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SLEAZE Juli / August 2009

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Inhalt Editorial „Nur ein buntes kann man als Leben bezeichnen“ Centralia - Willkommen im Zentrum der Hölle Pädagogik für SLEAZER oder: Ulla, Katja und ich Schuhting

Kaufen oder Schreien? Wer anderen eine Grube gräbt Schön gebastelt! Lesen SLEAZE on Tour SLEAZE artet aus Comics Let‘s make money Wes Craven Edition Der Schrecken von Chamerau Gefilmtes Videoraiders: Deutsche Synchro

Videoraiders Review: Critters 2 Lippenbekenntnisse

„Wir selbst kennen keine Killerspiele“

Game Previews Eminem Sophia

Willkommen in der digitalen Musikwelt SLEAZE präsentiert: Melt! Musik

Grill-Gut

Verlosung Impressum 3


EDITORIAL reingeSLEAZEt. Nun haben wir es also voll,

das dreckige Dutzend. Aber irgendwie – haben wir uns verrechnet, denn für ein zweimonatlich erscheinendes Magazin, welches im November gestartet ist, sind wir recht früh dran mit der Jubiläumsausgabe. Aber erstens haben wir so endlich wieder einen Grund zum Feiern (was wir im Juli sehr ausgiebig tun werden bei den Festivalitäteräten dieses Landes). Aber wenn wir schon stets unterschiedliche Socken tragen, können wir auch in dem Bereich so herrlich erfrischend unkonventionell sein. Für die Strukturierten unter euch: Keine Bange, es wird noch schlimmer. Wir gönnen uns nämlich nach zwei Jahren einen Urlaub, setzen deshalb einen Monat aus und erscheinen somit erst wieder im Oktober. Dazu noch eins im Sinn, macht…

euer SLEAZE

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Was ist hier los? Unser vermeintlich hässliches Tier bekommt immer großes Feedback. Als es einmal in Ausgabe 7 aus technischen Gründen (= danilo war mal wieder dumm) nicht erschien, gab es Vermisstenanzeigen. Wir haben die Rubrik ins Leben gerufen, weil Ungerechtigkeit herrscht – wieder einmal. Die süßen, niedlichen, ach so knuffigen Tiere werden mehr erforscht als die Einäugigen, Zweinasigen, Dreibrüstigen, kurz – die Freaks unter uns. Wusstet ihr das? Gut, das muss nichts Schlechtes sein. So landet man auch seltener im Tierlabor. Ungerecht ist es trotzdem. Eher Euthanasie als Darwin. Und außerdem: Frauen dürfen inzwischen auch ganz emanzipiert dumme „männliche“ Sachen machen wie Krieg führen. Also fordern wir endlich auch Gleichberechtigung bei der Forschung. Menschen sollten in Versuchslabors zu gleichen Bedingungen wie Affen zugelassen werden, hässliche Tiere genauso erforscht wie süße. In diesem Sinne…

Nick: Äff Action

Es war schon immer so: Ich liebe Affen. Und damit meine ich diesmal nicht meine menschlichen Lieblinge, sondern die restlichen Primaten. Und so freue ich mich sehr, verehrte Damen, Ihnen einen außergewöhnlichen Affen präsentieren zu können. Sein Spitzname ist Programm, sein Intellekt so außergewöhnlich wie sein Aussehen. Prüfen Sie vorab gut, ob sie ihm gewachsen sind. Ansonsten werden Sie sich verlieben und leiden. Er ist der Pablo Picasso der Moderne, der Hans Aff in allen Gassen. Ist er zu stark, sind Sie zu schwach. Viel Glück

Motto: Von wegen „In der Ruhe liegt die Kraft“ – Leben heißt Leidenschaft!

Name: Roter Uakari / Scharlachgesicht Geschlecht: männlich Beruf / Beschäftigung: Malerei im Stile des abstrakten Expressionismus Wohnort: Im Sommer in Peru, im Winter in meinem Baumhaus in Brasilien Größe: 53 cm Hobbys: Vegetarisches Essen („Respektiert die Menschen wie euch selbst!“)

Kurz etwas zu meiner Person:

„Nur ein buntes kann man als Leben bezeichnen“ 6

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Farben bestimmten schon immer mein Leben. Als Waise und in der Fremde aufgewachsen, haderte ich in jungen Jahren aufgrund meines Aussehens (und dank wortgewaltiger Unterstützung pubertierender Springaffen-Crétins) mit meinem Selbstbild. Durch ein Wunder wandelte sich diese Energie in kreatives Schaffen und mein Antlitz zu einer Art Markenzeichen. Das ist hilfreich, wenn auch auf einer sehr oberflächlichen Ebene. Ruhm bedeutet mir nichts, Leidenschaft dagegen alles. Alles, was ich zu geben habe, kommt von Herzen. Mitunter mit Überschall. Das gilt insbesondere für die Liebe, weshalb ich gegenüber dieser Art der „Liebesanbahnung“ eher skeptisch eingestellt bin. Aber einen Versuch ist die Liebe immer wert.

Wen ich suche: Meine Königin. Der Inbegriff aller Weiblichkeit. Ich suche eine Frau, die eine perfekte Symbiose der vielfältigen, weiblichen Farbenpracht darstellt, welche vom Schimmern der Haut im frühsten Morgenlicht bis zum leidenschaftlichen Funkeln der Augen im tiefsten Abendrot geht. Ich möchte eine Muse, die mich intellektuell wie körperlich anspricht, die alle anderen Frauen im Wald verblassen lässt und deren Aura selbst in einem verdammten Zookäfig vor Anmut nur so strotzt.

Bei Interesse kannst du Kontakt aufnehmen unter der Chiffre „Affection “ mit einer Mail an danilo@sleazemag.de. SLEAZE Juli / August 2009

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Centralia in Pennsylvania war eigentlich nur eine typische amerikanische Kleinstadt. Dies änderte sich an dem Tag, an dem die Erde aufbrach und Feuer spie. Na, wenn das mal nicht nach dem wahrgewordenen Traum eines jeden Dämonenverehrers klingt! Also nichts wie auf und Koffer packen, Uncle Sam und ein gigantischer Kohlegrill warten!

CENTRALIA Willkommen im Zentrum der Hölle

1841war es Jonathan Faust, der im Osten der USA eine kleine Taverne eröffnete. Wie es sich für den Wilden Westen gehörte, lautete ihr Name: Bull’s Head Tavern. Faust war einer der ersten, die ahnten, dass es hier eine Menge „Kohle“ zu scheffeln gibt. Und wie recht er doch hatte! Nach Anlegung von Straßen und offizieller Stadtgründung im Jahre 1854 wurde der Kohlebergbau die größte Industrie in der Region. In den folgenden Jahrzehnten sollte sich daran nichts ändern. Der Vorrat an Anthrazitkohle ist unter Centralia enorm. Bis zum Höhepunkt der Stadtgeschichte 1962 gab es in dem Ort sieben Kirchen, fünf Hotels, zwei Theater, eigene Schulen inklusive Highschool und jede Menge Saloons. Ziemlich beeindruckend, wenn man sich vor Augen hält, dass in Centralia selbst und in direkter Nachbarschaft gerade mal knapp 3.000 Einwohner lebten. Alles schien idyllisch und perfekt amerikanisch zu laufen und ein Ende war nicht in Sicht – bis Mitte 1962 ein Feuer ausbrach. Unklar ist, ob ein Feuer auf der örtlichen Mülldeponie der sprichwörtliche „Funke“ war der übersprang, oder es zu einer Selbstentzündung kam. Fakt ist, dass die gigantische Menge an Kohleerz Feuer fing. Und wenn so ein Minenfeuer erst einmal entzündet ist, spart man sich für die nächsten Jahrhunderte die Fußbodenheizung in den darüber liegenden Häusern. Allgemein gesehen ist es aber nicht sonderlich empfehlenswert, seinen Wohnsitz in betreffender Region zu haben. Die gesparten Heizkosten gehen einher mit spärlicher Vegetation und die einstigen Straßen erinnern nur noch entfernt an Wege, auf denen man mit seinem geliebten Sportwagen langdonnern möchte. Die Route 61 sieht im Centralia-Umkreis in der Tat wie aus einem zweitklassigen Horroroder Katastrophenfilm aus. Durchzogen von Rissen und Kratern, steigen aus allen Öffnungen Rauchschwaden auf. Abgesehen davon, dass man seinen bisherigen Job als Untertage-Kumpel nur noch fortführen kann, wenn man sich einige teure Asbestanzüge für die Garderobe leistet. Zudem steigt der Kohlenmonoxidgehalt der Luft auf bedenkliche Werte.

Die Regierung unternahm einige Versuche, die Minenfeuer in den Griff zu bekommen. Um genau zu sein: Es wurden über 70 Millionen US-Dollar buchstäblich in die Stollen „gepumpt“ und „verbrannt“, in Form von 122.500 Tonnen Asche, 90.200 Kubikmeter Sand und dem obligatorischen Wasser. Bis heute wurden die „Kohlen jedoch nicht aus dem Feuer geholt“. Im Gegenteil, die Kohlen glühen nun in einem immer weiteren Umfeld! Mittlerweile plant man keinen Versuch mehr, der Lage Herr zu werden, sondern siedelte lieber die Einwohner großflächig um. Bis auf ein hartgesottenes Dutzend leben mittlerweile auch keine Menschen mehr im einst so gelobten Kohleparadies. Experten schätzen jedoch, dass ohne weitere staatliche Interventionen (so vergeblich sie auch bislang waren), bald ein Gebiet von 15 km² Fläche für die nächsten 100 bis 200 Jahre unterirdisch brennen wird. Wer jetzt im Moment nicht das nötige Kleingeld hat, um in die USA zu jetten, muss gar nicht so weit fahren für richtig heiße Momente! Das Saarland ist zwar auch schon fast „Ausland“, aber lässt sich noch halbwegs schnell erreichen. Zwischen Dudweiler und SulzbachNeuweiler liegt der so genannte „Brennende Berg“. Nun, die Saarländer sind ja dafür bekannt, dass sie gerne mal übertreiben und so „brennt“ der Berg nicht wirklich, sondern „glimmt“ bestenfalls. Nichtsdestotrotz liegt untertage ein Kohleflöz, welches schon seit dem 17. Jahrhundert vor sich hin schwelt und so kann man zumindest ab und an Rauch und Wärme aus einer Gebirgsspalte aufsteigen sehen respektive spüren. Natürlich ist das nichts für richtige Kamikaze-Urlauber! Da ist Centralia oder auch China spannender, denn in China gibt es die meisten unterirdischen Kohleentzündungen. Die Kohle entzündet sich übrigens sehr oft selbst. Nur in wenigen Fälle ist dazu ein Brand von außen vonnöten. Wichtiger ist, dass ordentlich Sauerstoff an die Kohle kommt. Ein Umstand, welcher durch das Anlegen von Stollen und Minenarbeiten gegeben ist. Durch die chemische Oxidation entsteht Hitze und wenn diese nicht zügig abgeleitet wird, ist das nächste Jahrhundert-Barbecue eröffnet! So oder so, wir wünschen allen Lesern einen heißen Sommer! Pascal

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Ein Wunder ist geschehen. Zum ersten Mal in der Geschichte dieser kleinen Meet-and-GreetSerie, die mit dieser Folge das dreckige Dutzend voll macht, bin ich nicht nur rechtzeitig für SLEAZER informiert worden,Pädagogik wen ich eigentlich treffen oder: Ulla, Katja und ich soll. Erstmalig geht mir auch dieses flaue Gefühl in der Magengegend ab. Denn ich bringe fast von Natur aus beste Voraussetzungen mit, um diesen von der Redaktion vereinbarten Termin mit Bravur zu meistern. Als Soziales-JahrEin Wunder ist geschehen. Zum ersten Mal in der Geschichte dieser kleinen Meet-and-Greetim-integrierten-Kindergarten-Absolvent bin Serie, die mit dieser Folge das dreckige Dutzend voll macht, bin ich nicht nur rechtzeitig ichinformiert fürworden, diesen Job regelrecht wen ich eigentlich treffen soll. Erstmalig geht mir auchprädestiniert. dieses flaue Gefühl in der Magengegend ab. Denn ich bringe fast von Natur aus beste Voraussetzungen mit, um diesen von der Redaktion vereinbarten Termin mit Bravur zu meistern. Als Soziales-Jahr-imintegrierten-Kindergarten-Absolvent bin ich für diesen Job regelrecht prädestiniert.

Für Ausgabe 12 von SLEAZE steht sozusagen die Ménage à trois der deutschen Pädagogik auf Für Ausgabe 12 von SLEAZE steht sozusagen die Ménage à trois der deutschen Pädagogik auf Plan. In anderen Worten: Ich soll nicht nur Super-Nanny Katja Saalfrank kennen lernen. nicht nur demdemPlan. In anderen Worten: Ich soll Nein, auch Deutschlands Obermutter Ursula von der Leyen gibt sich die Ehre. Wenn das mal Super-Nanny Katja Saalfrank kennen lernen. nicht nach Stimmenfang vor den anstehenden Bundestagswahlen klingt. Nachtigall ... Treffpunkt unseres kleinen Stelldichein zur Lage der Nation Obermutter jedenfalls ist eine GrundschuleUrsula Nein, auch Deutschlands irgendwo im sozialen Krisenherd der Bundeshauptstadt. Beide Expertinnen reisen stilecht mit von der Leyen gibt Wenn das mal ihrem kompletten Nachwuchs an und stellensich den Schulhofdie direkt vorEhre. echte Platzprobleme So steht wenigstens der Aufstellung einer eigenen Fußballmannschaft den Ernstfall mangelnder nicht nach Stimmenfang vorfürden anstehenden Gesprächskompromisse nichts im Wege, dachte ich bei mir. Doch wie so oft kommt alles völlig anders. Bundestagswahlen klingt. Nachtigall ... Eines wird recht schnell unseres klar. Mit einem ruhigen Gespräch wird das nix. Gut, das wäre auch eine bisher Treffpunkt kleinen Stelldichein nie da gewesene Ausnahme gewesen, die mich vermutlich aus der Fassung bringen würde. Ich kann zurgar Lage der jedenfalls ist nicht so schnell gucken,Nation wie meine Gesprächspartnerinnen mitten in einer Debatteeine um Elterngeld, Aggression bei Kleinkindern und mangelnder gesellschaftlicher Verantwortung für die nächste Grundschule irgendwo im sozialen Krisenherd Generation stecken und mich sowohl als Feindbild als auch als potentiellen Störenfried erkennen. der Bundeshauptstadt. Beide Expertinnen reisen Meine Anmerkung, es ginge doch eigentlich um ein Gespräch unter sechs Augen, brachte mir stilecht mit ihrem kompletten Nachwuchs eine 15minütige Pause auf der kurzerhand improvisierten stillen Treppe ein. Irritiert folge ich der an Aufforderung und stellen Schulhof direkt und gehe gesenktenden Hauptes an den mir zugewiesenen Platz. Vor Ort werdevor ich in den Streit zweier hyperaktiver – halt; von ihren Eltern zu wenig beachteter – Jungs mit Namen Kevin echte Platzprobleme So steht wenigstens der und Roger verwickelt. Meinen Schlichtungsversuch bezahle ich mit dem Verlust meines Handys, Aufstellung einer Fußballmannschaft für von blauen Flecken, Biss- und Kratzwundeneigenen ganz zu schweigen. Die Fachfrauen, so vernehme ich allmählich missbilligend aus der Ferne, sprechen inzwischen über die Medialisierung der Gesellschaft. den Ernstfall mangelnder Gesprächskompromisse Man nimmt meine zur Kenntnis, mich jedoch zwecks Abkühlung nichts im schwelende Wege,Aufgebrachtheit dachte ichschickt bei mir. Doch die Wuthöhle, die Frau Saalfrank grundsätzlich überall errichtet. Auf den zweiten Blick wohl das wieinBeste, sowasoft kommt alles völlig anders. mir heute passieren konnte. Gleich neben mir sitzen die beiden Zwillinge Björn-Martin und Jörg-Erik, die sich mit Wasserpfeife und Flaschen mit Selbstgebranntem die Zeit vertreiben. Gut, meine neuen Freunde sind erst 11, aber hier stellen sie wenigstens vorübergehend nichts an und sind von der Straße weg. Das hat die TV-Expertin geschafft. Muss man ihr lassen.

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Eines wird recht schnell klar. Mit einem ruhigen Gespräch wird das nix. Gut, das wäre auch eine Und während in den kommenden Stunden ganz langsam zwischen Komasuff und blauem bisher nie da bleibt gewesene gewesen, die Dunst die Lichter ausgehen, zum Glück nur eine Ausnahme Frage unbeantwortet: Wo wollte der latent aggressive Teil der beiden Zwillinge dem Blut Fassung unterlaufenen Augen und dem mich vermutlich ausmitder bringen Springmesser in der Hand eigentlich hin? Seine letzten Worte lassen nichts Gutes erahnen: würde. Ich gar nicht somalschnell „Ich kann die Stimmenkann vorm Zelt einfach nicht mehr hören! Ich dreh den Strom ab!“ Merke:gucken, Erziehung kannGesprächspartnerinnen auch heißen, anderen ganz zuvorkommend Probleme abzunehmen. Und wieGutemeine mitten in wenn etwas von Kindern immer gefordert wird, dann ist das doch Eigeninitiative, oder!? einer Debatte um Elterngeld, Aggression bei Matthias Kleinkindern und mangelnder gesellschaftlicher Verantwortung für die nächste Generation SLEAZE stecken und mich sowohl als Feindbild als Juli / August 2009

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KANGAROOS Puma: Japanese Monster Pack, Dank an den Overkill Shop www.puma.de www.overkillshop.de Reebok www.reebok.de British Knights www.britishknights.de

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Kaufen oder Schreien?

Wer anderen eine Grube gräbt

Werbung zum Weglaufen

Sie kann durch witzige Plakate amüsieren, durch einfallslose TV-Spots langweilen und durch penetrante Pop-Ups nerven: Werbung. Der guidespot.com-Nutzer riomx stellte zudem fest, dass Anzeigen auch ganz schön gruselig sein können. Auf www.guidespot.com/guides/ creepy_vintage_ads belegt er dies mit einigen Beispielen aus den 50er und 60er Jahren.

Die lustige Welt der Bestatter

Einen deprimierenderen Beruf als den des Bestatters kann man sich eigentlich kaum vorstellen: Der Arbeitsalltag zwischen Särgen, Urnen und Leichen klingt für die meisten Zeitgenossen wenig verlockend. Doch in letzter Zeit bemühen sich die Totengräber verstärkt, ihr Grusel-Image zu Grabe zu tragen. Neben der kürzlich gezeigten, äußerst unterhaltsamen NDR-Doku-Reihe „Mit Schaufel, Charme und Trauerflor“ kann auch bestatterweblog.de als gelungene Offensive gewertet werden.

So starrt ein kleines Mädchen mit dämonischem Gesichtsausdruck ihr Mittagessen an, während sich auf einem anderen Bild ein Schwein mit einem riesigen Messer selbst Speckscheiben aus dem Bauch schneidet. Gilette drückte früher schon Babys Rasierklingen in die Hand mit dem Hinweis, man könne nie früh genug anfangen. Eine Philosophie, die wohl auch die Firma Marlboro teilte, als sie einen Säugling zur Werbefigur für Zigaretten machte. Wie wohl aktuelle Autowerbungen auf die nachfolgenden Generationen wirken werden ... (tsch)

Der Autor, der sich den Lesern als Kunstfigur Tom vorstellt, verarbeitet in unterhaltsamen Anekdoten seine jahrzehntelange Erfahrung im Schaufel-Gewerbe. Ganz wörtlich sollte man die galgenhumorigen Geschichten des Undertakers jedoch nicht nehmen: Zwar basieren sie stets auf wahren Begebenheiten, Zeit, Ort und Namen entspringen jedoch der Fantasie des Autors. (tsch) Annekatrin Liebisch

Annekatrin Liebisch

www.guidespot.com

www.bestatterweblog.de

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16.06.2009

16:04 Uhr

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www.horrormania.de

Ab 17. Juli el d im Han ich! l t l erhä

WES CRAVEN EDITION: Vom Klassiker über den Slasher bis hin zum visionären Shocker ist in dieser 3-DVD-Edition alles enthalten, was den Horror-Liebhaber begeistert! Kinowelt Home Entertainment - A division of Kinowelt GmbH www.kinowelt.de

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Schön gebastelt!

Pablo Correa: Just for you – designs from the heart

There are times when words simply don’t know how to be perfect. In solchen Zeiten werden manche von uns kreativ, machen flüchtige Skizzen, malen Bilder, kreieren Poster, fotografieren, bauen unglaubliche Objekte. Zu welchem Zweck? Natürlich, wegen der Liebe. Pablo Correas‘ Buch füllt gut 400 dieser Kunstwerke, gestaltet von (Hobby-)Designern und Illustratoren aus aller Welt. Jedoch zeigt er nicht nur kitschige Liebeserklärungen verliebter Paare, die wir so oft verfluchen, geliebt werden hier auch Freunde, Familie, Geschäftspartner und sogar die eigene Katze. Man ist nahezu gerührt vom Aufwand und dem Herzblut, welches in jedem der einzelnen „SOUL SOUVENIERS“ steckt. Was gefühlstechnisch in den Künstlern vorging, beschreiben sie selbst, manchmal in zwei Worten, manchmal in kurzen Episoden. „Just for you“ ist ein stimmig umgesetztes Projekt, ein Bildband für die Seele, das seinen Preis wert ist. Jule

Mai 2009, Index Books 300 Seiten, englisch, 39 € www.indexbook.com www.correapablo.com.ar

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Lesen Doug Palladini: Vans: Off the Wall: Stories of Sole from Vans Originals Verlag: Abrams Books VÖ: schon erschienen Seit mehr als 40 Jahren prägt Vans zu einem großen Teil den sogenannten „laid back California style“. Dabei beeinflusste Vans maßgeblich – auch abseits der Skater – die Szene des „Action Sport“, die der Musik, Kunst und der „Street Culture“. Vans: Off the Wall erzählt die Geschichte der Community, angefangen bei den Action-Sports-Legenden über Musiker bis hin zu Künstlern und Trendsettern. Das Gesamtbild ist stimmig und gibt einen intimen Blick auf die Geschichte der Boardsport-Szene frei.

Alex MacNaughton London Street Art Anthology Verlag: Prestel VÖ: Juli 2009

In the streets of London Londoner Steet Art Künstler haben den Ruf, besonders kreativ, respektlos und originell zu sein. So eine blumige Buch-PR veranlasst Friedrichshainer wie uns nur zum Gähnen. Trotzdem beeindrucken die Fotos des britischen Fotografen Alex MacNaughton. Während der letzten 18 Monate hat er viele, teils unveröffentlichte Bilder aus der Street-Art-Szene Londons fotografiert. Zusammen mit den Highlights aus den ersten beiden Bänden über Londons Street Art ist dieses Buch im neuen Format ein „buntes“ Bilder-Feuerwerk der provokanten Aktionen, der verspielten Kunstwerke und der intellektuellen Botschaften. „Who kills Mitte?“ (sp-38)

SACHA JENKINS, DAVID VILLORENTE Piecebook Reloaded Rare Graffiti Drawings, 1985-2005 Verlag: Prestel VÖ: Juli 2009

Piece in the middle east Sir Alf Ramsey meinte einmal: Never change a winning team. Warum auch? : The Secret Drawings of Graffiti Writers war ein Riesenerfolg, da wird Piecebook Reloaded wohl auch den ein oder anderen Käufer hinter dem Ofen wahlweise von der Dose weglocken können. Die rund 160 abgebildeten Motive der New Yorker Graffiti-Legenden wie Ghost, Wane, Ket, T Kid oder Cope sind überwiegend in ihrer Originalgröße zu bewundern. Es sind selten gesehene Skizzen, die über einen Zeitraum von 20 Jahren entstanden und dadurch die Entwicklung der verschiedenen Stilrichtungen gut nachvollziehen lassen. Diese Künstler waren und sind stilprägend für die nachfolgenden Generationen von Graffiti-Artists. Biografien der Graffiti-Ikonen sowie ein Einführungs-Essay von Hip-Hop-Urgestein Sacha Jenkins liefern wertvolle Informationen für ein besseres Verständnis zum Thema. Piecebook Reloaded ist in Form der typischen Blackbooks gehalten und lässt konsequenterweise seinem Besitzer auf nicht bedruckten Seiten viel Platz für eigene Skizzen und Ideen. 20

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SLEAZEARTETAUS

Fotos: Yanah

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Fotos: Franzi

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Queen & Country 8 - Operation: Red Panda

in Zusammenarbeit mit

Geschrieben von Frauke

Queen & Country spielt im Geheimdienstmilieu. Es ist aber kein James-BondVerschnitt, sondern zieht seinen Reiz gerade aus dem Gegenteil davon. Keine Hochglanz-Szenarien und keine technischen Gimmicks. Stattdessen desillusionierte Spione, die oftmals in moralischen Zwickmühlen stecken und Figuren auf dem Schachbrett der internationalen Politik sind. Mit diesem Band endet der erste Handlungsbogen der hochgelobten Serie um Tara Chace, Geheimdienstmitarbeiterin im Dienste Ihrer Majestät. Genauer: eines Sondereinsatzkommandos des Auslandsgeheimdienstes.

Bis in den Himmel

Geschrieben von Thomas Kögel

Ein Verkehrsunfall zwischen einem Lieferwagen und einem Motorrad. Beide Fahrer landen schwer verletzt im Krankenhaus. Der Fahrer des Lieferwagens, ein Mann um die 40, stirbt an den Unfallfolgen. Der Motorradfahrer, erst 17 Jahre alt, überlebt. Doch als er aus dem Koma erwacht, stellt sich heraus: Er weiß nicht mehr, wer er ist. Seine Erinnerungen sind die des Unfallgegners. Jiro Taniguchi erzählt in seinem gewohnt ruhigen Stil eine verstörende Geschichte: Was wäre, wenn das Bewusstsein eines Menschen in den Körper eines anderen Menschen wechseln würde? In Hollywood macht man aus solchen Fragen lustige Body-SwitchKomödien (wie z.B. aktuell mit 17 Again). Bei Taniguchi dagegen wird daraus ein sensibles Charakterdrama. Beinahe alle Beteiligten leiden unter der neuen Konstellation: die Eltern des jungen Takuya, die ihren eigenen Sohn nicht wiedererkennen, genauso wie Ehefrau und Tochter von Kazuhiro Kubota, die um ihren verstorbenen Mann und Vater trauern, als plötzlich dieser plötzlich vor ihrer Tür steht - allerdings in Gestalt des jungen Motorradfahrers Takuya. Der Manga schildert überzeugend das verwirrende Innenleben von Takuya bzw. Kubota. Schon bald ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich „Ich“ ist. Steckt der eigene Geist in einem fremden Körper oder steckt umgekehrt ein fremder Geist im eigenen Körper? Während im Subtext von „Bis in den Himmel2 derlei philosophische Fragen verhandelt werden, versucht Takyua/Kubota seinen ganz normalen Alltag auf die Reihe zu kriegen. Besonders wichtig ist dabei die Hilfe von Okita, die vor dem Unfall Takuyas Freundin war und sich nun des „vertrauten Fremden“ annimmt. Dieser hat im Verlauf der Geschichte damit zu kämpfen, dass sich in Takuyas Kopf bald auch Takuyas altes Bewusstsein wieder meldet und seinen Platz beansprucht, es ringen also zwei Seelen um einen Körper. Was an diesem Band besonders auffällt, ist seine Unaufgeregtheit. Die Konflikte und dramatischen Zuspitzungen der Story werden nie voll ausgereizt. Letztlich strebt Zeichner und Autor Jiro Taniguchi genauso nach Harmonie und Augeglichenheit wie die Hauptfigur des Buches. Das liest sich sehr angenehm, allerdings bekommt man dafür ein nahe am Kitsch wandelndes Happy-End aufgetischt. Ein etwas weniger freundliches Ende wäre hier vielleicht passender gewesen. Und auch die Kritik an der extremen japanischen Leistungsgesellschaft, die der Autor hier untergebracht hat, wirkt ein bisschen banal. Trotzdem ist „Bis in den Himmel“ empfehlenswert, auch wenn es wohl nicht Taniguchis bestes Werk ist. Seine filigranen Schwarz-Weiß-Bilder sind wie immer ein Genuss und dank ihrer bodenständigen Charaktere ist die unwahrscheinliche Geschichte jederzeit glaubwürdig und nachvollziehbar. Shodoku (das Manga-Label von Schreiber & Leser) hat sich erstmals dazu entschlossen, die Seiten zu spiegeln, also nicht die originale japanische Leserichtung beizubehalten. Puristen werden das bemängeln, doch vielleicht kann es den ein oder anderen Leser zum Kauf bewegen, der sonst einen Bogen um Comics aus Asien macht. Bis in den Himmel Shodoku, März 2009 Text und Zeichnungen: Jiro Taniguchi Softcover mit Klappenbroschur; 304 Seiten; 16,95 Euro ISBN: 978-3-941239-10-4

Die Protagonistin ist nach den Ereignissen in „Dschihad“ körperlich und seelisch an einem Tiefpunkt in ihrem Leben angekommen und fühlt sich verraten. Nachdem sie aus dem Einsatz wieder ins Hauptquartier zurückgelangt ist und bei ihr eine ernstzunehmende psychische Störung diagnostiziert wird, steht sogar erstmal in Frage, ob sie überhaupt wieder als „Minder“, also als Agent vor Ort, und Chefin der Special Section eingesetzt werden kann. Dann aber kommt ein inoffizieller Auftrag von der CIA rein, für dessen Ausführung es keine schlüssige Rechtfertigung gibt. Wenn man aber richtig liegt, dann könnte dadurch das Leben vieler britischer Soldaten gerettet werden. Tara Chace wird als einzige Möglichkeit gesehen, diesen Auftragsmord an einem Politiker durchzuführen. Und so kommt man zu der Überzeugung, dass ein aktiver Einsatz sogar das Beste für sie sei - um ihr zu zeigen, dass der M.I.6 noch immer an sie glaubt. Sie als Minder 1 und ihr Kollege Nick Poole, Minder 2, reisen als Journalisten getarnt in den Irak. Doch natürlich läuft selten alles wie geplant - besonders auf dem wackligen Parkett im Nahen Osten, wo nichts absehbar ist, und mit einer seelisch kranken Tara Chace als Leiterin der Operation ... Wie schon bei den vorherigen Bänden, so zieht auch „Operation: Red Panda“ seinen Reiz aus einer gefühlten Authentizität der Geheimdienstarbeit. Denn wie im normalen Leben gilt auch hier oft „eine Hand wäscht die andere“, was sowohl die Leser als auch die Minder oftmals frustriert. Letztere führen dann doch, mitunter durch geänderte Pläne und in Eigenregie, ihre Aufträge durch. Nicht selten geraten sie oder ihre Kollegen dabei in Lebensgefahr, und die emotionale Achterbahnfahrt wie auch eine manchmal zu Tage tretende Hilflosigkeit angesichts des politischen Marionettenspiels hinterlässt bei allen ihre Spuren. In diesem Band ist mir die Aufteilung allerdings unausgewogen; so gut und wichtig die lange Einleitung ist, so kurz wird diesmal der Einsatz abgefertigt. Die Auflösung der schwierigen Situation mit ihrer „einer gegen alle“-Mentalität erscheint mir unrealistisch - und das ist bei einer solchen Serie schade. Das Innenleben seiner Protagonisten gelingt Rucka aber immer wieder hervorragend einzufangen, auch, wenn er vor nichts und niemandem halt macht. So kalt ihr Handeln nach außen wirkt, so fühlt man doch mit, wenn Tara sich alleine wähnt und der ganze Wahnsinn auf sie einstürzt. Die Zeichnungen von Neuling Chris Samnee unterstützen den Transport der Emotionen hervorragend, die Mimik der Figuren sagt oft mehr als tausend Worte. Und seine kräftigen Tuschezeichnungen mit gut gesetzten Schattierungen lassen keine Farbe vermissen. Obwohl ich die Romane noch nicht kenne, fiel mir der Einstieg nicht besonders schwer. Durch Rückblenden erfährt man die wichtigsten Geschehnisse aus „Dschihad“, und eine Übersicht der Hauptfiguren sowie eine gute Einleitung von James Lucas Jones tun ihr Übriges. Dort wird dem Leser auch mitgeteilt, dass dieser abschließende Band sicherlich nicht das Ende von Queen & Country bedeutet, was ich sehr beruhigend finde. Schade, dass dies mit die letzte Publikation von Modern Tales als Softcover ist (der Verlag steigt um auf Hardcover mit Schutzumschlag, die Größe bleibt identisch). Verständlich ist der Schritt schon, aber mir hat das handliche, biegsame Format und die Haptik immer gut gefallen.

SLEAZE gratuliert www.comicgate.de zum Gewinn des ICOM Independent Preises 2009 in der Kategorie: Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation

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Das Besondere dieses achten Bandes: Der Comic spielt zwischen zwei Romanen (beide bei dtv erschienen), die ebenfalls von Greg Rucka stammen und nimmt die Ereignisse von „Dschihad“ auf. In „Ein Job in Taschkent“ kann man dann nachlesen, wie es mit Tara nach „Operation: Red Panda“ weitergeht.

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Queen & Country 8 - Operation: Red Panda Modern Tales, März 2009 Text: Greg Rucka, Zeichnungen: Chris Samnee 128 Seiten, s/w, Softcover; 11,90 Euro ISBN: 9783939585053 SLEAZE Juli / August 2009

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Habt ihr es nicht satt,

ständig auf der Suche nach eurem NummerEins-Magazin zu sein? Friseurläden abzuklappern, sich

ne neue Frisur machen zu lassen, in der Hoffnung, SLEAZE irgendwo im unsäglich abgegriffenen Zeitschriftenstapel zu erspähen und mit ins traute Heim zu nehmen, wo man es endlich wohlig betten kann, mit ihm reden

und spielen oder einfach nur, um drin zu lesen. Wir machen es euch einfach, auch wenn sich

diese Zeilen für Eingefleischte wie ein Déjà-vu lesen mögen. Werdet Abonnenten! Nehmt euch selbst in den Kreis der Sendungsempfänger auf! Jungfräulich werdet ihr in Zukunft euer Blättchen in den Händen halten und die Frische

zwischen den Seiten erschnuppern können. Ehrlich, wer hat das nicht gern, ein ungeknicktes Erzeugnis sein Eigen zu nennen. Keine kryptischen Bemalungen früherer Leser, keine Eselsohren, nur ihr und SLEAZE. Eine Mail an abo@sleazemag.de mit euren Angaben. Alles weitere folgt. Ihr werdet lediglich aufgefordert, den schützenden Mantel und den Postzoll zu blechen.

Let‘s make Money Österreich 2008

„Let’s make Money“ blickt hinter die Kulissen der bunten Prospektwelt von Banken und Versicherern. Was hat unsere Altersvorsorge mit den Machenschaften der Immobilien-Haie in Spanien zu tun? Wir müssen dort kein Haus kaufen, um dabei zu sein. Sobald wir ein Konto eröffnen, klinken wir uns in die weltweiten Finanzmärkte ein - ob wir wollen oder nicht. Die meisten von uns interessiert es auch nicht, weil wir gerne dem Lockruf der Banken folgen: „Lassen Sie Ihr Geld arbeiten!“ Doch Geld kann nicht arbeiten: Arbeiten können nur Menschen, Tiere oder Maschinen. 27

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i w t e c n e d l bran r col w.chud.de

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Fuck off, das is mein Abo!

Traut euch! 26

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SLEAZE empfiehlt:

Wes Craven Edition Pulse - Du bist tot bevor du stirbst Shocker Wes Craven’s Wishmaster DVD im Handel ab 17.07.09 Wie gut ein Horrorfilm ist, scheint jetzt nicht mehr Ansichtssache, sondern eine Wissenschaft. Die Formel (es+u+cs+t)² + s+ (tl+f )/2 + (a+dr+fs)/n + sin x - 1 bewertet die Güte eines Film auf wissenschaftliche Weise. Wes Craven scheint dieser Formel blindlings zu folgen, man nennt ihn nicht ohne Grund den Altmeister des Horrors. Er feiert seinen 70. Geburtstag und wenn das kein Grund für eine Jubiläumsedition des Altmeisters des Horrors ja dann wissen wir auch nicht weiter. Er revolutionierte in den 70ern das Genre wie kein anderer (sorry Herr Romero). „Hügel der blutigen Augen“ , „Nightmare on Elm Street“ und „SCREAM“ dürften wirklich jedem ein Begriff sein. Ganze Generationen haben sich mit seinen Werken in den Schlaf gegruselt. Wer einen Querschnitt seiner Werke begutachten will oder auch schlicht ein eingefleischter HorrorFan ist, dem empfehlen wir unbedingt diese DVD-Box. Vom Klassiker über den Slasherfilm bis hin zum visionären Schocker enthält die 3er-Box alles, was Genreliebhaber und Fans des Kultregisseurs begeistern wird. Zahlreiches spannendes Bonusmaterial rundet die Edition ab.

Für alle, die die Formel verstehen wollen, hier noch eine kurze Auflösung: es steht für eskalierende Musik, u für das Unbekannte, cs meint Verfolgungsjagden und t das Eingeschlossensein. Man setze es ins Quadrat und füge s, den Schreckeffekt hinzu. Authentizität tl und Fantasien f werden addiert und durch zwei geteilt. Nun werden Einsamkeit a, dunkler Raum dr und Szenerie fs zusammengerechnet und durch die Anzahl der Charaktere n dividiert. Am Ende ein Abzug von 1 in der Formel, wegen möglicher Stereotype. Alles klar?

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DER SCHRECKEN VON CHAMERAU 30

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In Chamerau wird Christian Ulmen wahrscheinlich keine Freunde mehr finden. Denn der letzte Besuch des Schauspielers ließ die 2.600-Seelen-Gemeinde in der Oberpfalz in keinem besonders schmeichelhaften Licht dastehen: Beiläufig enttarnte sich der damalige Bürgermeister gegenüber Ulmens Alter Ego Knut Hansen als Ausländer- und Schwulenfeind. In vollem Bewusstsein, dass alles auf Band ist. Denn im Reality-Format „ulmen.tv“, dessen Best Of nun auf DVD erscheint, verzichtet Christian Ulmen auf versteckte Kameras und lässt seine schrägen Charaktere hochoffiziell auf die ahnungslose Öffentlichkeit los. Den Bürgermeisterposten hat Frieder Herold mittlerweile aufgegeben, ebenso das Amt des CSU-Ortsvorsitzenden. In Ungarn lebt der ehemalige Lokalpolitiker nun und müsse dort, so Ulmen im Audiokommentar, wohl für immer bleiben. Ein „größeres Arschloch als Dieter Bohlen“ sei der Ortsvorsteher gewesen, erklärt der Grimme-Preisträger weiter, „aber er hat Knut so genommen, wie er ist“. Knut Hansen ist einer von vier überzeichneten Charakteren, die der Ex-MTV-Moderator bereits 2005 in seinem TV-Experiment „Mein neuer Freund“ vorstellte. Obwohl die Quoten ProSieben nicht zufrieden stimmten, gewann das Format eine treue Fangruppe, die dankbar das Nachfolge-Format „ulmen.tv“ im Netz konsumierte. Als weltfremder Adeliger Alexander von Eich, Prolet Uwe Wöllner, Rapper Maurice Horstmann oder eben als singendes Nordlicht Knut Hansen mischt sich Ulmen - stets begleitet von zwei Kameramännern - unters Volk. Er provoziert und befördert so auf ungeahnt komische Weise Meinungen von Durchschnittsbürgern ans Tageslicht, die die Zuschauer mit offenem Mund ungläubig auf ihren Fernseher starren lassen. Die Bildqualität der DVD beeindruckt hingegen weniger: Formatbedingt ist die Sicht meist verschwommen, es flimmert, Farben sind entstellt. Auch der Sound ist nicht weltbewegend, aber doch ganz ordentlich. Die Tatsache, dass das Bonusmaterial etwa zwei Stunden umfasst und nicht nur erwartet komisch, sondern auch äußerst informativ ist, entschädigt sowieso für alles. (tsch) Annekatrin Liebisch

Sprachen: Deutsch Extras: Audiokommentar von Christian Ulmen; Interviews; Quiz; Hinter den Kulissen; Entfallene Szenen; Versprecher FSK: 16 Laufzeit: 459 Min. Weitere Infos unter: www.myspass.de/de/ulmentv/index.html www.christian-ulmen.de

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GEFILMTE S

KomĂśdie, USA 2009 Deutschlandstart: 09.07.2009

Wie Borat und Ali G ist auch Bruno (teils Model, teils Reporter des Ă–sterreichischen Jungenrundfunks) ein erprobter Held in Sacha Baron Cohens Repertoire und hat mit seiner freizĂźgigen Art schon so manchen Puritaner oder ModeschĂśpfer in die Verzweiflung getrieben. FĂźr sein erstes Kinoabenteuer lud er beispielsweise im konservativen Arkansas zum „Cage Fightâ€? mit heiĂ&#x;en Girls ein und schockierte dann die einigermaĂ&#x;en homophoben Gäste mit knutschenden Muskelmännern im Käfig, er mischte sich in Mailand mit einem Haufen alter Kleider am Leib unter die Models und stolzierte Ăźber den Laufsteg einer exklusiven Modenschau, er versuchte sich in Los Angeles hartnäckig an einem Interview Ăźber Schwulenrechte mit Arnold Schwarzenegger und er holte sich in Berlin in einem angesagten Club als geschmacksverirrter DJ eine ordentliche Packung Buhrufe ab. www.bruno-film.de

Das Haus der Dämonen Thriller, Horror, USA 2009 Deutschlandstart: 02.07.2009

Kyle Campbell leidet an Krebs. Die Finanzierung der Behandlung ist kostspielig, was zu einem Umzug in ein preiswerteres Haus fĂźr die Familie Campbell fĂźhrt. Schon bald nach dem Einzug beginnt Sohn Kyle merkwĂźrdige Dinge zu sehen, die erst einmal als halluzinogene Nebenwirkungen der Medikamente gedeutet werden. Doch nach und nach beginnen auch die anderen Familienmitglieder, gruselige Begegnungen zu haben. www.hauntinginconnecticut.com

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Achterbahn Dokumentation, D 2009 Deutschlandstart: 02.07.2009

Der Spreepark ist ein verlassener VergnĂźgungspark mitten in Berlin. Er gehĂśrt zu den Lieblingszielen der Urban Explorer. Die alten Fahrgeräte rosten leise vor sich hin, die Schwanenboote treiben im trĂźben Wasser und unter Bäumen liegen verwitterte Dinosaurier. Eine traumhafte Kulisse fĂźr jeden Fotografen, Horrorliebhaber und postatomaren Romantiker. Peter DĂśrfler erzählt in seinem neuen Dokumentarfilm „Achterbahn“ vom gescheiterten Traum, aus dem ehemaligen VEB Kulturpark den grĂśĂ&#x;ten Rummelplatz Deutschlands zu machen. Es ist die Geschichte der HĂśhenflĂźge und Talfahrten der Schaustellerfamilie Witte, die in den 1980er Jahren mit ihren Fahrgeschäften Ăźber Europas Rummelplätze zog und nach der Wende den „Spreepark“ pachtete. Norbert Witte, dessen LoopingAchterbahn eine Zeit lang die Sensation jedes Jahrmarktes war, setzte auch diesmal alles auf eine Karte und zog damit seine Frau und seine Kinder in einen Strudel tragischer Ereignisse. Ăœbrigens, wer gern mal durch den Park wandeln mĂśchte, zahlt entweder 120 Euro/Std. an die dortige Security – oder versucht sich an den Zäunen. www.achterbahn-der-film.de

9to5 – Days in Porn Dokumentation, D 2008 Deutschlandstart: 02.07.2009

San Fernando Valley ist das Epizentrum der US-Unterhaltungsindustrie fĂźr Erwachsene. Billionen von Dollar werden hier mit Pornos verdient, mehr als in der Musikindustrie. Jens Hoffmann befragt in 9TO5 – DAYS IN PORN die Menschen, die hinter diesem Sexgeschäft stehen. Wer sind sie, und was sind ihre GrĂźnde, in diesem Metier zu arbeiten? Oder ist es etwa eine Lebenseinstellung? In der Struktur eines Episodenfilms

werden zehn Geschichten gezeigt, das „normale“ Leben der Darsteller, ihre Hoffnungen und Träume. Die Beanspruchung bei dieser Art von „Performance“ fordert auf jeden Fall ihren Tribut; und eine kurze Zeit in diesem Geschäft kann alles bedeuten: Beginn oder Ende der Karriere oder des normalen Lebens. www.9to5-themovie.com

Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft Drama, Biografie, F 2009 Deutschlandstart: 13.08.2009

Dies ist die Geschichte von Gabrielle Chanel, die ihr Leben als willensstarkes Waisenkind beginnt und sich auf auĂ&#x;ergewĂśhnliche Weise zur legendären ModeschĂśpferin entwickelt, zur VerkĂśrperung der modernen Frau – und zum zeitlosen Symbol fĂźr Erfolg, Freiheit und Stil. www.cocochanel-derfilm.de

Public Enemies Thriller, Crime, USA 2009 Deutschlandstart: 06.08.2009

Public Enemies macht eines der schillerndsten Kapitel amerikanischer Gangstergeschichte lebendig: Frank Dillingers legendäre RaubzĂźge, die ihn zum meistgesuchten Mann auf der Fahndungsliste des damals noch jungen FBIs und zum Helden fĂźr einen groĂ&#x;en Teil der unterdrĂźckten, benachteiligten BevĂślkerung in den Zeiten der GroĂ&#x;en Depression in den USA der 30er-Jahre machten. www.public-enemies-film.de

rechtschaffenen Elitepolizisten, die als Ausputzer fungieren. Und dabei jede Rechtsstaatlichkeit beiseite lassen. Folter und willkĂźrliche TĂśtungen gehĂśren zur Tagesordnung im Namen von Law & Order. Der Anspruch von Authentizität, Popmusik, schnelle Schnitte im „City of God“Stil stehen gegen die erzwungene Identifikation des Zuschauers mit der protofaschistoiden BOPE-Truppe und ihrem FĂźhrer Nascimento, der ein veritables Arschloch ist. Gewinner des Goldenen Bären 2008.

Dieses Material ist ausschlieĂ&#x;lich fĂźr Werbezwecke bestimmt. Jegliche anderweitige gewerbsmäĂ&#x;ige Benutzung ist untersagt.

BrĂźno: Delicious Journeys Through America for the Purpose of Making Heterosexual Males Visibly Uncomfortable in the Presence of a Gay Foreigner in a Mesh T-Shirt

NACH

EINER

WAHREN

BEGEBENHEIT

Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären.

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www.tropadeeliteofilme.com.br

It Might Get Loud Musik, Dokumentation, USA 2008 Deutschlandstart: 27.08.2009

Mit IT MIGHT GET LOUD begibt sich Regisseur Davis Guggenheim auf die Spur der Geschichte der E-Gitarre und bringt dabei drei Gitarristen zusammen, die die Rockmusik der vergangenen Jahrzehnte entscheidend beeinflusst haben, jeder in seiner eigenen Generation: Jimmy Page von Led Zeppelin, The Edge von U2 und Jack White von den White Stripes. Guggenheim gibt seinen Protagonisten die Gelegenheit, die Geschichte ihrer ganz persĂśnlichen musikalischen Rebellion zu erzählen – und begleitet sie an historische Stätten der Rockmusik: Jimmy Page nach Headley Grange, wo er „Stairway to Heaven“ komponierte; The Edge nach Dublin, wo er die OriginalVierspuraufnahmen von „Where the Streets Have No Name“ ausgräbt; und Jack White in ein altes Farmhaus in Tennessee, in dem er stets von Neuem seinen modernen Blues erfindet.

jĂźli

A SONY PICTURES CLASSICS RELEASE www.itmightgetloudmovie.com Running time: 97 minutes *Official Selection: 2008 Toronto International Film Festival *Official Selection: 2009 Sundance Film Festival Publicity PMK/HBH Allen Eichhorn 622 Third Avenue 8th Floor New York, NY 10017 212-373-6115 Allen.Eichhorn@pmkhbh.com

Distributor Sony Pictures Classics Carmelo Pirrone Leila Guenancia 550 Madison Ave New York, NY 10022 Tel: 212-833-8833

www.itmightgetloud.com

Elite Squad Action, Drama, Krimi, ARG / BRA 2007 Deutschlandstart: 06.08.2009

Der Film war ein StraĂ&#x;enfeger in Brasilien, zunächst als illegale DVDKopie, dann auch noch im Kino: Ein Kriegsfilm Ăźber die korrupte Polizei, Ăźber Gangster und Ăźber BOPE, die

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Deutsche Synchro: Wenn aus „Bad Motherfucker“ ein „böser, schwarzer Mann“ wird.

Die deutsche Synchro – unter Film- und Serienfans immer wieder Anlass für hitzige Debatten. Was bevorzugt man? Die Originalfassung, die synchronisierte Fassung? Mit oder ohne Untertitel? Um eines gleich zu klären: Die deutsche Übersetzung ist wahrlich besser als ihr Ruf und darf ohne Frage zu den besten Synchros weltweit gezählt werden. Ich behaupte sogar: Oftmals übertrifft ein guter Synchronsprecher sogar die Leistung des Originalschauspielers. Ihre Leistung wird in Deutschland vollkommen unterschätzt, was wohl daran liegt, das sie zwangsweise im Verborgenen arbeiten. Wie variantenreich manche Synchronsprecher mit ihrer Stimme arbeiten, fällt dem Zuschauer oft erst auf, wenn er einen Blick hinter das bekannte Hollywood-Gesicht wirft. Oder wußtet ihr, dass Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, John Cleese, Dan Aykroyd, Terence Hill, Rutger Hauer und Adriano Celentano alle von Thomas Dannenberg gesprochen werden? Oder dass Christian Tramitz nicht nur Al Bundys Nachbar Jefferson D’Arcy, sondern auch Bruce Campbell in „Tanz der Teufel 2“ sprach? Jürgen Prochnow lieh Sylvester Stallone in „Rocky“ und „Rocky 2“ seine Stimme und was wäre Robert DeNiro ohne Christian Brückners genialer ReibeisenStimme, die er auch Harvey Keitel, Martin Sheen und Warren Beatty leiht? Nicht nur, das Deutschlands Synchronsprecher viel größere Anerkennung verdienen (meiner Meinung nach gehört ihr Name in jeden Abspann), viele Filme und Serien gewinnen auch erst durch die Synchro an Qualität. Bekanntestes Beispiel: die amerikanische Agenten-Serie „The Persuaders“ (hierzulande: „Die Zwei“) mit Roger Moore und Tony Curtis in der Hauptrolle. Im Original eine recht eintönige und unauffällige Actionserie – Synchron-Gott Rainer Brandt sich der Serie annahm, schuf er damit ein deutsches Kulturgut. Die Welt ohne Sprüche wie „Sleep well in your Bettgestell!“, „Da steigen mir die Tränen unter den Scheitel!“, „Ich entbiete Grüße an den Meister der Mütze!“ oder „Dem hat man mit dem Hockeyschläger die Fontanelle gespalten, die verbleibenden paar Sardellen peitschte er sich mit Brillantine um den Ballon.“ wäre nicht mehr lebenswert und vorstellbar. Sich über die Synchronisation eines Films oder einer Serie aufzuregen ist deswegen recht müßig – da im Prinzip das sehr hohe Niveau der deutschen Synchro besonders im Vergleich zu anderen Ländern keine Selbstverständlichkeit ist. Des Weiteren ist es natürlich auch enorm schwierig, einen Film zu synchronisieren. Nicht nur das ein enormer Zeitdruck (z.B. durch weltweit abgestimmte Kinostarts) besteht, der englische Dialog muss natürlich im besten Fall auch lippen34

synchron sein, er muss sinngemäß übersetzt und auf den Sprachfluß geachtet werden und es darf eben nicht wie eine Übersetzung klingen – wodurch letztlich für den Synchronregisseur nur der Gesamteindruck zählt. Und eben nicht einzelne Sätze, die zwangsweise frei übersetzt werden müssen (weil es z.B. eine Redewendung, ein Witz oder eine Anspielung ist, die ein deutscher Zuschauer nicht versteht). Aber bei der Masse der synchronisierten Werke bleiben Fehler natürlich nicht aus. Schlimm wird es nur, wenn eigentlich offensichtlich simple Sätze vollkommen entstellt werden oder gar der ganze Film durch eine nervtötende Synchro absichtlich zerdrescht wird. 10. „Star Wars – Episode I - III“ „Star Wars“ und die Synchro – eine Sache für sich. Grundsätzlich ist die Synchronisation der ersten drei Filme als gelungen anzusehen. Besonders im Hinblick auf die Stimmen. So sind Heinz Petruos Darth Vader und Hugo Schraders Yoda dem Original absolut ebenbürtig – im Falle Yodas vielleicht sogar überlegen. Und auch die Übersetzung der Eigennamen gelang – aus Tatooine wurde Tatuuin. Aus Jabba the Hutt, Jabba der Hutte (und das klingt schon ziemlich cool), Han Solos Millenium Falcon wurde in Rasender Falke umgetauft - und „Star Wars“ in „Krieg der Sterne“. Der berühmte Satz „May the force be with you!“ (wörtliche Übersetzung: „Möge die Kraft mit dir sein!“) baute man aufgrund des besseren und mystischeren Klangs in „Möge die Macht mit dir sein!“ um, und zumindest im ersten Film ist der Imperator noch der Kaiser. Kaiser? Yo, Kaiser. Das englische Wort emperor wurde sinngemäß mit Kaiser übersetzt – wobei sich natürlich ebenfalls der lateinische Ausdruck Imperator anbot (und seit Episode 5 auch benutzt wird). Kaiser klingt altertümlich – und passt besser in Lucas’ SciFi-Märchenwelt, während Imperator ein recht technisch-kühler Begriff ist. Somit ist, bis auf ein, zwei kleinere Synchron-Fauxpas, alles in Butter. Bis es 1999 geschah. Aus dem reißerischen „Krieg der Sterne“ wurde das lahme „Star Wars“. Tatuuin war fortan wieder Tatooine. Jabba, der Hutte hieß nun wieder The Hut, und aus Obi Wans Anakin wurde Änäkin. Als ob das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, wurden den Kampf-Droiden SLEAZE Juli / August 2009

der Handelsföderation (besonders im etwas düsteren dritten Teil) teilweise absolut flappsige Sprüche draufsynchronisiert – die nicht einmal Lucas in der Originalfassung wagte. Am Ärgerlichsten bleibt aber die elende Englisch-Duselei der Prequels. Wenn es bereits deutsche Übersetzungen gibt, die sich über Jahre durch Wiederverwertung in Romanen und Comics im Fandom etabliert haben und auch akzeptiert wurden, warum sollte man dann den Weg des geringsten Widerstands gehen und nur noch die englischen Ausdrücke benutzen? Zumal dies „Krieg der Sterne“ auch seinen märchenhaften Charakter nimmt, da man die Filme durch die englischen Ausdrücke zwangsweise mit etwas Distanz betrachtet. Es wirkt eben wie ein Fremdkörper. Naja, wenigstens leben wir nicht in Italien. Denn die Italiener konnten anno 1976 mit dem Wort „Darth“ nichts anfangen – und tauften Darth Vader einfach in Dark Vader um. Dunkel isser ja immerhin. 9. „Star Trek“ Wo wir schon mal beim Thema Weltall waren. Trekkies (oder Trekker, wie sie neuerdings genannt werden möchten) sind ja bekanntlich leidensfähig. Im Laufe der mehr als 40-jährigen Geschichte, die das Trek-Universum auf dem Buckel hat, wurden sie schon mit den absurdesten TV-Folgen, Filmen, Comics, Charakteren, Handlungen und Büchern beschmissen. Die deutsche Synchronisation setzte diesen dann immer noch die Krone auf. Bei der Erstaustrahlung wurde die Serie teilweise vollkommen unsinnig synchronisiert. In der Folge „Weltraumfieber“ leidet Spock unter den Auswirkungen einer mysteriösen Krankheit, die den logisch denkenden Vulkanier mit sinnlichen und sexuellen Emotionen überflutet. Wie sich am Ende herausstellt, sind viele Szenen lediglich ein Fiebertraum seitens Spock. Die deutschen Synchronautoren konnten damit nicht viel anfangen und entschieden sich, die Folge umzusynchronisieren – was 45 Minuten unfreiwilliger Komik zur Folge hatte, denn selbst Spocks Fieberträume sind nun Teil des realen Geschehens und es wirkt, als würde er 45 Minuten nur schreiend durch die Gegend laufen. Ähnlich verfuhr man mit der gesamten Serie, die das ZDF 1972 einkaufte. Insgesamt 40 Folgen(!) wurden von vornherein abgelehnt, da sie auf die Mächtigen des Senders zu „kindisch“ oder einfach nur „geschmacklos“ wirkten (und das, obwohl die engl. Originalversion weitaus ernster war als das deutsche Synchron-Gulasch im Nachhinein), die restlichen 29 Folgen wurden alle auf 45 Minuten heruntergekürzt und wie erwähnt teilweise vollkommen umsynchronisiert. Erst Ende der 80er griff Sat.1, selbsterklärter Trek-Sender SLEAZE Juli / August 2009

der 90er, die Serie wieder auf und bearbeitete sie komplett neu. Dieser öffentlich-rechtliche SynchronVandalismus betraf allerdings nicht nur die klassische Serie. In so gut wie jeder Folge (und auch den Kinofilmen) finden sich zahlreiche Übersetzungsfehler, so das zumindest Leonard Nemoy himself Fans erlaubte, an der Synchro der Filme bis Teil 6 mitarbeiten zu lassen. Ein Highlight des Synchron-Gulaschs: In der Nachfolger-Serie „The next Generation“ blickt Beverly Crusher auf ihren Computer und fragt sich „What’s that mist I’m seeing there?“ – sinngemäß: „Was ist das für ein Nebel, den ich da sehe?“ – die deutsche Übersetzung: „Was ist das für ein Mist, den ich da sehe?“ Wie passend. 8. „Prost, Helmut!“ Ivar Combrick, langjähriger Synrchon-Regisseur der Simpsons, bekam Mitte der 80er den Auftrag, die US-Serie „Cheers“ für das ZDF aufzubereiten. Da der AltherrenVerein des Zweiten Programms der Überzeugung war, dass die amerikanische Serie für viele Zuschauer zu unverständlich wäre, entschied man sich, die Serie komplett umzusynchronisieren. Nicht nur, dass neue Musik innerhalb der Serie eingefügt wurde, auch die Charaktere erhielten eine neue Identität. Aus dem Ex-Baseballstar und Pubbesitzer Sam Malone (Ted Danson) wurde Kneipier Hubert, Briefträger Cliff hieß fortan Uwe und Nebendarsteller Norman wurde zum titelgebenden Helmut. Selbst die Titelmelodie wurde neu eingesungen („Den Alltagsärger übersteh’n kostet sehr viel Kraaaft. Wer Stunden hart geschuftet hat, ist jedesmal geschaaaft. Wer spannt dann nicht gern mal aus? [Refrain setzt ein] Ja, dann sucht man sich ein Lokal, wo man sich wie zuhause füüühhhüüült. Und seinen Kummer runterspüüühhhüüült.“). Nach bereits 13 Folgen hatte der Horror ein Ende. Erst 1995 nahm sich RTL der Serie an (nachdem sie bereits in den USA beendet wurde) und synchroniserte die komplette Serie originalgetreu nach. In diesem Sinne: Prost, Norman! Nie wieder Helmut. 7. „Pulp Fiction“ Machen wir kurzen Prozess, denn überschwengliche Einleitungen bedarf Tarantinos Oscar-prämierter Filmsmasher nicht mehr. Als Jules locker in seiner geborgten Unterwäsche im Restaurant sitzt, antwortet er auf die Frage, welche seine Brieftasche sei, mit „It’s the one saying Bad Motherfucker.“ Dass in der deutschen Fassung ein Wort wie Motherfucker schwer zu übersetzen ist, dürfte klar sein – eine direkte Übersetzung klingt dämlich, eine sinngemäße ist schwer zu finden. Dass man es aber mit „Die, auf der böser schwarzer Mann steht.“ übersetzt, sorgt regelrecht für Ohrenkrämpfe –

insbesondere wenn besagte Brieftasche mit eben den Worten „Bad Motherfucker“ dazu eingeblendet wird. Deutsche Synchronautoren – habt endlich Mut zu mehr Schimpfwörtern! 6. „Magnum“ Der hawaiianische Schnauzbart Magnum war für Tom Selleck Fluch und Segen zugleich. Segen, weil die Serie ihm über Jahre Lohn und Brot mit weltweiten Erfolg bescherte. Fluch, weil er durch das SerienEngagement nicht die Rolle des Indiana Jones übernehmen konnte, George Lucas’ und Steven Spielbergs Favorit, und somit nie den Absprung vom Fernsehschirm auf die Leinwand schaffte. Länger als in allen anderen Ländern hielt wenigstens in Deutschland sein Ruhm an, was ihm immerhin dicke Werbeverträge bis in die 90er sicherte. Denn wie auch bei „Cheers“ nahm sich der öffentlichrechtliche Rundfunk (hier die ARD) der Serie an – und wurstelte sie komplett um – bis abermals RTL Mitte der 90er die Serie ungeschnitten und originalgetreu synchronisiert ausstrahlte. So wurde Magnums Vietnam-Vergangenheit (inkl. Kriegsgefangenschaft) komplett herausgeschnitten – was zu unweigerlich unlogischen Handlungssträngen führte, denn alle Protagonisten, mit Ausnahme von Higgins, kennen sich bereits aus Fucking ’Nam. So geht (Hubschrauberpilot) Calvin‘s Ehe aufgrund seiner unverarbeiteten Kriegs-Traumata zu Bruch, welche aktiv in den einzelnen Folgen aufgegriffen werden. In der Folge „All for one“ verschlägt es die Magnum-Truppe sogar nach Kambodscha, das sich als ein düsterer Trip in ihre eigene Vergangenheit herausstellen wird. Zu hart für den deutschen Zuschauer. Der lässige Privatdetektiv mit ernstem Hintergrund wurde zu Uschis und Petras Abendbrot-Unterhaltung degradiert. 5. „Cocoon“ Wie bei „Pulp Fiction“: Kleiner Fehler, größtmöglicher Nervfaktor. Im Grunde ist die Synchro dieses 80er-Fantasy-Klassikers rundum gelungen – ja, wenn da nicht diese einzelne Schlüsselszene am Ende des Films wäre, die diesen (perfekten) Film so schön abgerundet hätte. Die Bewohner eines floridanischen Altenheims entdecken, dass ihr hauseigener Swimming Pool ein Jungbrunnen darstellt. Der Pool wurde von Aliens angelegt, um ihre toten Kumpels (verstorben anno Irgendwann auf Atlantis) wieder zum Leben zu erwecken. Doch anstatt, dass der Anführer der Aliens auf die Palme geht, bietet er der KukidentTruppe ewiges Leben auf seinem Heimatplaneten an. In einer der letzten Einstellungen entscheiden sich einige, das Angebot der Aliens anzunehmen und werden via Traktorstrahl an Bord ihrer Jacht in den

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Himmel gezogen. Steven Guttenberg, auch unter dem Namen Mahoney bekannt, schaut vom Bootssteg gebannt hinterher – und verabschiedet sich selbstironisch als Anspielung auf die „Krieg der Sterne“-Filme mit den Worten „May the force be with you!“ Ein perfekter Filmmoment mit dem perfekten Schuss Pop-Kultur. Ron Howard, Oscar-Preisträger für „A beautiful mind“, hat hier einen der einprägsamsten Filmmomente der 80er kreiert. Was spricht also dagegen „Möge die Macht mit euch sein!“ ebenfalls für die deutsche Fassung zu verwenden? Vom Prinzip her gar nichts. Aber die deutsche Synchronregie hat diesen Filmgag wohl nicht verstanden und es folgendermaßen übersetzt: „Hoffentlich läßt die Kraft nicht nach, die das Boot nach oben zieht.“ Häh? Abgesehen von der Tatsache, dass diese Übersetzung mit dem eigentlichen „May the force...“ nichts mehr gemein hat – ergibt es auch inhaltlich keinerlei Sinn (Warum sollten die Aliens den Traktorstrahl abschalten und die Rentner in ihrem Boot auf dem Wasser zerschellen lassen?) und zerstört VOLLKOMMEN diesen magischen, fast schon klassischen Filmmoment. Nerv. 4. „James Bond jagt Dr.No“ Dies ist im Grunde kein wirklicher Patzer – aber im Zusammenhang mit der deutschen DVD-Veröffentlichung (Verflucht seist du, Technik der Moderne!) eine der lustigsten Momente der deutschen Synchron-Geschichte. In James Bond‘s erstem Abenteuer muss er sich gegen den mysteriösen Dr.No behaupten. Dieser hat eine Geheimorganisation aufgebaut, um *trommelwirbel* die Weltherrschaft an sich zu reißen (o.ä.). So weit, so gut. Natürlich hat seine Geheimorganisation auch einen klangvollen Namen und so stellt er diesen bei seiner ersten Begegnung mit Bond auch folgendermaßen vor: „I‘m a member of S.P.E.C.T.R.E. – Special executive for counter-intelligence, terrorism, revenge and extortion!“ Ohne Frage, schwer zu übersetzen. Besonders, da es sich hierbei um ein Akronym handelt. Die deutschen Sychronautoren entschieden sich, der Geheimorganisation ein neues Kürzel zu verpassen – um deren vollen Namen sinngemäß zu übersetzen. Und so lässt Dr.No in der hiesigen Fassung verlauten: „Ich bin Präsident der G.O.F.T.E.R. – Geheimorganisation für Terror, Spionage, Erpressung und Rache!“ Gut, abgesehen von der Tatsache, dass der Name G.O.F.T.E.R. jetzt nicht so klangvoll ist wie S.P.E.C.T.R.E., Dr.No nur Mitglied und nicht der Präsident ist, das Wort Spionage im deutschen Kürzel gar nicht vorkommt und S.P.E.C.T.R.E. in Zeichen- und Schriftform natürlich weiterhin im Film auftaucht, eine recht passable Lösung. Wenn da nicht die verdammten Untertitel der DVD 36

wären. Denn während Dr.No in der deutschen Fassung weiterhin vom umständlichen G.O.F.T.E.R. brabbelt, hat sich die Untertitel-Regie die Mühe gemacht und S.P.E.C.T.R.E. ins Deutsche übertragen. Das Ergebnis: „Ich bin ein Mitglied von S.P.E.C.T.R.E. - Spezial-Exekutive für Contra-Geheimdienst, Terrorismus, Rache und Erpressung.“ Es geht doch....wenn man nur will...in den beiden Bond-Nachfolgern „Liebesgrüße aus Moskau“ und „Feuerball“ wollte man wohl nicht. Dort heißt S.P.E.C.T.R.E. lediglich PHANTOM (wahrscheinlich sowas wie „Pherein aller narzistischen Terroristen ohne Mutterliebe“...naja...) 3. „Starship Troopers“ Die Welt der Zukunft: Nach Jahrhunderten von Krieg und Elend hat die Menschheit es geschafft sich zu vereinen. Es scheint, als ob alle Probleme überwunden wären. Eine fast schon utopische Welt. Fast. Die Menschheit ist zwar vereint und hat ihre Kriege beiseite gelegt, doch wird sie von einer Militär-Junta beherrscht, die mit rigorosen Methoden ihre Bürger zum Dienst an der Waffe zwingt. Nur wer Soldat ist/war, darf wählen gehen oder gar Kinder bekommen. Ziel ist, die Menschheit auf die expansonistischen Kriege der Zukunft vorzubereiten, denn mit der Besiedlung des Weltraums hat sich Planet Erde auch neue Feinde geschaffen, die ihren Lebensraum verteidigen. Vor diesem Szenario ist die Geschichte von „Starship Troopers“ eine bitterböse SciFi-Satire, die die Optik und den Inhalt einer Soap-Opera nutzt, um die Naivität seiner Charaktere und der aufgezeigten Gesellschaft wiederzugeben. Das Hochglanz-Bild des Films, in dem zwar Menschen auf grausame Art und Weise sterben, ist lediglich ein gewolltes Mittel zur Verharmlosung des Geschehens – so wie es selber in den filminternen Einspielern von der faschistischen Regierung dargestellt wird. Gerade dies führte letztlich auch zur Indizierung des Films, da der Unterschied zwischen eindeutiger Satire und gewolltem Hochglanz-Gemetzel wohl nicht deutlich genug zu erkennen ist. Zitat aus dem Indizierungsantrag vom 10.03.1999: „...dass der Film geprägt sei durch massives, exzessives Töten für eine ‚gute Sache‘ ohne jegliche Hemmschwelle oder Skrupel. Verstärkt werde das Ganze durch entsprechende Soundeffekte und menschenverachtende Kommentare. Andere Mittel als die Lösung durch Gewalt würden erst gar nicht in Erwägung gezogen.“ Das Synchronstudio war wohl derselben Meinung und versuchte den Grundton des Films abzumildern. Zynische Bemerkungen, verharmlosende Dialoge, militärische Reden wurden rigorors abgemildert – oder vollkommen verändert. So tritt Michael Ironside als Lehrer Rasczak im Film

auf, der seine Klasse fragt, was die Bevölkerung von Washington zum Theme „Gewalt löst keine Konflikte“ sagen würde. Schülerin Carmen erwidert darauf, dass die Bevölkerung dazu nichts sagen könne, denn Washington wurde im letzten Bug-Krieg zerstört. In der Originalfassung spricht man nicht von Washington und erst gar nicht von irgendeinem vergangenen Bug-Krieg (da der Krieg im Film eh der erste Bug-Krieg ist), sondern von Hiroshimas Zerstörung durch die erste Atombombe. Dizzy: „My mother always told me that violence doesn’t solve anything.“ Jean Rasczak: „Really? I wonder what the city founders of Hiroshima would have to say about that.“ Carmen: „They wouldn’t say anything. Hiroshima was destroyed.“ Jean Rasczak: „Correct. Violence has resolved more conflicts than anything else. The contrary opinion that violence doesn’t solve anything is merely wishful thinking at its worst.“ Weiteres Beispiel – ebenfalls von Rasczak zu seiner Klasse: „This year we explored the failure of democracy, how the social scientists brought our world to the brink of chaos. We talked about the veterans, how they took control and imposed the stability that has lasted for generations since.“ Die deutsche Fassung ist nicht nur weitaus harmloser, sondern übersetzt absichtlich falsch und zensiert somit den faschistischen Unterton: „Unser Thema war dieses Jahr die politische Entwicklung der Jahrtausendwende. Und wie Außerirdische diese Entwicklung beeinflußt haben. Wir sprachen über die Bugs, wie sie die Erde angriffen und Tausenden unserer Vorfahren den Tod brachten.“ Dies sind nur zwei Beispiele für eine Synchron-Zensur, die (fast) ihresgleichen sucht. Aber dies sollte vielleicht sogar das größte Kompliment an die Filmemacher sein...wenn der Fan nicht drunter zu leiden hätte.

gewagt hielt, entschied man sich aus Hans Gruber den internationalen Terroristen Jack Gruber zu machen. Sein hünenhafter Handlanger Karl wurde zu Charly. Dies führte zu zahlreichen unlogischen Szenen. Als McLane auf dem Farhstuhl-Dach einer Unterhaltung der Terroristen zuhört, schreibt er sich die Namen Hans und Karl auf dem Oberarm. In der deutschen Fassung ergab dies natürlich dann keinerlei Sinn, so dass man dem Synchronsprecher einfach einen Satz drübersprechen lies, der dies erklären sollte („Euch beiden nenne ich Hans und Karl – wie die bösen Riesen aus dem Märchen.“). Abgesehen von der Tatsache, dass McLane zu dem Zeitpunkt nichts sagen konnte, da er die Kappe des Filzstifts im Mund hatte und die Terroristen ihn so auch bemerkt hätten, gibt es auch keine bösen Riesen aus irgendeinem Märchen, die auf den Namen Hans oder Karl lauten. So werden unsinnige und unlogische Szenen konstruiert – nur der „political correctness“ halber. Schlimmer wird’s in Teil 3, in der Hans Grubers Bruder Simon sich an McLane rächt und ihn durch ganz New York hetzt. In einem Bus wird McLane dies vom FBI offenbart – mit der Zusatzinfo, dass Hans Gruber Bruder früherer Stasi-Offizier der DDR war. Mit einer Rückblende wird dem Zuschauer zusätzlich noch einmal verdeutlicht, dass es auch wirklich Hans Grubers Bruder ist. Warum der deutsche Stasi-Offizier Simon nun aber dank deutscher Synchro einen angelsächsischen Bruder hat, wird nicht erklärt. Ebenfalls beim Thema Kraftausdrücke wurde gespart. Während im Original jeder Satz McLanes ein Adjektiv des Fluchs „fuck“ beinhaltet, kommt Willis in der deutschen Fas-

1. Deutsche verstehen keinen Spaß... Ich will hier ja nicht mit Vorurteilen um mich schmeißen, aber laut meinem gültigen Perso bin ich ja immerhin Bürger der Bundesrepublik Deutschland, somit Deutscher, Kraut, Jerry, Bosch, Preiße und das Vorurteil, das Deutsche keinen Spaß verstehen, stimmt natürlich nicht. Aber zumindest kann man sagen, dass deutsche Synchronautoren nicht über sich selber lachen können. Deswegen geht Platz Eins nicht an einen einzelnen Film, sondern an ein absolut nervendes Phänomen, welches schon den besten Gag eines Films gekillt hat: Das Ignorieren jeglichen Witzes über Deutsche oder die deutsche Vergangenheit. Sobald man Witze über Deutsche reißt, wird dies in der Synchro regelrecht zensiert. Wenn Cartman in „South Park – Der Film“ im Internet die Vergangenheit seiner Mutter aufdeckt, so findet er im Netz einen Porno, in der seine Mutter von einem schreienden Deutschen angekackt wird (wie soll ich es sonst umschreiben?). Stans Reaktion: „Dude, what the fuck is wrong with German people?“ In „Das fünfte Element“ watschelt gleich zu Beginn ein Außerirdischer im Kampfanzug auf einen Forscher zu. Dessen Reaktion „Are you German?“ Auf Deutsch kommt nur das lahme „Seit

ihr von der Erde?“. Der bereits erwähnte Dr.No sagt über sich selber „I was the unwanted child of a German missionary and a Chinese girl of good family.“ In der deutschen Fassung werden seine deutschen Wurzeln unterschlagen und ihm ein britischer Vater angedichtet. Kevin Kline, der in „Ein Fisch namens Wanda“ im Stechschritt die erste Strophe der Deutschland-Hymne singt (immerhin eine der lustigsten Filmszenen), bekommt in der deutschen Fassung nur noch ein HumpaHumpa heraus und bei „Snatch“ wird „The German...“ immer mit „Der böse Mann..“ übersetzt. Selbst in einer Nonsense-Komödie wie „Top Secret!“ wird die „Nationalhymne“ der DDR durch irgendeinen bayrischen Schlager ersetzt. Im Original haben sich die Macher immerhin eine vollkommen neue zusammengezimmert – aber auch hier besaß wieder niemand den Mut, es zu übersetzen: „Hail, hail East-Germany! Land of fruit and grape, Land where you’ll regret if you try to escape! No matter if you tunnel under or take a running jump at the wall! Forget it, the guards will kill you, if the electrified fence doesn’t first.“ Selbst in Weltkriegsklassikern wie „Das dreckige Dutzend“ wurden Witze über Hitler zensiert, in Hitchcocks Propaganda-Klassiker „Foreign Correspondent“ wurde aus den NaziAgenten, die radioaktives Material zum Bau einer Atombombe schmuggeln, internationale Rauschgifthändler – und wer die Anarcho-Komödie „Beerfest“ nur auf deutsch gesehen hat, hat die besten Gags verpasst...

ENDE

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THIS IS HAMBURG NOT L.A.

misses next match

2. „Stirb Langsam“ Der schlimmste Fall von deutscher Synchronverstümmelung dürfte wohl in Bruce Willis’ Action-Smasher „Stirb Langsam“ zu finden sein. Während bei „Starship Troopers“ „nur“ der Grundton des Films abgemildert wurde, hatte man bei „Stirb Langsam“ de facto die Storyline sogar komplett verändert. Im Original überfällt eine Horde deutscher Terroristen den Nakatomi Plaza, Sitz des global-agierenden Nakatomi-Konzerns. Ziel der Aktion: Die Firmen-Aktien, mehrere Milliarden Dollar wert. Da man anno 1987 deutsche Terroristen aufgrund der gegenwärtige Ereignisse wohl für zu SLEAZE Juli / August 2009

sung über ein „verflucht“ oder „verdammt“ nicht heraus. Wobei dies seinem Charakter als abgewrackter Cop viel näher kommen würde. So verwundert es auch nicht, dass aus dem „Yippiekayeah, motherfucker!“ nur ein „Yippiekayeah, Schweinebacke!“ wurde – im dritten Teil war es dann nur noch ’ne Schweinenase.

Ob Festzelt oder Großraumdisco

LP/CD/Digital RIP 023 feat. Knarf Rellöm und DJ Patex and Member of Schneller Autos

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still hot: Lukestar - Lake toba LP/CD|Frittenbude - Nachtigall LP|Torpedo - In the assembly line CD


Review:

Wir sind die Allesfresser – wir fressen alles besser!“ Es gibt nur wenige Fortsetzungen, die an die Genialität des Originals heranreichen – oder es sogar übertreffen. „Der Pate 2“, „The Dark Knight“, „Das Imperium schlägt zurück“ (vergesst den Quatsch, der in „Scream 2“ gebrabbelt wird, dass Episode V keine Fortsetzung, sondern nur Teil einer Trilogie wäre...), „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, „Zombie“, „Star Trek II – Der Zorn des Khan“, „Für ein paar Dollar mehr“, „Les invasions barbares“, „Aliens“ und nicht zu vergessen „Breakin’ 2: Electric Boogaloo“ – alles direkte Fortsetzungen, die das Original weit hinter sich lassen. Als 1988 New Line Cinema entschied, dem süffisanten SciFi-Ballet „Critters“, welches Ruhm und Ehre über alle Beteiligten schüttete, für das junge Damen ihre Unschuld für eine Kinokarte hergaben und das die Unesco zum Weltkulturerbe erhebte, ein Sequel zu verpassen, lastete der Druck auf den Schultern der Produktionsfirma so schwer, dass man bei einem Versagen von vornherein entschied, kollektiven Selbstmord – nach römischen Vorbild (Herabstürzen vom Tarpejischen Felsen) – zu begehen. Alle Beteiligten leben heute noch – dank deutschem Beistand. Lest warum... Zwei Jahre nachdem die komplette Farm (inkl. Vieh) der Familie Brown zercrittert wurde, kehrt Sohnemann Bradley nach Grover’s Bend, seiner Heimatstadt, zurück. Eigentlich nur, um zu Ostern seine Großmutter Nana zu besuchen, doch wie der Fluch der Fortsetzung es nun einmal verlangt, ist mit der Rückkehr eines Protagonisten auch die der Antagonisten unvermeidbar. In diesem Falle: Die Critters – außerirdische und stets ausgehungerte, aber immerhin mit Giftpfeilen bestückte Pelzkugeln, die in der Galaxis als Schwerverbrecher gelten und im ersten Teil von einem Gefängnisasteroiden auf die Erde flohen. Keine Frage, die Critters verdreschen die gesamte Stadt – aber zum Glück besitzt Bradley ja noch sein intergalaktisches Notruf-Handy, mit dem er die blauschimmernden BountyHunter Ug (trägt Kickermatte), Zanti (ändert seine Form alle zwei Minuten) und Charley (wirrer Saufbold aus Teil 1 – nun Heros aus dem Weltall) zu Hilfe ruft. Bewaffnet mit ihren extraterrestrischen Bazookas versuchen sie der Critters-Plage Herr zu werden. Nachdem Teil 1 im Zuge der Kleinen-Monster-Welle (Gremlins, Munchies, Hobgoblins, Ghoulies usw.) Mitte der 80er Jahre vor allem auf dem west-europäischen Videomarkt wie eine Bombe einschlug, entschied sich New Line Cinema, eine noch größere Bombe zu konstruieren, die das Hirn des Zuschauers in eine Trümmerlandschaft verwandelt – und beim Bau von Massenvernichtungswaffen darf eine deutsche Beteiligung selbstredend nicht fehlen. Im englischen Original haben wir einen abgedrehten, selbstironischen, schleimigen Slapstick-Monster-Masher vorliegen – mit zwar absichtlich überdreht gespielten, aber überzeugenden Klischee-Charakteren (versoffene Sheriffs, Rednecks mit Flinte und Fackeln bewaffnet, AllAmerican-Family), haufenweise Animatronics (those were the days, my friend...), der zitterigsten Grusel-Mucke seit Janet Leighs regnerischen Autofahrt zum Bates’ Motel (bloß auf 90 Minuten gestreckt) und einigen absurden Mettguttricks – aber die deutsche Synchronisation macht diesen Film erst zu einem wahren Meisterwerk. Während die Critters im englischen Original über quitschige

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Schmatzgeräusche nicht hinauskommen, entschied die deutsche Dialogregie, ihnen Stimmen zu verpassen und zu den unsinnigsten Momenten Kommentare abgeben zu lassen. Damit ist jeder noch so ernste Versuch, Spannung zu erzeugen, vollkommen zunichte gemacht wurden. Ein ahnungsloser Aushilfs-Osterhase wird von den Critters als Opfer ausgespäht – wild drübersynchronisierter Gruppen-Kommentar aus dem Off: „Igitt, ein RiesenWüsterich – das ertragen unsere Nerven nicht!“ Die Bounty-Hunter kommen den gefräßigen Pelzkugeln auf die Schliche, während sie ein Fast-Food-Restaurant auseinandercrittern – wild drübersynchronisiertes Gruppen-Gejohle aus dem Off: „Fressen, das die Flanken bersten. Friss vom letzten bis zum ersten. Zur Tafel, die ist schnell gedeckt und eins, zwei, drei flux abgeleckt! Wir sind die Allesfresser, wir fressen alles besser. Brauchen nicht verdauen, müssen tüchtig kauen!“ Während Soddom und Gomorrha über Grover’s Bend hereinbricht, schickt sich ein Critter an, vorsorglich die Telefonleitung zu kappen – wild drübersynchronisierter Gesang aus dem Off: „Lakritze, Lakritze – ich bin Telegrafen-Fritze!“ Und selbst auf die großen, unbeantworteten Fragen der Menschheit kennen die extraterrestrischen Allesfresser – dank deutscher Synchro – eine Antwort. Wild drübersynchronisierter Dialog aus dem Off: „Ich versteh’ immer Ostern? Was ist das?“ – „Sicher das Gegenteil von Western. Und nu’ halt den Schnabel.“ Abgesehen von der Tatsache, dass dazu noch popkulturelle (deutsche) Ausdrücke wie Bölkstoff Einzug in den Film hielten, wurden selbst Charakternamen umgedichtet. Aus dem Hund des Trödelhändlers namens Chili wurde in der deutschen Fassung Salzstreuer. Wie man auf die Idee kommt, einen Hund den Namen Salzstreuer zu geben, ist mir schleierhaft – jedoch sorgt es immerhin für fröhliche Minuten vor dem Fernsehtisch. Und wem das nicht reicht, dem sei gesagt, dass „Critters 2“ sich auch als perfektes Trinkspiel eignet. Primitiv, aber unterhaltsam. Jedes Mal, wenn ein Critter auftaucht, nimmt man ’nen Schluck. Jedes Mal, wenn ein BountyHunter seine Form verändert, einen weiteren Schluck. Jedes Mal, wenn zittrige Grusel-Mucke ertönt, noch’n Schluck. Jedes Mal, wenn niemand Hauptdarsteller Bradleys Critter-Warnungen glaubt  Schluck. Jedes Mal, wenn die deutsche Critter-Synchro hör( und sicht)bar drübergeknallt wurde – ach, bis dahin liegt man bereits mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Curzio Malaparte, Italienischer Literat von Ruhm und Rang, sagte einmal: „Jedes Mal, wenn ein Mensch lacht, fügt er seinem Leben ein paar Tage hinzu.“ Demzufolge haben wir mit „Critters 2 – Sie kehren zurück“ den sagenumwobenen Jungbrunnen gefunden, Quell der Jugend, das ewige Leben. Der spanische Konquistador Juan Ponce de León paddelte dafür 1513 extra nach Florida – wir müssen nur zur nächsten Video-Theke...ah, wundersame Welt des Fortschritts.

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Lippenbekenntnisse

Wer gerne in Wanne-Eickel wohnen will, wird keine Probleme haben, dort eine Wohnung zu finden. Derselbe Spaß sieht im berüchtigten München schon etwas anders aus. Xbox hat ein Herz für Studenten und lässt unter dem Motto „Zimmer frei – Sing Dich rein mit LIPS“ in fünf deutschen Uni-Städten jeweils drei Studenten für ein Semester kostenfrei wohnen. Diese drei ziemlich ansehnlichen Exemplare sind aus der Hamburger Lips WG. Bühne frei für Aimee, Tasja und Timmi…

17:02 Uhr 40

MONTAG SLEAZE Juli / August 2009

DIENSTAG SLEAZE Juli / August 2009

18:32 Uhr 41


21:58 Uhr 42

MITTWOCH

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FREITAG

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SAMSTAG SLEAZE Juli / August 2009

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RUHM & EHRE MONTAG Amiee: Hose: Only, Shirt: Etnies, Schuhe: Scholl Tasja: Kleid: Stüssy, Schuhe: IKEA Timmi: Hose: Mavi, Shirt: Cleptomanicx DIENSTAG Amiee: Hose: WESC, Bluse: SchwarzWaldKirsch, Weste: Only Tasja: Kleid: WESC Timmi: Hose: Cleptomanicx, Jacke: Bench, Shirt: Etnies, Schuhe: Nike MITTWOCH Amiee: Hose: Stüssy, Shirt: Nike Tasja: Kleid: Naketano Timmi: Hose: Stüssy, Shirt: Chud, Socken: SOXINABOX DONNERSTAG Amiee: Kleid: Stüssy Tasja: Rock: Tribeca, Shirt: Vero Moda Timmi: Hose: Magnet, Hemd: Jack & Jones FREITAG Amiee: Kleid: Bench, Schuhe: Nike Tasja: Kleid: Chud Timmi: Hose: Tribeca, Shirt: Bench, Schuhe: Nike SAMSTAG Amiee: Rock: Stüssy, Shirt: Bench, Schuhe: Vagabond Tasja: Kleid: SchwarzWaldKirsch Timmi: Hose: Jack & Jones, Pullover: Etnies SONNTAG Amiee: Mantel & Unterwäsche: Pussy Deluxe Tasja: Unterwäsche: Pussy Deluxe Timmi: Schlafanzug: Cleptomanicx

MODELS:

LOCATION:

FOTOGRAF:

VISAGISTIN:

Amiee Le Tasja Tjadina Garbers Timmi Mark Mattingly www.markmattingly.com

Lips WG Hamburg www.lips.de/wg2009

Sandra Lehnhardt www.sandralehnhardt.de

VERANTWORTLICH: Farina Büns Franzi Pahl

10:03 Uhr 46

SONNTAG

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„Wir selbst kennen keine Killerspiele“ SLEAZE: Wie zu erwarten, entfachte der Amoklauf von Winnenden erneut die Diskussion um „Killerspiele“. Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl, kritisierte dabei offen die USK. Er forderte eine „Umgestaltung der USK, um Herstellerinteressen zurückzudrängen und effektive behördliche Überprüfungsmechanismen zu verankern“.

Interview mit Olaf Wolters, Geschäftsführer der USK (Unterhaltungssoftware Selbst-Kontrolle) und des BIU (Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware)

1994 wurde sie gegründet, die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Sie ist in Deutschland verantwortlich für die Alterskennzeichnung von Computerspielen. Jedes Spiel wird durchgespielt und dabei auf seine Kinder- und Jugendtauglichkeit überprüft. Immer dann, wenn wie zuletzt in Winnenden, ein Amoklauf Deutschland erschüttert, gerät die USK in den Mittelpunkt des Interesses. Schnell wird von Politikern und Medien ein Verbot von „Killerspielen“ gefordert. Im Interview spricht Olaf Wolters, Geschäftsführer der USK und des BIU (Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware) Klartext zu diesem Thema und erklärt die Tätigkeit seiner Prüfer.

Olaf Wolters: Das ist völlig unsinnig. Die USK ist bereits ein Dienstleister der Obersten Landesjugendbehörden. Die Spielewirtschaft trägt die Kosten des Kennzeichnungsverfahrens, aber der Staat ist Herr der Alterskennzeichen, er bestimmt diese. Mehr Staat geht nicht in so einem System - sonst wäre das verfassungsschwierig, weil es sich dann um echte Zensur handeln würde. SLEAZE: Fühlen Sie sich und die USK durch die Politikerschelte und manche reißerische Medienberichte ungerechtfertigt kritisiert? Wolters: Nach jedem Amoklauf wird die Spieleindustrie geradezu reflexhaft zum Sündenbock gemacht. Nach dem Motto: Wir können solche Taten verhindern, indem wir Spiele verbieten. Das wird der Sache nicht gerecht. Man sucht eine Erklärung für das Unerklärbare. Die Medien und gewisse Politiker bieten leichte Lösungswege an, mit denen man sein Gewissen beruhigen kann, die aber den Blick auf die wirkliche komplexe Sachlage verdecken. Im Fall von Winnenden gab es eine Verkettung von vielen unglücklichen Umständen. Der Täter war ein psychisch kranker Junge, der einen Minderwertigkeitskomplex, gepaart mit Depressionen hatte. Der Zugang zu Waffen hatte und der soziale Hilfe gebraucht hätte. Dass er, wie die meisten Jugendlichen auch einmal einen Shooter gespielt hat, hat keinen Mörder aus ihm gemacht. So einfach darf man es sich nicht machen. SLEAZE: Bei jedem Amoklauf steht ein Spiel im Fokus der medialen Aufmerksamkeit: der Multiplayer-Egoshooter „Counterstrike“ ... Wolters: Ich bestreite, dass bei dem Amokläufer gewaltverherrlichende Spiele gefunden wurden auch wenn das in den Medien so dargestellt wird. „Counterstrike“ ist nicht gewaltverherrlichend. Das ist einfach Räuber und Gendarm für Erwachsene. SLEAZE: Was halten Sie von dem Begriff „Killerspiele“? Wolters: Ein Begriff, der stark von Politik und Medien geprägt wurde. Wir selbst kennen keine Killerspiele. Es gibt natürlich Genres mit gewaltprägendem Inhalt. Egoshooter zum Beispiel. Aber Egoshooter sind nicht Killerspiele. Der Begriff verkürzt den Zusammenhang auf unzulässige Weise. Für uns ist das eine kontraproduktive Diskussion.

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SLEAZE: Was ist die Aufgabe der USK?

Wolters: USK steht für Unterhaltungssoftware Freiwillige Selbstkontrolle, das Pendant zur FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmindustrie) für Spiele. Es ist die Kompetenzstelle zum Thema Jugendschutz und Computerspiele. SLEAZE: Stehen Sie in Konkurrenz zur BPJM (Bundes-Prüfstelle für Jugendgefährdende Medien)? Wolters: Das ist ein Zusammenwirken. Die USK ist eine von vielen Institutionen, die sich dem Jugendschutz verpflichtet fühlen. Die USK arbeitet im vorgewerblichen Bereich. Will heißen: bevor der Titel auf den Markt kommt. Die Obersten Landesjugendbehören haben damit die Möglichkeit, Entscheidungen zu fällen, bevor ein Titel auf den Markt kommt. Die BPJM dagegen kann erst nach dem Markteintritt tätig werden. Die BPJM kann außerdem nur Spiele indizieren, die keine Altersfreigabe von der USK bekommen haben. SLEAZE: Müssen alle Spiele, die in Deutschland erscheinen, durch die USK geprüft werden? Wolters: In Deutschland sind USK-Prüfungen verpflichtend, seit 2003 nach dem Amoklauf von Erfurt der Jugendschutz schärfer geregelt wird. Die USK hat davor auch schon die Titel geprüft, damals war es aber noch freiwillig. SLEAZE: Aber wenn ein Spiel kein USK-Siegel bekommt, ist es nicht automatisch verboten ... Wolters: Die Reglementierung ist: Keine Altersfreigabe bedeutet auch: keine Veröffentlichung in Deutschland. Das wird von den Publishern respektiert. Die Publisher wollen keine Verfahren führen, keine Probleme mit der Staatsanwaltschaft bekommen, beispielsweise wegen des Vorwurfs der Gewaltverherrlichung. Ohne Kennzeichnung hat ein Titel gute Chancen, indiziert zu werden von der BPJM. Dann darf der Publisher ihn nicht mehr bewerben und nicht mehr öffentlich verkaufen. Das sind dann ähnliche Vertriebsbeschränkungen wie bei der Pornografie - das ist natürlich kein Geschäftsmodell unserer Industrie. Nicht gekennzeichnete Titel sind europäische Importe. Wenn ein Titel dagegen die USK-Kennzeichnung „Ohne Altersfreigabe“ bekommt, ist dies gleichzeitig ein Schutz vor der Indizierungsgefahr, denn dann kann das Urteil nicht mehr von der BPJM angefochten werden. SLEAZE: Jugendschutz ist die eine Sache, aber so wie die Praxis derzeit ist, werden ja auch Erwachsene vor bestimmten Spielen „geschützt“. Wolters: Spiele, die keine Kennzeichnung bekommen, werden indiziert. Deshalb ist ein

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Spiel ja nicht verboten, sondern darf nur nicht mehr beworben werden. Aber: Jugendschutz grenzt generell bisweilen die Rechte von Erwachsenen ein, das muss man ganz klar sagen. SLEAZE: Dafür haben manche erwachsene Spieler wenig Verständnis ... Wolters: Vernünftiger Jugendschutz ist Priorität. Wir wissen, dass viele Erwachsene denken: Was geht mich der Jugendschutz an? Man muss das aber ins richtige Verhältnis setzen: Betroffen ist ein verschwindend geringer Anteil von etwa 1,4 Prozent der bei der USK vorgelegten Titel. 2008 endeten von 2.960 Prüfvorgängen bloß 40 ohne Altersfreigabe.

SLEAZE: Schießen manche Politiker über das Ziel hinaus in ihren Forderungen gegen „Killerspiele“?

Wolters: Vor allem Egoshooter und Survival Horror.

Wolters: Als Sprecher des Bundesverbandes sage ich: Da ist, gerade im Süden Deutschlands, bisweilen blanker Populismus und Unkenntnis im Spiel. Hier in NRW machen wir aber gute Erfahrung, das ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

SLEAZE: In Deutschland werden Spiele gern von den Publishern selbst vorab zensiert, um eine USK-Freigabe zu gewährleisten ...

SLEAZE: Stichwort Wirkungsforschung: Haben Spiele eine stärkere Wirkung auf Jugendliche als Filme?

Wolters: Das ist nicht nur in Deutschland der Fall. Das Lokalisieren von Inhalten betrifft nicht nur die Übersetzung in die jeweilige Landessprache. Es wird auf die jeweiligen Befindlichkeiten des Landes Rücksicht genommen. Zum Beispiel werden auch in England Spiele aus den USA verändert. England ist ein Land mit Kolonialvergangenheit, hier spielt die rassische Herkunft eine größere Rolle, man ist dort sensibel bezüglich Diskriminierung aufgrund der Herkunft. In den USA ist ein deutsches Spiel namens „Singles“ modifiziert worden. Das an Sims erinnernde Titel ist bei uns auch für jüngere Spieler freigegeben, in den USA dagegen erst ab 18, weil dort „Nudity“ verpönt ist. Die Befindlichkeiten sind also kulturell unterschiedlich.

Wolters: Wir gehen davon aus, dass es eine Wirkung gibt - das nennt sich: Wirkungsvermutung. Daher auch unsere Aktionen. Sonst würden wir den ganzen Aufwand ja nicht betreiben. Unsere Gutachter werden auf Schulungen geschickt, wo sie über den neuesten Stand der Wirkungsforschung auf dem Laufenden gehalten werden.

SLEAZE: Welche Genres sind betroffen?

SLEAZE: Warum geht man in Deutschland einen Sonderweg, anstatt sich der PEGI (europaweites Alterseinstufungssystem für Computerspiele, PanEuropean Game Information) anzuschließen? Wolters: Das deutsche System ist älter als PEGI. Als PEGI kam, gab es die USK bereits seit acht Jahren. Das hat historische Gründe: In Deutschland hat man früher angefangen mit dem Jugendschutz. Deutschland ist traditionell ein Land, das stark mit Regulierung und Aufsicht arbeitet. Wir haben Bürokratie und Beamte erfunden, das ist das preußische Erbe. Es ist also nicht verwunderlich, dass man hier schneller mit so etwas ist. SLEAZE: Wer entscheidet über die Alterseinstufungen? Wolters: Im ersten Schritt die Sichter. Derzeit sind es fünf. Einer macht dies hauptberuflich, die anderen machen es als Nebentätigkeit zum Studium der Informatik, Politik oder Sozialwissenschaften. Sie sprechen Empfehlungen aus. Dann kommen die vier Gutachter ins Spiel. Diese sind von den Beiratsinstitutionen 50

benannte Jugendschutzsachverständige. Allesamt Leute, die beruflich mit Jugendschutz zu tun haben, beispielsweise Lehrer, Mitarbeiter des Jugendamtes, pädagogische Journalisten. Last not least die ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörde. Dieses Gremium diskutiert. Übernimmt der Vertreter der Obersten Landesjugendbehörde nicht die Meinung, kann er ein Veto einlegen. Die USK arbeitet also mit dem Staat zusammen.

Wird das Urteil rechtskräftig, ist der Vertrieb des Spiels verboten. SLEAZE: Wo die Grenzen sind, ist letztlich bis zu einem gewissen Grad subjektiv. Was sind die Kriterien? Wolters: Die USK ist deshalb bewusst ein pluralistisches Gremium, in der mehrere Meinungen diskutiert werden. Es gibt keine starren Kriterien. Wir wollen aber unsere Überlegungen transparenter machen, damit in der Öffentlichkeit mehr Verständnis für die Beweggründe unserer Entscheidungen entsteht. Aber wir wollen keinen Tugendkatalog aufstellen. (tsch)

SLEAZE: Sie denken also auch nicht, dass ein Spiel allein einen normalen Jugendlichen in einen Amokläufer verwandeln kann? Wolters: Nein, das wäre zu eindimensional gedacht. SLEAZE: Im Grundgesetz liest man: „Eine Zensur findet nicht statt.“ Steht das nicht im Widerspruch zur Praxis? Wolters: Die BPJM ist keine Zensurbehörde. Die Einschränkung der Erwachsenenrechte geschieht mit einem Grund: nämlich, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen. SLEAZE: Common Sense ist: Es gibt bestimmte Dinge, die wir von Jugendlichen fern halten wollen. Wolters: Indizierte Spiele kann man als Erwachsener kaufen. Nur beschlagnahmte Spiele nicht. Das hat dann nichts mit Jugendschutz zu tun, sondern mit Gewaltverherrlichung. „Manhunt“ ist das prominenteste Beispiel: Da gab es einen Beschlagnahmebeschluss und man darf den Titel in Deutschland nicht einführen. SLEAZE: Welche Voraussetzungen müssen für eine Beschlagnahme gegeben sein? Wolters: Jede Staatsanwaltschaft kann beim Verdacht auf Gewaltverherrlichung eine Beschlagnahme beantragen. SLEAZE Juli / August 2009

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Games-Überblick für Juli bis August 2009 von

Pascal

Batman: Arkham Asylum Action | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Eidos | August 2009

Batman erlebt gerade nach dem letzten Kinofilm und dem tragischen Tod des Joker-Darstellers Heath Ledger ein ordentliches Comeback. Kein Wunder also, dass jeder ein wenig was vom Merchandise-Kuchen abhaben möchte. Eidos bringt nun ein Actionspiel rund um Bruce Wayne alias die Fledermaus und seinem Lieblings-Psycho Joker auf PC, PS3 und Xbox 360. Wer nun aber glaubt, dass es sich bei Batman: Arkham Asylum um eine (womöglich gar lieblose) Umsetzung von Batman The Dark Knight handelt, irrt! Denn obwohl auch Two Face mit von der Partie ist, basiert das Game auf den Comics – und so haben auch viele andere Charaktere aus dem Batman-Universum einen Auftritt. Im Spiel selbst steuert man natürlich den dunklen Rächer. Eingesperrt mit vielen Superverbrechern in Gothams Irrenanstalt Arkham Asylum schleicht man sich durch düstere Gänge, löst Rätsel des Riddlers und kämpft sich seinen Weg bis zum grinsenden Anführer Joker vor. Technisch scheint hier einiges geboten zu werden und es könnte das bisher spannendste BatmanVideospiel auf Marvel-Fans warten!

Call of Juarez: Bound in Blood First-Person-Shooter | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Ubisoft | Juli 2009

Der Wilde Westen übt immer noch eine Menge Magie und Faszination auf so manchen jungen (und junggebliebenen) Mann (und auch so manche Frau) aus! Techland schickt 52

Videospieler zum zweiten Mal in die staubigen Prärien der endlosen Freiheit. Nun ja, ganz so endlos war die Bewegungsfreiheit im ersten Teil nicht gerade und allen Anschein nach soll auch Call of Juarez: Bound in Blood eher linear und vor allem sehr actionreich werden. Bei weitem actionreicher als der erste Teil. Denn in Teil eins war es noch so, dass man immer abwechselnd mal den Haudrauf Ray und dann wieder den eher soften Knaben Billy spielte. Die Beiden unterschieden sich sehr. Während Ray aus allen Rohren feuerte, schlich man sich mit Billy lieber an den Gegnern vorbei. Ray ist auch bei Call of Juarez: Bound in Blood mit an Bord. Den zweiten Part übernimmt Thomas, der zwar etwas agiler als Ray vorgeht, aber auch Schießeisen nicht abgeneigt ist. Wild-West-Freunde dürfen sich dennoch auf einen interessanten Shooter mit den typisch wortkargen Helden freuen.

Overlord 2

niemand geringerer als der Tochter des Scheibenwelt-Gurus Terry Pratchett: Rhianna Pratchett! Das sollte so einiges erklären.

Overlord: Dark Legend Action-Adventure | Wii | Codemasters | Juli 2009

Auch NintendoFreunde müssen nicht länger in die Röhre schauen und bekommen einen speziellen Ableger des Spiels, das einen mal so richtig „evil“ sein lässt. Am Spielprinzip ändert sich kaum etwas und für die witzig-verrückte Story ist abermals die bezaubernde Rhianna Pratchett zuständig. Unterschiede sind natürlich augenscheinlich in der abgespeckten Grafik auszumachen, die aber immer noch schön bunt und atmosphärisch ist. Der spannendste Aspekt eines jeden Wii-Games ist aber natürlich das Steuerungsinterface. Im Falle von Overlord: Dark Legend soll man den Meister der Dunkelheit direkter und intuitiver steuern können als in den Xbox-360- und PlayStation-3-Versionen, fast wie in einem Ego-Shooter.

Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Codemasters | Juli 2009

Overlord ist ein Fantasyspiel. Es gibt Elfen, Hobbits, Trolle und auch einen bösen dunklen Lord und seine Untertanen, die Kobolde. Eigentlich klingt das nach der klassischen Herrder-Ringe-Story, nur dass man dieses Mal auf Seite des wiedererweckten dunklen Lords steht bzw. man selbst zum Lord wird! Und das aus gutem Grund, denn die „Good Guys“ sind alle übergeschnappt und die Welt ist aus den Fugen geraten. In so einer Welt ist man lieber der Böse – und das macht obendrein einen Heidenspaß! Sogar, dass man süße Robbenbabys verspeisen muss, um Energie zu gewinnen, passt gut zum Setting. Das klingt vielleicht geschmacklos, ist aber pure Satire und sollte auch als solche verstanden werden! Im Spiel selbst kommandiert man untergebene Kobolde durch eine bunte Welt und wirft mit mächtigen Zaubersprüchen um sich. Die skurrile Geschichte stammt im Übrigen von

Monkey-Island-Humor en masse dürften garantiert sein. Neben Guybrush fehlen natürlich auch seine geliebte Elaine und der fürchterliche Geisterpirat mit dem Rauschebart Le Chuck nicht. Das Spiel wird, wie von Telltale Games gewohnt, in fünf Episoden monatlich erscheinen, beginnend ab Juli!

Wolfenstein First-Person-Shooter | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Activision | August 2009

Auch Wolfenstein feiert großes Revival. Als einer der allerersten Ego-Shooter überhaupt war Wolfenstein 3D jedoch nicht nur deswegen ein Aufreger in Deutschland. Im Spiel steuerte man einen gefangenen US-Soldaten in einer Nazi-Festung, der sich seinen Weg nach draußen freischießt. Am Ende musste man sogar gegen Hitler selbst ran. Wenig verwunderlich, dass das Game in Deutschland indiziert und letztlich sogar beschlagnahmt wurde. Ob dem neusten Wolfenstein eine Indizierung hierzulande erspart bleiben wird, ist zu bezweifeln – nicht zuletzt wegen den fortwährenden politischen Debatten über ein allgemeines Verbot für Killerspiele. Denn natürlich kämpft man wieder einmal gegen böse Nazi-Schergen, die sich nun sogar okkulter Mächte bedienen. Auch der Gewaltgrad und die detaillierten Tötungsanimationen dürften Wasser auf den Mühlen der Zensur- und Verbots-Politik-Hampelmänner sein. Da bleibt erwachsenen Shooter-Fans wohl wieder nur der Gang zum Importeur des Vertrauens.

Tales of Monkey Island Adventure | Wii, PC | Telltale Games | Juli 2009

Guybrush Threepwood ist zurück! Nach neun Jahren Ruhe tobt endlich wieder der „mächtige Pirat“ in der Karibik. Neben dem geplanten Remake des ersten Teils für Xbox Live Arcade bekommen Wii- und PC-Zocker sogar komplett frisches Adventure-Futter serviert! Natürlich versucht Telltale Games am Charme und Witz der ersten drei Teile anzuknüpfen und das eher maue letzte Abenteuer in 3D „Flucht von Monkey Island“ vergessen zu lassen. Erste Eindrücke lassen darauf schließen, dass man auf einem sehr guten Weg ist. Abgedrehte Rätsel und der typische SLEAZE Juli / August 2009

Dark Void Action | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Capcom | August 2009

Capcom zündet die nächste ActionBombe und dominiert den ActionMarkt in 2009 bislang deutlich! Nach dem wir in Resident Evil 5 mit Zombies in Afrika waren und uns in Bionic Commando wie Spiderman durch die Luft schwangen, geraten SLEAZE Juli / August 2009

wir in Dark Void als Transportpilot Will durch ein Dimensionsloch am Bermudadreieck in eine Parallelwelt. Dort angekommen, bemerken wir schnell, dass die Menschheit hier nicht die alles dominierende Rasse ist. Aliens sind unlängst zurückgekehrt, um ihre Chefposition klarzumachen. Sie werden „The Watchers“ genannt, während die unterdrückten Menschen schlicht „Survivors“ heißen. Will schließt sich dem Widerstand an und versucht mit Hilfe des großen Nikola Tesla, in seine Welt zurückzukehren. Dabei ballern wir uns durch Gegnerscharen und fliegen mit Hilfe eines Jetpacks galant durch die Lüfte. Technisch kommt die bewährte Unreal Engine 3 zum Einsatz und scheint solide Grafik-Kost zu liefern.

Fight Night Round 4 Kampfsport | Xbox 360, PlayStation 3 | Electronic Arts | Juli 2009

EA schickt zum vierten Mal die größten Boxer aller Zeiten in den Ring. Und in dieser Runde sehen die Fighter so detailliert und lebensecht aus, wie nie zuvor! Man kann einzelne Muskeln arbeiten sehen, und die Schweißperlen laufen realistisch über die stählernen Körper. Zudem scheinen die Verformungen und Verletzungen des Gesichts im Laufe eines Kampfes wieder einmal sehr authentisch gelungen zu sein. Um das zu verhindern ist es bei dieser Boxsimulation wichtig, nicht nur in Rocky-Manier nach vorne zu preschen, sondern auch taktisch zu blocken und platzierte Konter zu starten. Über 40 Kämpfer aus verschiedenen Epochen stehen zur Auswahl bereit, darunter namhafte Größen wie Muhammad Ali und Mike Tyson. Und natürlich ist es auch möglich, gegen einen Freund anstatt der CPU in den Ring zu steigen.

Tiger Woods PGA Tour 10 Sport | Xbox 360, PlayStation 3, Wii, PlayStation 2, PSP, PC | Electronic Arts | Juli 2009

Tiger Woods eröffnet die diesjährige Update-Welle von Electronic Arts wichtigsten Franchises. Neben dem König des Golfs warten viele weitere Größen des Reichen-Sports. Zudem beinhaltet die 10er Ausgabe sechs neue Kurse und lizensierte Turniere. Ansonsten ändert sich kaum etwas zum Vorjahr. Das vielversprechendste Feature ist, dass wenn gerade ein echtes Turnier stattfindet, man sich mit den erzielten Punkten der realen Profis messen kann (vorausgesetzt man ist mit der Konsole online)! Abgesehen davon ist vor allem die Wii-Version spannend, denn Tiger Woods unterstützt die neuste WiiMotionPlus-Technik, welche auch die Geschwindigkeit des Schwungs erfasst. Das macht das simulierte Golfen noch präziser!

Madden NFL 10 Sport | Xbox 360, PlayStation 3, Wii, PlayStation 2, PSP, PC | Electronic Arts | August 2009

Nach Tiger Woods kommt auch Football-Opa John Madden mit seiner Serie an die Reihe. Ähnlich wie bei Tiger Woods dürften die Neuerungen eher kosmetischer Art sein. Die aktuellsten Teams der National Football League, eine leicht hübschere Grafikengine und… das war’s auch schon fast. EA verspricht zudem, dass das Tackling-System überarbeitet wurde und man nun endlich auch zusammen mit einem Freund übers Internet zocken kann. Dieses Feature war bislang nicht realisiert worden. Trotz allem dürfte Madden (auch mangels ernsthafter Konkurrenz) auch in der 2010er Auflage noch fest auf dem American-FootballThron sitzen und jeder, der sich für die komplizierte, aber spannende Sportart interessiert, darf gerne einen näheren Blick riskieren.

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„Ich habe nie aufgehört, zu arbeiten“

Nach der Sucht ist vor der Zukunft: Die Rückkehr des Eminem Gute zehn Jahre ist es her, dass Eminem mit seiner „Slim Shady“-LP durchstartete - 2000 wurde er mit dem auf einem DidoSample basierenden „Stan“ zum wohl einzigen weißen Superstar im HipHop. Es folgten drei Studioalben, ein Kinofilm („8 Mile“) und eine Greatest-Hits-Sammlung - dann zog sich Eminem zurück. Jetzt ist der für seine kontroversen Texte bekannte Rapper wieder da. „Relapse“ heißt die neue, fast komplett von Dr. Dre produzierte Platte, deren zweiter Teil noch dieses Jahr folgen soll. Dass sie überhaupt erscheint, ist eine mittelgroße Überraschung - eigentlich hatte der Detroiter nach „Encore“ (2004) seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit angekündigt.

SLEAZE: Eminem, vor gut fünf Jahren erschien deine letzte Platte - damals deutete alles darauf hin, dass deine Laufbahn als Rapper beendet wäre. Warum jetzt „Relapse“? Eminem: Ich habe nie aufgehört, zu arbeiten. Klar, ich habe mich ein Stück weit aus dem Rampenlicht zurückgezogen, Platten gemacht, andere Künstler produziert, mit anderen Künstlern kollaboriert. Ich habe das Mixtape-Album „Re-Up“ aufgenommen, mit Leuten wie T.I. zusammengearbeitet - da war schon immer was los. Dann habe ich am Albumcover gearbeitet - alleine damit war ich gute drei Monate beschäftigt. Man unterschätzt diese Dinge. Aber es dauerte auch, bis sich das alles wieder einspielte. Vor fünf Jahren wusste ich nicht, wo ich hinwollte. Ich wusste, dass Musik in meinem Leben weiterhin die Hauptrolle spielen würde, aber nicht, auf welche Art und Weise. Das haben viele Leute sozusagen als offiziellen Rücktritt wahrgenommen. SLEAZE: Vor allem ging es dir nicht gut ... Eminem: Ich war damit beschäftigt, eine sehr ernsthafte Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten zu bekämpfen. Ambien, Vicodin, Valium, all das schluckte ich. Ich nahm eine Zeit lang wirklich alles, was ich bekommen konnte. Alles, von dem ich dachte, es würde mir beim Einschlafen helfen können. Ich mischte mir gewissermaßen eigene Cocktails und suchte immer wieder nach neuen Kombinationen. Das ist natürlich kompletter Irrsinn, weil es die Abhängigkeit steigert. Je mehr Pillen ich nahm, desto depressiver wurde ich. Und dagegen musste ich dann wieder Tabletten nehmen. Es ist ein Teufelskreis. SLEAZE: Wie schwierig war der Ausbruch aus diesem Teufelskreis? Eminem: Als ich 2005 erstmals in Rehab war, war ich noch gar nicht bereit dafür. Mein Umfeld war sich der Tatsache bewusst, dass sich etwas ändern müsste, aber ich nicht. Und das ist der springende Punkt: Du kannst dich nur dann von der Drogenabhängigkeit befreien, wenn du selbst bereit dafür bist. Dem folgt dann ein sehr langwieriger Prozess sowohl 54

physischer als auch mentaler Natur. Und als ich den durchlief, klärte sich auch wieder mein Bewusstsein auf. Ich war erst ab diesem Punkt wieder fähig, wirklich etwas zu tun, wieder zu funktionieren, wieder ein Studio zu betreten und Musik aufzunehmen, die es wert war, tatsächlich veröffentlicht zu werden. SLEAZE: Wirkte sich deine Sucht auf den Kreativprozess aus? Eminem: Das ist sicher von Mensch zu Mensch unterschiedlich - bei mir stagnierte die Kreativität während meiner Sucht völlig. Ich schrieb die gleichen Dinge, ich rappte die gleichen Dinge, weil sich ja auch an meiner Verfassung nichts änderte. Es passierte ja nichts, was mich inspirierte, jeder Tag ähnelte dem vorhergegangenen. In den sechs, sieben Monaten, in denen ich komplett nüchtern war, schrieb ich mehr und vor allem deutlich bessere Dinge als in den vier, fünf Jahren davor. Es war schlichtweg ein Deckel auf meinem Gehirn oder so. SLEAZE: Hattest du für „Relapse“ einen Masterplan? Eminem: Nein, ich hatte für die Platte keinen Masterplan. Ich wusste auch nicht, ob ich auf der Platte die Sucht thematisieren sollte. Es stand schon auch im Raum, das alles zu verheimlichen - es hatte ja außerhalb meines Umfeldes niemand so wirklich gewusst. Aber als ich in meiner Genesung fortschritt, wurde es einfacher für mich, darüber zu sprechen. Erst mit Freunden, dann in Meetings und irgendwann eben in der Öffentlichkeit. Ab da konnte ich darüber schreiben. SLEAZE: Der Erwartungsdruck der Öffentlichkeit ist enorm ... Eminem: Ich hatte über diesen Erwartungsdruck eigentlich nur mit Dre gesprochen. Ihn hatte ich irgendwann vor Beginn der Aufnahmen gefragt, was er denn glaubte, was die Leute von mir erwarten würden. Und er sagte eben: Die Leute würden schon auch den SLEAZE Juli / August 2009

EM I NE M SLEAZE Juli / August 2009

alten Eminem erwarten. Den Psychopathen, den Typen, der ordentlich rumpöbelt und die Kontrolle verliert. Und tatsächlich schaffte ich es, mit fortschreitender Genesung immer mehr ich zu sein. Deshalb werden diese beiden Platten auch ein Weg zurück zu den Dingen sein, die mich Ende der 90er-Jahre berühmt machten. Ich denke schon, dass man in „Relapse“ jede Menge „Slim Shady“ und „Marshall Mathers“ findet. SLEAZE: Dr. Dre übernahm fast die komplette Produktion. Keine Angst davor, die Kontrolle über die Platte so umfangreich abzugeben? Eminem: Das ist mit Dre nie ein Problem gewesen. Wir hängen ohnehin die ganze Zeit miteinander rum, und er hatte immer eine sehr genaue Vorstellung davon, wie ein Beat für mich klingen muss. Er weiß, was ich mag. Deshalb brauchte er auch gar nicht so etwas wie eine Vorgabe. Klar, er fragte, was ich mir mir so wünschen würde. Und ich antwortete: „Hey, Mann. Mach einfach, worauf du Bock hast.“ Und das funktionierte prächtig, woran ich aber auch nie die geringsten Zweifel hatte. Mir nahm das etwas Druck. Ich hatte so alle Zeit der Welt, mit verschiedenen Flows und Patterns herumzuexperimentieren und mich auf die Lyrics zu konzentrieren. SLEAZE: Die Single „We Made You“ zeigt dich erneut als Enfant Terrible des HipHop - kamen schon erste Reaktionen? Eminem: Kim Kardashian (amerikanisches Starlet, die Red.) hat reagiert, ja. Sie outete sich als Fan von mir und sagte, dass sie den Track ganz witzig findet. Und das zeigt, dass sie erkennt, worum es in dem Stück geht. Es ist ja nicht so, dass ich Kim nicht mag, oder Britney oder Christina. Es ist kein persönlicher Angriff, wenn ich über sie rappe. Sie sind Celebritys, und ihre Namen reimen sich eben auf irgendetwas. Deshalb verwende ich sie auf meinen Platten. Danach fahre ich nach Hause und denke nicht mehr dran. Aber hey, Kim Kardashian hat wirklich einen geilen Arsch. SLEAZE: „3 AM“ zeigt deine andere Seite - in dem Videoclip spielst du einen Massenmörder - keine Angst davor, dass kein Musiksender der Welt das spielen wird? Eminem: Nein. Weißt du, ich habe eine bestimmte Hit-Formel, eine Formel, die eigentlich jedes Comeback, jede Platte begleitete. Es sind eben Songs da, die schocken, weil sie derbe sind, wie „We Made You“. Andere sind beklemmend, wie „3 AM“. Ich denke wirklich nicht im Entferntesten daran, wie das vom Radio oder vom Musikfernsehen wahrgenommen wird. Das ist mir völlig egal, ich arbeite für mich. (tsch) Autor: Jochen Overbeck

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„Ich habe Zweifel am Wert dieses Albums“

Sophia-Kopf Robin Proper-Sheppard findet keinen Frieden Sophia ist die Band eines melancholischen Einzelgängers. Und Sänger Robin Proper-Sheppard beleuchtet nicht nur in seiner Musik die traurige Seite des Seins. Ob alte Bandkollegen oder seine Familie, der Tod sei sein ständiger Begleiter, sagt der in San Diego geborene, inzwischen in London lebende Musiker. Und dementsprechend stand der Name Sophia lange Jahre für denkbar langsame, nachdenkliche und teils verzweifelte Songs. Dennoch: Seit der Bandgründung 1996 hat sich die Grundstimmung verändert. Auch wenn Proper-Sheppard das nie so sagen würde, klingen seine Alben inzwischen nach einem positiveren Umgang mit dem Leben. „There Are No Goodbyes“, das aktuelle Werk, versprüht gar fast schon Optimismus. Was nicht für Proper-Sheppards Lebensumstände gilt, zu lächeln gibt es für den Sänger eigentlich nichts. Und doch tut er es. Er lacht zur Begrüßung. Proper-Sheppard, einer, dem Nihilismus gut steht, thront inmitten eines Nahrungsmittelparadieses. Gebäck, Käsebrötchen, Naschereien, die für einen Kindergeburtstag reichen würden, umgeben den Songwriter, der sich lachend umdreht und so freundlich ist, dass man fast erschrickt. Ein seltsam fröhliches Bild, das, wie sich im Interview herausstellt, nicht der Wirklichkeit entspricht.

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SLEAZE: Robin, kannst du drei Dinge benennen, die dir Freude machen? Robin Proper-Sheppard: Die Dinge, die mir Freude machen, machen mich gleichzeitig traurig. Es gibt nicht viel Vergnügliches in meinem Leben. Ich mag Sonnenaufgänge, heute morgen bin ich um sechs Uhr aufgewacht. Aber beim Begriff Freude denke ich tatsächlich ausschließlich an meine Tochter, an Momente, in denen wir miteinander lachen. Wir verreisen viel zusammen, ich erinnere mich an einen Urlaub in Italien, sie war müde, wir bekamen kein Taxi und gingen in eine Eisdiele. Ich hatte nur noch Geld für ein Eis, wir kauften Schoko - und weil es so heiß war, floss es uns über die Hände. Dieses Eis zu essen, war so schön. SLEAZE: Lebst du eigentlich deiner Tochter zuliebe immer noch in London? Proper-Sheppard: Ja. London ist nicht mein Zuhause, aber mein Zuhause ist eben am ehesten dort, wo meine Tochter ist. Nach einer wirklichen Heimat suche ich immer noch, das ist ein großer Wunsch von mir. Das habe ich wohl von meiner Mutter geerbt. Sie fand auch nie ein wirkliches Zuhause, das sagte sie mir vor einigen Jahren im Krankenhaus. Für sie galt es, einen Platz zu finden, nicht den Ort, an dem dein Bett und dein Sofa stehen. Sie hat es ebenso wenig gefunden wie ich. Das beeinflusst mein Leben sehr. SLEAZE: Inwiefern? Proper-Sheppard: Ich dachte, ich hätte ein Zuhause gefunden, mit dieser Frau, die ich auf „There Are No Goodbyes“ betrauere. Nach all den Versuchen, Vergangenes loszulassen, dachte ich, ich wäre angekommen. Das habe ich nicht gedacht, sondern geglaubt. Und zerstört. SLEAZE: Am Scheitern einer Beziehung ist aber nicht einer alleine schuld, oder? Proper-Sheppard: Natürlich nicht. Aber ich weiß doch, wie ich bin. Ich kenne meine Wirkung auf andere Menschen und mein Umfeld. Ich will kein Mitleid erhaschen, aber es gab so viel Unglück in meinem Leben. Für mich ist es gut, mit einer Tasche irgendwohin zu fahren, wo ich niemanden kenne. Ohne Erwartungen. Denn das bedeutet, dass man nicht enttäuscht werden kann. Denn ich glaube, ich kann mit keinen weiteren Fehlschlägen mehr umgehen. Gerade heute morgen habe ich mich gefragt: Werde ich je wieder so etwas Großes finden? SLEAZE: Was ich immer wieder komisch finde, ist, dass deine Tochter Hope (zu deutsch: Hoffnung) heißt. Proper-Sheppard: Ja, seltsam, nicht? Das war ihre Mutter. Dieser Frau habe ich das Herz gebrochen. Es macht mich traurig, daran zu denken, wen ich schon alles verletzt habe. Jetzt sitze ich hier, allein. Mit einem Album, das mich traurig macht, von meinem Scheitern handelt. Dabei sagen Freunde mir, es sei das erbaulichste Album, das ich je aufgenommen habe.

SLEAZE: Erfreulich, dass es in deinem Leben Freunde gibt ... Proper-Sheppard: Dazu gehört vielleicht die Erklärung, dass mich Menschen nicht wirklich kennen, sondern nur den Teil, den ich ihnen zu zeigen bereit bin. Es gibt bei mir ein Schamgefühl Freunden gegenüber, wenn sie dieses Album hören. Gefühle offenzulegen ist mir unangenehm. Aber ich weiß, das Einzige, was ich der Welt bieten kann, ist diese Ehrlichkeit, aus der meine Musik resultiert. Vor meinen Freunden würde ich diese Eingeständnisse gerne verheimlichen. SLEAZE: Hast du dieses Album angezweifelt? Proper-Sheppard: Keines meiner Alben handelt von ausgedachten Geschichten. Ich bekomme keine nichtssagenden Worte über meine Lippen. „There Are No Goodbyes“ ist mein Jetzt. Ich zweifle alles daran an. Schließlich weigere ich mich immer noch zu akzeptieren, dass die Person, die ich liebte, sagt, sie hat kein Vertrauen mehr zu mir. Das geht mir nach zwei Jahren noch jeden Tag durch den Kopf. Ich habe auch Zweifel an dieser Person und vor allem am Wert dieses Albums für die Welt. Ich empfand es als schlechtestes, das ich je aufgenommen habe. SLEAZE: Hast du schon mal überlegt, dass, so lange Sophia existiert, die Vergangenheit nicht ruhen wird, dich die Verluste wichtiger Menschen immer wieder quälen, weil jeder die Band damit identifiziert? Proper-Sheppard: Daran habe ich schon gedacht, ja. Wenn ich singe, verletzt mich der Inhalt der Songs nicht. Ich berichte von meiner Vergangenheit als Vergangenheit. Es schmerzt mich nicht, vom Tod meiner Mutter zu singen. Oberflächlich betrachtet sieht das natürlich aus wie: „Der depressive Robin Proper-Sheppard singt über den Tod“. Doch ich singe von der schönen Erinnerung an sie, nicht wie sie dahingeschieden ist. SLEAZE: Befällt dich manchmal das Gefühl, dass das Leben unfair zu dir ist? Proper-Sheppard: Nein. Wie soll ich es erklären, ich fühle mich manchmal wie von einem Geist begleitet, der mir nachgeht. Ich habe keinen Frieden in meinem Leben. Das ist ein eigenartiges Interview, ich beschreibe etwas in mir, das mir noch nicht ganz klar ist, ich schaue da gerade zum ersten Mal hin, dieses Gefühl des Gejagtwerdens war mir nicht bewusst.

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SLEAZE: Wann kommst du zur Ruhe? Proper-Sheppard: Gar nicht, es ist als würde unter mir immer Wasser fließen. Ich hatte sehr schwierige Jahre, nicht alleine, was Liebe angeht, sondern allgemein. Auch stelle ich meine Existenz nicht erst seit gestern in Frage. Nur dachte ich in den letzten Jahren, ich wäre auf dem Weg ... Ich kann akzeptieren, dass ich alleine bin, dass Liebe kein Teil meines Lebens ist, aber ich möchte weiterhin daran glauben. Ich kann mich nicht damit abfinden, dass sie nicht existiert. (tsch) Claudia Nitsche

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auf www.sleazemag.de SLEAZE Juli / August 2009

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Willkommen in der digitalen Musikwelt

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Innerhalb von 13 Jahren hat sich innerhalb der Computer-

basierten Musikproduktion. das Berliner Software-UnterFlorian selbst ist seit 2006 nehmen Native Instruments vom zuständig für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Für jemanden wie ihn, der visionären Sound-Pionier zum mit den Produkten der Firführenden Musiksoftware-Spezi- ma – angefangen mit dem alisten emporgeschwungen und ersten der Firma überhaupt, einem modularen Synthesizer namens Generator – aufsomit maßgeblich am Bild des gewachsen ist, ein absoluter digitalen Musikers mitgezeichnet. Traumjob. Auf Nachfrage entgegnet er grinsend: „Ja, Elektronische Musik machen das kann man so sagen.“ ist kinderleicht. Man nehme Der studierte Kulturwisseneinen Computer, bespiele schaftler und Hobby-Musiker diesen mit einer Musiksoftbraucht sich also keine geware und los geht es. Das betsmühlenartige Begeisteman sich heute mit solcher rung für semitolle Produkte Leichtigkeit ans Werk machen aufzuerlegen. Ein Paradies kann, liegt zum einen an den für Musiker. Ob Softwareimmer preiswerteren PCs und Instrumente, DJ-Software zum anderen an Firmen, die oder das neueste kleine es sich zur Aufgabe gemacht Wunderwerk „Maschine“ – haben, komplexe Software ein All-In-One-Musikstudio zu konzipieren, mit der man inklusive Controller, für das sich vom Drum-Computer, intuitive Produzieren abseits Sampler und Synthesizer hin des Computerbildschirmes zum Effektgerät und Recor– bei Native Instruments ding-Studio sein komplettes bieten sich reichhaltige MögHeimstudio auf dem Rechner lichkeiten, die eigenen kreeinrichten kann. Schluss mit ativen Auswüchse auf neue, teuren Analog-Gerätschaften, digitale Ebenen zu bringen. wie man sie noch vor einigen Jahren benötigte, um einen Der Weg des Erfolges adäquaten und qualitativ hochwertigen Sound aus Die Geschichte des Unterden Boxen zu bekommen. nehmens beginnt 1996, als Heute heißt es: Willkomdessen Gründer Stephan men in der digitalen Welt. Schmitt und Volker Hinz die Technik für ausgereift Willkommen bei hielten, in denen StandardNative Instruments. Bürocomputer in Echtzeit Musikaufgaben übernehmen Mit Spannung betreten wir könnten. Eine Idee, die zu den Eingangsbereich von dieser Zeit, in der die Rechner Native Instruments, dem mit 90Mhz wahrlich keine führenden MusiksoftwareHochleistungsprozessoren Unternehmen, das sich an waren, sicherlich das ein der Schlesischen Straße in oder andere Kopfschütteln Berlin-Kreuzberg in mehreren verursachte. „Als die Beiden unscheinbaren Hinterhof-Ge- mit dem „Generator“ den bäuden niedergelassen hat. modularen computerbasierSympathisches Understateten Musikproduktionsbereich ment statt aufdringlicher mitbegründeten, war NI fast Prahlerei. Es ist Anfang Juni. zu früh am Start, denn es gab Ein Freitag. Um die Mittagsja eigentlich noch gar keinen zeit. Florian Grote – PR Mana- richtigen Massenmarkt für ger bei NI – begrüßt uns im diese Produkte“, erzählt uns Empfangsbereich der SoftFlorian von der Anfangszeit wareschmiede. Die Firma mit der jungen Firmenidee. seinen insgesamt 150 Mitar- „Software ohne externe beitern an den zwei Stand Hilfslösungen auf normalen orten Berlin und Los Angeles Rechnern und den dort inteist seit 1996 federführend SLEAZE Juli / August 2009

grierten nativen Prozessoren laufen zu lassen war damals einfach noch nicht angesagt.“ Trotzdem wurden fleißig neue Ideen entwickelt und produziert. Aber erst um die Zweitausender-Wende herum und mit dem Zugewinn der DJ-Sparte gelang dem Unternehmen der Weg in den rentablen Massenmarkt.

mehr davon lassen“, gibt uns Florian nicht ohne Stolz zu verstehen. Wenn einer der Mitbegründer des Turtablism und bekennder VinylJunkie mit an Bord ist: Was soll da noch schiefgehen?

2009 – Mensch Maschine

größer als ein Plattencover präsentiert, und wie von NIProdukten gewohnt robust und hochwertig verarbeitet ist. Das scheint sich schnell rumgesprochen zu haben, denn die erste Garnison des kleinen Sound-Monsters ist bereits ausverkauft. „Aber keine Sorge“, meint Florian lächelnd, „Ende Juni gibt es bereits wieder Nachschub.“ Damit bewahrheitet sich einmal mehr die Weisheit: Qualität setzt sich bekanntlich immer durch. Willkommen in der digitalen Musikwelt.

Gerade in einer Firma wie SLEAZE verlost einmal NI ist man sich sehr bewusst TRAKTOR PRO und eine 2001 – Der digitale DJ darüber, was die Zukunft MASCHINE. Email mit bringen könnte. Aufgeteilt der richtigen Antwort an „Es war damals natürlich in drei Departments tüfteln, geschenke@sleazemag.de: schwierig für uns, bei etagrübeln, löten und hämmern blierten DJs Fuß zu fassen. etliche Menschen an der In welcher deutschen Band Viele trugen noch die VinylEntwicklung der MusiksoftTim heißt einer der Musiker mit oder CD-Fights aus – und ware von morgen. Aktuell Spitznamen Maschine? dann kamen wir plötzlich steht vielerorts der Trend zur www.native -instruments.com mit Traktor und MP3s um unterhaltenden Live-Show die Ecke. Da galt es für wieder auf dem Programm. uns, eine Menge ÜberzeuKünstler wollen sich nicht an gungsarbeit zu leisten.“ einen Monitor binden lassen Diese Zeiten sind mittlerweile und mit der Maus irgendnatürlich vorbei. MP3s gehö- welche Parameter verstellen. ren zum Alltag und auch der Man will anfassen, drücken, digitale DJ hat sich im Klang- drehen, trommeln. Kurz, bild der Clubs etabliert. „Seit feiern und gefeiert werden. wir vor zwei Jahren Traktor Bei NI hat man sich schon vor Scratch veröffentlicht haben, einiger Zeit auf diesen Aspekt hat sich der Trend hin zum konzentriert und die Frage digitalen DJing noch mal um aufgeworfen, wie entfessele einiges potenziert.“ Während ich den Musiker von Tastatur sich Hersteller von Plattenund Rechner, ohne ihn der spielern und Vinyl immer Möglichkeiten seiner NI-Softgrößeren Verkaufsrückgänware zu berauben? Anfang Produktentwicklung – Aller Anfang ist schwer gen ausgesetzt sehen, steigt Mai diesen Jahres folgte darder Verkauf von digitaler auf eine Antwort. „Maschine“ Software und dazugehörinennt sich die neueste Wungem Equipment exponentiell derwaffe, mit dem sich das an. Dabei sieht Florian die Software-Unternehmen eiTraktor-Software nicht unnen ganz speziellen Wunsch bedingt als Konkurrenz zum erfüllte. „Normalerweise gibt klassisch analogen Vinyl oder es viele verschiedene ConCD-Set-Up. „Wir haben das troller für unsere Software, so konzipiert, dass man nicht aber keiner ist so auf das mehr als einen Knopfdruck Produkt abgestimmt, wie am Mischpult braucht, um wir es jetzt mit der Soft-/ zwischen analog und digital Hardware-Lösung „Maschine“ zu switchen. Wir erweitern hinbekommen haben. Man DJ-Großmeister unter sich – Richie & Flash also nur die Möglichkeiten, vergisst dabei ganz schnell, damit der DJ seiner Kreatividass man eigentlich am Laptät freien Lauf lassen kann.“ top arbeitet. Man fährt die Das hat neben dem Technokomplette Software nur über Pionier und digitalem Vorrei- unser Hardware-Tool, das wie ter Richie Hawtin auch Hipeine Groovebox funktioniert.“ Hop-DJ Grandmaster Flash in den digitalen Bann gezogen. Das bedeutet, man kann pro„Natürlich war Grandmasduzieren mithilfe einer riesiter Flash als Vinyl-DJ zuerst gen Sounddatenbank, Sampein wenig skeptisch, aber len, Aufnehmen, Schneiden, nachdem er es ausprobiert Effekte bearbeiten. Ein hatte, war er schnell begeiskomplettes Musikstudio, das tert und wollte gar nicht sich von der Fläche nicht Qualitätskontrolle im Hause NI SLEAZE Juli / August 2009

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SLEAZE präsentiert: SLEAZE präsentiert: Das Melt! Festival 2009

Maximales Festivalerlebnis Ja ist denn schon wieder Juli? Verwunderte Gesichter in der SLEAZE-Redaktion. Sollte es wirklich wieder soweit sein? War es nicht gefühlt erst gestern, als wir im schönen Gräfenhainichen Björk & Co. unsere Aufwartung machten? Als wir Auserwählten mit einem Infostand überzeugten, der aufgrund unseres tollen Magazins und eines phänomenalen Stromstöße erzeugenden Partyspiels die Massen bezauberte? Gemeinsam trotzten wir den Regenmassen, die sich bereits am ersten Tag über das Gelände ergossen. Hach, war das schön. Umso besser, dass wir uns in Kürze wieder ins musikalische Getümmel stürzen können, um unserer Liebe für den weltlichen Außenbereich zu frönen. Auch dieses Jahr haben sich die MELT!-Macher nicht lumpen lassen und all ihr Können in die Waagschale geworfen, um uns und den 19.793 Gästen wieder einmal das Who is Who der elektronisch-rockigen Hochprominenz zu präsentieren. Wir sprachen im Vorfeld mit MELT! Booker Stefan Lehmkuhl über willige Künstler, Sozialismus als Unterbringungsprinzip und mögliche Wachstumsschwierigkeiten. Stefan, der Blick in das MELT!-Line-Up wirft spontan die Frage auf: Woher nehmt ihr eigentlich die ganze Kohle, um all die internationalen Künstler zu bezahlen? Naja, zuerst einmal nehmen wir ja Eintritt, da kommt schon ein bisschen was zusammen. Aber wir sind mittlerweile auch in der angenehmen Situation, dass sich die Qualität unseres Festivals innerhalb der Künstler rumgesprochen hat. Du musst also nicht lange bitten, sondern oftmals ist es so, dass die Agenturen von den Musikern angewiesen werden: „Bring mich beim MELT! unter!“ Das ist für uns eine recht angenehme Situation und hilft natürlich bei den Verhandlungen. Weiterhin kann man natürlich auch auf dem Künstlerstamm aufbauen, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hat. Das heißt, wir können Künstlern, die jetzt noch nicht auf dem MELT! waren, ein Rahmenprogramm bieten, dass es so auf anderen Festivals nicht gibt. Ganz zu schweigen von der Location, die für sich genommen natürlich schon etwas ganz Besonderes ist. Wenn ich als internationaler Star – sagen wir wie im letzten Jahr Björk – nach Gräfenhainichen komme, kann ich dann mit einer meinem Status angemessenen Unterbringung rechnen? Viele Fünf-Sterne-Hotels wird es in der Gegend ja wohl nicht geben. Bei uns werden alle Künstler im selben Hotel untergebracht. Darauf müssen sich die Musiker einstellen. Wir machen da keine Unterschiede. 2008 habt ihr trotz des regnerischen Beginns einen neuen Zuschauerrekord verbuchen können. Wie krisensicher ist das MELT! Festival? Wir werden die meisten Karten im Vorverkauf los, daher lässt sich immer ganz gut absehen, wohin die Reise geht und auch schlechtes Wetter wie anfangs im letzten Jahr hält niemanden davon ab, uns zu besuchen. Wenn man erst einmal im Besitz einer Karte ist, will man da schließlich auch hin. Außerdem ist es bei uns ja nicht so wie auf anderen Festivals, das man dann im Schlamm steht. Bei uns ist der größte Teil betoniert. Ein bisschen Regen lässt sich da auch ganz gut aushalten. Apropos Größe. Hat das MELT! sein Maximum erreicht, oder plant ihr etwaige Erweiterungen? Nein. Wir haben bereits im letzten Jahr unser Maximum erreicht. Die Fläche gibt einfach nicht mehr her. Es ist alles belegt und auf den See können wir ja nicht ausweichen. Das finde ich aber auch ganz gut so. Wenn wir dieses Niveau die nächsten Jahre halten können, dann können wir wirklich zufrieden sein. Und wer keine Karte mehr kriegt, kann ja im August zum Berlin Festival kommen. Das organisiert ihr jetzt neuerdings ja auch. Genau. Aber am Besten ist natürlich, man kommt zu beiden Terminen. Stefan, vielen Dank für das Gespräch. Das MELT! Festival findet vom 17. - 19. Juli auf dem Ferropolis-Gelände bei Gräfenhainichen statt. Karten, Line Up und Infos unter: www.meltfestival.de

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SLEAZE Juli / August 2009

SLEAZE Juli / August 2009

Tim

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m u s i k

Elektro Pop Rock

Rinôçerôse

m u s i k

Rock

The Parlotones

Pop

Elektropop

Simian Mobile Disco

Toy Fight –

Futurino

A World Next Door to Yours

Temporary Pleasure

Peblum

(V: 17.07.09 / V2)

(V: 26.06.09 Eastzone

(VÖ: 21.08.09 / Wichita / Universal)

(VÖ: 26.06.09 / City Slang)

SMD sind eine der ganz großen Nummer der heutigen Elektropop-Szene. Die Engländer Jas Shaw und James Ford machten sich als Remixer für Bands wie die Klaxons oder Air einen Namen, um 2007 mit ihrem Album „Attack Decay Sustain Release“ und Stücken wie „It‘s the Beat, „I believe“ und „Hustler“ eine eigene Duftmarke zu hinterlassen. Zwei Jahre später und einige Zacken populärer bringen die Insulaner Shaw und Ford ihr zweites Werk in die Läden. Und die wichtigste Frage lautet: Können sie an die Ohrwurmtauglichkeit ihres Debüts anknüpfen? Klare Antwort: Jein. Trotz diverser Gastsänger, darunter Gossip-Möppelchen Beth Dito, Rampensau Jamie Lidell und synthetischen SMD-Elektrosounds ist „Temporary Pleasure“ ein bisschen zu beliebig geworden, um seinen Vorgänger an Popularität zu übertreffen. Schöne Stücke finden sich zwar auch hier („Cruel Intensions“; „Off The Map“) – Beth Dito & Jamie Lidell sei Dank – aber im Gesamten haut das Elektrosynthie-Gedudel von SMD nicht wirklich vom Hocker. Hat man alles schon gehört. Schade.

In Frankreich besticht traurigballadeske Popmusik seit jeher durch Charme und Ideenreichtum. Schon im sechsten Jahr bestätigt das Sextett Toy Fight diese Tradition einmal mehr. Schon die erste EP der Band ließ vermuten, was mit dem Album „Peblum“ nun erneut unter Beweis gestellt wird. Die junge Pariser Band zeigt, worauf es bei einem griffigen Popsong eigentlich geht. Irgendwo zwischen Folk, Slow-Pop und Einflüssen aus treibendem Country und melancholischem Singer/Songwriter-Gewand finden sich Song wie „A Drum Drum Boy“ und „Les Indes Noirse“ in einem Gemisch, das erst in seiner Bandbreite die Qualität völlig entfaltet. Streicher, Banjo und etliche andere wohl dosierte Instrumentierungen machen die Platte zu einem Gesamtereignis, aus dem im Grunde kein Stück wirklich herausragt. Selten genug, dass ein Album gerade dann wunderbar funktioniert, wenn man es von vorne bis hinten durchlaufen lässt. Einzig die gesanglichen Exkurse könnten manchmal etwas mehr dem Mainstream zugetan ausfallen.

/ Soulfood Music)

Als Rinôçerôse 1997 in den Nachwehen der ersten FrenchTouch-Welle aus der Taufe gehoben wurden, galt das Duo Jean-Phillipe Freu und Patrice Carrie als wesentlich kompromissloser und härter als die großen Vorbilder aus Paris. Ihre Vorliebe, Rock-Samples in ihre elektronischen Soundeskapaden zu integrieren, war damals relativ neu. Heute in Zeiten der Sound-MashUps und Genrezombies, nach Electroclash und Indietronic, ist der Sound längst ein alter Hut. Nachdem Rinôçerôse 1999, 2002 und 2005 versuchte, sich musikalisch neu zu orientierten, ist die Band aus Montpellier mittlerweile leider in den schwammigen Weiten des Elektropops angekommen. Nett zu hören, aber erschreckend harmlos kommen die zehn Stücke auf „Futurino“ (was für ein bescheuerter Titel) daher. Leider muss man auch hier wieder feststellen, dass ehemalige Vorreiter heute leider auf der Strecke zwischen Anspruch und Wirklichkeit hängen geblieben sind. Schlimm. Schlimm.

Passend zur Veröffentlichung treibt es die Parlotones ab Ende Juni einmal quer durch Deutschland, um sich bei den Musikbegeisterten im ganzen Land lautstark Gehör zu verschaffen. In Südafrika ist der Vierer schon jetzt eine ganz große Hausnummer, nun soll auch Europa endlich Parlotones-Land werden. Neu sind die Songs auf „A World Next Door to Yours“ nicht. Angesichts der bunten Mischung könnte der Band in der Tat der große Durchbruch gelingen. Rockige Songs wie „Window Shopper“ oder „Disappear Without a Trace“ können mit reichlich Theatralik überzeugen. Die Ballade „Perfect Place“ bringt den nötigen Herzschmerz mit sich. Eines machen die Parlotones jedenfalls durchweg richtig. Sie überschreiten nur selten die Grenze zum Popmusik-Pathos, was selbst großen Acts wie Coldplay nicht immer so recht gelingen will. Sänger Kahn Morbee mit seiner prägnanten Stimme trägt seinerseits dazu bei, dass man den typischen Sound der Band sicher so schnell nicht wieder vergisst.

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m u s i k

m u s i k

Rock

House

Power Soul Funk

Nu Jazz / Downtempo

Surf Rock Punk

Poprock

Darker My Love–

DJ T. –

Fat Freddys Drop

Ian Simmonds

Wavves –

Myriad Creatures

2

The Inner Jukebox

Dr. Boondigga & The Big BW

The Burgenland Dubs

Wavvves

V : 07.08.09 / Pias

VÖ: 26.06.09 / Get Physical

VÖ: 24.07.09 / The Drop / RTD

V : 10.08.09 / Musik Krause

Rock

Indie

The Butterfly Effect

Monocarspeaker

The Right Way to do Wrong

Final Conversation Of Kings

Pilot

VÖ: 17.07.09 / Bella Union

VÖ:24.07.09 / No Limits Music

VÖ: 26.06.09/Superball Music

VÖ: 10.07.09 / Soulfood

Was lange währt, wird bekanntlich gut. Eigentlich sollte „Wavvves“, der Nachfolger des gleichnamigen Wavves-Debüts, bereits im Februar dieses Jahres erscheinen. Tja, aber Punkrock ist eben nicht planbar. Erst Mitte Juli lichtet sich der Vorhang. Dahinter: Ein sperrig knarzendes Intro, das nach knapp eineinhalb Minuten den ersten Titel freilegt. „Beach Demon“ brettert und knirscht los, als hätte man die Heimanlage übersteuert. Dieser Effekt setzt sich bis zum vierten Song fort und man kommt nicht umhin, die Stücke auf der MySpace-Seite der Band gegen zu checken, um sich zu vergewissern, dass dieser Klang nicht am eigenen Equipment liegt. Dennoch: Es wird nicht besser. Durch das ganze Album zieht sich eine Verzerrung, die jedweder Noise-Surf-Punk-RockMusik spottet. Sicherlich gibt es einige Menschen, deren Gehör schon so dermaßen abgewrackt ist, dass sie den Sound der Wavves als eruptisches Vergnügen betrachten, ich gehöre nicht dazu. Trotz 18 Jahren Tinnitus und 80er-Jahre-Kindheit.

Wie indie kann man eigentlich sein? Dieser nicht ganz ernst gemeinten Frage gehen die Neu-Berliner Myriad Creatures auf ihrem Album „The Right to do Wrong“ wenigstens zum Teil auf den Grund. Das Quartett hat sich fürs Debüt mit Ende Juli den wohl besten Zeitpunkt für die Veröffentlichung ausgesucht. Denn zu nichts passen die Songs der Band besser als zu einem sonnigen Tag in der Strandbar oder im Cabrio. Besser als mit der Typisierung Poprock kann man es kaum bezeichnen. Und genau darin liegt in gewisser Weise auch das Problem begründet. Ein paar Ecken und Kanten hätten den 13 Songs wohl ganz gut getan. Pop heißt nicht, auf Abwechslung zu verzichten und einzig auf die durchaus guten Hooklines zu vertrauen. Auch eine Spur weniger New Wave im Gesang hätte gut getan. Würden hier Schulnoten vergeben, müssten sich die Myriad Creatures etwa mit einer 3- zufrieden geben. Für ein besseres Ergebnis mangelt es schlicht an Variationen.

Mit dem Etikett „Crossover“ leben müssen ist für die meisten Bands eher Fluch als Segen. Die Herren als dem australischen Brisbane werden mit diesem durchaus als Gütesiegel zu verstehenden Label dennoch wohl oder übel leben können. Auch auf ihrem neuen Longplayer „Final Conversation of Kings“ erkennt man deutlich Einflüsse von TOOL. So lange dies aber im positivsten Sinne zu verstehen ist, was soll’s? Von den LiveQualitäten konnten sich Fans der härteren und durchaus experimentierfreudigeren Gangart erst im Frühjahr dieses Jahres ein eigenes Bild machen. Weniger gesanglich, dafür bezüglich der Klanggebilde bei „7 Days“ und vor allem „Rain“ ist der Querverweis auf Acts wie POD und 4Lyn absolut nahe liegend. Jedoch legt die Band aus Down Under deutlich mehr Spielfreude an den Tag als die genannten Referenzen. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass Butterfly Effect stilistisch eher ein paar Jahre zu früh am Zug sind.

Rein stilistisch sind die vier Baden-Württemberger Jungs von Monocarspeaker auf Soulfood natürlich goldrichtig untergebracht. Die Queens Of The Stone Age als richtungsweisenden Einfluss auf der bandeigenen MySpaceSeite vorzufinden wird kaum jemanden verwundern. Wenn man allerdings so sympathisch und nicht weniger versiert zwischen den härteren Stilistiken der vergangenen 30 Jahre balanciert, wie es Monocarspeaker auf „Pilot“ – immerhin dem Debüt der Band – tun, kommt beim Hören wirklich Laune auf. Für einen Neuling in der deutschen Musiklandschaft eine absolut beachtliche Leistung. Als deutsche Band großen internationalen Vorbildern nachzueifern, ohne dabei wie ein billiger Klon zu wirken, funktioniert also doch. Langeweile gibt es bei den zehn Songs nicht, weil sich immer wieder ein neuer Spannungsbogen finden lässt, der zum nächsten Stück trägt. Anspieltipps sind auf jeden Fall das hoffnungsvolle „Beyond the Sorrow“ und „Bitter End“.

/ Kompakt

Eine weitere Band, die erst im vergangenen April einige wenige auserwählte deutsche Bühnen heimgesucht hat, hört auf den Namen Darker My Love. Die sonst bei Journalisten beliebte Kategorisierung in stilistische Schubladen fällt bei den Kaliforniern beim besten Willen und erfreulicherweise alles andere als leicht. Die fünf Musiker sind genau das, was man wohl am ehesten als Stilmix bezeichnen kann. Gefühlvolle Popsongs wie das Eröffnungslied „Immediate Undertaking“ oder noisebeladene Stücke wie das kurze, aber prägnante „Waves“ lassen auf Wurzeln schließen, die sowohl im klassischen Pop als auch in den psychedelischen Sphären der 60er und 70er Jahre zu finden sein dürften. Feedback-Attacken gehören hier ebenso zum Repertoire („All The Hurry and Wait“) wie sanfte Songs, die nicht nur ansatzweise an Bands wie Oasis erinnern. Unterm Strich ist „2“ das erhoffte Zweitwerk einer Band, die mit ihrem ersten Album aus gutem Grund für einiges Aufsehen sorgen konnte. Europa kann also kommen!

Thomas Koch alias DJ T. gehört neben Booka Shade und M.A.N.D.Y. zu den Gründern des Berliner Labels Get Physical. Mit Künstlern wie Samin, Dakar, Heidi, Noze oder Raz Ohara kann man intern aus der elektronischen Bestenliste schöpfen. Zu denen gehört auch Label-Chef DJ T. selbst. Nach seinem 2005er Debüt „Boogie Playground“ kommt er die Tage mit vorliegendem Zweitling um die Ecke gegroovt. Gewohnt schwungvoll mit typischen Get-Physical-Drive – einem Mix aus sphärischen 90erJahre-Techno-Elementen und druckvollen, pumpenden House-Beats – macht sich T. auf eine neun Titel starke Reise und liefert ein fein geerdetes, elektronisches Abenteuer, das „The Inner Jukebox“ neben seinen hittigen Spitzen wie „Dis“ oder „Bateria“ als Gesamthörerlebnis unwiderstehlich macht. Tim

Fans neuseeländischer Musik springen jetzt im Maori-Kreis. Das Warten hat ein Ende: Fat Freddys Drop – erst vor wenigen Wochen auf Deutschlandtour – veröffentlicht ihr zweites Studioalbum. Das siebenköpfige Ensemble sollte hierzulande längst über den Geheimtipp-Status hinausgewachsen sein. In ihrer Heimat kann man den Begriff Stars durchaus verwenden. Ihr Genre-Mix aus Dub, Reggae und jazzigen Soulanleihen gibt der Band – bestehend aus Gesang, Saxophon, Gitarre, Keyboard, Turntables und allerlei Blasinstrumenten – einen eklektischen Sound, der nichts anderes zulässt als energetische Leidenschaft. Auch auf ihrem zweiten Tonträger, dessen Coverdesign alleine schon den Kauf der Schallplatte lohnt, schafft es die Band aus Wellington, sich mit housigen Rhythmen, Dub geschwängerte Beats und Joe Dukies souligen Gesang gewohnt mitreißend zu präsentieren. Pflichtkauf für Genussmenschen.

Zehn Jahre ist es her, dass der Brite Ian Simmonds erstmals auf Albumlänge auf dem Berliner !K7-Label, das weltweit durch seine DJ-KicksSerie (siehe Interview mit dem !K7-Manager in dieser Ausgabe).bekannt wurde, reüssierte. Zuvor war er bereits als Produzent und Remixer in Erscheinung getreten. 2005 zog Simmonds von der Weltmetropole London ins ostdeutsche Jena. Um sich neuen Inspirationen zu widmen. Zwei Jahre später findet Simmonds den Weg auf die Burg Wendelstein im schönen Burgenland, die seinen Ideen den nötigen Raum bieten. Dort entstanden dreizehn Soundentwürfe, die sich von Downbeat über wankelmütige Broken-BeatSpielereien erstrecken. Ians Gesang, vertrackte Samples, spärlich intonierte Pianoklänge und jazzig, folkige Einlagen geben Simmonds Musik eine Tiefe und Erlebnisdichte, die den Hörer umgehend fesselt. Endlich mal gute Nachrichten aus Ostdeutschland. Tim

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GRILL-GUT

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Kolja: Hose_Carhartt, Jacke_WeSC, Schuhe_Camper Jesa: Brille_Lunettes Brillenagentur, Badeanzug_Superschl端pfer, Jacke_SKFK, Schuhe_Bufallo Niko: Hose_Carhartt, Schuhe bei Humanic, Hemd_WeSC, Jacke_Carhartt Auto: Mustang ausgeliehen von Schwarze Dose 28

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Kolja: Hose_WeSC, Jacke_WeSC, Schuhe_Onitsuka Tiger

Minu: Kleid & Jacke bei CotĂŠlac, Schuhe_Roxy Niko: Hose bei Latte wie Hose Jesa: Hose_Vans, Bluse_Lena Hoschek Kolja: Hose_Carhartt, Pullover_Carhartt

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Jesa: Bikini bei Superschlüpfer Auto: Mustang ausgeliehen von Schwarze Dose 28

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Jesa: Kleid_Lena Hoschek bei Cotélac

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Kolja: Hose_Ass-Style, Schuhe_Onitsuka Tiger

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Niko: Hose_WeSC, Shirt_SKFK, Kette bei SupaRina Minu: Kleid_SKFK, Schuhe bei Humanic, Kette_SupaRina

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Minu: Kleid_Skunkfunk, Schuhe bei Latte wie Hose, Ohrringe bei SupaRina, Unterhose bei Superschl端pfer Kolja: Hose_Ass-Style

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Minu: Kleid_SchwarzWaldKirsch, Schuhe_Harlot bei Humanic Hula-Hup-Reifen bei Spiele Max

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Niko: Hemd bei Latte wie Hose, Hose_WeSC Minu: Kostüm_Cotélac

Verantwortliche: Yanah Hölig Farina Büns Franzi Pahl Daniel Boy (für alles) Models: Kolja von „Das Gedärm“ www.myspace.com/dasgedaerm Niko von TWO FOR THE SHOW www.myspace.com/twofortheshowdjs Minu & die Jesa Fotograf: Michael Ebert-Hanke www.ebert-hanke.de Visagistin: Sandra Lehnhardt www.sandralehnardt.de Auto: Schwarze Dose 28 www.schwarzedose.de Shops: Latte wie Hose Kopernikusstraße 13 10245 Berlin Cotélac Mulackstraße 6 10119 Berlin SupaRina Niederbarnimstraße 6 10247 Berlin Ass-Style Wülischstraße 40/41 10245 Berlin Lunettes Brillenagentur Marienburger Straße 11 10405 Berlin Superschlüpfer Wülischstraße 25 10245 Berlin Humanic Online Store www.shoemanic.com

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Irgendwie wirken die Festival-Videos und MusikClips auf dem Laptop doch erst mit dem richtigen Sound. Deshalb, mit schniekem Holzgehäuse und ordentlicher Bassreflex unter dem Betreff Rumms:

Die große Im-Sommer-wird-gefeiert-egal-wie-warms-ist-SLEAZE-Verlosung

1x Speedlink Subwoofer System

Tented Love

Gewinne ein Kul-Tour-Wochenende!

SLEAZE und bibop spendieren ein Festizelt auf dem SonneMondSterne (7. – 9. August) Es ist doch immer wieder schön, sich ins gemachte Bettchen zu legen, gerade nach einer durchrockten Festival-Nacht. Auf dem ElektroFestival SonneMondSterne ermöglichen wir euch das. Wir spendieren euch im bibop Hostel ein kuschliges, aber vor allem AUFGEBAUTES Zweierzelt zum Vorglühen und Regenerieren. Zu dem Ganzen gibt‘s 50 Euro für den Tank, BegrüßungsBBQ, Katerfrühstück am ersten Morgen danach, ein eigener Vorgarten (bringt vielleicht ein paar Geranien mit) und natürlich 1x2 Tickets zum Reinkommen. Eure Nachbarschaft bewirbt sich unter www.bibop.de für weitere Zeltplätze, der „Marktplatz“ ist das bibop Wohnzimmer, wo am 8. August auch die Turntablerocker vorbeischauen.

Du wolltest schon immer mal mit deinen Freunden ein unvergessliches Wochenende in der grandiosen Hauptstadt verbringen? Dann freu dich auf den August. Dein Lieblingsmagazin SLEAZE und der Kokoslikör Malibu laden ein. Und zwar in einen Partybus. Der Fahrer übernimmt den Weg, der DJ die Musik, Malibu die Getränke und ihr sorgt für gute Laune. Bis zu zehn Leute passen in das Gefährt, der Gewinner sollte sich also auf einen Beliebtheitsschub gefasst machen. Was am 22.08. sonst noch für Goodies auf euch warten, bleibt vorerst eine Überraschung.

Um mit den lieben Freunden überhaupt etwas unternehmen zu können, ist Kommunikation alles. Und da wir nicht wollen, dass du dich langweilst oder allein umherirrst, spendieren wir dir erlesenes Organisations- und KommunikationsEquipment mit Touchpad und Radio: 1x LG Viewty Handy Nicht nur bei einem Festival, auch in der Großstadt gibt es tagtäglich so viele Eindrücke, die man schnell wieder vergisst. Wir verlosen deshalb ein tragbares Gedächtnis mit 9,1 MP und 4fach-optischem Zoom: 1x Casio Exilim Digitalkamera

Schick eine Mail an geschenke@sleazemag. de mit dem Betreff „Malibu“, in der du deine aktuellen drei Lieblingsmusiker nennst. Weitere Infos: www.machdichkaribisch.de.

Wer hat schon viel Stauraum, wenn er bei einem Event wie dem Festival unterwegs ist. Darum verlosen wir für den schmalen Taler to go: 3x1 Cashbox

Mail an geschenke@sleazemag.de und dem Betreff „geht festivählen“. Und immer dran denken: Der frühe Vogel kommt in den Vorgarten!!

Wir entscheiden frei, wer gewinnt. Lustige Sprüche und Anekdoten erhöhen allerdings die Chance ungemein. Also los: geschenke@sleazemag.de

Foto: Nilz Böhme

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SLEAZE #13 erscheint im oktober

Impressum The Omnipresent Zucchini Pounder Sitz der Redaktion / editorial office: SLEAZE magazin Mainzer Str. 25 - 10247 Berlin-Germany Telefon: +49 / 030 / 325 34 730 Fax: +49 / 030 / 325 34 731 Herausgeber / publisher: danilo Opitz Chefredakteure /chief editors: Yanah “Queen Banana With No Name “ Hölig (V. i. S. d. P.) danilo “Ultra Pork Knight “ Opitz Layout und Grafik: Sascha “The American Cream Puff “ Thau Cover: Kolja Fotografiert von Michael Ebert-Hanke Redaktion / editorial staff: Tim “The Raging Radish “ Schäfer (Musik) Pascal “The Fearless Biscuit Crusher “ Scheib Daniel “The White Trash “ Boy, Matthias “The Electric Placenta “ Nemack, David “The Toxic Earwax “ Jank, Markus “The Invisible Glue “ Haage Farina “The Titanic Truth Woman “ Büns Franzi “Ultra Hairball “ Pahl Gelare “The Raging Infection “ Sarfaras Jero “The Yellow Nagging “ Kuck Redaktionshund Lena “The Brawny Gnome” Hölig Boy Annekatrin Liebisch Claudia nitsch Jochen overbeck Thomas Kögel Frauke Pfeiffer Juliane “Jule” Hwaug Anzeigen / advertising: danilo Opitz - danilo@sleazemag.de

SLEAZE erscheint im bfs. Verlag. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste und Internet und Vervielfältigung auf Datenträgern dürfen nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Verlags erfolgen. Der Verlag haftet nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos. www.bfs-verlag.de www.sleazemag.de www.myspace.com/sleaze_magazin

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