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SLEAZE Trash mit SubstanZ
INTRO 6 x 2 = 12
(…Wurzel aus, eins im Sinn…usw.) Mit dieser Ausgabe beenden wir unser erstes Jahr. Das straighte SLEAZE und die schrägen Vögel dahinter sagen danke für all die Zuneigung. Das DANKE geht in erster Linie natürlich an unsere Leser. Ich habe oft das Gefühl, ihr seid noch verrückter als wir. Das beruhigt manchmal – aber es macht auch echt Spaß, euch persönlich kennen zu lernen. Ich verrat noch nicht zu viel, aber wir haben noch einiges mit euch vor. Ausdrücklich möchten wir auch den mutigen Firmen danken, die uns in dem Jahr unterstützten – und es weiter tun. Ich weiß, ihr macht das meist nicht, um die kulturelle Vielfalt in diesem Land zu erhalten. Aber trotzdem: In was Neues, eventuell sogar Provokantes zu investieren, erfordert Risikobereitschaft. Danke für diese Bereitschaft, danke für das Vertrauen. Damit wir uns nicht anfangen zu langweilen, planen wir ab dem nächsten Jahr zehn Ausgaben. Das Ganze steht noch nicht, ich nehm wieder einmal den Mund zu voll. Bevor ich von Yanah also wieder eins auf den Deckel kriege… Viel Spaß danilo
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04 Kolumne 06 Es kann nur EINEN geben 09 Internet-Flirtbörsen für Dummys 10 Frag Tante Noah 12 Die Rettung für psychische Extremisten 13 Sleaze on Tour: Bright Tradeshow 14 Wissenserweiterung mit Sleaze 16 Deutsche Erfahrungen 19 „God bless Texas and Bavaria“ oder Eine Reise in Prallelunivers(ität)en 20 Post an Wagner 21 Gute Sündenböcke: Syndrome 22 Lieber ein Rad schlagen! 23 Auch Hässlichkeit hat Meth-(T)ode 26 Mode 32 Sleaze on Tour 34 Let‘s go to war: GEZ 36 Das Auge isst mit 40 No Sex in Coffins. please! 44 Das tut nicht weh...wirklich nicht! 46 Videoraiders 50 Bücher 51 Das erste Berliner Trash-Kurzfilmfestival 52 Comics 54 Gefilmtes 56 DVD 58 Audiolarium Berlin 59 Wenn die Pressefreiheit zum im Profitauge der Spielebranche wird 60 Games 62 Time for big time 64 Das Traumer der 80er 65 Veto - das Recht auf eigenen Sound 66 Was für eine bescheuerte Frage 67 Willkommen im Club 68 Musik 72 Kunst im Weltall 78 Sleaze on Tour: Melt! 81 Die Sleaze Jetzt-ist-der-Sommer-vorbei-und-so -richtig-braun-bin-ich-wieder-nicht-geworden -Verlosungsaktion 82 Outro 82 Impressum
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r u n n n
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N E N EI
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Wie kann es sein, dass ein soziales Lebewesen mit vielen Qualitäten ein einsames Dasein fristet? Dabei lesen wir doch tagtäglich in Qualitätszeitschriften wie InStyle und Comics wie BILD, dass – je nach Stimmungslage des jeweiligen Blatts – die inneren Werte zählen, hässliche Menschen sich hübsche, erfolgreiche Partner suchen und hässliche Menschen einfach kaum News-Wert haben. Wir sehen das natürlich. Anders. Verehrtes Publikum, diesmal stellen wir Ihnen jemand ganz Besonderes vor. Es ist mir eine große Ehre, Ihnen heute ein Lebewesen zu präsentieren, dass in seiner Entwicklung so weit an die Schmerzgrenze gegangen ist wie kein anderes vor ihm. Er ist ein Lebenskünstler, er ist ein Star, mehr noch – er ist ein FREUND. Ohne ihn hätten wir weder FKK noch Verbandsmaterial. Er behauptet sich in einer ganz eigenen Liga. Was Scooter für die Musikwelt, was Red Bull für die Getränkewelt, das ist der NACKTMULL für die Tierwelt. Er ist der Highländer: ES KANN NUR EINEN GEBEN. Bis heute versuchten andere hässliche Lebewesen (Lolo Ferrari, Niki Lauda, Guido Westerwelle usw.), ihm den Rang streitig zu machen. Heftige Diskussionen entbrannten und Wissenschaftler (ver)suchten alles zwischen Hässlichkeitsgen und GeGENmittel. Doch nur der Nacktmull ist real (englisch ausgesprochen natürlich)!! Darum möchten wir ihm in dieser Ausgabe helfen, eine schnieke Nacktmullin zu finden. Kurz etwas zu meiner Person: Ich bin ein sehr umgänglicher Typ, der wegen seines harten Jobs viel Zerstreuung in seiner Freizeit sucht. Meine große Leidenschaft ist Funsport. Schnell das Equipment in den Jeep geworfen und ab ans Meer oder in die Wüste. Da kann sich das wilde Tier in mir so richtig austoben. Ein zweiter großer Teil von mir ist das Party Animal. Dank meiner guten Kontakte werde ich das ganze Jahr zu exklusiven Veranstaltungen eingeladen, die Normalsterbliche (zum Glück) nicht mal kennen. Mit mir wird es also nie langweilig. Beruflich bin ich sehr zielstrebig. Darum habe ich es auch als erster Nacktmull (bisher waren es nur hässliche Sternmulle) bis zum Cheftrainer Ostafrikas gebracht. Ich sag immer: Es gibt viele Nacktmulle mit größeren Zähnen, aber wenn ich mich erst mal in etwas verbissen habe, lass ich so schnell nicht mehr los. Natürlich nur im positiven Sinne, hehe.
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g von h n u r ä l beserk vermeintlic e i L e Ein an die uns. E Z A r SLE n unte e h c i l Häss
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Wen ich suche: Ich suche eine Frau, die meine inneren Werte zu schätzen weiß. Bei der ich mal nicht meine Rolle als knackiger Tennislehrer, bei dem alle Muttis und Mullis in Ohnmacht fallen, spielen muss. Wie mein Lieblingsparfüm von „ck“ es vor ein paar Jahren kurz und knackig (wie ich *grins*) beschrieb: Just be. Optisch solltest du „repräsentativ“ sein, auch wenn ich das Wort nicht mag. Aufgrund vieler Charity-Veranstaltungen ist ein gutes und gepflegtes Äußeres sehr wichtig. Ehrlichkeit und Treue sind mir genauso wichtig wie Natürlichkeit. Gerade bei meinem Job erwarte ich von meiner Partnerin viel Verständnis und Toleranz. Vertrauen ist wichtig, Misstrauen geht gar nicht.
Nick: Nacktmull, seine Mutter nennt ihn auch liebevoll Mulette (und sein Vater, weniger liebevoll, Mullah-Pulla)
Name: Heterocephalus glaber Geschlecht: männlich Beruf / Beschäftigung: Tennislehrer
Wohnort: in den hässlichen Wüstenecken Ostafrikas
Größe: 12,3 cm Hobbys: Hairstyling Motto: Ich bin auch nackig knackig
Werten ? Bei Interesse kannst du Kontakt aufnehmen unter der Chiffre „K. Nackig“ mit einer Mail an danilo@sleazemag.de.
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This website was built with TYPOlight :: open source web content management TYPOlight was developed by Leo Feyer (leo@typolight.org) :: released under Visit project page http://www.typolight.org for more information
<head>Internet-Flirtbörsen für Dummys:> //--> <base href=“Band 1 – Überblick Flirtphasen (männliche Ausgabe)>
<head> kann man beim Flirten 2.0 zwischen vier Hauptphasen unterscheiden. Vorweg <basePrinzipiell href=”http://sleazemag.de/” /> sei angemerkt, dass beim Flirten im Internet alles sehr schnell gehen kann und man schon <title>Sleaze - losKlick gehts</title> durch einen unbedachten von Phase 3.0 auf Phase 0.0 zurück fallen kann. Viel Erfolg! <meta http-equiv=”Content-Type” content=”text/html; charset=UTF-8” /> <meta name=”description” content=”” /> <meta name=”keywords” content=”” /> <script type=”text/javascript” src=”plugins/tablesort/js/tablesort.js”></script> <script type=”text/javascript” src=”plugins/mootools/mootools.js”></script> <script type=”text/javascript” src=”plugins/slimbox/js/slimbox.js”></script> Phase 0.0: <script type=”text/javascript” src=”plugins/ufo/ufo.js”></script> Die besten Erfolgschancen hat Mann, wenn man die Selektion der Frau <style media=”screen”> überlässt. Das heißt, man wartet darauf, dass type=”text/css” der (hoffentlich heiße) Fisch anbeißt und eine eMail im Kasten landet. Natürlich „wartet“ man nicht <!--/*--><![CDATA[/*><!--*/ einfach nur. Es ist viel mehr ein „aktives Warten“ und Lauern. Zunächst staffiert man sein Profil mit den besten Bildern sich aus, auf denen #left { von width:; } man halbwegs gut aussieht. Dabei sollte man nicht mit Photoshop-Tuning geizen! Selbst wenn die Frau einen nicht wiedererkennt Real Date, ist es #right { beim width:; }doch gut, überhaupt erstmal soweit zu kommen, oder?! Außerdem kann man #main margin-left:; margin-right:; } immer noch „realistischere“ Fotos in Phase{ 1.0 nachreichen – und beten, dass sie den Charakter zu dem Zeitpunkt schon liebt. Wenn die Bilder und /*]]>*/--> Profil fertig sind, klickt man sich einfach durch sämtliche Frauenprofile, die <!DOCTYPE html PUBLIC “-//W3C//DTD XHTML 1.0 Transitional//EN” “http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd”> gerade online sind. Dies macht natürlich nur DANN wirklich Sinn, wenn die </style> <html xmlns=”http://www.w3.org/1999/xhtml” lang=”de”> Flirtbörse einen Besucher-Anzeiger in den Profilen hat. Danach einfach auf <link rel=”stylesheet” href=”system/typolight.css” type=”text/css” media=”screen” Phase 1.0: Gegenbesuche und hoffentlich ein oder zwei Nachrichten warten. Wenn die <!-Besucher-Mail-Ratio unter 100:1 sinkt, bitte die Bilder mehr bearbeiten! Der Kontakt ist aufgenommen. In dieser Phase ist er noch ein type=”text/css” sehr <!--[if IE]><link rel=”stylesheet” href=”system/iefixes.css” media anfälliges Pflänzchen. Zwei Dinge sollten auf jeden Fall beherzigt This website was /><![endif]--> built with TYPOlight :: open source webwerden: content management system Zum Einen sollte man versuchen, das Thema Sex erst ab der TYPOlight was developed by Leo Feyer (leo@typolight.org)vierten :: oder released under GNU/GPL fünften eMail zu erwähnen (auch wenn es schwer fällt), <link rel=”stylesheet” href=”plugins/slimbox/css/slimbox.css” und zum Anderen sollte man zumindest einen Funken aufrichtigestype=”text/css” med Visit project page http://www.typolight.org for more information Interesse besitzen, welches über den bloßen optischen Reiz hinausgeht. type=”text/css” <link rel=”stylesheet” href=”plugins/tablesort/css/tablesort.css” Copy&Paste-Texte bitte in dieser Phase nach Möglichkeit vermeiden. <link rel=”stylesheet” href=”plugins/dpsyntax/dpsyntax.css” type=”text/css” media //--> kommt Wenn alles glatt läuft und man schön fleißig Interesse heuchelt, man nach 12 – 14 Mails zu Phase 2.0. <head> <link href=”css/sleaze2.css” rel=”stylesheet” type=”text/css”> <base href=”http://sleazemag.de/” /> <link rel=”stylesheet” href=”hauptpunkte.css” type=”text/css” media=”all” /> <title>Sleaze - los gehts</title> </head>content=”text/html; charset=UTF-8” /> <meta http-equiv=”Content-Type” style=”background-image: url(‘bilder/tapete.jpg’)”> <meta name=”description”<body content=”” /> <meta name=”keywords” content=”” /> <div id=”wrapper”><a href=”http://www.sleazemag.de”><img src=”../bilder/header.jp <script type=”text/javascript” src=”plugins/tablesort/js/tablesort.js”></script> mit Substanz” /> <script type=”text/javascript” src=”plugins/mootools/mootools.js”></script> <div id=”header”> <script type=”text/javascript” src=”plugins/slimbox/js/slimbox.js”></script>
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<script type=”text/javascript” src=”plugins/ufo/ufo.js”></script> <style type=”text/css” media=”screen”> <!-- indexer::stop --> <!--/*--><![CDATA[/*><!--*/ <div class=”mod_navigationMain block”> #left { width:; } #right { width:; } <a href=”index.php/los_gehts.html#skipNavigation_1” class=”invisible” title=”Navi #main { margin-left:; margin-right:; } /*]]>*/--> überspringen”></a> </style> Phase 2.0: Ganz Mutige oder besonders Verzweifelte gehen gleich zu Phase 3.0 über. type=”text/css” media=”screen” /> <link rel=”stylesheet” href=”system/typolight.css” html PUBLIC “-//W3C//DTD XHTML /><![endif]--> 1.0 Transitional//EN” “http://www Eine Empfehlung wollen wir hierfürclass=”level_1”> jedoch nicht aussprechen. Denn wer <!DOCTYPE type=”text/css” <ul <!--[if IE]><link rel=”stylesheet” href=”system/iefixes.css” media=”screen” weiß, wie grauenvoll und behaart die Katze ist, die man da im Sack gekauft<html xmlns=”http://www.w3.org/1999/xhtml” lang=”de”> <li class=”first”><a href=”index.php/Inhalt.html” title=”Inhalt” class=”first” oncl <link rel=”stylesheet” href=”plugins/slimbox/css/slimbox.css” type=”text/css” media=”screen” /> hat?! Der erste reale Kontakt steht an und damit auch der größte Stolperstein. Denn wenn man es „real“href=”plugins/tablesort/css/tablesort.css” drauf hätte, müsste man sich wohl kaum online in<!-<link rel=”stylesheet” type=”text/css” media=”screen” />
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Katalogen zur Schau stellen und anbiedern. Vor dem Telefonat ist es ratsam, <link rel=”stylesheet” href=”plugins/dpsyntax/dpsyntax.css” type=”text/css” media=”screen” /> ausnahmsweise nicht allzu viel Alkohol intus zu haben. Frauen legen zudem This website was built with TYPOlight :: open source web content ma <link href=”css/sleaze2.css” type=”text/css”> Also schön weiter Interesse heucheln Wert darauf, dass man ihnen zuhört.rel=”stylesheet” TYPOlight was developed by Leo Feyer (leo@typolight.org) :: release und (sinnvolle) Fragen stellen. Aber auch schön fleißig von sich berichten. <link rel=”stylesheet” href=”hauptpunkte.css” type=”text/css” media=”all” /> Falls es nichts zu erzählen gibt: einfach etwas erfinden. Das erste Telefonat Visit project page http://www.typolight.org for more information </head> sollte mindestens 20 – 40 Minuten andauern und keine Schweigepausen <body style=”background-image: url(‘bilder/tapete.jpg’)”> von mehr als 15 Sekunden am Stück beinhalten. Das Thema Sex bitte erst ab Minute 61 locker-flockig einstreuen. Auf keinen Fall darf zu schnell klar //--> src=”../bilder/header.jpg” alt=”Sleaze Trash mit Substanz” /> <div id=”wrapper”><a href=”http://www.sleazemag.de”><img Phase 3.0: werden, dass man verzweifelt oder gar noch Jungfrau ist! <head> <div id=”header”> Du hast es geschafft! Zumindest fast. Nach dem vierten oder fünften <base href=”http://sleazemag.de/” /> nach dem Ersten) steht Dein erstes Telefonat (manchmal sogar schon <title>Sleaze los gehts</title> Date an. Verzichte heute mal auf den Lieblingsdöner an der Ecke und zieh <!-- indexer::stop --> zur Feier des Tages eine content=”text/html; frische Unterhose an (nein, die aktuelle einfach <meta http-equiv=”Content-Type” charset=UTF-8” /> <div class=”mod_navigationMain block”> umdrehen gilt nicht!). Mit etwas Glück erscheint die Lady sogar und ist <meta name=”description” />davon abzusehen, ihr zur Begrüßung in auch in der content=”” Tat eine „Lady“. Es ist den Schritt zu fassen, um ihre zu verifizieren. Idealerweise name=”keywords” content=”” /> Weiblichkeit <a href=”index.php/los_gehts.html#skipNavigation_1”<meta class=”invisible” title=”Navigation überspringen”></a> hast du für den Fall dersrc=”plugins/tablesort/js/tablesort.js”></s Fälle ein oder zwei Kondome im Gepäck (am besten <script type=”text/javascript” vorher zuhause üben, wie man die Dinger benutzt). Wenn du das „Interesse <script type=”text/javascript” src=”plugins/mootools/mootools.js”></script heucheln“ jetzt nicht vergeigst, kann es sogar gut sein, dass du die Teile <ul class=”level_1”> schneller brauchst als Du „Web 2.0“ sagen kannst. <script type=”text/javascript” src=”plugins/slimbox/js/slimbox.js”></scrip <li class=”first”><a href=”index.php/Inhalt.html” title=”Inhalt” class=”first” onclick=”this.blur();”>Inhalt</a></li> <script type=”text/javascript” src=”plugins/ufo/ufo.js”></script> <li><a href=”index.php/Aktionen.html” title=”Aktionen” onclick=”this.blur();”>Aktionen</a></li> <styleonclick=”this.blur();”>Neuigkeiten</a></li> type=”text/css” media=”screen”> <li><a href=”index.php/Kurzes.html” title=”Neuigkeiten” <!--/*--><![CDATA[/*><!--*/ <li><a href=”index.php/Newsletter.html” title=”Newsletter Download” onclick=”this.blur();”>Newsletter Download</a></li> #left { width:; } <li class=”last”><a href=”index.php/abonnement.html” title=”Abonnement MySpace” class=”last” onclick=”this.blur();”>Abonnemen #right { width:; } </ul> #main { margin-left:; margin-right:; } /*]]>*/--> überspringen”></a> <a id=”skipNavigation_1” class=”invisible” title=”Navigation </style> rel=”stylesheet” href=”system/typolight.css” type=”text/css” media=” <base href=“Band <link 1 – Überblick Flirtphasen (männliche Ausgabe)> </div> <!--[if IE]><link rel=”stylesheet” href=”system/iefixes.css” type=”text/css <!-- indexer::continue --> Gratuliere, du hast gerade dein rel=”stylesheet” erstes Projekt (eventuell sogar) erfolgreich abgeschlossen! <link href=”plugins/slimbox/css/slimbox.css” type=”text/c </div> <!--ende navi--> Bei Bedarf kann diese Prozedur beliebig ofthref=”plugins/tablesort/css/tablesort.css” wiederholt werden. <link rel=”stylesheet” type=”te <div id=”links”> Du wirst merken, wie mit jedem neuen Projekt die Routine steigt. Profis überspringen <link rel=”stylesheet” href=”plugins/dpsyntax/dpsyntax.css” type=”text/css <div class=”left”> irgendwann Phasen und kommen schneller ans Ziel. <link href=”css/sleaze2.css” rel=”stylesheet” type=”text/css”> <link rel=”stylesheet” href=”hauptpunkte.css” type=”text/css” media=”all” jedenfalls ganz fest die Daumen!! Wir drücken <div class=”mod_article block” id=”los-gehts-linke-spalte”> </head> Pascal <body style=”background-image: url(‘bilder/tapete.jpg’)”> <div class=”ce_image block”>
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<end>Internet-Flirtbörsen für Dummys:>
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„Haar Extensions bei Männern???“
Gesendet von ecki4 am 22. Juli um 09:33 Hallo Mädels meine mama hat mich gestern bei mir in der tache zigaretten endeckt und mir weggenommen und verpiettet mir das rauchen aber ich brauch das gerade echt habe voll den prüffungsstress wass soll ich machen ich kann nicht ohne zigaretten besonderst in der zeit jetzt !!! ich bin zwar erst 16 aber das ändert ja nicht dran!! was sagt ihr dazu ?? wie alt seid ihr ? und raucht ihr auch ?? wiviele so am Tag?? Meien mama ist voll das biestttttttttttt grrrrrrrrr
Frag Tante Noah Tante Noah ..ist auf PMS. Das heißt fur uns: provozieren, provozieren, provozieren. Denn schließlich hat man nicht oft die Chance, das humanoide Äquivalent des Äetna live in Aktion zu erleben. Daher haben wir ihr diesmal echte Fragen aus echten Internetforen vorgelegt und diese nicht korrigiert (richtige Orthographie beruhigt Noah oft ein bisschen – das wollten wir vermeiden). Damit ihr auch was davon habt, bekommt ihr erstmals die Antworten ungeschönt. Viel Spaß.
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Gesendet von tonycha am 5. Juni um 20:14 Hallo möchte gerne wissen ob Haar Extensions nur den Frauen vorbehalten ist oder ob auch männer das dürfen/ dürften???Und ob ihr jemanden kennt der sowas hat?? Und wen man dan im Haar Salon ist wird man als schwul,transich oder sonstwas abgestempellt????? danke voraus!!
„Hilfe !!!!!!!!!!“
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Hallo, du crazy Styler. Du musst dir nicht Sorgen machen, dass du im Haarsalon als „transisch“ abgestempelt wirst, sondern dass du draußen im Rest der Welt das Label „verblödete Opfer-Hete“ bekommst. Profiler 2.0: Jemand, der sich gleichzeitig eine Haarverlängerung wünscht und homophob äußert, ist... hm ..... – Profifußballer? ALSO GEH ZURÜCK ZUM TRAINING, DU FAULE SAU UND TU WAS FÜR DIE QUALI! Bei dir in Stuttgart würde es sich sowieso direkt rumsprechen. Also denk nicht mal dran.
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„Gummistiefel ???“
Gesendet von stwork am 9. Juni um 14:48
Hallo ich habe mahl eine Frage sind eigenlich noch Gummistiefel Mode ?? Also ich trage sie sogar in der Schule.Also ich habe noch keine schlechte Erfahrung mit Gummistiefeln gemacht ich habe sie den ganzen Tag an bein Shoppen,Freizeit,mit meinen S51 fahren, Wohnung,also ständig trage ich Gummistiefeln. Aber sind sie überbehaut in ??
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Profiler-Time: Da du ein „S51“ fährst (Mofa) und nicht weißt, ob Gummistiefel in sind, kommst du aus Ostfriesland. Für diesen Landstrich gilt: Ja, Gummistiefel sind in, denn was würdest du auch mit High Heels im Watt machen. Das einzige Problem: Du wirst out sein, sobald du die Gummistiefel ausziehst. Weil du ja selbst schreibst, dass du sie den ganzen Tag anhast und sicher nicht willst, dass die Bevölkerung deiner Siedlung einen frühen toxischen Tod stirbt, wirst du die Stiefel wohl noch lange, lange anbehalten müssen. Am besten so lange, bis du ein Buch über die Feuchtgebiete schreiben kannst, die sich darin gebildet haben. Wenn etwas mit piepsiger Stimme aus deinen Gummistiefeln zu dir hoch ruft und noch ein Omelette verlangt oder die Bänder oben am Schaft sich selbst zubinden, ungefähr dann würde ich sagen ist es soweit. Dann bist du auf der selbstgezüchtete-Biotope-Ekligkeitsskala, die es dir erlaubt, ohne Message, aber mit ordentlich „argh“ einen Überraschungserfolg auf dem Buchmarkt zu landen. Mein Titelvorschlag für dich: „Da unten sind wir viele“. Eine Lesetour wird sicher auch erfolgreich ablaufen. Bald wirst du Fans um dich geschart haben, die aus großen Städten kommen und die – na was? – genau: ebenfalls Gummistiefel tragen. Du designst deine eigene Gummistiefel-Linie und wirst reich, trendsettend und berühmt. Fernprost. UND HOL MIR GEFÄLLIGST EINEN KAMILLENTEE.
1) Wozu? 2) Was geht dich das an, du verzogene Hohlbratze? 3) Ja, Nullen wie dich in der Pfeife! 4) Komm her, dann fangen wir an, zu zählen. 5) Iiiiechennnn auchhchchgrnrnnn biessssstttt undverhaudirn arrrschvollllllllll *räusper* Liebe ecki4 (das ist dein wahres Alter, ja?) Das mit den Prüfungen wird – wie man unschwer an deinem Brief erkennt – sowieso nix mehr. Daher brauchst du dich dafür auch nicht besonders konzentrieren zu können. Ja, deine Mama ist voll das Biest, absolut asozial. Lässt ihre minderjährige Tochter nicht in Ruhe rauchen. Wenn ich so ein Nervenbündel wie dich rausgeknört hätte, würde ich dir wahrscheinlich erstmal eine Opiumpfeife schenken. Und mir gleichzeitig Gedanken darüber machen, was passiert, wenn ich selbst nicht rechtzeitig an die richtigen Drogen komme – die mir beim Vergessen helfen.
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„Mein Freund verbietet es mir!“
Gesendet von melli903 am 14. Juli um 10:25
Hi Leute, Ich bin grade 18 geworden und freute mich schon auf meine Tattowierung. Ich erzählte meinem Freund , Mit dem Ich 1 1/2 Jahre zusammen bin und auch schon zusammen wohne, davon und er sagte, wenn du dich tattoowieren lässt, dann finde ich dich unatraktiv. Ich liebe ihn wirklich und ich möchte keinen Ärger, aber seit dem er das gesagt hat fühl ich mich irgendwie doof. lg Melli Liebe Melli. Ich fühle mich auch doof, wenn ich einen Sonntagnachmittag damit verbringen soll, einer Ische Tipps zu geben, die sich von anderen Leuten bei Entscheidungen über ihren eigenen Körper beeinflussen lässt. Also sehe ich für dich zwei Möglichkeiten: 1) geh sofort ins Tattoostudio, DU OPFER, hol dir ein ordentlichen Pflock und sag der Flasche von einem manipulativen größenwahnsinnigen Vollwichser, dass du ihn ohnmächtig schlagen und ihm anschließend ein Arschgeweih stechen wirst, wenn er nicht in 2,5 Minuten mit seinen Sachen zur Tür raus ist... 2) geh sofort ins Tattoostudio, JETZT GLEICH, hol dir einen ordentlichen Pflock, bedank dich bei deinem Freund für seine Ehrlichkeit und erkläre ihm, dass du deswegen jetzt mit Ramon zusammen bist.
.. Fragen an Tante Noah fur die nächste Ausgabe an:
info@sleazemag.de
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Die Rettung für psychische Exhibitionisten htsorgane rn ihre Geschlec halten anderen ge hier e di en , ll en so ch d ns un Me Es gibt sehr doof en sind meistens e Menschen, die di um h ic hin. Diese Mensch ml nä . Hier geht es ngen: ignoriert werden Innenleben aufzwä mmel und Co. Ihr Pi t at st n re de an Exhibitionisten. on die psychischen en zu ihrer Pers llen sie Fragebög fü rn ge lletins etc. s Bu eac sp Besonder My s, og sie über Bl st aus und schicken e Fragen („Was is . Leider sind di uso na ge ) ?“ oß gr an die ganze Welt ch d deine Füße glei du gerade?“ „Sin mmes.“, „Ja.“). e Antworten („Po haben, di e wi s lo belang Exhibitionisten he sc hi yc für ps t weniger Mi . en Weil wir ein Herz og eb ag Fr n besseren die Post. gibt es hier eine ch . Und so. Ab und mehr Max Fris in Belanglosigkeit rl Studentin aus Be Diesmal: Cynthia,
Welcher deiner Gedanken hat dich bis jetzt am meisten erschreckt? Der, dass ich jetzt schon zu den Leuten gehöre, die sich Haushaltsgeräte zum Geburtstag wünschen. Hast du dir schon mal mit Absicht eine Verletzung/Krankheit zugefügt? Nee, so was kann ich nicht. Da muss man einfach zum richtigen Arzt gehen, wenn man eine Sportbefreiung braucht oder so. Was war die größte Ungerechtigkeit, die dir in deinem Leben widerfahren ist? Fahrräder, Handy, Kamera, Portemonnaie mit viiiel Geld. Alles weg. Alles in diesem Jahr. Ganz mies. Schlägst du aus deinem Aussehen Kapital? Die Welt ist voll mit hübschen Menschen. Was an dir ist so richtig peinlich? Meine Tollpatschigkeit. Hältst du dich für intelligent? In Mathe nicht so. In anderen Dingen vielleicht schon. Manchmal. Was ist das Schlimmste, was du jemals für Geld getan hast? Sechsmal die Woche um halb sechs aufgestanden und bis abends gearbeitet, um dann in meinem kaltfeuchten Zelt zitternd einzuschlafen, insofern das nicht total durchnässt war. Was war das größte Lebewesen, was du getötet hast? Ein ca. 1,20 m großes Känguru. Ich saß mit im Auto und war deshalb also eher auf indirekte Weise für Skippys Tod verantwortlich. Es hat ganz große Augen gemacht, das arme Ding. Das werd ich nie vergessen. Was ist dein seltsamster Gegenstand? Mein Hummerhut. Und mein Gurkenfeuerzeug. Was denkst du von Hartz-IV-Empfängern? Sind auch nur Menschen. Bist du ein Gutmensch? Mal so, mal so. Abhängig von meinem Gegenüber... Willst du mal so werden wie deine Mutter? In viel zu vielen Hinsichten bin ich schon so wie sie. Aber eher ungewollt und unbemerkt. Aaaaber das muss ja nichts Schlechtes sein ;) Lässt sich Wahnsinn im Alltag verheimlichen? Jaa, immer nett lächeln und Tarnstiefel anziehen.
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Was denkst du gerade? FEEEEERIEN für die nächsten zwei Monate! Geil!
SLEAZE on Tour 13
Wissenserweiterung mit
SLEAZE
Was genau ist eigentlich? Anastrophe (von griech. aná = hinauf und stréphein = wenden): Modernes Kunstwort für eine Umkehrung. Anastrophe gilt als Gegenbegriff zur „Katastrophe“ und bedeutet eine umfassende oder lokale Wendung zum Besseren.
Klub 27: Wird in den Medien der Musikbranche eine Gruppe von Rock- und Bluesmusikern bezeichnet, die alle im Alter von 27 Jahren verstarben. Beispiele: Janis Joplin, Jimi Hendrix oder Kurt Cobain.
Anhedonie (von griech. an=nicht und hedoné=Lust): bedeutet Freud- und Lustlosigkeit. Ist ein häufiges Symptom bei vielen psychischen Störungen. „Dieser 2-MillionenLottogewinn bedeutet mir gar nichts.“
Lamettasyndrom: Das Lamettasyndrom ist ein Anzeichen für das Absterben von Fichten. Der „Vorhang“ der ganz normal von den Ästen herabhängenden Zweigen der Fichten wird dann durch den Nadelverlust durchsichtiger und die Zweige einzeln sichtbar wie Lametta.
Beaver Shot: Amerikanischer Ausdruck für einen Schnappschuss ohne Unterwäsche. Die fehlende Unterwäsche muss deutlich erkennbar sein. Rike ist der Meinung, man sollte den Beaver eigentlich Nacktmull nennen. Blondin: blonder Mann Blutschnee: Blutschnee ist rötlich gefärbter, nasser Altschnee, der ausschließlich in Hochgebirgen und Polargebieten während der Sommermonate anzutreffen ist. Hervorgerufen wird er durch eine Massenentwicklung von einzelligen, rosa- bis rotgefärbten Algen. Fregoli-Syndrom: Menschen mit dem FregoliSyndrom sind wahnhaft davon überzeugt, dass sich Leute aus ihrem Umfeld optisch verändert haben und als andere Personen auftreten. „Du bist Odo, der Gestaltenwandler, zeig dein wahres Gesicht.“
Nephologie: Wolkenkunde. Die moderne Wolkenkunde wurde Anfang des 19. Jahrhunderts durch Luke Howard begründet. „Ich studiere Wolkenkunde an der FU.“ Putativ [lateinisch]: Aufgrund irriger Einschätzung eines Sachverhalts eine nicht zutreffende Realität oder Rechtslage annehmend. „Oh! Aufgrund putativer Einschätzung meinerseits nahm ich heut einen Regenschirm mit.“ Sonne scheint! Retrocomputing: ist das bewusste Nutzen veralteter Mikrocomputer-Technologie. „Ich spiele Games nur mit Stift und Papier!“ Valeries Modewurst: Der Hund unserer Modezuständigen Valerie. Mischung Basset und Berner Sennenhund namens Joschi.
Furor: Intellektuell für Wut. „Ich empfinde enormen Furor in mir.“
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Deutsche Erfahrungen
„…aus den Memoiren von Rougyata Ramsbacher“
Parallelgesellschaften Kürzlich haben mein Kumpel Kenny und ich herausgefunden, wie die Parallelgesellschaften hier in Deutschland unter uns leben. Das war richtig spannend und eigentlich ein Versehen und kam so: Wir gingen zu einer Vernissage, was für mich per se schon was ganz Besonderes war. Beim Künstler handelte es sich aber um einen Bekannten 3. Grades, also gingen wir pflichtbewusst hin, um unsere Unterstützung/Präsenz zu zeigen. Das war ganz schön gewagt und wie sich herausstellte, auch überflüssig. Denn als wir ankamen, war bereits eine ganz lebhafte Veranstaltung in Gange:
Jersey City In dem mit Neonröhren grell ausgeleuchteten Raum hatten die schüchterneren unter den Gästen Gelegenheit, drüber wegzukommen, und die notorischen Selbstdarsteller volle Ausleuchtung. Den unverkleideten Beton der Wände nannte eine weitgereiste Bekannte „feinsten Brooklyn-WilliamsburgSchick, ca. 2001“. Die kleine Bar schenkte billigen Rotwein aus und diente als Nadelöhr für lauernde Gehört- und Gesehenwerdenwoller. Mein Blick blieb recht bald an einer einzelnen Frau hängen, die wirr tanzte (so eine gibt es immer) und innerhalb ihrer Performance unablässig an der Wand entlang rutschte. „Meine Katze hat so was früher auch immer gemacht“, flüsterte Kenny. Ja, aber die hatte dabei weitaus mehr Würde ausgestrahlt. Ich holte mir einen Rotwein und sah mich weiter im Raum um. Plötzlich wusste ich, was hier los war! „Du, Kenny, ich glaub das ist hier eine Parallelgesellschaft!“ Ich hatte keine Angst, denn ich erkannte ihre Codes*1: Ein am Hinterkopf hochstehendes Büschel, das nach soeben vollzogenem Beischlaf aussehen sollte, sowie weitere Haarspezifikationen, die nur von Dreijährigen auf LSD2 kreiert worden sein konnten, waren innerhalb dieser Parallelgesellschaft anscheinend Pflicht. Alle waren nach gefühltem Alter Mitte 20, hatten mindestens 2 Teile aus engem Jersey an und pusteten sich die asymmetrischen Ponys aus dem Gesicht. Hosen der Männer waren grundsätzlich eng und hingen hinten runter, was nicht nur am Schnitt lag, sondern durchaus auch an der leicht anorexischen Anatomie. „Schau mal, die sind alle weiß und haben geringelte Oberteile an!“, zischte Kenny. Ich hatte genug gesehen. Zwölfmal an einem Abend aus dem Ohrenwinkel die Wortfetzen „crazy“, „rad“, „artist“, „dude“ und „fuck“ in nur immer wieder verschiedenen Kombinationen zu hören, konnte mich nicht über den uniformen Look der Besucher hinwegtrösten. Auch die Kunst ließ sich nicht richtig betrachten, weil an der einen Wand ja immer die komische Frau herumrutschte, an der anderen der ungewaschene KÜNSTLER (erkennbar an einem Schal. Doch, echt.) auf den Dialog mit BetrachterInnen wartete (argh!). Dritte Wand: Bar. Vierte Wand: Ausgang. Wir waren uns einig, wurstelten uns am Fahrrad des DJs vorbei und sahen zu, dass wir die ganzen American-Apparel-Opfer hinter uns ließen.
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Rudelbildungen Nun befanden wir uns auf der „sündigen Meile“ unserer Stadt, einer weiteren Parallelgesellschaft, ganz klar. Nicht nur, was die Prostituierten und Zuhälter betrifft, sondern auch deutsche und niederländische Touristen um die 19, die einem mit roten Adern auf der Nase und schlechtem Atem entgegenfallen, wenn man den Fehler begeht, in seiner eigenen Stadt mal eine weltbekannte Gegend zu betreten. Wir wunderten uns über das Ausmaß von Wagemut, das diese gefährliche Gruppe bewies, indem sie nicht versuchten, ihre lediglich aus Vokalen zusammengesetzte Geheimsprache zu tarnen, sondern ganz offen für alle ersichtlich ihre fragwürdig parallele Gruppenzugehörigkeit auslebten. Mutig, mutig, waren sie doch schon allein durch die Haltung ihres Oberkörpers im Verhältnis zum Bürgersteig weithin als Parallelgesellschaft zu erkennen! „Jetzt sind wir schon hier, lass uns doch noch in den „Silbernen Schäferhund“ gehen!“, schlug Kenny vor. Das fand ich spannend. Da war ich schon lang nicht mehr gewesen – zum einen, weil ich als Kindergärtnerin ja immer früh raus muss. Zum anderen, weil da die Leute zum Lachen in den Keller gehen und eine Freundin suchen und das beides gleichzeitig mich durcheinanderbringt. „Paradoxon“ nennt Kenny so was. Auf dem Weg dorthin stolperten uns zwei junge Männer entgegen, von denen der eine für den anderen den Tipp hatte: „Ey, du bist hier in Deutschland, man, du musst dich anpassen!“ Unsere spontanen Buhrufe begleiteten die beiden über den Kiez.
Anders sein wollen Am „Silbernen Schäferhund“ angekommen, stießen wir am Eingang auf ein Faltblatt mit Verweisen auf wöchentliche Veranstaltungen und Partnerunternehmen: Mittwochs: Die Kotze hat meine Jacke verklebt Besuchen Sie unsere alteingesessenen Pofaltenlabel
Daneben hing ein Pamphlet an der Wand (das länger war als diese Geschichte hier3), das erklärte, woran man erkennen könne, dass die neue Mix-Scheibe des clubeigenen Labels ein Plagiat sei – inklusive grammgenauer Angaben über das Gewicht dieser Plagiate. Dazu wurde erklärt, dass es in Wirklichkeit nämlich gar keine autorisierte neue Scheibe des Clubs gäbe. „Wenn es gar keine neue Platte von denen gibt, wofür schreiben die dann da hin, wieviel Gramm das Bootleg wiegt?“, fragte ich Kenny, während ich an keinem Getränk nippte, weil der Kellner ein Schild da hängen hatte, auf dem stand, dass er gern unfreundlich ist. Kenny nur: „hm.“ Beim Passus mit den soziofinanziellen Auswirkungen der bösen Bootlegs auf den armen Club stieg ich aus. Ein paar dünne blasse Typen, die sich sehr ähnlich sahen, hingen betont lustlos neben dem Tresen herum und achteten angestrengt darauf, auf nichts zu achten, und mir drängte sich eine Frage auf. „Meinst du, die können sich wohlfühlen… so unter sich?“ Wie immer hatte Kenny die passende Antwort: „Nur unter sich. Das isses ja.“ Treffer, versenkt. „Hier sieht’s aus wie zur Kirchweih in Chemnitz. Genug gesehen.“, erklärte mein Kumpel sich auf meinen fragenden Blick hin abzugswillig, und so wankten wir eindruckstrunken in die neongesprenkelte Nacht hinein. Ein Abend – drei Parallelgesellschaften. Eine tolle Ausbeute! „Inwiefern können die uns eigentlich gefährlich werden?“ - „Och, das musst du als Bereicherung sehen.“ „Und die einfach machen lassen bis es zu spät ist oder was?“ - „Tja, das ist nun mal die Demokratie“. Aha. Aber ein bisschen weniger anpassen hätten sie sich schon können. Fußnoten
Gemäß dem sogenannten Schäuble’schen Glaubenssatz, dessen Formel lautet „Wenn ich etwas nicht kenne, ist es böse und ich habe Angst. Wenn ich etwas kenne, ist es böse, weil es so lange gebraucht hat, um von mir kennengelernt worden zu sein. Alle Energie, die man zur Bekämpfung von bekanntem Bösen aufwendet, ist verschwendete Energie und sollte sofort in intimstes Kennenlernen alles Unbekannten, anschließend ebenfalls Bösen, umgewandelt werden. Mich selbst muss ich nicht kennenlernen, schalten Sie sofort Ihr Aufnahmegerät aus, Doktor.“ 1
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Kenny ist Chemiker, deswegen weiß er in solchen Sachen Bescheid. in echt ungefähr genausolang, gefühlt aber achtmal so lang
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SMALLTALKKOMPATIBLE THEMEN GEFUNDEN UND GETESTET VON SLEAZE
Wo Haare nichts verloren haben
Was man in einem Pferdezimmer im häufigsten findet
Stroh (100%) Halfter an der Wand (88%) Mädchenposter (84%)
Zehn ungebräuchliche Namen für Indianerhäuptlinge
Wütender Zeisig Brütender Kuckuck Bratender Storch Brennendes Geheimnis Fliegendes Klassenzimmer Quälender Juckreiz Junggebliebener Mittvierziger Verzehrende Leidenschaft Benjamin Blümchen Andreas
Doomsday_AZ_1-2_Sleaze
19.08.2008
DIE MENSCHHEIT HAT EIN
14:25 Uhr
Suppe Zähne Kniekehlen Windschutzscheibe Rollmops Weltall (interstellarer Raum) Pentagon Gegenfahrbahn Glatze
Godzilla - die unbekannten Filme
Godzilla - allein zu Haus Godzilla - im Auftrag Ihrer Majestät Harry und Godzilla Butch Cassidy und Sundance Godzilla Pater Godzilla ermittelt Herbstsonate Godzilla lebt hier nicht mehr Die Ehre der Godzillas Wer hat Angst vor Virginia Godzilla Citizen Godzilla
Seite 1
ADRIAN LESTER BOB HOSKINS RHONA MITRA DOWELL Mc MALCOLM DAVID O‘HARA
VERFALLSDATUM!
VOM REGISSEUR VON „THE DESCENT“
Ab 16. Oktober in Ihrer Videothek
„Eindeutig ein ,Tag der Rache’, der Spaß macht.“ Blickpunkt:Film
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„Ironisch-abgebrühte Endzeitstimmung auf den Spuren von ,Mad Max’ und ,Die Klapperschlange’.“
„God bless Texas and Bavaria“ oder „Eine Reise in
Parallelunivers(ität)en“ Aktueller Tagebucheintrag: ‚Gestern von der Elite-Uni Harvard geträumt. Ein unterbewusster Hinweis auf das, was mich diesmal im Auftrag der Redaktion erwartet? Langsam aber sicher werde ich paranoid durch diese Interviewtermine.’ Eigentlich glaube ich nicht an übernatürlichen Schnickschnack. Aber nach den Missionen fürs SLEAZE, bei denen ich Zeitreisen und die merkwürdigsten Promis zum Interview treffen durfte, gewöhnt man sich an nahezu alles, was man sich weder vorstellen kann noch möchte. Was da allerdings wenig später mit breitem Grinsen aus dem Chefbüro befohlen wird, ist nicht lustig. Gar nicht lustig. Die Zeitreisen waren schon unentspannt. Heute soll es also in ein Paralleluniversum gehen, um dort zwei meiner absoluten Lieblinge zu treffen. Zumindest mit Harvard lag ich nicht so falsch. Nummer eins, George W. Bush, hat dort studiert, oder?! Oder war er nur Facility Manager? Der Zweite ist fast genauso sympathisch, dafür weniger einfach zu verstehen: Edmund Stoiber. Widerstand natürlich zwecklos. Bringen wir es also hinter uns. Ich werde ungefragt an einen Computer angeschlossen, kurz drauf wird’s bunt vor meinen Augen. Aber so richtig. Die Brady Family hätte helle Freude daran. Den Bruchteil einer Sekunde später komme ich unter einem Baum auf dem Campus der Harvard-Uni zu mir und trage sagenhaft hässliche Hippieklamotten. Wie die versammelten Freaks um mich herum, die natürlich mit Protestschildern gegen alles Mögliche bewaffnet sind. Zwei von ihnen erkenne ich ziemlich schnell, schon allein, weil sie nicht mitdemonstrieren. Erstaunlich, so schnell habe ich die Promis noch nie gefunden! Aber was ist das! Die Kommunikation zwischen den beiden Staatsmännern (in meiner Welt) würde selbst Dick & Doof und anderen Knallchargen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Mich beschleicht das eigenartige Gefühl, dass nicht ich HIER der Gast bin, sondern eher George und Edi an meiner Realität gestrandet sind.
Irgendwie hab ich mir den Mann mit Gamsbart und den Texaner privat genauso so vorgestellt. Wirres Kichern, abwesender Gesichtsausdruck. So kenne ich sie als Politiker! Ich nähere mich unauffällig bis auf ein paar Meter, um mehr als Wortfetzen aufzuschnappen. Während der eine in zünftiger Tracht unentwegt unterbrochen von zahllosen Ähs und Öhs etwas von Problembären und dem Münchner Flughafen nuschelt, bringt George seinen Stetson in Form, faselt von Ölquellen, seinem Freund Osama und starrt apathisch vor sich hin. Mein Blick schweift ab. Auf einem Schild steht: Fakultät für geistige Rückbildung. Das ist es. Die Bestätigung meiner These! Bush und Stoiber müssen hier ihre Ausbildung vor der Reise in die unsere mit „summa cum laudae“ abgeschlossen haben. Da besteht absolut kein Zweifel. Sagenhaft, dass sich zwei derartige Vollhonks bar jeder Denkfähigkeit so bis ganz oben durchmogeln konnten. Oder ist das gar nicht so erstaunlich? Geht’s noch? Jetzt hätte ich fast Respekt für die beiden entwickelt. Schluss damit. Die restliche Zeit vor Ort nutze ich für ein paar sportive Räucherstäbchen mit neu gefundenen Freunden, die im wahrsten Sinne des Wortes inzwischen eine parallele Existenz zu führen scheinen. Als mir meine Uhr suggeriert, dass es allmählich Zeit für die Rückreise wird, schaue ich von meinem benebelten Logenplatz unter dem Baum ein letztes Mal zum Zweigestirn des politischen Fundamentalismus und komme zum fast politischen Credo: Irgendwie stimmt der Satz „dumm, aber glücklich“. Das lässt jedenfalls das Bild vermuten, das ich im Kopf mit in die Heimat nehme. George liest sein Buch von der kleinen Ente, das ihm schon am 11.September den Tag gerettet hat, während Edmund den Erstsemestern Basiswissen in bayerischer Gründlichkeit und Stottern näher bringt. Aus welcher Welt wohl Pol Pot, Dschingis Khan und Mao eigentlich ... Nein, liebe Reiseleitung, bitte keine falsche Abzweigung nehmen! Dafür ist auch beim nächsten Ausflug noch Zeit. Mathias
Treffpunkt Kino
www.eurovideo.de
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Für den Journalisten Franz Josef Wagner wurde beim Axel-Springer-Verlag extra die Position des Chefkolumnisten geschaffen. In seiner BILD-Kolumne „Post von Wagner“ schreibt er über alles, was ihm vor die Flinte läuft: Menschen, Gegenstände oder auch Farben. inFemme schießt zurück. In ihrem Weblog antwortet sie Wagner auf seine Post. Dies und weitere Wutanfälle oder Beobachtungen gibt es unter www.infemme.twoday.net.
Post an Wagner Lieber Franz Josef Wagner, Sie schreiben an die Farbe Schwarz, um ihr mitzuteilen, dass Sie sie jetzt doch schön finden. Schwarz ist für Sie nicht mehr „... die Mitte einer Zielscheibe, die Schicksalsgeschichte der ... Sklaven. (...) das Kleid der Witwe oder der Trauerflor der Taxen für ermordete Kollegen.“ Dank Barack Obama weinen Sie bei Schwarz nicht mehr. Weil Barack Obama das für stieselige Weiße sympathische Schwarz hat. Er war auf der Weißen-Uni, er kann toll Basketball spielen, er kann prima tanzen. Und seine Stimme ist bestimmt wie Samt. Ich glaube, Sie finden besonders eine Sache an Barack Obamas Schwarz so toll, und das ist sein Weiß. Sicher macht es Ihnen dieses weiße Schwarz leicht, endlich mal tolerant sein zu können. Sie können einen Schwarzen umarmen. Ihn bejubeln. Ihn bewundern. Ja, endlich mal einer, der nicht nur Klicksprache kann, mit Kokain-Bubbles im Mund am Bahnhof steht und weißen, dicke Frauen nachstellt. Meinen Sie eigentlich, Obama hat auch so ein Riesending? Bunte Grüße,
Ihre inFemme P.S.: Ich bin übrigens schon sehr gespannt, wann und was Sie an die Farbe Braun schreiben.
.... zum Thema Hochzeit der Ballacks....
Lieber Franz Josef Wagner,
Das Alien-Hand-Syndrom
A: Weil die BILD das aus mir gemacht hat. Wer so lange für dieses Blatt schreibt, hält sich und Deutschland ganz automatisch für Gott, Kaiser und auch Chef von allem.
.... zum Thema Schwarz....
wenn Ballack seine Simone ehelicht, geben Sie mehr als nur Ihren Segen. Sie geben satte vier Antworten auf die Frage, warum diese Hochzeit zehn Jahre zu spät stattfindet. Der Leser darf wie bei Multiple Choice ankreuzen, welche Antwort richtig ist. Weil die Hochzeit von einem ewig Zweiten mit einer Frau, die Elton John gutfindet, nicht so richtig interessiert, greife ich lieber nur das AnkreuzThema auf. Die Frage: Warum sind Sie so, wie Sie sind? Kreuzen Sie wie bei Multiple Choice an.
Gute Sündenböcke: Syndrome
B: Weil ich seit über vier Jahren meine Medikamente nicht finde. C: Warum sollte ich was anderes machen? Ich bekomme für jeden Brief viel Geld und habe noch niemals für einen länger als 7,5 Minuten gebraucht. D: Papa hat Mama geheiratet. Atomkraft, ja bitte. Ich muss kotzen. Doppelherzen gibt es nicht. Wenn Sie D angekreuzt haben, dann haben Sie gewonnen. Denn dann ist ihr nächster Brief schon fast fertig. Sie müssen nur noch überlegen, an wen er geht. Bitteschön,
Ihre inFemme ... zum Thema Atomkraft...
Lieber Franz Josef Wagner, nach Ihrem Brief an die Atomkraft muss ich sagen: Sie müssen zu viel Kaffee mit Angela Merkel und zu viele Mojitos mit Kai Dieckmann getrunken haben. Dazu kamen vermutlich viele Frei-Chips mit dem Breakdancer, die Ihnen die Lobbyisten der Atomindustrie zugesteckt haben. Nur so könnte ich Ihr Fazit: „Atomkraft, ja bitte.“ verstehen. Und da haben wir von Ihrer „Argumentation“ noch nicht mal begonnen zu sprechen. Ganz kurz: Weil ihre Enkelin im Alter weder mit Gas noch mit Öl heizen werden kann, sind Sie für Atomkraft. Alternative Energien scheiden aus. Weil erstens Energiemasse wie Mais oder Raps die Welt verhungern lassen wird. Schließlich sind ja auch schon ziemlich viele Felder als Futter für das Steak verplant, das uns aus Argentinien auf die Teller fliegt. Zweitens finden Sie, dass Windkrafträder nicht gehen. Und hier kann ich Ihr Argument voll und ganz nachvollziehen: Sie verstellen den Blick aufs Meer, behindern die Freiheit der Augen. Endlich spricht es mal jemand aus.
Diese schrecklichen Wirbelriesen, die so effektiv Strom erzeugen können. Monster sind das. Sie sollen sofort alle rückmontiert werden. Dasselbe gilt auch für Solarzellen. Diese schwarzen Quadrate sind so eckig und so schwarz. Das macht traurig. Das macht depressiv. Lieber Wagner, Ihr Blick auf die Welt eröffnet mir völlig neue Horizonte. Damit Ihre Enkelin später nicht frieren muss, freien Blick aufs Meer hat und auch immer fröhlich ist, wähle ich in Zukunft CDU. Für die Atomkraft. Für Sie. Für Ihre Enkelin. Für Deutschland. Herzlichst,
Manche Krankheiten sind einfach nur furchtbar. An einem Achillessehnenriss kann ich genauso wenig gut finden wie an einer eitrigen Mandelentzündung oder Fußpilz. Aber es gibt auch Krankheiten, die ihr Gutes haben. Hier drei lässige Syndrome, die aus der Patsche helfen: Das Alien-Hand-Syndrom Du bist im Restaurant. Am Nebentisch sitzt ein Pulk blöder Menschen, die unerträglich laut sind. Während du mit der rechten Hand dein Glas zum Mund führst, schnappst du dir mit der linken den gut gefüllten Aschenbecher und wirfst ihm dem größten Spacken mit viel Schwung an den Kopf. Nachdem er die Blutung halbwegs gestillt hat, wird er sehr ungehalten sein, aber nur bis zu deiner Erklärung: Das ist das Alien-Hand-Syndrom, eine neurologische Störung, durch die ich nur noch eine meiner beiden Hände steuern kann. Bei mir ist es sprichwörtlich so, dass eine Hand nicht weiß, was die andere tut. Und schon wird dieser Nerv-Pulk nichts mehr tun, was dich irgendwie aufregen könnte.
Ihre inFemme ... zum Thema McCain...
Lieber Franz Josef Wagner,
Das Balint-Syndrom Du bist strunzvoll, greifst nach deinem Glas, erwischt es nicht richtig und wirfst es um. Verstrahlt schielst du in die Gruppe. Deine Freunde sind ein Brei aus schönen Farben. Sie lachen und sagen: Geh mal nach Hause, du bist ja total dicht. Du kannst ihnen beim Ordern der nächsten Runde entgegnen: Ihr liegt aber mal so was von falsch. Das ist das Balint-Syndrom. Ich kann durch die optische Ataxie meine Augen- und Greif-Bewegungen nicht kontrollieren. Und die Tatsache, dass ich nicht einen von euch gerade angucken kann, liegt nicht an den 17 Wodka-Os, sondern an der okulären Apraxie. Und schon ist Ruhe im Karton.
Sie sind sauer auf McCain und das schreiben Sie ihm auch. Sie beschimpfen seinen Sprecher als Schwachkopf, weil dieser die Deutschen als kriecherisch bezeichnet hat. Zumindest die 200.000, die wegen Obamas „Extra“ an der Siegessäule gekommen sind. Diesem Extra haben Sie ja bereits in Ihrem Brief an die Farbe Schwarz ausreichend gehuldigt. Wegen Obama müssen Sie bei Schwarz jetzt nicht mehr weinen, sondern an hochgebildete Basketballtalente denken, die die Welt verändern wollen. Sie, lieber Wagner, halten die Deutschen nicht für kriecherisch, sondern für romantisch. Ich, lieber Wagner, halte die Deutschen zwar auch nicht für kriecherisch, aber für sehr RTL2. Denn Deutschland könnte 200.000 Leute aus vielen anderen Gründen auf der Straße gebrauchen als aus dem, dass jemand kommt, der zufällig schwarz ist, vielleicht Präsident der Vereinigten Staaten wird und eine Rede hält, die man eventuell versteht. Aber die meisten Deutschen sind eben nur vorn bzw. draußen mit dabei, wenn es viel Sensation für wenig Denken gibt. Witzig. Das ist ja genau wie bei der BILDZeitung.
Kataplexie Dein Freund erzählt dir eine Geschichte. Sie ist sehr langweilig. Also, so richtig langweilig. Du kämpfst dagegen an, aber es hilft nicht: Du schläfst ein. Dein Freund rüttelt dich wach und beklagt sich: Nie hörst du mir zu. Findest du etwa langweilig, was ich erzähle? Du so: Im Gegenteil. Ich habe Kataplexie, das ist ein erregungsbedingt auftretender kurzzeitiger Verlust der Muskelspannung. Wenn ich nur ein bisschen aufgeregt bin, lähmt es mir schon die Zunge, aber wenn ich so was Spannendes wie deine Geschichte höre, dann knick ich einfach weg. Wenn du dich jetzt zur Seite drehst und dein Nickerchen fortsetzt, ist dein Gesprächspartner vom Schimpfen so weit entfernt wie Dolly Buster von einem Gesichtsausdruck.
Rike
Kataplexie
Herzlichst,
Ihre inFemme Kataplexie
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Lieber ein Rad schlagen! Das Leben ist nicht fair. Das werden alle wissen, die über zehn Jahre alt sind. Als hätte diese Tatsache allein nicht gereicht, werden wir von jeder Seite mit guten Ratschlägen belästigt. Die hier abgebildeten Goldstücke sind aus der Zeitschrift EMOTION (Heft 007/2008) und beweisen, dass Mark Twain recht hatte: „Ich gebe Ratschläge immer weiter, es ist das einzige, was man damit anfangen kann.“ EMOTION erscheint im Gruner+Jahr Verlag und „erreicht moderne Frauen im Alter ab 25 Jahren. EMOTION-Leserinnen sind Glücksstrateginnen. Sie glauben daran, ihr Lebensglück selbst beeinflussen zu können und nehmen ihr Glück aktiv in die Hand. Mit dieser optimistischen, zukunftsweisenden Lebenseinstellung sind EMOTION-Leserinnen Trendpioniere. Mehr verstehen, glücklich leben.“ (O-Ton EMOTION)
❤ „Money, get away!“ Sollte das Geld dieses Jahr nicht für einen Urlaub auf den Malediven reichen, muss man nicht gleich missmutig werden (NICHT JAMMERN!). EMOTION weiß auch hier Hilfe:
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Viel Spaß, ihr Castrop-Rauxeler.
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Wer öfter krank ist oder eine innere Unzufriedenheit verspürt, die keine Blähung ist, der wird viel mit diesem Tipp anfangen können: Einfach mit dem Jammern aufhören, dann werden wir alle glücklichere Menschen.
Habt ihr das auch alle gelesen, ihr missmutig chronisch Kranken. So wird das einfach nix.
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Erfolgreiche Frauen haben es schwer, einen adäquaten Partner zu finden. Er sollte klug sein und gut aussehen. Er muss Humor haben, seinen Mann stehen, aber trotzdem sensibel sein. Kein Wunder, dass erfolgreiche Frauen Singles sind. EMOTION weiß Rat:
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Einfach das Beuteschema ändern, dann klappt es auch mit der Liebe.
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Jeder, der in einer Beziehung ist (außer die erfolgreichen Frauen)weiß, dass es auch manchmal kriseln kann. Eine Beziehung ist kein Ponyhof, sondern harte Arbeit. EMOTION weiß auch hier, was zu tun ist. • Einfach mal ein leckeres Frühstück machen, wenn der Partner noch Schlaf braucht.
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Wir garantieren den Verlust von Gewicht, Zähnen, Gehirnmasse, Potenz. Und bei fleißigem Dauerkonsum sogar den Verlust des Lebens. Aber keine Sorge, Studien haben gezeigt, dass 97% unserer Kunden immer wieder zurückkehren – also ist der Dauerkonsum ein Kinderspiel.
❤ Tamara Wurstkopf. Ekelhardt Erdapfel-Unfall. Wernerette Mist-Berg. Viele kennen das Problem. Man kann sich einfach keine Namen merken. Sie rauschen in ein Ohr hinein, drehen eine Ehrenrunde ums Stammhirn und rauschen zur anderen Seite hinaus. Das ist ärgerlich. EMOTION kennt den ultimativen Weg.
Und sprachen wir schon die imposante optische Veränderung in nur wenigen Monaten an? Einen schnelleren Weg zu altern gibt es nicht, Kinder! Hier als Beleg einige Vorher-Nachher-Fotos.
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• Einfach den Namen und die Peron mit einer lustigen Geschichte verbinden.
Das wird bestimmt lustig auf einer Party. Ihr steht grenzdebil in der Ecke und denkt euch mit offenem Mund Geschichten aus. Bitte schickt doch eure Geschichten zu Thusnelda Stink-Frachtraum an danilo@sleazemag.de.
Hervorragend. Schlafende Partner meckern nicht und wenn sie dann den Mund vollhaben, meckern sie auch nicht. Nur die schlecht erzogenen, und mit denen sollte man Schluss machen. Fertig.
Und mit „euch“ meinen wir wirklich ALLE von 6 bis 66! Denn im Gegensatz zu teuren Diätshakes auf (wirkungsloser) homöopathischer Basis kostet unser Chemie-Cocktail nur wenige Euro. Und egal, ob ihr euer Meth nun raucht, schnupft oder ganz lässig spritzt, ein JoJo-Effekt ist absolut ausgeschlossen. Ihr werdet abnehmen!
Ja ja, deine Mudder!
Pascal
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„Fürchte dich nicht, denn ich…“ Jeder hat vor etwas Angst. Manche leiden auch unter Phobien. Das ist mitunter lustig, meist eher lästig. Wer da gleich zum Therapeuten rennt, ist selber schuld. EMOTION weiß es besser: • Die Angst nicht behandeln oder unterdrücken. Ihr solltet eure Angst fragen, was sie euch sagen will.
Kleiner Tipp von SLEAZE: Einfach mal bei unserem hässlichen Tier vorbeischauen.
„Wieher“
• Einfach nur glücklich sein, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist.
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„Wenn du mich wirklich lieben würdest…“
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Wer warst du nochmal?
„Ja ja, früher war einfach alles besser!
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Manchmal könnte man einfach nur auf den Tisch kotzen. Laut schreien. Das Nachbarskind verprügeln. Vollkommen durchdrehen. Da das nur Probleme verursacht, weist uns EMOTION einen besseren Weg, den Weg des sanften Ausrastens.
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Einfach die Aufgaben sofort erledigen!
Hervorragend! Mach ich. Gleich!
Seid ihr es auch leid, ständig einen Haufen Kohle für Abnehmpräparate zum Fenster rauszuwerfen? Ihr sucht DAS Mittel, das wirklich für Veränderung in eurem langweiligen und sinnlosen Leben sorgt? Ihr wollt endlich mal WIRKLICH Spaß haben beim Abnehmen? Dann haben wir mit dem Wundermittel Methamphetamin (oder einfach liebevoll „Meth“ genannt) genau das Richtige für euch!
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Hutschnurprobleme
Wer kennt nicht die lästige Aufschieberitis? Ganz nach dem Motto: Was du heute kannst besorgen, dass kannst du ganz sicher auch noch übernächste Woche machen. „EMOTION“ hat einen wirklich guten Ratschlag gegen diese Charakterschwäche:
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• Einfach zuhause bleiben und den eigenen Wohnort erkundigen, als wäre man Tourist. Bitte nicht verwechseln mit Terrorist. Das gibt nur Ärger.
Mir wird schlecht.
„Mach ich gleich!“
Aufgepasst liebe Jungen und Mädchen, Übergewichtige und verzweifelte Hausfrauen: bitte alle Herhören!
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Gespräch: Du: Angst, wir müssen mal reden. Angst: … Du: Angst, was willst du mir sagen. Angst:… Du: Bist du unglücklich? Was sind deine Ziele? Ich will dir doch nur helfen! Angst:…
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❤ Yanah ❤
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Mode
Nicht, dass ich notgeil wäre
Beamtenchic
Mütze: Sionyx Stiefel: 3Suisses Rock: 3 Suisses Bluse: H&M Gürtel: Abro Jacke: Roxy Unterwäsche: Bee Dees Schmuck: Fossil Cabin-Trolley: Mini (schaut auf unsere Verlosungsseite) Baileys Coffee mit Flavour
Mode
Shirt: Wemoto Hose: H&M Schlübber: Bruno Banani Uhr: Fossil Brille: Porsche Ring: Fossil Schuhe: Diesel Getränk: Bossa MP3 Player: Philips GoGear Audio/VideoFlash-Player SA6145 4 GB
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Mode
Ich achte auf das Innere
Poncho: H&M Kleid: 3 Suisses Gummistiefel: Kamik Ohrringe: Roxy Unterwäsche: Bruno Banani Armreif: a cuckoo moment Geldbörse: Alprausch Mütze: Sionyx Fotoapparat: Nikon Coolpix P6000, erhältlich Ende September Shokomonk Trinkschokolade Vanille
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Ich werbe für mich selbst
Mode
Limo Bag: Sionyx Barett: Sionyx Tasche: Roxy Schuhe: Lacoste Jacke: Roxy Unterwäsche: Bruno Banani Gürtel: a cuckoo moment Top: UCON Hose: H&M Shokomonk Latte Macchiato MP3 Player: ZEN Mozaic / Creative
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Mode
Autounfallmode
Hose: Burton DJ-Bag: Burton Mütze: Carhartt Jacke: Historic Research Hoodie: Wemoto Schuhe: Jack Wolfskin Kopfhörer: Skullcandy Unterwäsche: Carhartt DVD: Mutant Chronicles von Warner
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Habt ihr es nicht satt,
ständig auf der Suche nach eurem NummerEins-Magazin zu sein? Friseurläden abzuklappern, sich
ne neue Frisur machen zu lassen, in der Hoffnung, SLEAZE irgendwo im unsäglich abgegriffenen Zeitschriftenstapel zu erspähen und mit ins traute Heim zu nehmen, wo man es endlich wohlig betten kann, mit ihm reden und
spielen oder einfach nur, um drin zu lesen. Wir machen es euch einfach, auch wenn sich diese Zeilen für Eingefleischte wie ein Déjà-vu lesen mögen. Werdet Abonnenten! Nehmt euch selbst in den Kreis der Sendungsempfänger auf! Jungfräulich werdet ihr in Zukunft euer Blättchen in den Händen halten und die Frische zwischen den Seiten erschnuppern können. Ehrlich, wer hat das nicht gern, ein ungeknicktes Erzeugnis sein Eigen zu nennen. Keine kryptischen Bemalungen früherer Leser, keine Eselsohren, nur ihr und SLEAZE. Eine Mail an abo@sleazemag.de mit euren Angaben. Alles weitere folgt. Ihr werdet lediglich aufgefordert, den schützenden Mantel und den Postzoll zu blechen. Traut euch!
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to war! to war! Lets go!
Natürlich zahl’ ich NICHT Eine Kriegserklärung an die Gebühreneintreiber der Republik!
Du bist allein in der Wohnung doch die Stille ist trügerisch, von einem Klingeln aufgeschreckt gehst Du nichts ahnend zur Tür, doch dort erwartet Dich das Grauen! Noch vor bevor Du einen Laut von Dir geben konntest blickt Dir der Vertreter des Terrors ins Gesicht und stösst die Worte aus dem Schlund der Hölle hervor …
„Schön Guten Tag GEZ - haben Sie ein Radio, Fernsehgerät oder einen internetfähigen Rechner in Ihrer Wohnung?“ Eine Szene wie aus einem Horrorfilm, die allerdings so gut wie jeder mindestens einmal selbst miterleben durfte. Vielleicht wäre das Ganze auch weniger gruselig, wenn attraktive oder wenigstens halbwegs ansehnliche Menschen die Rundfunkgebühren eintreiben würden. Der durchschnittliche Gebühreneintreiber wirkt dagegen eher wie eine Mischung aus Klaus Kinski und Gollum. Zudem wiederholt er ständig die Frage ob man seinen Schatz gestohlen hat und schwarzsieht. Wer in den Genuss des gebührenfinanzierten Fernsehens kommt, sieht nach recht kurzer Zeit jedoch nicht schwarz sondern rot. Das Programmschema ist auf eine Altergruppe zugeschnitten, die einen Zivildienstleistenden braucht um überhaupt zum Fernseher zu kommen. Zur besten Sendezeit kann man sich an qualitativ hochwertigen Produktionen wie dem Traumschiff oder dem Großen Fest der Volksmusik erfreuen. Es liegt auf der Hand, dass man ein erstklassiges Programm wie den Marienhof nicht ausschließlich durch Gebühren finanzieren kann. Ein bisschen Product Placement hat
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schließlich noch Keinem geschadet. Meine persönliche Lieblingsfolge vom Tatort ist die, in der nicht nur ein Mordfall gelöst wird, sondern gleichzeitig auch das erste Megapixel Handy von Sharp vorgestellt wird. Vermutlich wird das Geld benötigt um den Bildungsauftrag zu erfüllen, zum Beispiel durch Zukauf so großer Denker wie Oliver Pocher oder Bruce Darnell. Man könnte jetzt meinen, wenigstens die Angestellten jener öffentlich–rechtlichen Sendeanstalten wären zutiefst dankbar für die liebevoll und freiwillig entrichteten Rundfunkgebühren. So wie Harald Schmidt, der verlauten ließ er spiele gern beim Traumschiff mit, denn er suche sich seine Rollen grundsätzlich nur noch nach den Drehorten aus. Oliver Pocher gab, auf die Frage wie er mit Kritik umgehe von sich, dass diese ihn nicht trifft da ihn nicht interessiert was ein Journalist schreibt der fünf Euro die Stunde verdient. Warum auch? Wir bezahlen doch gerne Gebühren für unseren Olli, besonders wenn er das Vaginalsekret seiner Gäste irritierten fremdsprachigen Sängerinnen schenkt.
Schwer vorstellbar, dass es Menschen gibt die nicht mit einem Strahlen im Gesicht die Gebühreneintreiber umarmen. Doch für alle Abtrünnigen haben wir eine Kriegserklärung verfasst die man dem Gebühreneintreiber stolz überreichen kann.
Ab (Datum)
(Uhrzeit)
erkläre ich
allen Angestellten oder anderweitig Beschäftigten der Gebühreneinzugszentrale 50656 Köln den Krieg!
Kriegsgrund (zutreffendes bitte Ankreuzen) Ein missratener Scherge der GEZ lauerte mir vor meiner Einganstür auf und wollte sich unrechtmäßig Zugang verschaffen, meiner Forderung nach einem Faustkampf vor der Tür ist er nicht nachgekommen. Die Gebühreneinzugzentrale schickt mir obszöne Briefe mit wüsten Drohungen und überhöhten Geldforderungen. Auf meine Briefbomben erfolgte keine Rückmeldung. Die Gebühreneinzugszentrale belästigte mich in Kino, Fernsehen, Zeitung und Internet mit dumpfer Propaganda. Als ich einen Darsteller aus diesen Machwerken zur Rede stellte, ist er meiner Forderung nach Satisfaktion nicht nachgekommen.
Maßnahmen (zutreffendes bitte ankreuzen) Jedwede Kommunikation mit dem Feind wird als Hochverrat betrachtet, gemäß § 123 StGB wird dem Feind auch jeglicher Zugang zum eigenen Wohnraum verwehrt! Harald Schmidt, Florian Silbereisen, Bruce Darnell und Thomas Gottschalk werden für vogelfrei erklärt. Oliver Pocher wird gezwungen, einen Liter Kaffe, einen Liter Wodka, sowie einen Liter Vaginalsekret zu trinken – und zwar in dieser Reihenfolge. photocase.com
gez. Der Zuschauer
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Du kennst das: Fertiggericht im Supermarkt gekauft, auf leckeres Essen gefreut, Packung geöffnet – gewundert. Das Foto auf der Verpackung sieht irgendwie anders aus als das, was drin ist. Auch Samuel Mueller kennt das. Doch statt sein Essen sofort zu essen, greift er zum Fotoapparat. Samuel wird neugierig – und süchtig. Süchtig danach, herauszufinden, was in all den anderen Verpackungen aus dem Supermarkt so drin steckt. Also kauft er ein. Immer nur so viel, wie er selber gerade essen kann. Über sechs Monate zieht sich das Experiment. Jetzt sind 100 Produkte zusammen. Es ist das erste Projekt von Samuel Mueller, Journalist und Künstler aus Berlin. Demnächst erscheint das Buch zum Projekt. Werbung gegen Realität gibt es unter www.PUNDO3000.com
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`Koch`-Foto: aboutpixel / © svair
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„No sex in coffins, please! Box may break! Coffin is for one person only!“ Diese persönliche Nachricht von Graf Dracula befindet sich in Form einer Postkarte hinter der Rezeptionsvitrine des Propeller Hotels. Falls jemand die Särge des Gruft-Zimmers und des unheimlich knarrenden Holzbodens besonders erregend findet. Es wäre für viele wohl ein bisschen peinlich, mit nacktem Arsch von der Feuerwehr erwischt zu werden, eingequetscht zwischen vampirischen Ruinen und dem Körper des erschütterten Schlafenden vom Bett unter dem Sarg. Solche Exzesse sind aber mehr oder weniger unvermeidlich. Der Gedanke an Sex bei der Ansicht der wunderlich eingerichteten Zimmer scheint zu inspirieren. Als Journalistin hatte ich beim Besuch des Hotels nicht so viel Zeit wie ein Gast, habe mich aber doch von diesem „schmutzigen“ Aspekt inspirieren lassen. Besonders vom Spiegelzimmer. Aber ich bin mir sicher, ihr hättet da nur an Pullover stricken gedacht. Versteht mich aber nicht falsch. Das City Lodge ist tatsächlich viel mehr als ein, ähm… „Strickort“. Eher ein kleines gemütliches, Fotoshooting-geeignetes Kunstwunder. Zudem mit seinen 45 einzigartigen Zimmern der coolste Nebenjob, den man sich ausdenken kann. Das Hotel entstand nämlich als Seitenprojekt – zwecks finanzieller Unterstützung für die musikalischen Vorhaben des Besitzers.
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Der vielseitige Lars Stroschen wollte ursprünglich nur Musik machen. Er wanderte durch die Berliner Hinterhöfe um die Welt und sammelte Geräusche und Klänge, die für durchschnittliche Hörrezeptoren nicht wahrnehmbar sind. Aus der Komposition dieser Klangstrukturen entsteht dann die experimentelle elektroakustische Musik von dem Künstler, der sich „Propeller Island“ nennt. Der Name stammt vom gleichnamigen Roman von Joules Verne, zweifellos der Lieblingsautor aller Jungs mit großer Fantasie. Die Propellerinsel ist nämlich ein gigantisches Schiff, das seine Bewohner um die Welt fährt. Das bezeichnet unseren Helden des Tages am besten, denn er scheut sich nicht, neue Sachen auszuprobieren und die Anhänger seiner Kunst auf eine abwechslungsreiche Reise mitzunehmen. Seine abstrakten Fotografien, Gemälde und Klangskulpturen sowie natürlich jeder Aspekt der selbstgestalteten Zimmer ergeben das Gesamtkunstwerk Propeller Island City Lodge. Vielleicht habe ich mich genau deswegen nicht getraut, ihn anzusprechen, als er in die Rezeption plötzlich aufgetaucht ist. Ich war nämlich ein bisschen „star-struck“.
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In dem Zimmer haben Eifel 65 die Inspiration für ihren Song „I´m Blue“ bekommen. Wie haben sie das so schön beschrieben? „Dabudi dabuda.“
In dem Zimmer haben Eifel 65 die Inspiration für ihren Song „I´m Blue“ bekommen. Wie haben sie das so schön beschrieben? „Dabudi dabuda.“
LIEB
Die Realisierung meiner Kinderträume: mit dem Bett über die Stadt zu fliegen. Zum Glück sind hier ein unabsichtlicher Freisturz und das darauf folgende Einfädeln der Weichteile in eine Straßenlaterne eher unwahrscheinlich.
Gemütliches Licht. Pastellfarben. Der ein wenig beunruhigende Duft nach Kölnisch Wasser. Ich hätte fast erwartet, dass die Oma vom Foto gleich auftauchen und mich zum Kuchen einladen würde. Wäre ich nicht von der Ansicht der in der Garderobe steckenden Toilette und Badezimmer abgelenkt.
Die Realisierung meiner Kinderträume: mit dem Bett über die Stadt zu fliegen. Zum Glück sind hier ein unabsichtlicher Freisturz und das darauf folgende Einfädeln der Weichteile in eine Straßenlaterne eher unwahrscheinlich.
Gemütliches Licht. Pastellfarben. Der ein wenig beunruhigende Duft nach Kölnisch Wasser. Ich hätte fast erwartet, dass die Oma vom Foto gleich auftauchen und mich zum Kuchen einladen würde. Wäre ich nicht von der Ansicht der in der Garderobe steckenden Toilette und Badezimmer abgelenkt.
Die Prinzessin und die Erbse mal Orient style. Presenting: die Prinzessin und die Muskatnuss.
Wie schon gesagt, in dem Zimmer müsste man sich eher auf wenige mal romantische, mal prosaische Grundtätigkeiten begrenzen, wie z.B. keinen massiven klaustrophobischen Schizoanfall kriegen.
Lars‘ Leidenschaft für erotische Kunst ist hier besonders spürbar. Oder möchte er einfach mit den vielen nackten Frauen prahlen, die er fotografiert hat? Angeber.
BEWEIS
We care more2
Die Prinzessin und die Erbse www.lifestylescondoms.de
mal Orient style. Presenting: die Prinzessin und die Muskatnuss.
Wie schon gesagt, in dem Zimmer müsste man sich eher auf wenige mal romantische, mal prosaische Grundtätigkeiten begrenzen, wie z.B. keinen massiven klaustrophobischen Schizoanfall kriegen.
Lars‘ Leidenschaft für erotische Kunst ist hier besonders spürbar. Oder möchte er einfach mit den vielen nackten Frauen prahlen, die er fotografiert hat? Angeber.
Ich musste bei der Ansicht der an der Decke klebenden Möbel instinktiv zucken. Vor Angst, zur Decke gezogen zu werden. Dann habe ich aber festgestellt, dass ich mich sowieso schon auf der Zimmerdecke befand.
Der perfekte Ort für die neue Praxis vom Herrn Dr. Augenarzt. Zum Schielen cool.
Ich musste bei der Ansicht der an der Decke klebenden Möbel instinktiv zucken. Vor Angst, zur Decke gezogen zu werden. Dann habe ich aber festgestellt, dass ich mich sowieso schon auf der Zimmerdecke befand.
Der perfekte Ort für die neue Praxis vom Herrn Dr. Augenarzt. Zum Schielen cool.
Katya
Katya
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Das tut nicht weh
Sind Metalle im Gesicht in diesen Tagen angesagt? Oder haben die Eltern und andere Aufklärer genug über durchbohrte Nervenbahnen, Lähmungen und Kollateralschäden lamentiert? Treibt der hohe Ankaufswert beim Schrotthandel den Schmuck nicht in die Höhe? Der Bahn mangelt es seitdem an Kabeln jeder Art und der Goldpreis steigt dieser Tage ja stetig.
Man ist nie zu alt für eine gepflegte Body-Modifikation. Danilo wollte endlich ein Piercing durchs Septum, das ist der mittlere Nasenknorpel. Ich erinnerte mich an meinen alten Kumpel Byxe, der mittlerweile seit acht Jahren Löcher in Körper bohrt. Er hat sich bei Niki und Ms. George im „Berlin Ink“ eingenistet, auf dem Gelände einer alten Kupferfabrik nahe dem SageClub. In einem dieser Sorte Tattoostudio, die man suchen muss und finden kann. Nach einem Beratungsgespräch, welches die Vor- und Nachteile eines Lochs im Körper an besagter Stelle erläuterte, und uns zu der Frage führte, wie man es den Eltern erzählt, ging es los. Die Versuchsperson sucht sich den passenden Schmuck aus, Ort und Stelle wurde angezeichnet und dann kam der Schmerz. Wer diesem nicht gewachsen ist, für den gibt es Emlo oder so, diese Salbe enthält Lidocain und betäubt die zu stechenden Hautstellen.
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Wir sahen es als unsere Pflicht an, Byxe vorzustellen und ihm ein Ohr für seine Lebensgeschichte zu schenken. Aufgewachsen in einer Kleinstadt in Mecklenburg kam der gelernte Bäckergeselle mit Dancehall und Reggae in Berührung. Fasziniert von der Musik und ihrer Tanzbarkeit fing er an, Platten zu kaufen und irgendwann auch diese aufzulegen. Regelmäßige Besuche in Berlin erweiterten seinen Horizont. Den Namen Byxe hat er sich von seiner ersten Leidenschaft, dem Graffiti abgeleitet. Mit dem Piercen hat er 2000 angefangen, damals noch in einem Tattoostudio in seiner Heimatstadt. 2004 zog es ihn nach Berlin. Im Kleinstadtmilieu ging ihm allmählich der Input aus, und das ständige Anquatschen der Anderen, wie teuer etwa eine Augenbraue sei, fing an zu nerven. Über Umwege kam er 2006 im „Berlin Ink“ in Berlin Mitte an. Der Laden ist ruhig gelegen und wirkt fast schon familiär. Durch den Kontakt mit vielen Menschen hatte Byxe zusammen mit der befreundeten Fotografin Krizzi Krause die Idee, ein Fotoprojekt zu starten, welches die unterschiedlichsten Menschen abbildet, wo der Bauarbeiter, Zeitsoldat oder die Dragqueen ihren schönsten Schmuck präsentieren sollen. Das Projekt ist unbefristet, es soll eine Ausstellung geben, eventuell sogar ein Buch. Wir reden hier von Gesichtern, mehr nackte Haut als zwischen den Ohren gibt es nicht zu sehen!
Wirklich nicht!
Wie kommt man darauf, zu piercen und nebenbei noch Reggae aufzulegen? Die Musik fand ich schon immer tanzbarer als Hiphop und bei uns hat das Zeug keiner gespielt. Also hab ich mich der Sache angenommen. Durch meine Besuche in Berlin kam ich auf den Geschmack des Auflegens. Durch einen Freund kam ich zum Piercen. Ich war fasziniert von den Leuten, die es stechen und denen, die es tragen. Was stichst du nicht? Augen, kleine Kinder, Rückenmark, Hunde und Katzen. Was hielten deine Eltern von deiner neuen Ausrichtung? Waren sie sauer, dass sie nun keine frischen Brötchen mehr vom Sohn bekamen? Meine Mutter meinte nur „aber tätowier dir nicht dein Gesicht!“, das war alles, sonst hatte niemand was dagegen. Was gefällt dir an dem Job?
Das ist zwar ein Job, aber für mich auch ein Lebensstil. Wenn du das nicht leben kannst, ist es schwer, glaubwürdig zu sein. Ich sehe mich als Wegbegleiter, manchen steche ich das erste Piercing und mittlerweile haben sie eine Handvoll davon. Die Motivationen der Menschen sind sehr unterschiedlich, manche gehen Schuhe kaufen, andere lassen sich stechen.
Manch einer kompensiert damit auch sein striktes und reglementiertes Arbeitsleben. Ich muss mich auch eingehend mit den Menschen befassen, ihnen eventuelle Ängste nehmen, ihnen die Vor- und Nachsorge erklären. Man dachte tatsächlich daran, dass man beim Arzt und kurz vor einem Eingriff sei, so eingehend hast du Danilo aufgeklärt! Es ist ja auch ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit. Und nur mit der Zustimmung kann ich dann arbeiten. Die Hygienestandards sind mir wichtig. Über den Rest kann man reden.
piercing-berlin.de myspace.com/selectabyxe myspace.com/neuespiercingneuesglück berlin-ink.de
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Es geschah 1999 in einer niedersächsischen Kleinstadt: Eine Clique nerdiger Schulfreunde sah sich gezwungen, die Zeit zwischen LAN-Party und Metal-Festival mit etwas Sinnvollem zu verbringen. Da man zu dieser Zeit noch an Dosenbier kam und es an jeder Ecke eine Videothek gab, pilgerte man an einem durchschnittlichen Wochenende vom „Edeka-Markt Hugo“ zum „Videocenter Jürgens“. Nach etwas Smalltalk mit schnauzbärtigen Videoverleihern blieb man schnell am „FSK 18“-Regal hängen. „Ator – Herr des Feuers“, „Grube des Grauens“ oder „Invasion der Zombies“ waren nur der Anfang. Bald war die erste Videothek leergeglotzt. An einem von zerstörten HansaPils-Paletten geprägten Abend stellte man dann schnell fest: „Jan-Michael kann HTML!“. Und so war VideoRaiders.net geboren, ein Sammelbecken für abseitige Reviews über abseitige Filme. Früher hätte man so etwas wohl Fanzine genannt, aber egal, welchen Namen man dafür finden mag, es gilt: „To me, bad taste is what entertainment is all about.“
VIDEORAIDERS
04. Lebowskis Ford
Die 10 heißesten Fahrzeuge der Filmgeschichte! Flinke Flitzer, knuddelige Karren, höllische Hobel. Ob Mad Max, Batman oder Dr. Brown: Der moderne Filmheld legt Wert auf einen ansehnlichen fahrbaren Untersatz. Doch Dr. Nevilles Porsche, James Bonds Aston Martin oder des Bumblebees neue (Chevrolet-Camaro-)Kleider sind nur was für Hippsters. Hier sind die wahren Herrscher der Straße – die wohl besten Fahrzeuge der Filmgeschichte.
10. APC M577 Film(e): „Aliens“ Modell: gepanzerter Truppentransporter Baujahr: 2179 Um Ripley und Co. heil über den Planeten LV-426 zu bringen, nutze man einen „Armored Personal Carrier“ der „United Colonial Marines“, ausgestattet mit Maschinengewehren, Flammenwerfern und einer Panzerung, die jede noch so dicke Wand zerdeppert. Nach einer planlosen Rettungsaktion gibt das Gefährt zwar aufgrund platter Reifen seinen Geist auf, nichtsdestotrotz sorgt dieses Monster ohne Frage für eine der besten Actionszenen der 80er Jahre. Gebaut wurde es übrigens aus einem 70 Tonnen schweren Flugzeugschlepper der „British Airwaves“.
09. Frankensteins Death Racer 2000 Film(e): „Frankensteins Todesrennen“ Modell: egal... Baujahr: 2000 In einem kommunistischen Amerika des Jahres 2000 werden der Bevölkerung „Brot und Spiele“
in Form eines jährlichen Autorennens geboten. Der Clou: In dem Rennen, welches quer durch Amerika führt, geht es primär nicht nur einfach darum, Erster im Ziel zu sein. Nein, es geht auch noch um das Entlasten der Sozialsysteme. Für das Überfahren von Rentnern und Kranken gibt’s Extrapunkte. Für das Design der Rennautos hingegen Standing Ovations. Auf welchen Flitzern die Karren basieren, kann ich nicht wirklich sagen, aber eines steht auf jeden Fall fest: Geht die Formel Eins mal mit solchen Kisten an den Start, schalte ich auch wieder ein.
08. Interceptor Film(e): „Mad Max“, „Mad Max 2 – Der Vollstrecker“ Modell: Ford Falcon XB sedan Baujahr: 1973 Die Maschine ist verdammt laut, verdammt schnell, verdammt tödlich. Also perfekt geeignet für eine Vendetta. Und ein solches Gefährt braucht Max Rockatansky auch, um die Nightrider zu jagen. Eine gewissenlose Motorradgang, verantwortlich für den Tod seiner Familie. Erst im letzten Drittel des ersten Teils schnappt sich Max den Interceptor aus dem Polizeigewahrsam, aber seine Fußstapfen, respektive Autospuren, hat die Karre ohne Frage in der Filmgeschichte hinterlassen. Das Auto ist ein „Ford XB Falcon Coupe“, der für den Film nur leicht modifiziert wurde. Der Kontinuität folgend düst Mad Max mit der Karre auch noch durch die postapokalyptische Wüste des zweiten Teils, die das Auto, zumindest im Film, nicht überlebt. Schade, ab Teil 3 gibt‘s ‚ne Kutsche.
07. Herbie Film(e): „Ein toller Käfer“, „Herbie groß in Fahrt“, „Der tolle Käfer in der Rallye Monte Carlo“, „Herbie dreht durch“, „Ein Toller Käfer kehrt zurück“ Modell: VW Käfer Model 117 Baujahr: 1963 Ach, Leute. Schaut ihn euch einfach nur an. Man kann Herbie von dieser Liste nicht ausschließen. Das wäre genauso, als würde man den 8jährigen, schüchternen, lispelnden, pummeligen Jungen mit Hornbrille nicht zum Kindergeburtstag einladen. So grausam kann kein Mensch sein.
06. Christine Film: „Christine“ Modell: Plymouth Fury Baujahr: 1958 Eigentlich war laut dem Originalroman ein „Plymouth Fury“ für Tod und Terror im Freundeskreis des jungen Arnie verantwortlich – im Film benutzte man allerdings einen „Plymouth Savoy“ und „Plymouth Belvedere“, was zu amüsanten Logikbrüchen führte, da Christine bei mehreren Mordversuchen ihre Autotüren verriegelt – per Verriegelungsknopf. Der „Plymouth Fury“ hingegen besitzt solche nicht, sondern kann nur über die Türgriffe verriegelt werden. Ein Detail für die Geeks. Abgesehen davon gehört das Baby zu den heißesten Automodellen der Geschichte und ist eine wahre (emanzipierte) Romantikerin: Im Film verteidigt sie nicht nur ihren Fahrer mit allen Mitteln, sondern tötet auch jeden, der sich zwischen sie stellt. Abgesehen von diesen blutrünstigen Tatsachen kann sich das Auto sogar selbst reparieren. Ob Lack-, Blech- oder Totalschaden – alles wird wieder heil. Für jeden, der nicht rückwärts einparken kann (àich), ein absoluter Traum.
05. Batmobil Film(e): „Batman hält die Welt in Atem“, „Batman“, „Batman Rückkehr“, „Batman Forever“, „Batman und Robin“, „Batman Begins“, „The Dark Knight“ Modell: unterschiedlich Baujahr: 1966 – 2008 Beim Batmobil ist es schwierig, ein exaktes Modell auszumachen. Über die Jahre hinweg unterlief das Batmobil zahlreicher Make-Over, von einem Straßenkreuzer mit Bat-Zeichen auf der Motorhaube zu einem schlichten Panzerwagen der US-Armee. Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten: Standardmäßig besitzt das Batmobil eine gepanzerte Karosserie und einen Raketenantrieb, der zumindest in den 60er Jahren noch an eine Atombatterie gekoppelt wurde. Dieses Batmobil ist auch das
Einzige, welches noch vollends auf einem echten Automodell basierte, dem „Lincoln Futura“. Alle Bat-typischen Veränderungen wurden dann von Designer Dean Jeffries vorgenommen, die aufgrund verschiedener Drehbücher für die einzelnen Episoden im Detail variieren konnten (Bat-Maschinengewehr, Bat-Schleuder, BatTelefon etc.). Ab 1988 begann man für den dunklen Ritter vollends eigenständige Fahrzeuge zu kreieren, deren Fahrgestell zwar ebenfalls noch auf einem reellen Automodell basierte (hier: „Chevrolet Caprice“ und „Buick Riviera“), der Rest wurde allerdings dem Wahn der Designer überlassen. Das Ergebnis schwankte von schlichtweg genial in „Batman“ bis zu...nun, ja...„Batman und Robin“. Und über diesen hüllen wir lieber mal den legendären (Bat-)Mantel des Schweigens. 04. Lebowskis Ford Film(e): „The Big Lebowski“ Modell: Ford Gran Torino Baujahr: 1973 Beim Anblick des Autos wird sich dem einen oder anderen Leser wohl ein Fragezeichen auf der Stirn einbrennen. Gut, die Karre ist optisch wie technisch jenseits von Gut und Böse – aber es ist nicht irgendeine x-beliebige Kiste. Es ist das Auto vom Dude. Von wem? Dem Dude, Mann. Noch Fragen?
03. Ecto-1 Film(e): „Ghostbusters“, „Ghostbusters 2“ Modell: Cadillac Miller-Meteor Baujahr: 1959 Glaubt man Ray Stantz, dann würde der alte klapprige „Cadillac Miller-Meteor“, der vorher jahrelang als Krankenwagen diente, nur etwas mehr Pflege benötigen, um ihn zum ultimativen Einsatzwagen für die Geisterjagd fit zu machen. Dass Ray aber wohl nicht viel von Autos versteht, sieht man Peter Venkmans ungläubigen Gesicht an – spätestens als er den Preis für die Schrottlaube erwähnt. 4.800 US-Dollar hat die Kiste gekostet – aber sie war es dennoch wert. Nachdem Ray sie wieder flott gemacht hat, ist Ecto-1 wohl zu einem der berühmtesten Autos der Filmgeschichte mutiert. Ausgestattet mit einer schrillenden Sirene heizt es durch New York City, um den Terror übernatürlicher Kräfte Einhalt zu gebieten. Ursprünglich sollte das Auto schwarz lackiert sein und von einer lilafarbenden Schutz-Aura umgeben werden – glücklicherweise zwangen Budgetkürzungen die Produktionscrew dazu, das Design zu überdenken.
02. De Lorean
und der Schubkraft einer Eisenbahn (1885) nicht nur durch die Jahrzehnte fahren, sondern auch noch fliegen. Den letzten Ausflug überlebte der DeLorean leider nicht, so dass sein Schöpfer, Dr. Emmet Brown, auf eine ordinäre Dampflok zurückgreifen musste. Dennoch überstand der DeLorean dem Geschmacksirrungen von mindestens einer Generation Filmfans (immerhin volle 25 Jahre!) und ist noch heute fester Bestandteil der Popkultur. Trotz seines Kultstatus blieb der (echte ) „DeLorean DMC-12“ de facto das einzige Modell des gleichnamigen nord-irischen Automobilherstellers. Was wohl daran lag, dass die meisten Kunden über das Nichtvorhandensein des Flux-Kompensators zu enttäuscht waren („Wo ist der FluxKompensator?“ Eine der meistgestellten Fragen an US-Autohändler im Jahre 1986 – kein Witz).
01. Garths Mirth-Mobil Film(e): „Wayne‘s World“ Modell: AMC Pacer Baujahr: 1976 Das letzte – und somit nicht nur bewusst beste – Auto besitzt keinerlei Gimmicks. Kein Atomantrieb. Keine Waffen. Keine Unterwasserfunktion. Nix. Nada. Kein Zement. Es kann weder fliegen noch durch die Zeit reisen oder sich gar selber reparieren, geschweige denn mit dem Fahrer kommunizieren. Dafür besitzt es allerdings einen eingebauten KassettenRekorder(!!!), welcher Queens „Bohemian Rhapsody“ mit Lautstärke „Maximum“ laufen lassen kann. Desweiteren ist es ein Viersitzer. Maximaler Sitzkomfort garantiert. Viele werden sich nun fragen, ob dies wirklich ausreicht, um Mad Max‘ Endzeit-Knüppel oder Batmans Fleddermaus-Flitzer zu übertrumpfen...aber habe ich schon erwähnt, dass der Wagen selbstgemalte Feuerstreifen an der Seite hat? In diesem Sinne: Rock on, Garth!
VideoRaiders
02. De Lorean Film(e): „Zurück in die Zuknft 1 – 3“ Modell: DeLorean DMC-12 Baujahr: 1981 Mit 88 Meilen pro Stunde, einem FluxKompensator auf der Rückbank und einer Batterie unter der Haube, die mit mindestens 1,21 Gigawatt versorgt werden muss, düst der DeLorean durch die Zeit. Anfangs noch mit Plutonium versorgt, wurde das Auto im Laufe der Filme modifiziert und konnte durch Blitze (im Jahre 1955), simplen Haushaltsmüll (2015)
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Film des Monats:
„The Devil’s Sword“ Anno 1987: Die indonesische Regenzeit. Drückende, dichte Hitze raubt den weißen Teufeln den Atem, fadenartige Regengüsse verwandeln das Land in einen trägen Sumpf, die Menschen warten brütend und keuchend auf die Erlösung in Form einer großen, türkisfarbenden Opiumpfeife. Im von Krokodilstrophäen geschmückten Büro eines Film-Triaden-Bosses kniet ein zerschundener Mann in der Gildenkluft der Trashfilm-Regisseure. Hinter ihm steht ein dickbäuchiger Schläger mit einer entsicherten Maschinenpistole. Der Triaden-Boss zieht genüsslich an seiner geschmuggelten West-Zigarre und drückt sie auf dem Gefieder eines Papageien aus. „Du willst also Filme machen, ja?“, fragt der Syndikatsführer den knienden Mann. „Dann pass auf! Hier in meinem Bang´lhak gibt es nur eine Sorte Filme! Und zwar Fantasy-Prügel-Eastern! Fantasy-Prügel-Eastern erster Sahne! Ist das klar? IST DAS KLAR?“ Zwanzig Jahre später: Trotz eindringlicher Warnungen seitens Erich von Dänikens begibt sich Filmjournalist und Hobby-Archäologe Hellhaim auf eine sehr riskante Reise in das kinematische Herz Indonesiens. Dies sind seine letzten uns bekannten Aufzeichnungen: ++++++++ Telegramm Von: Hellhaim An: VideoRaiders-Redaktion +++Triaden+++Unglaublicher Film+++Gehirn schmilzt+++Hexen+++KrokodilMenschen+++Karate+++Kung-Fu+++Oder wie das heißt+++Köpfe rollen+++ Schwerter+++Explosionen+++Brüste+++Sidekicks+++Sonnenfinsternis+++komische Hüte+++komische Hütten+++Nebel+++Rotlicht+++Sümpfe+++Schreie+++Kann nicht atmen+++Brauche+++Brauche+++Aaaarrrggggghhhh+++Bring+++Eine+++Flasche+++ kalte+++Cola+++mit+++Ende +++++++ Öffentliche Mitteilung der VideoRaiders-Redaktion: Leider wurde unser verdientes Mitglied Hellhaim bei Recherchen zu dem Film „The Devil‘s Sword“ in Indonesien verschleppt. Einem Bekennerschreiben zufolge, welches bei der VideoRaiders-Niederlassung in Mhneg-K‘ham mit einem VHS-Tape durch die erst kürzlich getönte Glastür geschmettert wurde, ist er in den Händen der Sekte „Bösewichte auf der Suche nach dem Devil‘s Sword in unglaublichen Protozoten-Übertrash“ (freie Übersetzung; unser indonesische Übersetzer wurde kürzlich von einem Troglodog gefressen). Zurzeit sind keine Angaben zu seinem Status verfügbar. Kondolenzen werden entgegen genommen. Um dennoch unserer filmjournalistischen Verantwortung auch in dieser schweren Zeit der Trauer nachzukommen, reichen wir folgendes Bildmaterial nach, welches ausreichen muss, um den Wahnsinn, komprimiert auf 80 Minuten, dem neugierigen Leser zu verdeutlichen: Fazit: „The Devil‘s Sword“ ist aus dem Jahr 1984, aus dem fernen Land Indonesien und zerhämmert Gehirne wie „Macho Man“ Randy Savage seine Gegner. Als Fazit bleibt zu diesem Film nur ein oft gehörtes, aber selten so nachdrücklich gemeintes Statement: „Kaufen. Kucken. (um)Kippen.“
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Lesenswertes im September und Oktober
BANDIT ROADS:
IN DAS GESETZLOSE HERZ MEXIKOS REISEBERICHT AUTOR: VERLAG: VÖ: SEPTEMBER 2008
DIE BIBEL & ICH
VON EINEM, DER AUSZOG DAS BUCH DER BÜCHER WÖRTLICH ZU NEHMEN AUTOR: A. J. JACOBS VERLAG: ULLSTEIN HC VÖ: SEPTEMBER 2008
ICH DARF DAS, ICH BIN JUDE
AUTOR: OLIVER POLAK UND JENS OLIVER HAAS VERLAG: KIEPENHEUER & WITSCH VÖ: SEPTEMBER 2008
Wer einen Funken Verstand hat, macht einen weiten Bogen um die Sierra Madre in Mexiko. Der junge Brite Richard Grant reist mitten hindurch, trotz schießwütiger Cowboys, lauernder Banditen und gnadenloser Drogenbosse. AK-47 sind Fetischobjekte, Gewalttaten an der Tagesordnung und Drogenbosse die eigentlichen Gesetzeshüter. So in etwa lässt sich die Sierra Madre, eine sich über 900 Meilen erstreckende Hochebene in den Bergen Nordmexikos, charakterisieren. Getrieben von einer „unglückseligen Faszination“ für diesen Winkel der Erde, lernt Richard Grant reiten und ein paar Brocken Spanisch und bricht trotz aller Warnungen auf. Er entdeckt eine Gegend, in der Mädchen Pistolen tragen, Großmütter am Fenster Koks verkaufen, und es sich empfiehlt, korrupten Cops um des Friedens willen ein paar Runden Bier zu spendieren. Mutig, erbarmungslos, vollkommen schräg – Richard Grant ist der perfekte Führer in eine Gegend, die jeder normale Mensch meiden würde.
Was ist dran am Buch der Bücher? A. J. Jacobs hat sich entschlossen, der Bibel in einem Selbstversuch auf den Grund zu gehen. Ein Jahr lang will er die biblischen Gesetze so getreu wie möglich befolgen. Er lässt sich einen Bart wachsen, begrüßt den Beginn eines neuen Monats mit einer Widderhorn-Fanfare und versucht, im Central Park Ehebrecher mit Kieseln zu steinigen. Seine Frau Julie ist keineswegs begeistert, aber Jacobs lässt sich nicht beirren. Er trifft fundamentalistische Christen, tanzt mit chassidischen Juden und reist nach Israel. Die letzten Monate sind dem Neuen Testament gewidmet. Trotz vieler merkwürdiger Begegnungen und scheinbar absurder Gesetze versteht A.J. Jacobs allmählich, welcher Sinn hinter dem Buch der Bücher steht. Am Ende des biblischen Jahres ist er zwar nicht gläubig, aber auf jeden Fall klüger: Er ist ein toleranterer Mensch geworden, der sich und anderen mehr Respekt entgegenbringt.
Aufgewachsen in der einzigen jüdischen Familie in Papenburg im Emsland, ist Oliver Polak nichts Komisches fremd. Jetzt ist er dreißig und blickt zum ersten Mal zurück: auf seine Jugend als Generation Eins nach der Stunde Null – irgendwo zwischen Thora und VIVA. Es geht um die beiden Freistunden während des Religionsunterrichts, die er mit den „beiden anderen Losern“ (ein Moslem, ein Zeuge Jehovas) verbringt, um die gestrenge jüdische Lehre seiner herrischen Mutter und die daraus folgende Psychotherapie, seine doppelte Beschneidung, seine Jahre in einem orthodoxen jüdischen Internat in England, seinen überstandenen Hodentumor und darum, dass Juden und Jamaikaner eigentlich dasselbe sind. Oliver Polak erklärt, was er mit dem Papst und Alf gemeinsam hat, warum der Papenburger der Lachs unter den Emsländern ist, und ärgert sich, dass Hitler ausgerechnet nach Osnabrück keine Autobahn gebaut hat. Manchmal geht er dabei ein bisschen zu weit. Aber: Er darf das – er ist Jude!
DER KLEINE BRUDER AUTOR: SVEN REGENER VERLAG: EICHBORN VÖ: SEPTEMBER 2008
Der lang erwartete Mittelteil der Lehmann-Trilogie von Sven Regener Berlin-Kreuzberg, November 1980: Im Schatten der Mauer gedeiht ein Paralleluniversum voller Künstler, Hausbesetzer, Kneipenbesitzer, Kneipenbesucher, Hunde und Punks. Bier, Standpunkte, Reden, Verräterschweine – alles ist da. Nur eins fehlt: jemand, der alles mal richtig durchdenkt – Frank Lehmann aus Bremen. Nachdem seine WG vom Gesundheitsamt geschlossen wurde, das Zimmer bei seinen Eltern zum Fernseherreparieren benötigt wird und er nach kühnem Ausbruch aus dem Wehrdienst noch keinen Plan hat, fährt er erst mal nach Berlin – zu seinem großen Bruder Manni, der dort als Künstler lebt und eine große Nummer ist. Dachte er. Doch Manni ist weg. Weder sein Vermieter Erwin Kächele noch dessen Nichte Chrissie oder sein Mitbewohner Karl haben eine Ahnung, wo Manni steckt. Außerdem nennen sie ihn nicht Manni, sondern Freddie. Und haben sofort eine konkrete Idee davon, was Frank zu tun hat: Anstelle seines Bruders an einem kurzfristig anberaumten Krisenplenum teilnehmen. Damit beginnt eine lange Nacht, in der Frank Lehmann lernt, dass in einer Welt, in der alle Künstler sein wollen, nichts notwendigerweise das ist, als das es erscheint, und in der er mehr über seinen Bruder erfährt, als er wissen will, aber nie das, wonach er fragt.
HART WIE MARMELADE: EIN ROCK’N’ROLL-ROMAN AUS DER PROVINZ AUTOR: KAI HAVAII VERLAG: AUFBAU-VERLAG VÖ: OKTOBER 2008
SO LEBEN WIR:
MENSCHEN AM RANDE DER MEGACITYS
AUTOR: JONAS BENDIKSEN VERLAG: KNESEBECK VÖ: ENDE AUGUST 2008
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Kai Havaii, Sänger der Band EXTRABREIT, erzählt vom Aufbruch der 70er zu freier Liebe, Kommuneleben und Garagenpunk und vom Spaß der 80er in Röhrenjeans und Neon. Es ist die Geschichte eines jungen Spontis aus der Provinz, der es zum Popstar bringt: In Hagen, der Heimat von Nena, nimmt alles seinen Anfang. Kai Havaii wird Sänger von EXTRABREIT, die zu Stars der „Neuen Deutschen Welle“ aufsteigen – von den Fans geliebt, von Franz Josef Strauß indiziert, von Musikkritikern gehasst. Dem Goldrausch folgen Flops, Ecstasy auf Ibiza, Koks in New York, schließlich Heirat und ein rauschendes Comeback, das von Entziehungskuren, Verhaftungen und tragischen Abschieden begleitet ist, dann das legendäre Duett mit Hilde Knef.
Wie wohnen und leben die Menschen in den Armutsvierteln der Welt? Wie sieht ihre Unterkunft aus, worauf sind sie stolz und welche Probleme beschäftigen sie? Der Magnum-Fotograf Jonas Bendiksen hat mehrere Monate in den Slums von Nairobi, Mumbai, Jakarta und Caracas verbracht. Seine einzigartigen 360-Grad-Aufnahmen bringen die räumlich und sozial Ausgegrenzten und ihr Zuhause eindringlich nahe. In kurzen Berichten schildern die Bewohner, wie sie Not und Gewalt, aber auch Arbeit und sozialen Zusammenhalt erleben. Dieser Band gibt den am Rand der Metropolen ums Überleben kämpfenden Menschen eine Stimme und ein Gesicht.
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[COMIC] [
Comic ist der gängige Begriff für eine Form der sequenziellen Kunst, die in einer Folge von Bildern einen Vorgang beschreibt oder eine Geschichte erzählt. In der Regel sind die Bilder gezeichnet und werden mit erzählendem Text und/oder wörtlicher Rede kombiniert.
Lost Girls Geschrieben von Thomas Kögel
Kunst trifft Pornographie. Einer der besten und berühmtesten Comicautoren trifft drei berühmte Mädchenfiguren der Weltliteratur. Autor trifft Zeichnerin (woraus später ein Ehepaar wird). Lost Girls ist definitiv eine ganz besondere Veröffentlichung. Grund genug, über dieses Werk nicht nur eine “ganz normale” Besprechung zu schreiben, sondern etwas genauer darauf einzugehen. Lost Girls Ein Annäherungsversuch Eigentlich muss man über Lost Girls nicht mehr viel sagen. Über keine Comic-Veröffentlichung dieses Jahres wurde bisher mehr geschrieben als über das “Kunst meets Porno”-Projekt von Alan Moore und seiner Ehefrau Melinda Gebbie. Das Thema sorgte in den letzten Wochen für soviel Aufmerksamkeit, dass in der deutschsprachigen Presse - von Spiegel über den Stern bis zur Bild-Zeitung - eine ungeheure Menge von Artikeln erschien - auch in vielen Blättern, die Comics in der Regel eher ignorieren. Für alle, die wider Erwarten nicht wissen sollten, worum es geht: Der Comic spielt im Jahr 1913 in einem Hotel am Bodensee. Dort lernen sich drei Frauen kennen, die zu den berühmtesten Figuren aus der angloamerikanischen Kinderliteratur gehören: Alice (aus Lewis Carrolls Alice im Wunderland), Wendy
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http://de.wikipedia.org/wiki/Comic
(aus Peter Pan von James M. Barrie) und Dorothy (aus L. Frank Baums Zauberer von Oz). In dem Hotel herrscht eine äußerst freizügige, erotische Atmosphäre, so dass die drei Frauen (und andere Gäste) schnell beginnen, sich in sexuelle Abenteuer in allen denkbaren Variationen zu stürzen. Währenddessen und dazwischen erzählen sich Alice, Wendy und Dorothy gegenseitig ihre jeweilige (ebenfalls schwer sexuell aufgeladene) Herkunftsgeschichte. Alan Moore ist kein Autor, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht und einmal erprobte Rezepte und Strickmuster immer wieder aufs Neue abspult. Moore ist ein Neugieriger, der erforschen möchte, was - und mit welchen Mitteln - man im Comic erzählen kann. Und auf dem Gebiet der Pornographie sah er eine echte Lücke: “Warum nicht mal ein pornographisches Werk, das genauso wertvoll und schön ist, wie man es von jedem anderen Kunstwerk auch erwarten würde?” (Alan Moore im Interview auf mania.com) Als Zeichnerin für dieses Projekt fand er Melinda Gebbie, die ihre ersten Comics in den 70er Jahren im Magazin Wimmen’s Comix veröffentlichte, einer feministischen Underground-ComixAnthologie aus San Francisco. Gebbie lebt seit 1984 in England und lernte Alan Moore durch Vermittlung ihres Comic-Kollegen Neil Gaiman kennen. Moore und Gebbie planten zunächst nur eine kurze, achtseitige erotische Geschichte, die sich erst im Laufe der Zeit zu einem 240-Seiten-Epos auswuchs. Aus dem Kreativteam wurde recht bald ein Paar, und seit 2007 sind die beiden auch verheiratet.
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Eine schwere Geburt Die Entstehung von Lost Girls zog sich über insgesamt 15 Jahre hin. Die Veröffentlichungsgeschichte des Comics ist ähnlich abenteuerlich wie bei Moores Jack-the-Ripper-Saga From Hell, die viermal ihren Verlag wechseln musste: Zunächst erschienen ab 1991 einzelne Kapitel von Lost Girls in der amerikanischen Comic-Anthologie Taboo (wo auch die ersten Kapitel von From Hell erschienen). Nach der Einstellung von Taboo veröffentlichte der Verlag Kitchen Sink Press 1995/96 zwei Alben mit den bis dahin erschienen sechs Kapiteln. Anstatt die Serie in dieser Form fortzuführen, beschlossen Moore und Gebbie, das Werk zunächst komplett abzuschließen und erst dann zu veröffentlichen. Kitchen Sink schloss 1999 seine Tore, so dass Lost Girls verschiedenen Verlagen angeboten wurde und letztlich bei Top Shelf Productions landete. Auch dort verzögerte sich die Veröffentlichung noch einmal um ein paar Jahre, und schließlich kam Lost Girls in den USA im Sommer 2006 auf den Markt: in einer luxuriösen, hochwertigen Aufmachung zum stolzen Preis von 75 Dollar. Zunächst durfte das Werk nur in den USA vertrieben werden, nicht aber in Moores Heimat Großbritannien: Das Londoner Great Ormond Street Hospital, das die Rechte an Peter Pan hält, legte Einspruch ein. Ende 2007, 70 Jahre nach James M. Barries Tod, lief jedoch das Copyright an Peter Pan aus, so dass Lost Girls inzwischen auch auf der Insel erhältlich ist. Die deutschen Rechte sicherte sich Cross Cult, wo der Comic vor einigen Wochen in der gleichen edlen Aufmachung erschien wie das Original: Für 75 Euro bekommt der Leser einen Pappschuber mit drei in Leinen gebundenen Hardcoverbänden.
vorstellt und ist weder Schmuddelnoch Hochglanzporno. Bereits die hochwertige Aufmachung, aber auch der Zeichenstil und die Erzählweise machen unmissverständlich klar, dass die sexuelle Erregung des Konsumenten hier nicht allein im Vordergrund steht. “Was wir bieten wollten, ist ein Stück Pornographie, das so künstlerisch, intelligent und schön ist, dass es einige der möglichen Schamgefühle bei den Käufern umschifft”, so Alan Moore im Interview mit der FAZ. Lost Girls ist ein literarisches Spiel, mit einer ganz ähnlichen Ausgangsbasis wie Alan Moores League of Extraordinary Gentlemen - nur eben mit sehr viel mehr Sex. Hier wie dort nimmt Moore berühmte Figuren der Unterhaltungsliteratur aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert, lässt sie aufeinandertreffen und gemeinsam etwas erleben. Während die Figuren in LOEG jedoch in ihrem angestammten Milieu bleiben (Action/Abenteuer/ Fantasy), sieht es in Lost Girls ganz anders aus: Es sind Charaktere, die wir als junge Mädchen in Kinderbüchern kennengelernt haben und die wir jetzt plötzlich als Erwachsene bei sexuellen Ausschweifungen erleben. Jede der drei offenbart den anderen Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit, was Moore Gelegenheit gibt, die Klassiker Peter Pan, Alice im Wunderland und Der Zauberer von Oz sexuell zu interpretieren. In Sigmund Freuds Traumdeutung gelten Träume vom Fliegen als Ausdruck sexueller Wünsche, “und in Peter Pan wird viel geflogen”, sagt Alan
[MONA von Christopher Tauber www.piwimonium.de]
Moore (ebenfalls im FAZ-Interview). In Form von Flashbacks erzählen die drei Protagonistinnen von ihren ersten sexuellen Erfahrungen. Bei Wendy gab es intime Begegnungen mit Peter Pan, aber auch mit Captain Hook, bei Dorothy mit Löwe, Blechmann und Vogelscheuche und bei Alice mit der Herzkönigin. Moore und Gebbie nehmen also bekannte Figuren und Motive aus den Kinderbuchklassikern und interpretieren sie (porno)grafisch. Das allein wäre aber kaum sonderlich innovativ - schon in den Tijuana Bibles der 20er Jahre Jahre vögelten bekannte Comicfiguren oder Filmstars in Comicform miteinander. Und in den unzähligen Fanfiction-Archiven im Internet findet man massenhaft erotische und/oder pornografische Geschichten mit bekannten Charakteren. Ist Lost Girls also nichts weiter als Femslash? Im Grunde ja, aber ein sehr ambitioniertes Exemplar. Vor dem Orgasmus kommt der Formalismus Auf der zeichnerischen Ebene bekommt jede der drei Hauptfiguren einen ganz eigenen Look. Je nachdem, welche von ihnen gerade aus ihrer Vergangenheit erzählt, wechseln Zeichenstil und Seitenlayout. Melinda Gebbie orientiert sich grafisch stark am Jugendstil, dessen Popularität zum Zeitpunkt der Handlung von Lost Girls auf dem
Höhepunkt war. In anderen Abschnitten imitiert sie die Stile bekannter Künstler jener Epoche, z.B. Alfons Mucha, Egon Schiele oder Aubrey Beardsley. Die bunten, oft lieblichen Farben und der naive, manchmal fast kindliche Look der Bilder ergeben immer wieder starke Kontraste zu den abgebildeten sexuellen Aktivitäten. Formal ist Lost Girls ein waschechter Alan Moore. Wie in den meisten seiner Comics umgibt er seine ausufernden Geschichten mit einem strengen Rahmen: Jedes der drei Bücher besteht aus jeweils zehn achtseitigen Kapiteln, die stets in sich geschlossen sind und fast immer einen symmetrischen Aufbau aufweisen. In den meisten Kapiteln schließt sich nach acht Seiten ein kleiner Kreis, man kehrt wieder zurück an den Ausgangspunkt, was sowohl inhaltlich als auch grafisch deutlich wird. Symmetrie vom ersten bis zum letzten Kapitel. Und Moore wäre nicht Moore, wenn er nicht auch hier wieder mit ganz speziellen Ausdrucksmitteln spielen würde, die es so nur im Comic gibt. Am deutlichsten wird das in den Kapiteln 4 und 5, bei denen die Hälfte der Seiten exakt identisch ist, nur mit anderen Dialogen. Zunächst verfolgt man ein Gespräch zwischen Alice und Dorothy, dann “spulen” Moore und Gebbie praktisch zurück und erzählen im 5. Kapitel noch einmal das gleiche Geschehen, diesmal aus der Perspektive von Wendy und ihrem Mann. Es ist nicht zuletzt dieser Formalismus, der Lost Girls zu mehr als irgendeinem Sex-Comic macht. Dazu kommen natürlich die zahlreichen Verweise, nicht nur auf die drei großen Kinderbücher, sondern auf den kulturellen und historische Hintergrund. Das erste Buch endet mit einem Besuch der Premiere von Strawinskis Ballett Le sacre du printemps, am Ende von Buch Zwei erfährt man im Hotel vom Attentat auf den österreich-ungarischen
Kein Porno wie jeder andere Obwohl Alan Moore in verschiedenen Statements klar und deutlich sagt, dass er hier ganz gezielt Pornographie produzieren wollte, hebt sich Lost Girls ganz klar von dem ab, was man sich landläufig darunter Alan Moore
Thronfolger Franz Ferdinand und Buch Drei endet schließlich damit, dass der Erste Weltkrieg hereinbricht. Die Hotelinsassen müssen fliehen, das freie und ungezügelte Leben endet jäh wie eine geplatzte Seifenblase. Bis es soweit ist, bekommt der Leser zahlreiche Geschlechtsorgane in Aktion zu sehen, was spätestens im dritten Band auch ziemlich ermüdend sein kann. Irgendwann wirkt es allzu schematisch, wie sich Alice, Wendy und Dorothy immer wieder brav abwechselnd von früher erzählen und nebenbei immer neue Sex-Spielarten ausprobieren. Das hat dann durchaus auch mal Längen, zumal die Dialoge an manchen Stellen auch nicht viel intelligenter sind als bei üblichen Pornos. Vielleicht hätten etwas weniger als 240 Seiten auch gereicht. Nein, Lost Girls ist nicht Alan Moores bester Comic, und nicht jeder Alan-Moore-Fan muss ihn unbedingt gelesen haben. Wer den hohen Kaufpreis nicht scheut und sich von deutlich dargestelltem Sex nicht abgestoßen fühlt, sollte trotzdem einen Blick riskieren. Lost Girls ist ein Comic, wie es ihn so kein zweites Mal gibt und schon dieses offensichtliche Anders-Sein ist Grund genug, sich damit zu befassen. Und wie bei allen größeren Werken von Alan Moore gilt: Es lohnt sich, diesen Comic mehr als einmal zu lesen!
Lost Girls
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Cross Cult Text: Alan Moore Zeichnungen: Melinda Gebbie 3 Hardcover-Bände im Schuber; farbig; 3x 112 Seiten; 75,00 Euro ISBN: 978-3936480009
kurz und bündig:
GLOBAL FREQUENCY 2: ... ODER WIE ICH LERNTE GEWALT ZU LIEBEN erschienen bei Panini Comics
“Are you on the Global Frequency?” Das ist die Frage, die sich 1001 Spezialagenten rund um den Globus regelmäßig stellen müssen. Sie gehören zu einer weltweit operierenden Rettungsorganisation, die immer dann eingreift, wenn nationale Mechanismen versagen. Jeder von ihnen besitzt herausragende Fähigkeiten, ist beispielsweise Superhacker, Scharfschütze oder einfach nur verdammt hart im Nehmen. Gemeinsam verhindern kleine Teams globale Katastrophen. So hat sich das zumindest Autor Warren Ellis gedacht, der schon früher mit Comics wie Transmetropolitan, Ocean oder Desolation Jones in unserer nahen Zukunft herumrührte. Die Figuren im Mittelpunkt heißen Miranda Zero (die Einsatzleiterin) und Aleph (die Computer-Hexe). Alle anderen Figuren wechseln von Story zu Story. Hier dürfte auch der größte Schwachpunkt der Serie liegen. Hat man sich gerade mit einer Figur angefreundet, verschwindet sie und es kommt eine andere. Abgesehen davon handelt es sich bei Global Frequency um einen tollen SciFi-Action-Comic, nicht so grotesk wie Transmet und nicht so düster wie Desolation Jones. Panini hat nun den zweiten und abschließenden Band der Serie veröffentlicht. In den Staaten erschienen insgesamt nur zwölf Hefte. Anscheinend hat man der Serie keinen großen Erfolg prophezeit. Eine TV-Serie, basierend auf den Comics, wurde ebenfalls gecancelt. Schade, ich hätte gerne weitergelesen.
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[mit freundlicher Unterstützung von Comicgate]
Christopher Bünte
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GEFILMTE S
Krabat
Neue Filme von Juli bis August
Tropic Thunder
Komödie, Kriegsfilm | USA 2008 Start: 18.09.2008 Regie: Ben Stiller Inhalt: Beim Filmdreh zum Antikriegsfilm „Tropic Thunder“ werden die Schauspielstars nichts ahnend zu Hauptdarstellern in einem echten Drogenkrieg. Ben Stiller spielt einen muskelbepackten Actionstar, der gerade ein asiatisches Baby adoptiert hat und voller Sorge war, dass „all die guten schon weg sind“. Jack Black spielt einen Komiker, der in seinen Filmen gerne mehrere Rollen übernimmt. Robert Downey Jr. geht als ernsthafter Oscargekrönter Charakterdarsteller ins Rennen, der seine ursprünglich für einen Schwarzen geschriebene Rolle entsprechend „authentisch“ umsetzt und dafür sogar seine Haut färbte. Dazu gesellen sich noch ein Newcomer, ein alter Kriegsveteran und der obligatorische Rapstar. Als die Filmemacher aber genug von den Allüren der Macho-Primadonnen haben, setzen sie sie kurzerhand im Dschungel aus. Während dann auf einmal echte Kugeln um sie herumfliegen, glauben die Stars aus Hollywood, sie hätten es mit einer wirklichkeitsnahen Drehtechnik und versteckten Kameras zu tun.
Otto; Or, Up With Dead People
Horror | Deutschland / Kanada 2008 Start: 18.09.2008 Regie: Bruce LaBruce Inhalt: Ein junger Zombie namens Otto taucht an einer abgelegenen Landstraße auf. Er hat nicht die geringste Ahnung, woher er kommt und wohin er will. Nachdem er als Anhalter nach Berlin gelangt ist und ein Unterkommen in einem stillgelegten Vergnügungspark gefunden hat, erkundet er die Stadt. Schon nach kurzer Zeit wird die UndergroundRegisseurin Medea Yarn auf ihn aufmerksam. Sie beginnt mit den Aufnahmen zu einem Dokumentarfilm über ihn und wird dabei von ihrer Freundin Hella Bent sowie ihrem Bruder Adolf, der die Kamera führt, unterstützt. Gleichzeit ist Medea bemüht, „Up With Dead People“ fertigzustellen – einen episch angelegten Polit-Porno-ZombieStreifen, an dem sie schon seit Jahren werkelt. Sie überredet ihren Hauptdarsteller Fritz Fritze, den sensiblen Otto in seinem Gästezimmer aufzunehmen. Als Otto eine Brieftasche entdeckt, die Informationen über seine Vergangenheit enthält, beginnt er, sich an Einzelheiten aus der Zeit vor seinem Tod zu erinnern – zum Beispiel an seinen Ex-Freund Rudolf. Er arrangiert
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ein Treffen mit ihm auf jenem Schulhof, auf dem sich die beiden zum ersten Mal begegneten …mit verheerenden Folgen.
Die Kunst des negativen Denkens
Drama, Komödie | Norwegen 2006 Start: 18.09.2008 Regie: Bard Breien Inhalt: Geirr, 33, steht auf Weltuntergangs-Kino und Joints. Dazu dröhnt düster Johnny Cash aus den Boxen – denn Geirr sieht die Welt in den schwärzesten Farben, seit er nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Seine Freundin Ingvild hält die üble Laune bei aller Liebe kaum noch aus und lädt darum die Gruppentherapeutin Tori samt ihrer Truppe vorbildlich Behinderter ein, alle mit zuckersüßem Lächeln und eiserner Hand darauf getrimmt, ihr Schicksal „positiv“ zu sehen. Als das Feelgood Kommando gegen Geirrs Widerstand die Villa entert, dreht er den Spieß um und pariert Toris Psycho Phrasen mit rabenschwarzem Sarkasmus und schlagenden Argumenten. Bald kommt es zum Aufstand gegen die Sozialdompteuse und alle verordnete Heuchelei.
Otto; Or, Up With Dead People
Drama, Fantasy | Deutschland 2008 Start: 09.10.2008 Regie: Marco Kreuzpaintner Inhalt: In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verliert der 14-jährige Krabat seine Mutter an die Pest. Maskierte Männer holen ihre Leiche ab, zünden das Haus an und wollen Krabat mitnehmen, doch der flieht. Er schließt sich zwei vagabundierenden Jungen an und zieht mit ihnen bettelnd durch die Lande. Eines Nachts wird Krabat von einer inneren Stimme, die ihn zu einer geheimnisvollen Mühle lockt, aus dem Schlaf gerissen. Dort angekommen bietet ihm der Müllermeister an, bei ihm in die Lehre zu gehen. Krabat willigt freudig ein. Hier scheint er es gut gefunden zu haben: ein Bett zum Schlafen und warmes Essen jeden Tag! Schon bald lernt Krabat das Geheimnis der Mühle kennen: Sie ist eine Zauberschule, die der „Dunklen Seite“ angehört, ein Hort der unseligen Schwarzen Magie.
Max Payne
Action, Crime | USA 2008 Start: 23.10.2008 Regie: John Moore Inhalt: Mark Wahlberg spielt einen früheren NYC-Polizisten, dessen Familie ermordet wurde. Drei Jahre später arbeitet er verdeckt für die DEA,
der US-amerikanischen Drogenbekämpfun gsbehörde, und erhält dabei tiefe Einblicke in die kriminellen Machenschaften der mächtigen Mafia-Familie Punchinello. Als er einer Mordserie auf die Schliche kommt, hält der vormals pflichtbewusste und vorbildliche Polizist nichts mehr von den Vorschriften seines Arbeitgebers und unternimmt alles, um die Fälle aufzuklären.
Und mittendrin ist der einzige Mensch, der von der Epidemie verschont bleibt: Die Frau des Doktors.
Die Stadt der Blinden
Dokumentation, Satire | USA 2007 Start: 06.11.2008 Regie: Larry Charles Inhalt: Der Regisseur von BORAT! hat ein neues Thema gefunden: die Religionen und ihre Auswüchse in unserer Welt. Sein Protagonist, der politisch inkorrekte und Emmy-verwöhnte Fernsehtalker Bill Maher stellt in bester Harald-Schmidt-Manier Fragen und gibt Antworten, wie Religionen sein könnten... nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Die Wortschöpfung des Titels ist Programm: „Religulous“ ist zusammengesetzt aus „religious“ (dt: religiös) und „ridiculous“ (dt: lächerlich). Der erfolgreiche Satire-Talker Bill Maher wurde von Larry Charles in die Welt gesandt, um die Befindlichkeiten der großen Religionen in herzhaft unkorrekter Weise zu erkunden.
Drama | Brasilien / USA 2008 Start: 23.10.2008 Regie: Fernando Meirelles Inhalt: Mitten auf einer belebten Kreuzung beginnt es, ohne Vorwarnung: Am Steuer seines Autos wird ein Mann blind: Er sieht nur noch weißen Nebel. Allen Menschen, die er trifft, widerfährt das gleiche Schicksal: seiner Frau, seinem Doktor, dem guten Samariter, der ihn nach Hause brachte. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Epidemie, und mit ihr ergreifen Panik und Paranoia Besitz von den Menschen. Die Regierung fällt eine Entscheidung: Alle an der Weißen Blindheit erkrankten Menschen werden in einer verlassenen Heilanstalt zusammengepfercht und dort ihrem Schicksal überlassen. Jegliche Form von Zivilisation bricht zusammen, Chaos regiert.
Info: Eine Verfilmung des hervorragenden Romans von Jose Saramago. Der Roman galt eigentlich als nicht verfilmbar. Im Buch hatten die Protagonisten keine Namen, sondern nur Bezeichnungen wie „Doktor“.
Religulous
Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger?
Drama, Komödie | USA 2008 Start: 02.10.2008 Regie: Joel Coen & Ethan Coen Inhalt: „Burn after reading! – Nach dem Lesen vernichten!“ so eigentlich müsste die Anweisung für die Lektüre der Memoiren des suspendierten CIA-Agenten Ozzie Cox lauten. Doch daran denken die Fitnesstrainerin Linda Litzke (Frances McDormand) und ihr gutaussehender, aber etwas dümmlicher Kollege Chad Feldheimer (Brad Pitt) natürlich nicht im Traum, als sie zufällig eine CD mit dem offensichtlich brisanten Manuskript in der Umkleidekabine ihres Clubs finden. Die beiden wittern das ganz große Geschäft mit den geheimen Staatsaffären. Dass aber ausgerechnet die Liebesaffären des sexuell umtriebigen Regierungsbeamten Harry Pfarrer (George Clooney) die Erpressungsversuche behindern würden, konnte natürlich niemand ahnen. Schon bald ist den Amateur-Erpressern eine ganze Horde diverser Geheimdienste auf den Fersen. Und dann kommen auch noch die Russen ins Spiel...
Die Kunst des negativen Denkens
Max Payne
Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger?
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DVD DVD Neuheiten September bis Oktober 2008
Futurama – Die Ära des Tentakels Science Fiction, Zeichentrick | USA 2008 VÖ: 12.09.2008 [Kauf-DVD] Regie: Peter Avanzino Inhalt: Ein Riss im All öffnet das Tor in ein unbekanntes Universum, von dem keiner weiß was dahinter liegt. Horror? Liebe? Eher beides, denn hinter dem Tor haust ein abscheuliches Riesenmonster mit einer recht fragwürdigen Moral. Eine wahrhaft gigantische Herausforderung für die unerschrockene Planet-Express-Crew! Bonusmaterial u. a. : • Kommentar von Matt Groening, David X. Cohen, u.v.a. • Entfallene Szenen • Patzerama • 3D-Modelle inkl. einer Diskussion der Animations-Künstler • Eine kurze Geschichte der Todeskugel
27 Dresses Komödie, Romanze | USA 2007 VÖ: 05.09.2008 [Kauf-DVD] Regie: Anne Fletcher Inhalt: Jane hat schon als Kind ihre Berufung herausgefunden. Sie organisiert gern Hochzeiten. Doch anstatt Wedding Planer zu werden, ist sie lieber 27 Mal Brautjungfer. Selbst heiraten kommt nicht in Frage, denn dafür müsste Jane ihrem Boss George erst mal verraten, dass er das Objekt ihrer Begierde ist. Da das Leben die bestraft, die zu spät kommen, schnappt sich dann auch Janes Schwester George. Jane leidet still und organisiert zu guter Letzt auch noch die Hochzeit der beiden. Da wir hier aber eine süße Hollywoodkomödie vorliegen haben, gibt es ein Happy End, eine Hochzeit und keinen Todesfall. Bonusmaterial u. a. • Das wirst du nie wieder tragen! • Janes Welt • Schlussverkauf für Brautkleider • Entfallene Szenen
Jackbutt – The TV Movie Komödie | USA 2006 VÖ: 09.10.2008 Regie: Sam Maccarone Inhalt: Dass unsere Gesellschaft ein kaputtes Vehikel ist, wird einem spätestens dann klar, wenn man sich das Nachmittags-TV der Privaten anschaut. Wer da auf die Idee kommt, dass das Fernsehen auch eine Teilschuld am
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intellektuellen Untergang der Menschheit trägt, ist mit Jackbutt einer Meinung. Jackbutt nimmt die TV-Verantwortlichen aufs Korn und zappt wilder als danilo beim Mambo abgeht. Es ist eine absolut komische Verarsche des Fernsehprogramms und der Werbung. Man könnte Jackbutt fast mit Stefan Raab vergleichen, aber das wollen wir nicht, weil der scheiße ist.
Grindhouse: Death Proof & Planet Terror - US Cut Action, Horror, Thriller | USA 2007 VÖ: 29.09.2008 [Kauf-DVD] Regie: Quentin Tarantino, Robert Rodriguez Inhalt: Endlich ist GRINDHOUSE, das legendäre Double-Feature von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, in den deutschen Wohnzimmer zu erleben. Nachdem DEATH PROOF und PLANET TERROR weltweit zunächst einzeln ins Kino kamen, bekommen die Fans nun die ursprünglich konzipierte, bislang nur in den USA veröffentlichte, originale und komplette Fassung mit den Fake-Trailern von Eli Roth, Robert Rodriguez, Rob Zombie und Edgar Wright zu sehen.
The Lost Boys – Premium Edition Action, Horror, Komödie | USA 1987 VÖ: 12.09.2008 [Kauf-DVD] Regie: Joel Schumacher Inhalt: Die 80er waren nicht schlecht, schon allein wegen diesem Film. Eine Mischung aus Frisuren, 80er Pop, Vampiren und Lachern. Eine Gruppe von Punk-Vampiren benimmt sich, wie man das von Punks erwartet. Dazu kommt, dass sie auch noch Leute umbringen. Das ist ärgerlich, vor allen Dingen, wenn man sich aus Versehen mit diesen Jungs anlegt. Gut, dass es die Gebrüder Frog, den kleinen Bruder und den rabiaten Großvater gibt. Es tut SLEAZE sehr leid, diesen Begriff zu strapazieren, aber hier haben wir es eindeutig mit einem Kultfilm zu tun. Bonusmaterial: • Audiokommentar: Multi-Angle-Video mit Original-Kommentar von Corey Haim, Corey Feldman & Jamison NewLander • Dokumentationen: Eine Retrospektive / In der Höhle der Vampire / Die Rückkehr von Sam und den Gebrüdern Frog • Produktionsnotizen: Die Verwandlung: das Make-Up der Untoten von Greg Cannom
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Wenn die Pressefreiheit zum Dorn im Profitauge der Videospielebranche wird
Man kann Atari wirklich nicht vorwerfen, dass sie nicht alles Mögliche versucht hätten, um ihr aktuelles Baby „Alone in the Dark“ (erschienen für Xbox360, PlayStation3, Wii und PC) zu pushen. Es regnete in regelmäßigen Abständen Making-of-Videos und Entwicklertagebücher, es gab diverse Interviews mit den Machern, Screenshots und Trailer – kurzum: Die PR-Trommel wurde ordentlich gerührt. Und am Ende landeten sogar Anwaltsschreiben per Fax auf den Redaktions-Tischen verschiedener Verlage.
SLEAZE empfiehlt:
Audiolarium Berlin www.audiolarium.de
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Es war nicht das erste (und gewiss nicht das letzte) Mal, dass ein Publisher versuchte, Einfluss auf die Kritiken und Bewertungen seiner Produkte in der Fachpresse zu nehmen. Nur geschieht dies meist ein wenig subtiler als mit Drohschreiben von Anwälten. Bei „schlechten“ Wertungen („schlecht“ beginnt in den Augen der Spieleindustrie bei Wertungen unter „90%“ oder „sehr gut“) gibt es zum Beispiel Anrufe bei den Redaktionen und die Fragen, ob man „nicht den Beruf verfehlt hat“ und „noch ganz bei Trost sei“? Oder man kürzt die Zusendung von Rezensionsexemplaren und Verlosungsartikeln. Oder aber man packt die Redaktionen dort, wo es vermeintlich am meisten weh tut: am schnöden Mammon. Sprich, man streicht Anzeigen, Produktionskos tenzuschuss und Sponsoring. Gerade Letzteres ist je nach Größe und wirtschaftlicher Lage des Verlags ein ziemlich effektives Mittel, um den zuständigen Redakteur „wohlwollender“ bei der Bewertung zu stimmen.
Aber auch im Vorfeld einer Veröffentlichung stehen die Weichen auf dezente Manipulation der Pressevertreter. So werden etwa pompöse Präsentationsveranstaltungen in Luxushotels arrangiert, bei denen es weder an sexy Hostessen noch an exquisiten Speisen mangelt. Natürlich ist das kein Phänomen, welches nur die Videospielebranche kennt. Überall, wo Unternehmen von der (positiven) Präsenz in den Medien abhängig sind, werden Menschen mit Presseausweis kräftig Rabatte eingeräumt und in der Behandlung mehr den Hof gemacht als Normalsterblichen. Selbstverständlich unterschreibt man damit keinen Vertrag, dass man von nun an jedes Produkt der entsprechenden Firma über den grünen Klee lobt. Jedoch hinterlassen solche Praktiken immer einen herben Beigeschmack und lässt einen daran zweifeln, wie „frei“ und „unabhängig“ die Presse denn wirklich ist. Getreu der alten Volksweisheit: „Wessen Brot ich ess‘, dessen Lied ich pfeif“, nur dass es zu dem Brot noch jede Menge Kaviar und Champagner gibt. Schaut man Richtung Kehrseite, kann man durchaus Verständnis für die Publisher haben. Die Branche ist ein Entertainment-Zweig geworden, bei dem sich eine Menge Geld verdienen lässt. Aber eben auch verlieren! Wie schon oft angemerkt, werden Videospiele immer mehr wie Hollywood-Produktionen. Auch was den Aufwand und Kosten angeht (GTA 4 kostete zum Beispiel schlappe 100 Millionen Dollar).
Klar, dass der Erfolgsdruck groß ist. Wenn dann noch das fertige Produkt nicht wirklich ein „Killer“ ist, wie im Falle von Alone in the Dark, liegen die Nerven natürlich blank. So blank, dass man sich zu Anwaltsschreiben hinreißen lässt. Die übrigens dann recht bald wieder revidiert wurden, nachdem die betroffenen Redaktionen das taten, was sie am besten können: die Drohungen brühwarm publizieren – meist auf eine sehr populistische Weise. Schlechtere PR gibt es kaum und Zocker sind nun mal in den wenigsten Fällen Freunde von Krawattenträgern, ganz zu schweigen von Anwälten. Für Atari war die Aktion also doppelt fatal: Das gelieferte Produkt hatte nicht die erhoffte Qualität (trotz toller Ansätze) und dann kam man auch noch in Verruf, die Pressefreiheit mit Füßen treten zu wollen. Dabei war ihr einziger „Fehler“, dass sie sich äußerst plump und ungeschickt anstellten. Andere Firmen machen dies, wie gesagt, ein wenig „eleganter“. Im Grunde ist es also ein offenes Geheimnis, dass die Presse mit der Industrie ins Bett geht. Manchmal ist es nur ein One-Night-Stand, manchmal kommt es zur vorzeitigen Ejakulation, oft geht man eine Zwangs-Ehe ein, in der man sich gegenseitig zwar aus tiefstem Herzen verabscheut, gleichwohl aber den Anderen braucht, um zu überleben. Eine wundervolle Hass-Liebe und Zweckgemeinschaft auf dem Weg zum nächsten Level. Pascal
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Games-Neuheiten September bis Oktober 2008
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Silent Hill: Homecoming
Viva Piñata: Trouble in Paradise
Simulation | Xbox 360 | Microsoft Game Studios | September 2008 Inhalt: Was hat Rare vor knapp zehn Jahren doch noch für fantastische Spiele gemacht! Goldeneye, Killer Instinct – oder auch Donkey Kong Country und natürlich das famos-derbe Conker Bad Fur Day. Hach ja, da kommt man sofort ins Schwärmen. Seit sie aber von Microsoft gekauft wurden, scheint leider irgendwie der Wurm drin zu sein. Zumindest was Spiele für erwachsene (männliche) Zocker angeht. Viva Piñata ist wirklich ein nettes Spiel, keine Frage. Aber dieses zuckersüße, familienkompatible Züchten von diversem buntem Viehzeug im virtuellen Garten, nun sogar schon in der zweiten Runde, wird langsam echt nervig! Technisch und spielerisch gibt es dabei wenig zu meckern, nur die Innovationsarmut lässt einen gähnen. Fazit: Eine nette und sehr bunte Aufbau-Simulation – also exakt so, wie schon der erste Teil war. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. HardcorePiñata-Fans dürfen somit gerne zuschlagen.Pascal
Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3, PlayStation 2, Wii, PSP, DS, PC | Warner Bros. Interactive | September 2008 Inhalt: Star Wars, Indiana Jones und nun auch die Fledermaus. Alle wurden sie schon „ver-eckig-t“. Und mit jedem weiteren HollywoodBlockbuster, der von LEGO aufs Korn genommen wird, steigt das Frustlevel. War es zu Beginn noch eine nette Idee, geht es einem mittlerweile doch mehr als nur auf den Keks. Ihr spielt also eine Plastikklötzchen-Figur, die irgendwie Batman ähnelt, und rennt, hüpft und haut euch durch mehr oder minder bekannte Schauplätze aus den Filmen. Technisch als auch spielerisch gibt es dabei kaum Unterschiede zu den LEGO-Ausgaben von Star Wars oder Indiana Jones. Innovationen: Fehlanzeige! Fazit: Nun ist also auch Batman im „Legoland“ angekommen. Leider ist davon auszugehen, dass das nicht die letzte Franchise war, die dran glauben musste. Auch der (Innovations-)Weckruf scheint bei Entwickler Traveller‘s Tales auf ähnlich „taube“ Ohren zu stoßen, wie es vor kurzem beim guten Heath „Joker“ Ledger der Fall war.Pascal
Star Wars: Force Unleashed
Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Lucas Arts | September 2008 Inhalt: Während sich der aktuelle StarWars-Kinofilm Clone Wars mit opulenten Massenschlachten befasst, geht man in der interaktiven Unterhaltungselektronik andere Wege. Ihr seid nichts Geringeres als der hochbegabte Schüler von Lieblings-Bösewicht Darth Vader. Chronologisch spielt das Ganze zwischen Episode 3 und 4. Die Story kann locker den drei neuen Episoden das Wasser reichen und gibt interessante Einblicke in Vaders Werdegang als Schwarzer Ritter der Sith. Technisch profitiert das Gameplay vor allem von der Euphoria Engine, die auch schon in GTA 4 zum Einsatz kam. Dadurch reagieren die Gegner stets individuell und realistisch animiert auf eure Angriffe. Hierbei ist natürlich besonders der Einsatz der MachtFähigkeiten essentiell. Fazit: Lichtschwerter, imposante Macht-Angriffe und Darth Vader – Star-Wars-Herz, was willst Du mehr?! Lucas Arts zieht alle Register und schlägt eine spannende Brücke zwischen Episode 3 und 4.Pascal
Pro Evolution Soccer (PES) 2009
Fifa 09
Sportspiel | Xbox 360, PlayStation 3, PlayStation 2, Wii, PSP, DS, PC | Electronic Arts | Oktober 2008 Inhalt: Die Schlacht um die jährliche Fußballkrone findet natürlich auch in diesem Herbst statt (welch Überraschung!). Die Rede ist natürlich von den beiden besten Fußballsimulations-Serien aller Zeiten: Fifa und Pro Evolution Soccer! Fifa wird von Jahr zu Jahr besser und vor allem: realistischer. Denn genau in dem Punkt lag PES bislang immer weit vorne. Egal wie sehr sich EA auch abmühte, sie schafften es nie wirklich, Konami auszudribbeln. 2008 konnte der Abstand abermals verkürzt werden, jedoch reichte es wieder nicht vollends. Was jedoch technisch geboten wird, ist einmal mehr beeindruckend! Die Spieler sehen mittlerweile fast fotorealistisch aus und man erkennt sofort alle Superstars. Natürlich sind alle wichtigen (und auch viele der „unwichtigen“) Landesligen voll lizenziert und mit den aktuellen Vereinen, Wappen und Spielern vertreten. Besonders gefallen hat der Be-a-ProSpielmodus, in dem man nur einen festen Spieler
Sportspiel | Xbox 360, PlayStation 3, PlayStation 2, Wii | Konami | Oktober 2008 Inhalt: Konami macht mittlerweile den gleichen Fehler, den Electronic Arts seit vielen Jahren zelebriert: Jedes Jahr wird ein Update ihrer Edel-Reihe Pro Evolution Soccer auf den Markt geworfen. Das wäre freilich nicht so tragisch, wenn die Qualität zumindest stimmen und es merkliche Verbesserungen zum Vorjahr geben würde. Aber genau das ist nicht wirklich der Fall und man muss die Veränderungen immer mehr mit der Lupe suchen. Die Grafik wird nur marginal hübscher und gerade in diesem Bereich hat Konami gegen Electronic Arts absolut nichts zu melden. Und ob eine Handvoll neuer Animationsphasen bei den Bewegungsabläufen gleich 60 - 70 Euro wert sind, darf zumindest bezweifelt werden. Was bleibt, ist das nach wie vor geniale Spielgefühl, welches sich auch 2008 immer noch realistischer und direkter anfühlt als beim Konkurrenten aus dem Hause EA. Fazit: Technisch geht es nur langsam voran, aber spielerisch ungebrochen die Fußball-Offenbarung schlechthin! Dennoch muss Konami sich die Frage gefallen lassen, ob man als Kunde wirklich jedes Jahr für ein kleines Gameplay-Tuning den vollen Preis hinblättern soll?Pascal
>GAMES
Horror-Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3 | Konami | September 2008 Inhalt: Silent Hill kommt nach Hause! Und zwar zu euch nach Hause – und endlich auch für die neue Konsolengeneration. Grafisch wirkt das Geschehen auf dem Screen jedoch noch nicht ganz in der neuen Generation angekommen. Die Animationen sind zwar wie immer „furchteinflößend“ gut geworden, aber die Texturen und Details der Charaktere und Hintergründe sehen doch arg altbacken aus. Die Story bleibt serientreu: Ihr bekommt auf der Suche nach eurem verschwundenen Bruder den mysteriösen Hinweis, dass er sich in einem kleinen Städtchen namens Silent Hill aufhalten soll. Und schon ist man wieder einmal (immerhin schon der fünfte Ableger) mittendrin im Grusel-Spektakel. Konami besinnt sich zum Glück der alten Stärken und so werden viele atomsphärische Effekte aus dem ersten Teil verwendet. Das knisterende Radio ist genauso dabei wie der permanente Nebel in den Straßen – und natürlich fehlen auch die Zombie-Krankenschwestern nicht. Fazit: Optisch eher nur Mittelmaß, fesselt Silent Hill 5 vor allem mit der perfekten Soundkulisse und einer Horroratmosphäre, die definitiv nichts für schwache Nerven ist.Pascal
Beat ‘em up | Xbox 360, PlayStation 3, Wii | Electronic Arts | September 2008 Inhalt: Mit Fight Night hat EA schon eine hauseigene seriöse BoxsimulationFranchise im Portfolio. Nun schickt der Sportspiel-Profi einen Fun-Boxer mit dem lieblichen Namen FaceBreaker (Übersetzung darf jeder selbst nachschlagen) in den Ring. Dargestellt in witziger Cartoon-Optik geht es also darum, sich gegenseitig die Birne zu Brei zu schlagen. Alles ist dabei stark überzeichnet und die Steuerung sehr simpel gehalten, so dass man sofort ohne Eingewöhnungsphase Spaß haben kann. Um die Gesichtsdeformierung noch authentischer „genießen“ zu können, darf man sogar sein eigenes Konterfei per Cam ins Spiel laden und sich selbst im Comic-Look nachbauen. Fazit: FaceBreaker bietet das, was die neue Zielgruppe „Gelegenheitszocker“ fordert: kein langes Studium der Anleitung, keine komplizierten Blocken-Deckung-Moves erlernen müssen, keine Kampftaktiken lange austüfteln müssen. Einfach nur einschalten und sich gegenseitig (am besten gegen einen Freund) herrlich unkompliziert aufs Maul hauen!Pascal
steuert und die Partien aus seiner Sicht erlebt. Fazit: Fifa 09 ist nun fast gleichauf mit PES 2009, was den Realismusgrad angeht. In puncto Grafik, Atmosphäre und authentische Vereine und Ligen zieht Fifa eh immer weiter davon und behält den Thron inne!Pascal
LEGO Batman
>GAMES
FaceBreaker
genug für eine friedliche Koexistenz von GTA UND Saints Row in der heimischen Spielesammlung. Fazit: Ein sehr spaßiger Offene-Spielewelt-ActionKracher. Ohne diese kindische Anti-GTA-Kampagne im Vorfeld wäre er noch angenehmer aufgefallen. Also: Daumen hoch für Saints Row 2 und Stinkefinger für die Marketing-Abteilung von THQ!Pascal
Sam & Max: Season One
Adventure | Nintendo Wii | JoWood Productions | 30.September 2008 Inhalt: Sam und Max sind definitv „Personen“, die „man“ kennen sollte. In Wirklichkeit ist es ein anthropomorphischer Hund mitsamt Hasenfreund, aber sie sind gleichzeitig auch die letzten ihre Art. Denn sie sind sowas wie die inoffiziellen Nachfahren von Spieleserien wie Monkey‘s Island oder Zak McKracken. Das erste Adventure mit ihnen erschien nämlich annodazumal bei LucasArts. Bekannt sind sie jedenfalls für ihren abgründigen Humor und der weiß zu begeistern. Während man einzelne Episoden des Adventures bald auch über den Online-Wiiwarekanal erwerben kann, macht es JoWood den Klickfaulen auf der Couch leicht und bringt zuerst eine komplette DVD mit allen 6 Folgen der ersten Staffel. In klassischer LucasArtsPoint-and-Click-Manier klärt man hier bizarre Kriminalfälle auf. Fazit: Sam & Max sind einfach knorke Typen. Anders gesagt: es ist ein humoristisches Dauerfeuerwerk mit Endlosmunition.Oder besser: ein echter Test für‘s Zwerchfell und andere lebenswichtige Lachorgane. Genug?Sascha
Call of Duty 5: World at War
First-Person-Shooter | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Activision | Oktober 2008 Inhalt: Der Vorgänger ist eines der erfolgreichsten Onlinespiele aller Zeiten. Die Verkaufszahlen waren beeindruckend und sowohl Fans als auch Presse gleichermaßen hellauf begeistert. Gründe hierfür waren die fantastische Grafikengine und das moderne Setting. Endlich verließ die Call-of-DutyReihe das ausgelutschte 2. Weltkriegsszenario und kam in der Gegenwart an. Und nun, nur ein Jahr später, kehrt die Reihe zurück in die trüben 40er Jahre. Das Spiel sieht natürlich fantastisch aus und spielt sich perfekt, aber ballern vor der Kulisse des 2. Weltkriegs ödet einfach nur noch an! Daran ändert auch der Fakt, dass man dieses Mal vor allem böse Japaner im Pazifik jagt, nur sehr wenig. Fazit: Ein geniales Spiel, das nahezu alles richtig macht bis auf diesen dicken Schnitzer, wieder mal den 2. Weltkrieg als Szenario zu wählen. Es sollten Petitionen gestartet werden, dass das Setting der Teile 6 - 42 nicht mehr in den Jahren 1933 - 1945 spielen darf – und zwar egal ob in Deutschland, auf Pazifikinseln oder dem Mars. Danke!Pascal
Saints Row 2
Sandbox-Game | Xbox 360, PlayStation 3 | THQ | Oktober 2008 Inhalt: THQ hat ja im Vorfeld nicht gerade in aller Bescheidenheit die leisen Töne angeschlagen. Ganz im Gegenteil, es wurde quasi jede Gelegenheit genutzt, um den großen Konkurrenten und Mutter aller Sandbox-Games, GTA, zu dissen. Der Verdacht lag nahe, dass das eigene Produkt nur dadurch glänzen kann, indem man den Wettbewerber in ein vermeintlich schlechtes Licht taucht. Ganz so enttäuschend ist Saints Row 2 zum Glück nicht geworden, jedoch ist der Eindruck zwiespältig. Gerade grafisch gibt es zwar viele schicke Aspekte, aber auch ebenso viele Schwachpunkte. So wirken manche Animationsphasen doch arg hölzern und die Figuren mitunter lieblos designt. Größter technischer Vorteil von GTA ist da auf jeden Fall die starke Euphoria Engine, die für realistische Körperanimationen sorgt. Dennoch macht das Cruisen und Abhängen in Saints Row 2 durchaus Laune. Und da es ohnehin nicht allzu viele Next-Gen-Sandboxtitel gibt, ist Platz
Dead Space
Horror-Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3 | Electronic Arts | Oktober 2008 Inhalt: Electronic Arts will vom bisherigen Kurs weg, einfach mit teuer eingekauften Lizenzen wie Harry Potter die loyalen Fanboys und -girls alljährlich zu melken. Mehr Kohle lässt sich da natürlich mit Eigenmarken verdienen. Doch die wollen erst einmal erfunden werden! Dead Space ist einer dieser neuen Titel und zeigt endlich mal, dass EA durchaus zu wirklich innovativen und frischen Spielkonzepten fähig ist. Die Story hat Anleihen bei großen Sci-Fi-Horror-Filmen wie Event Horizon oder Aliens. Und so wird ein Routine-RaumschiffReparaturtrip schnell zu einem Horrorausflug der unvergesslichen Art. Technisch beeindrucken vor allem die genialen Licht-und-SchattenEffekte, welche natürlich einen Großteil der Atmosphäre in einem Horrorspiel ausmachen. Fazit: Dieser Herbst steht voll im Zeichen des Gruselns. Zum Glück ist das innovative Gameplay alles andere als „gruselig“. EA und Innovationen – das ich das noch erleben durfte. Weiter so!Pascal
Wario Land: The Shake Dimension
Jump ‘n Run | Wii | Nintendo | September 2008 Inhalt: Während Erzfeind Mario, seines Zeichens fetter Aushilfs-Rohrverleger, in 3D durch den Weltraum springt, bleibt Wario lieber bodenständig und zweidimensional. Und das tut ihm und allen Jump-‘n-Run-Liebhabern sehr gut. Denn echte 2D-Jump‘n-Run-Spiele, noch dazu so schön designt, sind leider sehr selten geworden. Das mag vielleicht „Oldschool“ sein, aber im Grunde sind 3D-Jump-‘n-Runs nur verkappte Action-Adventure, und diese gibt es doch eh schon im Überfluss. Wario Land hingegen ist eine echte Perle und die Steuerung Nintendo-typisch wieder einmal perfekt für den Wii optimiert. Obendrauf bietet es trotz der „Oldschool“-Optik jede Menge Innovation und massig Spielspaß. Fazit: Jeder, der noch immer wehmütig an die guten alten Mario-Titel aus (S)NES-Zeiten zurück denkt und eine Wii sein eigen nennt, sollte hier zuschlagen! Eine Jump-‘n-Run-Spaßbombe par excellence!Pascal
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Kings of Leon
machten sie Bekanntschaft mit dem Folk-RockProduzenten Angelo Patraglia, der zum wichtigsten Mentor der bis dahin unbefleckten Jünglinge wurde. Nach einigen mühevollen Lehrjahren, in denen sie sich in dunklen Pubs und auf lokalen Rodeo-Wettbewerben die Finger blutig spielten, unterschrieben sie 2003 als Kings Of Leon einen Vertrag beim Platten-Major RCA. Was dann folgte, stellte sämtliche Rock-Klischees der letzten 40 Jahre in den Schatten. Die frisch gebackenen Rockstars gaben sich voll und ganz dem sündhaften Rock‘n Roll-Lifestyle hin – vom Paulus zum Saulus, um es biblisch zu sagen. Sie wechselten die Frauen wie Unterwäsche, zogen weißes Pulver gleich kiloweise durch die Nase und ersetzten den Morgenkaffee durch eine Flasche Bourbon. Dafür wurden sie nun auch von der britischen Boulevardpresse ins Herz geschlossen, die jeden Exzess der Bandmitglieder detailliert dokumentierte.
Time For Big Time
Mit dem zweiten Album „Aha Shake Heartbreak“ hatten die neu gekrönten „Kings Of Rock“ (Rolling Stone) jedoch wieder die Kurve bekommen, ohne nachhaltig Schaden zu nehmen. Mittlerweile outeten sich immer mehr berühmte Musikerkollegen wie Noel Gallgher, Radioheads Jonny Greenwood und Eddie Vedder von Pearl Jam alis Fans und so betourte die Familienbande zwischen 2005 und 2006 als Support-Act von Bob Dylan und U2 die gesamte USA – eine Erfahrung, die freilich nicht spurlos an ihnen vorüber ging. Mit Album Nr. 3 drifteten sie nämlich deutlich in Richtung Stadion-Rock, vom staubigen Lo-Fi-Garagen-Sound ihrer ersten beiden Alben war nur noch wenig zu hören. Musikkritiker schlugen vor Begeisterung Purzelbäume und bezeichneten „Because Of The Times“, so der Titel des Werks, als modernen Klassiker. Die Followills hatten ihr RetroRock Image mit beeindruckender Selbstsicherheit abgestreift und galten spätestens jetzt als Band, der man noch so einige Großtaten zutrauen durfte. Welche Lektionen habt ihr auf der Tour mit U2 gelernt? Caleb: U2 wissen sehr genau, wie man eine große Show macht und haben den Anspruch, jedem einzelnen Zuschauer das Gefühl zu geben, dass sie allein für ihn spielen. Trotz der hohen Celebrity-Dichte auf ihren Konzerten ist jeder Zuschauer gleich wichtig, egal ob es nun Brad Pitt oder der Typ ganz hinten ist. Es mag vielleicht nicht so wirken, aber sie sind alle
Paris an einem bewölkten Tag im Juni. Wir treffen Caleb und Nathan Followill, Sänger und Drummer der Kings Of Leon, in der Suite eines Pariser Luxushotels nahe des Champs-Elysées. Dorthin hat die US-Band, deren Geschichte sich liest, als stamme sie aus einem Sammelband der „Schönsten RockMythen“, die europäische Presse geladen, um ihr neues Album „Only By The Night“ vorzustellen.
Die Kings Of Leon starteten Anfang des Jahrzehnts als Teil der von englischen Musikjournalisten ausgerufenen „new rock revolution“ – einer langen Reihe von Bands, die alte Rock‘n Roll-Tugenden wiederbelebten und mehr oder weniger schamlos im Zitaten-Fundus der 60er und 70er räuberten. Ihr einzigartiger Gründungsmythos, ihr seltsamer Hippie-Look und nicht zuletzt ihr Faible für treibenden Garagen-Boogie, der von einer rauen Brise Südstaaten-Sand durchweht wurde, machte
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die Kings Of Leon zu Protagonisten des neuen Retro-Chics, der kurz zuvor mit dem Debütalbum der Strokes im Pop Einzug gehalten hatte. Ihr erstes Album „Youth And Young Manhood“ verkaufte sich weltweit knapp eine Million mal und Kings Of Leon wurden im Vereinigten Königreich zu ShootingStars, denn gerade die notorisch sensationslüsterne britische Musikpresse hatte an dem Quartett einen Narren gefressen. Kein Wunder, denn wie oft kommt es schon vor, dass drei Priestersöhne aus Nashville/Tennessee, die noch dazu aussehen, als seien sie gerade einer Woodstock-Doku entsprungen, eine Band gründen und sich mit einer Handvoll tighter Garagen-Rock-Kracher in die Herzen hunderttausender Teens und Twens spielen? Nachdem sie ihr Debütalbum zumindest in Europa berühmt gemacht hatte, drehten die drei Brüder Caleb, Nathan und Jared zusammen mit Cousin Matthew erstmal ordentlich durch und holten sämtliche Schweinereien nach, die ihnen in früheren Jahren verwehrt geblieben waren.
ziemlich schüchterne Typen und längst nicht so abgezockt, wie man vermuten würde. Vor einem Konzert werden die immer noch richtig nervös! Durch U2 haben wir verstanden, dass man als Band nur wachsen kann, wenn man sein Publikum respektiert und sich jeden Abend das maximal Mögliche abverlangt. Das ist alles? Caleb: Man sollte sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Gerade wenn live mal etwas schief geht, musst du locker bleiben. Bei einem Konzert geht es in erster Linie ja nicht um Perfektion, sondern darum, den Menschen ein einmaliges Erlebnis zu schenken. Ein kleiner Unfall kann durchaus dazu beitragen, dass ein Abend besonders wird. Nathan: Eine unserer denkwürdigsten Shows spielten wir, als Caleb während eines Songs eine komplette Strophe vergessen hatte. Wir spielten einfach weiter und wiederholten den Part solange, bis das ganze Publikum die Strophe sang. Ich glaube, die Kids vor der Bühne werden diesen Abend nie vergessen.
Dass solche Ausrutscher heute noch oft vorkommen, muss eher bezweifelt werden. Kings Of Leon zählen für viele zu den besten Live-Bands des Planeten. Ihr neues Album, das sie wieder im Studio ihres Stammproduzenten Petraglia aufgenommen haben, ist Breitwand-Rock, der der Soundgewalt von Pop-Platzhirschen wie U2 oder Radiohead in nichts nachsteht. Es scheint, als seien die Pastorensöhne entschlossen, sich endgültig in den höchsten Sphären des internationalen Rock-Establishments einzunisten. Und wenn alles mir rechten Dingen zugeht, wird dieser Plan wohl aufgehen – auch wenn Caleb es vorzieht, Understatement zu wahren. Ihr haltet Audienz in einem der teuersten Hotels von ganz Paris, euer neues Album klingt so sauber produziert wie nie. Es scheint, als ob ihr euch sehr viel von „Only By The Night“ versprecht. Caleb: Ich habe mir abgewöhnt, darüber nachzudenken, ob ein Album ein Hit wird oder nicht. Wir dachten das bei unserem letzten Album und bei dem davor, aber hatten in Amerika bisher trotzdem keinen Hit. Man
kann eben nie wissen, worauf die Leute anspringen. Alles, was ich momentan sagen kann, ist, dass die Band großartig funktioniert. Wir können Alben veröffentlichen, auf Tour gehen und in großen Hallen spielen. Dafür haben wir diese Band gegründet. Was Erfolg im Radio angeht: den hatten wir noch nie. In den großen amerikanischen Radiostationen landen unsere CDs sofort auf dem Sondermüll. Woran liegt das deiner Meinung nach? Caleb: Viele Radiomacher behaupten immer noch, wir hätten einen Lo-Fi-GaragenSound, der beim MainstreamPublikum nicht ankomme. Das Problem ist, dass die meisten DJs sich unsere Musik gar nicht erst anhören.
Das sollten die Herren Radiomacher besser ändern. Songs wie die erste Single „Sex On Fire“ und das an Snow Patrol erinnernde „Use Somebody“ klingen geschliffener und mächtiger als alles, was diese Band zuvor gemacht hat. Natürlich birgt diese Entwicklung auch die Gefahr, alte Fans der Band zu verschrecken. Doch das dürften die beiden Endzwanziger, die da in Designer-Zwirn und mit dicken RockstarSonnenbrillen auf der Nase vor uns sitzen, leicht verschmerzen. Auch wenn die Eroberung Amerikas noch aussteht, geht es den Followill-Brüdern nach mehreren Millionen verkaufter Platten blendend. Nathan und Caleb sind Eigentümer einer 55 Hektar großen Farm in Nashville, alle Bandmitglieder haben nach eigener Auskunft „schöne Autos, große Häuser, wunderschöne Freundinnen“ und das nötige Kleingeld, um das Heimweh auf Tour mit teurem Wein und Kaviar zu betäuben. Kein Zweifel, diese Band steht an der Schwelle zum big business. Wer jahrelang Support-Gigs für Superstars wie U2 und Pearl Jam spielt, leckt eben irgendwann Blut. „Es ist schon ein bisschen frustrierend, wenn du im Madison Square Garden spielst und nach 40 Minuten die Bühne räumen musst, weil du nur als Support-Act gebucht wurdest“, sagt Caleb schließlich. Uns bricht vor Mitleid fast das Herz.
Kings Of Leon - „Only By The Night“ erscheint am 19. September
Michael Schneider
Denn bis zur Gründung ihrer Band im Jahr 2000 pflegten sie gezwungenermaßen einen im wahrsten Sinne des Wortes puritanischen Lifestyle. Daddy Followill nämlich tingelte zusammen mit seiner Frau und den drei Söhnen als Wanderprediger einer protestantischen Freikirche durch den amerikanischen Bible Belt und ließ keine Gelegenheit aus, seinen Sprösslingen unbedingte Gottesfurcht einzutrichtern. So verbrachten die Followill-Jungs ihre Kindheit und frühe Jugend lammfromm zwischen Gottesdiensten und stundenlangen Überlandfahrten in einem klapprigen Van. Doch die schöne heile Welt brach schließlich zusammen, als Vater Leon – der später auch für den Bandnamen Pate stehen sollte – 1997 wegen eines Alkoholproblems seine Zulassung als Prediger verlor und kurze Zeit später die Ehe mit Mama Followill geschieden wurde. Das einstige Familienglück war nur noch ein Scherbenhaufen und die beiden ältesten Followill-Buben Nathan und Caleb beschlossen, in der Country-Hauptstadt Nashville als Musiker und Auftrags-Songwriter ihr Glück zu versuchen. Dort
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Bomb The Bass
SLEAZE präsentiert:
Veto – Das Recht auf eigenen Sound Schon beim ersten Genuss wird klar, wie erfrischend diese Band ihr Handwerk betreibt. Ob das an ihrer nordischen Herkunft liegt? Die fünf Mitglieder der Band Veto waren jahrelang der Meeressalz geschwängerten Luft Jütlands, im Osten des dänischen Reiches, genauer in ihrer Heimatstadt Arhus, den Widrigkeiten des nördlichen Halbkugelbewohners ausgesetzt. Das hat geprägt. Nachdem man sich im Laufe der vierjährigen Bandgeschichte in offener Weise dem eigenen Klangbild gewidmet hat, ist es 2008 wieder an der Zeit, sich der neugierigen Außenwelt zu widmen. Raus aus der Enge des Insellebens. Mit dem vorliegenden Langspiel-Ergebnis „Crushing Digits“ kann die Band sich durchaus sehen lassen.
In Fußgängerzonen gastieren ist unwahrscheinlich.
Als Smileys, diese gelben runden Grinsemonster, noch zur Hosenboden rettenden Maßnahme Kinder quälender Mütter gehörten, war Tim Simenon so etwas wie der neue Star der jungen Sampler erzeugten, elektronischen Musik. Das war zu einer Zeit, als Norman Cook mit den Beats International „Dub be Good to me“ skandierte. Stock, Aitken und Waterman especially für uns Kylie Minogue und Jason Donovan auf die Welt losließen. Ganz zu schweigen von Quetschbarde Rick „Never Gonna Give You Up“ Astley. Damals gab es Bands, die lebten in einer Box und hatten ein einzigen Hit, der genauso hieß. Andere fragten sich wann sie endlich berühmt würden und den Jungen aus sich herausbekämen, um in den Status des vollkommenen Mannes aufzusteigen. Letztendlich genügte ihnen eine Taube, um den Kampf gegen die bösen norwegischen Rivalen zu bestreiten, denen wiederum scheinbar nichts mehr zusetzte als ständig heulende Wölfe. Wir reden von längst vergangenen Zeiten, in denen es nichts Wichtigeres gab als die Frage, ob Samantha Fox oder die italienische Wuchtbrumme Sabrina besser geeignet wären, um sich der eigenen Jungfräulichkeit zu entledigen. Die Meinungen gingen auseinander. Betrachten wir den heutigen Ist - Zustand der Damen. Schwierig zu sagen, während man auf sein spontan Erbrochenes starrt. Aber was sollte die deutsche heranwachsende Männlichkeit anderes machen. Es gab wenig Alternativen in einem Land, das Sandra und C.C.
Catch auf die Welt losließ, ganz abgesehen von der fordernden Nicki, deren Sprache man nicht recht verstand. Aber aus Deutschland war sie schon? In diesen auf- und erregenden Zeiten also, es war um 1987, kam der junge englische DJ und Beat-Bastler Tim Simenon mit seiner damals recht provokativ betitelten Band Bomb The Bass um die frisch gesprengte Beiruter Häuserecke gerattert. Zu einer Zeit, in der Marketing ein englisches Wort ohne grinsenden Sunnyboy mit super Ideen war, kam das schon ziemlich krass daher. Der Rest tat sein Übriges. Simenon sah aus wie ein vierter Beastie Boy und machte schon früh deutlich, dass russische Fellmützen auch im Sommer eine ganz eigene Ästhetik entwickeln konnten. Das war nicht jedem zugänglich. In den nächsten Army Shop war man damals also nicht sofort. Wäre in Zeiten des Kalten Krieges auch der falsche Anlaufpunkt gewesen. Herrn Simenon war das egal. Der Typ war von Hause aus anders. Irgendwie fremd. Unschuldige „Hit 86“Doppelkassetten-Konsumenten ohne rebellischen Willen hatten natürlich Schwierigkeiten, sich sofort all ihrer Stars zu entledigen um fortan dem Sound des Basses zu huldigen. Das passte nicht richtig in die bunte Posterwelt der Bravo und Poprocky. Simenon hat das nicht bremsen können. Mit seinem ersten Hit „Beat Dis“ legte er einen Traumstart
hin und schaffte auf Anhieb den Aufstieg in den begehrten Charthimmel. Zahlreiche gut dotierte Remix- und Produzenten-Aufträge folgten. Neneh Cherry, Depeche Mode, U2 und David Bowie öffneten den Klingelbeutel. Nachdem sich Bomb The Bass mit seiner Musik Anfang der Neuziger ein wenig aus der hippen Spur spielte, gelang ihm 1995 mit der Single „Bug Powder Dust“ und dem Album „Clear“ ein fulminantes Comeback. Mitten in der ersten großen Trip-Hop- und Big-Beat-Welle, die sich um Künstler wie Chemical Brothers, Massive Attack oder Tricky schmiegte, bewies BTB sein feines Gespür für anspruchsvolle Beatmusik mit Hitpotenzial. Gerade seine Veröffentlichungen aus dieser Zeit lassen uns die bevorstehende Live-Rückkehr des BTB-Masterminds mehr mit Spannung als mit Schauder erwarten. Das sich hier kein 80er-Jahre-Revival eines abgehalfterten Mittvierzigers ankündigt, ist der Frische seiner neuen Platte „Future Chaos“ zu entnehmen. Gott sei Dank. Denn noch mehr Comebacks aus dieser Zeit und persönliche Erinnerungen laufen große Gefahr, zum ernsthaften Trauma zu werden.
Ihr Sound, eine Mischung aus elektronischen Synthie-Klängen, die gitarrenverstärkt und rockig in ganz eigene Dimensionen vorstoßen, hat trotz seiner eklektischen Entstehung – die sich aus den verschiedenen musikalischen Vorlieben der Veto-Mitglieder nährt – ein ganz eigenes, äußerst sympathisches Gesicht. Dass ihre Musik auch über die Grenzen des Pölser Landes hinaus zu begeistern weiß, haben die Jungs – deren Bandname sich aus keiner tieferen politischen Anschauung erklärt – bereits 2007 auf der Berliner Popkomm bewiesen. Elektronische Musik/Gitarren/Live = keine Energie. Das kommt bei Veto nicht auf. Trotz ihrer digitalen Grundsubstanz haben sich die Mitglieder aufeinander eingeschworen. Auf der Bühne sind keinerlei emotionale Streuverluste zu vermelden. Alles bewegt sich. Alle gehen ab. Dynamisch und mitreißend. Die Band steht klassischen Rockbands in nichts nach. Und die Musik? Veto schaffen es, in die freistehende Lücke der handgemachten Mash-Up-Idee vorzustoßen. Kein Abklatsch. Keine Kopie. Direkte Vorbilder existieren nicht. Das gibt den fünf Wikingern eine Menge Spielraum. Um sich auszutoben. Dem eigenen musikalischen Alleinstellungsmerkmal huldigen. Das ist ein schönes Gefühl. Veto geben es ungefiltert zurück. (tim) Das Album „Crash Digits“ erscheint am 19. September auf Reset08. www.myspace.com/vetosite www.vetoband.net
Veto live:
10.09. Free & Easy Festival, München 19.09. Prinzenbar, Hamburg 21.09. Underground, Köln 22.09. Stadtgarten, Erfurt 09.10. Postbahnhof, Berlin
Das Album „Future Chaos“ erscheint am 15.September auf !K7 Records. 09. Oktober live im Berliner Tape Club. 16. Oktober live in der Münchner Registratur. www.bombthebass.com www.myspace.com/bombthebass
Das Trauma der 80er Das Trauma der 80er 64
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T.Raumschmiere
Was für eine bescheuerte Frage Der Tip kam per Email. Prinzipiell könne man den Künstler natürlich alles fragen. Nur bitte, bitte nicht nach der Bedeutung oder Entstehung des Namens. Das mag er gar nicht. Da ist er eigen. Beruhigend antwortet man, dass es ja nun mal erste MusikjournalistenRegel sei, sich mit solch einem Einstieg nicht öffentlich erwischen zu lassen, aber gut. War nett gemeint. Man mag sich und gehorcht. Aber die Geister sind geweckt und steigen unaufhörlich in den fragenden Himmel empor. Was vorher kein Thema war, findet nun inneren Anklang. Birgt der Hinweis, die vielleicht noch unausgesprochene Diskrepanz des Namenlosen mit seinem Alter Ego, dessen er sich in Kürze gewaltsam entledigen wird? Schluss! Das haben wir nicht nötig. Wir sind zwar Trash. Aber mit Substanz und nicht billig. Basta! Wenden wir uns also ab von der Sensationsheischenden, spekulativen Schreibe und widmen uns wieder der sensiblen Ader des Aufstrebenden und seiner Namenswahl. Sicherlich ist es als Künstler immer mit einigen Gefahren verbunden, wenn man sich aus einer gesunden Selbstbeweihräucherungswolke, ob der Wichtigkeit des eigenen künstlerischen Schaffens heraus, einen Pseudonym zulegt, dass all die Facetten des zerrissenen Ichs in seiner Gänze widerspiegelt. Sei es die ursprüngliche Idee, durch Verschleierung der eigenen Identität sich und seine Liebsten zu schützen, oder aber die Chance, mit neuem Namen erst die Möglichkeit zu bekommen, den Club der visionären Stars und Sternchen beizutreten. Ausnahmen, die es trotz ihres namentlichen Defizits geschafft haben sind rar. Man erinnere sich an das deutsche Topmodel Nico Schwanz. Eine charmante Lichtgestalt in der bitteren Medienwelt, dessen Schein immer nur das aktuelle Hier und Jetzt hell erstrahlen lässt. Aber zurück zu unserem Ungefragten. Marco Haas alias Raumschmiere kann sich nicht wirklich über seinen Geburtsamen beschweren. Spontane Vergleiche mit hoppelnden Tieren liegen nur schwerlich in der Hand. Dennoch ließ sich der Musiker und ShitkatapultLabelchef in jungen Jahren dazu hinreißen, fortan als T. Raumschmiere dem staunenden Publikum seine ganz eigene elektronische Welt zu präsentieren. Seitdem scheint ein Begriff in Stein gemeißelt. Elektropunk. Das liest man immer wieder, wenn man sich mit dem Künstler und ehemaligen Punkrock-Schlagzeuger Haas auseinandersetzt. Eine Bezeichnung, die ihm selber wohl niemals in den Sinn gekommen wäre.
T.Raumschmiere
„Ich hasse Schubladen.“ So ähnlich ist das auch mit Erwartungen, denen er sich seit Beginn seiner elektronischen Karriere ausgesetzt sieht. Von Beginn an machte er gierenden Labelchefs klar, dass er sich keineswegs als Technokünstler sehe, nur weil er gerade ein paar solcher Tracks produziert habe. Wo kommen wir denn da hin? Vielseitigkeit und Ausprobieren gehören zum unbedingten Elixier seiner Musik. Alles andere kotzt an. Macht unzufrieden und lässt auf die Barrikaden gehen. Das diese Verweigerungshaltung und das strikte und immer wieder gern propagierte „Anti sein!“ bei ihm keine abgelutschte Floskel ist, sondern zutiefst empfundenes Lebensgefühl, verschaffen ihm die nötige Authentizität, die vielen elektronischen Möchtegern-Rockern völlig abgeht. T.Raumschmiere braucht das nicht. Namen sind Schall und Rauch. Am Telefon meldet er sich mit Marco. Das erübrigt alle weiteren Fragen. T.Raumschmiere hat sich ergeben. Damit können wir leben. Was ist das auch für eine bescheuerte Frage! Das Album „I Tank U“ erscheint am 19.September auf Shitkatapult. www.myspace.com/traumschmiere www.raumschmiere.com www.shitkatapult.com
MIA
Willkommen im Club Mit „Willkommen im Club“ erscheint Anfang September das vierte Studioalbum der Berliner Band MIA. Anfeindungen und offenen Ablehnungen zum Trotz hat sich das Quintett um Sängerin Mieze in die erste Riege deutscher Popmusiker gespielt. Traumwandlerisch beginnt die Melodie. Fröhlich beschwingt schreitet sie voran. Kein Hauch von oberflächlicher Attitüde, derer sich die Popwelt so gerne bedient. „Mein Freund“ heißt das Stück der Band, das sich so mitreißend an den Körper des Hörers schmiegt. Glückshormone auf Tonträger gebannt. MIA weiß zu verzaubern. Seit sich die Band vor einigen Jahren aufschwang, die deutsche Musiklandschaft mit ihrer Anwesenheit zu erfreuen, haben sie einige interessante Erfahrungen gesammelt. 1999 mit englischsprachigem Mädchenpop ins professionelle Musikgeschäft gestartet, folgte bald der radikale Schnitt hin zu lauteren, elektronischen Klängen. Die junge Berliner Elektroszene wusste nicht wie ihr geschah, als sich Mieze & Co ihrer habhaft machten und mit ihren bissigprovozierenden Kampfansagen die Kellergewölbe des unterirdischen Berlins erschütterten. Nicht allen gefiel diese freche und selbstbewusste Art. In der Folge sahen sich Mieze & Co. immer wieder persönlicher Attacken ausgesetzt. Das gipfelte 2003 gar in Nationalismus-Vorwürfen aufgrund ihrer provokanten Texte. Die Forderung der Berliner, durch einen offeneren Umgang mit der nationalen Identität und ihrer Symbole das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, bekam nicht jedem. Schwarz-Rot-Goldene Musikvideos taten ihr übriges, um die negative Stimmung gegen die fünf auf Hochtouren zu bringen. Zwar waren die Vorwürfe falsch, doch das Thema schlug hohe Wellen. MIA hatten fortan ihren Stempel weg. Der Hohn war ihnen gewiss. Doch gerade als sich manch Gegner schon als Sieger wähnte, rafften sie sich auf und besannen sich ihrer Stärken. Der Musik. „Hungriges Herz“, „Tanz der Moleküle“. Die Erfolge häuften sich. Auch 2008 will die neue MIA-Platte „Willkommen im Club“ da wieder ansetzen. Nach der frechen, der politischen und provokativen Reifezeit ist es jetzt Zeit, zusammen zu finden. Aufeinander zuzugehen. Miteinander zu tanzen. Wer sich da nicht eingeladen fühlt ist selber Schuld. Daran können dann auch die schönsten Lieder nichts ändern. Leider.
Oranienburger Str/ Tucholskystr 10117 Berlin-Mitte Täglich 11– 20 Uhr Eintritt 7/5 Euro Fon 030.28 09 19 25 www.co-berlin.com Chris Taylor, Protesting the U.S. War in Iraq, Tempe, Arizona, 2007 © Judith Joy Ross, Courtesy Pace/MacGill Gallery, New York Design www.naroska.de
Tim In Kooperation mit/In cooperation with
Unterstützt von/Supported by
Medienpartner/Media partner
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MUSIK
Akustikjazz
Klaviermusik
Brit-Rock
Postrock
Slow
Schublade unbekannt
Surf-Sauf-Party-Shalal
Speedswing / Speedska / Speedrock
G. Love and Special Sauce
Hauschka
Hot Club de Paris
Mogwai
Our Broken Garden
The Black Seeds
Speedswing
Ferndorf (26.09.08 / Pias UK / rough trade)
Live at Deadlake (19.09.08 / Moshi Moshi)
The Hawk is Howling (19.09.2008 / Wall Of Sound)
Rex The Dog – The
Superhero Brother (22.08.2008 / Universal)
When Your Blackening Shows (10.09.08 / Bella Union)
Wie konnte ich mir nur erlauben, so eine Musikperle zu verpassen? Katya, Katya, den Beinamen „Musikexpertin“, mit dem du dich so leichtsinnig ausgezeichnet hast, verdienst du leider nicht. Meine erste Reaktion, als ich vor ein paar Stunden einige von seinen alten Videos angeschaut habe, war nämlich: „Wie geil ist das denn??“, begleitet von wieherndem Grinsen. Der gute Mr. Love und seine Band existieren laut Wikiquellen seit mehr als zehn Jahren und sind noch weit entfernt davon, die Würze ihrer Extra-SpecialSauce zu verlieren. Dass sie ihre 90er-Jahre-Lässigkeit und den spürbaren Humor beibehalten haben, ist ein großes Plus. Für die von euch, die G. Love und Co. (noch) nicht kennen: Man nehme akustische Instrumente, kombiniere deren jazzig-rockigen Klang mit intelligent-witzigem Sprachgesang und voilás! Die Amis sind also doch nicht völlig zum Wegwerfen. Jack Johnson hat der Typ übrigens auch entdeckt. Lecker!
Der erste Eindruck: eine ziemlich instrumentierte Musik für ein klassisches Klavieralbum. Das hat mich anfangs ein wenig verwirrt. Als ich mir dann aus lauter Neugier einige Live-Videos von Volker Bertelmann aka Hauschka angeschaut hatte, konnte ich mein Erstaunen nicht verbergen. Der Typ macht alles am Klavier! Fabelhaft! Welch Klänge man erzeugen kann, indem man Kronkorken, Murmeln oder Medaillen an den Klavierseiten befestigt, kann auf „Ferndorf“ aufs Intensivste genossen werden. Zwar gibt es ein Saitenduo, das auf dem Album zur gelegentlichen Untermalung dient, aber das nimmt der One-Man-Klavier-Show nichts von seiner Spannung und künstlerischen Besonderheit. Meiner Meinung nach sollte kein Fan des Tasteninstruments diese Musik verpassen. Hauschka selbst merkt man an, dass er genug Zeit hatte, klassisches Klavier zu erlernen und es ihm in dieser nicht an Freiräumen mangelte, sich die wunderlichsten Ideen einfallen zu lassen. Dieses Album ist die unbedingte Bestätigung dafür, dass wirklich Gutes entspringt, wenn man den Mut aufbringt, Grenzen zu überwinden – und auch im Alter dem kindlichen Spiel die Pforten öffnet.
Noch eine UK-Retrorockband? Eine von denen mit den asymmetrischen Haarschnitten, bunten Hochzeitsanzügen und engen Schach-Matt-Krawatten? Ach ja, und Tapete mit feinem Floralmuster im Hintergrund. Genau das hätte ich erwartet. Dass ich aber so falsch liege, sehr erfreulich. Die markanten Haarschnitte sind zwar vorhanden, aber weisen im Falle von HCdP eher auf eine kultiviertere Version des originären Punks hin als auf den Stil der The-Clash-Wannabes. Dass die Band in keinem einzigen Video diese typischen epileptisch-konvulsiven Bewegungen macht, rührte mich fast zu Tränen. Auf ihrem zweiten Album „Live at Deadlake“ zeigt das Trio aus Liverpool neben einer ungemeinen Spielfreude und perfekter Beherrschung der Instrumente auch einen distanzierten Blick auf den erlebten Hype, dessen sich die Band 2006 ausgesetzt sah. Die gestiegene Aufmerksamkeit hat sie nicht um den Verstand gebracht. Mit ihrem neuen Werk ist es ihnen gelungen, einen wichtigen Schritt in Richtung dauerhafter, selbstbestimmter und autarker Musikkarriere zu gehen. Unabhängig von partiellen Hypes und allwissenden NMEs
Mogwai waren schon immer eine mit herausragenden Musikern und Komponisten besetzte Angelegenheit. „Come On Die Young“ oder „Happy Songs For Happy People“ waren zwei Alben die, meiner Meinung nach, zu den besten aller Zeiten zählen. Die Messlatte könnte also nicht höher hängen. Verunsichert hat das die Jungs aus Schottland anscheinend nicht. Schon der Opener „I’m Jim Morrison, I’m Dead“ führt hinein in die epische Welt von Mogwai. Man verliert sich in den Songs, den Strukturen und findet bei jedem Hören wieder neue Facetten. Hier ein paar psychedelische Einflüsse, die an aktuelle Bands wie Colour Haze erinnern, dort ein Note mehr Stonerrock. Immer scheinen sich die Melodien und Sounds an aktuellen Strömungen der Szene zu orientieren. Aber nie hat man das Gefühl, ein Plagiat zu hören, oder das es zu kitschig wird. Mogwai haben die Energie wiederentdeckt, die „Explosions In The Sky“ zuletzt nicht mehr aufbringen konnten. Das macht dieses Album zu einem Pflichtkauf!
Beim ersten Lied dachte ich: „Hm…zwar langsam, aber sehr angenehm – die Melodien und die Stimme – sehr beruhigend“. Beim zweiten Lied wechselte ich zu „Vielleicht war der Kaffee zu stark.“ und beim Dritten schon zu „Gott, geht es noch langsamer??“. Es ist ein pures Wunder, dass ich es schaffte, das Album zu hören und gleichzeitig darüber zu schreiben, ohne einzuschlafen. Ich habe absolut nichts gegen Dänen und auch nichts gegen langsame Musik. Anna Brønsted singt auch gar nicht schlecht. In den Momenten, in denen man sogar den Text versteht, macht auch der Inhalt einen guten Eindruck. Mein großes Problem mit dem konkreten Werk ist, dass wirklich jedes Stück den gleichen Rhythmus hat. Somit hört sich das Album wie ein richtig laaaanges, laaaaangsames, traaaauriges Lied an. Und das passt irgendwie nicht richtig zu dem schönen Wetter draußen.
Katya
Katya
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Katya
Marcel
Katya
Rex the Dog Show (01.09.08 / Kompakt)
Achtung! Speedswing! Solid Ground (22.08.08 / Sonar Kollektiv / Rough Trade) (01.09.08 / Crazy Love / Cargo)
Viel wurde spekuliert um den Mann hinter dem Pseudonym und dem drolligen Hundecartoon, der mal schnell so eben – als allen schon der linke Arm weh tat von Rex‘ Alter Ego „Rocker“ – im Sommer 2004 den zweiten Wellenbrecher „Prototype“ hinterher schob. Bis dato war ungeklärt, wer so etwas ungeniert und faustdick fabriziert über das Gallions-Label „Kompakt“ aus der Spaßstadt Köln schleudert. Einige Puzzleteilchen später weiß man mehr: Superproducer Jake Williams ist gar kein Hund, sondern ein alter Hase im Geschäft der Tanzflächenfüllung. Er bereitete den schwedischen „The Sounds“ und „The Knife“ Remixe, die besser waren als das Original. Das alles war vor dem „Minimal my Ass“-Overkill und dem daraus resultierenden Jahr des bloßen Zehenwackelns auf der Tanzfläche. Heute verträgt die Welt Williams‘ Hundegeschichten mehr denn je: Welche Wohltat, sich wieder mal zum Powerhouse-Track „Maximize“ den Arsch abzuwackeln, ganz ohne rot zu werden den Refrain von „Gecko“ mitzugrölen oder zur Single „I Can See You, Can You See Me“ einfach nur in der Gefühlsmottenkiste zu kramen und irgendwann auf den verschwitzten Gesichtern von 2004 zu landen. Die könnte man jetzt anrufen und ihnen sagen: Das Rex-TheDog-Album ist da und es ist der Hammer!
Sommmaaaaaaaaa! Es gibt Musik, die so gut zu bestimmten Jahreszeiten, Stimmungen oder Augenblicken passt, dass sich die Atmosphäre ohne derer Melodie fast seltsam anfühlt. The Black Seeds dienen als Beweis dafür. Sommer vom ersten bis zum letzten Song. Und das nicht im Sinne einer „Summer Hance Hit Collection 2008“. Die Band vermag es viel mehr, in ihrer Musik eine gehörige Portion Surf-Sauf-Party-Shalala-Gefühl einfließen zu lassen. Ihre lässige australische Art setzt ein fröhliches Lächeln aufs Gesicht und gibt (mir persönlich) den gewissen Kangaroo-Kick. Was mir vor allem gefällt, ist die geschickte Kombination aus Reggae, Ska und Funk, die sich bei anderen Bands nicht immer so erfolgreich und angenehm anhört. Die warme Stimme von Barnaby Weir ist ein weiterer Pluspunkt, gerade weil er sich abgenutzte Reggae-Phrasen erspart, die mir bei der Musik sonst richtig auf den Senkel gehen. Leider kann er aber, in Bezug auf die gesamte Platte, nicht verhindern, dass sein Gesang auf Dauer mit zuwenig Abwechslung daher kommt, sodass sich viele Lieder oft gleich anhören. Schade. Schade.
Sabrina
Richtig eingesetzt kann der Big-Band-Flavour durchaus für Stimmung sorgen. Wenn ihr jetzt noch ne Line Speed dazu addiert, seid ihr in der Welt der achtköpfigen Band Speedswing. Nun will ich mal nicht unterstellen, dass sich ihr Name von bösen, bösen Drogen ableitet – ist aber eigentlich auch egal. Was zählt, ist diese abgefahrene und durchgeknallte Musik, die jeden mit mindestens 5% Lebenssaft zappeln lässt. Herzschrittträger also: Achtung! Ihr Debütalbum kommt nun in die Läden, hat neben der namensgebenden Musikrichtung noch Speedska, Speedrocknroll usw. im Puderdöschen. Die Idee ist originell und erfolgreich, i-Getüpfel sind jedoch die Texte. Wer ein Lied über seine Abneigung von Brokkoli macht, hat sich automatisch tief in mein Herz gesungen – obwohl ich alter Veggie das Grünzeug sehr liebe. danilo
Katya
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MUSIK
Jazz / R&B / Dub
Calypso
Heavy Metal
Pop / Country
Jazz
Poprock
Country / Folk
Sampler
Nightmares On Wax
Calypsoul 70
Motörhead
Lambchop
The Jazzinvaders
The Zutons
Conor Oberst
V. A. compiled & mixed by DJ Nartak
Caribbean Soul and Calypso (18.08.08 / K7 / Strut (AL!VE))
Motörizer (VÖ: 29.08.2008 / Steamhammer)
Oh (ohio) (VÖ: 04.10.2008/ City Slang)
Blow! (VÖ: 12.09.2008/ Social Beats)
You Can Do Anything (VÖ: 15.08.2008/ Deltaconic/PIAS)
Self Titled (bereits erschienen / Wichita)
Globality (05.09.08 / AL!VE / OUR Distribution)
Wisst ihr, wie Calypso-Musik entstanden ist? Nein? Dann willkommen zu Katyas Märchenstunde. Es war einmal zu einer Zeit, als den afrikanischen Sklaven auf Trinidad und Tobago durch die britischen und französischen Kolonialisten verboten wurde zu sprechen. Daraufhin begannen sie zu singen. Wie die Spatzen pfiffen sich die Unterdrückten wichtige und geheime Informationen von den Dächern. Die ignoranten Kolonialherren hielten dieses Gesäusel für die verzweifelten Ausrufe verweichlichter Buschmänner und maßen dem keine weitere, gar gefährliche Bedeutung zu. Nun, einige Jahrhunderte später, sind die Kolonialmächte auf Kokosnussgröße geschrumpft und der Calypso hat seinen eigenen Sampler auf dem !K7-DJ-Kicks-Ableger Strut. Wer ist jetzt das Weichei, hä? Fernab jedweder politischer und kultureller Untaten bietet die Platte eine wunderbare Klangreise in ferne karibische Weiten und Stimmungen. Auf neudeutsch: Kaufen.
24 ist eigentlich keine besonders beeindruckende Zahl. Wenn es dabei jedoch um Alben geht, bleibt einem nicht viel mehr als den Hut zu ziehen. Mit „Motörizer“ legt das vermutlich neben ZZ Top bekannteste Hardrock-Trio der Welt sein neues Studioalbum vor und ... spielt eben Motörhead. Anderes würden Fans kaum erwarten, ebenso wenig würde Mister Kilmister auf die Idee kommen, musikalische Kompromisse einzugehen. Und so ist der Song „Teach You How To Sind The Blues” denn doch kein Blues, sondern – Entschuldigung ans Label – der gewohnte Dampfhammer. Stimmlich bleibt sich Lemmy treu, anderes wäre bei diesem Whiskey-Cola-Konsum und geschätzten 100 Zigaretten pro Tag kaum vorstellbar. Und trotzdem gibt es mit „One Short Life“ einen bluesig angehauchten Track, der erklärt, warum Lemmy in Interviews nicht müde wird, alte BluesHelden als seine Ikonen hervorzuheben. Motörisiert werden die Fans wie bei jedem Album der RockGöttern. Typisch Motörhead, aber eben seit mehr als 30 Jahren grundsolide.
Bekannt geworden sind Lambchop international vor allem mit Auftritten, bei denen sich gerne mal eine zweistellige Zahl an Musikern auf der Bühne die Ehre gibt. Auf „Oh (Ohio)“ kommt nach fast zwei Jahren Ruhepause nun das neue Album von Mastermind Kurt Wagner. Obwohl deutlich weniger Mitwirkende verantwortlich zeichnen, ist „Oh (ohio)“ keineswegs von weniger Tiefgang und Sphäre geprägt als die bisherigen Veröffentlichungen. Die einstigen Country-Spuren sind seltener geworden, aber es gibt sie in Liedern wie dem positiven „National Talk Like a Pirate Day“ und „Of Raymond“ noch immer. Aber eben in homöopathischer Dosis, was dem Album spürbar gut tut. Es sind wie gewohnt vorrangig die ruhigen Momente und die minimalistischen Einsätze der Instrumente und Rhythmen, die dem Album der Nashville-Band um den Mann mit der wohltuenden tiefen Stimme Charakter verleihen. Niemals genau zu wissen, ob man lachen oder weinen soll, das zeichnet auch das neue Lambchop-Werk wie seine Vorgänger aus.
Der Name ist hier auf jeden Fall Programm. Denn die Bläsersektion der Jazzinvaders gibt ohne Frage ihr Bestes auf „Blow!“. Obwohl sich hinter diesem Namen einige wahre Meister ihres Fachs wie Schlagwerker Phil Martin und Jan van Duikeren, einer der angesagtesten europäischen Trompeter im Jazz, vor Jahren zusammengefunden haben, ist die Big Band Jazzinvaders bei uns noch immer ein Geheimtipp. Mit „Blow!“ sollte sich dies nun ändern. Nicht alle Stücke sind als Einstieg in die schwere Materie Jazz passend. Songs in Stile von „Broad Minds“ und „Art Mbekie“ aber sind wohl wie geschaffen für lange Sommernächte. Spätestens, wenn Sängerin Linda Bloemhard die Band auf Tracks wie „Max Roach“ mit ihrem energetischen Organ herausfordert, überzeugen die südamerikanischen Klänge der Jazzinvaders auch Jazz-Laien. Virtuos sind nicht nur die Musiker im Einzelnen. Gerade die sparsamen und songdienlichen Einsätze der Soli machen „Blow!“ zu einer rundum gelungenen Produktion.
Sparen wir uns die Geschichte vom ach so wichtigen dritten Album, das angeblich über den weiteren Erfolg einer Band entscheiden soll. Konnten The Zutons mit ihrem ersten großen Hit „Valerie“ europaweit für Begeisterung sorgen, will „You Can Do Anything“ irgendwie nicht so recht zünden. Daran ändert auch der neue Produzent Georg Dakoulis, der schon Primal Scream den richtigen Sound verpasste, nichts. Die Zutons wirken einfach zu uneigenständig. Schade auch, dass Sänger David McCabe viel zu selten mal wie in „You Could Make The Four Walls Cry“ auf die hohen Töne verzichtet. Er kann nämlich auch anders. Die sich aufdrängende Frage zum Album stellt die Band letztlich mit „What’s your Problem“ selbst. Was hängen bleibt, ist, dass hier eine Band nicht aus dem Fahrwasser von alten Größen wie den Talking Heads oder eben Primal Scream herauskommt, sich aber irgendwie auch nicht wirklich darum bemüht. Die Nummer „Harder And Harder“ entschädigt wenigstens für einige langweilige Momente.
Die Doppel-CD Globality beweist wieder einmal, dass Globalisierung ein alter Hut ist. Vieles beeinflusst und vermischt sich, manche Wurzeln bleiben erhalten, neues entsteht. Ganz hochtrabend gesprochen: Nirgends kann man diese musikalische Sonderform des Darwinismus so gut beobachten wie bei der Weltmusik. DJ Nartak ist einer der Züchter, der sich Ländergrenzenunabhängig in der großen Welt-Speisekammer bedient, alles gut durchmixt und zum Abschluss mit elektronischem und jazzigem Ambient, Downbeat und wie die ganzen hübschen Relax-Abstufungen heißen, Neues schafft. Also, zieht aus das selbstgemachte Batikhemd, free your mind – and the rest will follow. Wohl bekomm’s.
Mathias
Mathias
Es ist mal wieder soweit. Conor Oberst – besser bekannt als der Frontmann der Band „Bright Eyes“ – meldet sich zu Wort. Diesmal offiziell als Solist, obwohl auch hier wieder zwei Drittel von Bright Eyes und deren Dunstkreis mitmischen. Logischerweise klingt es auch hier wieder sehr nach der Hauptband des Jungen aus Omaha. Klassische Country-Klänge, ein bisschen Folkeinfluss garniert mit durchdachten, ehrlich klingenden Texten und einer (nicht mehr ganz so) brüchigen Stimme. Die Produktion lässt einen im Gegensatz zu früher denken, man wäre in einem weißgekachelten Raum gefangen, aber an die Erstlingswerke reicht die Platte nicht heran. Es bleibt ein kleiner Nachgeschmack von uninspirierter Automation. Lediglich Lieder wie „Lenders In The Temple“, „Milk Thistle“ oder „Eagle On A Pole“ lassen die frühere Genialität des einstigen Wunderkindes erahnen. Letzterer Song verweist auch gleichzeitig auf Conors Bezug zu elektrisch verstärkten Gitarren. Etwas, was er bei Bright Eyes nie ausleben konnte. Alles in allem sehr schön. Aber leider nicht mehr so überragend, wie es in früheren Kompositionen der Fall war.
Thought So (22.08.08 / Warp) Alptraum Nummer Sechs ist da. Freddie Krüger hatte nur Pizzateig, George Evelyn hat Wachs – und Seele. Und sogar einen netten Aufhänger für „Thougt So“. Es zog vom englischen Leeds ins spanische Ibiza um, mietete dafür Wohnmobile und produzierte während der Fahrt. Ob es auch Unfälle gab, ist nicht bekannt. Auf der Scheibe finden sich keine. Dafür wunderschöne Fusionen und Bruchteile aus altem und neuem Jazz, Soul, R&B und Dub. Zig Leute bedienen sich aus diesem Musikfundus, und doch gibt es nur wenige, die daraus noch etwas Neues – und vor allem Hörenswertes – produzieren. „Thought so“ ist eine dieser Perlen. Obwohl ich nicht sehr auf Instrumentals stehe, und es von denen gibt es einige auf dem Album, ist nichts auszusetzen. Vocals können trotz allem den meisten Soul transportieren. Folglich sind Gesangsstücke wie „195lbs“ und „moretime“ auch die Höhepunkt der zehn Lieder. Unterstützt von den üblichen Verdächtigen Chyna Brown, Ella May und Ricky Ranking, ist auch dieses NOW-Album wieder ein absoluter Traum. danilo
Katya
Mathias Mathias
P.S.: Wer hierzulande mehr vom chilligen DJ Nartak hören möchte, sollte nachtsüber mal das Klassik Radio einschalten. danilo
Marcel
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Kunst im Weltall Ganz ehrlich – Computerspiele haben eine recht geringe Halbwertszeit in den Verkaufsrängen. Ein paar Wochen, dann ist auch der hellste Stern verglüht. Die Halo-Serie ist da ganz anders. Es gibt Spieler, die kaufen sich eine Konsole und genau ein Spiel dazu: Halo. Der vor noch nicht allzu langer Zeit erschienene 3. Teil ist daher schlußendlich auch eines der erfolgreichsten Videospiele der letzten Jahre. Gleich 4 Millionen Menschen griffen am ersten Tag zu, mittlerweile sind es über 12 Millionen. Die Faszination von Halo 3 erklärt sich vielleicht etwas auf den nächsten Seiten. Denn neben dem perfekten Gameplay bietet es ein ganzes Universum an Schönheit (alle Bilder sind direkt aus dem Spiel heraus aufgenommen worden), die viele gar nicht mitbekommen beim ständigen rennen, “ schiessen, explodieren”. Darum, ob Zocker oder Antizocker, an dieser Stelle bitte einfach zurücklehnen und genießen. Sascha PS: Hier will einfach ein Sleazel eines seiner Lieblingsspiele präsentieren, mit anderen Worten: dies ist keine Anzeige!!! Darum auch der schwurbelige Text. ;)
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Ich Melt! mich Schlamm, Schwitzkasten und BeinahTotschlag. Neben dem exzellenten Line-Up gab es noch mehr Berichtens wertes auf dem diesjährigen Melt!. In der Nähe von Gräfenhainichen machte unser bis ins Kleinste durchorganisiertes Promo-Team beim MELT! Festival Halt. Der Stand war schnell geschmückt, frisch gemacht, die weiße Kunststoffbrille aufs Haupt und in die enge Leggins geschlüpft: Wir waren bereit. Dachten wir zumindest. Irgendwer hatte mal wieder nicht aufgegessen oder Oma in ein drittklassiges Pflegeheim gesteckt. Petrus bedachte die Veranstalter jedenfalls mit einer nassen Karma-Klatsche vom Feinsten. Für unseren Stand im Label-Zelt in der Nähe der Hauptbühne perfekt, weil die Regengüsse uns immer wieder neue Leute ins Zelt schwemmten.
In (Un)Sicherheit Über die unprofessionelle Arbeit der Security-Firma JAPOSecurity GbR (sehr gewagt. Mit dieser Form haften die Unternehmer auch mit ihrem Privatvermögen!) f findet sich im Internet jede Menge Material. Hier noch ein ganz persönliches Schmankerl (das sich übrigens nicht mit dem auf der Melt!-Webseite veröffentlichten Statement deckt): Unser Herausgeber danilo erlebte beim Peter-Licht-Konzert, wie zwei Fans das Gerüst für die Bühnenbeleuchtung hochkletterten, ein Sicherheitsmann das Bein des einen Kletterers erwischte und dann mit einem Ruck diesen nach unten zog. Das versuchte Auffangen des Securitys gelang nur halb, die andere Hälfte übernahm der Kopf des Kletterers. Dadurch ohnmächtig, wurde er hektisch von dem Sicherheitsmann nach hinten getragen. Als der Security wieder auftauchte und von danilo wütend empfangen wurde, nahm dieser unseren Herausgeber in den Schwitzkasten und schleppte ihn so über den Platz vor der Hauptbühne zu einem Vorgesetzten. Der erschien ebenfalls nicht kompetent, und als sich mehrere Augenzeugen dazugesellten, ging er einfach weg.
Line-Up und Optik Abgesehen von diesem üblen Schnitzer war das Festival für uns super. Drei Tage bunte Modeschau (der Gäste) mit Styles von gestern bis übermorgen, beste Stimmung in der Red-Bull-Ecke, Goldie bei Morgengrauen auf der Hauptbühne, die wuchtigen Tagebaumaschinen, die nachts mit exzellenten Visuals angestrahlt wurden – was will man mehr? Außer nächstes Jahr wieder dabei sein.
Ich melt! mich. Außenbord-Reporter Daniel
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SLEAZE Impressum Sitz der Redaktion / editorial office: SLEAZE magazin Mainzer Str. 25 ~ 10247 Berlin-Germany Telefon: +49 / 030 / 325 34 730 Fax: +49 / 030 / 325 34 731 Herausgeber / publisher: danilo “Yeah, that’s me” Opitz danilo@bfs-verlag.de Chefredakteure /chief editors: Yanah “Wir werden alle sterben“ Hölig (V. i. S. d. P.) yanah@sleazemag.de danilo Opitz danilo@sleazemag.de Layout und Grafik: Sascha “nichts überstürzen“ Thau grafik@bfs-verlag.de Christian Reuther Katya Tasheva Yanah Hölig
OUTRO: Das Karmautro Seit dieser Ausgabe glaube ich an das Karma. Stein des Anstoßes war „My name is Earl“, eine hervorragende Serie aus den USA. Es geht um einen Kleinganoven, der für sich das Karma entdeckt hat und feststellt, dass er eigentlich ein ziemlicher Arsch war. Er notiert sämtliche Schandtaten auf einer Liste und arbeitet diese ab, indem er versucht, die Boshaftigkeiten wieder gut zumachen. Tue Gutes und dir wird Gutes geschehen. Funktioniert wirklich und ist empfehlenswert, da irgendwie herzerwärmend. Ich selbst habe keine Liste, aber sollte jemand das Gefühl haben, ich war gemein zu ihm…dann melde sich die Person doch bitte. Ich mach es wieder gut. Versprochen! Eure geläuterte Yanah
Redaktion: Tim Das hab ich ganz sanft gesagt“ “ Schäfer (Musik) tim@sleazemag.de Pascal “Da brauchst du noch folgende Hardware dazu“ Scheib (Games) pascal@sleazemag.de Daniel “So viele Baustellen“ Boy Matthias “Wo bleibt mein Board“ Nemack Lene Tarantino“ Vollhardt “ Marcel Arentz David “Machen wir, ist gar kein Problem“ Jank Sabrina Storm Felix Kollender Noah “Schaumkelle“ Sow Rike “Ich brauch wohl ein Lebensmotto“ Drust Katya “Stets ein Lied auf den Lippen“ Tasheva Jero “Überragend!!“ Popero Sven Abraham Markus “Schon wieder die Polizei“ Haage Martin “Hauptsache kurz“ Haim Sophia Krücken Mario “Funsport-Equipment“ Willatowski Michael Schneider Cynthia Geyer Yoshi Thomas Kögel (Comicgate.de) Christopher Bünte (Comicgate.de) Cover / editorial: Fotograf: Till van Loosen Model: Kathrin Wippermann Anzeigen / advertising: danilo Opitz Druck: DRUCKHAUS HUMBURG GmbH & Co. KG Am Hilgeskamp 51-57 28325 Bremen SLEAZE erscheint im bfs. Verlag.
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Unsere fünfte Ausgabe war fehlerbehaftet. Wir schämen uns. Gloria hatte ein Adlerauge und bemerkte, dass das Musikportal C-Tube unter c-tube.de zu finden ist. Das wurde mit einem Jahresabo belohnt.
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