuchsschiedsrichter gewinnen können», erklärt er zufrieden. l

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Generationen

Die treue Seele Mit seiner Schiedsrichterpfeife kann Walter Schneider in dieser Saison die goldene Hochzeit feiern. Seit verdienstvollen 25 Jahren leitet der 57-Jährige Eishockeyspiele der Schweizer Amateurliga. SLAPSHOT besuchte den Berner bei einem Spiel in der Sagibachhalle in Wichtrach und blickte mit ihm auf seine erlebnisreiche Karriere zurück. mit Spielern, Funktionären, Trainern und Schiedsrichterkollegen motiviere ihn stark. «Auch die ‹körperliche Ertüchtigung› ist natürlich ein Argument», erklärt Walter Schneider mit einem Schmunzeln. Pro Saison pfeift er rund 50 Spiele, zu Meisterschaftsbeginn meistens als «Lehrmeister» zusammen mit einem Neuling als Schiedsrichterpartner. Eine spezielle Anekdote von seinen 25 Dienstjahren fällt ihm spontan nicht ein. «Einzigartig waren früher sicherlich die verbissenen Derbys im Berner Oberland. Dort wurde sehr körperbetont und mit mehr Emotionen gespielt», ­erzählt er. So kommt es, dass der Hartgummi die Freizeit von Walter Schneider dominiert. Im Winter ist es der Puck, im Sommer der Nouss. «In den Sommermonaten ist das Hornus-

sen für mich ein guter Ausgleich zum Job», erklärt der gelernte Schreiner. Ähnlich treu wie dem Eishockey ist Walter Schneider seinem Wohnort. In Ferenberg aufgewachsen, wohnte er einige Jahre im benachbarten Ostermundigen, ehe er vor zehn Jahren wieder zurück ins Elternhaus zügelte. Dort teilt er sich die beiden Wohnungen mit seinem Sohn Roland, der in der 2. Liga ebenfalls Eishockey spielt. Und ähnlich verbunden ist er auch seinem Arbeitgeber. Seit 35 Jahren ist er bei einer Berner Innenausbau-Unternehmung angestellt. Dass er es dereinst auf ebenso viele Dienstjahre als Schiedsrichter bringen wird, ist unwahrscheinlich. «In den nächsten zwei Jahren möchte ich einfach noch möglichst viele tolle Spiele leiten», hat sich Walter Schneider zum Ziel gesetzt. l

69 Zuschauer verfolgten an diesem Samstag-Abend das Derby zwischen dem SC Freimettigen II und dem EHC Mirchel II. Sie wurden nicht nur Zeugen eines überraschenden 3:6-Sieges der Mirchler über ihren langjährigen Angstgegner, sondern auch einer abgeklärten Schiedsrichterleistung. Walter Schneider und sein ähnlich erfahrener Kollege Daniel Baumann hatten die Partie jederzeit im Griff und mussten nur 14 Strafen aussprechen, was für diese Paarung sowie für die Leistung der Schiedsrichter spricht: «Es war ein fairer Match, die Spieler haben gut mitgemacht», erklärte Walter Schneider kurz nach Spielschluss zufrieden. Schneider gehört nicht nur zu den dienstältesten, sondern auch zu den besten Schiedsrichter der 3./4. Liga. So erstaunt es nicht, dass er im Alter von 57 Jahren noch regelmässig für entscheidende Playoff-Spiele eingesetzt wird. So wie damals, Ende der 90er Jahre, als Schneider auf der «Kunschti» in St. Margarethen das Derby und Aufstiegsspiel in die 1. Liga zwischen dem EHC Basel-Kleinhüningen und dem EHC Zunzgen-Sissach leiten durfte, ehe die heutigen EHC Basel Sharks im Jahre 2000 bekanntlich am grünen Tisch aufgestiegen sind. Schwelgend erinnert er sich an dieses Highlight: «Es war ein tolles Spiel und eine einmalige Ambiance. Rund 1500 Zuschauer verfolgten das Spiel, welches klar der Höhepunkt meiner Karriere darstellt.» Eine Karriere, die mittlerweile bereits ein Vierteljahrhundert alt ist. Auch Schneider ist während dieser Zeit auf- und abgestiegen: «Anfangs der 90er Jahre konnte ich ­einige Saisons in der 2. Liga pfeifen, ehe ich am Kondi­ tionstest scheiterte und wieder in die 3./4. Liga relegiert wurde», erzählt er lachend. Begonnen hat Walter Schneiders Schiedsrichterkarriere 1984, als er, 32-jährig, in der 3. Liga beim EHC Boll spielte. In den folgenden Jahren war er sowohl Spieler als auch Schiedsrichter. «Das Pfeifen hat mich sofort begeistert», erinnert er sich. «Mich fasziniert die Schnelligkeit und ­Dynamik des Sports und der Team-Gedanken, der dahinter steckt.» Insbesondere der zwischenmenschliche Umgang

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Generationen

«Souffleur» und «Fan-Flüsterer» Hätte der Zürcher Oberländer Andreas Koch seine ersten Schiedsrichter-Sporen in der Berner Gruppe abverdient, hätte er unweigerlich mit Walter Schneider zusammen gepfiffen. Schneider pfeift seit 25 Jahren in den unteren Ligen und gilt als vielseits geachteter «Lehrmeister». Im Gespräch mit SLAPSHOT gehen der «Youngster» und der «Oldie» auf die verschiedenen Facetten des Schiedsrichter-Jobs ein.

Wann beginnt für Sie die Vorbereitung auf ein Spiel? Andreas Koch: Erste Gedanken mache ich mir nach dem Aufgebot. Ich überlege mir, was ich für ein Spiel erwarten kann, ohne jedoch gross die Tabelle zu konsultieren. Für mich spielt es punkto Vorbereitung und Einsatz keine Rolle, ob ich ein NL B-, Elite Junioren- oder Plausch-Spiel pfeife. Walter Schneider: Bei mir ist es ähnlich. Ich denke, dass die Vorbereitung auf ein Spiel – egal ob 4. Liga oder National League – nahezu identisch ist. Andreas Koch: Genau. Und dank der Tatsache, dass ich noch im Studium bin, habe ich fast eine ähnlich flexible Vorbereitung wie ein Profi (lacht). Also inkl. Nachmittagsschlaf und Warm-up… Profischiedsrichter zu werden muss für Sie doch fast ein Ziel sein, oder? Andreas Koch: Ja, es wäre natürlich schon erstrebenswert, das Hobby zum Beruf machen zu können und ganz vom Eishockey zu leben. Wobei ich es eher so anschauen würde, dass ich mehr «fürs» als «vom» Eishockey leben würde. Walter Schneider, wie war das zu Ihrer Zeit, träumten auch Sie von einer NL A-Karriere? Walter Schneider: Da ich erst mit 32 Jahren Schiedsrichter wurde, stellte sich die Frage für mich persönlich nicht. Ansonsten wäre es sicherlich ein Ziel gewesen, klar.

Andreas Koch, Sie haben auch während 1,5 Saisons in der 3./4. Liga gepfiffen. Wie stark hat sich für Sie als National League-Head die Belastung verändert gegenüber früher? Andreas Koch: Neben dem erhöhten Druck seitens der Medien und der Fans ist es vor allem die Reiserei, die manchmal zehren kann. Wenn ich morgens um 03.00 Uhr aus dem Wallis nach Hause komme, ist es schwierig, ­bereits wenige Stunden danach wieder Höchstleistung am Arbeitsplatz zu zeigen. Deshalb denke ich persönlich, dass es in der National League nicht möglich ist, neben dem Pfeifen 100% zu arbeiten. Die Erholung bleibt sonst längerfristig auf der Strecke, was die Leistung beeinträchtigt. National League-Schiedsrichter zu sein bedeutet, Leistungssport zu betreiben. Wo liegen aus Ihrer Sicht die Hauptunterschiede, Walter Schneider? Walter Schneider: Nebst den von Andreas erwähnten Punkten ist auch die Tatsache, dass man in den unteren Ligen die einzelnen Zuschauer und Eltern besser wahrnimmt, zentral. Ich verstehe jeweils fast jedes Wort. Ansonsten ist das Reglement dasselbe und der Sport vom Grundsatz her ebenfalls. Andreas Koch: Auch wenn das Regelbuch dasselbe ist, glaube ich, dass man in der 4. Liga bei konsequenter Anwendung der Regeln oftmals je zwei Spieler pro Team

auf der Strafbank hätte. Was man sich in den unteren Ligen manchmal anhören muss ist unglaublich. Ich habe das auch gemerkt, als ich ein Vorbereitungsspiel der 4. Liga pfiff. Ich habe grösste Achtung vor der Leistung, welche die Schiedsrichter der unteren Ligen erbringen. In unserer Gesellschaft sind die Menschen aggressiver und ungeduldiger geworden, dies widerspiegelt sich leider auch im Eishockey. Walter Schneider, was treibt Sie an, dass Sie auch nach 25 Jahren noch hoch motiviert ans Werk gehen? Walter Schneider: Es ist zweifelsfrei die Zusammenarbeit mit den Schiedsrichterkollegen und den Teams. Hinzu kommt natürlich auch der sportliche Aspekt, so bin ich gezwungen, mich auch noch fit zu halten (lacht). Wie würden Sie denn Ihre Beziehung zu den Spielern umschreiben? Walter Schneider: Ich habe einen sehr guten Draht zu den Spielern, wohl auch dank meiner langjährigen Erfahrung. In all den Jahren konnte ich mir eine Akzeptanz erarbeiten, die mir in vielen Situationen hilfreich ist. Andreas Koch, wie sehen Sie Ihre Rolle als Schiedsrichter? Andreas Koch: Ich denke, dass dies jeder Schiedsrichter anders beurteilt. Ich sehe mich als eine Art Souffleur. Als jemanden, der eher im Hintergrund ist und der den Akteuren ermöglicht, ein tolles Spiel zu zeigen. Wo liegt für Sie die grösste Herausforderung? Andreas Koch: Leider kann man es nie allen recht machen. Man muss konsequent bleiben, auch bei zunehmendem Druck und versuchen, Konstanz über ein Spiel, aber auch über eine ganze Saison, an den Tag zu legen. l

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Vorschau

In Spenler Cup-Fo Dynamo Minsk – viel Rubel, wenig Geduld Saisonziel:

Saisonziel:

Spengler Cup-Sieg und KHL-Halbfinal

Nach 20 Runden: Steht Dynamo Minsk einen Rang hinter dem rettenden KHLPlayoffstrich. Fast Facts:

Prognose:

Wie schon in der ersten KHL-Saison enttäuschen die Minsk-Stars auch zu Beginn des neuen Jahres. Nationalheld Glen Hanlon wurde bereits als Coach entlassen. Minsk hat das Potential, den Spengler Cup zu dominieren. In der bisherigen Saison hat dies das KHL-Team aber noch selten bewiesen.

Der HK Dynamo Minsk ist Weissrusslands Vertreter in der russischen Eliteliga KHL. Unterstützt mit Geldern eines staatlichen Minenunternehmens wurde der Stadtclub mit illustren Transfers zu einem nationalen KHL-Team aufgeblasen. Doch die kostenintensiven NHL-Verteidiger Ossi Vaananen und Mikko Jokela waren zum Saisonstart eine defensive Option und die NHL-Stürmer Ville ­Peltonen und Byron Ritchie eine offensive Ent­ täuschung. Entlassen wurde aber Headcoach Glen Hanlon. Der weissrussische Nationaltrainer wurde durch Aleksandr Andriewskij ersetzt. Es war eine von fünf Trainerentlassungen in der russischen KHL und das noch bevor 20 Meisterschaftsrunden gespielt waren. Geduld ist in Russland offensichtlich rarer als der Rubel.

Foto: Dynamo Minsk

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HC Davos – national ein Spitzenteam Spengler Cup-Final, Playoffqualifikation

Nach 20 Runden: Ist der HC Davos in Tuchfühlung mit der Schweizer Tabellenspitze. Fast Facts:

Prognose:

Der HC Davos hat eine der besten Balancen zwischen Angriff und Verteidigung in der Schweiz und ist deshalb auch 2009 ein Spitzenteam. Den Spengler Cup-Final zu erreichen dürfte für Davos schwieriger sein als die Playoffs in der nationalen Meisterschaft.

Einen ersten internationalen Test der Saison hat der amtierende Schweizer Meister im Vorspann des Victoria Cup 2009 gegen die Chicago Blackhawks mit einer 9:2-Ohrfeige beendet. Kurzfristig sorgte das für eine Serie von Niederlagen des HC Davos. Doch nach einer schlechten ersten Oktoberhälfte kamen die Bündner zurück und griffen die Tabellenspitze der NL A an. National ist der HC Davos auch 2009 ein Spitzenteam. Die Bündner sind nach 20 Schweizer Meisterschaftsrunden offensiv das zweitbeste Team der Liga und defensiv das drittbeste. Wer so eine Balance zwischen Angriff und Verteidigung aufweist, ist traditionell auch in der entscheidenden Meisterschaftsphase top. Aber reicht es auch für den internationalen Test Spengler Cup? Am Traditionsturnier den Final zu erreichen dürfte für Davos schwieriger sein als die Playoffs in der nationalen Meisterschaft.

Foto: swiss- image by A ndy Mettler

Team Canada – schwierige Selektion Saisonziel:

Spengler Cup-Sieg

Nach 20 Runden: Dominieren die Schweizer ihre eigene Meisterschaft. In der Schweizer Top Ten der Scorer sind mit Josh Holden und Randy Robitaille nur zwei waschechte Kanadier vertreten. Fast Facts:

Weil Mannheim eigens ein «Team Canada» von neun Ahornblättern nach Davos bringt, ist die Selektion für den Spengler Cup 2009 schwieriger als auch schon.

Prognose:

Das Team Canada ist quasi für den Spengler Cup-Final gesetzt.

Die Selektion war für das Team Canada noch selten so schwierig wie für den Spengler Cup 2009. Weil die Adler Mannheim mit Pascal Trepanier, Jame Pollock, Nathan Robinson, Scott King, Colin Forbes, Fredrick Brathwaite, François Methot, Justin Papineau und Mario Scalzo selber neun «Ahornblätter» nach Davos bringen, hat Hockey Canada mehr Qual als Wahl. Grundsätzlich darf jeder Kanadier selbst entscheiden, ob er einer Einladung von Hockey Canada folgen will. Clubs, die einen kanadischen Spieler verpflichten, unterschreiben mit der Transferkarte mit, dass sie dem Spieler die Freigabe für das Team Canada in jedem Fall erteilen werden. Aber es ist traditionell so, dass Hockey Canada bei Akteuren des SC Bern oder der ZSC Lions mehr Überzeugungsarbeit leisten muss als zum Beispiel in Biel. So überlegt sich ZSCStürmer Domenico Pittis dieses Jahr sehr genau, ob er im Dezember in Davos dabei sein will. Alle Biel-Kanadier haben dem entgegen postwendend zugesagt.

Foto: swiss- image by A ndy Mettler


orm?

Spengler Cup Davos 2009 Spengler Cup-Präsident Fredi Pargätzi ist es auch in diesem Jahr gelungen, ein illustres Teilnehmerfeld für den traditionellen Spengler Cup zusammenzustellen. Der tschechische Meister, der deutsche Meisterschaftsfavorit und das einzige weissrussische KHL-Team komplettieren die traditionellen Teilnehmer HC Davos und Team Canada für das Turnier. Slapshot hat nachgefragt, wie sie in die Saison gestartet sind.

HC Energie Karlovy Vary – Meister auf Abwegen Saisonziel:

3. Rang am Spengler Cup, Playoffqualifikation

Nach 20 Runden: Träumt Karlovy Vary nur noch deshalb von der Playoffqualifi­ kation, weil zumindest im Auswärtsstadion Spiele gewonnen werden. Fast Facts:

Karlovy Vary spielte 2009 vor allem unkonstant. Vielleicht ist der tschechische Meister ja am Spengler Cup gerade in einem Hoch.

Prognose:

Karlovy Vary wird auch im zweiten Anlauf nicht die zweite tschechische Mannschaft nach Sparta Prag (2004), die in der Neuzeit des Eishockeys den Spengler Cup-Final erreicht.

Auf Siegesserien folgten Niederlagen zu hauf, der HC Energie Karlovy Vary hat sein wahres Gesicht in der laufenden tschechischen Meisterschaft noch nicht gezeigt. Kleine Hoffnung für den Spengler Cup: Er findet weit weg vom neuen und schmucken Heimstadion des HC Energie Karlovy Vary statt. In Heimspielen waren die Tschechen bisher nämlich wenig erfolrgeich. Wegen Auswärtssiegen kann der HC Energie Karlovy Vary noch immer auf eine Playoffqualifikation hoffen. Aber so richtig durchgestartet ist der letztjährige Spengler Cup-Teilnehmer in der heimischen Meisterschaft noch nicht. Dabei gilt es, den tschechischen Meistertitel zu verteidigen. Aber den sicherte sich Karlovy Vary auch letztes Jahr erst mit einer Leistungssteigerung nach dem Spengler Cup. Wiederholt sich diese Geschichte 2009?

Foto: swiss- image by A ndy Mettler

Foto: HC Energie K arlovy Vary

Adler Mannheim – in Deutschland top Saisonziel:

3. Rang am Spengler Cup, Playoffinal

Nach 20 Runden: Ist Mannheim Leader der DEL. Die Adler spielen ein offensives Spektakelhockey. Fast Facts:

Die Adler Mannheim bringen neun Kanadier nach Davos, acht von ihnen sind offensive Schillerfalter und Fred Brath­ waite ist ein kultiger Torhüter und Publikumsliebling.

Prognose:

Was in Deutschland für Spektakel und Furrore sorgt, ist zu langsam für den Spengler Cup. Der deutsche Meisterschaftsfavorit wird am Traditions­turnier höchstens den anvisierten dritten Rang erreichen.

Die Adler sind ein offensives Spektakelteam in der Deutschen Eishockey Liga. Verteidiger Jame Pollock (ex-Kloten) gehört zu den offensiven Garanten in der Meisterschaft unseres Liganachbarn, defensiv sichert ihn Fredrick Brathwaite ab. Der Publikumsliebling wurde noch letzte Saison zum besten DEL-Spieler des Jahres gewählt. Der Deutsche Rekordmeister will auch zum Ende der Saison 2009/10 im Playoffinale stehen und die Adler aus Mannheim hegen berechtigte Meisterambi­ tionen. Aber am Spengler Cup dürfte das Tempo auch in diesem Jahr zu hoch sein, als dass ein Deutscher Vertreter um den Sieg mitspielen könnte. Mannheims Ziel, den dritten Rang zu erreichen, ist ambitioniert und realistisch zugleich.

Foto: A dler Mannheim

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Vaillant Arena, 28. Dezember 2009, 10.00 Uhr

Jugend trainiert mit Spengler Cup-Stars Für die jungen Eishockeyfans findet das Highlight am diesjährigen Spengler Cup wieder am 28. Dezember statt. Dann treffen sich 60 von der UBS eingeladene Kinder zu einem unvergesslichen Erlebnis und Kräftemessen mit ihren Stars und Vorbildern in der Vaillant Arena Davos. Text: Marcel Schelbert Fotos: swiss-image.ch/by Andy Mettler

UBS gemeinsam mit dem OK des Spengler Cup den Event «Jugend trainiert mit Spengler Cup-Stars».

Bereits zum 25. Mal ist UBS am Spengler Cup mit von der Partie und bildet eine der traditionsreichsten Partnerschaften im Schweizer Sport. Weil es für den langfristigen Erfolg eine solide Basis braucht, ist die Nachwuchsförderung von grosser Bedeutung. Seit acht Jahren organisiert

Am 28. Dezember 2009 ab 10.00 Uhr werden wiederum 60 Kinder zwischen 8 und 12 Jahren die Vaillant Arena in Beschlag nehmen und die einmalige Gelegenheit erhalten, unter der fachmännischen Anleitung von Eishockeystars des Spengler Cup zu trainieren. Vor den Augen ihrer

Unser Engagement für Ihr Erlebnis.

Registriere dich vom 16. November bis 4. Dezember 2009 unter www.ubs.com/spenglercup und mit etwas Glück bist du beim Training dabei. Auch Zuschauer sind herzlich willkommen, wenn die EishockeyProfis den Kindern ihre Tipps und Tricks weitergeben. Montag, 28. Dezember 2009 10.00 bis 10.45 Uhr in der Vaillant Arena Davos.

www.ubs.com/spenglercup

© UBS 2009. Alle Rechte vorbehalten.


Eltern, Freunden und Bekannten werden sie ihre Vorbilder hautnah erleben. Für die zukünftigen «Von Arx’s» und «Genonis» des Schweizer Eishockeys sicherlich ein unvergessliches Erlebnis. Wenn es darum geht, Kindern eine Freude zu bereiten, vergessen Spieler und Trainer für einmal den Turnierstress! Der beliebte SF-Sportmoderator und Davoser Lokalmatador Jann Billeter wird sicherlich engagiert wie eh und je durchs Programm führen. Neben den aktuellen Eishockeystars der fünf teilnehmenden Mannschaften wird er bestimmt auch in diesem Jahr einige Altstars der hiesigen Eishockeyszene in der Vaillant Arena begrüssen. Sie alle werden den Kindern mit ihren Tipps und Tricks zur Seite stehen. Wer von den Stars am Montagmorgen ins Stadion einlaufen wird, bleibt für die Kinder allerdings ein gut gehütetes Geheimnis. Die Namen der Eishockeystars werden vor Ort jeweils erst kurz vor dem Training bekanntgegeben. So sorgten in der Vergangenheit Top-Cracks wie Joe Thornton, Reto von Arx, Beat Forster, Renato Tosio oder Rick Nash am «Jugend trainiert mit Spengler Cup-Stars» für leuchtende Kinderaugen. Es steht ausser Frage, dass auch 2009 wiederum hochkarätige Spengler Cup-Stars zum «Jugend trainiert» auflaufen werden.

Ehrung des UBS Best Players Im Anschluss an Training und Autogrammstunde wird unter allen Kindern ein Glückspilz ausgelost, der am Nachmittagsspiel die Ehrung der «Best Player» vornehmen

darf. Er trainiert nicht nur am Morgen mit den Stars, sondern darf am Nachmittag in der vollen Vaillant Arena den besten Spielern auch noch einen Preis übergeben – ein wahrlich unvergesslicher Tag!

Anmeldeprozess Um der grossen Nachfrage gerecht zu werden und allen eine faire Teilnahmechance zu geben, werden die begehrten Plätze unter allen Registrierten ausgelost. Wenn Du also zwischen 8 und 12 Jahre alt bist und eine eigene Hockeyausrüstung hast, dann nichts wie los! Der Anmeldeprozess auf www.ubs.com/spenglercup läuft vom 16. November bis 4. Dezember 2009.

Neu: In diesem Jahr verlosen UBS und Radio Grischa einige der begehrten Plätze auch übers Radio. Die Kinder sind aufgefordert, ein möglichst originelles und witziges Video zu drehen. Zum Beispiel: «So sieht mein Reto von Arx Fan Zimmer aus» oder «Das ist mein bester Stock-Trick». Die Videos werden auf die Radio Grischa Homepage gestellt und können von den Usern bewertet werden. Weitere Infos sind unter www.radiogrischa.ch zu finden. Auch all diejenigen, welche die Stars einmal hautnah erleben wollen, sind als Zuschauer herzlich eingeladen. Also, früh aufstehen lohnt sich. Bis am 28. Dezember um 10.00 Uhr in der Vaillant Arena Davos!

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Schweizer im Ausland

Den Elemente trotzen

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Luca Sbisa / Lethbridge Hurricanes / WHL Fremder, willst Du verstehen, was Eishockey wirklich ist, dann komm’ nach Lethbridge in die kanadische Prärie. Ein Augenschein in der Stadt, in der unser Luca Sbisa ein Sportheld ist und einen neuen Anlauf Richtung NHL nimmt.


Schweizer im Ausland

Luca Sbisa Persönlich Geboren: 30. Januar 1980 in Ozieri (Sardinien). Aufgewachsen ab dem 2. Lebensjahr in der Schweiz. Grösse / Gewicht: 187 cm / 90 kg Karriere: 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010

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Alle Juniorenstufen beim EV Zug. in der NL A 8 Einsätze für Zug (kein Punkt). Lethbridge (WHL) 81 Sp., 9 T., 39 As., 80 PIM Lethbridge (WHL) 29 Sp., 6 T., 13 As., 22 PIM Philadelphia (NHL) 40 Sp., 0 T., 7 As., 38 PIM Anaheim (NHL) 8 Sp., 0 T., 0 As., 6 PIM. Nun wieder in Lethbridge.

Text: Klaus Zaugg Fotos: David Rossiter Dies hier ist Kanada und Hockey wie es der Dichterfürst Al Purdy (1918 – 2000) beschrieben hat. Das flache Land ist windgepeitscht. Die Ebenen südlich von Calgary gehören zu den windigsten Gegenden Kanadas und die Temperatur ist auch im letzten Winter im eisigen Wind auf unter 50 Grad gesunken. So ist es nur logisch, dass das Hockeyteam von Lethbridge «Hurricanes» heisst. Die Bäume sind tiefer verwurzelt als anderswo, um den Elementen der Natur zu trot-

zen. Und die Menschen auch. Die Fahrt auf dem Highway von Calgary hinunter nach Lethbridge ist jetzt, im gelbweissen, fahlen Licht des späten Herbstes unter einem weiten Himmel wunderbar und bluesig. Im Radio läuft nur Country und Rock. Lethbridge ist eine dieser Städte in der Prärie, die kein Gesicht haben. Die mit Tankstellen und Läden und Motels beginnen und irgendwann mit Tankstellen und Läden und Motels wieder aufhören. Die Getreidesilos ragen höher auf als die Gotteshäuser. Keine Skyline. Verdorrtes Präriegras. Und ein Fluss, der «Oldmen River» heisst. Die Stadt hat eine ruhm-


Luca Sbisa / Lethbridge Hurricanes lose Geschichte. Sie ist als Handelsposten gegründet worden, um den illegalen Whisky-Handel in Schwung zu bringen und die Ausrottung der Indianer zu beschleunigen. Vor der Stadt gibt es jetzt ein Indianerreservat und die Menschen sind rechtschaffen, fromm und hockeyverrückt. Zwischen drei- und fünftausend kommen zu den 36 Heimspielen. Ein Saisonabi kostet 500 Dollar. Dass die Arena, das Enmax Centre, gleich hinter der Kirche liegt, ist eine Zufälligkeit mit Symbolkraft. Hockey ist die zweite Religion hier. Lehtbridge ist das, was wir in der Schweiz ein Bauerndorf nennen. Für Nordamerikanische Verhältnisse ein Dorf (74’000 Einwohner), durch und durch geprägt durch die Landwirtschaftsindustrie. Das Publikum bedächtig und fachkundig fast wie in Langnau, nur viel patriotischer. Wie in Nordamerika üblich, wird vor dem Spiel die Nationalhymne von lokalen Gesangsgrössen gesungen, das Publikum stimmt mit ein. Ein rauer, uriger Singsang. Männer und Frauen tragen seit Jahrzehnten ohne Rücksicht auf Modeströmungen ähnliche Jacken, die gegen Wind und Kälte schützen. Hier gibt es keine Modemäuse. Aber viele starke Frauen mit vom Wind geröteten Gesichtern und rauen Händen. Und es sind Männer aus Städten wie Lethbridge, die immer noch die kanadische Hockeykultur prägen. Als Spieler, als Coaches und als Manager. Dass sich hier, im Herzland des kanadischen Hockeys, ein Schweizer Respekt, ja Bewunderung erarbeitet hat, ist erstaunlich. Luca Sbisa ist im Team von Lethbridge (fast) eine Figur wie Reto von Arx. Nun, da er aus dem gelobten Land NHL zurückgekehrt ist, erst recht. Das Team erholte sich erst seit Sbisas Ankunft nach und nach ein wenig aus der Krise. Der Schweizer mache seine Mannschaft, jeden einzelnen Spieler besser, sagt Manager und Trainer Rich Preston. Sbisa ist «tough». Ein dominierender, hart einsteigender Verteidiger. Die Hurricanes sind offensiv und defensiv schmalbrüstig. Das kann halt passieren. Weil jedes Jahr die besten Spieler gehen. Entweder weil sie dem Juniorenalter entwachsen oder in die NHL wechseln. Sbisa stabilisiert die Mannschaft in Marathoneinsätzen bis zu 40 Minuten. Einzelne Shifts dauern schon mal anderthalb Minuten. Seine Checks sind beinhart und er lässt es, sehr zur Freude der Fans, öfters rumpeln. Aber das Leben hier ist keine Party wie unten in Los Angeles, in Newport Beach, wo Sbisa gleich am Pazifik, an einer der schönsten Wohnlagen Amerikas, ein Appartement gemietet hatte. Die Spieler der Juniorenteams dürfen hier nicht einmal alleine hausen. Sie sind dazu verpflichtet, in einer Gastfamilie zu leben und offiziell gilt: Nachtruhe um

23.00 Uhr. Vor einem Spieltag sogar um 22.00 Uhr. Sbisa sagt, er halte sich an diese Vorschriften. Er wohnt wieder bei den Struths und seine «Schlummermutter» Trudi Struth sagt, die zwei unkompliziertesten Jungs, die sie in den letzten zehn Jahren beherbergt habe, seien zwei Schweizer: Roman Wick und nun Luca Sbisa. «Luca ist unser letzter Gastjunior. Das habe ich mit meinem Mann schon seit längerem so geplant. Aber ich kann auch sagen: Luca ist ein so netter Kerl, dass wir nicht mehr damit rechnen können, einen noch angenehmeren Gast zu bekommen und so macht es Sinn, jetzt aufzuhören…». Von einem der Teambesitzer hat Luca einen alten Wagen mit Riss in der Windschutzscheibe bekommen. Aber bald habe er ein besseres Auto: «Ich lasse mir meinen BMW XS6 von Kalifornien mit der Bahn heraufbringen.» Alle vierzehn Tage werden 120 Dollar Kostgeld ausgehändigt. Das ist alles, was ein Juniorenspieler neben Kost und Logis in der Gastfamilie bekommt. Sbisa hat es ein wenig besser, weil er einen Dreijahres-Vertrag mit der NHL-Organisation von Anaheim hat. Die Gehaltszahlung ist zwar seit dem Transfer eingestellt worden. Aber das Handgeld bei Vertragsunterzeichnung wird auf drei Jahre verteilt in Raten von je 87’500 Dollar ausbezahlt. Und so verdient er wenigstens diese 87’500 Dollar. Das ist immer noch doppelt so viel wie das Durchschnittseinkommen hier in Lethbridge. Die Vertreibung aus diesem Paradies NHL nach nur acht Spielen hat Sbisa im ersten Moment tief getroffen. Sie kam unverhofft wie ein Dieb in der Nacht. «In der Vorbereitung verteidigte ich mit Scott Niedermayer und unser Spiel funktionierte. Ich hatte oft über 20 Minuten Eiszeit. Mit der ersten Niederlage in der Qualifikation hat der Coach alles über den Haufen geworfen und komplett umgestellt. Okay dachte ich, das wird sich geben und ich schöpfte Hoffnung, als ich im Training Powerplay spielen durfte. Doch dann bin ich nach Lethbridge geschickt worden.» Die Botschaft habe ihn völlig überrascht. «Der Teamarzt sagte mir so beiläufig, der Coach wolle mich im Büro sprechen. Ich schickte ein Stossgebet zum Himmel: Nur jetzt

Wird Sbisa noch einmal transferiert? Luca Sbisa verteidigt für die «Lethbridge Hurricanes» in der Western Hockey League (WHL) auf der höchsten Junioren-Stufe in Kanada. Die Meister aus der WHL, der Ontario Hockey League (OHL) und der Quebec Major Junior Hockey League (QMJHL) spielen um die kanadische Junioren-Meisterschaft (Memorial Cup). Noch immer rekrutiert die NHL die meisten Spieler aus diesen drei Ligen. Sbisas Agent André Rufener möchte so schnell wie möglich einen Transfer zu einem besseren WHL-Team: «Es nützt Luca wenig, wenn er mit seiner Defensivarbeit die Mannschaft besser macht. Wichtig für seine Visitenkarte sind auch Tore und Assists. Und das ist nur in einer spielerisch viel besseren Mannschaft möglich. Er hat ja bei Lethbridge kaum Mitspieler für ein gutes Powerplay.» Doch Sbisa will nicht mehr weg. «Ich bin dank Lethbridge in die NHL gekommen. Ich verdanke dieser Organisation viel. Mit meiner Ankunft habe ich Hoffnungen geweckt und wenn ich jetzt wegtransferiert werde, dann ist das ein Signal, dass man die Saison abgeschrieben hat. Ich kann diese Mannschaft jetzt nicht im Stich lassen. Wenn wir die Playoffs nicht schaffen sollten, dann ist es im Januar vor Transferschluss immer noch früh genug für einen Wechsel.» nicht zurück zu den Junioren! Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Aber dann hat mir der Trainer kurz und bündig mitgeteilt, dass ich wieder nach Lethbridge muss. Es gebe keine persönlichen Gründe und ich hätte sehr gut gearbeitet. Aber die Situation sei nun halt so.» Was Sbisa sehr getroffen hat: «Ich habe in Anaheim gar keine echte Chance bekommen.» Er habe zwei, drei Tage gebraucht, um diesen Tiefschlag zu verdauen. «Als ich dann hier in Lethbridge am TV die NHL-Highligts gesehen habe, hat es mich schon gewurmt und ich habe mir gesagt: Hey, da gehörst du hin.» Inzwischen habe er seinen Frieden mit der neuen Situation gemacht. «Ich muss nun halt auf dem Weg in die NHL einen kleinen Umweg machen. Meine Situation ist gar nicht so schlecht. Die U20-WM ist ja hier in Kanada, da habe ich fast ein Heimspiel und mein grosses Ziel, das Olympische Turnier, kann ich immer noch erreichen.» Und im nächsten September nimmt er einen neuen Anlauf Richtung NHL. l

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Impressum Das Hockey-Magazin der Schweiz

Over Time

«Neuchâtel adé...» NL B – Young Sprinters Neuchâtel

Roland von Mentlen

24. Jahrgang, 2009 / 2010 Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 683 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch Verlagsleitung / Verlagsadministration: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Anzeigenleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Weitere Textmitarbeiter: Thomas Roost, Klaus Zaugg, Jürg Federer, Reto Fiechter, Simone Moser, Simon Laager

Neuenburg oder das Gallische Dorf des Eishockeys Roland von Mentlen (RvM) und die Young SpRinteRS haben Sich gefunden. ein glückSfall füR unSeR hockeY. ein JahR voR SeineR penSion eRleben wiR den beSten RvM alleR Zeiten. 56

Fotos: Pius Koller, Peter Eggimann, Reto Fiechter, Jürg Federer, David Rossiter Vorstufe: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Layout/Litho: Reto Fiechter, Ralf Küffer, Caroline Bürgy Poffet Druck: Weber Benteli AG Industrie Nord, Bernstrasse 10 CH-2555 Brügg Telefon: 032 374 3636 © Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätzlichen saisonalen Mehrauflagen 27 000 Exemplare Abonnement: Abonnementspreis Inland Fr. 75.– Abonnementspreis Ausland Fr. 95.– 10 Ausgaben September bis Juni inkl. Hockey Guide (gilt als Ausgaben-Nr. 1) Abonnementsbestellungen /  Adressänderungen: SLAPSHOT, Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon: 031 740 97 67 Telefax: 031 740 97 76 abo@slapshot.ch Einzelverkauf: SLAPSHOT ist an über 1000 Verkaufsstellen der KIOSK AG für Fr. 7.50 auf jeweils Ende des Monats erhältlich.

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Eklat in der Eishockey-NL B: Die National League entzieht den Young Sprinters die Spielberechtigung. Noch zum Saisonstart hat das SLAPSHOT Magazin die Neuchâtel Young Sprinters in einem Hintergrundbericht thematisiert, den auf Mandatsbasis engagierten Young Sprinters-Berater Roland von Mentlen portraitiert. Zwei Monate später wurden in der «Littoral» die Lichter gelöscht. 15 Minuten hätten die Spieler Zeit gehabt, ihr persönliches Hab und Gut aus den Kabinengängen der Young Sprinters zu entfernen. Was liegen blieb, kam unter den «Nachlasshammer». Und wer ein clubeigenes Auto für Fahrten zur Eishalle beanspruchte, der ging zu Fuss nach Hause. Die Betreibungsweibel der Stadt Neuenburg haben

alles, was dem NL B-Team gehörte, konfisziert. Liga-Manager Denis L. Vaucher sprach nur Minuten nach Bekanntwerden des Neuchâtel-Konkurses von «Unregelmässigkeiten in der Buchführung», im Volksmund auch Betrug genannt. Zum zweiten Mal seit Einführung der Playoffs (1985/1986) muss ein NL B-Klub die Meisterschaft vorzeitig beenden. Im Herbst 2005 warf Forward Morges nach 22 Runden das Handtuch. Und jetzt hat die Liga die Young Sprinters aus Neuenburg aus der Meisterschaft genommen. Wer solche Skandale in Zukunft verhindern will, muss das Lizenzprüfungsverfahren durch die National League durchleuchten. Doch vorerst bleibt uns einfach zu sagen: Neuchâtel adé… l

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Wir glauben an die Talente von morgen. PostFinance glaubt an den Nachwuchs. Darum unterstützen wir mit dem PostFinance Top Scorer die Nachwuchskassen der Klubs und der Nationalmannschaft. Weil wir überzeugt sind, dass die nachhaltige Förderung junger Sportlerinnen und Sportler auf dem Weg zum Erfolg wichtig ist.

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