Februar 2009 • Nr. 6 • Saison 2008/2009 • CHF 7.50
Das Hockey-Magazin der Schweiz
Medienpartner
Ronnie Rüeger:
Der schottische Fluglotse
InTeam: «Have’s + Need’s» – der Transferratgeber 2009 n M Interview: Dr. René Fasel -W rt B e r ckey lo Eisho
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Face Off
Wer ist Dr. René Fasel? Dr. René Fasel
ER HAT DEN VIELLEICHT SCHWIERIGSTEN MITGLIED DES IOC-EXEKUTIVKOMMITEESJOB IM SPORT: EINERSEITS IST DR. RENÉ FASEL ALS (SOZUSAGEN DER WELTREGIERUNG DES DER MÄCHTIGSTEN MÄNNER SPORTES) EINER DER SPORTWELT. ANDERERSEITS SPÜRT ER ALS PRÄSIDENT DES INTERNATIONALEN EISHOCKEYVERBAN DES AUCH DIE OHNMACHT DER EUROPÄER GEGEN DIE NORDAMERIKANISCHE NHL: IM EXKLUSIV-INTERVIEW MIT SLAPSHOT KLAUS ZAUGG SPRICHT FASEL AUCH -MITARBEITER ÜBER SEINE MACHT UND O HNMACHT, ÜBER DIE ZUKUNFT DES OLYMPISCHEN EISHOCKEYTURNIE RS, DEN SPENGLER CUP ODER DES SC BERN IN DER CHAMPIONS DIE FEHLER HOCKEY LEAGUE UND SAGT AUCH RUSSEN DEM TRANSFERABKOMMEN MIT , DASS DIE DER NHL NICHT BEITRETEN WERDEN.
Präsident IIHF Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller Klaus Zaugg: Sind Sie mächtig oder ohnmächtig? René Fasel: Wie kommen Sie auf diese Frage? Die nordamerikanische Hockey-Bibel «The Hockey News» setzt Sie in der Machtparade auf Platz 36 und vor Ihnen stehen Operetten-Funktio näre aus der NHL gleich in Bataillonsstärke. Eigentlich ein Witz. Nun ja, vielleicht wäre ich in dieser Hitparade ein bisschen höher klassiert, wenn ich eine andere, eine diktatorische Auffassung von Machtausübung hätte. Und die wäre? Ich sehe mich als Vermittler zwischen den Hockeywelten und nicht als Macher und Polterer. Drohen ist eine Form von Ohnmacht. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Es wäre für mich ein Leichtes, zu sagen: Okay, wenn die NHL-Profis in Vancouver dabei sein wollen, dann will ich auch ein verbindliches Abkommen für die Teilnahme an den Spielen 2014 von Sotschi/RUS. Die Spieler wollen beim Olympischen Turnier dabei sein und ich würde mit dieser Drohung durchkommen. Für uns wäre lem, 2010 ein Eishockeyturnier es absolut kein Probohne die NHL-Profis zu spielen. Wir hätten die Stadien trotzdem voll und würden noch mehr Geld verdienen. Aber solche Drohungen sind nicht meine Art. Sondern?
Ich versuche, die NHL davon zu überzeugen, dass wir gemeinsam eine langfristige Lösung gehört nicht nur das Olympische finden müssen. Dazu Eishockeyturnier. Dazu gehört auch die Teilnahme der NHL-Spieler World Cup und ein Transferabkommen an der WM, am zwischen der IIHF und der NHL. Werden wir also nach Vancouver 2010 die NHLProfis auch 2014 in Sotschi/RUS beim Olympischen Turnier haben? Da bin ich sehr optimistisch.
«…dann zerstört die NHL die europäische Eishockeykultur.»
Aber NHL-General Gary Bettmann sagt, nach Vancouver sei Schluss. Ich bin zuversichtlich, weil die Spieler beim Olympischen Turnier mitspielen wollen und deshalb bei der Erneuerung des NHL-Gesamtarbeitsve rtrages in einem Jahr auf einer Freigabe für das Olympische Turnier bestehen werden. Was bestärkt Sie in dieser Zuversicht? Weil die Spieler von der Teilnahme an der WM, am World Cup und am Olympischen Turnier profitieren. Der Erlebniswert ist nur eine Seite. Ein schöner Teil aus den Einnahmen dieser Turniere fliesst in die NHL-Pensionskasse der Spieler und damit profitieren alle NHL-Profis. Vordringlich ist vor allem auch ein neues Transferabkommen mit der NHL. Weil dieses Abkommen ausgelaufen ist und nicht mehr erneuert werden konnte, haben die europäischen Nationen 2008 über 70 Spieler ohne jede Entschädigung an die NHL verloren. So ist es. Es dürfte für einige Vertreter eine Lehre sein. Wie ist das zu verstehen? Wir hatten ein Abkommen mit der NHL, das uns im Jahr insgesamt etwa 15 Millionen Franken Entschädigung eingebracht hat. Viele waren der Meinung das sei viel zu wenig, wir hätten unsere Seele quasi an die NHL verkauft und zu diesen Konditionen könne man das Abkommen nicht mehr verlängern. Und so ist es eben zu keiner Verlängerung gekommen. Nun klagen viele mit Recht, dass man ja jetzt gar nichts mehr habe und es hätte wieder die 15 Millionen. doch besser wäre, man Manchmal wird man erst aus Erfahrung klug.
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tion des Internationalen Eishockeyverbandes war im Spannungsfeld zwischen der NHL und dem neu erwachten Russischen Eishockeyimperialismus noch nie so heikel wie heute. Wer sich nach der Globalisierung der Sportwelt nur auf die Macht seines Amtes verlässt, ist letztlich ohnmächtig. Wer es aber versteht, die Menschen mit seinen Ideen zu überzeugen und sie dazu bringt, von sich aus das zu tun, was er für richtig hält, der hat wirkliche Macht. Dr. René Fasel ist Schweizer. Er wohnt in der Nähe von Zürich und hat sein Büro in Zürich. In der gleichen Stadt in welcher auch unser Verband residiert. Ich habe mich schon oft gewundert, warum unser verehrter, tüchtiger Verbandspräsident Fredy Egli so wenig von Dr. René Fasel gelernt hat.
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Klaus Zaugg SLAPSHOT-Redaktor * Empfohlener Richtpreis.
Nun, auf den ersten Blick mag diese Frage, aufgeworfen in einem Eishockey-Fachmagazin, ähnlich befremden wie ein Mutmassen im «Playboy», ob Marilyn Monroe wohl sexy war. Aber Fasel ist einer der diskretesten Mächtigen unseres Landes. Er wird praktisch nie für die vierfarbigen Heftli abgebildet. Ein abgehalfterter Medienchef des Weltfussballverbandes oder eine Dame, die ohne zu stottern von einem Telepromter «Mogadischu» ablesen kann, beanspruchen heute die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit stärker als Fasel. Wie kommt es, dass einer der mächtigsten Männer der Sportwelt, einer, der mehr Türen zu öffnen vermag als alle Bundesräte zusammen, so wenig Publizität hat? Weil er wirkliche Macht hat. Ein kluger Kopf hat einmal gesagt, wirkliche Macht habe einer erst, wenn die Leute das tun, was er braucht und wünscht, ohne dass er es befehlen muss. Diese Definition kommt Fasel’s Wesen und Wirken ziemlich nahe und zieht sich wie ein roter Faden durch unser Exklusiv-Interview (ab Seite 18). Als Präsident des Internationalen Eishockey-Verbandes, als Mitglied des IOCExekutivkomitees (so etwas wie der Bundesrat des Weltsportes), als Präsident der Olympischen Wintersportarten, könnte er viel befehlen. Aber die Welt des Sportes und des Eishockeys besteht nicht mehr aus Befehlsgebern und Empfängern. Die Posi-
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Inhalt Roman Josi vs. Patrick Geering
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Interview Dr. René Fasel / Präsident des IIHF
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InTeam – NL A von A bis Z «Have’s & Need’s» – Ein Transferratgeber HC Ambrì-Piotta Der Trainer als Messias SC Bern Es fehlt einer, der Lüthi widerspricht EHC Biel Junger Steinegger gesucht! HC Davos Wann muss Daigle gehen? HC Fribourg-Gottéron Gut stretchen und ein guter Verteidiger HC Genf-Servette Die letzten Mosaiksteinchen fehlen Kloten Flyers Patrik Bärtschi im Hallenstadion: Schade! HC Lugano Einer wie Seger fehlt für den Titel Lakers Es fehlt an allen Ecken und Enden SCL Tigers Mit Seger erstmals seit ’76 Titelkandidat EV Zug Goalie-Theater oder Spitzeneishockey? ZSC Lions Nur Bezina könnte Blindenbacher ersetzen Poster Christian Dubé / SC Bern
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NLB
Zarley Zalapski – Der Weltenbummler
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Zarley Zalapski / EHC Olten ame , Nahm 1993 am NhL-aLL star G er hat 637 NhL-PartieN absoLviert 17 verschiedeNeN deN LetzteN 10 JahreN bei teiL uNd sPieLte währeNd Par exceLLeNce. eiN eishockey-weLteNbummLer iN vereiNeN – zarLey zaLaPski ist-schweizerische doPPeLbürGer mit wohNsitz… derzeit sPieLt der kaNadisch . zumiNdest Noch bis eNde JaNuar eFFretikoN beim b-LiGisteN ehc oLteN
NL B
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Mein Arbeitsplatz Kevin Schläpfer / EHC Biel Homestory
Ronnie Rüeger – Der schottische Fluglotse
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NHL
Jonas Hiller – Vom Automechaniker zum NHL-Star 64 Florence Schelling / Julia Marty – Spitzeneishockey für ein Stipendium 68
WM 2009-Spezial «Die PostFinance-Arena wird kaum mehr wiederzuerkennen sein» «Es fehlen uns noch 130’000 Käufer» Wundersame Unterkunft für die Kanadier?
Wie präsentieren sich die ZSC Lions im CHL-Sieg der Lions 25% Ausgeglichener Final 15% Die Lions sind chancenlos 60%
CHL-Finale?
Auf dem Papier ist Metallurg Magnitogorsk der klare Favorit (zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Ausgabe war noch kein Finalspiel ausgetragen worden). Dies
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sehen auch die meisten slapshot.ch-Leser so. Und trotzdem trauen wohl auch sie den Lions nochmals eine Überraschung zu. Quelle: slapshot.ch
Playoffs oder Playout? Wer spielt um den Titel? SCL Tigers 38% HC Fribourg-Gottéron 7% Lakers 45% EHC Biel 8% EV Zug 18% HC Ambrì-Piotta 4% Mehr als ein Drittel aller slapshot.ch-Leser sieht die SCL Tigers zum ersten Mal in den Playoffs. Die Emmentaler dürften tatsächlich das Zünglein an der Waage spielen, empfangen sie
Wie schneidet der Gruppenspiele Finale Turniersieg
doch noch zweimal den EV Zug zu Hause. Holen sie mindestens vier der sechs möglichen Punkte, dürfte es für den Show-Down – eventuell sogar gegen den SCB – reichen. Quelle: slapshot.ch
HCD am Spengler Cup ab? 64% 19% 17%
In weiser Voraussicht hat die klare Mehrheit der User richtig getippt. Dass es allerdings nur wegen einem individuellen Fehler kurz vor Schluss (Janne Niinimaa im
Spiel gegen das Team Canada) nicht für die Finalteilnahme reichen würde, hätten wohl die wenigsten gedacht. Q uelle: slapshot.ch
Schaden Clubwechsel zur Unzeit dem Eishockey? Nein, sie beleben 15% den Markt Es ist zwar mühsam, aber 21% des Spielers gutes Recht Ja, eine respektlose 64% Frechheit Die Meinung ist klar: Die grosse Mehrheit der slapshot. ch-User findet die Transfers zur Unzeit eine Respektlo-
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SLAPSHOT.CH – Umfragen zur Saison
sigkeit, die unser Eishockey nicht verdient hat. Quelle: slapshot.ch
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Titelbild Ronnie Rüeger empfing SLAPSHOT zu Hause in Hünenberg See und warf sich in einen Schottenrock. Im Gespräch zeigt er sich von seiner persönlichen Seite und erklärt auch seine Vorliebe für die schottischen Gepflogenheiten. Die Homestory vom Klotener Keeper gibt’s ab Seite 56. Fotos: Pius Koller
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Versus
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Das Hockey-Mag
Focus Wert des Schweizer Nachwuchs
Ronnie Rüeger:
Der schottische Fluglotse
InTeam: «Have’ s + Need’s» – der Transferratge Interview: Dr. René ber Fasel Eishoc
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SLAPShots hotSHOT des Monats
Foto: Peter Eggimann
Karin Lanz moderierte das erstmals ausgestrahlte Inhouse-TV am Spengler Cup Davos. Laut ihrem Chef, Joël Wüthrich, hat die oft kritisierte Moderatorin einen «sehr guten Job» gemacht. «Sie hat sehr professionell gearbeitet und aus unserer Sicht alles richtig gemacht», liess er sich in der Spengler Cup-Tageszeitung «EisSplitter» zitieren. Wüthrich hat die Inhouse-TV-Produktion nach NHL-Vorbild aufgebaut. Er konnte in Montréal, wo er ebenso zu Hause ist, wie in Basel, hinter die Kulissen der Canadiens schauen.
Spengler CupShots Steffi Buchli, charismatische Field-Reporterin beim Schweizer Fernsehen SF und gewiss keine Frau von Kleinwüchsigkeit, musste für die Pausen- und Schluss-Interviews auf einen «Schemel» steigen. Auf der Sitzbank stehend konnte die TV-Frau das Interview im Angesicht von Leonardo Gennoni führen. Sein alter und neuer Konkurrent um die Nummer 1 im Tor der Bündner, Reto Berra, war permanent in Davos und wachte über die EisBar beim EisDome, dem VIP-Epizentrum des Spengler Cup. Die Kälte war für ihn keine Unbekannte: Bereits in Zug, wo er mehrheitlich Lars Weibel Platz machen musste, wehte ihm ein eisiger Wind um die Ohren.
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SLAPShots Sagibach: 8. Intern. Nachwuchsturnier Das «Internationale Nachwuchsturnier Sagibach», welches in der letzten Altjahrswoche im bernischen Wichtrach stattfand, war erneut ein voller Erfolg. Mit dem Gastgeberteam HC Dragon, SCB Future, den SCL Young Tigers sowie dem österreichischen Vertreter Red Bull Salzburg und dem ungarischen Team Budapest Stars wurde dem Publikum erneut hochstehendes Nachwuchs-Eishockey geboten. Als verdienter Turniersieger konnten sich die SCL Young Tigers feiern lassen. Die Emmentaler setzten sich in einem packenden Final gegen SCB Future durch. Die 8. Ausgabe des beliebten NovizenTurniers schliesst laut Jürg Rytz vom OK bei einem Budget von 60’000 Franken «mit einem kleinen Gewinn» ab. Jürg Rytz zieht ein positives Fazit: «Dank den vielen Sponsoren, Inserenten und den zahlreichen Zuschauern wird das Turnier 2008 positiv abschliessen.» Rund 2500 Zuschauer verfolgten die Spiele über die fünf Tage in der Altjahrswoche, wobei den Kindern gratis Eintritt gewährt wurde. «Der grosse Zuschaueraufmarsch macht Mut und zeigt, dass das Turnier ein fester Bestandteil der
Sportanlässe im Aaretal ist», zeigt sich Jürg Rytz zufrieden. «Positiv überrascht waren wir vom Niveau der Mannschaft aus Ungarn, die Budapest Stars spielten auf einem sehr hohen Level», bilanziert Jürg Rytz. Auch der Gastgeber habe ein gutes Turnier gespielt und oftmals nur knapp verloren. Das Turnier wird auch von Swiss Icehockey als Ausbildungsstätte genutzt. Junge, talentierte Referees aus den unteren Ligen werden seit acht Jahren für die Altjahrswoche nach Wichtrach aufgeboten. Organisatorisch habe es während der Turnierwoche keine grösseren Probleme gegeben. Alle freiwilligen Helferinnen hätten ihre Aufgaben mit sehr viel Liebe zur Sache gelöst. «Wir sind überzeugt, das der vom OK eingeschlagene Weg richtig ist und werden versuchen, in allen Bereichen noch besser zu werden», erklärt Jürg Rytz weiter. «Solange die Gemeinden, die Zuschauer, Sponsoren und Helfer uns weiterhin unterstützen, wird es das Internationa-
le Nachwuchsturnier Sagibach weiterhin geben.»
Rangliste 1. SCL Young Tigers 2. SCB Future 3. Budapest Stars 4. Red Bull Salzburg 5. HC Dragon Fairplay-Auszeichnung: HC Dragon
Wald-Schlittschuhweg Die erste Skateline der Schweiz, ein Schlittschuhweg auf drei Kilometern, ist in den letzten Jahren zu einem nicht mehr wegzudenkenden Event für Iceliners avanciert. Der Eisweg im bündnerischen Surava führt inmitten einer märchenhaften Winterlandschaft durch’s Tal. Der Weg sorgt für superlativen Fun on Ice. Spass daran kann die ganze Familie haben. Coole Skater wie gemütliche Geniesser kommen gleichfalls auf die Rechnung. Der Weg verläuft mal flach, mal neigend, mal kurvig mal gerade, mal zum Stehenbleiben und Ausruhen und dann wieder zum tüchtig Speed geben. Der Start ist in Alvaneu Bad, das Ziel in Surava, der Weg führt durch den lichten Tannenwald in
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Alvaneu, dann entlang der Albulaflusslandschaft um gleich wieder in Erlen- und Espenwald zu tauchen, bevor eine grosse Wiese mit Rastplatz zum Verweilen lädt. Der letzte Abschnitt führt durch eine abwechslungsreiche Waldlandschaft von grosser Vielfalt. Nach drei Kilometern erreicht man die Brücke in Surava. Mit dem Shuttlebus werden die Gäste wieder an den Start geführt. Ein extra dafür hergerichtetes Pistenfahrzeug präpariert den Eisweg täglich. Nur wenige Orte im Bündnerland können sich so winterparadiesisch präsentieren wie Surava. Nachdem die letzten goldenen Herbstblätter gefallen sind, legt sich Surava in eine einzigartige, wunderschöne Reife,
die Zeit der Eisblumen ist da. Inmitten dieses Naturwunders zieht sich der Eisweg entlang der leise murmelnden Albula dahin. Aus dem 230 Seelendorf Surava gibt es kaum eine Familie, die nicht mit grösseren oder kleineren Arbeiten auf dem Eisweg beschäftigt ist oder Gewerbebetriebe, die nicht das eine oder andere Werkzeug oder Transportmittel zur Verfügung stellen. Begutachtet wurde die Strecke auch vom Eisschnelläufer Martin Hänggi.
StrongmanRun 2009 Am 29. März 2009 werden über 7000 Athleten auf dem Gelände des Airport Weeze im deutschen Nordrhein-West falen an den Start des dritten FISHERMAN’S FRIEND StrongmanRun gehen. Die Streckenlänge verteilt sich auf zwei Runden à je 9 Kilometer und führt querfeldein über 17 Hindernisse. Neben Geschicklichkeit, Klettern und Springen ist primär Ausdauer gefragt. Der FISHERMAN’S FRIEND StrongmanRun ist, wie es der Name bereits vermuten lässt, nur etwas für echt Hartgesottene. Jene Teilnehmende, die nach 3,5 Stunden das Ziel noch nicht erreicht haben, fallen aus der Wertung. Zu gewinnen gibt es neben Auszeichnungen für die fünf Erstplatzierten genau zwei Dinge: Ruhm und Ehre. Die Nachfrage für den diesjährigen FISHERMAN’S FRIEND StrongmanRun war riesig, denn nach nur vier Wochen waren sämtliche Startplätze vergeben! Die einzig verbleib ende Möglichkeit auf einen heiss begehrten Startplatz ist es, ein T icket via Wettbewerb auf www.fishermansfriend.ch zu gewinnen. Das VIP-Package im Wert von CHF 600.– beinhaltet das Startticket oder die Teilnahme am Event als Zuschauer, die Pre-Run-Party, eine Hotelübernachtung, Transfers zwischen Hotel und Gelände, ein Dinner sowie ein Brooks RunningSchuh.
SLAPShots Wie schnaubende Rennpferde Acht Eishockeyspieler qualifizierten sich am 7. Januar auf der Dolder Eisbahn in Zürich für das Finale vom Red Bull Crashed Ice am 14. März in Lausanne. Text: Mario Wittenwiler* Angewiesen von Claudio Caluori, dem vierfachen Schweizer Meister im Mountain-Bike Downhill machen die Männer in den dicken Eishockey-Ausrüstungen im geistigen Auge bereits die perfekte Linie durch den Hindernisparcours auf dem Eisfeld aus. «Ich habe in meiner Jugend lange beim EHC Kloten Eishockey gespielt. Als Red Bull jemanden suchte, der beim Crashed Ice hilft, sagte ich sofort zu», sagt der ehemalige Spitzenathlet Caluori. Dann zeigt er vor, wie der Hindernis-Parcours zu absolvieren ist: In einer Art grossen Acht um das in der Mitte des Eisfeld parkierte Red Bull Auto müssen sie per Sprung Hindernisse aus Holz überwinden, in 180 Grad-Kurven um Tonnen kurven und sich per Bauchlandung unter Latten hindurch werfen, um danach sofort wieder aufzustehen und sich in schnellen Skate-Schritten ins Ziel werfen. Über 50 Läufer hatten
sich angemeldet um auf dem Dolder eine der schweizweit acht Qualifikationen für das Red Bull Crashed Ice am 14. März in Lausanne zu absolvieren. «Für die Qualifikation ist es keine Voraussetzung lizenzierter Eishockeyspieler zu sein. Ambitionierte Hobbysportler können sich hier beispielsweise mit 1. Liga-Spielern messen», sagt Fabio Svaizer, Kommunikationsverantwortlicher von Red Bull. Beim Zeitlaufen sind denn auch deutliche stilistische und technische Unterschiede unter den Läufern auszumachen. Kollegiale Atmosphäre Die Schnellsten treten nach den Zeitläufen zu viert in sogenannten «Heats» direkt gegeneinander an. Der erste und der zweite sind jeweils eine Runde weiter. Derjenige mit der besten Zeit aus dem Vorlauf kann sich den Startplatz mit dem günstigsten Radius auswählen. Wie nervöse Rennpferde in den Boxen warten die Läufer auf das
Startzeichen von Claudio Caluori. Der 28-jährige ETH-Student Andreia Farrèr tritt mit der Kufe eine Rille in das Eis, um sich daraus optimal abstossen zu können. Übermotiviert begeht einer seiner Konkurrenten einen Fehlstart. Caluori sieht grosszügig darüber hinweg. Beim nächsten Mal klappts: Jetzt gilt es sich gleich auf den ersten Metern eine günstige Position für die erste 180 Grad-Kurve herauszufahren. Ein Überholen ist danach fast nur noch bei einem groben Fehler oder einem Sturz eines der vorderen Läufer möglich. Körperkontakt ist beim Crashed Ice erlaubt, Zurückhalten oder überhartes Checken jedoch verboten. Die diesbezüglich relativ offene Regelauslegung klappt auf dem Dolder hervorragend. Unter den Läufern herrscht eine sehr kollegiale Atmosphäre. 10’000 Zuschauer am letztjährigen Final Locker nehmen es Marcel und Pascal Felchlin aus Niederglatt. Im ersten 4er-Heat scheiden die Brüder aus dem Zürcher Unterland als dritte und vierte gleich beide aus. «Das Ziel wäre gewesen, dass zumindest einer von uns weiterkommt», sagt Marcel Felchlin, Spieler beim EHC Bülach in der ersten Liga: «Ja nu, Spass häts gliich gmacht.» Brüderlich-freundschaftlich klopft er dem immer noch stark atmenden Pascal auf die Schulter. Andreia Farrèr tauscht sich zwischen zwei Läufen mit seinem Clubkollegen Adrian Oggenfuss vom Akademischen Eishockeyclub Zürich aus.
Oggenfuss, stösst schliesslich bis in den letzten Finallauf vor. In diesem erreicht der Erlenbacher den dritten Platz. Neben der Qualifikation für den Final in Lausanne ist sein Lohn eine Schachtel Red Bull-Dosen sowie ein Ticket für ein Vorrundenspiel an der diesjährigen Eishockey-WM in der Schweiz. Das Geheimnis des 4. Liga Eishockeyspielers: «Der Start ist das Wichtigste, da musst du dich bereits absetzen.» Für Lausanne erhofft sich der 26-jährige «viel Zuschauer, Fun und keine Verletzung.» Vor einem Jahr jubelten 10’000 Zuschauer dem Finnen Miikka Jouhkimainen bei seinem Sieg in Davos zu. Der diesjährige Final führt auf einem Eiskanal durch die Lausanner Altstadt. Dem Sieger locken ein Preisgeld von 11’000 Dollar und die Möglichkeit gegen eingeladene Eishockey-Cracks aus dem In- und Ausland anzutreten. Weitere Infos und Registrierung ab sofort: www.redbullcrashedice.ch *Mario Wittenwiler schreibt als freier Mitarbeiter für den Tages A nzeiger , wo dieser Text bereits in leicht abgeänderter Form erschienen ist.
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TRADITIONSGEMÄSS NÜTZT DAS TEAM CANADA DEN SPIELFREIEN TAG AM SPENGLER CUP, UM SICH DEN FANS ZU PRÄSENTIEREN UND BEGIBT SICH ZU DIESEM ZWECK MIT DEN FAMILIEN AUFS GLATTEIS. AM MORGEN DES «FAMILY DAY» GENOSSEN SERGE AUBIN UND SEIN SOHN BENOIT – TROTZ BEINBRUCH VON KLEIN-AUBIN – DAS SCHÖNE WETTER. ÄHNLICH WIE DIE FORMKURVE VOM HC GENF-SERVETTE VERLIEF AUCH DER GENESUNGSPROZESS VON BENOIT. EIN ERLEICHTERTER VATER: «ES GEHT IHM SCHON VIEL BESSER, ER KANN IM GIPS UND MIT DEN KRÜCKEN SCHON WIEDER LAUFEN», BENOIT, DER IN GENF BEI DEN BAMBINI SPIELT, BRACH SICH AM 21. DEZEMBER 2008 BEIM SKIFAHREN DAS BEIN.
SnapSHOT
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Fokus Die Schweizer haben sich nicht an den Gegnern die Z채hne ausgebissen. Zu guter Letzt brauchte Captain Pascal Berger die Beisserchen nur zum testen, ob es wirklich Gold ist.
U20-Goldjungs
Der Wert des Nachwuchs
DIE SCHWEIZ HAT BEI DEN U20-JUNIOREN DEN DIREKTEN WIEDERAUFSTIEG IN DIE A-GRUPPE GESCHAFFT. DIES IST SEHR WICHTIG FÜR DAS INTERNATIONALE ANSEHEN UNSERES EISHOCKEYS DENN DAS LEISTUNGSPOTENZIAL AUF U20-NIVEAU SAGT SEHR VIEL AUS ÜBER DEN ZUSTAND DES EISHOCKEYS IN DEN VERSCHIEDENEN NATIONEN. WIE IST UNSERE SCHWEIZER MANNSCHAFT IM INTERNATIONALEN VERGLEICH EINZUSCHÄTZEN?
s: Aufstieg!
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Fokus
Text: Thomas Roost Fotos: hockeyfans.ch Beginnen wir mit dem eigentlichen Finalspiel gegen Weissrussland. Es war ein Spiel auf A-Gruppenniveau. Das Tempo und die Spielintensität waren beachtlich. Weissrussland führte die spielerisch feinere Klinge, der «SkillLevel» war im weissrussischen Team höher, die Schweizer spielten mit etwas mehr Intensität und Härte. Das Finalspiel war sehr ausgeglichen, der Sieger war letztlich zufällig obwohl die Schweizer ein spürbares Übergewicht in der Verteidigung hatten und sich auch in diesem Turnier die These bewahrheitet hat: «offense sells tickets, defense wins championships». Ich wage die Behauptung, dass in diesem Jahr weder die Schweizer noch die Weissrussen aus der WM-A-Gruppe abgestiegen wären. Hochjubeln
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dürfen wir diese beiden Mannschaften aber auch nicht. Weder Weissrussland noch die Schweiz hätten unter normalen Umständen mit eben diesen Teams an der A-WM die Finalrundenqualifikation geschafft. Hierzu fehlte den Weissrussen die defensive Stabilität und den Schweizern die offensive Durchschlagskraft. Der Aufstieg war definitiv nicht nur das Produkt des letztlich mehr oder weniger zufälligen Sieges gegen Weissrussland. Bereits viel früher hat der lange Marsch zurück in die A-Gruppe begonnen. Unser U20-Team hat die gesamte Saison konstant gute Resultate abgeliefert. Im Sommer wurden die Deutschen gut kontrolliert und ausnahmslos besiegt. Anschliessend gab es einen auch international beachteten Turniersieg in Berlin gegen gut dotierte Teams aus Tschechien und der Slovakei. Auch im November gab es einen Turniersieg. Es wäre demnach komplett falsch,
den im hochklassigen Spiel gegen Weissrussland knapp erreichten Wiederaufstieg als zufällig zu werten. Der Wiederaufstieg ist verdient, keine Frage. Pech für die Schweizer, dass sie für dieses Ziel die starken Weissrussen als Gegner hatten. Noch viel mehr Pech für die Weissrussen... Pech auch für einen Scout der Atlanta Thrashers. Er nächtigte im Teamhotel der Schweizer und beklagte sich, dass er die ganze Nacht kein Auge zutun konnte weil die Schweizer derart laut und lange gefeiert hätten. Selbst seine Reklamationen beim Hotelpersonal blieben unerhört, der Nachtportier hat sich wegen der hoffnungslosen Problematik aus dem Staub gemacht... Befassen wir uns etwas detaillierter mit dem Schweizer Team. Wie wurde das Team zusammengesetzt?
Der Wert des Nachwuchs
Köbi Kölliker hat bewusst eine «No-NonsenseTruppe» zusammengestellt. Mit Erfolg!
Einsatz total: Defensiv-Teamleader Roman Josi fliegt dem Weissrussen davon. Köbi Kölliker hat ganz klar eine Art «No-Nonsense-Truppe» zusammengestellt. Der Fokus lag nicht auf möglichst viel Talent sondern auf taktischer Zuverlässigkeit. Der Preis den er dafür bezahlte war ein Team welches «skillwise» nicht ganz mit den Weissrussen mithalten konnte. Die Nichtberücksichtigung der offensiven Schillerfalter Luca Cunti, Denis Hollenstein und Tobias Bucher hat sich bemerkbar gemacht, speziell im Powerplay hat mitunter die Kreativität, ein Schuss Genialität und auch die Klasse gefehlt. Der «Return on Invest» dieser konservativen Selektion lag in einem anderen Bereich: Die Schweizer hatten kaum Spieler im Team, die anfällig waren für negative Überraschungen. Taktische Disziplin war angesagt, Fehler Vermeidung, körperbetonte, aggressive Defensive. All dies vor allem im Hinblick auf das vermeintliche Schlüsselspiel gegen die talentierten Weissrussen. Gegner wie Estland, Polen und
teilweise auch Frankreich waren zu schwach, um ein Gradmesser zu sein und gegen die optisch nur unwesentlich schwächeren Slowenen hatten die Schweizer zu viele «lucky bounces», um echt gefordert zu werden. Die Resultate kennen wir. Der nicht selbstverständliche Aufstieg wurde geschafft. Die Rechnung von Köbi Kölliker und seinem Coachingteam ist aufgegangen. Herzliche Gratulation!
hatten wir Antoine Todeschini und den Genfer Benjamin Conz. Todeschini hat jüngst grosse Fortschritte erzielt und war eine valable Alternative zum international erfahrenen Ciaccio. Die Qualität von Todeschini zeigt sich auch darin, dass er dem sehr talentierten aber erst 17-jährigen Genfer Benjamin Conz vorgezogen wurde. Insgesamt beurteile ich unser Goalieticket mit knappem A-Niveau.
Wie sind die einzelnen Mannschaftsteile und einzelne Spieler im internationalen Vergleich zu bewerten?
VERTEIDIGER: Die Verteidigung war unser Prunkstück. Angeführt von Roman Josi – der im «Finalspiel» gegen Weissrussland im zweiten und dritten Drittel überragend spielte – hat dieser Mannschaftsteil das gehalten was man sich von ihm versprechen durfte. Die Leistung von Patrick Geering wurde zwar auf dem Scoresheet schlecht bezahlt, trotzdem hat er mir in Herisau sehr gut gefallen. Auch Lukas Stoop zeigte
GOALIES: Auf der Goalieposition waren wir solide besetzt. Der hochtalentierte aber mental etwas fragile Damiano Ciaccio hat dicht gehalten und im entscheidenden Spiel gegen Weissrussland gut gehalten. In der weiteren Goalie-Pipeline
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Der Wert des Nachwuchs
sich verbessert und mit einer realistischeren Spielweise als auch schon. Yannick Blaser hat mit seinem Schusspotenzial zur Abrundung des Profils beigetragen und der dankbare und clevere Jannik Fischer hat seine physischen Vorzüge im Spiel entlang der Bande und in den Ecken in die Waagschale geworfen. Wenn man sich in dieser Verteidigung noch Luca Sbisa vorstellt dann darf man ruhig mit der Zunge schnalzen. Diese Verteidigung – mit Luca Sbisa – hat durchaus Halbfinal-Niveau einer Junioren-A-WM. Überraschend die Nomination von Romain Loeffel. Dies hat nicht ins Bild des von Köbi Kölliker nominierten «No Nonsense-Teams» gepasst. Loeffel hat super Hände und ist ein Paradiesvogel auf der Verteidigerposition. Als Scout sucht man Potenzial und toleriert bis zu einem gewissen Grad defensive Defizite, die Coaches sind da mitunter kritischer. Die für mich überraschende aber erfreuliche Nomination Loeffels hat dann Köbi Kölliker mit sehr wenig Eiszeit für Loeffel «korrigiert».
STÜRMER:
SCHWEIZER U20-SPIELER IN DER KARRIEREVORHERSAGE Potenzial Torhüter: Damiano Ciaccio (Young Sprinters NE) NHL-Kadervertiefungs-Goalie
NL A-Goalie
Verteidiger: Yannick Blaser (EHC Basel) Patrick Geering (ZSC Lions) Roman Josi (SC Bern) Romain Loeffel (Fribourg) Lukas Stoop (HC Davos) Jannik Fischer (EV Zug)
Nr. 3-4-Verteidiger NL A Nationalmannschaft Nr. 2-4-Verteidiger NHL Nationalmannschaft Nr. 1-2-Verteidiger NHL Nr. 3-4-Verteidiger NL A
Nr. 5-6-Verteidiger NL A Nationalmannschaft NHL-Verteidiger Nr. 3-4-Verteidiger NL A Nr. 3-4-Verteidiger NL A Nr. 5-6-Verteidiger NL A
Stürmer: Alain Berger (SC Bern) Pascal Berger (SC Bern) Etienne Froidevaux (SC Bern) Mauro Jörg (HC Lugano) Simon Moser (SCL Tigers) Roman Schlagenhauf (Kloten Flyers) Gregory Sciaroni (Ambri-Piotta) Manuel Zigerli (EHC Basel)
Checkinglineforward NHL Nationalmannschaft Nationalmannschaft Zweitliniencenter NL A Nationalmannschaft 2.Linien-Center Nationalmannsch. Nationalmannschaft 2. Sturmlinie NL A
Powerforward Nationalmannsch. erweiterte Nationalmannschaft Nationalmannschaft 3. oder 4. Liniencenter NL A erweiterte Nationalmannschaft 2.Linien-Center NL A-Team erweiterte Nationalmannschaft 3. oder 4. Linie NL A
Das Sorgenkind waren die Stürmer. Solid ist die am besten passende Bezeichnung für die Sturmreihen unserer diesjährigen U20-Auswahl. Kaum einer der richtig abgefallen ist aber auch leider kaum einer der als herausragend, als Weltklasse, beurteilt werden kann. Die Leaderformation mit Etienne Froidevaux, Gregory Sciaroni und Pascal Berger hat zwar immer wieder das Tempo forciert und sehr engagiert gekämpft. Im Spiel gegen Weissrussland hat es sich aber gezeigt, dass unsere Paradeformation nicht gut hen und Tiefen hatte Roman Schlagenhauf: Ein Virtuose genug ist, gegen Gegner mit A-Gruppen-Niveau zu domimit der Scheibe am Stock und ein perfekter Body zum Hocnieren. Trotzdem ist es falsch, die Kritik zu vertiefen. Inskey spielen. Einige Unkonzentriertheiten und eine relative gesamt haben diese drei eine gute Leistung abgeliefert Schuss-Schwäche trübten den Eindruck des unter grossem und viel zum Wiederaufstieg beigetragen. Ebenfalls posiGetöse nach Lugano ziehenden talentierten Centers. Das tiv in Erscheinung getreten sind der kraftvolle Simon MoGesamtniveau der Stürmer: Rang 9 oder 10 in der A-Grupser von Langnau und der ebenfalls gross gewachsene pe resp. Rang 1 oder 2 in der B-Gruppe. Manuel Zigerli von Basel. Leise enttäuscht haben Mauro Jörg von Lugano und die Schweizer Antwort auf die Nordamerikanischen Powerforwards: Alain Berger. Alain BerWIE WEITER? ger, ein sehr gutes Stürmertalent für die Schweiz mit für Das Programm mit den U20-Spielen gegen NLB-Teams ist unsere Verhältnisse untypischen physischen Eigenschafwohl1gescheitert. Es kann nicht sein, dass sich eine U20-Bwag_2009.qxp:wag Kopie 8.1.2009 11:13 Uhr Seite ten und einem guten Riecher für «vergessene» Pucks. Höoder C-Auswahl Woche für Woche gegen mittelmässige
Wahrscheinliche Karriere
NLB-Teams vorführen lassen muss. Die an sich gute Idee ist nur dann eine gute Idee, wenn grösstenteils mit den besten Spielern angetreten werden kann. Es ist ratsam, die Vorbereitungen auf die kommende Junioren U20-AWM in Saskatoon, Kanada, sehr sorgfältig in Angriff zu nehmen. Die Schweizer werden ein Abstiegskandidat sein. Nur die Verteidigung genügt höheren Ansprüchen und vielleicht die Besetzung auf der Torwartposition. Bei den Stürmern sieht es im nächsten Jahr noch düsterer aus als in diesem Jahr. Trotzdem: Die Schweiz sollte den Klassenerhalt gegen Lettland und Österreich schaffen und eine Überraschung gegen die Slovakei liegt drin. ●
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Versus
Roman Josi vs. Patr ROMAN JOSI UND PATRICK GEERING GEHÖREN ZU DEN BESTEN VERTEIDIGERTALENTEN DIE UNSER LAND ZU BIETEN HAT. NEBEN DEM SENKRECHTSTARTER LUCA SBISA, DER BEREITS ALS 18-JÄHRIGER IN DER NHL EINE MEHR ODER WENIGER GEORDNETE ROLLE SPIELT, ERHÄLT DIE SCHWEIZER EISHOCKEYNATION MIT ROMAN JOSI UND PATRICK GEERING ZUSÄTZLICHEN NACHSCHUB MIT INTERNATIONALEM FORMAT. Text: Fotos:
Thomas Roost Central Scouting Europe Pius Koller
Roman Josi stand in der vergangenen Saison im Scheinwerferlicht der NHL. Unzählige Besuche von NHL-Scouts waren die Folge und meine Auskunftsbereitschaftsenergie in Richtung NHL-Verantwortliche wurde stark strapaziert. Roman Josi hat ein Eishockeyhirn schlechthin. Er riecht Spielentwicklungen und seine Entscheidungen auf dem Eis erinnern bereits jetzt sehr
ROMAN JOSI Persönlich: 01.06.1990, 186 cm, 84 kg, Verteidiger, schiesst links NHL-Draft: 2008, Nr. 38, Nashville Predators 2007/08: NL A SC Bern 35 Spiele 2 Tore 6 Assist 8 Punkte 6 Spiele 0 Tore 0 Assist 0 Punkte NLB Neuchâtel Young Sprinters 3 Spiele 2 Tore 0 Assist 2 Punkte 2008/09: NL A SC Bern 35 Spiele 7 Tore 15 Assist 22 Punkte STAND PER 22.01.2009
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stark an Spieler mit jahrelanger Erfahrung auf höchster Ebene. «Hockeysense» nennt man das. Josi hat den so genannten «siebten Sinn» für die Spielentwicklungen und ist gedanklich den meisten anderen Spielern immer einen Bruchteil einer Sekunde voraus. Sehr interessant war zu beobachten wie Roman Josi im Draftjahr zwei verschiedene Rollen zu interpretieren vermochte. Wenn er mit den SCB-Profis spielte dann war er der konservative, auf Sicherheit bedachte «High-Percentage-Verteidiger» der das Spiel einfach hielt und Risiken vermieden hat. Viele junge Verteidiger tendieren dazu, zu viel zu wollen und das einfache Spiel zu vernachlässigen. Nicht so Roman Josi: Obwohl er mit der Scheibe am Stock extrem talentiert ist hat er sich nicht dazu verleiten lassen, den Puck zu lange zu halten und/oder zu hohe Risiken einzugehen. Die zweite Rolle interpretierte er in den Juniorenauswahlteams. In diesen Mannschaften wollte er Verantwortung übernehmen, hat mit seinen Rushes und seinen exzellenten Puck-Skills immer wieder versucht, Torchancen zu kreieren und dies mitunter auch in der von ihm interpretier-
ten Rolle eines zusätzlichen Stürmers. In der jetzt laufenden Saison hat Josi bei den SCB-Profis zugelegt und den so genannt nächsten Schritt vollzogen. Vom konservativen «No-Nonsense-Verteidiger» hin zum Spielgestalter und offensiven Kreateur. Offensiver Kreateur heisst nicht Hasardeur. Roman Josi spielt noch immer sehr «smart» und weiss bereits erstaunlich gut in welchen Situationen er Risiken eingehen darf/ soll/muss und in welchen ein einfacher «Clearing-Pass» angezeigt ist. Weiter besticht er durch präzises und gut getimtes Puckmovement. Schwächen hat Josi im Bereich der Muskelkraft und im Skating. Die Mängel im Rückwärtsfahren überdeckt er oft dadurch, dass er genügend bis zu viel Abstand hält zum angreifenden Stürmer. Zudem muss er an seiner Beweglichkeit bei Rotationen arbeiten. Während mir sein Handgelenkschuss bereits gut gefällt tendiert Roman Josi beim Slapshot dazu, mit einer zu grossen Ausholbewegung dem Goalie unnötige Zeit zum Reagieren zu geben. Zum Gewinnen von Sekundenbruchteilen würden ihm häufigere und weniger transparente Körpertäuschungen helfen, obwohl sich Josi in diesem Bereich ebenfalls verbessert zeigt. Sehr gut auch das Persönlichkeitsprofil von Roman Josi. Er weiss um seine Defizite und hat beispielsweise in Eigenverantwortung Powerskatinglektionen bei Gaby Tondorf in Dübendorf gebucht. Der Weg von Bern nach Dübendorf ist nicht ohne… Exakt dieses eigenverantwortliche Handeln – das «Mehr tun als andere» – macht oft den Unterschied aus zwischen grossen Talenten und grossen Spielern. Das eindrückliche Stärkenprofil ist selbstverständlich den NHL-Verantwortlichen nicht verborgen geblieben. Roman Josi wurde im vergangenen Juni be-
SC Bern vs. ZSC Lions
rick Geering PATRICK GEERING Persönlich: 02.02.1990, 177 cm, 80 kg, Verteidiger, schiesst links 2007/08: NLB GCK Lions 35 Spiele 2 Tore 13 Assist 15 Punkte 3 Spiele 1 Tore 0 Assist 1 Punkte 2008/09: NL A ZSC Lions 37 Spiele 0 Tore 3 Assist 3 Punkte STAND PER 22.01.2009
reits früh in der zweiten Runde von den Nashville Predators gedraftet. Ich bin überzeugt, dass sie diesen Entscheid nicht bereuen werden und auch Ralph Krüger wird sich früher oder später über diesen Verteidigerdiamanten freuen. Patrick Geering stand nie im NHL-Rampenlicht wie Roman Josi und dies obwohl auch sein Hockeyhirn Weltklasseformat aufweist. Diese NHL-(Noch)nichtbeachtung liegt daran, dass Patrick Geering zu klein und zu wenig kräftig ist, um als Verteidiger für die NHL in Frage zu kommen. Zu klein und zu wenig kräftig? Da gibt es doch Brian Rafalski, Kimmo Timmonen, Mark Streit und bald wird auch der kleine Kanadier Ryan Ellis zu dieser Gilde der «Undersized Defensemen» hinzukommen. Dies alles sind klein gewachsene, nicht sehr kräftige aber super punktende NHLVerteidiger. Hier liegt (noch) das Problem von Geering. Als kleiner Verteidiger der die grossen und kräftigen Powerforwards nicht aus dem Slot schieben kann muss er als «Preis» für dieses Manko viele Punkte buchen auf dem «Scoresheet» und dies tut Geering (noch) nicht. Patrik Geering ist ein solider Zweiwegverteidiger der kaum Fehler begeht und auch unter Druck die richtigen Entscheidungen instinktiv trifft. Die grossen Stärken von Geering sind sein bereits erwähntes Hockeyhirn, sein perfektes und schnelles Umschalten im Transitionspiel und seine schon fast unglaubliche Zuverlässigkeit die ihn zum «Coaches Darling» werden lässt. Zudem hat er ganz allgemein gute Allroundqualitäten. Die Allroundqualitäten sind aber im Hinblick auf eine allfällige NHL-Berufung gleichzeitig eine seiner Schwächen. Geering ist technisch gut in vielen Aspekten. Er läuft gut Schlittschuh, hat eine gute Stocktechnik und steht dank seines tiefen Schwerpunkts relativ stabil auf den Schlittschuhen, d.h. es ist nicht ganz so einfach, Geering auszuhebeln wie es vordergrün-
dig scheint. Das kleine Problem bei Geering sind die vielen guten technischen Noten denn der Preis von «gut» ist das Fehlen von «sehr gut» oder «herausragend». Hinzu kommt, dass Patrick Geering wie Roman Josi kräftiger werden muss. Speziell an der Beinkraft muss er arbeiten, dies um schneller und explosiver zu werden. Ebenso muss er seine Ellbogen mehr ausfahren und insgesamt eine härtere Note ins Spiel bringen. Zudem ist Arbeit an Geerings Schusskraft angesagt und im Powerplay gibt es Steigerungspotenzial betreffend Kreativität und Körpertäuschungen. Patrick Geering wie auch Roman Josi sind gute «Typen». Auch dies ist im heutigen Spitzensport eine sehr wichtige Eigenschaft. Ich kenne mehr als eine NHL-Organisation die in der ersten Draftrunde nie einen Spieler auswählen werden der nicht auch «a good person» ist. Vielleicht schiebt auch Patrick Geering bald Zusatzschichten, beispielsweise mit Powerskating. Ralph Krueger erhält schon sehr bald valable Alternativen auf den ach so wichtigen Verteidigerpositionen. Mit Sbisa, Josi, Geering und vielleicht auch Stoop – der sich etwas langsamer entwickelt – wachsen in der Schweiz sehr vielversprechende Verteidiger heran. Dies wird selbst von namhaften Vertretern grosser Hockeynationen anerkannt. ●
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Dr. René Fasel ER HAT DEN VIELLEICHT SCHWIERIGSTEN JOB IM SPORT: EINERSEITS IST DR. RENÉ FASEL ALS MITGLIED DES IOC-EXEKUTIVKOMMITEES (SOZUSAGEN DER WELTREGIERUNG DES SPORTES) EINER DER MÄCHTIGSTEN MÄNNER DER SPORTWELT. ANDERERSEITS SPÜRT ER ALS PRÄSIDENT DES INTERNATIONALEN EISHOCKEYVERBANDES AUCH DIE OHNMACHT DER EUROPÄER GEGEN DIE NORDAMERIKANISCHE NHL: IM EXKLUSIV-INTERVIEW MIT SLAPSHOT-MITARBEITER KLAUS ZAUGG SPRICHT FASEL AUCH ÜBER SEINE MACHT UND OHNMACHT, ÜBER DIE ZUKUNFT DES OLYMPISCHEN EISHOCKEYTURNIERS, DEN SPENGLER CUP ODER DIE FEHLER DES SC BERN IN DER CHAMPIONS HOCKEY LEAGUE UND SAGT AUCH, DASS DIE RUSSEN DEM TRANSFERABKOMMEN MIT DER NHL NICHT BEITRETEN WERDEN.
«…dann zer NHL die eur Eishockeyk
rstört die ropäische kultur.»
Präsident IIHF Text: Fotos:
Klaus Zaugg Pius Koller
Klaus Zaugg: Sind Sie mächtig oder ohnmächtig? René Fasel: Wie kommen Sie auf diese Frage? Die nordamerikanische Hockey-Bibel «The Hockey News» setzt Sie in der Machtparade auf Platz 36 und vor Ihnen stehen Operetten-Funktionäre aus der NHL gleich in Bataillonsstärke. Eigentlich ein Witz. Nun ja, vielleicht wäre ich in dieser Hitparade ein bisschen höher klassiert, wenn ich eine andere, eine diktatorische Auffassung von Machtausübung hätte. Und die wäre? Ich sehe mich als Vermittler zwischen den Hockeywelten und nicht als Macher und Polterer. Drohen ist eine Form von Ohnmacht. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Es wäre für mich ein Leichtes, zu sagen: Okay, wenn die NHL-Profis in Vancouver dabei sein wollen, dann will ich auch ein verbindliches Abkommen für die Teilnahme an den Spielen 2014 von Sotschi/RUS. Die Spieler wollen beim Olympischen Turnier dabei sein und ich würde mit dieser Drohung durchkommen. Für uns wäre es absolut kein Problem, 2010 ein Eishockeyturnier ohne die NHL-Profis zu spielen. Wir hätten die Stadien trotzdem voll und würden noch mehr Geld verdienen. Aber solche Drohungen sind nicht meine Art. Sondern? Ich versuche, die NHL davon zu überzeugen, dass wir gemeinsam eine langfristige Lösung finden müssen. Dazu gehört nicht nur das Olympische Eishockeyturnier. Dazu gehört auch die Teilnahme der NHL-Spieler an der WM, am World Cup und ein Transferabkommen zwischen der IIHF und der NHL. Werden wir also nach Vancouver 2010 die NHLProfis auch 2014 in Sotschi/RUS beim Olympischen Turnier haben? Da bin ich sehr optimistisch. Aber NHL-General Gary Bettmann sagt, nach Vancouver sei Schluss. Ich bin zuversichtlich, weil die Spieler beim Olympischen Turnier mitspielen wollen und deshalb bei der Erneuerung des NHL-Gesamtarbeitsvertrages in einem Jahr auf einer Freigabe für das Olympische Turnier bestehen werden. Was bestärkt Sie in dieser Zuversicht? Weil die Spieler von der Teilnahme an der WM, am World Cup und am Olympischen Turnier profitieren. Der Erlebniswert ist nur eine Seite. Ein schöner Teil aus den Einnahmen dieser Turniere fliesst in die NHL-Pensionskasse der Spieler und damit profitieren alle NHL-Profis. Vordringlich ist vor allem auch ein neues Transferabkommen mit der NHL. Weil dieses Abkommen ausgelaufen ist und nicht mehr erneuert werden konnte, haben die europäischen Nationen 2008 über 70 Spieler ohne jede Entschädigung an die NHL verloren. So ist es. Es dürfte für einige Vertreter eine Lehre sein. Wie ist das zu verstehen? Wir hatten ein Abkommen mit der NHL, das uns im Jahr insgesamt etwa 15 Millionen Franken Entschädigung eingebracht hat. Viele waren der Meinung das sei viel zu wenig, wir hätten unsere Seele quasi an die NHL verkauft und zu diesen Konditionen könne man das Abkommen nicht mehr verlängern. Und so ist es eben zu keiner Verlängerung gekommen. Nun klagen viele mit Recht, dass man ja jetzt gar nichts mehr habe und es doch besser wäre, man hätte wieder die 15 Millionen. Manchmal wird man erst aus Erfahrung klug.
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Dr. René Fasel
Sie finden jetzt innerhalb der IIHF wieder Zustimmung zu einer Verlängerung? Ich denke ja. Die Einsicht setzt sich durch, dass wir wieder ein Abkommen brauchen. Es geht dabei nicht nur um die finanzielle Entschädigung an die Klubs, die ihre Spieler an die NHL verlieren. Ebenso wichtig scheint mir, dass wir wieder klare Strukturen und Rechtssicherheit ins Transfergeschäft haben. Indem beispielsweise Wechsel nach Nordamerika nur noch während einer bestimmten Zeitspanne, während sog. Transferfenstern möglich sind. Werden diesmal die Russen dem Abkommen beitreten? Nein. Warum nicht? Sie gehen ihren eigenen Weg.
DR. RENÉ FASEL PERSÖNLICH
Geburtsdatum: 06.02.1950 Geburtsort: Fribourg Beruf: Zahnarzt Zivilstand: Verheiratet mit Fabienne. Vater von vier Kindern (Nicola, Anne, Pierre, Jean-Philippe) Spieler: Nachwuchsmannschaften und NLB beim HC Fribourg-Gottéron Schiedsrichter: Nationale und Internationale Einsätze
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Dabei sind die Russen bisher kläglich gescheitert. Die Versuche, Spieler durch langfristige Verträge von einem Wechsel in die NHL abzuhalten, waren erfolglos. Weil diese Verträge vor nordamerikanischen Gerichten nicht geschützt worden sind. Sie neigen zu Vereinfachungen. Aber ganz falsch ist diese Aussage nicht. Wird sich das in Zukunft ändern? Ja. Unsere Juristen helfen nun den Russen bei der wasserdichten Abfassung der Spielerverträge. Damit diese notfalls vor Gericht standhalten. Die Zukunft könnte also so aussehen, dass es ein Transferabkommen mit der NHL gibt, aber ohne die Russen. Das ist so denkbar. Ist NHL-Boss Gary Bettman überhaupt bereit, ein neues Transferabkommen abzuschliessen? Hm, er sagt, was sollen wir wieder 15 Millionen zahlen, wenn wir doch 2008 die Spieler gratis bekommen haben?
Sie planen noch in diesem Jahr einen Sonderkongress um die WM-Turniere neu zu strukturieren. Planen wir das? Ja, so sagen es unsere Gewährsleute. Nun gut, ja, das ist der Plan. Worum geht es da? Wir setzen uns zusammen um herauszufinden, wie wir unser Geld am besten investieren. Nur die WM und die U20-WM sind profitabel. Aber wir subventionieren die restlichen WM-Turniere auf den unteren Stufen, die Turniere der Frauen und der Junioren jedes Jahr mit insgesamt rund 15 Millionen Franken. Ist dies eine sinnvolle Investition? Oder sollten wir einige Turniere weglassen? Sollten wir die WM, die grundsätzlich mit 16 Teams bis 2013 geplant ist, vielleicht auf 14 oder gar 12 Teilnehmer reduzieren? Brauchen wir einen anderen WM-Modus? Welches ist Ihre Meinung? Ich bin für 16 WM-Teilnehmer und ich bin grundsätzlich für die Beibehaltung unserer Turniere.
Gegen dieses Argument ist schwer etwas zu sagen. Auf den ersten Blick schon. Aber ich setze auf die langfristige Entwicklung. Ich sage Gary ganz offen: Dann zerstört die NHL die europäische Eishockeykultur. Und das kann nicht im Interesse der NHL sein. Wir leben in einer globalisierten Eishockeywelt und letztlich stehen wir alle in gegenseitiger Abhängigkeit. Dieses Argument wird auch die NHL überzeugen.
Welches sind Ihre Argumente? Ich bin mir bewusst, dass Sport ein Business geworden ist. Dass es um Geld geht. Aber ich bin irgendwo auch ein Romantiker und stehe dafür ein, dass der Sport auch noch andere Werte vermittelt. Ich meine nicht erzieherische Werte. Wir wollen niemanden erziehen. Aber es geht mir darum, dass der Sport jungen Menschen die Augen für die Welt öffnen kann.
Wann rechnen sich mit einem neuen Transferabkommen? Ich hoffe noch vor der WM.
Das tönt in der Tat romantisch. Wie geht das konkret? Ich gebe Ihnen als Beispiel unsere WM Division III in Spanien. Unter anderem reisten die Chinesen, die Mexikaner,
Präsident IIHF Saison ziehen werden und ich möchte an dieser Stelle den ZSC Lions für ihre gute Arbeit gratulieren.
und die Kroaten nach Spanien. Es ist vielleicht die einzige Möglichkeit, dass ein junger Chinese nach Europa reisen und unsere Welt erleben kann. Das ein Mexikaner chinesische Sportler trifft. Es gibt auf dieser Welt kein besseres Mittel um Vorurteile abzubauen, als Menschen zusammenzuführen. Wenn wir sehen, dass wir im Grunde ja völlig unabhängig von unserer Herkunft und Hautfarbe gleich lachen und auf die gleiche Weise traurig sind, dann tun wir etwas für den Frieden und das Verständnis füreinander. Dafür sind 15 Millionen gut investiert.
Höre ich aus Ihrer Antwort eine gehörige Portion Unmut über das Wesen und Wirken von SCB-General Marc Lüthi in der ganzen CHL-Geschichte heraus? Ich bitte Sie, meine Worte nicht falsch zu interpretieren. Sie sollten eigentlich wissen, dass ich mir nicht anmasse, Clubmanager zu belehren. Können Sie die CHL weiterhin und wie geplant auch die nächsten zwei Jahre finanzieren? Warum fragen Sie?
Werden Sie sich durchsetzen? Ich werde das umsetzen, was die Mehrheit unserer Mitgliederländer wünscht.
Nun, wir haben Weltwirtschaftskrise und einer ihrer wichtigsten CHL-Geldgeber ist Gazprom. Ist dieses Es geht auch darum, die europäische Innzucht nach russische Rohstoffimperium wirklich ein verlässlider Olympischen Saison 2009/10 zu beenden. Russcher Geldgeber. land, Schweden, Finnland und Tschechien bleiben Diese Frage ist eigentlich eine Beleidigung unserer russiwährend der Saison in vier Turnieren während der schen Partner. Ich will es etwas undiplomatisch so sagen: Landerspielpausen unter sich. Die Schweiz, DeutschEuropa ist wahrscheinlich abhängiger von russischen land und die Slowakei sind praktisch vom europäiEnergielieferungen als wir von russischen Geldgebern. schen Spielverkehr ausgeschlossen. Sie haben konkrete Pläne, wie das geändert werden sollte. Bedroht die Finanzkrise die grossen Eishockeyligen Wir werden diese Möglichkeiten diskutieren. Ich habe in Nordamerika und in Russland? schon ein gewisses Verständnis für die Haltung der Russen, Das Eishockey ist ein Teil der globalisierten Welt. Ja natürTschechen, Finnen und Schweden. Jedes dieser vier Länder lich, die Finanzkrise hat auch Einfluss auf das Eishockey. kann jeweils mit dem Turnier gut vier Millionen Euro verAber sehen Sie: Mit Eisdienen. Wenn nun Spiele hockey ist noch nie wirkgegen Deutschland, die lich viel Geld verdient Schweiz und die Slowakei ER SICH FÜRS ISHOCKEY EINSETZT worden. Wer sich fürs Eisdazu kommen, ist es wahrhockey einsetzt, ist mehr scheinlich nicht möglich, IST MEHR VON SEINER EIDENSCHAFT von seiner Leidenschaft den gleichen Gewinn zu ALS VON EWINNSTREBEN BESEELT als von Gewinnstreben erzielen. Das Interesse an beseelt. EishockeyunterSpielen gegen diese drei D R . R ENÉ FASEL , P RÄSIDENT IIHF nehmen werden in NordTeams ist bei den Grossen amerika und in Russland halt geringer. in Schwierigkeiten geraten. Aber das Eishockey ist deswegen nicht bedroht. Und ich komme auf das zurück, was ich Müssen wir uns also in der Schweiz während der schon vorher gesagt habe: Wir sind alle gegenseitig voneiSaison weiterhin bei Länderspielen gegen die Slonander Abhängig. Die NHL und Europa. Die Krise wird diese wakei langweilen? Erkenntnis fördern und deshalb setze ich bei der Lösung unIch bin zuversichtlich, dass wir auch da eine Lösung finserer Probleme auf den Dialog und nicht auf das Diktat. den. Und Länderspiele gegen die Slowakei müssen nicht langweilig sein. Sie waren diese Saison erstmals seit Jahren nicht mehr beim Spengler Cup in Davos. Stehen Sie nicht Wie sind Sie mit der Champions Hockey League mehr hinter dem Turnier? zufrieden. Da liegen Sie ganz falsch. Die IIHF steht voll und ganz hinIch bin sehr zufrieden. Unsere Erwartungen sind übertrofter dem Spengler Cup. fen worden. Ich habe immer gesagt: Die Fans entscheiden, ob unser Produkt gut ist. Die Zuschauerzahlen zeigen uns, Aber der Spengler Cup ist nicht mehr ein offizielles dass die Fans hinter der CHL stehen. Wenn ein Produkt gut IIHF-Turnier. ist, setzt es sich im Markt durch. Inzwischen überträgt ja Das ist eine Formalität. Ich schütze dieses Turnier. Es sogar das Schweizer Fernsehen die CHL-Spiele. kommt beispielsweise nicht in Frage, dass wir in der Altjahrswoche CHL-Spiele ansetzen. Aber ausgerechnet in Bern, der Zuschauer-Hauptstadt Europas, waren die Zuschauerzahlen beschäSie sind dem Turnier auch sentimental verbunden… mend. …ja, natürlich. Ich war 1976 als der Spengler Cup noch Das hat mich sehr enttäuscht. Ich hätte es gerne geseunter freiem Himmel gespielt wurde, Linienrichter. Mein hen, wenn die Berner, so wie die ZSC Lions, den SaisonGott, wie habe ich da gefroren. Aber wenn ich mich für kartenbesitzern den Eintritt zu den CHL-Spielen geden Spengler Cup einsetze, so hat das nichts mit meinen schenkt hätten. Es wäre eine sinnvolle Investition in ein persönlichen Erinnerungen zu tun. Der Spengler Cup ist gutes Produkt gewesen. Wenn wir ein neues Produkt eine wunderbare Sache für das gesamte Eishockey mit im Markt einführen, dann muss man am Anfang invesAusstrahlung nach Kanada. Das Turnier ist so etwas wie tieren und kann Kopie nicht nur 8.1.2009 an das Geld denken. wag_2009.qxp:wag 11:13 Ich Uhrbin Seite 1 ein Teil des Weltkulturerbes des Eishockeys. ● zuversichtlich, dass die Berner die Lehren aus dieser
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InTeam
Der Blick in d
Welche Spieler braucht eine Mannschaft, um nächste Saison besser zu sein oder um mindestens das Leistungsniveau halten zu können? Und wenn die Notwendigkeiten erkannt sind: Wie gross sind die Chancen der einzelnen Klubs, die Wunschspieler zu bekommen? Wir bieten auf den nächsten Seiten eine Übersicht.
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«Have’s + Need’s» – ein Transferratgeber
die Glaskugel
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InTeam Text: Klaus Zaugg Montage: R.F. / K.R. Die beste Zeit, um mit Sport- und Finanzchefs, mit Trainern und Managern zu plaudern, ist der August. Nie sind Hockeymacher so gut gelaunt, wie in der Zeit der ersten Vorbereitungsspiele. Die Hoffnung lebt, dass es gelingen wird, die sportlichen und wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Und noch kein Spiel, das zählt, ist verloren. «There is always next season» («Es gibt immer eine nächste Saison»). Diese ewige Hoffnung, dass in der nächsten Saison alles besser wird, diese Möglichkeit, jedes Jahr von vorne beginnen zu können, befeuert das Handeln der Hockey-Generäle. Damit es wirklich besser wird, braucht es eine Bestandesaufnahme: In vielen Fällen liegt die Ursache des sportlichen Scheiterns in der Unfähigkeit, die Bedürfnisse der eigenen Mannschaft zu erkennen. Oder es fehlt die Geduld, um die eigenen jungen Spieler an die NL A heranzuführen. Und selbst dann, wenn einem kompetenten Sportchef klar ist, was er einkaufen muss, um die Leistung zu verbessern, gelingt es nur in den seltensten Fällen, die Spieler zu bekommen, die man wirklich braucht. Viele Transfers sind letztlich ein Kompromiss zwischen dem, was man eigentlich haben
müsste und dem, was auf dem Markt zu haben ist. Unsere Übersicht zeigt, dass kein anderer Spielertyp so gefragt ist, wie der spielstarke Verteidiger. Damit liegt die NL A im Trend. Auch in der NHL gibt jeder General Manager ein Königreich für den «puck moving defensemen». Warum ist das so? Ein Blick zurück ist hilfreich. Bis in die 1960er Jahre wurden jene Spieler in die Verteidigung beordert, die zu wenig Talent hatten, um konstruktives Eishockey zu spielen und Tore zu erzielen. Die Verteidiger waren im besten Sinne des Wortes Handwerker und es war wichtiger, Schüsse zu blockieren, sich in Schüsse zu werfen, als selber von der blauen Linie zu schiessen. Zwei Ereignisse haben den Markt verändert. Die Ankunft von Bobby Orr revolutionierte im Herbst 1967 die NHL und das Eishockey. 1969/70 gewinnt er als erster Verteidiger in der Geschichte der NHL die Skorerwertung. Erst jetzt beginnt die Geschichte der Verteidigungsminister an der blauen Linie: Paul Coffey, Ray Bourque, Nicklas Lidstrom, Denis Potvin, Larry Robinson, Scott Stevens, Al McInnis, Chris Chelios, Brian Leetch, Chris Pronger oder Scott Niedermayer. Allerdings müssen diese Verteidiger auch dazu in der Lage
Patrik Bärtschi
sein, zu rumpeln. Erst die nächste Revolution, die Einführung von «Null Toleranz», die konsequente Durchsetzung der Regeln nach der verlorenen NHL Saison von 2004/05, öffnet einem neuen Spielertyp den Markt, «nummelinisiert» die Abwehrarbeit und schafft den modernen Verteidiger. Dieser Verteidiger des 21. Jahrhunderts ist nicht mehr primär ein Abwehrspieler. Er wird von der Rumpelpflicht entbunden und zum wichtigsten Offensiv-Spieler. Wenn einer den ersten Pass schnell und präzis spielen, das Spiel lesen,
Mathias Seger
mit Vorstössen in die gegnerische Zone als vierter Angreifer Überzahlsituationen schaffen, Ebbe und Flut des Spiels steuern und schliesslich und endlich das Powerplay orchestrieren kann - dann ist er dazu in der Lage, Spiele und Meisterschaften zu entscheiden. Mark Streit ist der Prototyp dieses Verteidigers fürs 21. Jahrhundert. Kein Wunder, ist er mit einem Jahreslohn von knapp fünf Millionen Franken der bestverdienende Schweizer Mannschaftssportler aller Zeiten. Und kein Wunder auch, dass Verteidiger heute auf wundersame Art und Weise Karriere machen können: Luca Sbisa schaffte es in einem Jahr von den Elite-Junioren des EV Zug in die NHL. Raphael Diaz war im Herbst 2007 auf internationalem Niveau ein «Nobody» und verteidigte im Frühjahr 2008 für die Schweiz an der WM in Kanada. Philippe Schelling brauchte nicht einmal eine halbe Saison um aus der NLB (GCK Lions) unter die sechs Stammverteidiger der ZSC Lions aufzusteigen und statt in Ajoie gegen Magnitogorsk zu verteidigen. Logisch also, dass kein anderer Spielertyp im modernen Eishockey so umworben ist, wie der Verteidiger. Logisch auch, dass der heftigste Transferstreit der neueren Schweizer Eishockeygeschichte um einen Verteidiger entbrannte: Um Beat Forster. Um diesen Verteidiger zu bekommen, setzte sich Arno Del Curto über alle geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze hinweg und der HC Davos zahl-
«Have’s + Need’s» – ein Transferratgeber Lars Weibel
te ohne auch nur eine Sekunde zu feilschen die Strafgebühr, die für einen Transfer aus einem laufenden Vertrag heraus fällig wird. Die Kloten Flyers sind im Laufe der Saison 2008/09 auch deshalb ein Spitzenteam geworden, weil Sportchef Roland Habisreutinger langfristig und schlau die blaue Linie verstärkt hat. Die ZSC Lions blieben in der Champions Hockey League (CHL) in Schweden, Tschechien, Finnland und Russland unbesiegt, weil sie eine so gut besetzte blaue Linie haben. Severin Blindenbacher hat in den CHL-Partien die nach Mark Streit besten Leistungen eines Schweizer Verteidigers gezeigt. Die SCL Tigers sind erst durch den Zuzug des finnischen Weltklasse-Verteidigers Janne Niinimaa zum Playof f-Kandidaten geworden. Der HC Lugano und der SC Bern haben im Januar nicht ausländische Topskorer, sondern ausländische
Verteidiger geholt. Ein guter Verteidiger kann die Differenz zwischen Playouts und Playoffs, zwischen Halbfinal und Titelgewinn machen und mehr Wirkung erzielen als drei gute Stürmer. Und so zieht sich wie ein roter Faden der Mangel an guten Verteidigern durch die Transfer-Bestandesaufnahme der Liga. Natürlich ist und bleibt der Torhüter der Einzelspieler mit dem grössten Einfluss auf’s Spiel. Aber unsere Eishockeykultur produziert seit Anbeginn der Zeiten (seit 1908) gute Torhüter und unsere Goalies haben auch vor den Feldspielern einen Platz an den NHL-Honigtöpfen ergattert. Und notfalls ist es kein Problem, einen ausländischen Torhüter zu finden. Aber der Mangel an guten Verteidigern ist im globalen Spielermarkt gross und dieser Mangel wird in den nächsten Jahren eher noch grösser werden. Das Transfergeschäft besteht indes nicht nur aus dem «grossen Deal», aus der Verpflichtung eines modernen Verteidigers. Letztlich kann es ebenso entscheidend sein, das letzte, kleine Steinchen für’s meisterliche Mosaik zu finden: Den Stürmer, der die vierte Linie ausbalanciert oder den Flügel, der mit seiner Wucht und Wasserverdrängung eine Prise Bösartigkeit ins Spiel bringt. Dafür sind die SCL Tigers ein gutes Beispiel: Neben Verteidiger Janne Niinimaa ist der Zuzug von Andreas Camenzind ein wichtiger Faktor: Mit ihm hat Langnau erstmals seit dem Wiederaufstieg eine konkurrenzfähige vierte Linie. Und wer weiss, ob die Tigers mit Mathias Joggi für nächste Saison nicht eine letztlich entscheidende Prise Rumpelhaftigkeit verlieren. l
Die Eishockey-Saison 2008/2009 und hockeymanager.ch-Saison ist vollends am laufen. Bereits haben sich über 22’600 aktive Hockey-Manager angemeldet. Der Manager-Markt lebt – es wird gekauft und verkauft. Einige Top-Spieler reihen sich bereits in die diversen Ranglisten ein: Beliebteste Spieler: Meistgekaufte Spieler: Meistverkaufte Spieler: • Petteri Nummelin, HC Lugano • Patrick Thoresen, HC Lugano • John Pohl, HC Lugano • Christian Dubé, SC Bern • Martin Kariya, SCL Tigers • Raffaele Sannitz, HC Lugano • Kimmo Rintanen, Kloten Flyers • Kimmo Rintanen, Kloten Flyers • Randy Robitaille, HC Lugano
Haben Sie sich bereits angemeldet? Wenn NEIN – bitte sofort anmelden und mitmachen – www.hockeymanager.ch Sponsor
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HC Ambrì-Piotta
Der Trainer als Messias
Ambrì ist ein klassischer Ausbildungsklub. Das Unternehmen hat – anders als noch in den 1980er und 1990er Jahren, nicht mehr die Mittel, um fertige Spieler einzukaufen. Text: Klaus Zaugg Montage: Reto Fiechter Heute geht es darum, die eigenen Junioren an die NL A heranzuführen, durch geschicktes Scouting Talente aufzuspüren und sicherzustellen, dass jeder junge Spieler, der nach Ambrì kommt, als besserer Spieler die Leventina wieder verlässt. Deshalb nimmt der Trainer eine zentrale Position ein: Er muss die Spieler fordern und fördern und zwischen den Polen Ausbildung und Erfolg den Aquator des Machbaren finden. Neben der Ausbildung von jungen Talenten muss es der neue Coach verstehen, die High-End Ausländer zu füh-
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ren, die Ambrì regelmässig verpflichtet. Sie sollen die heissblütigen Herzen der Biancoblù-Anhänger in kalten Winternächten wärmen. Denn ohne Spektakel gehen auch in Ambrì’s Valascia früher oder später die Wirtschaftslichter aus und die Alarmglocken an. Ambrì braucht mehr als alles andere einen Trainer wie Arno Del Curto. Einen der es versteht, die Gans zu mästen, sie zu erlegen und sie zuzubereiten. Ambrì braucht einen Messias als Trainer.
Weitere Notwendigkeiten
• ein starker zweiter Teamleader neben Paolo Duca mit Schweizer Pass
Die Fähigkeit, aus jungen Rohdiamanten fertige Spieler zu machen: einen wie Arno Del Curto braucht es in der Leventina.
• zwei gute Schweizer Verteidiger • zwei gute junge Spieler, die an die NL A herangeführt werden können • ein zweiter starker ausländischer Stürmer neben Eric Westrum um wieder, ein Duo wie Domenichelli/Trudel zu bekommen
Was ist realistisch • Ein Trainer wie Arno Del Curto oder Christian Weber ist nicht erhältlich • gute Schweizer Verteidiger sind nicht erhältlich • ein starker zweiter Ausländer ist möglich • zwei junge Spieler ist möglich Nur zwei von vier Anforderungen können erfüllt werden. Fazit Auch nächste Saison keine Playoffs
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SC Bern
Es fehlt einer, der Lüthi widerspricht Der SC Bern ist eines der erfolgreichsten Sportunternehmen Europas. SCB-General Marc Lüthi hat aus dem SCB eine Geldmaschine gemacht. Sein Vorteil: Er kommt nicht aus dem Eishockey-Geschäft. Er war Hobby-Ruderer.
Chris McSorley in der PostFinance-Arena. Mit seinen Verbindungen könnte der SC Bern völlig neue Wege gehen.
dem Nordamerikaner nicht, sollte er sein drittes Vertragsjahr nicht antreten. Denn dann sei die Frage erlaubt: Wo stünde der SC Bern, wenn ein Coach vom internationalen Format eines Sean Simpson an der Bande stehen würde?
Text: Klaus Zaugg Montage: Reto Fiechter Deshalb war er nicht in den Denkschemen der Eishockey-Funktionäre gefangen. Aber der SCB ist jetzt zu sehr nur auf’s Kohlemachen ausgerichtet. Der wirtschaftliche Erfolg hat Marc Lüthi allmächtig gemacht und mehr und mehr umgibt er sich nur noch mit Leuten, die ihm Recht geben – oder er ist zu stark für seine Mitarbeiter, die ihre Ideen nicht mehr durchbringen. Der SCB braucht einen Sportchef, der auf Augenhöhe mit Marc Lüthi spricht und die Sportinteressen durchsetzen kann. Im Grunde einen Sportchef mit dem Format eines Chris McSorley. In seiner ersten Saison als SCBCoach erreichte John Van Boxmeer das Playoff-Finale. Doch seither sind die Erfolgsmeldungen auf den Qualifikations-Sieg in seinem zweiten Anlauf zu beschränken. Die darauf folgende Playoff-Viertelfinalserie gegen Fribourg-Gottéron war von taktischer Steife und das daraus resultierende Champions Hockey League-Abenteuer von internationaler Unreife geprägt. Der Leistungsausweis des Coaches erblasste mit zunehmender Anstellungsdauer. Ein angesehener Eishockey-Fachmann aus der Schweiz, dessen Name mir soeben entfallen ist, brachte es unlängst auf den Punkt, als er sagte: «Der SC Bern ist so gut, dass er trotz John Van Boxmeer Meister werden kann.» Gelingt das
Weitere Notwendigkeiten • ein spielstarker Schweizer Verteidiger vom Format eines Severin Blindenbacher • einen kaltblütigen Vollstrecker vom Typ eines Patrik Bärtschi • zwei bessere Ausländer als Ramzi Abid und Sébastien Bordeleau Was ist realistisch • ein spielstarker Verteidiger ist nicht zu haben • ein kaltblütiger Vollstrecker ist nicht auf dem Markt und Patrick Bärtschi konnte nicht gehalten werden • zwei überdurchschnittliche Ausländer sind möglich • kein Sportchef vom Format eines Chris McSorley, der Marc Lüthi zu widersprechen wagt, gibt es vielleicht in der NHL Fazit Es bleibt alles so wie es ist. Im Guten wie im Bösen. l
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EHC Biel
Junger Steinegger gesucht!
Der EHC Biel hat als Neuling die Erwartungen weit übertroffen und unter anderem den SC Bern zweimal gedemütigt.
Text: Klaus Zaugg Montage: Reto Fiechter Die Bieler spielen ein hochmodernes Lauf- und Tempospiel, sie haben von allen NL A-Teams aus ihren Möglichkeiten am meisten herausgeholt. Entscheidend für das Funktionieren eines hochentwickelten Spielsystems sind spielstarke Verteidiger vom Format eines Severin Blindenbacher oder Mathias Seger. Oder eines Martin Steinegger in der Form der späten 1990er Jahren als er noch jung war. Die Bieler brauchen mehr als alles andere zwei starke Schweizer Verteidiger und einen starken ausländischen Abwehrspieler. Um die Playoffs zu erreichen muss Biel besser sein als vier direkte Konkurrenten. So ein Husarenstück kann nur ein Einzelspieler vollbringen: Der Torhüter. Fribourg-Gottéron geht mit gutem Beispiel voran: Mit einem ausländischen Spitzentorhüter erreichte der «Underdog» letztes Jahr die Playoffs und kippte den SC Bern aus dem Rennen. Biel sollte sich das Freiburger Ausländer-Modell überlegen. Kein anderer Transfer bringt ein Team weiter als die Verpflichtung eines überdurchschnittlich starken Torhüters. Und
Die Verteidigung der Bieler sollte auf die nächste Saison unbedingt gestärkt werden. Janne Niinimaa wäre dazu eine geeignete Ergänzung.
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die sind nur im Ausland erhältlich. Wo wäre Biel mit Ari Sulander?
Welches sind die weiteren Notwendigkeiten?
• ein überdurchschnittlicher Schweizer Torhüter, gut genug, um eine klare Nummer eins zu sein oder ein ausländischer Goalie • ein starker Schweizer Zweiweg-Center • ein Vollstrecker mit Schweizer Pass • ein starker Schweizer Defensiv-Verteidiger • vier überdurchschnittliche Ausländer
Was ist realistisch? • ein starker Schweizer Torhüter ist nicht zu haben. Aber ein ausländischer Goalie • ein guter Schweizer Defensiv-Verteidiger ist möglich • höchstens ein solider Schweizer Verteidiger, der zu Biel passt (wie Joël Fröhlicher) ist zu haben • ein starker Schweizer Center ist nicht zu haben • ein Vollstrecker mit Schweizer Pass ist nicht zu haben • vier gute Ausländer sind möglich Fazit Die Playoffs sind nächste Saison möglich.
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HC Davos
Wann muss Daigle gehen? DA
Text: Klaus Zaugg Montage: Kevin Ryser Eine charismatische nordamerikanische Leaderfigur, vorzugsweise ein Center oder ein abschlussstarker Flügel. Aber es muss einer sein ohne Hollywood-Gehabe, der akzeptiert, dass Reto von Arx der Leitwolf ist. Einer wie Eric Westrum könnte den HCD zum Titel schiessen. Es ist kein Zufall, dass die Davoser den letzten Titel holten, als Alexandre Daigle in Form war und dass der HCD nicht mehr klarer Titelfavorit sind, seit Alexandre Daigle nicht mehr zu arbeiten geruht. Davos ist eine Mannschaft, die ohnehin jährlich zum nationalen Qualifikationsund Playoffprogramm noch den Spengler Cup absolviert und darüber hinaus in Zukunft regelmässig zum Kandidatenkreis für die Champions Hockey League gehören wird. Solche Mannschaften brauchen ein starkes Torhütergespann mit zwei Nummer 1-Goalies und mindestens fünf Ausländern. Die ZSC Lions spielten in der Champions Hockey League wenn immer möglich mit sechs Söldnern. Das sollte der HC Davos nicht aus den Augen lassen. Reto Berra ist ein guter Torhüter, doch er ist eine Nummer 2. Was Davos braucht, ist ein Torhüter, der Genoni gleichzeitig fordert und entlastet. Und neben dem oben stehenden Söldner gleich noch einen weiteren Ausländer, der die tschechische Fraktion «verdünnt», dazu.
VOS
Der HC Davos hat (fast) alles, um die Qualifikation zu dominieren und den Titel zu holen. Die Schweizer Spieler auf (fast) allen Positionen, den Torhüter, den Trainer – aber nicht den dominierenden nordamerikanischen Ausländer.
Eric Westrum als Ersatz für den mehr oder weniger Torimpotenten Alexandre Daigle. Er könnte die fehlenden Tore durchaus kompensieren.
Weitere Notwendigkeiten? • je ein guter Skorer für die zweite und dritte Linie Was ist realistisch? • gute Skorer für die zweite und dritte Linie sind nicht zu bekommen, Robin Leblanc ist darum nicht zu ersetzen • ein oder gar zwei charismatische Ausländer sind möglich, weil es auch möglich ist, den bis 2011 laufenden Vertrag mit Alexandre Daigle vorzeitig aufzulösen Fazit Der HCD ist auch nächste Saison ein MeisterKandidat. l
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HC Fribourg-Gottéron
Gut stretchen und ein guter Verteidiger Fribourg-Gottéron gehört zu den spielstärksten Mannschaften der Liga. Dass es diese Saison in der Qualifikation nicht gelungen ist, das Talent in Resultate umzumünzen, hat den Grund in zwei Mängeln.
Zum Verteidigungsminister Shawn Heins müssten die Freiburger noch einen «Back» mit Spielmacher qualitäten dazugewinnen. Philippe Furrer würde diesem Anforderungs-Profil entsprechen.
Text: Klaus Zaugg Montage: Reto Fiechter Erstens braucht Gottéron zwei spielstarke Verteidiger – mit Mathias Seger und Severin Blindenbacher wäre die Mannschaft ein Kandidat für den Titel und alleine schon mit einem guten Verteidiger wie Philippe Furrer ein Team der vorderen Tabellenhälfte. Und zweitens sind die ausländischen Stürmer viel zu wenig produktiv. Mit ausländischen Stürmern vom Format eines Eric Westrum oder Jeff Toms oder Martin Kariya wäre Gottéron ebenfalls ein Spitzenteam. Ein zweiter Grund dafür, dass sich Fribourg-Gottéron dieses Jahr nicht weiterentwickelt hat, sind die Verletzungen. Kein Team der NL A wurde auch nur annähernd von so vielen kleineren und grösseren Blessuren heimgesucht wie der HC Fribourg-Gottéron. Oft steht Pech oder die unglückliche Einwirkung des Gegners am Anfang einer Verletzung. Die Häufung von Adduktorenverletzungen beim HC Fribourg-Gottéron kann man aber auch mit gezieltem Training vermeiden. Mit einem ausgewogenen Krafttraining im Sommer, kombiniert mit viel Dehnungsübungen kann dem einen oder anderen Ausfall beim HC Fribourg-Gottéron künftig «entgegengestretcht» werden.
Weitere Notwendigkeiten • ein starker Schweizer Center für den dritten oder vierten Sturm • mindestens ein abschlusstarker Stürmer für den dritten und vierten Sturm Was ist realistisch • mit Robin Leblanc ist der Sniper mit Schweizer Lizenz bereits gefunden • ein starker Schweizer Center ist nicht zu finden • das Sommertraining kann verbessert werden Fazit Playoffs sind nächste Saison kein Problem - aber wir machen uns dann Sorgen, wenn Gil Montandon seinen Vertrag nicht verlängern sollte. Gut, er wird am 28. April 44 Jahre alt. Aber wir können uns Gottéron einfach nicht ohne Montandon vorstellen. l
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Genf-Servette HC
Die letzten Mosaiksteinchen fehlen Servette hat den Coach, das Spielkonzept und die Spieldisziplin um eine Meisterschaft zu gewinnen. Was der Mannschaft fehlt, sind zwei abschlussstarke Schweizer Stürmer für die zweite und dritte Linie und ein zweiter Verteidiger mit der Wasserverdrängung und Ausstrahlung von Goran Bezina oder zwei weitere Verteidiger die zumindest «Goran Bezina light» sein könnten. Text: Klaus Zaugg Montage: Kevin Ryser Vielleicht könnte sogar einer wie Patrik Bärtschi das letzte Steinchen zum Meistermosaik sein, mit Bärtschi wäre Servette im letzten Frühjahr möglicherweise Meister geworden. Weil Servette in einem beschränkten Wirtschaftsraum und in einer denk- aber nicht ehrwürdigen Halle spielt, ist das Unternehmen Genf-Servette nach wie vor und trotz Playoff-Finalqualifikation und sehr gutem Management und guter Kostenkontrolle defizitär und wird es unter diesen Voraussetzungen bis ans Ende aller Tage bleiben. Seine letzten sportlichen Puzzleteilchen, um ein Spitzenteam zu werden, kann Genf nur selbst an die NL A heranführen, aber nicht auf dem Markt einkaufen – und das braucht Zeit und niemand weiss, ob Chris McSorley nicht die Geduld verliert, bevor er ein Meisterteam aufgebaut hat. McSorley mahnt an einen Bub, der im Schaufenster sein Lieblingsspielzeug sieht (den Meisterpokal), dem aber das Taschengeld fehlt, es zu kau-
Der fehlende Mosaik stein? Patrik Bärtschi hätte im Playoff-Final letzten Frühling die Differenz ausmachen können.
fen. Mit dem HC Lausanne steht ein NLB-Spitzenteam als Partner zur Verfügung, um Junioren auszubilden. Benjamin Conz, der seit Dezember Stammtorhüter Gianluca Mona glorreich ersetzt, war der erste wertvolle Spielertransfer von Lausanne nach Genf. Bisher hat nur das NLB-Team vom NL A-Partner profitiert. Will Genf mit den bestehenden Mitteln sportlich weiterkommen, muss die Juniorenabteilung von Kultfigur Philippe Bozon noch stärker gefördert werden. Oder wie wäre es mit einer Radikallösung: Servette zum Farmteam degradieren und alle Mittel auf die wahre welsche Hockeystadt Lausanne konzentrieren und dort die welsche Antwort auf den SC Bern aufbauen? Auch wenn Chris McSorley solche Gedanken von sich weist wie der Teufel das Weihwassergefäss – wir sind sicher, er hat heimlich und ganz für sich alleine genau daran schon gedacht.
Weitere Notwendigkeiten • keine weiteren Notwendigkeiten Was ist realistisch • Abschlussstarke Schweizer Stürmer sind nicht zu finden • der zweite Goran Bezina oder zwei Goran Bezina «light» sind nicht zu haben • eine Konzentration aller Kräfte auf Lausanne ist politisch nicht zu machen bzw. Chris McSorley fehlt der Mut zu diesem Schritt
Fazit Servette ist auch nächte Saison nur dann ein Spitzenteam, wenn alles stimmt. l
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Kloten Flyers
Patrik Bärtschi im Hallenstadion: Schade! Die Kloten Flyers haben (fast) alles um eine Qualifikation und eine Meisterschaft zu gewinnen. Das Spielkonzept, die Tempofestigkeit, die Ausländer, die Schweizer Spieler und die Tiefe im Kader. Text: Klaus Zaugg Montage: Kevin Ryser Sportchef Roland Habisreutinger hat seinen Job so gut gemacht, dass es für den Rest der Saison (fast) nichts mehr zu tun gibt. Vor allem hat er noch zu Zeiten, als Verteidiger günstig zu haben waren, seine blaue Linie auf meisterliche Breite und Klasse ausgebaut. Gut, wir wissen: Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es im Sport immer: Ein abschlusstarker Schweizer Stürmer vom Format eines Julien Sprunger würde aus Kloten ein absolutes Spitzenteam machen. Weil Kloten aber die Puzzleteile für einen Meistertitel eigentlich schon seit einigen Jahren im Team hat, den Zauber einfach nie aufs Parkett legt, muss an einigen Schlüsselpositionen schon bald an die Zukunft gedacht werden. Topscorer Kimmo Rintanen und auch Meistertorhüter Ronnie Rüeger werden ihre Karrieren sicherlich in Kloten beenden. Doch mit jedem Jahr, in dem die Kloten Flyers ihr meisterliches Menue schlussendlich zu einer Halbfinalsuppe versalzen, werden Rintanen und Rüeger ein Jahr älter. Es dauert nicht mehr lange und die zwei Schlüsselspieler sind nicht mehr Garanten für Top-Eishockey und meisterliche Hoffnungen. Eigentlich muss Roland Habisreutinger, da er ja das aktuelle Transfergeschäft schon erledigt hat, heute schon beginnen, die Nachfolger von Rintanen und Rüeger zu suchen. Und er hätte schon viel von dieser Arbeit verrichtet, wenn es ihm gelungen wäre, Patrik Bärtschi zurückzuholen. Schade, schade, dass er künftig im Hallenstadion spielt.
Weitere Notwendigkeiten Wir spüren eine ganz, ganz leichte Tendenz zur Weicheit und Weinerlichkeit im Team und im Management. Eine Prise physische und psychische Härte könnte Wunder wirken. Was ist realistisch? • Ein Stürmer vom Format eines Julien Sprunger ist nicht zu finden • Die Mentalität ist nicht zu ändern Fazit Die Flyers sind auch nächste Saison ein Titelkandidat. l
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Der verlorene Sohn: Patrik Bärtschi kehrt nach drei Jahren beim SC Bern wieder zurück nach Zürich – leider aber zu den ZSC Lions.
HC Lugano
Einer wie Seger fehlt für den Titel Der HC Lugano ist, richtig gemanagt und gecoacht, ein Spitzenteam. Vorwärts, in der gegnerischen Zone ist Lugano ein Meisterteam. Im Verteidigungsdrittel indes höchstens ein Playoff-Kandidat. Text: Klaus Zaugg Montage: Reto Fiechter Die fehlende Tempofestigkeit der Verteidiger und die defensive Sorglosigkeit Petteri Nummelin’s bringen das Spiel aus der Balance. Ein starker Schweizer Verteidiger vom Format eines Mathias Seger würde aus Lugano einen Titelfavoriten machen – vorausgesetzt, der neue Trainer Kent Johansson erfüllt die Erwartungen. Was schenke ich also Frau Müller, die hat doch alles. Jeder von uns stand wohl schon einmal ratlos vor der Entscheidung, einem wohlhabenden Freunden ein Präsent zu kaufen. Gleich kann es einem beim HC Lugano ergehen. Eigentlich ist alles in Hülle und Fülle vorhanden: Top-Ausländer, TopGoalie, Top-Verteidiger. Top? Für das Geld, das der HC Lugano in seine Spieler investiert, müsste man noch mehr verlangen. John Pohl und Randy Robitaille sorgten diese Saison für zu viel Lustlosigkeit in der Garderobe und den Karren
aus dem Dreck gezogen haben zu oft Hnat Domenichelli und der Lizenz-Schweizer Brady Murray. Hat Lugano künftig bei der Ausländerwahl ein gleich gutes Händchen wie Kantonsrivale Ambrì, ist der Grundstein für eine zweite Dynastie nach dem Grande Lugano der 80-er Jahre gelegt. Womit wir das Kernproblem Lugano’s ansprechen: Wir schätzen den eigenwilligen Präsident Paolo Rossi, seinen feinen Humor und seine Selbstironie. Wir verehren Jörg Eberle für das, was er als Jahrhundert-Spieler geleistet hat. Aber wir sind hier offen und ehrlich und damit ein bisschen bösartig: Das Duo Rossi/Eberle kommt uns vor als würden Lolek und Bolek Eishockey machen. Lugano leidet unter einem Operetten-Management.
Weitere • Keine
Notwendigkeiten
Was ist realistisch? • Der Schweizer Verteidiger ist nicht zu finden • Die Position des Präsidenten und des Sportchefs stehen, in dem Augenblick, da diese Zeilen geschrieben werden, nicht zur Diskussion. Aber vielleicht später Fazit Auch nächste Saison ein Aussenseiter im Titelkampf. l
Immer noch zuviele Tore! Petteri Nummelin sollte endlich eine Lebensversicherung gegen hinten erhalten.
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Rapperswil-Jona Lakers
Es fehlt an allen Ecken und Enden Die Lakers haben ihre Arena und ihr Umfeld gewandelt. Eigentlich stehen die Umstände gut, um ein Spitzenteam zu werden. Text: Klaus Zaugg Montage: Reto Fiechter/Kevin Ryser Weil sich die Lakers aber nicht von innen heraus und grundsätzlich verändert haben, stehen sie heute noch enttäuschender da als vor dem Umbruch mit der Diners Club Arena, Casino Zürisee Lounge und diesem schrecklichen eisblauen Dress. Damals, als noch im Lido vor Holztribünen gespielt wurde und die Lakers der SCRJ waren, passte wenigstens das Image der grauen Maus zum Umfeld der gesamten Organisation. Heute spielt die graue Maus in einem Spitzenumfeld. Und das ist so, wie wenn einer mit einem VW-Käfer die DTM gewinnen möchte. Den Lakers fehlt es an allen Ecken und Enden. Vom Torhü-
ter, zu den Verteidigern und zu den Ausländern. Es muss so grundlegend – alles neu gestaltet werden wie damals, als aus dem Lido die Diners Club Arena wurde. Auf allen Positionen müssen mittelfristig Spieler verpflichtet werden, die das Format haben, in einem Spitzenumfeld Spitzeneishockey zu spielen. Immerhin kommt mit Raimo Summanen jetzt eine starke Trainerpersönlichkeit zum Test bis Ende Saison. Scheitert auch er, wird es Zeit, die Führung auszuwechseln.
Die Notwendigkeiten • Ein Torhüter mit Nationalmannschafts-Format • zwei spielstarke Verteidiger vom Format eines Mathias Seger oder Severin Blindenbacher • eine Schweizer Spielerpersönlichkeit mit Leaderqualitäten • vier überdurchschnittliche Ausländer • zwei abschlusstarke Schweizer Stürmer • mehr Wasserverdrängung durch drei Schweizer Spieler, die auch mal rumpeln können • eine starke Persönlichkeit – vom Format eines Arno Del Curto oder Christian Weber – als Trainer
Bei den Lakers fehlt die ganze «T-Line». Ein erfahrener Torhüter, in der Verteidi gung ein Leader und der Leitwolf des Sturms müssten auf die nächste Saison hin verpflichtet werden.
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Was ist realistisch? • der abschlussstarke Schweizer Stürmer ist mit Michel Riesen gefunden worden • ein physisch starker Flügel ist mit Thierry Paterlini verpflichtet worden • vier überdurchschnittliche Ausländer sind möglich • ein Torhüter von Nationalmannschafts-Format ist nicht zu haben • zwei weitere physisch starke Schweizer Spieler sind nicht zu haben • Raimo Summanen wird bis Saisonende als Trainer getestet und es wird sich zeigen, ob er das Format und die Verträglichkeit eines Christian Weber oder Arno del Curto hat. Fazit Es kann nächste Saison für die Playoffs reichen. Ein Spitzenteam sind die Lakers jedoch nicht. l
SCL Tigers
Mit Seger erstmals seit ’76 Titelkandidat Die SCL Tigers sind das Spektakelteam der Liga. Zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg in die NL A haben sie vier Blöcke, die NL A-Tempo fahren und gegen jede gegnerische Formation bestehen können. Text: Klaus Zaugg Montage: Reto Fiechter Spielorganisation und Spieldisziplin sind erstklassig. Zur Stabilität und damit zum sicheren Platz in der oberen Tabellenhälfte fehlt erstens ein absolut erstklassiger Torhüter. Die Chancen, dass Matthias Schoder dieser Spitzentorhüter wird, sind durchaus intakt. Und zweitens ein spielstarker Verteidiger wie Mathias Seger. Mit einem Schweizer Verteidiger wie Seger könnten die Tigers sogar ein Aus senseiter im Titelkampf sein. Langnau ist wegen seiner heissblütigen Fans Kult, Eishockey der schönste Zeitvertrieb im Emmental – Playoffs hin oder her. Die Tigers hatten schon in der 1. Liga einen Zuschauerdurch schnitt von 4000. Um die Puzzlesteinchen zu finanzieren, die aus Langnau ein
NL A-Team machen, brauchte es bisher die passionierte Unterstützung von lokalen Unternehmern wie BDP-Nationalrat Hans «Hagel-Hans» Grunder. Um in Langnau Spitzeneishockey zu finanzieren, bedarf es an Infrastruktur. Auch wenn wir die Ilfis-Halle eines Tages schmerzlich vermissen werden: Die Rahmenbedingungen im Kultstadion sind für den aufsteigenden Geschäftsführer Heinz Schlatter einfach zu beschränkt, um auch wirtschaftlich über den Playoffstrich zu klettern. Langnau braucht ein neues Stadion.
Die weitere Notwendigkeiten • Vier absolute Top-Ausländer. Nur wegen der Verletzung des kanadischen Verteidigers Curtis Murphy haben die Tigers in der zweiten Saisonhälfte vier überdurchschnittliche Ausländer: Curtis-Ersatz Janne Niinimaa hat das Spiel der Tigers stabilisiert • ein abschlusstarker Flügel für den zweiten oder dritten Sturm • ein Nationaltorhüter • ein Ersatz für Rumpelstürmer Mathias Joggi • ein neues Stadion Was ist möglich? • ein Goalgetter mit Schweizer Pass ist nicht zu haben • ein Nationaltorhüter ist nicht zu haben • vier Topausländer sind möglich, eine Vertragsverlängerung mit Janne Niinima müsste das Ziel sein • ein Rumpelstürmer wie Mathias Joggi ist nicht zu haben – es müssen eben nächste Saison alle ein bisschen bissiger spielen, es genügt nicht, wenn Heinz Schlatter neben dem Eis rumpelt • ein neues Stadion ist möglich – so wie auch die Wiederkunft «Jesu Christi» möglich ist Fazit Die Tigers sollten die Playoffs nächste Saison ohne Zittern schaffen. l
Ein bissiger Offensiv leader in der Verteidigung der Tigers könnte Wunder bewirken und die eigentlich sehr guten ausländischen Stürmer unterstützen.
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Goalie-Theater oder Spitzeneishockey? Der EV Zug stieg mit einer Spitzenmannschaft in die Qualifikation ein und beendet die 50 Qualifikationsrunden auf der Augenhöhe der Nobodys. Zu vieles passte zu lange Zeit nicht zusammen. Text: Klaus Zaugg Montage: Kevin Ryser Cheftrainer Doug Shedden brauchte zu viel Zeit, um sich im Wesen und Wirken unseren Verhältnissen anzupassen bzw. die Spieler brauchten zu FF Inserat_D_EVZ_87x133mm.pdf 15.08.2008
15:30:11
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lange, um sich an den Stil ihres neuen Trainers zu gewöhnen. Die Seifenoper um Torhüter Lars Weibel verschärfte die Krise und die Zuger hatten nie vier Top-Ausländer zur Verfügung. Die Unfähigkeit des Managements, von allem Anfang an vier gute Ausländer zu verpflichten, hat die Probleme rund um Shedden akzentuiert. Mit drei von Langnaus vier Ausländern (beispielsweise Toms, Niinimaa und Kariya) und mit einem Goalie wie Ari Sulander hätten die Zuger mit ziemlicher Sicherheit um den Qualifikationssieg mitgespielt. Selbst wenn Lars Weibel nächste Saison noch einmal sein bestes Eishockey spielt – spätestens im Frühjahr 2010 braucht der EV Zug eine neue Nummer 1 – Sportchef Patrik Lengwiler müsste jetzt schon mit der Suche beginnen und einen Flug nach Nordamerika buchen und ein oder zweimal mit Martin Gerber in aller Ruhe reden. Ohne einen Goalie mit dem Format eines Lars Weibel der vergangenen besten Zeiten oder eines Martin Gerber oder eines Ari Sulander gibt es in Zug kein Spitzeneishockey mehr. Und schon für nächste Saison braucht Zug dringend einen zweiten NL A-Torhüter neben Weibel. Sonst geht das Theater schon im Oktober
Lars Weibel hat die Sicherheit wieder ein bisschen gefunden. Trotzdem sollten sich die Zuger für die nächste Spielzeit nach einem umsehen, der die Schotten hinten dicht macht.
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wieder los. Und Zug will ja nicht ständig mit einem Goalie-Theater, sondern mit Spitzeneis hockey Schlagzeilen schreiben.
Weitere Notwendigkeiten • ein spielstarker Schweizer Verteidiger • ein abschlusstarker Schweizer Stürmer • ein zweiter Torhüter, der Lars Weibel herausfordern kann oder ein ausländischer Goalie Was ist realistisch • der Torhüter mit Schweizer Pass ist nicht findbar, Reto Berra könnte aber eine (Not)-Lösung für die Zukunft sein • vier Topausländer sind möglich • der abschlusstarke Schweizer Stürmer ist nicht zu haben • ein ausländischer Torhüter ist möglich Fazit Auch nächste Saison kein Spitzenteam
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EV Zug
In Zug bewegt sich Einiges Der EVZ hat ein bewegtes Jahr 2008 hinter sich. Im Februar 2008 wurde der Bau des neuen Stadions von der Zuger Stadtbevölkerung gutgeheissen, im März 2008 folgte das knappe Ausscheiden gegen Davos im siebten Playoff-Spiel und der Start in die Saison 2008/2009 missriet. Anfangs 2009 legten die Zuger dann eine Serie von 5 siegreichen Spielen in Folge hin. Der EVZ ist auf Aufholjagd! Die neue Plakatekampagne «we keep on fighting» unterstreicht, dass der EVZ die Playoffs unbedingt erreichen will.
Auch hinter den Kulissen laufen die Planungen auf Hochtouren. Der Spatenstich für das neue Stadion erfolgte im Mai 2008. Bereits ist hinter der alten Hertihalle das neue Stadion zu erkennen. Auch mit der Vermarktung geht es los. EVZ Marketing Manager Florian Zimmermann: «Der Verkauf der Logen startet im Februar 2009. Die neue Infrastruktur lässt kaum Wünsche offen. Ende 2009 startet der Verkauf für weitere Plattformen. Für sämtliche Kundensegmente haben wir das passende Angebot: Business Sitze oder grosszügige Logen für Geschäftskunden, Steh- und Sitzplätze sowie verschiedene Aufenthaltsbereiche für die Fans und natürlich eine zeitgemässe Einrich-
tung für die Spieler. Durch das neue Stadion ergeben sich einmalige Sponsorenplattformen. Gerne stellen wir diese auch überregional vor.» Ab November 2009 wird der Standort Zug noch attraktiver: Dank der neuen Autobahnverbindung Zug - Zürich ist das Stadion in 20 Minuten ab Zürich erreichbar.
Fragen zum Sponsoring: EVZ Sport AG General-Guisan-Strasse 4, Postfach 3215, CH-6303 Zug Telefon: 041 725 31 00 Fax: 041 725 31 01 E-Mail: marketing@evz.ch
7000 Fans werden im neuen Stadion nicht nur die Eishockeyatmosphäre, sondern auch den Komfort geniessen. Blick in das neue Stadion des EVZ – Eröffnung im Herbst 2010.
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ZSC Lions
Nur Bezina könnte Blindenbacher ersetzen Die ZSC Lions haben zusammen mit dem SC Bern die am besten besetzte Mannschaft der Liga und sie
haben die beste blaue Linie der Liga. Die Qualität der Verteidiger war der Schlüssel zu den Erfolgen der letzten Saison (Meistertitel) und den Triumphen in der Champions Hockey League
(CHL).
Text: Klaus Zaugg Montage: Reto Fiechter Obwohl sie mit Beat Forster einen der besten Verteidiger mit Schweizer Pass verloren, spielten sie in der Champions Hockey League (CHL) nach Forster’s Abgang das beste Eishockey ihrer ganzen Geschichte. Das mag ein Hinweis darauf sein, wie gut die Chemie in der Kabine ist – und zugleich zeigt es, wie heikel Neuverpflichtungen sind. Denn diese Chemie darf nicht gestört werden. Der Abgang von Forster hat nur deshalb kurzfristig keine Folgen gehabt, weil Severin Blindenbacher sein bestes Eishockey gespielt hat – ja, erst ein Schweizer Verteidiger hat besser gespielt als Blindenbacher in der CHL: Mark Streit. Nur einer wie Goran Bezina könnte ihn nächste Saison ersetzen. Mit Alain Reist und Pascal Müller wird Blindenbacher quantitativ, aber nicht qualitativ ersetzt und Philippe Schelling ist (noch) kein neuer Blindenbacher. Aber immerhin: Der Aufstieg von Schelling in der Organisation der ZSC Lions vom «Nobody», der am Anfang der Saison noch nicht einmal zum erweiterten Kader der Mannschaft gehörte und im Farmteam der GCK Lions verteidigte zur Nummer sechs in der Abwehr einer der besten
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europäischen Mannschaften ist ähnlich märchenhaft wie jener von Luca Sbisa vom Junior zum NHL-Profi. Aber die jungen Verteidiger brauchen Zeit, nächste Saison sind sie noch nicht dazu in der Lage, die Lücken zu füllen, die Forster und Blindenacher hinterlassen. Aber wer weiss: Vielleicht haut ja die Neuerwerbung Patrik Bärtschi vorne die Pucks zu jenen Toren rein, die hinten zu viel fallen.
Notwendigkeit
• Die Verpflichtung von Goran Bezina
Was ist realistisch? • Goran Bezina ist nicht zu haben. Es gibt keine Schweizer Verteidiger, die Severin Blindenbacher und Beat Forster ersetzen können. Mit der Verpflichtung von Reist und Müller sind die Abgänge quantitativ aber nicht qualitativ kompensiert worden Fazit Weiterhin Titelfavorit
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Der Aderlass in der Defensive ist zu gross, die Lions benötigen unbedingt wieder einen vom Kaliber Mark Streit: Goran Bezina wäre die ideale Besetzung für diese Rolle.
Time Out mit Klaus Zaugg
Die ZSC Lions verändern die Eishockey-Landkarte Die Erfolge der ZSC Lions haben einen interessanten Nebeneffekt: Sie zwingen uns dazu, uns Gedanken darüber zu machen, warum wir eine der besten Ligen Europas haben. Die Nationalmannschaft hat unserem Eishockey in der Ära von Ralph Krueger viel Respekt verschafft. Die Namen der besten Schweizer Spieler sind den Reportern der wichtigen Eishockey-Nationen ein Begriff. Das gönnerhafte Nachfragen über diesen oder jenen Spieler gibt es längst nicht mehr. Aber die NL A als Liga existiert auf der Landkarte des internationalen Eis hockeys erst seit den Triumphen der ZSC Lions in der Champions Hockey League. Gewiss: Es hat schon früher wundersame Siege von Schweizer Klubteams gegeben. 1999 gewann Ambrì den Super Cup durch ein 2:0 über Magnitogorsk. Lugano und Davos feierten Siege in den europäischen Klubwettbewerben. Der HC Davos holte in der Neuzeit schon mehrmals den Spengler Cup. Nachhaltig waren diese Erfolge nicht. Richtig ernst ist die NL A deswegen nicht genommen worden. Schliesslich hat ja sogar eine Mannschaft aus Österreich mal die European Hockey League gewonnen (Feldkirch mit Ralph Krueger als Trainer). Doch die ZSC Lions haben die Wahrnehmung unserer Meisterschaft im Ausland vielleicht für immer verändert. Die Zürcher haben nacheinander in Schweden, in Tschechien und in Finnland Spitzenteams besiegt und sind auch in Russland von Magnitogorsk nicht geschlagen worden. Die Champions Hockey League ist der erste europäische Klubwettbewerb, der von allen grossen Eishockeynationen und den wichtigen Klubteams ernst genommen wird. Und so habe ich in dieser Saison schon viel Zeit damit verbracht, ausländischen Journalisten am Telefon oder per E-Mail zu erklären, was unsere NL A ist. Und machte mir dabei Gedanken darüber, warum eigentlich die NL A so gut ist. Und die Rückmeldungen fördern interessante Erkenntnisse zu Tage.
Der Autor und die Rubrik : Klaus Zaugg (50) leitete zuletzt zwölf Jahre lang als Chefreporter die Eishockeyredaktion von «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als der wohl einflussreichste Eishockeyjournalist der Schweiz.
In Finnland ist beispielsweise die Bewunderung für unsere Stars gross. Offensichtlich gibt es in dieser Saison in der finnischen Liga keinen Einzelspieler, der so spektakulär Eishockey zelebriert wie Christian Dubé. Und bei den Espoo Blues war mit Stolz vermerkt worden, dass man in den CHL-Gruppenspielen mit dem SC Bern eine der bestbesetzten europäischen Mannschaften besiegt hatte. Die Blues
tionen wie Schweden, Finnland oder Tschechien sein mögen (Länder, die alle eine mit der Schweiz vergleichbare Medienlandschaft haben) – die NHL ist in diesen Hockeynationen – anders als bei uns – in den Medien seit Jahren allgegenwärtig. Nur in der Schweiz hat ein Zuschauer uneingeschränkt das Gefühl, bei einem Meisterschaftsspiel richtiges und wichtiges Hockey zu sehen und hat nicht im Hin-
«Die ZSC Lions haben diese Saison als erste Schweizer Mannschaft die Qualität unserer Liga international unter Beweis gestellt. » scheiterten dann im Halbfinale an den ZSC Lions – und dies wurde nicht etwa mit beissender Kritik kommentiert. Vielmehr schien es für die Medien, Zuschauer und Funktionäre eher ein ehrenvolles Ausscheiden gegen ein grosses Team zu sein. Ausländische Beobachter registrieren, dass die NL A eine Sonderrolle in Europa hat. Es ist eine Liga, die eine mit dem Fussball vergleichbare Medienpräsenz hat. Aber anders als in Finnland oder Schweden oder Tschechien wandern die besten Spieler (noch?) nicht laufend an die NHL ab. So wichtig die nationalen Meisterschaften in den grossen Hockeyna-
terkopf, dass ja eigentlich die NHL besser ist. Weil in der Schweiz die NHL in den Medien – vor allem im TV – (fast) nicht präsent ist. Die besten Schweizer Spieler hätten das Talent für eine NHL-Karriere. Aber das Leben in unserem Land ist so gut, dass die meisten nach wie vor ihre ganze Karriere in unserer Liga verbringen. In Schweden, Finnland, Tschechien oder Russland verlieren die Ligen ständig ihre besten Spieler, ähnlich wie bei uns die Fussballklubs. Das mag ja alles banal tönen, trägt aber dazu bei, dass wir heute in der Schweiz eine der besten Ligen ausserhalb der NHL
haben. Mit Mannschaften, die über Jahre hinweg von den gleichen Spielern geprägt werden, die taktisch auf Augenhöhe mit den besten europäischen Teams stehen, mit Stars, die spektakuläres Eishockey spielen und Woche für Woche für hochklassige Spiele sorgen. Die ZSC Lions haben diese Saison als erste Schweizer Mannschaft die Qualität unserer Liga international unter Beweis gestellt. Sie waren dazu in der Lage, weil sie das erste Schweizer Eishockeyunternehmen sind, das den europäischen Erfolg auf allen Ebenen konsequent vorbereitet und gesucht hat. Dazu kommt noch jene Prise Glück, die es für internationale Sporterfolge immer braucht: In Zürich haben die Hockeygötter einen fähigen Coach, einen kompetenten Manager und Spieler, die im Zenit ihres Könnens stehen, zusammengeführt. Die ZSC Lions sind ein Glücksfall für unser Eishockey, für unsere Liga und ihre Erfolge – haben das Image unseres Klubhockeys auf Jahre hinaus verändert und die NL A auf der EishockeyLandkarte verändert. Die Schweiz ist jetzt kein weisser Fleck mehr. Und die Erfolge der Zürcher sind eine Verpflichtung für die Konkurrenz – dabei denke ich primär an den SC Bern – künftig internationale Einsätze ernst zu nehmen und seriös vorzubereiten. Eine Pleite wie das 1:8 gegen die New York Rangers darf es nie mehr geben. l
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Christian DubĂŠ
R端ckblick
Dynamische Ru
Spengler Cup Davos 2008
ussen…
Gibt es den Spengler Cup schon bald nicht mehr? Selten ist über die Existenz des Turniers so heftig debattiert worden wie in den letzten Tagen des Jahres 2008. Ein sicheres Zeichen, dass auch unsere Urenkel den Spengler Cup in der aktuellen Form erleben werden.
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EISDANK DIE IMG (SCHWEIZ) AG BEDANKT SICH RECHT HERZLICH…
…BEI ALLEN DIESJÄHRIGEN SPONSOREN UND PARTNERN FÜR IHR ENGAGEMENT AM SPENGLER CUP 2008 UND IHREM BEITRAG ZUM GELINGEN DES EVENTS!
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Spengler Cup Davos 2008 Text: Klaus Zaugg Fotos: swiss-image.ch / Andy Mettler Das Timing war perfekt. Ein Hollywood-Regisseur hätte es nicht besser machen können: Arno Del Curto spannt Mitte Dezember 2008 den ZSC Lions Beat Forster aus. Der spektakuläre Transfer des Nationalverteidigers so kurz vor dem Spengler Cup sorgt dafür, dass die Polemik um das älteste Klubturnier der Welt nicht mehr verstummt. Es ist nämlich nicht zu vermeiden, dass der Spengler Cup und der «Fall Forster» in direkten Zusammenhang gebracht werden. Der Grundtenor: Der Spengler Cup ist nur möglich, weil die anderen Klubs auf Meisterschaftsspiele zwischen Weihnachten und Neujahr verzichten und als Dank dafür kauft der HC Davos, mit dem Geld, dass er mit dem Anlass verdient, bei der Konkurrenz die besten Spieler (für den Wechsel Forsters musste der HCD eine halbe Million Transfer-Strafgebühr zahlen). Solche Verschwörungstheorien bekommen deshalb breiten Raum in der Sportöffentlichkeit, weil die meisten national ausgerichteten Medien ihren Sitz in Zürich haben und dem ZSC nahe sind. Hätte Arno Del Curto in Genf Goran Bezina aus einem weiterlaufenden Vertrag herausgeholt, wäre das Geschrei gar nicht über den Baregg-Tunnel bis nach Zürich vorgedrungen. Die Heftigkeit der Diskussionen zeigt die Stärke des Spengler Cup: Es ist neben der Tour-de-Suisse der bekannteste Sportevent in unserem Land. Er ist sogar der perfekte Sport Event. Weil alles stimmt: Die sportliche Qualität, die TV-Präsenz, der Austragungsort im Winterwunderland Davos, der Zeitpunkt in der Altjahrswoche, die internationale Ausstrahlung und die Tradition. Könnten Marketing-
Experten einen Sportanlass kreieren, dann käme dabei der Spengler Cup heraus. IIHF-Präsident Dr. René Fasel bezeichnet das Turnier sogar als Weltkulturerbe des Eishockey’s. Für den höchsten Eishockey-Funktionär steht ausser Frage, dass der Internationale Verband (IIHF), die oberste Autorität im Eishockey, vorbehaltlos hinter dem Spengler Cup steht. Eine Konkurrenzierung durch Spiele der neuen Champions Hockey League (CHL) wird es in der Altjahrswoche nicht geben. Wir ereifern uns nur über etwas, das uns am Herzen liegt. Wäre der Spengler Cup irgend ein Anlass ohne Tradition und Ausstrahlung wie etwa das Tennis-Turnier der Frauen in Zürich, dann gäbe es keine Diskussionen und kaum jemand würde davon Notiz nehmen, wenn Existenz und Zukunft in Frage gestellt würden. Auch wenn wir davon ausgehen können, dass eher die Armee abgeschafft und die Schweiz sich freiwillig den EUVögten von Brüssel unterwirft, als dass der Spengler Cup verschwindet – OK-General Fredi Pargätzi steht vor grossen Herausforderungen. Der so besonnene und erfolgreiche Macher des Turniers muss dabei an zwei Fronten kämpfen. Er organisiert ja das Turnier im Auftrag des HC Davos. Deshalb ist er einerseits damit beschäftigt, die HCD-Würdentrager davon abzuhalten, in jedes Fettnäpfen zu treten und sich ein wenig in Bescheidenheit zu üben. Andererseits muss er um die halbe Welt jetten, um Teams zu finden, die bereit sind, den Spengler Cup zu spielen. Er ist wie ein Bundesrat, der gleichzeitig das Amt des Innenund Aussenminister auszuüben hat. Es gibt sportlich kein härteres Eishockey-Turnier als den Spengler Cup. Der Sieger bestreitet ohne Vorbereitung
(Anreise erst am Tag vor dem Turnier) fünf Spiele in sechs Tagen gegen hochklassige Gegner auf 1600 Metern Höhe während einer laufenden Meisterschaft. Mit Dynamo Moskau gewann eines der besten Klubteams ausserhalb der NHL – aber gratis ist so eine Mannschaft nicht zu haben. Dynamo kassierte für den Turniersieg 200’000 Franken Preisgeld. Und die Spesen (Flug, Unterkunft) aller Teilnehmer werden von den Organisatoren übernommen. In Zukunft wird Pargätzi noch erheblich mehr Preisgeld ausschütten müssen. Eine Modus-Änderung wird die innenpolitische Lage beruhigen. Der bis 2011 laufende TV-Vertrag schreibt vor, dass es sechs Tage und elf Spiele sein müssen. NationalligaSpielplanchef Willy Vögtlin hat Pargätzi inzwischen einen Modus ausgearbeitet, der es möglich macht, Zeitspanne und Anzahl Partien auch bei einer Aufstockung von fünf auf sechs Teilnehmern einzuhalten. Dieser sechste Teilnehmer wird eine Mannschaft aus der NL A sein. Und Pargätzi ist auch klar, wie dieses zweite Schweizer Team ausgewählt wird: Es müssen sportliche Kriterien sein. Der Meister und der Qualifikationssieger erhalten ein Ticket für die Champions Hockey League – und künftig wird auch die Teilnahme am Spengler Cup in der NL A-Meisterschaft vergeben. Beispielsweise für den Verlierer des Playoff-Finals oder den zweiten der Qualifikation. So wird mit einem Schlag das Gebell im Unterland verstummen – weil sich ja dann vier bis fünf Teams realistische Chancen auf eine Qualifikation für den Spengler Cup ausrechnen können. Noch mehr Arbeit für Pargätzi – aber keine Gefahr für den Spengler Cup. Das ist das Fazit aus dem Turnier von 2008. l
Der Spengler Cup wird auch in Zukunft die Fans mobilisieren. Ab nächstem Jahr auch jene von einem zweiten NL A-Team?
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Spengler Cup Davos 2008
Mark Wirz, Geschäftsführer Regio League Swiss Ice Hockey, Denis L. Vaucher, Direktor National League Swiss Ice Hockey, und Alain Kappeler, Head of Marketing Swiss Ice Hockey.
Walter De Gregorio, Sportchef BLICK und SonntagsBlick, und Armin Meier, Managing Director IMG (Schweiz) AG.
Luciana Crameri, Head of Marketing & Events WM 2009, mit Heinz Haunschild, Director of Sales & Marketing IMG (Schweiz) AG
Peter Lüthi, Direktor Swiss Ice Hockey und Head of Sport & Competition IIHF WM 2009, mit seiner Frau Gabi.
Barbara Megert, Vize-Miss Schweiz 2003, umrahmt von Freund Blerim Dzemaili, Fussball-Söldner Torino FC und Armin Schuler, Leiter Sponsoring AMAG.
Spengler Cup OK-Präsident Fredi Pargätzi und seine charmante Gattin Bümi.
Dr. Roger Fasnacht, Direktor Swisslos, und Roger Hegi, Direktor STG – Sport-Toto-Gesellschaft.
Sven Epiney, Moderator SF und DRS3, umrahmt von Nicole Berchtold (l.), SF-Moderatorin «glanz & gloria», und Karin Thürig, Bronze-Medaillen-Gewinnerin in Peking im Rad-Zeitfahren.
Nationalmannschafts-Coach Ralph Krueger und Alfred Leu, CEO Generali Versicherungen.
Hans-Peter Angerer, Verwaltungsrat HC Davos, und Gaudenz F. Domenig, Verwaltungsrat HC Davos und Präsident des Schweiz. Eishockey-Parlamentes.
Ueli Schwarz, Head of Logistics WM 2009, mit seiner charmanten Gattin Ursina.
Karin Lanz, Moderatorin Spengler Cup Inhouse-TV, und Alex Grimm, Geschäftsführer Sportal Media GmbH.
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Heizsysteme
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Intelligente Kommunikationstechnik von Vaillant Seit dem Beginn der modernen Wärme- und Heiztechnologie prägt Vaillant den Fortschritt in diesem Bereich durch die Entwicklung von innovativen Heizungs- und Warmwassergeräten. Als Europas grösster Hersteller von Systemheiztechnik macht Vaillant jetzt den nächsten logischen Schritt: die Vaillant System-Intelligenz. Das bedeutet: Geräte, die perfekt miteinander harmonieren, jederzeit flexibel erweiterbar sind und beliebig kombiniert werden können. So wie das Internet-Kommunikationssystem vrnetDIALOG. Es setzt neue Massstäbe für intelligenten und sinnvollen Service rund um Heizungssysteme von Vaillant.
Spengler Cup Davos 2008
Fabian Cancellara, Olympiasieger im Zeitfahren und Bronzemedaillengewinner im Strassenrennen an den Olympischen Spielen in Peking 2008, mit Hans-Jürg Wasescha, CEO Vaillant GmbH.
Harri Kunz, Geschäftsführer HKK Event AG, mit Andrea Frei, Kommunikationsleiterin Würth, und Michel Kern, CEO Würth.
Abtretender Bundesrat und Sportminister Samuel Schmid, umrahmt von Hanspeter Stuber (l.), Chef Sicherheit Vaillant Arena, und Ruedi Zesiger, Referent Sport.
Fredy Egli, Präsident Swiss Ice Hockey und seine Gattin Marguerite.
Jürg Zeltner, Mitglied Geschäftsleitung, und Arthur Decurtins, Vice Chairman, beide von Presenting Sponsor UBS.
Gion Veraguth, Director of Finance IIHF, und Dr. Hans Dobida, Mitglied IIHF-Hockey Hall of Fame.
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Der Weltenbum
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Zarley Zalapski / EHC Olten ER HAT 637 NHL-PARTIEN ABSOLVIERT, NAHM 1993 AM NHL-ALL STAR GAME TEIL UND SPIELTE WÄHREND DEN LETZTEN 10 JAHREN BEI 17 VERSCHIEDENEN VEREINEN – ZARLEY ZALAPSKI IST EIN EISHOCKEY-WELTENBUMMLER PAR EXCELLENCE. DERZEIT SPIELT DER KANADISCH-SCHWEIZERISCHE DOPPELBÜRGER MIT WOHNSITZ IN EFFRETIKON BEIM B-LIGISTEN EHC OLTEN. ZUMINDEST NOCH BIS ENDE JANUAR…
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«Good» war auch Zarley Bennet Zalapski, der für die ortsansässigen Fort Saskatchewan Traders in der AJHL (Alberta Junior Hockey League) in der Saison 1984/85 in 67 Partien die Marke von 70 Scorerpunkten erreichte und das Das Kapitol von Connecticut in Hartford, der Calgary TowInteresse zahlreicher NHL-Organisationen auf sich zog. er, der Münchner Marienplatz samt Altem Rathaus, die 1986 wurde der in Edmonton geborene Verteidiger im Meraner Kurthermen, das Ratshaus von Umea oder der NHL Entry Draft in der ersten Runde an vierter Stelle von Wasserturm in Esbjerg – attraktive Sehenswürdigkeiten, den Pittsburgh Penguins gedraftet. In der Folge sollte sich die ausgewiesene Touristen mit der Zunge schnalzen lasder kanadische Verteidiger indes noch nicht in der NHL ins sen. Nun, Zarley Zalapski, kanadisch-schweizerischer EisRampenlicht spielen, sondern mit der Nationalmannschaft hockeyprofi, hat sie allesamt bereits besichtigt. Kanadas. Über zwei Jahre bereitete sich Zalapski mit den Die sportliche Vita des 40-Jährigen präsentiert sich ungeAhornblättern auf die Olympischen Spiele im heimischen wöhnlich vielfältig und führt von Nordamerika über den Calgary vor – der resultierende vierte Platz war für das «Grossen Teich» nach Mitteleuropa, hinauf in skandinaviMutterland des Eishockeys gewiss ein ungenügender Ersche Sphären und über die Niederlande und Österreich trag. schliesslich in die Schweiz. In Zahlen formuliert: 23 Vereine Nach dem geplatzten olympischen Traum klappte es für aus neun Ländern in 25 Saisons. Im Wohnzimmer der Familie Zalapski dafür mit dem Wechsel in die National Hockey Zalapski in Effretikon zeugt jedoch nichts von der bewegten League – Pittsburgh holte den Verteidiger 1988 ins Team. Karriere des langjährigen NHL-Spielers: Wände, Esstisch und Zalapski spielte in seiner ersten NHL-Saison einen überSofa sind vornehmlich in neutralem Weiss gehalten, für die zeugenden Part und wurde ins NHL All-Rookie Team farbliche Abwechslung sorgen einzig ein paar Plüschtiere. 1988/89 gewählt. In diese Zeitspanne fällt auch die EntHier, in seinen eigenen vier Wänden, gemeinsam mit Ehefrau stehung von Zalapskis Spitznamen – vom damaligen GM der Penguins wurde Zalapski nach seinem geglückten Einstand nur noch CH HABE SCHON EINIGES ERLEBT «ZZ Top» genannt – in Anlehnung an die Z ARLEY Z ALAPSKI , 23 VEREINE AUS 9 L ÄNDERN IN 25 SAISONS texanische Rockband rund um Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard (wobei ausgerechnet Letztgenannter keinen langen Bart trägt). Den Übernamen hat Zalapski auch heute noch: Claudia sowie den beiden Söhnen Zen (8-jährig) und Kai (3), «Ich habe die Band sogar einmal in Houston getroffen. Die fühlt sich der viel gereiste Zalapski heimisch. Er betrachtet Musik gefällt mir gut, aber deshalb lasse ich mir noch landen Globus, dreht an der runden (Welt-)Oberfläche, und ge keinen Bart wachsen», sagt «ZZ Top» und streicht sich sagt: «Ja, ich bin ein Eishockey-Globetrotter.» mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand übers Kinn. OLYMPIA UND «ZZ TOP» Begonnen hat die weiträumige Odyssee des Zarley Zalapski in Fort Saskatchewan, einer idyllischen Kleinstadt der EUROPÄISCHE ODYSSEE kanadischen Provinz Alberta – rund 22 Kilometer nordöstZarley Zalapski blieb in der NHL «top», entwickelte sich zu lich von Edmonton gelegen – die mit dem Slogan «Life is einem der stärksten Verteidiger und wechselte 1991 zu Good here» wirbt. den Hartford Whalers, wo er in zwei Saisons jeweils über Text: Fotos:
Reto Kirchhofer Pius Koller
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50 Scorerpunkte markierte. Seine Leistungen wurden 1993 mit der Teilnahme am NHL All-Star Game honoriert. 1994 kehrte Zalapski als Teil eines Sechs-Mann-Trades nach Kanada zurück, zu den Calgary Flames. Doch dort sollte der Verteidiger nicht mehr an seine frühere Performance anknüpfen können. Die Scorerwerte gingen zurück, während die Strafminuten exponentiell anstiegen. Der sanfte sportliche Abstieg wurde 1996 durch eine Knieverletzung katalysiert, so dass Zalapski auch nach seinem Wechsel zu Montreal keine dominante Rolle mehr einnehmen konnte. Nach zehn Jahren in der National Hockey League entschied sich Zalapski für einen erstmaligen Wechsel nach Europa und entwickelte sich fortan zu einem EishockeyNomaden: Die Liste von Zalapskis Arbeitgebern ab 1998 liest sich ähnlich unterhaltsam wie der Name des Protagonisten selbst: ZSC Lions, Philadelphia Flyers (Rückkehr in die NHL für 12 Partien), Long Beach Ice Dogs (IHL), Utah Grizzlies (IHL), Houston Aeros (IHL), München Barons (Deutschland), HC Merano (Italien), Esbjerg (Dänemark), Bjorkloven IF (Schweden), Amsterdam Bulldogs (Niederlande), Kalamazoo Wings (UHL, USA), Rapperswil-Jona Lakers, HC Martigny, EHC Visp, HC TWK Innsbruck (Österreich), EHC Chur, EHC Biel, EHC Olten. «Ja, gerade ausserhalb der NHL habe ich schon recht viel gesehen und erlebt», sagt Zalapski und schmunzelt. Sehr gut habe es ihm in Schweden gefallen, oder in Dänemark, «aber auch in Pittsburgh verbrachte ich eine gute Zeit in einer tollen Sportstadt». Mittlerweile hat Zalapski, zumindest hinsichtlich seiner Wohnsituation, etwas Stabilität gefunden. Gemeinsam mit seiner Familie ist Zalapski, der neben dem kanadischen nun auch den Schweizer Pass besitzt, von Glattbrugg nach Effretikon gezogen. «Ich fühle mich sehr wohl hier und geniesse es in der Schweiz. Hier existiert ein gutes System, das Land ist sicher, sauber, und so auch der beste Platz für meine Kinder», sagt Zalapski, der sein Leben als «simple»
ZARLEY ZALAPSKI PERSÖNLICH
Geburtsdatum: 22.04.1968 Wohnort: Effretikon Grösse: 185 cm Gewicht: 98 kg Zivilstand: Verheiratet mit Claudia, zwei Söhne (Zen 8-jährig, Kai 3-jährig) Beruf: Eishockeyprofi beim EHC Olten Position: Verteidiger Erfolge: Olympiateilnahme mit Kanada 1988, NHL All-Rookie-Team 1988/89, NHL All-Star-Team 1993. NHL: 637 Partien, 99 Tore, 285 Assists, 684 Strafminuten Aktueller Verein: EHC Olten Bisherige Clubs: Fort Saskatchewan Traders (1984/86), Pittsburgh Penguins (1987/90), Hartford Whalers (1990/93), Calgary Flames (1993/97), Montreal Canadiens (1997/98), ZSC Lions (1998/99), Philadelphia Flyers (1999/2000), Long Beach Ice Dogs (1999/2000), Utah Grizzlies (1999/2000), Houston Aeros (2000/01), München Barons (2000/01), HC Merano (2001/02), Esbjerg (2002/03), Bjorkloven IF (2002/03), Amsterdam Bulldogs (2003/04), Kalamazoo Wings (2004/05), Rapperswil-Jona Lakers (2005/06), HC Martigny (2005/06), EHC Visp (2005/06), HC TWK Innsbruck (2005/06), EHC Chur (2006/07), EHC Biel (2007/08), EHC Olten (2008/09).
Zarley Zalapski / EHC Olten bezeichnet und sich gerne zuhause um die Kinder kümmert.
«WIN-WIN» BEI OLTEN Trotz Schweizer Pass fühlt sich Zalapski eher als Kanadier, vor allem in punkto Eishockey: «Die Schweizer Trainer haben eine ganz andere Ansicht vom Sport als die Kanadier. Sie verfolgen eine andere Strategie. Mir ist es wichtig, das kanadische Element einzubringen, mehr Körper, mehr Kraft.» Dass der umgängliche Kanadier auf dem Eis sowie im Diskurs mit den Trainern nicht eben den pflegeleichtesten Zeitgenossen stellt, dürfte bereits seiner regen Clubwechsel wegen ersichtlich sein. «Der Trainer und ich müssen dieselbe Philosophie verfolgen, sonst geht das nicht», sagt Zalapski. Selbiges war beispielsweise vorletzte Saison in Biel nicht der Fall: Zalapski hatte die Saisonvorbereitung bei Olten bestritten, folgte dann aber dem Ruf aus dem Seeland. «Das war ein Fehler. Ich sah mit Biel bessere Möglichkeiten als in Olten, aber mit dem Trainer funktionierte das nicht.»
Zarley Zalapski im Dress des NHL All-StarGames 1993 – Der Verteidiger mit dem Übernamen «ZZ Top» absolvierte 637 NHL-Partien. Kopie 8.1.2009 11:13 Uhr wag_2009.qxp:wag
So klopfte Zalapski im September 2008 erneut bei Olten an, ob er wieder mittrainieren dürfe. Olten-Trainer Dino Stecher gab Grünes Licht und sprach von einer «Win-Win-Situation», da sich Zalapski auch um die Verteidiger des EHC Olten kümIE merte.
Kontrakt mit Olten jeweils nur monatlich? «Das gibt mir mehr Freiheit, Flexibilität, und lässt mir alle Optionen of-
«D MUSIK GEFÄLLT MIR GUT, ABER DESHALB LASSE ICH MIR NOCH KEINEN BART WACHSEN.»
«AUFHÖREN? NOCH NICHT.» Schliesslich unterschrieb Zalapski für 13 Partien bis Ende Oktober 2008 – mittlerweile verlängert er den Kontrakt mit Olten monatlich. Aktuell ist «ZZ Top» bis Ende Januar 2009 an Olten gebunden und zeigt sich zufrieden: «Die Zusammenarbeit mit Dino Stecher ist toll. Wir haben die gleichen Ansichten und das Team zieht am selben Strick. Es macht mir Spass, in dieser Mannschaft zu spielen.» Auch deshalb sei die Frage erlaubt: Wieso verlängert der 40-Jährige seinen
Z ARLEY Z ALAPSKI , Ü BERNAME «ZZ TOP»
fen.» Dabei kann sich der Doppelbürger durchaus vorstellen, die Saison mit Olten zu beenden. Gewiss dürfte er auch noch mit einem Wechsel in die National League A zum Playoff-Start spekulieren. Hinsichtlich der Thematik um seine nahe und ferne Zukunft pflegt Zalapski das Bonmot «Alles ist möglich» zu äussern. An den Weltmeisterschaften in der Schweiz werde er sicher den Kontakt zu einigen Trainern suchen, «aufhören, das will ich noch nicht». Und so wird die scheinbar infinite Odyssee des 40-jährigen Weltenbummlers auch nach 25 Saisons bei 23 Vereinen weiter andauern. ●
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Mein Arbeitsplatz «Es freut mich sehr, dass meine Kinder mir Bilder malen», meint Kevin Schläpfer. Die kleinen Maler haben farbenfrohe Pferde und Fantasiegestalten geschaffen, welche das Private in das Büro des Sportchefs bringen.
An der Wand hängen drei Fotos seiner Kinder. «Es ist mir besonders wichtig, dass die drei in meinem Büro präsent sind», meint Kevin Schläpfer. Die Söhne Elvis (7) und Lovis (4) standen bereits auf Schlittschuhen; die zweijährige Elisha ist dafür noch zu klein.
Ob er es geschenkt bekommen hat, oder doch selbst gekauft hat, weiss er nicht mehr so genau. Bei einem ist er sich aber sicher: Hugo Boss ist sein Lieblingsparfüm. Das Bild von seinem Abschiedsspiel im 2006 ist Kevin Schläpfer sehr wichtig. «Ich war sehr beeindruckt, wer alles mit mir diesen Augenblick feierte. Dass mein damals 5-jähriger Sohn Elvis die letzten fünf Minuten mit mir auf dem Eis stehen durfte, war besonders emotional», erklärt er. Evt. Noch Weihnachtsbäume. (Jedoch evt. Schon zu spät im Januar?). «Ich mag Weihnachten sehr», erklärt der Sportchef. Aus diesem Grund hat er sich und dem Trainer zwei kleine Weihnachtsbäume aufs Pult gestellt. «Woher ich die habe? Aus irgend einem Restaurant», erklärt er.
Im kleinen Kühlschrank ist weder ein Bier noch ein Siegeschampagner zu finden. «Da ich Nonalkoholiker bin, würde dies nur verderben», erklärt Kevin Schläpfer. In seinem Kühlschrank sind deshalb nur Energiedrinks und Cola Light zu finden.
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Kevin Schläpfer / Sportchef EHC Biel
Der Weg zu Kevin Schläpfers Büro ist ein etwas ungewöhnlicher: Zum Spielereingang hinein, in die Garderobe, neben verschwitzten Trikots vorbei, eine kleine Holztreppe hinauf, durch den Kraftraum hindurch und man erreicht den kleinen, heimeligen Raum. Der Sportchef teilt sich den Schreibtisch, die Ordnerablage und den kleinen Kühlschrank mit dem Trainer Heinz Ehlers. So können sie besonders gut zusammenarbeiten.
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Der schottisch Fluglotse
EIGENTLICH IST RONNIE RÜEGER EIN GANZ NORMALER SCHWEIZER. ER IST IN KLOTEN AUFGEWACHSEN, SPIELT HEUTE DORT LEIDENSCHAFTLICH EISHOCKEY UND MACHT ES SICH AM ABEND IN SEINER WOHNUNG IN HÜNENBERG SEE VOR DEM CHEMINEE GEMÜTLICH. DOCH HINTER DER RUHIGEN FASSADE VERSTECKEN SICH AUSSERGEWÖHNLICHE INTERESSEN UND ANSICHTEN. Text: Luzia Kunz Fotos: Pius Koller Beim Betreten der Wohnung von Ronnie Rüeger und seiner Freundin Karin fällt zuerst nichts Ungewöhnliches auf. Aufgeräumt und gemütlich eingerichtet ist sie. Dann je-
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doch zieht ein Bild an der Wand alle Blicke auf sich: In warmen Rottönen ist ein tibetischer Mönch abgebildet. «Wir haben in Thailand ein Foto gesehen und davon ein gemaltes Abbild anfertigen lassen», erklärt der Hausherr. Die Ruhe und Gelassenheit, welche der
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Ronnie R端eger / Kloten Flyers
Personality
Mönch ausstrahlt, scheint im Gemüt von Ronnie Rüeger wieder erkennbar. Geduldig und ausführlich erzählt er von seinem Leben neben dem Eis.
BODENSTÄNDIGER KÄMPFER Wie der tibetische Mönch geht Ronnie Rüeger ruhig und besonnen durchs Leben. «Ich versuche das Leben so zu nehmen, wie es ist und das Beste daraus zu machen», erklärt er und ergänzt: «Und geniesse es.» Das Beste hat er bereits in seinem Beruf erreicht. «Ich habe mein Hobby zum Beruf machen können, worüber ich mich immer noch sehr freue», erklärt er. Mit etwa vier Jahren stand Ronnie Rüeger zum ersten Mal auf Schlittschuhen. «Wann genau, kann ich nicht mehr sagen, jedoch erinnere ich mich an mein erstes Training», erzählt er schmunzelnd: «Mein Bru58
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der besuchte die Hockeyschule und wurde am Morgen vor einem Training krank. Ich habe mir damals gedacht, dass seine Mannschaft noch jemanden brauchen könnte, schnappte mir die Ausrüstung meines Bruders und ging stellvertretend für ihn ins Training.» Mit dieser Aktion machte er das erste Mal auf dem Eis auf sich aufmerksam. «Da ich lange einer der grössten in meiner Klasse war, spielte ich später auch Basketball und habe es dort fast in die Ostschweizerauswahl geschafft», erklärt Ronnie Rüeger. «Ich habe mich aber dann für den Sport entschieden, der mir mehr Spass macht», begründet der 185 cm grosse Goalie seine Wahl zu Gunsten des Eissports. Zu Beginn spielte er in Kloten, dann machte er Halt in Davos, Bülach, Ambri, Herisau, Lausanne, Zug, AIK Stockholm und Luga-
no und kehrte vor zwei Jahren zurück nach Kloten. «Ich freue mich, wieder in der Nähe von meiner Familie zu sein und bin glücklich, dass ich mit Karin eine Wohnung teilen kann», erklärt er. Doch: «Es ist nicht zwingend, dass sie alles aufgibt für mich; viel wichtiger ist mir ihre Unterstützung; egal wo sie sich befindet», schliesst er.
WENIG FREIZEIT Auf die Frage, ob er wie andere Spieler auch gerne Playstation spiele, antwortete er mit einem lauten Lachen: «Ich habe weit Besseres zu tun als zu gamen.» Nebst seinem Engagement auf dem Eis, ist Ronnie Rüeger auch im Hintergrund der Kloten Flyers am Werk. Nach den Trainings arbeitet er in der Geschäftsstelle. In seiner freien Zeit zu Hause lernt er für seine Marketingprüfung. «Man
Ronnie Rüeger / Kloten Flyers
kann nicht ewig Eishockey spielen, weshalb ich mich schon jetzt auf die Zeit nach dem Eis vorbereite», erklärt er. Sein Berufsleben nach der Karriere auf dem Eis sieht er im Sportmarketing. Auf die Frage, was er denn beruflich gelernt hätte, wenn er nicht Eishockeyspieler geworden wäre, schmunzelt er: «Ich würde eventuell als Fluglotse arbeiten. Das hat vielleicht damit zu tun, dass ich in Kloten aufgewachsen bin.» Die Konzentration auf und die Arbeit mit Flugzeugen faszinieren ihn seit jeher. In der Wohnung in Hünenberg See teilt er sich mit seiner Freundin Karin die Hausarbeit. «Da sie im Marketingbereich der Champions League arbeitet und oft unterwegs ist, koche, bügle oder wasche ich öfters», erklärt er. Dabei drückt er sich am liebsten vor dem Hemden bügeln, zaubert dagegen gerne etwas Leckeres zum Abendessen. «Im
Sommer grilliere ich gerne draussen, ansonsten koche ich allerlei», sagt Ronnie Rüeger. An sein Lieblingsessen wagte er sich bis anhin jedoch nur selten: «Ich habe auch schon mal selbst Sushi gemacht, doch das Resultat war nicht sehr erfreulich», schmunzelt er. Wenn er Zeit hat, geht Ronnie Rüeger auch mal aus oder geniesst gemütliche Abende mit Freunden. «Im Sommer am Zugersee sitzen und mit Kumpels ein Bier trinken ist wunderbar», meint er. Seinen Lieblingsplatz hat er jedoch in seinem Wohnzimmer gefunden. Auf dem mit einem Schafsfell gepolsterten Sessel vor dem Cheminee erholt er sich von anstrengenden Spielen und der Arbeit im Büro. «Es ist gemütlich, entspannend und gibt warme Füsse», schwärmt er. Die Atmosphäre im modernen Wohnzimmer wird durch das Bild des tibetischen Mönches, das Feuer im
Cheminee und den Blick auf den Zugersee in eine Oase des Wohlbefindens verwandelt: Sein Zuhause.
NORMALITÄTEN UND BESONDERHEITEN Ronnie Rüeger ist kein Eishockeyspieler, der alles für den Sport aufgeben würde. Für ihn stehen seine Freundin, die Eltern, seine Schwester und sein Bruder, die Freunde und die Gesundheit im Vordergrund. «Eishockey ist ein Beruf wie jeder andere. Werde ich einmal mit dem Spielen aufhören, geht das Leben trotzdem weiter», erklärt er. Auf die Zeit nach dem Eis freut er sich bereits jetzt: «Endlich einmal wieder in die Skiferien fahren», träumt der Sportler, welcher seit zwanzig Jahren keinen Winterurlaub mehr machen konnte. Oder einmal wieder im Meer tauchen gehen. «Es ist eigenartig, aber ich liebe es zu tauchen, wähFEBRUAR ’09
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Personality renddessen ich nicht gerne schwimme», schmunzelt er. Ein Mann, welcher sich nur auf gefrorenem oder unter Wasser wohl fühlt. Zudem werde er vielleicht auch vermehrt in seine zweite Heimat fahren. «Ich war schon oft in Schottland und bin fasziniert von der Natur, den Dörfer und den Menschen», erzählt der Sohn einer Schottin. Eine ganz besondere Leidenschaft hat er dort auch für den Whisky entdeckt. Obwohl er wie viele Schotten sehr überlegt handelt und sich auch gerne als Schotte outet, möchte er nicht nach Glasgow ziehen. «Ich bin in der Schweiz aufgewachsen und fühle mich hier zu Hause», sagt Ronnie Rüeger. Ein Souvenir aus seiner zweiten Heimat hängt bei ihm im Schrank: «Den Schottenrock trage ich nur für besondere Anlässe», erklärt er. So zog er ihn beispielsweise zum Hochzeit von Pascal Müller an – und fürs Fotoshooting mit SLAPSHOT. Wichtiger als seine Wurzeln, ist ihm der Kontakt zu seiner Familie. «Da mein Bruder neben dem Elternhaus in Kloten wohnt, sehe ich ihn und meine Eltern oft. Meine Schwester ist jedoch bereits vor 12 Jahren nach Australien ausgewandert, weshalb ich seltener mit ihr Kontakt habe», erzählt Ronnie Rüeger. Gerne denkt er an die gemeinsame Kindheit zurück: «Wir spielten jede freie Minute draussen Strassenhockey oder Basketball», erinnert er sich: «Es war eine wundervolle Zeit, welche ich erst später schätzen lernte.»
nem Leben nie aufgegeben habe, wenn ich vor einer schwierigen Situation stand, sondern gekämpft und die Hürde überwunden habe», sagt er. So wünscht Ronnie Rüeger sich für die Zukunft auch nur eines: Gesund bleiben, damit er auch in Zukunft allfällige Schwierigkeiten überwinden und das Leben geniessen kann. Vielleicht wird er ja nach seiner Aktivkarriere auch noch als Schottischer Fluglotse tätig. ●
WENN ER EIN TIER WÄRE: Ein Fisch, da er selbst im Sternzeichen Fisch geboren wurde und gerne taucht. LIEBLINGSFARBE: Blau (obwohl in der Wohnung nirgends etwas blaues zu entdecken war).
BESCHEIDENER SUDOKUSPIELER
Heute schätzt er sein Leben als Eishockeyspieler. Wird er auf Fangeschenke angesprochen, meint er: «Ich erhalte pro Saison ein Geschenk von einem jungen Mädchen, wohl ein Fan von mir», erzählt er verlegen. Mit seiner bescheidenen Art will er nicht als Star angesehen werden. Daher ist ihm auch seine Rückennummer nicht wichtig und auch ein Ritual gibt es bei Ronnie Rüeger nicht. «Hauptsache ich habe Freude am spielen», erklärt er. Dennoch will er sich weiterentwickeln und dazulernen: «Ich habe zwar kein Vorbild, doch bin ich der Meinung, dass man von jedem Goalie etwas lernen kann», meint er und ergänzt: «Entweder kann man sich etwas gutes abschauen, oder etwas schlechtes vermeiden; vom 3.Liga-Goalie bis zum NHL-Torhüter hat jeder seine guten und schlechten Seiten.» Ein anderes Spiel, welches er mit Leidenschaft betreibt ist Sudoku lösen. «Jeden Abend vor dem Einschlafen löse ich ein japanisches Rätsel», berichtet Ronnie Rüeger. Hier gibt er genau so wenig auf bis er alle Zahlen gefunden hat, wie im sonstigen Leben. «Ich bin stolz darauf, dass ich in mei-
RONNIE RÜEGER PERSÖNLICH Geburtsdatum: 26.02.1973 Geburtsort: Bülach Nationalität: Schweiz/Grossbritanien Grösse: 185 cm Gewicht: 87 kg Beruf: Eishockeyprofi bei den Kloten Flyers Hobbies: Golf, Fischen, Ski Bisherige Clubs: Kloten, Davos, Bülach, Ambrì -Piotta, Herisau, Lausanne, Zug, AIK Stockholm (SWE), Lugano, Kloten Flyers wag_2009.qxp:wag Kopie
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11:13 Uhr
LIEBLINGSGETRÄNK: Schottischer Whisky, Bier, Wein und Valser mit Geschmack. ERSTE AKTION NACH DEM AUFWACHEN: Kaffeemaschine anschalten
WAS ER AN ANDEREN PERSONEN SCHÄTZT:
Offenheit. Egal ob positiv oder negativ: Man soll ihm sagen, was man von ihm denkt.
WAS ER HASST: «falsche» Leute.
WAS IHM PEINLICH IST: Nichts.
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Kolumne von Thomas Roost
Die internationale Eishockeyhierarchie Die Finalisten der Championsleague stehen fest. Die U20-WM sowie verschiedene namhafte Turniere auf U18, U17 und U16Stufe haben ihre Champions gekürt. Die ersten gemischten Rankings für den kommenden NHL-Draft im Juni 2009 sind erstellt. Im Januar ist es immer wieder an der Zeit, Prognosen zu stellen. Prognosen über die Zukunft der Eishockeyhierarchie. Welche Nationen lassen eine künftige Steigerung erwarten und welche geraten unter Druck? 1. Kanada / 95 Qualitätspunkte (von max. 100): Zu Kanada gibt es nicht viel zu sagen sondern sich ganz einfach nur zu verneigen. Seit Jahren dominiert Kanada das Juniorenhockey fast nach belieben. 80% der Titel auf U20 und U18-Niveau gehen nach Kanada. Noch Fragen? Die 15-20-jährigen Stars im kanadischen Hockey: John Tavares, Stürmer, 18 – Drew Doughty, Verteidiger, 19 – Taylor Hall, Stürmer, 17 – Evander Kane, Stürmer, 17 – Matt Duchene, Stürmer, 17 – Ryan Nugent-Hopkins, Stürmer, 15 2. Schweden / 89 Qualitätspunkte: Auch vor Schweden’s Juniorenprogramm verneige ich mich. Eindrücklich wie die Schweden in den letzten Jahren sogar zu Kanada aufgeschlossen haben. Sensationell die Reaktion auf mittelmässige Resultate zu Beginn dieses Jahrzehnts. Die Schweden werden im kommenden Draft mindestens 5 Erstrundenpicks stellen und auch in der zweiten und dritten Runde werden viele Schweden gezogen werden. Unglaublich diese Dominanz! Der kommende Jahrgang 1992 ist etwas schwächer aber spätestens bei den 1993-ern steht Schweden wieder ganz an der Weltspitze. Schweden ist vor Kanada Favorit auf den U20WM-Titel im nächsten Jahr! Die 15-20-jährigen Stars im schwedischen Hockey: Victor Hedman, Verteidiger, 18 – Magnus Svensson-Pääjärvi, Stürmer, 17 – Jakob Josefsson, Stürmer, 17 – Adam Larsson, Verteidiger, 15 3. Russland / 85 Qualitätspunkte: Nach Jahren der relativen Stagnation findet Russland langsam wieder den Tritt.
Trotzdem: Spieler wie Ovechkin und Malkin sind noch nicht in Sicht. In den letzten Draftjahrgängen fanden sich «nur» einige gute Spieler doch dies wird sich für den Draft im Jahr 2010 wieder ändern. Dem Hockeyprogramm wurde viel Geld zugeschossen und einige neue Ausbildungsstützpunkte wurden entwickelt und gebaut. Russland wird den Anschluss an die Weltspitze kaum verlieren. Die 15-20-jährigen Stars im russischen Hockey: Kirill Kabanov, Stürmer, 16 – Yevgeni Kuznetsov, Stürmer, 16 4. USA / 84 Qualitätspunkte: Das Ann-Arbour-Programm des US-Hockey-Verbandes ist vorbildlich, es konzentriert die besten Juniorentalente in einem Leistungszentrum. Es zeigt, dass man auch mit beschränkten Ressourcen (Geld, Anzahl Spieler) zur Weltspitze aufrücken kann. Die 15-20-jährigen Stars im US-Hockey: Zach Bogosian, Verteidiger, 18 – Jordan Schroeder, Stürmer, 17 – Cam Fowler, Verteidiger, 16 5. Tschechien / 71 Qualitätspunkte: Der Abstand nach den USA ist erheblich. Tschechien hat den Anschluss an die Weltspitze verloren und lamentiert im Verband über die Gründe. Noch immer kann man grosses Grundsatztalent bei jungen tschechischen Spielern erkennen aber die ganz grosse Klasse fehlt seit einigen Jahren. Die 15-20-jährigen Stars im tschechischen Hockey: Jakub Voracek, Stürmer, 18 – David Musil, Verteidiger, 15
6. Finnland / 70 Qualitätspunkte: Auch die Finnen haben den Anschluss an die Weltspitze verloren. In der Ausbildung wurde zu stark auf Skating gesetzt, die individuellen Puck-Skills wurden vernachlässigt. Ein Umdenken wird vermutlich jetzt einsetzen nachdem das U20-Team zum ersten Mal in die Abstiegsrunde verbannt wurde. Die 15-20-jährigen Stars im finnischen Hockey: Mikael Granlund, Stürmer, 16 – Teemu Pulkkinen, Stürmer, 16 7. Slovakei / 66 Qualitätspunkte: Die Slovakei hat ähnliche Probleme zu beklagen wie Tschechien. Das diesjährige überraschende U20-Resultat mit dem Sensationssieg gegen die USA überdeckt die Schwächen im slowakischen Nachwuchspgrogramm. Trotzdem, immer wieder gelingt den Slovaken den einen oder anderen Starspieler zu produzieren. Die 15-20-jährigen Stars im slovakischen Hockey: Richard Panik, Stürmer, 17 – Tomas Tatar, Stürmer, 18 8. Schweiz / 62 Qualitätspunkte: Die Schweiz war vor Jahren die Vorzeigenation in Sachen «Anschluss finden an die Weltspitze». Dieser Status droht sie nun zu verlieren denn die Qualität der Juniorenauswahlmannschaften ist tendenziell eher rückläufig, währenddessen andere Nationen Boden gut gemacht haben. Noch immer ist die Schweiz gut dabei im Verfolgerfeld, die Weltspitze ist aber so weit weg wie schon lange nicht mehr.
Die 15-20-jährigen Stars im Schweizer Hockey: Luca Sbisa, Verteidiger, 18 – Roman Josi, Verteidiger, 18 9. Weissrussland / 61 Qualitätspunkte: Die Weissrussen stecken viel Geld ins Eishockey. Sie wollen den Anschluss an die Slovaken schaffen und die Schweiz und Deutschland überholen. Das Programm macht sich bezahlt, die Weissrussen sind jetzt auf Augenhöhe mit den Schweizern, die technische und läuferische Grundschulung ist bereits besser bei den weissrussischen Spielern. Internationale Starspieler sind allerdings noch keine in Sicht. 10. Deutschland / 60 Qualitätspunkte: Die Deutschen haben den Anschluss an die Schweiz wieder geschafft. Es gibt nur noch punktuelle Vorteile der Schweizer. Trotzdem sehe ich das deutsche Junioreneishockey noch nicht ganz auf der Höhe der Eidgenossen, ein sehr kleiner Rückstand ist noch immer zu erkennen. Die 15-20jährigen Stars im deutschen Hockey: Tom Kühnhackl, Stürmer, 16 – Konrad Abeltshauser, Verteidiger, 16 Auf den weiteren Plätzen folgen mit nur geringem Abstand Lettland, Dänemark und Österreich. Dänemark stellt mit Lars Eller, 18 und Mikkel Boedker, 18 zwei junge Spieler mit Weltklassepotenzial und auch die Österreicher haben mit dem Verteidiger Stefan Ulmer, 18, und dem Stürmer Konstantin Komarek, 16, zwei sehr gute Talente in der Spieler-Pipeline. ●
ZUM AUTOR UND ZUR RUBRIK : Thomas Roost ist seit zehn Jahren als NHL-Scout tätig und ein profunder Kenner der europäischen Spielermärkte. Bei Central Scouting Europe ist er alleinverantwortlich für die Spielerrankings in der Schweiz und Deutschland sowie mitverantwortlich für die gesamteuropäischen Rankings. Hauptberuflich ist Roost Head Human Resources und Mitglied der Konzernleitung in der Touristikbranche. Roost schreibt während der gesamten Saison 2008/09 monatlich eine Kolumne im SLAPSHOT. Roosts persönliche Meinung kann, muss sich aber nicht unbedingt mit derjenigen der SLAP SHOT-Redaktion decken. Lesermeinungen zu den Kolumnen-Beiträgen nehmen wir gerne via slapshot@mails.ch entgegen. Sie können Ihr Feedback dem Autor auch direkt zukommen lassen: thomasroost@hotmail.com
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NHL
Vom Auto
Jonas Hiller / Anaheim Ducks
o-Mechaniker zum NHL-Star NEWPORT BEACH, KALIFORNIEN. ES IST DIENSTAG, DER 13. JANUAR 2009. BEI JONAS HILLER ZUHAUSE IST ES GEGEN 30˚ CELSIUS WARM – IN DER SCHWEIZ IST ES -10˚ KALT. «MANCHMAL VERMISSE ICH IN KALIFORNIEN DEN SCHNEE», GESTEHT HILLER EIN. ER IST NEUN ZEITZONEN UND 9000 KM VON ZUHAUSE ENTFERNT. ABGESCHIEDEN VON DER SCHWEIZ MAUSERTE SICH DER NATIONALTORHÜTER «VOM AUTO-MECHANIKER ZUM AUFSTREBENDEN NHL-STAR».
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Jonas Hiller / Anaheim Ducks
Mit Top-Quoten und spektakulären «Saves» hat sich Jonas Hiller mittlerweile in der NHL vollends etabliert.
Text: Fotos:
Jürg Federer Pius Koller
Anders als seine Berufskollegen in Philadelphia oder New York erhält Hiller wenig Besuch aus der Schweiz. Seine Kolumnen in der Zeitung Suedostschweiz – und der damit verbundene Kontakt zu Sportchef Hansruedi Camenisch – sind meist der einzige Draht in die Medienhäuser des Heimatlandes. Im Februar wird eine grosse Schweizer Tageszeitung nach Texas reisen, um den siebenfachen Tour de France-Sieger Lance Armstrong zu besuchen. Die damit verbundene Stippvisite bei Jonas Hiller wird sein erster Medienbesuch aus der Schweiz sein, seit SLAPSHOT vor Jahresfrist beim Nationaltorhüter in Newport Beach vorsprach. Damals schien Hillers sportliches NHL-Abenteuer eine Mission Impossible – eine unmögliche Mission. Beachtenswert, aber unmöglich. Hillers Leben als Beachboy in Los Angeles, sein neu erstandener Ford Mustang und seine Leidenschaft, sich als Auto-Mechaniker an seinem Wagen zu betätigen, sorgten für Romantik und für Abenteuer in seiner NHL-Mission.
SPRITZTOUREN IM SOMMER, EISHOCKEY IM WINTER An Abenteuerlust hat Hiller nichts eingebüsst. Den Ford Mustang, dem er sich vor Jahresfrist annahm, hat er zwischenzeitlich in die Schweiz verschifft. Heute widmet er sich Vintage Cars. Ein VW-Bus und ein Chevrolet Camaro sind seine neusten Projekte, die er in einem Body Shop von Kollegen in Anaheim pflegt «und leider auch den einen oder anderen Dollar investiert.» Doch gut ein Jahr nach unserem ersten Besuch in Newport Beach steht Hillers NHL-Karriere im Mittelpunkt. Der Schweizer Nationaltorhüter ist jahresbester NHL-Goalie 66
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und überflügelt seinen Lehrmeister Jean-Sébastien Giguere. Und solange uns der NHL-Star in der Sommerpause nicht auf eine Spritztour in seinem Ford Mustang einlädt, sehen wir keinen Grund mehr, über Hillers Fuhrpark zu berichten.
«EIN GUTER BACKUP MACHT DAS LEBEN EINES TORHÜTERS EINFACHER.»
In der Sparte Gegentordurchschnitt erreichte Hiller in der NHL-Klasse 2008 in 31 Spielen einen Wert von 2.02. Kein Konkurrent aus der gesamten Liga, egal wie gross sein Name auch immer sei, erreichte diese Auszeichnung. Grössen wie Martin Brodeur (New Jersey, 2.13), Cristobal Huet (Montreal/Washington/Chicago, 2.32), Evgeny Nabokov (San Jose 2.35) – alle sind sie hinter Hiller klassiert. Sein Vorbild, Jean-Sébastien Giguere (2.30) – klar hinter Hiller. In der aktuellen Saison hat der Schweizer sein Vorbild statistisch in allen Sparten übertroffen. In der Hierarchie an ihm vorbeiziehen vermochte er indes noch nicht. In der Realität ist die Rollenverteilung klar: «Jiggy» Giguere ist die Nummer 1, Hiller die Nummer 2. «Ein guter Backup macht das Leben eines Torhüters einfacher», kennt Hiller seinen Wert. Hiller repariert, wenn Giguere einmal nicht funktioniert. Als würde es sich beim kanadischen All StarTorhüter um einen Ford Mustang handeln. «No Jiggy, no problem», titelte kürzlich die Zeitung Los Angeles Times. Die Rolle des Backup-Torhüters kennt Hiller. In seiner Karriere verbrachte er mehr Zeit auf der Ersatzbank als im Tor. Zum NHL-Torhüter avancierte er aber nur, weil er immer dann grossartig spielte, wenn er eine Chance erhielt. Als ihm Arno Del Curto, nachdem Hiller drei Jahre lang Backup und ein Jahr lang NLB-Torhüter war, beim HC Davos schlussendlich das Vertrauen ausgesprochen hatte, gewann er den Schweizer Meistertitel und auf dem Weg
dazu holte er den Spengler Cup zurück nach Davos. Wenn man Hiller ruft, kommt, sieht und siegt er. Damals in Davos und heute in Anaheim. «Als Torhüter kann man sich halt nicht einen Abend lang in der vierten Linie rehabilitieren», erklärt Hiller, weshalb er lernen musste, immer bereit zu sein.
BRYZGALOV UND GERBER WURDEN HINTER GIGUERE (ZU) GROSS
Auf NL A-Stufe hat sich Hiller durchgesetzt, auf NHL-Niveau steht ihm das bevor. «Es kann ja nicht mein Ziel sein, Backup-Torhüter zu bleiben», beschreibt Hiller seinen weiteren Weg. Im Hinblick auf die NHL-Playoffs kann er sich weiter für die Nummer 1 im Tor der Ducks aufdrängen. Wenn es um Alles oder Nichts geht, in den Playoffs, zählt nur die Tagesform und nicht der Status. Giguere wankt, geniesst aber die volle Unterstützung seines Coaches. Wie Hiller auch. «Auch in den wenigen Spielen, die Hiller verlor, sah er gut aus», adelte ihn das Clubmagazin «Ducks Digest» unlängst. Hiller sieht seine Chancen, in den Playoffs zur Nummer 1 der Anaheim Ducks aufzusteigen, realistisch: «Es ist ein Kopf an KopfRennen mit Vorteilen für Giguere.» Der Ruhm des Stanley Cup-Siegers, die Ehre des Kanadiers und die Erfahrung des Routiniers sprechen für Giguere, die bisherigen Leistungen für Hiller. Tritt der Schweizer aus dem Schatten seines Vorbilds, ist er kein Backup-Torhüter mehr. Anaheim sieht sich dann zum Ende der Saison wohl gezwungen, Hiller zu transferieren. Weil sie hinter Giguere «nur» einen Backup-Torhüter brauchen. So wie vor ihm Ilya Bryzgalov (heute in Phoenix) oder Martin Gerber könnte auch Jonas Hiller hinter Jean-Sébastien Giguere (zu) gross werden. Aus der Mission Impossible wird die Mission Hiller. ●
NHL History
Die Schweizer «Eisbrecher» in der NHL: Von Jaks bis Hiller GO ICIAL LO NHL OFF ERSION V SH LI ENG
NHL-PIONIER PAULI JAKS WAR EINST JONAS HILLERS VORBILD. DER «PIONIER» ALLER NHL-SCHWEIZER BESTRITT AM 16. OKTOBER 1993 MIT DEN PHOENIX ROADRUNNERS IN DER INTERNATIONAL HOCKEY LEAGUE IN MILWAUKEE ALS ERSTER SCHWEIZER EIN MEISTERSCHAFTSSPIEL IN EINER NORDAMERIKANISCHEN PROFILIGA. EIN BLICK ZURÜCK AUF DIE SCHWEIZER «EISBRECHER» IN DER NHL, VON JAKS BIS HILLER. Text: Werner Haller Fotos: Archiv SLAPSHOT 1. Schweizer NHL-Draft. Jacques Soguel. Am 1. Juni 1976 von St. Louis in der 6. Runde als 121. von insgesamt 135 Spielern. Eine Einladung in ein Trainingscamp erhielt der Davoser Meisterstürmer der Jahre 1984 und 85 allerdings nie. Aber immerhin: Er war erst der 18. Europäer nach zehn Schweden, sechs Finnen und einem Russen, der seit der Einführung des Drafts im Jahr 1963 einem NHL-Scout positiv aufgefallen war. Der allererste Europäer, für den sich die Talentspäher der weltbesten Liga interessierten, war 1969 der Finne Tommy Salmelainen – der Vater des jetzigen Servette-Stürmers Tony Salmelainen. 1. NHL-Einsatz eines Schweizers. Pauli Jaks. Am 29. Januar 1995 für Los Angeles im Heimspiel gegen Chicago (3:6). Vier Tage nach seinem 23. Geburtstag wurde der Ambrì-Goalie nach dem ersten Drittel beim Stande von 1:4 für Jamie Storr eingewechselt. Jaks wehrte in den restlichen 40 Minuten 23 von 25 Schüssen ab (= 92,0 Prozent), konnte aber wie der damalige Superstar der Los Angeles Kings, Wayne Gretzky, die Niederlage nicht mehr verhindern. Jaks kam zu seinem ersten und letzten NHL-Einsatz, weil Kelly Hrudey und Rob Stauber verletzt waren. 1. NHL-Sieg eines Schweizers. Michel Riesen. Mit Edmonton und dem jetzigen SCL TigersVerteidiger Janne Niinimaa im Team mit 2:1 im Heimspiel gegen Detroit am 6. Oktober 2000. Der 21-jährige Bieler Stürmer stand in der Startformation und schoss bereits nach 16 Sekunden erstmals aufs Tor. Welchen Verlauf hätte seine Karriere wohl genommen, wenn er bei seinem NHL-Debüt und mit seinem ersten Abschlussversuch gleich Detroits Stargoalie Chris Osgood bezwungen hätte? Der Seeländer wurde am 21. Juni 1997 als erster Schweizer in der ersten Runde gedraftet – von Edmonton als Nummer 14. Die zwei weiteren Schweizer Erstrundenpicks sind zwei Lucas: Sbisa (Zug; 2008 von Philadelphia als 19.) und Cereda (Ambri; 1999 von Toronto als 24.; kein NHL-Einsatz).
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1. NHL-Tore eines Schweizers. Reto von Arx. Am 7. Oktober 2000 mit Chicago beim 5:3-Auswärtssieg gegen Columbus. Der 24-jährige Langnauer Stürmer war in seinem zweiten NHLSpiel bereits ein Schlüsselspieler. Sein Team mit dem heutigen Davos-Leader Josef Marha lag nach zehn Minuten 0:3 im Rückstand, als er ihm mit dem 1:3 in der 26. Minute die Hoffnung zurückgab. Nach zwei weiteren Chicago-Treffern erzielte von Arx in der 42. Minute auch noch das 4:3-Führungstor und wurde hinter Tony Amonte One-Color Versio zum zweiten Star gewählt. Der zweite Treffer r Version Full-Colo des Emmentalers war gleichzeitig auch das erslow: s listed be ATION eines Schweizers te Game-Winning-Goal inRSderPROCESS COLORS E®* color INFORM PANTON s or the LO 51% COLOR club color TEXTILE CO E ed ON ov NT pr NHL.You Darüber der PAHeadcoach derC: 0% M: the ap freute sich 16-1642 must use COLORS PANTONE PANTONE 08 19-05 RS Blackhawks, der von ONE 021zumckSprung PANTONE in die NHL PANTArx CLUB COLO Process Bla ge PANTONE NHL Oran verholfen hatte: Der Finne Alpo Suhonen, 1995 NHL Black ndards. color stacolor public NTONE E und 96 Schweizer Meister mitdeKloten. tch the PAof the PANTON d to ma s t inten current edition ge are no the on this pandards, refer to NTONE, Inc. PA s shown sta The color NTONE color d trademark of PA For the ® is a registere NE *PANTO
1. Schweizer NHL-Duelle. Torhüter David Aebischer (Colorado) gegen Reto von Arx (Chicago) am 26. Oktober 2000. Der 22-jährige Fribourger wehrte in seinem zweiten ganzen NHL-Match alle 18 Schüsse ab, feierte mit 2:0 seinen ersten Shutout und den ersten Zu-Null-Sieg eines Schweizer Goalies in der NHL. Im Juni 2001 wurde Aebischer als Nummer 2 von Colorado hinter Patrick Roy als erster Eidgenosse Stanleycupsieger. Anderthalb Jahre später kam es zum ersten Schweizer Goalieduell in der NHL. Dieses entschied Martin Gerber im «Ententeich» von Anaheim zu seinen Gunsten. Der Langnauer wehrte in seinem ersten NHL-Spiel als Startinggoalie 22 von 24 Schüssen ab und wurde nach dem 3:2 n.V. als «First Star» ausgezeichnet. 1. Schweizer NHL-Feldspieler. Mark Streit erarbeitete sich mit jahrelangem Trainingsfleiss und eisernem Willen als erster Schweizer Feldspieler den Durchbruch und durfte im Januar als erster Schweizer am AllstarWeekend teilnehmen. In der dritten und letzten Saison bei Montreal erzielte der 31-jährige Berner in 81 Spielen 13 Tore und 49 Assists und war mit 62 Scorerpunkten der drittbeste Verteidiger der Liga hinter Niklas Lidstrom (Sd; Detroit; 70) und Sergei Gonchar (Russ; Pittsburgh; 65). Er erhielt dafür als erster NHL-Schweizer von den New York Islanders einen fünf Jahre gültigen Vertrag im Wert von über 4,0 Millionen Dollar (4,1) pro Meisterschaft. ●
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Streit’s Erben
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Julia Marty / Florence Schelling
Spitzeneishockey für ein Stipendium JULIA MARTY (20) UND FLORENCE SCHELLING (19) SPIELEN ERFOLGREICH EISHOCKEY IN NORDAMERIKA. WIE JONAS HILLER, MARK STREIT ODER LUCA SBISA. DER LOHN VON MARTY UND SCHELLING SIND ALLERDINGS NICHT DOLLAR-MILLIONEN. SONDERN EIN STIPENDIUM AN DER UNIVERSITÄT IN BOSTON. Text: Peter Leuenberger/Jürg Federer Fotos: Peter Eggimann Während Julia Marty bereits das zweite Jahr in Nordamerika verbringt, hat Florence Schelling – eine der weltbesten Torhüterinnen – den Wechsel nach Übersee erst in dieser Saison vollzogen. Zuvor stand sie für die Elite A-Junioren der ZSC Lions, wie auch für das Frauenteam der Organisation im Einsatz. Die NortheasternHuskies aus Boston haben der Zürcherin nach ihren überzeugenden Leistungen an den Olympischen Spielen in Turin und der letzten WM in China ein Stipendium an ihrer Universität in Boston offeriert.
WER NICHT BÜFFELT FLIEGT Der Alltag ist hart und im Vordergrund steht die Schule. Wer nicht die nötige Leistung und konstant gute Noten auf der Schulbank bringt, hat auf dem Eis nichts verloren, auch wenn die sportlichen Leistungen stimmen. «Darüber müssen sich aber Florence und Julia keine Sorgen machen», meint Linda Lundrigan, der Coach der
Nordeastern Huskys zufrieden. «Wir sind nicht nur auf sondern auch neben dem Eis sehr zufrieden mit den beiden ‹Swiss-Imports›.»
TRAINING MORGENS UM 6.00 UHR Florence möchte das Wirtschaftsstudium abschliessen und Julia bildet sich in Physiotherapie weiter. Neben der Schule müssen die beiden Schweizerinnen auch auf dem Eis Leistung bringen. Der Stundenplan lässt Trainings oft nur morgens um 6.00 oder Abends um 21.00 Uhr zu. Viermal in der Woche wird auf dem Eis trainiert, Krafttraining und zwei Spiele kommen dazu. «Da bleibt nicht viel Freizeit», erzählt Florence. «Am Wochenende spielen wir oft eine Doppelrunde und bei Auswärtsspielen, die nicht nur in den Metropolen Nordamerikas ausgetragen werden, sind die Reisen im Flugzeug und im Bus meist sehr lang.» VIER TAGE FÜR ZWEI SPIELE Sechs, sieben Stunden Flug mit umsteigen und eine anschliessende fünfstündige Fahrt im nicht sehr komfortabeln Bus gehören nicht der Seltenheit an. Gespielt wird dann an zwei aufeinander folgenden Tagen einer anderen Universität. Nach dem Spiel bleibt nicht viel Zeit. Ab in den Bus und wieder zurück nach Boston. «Auf das Auslaufen während den Auswärtsspielen müssen wir oft fast gänzlich verzichten», sagt Julia. «Nach jedem Spiel geht es direkt auf die Waage, kurzes Auslaufen, dehnen und dann ab unter die Dusche.» Die drei Coaches Dave Flint, Linda Lundrigan und Lauren Mc Auliffe warten eine knappe halbe Stunde nach dem Spiel schon im Bus auf ihre Spielerinnen.
DIE BESTE FRAUENLIGA DER WELT Der Lohn nebst dem Stipendium ist, in einer mit vielen Nationalspielerinnen aus der ganzen Welt gespickten Liga zu spielen. Der Coach betont es mehrmals: «Dies ist die beste Frauenliga der Welt. Die Girls können sich so täglich auf dem Eis verbessern und ein Kräftemessen mit den Besten aus anderen Ländern ist bei jedem Spiel garantiert.» Bei diesem Leistungspensum bleibt kaum Zeit, an die Heimat zu denken. Packt die beiden Nationalspielerinnen im Team der Nordeastern Huskys doch einmal die Wehmut, so ist es neben Familie und Freunden vor allem die gute Schweizer Schokolade, die sie in Nordamerika vermissen. ● FEBRUAR ’09
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TELECLUB LIVE NATIONAL LEAGUE A KALENDER FREITAG 30.01.
SAMSTAG 31.01.
44. SPIELRUNDE
45. SPIELRUNDE
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)
Bern – Lugano d/i Zug – FR Gottéron d/f
SAMSTAG 14.02.
Biel – ZSC Lions d/f FR Gottéron – Bern d/f Lugano – Davos d/i SCL Tigers – Zug d/f
SONNTAG 15.02.
DIENSTAG 10.02.
FREITAG 13.02. 46. SPIELRUNDE
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45) Ambri-Piotta – Bern d/i (5. Spielrunde) ZSC Lions – Lakers d/f (29. Spielrunde)
DIENSTAG 17.02.
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45) Lakers – Biel d/f ZSC Lions – Davos d/f SCL Tigers – Ambri-Piotta d/i
MITTWOCH 18.02.
47. SPIELRUNDE
46. SPIELRUNDE
48. SPIELRUNDE
48. SPIELRUNDE
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)
15.40 Sendebeginn (Anspielzeit 15.45)
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)
Ambri-Piotta – Zug d/i Bern – Kloten Flyers d/f Biel – SCL Tigers d/f Davos – GE Servette d/f
FREITAG 20.02.
Kloten Flyers – FR Gottéron d/f
Ambri-Piotta – Davos Lakers – Lugano SCL Tigers – Kloten Flyers Zug – Biel Bern – ZSC Lions d/f (37. Spielrunde)
ZSC Lions – Bern
SAMSTAG 21.02.
49. SPIELRUNDE
50. SPIELRUNDE
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)
19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)
Bern – Lakers Biel – ZSC Lions FR Gottéron – Ambri-Piotta GE Servette – Davos Kloten Flyers – Lugano SCL Tigers – Zug
Ambri-Piotta – GE Servette Davos – FR Gottéron Lugano – SCL Tigers Lakers – Bern ZSC Lions – Biel Zug – Kloten Flyers
DONNERSTAG 26.02.
SAMSTAG 28.02.
DIENSTAG 03.03.
DONNERSTAG 05.03.
VIERTELFINALE RUNDE 1
VIERTELFINALE RUNDE 2
VIERTELFINALE RUNDE 3
VIERTELFINALE RUNDE 4
19.30 Sendebeginn mit Studio 19.40 Sendebeginn Einzelspiele und Konferenz (Anspielzeit 19.45)
19.30 Sendebeginn mit Studio 19.40 Sendebeginn Einzelspiele und Konferenz (Anspielzeit 19.45)
19.30 Sendebeginn mit Studio 19.40 Sendebeginn Einzelspiele und Konferenz (Anspielzeit 19.45)
19.30 Sendebeginn mit Studio 19.40 Sendebeginn Einzelspiele und Konferenz (Anspielzeit 19.45)
Bis zu 4 Partien pro Spielrunde live: – Über Kabel ausgewählte Partien – Über Bluewin TV alle Spiele 4 Partien pro Spielrunde in der Wiederholung.
Hinweis: Allfällige Änderungen hinsichtlich den genauen Sendezeiten, Anzahl der Spiele sowie die gewählten Sport-Events auf Teleclub Sport 1–3 über Kabel und Teleclub Sport 1–14 über Bluewin TV entnehmen Sie bitte dem EPG/TV Guide oder unter www.teleclub.ch
HEISS AUF EIS! Die Play-Offs stehen vor der Tür und Teleclub ist auch diese Saison wieder gerüstet, dem Hockey-Fan ein sensationelles Programm anzubieten. Ab dem 26. Februar 2009 ist es dann so weit! Ab der ersten Runde wird der Kunde im Teleclub-Studio über alle Partien in der jeweiligen Runde top informiert sein. Highlights, Hintergrundinformationen, Zusammenfassungen, Hockey-Experten geben dem Studio den nötigen Schliff. Die Berichterstattung rund um die schwarze Scheibe wird demnach noch umfassender und kompetenter. Damit aber die letztjährige Nähe am Geschehen nicht verloren geht, ist das Teleclub-Studio spätestens ab den Play-Off Finalrunden in den Stadien vor Ort.
Teleclub ist digital empfangbar im Kabelnetz und über Bluewin TV. Jetzt abonnieren und live mitfiebern: 044 947 87 87 www.teleclub.ch oder im Handel
Mit der exklusiven Konferenz wird Teleclub auch diese Saison einen Konferenz-Kanal erster Güte präsentieren können. Während den Viertelfinals und neu während den Halbfinals schaltet Teleclub (bei zwei und mehr Spielen gleichzeitig) von Spiel zu Spiel und ist immer dort, wo es spannend ist und wo die Tore fallen. Der Kunde verpasst so kein Tor und ist in allen Stadien live mit von der Partie.
Live am Puck ist man nur mit Teleclub!
«Die PostFinance-Arena wird kaum mehr wiederzuerkennen sein» WÄHREND SICH DER SCB AUF DIE IN EINEM MONAT BEGINNENDEN PLAYOFFS VORBEREITET, STEIGT IN DER TEILSANIERTEN POSTFINANCE-ARENA DIE VORFREUDE AUF DAS NÄCHSTE EISHOCKEY-HIGHLIGHT: DIE EISHOCKEY-WELTMEISTERSCHAFT IM EIGENEN LAND. ÜBER 240’000 FANS INSGESAMT ODER KNAPP 8’000 PRO MATCH WERDEN DIE 32 SPIELE IN BERN BESUCHEN. Text: Simon Laager Foto: Pius Koller Das altehrwürdige Berner Allmendstadion hat eine bewegte Zeit hinter sich. Nach der Intensivbauphase letzten Sommer und Herbst wird nach den Playoffs erneut mit Hochdruck am Berner Heiligtum gearbeitet, damit sich dieses pünktlich zum WM-Beginn in einem neuen Kleid wird präsentieren können. Als Head of Logistics muss der ehemalige SCB-Trainer Ueli Schwarz die teilsanierte PostFinance-Arena getreu den IIHF-Vorschriften WM-konform umbauen. «Das Eisstadion wird sich optisch ganz anders
präsentieren», verrät Ueli Schwarz. Wie schon bei der A-WM 1990 werden auf der Stehrampe Sitzplätze montiert, die meisten davon für die Medienschaffenden. Zudem werde das Interieur mit einem neuen Branding und einer anderen Raumaufteilung komplett überarbeitet. Alles in allem werden in der PostFinance-Arena während der Weltmeisterschaft 11’355 Zuschauer Platz finden. «Um der Schweizer Tradition Rechnung zu tragen, haben wir auch rund 2’600 Stehplatz-Tickets pro Spiel im Angebot», gibt Ueli Schwarz bekannt. Interessanterweise sind die Stehplätze für die Schweizer Spiele praktisch ausverkauft, jene für das Finalspiel hingegen noch nicht. Für die Medi-
enschaffenden werden insgesamt 498 Workstations eingerichtet. «Über 20 Kameras werden im Einsatz sein, für die ebenfalls Positionen gefunden werden müssen», erklärt Ueli Schwarz weiter. Eine weitere namhafte Änderung ergibt sich in den Katakomben der PostFinance-Arena, wobei sich die Garderobenwahl an der Weltrangliste orientiert. Ueli Schwarz: «Der gesamte Garderobentrakt wird anders sein, die jetzige SCB-Garderobe werden die Schweizer besetzen, den Gästetrakt die Russen als amtierende Weltmeister.» Die restlichen sechs Garderoben sind stirnseitig in den Zivilschutzräumen im ersten Untergeschoss untergebracht. Ueli Schwarz weist auf die Grösse dieser Garderoben hin: «Jedes Team erhält zwei grosse Räume. Neben der Garderobe verfügen die Teams noch je über einen Raum, in dem dank Trennwänden sowohl ein Trainerbüro, ein Massageraum sowie zwei kleine Räumlichkeiten für die Trocknung und die Lagerung untergebracht werden können. Auch das Gelände rund um die PostFinance-Arena wird sich ganz im WM-Kleid präsentieren. Vor dem Stadion ist eine Eventzone mit einem Fanzelt, diversen Ständen und weiteren Attraktionen geplant. Neben dem Medienzentrum und den zahlreichen TV-Übertragungswagen, welche sich neben dem Stadion befinden, sind in der BEA Expo-Halle 120 die VIP-Hospitality-Services eingemietet. «Eine auffällige Passarelle wird die bis zu 2000 VIP’s vom Stadion in die Halle 120 führen», verrät Ueli Schwarz. Damit dies alles pünktlich zum WM-Beginn bereit sein wird, wird unmittelbar nach dem letzten SCB-Heimspiel der Saison intensiv an der PostFinance-Arena gearbeitet. «Es stehen viele Koordinationsaufgaben an. Für uns wird nicht unwesentlich sein, wie weit der SCB in den Playoffs kommt. Das letzte Finalspiel wäre am 13. April 2009. Daher müssen wir einen Plan B in der Hinterhand haben», so Ueli Schwarz. ●
PLÄTZE IN DER POSTFINANCE-ARENA Verkaufbare Tickets: 9745 Sitzplätze Kategorie 1: 3995 Sitzplätze Kategorie 2: 2900 Logenplätze: 250 Stehplätze: 2600 Medienplätze: 498 Die restlichen gut 1100 Tickets gehen an die Landesverbände, Sponsoren und IIHF. Während der WM wird ein grosser Teil der Stehrampe der PostFinance-Arena in Sitzplätze umfunktioniert.
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«Es fehlen uns noch 130’000 Käufer» EINZELVERKAUF DER WM-TICKETS Ab 1. Februar 2009 können die Einzeltickets für alle WMSpiele an den über 1400 Schweizer Verkaufsstellen des exklusiven Vertriebspartners Ticketcorner, online über www.ticketcorner.com oder über die Hotlline 0900 800 800 (CHF 1.19/Min.) bezogen werden. Ist heute eine bestimmte Karten-Kategorie nicht verfügbar, kann sie es schon morgen wieder sein. Es gelangen laufend weitere Karten auf den Markt, die aus vertraglich reservierten Kontingenten – von Offiziellen, Partnern und Sponsoren – an den Veranstalter zurückgegeben werden. Auch für die praktisch ausverkauften Schweizer- und Finalspiele werden noch Tickets in den Vorverkauf gelangen.
2000, andere von 200 Fans. Im Kontakt mit den Landesverbänden versuchen wir, den Puls zu fühlen. Gian Gilli freut sich bereits jetzt auf die kommende Eishockey-WM in der Schweiz. Text: Simon Laager Foto: Pius Koller Gian Gilli, wie würden Sie das momentane «WM-Fieber» auf einem Stimmungsbarometer einordnen? Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich es bei 3 einordnen. Das ist normal und war bei der EURO08 drei Monate vor Beginn auch so. Momentan läuft eben sportlich noch zu viel anderes. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir in den nächsten Wochen eine hohe Nachfrage nach den Einzelspiel-Tickets sowie eine grosse Vorfreude spüren werden. Mit der Champions Hockey League werden die Fans auf’s internationale Eishockey herangeführt. Hat die Finalteilnahme der Lions das Interesse an der HeimWM zusätzlich gesteigert? Dieser Exploit ist sicherlich hilfreich. Die Finalteilnahme der Lions etabliert mit der Champions Hockey League das internationale Eishockey, das wir dem Publikum mit dem Spengler Cup und den Nati-Freundschaftsspielen bieten können, zusätzlich. Es ist sehr wichtig, dass in der Schweiz das Interesse an hochstehenden internationalen Spielen zunimmt. Kurz vor Beginn der Verkaufsphase der Einzeltickets ist etwas mehr als die Hälfte der für eine schwarze Null notwendigen 300’000 Tickets abgesetzt. Sind Sie mit dieser Zahl im Fahrplan? Ja, diese Zahl ist zufriedenstellend. Ich bin erstens sehr dankbar, dass überhaupt so viele Fans bereits ein Ticket gekauft haben. Das ist angesichts der Tatsache, dass der Sportkalender momentan noch prall gefüllt ist, nicht selbstverständlich. Die Schweizer- und Finalspiele sind
praktisch ausverkauft. Auf der anderen Seite fehlen uns noch 130’000 Käufer. Ich hoffe, dass wir in den letzten drei Monaten mit dem Einzel-Ticketverkauf und den intensivierten Promotionen die Zahl von 300’000 verkauften Tickets erreichen werden. Mit der starken Abhängigkeit vom Ticketing managen Sie ein risikobehaftetes Businessmodell. Was, wenn das Ziel von 300’000 verkauften Tickets nicht erreicht wird? Dieses Risiko gehört zum Geschäftsmodell. Unser Budget ist zu 90% vom Ticketing abhängig. Über alle Spiele rechnen wir mit einer Stadionauslastung von 67%. Sollten sich Tendenzen ergeben, dass die Zielvorgaben nicht erreicht werden sollten, würden wir frühzeitig Einsparpotenzial suchen und auf die eine oder andere Investition verzichten müssen. Das Zünglein an der Waage wird der Einzel-Ticketverkauf sein. Genau. Einerseits erwarte ich noch einen grossen Schub an Ticketanfragen von Schweizer Fans, andererseits denke und hoffe ich, dass auch im Ausland noch zahlreiche Fans Einzeltickets kaufen werden. Von welchen Nationen erhoffen Sie sich diesen Schub? Ich denke in erster Linie an die Nachbarländer und an die Oststaaten wie Ungarn, Lettland, Slowakei und Tschechien. Eine Ungewisse ist allerdings die derzeitige Wirtschaftskrise. Sie sprechen die Oststaaten an. Wie viele Ungarische Fans erwarten Sie etwa? Da ist eine Prognose nahezu unmöglich, weil die Fans in der Regel individuell buchen. Einige Quellen sprechen von
Welche Promotionsaktionen haben Sie noch geplant? Wir machen einerseits mit den Länderspielen in Genf und Sierre, andererseits mit medialen Aktionen auf die Weltmeisterschaft aufmerksam. Hinzu kommen das Open-airSpiel in Gstaad zwischen der Schweiz und der Slowakei und natürlich auch die Playoffs, die wir ebenfalls nutzen wollen, um die Fans auf die WM einzustimmen. Eine spezielle Inszenierung haben wir auch mit unserem Maskottchen «Cooly» geplant. Hinzu kommt, dass die Fans mit den Spieltickets den ÖV für die An- und Rückreise gratis nutzen können. Dies ist auch unser Beitrag an die Umwelt. Wichtig wird auch sein, dass wir nebst den Hockeyfans auch andere Kreise ansprechen können. Wie motivieren Sie die vielen Club-Fans, die wenig Verbundenheit mit der Nati und dem internationalen Eishockey haben? Indem wir sie überzeugen, das beste Eishockey der Welt live in einem schönen Rahmen geniessen zu können. Dazu muss man wissen, dass die Teams mit den besten Spielern anreisen und sie die diesjährige WM zusätzlich nutzen werden, um ihre Spieler bereits für das kommende Olympia-Turnier 2010 zu testen. Da will jeder Crack sein Bestes zeigen! Was war die grösste Herausforderung, die Sie bis anhin meistern mussten? Die grösste Herausforderung war unser Businessmodell. Einerseits haben wir eher kleine Stadionkapazitäten, für die Schweizer- und die Finalrundenspiele könnten wir nämlich noch weit mehr Tickets verkaufen. Andererseits sind wir ein Hochpreisland. Dazu kommt die schwierige Wirtschaftslage, die sowohl das Kaufverhalten der ausländischen Fans als auch der Firmen im Hospitality-Bereich beeinflusst. ●
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Wundersame Unterk für die Kanadier? IM ZUGE DER UNTERKUNFTS-EVALUATION NAHM DIE KANADISCHE NATIONALMANNSCHAFT AUCH DAS HOTEL BELVÉDÈRE IN SPIEZ GENAU UNTER DIE LUPE. SLAPSHOT WAR ZEUGE, WIE DER NATIONAL TEAM-DIREKTOR VON «HOCKEY CANADA» DAS VIER-STERNEHAUS, WELCHES 1954 DIE LEGENDÄRE DEUTSCHE FUSSBALL-NATIONAL-ELF BEHERBERGTE UND AUSGANGSPUNKT DES «WUNDERS VON BERN» WAR, PRÜFTE. GUT MÖGLICH, DASS DIE KANADIER MIT DEM «GEIST VON SPIEZ» IN DIE FINALRUNDE STEIGEN WERDEN. Text: Simon Laager Fotos: Pius Koller «Cornelia, this Hotel is absolutely awesome! The area’round the Belvédère is tipically swiss, our family would love it»,
entfuhr es Scott Salmond, dem Direktor der kanadischen Herren-Nationalteams, als er vom Hausherr des «Belvédère» durchs Hotel geführt wurde. Cornelia Ljungberg, Head of Services and Projects beim WM-OK, zeigte sich zufrieden und verriet SLAPSHOT: «Es war nicht einfach, ein
Hotel zu finden, welches über die nötige Kapazität verfügt, um die hundertköpfige Canada-Familie aufzunehmen.» Dies war denn auch der Grund, dass sie während einem Tag zusammen mit Scott Salmond die Hotels rund um Bern sondierte und dem Hotel Schloss Hünigen in Konolfingen, dem Hotel NH in Fribourg sowie den Spiezer Hotels Eden und Belvédère einen Besuch abstattete. «Für uns kommen gute Vier-Sterne-Hotels in Frage, die mindestens vierzig Zimmer, grosse Konferenzräume und einen freundlichen Lounge-Bereich und Service haben», fasst Scott Salmond die Anforderungen zusammen. Am Belvédère faszinierte Scott Salmond neben der Lage vor allem die Geschichte des Hotels: «Falls wir uns für dieses Haus entscheiden sollten, wird der Hoteldirektor das eindrückliche Sommermärchen von 1954 vor versammelter Mannschaft erzählen müssen. Es wäre
Marcel Enkerli, Team Manager der Schweiz, schaut zu, wie sich Cornelia Ljungberg und Scott Salmond am Bahnhof Bern begrüssen.
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kunft eine einmalige Motivationsspitze für meine Jungs, wenn plötzlich ihr Namensschild an den Zimmertüren neben jenen von Fritz Walter, Sepp Herberger und Co. montiert würde», schwärmt Scott Salmond. 1954 logierte die Deutsche Fussball-Nationalmannschaft anlässlich der FussballWM im Hotel Belvédère, wo sie sich auf das Finalspiel gegen den haushohen Favoriten aus Ungarn vorbereitete. Adi Dassler, zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Hotel einquartiert, entwickelte damals quasi «über Nacht» den ersten Fussballschuh mit Nocken, den die Deutschen am regnerischen Finaltag in der Halbzeitpause auch anziehen sollten. Das denkwürdige Spiel in Bern gewann der germanische Underdog schliesslich mit 3:2. Die Sicherheitsvorkehrungen sind auch heute noch ähnlich, wie damals und nicht mit jenen vergleichbar, die für ein Fussballteam während der EURO08 getroffen werden mussten. «Wir benötigen kein SecurityPersonal und werden auch nicht eigene Sicherheitskräfte mitbringen», führt Scott Salmond aus. Denn: «Ein Sidney Crosby würde auf der Strasse eh niemand erkennen», ergänzt der sympathische Team-Manager lachend. Impor-
tieren wollen die Kanadier hingegen ihren eigenen Koch. Dies ist nebst dem zusätzlichen Zimmerkontingent für die Familienangehörigen denn auch einer der wenigen Sonderwünsche. «Es entspricht der kanadischen Philosophie, dass die Spieler – wie beim Spengler Cup – ihre Frauen und Kinder mitnehmen können», erklärt Scott Salmond. Ein weiteres Zückerchen, welches in der NHL ein absolutes Tabu ist, soll dazu beitragen, dass sich die Kanadier pudelwohl fühlen werden. Salmond zeigt sich kulant: «Nach dem Spiel erhält jeder Spieler zwei Dosen Bier in der Garderobe.» Während der Gruppenphase logieren die Ahornblätter im Mövenpick-Hotel in Regensdorf. Auf die Finalrunde hin, vom 5. bis 11. Mai 2009, werden sie in den Kanton Bern umziehen. Neben den vier erwähnten Hotels steht auch noch das Hotel Allegro in Bern zur Auswahl. Je nach Turnierverlauf könnten die Kanadier die Zimmer eines der Teams übernehmen, welches bereits ausgeschieden wäre. Das Hotel Belvédère steht bei der kanadischen Delegation nach dem Rekognoszierungstag hoch im Kurs und kann für sich beanspruchen, profunde Erfahrung zu haben, was die Unterbringung von namhaften Teams betrifft. Das hundertjährige Haus beherbergte bereits den RSC Anderlecht, Celtic Glasgow, Wolfsburg, den 1. FC Köln und den HSV Hamburg.
Die Schweizer Nationalmannschaft wird zusammen mit den Schweden, Amerikanern und Russen im Hotel Allegro in Bern logieren, während es die Deutschen und Österreicher ins Hotel Bern ins Zentrum der Hauptstadt zieht. ●
DIE HOTELS DER WM-TEILNEHMER IN DER GRUPPENPHASE Spielort Kloten Mövenpick Regensdorf: Kanada Hotel Renaissance Kloten: Finnland und Slowakei Hilton: Tschechien, Weissrussland und Norwegen Mövenpick Airport: Dänemark und Ungarn Spielort Bern Hotel Allegro: Schweiz, Schweden, USA und Russland Hotel Bern: Deutschland und Österreich Ambassador: Frankreich und Lettland
Cornelia Ljungberg und Scott Salmond lassen sich vom Hoteldirektor Markus Schneider (Mitte) das Hotel «Belvédère» schmackhaft machen.
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Die Schweizer WM-Geschichte
Bykow/Chomutow das Erbe des Supe WJATSCHESLAW FETISOW, ALEXEI KASATONOW, WLADIMIR KRUTOW, IGOR LARIONOW UND SERGEJ MAKAROW WAREN IN DER ÄRA DES LEGENDÄREN HEADCOACHS WIKTOR TICHONOW WÄHREND ÜBER EINEM JAHRZEHNT DAS MASS ALLER DINGE. Text: Werner Haller sen. Bilder: Privatarchiv Jürg Wymann Der Superblock des Armeeklubs ZSKA Moskau feierte in der sowjetischen Nationalmannschaft zusammen zwei Olympiasiege und zwischen vier und sieben WM-Titelgewinne. Für die WM 1990 in Bern und Fribourg jedoch erteilten Larionow und Krutow ihrem Cheftrainer Tichonow nach dem Verpassen der NHL-Playoffs mit Vancouver eine Absage. Es lag nun an der neuen Paradelinie mit Andrej
Chomutow, Wjatscheslaw Bykow und Waleri Kamenski das schwere Erbe des Superblocks zu übernehmen. Nach Anlaufschwierigkeiten in der Vorrunde mit Punktverlusten gegen Kanada (3:3) und Schweden (1:3) folgte in der Finalrunde für den Rest der Welt eine beeindruckende sowjetische Lehrstunde: 3:0 gegen Schweden, 7:1 gegen Kanada und 5:0 gegen die Tschechoslowakei. Mit dem Maximum von sechs Punkten und einem Torverhältnis von 15:1 gewann die Sowjetunion den 21. Titel in den letzten 32 Jah-
Dreh- und Ange lpunkt in der damaligen Frib Mannschaf t. Sl ourger awa Bykow w ar der geniale auf und neben Denker dem Eis.
ren. Chomutow (11 Tore/5 Assists), Bykow (3/1) und Kamenski (7/2) waren mit 29 Skorerpunkten wie erhofft die erfolgreichste Angriffslinie. Zum WM-Team gehörten aber auch Jungstars wie Pawel Bure (19-jährig), Sergei Fedorow (20) und der lettische Torhüter Arturs Irbe (22), der in fünf Spielen mit einer Abwehrquote von 95,0 Prozent und einem Gegentordurchschnitt von 0,94 glänzte.
Andrej Chomutow: der eiskalte Vollstrecker der Vorlagen seines «Zwillings» Slawa Bykow.
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«MAGISCHES DREIECK» MIT BALMER Nur fünf Monate nach dem WM-Triumph in Bern standen Bykow und Chomutow, diesmal nicht mit Kamenski, sondern mit dem Adelbodener Flügelstürmer Bruno Maurer, bereits wieder auf dem Eis des Allmend-Stadions. Mit Fribourg-Gottéron, ihrem neuen Klub, im Meisterschafts-Eröffnungsspiel, in welchem sie vom SCB mit 6:1 deklassiert wurden. Nach zwei weiteren Niederlagen lagen sie ohne Punkte sogar am Tabellenende. Doch dann begann die «Maschinerie» allmählich zu laufen und Bykow/Chomutow gingen in den acht NLA-Saisons mit Fribourg-Gotté-
Weltmeisterschaft 1990 in der Schweiz
w übernehmen erblocks
DIE SERIE: Eishockeyarchivar Werner Haller senior veröffentlicht im Vorfeld der IIHF-Weltmeisterschaft in der Schweiz im SLAPSHOT acht Schweizer WM-Geschichten.
ron als eines der besten Stürmerduos aller Zeiten in die Geschichte des Schweizer Eishockeys ein. In 647 Qualifikations- und Playoffspielen erzielten sie 1264 Punkte oder 1,95 Punkte im Durchschnitt. Ein Grindelwaldner bildete während drei Saisons zusammen mit Bykow/Chomutow ein «Magisches Dreieck», welches die Gegner schwindlig spielte: Sämi Balmer, einer der offensiv stärksten Schweizer Verteidiger. Er bekommt noch heute Augenwasser, wenn er vom Höhepunkt seiner Karriere schwärmt: «Es war eine phantastische Zeit, die mit nichts verglichen werden kann. Bykow und Chomutow waren international und natürlich auch national absolut dominante Stürmer, die Allerbesten unter den Besten. Chomutow war ein Weltklasseflügel mit überdurchschnittlichen Skorerqualitäten und einer Antrittsschnelligkeit wie ich sie noch nie gesehen hatte.» Bykow war ein Alleskön-
ner, der grosse Denker und Lenker, welcher dem Gegner stets einen Schritt und einen Spielzug voraus war. Obwohl er nur 1,73 m gross war und knapp über 70 kg wog, «war er», so Sämi Balmer, «praktisch nicht zu stoppen. Und das zu einer Zeit, als der schnelle, technisch starke und kreative Spieler im Vergleich zu den heute geltenden Regeln noch klar benachteiligt war.»
sammen mit dem damaligen Verteidiger und heutigen Kloten-Flyers-Headcoach Anders Eldebrink die grosse Leaderfigur bei den vier Titelgewinnen der Zürcher in Serie.» 1990 in Bern ging der Vergleich Bykow/Chomutow gegen Johansson/Eldebrink noch unentschieden aus: WM-Gold und EM-Silber für die Sowjetrussen, WM-Silber und EM-Gold für die Schweden. ●
AUSNAHME MIKAEL JOHANSSON Bykow und Chomutow erreichten mit Fribourg-Gottéron 1992 (gegen den SCB), 1993 und 1994 (jeweils gegen Kloten) dreimal hintereinander den Playofffinal, verloren aber alle drei Endspiele. So gesehen sind sie die besten Spieler, die nie Schweizer Meister wurden. «Ein einziger Spieler», erinnert sich Sämi Balmer, «war in der Lage, Bykows Kreise entscheidend zu stören: Mikael Johansson. Er war zu-
Kein Wunder trotz «Stevie Wonder» Im Frühling 1990 sah die Hierarchie der NHL noch etwas anders als heute. Die Playoffs fanden ohne Detroit, Pittsburgh und Philadelphia statt, Calgary und New Jersey schieden bereits in der ersten Runde aus. Davon profitierte die WM in der Schweiz. Kanadische Stars wie Steve Yzerman (Detroit), Paul Coffey und Mark Recchi (beide Pittsburgh), Rick Tocchet (Philadelphia), Doug Gilmour, Theo Fleury und Al MacInnis (alle Calgary), aber auch russische Ausnahmekönner wie Fetisow, Kasatonow (beide New Jersey) und Makarow (Calgary) entschlossen sich, die Saison in Bern und Freiburg abzuschliessen. Bei weitem nicht alle vermochten die hohen Erwartungen zu erfüllen. Eine Ausnahme war Steve Yzerman. Der damals 25-jährige Captain der Kanadier gehörten zu den unbestrittenen Publikumslieblingen. Mit zehn Toren und zehn Assists in zehn Spielen und einem phantastischen Durchschnitt von 2,0 Punkten pro Partie wurde er Topskorer, zum besten Stürmer und ins Allstarteam gewählt. Doch «Stevie Wonder», wie Steve Yzerman genannt wurde, schaffte kein Wunder.
ALS MANAGER NOCH WELTMEISTER Die Kanadier waren das dominierende Team der Vorrunde. In sieben Spielen blieben sie bei einem Torverhältnis von 36:16 ungeschlagen und gaben nur gegen die Sowjetunion (3:3) einen Punkt ab. In der Finalrunde aber, die alle vier Mannschaften mit null Punkten begannen, fielen die Kanadier als Mannschaft komplett auseinander und mit drei Niederlagen und einem
negativen Torverhältnis von 7:16 sogar noch aus den Medaillenrängen. Für Yzerman war es bereits die letzte WM-Teilnahme. Dafür glänzte er später auf einem noch höheren Niveau. 1997, 1998 und 2002 führte er Detroit als Captain zu drei Stanleycup-Triumphen und 2002 gewann er mit Kanada die olympische Goldmedaille. Weltmeister wurde er trotzdem noch - nach seiner Karriere als Aktiver, 2007 als General Manager von Team Canada.
1990 A-WM UND EM IN BERN UND FREIBURG Zwischenstand nach der Vorrunde und je 7 Spielen: 1. Kanada 13 Punkte. 2. Schweden 12. 3. Sowjetunion 11. 4. Tschechoslowakei 8 (vier Erstklassierte in der Finalrunde). 5. USA 6. 6. Finnland 3. 7. Norwegen 3. 8. BRD 0 (vier Letztklassierte in der Abstiegsrunde). – Resultate der Finalrunde: Sowjetunion – Schweden 3:0. Tschechoslowakei – Kanada 3:2. Sowjetunion – Kanada 7:1. Tschechoslowakei – Schweden 5:5. Sowjetunion – Tschechoslowakei 5:0. Schweden – Kanada 6:4. Schlussklassement nach je 3 Spielen: 1. Sowjetunion 6 Punkte (15:1 Tore). 2. Schweden 3 (11:12). 3. Tschechoslowakei 3 (8:12). 4. Kanada 0. – Schlussklassement der Abstiegsrunde nach je 10 Spielen: 5. USA 12. 6. Finnland 6. 7. BRD 3 (19:42). 8. Norwegen 3 (21:61). Norwegen steigt ab. – Schlussklassement der EM nach der Vorrunde mit je 5 Spielen: 1. Schweden 10. 2. Sowjetunion 8. 3. Tschechoslowakei 6. 4. Finnland 3 (12:19). 5. Norwegen 3 (15:28). 6. BRD 0.
Sämi Balmer bildete bei Fribourg-Gottéron mit den beiden Überrussen Bykow und Chomutow das magische Dreieck.
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Impressum Das Hockey-Magazin der Schweiz
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…Karriereschritte
23. Jahrgang, 2008 / 2009 Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 683 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch Verlagsleitung / Verlagsadministration: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Anzeigenleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Weitere Textmitarbeiter: Thomas Roost, Klaus Zaugg, Jürg Federer, Werner Haller sen., Reto Kirchhofer, Luzia Kunz, Simon Laager, Reto Fiechter Fotos: Pius Koller, Peter Eggimann, fotonet, Jürg Wymanns Privatarchiv, Marcel Bieri swiss-image by Andy Mettler Vorstufe: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Layout/Litho: Reto Fiechter, Ralf Küffer, Kevin Ryser Druck: Weber Benteli AG Industrie Nord, Bernstrasse 10 CH-2555 Brügg Telefon: 032 374 3636 © Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätzlichen saisonalen Mehrauflagen 27 000 Exemplare Abonnement: Abonnementspreis Inland Fr. 75.– Abonnementspreis Ausland Fr. 95.– 10 Ausgaben September bis Juni inkl. Hockey Guide (gilt als Ausgaben-Nr. 1) Abonnementsbestellungen / Adressänderungen: SLAPSHOT, Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon: 031 740 97 67 Telefax: 031 740 97 76 abo@slapshot.ch Einzelverkauf: SLAPSHOT ist an über 1000 Verkaufsstellen der KIOSK AG für Fr. 7.50 auf jeweils Ende des Monats erhältlich.
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Karriereschritte, von einer SLAPSHOT-Ausgabe zur anderen: Zuerst meldete sich Ex-ZSC-Kultverteidiger Edgar Salis als Spieleragent zurück in der Hockeyszene. In seinem Portefeuille hatte er bereits einen Titanen wie Mathias Seger. Und nun ist er schon Sportchef der ZSC Lions. Damit ist sein Talent viel besser genutzt. Salis ist daran, seine Ausbildung als Sozialpädagoge abzuschliessen. Er hilft
jungen Menschen in ein geordnetes Leben zurückzufinden, deren Tagesablauf etwas aus den Fugen geraten ist. Eigentlich ist ja das Eishockey auch ein wenig wie das richtige Leben und die Dinge laufen hin und wieder aus dem Ruder. PS: Die Tätigkeit als Spieleragent hat Salis wieder aufgegeben. ●
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