No 17 TRASH MIT SUBSTANZ
MAI/JUNI
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DITORIA SLEAZE Mai / Juni 2010
ABGEgeSLEAZEt. Alles neu, macht der Mai. Nö, stimmt nicht. Ist auch ganz gut so, wie wir finden. Letztendlich muss natürlich etwas Neues in so ein Magazin, wie du es in den Händen hältst. Immerhin warten wir auf den Sommer und nicht auf Weihnachten und weitere Best-of-Best-of-Ausgaben zweitklassiger AchtzigerJahre-Acts. Also auch was Neues. Okay, gehen wir mit. Diese Ausgabe wird dich entführen und verführen. Verführt wirst du, natürlich, von einem weiteren Fehltritt der Evolution im Fachbereich äußeres Erscheinungsbild bei Tieren. Entführt wirst du im Prinzip überall hin, zum Beispiel an Tatorte und Tot-Orte in Hotelzimmern, die zwielichtige Welt von drogenähnlichen Haushaltsmitteln und, ach ja, an den besten Ort zum in-die-Scheiße-treten: Berliner Hundeparks im großen Test. Das war noch lang nicht alles, aber genug, um dein Interesse zu wecken. Wir wissen das. So weit, so…
der Neue: Julian
3
Inhalt
MAGAZIN 10
Das hässliche Tier
12
Kratom - der Spaßschlamm
14
Das Ende des Ruhms
17
Halbtagsjob 2010
LEBENSKUNST 27
Grafiker-Platz
30
Bier und Kunst
31
Yasha Young / Strychnin Gallery
MUSIK
4
55
Robyn
56
Fanta 4
58
Tomte
59
Kool Savas
60
DJ Hell
62
Gentleman
64
Festivals
66
Der SLEAZE-Keaz
67
Großstadtgeflüster
68
Warum modernem Rock die Eier fehlen
70
Bad Taste
73
Musik Rezensionen
SLEAZE April / Mai 2010
33
Bücher
34
Ein weiter Weg
35
DVD
38
Comic
40
Kino
42
Videoraiders
46
Videoraiders Filmrezension
48
Games-Geflüster
49
Game Previews
MODE 18
Modestrecke: Endlich!
50
Im Schuhe liegt die Kraft
ETC.
LEA Z
MEDIEN
03
Editorial
06
Leserbriefe
72
SLEAZE on Tour: Passion
74
SLEAZE on Tour: Niederlande
78
Die große SLEAZE-Sommer-Verlosung
82
Impressum
SLEAZE April/ Mai 2010
5
DER NEUE NEUE NEUE KUMMERKASTEN IHR HABT ES SO GEFRAGT! In keiner Rubrik ist der personelle Verschleiss so hoch wie beim Sleaze Kummerkasten. Zuerst hat Tante Noah das Handtuch geworfen, weil sie sich in Zukunft ganz auf das Reiten von Prinzipien konzentrieren will. Dann hat Muddi Juju das Antworten aufgehört, obwohl sie niemand danach gefragt hatte. Als nächstes tritt Cousine inFemme in Fusstapfen und Ärsche. Das habt ihr nun davon!
BOSE BOSE AUGEN hallo zusammen, ihr habt doch alle schon mal was von bösen augen gehört,also zb kugt jemand eine andere person an und macht ihr böse augen und dann hatt die person aufeinmal nur pech und ist meistens unglücklich mit dem leben .da gibts so einige geschichten was habt ihr davon alles gehört und wisst ihr wie man sich davor schützen kann ,ich finde das wahnsinnig interessant und mir wurde auch einmal gesagt das selbst gute freunde die eigentlich nichts gegen einen haben dir ungewollt böse augen machen können. was wisst ihr alles darüber . freue mich über jeden beitrag -------------------------------------------------Lieber Mensch, sei bloss vorsichtig: wenn du direkt reinkugst in die bösen Augen, dann bist du verflugt. Und so ein Flug kann sehr lange dauern, zum Beispiel acht Stunden, da bist du schon in Indien. Stehst du dann in Delhi oder so und hast Hunger, dann bist du sicher schon unglücklich mit dem Leben. Noch schlimmer wird‘s, wenn dir dann noch ein Elefant ins Gesicht niest. Lass es nicht so weit kommen und schütze dich gegen böse Augen und Flüge. Trage eine Sonnenbrille und fahre mit der Bahn. Zur Sicherheit immer Tomaten auf den Augen hat: inFemme
6
PW VERLOREN KANN JMD. DURCH HELLSEHEN STICHWORTE GEBEN DIE MICH ZU DE PASSWORT FUHREN KONNEN Hallo wies die überschrift shcon sagt hab ich mein passwort verloren naja was heisst verloren ich hab esimmer einegspeichert gehabt damit ich e snich mehr eintippen muss und vor ein paar tagen war es plötzlich weg ich hab mir aquch auf einen Zettel notiert wie es heisst aber das funktioniert nicht...kann man das nie durch Hellsehen wieder rausfinden ?=( wär super wenn das klappen würde als nachträgliches b-day geschenk xD bitte bitte LG ------------------------Hallo Mensch, eigentlich wollte ich dir etwas über Hellsehen schreiben, naja, was heißt Hellsehen, ich habe dieses in die Zukunft blicken gemeint, damit man sehen kann, was passiert, aber vor ein paar Tagen ist mir eingefallen, dass du dein Passwort ja in der Vergangenheit vergessen hast, ich hab mich gefragt, was wir da machen können, mein Kopf hat geraucht und jetzt schreib ich was anderes. Wir müssen da ohne Hokuspokus ran. Es gibt bestimmte Passwörter, die von ganz vielen verschiedenen Menschen genommen werden. Die beliebtesten lauten meiner Recherche zufolge „hallo“, „Schatz“ und „123456“. Also für dich „hlalo“, „Schtaz“ und „124365“. Tipp das doch mal ein und guck, was passiert. Zum Abschluss eine Frage von mir: hast du Probleme damit, zur Ruhe zu kommen -oder hast du einfach nur sehr große Finger? Gespannte Grüße, inFemme
22 UHR 22 WAS KANN DAS BEDEUTEN??? Hallo an alle, hoffe, hier jemanden zu finden, der evtl. ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Vor ca. 6 Jahren hat es angefangen. Ich schaute ständig (manchmal Tage hintereinander) um 22:22 Uhr auf die Uhr. Nach ein paar Montaten verfolgte mich diese Uhrzeit jedoch nicht mehr. Seit ca. 3 Monaten ist wieder das Gleiche. Ständig, wenn ich auf eine Uhr schaue ist es 22:22 Uhr. Kann das vielleicht jemand deuten, was diese Uhrzeit zu bedeuten hat? Danke für Eure Antworten. LG, himmelhochjauchzend -----------------------------------------Hallo himmelhochjauchzend, 22:22 Uhr bedeutet: es ist relativ später Abend. Ziemlich bald ist es halb elf. Aber vielleicht wird es auch nie halb elf werden. Nicht einmal 22:23 Uhr. Denn wenn es um 22:22 mal hell und mal dunkel ist, es mal dämmert und mal morgengraut, manchmal ein Spätfilm läuft und manchmal Britt, dann hast du ein ganz anderes Problem: die Batterie deiner Uhr ist leer. Und wenn du nach dem Batteriewechsel gern weiter verfolgt wirst, kannst du dir entweder den Wecker auf 22:22 stellen oder einen neuen Stalker suchen. Vielleicht deine Frisur („Immer, wenn ich mir auf den Kopf fasse, sind dort Haare.“ oder deine Jacke („Immer, wenn ich sie anziehe, ist mir nicht mehr kalt.“) Das Thema wird ab jetzt jedoch nicht weiter verfolgt von inFemme
ANGST ANGST VOR VOR LEITERN!?! LEITERN!?! Eine Eine Freundin Freundin vonvon mirmir wurde wurde vonvon einer einer Leiter Leiter schwer schwer verletzt verletzt alsals siesie darunter darunter herherging. ging. IhrIhr geht geht es es inzwischen inzwischen wieder wieder gut. gut. Aber Aber ichich frage frage mich: mich: War War dasdas Schicksal Schicksal oder oder Zufall??? Zufall??? Gibt Gibt es es dasdas Schicksal Schicksal wirklich??? wirklich??? ----------------------------------------------------------------------------------------------------------Hallo Hallo Mensch, Mensch, da da binbin ichich neugierig neugierig geworden: geworden: wiewie hathat deine deine Freundin Freundin dasdas geschaff geschaff t? Ist t? Ist siesie vielvielleicht leicht derder erste erste Mensch, Mensch, derder geschaff geschaff t hat, t hat, einein Stück Stück Holz Holz wütend wütend zu zu machen? machen? Dann Dann ist ist es es Schicksal. Schicksal. Oder Oder sahsah diedie Leiter Leiter einein bisschen bisschen ausaus wiewie einein Mensch Mensch und und konnte konnte richti richti g doll g doll hauen? hauen? Dann Dann ist ist es Zufall, es Zufall, denn denn dann dann hätt hätt e es e es auch auch jeden jeden anderen anderen Treff Treff en en können. können. ObOb es es dasdas Schicksal Schicksal wirklich wirklich gibt, gibt, musst musst dudu selbst selbst herausfi herausfi nden. nden. Pöbel Pöbel doch doch malmal einen einen Stuhl Stuhl an.an. Wenn Wenn dirdir dasdas zu zu hart hart ist ist fürfür denden Anfang, Anfang, kannst kannst dudu auch auch einen einen Bleisti Bleisti ft nehmen. ft nehmen. Den Den kannst kannst dudu dirdir auch auch in die in die Nase Nase stecken stecken und und versuchen, versuchen, deine deine Lieblingsband Lieblingsband vonvon innen innen an an deinen deinen SchäSchädeldel zu zu schreiben. schreiben. GutGut Holz! Holz! inFemme inFemme
WAS WAS MEINT MEINT IHR...IST IHR...IST DER DER CHUCKS-TREND CHUCKS-TREND JETZT JETZT ENDLICH ENDLICH VORBEI?? VORBEI?? Also Alsoch chpersöhnlich persöhnlichfinde findeChucks Chucksundund Vans Vans undund so so vollvoll mega mega geilgeil aber aber ist ist halt halt nicht nicht soosoo tolltoll wenn wenn man man dasdas selbe selbe anan hathat wewe ganz ganz Deutschland. Deutschland. Meint Meint ihrihr dasdas derder Trend Trend jetzt jetzt vorbei vorbei ist?ist? IchIch mein, mein, ichich sehseh vollvoll selten selten noch noch welche welche in in Chucks Chucks oder oder Vans...(Abgesehen Vans...(Abgesehen vonvon mir...) mir...) ----------------------------------------------------------------------------------------------------------Lieber Lieber Dieter Dieter Bohlen, Bohlen, dasdas ist ist ja ja hammermäßig. hammermäßig. IchIch wusste wusste bisbis heute heute nämlich nämlich gargar nicht, nicht, dass dass dudu Füße Füße hast. hast. Bisher Bisher kannte kannte ichich vonvon dirdir nurnur dein dein Gesicht, Gesicht, dasdas nach nach hinten hinten klappt, klappt, wenn wenn dudulachst, lachst,und unddeine deinegeschmacklose geschmacklose Kleidung Kleidung - vom - vom Sweatshirt, Sweatshirt, aufauf dem dem z.B.z.B. „Owls „Owls Night Night OutOut - Bowling - Bowling till tiDawn“ ll Dawn“ steht steht bisbis hinhin zum zum Anzug, Anzug, aufauf denden einer einer mitmit ADHS ADHS 300.000 300.000 Paillett Paillett en en gesti gesti cktckt hat. hat. Und Und jetzt jetzt so so ganz ganz anonym anonym imim Internet Internet in in Sachen Sachen Stylefragen Stylefragen unterwegs unterwegs - das - das find find ichich richti richti g geil, g geil, ey!ey! Allerdings Allerdings kann kann ichich dirdir aufauf deine deine Frage Frage gargar keine keine Antwort Antwort ge-geben. ben. UmUm es es mitmit deinen deinen Worten Worten zu zu sagen: sagen: „Wenn „Wenn einein Schwein Schwein sich sich in in einem einem Eimer Eimer festt festt rittritt , dann , dann hathat es es mehr mehr Style Style amam Fuss Fuss a l as l sich.“ ich.“ Aber Aber vonvon einem einem Trend Trend ausaus Italien Italien habe habe ichich gehört: gehört: BadeBadeschuhe schuheausausBeton. Beton.DieDie würden würdendirdirsicher sicher gutgut stehen. stehen. Selbst Selbst Füsse FüssewiewieBleiBlei hathat InFemme InFemme
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© 2010 Jürgen Speh und Rochus Hahn
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SLEAZE Mai / Juni 2010
LEAZ
n i z a g a M
10
Das hässliche Tier
12
Kratom - der Spaßschlamm
14
Das Ende des Ruhms
17
Halbtagsjob 2010
SLEAZE Mai / Juni 2010
9
Unser vermeintlich hässliches Tier bekommt immer großes Feedback. Als es einmal in Ausgabe 7 aus technischen Gründen (= danilo war mal wieder dumm) nicht erschien, gab es Vermisstenanzeigen und eins aufs dicke Haupt. Wir haben die Rubrik ins Leben gerufen, weil Ungerechtigkeit herrscht – wieder einmal. Die süßen, niedlichen, ach so knuffigen Tiere werden mehr erforscht als die Einäugigen, Zweinasigen, Dreibrüstigen, kurz – die Freaks unter uns. Wusstet ihr das? Gut, das muss nichts Schlechtes sein. So landet man auch seltener im Tierlabor. Ungerecht ist es trotzdem. Eher Euthanasie als Darwin. Und außerdem: Frauen dürfen inzwischen auch ganz emanzipiert dumme „männliche“ Sachen machen wie Krieg führen. Also fordern wir endlich Gleichberechtigung auch bei der Forschung. Menschen sollten in Versuchslabors zu gleichen Bedingungen wie Affen zugelassen werden, hässliche Tiere genauso erforscht wie süße. Da das allerdings noch in weiter Ferne liegt, sind die Tiere gefährdet. Wir steuern hiermit entgegen. Mit der ersten Kontaktsuchseite für die VERMEINTLICH HÄSSLICHEN UNTER UNS.
„Jedem Tierchen sein Pläsierchen“
10
SLEAZE Mai / Juni 2010
Nick: Madame Oink Name: Dugong / Seeschwein Geschlecht: weiblich Beruf / Beschäftigung: Sekretärin in einem Algensauger-Vertrieb Wohnort: Küste Australiens Größe: 2,97 m Hobby: Ein schöner DVD-Abend mit einer Riesenschüssel voll Käse überbackener Nachos. Motto: Es kann einfach nicht toll sein, wenn es nichts zu essen gibt.
Liebe Leser,
heute möchte ich Ihnen das Lebewesen mit dem größten Herzen vorstellen. Nicht im physischen Sinne, sondern auf der tierischen Ebene. Madame Oink ist eine der liebsten und warmherzigsten Wesen auf diesem Planeten. Und weil sie deshalb natürlich auch sehr sensibel ist, möchte ich hier noch einmal eindringlich an die interessierten Herrschaften appellieren: bitte nur ernste Anschriften. (Wer sie verarscht, bekommt es mit mir zu tun.) Dessen Anliegen jedoch weiterhin edel sind und wer Madame Oink die Seesterne vom Meeresgrund holen möchte, den beglückwünsche ich schon jetzt für seinen guten Geschmack. Sollte sie sich für Sie entscheiden, werden Sie eine Traumfrau voller Leidenschaft, Lebenslust und einem reinen und loyalen Herzen kennen und lieben lernen. Versprochen. Verkuppilo Kurz etwas zu meiner Person: Ich bin eine lebenslustige Frau in bestem Alter. Mit mir kannst du Pferde stehlen (und sie hinterher auch aufessen, vielleicht in einer schönen Marinade oder in Rotwein eingelegt). Ich weine bei jedem Film. Mir tut selbst der Zombie leid, dem der Kopf weggeschossen wird. Ich bin ehrlich, laut, (manchmal) zickig, mag Perlenketten, Goldschmuck, Sahnetorte und rosa. Ach ja, und ich hasse Sport. Am schlimmsten ist Wassersport. Ich bin ein klassisches Mädchen, das auf ihren Prinzen auf dem weißen Pferd (das wird aber nicht gegessen) wartet. Wen ich suche: Wie gesagt, den Prinzen. Der darf aber auch gern im 20 Jahre alten Volvo auftauchen, solange er die Schulter hat, an die ich mich lehnen kann. Ansonsten sind mir Humor und Lust am Leben wichtig. Und wenn du gut kochen kannst, habe ich auch nichts dagegen.
Bei Interesse kannst du Kontakt aufnehmen unter der Chiffre „Liebeshafen“ mit einer Mail an danilo@sleazemag.de.
SLEAZE Mai / Juni 2010
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KRATOM DER SPASSSCHLAMM
SLEAZE nimmt seinen journalistischen Auftrag sehr ernst und möchte seine Leser rundum informieren. Diesmal geht es um Kratom. Weil wir nicht nur theoretische Berichterstattung leisten wollen, sondern von dort informieren, wo es wehtut, musste diesmal ein SLEAZEL Kratom testen. Wir haben gebowlt und der Verlierer soll sich dem Kratom aussetzen. Selbstverständlich hat Yanah den Bowlingcontest verloren.
Natürlich habe ich beim Bowling verloren. Ich treffe nicht mal meine Haare beim kämmen. Also habe ich im Netz recherchiert und mich für „Maeng Da Kratom pulverisiert 25 Gramm“ entschieden. Es gibt unglaublich viele verschiedene Kratomsorten, die angeblich alle unterschiedlich wirken. Maeng soll stark und verlässlich sein. Das braucht ein Mädchen. Sonntag, 18.35 Uhr Wohnung ist leer, Tiere sind versorgt. Zeit, kratomisiert zu werden. Ca. 5 Gramm abgemessen und mit warmen Wasser verrührt. Das Zeugs lässt sich sehr schwierig verrühren, aber sowas hält eine kompetente Hausfrau nicht auf. Nachdem die Brühe aussieht wie Schlammsuppe, kurz gekostet. Gesicht verzogen. Gejammert. Getrunken. Ekelhaft, aber meine Mutter hat mal ein Spiegelei gemacht, das hat schlimmer geschmeckt. Sie hat es nämlich gegrillt. Aber das ist jetzt nicht wichtig. 18.50 Uhr Ich merke nichts. 18.54 Uhr Ahh, Wärme und Wohlgefühl machen sich breit. Es kann aber auch nur normales Wohlgefühl sein, weil ich mir eine Jacke angezogen habe. Das würde dann auch die Wärme erklären. 18.59 Uhr Immer noch Wohlgefühl. Solange habe ich mich noch nie über eine angezogene Jacke gefreut. Außerdem kribbeln meine Arme. Ich
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habe sicherheitshalber mal nachgeschaut, keine Spinnen oder andere Tiere, die kribbeln. 19.07 Uhr Ich bin kratomisiert. Ich würde gern jemand mit meinen Monologen belästigen, aber ich halte mich zurück. Außerdem mag ich fast jeden auf einmal, solange ich ihn nicht sehen muss. Gute Laune macht sich sehr breit und meine Rechtschreibung bringt mich zum Lachen. Ja, ich habe Spaß – mit meiner Rechtschreibung. 19.18 Uhr Da ich das Gefühl habe, die Kratomisierung lässt nach, mische ich mir nochmals 3 Gramm Schlammsuppe. 19.30 Uhr Gefühl immer noch gleichbleibend wie 19.07 Uhr. 20.31 Uhr Noch mal einen Teelöffel Schlammsuppe nachgelegt. 20.43 Uhr Tja, das war es wohl gewesen. Von wegen Opiumersatz. Und flau ist mir auch, weil man vor dem Kratomkonsum ca. 6 Stunden nichts essen darf. 20.52 Uhr Fühlt sich an, als hätte ich was geraucht. Nicht mehr und nicht weniger. 23.00 Uhr Der Hund muss auf Klo, also raus auf die Straße. Meine Augen sind eindeutig langsamer als meine Bewegungen. Ich muss aufpassen, dass ich nicht die Treppen
runterstürze und den Hund mitreiße. 23.23 Uhr Ich torkel wieder nach oben. Auf einmal ist mir unglaublich schlecht. Ich schwitze und zittere, sehe wahrscheinlich so aus, als würde ich außerordentlich schlecht tanzen. Schnell in der Küche eine Kotztüte geholt und ins Bett gelegt. Nach 5 Minuten ist wieder alles gut. 23.50 Uhr Ich beschließe ins Bett zu gehen. Ich Partytier. Montag: Ich schlafe Dienstag: Ich schlafe Das letzte Fazit: Keine Ahnung, wieso die Thais arbeiten wollen, aber ich wusste nicht so richtig, was ich tun wollte. Ich wollte nicht raus und keine Musik hören, ich wollte reden, aber irgendwie auch nicht. Ich wollte rumsitzen, aber mich nicht langweilen. Ich wollte kein TV und kein Film. 25 Gramm Kratom kosten ca. 18 Euro. Ich hab ca. 15 Gramm benötigt, den Rest verschenkt. Da hätte ich auch kiffen können und hätte nicht soviel Stress gehabt. Kratom lohnt sich nicht wirklich. Außerdem habe ich in 3 Tagen ca. 60 Stunden geschlafen. Ich war zu müde für das Leben.
In der nächsten Ausgabe testet Jule ein anderes Kraut, wir sind gespannt.
SLEAZE Mai / Juni 2010
Was ist Kratom? ter hoher Kratom ist ein ca. 5 Me rt kommt Do n. asie Baum aus Süd Thailand, in lich äch er haupts vor. sia lay Ma und Indonesien aloide, Alk le vie t häl Kratom ent ragynin. das Hauptalkaloid ist Mit nist und ago ant ioid Op Dies ist ein Opiate. wie ken wir lich soll so ähn Soll!!!
Wie konsumiere
ich Kratom
?
Kratom gibt es entweder als Blätter oder als Pulver . Wenn die Blät ter frisch sind, können sie gekaut werde n. Ansonsten ra ucht man die getrockne ten Blätter od er kocht sie als Tee auf. Da s Pulver rührt m an einfach unter eine Spei se oder ein Ge trä nk . Kratom schm eckt wie der bö se Br uder vom Grünen Te e. Also unglaubl ich bitter. Aber wer bera uscht sein will , muss leiden.
& gefahren
und und nebenwirkungen ckenem M verliert o ei zu tr benb opführt g. Ne Verst n m a o m g t a m t o arn Kr k H e db htem it un erhö ziem ppet A n was e ( d t r b ih ha htige ieben er die ric en. r t g r n e u f in tuns üb eil ke r einige S ihr e w s l , l t a s i F h ächsllt ih infac den n en ), wo t , n n e n f lich e ke st hla näch rung ch sc über Dosie ur no m n a r d e t un pä noch den s ßigem . auch g a u elmä r T g e m e h r l ihr ten u a rdet nach t ihr f , we tom n a e r häng z s K t g erihr abse Entzu ellltet e upt o r h S b c i a l r usk ? auch körpe , wie M chWie wirkt Kratom h Gebr c i l n n e ür , Dur hei ugen versp ahrsc einen ailand bevorz w Th W n n vo , e n t ile i ke lichen Te nung izbar tskandidaten In einigen länd schei -User als Heira n, Re om e at z Kr en. r ich k re bl c ha Eltern ange schm Muskelzu e Kratomisten di ss da n, be r. Sie glau nd en. Diefür ihre Töchte fall u r eher rumhäng ffe d, während Ki atom. Viele te Arbeiter sin Wirkung von Kr e di f au h sic zt n üt st ser Glaube härter arbeite dieses Kraut, um n te tz nu r ei ite n: Landarbe hervorrufe nau soll Kratom ge s da d riUn . ed ll in ni zu können iten. Kratom so ang zum arbe erend wirisi nen starken Dr or ph eu imulieren und st er eh ng t. ru ger Dosie tspannung führ here Dosis zu En hö e di d nd un re ken, wäh tände, ADHS gen Angstzus ge es t irk w eu , Angeblich t auf die Idee t aber bitte nich tz je t m m e gi Ko er l. l En Durchfal r weil es zuvie einzuflößen nu r so neNu . id rem Kind Kratom m ra hilft auch Lope l al hf rc Du n hat. Gege t, benbei. satz gebrauch oft als Opiumer om at Kr ird es w n bt it gi In Ostasie ssen Wirksamke udien über de aber richtige St nicht.
ReaktionstesT Auswertung: ohne Kratom relevante Signale insgesamt: 3 richtige Reaktionen: 3 übersehene Signale: 0 Entscheidungszeit: 0.52 Sekunden
Nach Kratom-Konsum relevante Signale insgesamt: 3 richtige Reaktionen: 2 übersehene Signale: 1 Entscheidungszeit: 0.76 Sekunden
Leistungswert: 100% (sehr gut)
Leistungswert: 67% (ausreichend)
SLEAZE Mai / Juni 2010
Rechtliche situation Besitz und Konsum sind in Thailand, Australien, Burma, Malaysia, Vietna m und Rumänien verboten. In Deutschland ist der Bes itz, Erwerb und Handel nach dem Betäub ungsmittelrecht nicht strafbar. Trotzdem kön nten der Handel und die Abgabe aufgrund des Arzneimittelgesetzes strafbar sein. Bis jetz t liegen noch keine Urteile vor, aber ihr wis st ja wie Polizisten und Staatsanwälte sind. Wenn sie einen Strick drehen wollen, dann wird ein Strick gedreht. Deshalb wird Kratom meist nur als Fußbad deklariert verkau ft. Entweder in Pulverform oder als Blä tter. Damit versuchen sich deutsche Hä ndler zu schützen, inwieweit das funktionie rt, liegt außerhalb der SLEAZE-Rechtskenntnis.
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Das Ende des Ruhms
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SLEAZE Mai / Juni 2010
DER AUTOEROTISCHE TOD
Schnelle Autos, große Villen und eine dralle Blondine im Bett (nach Vorliebe ist dieser Punkt
Ein guter Abgang. Sozusagen im doppelten Sinne ist er David Carradine widerfahren. Hoffentlich hat er es noch zum Orgasmus gebracht – dann zumindest kam das Ende mit einem Hochgefühl. Der 72-jährige US-Schauspieler starb in Bangkok in einer Suite des Luxushotels Swissotel Park Nai Lert Hotel während der Selbstbefriedigung. Allerdings nicht mit der Hand am Gemächt und der Todesursache Herzinfarkt, sondern – und wie sagt man das, ohne gleich pietätlos zu erscheinen – er starb im Schrank, mit Gardinenschnur um seinen Schwanz und um seinen Hals. Sinn der Aktion: autoerotische Asphyxie. Ein schwieriger Ausdruck, den man auch knapp beschreiben könnte: extrem geil durch Würgespiele werden.
variabel). So sieht das Leben eines Promis aus. Aber dies kann schmerzvoll, geschmacklos und ganz sicher tragisch enden. Ort dieses Endes sind oft Hotelbetten. Egal ob nobel oder schrammelig. Dem Tod ist das egal.
Rein medizinisch ist es der Lustgewinn durch Mangel an Sauerstoff im Gehirn, dadurch wird der Orgasmus verstärkt. Was Mann aus Geilheit nicht so alles tut? Ein gefährliches Spiel, das Carradine routiniert beherrschte. Immerhin hatte seine Exfrau als Scheidungsgrund perverse Sexspiele angegeben. Am 3. Juni 2009 allerdings war die Routine beim Griff zwischen die Beine keine gute Freundin für Carradine. Wahrscheinlich ließ der Orgasmus auf sich warten, und dem Schauspieler ging im wahrsten Sinne des Wortes bei der Suche des Höhepunkts die Puste aus. DER LEISE TOD Heroin, Alkohol, Schlaftabletten. Kurzum: die Sucht. Ein bekannter Begleiter für Menschen im Rampenlicht. Ganz nach dem Motto, wer hoch fliegt, der fällt tief. Diejenigen, die noch vor Stunden als umjubelter Musiker auf der Bühne standen, hängen später abwesend in der Ecke, pinkeln sich in die Hose (weil sie den Weg zum Klo nicht finden), ficken alles und jeden (gerne auch mal ohne Gummi) und wundern sich am nächsten Morgen, dass die Welt gar nicht so rosarot aussieht wie am gestrigen Abend. Was resultiert daraus? Noch eine Partynacht. Noch mehr Kokain. Noch mehr Whisky. Mehr geht immer, bis dann nichts mehr geht. Jimi Hendrix war, bevor er im Londoner Samarkand Hotel starb, in einer desaströsen Verfassung. Der jahrelange Drogenkonsum war daran schuld, hinzu kamen Depressionen. Die Umstände seines Todes haben zahlreiche Verschwörungstheorien heraufbeschworen. Sicher ist, dass er an seinem Erbrochenen starb. Angeblich hatte er neun Schlaftabletten
SLEAZE Mai / Juni 2010
geschluckt, wobei die empfohlene Dosis des Herstellers höchstens eine am Tag war. Nach Rotwein soll er gestunken haben, so wurde berichtet. Seine damalige deutsche Freundin Monika Dannemann verständigte nicht sofort den Krankenwagen. 26 Jahre nach Jimis Tod wurde sie deswegen von einer anderen Freundin des Rockstars verklagt und verurteilt. Das wiederum hatte zur Folge, dass Dannemann zahlreiche Todesdrohungen erhielt. Zwei Tage nach dem Urteil wurde sie tot in ihrem Auto aufgefunden. Angeblich hatte sie sich vergast. Hendrix befand sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Was wäre aus dem Gitarristen geworden, wenn er nicht im Alter von 27 Jahren an seiner Kotze erstickt wäre?
DER LEGENDÄRE TOD Das Chelsea Hotel in New York City ist noch heute legendär. Andy Warhol hat seine Rechnungen dort mit Bildern bezahlt, Leonard Cohen hat es besungen, Dylan Thomas hat sich dort zu Tode gesoffen und Luc Besson hat hier den Film „Leon – der Profi“ gedreht. Heute bietet das Hotel neben den Zimmern Touristentouren an. Highlight ist Zimmer 100, dessen Schlüsselanhänger man als Souvenir erstehen kann. Ein makaberes Souvenir. Ein dunkler, verwahrloster Raum. Übelster Gestank. Leere Flaschen, ausgedrückte Kippen. Ein Haufen Dreck. Inmitten dieser verrottenden Welt liegt Nancy Spungen im Bett – in ihrem eigenen Blut. Sie wurde erstochen. Sid Vicious, ihr Freund, lag neben ihr im Bett, als man sie fand. Er schlief. Nancy war Groupie. Das war bekannt. Sie vögelte mit Aerosmith oder spreizte gekonnt die Beine für die Gebrüder Ramone. Ihr Leben war unkonventionell. Selbstmordversuche gehörten zur Tagesordnung, die Heroinabhängigkeit war ihre Flucht in eine andere Welt. Alles in allem ein Weg der Selbstzerstörung – oder besser – sie lebte „Sex, Drugs and Rock ‘n’ Roll“ vom Feinsten. Eine Weltansicht, die sie mit der damaligen Punkbewegung teilte. Als sich die Sex Pistols trennten – in der Sid Vicious Bassist (untalentierter ging es kaum noch) war, wurde Nancy seine Managerin. Ein Paar, das sich gegenseitig zerstörte. Nancy führte Sid an die harten Drogen heran, und Sid, alias John Simon Ritchie, wurde genau in diesen Momenten zu dem fiesen Typen, den er in seinem Künstlernamen trug. Eben vicious, auf deutsch teuflisch, ein Wesenszug, den man ihm im nüchternen Zustand niemals zugetraut hätte. Dann galt er als sensibel, humorvoll und eher kindlich als männlich.
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Doch in der Nacht zum 12. Oktober 1978 geschah das, woran er sich nicht erinnerte. Als man ihn aus seinem komatösen Schlaf holte, wusste er nicht, dass Nancy tot neben ihm lag. Totales Blackout. Dennoch wurde er festgenommen wegen Mordes an Nancy Spungen. Im Februar 1979 zahlte seine damalige Plattenfirma 50.000 US-Dollar, um Sid aus dem Knast zu holen. Für die Plattenbosse eine absolute Fehlinvestition. Hatte man doch insgeheim gehofft, aus dem Liebesdrama Profit zu schlagen, indem man ihn musizieren ließ und den Mythos um die Todesnacht weiter aufblies. Doch Sid selbst hat sich unvergesslich gemacht. Am Abend seiner Freiheitsparty starb Sid Vicious an einer Überdosis Heroin. Verabreicht im Chelsea Hotel, eben diesem, wo er Nancy mutmaßlich erstochen haben soll. Lange Zeit ging man von einem Selbstmord aus. In gewisser Weise hätte er mit genau diesem Akt zusätzlich seiner Plattenfirma gepflegt den Mittelfinger gezeigt. Sid sei nie über den Tod seiner geliebten Nancy hinweggekommen, angeblich sei auch ein Brief an sie an seinem Fundort aufgetaucht. Doch seine Mutter Ann Beverly setzte der Tragödie noch die Krone auf (die Frau ist nicht wirklich glaubhaft, weil sie selbst jahrzehntelang heroinabhängig war und ebenfalls an der Drogensucht starb), als sie behauptete, sie persönlich hätte Sid den tödlichen Schuss gesetzt. Angeblich weil dieser vorher den Konsum von hochkonzentriertem Heroin überlebt hatte und sie ihn vor dem sicheren Gefängnis bewahren wollte. Sie, die Mutter, dachte nämlich, dass Sid den Knast und die dortigen harten Jungs niemals überlebt hätte. Ein Traum von einer Mutter, oder? Ironischerweise hat Dee Dee Ramone, der auch schon Nancys Lippen gekostet hat, sich später im Hotel Chelsea eingemietet, um das Buch „Chelsea Horror Hotel“ zu schreiben. Dafür wird er seine Gründe gehabt haben. Vielleicht war einer der, dass Sid und Nancy sozusagen im halbtoten Zustand abends noch immer durch das Hotel an der 23rd Street spuken.
DER KOMPLEXE TOD Michael Hutchence, Frontmann der australischen Band INXS, war ein Sexsymbol. Unglaublich bei diesen Aknenarben und den Schweinelöckchen. Aber – der Mann hatte Charme. Ihm erlegen waren Frauen wie Kylie Minogue oder Helena Christensen.
nem Faible für Sänger. Die englische Moderatorin war bis dahin Ehefrau von Sir Bob Geldof (und Mutter der heutigen Peinlich-It-Girls Pixie und Peaches, plus der eher unbekannten Fifi Trixibelle). Ein weltbekannter Hit und ein weltumgreifendes Hilfsprojekt machten Bob Geldof zu dem Unantastbare, aber im Fall Paula Yates war er der Verlierer. Michael hatte ihm die Frau ausgespannt. Doch die schräge Liebe sollte nicht lange halten. Michael Hutchence starb 1997 im Ritz-Carlton Hotel in Sydney. Das Zimmermädchen fand ihn kniend mit seinem schwarzen Ledergürtel um den Hals. Erhängt an einer Tür. Zudem war er nackt. Wie er starb? Tausend Theorien, keine Sicherheiten. Der Pathologe sagt, er hätte Alkohol im Blut gehabt, Kokain und Prozac (ein Antidepressivum) – und es sei garantiert Selbstmord gewesen (eine These, die auch enge Freunde unterstützen). Paula Yates behauptete, es könnte ein autoerotisch motivierter Tod gewesen sein und schloss Selbstmord kategorisch aus. Es gibt Autoren, die sprechen von Mafia-Mord. Wie auch immer, Michael Hutchences Tod war ein Verlust. Insbesondere für seine kleine Tochter Heavenly Hiraani Tiger Lily (welcher Name des Töchter-Quartetts ist eigentlich der schlimmste?). Paula Yates hat das Hemd des Leichnams während der Trauerfeier mit Heroin bestückt (ein romantisches Souvenir an die gemeinsame Zeit?), drei Jahre später nahm eine ungewollte Überdosis dieser Droge ihr das Leben. Die damals 3-jährige Tiger Lily befand sich mit ihr in der Wohnung, als sie starb.
Das Ende des Ruhms
Noch bevor die australischen Behörden informiert werden konnten, klagte Bob Geldof das Sorgerecht für die Kleine ein, das ihm prompt zugesprochen wurde. Ein Tod, um den sich zahlreiche Verschwörungen ranken. Man könnte meinen – alles dummes Zeug. Er war ein Sänger, der Drogen nahm, depressiv wurde und in einem Moment der geistigen Umnachtung auf die schräge Idee kam, sich das Leben zu nehmen, weil eben dieses ihm momentan gar nicht gefiel. Die Frage ist nur: Wieso ist sein Vermögen von 20 Millionen US-Dollar bis heute verschwunden? Jenny
Eine Webseite, für diejenigen, die Spaß an den Todesursachen von Promis haben: www.findadeath.com.
Sein Herz erobert hatte jedoch Paula Yates – eine Schreckschraube par excellence mit ei-
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Fakten, Fakten, Fakten: Bewerbungsfrist: 01.05.2010 – 30.06.2010 Abschlussevent: 05.08.2010 Förderungsstart: Herbst 2010 Förderungsdauer: 6 Monate Mehr Infos findet ihr auf www.schwarzedose.de
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ENDLICH! Fotograf: Mark Mattingly Lichtassistent: Daniel J. Matousek Visagistin: Carina Wittmann Models: Jessyca www.about-Jessy.com, Jamain Jaime Mitarbeiter: Patricia Kurth, Yanah Hรถlig, Danilo Opitz, Jule Haug
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Jessy: Bikini: O‘Neill Shorts: Bench Schuhe: Pointer Jamain Jaime: Jacke: Nike Shorts: Nike Schuhe: Nike Rad: Electra Bier: Veltins
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Jamain Jaime: Hose: Quiksilver Shirt: Cocaine Cowboys Schuhe: seine Füße Jessy: Schuhe: Nike Shorts: MEK Denim Shirt: Wemoto Räder: Electra
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Jessy: Sonnenbrille: Freudenhaus Schuhe: [Espadrij] Badeanzug: Roxy Tasche: Sionyx Armreif: Roxy Spange: H&M Jacke: Nike Handtuch: H&M Jamain Jaime: Schuhe: Supra Shorts: Jobe Neoprenanzug: Jobe Wakeboard: Jobe
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Jessy: Schuhe : Nike Bikini: Roxy Jamain Jaime: Hose: O‘Neill Schuhe: Puma Kopfhörer: Urbanears Getränkekühler: www.design3000.de
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Jessy: Badeanzug: H&M Schuhe: Havaianas Kopfhรถrer: Marvel von Coloud MP3 Player: Philips GoGear Muse Tasche: Adelheid Jamain Jaime: Hose: Nike Shirt: Strandgut Schuhe: Nike Kamera: Casio Exilim EX-FH 20
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Rad: Electra Sonnenbrille: Freudenhaus Overall: Herrlicher Schuhe: Converse Tasche: Stereo Panda
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Shorts: Herrlicher Shirt: Herrlicher Bikini: Bench Schuhe: [Espadrij] Kamera: Casio Exilim EX-FH 20 M端tze: Sionyx Magazin: SLEAZE
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nst u k s n Lebe
LEAZ
S N E B E L T S N KU nskunst Lebe
PROUDLY PRESENTS
CUYPI
How are you? Fine, thank youÉIÔm Cuypers Sebastien aka Cuypi, a 30 years old graphic designer from France. I like to work on character design, typographic illustration, actually IÔm just a little famous in the t-shirt design aera, but I hope one day I could be famous with toys, coversÉ I worked for Lafraise, threadless, Salomon, Archiduchesse, Vinyl kills MP3, and many moreÉ Where do you come from? As I already said before, IÔm a french graphic designer. I live close to Paris in Compiègne, a small and lonely town. Could you imagine to live somewhere else? Yes, I really really really want to live in Tokyo, or New york, or Sidney, or MontrŽalÉ but not Paris. How did you get your artist name? Cuypi, itÔs the nickname that my friends gave me when I was a young boy. Cuypi For Cuypers, itÔs very simple.
If you werenÕt an artist, what else would you do? I really donÔt know, cause now itÔs the only job that I could and want do. ItÔs more than a job, itÕs my passion. But when I was young I wanted to become an archeologist, Biologist, or super hero, like all young boy. Where do you get your inspirations? Everywhere: music, movies, comics, street art, others artistsÉ
Do you remember, when you diced to start to design? Not really, since IÔm a young boy I like to draw, but I didnÔt wanted to be a graphic designer, I wanted to become cartoonist and work form the most famous company. Life didnÔt wanted the same thing than me and my last choose was the graphic designer way. Now, like I said before, ItÔs more than a job, itÔs my passion, day and night I think graphic design.
+RZ GLG \RX FDPH WR EH DQ �DUWLVW´" I donÔt know if IÔm really an artist, but I have to thanks internet, lafraise, threadless and others people who trust in me and gave me the chance to show what IÔm able to do. I just work, show my designs and after some month and years, IÔm here, interviewed by you. Is there a movie you could watch more than ten times? 0DQ\ EXW �'XPE 'XPEHU´ LV QXPEHU RQH
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Grafiker-Platz
What is on the top of your monitor? A picture of meÉ No itÔs a joke. One toy Master of the universe, some art toys, postersÉ
:KLFK DUH WKH ÀYH LWHPV \RX GRQҋW ZDQW WR PLVV on a lonely island? My wife, my friends, my computer, my ipod full of MP3, and a truck full of Coke zero. thank you.
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Bier und Kunst
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Yasha Young / Strychnin Gallery
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er Ein Platz für Grafik
- und Partyge Wohnungs-, Auto bi le rz ku d un ch si t und t veränder chwertigen Grafiken ho i be Die Medienlandschaf es t eh si rs ab. Ande Bis zu dem s flexiblere Internet sion nichts ändern. dates wandern in da er -V et bl Ta es pl Ap st lwird – vorerst – selb der technischen Spie l) ia er at M Layouts aus. Daran s da r ga vielleicht so sen, um sich die Haptik (und oge Flächen angewie al Zeitpunkt, an dem an f au r ke afi Gr sind n Inhalt anpassen, zeuge dem jeweilige sen zu präsentieren. ihre Kunst angemes f dem l eine Doppelseite au ah W r re se un r tle nem Küns in jeder Ausgabe ei B. Wir stellen deshalb chränkungen wie z. ns Ei ne ei kl f au s Bi rfügung. e können Grafiker-Platz zur Ve llig frei. Bei Interess vö r tle ns Kü r de t is kundungen t aufnehmen. rechte Dummheitsbe gern mit uns Kontak e .d ag m ze ea sl @ er danilo weitere Künstler üb
z t a l P r e k i f a r G
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How are you? Fine, thank youÉIÔm Cuypers Sebastien aka Cuypi, a 30 years old graphic designer from France. I like to work on character design, typographic illustration, actually IÔm just a little famous in the t-shirt design aera, but I hope one day I could be famous with toys, coversÉ I worked for Lafraise, threadless, Salomon, Archiduchesse, Vinyl kills MP3, and many moreÉ Where do you come from? As I already said before, IÔm a french graphic designer. I live close to Paris in Compiègne, a small and lonely town. Could you imagine to live somewhere else? Yes, I really really really want to live in Tokyo, or New york, or Sidney, or MontrŽalÉ but not Paris. How did you get your artist name? Cuypi, itÔs the nickname that my friends gave me when I was a young boy. Cuypi For Cuypers, itÔs very simple. If you werenÕt an artist, what else would you do? I really donÔt know, cause now itÔs the only job that I could and want do. ItÔs more than a job, itÕs my passion. But when I was young I wanted to become an archeologist, Biologist, or super hero, like all young boy. Where do you get your inspirations? Everywhere: music, movies, comics, street art, others artistsÉ Do you remember, when you diced to start to design? Not really, since IÔm a young boy I like to draw, but I didnÔt wanted to be a graphic designer, I wanted to become cartoonist and work form the most famous company. Life didnÔt wanted the same thing than me and my last choose was the graphic designer way. Now, like I said before, ItÔs more than a job, itÔs my passion, day and night I think graphic design. +RZ GLG \RX FDPH WR EH DQ �DUWLVW´" I donÔt know if IÔm really an artist, but I have to thanks internet, lafraise, threadless and others people who trust in me and gave me the chance to show what IÔm able to do. I just work, show my designs and after some month and years, IÔm here, interviewed by you. Is there a movie you could watch more than ten times? 0DQ\ EXW �'XPE 'XPEHU´ LV QXPEHU RQH What is on the top of your monitor? A picture of meÉ No itÔs a joke. One toy Master of the universe, some art toys, postersÉ :KLFK DUH WKH ÀYH LWHPV \RX GRQҋW ZDQW WR PLVV on a lonely island? My wife, my friends, my computer, my ipod full of MP3, and a truck full of Coke zero. thank you. SLEAZE Mai / Juni 2010
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Bier und Kunst - was will man mehr? Wo Bier und Kunst aufeinander treffen, ist SLEAZE nicht weit. Seit knapp drei Jahren bietet SLEAZE Kreativen jeder Couleur eine Plattform. In unserem Heft sind immer wieder neue und unbekannte Künstler vertreten. Da bekamen wir natürlich feuchte Augen, als wir vom BLOOOM Award by WARSTEINER gehört haben. Die Kreativmesse BLOOOM feiert ihre Premiere im Herbst 2010 in Köln und räumlich in die ART.FAIR 21 eingebunden. Auf der BLOOOM verwischen die Grenzen zwischen den verschiedenen Bereichen, egal ob Film, Design, Mode oder Games. Die Teilnehmer zeigen ihre neusten Arbeiten und werden wahrscheinlich nebenbei ein Warsteiner trinken. Jeder ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland kann das Ergebnis seiner Arbeit vom 1. April bis 31. Juli 2010 einreichen. Zusätzlich benötigt ihr noch die Entstehung eurer Arbeit in 100 Worten und euren Lebenslauf. Eure Werke werden von einer bunten Jury bewertet, die da wären: Yasha Young, die Erfinderin der Strychnin Gallery und künstlerische Leiterin der BLOOOM, Walter Gehlen, der Direktor und künstlerischer Leiter der ART.FAIR 21, Maxim von The Prodigy, Joko Winterscheidt von MTV und Catharina Cramer von Warsteiner. Insgesamt werden zehn Werke ausgewählt. Warsteiner kürt am 28. Oktober 2010 auf der BLOOOM die Gewinner des „BLOOOM Award by WARSTEINER“. Gewinnen könnt ihr unter anderem eine Mentoren-Unterstützung durch ein Jurymitglied, die Ausstellung eurer Arbeit in einer Galerie, eine Reise nach Miami oder Paris oder einen feuchten Händedruck von SLEAZE. Wir sind übrigens mit einem Stand vor Ort und gespannt auf die Gewinner. Ihr seht, ihr könnt nichts verlieren, aber eine Menge gewinnen. Reißt euch also kreativ am Schlüpfer und bewerbt euch. Wir sehen uns dann in Köln. Weitere Infos unter: www.blooomaward.de
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Yasha Young / Strychnin Gallery Ein Magazin rausbringen, Galerien in drei Ländern und eine Kunstmesse aus dem Boden stampfen – wofür andere zwei Leben brauchen, braucht Yasha nicht mal ein halbes. Ihr Konzept ist dabei wie alle guten Formeln sehr simpel: „Ich liebe Kunst, Abenteuer und die kreativen Schwingungen, die mich umgeben. Meine Projekte sind sehr unterschiedlich, das heißt, ich lasse mich nicht einschränken; ich tue einfach das, was ich liebe.“ Eines ihrer Projekte ist die Strychin Gallery, die – bekannt für wilde Kunst – 1998 in New York gegründet wurde, dann einen Ableger in Berlin bekam und inzwischen einen weiteren in London hat. Ihre Kontakte aus der Tätowier-Szene nutzte sie, um für die oft ignorierte Kunst eine Plattform zu bilden – abseits des etablierten Kunstbetriebs. Aus demselben Grund ist SLEAZE damals entstanden, was uns die Strychnin Gallery natürlich auch abseits der Kunst sehr sympathisch macht. Nun scheint Köln dran zu sein. „In der Stadt leben viele kreative Geister. Hier sind viele innovative Projekte wie die ART.FAIR 21, Art Cologne, Litcologne, c/o pop oder C’n’B zu Hause.“ Und im Oktober die BLOOOM, die im Rahmen der ART.FAIR 21 den BLOOOM Award by WARSTEINER vergibt. Wer nicht so lange warten will und im Juni in Berlin ist, sollte sich die Ausstellung „Fragility“ geben: Marina Bychkova, Wendy Froud und Virginie Ropars zeigen Puppen von einer ganz neuen Seite. Fragility. Puppen und Kreaturen von Marina Bychkova (CAN). In The Vault: Wendy Froud (UK) und Virginie Ropars (F). Vernissage am 11. Juni um 19:00 Uhr. Dauer bis 4. Juli. Öffnungszeiten: Donnerstag – Sonntag von 12 – 18: 00 Uhr www.strychnin.com
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es m a G he r c 端 B e Fi l m DVD cs i Com
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Ein weiter Weg
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DVD
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Comic
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Kino
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Videoraiders
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Videoraiders Filmrezension
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Games-Gefl端ster
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Überblick für den Mai / Juni 2010
BÜCHER Maarten Keulemans
EXIT MUNDI - DIE BESTEN WELTUNTERGÄNGE dtv
Wir werden alle sterben. Wenn nicht heute, dann auf jeden Fall in nächster Zeit. Gelegenheiten gibt es genug. Ein Virus könnte uns niederraffen, Superunkraut könnte uns zuwuchern oder das Wetter meint es nicht gut mit uns. Der Maarten hat einige Szenarien gesammelt und lässt uns teilhaben. Fast alles ist vertreten, ob Newcomer wie unzufriedene Moleküldesaster und der berüchtigte Planet X , auch Nibiru genannt oder die ewigen Dauerbrenner wie Schwarze Löcher, Atombomben, Klimawandel und Supervulkane. Eigentlich ein Wunder, dass wir noch leben. Also Tassen hoch. Sterben werden wir auf alle Fälle!
Yanah
Christopher Payne
ASYLUM: INSIDE THE CLOSED WORLD OF STATE MENTAL HOSPITALS
The MIT Press / schon erschienen
Jedem Urban Explorer wird es die Tränen in die Augen treiben. Verlassene Psychiatrien samt Interieur stehen in den USA anscheinend herum wie bei uns Dönerbuden. Christopher Payne fotografierte innerhalb von sechs Jahren 70 Anstalten in über 30 Bundesstaaten. Die Bilder sind skurril und trotzdem voller Respekt für die ehemaligen Patienten. Architektur - so wie ich sie mag. Oliver Sacks, der bekannte Neurologe, gab seine 5 Cent zum Thema auch bekannt. Insgesamt ein sehr gelungener Bildband, den man sicher nicht nur einmal durchblättert. Yanah
Marks Heitz
COLLECTOR Heyne
Im Jahr 3042 bricht die Menschheit ins Weltall auf. Man fand seltsame Artefakte und konnte damit ins Weltall reisen. Keiner weiß aber so richtig, wie diese Objekte funktionieren und so reiht sich Unfall an Chaos an Panne. Doch irgendwann treffen die Menschen auf eine außerirdische Spezies, die Collectors, die den Menschen helfen wollen. Das finden alle total super und die katastrophalen Folgen sind vorprogrammiert. Denn die Collectors sind noch überheblicher als die Menschheit.
Daniel
Matt Groening, Bill Morrison
DIE SIMPSONS FUTURAMA CROSSOVER KRISE Knesebeck Verlag
Zwei der bekanntesten und beliebtesten Comics (auch für Erwachsene) in einer Story zu vereinen, schaffen wohl hinterhältige Riesenhirne. Jene verbannen Fry und seine Freunde in das beschauliche Springfield. Homer säuft mit Bender, Fry unterrichtet Bart und durch eine Anomalie im Raum-Zeit-Kontinuum – wie das eben immer so ist – werden die Kollegen der Simpsons in das New York des 31. Jahrhunderts verbannt. Neben dieser fulminanten Geschichte bietet das Buch noch einiges mehr: Einige Figuren sind dreidimensional ausklappbar, Skizzen und Zeichnungen aus erster Hand liefern Infos über die Entstehung eines Comics. Matt Groenings Intro rundet das Ganze ab. Als besonderes Gimmick gibt es den Nachdruck vom ersten Simpsonheft von 1993. Ein fabelhaftes Sammlerstück! Yanah
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Eine weite Reise
von Sascha
Jakobs Mutter ist in der Nacht gestorben. Ohne zu ahnen, was der Tod bedeutet, fängt er an sie zu suchen. So beginnt das Comic-Erstlingswerk von den Filmstudenten Felix Mertikat und Benjamin Schreuder. Erzählt wird die Geschichte in einem charmanten Wasserfarbstil, mit einem Text der hauptsächlich aus nachdenklich machenden Dialogen besteht. Verlegt wurde das Ganze von der Edelschmiede Cross Cult, welche sonst eher Lizenzen von ausländischen Comics herausbringt. Wie das alles zusammen hängt, erfahrt ihr hier. Okay, die dummen Fragen zuerst! Ich sehe an euren Kurzbiografien, dass ihr eigentlich eher einen Filmbackground habt. Warum habt ihr einen Comic gemacht? Felix: Ein Comic kommt dem, was ich ausdrücken will, viel näher als ein Film. Ich mag an Comics, dass sie dem Leser eine intensivere und individuellere Beschäftigung ermöglichen. Jeder kann seinen eigenen Rhythmus wählen. Außerdem gefällt mir an Comics, dass sie so haptisch sind. Man kann einen Comic jedem und überall zeigen und ihn überall ohne Mittelsmedium (DVD-Player, Fernseher) konsumieren. Ben: Ich kam zum Comic wie die Jungfrau zum Kinde. Eigentlich studiere ich ja Drehbuch. Felix, der damals ja Animation studiert hat, kannte mich von einem anderen Projekt und bat mich, ihm bei seinem Diplom-Comic als Autor zu helfen und meinen Input einzubringen. Meine Einflüsse sind eher Kinderbücher und die Klassiker der Abendländischen Literatur aus. Ich denke, so konnte Felix Ideen ganz gut ergänzen, weil er sich ja schon länger mit Comics beschäftigt hat. Wie sieht es dann bei dir aus Felix? War das dein erster richtiger oder hattest du schon andere Comics gemacht? Felix: Auch für mich war „Jakob“ der erste richtige Comic. Das Medium hat mich bisher rein „rezeptiv“ angesprochen, aber noch nicht so sehr gefesselt, dass ich selbst zum Stift greifen wollte. Allerdings habe ich in den letzten Jahren viele Storyboards für FilmakademieFilme und Werbung gemacht, insofern gehört bildliches Erzählen für mich zum Alltagsgeschäft. Dazu kommt noch meine Erfahrung als Illustrator, wo es stets darum geht, mit einem einzelnen Bild eine größere Geschichte zu erzählen. Deshalb wurde „Jakob“ eine sehr bildlastige, suggestive Geschichte, die überwiegend ohne Text funktioniert. Dann die andere dumme Frage. Es geht natürlich um Jakob und den Tod seiner Mutter. Aber wo ist sein Vater? Felix/Ben: Schau dir einfach mal Seite 1 ganz genau an... Ihr habt beide an der Story mitgeschrieben. Wie sah da euer Arbeitsablauf aus? Und wie kamt ihr zu den 34
Bildern. Hat das Felix alleine gemacht oder wurde das ausdiskutiert? Felix: Die Bilder sind klar mein Bereich. Ben hat mir da vertraut, was nicht heißt, dass er keinen Einfluss auf die zeichnerische Umsetzung hatte. Ben: Ich bin so ziemlich der mieseste Zeichner auf dieser Erde – und versuche das auszugleichen, indem ich schreibe. Felix und ich haben die Geschichte von „Jakob” zusammen entwickelt, die eigentlich Textarbeit (Exposé, Bildertreatment und Drehbuch) und die dramaturgische Ausgestaltung war mein Metier. Die Dialoge haben wir im Café bei Spinatkuchen und Kaffee/Kakao mit verstellten Stimmen entwickelt – ein Wunder, dass wir kein Hausverbot bekommen haben.
„Jakob“ von Ben gezeichnet
Ihr spielt viel mit Symbolen in der Geschichte. Raben, der Fuchs, Tiere, die wie Menschen aussehen, Menschen, die wie Tiere aussehen. Das sind ja klassische Zeichentrick- und Kinderbuchwesen. Inwiefern habt ihr den Spagat zwischen Comic und Kinderbuch beabsichtigt und wenn ja, warum? Felix/Ben: Die Wahl der Symbole und der Genre-Mix sind absolut beabsichtigt. Aber Absicht wirkt für uns immer erst dann, wenn der Zufall auch ein Mitgestalter ist und es vor allem viele Freiräume für die Fantasie gibt. Uns nerven Geschichten, bei denen man die Absicht(en) der Autoren zu deutlich merkt. Wichtiger ist uns, dass dem Leser nicht alles vorgedacht und vorgekaut wird. Im „Making of” beschreibst du, Felix, wie du zu dem Bleistift-Aquarell-Stil gekommen bist, der übrigens wirklich hervorragend aussieht. Gab es einen tieferen Sinn dafür? Außer, dass du in Farbe arbeiten wolltest? Schließlich sind
Wasserfarben ja auch ein Medium, das sehr gut zur Geschichte passt – man sieht quasi den Alterungsprozess während alles trocknet. Es bleiben Spuren von dem was davor passiert ist, so wie bei Jakob im Verlauf der Geschichte. Felix: Siehst du, und schon hab ich eine neue Perspektive auf meine Arbeit bekommen. Dieser eingezeichnete Alterungsprozess war sicher ein unbewusster Grund für mich ausgerechnet auf Aquarell zurückzugreifen. Technischer und banaler gesprochen, ist Aquarell die einzige analoge Kolorations-Technik, mit der man Zeichnungen Farbe geben kann, ohne den Bleistiftstrich zu verlieren. Und wie schon gesagt, ich liebe das sinnliche Arbeiten: Und vielleicht ist es so, dass man haptisch arbeiten muss, um eine haptisches Empfinden beim Leser zu erzeugen. Digitales Arbeiten wäre zu sauber und glatt angesichts der oft verqueren und grotesken Ausrichtung von „Jakob“. Aber nochmals grundsätzlich gefragt: Was war der Auslöser für diese recht tragische Geschichte? Entsprang die Figur Jakob komplett der Fantasie oder basiert er auf eigenen Erfahrungen? Ich weiß es ist immer schwer zu sagen, aber meistens erinnert man sich ja doch, wann/wie/wo die Idee gezündet hat? Ben: Besser erst einmal Felix fragen... von ihm stammt die Kurzgeschichte, aus der wir die Grundsituation von Jakob übernommen haben. Felix: Es gibt sicherlich autobiographische Elemente, aber vieles an der Figur ist auch reine Fiktion und zeigt Bens und meine Vorliebe für einen Figurentyp mit tragischen Zügen wie etwa den kleinen Prinzen, Momo oder Pinocchio. Ben: Sicherlich ist Jakob in Teilen ein Alter Ego von uns: das kindlich-naive Element, das jeder in sich trägt und manche weniger, manche mehr ausleben. Er ist unser persönlicher „Hans im Glück“, dem es nichts ausmacht, dass er sich an die Welt verschenkt, vielleicht belächelt wird und vielleicht aus Sicht anderer nichts „erreicht“ – und dennoch hat sein Tun seinen Sinn. Das ist euch absolut gelungen. Mit einmaligem Lesen kommt man da nicht aus, mein Hirn hat ganz schön gerattert. In SLEAZE Mai / Juni 2010
der Pressemitteilung steht, dass es auch einen 30minütigen Film der Geschichte gibt. Ist dieser im Rahmen eures Studiums entstanden? Oder was war der Grund? Felix/Ben: Der Film entsteht gerade und ist für die „Jakob“-Ausstellung im Rahmen des Internationalen Comic Salons im Juni geplant. Es wird ein Stills Animated-Film sein, den wir unter anderem. in Verbindung mit einer „Jakob“Lesung inklusive musikalischer Begleitung zeigen werden. Auf unserem Blog (wordpress. jakobsreise.com) findet man das Link zum „Jakob“-Trailer. In diesem Stil wird der Film gehalten sein. Wir sind selbst sehr gespannt wie „Jakob“ als kleiner Film funktioniert. Cross Cult ist dafür bekannt, ausländische Lizenzcomics in hochklassigen Ausgaben auf den deutschen Markt zu bringen. Wie kam es zustande, dass sie „Jakob“ verlegt haben? Felix/Ben: Wir haben irgendwann gemerkt, dass „Jakob“ schon im frühen Stadium viele Menschen berühren konnte. Und auch unsere Produzentin Sinje Gebauer sah das Potential, dass „Jakob“ zu mehr taugte als einem Diplomprojekt, das man im Copyshop für ein paar Leute ausdruckt. Cross Cult mochten die Geschichte, hatten schon länger Interesse an einer Kooperation mit der Filmakademie und wollten sicher auch mal mit einem eigenen, „nicht-lizensierten“ Autoren/ Zeichner-Team zusammenarbeiten. Die Verhandlungen waren sehr umkompliziert, da auch die Filmakademie die erstmalige Zusammenarbeit mit einem (Comic-)Verlag spannend fand. Am Ende gibt es eigentlich nur Gewinner durch die Verbindung der Kompetenzen von Verlag, Filmhochschule/Animationsinstitut und uns beiden. Jakob als Comic, Jakob als Kurzfilm, da liegt die Frage nahe: Was habt ihr damit noch vor? Und wo wird man euch noch signieren sehen? Felix/Ben: Es sind diverse Signierstunden in Comic-Läden und Buchhandlungen geplant. Die Termine werden auf unserer Blog-Seite und der Cross Cult-Homepage bekannt gegeben.Was die weitere Auswertung betrifft, ist alles möglich, aber noch nichts fest geplant: Hörbuch, Kartenspiel, Brettspiel, Videospiel, Theaterstück, Animations- und Realfilm, Kurzroman... Mit unserem Crossmedia Studio ZEITLAND planen wir sowieso, unsere Geschichtswelten (also auch Felix „OPUS ANIMA“) auf verschiedensten Plattformen auszuwerten. Außerdem sind, da wir die „Jakob“-Welt und seine Figuren sehr offen konzipiert haben, viele Geschichten aus anderen Figurenperspektiven möglich (etwa „Der Fuchs oder wie ich Jakob traf“).
Seite 1: Jakob und die Spuren des Vaters
Auf seinem Weg trifft Jakob einige sonderbare Gestalten.
JAKOB von Benjamin Schreuder und Felix Mertikat Man sollte sich nicht täuschen lassen von den lässigen und kinderfreundlichen Zeichnungen Felix Mertikats. Es steckt mehr drin und dran an diesem Comic, als man zuerst denkt. Denken bzw. Mitdenken ist übrigens das Stichwort. Der Leser ist gefordert, denn die Autoren sagen kein Wort zuviel über das, was mit Jakob passiert. Ein wirklich starkes Debüt, welches an den Kanten noch etwas ungeschliffen wirkt, aber gerade das ist auch die Kraft dieses Comics. Das rohe Ungesagte, die Bilder, welche den Hintergrund der Geschichte einfach zeigen und das nicht mit einem Fähnchen auf dem steht „Hallo hier bin ich!“. Man hat hier eine spannende Mischung aus Kinderbuchoptik, Comic und Animationsfilm gefunden. Garniert mit einer anspruchsvollen tragischen
Danke für das Interview!
Geschichte. Definitiv nichts, was man mal eben so liest und beiseite legt.
Erschienen bei Cross Cult, 16,80 Euro SLEAZE Mai / Juni 2010
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DVD
Überblick für Mai /Juni 2010
Colin - Die Reise des Zombie Verkaufsstart: 07.05.2010 Colin hat es nicht leicht, zuerst wurde er von einem Zombie gebissen und jetzt verwandelt er sich auch noch. In einen Zombie selbstverständlich. Wer es noch nicht weiß, Zombies sind langsam, schwer zu töten und sie haben großen Appetit auf menschliches Fleisch. Leider verspürt auch Colin dieses Begehren und nach und nach verliert er seine Prinzipien und Grundsätze im großen Loch des Hungers. Dieser Film hat angeblich nicht mehr als 50 Pfund gekostet. Wahrscheinlich, weil sämtliche Rollen (Schauspieler, Techniker und Statisten) von hundert Freunden von Regisseur Price besetzt wurden. Eigentlich wie bei SLEAZE.
Yanah
Paragraph 78 – Das Spiel des Todes Verkaufsstart: 24.06.2010 Moskau in allzu naher Zukunft. Drogen sind legalisiert, Länder-Unionen haben den Einzelstaat abgelöst und natürlich konnte die Abschaffung der Massenvernichtungswaffen auch bei den Großmächten durchgesetzt werden – natürlich nicht „ganz“ vollständig. In einem Bunker stiftet eine dieser „Superwaffen“ unkontrolliert Chaos, eine Spezialeinheit aus tapferen Frauen und Männern – alle mit hippen Namen und Eigenheiten – soll diese vernichten. Soviel zum Inhalt. Nicht außergewöhnlich innovativ, nicht wirklich originell, alles schon mal da gewesen. Die Umsetzung überrascht jedoch. Kameraführung, Kampfszenen und Spezialeffekte sind durchaus gelungen. Gerade die aufgeblasenen Kampfsequenzen machen mit einem Mix aus Matrix und Smokin’ Aces dem Genre-Fan Spaß und laden dazu ein, mit der Zunge zu schnalzen. Action-Sci-Fi-Popcorn Kino, der höhere Anspruch bleibt leider auf der Strecke
Julian
Bustin’ down the Door Verkaufsstart: 04.06.2010 Anfang Juni geht’s wieder ab an den Strand. Sommer, Sonne und Seeluft schnuppern. Wie praktisch, dass man – abgesehen vom Riechen des Seetangs – sich das Ganze auch gemütlich auf der heimischen Couch geben kann. Mit „Bustin’ down the Door“ kommt Anfang Juni der wegweisende Doku-Film der Surfer-Generation der 1970er Jahre in den Laden deines Vertrauens. Wie bei einschlägigen Bike- und Snowboard-Dokumentationen bekannt, wird auch beim Surfen auf einen möglichst coolen Soundtrack gesetzt, hinzu kommen ein paar schnittige Männer in kurzen Shorts und halsbrecherische Bilder. Perfekt ist die Ikonisierung des Surfens als das Beste, was der Menschheit passieren konnte. Und ach ja, dieses Lebensgefühl. Surfer und solche, die gern szenige Sport-Dokus im Schrank haben, dürfen sich freuen, dem Rest sollte zumindest der Soundtrack zusagen.
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Julian
SLEAZE Mai / Juni 2010
Copyright © 2009 by Patricia Briggs. Artwork copyright © 2009 by Dabel Brothers Productions, LLC. All rights reserved.
NEUE COMIC-HIGHLIGHTS VON PANINI
Basierend auf Patricia Briggs Bestseller-Romanen
MERCY THOMPSON BAND 1: HEIMKEHR 114 Seiten ISBN 978-3-86607-876-5
Die preisgekrönte Superhelden Satire von Mark Millar (Wanted) Sido ausgesteckt
Der Junge von der Straße hat es tatsächlich getan, er nahm in Zusammenarbeit mit MTV ein Unplugged-Konzert auf. Stilecht trafen sich Paul Würdig und sein originell zusammengestelltes Orchester in der Kulisse eines Plattenbaus im Berliner Märkischen Viertel zum gemeinsamen Konzert. Neben den klassischen Elementen eines Unplugged-Konzertes fanden sich auch ein Beatboxer und ein Musiker aus New York ein, der seinen Lebensunterhalt mit dem Trommeln auf Eimern verdient. Zum Rap und Gesang kamen neben Sido selbst auch K.I.Z., Kurt Krömer, selbstverständlich Doreen sowie ein Kinderchor, der beim Track „Augen auf“ zu hören war. Seit der „Rock n Roll Realschule“ von Die Ärzte mal wieder ein richtig gutes Unplugged.
Die Comicvorlage zum neuen Film von Matthew Vaughn
KICK-ASS BAND 1 100 Seiten ISBN 978-3-86607-7430
Von NYT-Besteller-Autor und Stephen King-Sohn Joe Hill „Die kühnste und überzeugendste neue Stimme in der Horrorliteratur!“ – Publishers Weekly
Locke & Key script © 2008 Joe Hill, art © Idea and Design Works, LLC. All rights reserved.
Jule
LOCKE & KEY BAND 2: PSYCHOSPIELE 164 Seiten ISBN 978-3-86607-897-0
Leseprobe auf SLEAZE Mai / Juni 2010
© 2010 Mark Millar and John Romita, Jr. All Rights Reserved.
Verkaufsstart: 21.5.2010
Im Buch- und Comicfachhandel erhältlich.
www.paninicomics.de
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JUNGLE GIRL 1 geschrieben von Benjamin Vogt
Hält man den neuen Comicband Jungle Girl, der unlängst bei Panini erschien, in den Händen, bekommt man unweigerlich ein Deja-vuGefühl. Die Parallelen zur MarvelSerie Shanna sind frappierend. Bedenkt man, dass auch hier Frank Cho (der die vor einiger Zeit auch in Deutschland veröffentlichte Graphic Novel Shanna the She-Devil gestaltete) seine Finger mit im Spiel hat, so muss man doch überwiegend von einer Kopie des Konzepts ausgehen. Tatsächlich ist das Dschungelmädchen Jana ein unverhohlenes Duplikat der namenstechnisch nicht unähnlich klingenden Marvel-Figur. Frank Cho und Doug Murray, die bei Jungle Girl für Story und Text verantwortlich zeichnen, bemühen sich erst gar nicht, den Ideenraub zu verschleiern oder subtil zu gestalten. Selbstredend ist unter ihrer Feder vor allem auch ein weiterer Babe-Comic entstanden, der zudem bereits auf dem Backcover als „Pulp-Abenteuer“ gekennzeichnet und quasi eine Non-Mainstream-Variante des Titels aus dem Hause Marvel ist. Allerdings muss ja nicht zwangsläufig die Kopie schlechter sein als das Original, daher möchte ich etwas genauer auf den Inhalt von Jungle Girl eingehen und dessen Qualität beurteilen.
Der Band enthält die US-Hefte 0 bis 5, veröffentlicht beim Verlag Dynamite, und präsentiert sich im etwas schmaleren DIN-A4-Format und schmuckem Hardcovereinband. Die Handlung an sich ist schnell erzählt: Das Flugzeug eines TV-Teams stürzt über einer Dschungelregion ab und landet in einer urzeitlichen Steinzeitwelt. Jana, die leicht bekleidete Titelheldin, findet die Crew, eskortiert sie durch die Wildnis und beschützt sie vor den heimischen Gefahren. Das ganze Unterfangen stellt sich für den Leser äußerst zäh dar, denn Chos und Murrays Plot besteht vornehmlich aus platten Dialogen und dahinplätschernden Szenen. Der Comic ist im Grunde ein einziges Schaulaufen allerhand bekannter Dinosaurier, die Jana nach und nach abwehren muss. Und das mit Erfolg natürlich, denn sollte es sie wirklich erwischen und sie z.B. in einem T-Rex-Maul zer-
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fleischt werden, käme das der Darstellung ihres üppigen Busens sicherlich so gar nicht gelegen. Und nichts anderes steht mehr in Vordergrund, als die Heldin möglichst sexy in Szene zu setzen. Dass das Dschungelmädchen dabei mitunter auch als völlig unterbelichtet charakterisiert wird, scheint den Machern offenkundig egal zu sein. Das Resultat sind „denkwürdige“ Momente wie folgende: James Sebastian, Produzent und Teil des abgestürzten TV-Teams, versucht Jana über seine Arbeit aufzuklären. Nachdem sie zweimal bei Sebastian nachfragen muss, weil sie überhaupt keinen Schimmer hat, was „Produzieren“, „Genehmigung“ und „Locations“ bedeutet, fragt sie ihn, was denn überhaupt ein „Tefau“ sei. Na das hat doch jeder im Haus, so die Reaktion ihres Gegenübers. Worauf Jana, man mag es als Leser hervorsehen, kontert: „Was ist ein Haus?“. Okay, als ein jenseits der Zivilisation aufgewachsenes junges Ding bleibt dir natürlich vieles verborgen, aber muss man es denn derart thematisch ausbreiten? Mal davon abgesehen, dass solch künstliche Dialoge der Todesstoß für vernünftiges Storytelling sind. In Junge Girl hat man als Leser allzu oft das Gefühl, dass nicht nur die Figuren blöd und/ oder naiv agieren, sondern man auch selbst für dumm verkauft werden soll. Ein weiterer Beweis ist das Ende des Bandes: Ohne zu viel zu verraten, handelt es sich dabei um eine ganzseitige Szene (gedacht als vermeintlich spannender Cliffhanger), die allerdings beinahe identisch ist mit dem Ende des ersten Kapitels (der Nullnummer). Dramaturgisch und perspektivisch fertigte Zeichner Adrianao Batista eine 1:1-Kopie an. Für mich ist das der traurige Höhepunkt eines äußerst enttäuschenden Comics und der Hinweis darauf, dass Cho und Murray nicht nur bei der Konkurrenz abgeguckt haben, sondern sich auch selbst der Einfachheit halber kopieren. Eine Leseprobe gibt es bei www.mycomics.de. erschienen bei Panini, 19,95 Euro
in Zusammenarbeit mit
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UND WIR TRÄUMTEN VON DER ZUKUNFT geschrieben von Thomas Kögel
Whatever Happened to the World of Tomorrow? heißt der Comic von Brian Fies im Original. Was ist nur aus der Welt von Morgen geworden? Eine Frage, die den Inhalt bereits gut auf den Punkt bringt: Es geht um den Glauben an die Zukunft, um die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für alle Menschen durch technologischen Fortschritt. Um eine Utopie, die weite Teile des 20. Jahrhunderts bestimmt hat, die aber letztlich ein uneingelöstes Versprechen blieb. Fies Erzählung entspannt sich vom Jahr 1939 (Weltausstellung in New York) bis 1975 (Ende des Apollo-Programms), ihr Protagonist ist der kleine Junge Buddy, der – diese künstlerische Freiheit hat sich der Autor erlaubt – in diesem Zeitraum nur geringfügig altert. Gemeinsam mit Buddy und seinem Vater erleben wir eine Ära, die (zumindest aus amerikanischer Sicht) geprägt war von enormen technischen und wissenschaftlichen Fortschritten, allen voran der Atomkraft und der Raumfahrt. Beides regte die Fantasie der Menschen an, von beidem erhoffte man sich Großes. Sowohl Buddy als auch sein Vater sind begeistert von den neuen Errungenschaften und den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, müssen jedoch im Laufe der Jahre erkennen, dass nicht alle Träume wahr wurden und viele Illusionen geplatzt sind wie Seifenplatzen. Buddy tritt dabei als Ich-Erzähler auf. So bekommt die Geschichte zwar eine persönliche Färbung, bleibt aber trotzdem immer sachlich, nüchtern und faktenorientiert. In diesen Passagen könnte man „Und wir träumten von der Zukunft“ mit Fug und Recht als Sachcomic bezeichnen – wären da nicht die eingeschobenen „Space Age Adventures“, ein Comic im Comic. Buddy liebt diese fiktive Comicheft-Serie, deren Held Commander Cap Crater mit seinem Sidekick Cosmic Kid auf dem Mond lebt und immer dann auf die Erde gerufen wird, wenn mal wieder Not am Mann ist und ein Superschurke wie der sinistre Dr. Xandra besiegt werden muss. Diese geschickt eingeflochtenen Comic-Sequenzen dienen nicht nur zur Auflockerung der manchmal allzu trockenen Haupthandlung, Brian Fies nutzt sie auch als Hommage an das Golden und Silver Age der amerikanischen Comics: Jedes Kapitel der „Space Age Adventures“ ist mit viel Liebe zum Detail als einzelnes Comicheft gestaltet: Mit eigenem Cover, mit Werbeanzeigen, mit einem Zeichenstil, der sich an berühmten Comiczeichnern der jeweiligen Epoche orientiert, mit der berüchtigten groben Raster-Kolorierung (inklusive Farbkleckse!) und sogar auf einer eigenen Papiersorte gedruckt, jenem holzigen und gelbstichigen Pulp-Papier, das sich auffällig vom weißen Glanzpapier unterscheidet, auf dem der „Hauptcomic“ gedruckt ist.
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Die „Space Age Adventures“ geben dem Comic eine sehr schöne Metaebene. Die vier Ausgaben gehören jeweils zu einem anderen Jahrzehnt und spiegeln sowohl den jeweils aktuellen Stand der Technik (und der daraus sich ergebenden fantastischen Szenarien) als auch die Comicgeschichte mit ihren Trends und Entwicklungen. Im ersten Heft von 1939 sind Cap Crater und Cosmic Kid noch naive Handlanger der Regierung, während sich in der letzten Ausgabe (1975) ein desillusionierter Held von seinen Lesern verabschiedet, der sein Tun als sinnlos ansieht und aufgibt.
Es ist diese Metaebene, die dem Buch das gewisse Etwas verleiht und ihm übers Mittelmaß hinaus hilft. Ohne die ComicEinschübe wäre Brian Fies „Geschichte von Hoffnung und Wandel“ (so der deutsche Untertitel) deutlich öder ausgefallen. Seine Zeichnungen wirken brav und bieder, ein interessantes Seitenlayout ist praktisch nicht vorhanden (sehr oft wird eine ganze Seite als ein Panel verwendet). Fies scheint stets darauf bedacht, sein junges Zielpublikum nicht zu überfordern, so dass der Lehrbuchcharakter seines Comics allzu deutlich in den Vordergrund tritt. ‚Was ist was?’ lässt grüßen. Außerdem bleiben die beiden Hauptfiguren dem Leser seltsam fremd. Sie betrachten zwar stellvertretend für den Leser die Geschichte des technologischen Fortschritts, entwickeln aber kaum eigene Charakterzüge. Warum hat Buddy keine Freunde außer seinem Vater? Und wo steckt eigentlich seine Mutter? Und wir träumten von der Zukunft hätte noch deutlich interessanter werden können, wenn Fies etwas mutiger gewesen wäre und auch die dunklen Seiten jener Ära genauer beleuchtet hätte. Dass Kriege, Krisen und Konflikte nicht ganz unschuldig am Platzen vieler Zukunftsträume waren, wird zwar nicht verschwiegen, der Autor belässt es aber bei eher dezenten Hinweisen. Dadurch bleibt die Geschichte vom Technikboom doch recht banal und oberflächlich. Die Idee mit den „Space Age Adventures“ erweist sich letztlich als großer Glücksfall, denn sie wirken wie eine Flasche Tabasco, die einem eher fade schmeckenden Gericht die nötige Würze verleihen, so dass es letztlich doch sehr gut schmeckt. erschienen bei Knesebeck, 24,95 Euro
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KINO Überblick für Juni 2010
Die Eroberung der inneren Freiheit Silvia Kaiser, Aleksandra Kumorek Unser Alltag ist geprägt von ungeschriebenen Gesetzen, von Normen und Werten. An diesen orientieren wir unser Denken und Handeln. Jeder Mensch tut das. Auch solche, die aufgrund ihres vergangenen Verhaltens zu Haftstrafen verurteilt werden. Die Besinnung auf das eigene Wertesystem und der daraus folgenden Erkenntnis, was wir falsch oder richtig machen und zur Selbstreflexion und eigenverantwortlichem Denken anregt, wird unter anderem durch die Methode der Sokratischen Gespräche aufgedeckt. Diese Methode wurde in einem einzigartigen Experiment in der Justizvollzugsanstalt Tegel in Berlin durchgeführt und brachte einen ungeahnten Zulauf von Probanden. Der Erfolg lag weit über dem, den die dort eingesetzten Sozialarbeiter und Psychologen bisher erreichen konnten. Wie geht man aber mit den neuen Erkenntnissen über die eigenen Antriebe um, in einer Welt, die sich durch Gewalt und Unterdrückung auszeichnet. Und wie weit will man selbst in die hässliche Seite des eigenen Ichs schauen. Der Film begleitet die Teilnehmer unaufgeregt, mit ruhigem Blick und entlässt den Zuschauer mit der unangenehmen Frage, ob man sich nicht auch mal den schwarzen Teil der eigenen Seele begeben sollte. Daniel
Gentlemen Broncos Jared Hess / 27.05.2010 Ein heranwachsender Nerd von Science-Fiction-Literatur der übleren Sorte unternimmt erste Gehversuche im Schreiben von Schund. Er macht sich auf den Weg zu einem Wochenendseminar um dort das kreative Schreiben zu lernen. Der in der Szene gefeierte Ausnahmeautor Dr. Ronald Chevalier (Jermaine Clement) ist mit von der Party und lehrt den Eleven die hohe Kunst des Trash. Jedoch steckt er grade mitten in einer Schreibblockade, bemächtigt sich des Manuskripts des 17jährigen Benjamin (Michael Angarano) mit dem Namen „Yeast Lords: The Bronco Years“ und baut sich daraus sein eigenes Buch, mit kleinen künstlerisch erlaubten Abweichungen. So macht er zum Beispiel den Helden des Werkes zu einem schwulen Hauptdarsteller. Benjamin will das nicht auf sich sitzen lassen und rächt sich. Einerseits ein Drama, welches sich durch die Irrungen und Wirrungen eines erwachsenwerdenden Kindes nährt, auf der anderen Seite eine SciFi-Parodie. Die Fäden zwischen beiden Handlungssträngen werden durch die teils skurrilen, teils fast normal erscheinenden Charaktere gehalten. Und als einziger Vertreter Hollywoods schuftet Sam Rockwell doppelt, in den Film-im-Film-Szenen als strahlender Held im Werk von Benjamin und als Perücke tragender Schwuler bei Chevalier. Daniel
Keep Surfing Björn Richie Lob Dieter, Walter, Quirin, Florian, Gerry und Eli sind Wellenreiter. Ihr Hotspot liegt in der drittgrößten Stadt Deutschlands, in Münchens Eisbach am Englischen Garten. Seit 35 Jahren fährt man dort „Brettl“. Für den passionierten Surfer Lob Grund genug einen Dokumentarfilm in Angriff zu nehmen. In fünf Jahren Produktionszeit ist ein Stück Zelluloid entstanden, dass die ungebremste Lebenslust der lokalen Surfercommunity aufzeigt und Einblick in unkonventionelle Lebenskonzepte der sechs Surfer gibt. Deren Alltag kann unterschiedlicher nicht sein. Aber wenn das Neopren auf der Haut liegt, gibt es nur noch die Welle, die es so gut wie möglich zu reiten gilt. Angefüttert wird der Film mit rotstichigen Amateuraufnahmen der Anfangszeit und einem Soundtrack von Lee Buddha, der auch eigene Songs dazu steuerte. Ein Gute-Laune-Film vom Eisbach Daniel
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The Crazies Breck Eisner / 25.05.2010 Ein Baseballspiel in einem kleinen Ort in Iowa. Ein Mann mit einer Handfeuerwaffe. Ein Sheriff und sein Deputy. Das Ergebnis dieser Gleichung ist ein Toter. Wie kam es dazu? Der Hinterwäldler Rory (Mick Hickman) taumelt apathisch aufs Spielfeld, bedroht Spieler und Zuschauer Sheriff Dutton (Timothy Olyphant) versucht es, ihn zur Vernunft zu bringen, jedoch ohne Erfolg. Rory stirbt an einer Kugel aus der Knarre des Sheriffs. Vorfälle dieser Art häufen sich. Menschen werden zu hässlichen, emotionslosen Hüllen ihrer selbst. Nach und nach lichtet sich der Dunst und es wird klar, dass die Ursache für den ganzen Schlamassel der Absturz eines Flugzeuges mit fragwürdiger Fracht in den Sümpfen unweit des beschaulichen Örtchens Ogden Marsh war, wo die Handlung ihren Platz findet. Die Sümpfe lieferten den Bewohnern bislang unbeanstandet das Trinkwasser. Das Militär schaltet sich ein, riegelt alles ab, liefert die Einwohner in Quarantäne. Dutton und sein Deputy Russell Clank gehen der Sache auf den Grund und schlagen sich zu Dutton´s Frau durch, die nun auch in den Fängen der Army ist. Das Chaos ist nahe… Eisner hat sich hier George A. Romeros Original von 1973 vorgenommen. Die politischen Sidekicks von damals gehen in diesem Remake in der beiläufigen Betrachtung der Taktiken des Militärs auf. Deputy Clank (Joe Anderson) brilliert als Nebendarsteller mit Nadelstichen der besseren Art. Und dezidierte Gewaltdarstellungen sind die Macarenakirsche auf dem Eisbecher mit Himbeersirup. Daniel
Repo Men Miguel Sapochnik / 03.06.2010 Der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür! Und will das zurück, wofür du die Raten nicht mehr zahlen kannst. Eine unangenehme Situation, zugegeben. Nur was, wenn das Produkt, welches du erworben hast, für deine Existenz zwingend notwendig ist? In der Zukunft haben die Menschen die Möglichkeit, sich durch den Kauf von hoch entwickelten Organen das Leben zu verlängern. Und Ratenzahlung ist selbst in der Zukunft noch populär. Also bekommt jeder, der mit seinen Raten im Rückstand ist, Besuch von einem Team von Eintreibern, die ohne Rücksicht auf das wahrscheinliche Ableben des Kunden ihrer Arbeit nachgehen und das Organ entnehmen. Remy (Jude Law) ist einer der Besten im Team und bisher war nur der Bonus auf seinem Konto nach jeder Aktion sein Credo. Doch als er einen Herzinfarkt erleidet und nun mit einer künstlichen Pumpe aufwacht, ändert sich seine Sichtweise schlagartig. Denn auch er gerät mit den Raten in Verzug und bekommt nun Hausbesuch von seinem ehemaligen Kollegen Jake (Forest Whitaker), der sich in der Vergangenheit als wenig zimperlich erwies. Remy taucht nun in die Parallelwelt ab, lernt Feinde und auch Freunde kennen und stellt fest, das der Sturz des Systems die einzige Lösung ist. Die Welt geht immer mal wieder vor die Hunde, so oder so. Daniel
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Zum Scheitern
verurteilt
immerhin Sinn ergeben (irgendwie...), sondern auf die Wahl seines Kostüms. Bedeutet: Kein Verbrecher würde ihn ernst nehmen, wenn er ihnen mit einem übergroßen Widlschwein-Kopp entgegentritt. Sollte irgendwann mal der Weltfrieden ausbrechen, so kann er aber immerhin jederzeit im Heide Park Soltau anheuern.
10 Superhelden, die in der Realität (ach, eigentlich auch in der Fiktion) echte Probleme hätten (ILLUSTRIERT Mit Fotos von echten superhelden) Quelle: www.worldsuperheroregistry.com
Über die Jahrzehnte hinweg, gab es reihenweise fragwürdige Superhelden, die das Licht der Comicwelt erblickten. Sei es Squirrel Girl, die mit Eichhörnchen kommunizieren kann und eine Armada derer auf Dr.Doom jagte oder Red Bee, der abgerichtete Beinen aus seiner Gürtelschnalle feuern konnte. Die Welt der Superhelden ist nicht nur umfangreich, sondern gefüllt mit kunterbunten Charaktere - von denen viele strenggenommen in ihrer Fiktion - aber insbesondere in der Realität gescheiterte Existenzen wären - sei es psychisch oder physisch...
10. RAZORBACK Es gibt einen Grund, warum ausrangierte FreitzeitparkMaskottchen die Menschheit nicht retten. Oder überhaupt irgendwen vor irgendwas schützen. Die Kopfbedeckung ihres Anzugs ist nämlich überproportional groß. Es reicht damit aus um als Comiccharakter kleine Kinder zum quiken zu bringen aber nicht um Schurken von ihren Missetaten abzuhalten. Ein solches Kostüm stellt sich nämlich als unglaublich unpraktikabel heraus. Weder dürfte es als Tarnanzug durchgehen, um in der Finsternis der Nacht wie ein Schatten aus dem Nichts hervorzukommen, noch ist es in der Welt der Verbrechensbekämpfung als äußerst praktikabel anzusehen. Springt ein Fiesling ins Wasser und taucht sprichtwörtlich unter, schwimmt man aufgrund des riesigen Kopps immer an der Wasseroberfläche. Kommt das Böse von links oder rechts, ist die Chanche enorm groß, dass man es nicht einmal bemerkt, da der Sehradius extrem eingeengt ist. Und wenn der Fiesling richtig fies ist, dreht er den Kopp einfach um - und man sieht nichts mehr. Der Grund warum Razorback in der Realität versagen würde, bezieht sich hiermit nicht einmal auf seine Kräfte, die
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SUPERBARRIO / Mexiko 9. KAPTAIN KWEEN Dieser britische Superheld aus den 1970er Jahren erhält seine übernatürliche Stärke von einem alten, weisen Druiden (Stonehenge, anyone?), der in unregelmäßigen Abständen bei ihm vorbeischaut (oder immer wenn er Hilfe braucht). Das Kaptain Kween nicht gerade zur Speerspitze der internationalen Verbrechensbekämpfung zählt, dürfte wohl außer Frage stehen. Nicht einmal die Daten-Hure Google liefert ein einziges Bild von ihm. In einer von Geeks dominierten Netzwelt eine Unglaublichkeit. Aber noch viel unglaublicher ist Kaptain Kweens eigentliche Motivation, um für Recht und Ordnung einzutreten. Denn dieser ruft nur dann seine Superheldenkräfte ab, wenn die Frisuren anderer Menschen in Gefahr sind. Was? Die Frisuren? Richtig, sollte ein Übeltäter euer Haar für seine Zwecke ruinieren oder missbrauchen, so schaut Kaptain Kween vorbei, nachdem ihn sein alter Magier übernatürliche Stärke verliehen hat, und macht ENTOMO / Italien
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den Bösewicht fertig. Gut, jetzt weiß ich warum Google kein einziges Bild ausspuckt. Seine Superhelden-Existenz darf man ruhigen Gewissens in Frage stellen und das dieser Heros schnell in Vergessenheit geriet ist wohl demnach nicht sehr überraschend. Aber auch in der Realität könnte man ihn im Grunde vergessen. Kein Krimineller bekämpft schönes Haar. Keiner. Seine gesamte Existenz ist somit in Frage zu stellen. Bedeutet: Kaptain Kween ist somit so nützlich wie Kondome bei einem internationalen Facial-Wettbewerb.
ANGLE GRINDER MAN / England
8. BLIMP Schwerer Fall von unnützen Superkräften, die weder in Realität noch in der Fiktion einen Sinn ergeben oder von Nutzen sind. Der Blimp kann sich, leicht wie eine Feder, von Ort zu Ort wehen lassen - aber natürlich nur wenn Wind aufkommt. Abgesehen von der Tatsache, dass natürlich das Aufkommen von Wind und ein Verbrechen nicht immer gleichzeitig auftreten, fragt man sich auch, was dann pasieren solle, wenn er tatsächlich zum Ort des Verbrechens geweht wurde. Er besitzt keine anderen Kräfte. Also, Abteilung: Opfer. Wie der folgende Superheld Thunderer. Da Blimp aber immerhin eine Superkraft besitzt (und wenn es nur das wegwehen-lassen ist...argh), kann man ihn immerhin noch höher einstufen als genannter Thunderer. Bedeutet: Wegwehen lassen...ich meine...argh...
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7. THUNDERER Wenn man vom Teufel spricht, hier ist er schon: Herr Thunderer. Superhelden besitzen ja bekanntermaßen vielfältige übernatürliche Fähigkeiten. Sie können fliegen, Laserstrahlen aus ihren Augen schießen, unter Wasser atmen oder mit tonnenschweren Felsbrocken kegeln. Da seit rund 70 Jahren die wildesten Helden aus den Federn weltweiter Comicautoren entspringen, kann es unter Umständen schon einmal vorkommen, dass der ein oder andere Held - nun, ja - mit seinen Fahäigkeiten nicht unbedingt beeindrucken kann. Zu dieser Sorte zählt: Thunderer, zu Deutsch: Donnerer. Brachialer Name und man erwartet wohl von ihm, dass er wie Storm das Wetter kontrolliert und Blitze auf seine Widersacher niederprasseln lassen kann. Oder vielleicht sind seine Fäuste so hart, dass ihr Aufprall wie ein Donnerschlag die Gegner niederstreckt. Es könnte auch sein, das er einfach nur wie ene Naturgewalt über das Böse hereinbricht und es in einem wahren Sturmangriff überrennt. Aber nein. Als diese Möglichkeiten wählten die Schöpfer von Thunderer nicht. Anstatt ihn als Donnergott Gerechtigkeit verbreiten zu lassen, besteht seine einzige Fähigkeit darin, mittels seiner Stimme auf seine Gegner einzureden - und dies macht er nicht einmal ohne Hilfsmittel. Ein Megaphone dient ihm dazu die Kraft seiner Stimmbänder zu verstärken. Damit dies auch wirklich deutlich ist: Thunderer kann nichts, außer rumgröhlen - und dies auch nur mit einem Megaphon. Was ihn irgendwie zum H.P. Baxter unter den Superheros macht. Keine Frage, seine Comic-Existenz war bei diesen doch recht mäßigen Kräften nicht von langer Dauer... Bedeutet: Um es mit den Worten von McLovin zu sagen, er wär auch ein Opfer. Durchweg. Kein Krimineller, nicht mal ein popelliger Barboxer, würde sich durch ein Megaphone abschrecken lassen... 6. SPEED CENTAUR Schnell wie der Wind gallopiert der Speed Centaur über die Steppe der Böswiligkeit, um mit seinen Hufen Gerechtigkeit zu pflügen. Wie sein Name es verrät ist er ein Zentaur - halb Mensch, halb Gaul. Seine alleinige Präsenz wird somit jeden Unterweltboss in die Flucht schlagen...sofern er nicht be-
waffnet ist. Was allerdings bei - schätzungsweise - 99,99% aller Bösewichter der Fall ist. Wäre dies aber das einzige Problem vom Speed Centaur, so könnte er zwar sterben, aber wenigstens mit einem heroischen Tod sein Superhelden-Image als unerschütterlicher Heros pflegen und rechtfertigen - in der Realität hingegen, ist seine gesamte Existenz zum Scheitern verurteilt. Als man ihn 1941 erfand erschien es vielleicht noch durchaus sinnvoll, einen Zentaur auf das Böse der Welt loszuschicken - heutzutage düsen Polizeiautos mit 220 Km/h zum Einsatzort und sind - so oder so - schneller am Tatort als er. Es hat seinen Grund, warum die Polizei keine Kutschen mehr einsetzt. Übrigens tragen Polizeibeamte Waffen - und können, falls das Verbrechen nicht direkt auf offener Straße passiert, auch Treppenhäuser hinauflaufen, sich durch enge Gasse quetschen und im Zweifelsfall Verfolgungsjagden auf der Autobahn durchführen (Cobra-11Style, baby). Das alles kann der Speed Centaur nicht, was ihn irgendwie nutzlos erscheint. Bedeutet: Was macht man mit nutzlosen Gäulern? Richtig, Pferdewurst. Oder in den Zirkus. SUPERHERO / USA
5. FLASH Der Flash (nicht der Gordon) ist schnell wie der Wind - ach, quatsch - noch schneller! Mit *insert unglaubliche Number hier* Km/H düst er um die Ecken und kann so jeden dahergelaufenen Ganoven leicht einfangen. Zugegeben: ein Superheld, der sich nur schnell bewegt, ist nicht gerade der Burner, denn bis auf seinen Speed hat der Herr nicht mehr viel zu bieten, dennoch reichte es aus, um Anfang der 90er eine Real-TV-Serie um ihn zu schaffen, in dieser selbst Luke Skywalker einen Bösewicht mimen durfte. In dieser Serie etablierte man sofort in der ersten Folge, dass der Flash einen speziellen Anzug benötige, da seine
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normalen Klamotten bei dieser hohen Geschwindigkeit einfach zerreißen würden. Und das ist natürlich Quatsch. Kein Anzug, oder zumindest kein tragbares Material auf Erden, kann seinen heldenhaften Speed standhalten. Klar könnte er auch in einer Taucherglocke aus Messing durch die Gegend spurten. Da er aber eben außer seiner Geschwindigkeit nichts zu bieten hat (und damit meine ich gar NICHTS), dürfte sich die Taucherglocke (oder jedes anderes Schutzutensil) in seinen Körper bohren - naja, oder eher andersrum.
GREEN SCORPION / USA
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Bedeutet: Der arme Flash würde sich in der Realität schon beim ersten Versuch seine Superheldenkräfte auszutesten selber in ein Häufchen Matsch verwandeln. Sobald er Anlauf nimmt, fetzt es ihm die Haut von den Knochen... 4. HIGHLANDER Kein Superheld im klassischen Sinne, aber dank zahlreicher TV-Serien (inkl. einer Zeichentrickserie), Filmen, Comics und Romanen, erfüllt er immerhin die notwendigen Vorraussetzungen um als übernatürlicher Held anerkannt zu werden. Seine Fähigkeit? Unsterblichkeit. Man könnte meinen, dass das ewige Leben eine tolle Sache wäre. Man kann durch die Epochen wandern und wie ein Betrachter die Menschheit dabei beobachten, wie sie sich weiterentwickelt oder gegebenenfalls abschlachtet. Hier kommt das Problem bei der Sache: das menschliche Gehirn. Dieses lebende Organ ist nicht für die Ewigkeit geschaffen. Jahrhunderte an Informationen würden den Schädel zum Platzen bringen - nicht bildlich gesprochen. Die Masse an Informationen und vorallem Emotionen würden unseren Highlander über kurz oder lang in den Wahnsinn führen. Und mit Wahnsinn meine ich: WAAAAAHHAHAHAHHAHAHAHAHAHHASSSIIIIINNNNNNNNNNNN. Er würde zu einem geistigen Krüppel degenerieren, der nicht mehr in der Lage wäre weitere Informationen und Emotionen zu verarbeiten - oder die bereits abgespeicherten Einflüsse zu sortieren. Quasi Hirnstau. Des Weiteren würde mit jeder zusätzlichen Sekunde, Minute, Stunde die Welt um ihn herum einen Tick schneller laufen (das persönliche Zeitempfinden beschleunigt sich proportional zur persönlich abgerissenen Lebenszeit - Bsp.: Als Kind dachte man sich “Menno, noch 2 Stunden bis ich Weihnachtsgeschenke kriege!”; als Erwachsener denkt man sich “Scheiße! Wie kriege ich in 2 Stunden noch Weihnachtsgeschenke!”). Bedeutet: Spätestens ab 300 Jahren Lebenszeit würde der Highlander nicht mehr Stolz mit Schottenrock und Zweihänder auf einem Hügel stehen, sondern sabbernd in der Ecke sitzen - bis in alle Ewigkeit (oder irgendwer ihm Sterbehilfe leistet und den Kopp abschlägt).
DOKTOR DISCORD / USA 3. DAS DING Als 5-Zenter-Steinklotz kann man vielleicht für den Rest seines Lebens allen Widrigkeiten der Natur, sowie böser Gegenspieler standhalten - ob Feuer, Wasser, Wind, MG-Salben - aber eines mit Sicherheit nicht: der Rechnung vom Möbelmarkt. Die klotzigen Ausmaße lassen sich leider nicht mit der Möbelbaukunst der Realität vereinbaren, alles würde unter seine Super-Masse zusammenbrechen - wie ein Kartenhaus. Ob Bett, Stuhl oder Tisch. Geschweige denn vom Donnerbalken. Leben im Apartment? Niemals. Fahrstuhl? Pff. Rumflätzen im Bett? Vergesst es. Nicht einmal den Liebesakt kann er vollziehen - denn das, was dort in seiner Buchse schlummert, würden ncht einmal japanische Cam-Girls... naja...ihr wisst schon...und die machen ja ALLES...und schieben sich sogar ein Ölfass...ach, wollen wir es nicht vertiefen... Bedeutet: Zurück zur Natur - donnern unter freien Himmel.
CAPTAIN OZONE / USA
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2. MR. FANTASTIC Mr. Fantastic ist nicht nur der Genius unter den Fantastischen Vier, sondern wohl auch der gelenkigste Superheld der Comicwelt. Durch einen ominösen Unfall mit Weltallstrahlung wurden seine Moleküle durcheinander gewirbelt und besitzen nun die Fähigkeiten seinen Körper in alle Richtungen zu strecken. Wie ein Gummiband. Da dies aber seine einzige Fähigkeit und er nicht immun gegen Schmerzen ist, bedeutet dies im Grunde, dass er allerspätestens beim ersten ;) Einsatz seiner Kräfte zu einem Krüppel seiner Schmerzen degenerieren würde. Kennt ihr diese Freaks, die sich in jungen Jahren die Beine strecken lassen? Hier bedarf es monatelanger Schmerzmittel. Und mit Schmerzmittel meine ich Schmerzmittel. Kein medizinisches Marihuana, sondern die richtigen Hammer, die einen ins sabbernde Nirvana kloppen. Mr. Fantastic müsste demzufolge schon mega-stoned sein, um überhaupt seinen kleinen Zeigefinger in irgendeine Richtung zu strecken. Ob eine solche Kombination ihm wirklich helfen würde, das Verbrechen zu jagen sei einmal dahingetellt... Bedeutet: Seine körpereigene Streckbank würden Herrn Fantastic zu einem Krüppel seiner Schmerzen machen.
ckiert wird - oder die Superschurken der Comicwelt unter dem Ozean ihre Welteroberungspläne umsetzen, gibt es genaugenommen nicht sehr viel was Aquaman überhaupt tun kann. Wirklich. Seine gesamte Existenz als Superheld beruht auf der simplen Tatsache, dass er in den Tiefen des Ozeans haust - an Land schwinden seine Kräfte. Somit sein Kryptonit. Als ob seine fiktive Superhelden-Existenz nicht schon eine einzige Demütigung wäre, fickt ihn die Realität erst richtig. Giftmüllfässer, Ölpest, Walfänger, Robbenjäger, Kunststoff - in Auqamans Wohnzimmer ist mehr los, als in Sasha Greys Unterhose. Kaum legt er sich pennen, donnern französische Frachter illegalerweise ihre Giftmüllfässer auf sein Bett, will er mal Luft schnappen taucht er in einen chinesischen Ölteppich ein - wenn ihn nicht schon vorher kanadische Robbenjäger eine Keule über die Rübe gezogen oder japanische Walfänger ihn zu Thunfisch verarbeitet haben... Bedeutet: Double-Fail. Abgesehen von der Tatsache, dass seine Superheldenexistenz aufgrund seiner Positionierung auf dem Grund des Ozeans grundsätzlich in Frage gestellt werden kann, wäre dies in der Realität auch verdammt tödlich für ihn. Diejenigen, die er beschützen soll, die Menschheit, sind auch sein ärgster Feind. Sein, sagen wir es mal so, farbenfrohes Kostüm tut den Rest. Somit dreimal Fail. Und nach der Internet-Mathematik: Epic Fail.
DARK GUARDIAN / USA
BLACK ARROW / England
MASTER LEGEND / USA
DREIZEHN / USA
1. AUQAMAN Abgesehen von seiner GoldfischKleidung, kann im Grunde Auqamans komplette Superhelden-Existenz angezweifelt werden. Denn solange man nicht von einem Killerwal atta-
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Review
“Uwe, da hinten war was im Dunkeln!” “Dann schau ich doch mal lieber nach, Brigitte!” Italienische Trashfilmemacher haben mal wieder das Dokumentationszentrum der NASA überfallen. Ihr Ziel: sämtliches Doku-Material (irgend-)einer Weltraummission zu mopsen. Zweck: spektakuläre Einführung ihres filmischen Epos - so wie die Rückseite des alten Videocovers verspricht (“Spektakuläre Originalaufnahmen!”). Das mit dem spektakulär können wir vergessen. Letztlich sehen wir dann doch nur verschwitzte NASA-Ingenieure mittleren Alters in ihrer kompletten GildenMontur (Hornbrille, Halbglatze, KurzarmHemd), wie sie konzentriert auf ihre Monitore glotzen. Demnach ist filmintern rrgendwas passiert. Das Raumlande-Modul Alpha 1 hat keinen Strom? Satellit Omega-13 droht mitsamt seines Atomreaktors auf die Erde zu crashen? Die Sovjets haben Forschungs-Kapsel Centauri-X2 eingenommen? Vielleicht in der Realität - in diesem Filmuniversum ist es aber ein klumpiger Latexwurm, der sein Unwesen in Tropfsteinhöhlen treibt. Oder, um genau zu sein, es ist ALIEN - Die Saat des Grauens!
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Jetzt wissen wir warum die akademische Welt am ausflippen ist. Ein extraterrestrisches Wesen, außerirdische Intelligenz, kracht auf die Erde! Der erste Kontakt ist somit hergestellt - Anbruch einer neuen Ära, weltweiter Frieden? Wohl kaum. Das was auf die Erde geplumpst ist, darf weder als intelligent, noch als friedlich, dafür aber als sehr kontaktfreudig bezeichnet werden. Mitten im Nirgendwo kommt es runter und zerdetscht gleich die Schnute eines kleinen Mädchens (visuell perfekt dargestellt durch ein zerhacktes Kotelett). Die Forscher horchen auf: das Wesen, was immer es auch sein mag und was immer es auch möchte (ich sage: das Wesen weiß es selbst nicht), muss gefunden und ausgerottet werden. Eigentlich. Aber wenn Fachkräfte gerufen werden, hätten wir ja keinen Film - also muss die Story eine kostengünstige 180-GradWendung nehmen und uns einen kunterbunten Trupp aus Höhlenforscher vorstellen, von denen niemand für Höhlenforschung geeignet zu sein scheint (weder physisch, noch
psychisch). Egal, die Magie des Films wird uns vorgaukeln, es hier mit der akademischen Elite Italiens zu tun zu haben. Und so seilen sie sich ab in das tiefe Dunkel einer Tropfsteinhöhle, Refugium der Saat des Grauens. Was sie dort erwartet ist nicht genau definierbar - es zwingt allerdings junge Frauen dazu in die Kamera zu schreien und männliche Nebendarsteller den theatralischen Filmtod zu sterben (“AAAAHHHHRRGRGGGGHHHH!”). Denn eine der Forscherinnen hat einen blauen Klumpen am Strand gefunden und mit sich genommen (wie man das eben mit blauen Klumpen, die man irgendwo findet, so macht). Dieser gräbt sich nun als Wurm in ihren Körper, um sich als noch größerer Wurm wieder auszugraben. Interessante Taktik. Scheint auch zu funktionieren - nicht nur das das Forscherteam auf ein Minimum reduziert wird, als dieses Minimum zum Schluß die Höhle verlässt, stellen sie noch fest, dass die ganze Welt (o_O) menschenleer ist. Oder zumindest der Drehort. Ob die Crew einfach einen saufen gegangen ist oder es in der filmischen Realität wirklich zur Apokalypse gekommen ist, konnte nicht genau festgestellt werden. Ach, wieder einen dieser Streifen überlebt, in denen italienische Filmemacher versuchen, die Apokalpyse im Kleinformat nachzuahmen. Und wie es für die Entstehungszeit so typisch war, darf hier ein außerirdisches Wesen den Boten des Infernos mimen. Tja, hätte der olle Ridley Scott sich doch bloß die Namensrechte für “Alien” gesichert, so hätte er nicht mit ansehen müssen, wie im Jahresrhytmus neue “Alien”-Filme auf den Videofreund der 1980er Jahre niederprasselten (vorliegender Film bezeichnete sich unter seinem Originaltitel sogar als Fortsetzung: “Alien 2 sulla Terra”). Filme mit Alien im Titel sind zahlreich, von “Das Alien aus der Tiefe” über “Alien Encounters” bis hinzu “Killer-Alien” (oh, da gibt’s noch wilderes - das Zeilen-Diktat der Chefredaktion erlaubt es jedoch nicht diesem Phänomen näher auf den Grund zu gehen) - das Wort Alien ist quasi das 80er-SciFi-Pendant zu den Action-Titeln
SLEAZE Mai / Juni 2010
DAVID CARRADINE
DARYL HANNAH
mit den Wörtern “Ninja” und “Terminator” (einen ausgiebigen Artikel zu dieser Thematik findet der verehrte Leser in Sleaze Ausgabe Nummer 4...oder? Ach, hab’s vergessen...). Und so bedeutet dieses natürlich auch, dass in bester Exploitation-Manier es im Grunde volkommen wurscht ist, ob das herumschleichende Monster hier überhaupt ein Alien ist. Wäre der Schinken 10 Jahre später, Ende der 80er, gedreht wurden, so wäre es wahrscheinlich vom Grund eines weggekippten Atommülleimers hochgeklettert. Nun kommt es aus dem All - die fein säuberlich hereingeschnittene Eröffnungsszene der überarbeiteten NASAMonteure soll uns dies bezeugen. Hauptsache ein Grund um Alien in den Titel zu schmieren. Der Rest des Streifen kann als Anschauungsobjekt dienen, warum wir diese Art von Film so lieben. Gespickt mit einigen Splatter-Einlagen, begleitet von bester Synthie-Mucke (verantwortlich: die Gebrüder De Angelis, oder besser bekannt unter ihren Pseudonym Olvier Onions), dürfen unsere Hauptdarsteller einer nach dem anderen das Zeitliche segnen. Frei nach dem Motto: “Uwe, da hinten war was im Dunkeln!” - “Dann schau ich doch mal lieber nach, Brigitte!” - PLATSCH! MONSTER-ATTACK! - Gesicht weggefetzt. Lediglich eine Dame mit telepathischen Fähigkeiten (Erkennungsmerkmal: grünschimmernde Augen) kann sich den Fängen des Grauens entziehen, alle anderen dürfen ihre blutverschmierten Köpfe gegen die Kameralinse hauen. Das dieses nicht jedem gefällt - insbesondere den Wasserköppen von der BPJM - dürfte klar sein. So fristet der Streifen seit nun mehr 27 Jahren (!) ein Nischendasein auf dem Index - und das obwhl der Film in allen erschienenen deutschen Fassungen bereits geschnitten war. Schade, denn so wird der Masse der Zugang zu einen der unterhaltsamsten Alien-Grusler der Geschichte (ach, was - von wo überhaupt gibt auf die Welt!) verwehrt. Wer auf italienische Schlocker steht wird bestens unterhalten. Freunde erdgeschichtlicher Felsformationen ebenfalls.
Mit David Carradine und Daryl Hannah, die nach „Kill Bill Vol. 1 & 2“ wieder gemeinsam vor der Kamera stehen
Juni Ab dem 10. erhältlich!
Unser Sortiment ist überall im Handel erhältlich. SLEAZE Mai / Juni 2010
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Games-Geflüster
von Pascal
Neuigkeiten, Gerüchte und Fundstücke aus der Welt der Videospiele Call of Duty 8 wird ein Action-Adventure
Kult-Regisseur John Carpenter hilft bei Entwicklung von F.E.A.R. 3 mit
Nachdem Activision die beiden Chef-Köpfe von Infinity Ward abgeschlagen hat (wegen internen Differenzen), sollen die Modern Warfare-Macher komplett ausgetauscht werden. Sledgehammer Games will sich nun bis 2011 um eine Fortsetzung zu der erfolgreichen Serie kümmern. Eine sehr riskante Entscheidung, die Activision einige Millionen kosten könnte, falls das Projekt scheitert. Immerhin hat Infinity Ward die definitiv erfolgreichere Linie von Call of Duty-Spielen betreut und vor allem technisch den Takt angegeben. Treyarch, das Entwicklerstudio welches für Call of Duty 7 (erscheint vor. Ende 2010) zuständig ist, erfüllte bislang eher die Rolle des Resteverwerters. Noch interessanter ist allerdings der Fakt, dass Sledgehammer Games für Call of Duty 8 keinen Shooter, sondern ein Action-Adventure plant. Wir sind also auf das Resultat in vielerlei Hinsicht gespannt!
Noch im Herbst dieses Jahres geht der Grusel-Shooter F.E.A.R. in die dritte Runde. Mit Unterstützung von niemand geringerem als Horror-Fachmann John Carpenter, soll das Spiel noch spannender präsentiert werden. Auch der Comic-Zeichner Steve Niles greift den Entwicklern in Sachen Story-Writing unter die Arme. Bislang gibt es, abgesehen davon, nur spärliche Infos zum Spiel. Allerdings steht jetzt schon fest, dass F.E.A.R. 3 einen Co-OpModus spendiert bekommt. Wir halten weiter Ausschau nach erstem Bild- und Filmmaterial!
Ubisofts neuer Kopierschutz sorgt für „ehrlichen“ Frust Raubkopien sind ein Riesen-Dorn im Auge der Videospiele-Publisher. Allen voran PC-Games haben stark mit illegalen Kopien zu kämpfen. Ubisoft hat sich für Assassin’s Creed 2 und Die Siedler 7 für eine neue Art des Kopierschutzes entschieden: Zocken nur mit bestehender, permanenter Internetverbindung zum UbiServer. Sobald die Verbindung unterbrochen wird, ist auch die Zock-Session beendet! Klar, dass da wütende Fans aufschreien. Darunter natürlich vor allem Spieler, die „gecrackte“ Sicherheitskopien gut finden. Aber nicht nur diese schauen mitunter in die Röhre! Es gab nun schon Ausfälle auf Seiten von Ubisoft, die verhinderten, dass Spieler ihre originalerworbenen Versionen zocken konnten. Dies ist natürlich ein absolutes No-Go und Öl im Feuer der Kritiker. Übrigens setzt auch Electronic Arts auf den neuen Kopierschutz. Command & Conquer 4 hat ihn bereits und sorgt seinerseits für viele genervte Gamer.
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Bye Bye, Linux: PS3-Update macht aus dem „Super-Computer“ eine stinknormale Spielkonsole Seit 01. April steht die Firmware-Version 3.21 für die PlayStation 3 bereit. Wer sie runterlädt sorgt zum einen dafür, dass er auch weiterhin im PlayStation Store shoppen oder mit Freunden online zocken kann und zum anderen, dass der Linux-Support auf der Sony-Konsole zu Grabe getragen wird. Die neuen PS3-Slim-Konsolen juckt dies ohnehin reichlich wenig, da sie noch nie Linux beziehungsweise die „Other OS“ verstanden haben. Besitzer der ersten PlayStation-3Reihen, die ihre Konsole auch als Computer nutzten, hingegen, verlieren nun entweder ein wichtiges Feature oder aber die Möglichkeit online zu zocken. Hinzu kommen wohl bald auch Games, die voraussetzen, dass die Version 3.21 installiert ist. Als Begründung führt Sony ein Sicherheitsrisiko ins Feld. Anstatt mehr, bekommt die PS3 jedenfalls weniger Features. Wie war Sonys PlayStation3-Slogan nochmals gleich? „This is living“?!
Xbox-360-Update bringt USB-Stick-Support Microsoft bietet zwar qualitativ hochwertige Zubehörartikel für die Xbox 360 an, allerdings sind die Preise für die meisten Sachen stark gesalzen. Dazu gehören auch die Memory Units. 45 Euro für 512 MB Speicherplatz – es gibt fairere Speicher-Preis-Relationen. Seit dem 06. April spielen diese kleinen Speicherkarten aber keine wirkliche Rolle mehr, denn ab sofort kann endlich auch ein handelsüblicher USB-Stick zum Speichern von Spielständen und Marktplatz-Inhalten benutzt werden.
Allerdings nur ein USB-Stick mit maximal 16 GB Flashspeicher. Dieser wird zudem bei der ersten Nutzung an der Xbox 360 komplett formatiert bevor er einsatzbereit ist. USBFestplatten taugen des Weiteren nach wie vor nicht zum Speichern von Xbox-360-Daten – weshalb auch?! Denn immerhin kostet eine Original-Microsoft-250-GB-Platte ca. 100 Euro.
BioWare beherzigt Kritik und verspricht, Mass Effect 3 rollenspiel-lastiger zu machen Anscheinend lesen die Mitarbeiter von BioWare auch SLEAZE beziehungsweise die Homepage (www.sleazemag.de), denn die dort angesprochene Kritik zum Sci-FiMeilenstein Mass Effect 2 drang bis zum Gehör des kanadischen Entwicklerstudios vor. Zu sehr Shooter, zu wenig Rollenspiel war der zweite Teil der Trilogie. Vielen Fans der Serie stieß dies sauer auf und BioWare verspricht nun, dass der Abschluss der Geschichte wieder mehr Rollenspiel-Elemente bietet. Mehr Infos zum heißersehnten Titel gibt es natürlich noch nicht, aber diese Ankündigung dürfte sicher schon mal einige Fans noch mehr auf Teil Drei freuen lassen. Jedenfalls schön zu sehen, dass der Entwickler Kritik anhört und beherzigen will.
Metal-Gear-Solid-Vater erwartet das baldige Ende der klassischen Videospielkonsolen Nach Ansicht von Hideo Kojima, dem Erfinder von Metal Gear Solid, dürften heimische Konsolen bald ausgedient haben. Seiner Meinung nach, sind die Internetverbindungen bald schnell genug, um Videospiele komplett auf Servern ausführen zu lassen und zu streamen, so genanntes „Cloud-Gaming“. Das wäre der logische Schritt, wenn man an andere Bereiche, wie Office-Dokumente, denkt. Der Vorteil ist dabei, dass man quasi von überall aus spielen kann. Nachteile treten wie immer dann auf, wenn man eben nicht online sein kann oder will oder aber keine so schnelle InternetInfrastruktur hat, wie es erforderlich wäre. Ob Kojima recht behält und wir bald den neusten Teil von Metal Gear Solid auf heimische Fernsehgeräte streamen, bleibt abzuwarten.
SLEAZE Mai / Juni 2010
Games-Überblick für Juni 2010
Game PREVIEWS
von Pascal
Naughty Bear Action | Xbox 360, PlayStation 3 | 505 Games | Juni 2010 Teddybären sind zum Knuddeln da. Naughty Bear, ein abgewetzter brauner Teddy mit kaputtem Ohr und vielen geflickten Stellen, erfüllt jedoch nicht mehr die Kuschel-Kriterien. Zu hässlich für die perfekte Teddy-High-Society. Zu hässlich, um für die angesagteste Geburtstagsparty im Teddy-Land eingeladen zu werden. Doch sie alle werden Naughty Bear noch kennen und vor allem fürchten lernen. Das Game besitzt einen bitter-bösen Humor und ist definitiv nichts für Kinder. Ein ganzes Waffenarsenal steht Naughty zur Verfügung um Rache für all die Jahre Hohn und Spott zu nehmen. Grafisch macht das Ganze bislang zwar keinen umwerfenden Eindruck, aber der süße Knuddel-Look steht herrlich im Kontrast zu dem gewalterfülltem Gameplay. Parallelen zum grandiosen „Conker‘s Bad Fur Day“ sind offensichtlich!
Green Day: Rock Band Musikgame | Xbox 360, PlayStation 3, Wii | Electronic Arts | Juni 2010 Plastikinstrumenten-Games scheinen ihren Zenit immer noch nicht erreicht zu haben, wenngleich das festgefahrene Konzept ausgelutschter nicht sein könnte. EA spendiert, noch vor dem dritten „Rock Band“-Hauptspiel, der amerikanischen Punk-Pop-Rock-Band Green Day einen eigenen Ableger ihrer digital-musikalischen Serie. Nach den Beatles nun also Green Day – mehr Welten könnten gar nicht dazwischen liegen! Im Spiel greift man wie gewohnt zu Gitarre, Schlagzeug oder Mikrofon und trällert auf Wunsch auch mit vier Sängern, Gitarristen, Bassisten oder Schlagzeugern. Akkurate Präsentation der Bandmitglieder und 48 (+ sechs downloadbare) Songs gewährleisten die volle Packung „Green Day“. Für Fans sicherlich ein MUSS – für alle anderen wohl eher nicht!
No More Heroes 2: Desperate Struggle Action-Adventure | Wii | Marvelous Interactive Inc. | Mai 2010 Travis Touchdown hat im Vorgänger eindrucksvoll blutig bewiesen, wer die unangefochtene Nummer Eins der Auftragskiller in Santa Destroy ist. Ein wenig eingerostet, badet er faul in seinem Ruhm, als neue Konkurrenz auf der Bildfläche erscheint, um ihn diesen Titel streitig zu machen. Einige dieser Burschen haben eine Rechnung mit Travis offen und wollen sich rächen. Zeit, erneut zum Lichtschwert zu greifen und sich aufs Motorrad zu schwingen. Denn es kann, wie so oft, nur einen geben! Im Spielverlauf zerstückelt man jede Menge Gegner und schaltet eine Reihe von Bossen aus – alles auf eine sehr blutige Weise. Wobei die europäische Version ohne den roten Saft auskommen muss – den gibt es nur in der US-Variante zu sehen. Das Spiel geizt dennoch nicht mit Gewalt und Erotik, also genau die richtigen Komponenten für erwachsene (männliche) Zocker! Neben den Action-Einlagen sorgen Minispiele und Stadtfahrten mit dem Motorrad für Abwechslung. Die Story ist abermals sehr unorthodox, „japanisch“ und schlicht: abgedreht und auch technisch setzt Entwickler Grasshopper wieder auf einen speziellen „Retro-Look“.
Super Mario Galaxy 2 3D-Jump’n’Run | Wii | Nintendo | Juni 2010 Mario, der unermüdliche Handwerker, ist mal wieder auf der Wii zu Besuch. Nintendos Urgestein hat das Kunststück geschafft in quasi jedem Titel 1A-Qualität abzuliefern. Gerade der Vorgänger Super Mario Galaxy überzeugte Kritiker und Spieler gleichermaßen. Nun gibt es bald den Nachfolger zum besten Wii-Game überhaupt. Pummeliger Hauptdarsteller Mario bekommt selbstverständlich wieder Hilfe von Yoshi und auch all die anderen bekannten Gesichtern aus dem Mario-Universum tauchen auf. Wie im Vorgänger bereist man viele Planeten via Raumschiff, erlernt und nutzt kontinuierlich neue Fähigkeiten und hüpft auf die Köpfe diverser Gegner – alles beim Alten also. Auch was die Story angeht, denn die ist, serientypisch, trivial und bestenfalls „Randerscheinung“. Die Spielmechanik scheint allerdings, wie eh und je, zu überzeugen und so dürfte der Vorgänger wohl bald Gesellschaft auf dem Thron als bestes Videospiel für Nintendos „Zappelkonsole“ bekommen.
Metal Gear Solid: Peace Walker Action | PSP | Konami | Juni 2010 Metal Gear Solid ist eine der Videospiele-Reihen, die ein sehr ausgefeiltes Universum bietet. Es gibt sehr viele wichtige Charaktere mit einem detaillierten Lebenslauf und Metal Gear Solid zelebriert, wie kaum ein anderes Spiel, das Erzählen von viel Story-Stoff – meist auf eine sehr verstrickte und teilweise „japanisch“-abgedrehte Weise. Peace Walker präsentiert die Geschichte um Naked Snake aka. Big Boss, die zwischen Metal Gear Solid 3 und 4 stattfand. Selbstverständlich muss Snake wieder einmal einen drohenden atomaren Krieg verhindern. Auf den Spieler warten gewohnte Stealth-Action, massig Cutscenes und eine Story voller politischer Intrigen – ein vollwertiges Metal Gear Solid für die Hosentasche also!
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Schuhting on tour:
Funsportmesse Passion, Bremen Als ich vor ein paar Jahren diesen Typen mit seiner Video-Cam an der Open-Air-Kreuzung der Barcelona-B&B-Variante gesehen habe, war ich noch ganz verwirrt. Der hockte den ganzen Tag dort und filmte Schuhe. Inzwischen verstehe ich. Coole Messen und Trade Shows wie die Bright oder B&B sind auch für Freunde der sportlichen Fußumhüllung immer wieder ein Paradies. Sneakers aus allen möglichen Ländern in allen möglichen Farbkombinationen laufen sich zwei bis drei Tage die Sohlen wund. Als wir nun im März auf der Bremer Funsportmesse Passion waren, haben wir uns selbst auf Knöchel-Niveau begeben und dort umgeschaut. Jetzt seid ihr dran mit umschaun. Viel Spaß danilo
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LEAZ
K I S U
M
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Robyn
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Fanta 4
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Tomte
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Kool Savas
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DJ Hell
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Gentleman
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Festivals
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Der SLEAZE-Keaz
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Großstadtgeflüster
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Warum modernem Rock die Eier fehlen
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Bad Taste
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Musik Rezensionen
SLEAZE Mai / Juni 2010
Robyn Unabhängigkeit forever! „Have Fun!“ lautet das Motto der platinblonden Schwedin, die Mitte Juni mit einem neuen Album auf der Bildfläche erscheint. Nur der Anfang einer Mini-Alben Trilogie, die Robyn für dieses Jahr geplant hat. Ihre aktuelle Single „Dancing On My Own“ klingt vielversprechend. Die Frage, wie sie ihre Musik am Besten beschreiben würde, beantwortet die Skandinavierin ähnlich knapp wie die Frage nach ihrem Lebensmotto: „ It`s Popmusic!“. Das klingt keineswegs arrogant oder kurz angebunden. Vielmehr äußerst selbstbewusst. Die Dame scheint zu wissen worüber es zu reden lohnt und welche Themen sie geflissentlich vernachlässigen kann. Sie ist Profi. Seit vielen Jahren. Bereits mit 16 Jahren entdeckte man ihr Gesangstalent, welches die Teenagerin in den Folgejahren ganz nach oben in die schwedischen Charts katapultierte. Majorlabel Vertrag. Zusammenarbeit mit Britney Spears - Produzent Max Martin. Eine weltweit erfolgreiche Single. Boom! So hätte es weiter gehen können.Ist es aber nicht. Robyn hat Schluss gemacht. Ihr eigens Label gegründet und 2008 mit einem selbstbetitelten Album den Weg in die Hippster Ecke genommen. “Mit meiner eigenen kleinen Plattenfirma Konichiwa Records bin ich einfach in der Lage den gesamten Entstehungsprozess meiner Musik zu kontrollieren. Zum ersten Mal kann ich das tun, was ich wirklich möchte.“ Dabei macht ihr klarer Blick in die eigene Popstar Vergangenheit deutlich, wie wenig Robyn sich zu verbiegen versucht. Charterfolge mit Popmusik? Eine Weiterentwicklung per se ausgeschlossen? „Ich bin mit all meinen Platten die ich bis jetzt gemacht habe glücklich, denn für mich waren die letzten zehn Jahre einfach ein toller Lernprozess. Nur so konnte ich als Künstlerin wachsen und die Unabhängigkeit erreichen, die mir das Hier und Jetzt ermöglicht.“ Ihr Erfolg spricht für den richtigen Weg und die Zukunft wird zeigen, welche Rolle die selbstbewusste Schwedin in der Musikwelt für sich erdacht hat. Auf die Frage, ob sie denn zurzeit irgendetwas im Musikgeschäft ändern würde, sofern sie könnte, gibt es dann auch wieder eine klare Antwort: „Nein!“ Wieso auch! Solange sich niemand bei ihr einmischt! (tim) Robyn „Body Talk I“ erscheint am 18.06.10 bei Ministry of Sound. http://www.robyn.com http://www.myspace.com/robynmyspace
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„Für Dich immer noch Fanta Sie“ heißt sie also, die achte LP der nicht müde werdenden HipHop-Schwaben. Ein passendes Wortspiel. Denn, zum einen kann man den sympathischen Jungs durchaus attestieren, dass sie immer wieder für neue kreative Textkreationen gut sind, sie zum anderen aber auch ohne Zweifel älter und „erwachsener“ geworden sind. Zwar immer noch weit weg vom verhassten „Spießer“, aber die über 20 Jahre Zeit seit Gründung, haben deutliche Reifespuren hinterlassen. Zeit, mal einen Blick zurück zuwerfen auf die skurrilsten, derbsten, tiefsinnigsten und witzigsten Textergüssen von „Thomas und Co.“
Immer noch Fanta 4?
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Hier sind zehn Textauszüge der prägnantesten Lyrics plus unsere Gedanken zu diesen:
1. Böse (Album: Jetzt geht’s ab) – 1991 „Ich kann dich nicht mehr sehen, du dummes Schwein. Ich hau dir aufs Maul und in die Eier rein. Kommst du mir krumm, hey, biste tot. Ich hab ‘ne Meise, ich seh’ ständig rot.“ Wenn das mal nicht feinster Gangster-Rap ist! Allerdings schafften es die Fantas schon auf dem Debütalbum, explizite Lyrik mit einem Augenzwinkern zu präsentieren. Von daher nimmt man es Smudo und Thomas nicht wirklich ab, dass sie jemanden derart vermöbeln wollten. Respektive, die damaligen Halbstarken wohl zu gerne die Fäuste fliegen lassen WOLLTEN, aber dann in der Disco eher kleinlaut und feige den Schwanz eingezogen und das Feld geräumt haben. Nur um sich dann später in Lyrics Luft zu machen – eben wie echte „Gangster-Rapper“.
2. Du Arsch (Album: Jetzt geht’s ab) – 1991 „Der Macker geht ‘nen Schritt zurück und hält ein Messer in der Hand. Ruck, zuck hab ich die Hosen voll, weil ich zu Hause meins nicht fand. “Was willst du mit dem Dolche, sprich” Er versteht keinen Spaß sticht mir in den Arm. Ich denk nur noch: „So ein Arsch!““ Hier der passende Beweis für das Talent zu selbstironischen „Gangster-Lyrics“. Wieder macht Smudo einen auf „dicke Hose“ und zelebriert sich als Ober-Checker, der jede Frau klar machen kann. Allerdings kann er sich offensichtlich selbst nicht wirklich ernst nehmen und so fängt er sich anstatt der Braut, nur eine Klinge ein. Das Schiller-Zitat allerdings, zeugt vom literarischen Anspruch der Band. 3. Na gut (Album: 4 gewinnt) – 1992 „Wir tanzen eng umschlungen und in der Situation stell ich fest: „Oh oh, sie hat auch ‘ne Erektion!“ „Mach’ alleine weiter“, sag ich. „Mir is’ gar nicht gut.“ Er: „Auch nicht mit Hut?“, Ich: „Nein!“, Er dann: „Na gut.““ Wer kennt das nicht: tolle Party, leckere Drinks und plötzlich tanzt man mit einer heißen Braut. Es läuft so dermaßen rund, dass der Haken nicht lange gesucht werden muss. Ein kurzer Griff in den Schritt der vermeintlichen Schönheit macht klar, wo der „Haken“ hängt und wie groß er ist. Augen zu und durch! Stellt sich jetzt nur noch die Frage, wer hinten sein darf?
SLEAZE Mai / Juni 2010
4. Saft (Album: 4 gewinnt) – 1992 „Wenn’s um Frauen geht werden Männer schizophren. Mit dem Kopf wollen sie nur eine, mit der Hose alle haben. Das wird zum Problem, Mann, da liegt der Hund begraben. Geht’s um große Dinge oder um Kleinigkeiten oder um den Austausch von Körperflüssigkeiten.“ Sex sells! Auf den Song „Saft“ trifft das zu, denn immerhin ist der Track DAS Ur-Aushängeschild der Fantas neben „Die da?!“. Inhaltlich dreht sich alles nur ums Pimpern, allerdings scheint auch hier, „Fanta-typisch“, ein wenig Gesellschaftskritik durch. Man sieht förmlich, wie die vier Jungs beim Schreiben des Songs mit dicken Eiern und chronisch untervögelt da saßen.
5. Arschloch (Album: 4 gewinnt) – 1992 „Alkoholika, das sind meine Drogen. Ach, was heißt Drogen? Ist doch eh alles verlogen. Genau wie die Vier mit ihrem Positiv-Gelalle. Ihr scheiß Fotzen, ihr könnt mich alle.“
Auch wenn sich die Fantastischen Vier immer gerne als Erfinder des deutschen Sprechgesangs verkaufen, waren sie eher die ersten populären Vertreter. Die Heidelberger Band „Advanced Chemistry“ gilt als eigentlicher Urvater. Dennoch kein Grund, sich nicht, in guter Hip-Hop-Manier, selbst zu feiern und vor allem ordentlich Seitenhiebe gegen das „Rödelheim Hartreim Projekt“ auszuteilen – nach denen heute mittlerweile kein Hahn mehr kräht.
8. Michi Beck in Hell (Album: 4:99) – 1999 „Keinen Job mehr, keine Wohnung, keinen Wagen oder um es wie Thomas zu sagen: „Hast du kein Auto und hast du kein Haus, dann hast du keine Frau, und so sieht’s aus!““ Erneut sagt uns Michi, wo es lang geht in Sachen „Frauen“. Danke vielmals für die Weisheiten, Herr Beck! Allerdings ist es verdächtig, wie oft Michi sitzen gelassen wird und wir müssen uns langsam fragen, ob die Gründe dafür nicht schlicht an ihm liegen – immerhin geben ihm diesmal sogar Andy, Thomas und Smudo den Laufpass!
9. Jede Generation (Album: Viel) – 2004 Mit diesem herzlichen, musikalischen Beitrag beweisen die Fantas ultimativ, dass sie sich selbst am liebsten auf die Schippe nehmen. Die derbe Abrechnung nimmt kein Blatt vor den Mund und macht selbst vor ihnen und ihrem Ruf als „Gute-Laune-Musiker“ keinen Halt.
6. Sie ist weg (Album: Lauschgift) – 1995 „Denn, wann immer ich dachte ich tu alles für sie, war was immer ich machte, für mich, irgendwie. Mit dieser Philosophie fuhr ich einwandfrei, sorgenfrei an ihr vorbei.“ Michi Becks großer Durchbruch als dritter (Gesangs-)Kopf der Combo spricht Millionen Männern aus der Seele. Wie oft hat Mann schon voller freudiger Erwartung, der Freundin eine neue Bohrmaschine geschenkt und sich schon darauf gefreut, die ersten Regale damit anzubringen? Oder die „Ultimate Rambo Collection“? Und wie oft waren wir Männer dann schockiert, dass Frau dieses Geschenk nicht so wirklich überschwänglich zu würdigen wusste?! Michi weiß, wie sensibel und verletzlich Männer wirklich sind und singt uns von der Seele. 7. Was geht (Album: Lauschgift) – 1995 „Schau zurück, Mann, schon ein paar Jahre her. Da war das Plattenfach mit Rap in deiner Sprache noch leer. Jetzt sag mir, wer stand da, als erstes drin? Wer hatte recht, als er behauptete: „Vier gewinnt“? Das waren wir, mein Kind und jetzt spitz dein Ohr.“
„Eigentlich ist alles OK und eigentlich willst du nichts ändern solange es geht und eigentlich hast du doch alles im Griff und du weißt, wer du bist, nur die Scheiße ist: „Eigentlich“ reicht dir nicht!“ Einmal mehr ist es Michi Beck, der die wohlbekannten Probleme unserer Gesellschaft auf einen Nenner bringt. Ein Text, der vor allem der Generation „Orientierungslos“ zwischen 20 – X Jahren aus der Seele spricht. Zur Abwechslung wird Michi mal nicht von jemanden verlassen, wobei er weiter oben im Text viel-sagend singt: „Deine Flammen alle schwanger, aber keine von dir“...
10. Du mich auch (Album: Fornika) – 2007 „Keiner wird jemals oder hat schon mal begriffen. Früher war es gar nicht besser, wir ham’s nur zugepfiffen. Die ganzen Drogen ham doch echt mal nix gebracht, im besten Fall, aus ‘nem schlechten, mal ‘nen guten Witz gemacht.“ Der beste Beweis, dass Smudo langsam doch noch die Vorzüge des „braven“ Lebens zu schätzen lernt, gegen das er früher gerne leidenschaftlich gewettert hat (siehe dem Song „Spießer“). Auf der anderen Seite: es hat durchaus seine guten Aspekte, eine eigene Villa, ein dickes Auto und eine intakte Familie zu haben! Also gönnen wir ihm den Sinneswandel und Reifeprozess. Pascal
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Eigenlob stinkt! Neben seiner Band Tomte ist Thees Uhlmann stolzer Besitzer seines eigenen Labels, dass er zusammen mit Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff von der Band Kettcar betreibt. Grand Hotel Van Cleef (GHVC) ist ein verlässlicher Lieferant anspruchsvoller deutscher Bands und englischsprachiger Bands und hat sich bis heute, trotz oder gerade wegen der großen Erfolge ihrer Zugpferde Tomte und Kettcar, den Anspruch bewahrt hat, nur Musik zu veröffentlichen, die die Welt unbedingt braucht. SLEAZE sprach mit Uhlmann über Ziele, Sonnenbrillen und russische Basisdemokratie.
Foto: www.pertramer.at
Tomte
SLEAZE: Was war damals 2002 der Grund für Euch das Label GHVC ins Leben zu rufen? Thees: Das hört sich vielleicht ein bisschen komisch an aber 2002 hatten große wie auch kleine Plattenfirmen nicht das geringste Interesse an uns. Man wurde also dazu gezwungen eine Firma zu gründen. Das dann innerhalb von 5 Monaten die Tomte und Kettcar Platten veröffentlicht wurden, war natürlich Schicksal, Zufall oder was auch immer. Einmal saßen wir bei einem Majorlabel für Gesprächsverhandlungen. Einer von denen kam zu uns an und meinte: “ Heh, ich gebe euch mal meine Businesskarte.” Im Portemonnaie sah man dann die HSV Dauerkarte aufblitzen. “Nee lass mal” haben wir dann gesagt! SLEAZE: Wie sahen die damit verbundenen Erwartungen/Ziele aus? Thees: Ach, Ziele und Erwartungen. Das sind doch Wörter für Leute die denken das man für Sonnenbrillen mehr als 20 Euro ausgeben muss! Nee, Nee da mache ich nicht mit. Das lief doch so Scheiße früher als das man sich selber ausgelacht hat für das was man macht! Was ich damals erwartet habe? Das ich abends betrunken bin.Das habe ich erwartet! Das Ziel war es einfach Musik zu machen. Illegale Altenpflege und so haben das durchfinanziert! SLEAZE: Wann hast du gespürt, dass GHVC Erfolg haben kann? Umgekehrt -> Gab es Momente an denen man dem Scheitern näher war? Thees: Das ging schnell: am Tag der Labelgründung meinte Hillsberg zu uns “Ihr Irren!” und nach einem Monat Kettcar VÖ hatten wir schon 10000 Platten verkauft! Und das war natürlich der Wahnsinn. Das war ERFOLG und der hat uns nicht verlassen. Bis dahin! Dem Scheitern ist man nahe, wenn man sieht das immer weniger Tonträger gekauft werden. Bei Tomte und Kettcar ist das egal. Aber bei kleinen und Kleinstacts ist das dramatisch und traurig! SLEAZE: GHVC wirkt homogen und Familiär. Nach welcher Philosophie wählt ihr Eure Künstler und Mitarbeiter aus? Thees: Wir haben ja noch stalinistische Einheitslösungen beim Label. Alle 3 müssen davon überzeugt sein das die Welt ein schönerer Platz wird wenn Platte XY bei uns rauskommt. Wenn nicht, dann nicht. Aber im Hintergrund gibt es napoleonische Geheimdiplomatie mit der die Bands angepriesen werden! SLEAZE: Ihr habt mit The Kilians eine Band am Start die sich von einem kleinen Clubact in immer größere Locations gespielt hat. Welche Erwartungen verknüpft ihr mit den Jungs? Thees: Ich lobe meine eigenen Bands nicht! Das bringt Unglück und ist mir als Norddeutschem ein unbehaglicher Zug! Ich bin einfach nur stolz, das ich mit denen etwas zu tun haben darf! SLEAZE: Thees, danke für das Gespräch. www.ghvc.de
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Tim
SLEAZE Mai / Juni 2010
Kool Savas
„Als Hohlkopf wird das nichts!“ Anfang des Jahres ist Kool Savas` Album „John Bello Story 3“ erschienen. Der Abschluss seiner Hip Hop-Trilogie. Als Wegbereiter der Berliner Hip Hop Szene gefeiert, könnte er sich jetzt eigentlich gemütlich zurücklehnen und den anderen Babyface Hip Hoppern beim Spielen zu schauen. Aber was soll der Scheiß! SLEAZE: Savas, gib uns bitte mal einen kleinen Einblick in dein Musiker Dasein: Wer sind deine Fans? Kool Savas: Das ist schon ziemlich gemischt bei mir. Ich habe auch schon jüngere Fans, aber ich gewinne jetzt nicht ständig jüngere dazu. Ich habe eher eine feste Fanbase, auf die ich blicken kann, die meine Mucke halt auch schon über einen längeren Zeitpunkt verfolgen und seit dem auch dabei geblieben sind. Die sind gar nicht mal alle so jung, sondern viele sind dann eher mit mir mitgealtert. SLEAZE: Was hat deiner Meinung nach heutzutage Hip Hop mit aktueller Popmusik gemein? Kool Savas: Ich denke es ist auf jeden Fall heute so vermarktbar wie Pop und es gibt mittlerweile, durch diesen poppigen Appeal den der Sound bekommen hat, Gruppen die nur dafür entstanden sind. Das sind dann aber auch eher Popgruppen die Rappen, als das es Rap Combos sind, die gerade einen kommerziellen Erfolg haben. Ich würde sagen für mich ist Pop aber immer noch was anderes, denn ich komme eher aus der Zeit der Jams, Battles, Skills und Respekt. All diese Dinge die wichtig waren und auch heute noch sein sollten. Genauso wie Kreativität. Auch wenn es einem manchmal so vorkommt, als wäre das nicht mehr wichtig, dann stehen diese
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Dinge für mich und diejenigen, die sich wirklich mit der Sache auseinander setzen, immer noch ganz oben auf der Liste. Das geht dann natürlich über die Frage hinaus, ob man zu etwas geil tanzen kann. Wenn Du dir viele neue Sachen anhörst, die gerade raus kommen, dann geht da textlich meistens gar nichts. Einfach nur hohl. SLEAZE: Das ist dann die berühmte Partymucke? Einfach nur Spaß haben! Kool Savas: Also ich könnte jedenfalls niemals komplett belanglosen Scheiß machen. Ich kann witzige Songs schreiben, und sicherlich auch mal was Partymäßiges, aber ein ganzes Album nur zum Arsch bewegen, und dazu nicken, völlig egal was man sagt, das geht gar nicht. So eine Musik höre ich auch nicht. SLEAZE: Wer hohl ist kann nicht rappen? Kool Savas: Rappen kann man dann bestimmt noch, aber man ist einfach limitiert. Ich denke, dass die besten Rapper gleichzeitig auch zu den Intelligenteren gehören. NAS, Jay Z, Eminem. Die sind zumindest definitiv weltoffener als andere Leute. Mit Hohlkopf Mentalität geht das überhaupt nicht, denn du musst die Dinge um dich nicht nur aufnehmen, sondern auch darüber nachdenken. Und wenn es Fragen gibt, die man nicht alleine beantworten kann, dann klemmt man sich halt dahinter und sucht die Antwort. Als kompletter Hohlkopf, so ein Partyfreak mit Goldzähnen im Maul und ständig nur bekifft auf dem Sofa, wird das einfach nichts. Du haust dich dann doch nur weg und kriegst nicht mit was um dich herum passiert. Tim
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HellBerlin
Stadt der Energie
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Hoch über den Dächern Berlins treffen wir DJ Hell in einem schicken Restaurant am Anhalter Bahnhof. Wir sprachen mit Hell über seine frühen Berlin Jahre, die Bedeutung Dr. Motte`s, den Verdienst der Love Parade und seine Folgen. SLEAZE: DJ Hell und Gigolo Records steht für München. Was aber die Wenigsten wissen. Du hast bereits Anfang der 1990er für einige Zeit in Berlin gewohnt. DJ Hell: Stimmt, viele Leute denken ich bin erst 2003 nach Berlin gezogen wie alle anderen auch. Schön, dass ich das jetzt noch mal klären kann. (lacht) Meine erste große Berlin Zeit war von 1992 bis 1995 - 96. Ich habe bei Hardwax (legendärer Plattenladen für Elektronische Musik; Anm. d. Red.) gearbeitet und mich dort als Plattenverkäufer und Disponent um Bestand und Kunden gekümmert. Als DJ habe ich damals im Tresor, E-Werk und dem Planet gespielt. Ich war aber auch in den 1980er viel in Berlin unterwegs. Hier waren die ganzen Konzerte. Ich ging ins Metropolis oder SO36. Die ganze deutsche Welle Punkzeit habe ich in Berlin mitgemacht, weil hier schon damals ein starker Impuls war. Einstützenden Neubauten, Ideal, eine endlose Liste von Namen. SLEAZE: Du hast also den wilden Nachwende Osten, als die Entstehung der elektronischen Clubkultur in Berlin ihre Anfänge nahm, am eigenen Leibe erfahren? DJ Hell: Das kann man so sagen. Wir haben damals in einem illegalen Club gespielt, der hieß Elektro. Er war in einer Seitenstrasse in der Nähe vom Tresor. Da hatte jemand die Tür aufgebrochen, einen Tisch und eine kleine Anlage reingestellt dann haben wir da gefeiert. Im Fenster hin ein altes Schild auf dem Elektro stand, daher der Name. Irgendwann morgens um Neun kam einer von der Stadt und fragte, wer hier zuständig sei. Wir haben mit den Schultern gezuckt und weitergefeiert. Die haben sich dann die angezapften Stromleitungen angeschaut und sind wieder gegangen. Was wollten die auch machen. Ohne Verantwortlichen wussten die einfach nichts mit der Situation anzufangen. SLEAZE: Wie wichtig war diese Zeit für das heutige Berlin und sein Clubkultur? DJ Hell: Diese ganze E-Werk und Planet Kultur war für Berlin schon prägend und hatte eine starke Aussage, die ich mit
durchlebt habe. Es gibt aber auch viele Leute die können diese E-Werk Huldigungen nicht mehr hören. Für mich war es aber die Entstehung aus dem heraus sich erst ein klarer Sound Of Berlin definiert hat. SLEAZE: Deren alte Helden, wie Dr. Motte, heute kaum noch im Nachtleben in Erscheinung treten. DJ Hell: Man darf aber trotzdem nicht vergessen was man Motte zu verdanken hat. Ohne ihn wäre alles anders gelaufen. Dann hätte es nie eine Love Parade gegeben und wer weiß wie die Clubkultur dann heute aussähe. SLEAZE: Weniger kommerziell? DJ Hell: Wer weiß. Natürlich kann man es kritisieren, und sagen, dass die Love Parade und ihr Fitness Sponsor nichts mehr mit der ursprünglichen Idee zu tun haben, aber ich denke schon, dass es der elektronischen Musik gut getan hat. Dadurch hat man weltweit mitbekommen das hier in Deutschland etwas Neues entsteht. Eine neue Musik, mit neuen Musikern und DJ`s die zeigen, dass wir innerhalb der Musikkultur wieder was zu sagen haben. Deutschland ist ja ansonsten nicht gerade für international erfolgreiche Künstler bekannt. Die Love Parade hat das geändert und elektronische Musik und ihre Protagonisten auf die internationale Bühne gehoben. Das ist Fakt. SLEAZE: Welcher elektronische Act aus Berlin hat es denn auf die große internationale Bühne geschafft? DJ Hell: Booka Shade. Ich war Letztens mit den Beiden in Australien unterwegs. Da unten sind die auf Titelseiten, werden am Flughafen erkannt und geben Autogramme bevor sie ihr Gepäck einchecken. Arno und Wolfgang sind dort sehr bekannte Leute die riesige Headlinershows fahren und auf der Strasse erkannt werden. Da steht auch Berlin und Berliner Schule dahinter, auch wenn die Jungs ursprünglich aus Frankfurt kommen, aber sie leben hier und tragen den Berliner Ruf nach außen. Elektronische Musik aus Deutschland. Aus Berlin. Das hat auf der ganzen Welt eine Wertigkeit. SLEAZE: Hört. Hört. DJ Hell: Ja, da kann keiner mithalten. Die träumen alle davon, aber weder New York, London oder Paris haben die Party-, Cluboder Wochenendkultur wie wir sie haben. Wobei in Berlin ist es ja auch schon keine Wochenendkultur mehr, denn du kannst ja immer weggehen. Aber so deutlich und so stark und in sich gefestigt, kann das keine andere Stadt vorweisen. Wenn ich sehe was anderswo an Labels, Studios und Plattenläden abgeht, ist Berlin mit Abstand definitiv die innovativste Stadt weltweit. Was elektronische Musik, mein Leben, meine Musik und mein Label betrifft kenne ich keine andere Stadt die mehr Energie freisetzt als Berlin.
INFO Der 46jährige Helmut Geier alias DJ Hell gehört neben seinem Kollegen Sven Väth zur ersten deutschen DJ Riege. Hell fand in den 1980ern über New Wave und EBM seinen Weg an die Plattenspieler. Seit 1996 bringt der gebürtige Bayer seine Vision elektronischer Musik über sein Label International Gigolo Records unters Volk. Anfang des neuen Jahrtausends dominieren Label und Künstler wie Fisherspooner, Tiga oder Miss Kittin mit ihrem düsteren Elektro Sound die Tanzflächen der Welt. Nach berlin aufenthalten in den 1990ern hat Hell seinen Lebens- und Labelmittelpunkt von München wieder an die Spree verlegt. www.djhell.de www.myspace.com/djhell www.gigolorecords.com
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Gentleman Profit der Vielfalt
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Als Musiker ist Tilmann Otto, besser bekannt als Gentleman, durch die ganze Welt getourt und gilt als bekanntester deutscher Reggaemusiker überhaupt. Sein neues Album heißt „Diversity“ und über sein Verhältnis zur Vielfalt sprach SLEAZE mit Gentleman. SLEAZE: Dein neues Album heißt ja Diversity, also Vielfalt. Was ist das vielfältige an deinem Album? Gentleman: Ganz klar natürlich die Songs. Ich hatte bei diesem Album keine Berührungsängste und habe einfach viel ausprobiert. Wenn man in Jamaika das Radio anmacht, ist man auch erschlagen von der Vielfalt und das wollte ich in dem Album transportieren. Ohne Abhängigkeit einer großen Plattenfirma und festen Veröffentlichungstermin im Nacken konnte ich natürlich entspannt Musik machen. Darum ist von Ruts Reggae bis zum europäischen Dancefloorpop alles dabei. SLEAZE: Was ist für dich denn so wichtig an einer großen Vielfalt? Gentleman: Musikalische Vielfalt ist das eine, aber es gibt auch die Verschiedenheit auf der Welt. Als Reisender zwischen zwei Welten, also Kingstons und Köln, weiß ich das sehr gut. Verschieden sein ist wichtig für den Austausch untereinander, kann aber auch zum Problem werden. Darum finde ich sollten, wir nach unseren Gemeinsamkeiten suchen und uns nicht nur mit den Unterschieden aufhalten. SLEAZE: Dein Song „It No pretty“ ist gerade Teil einer Anti-Gewalt-Kampagne geworden. Im Video sieht man, wie du in der U-Bahn zusammen geschlagen wirst. Warum wolltest du genau diesen Song und dieses Video machen? Gentleman: Als Vater eines neunjährigen Sohns hat mich das Thema sehr beschäftig. Die Hemmschwelle der Gewalt wird immer geringer und das sehe ich schon in
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der Schule meines Sohns. Früher hat man noch aufgehört,wenn jemand am Boden lag, heute fängt man dann erst richtig an. Ich denke einfach die Thematik, geht uns alles etwas an. Durch das Video un den Song eine Diskussion zu starten und thematisieren, ist gerade eine Chance, die ich als Musiker habe. Wir können alle mal Opfer werden und viele werden vielleicht auch mal Täter. Mein Text steckt darum voller Fragen und hat gleichzeitig aber keine Antworten. Ich habe mich selbst gefragt, warum so etwas wie in der bayerischen S-Bahn passiert. Klar gibt es Gründe, wie ein schlechte Kindheit oder Misshandlungen. Aber viele Straftäter kommen aus heilen Familien und wurden geliebt. Das verstehe ich einfach nicht. Am Ende des Videos lecken Wölfe mein Gesicht. Diese Tier gelten häufig als die Bestien, aber manchmal kommt es mir vor, als wäre der Mensch die eigentlich Bestie. Wer daran Schuld ist, kann man aber nicht genau sagen. SLEAZE: Das klingt nach einer knallharten Aussage. Wie wichtig sind die Messages in deinen Songs? Gentleman: Musik muss nicht immer eine große Message haben. Ich schreibe auch alberne Liebeslieder und bin ein hoffnungsloser Romantiker. Die Kraft, die in der Musik und in den Texten liegt, ist die Emotion. Wenn ich einen Song höre und mich dadurch gut und verstanden fühle, braucht es keine große Message mehr. Das Leben erträglicher zu machen, ist ein großer Verdient von Musik. Ob nun durch einen Sommerhit oder durch ein politisches Lied ist eigentlich egal. SLEAZE: Du hast deinen Sohn schon erwähnt. Welche wichtigen Dinge gibst du ihm mit auf den Weg? Gentleman: Da gibt nicht genau eine Sache, die ich unbedingt mitgeben will. Ich versuche ihm das Gefühl zu geben, dabei zu sein, auch wenn ich nicht immer teilhaben kann, wegen Touren oder so. Aber ich gehe wie jede normale Vater auch zu Elternsprechtagen oder war beim Seepferdchen dabei. Ich versuche ihm die Ängste zu nehmen und in aufrichtig und furchtlos zu erziehen. Das hört sich ultrapädagogisch an. Aber das ist die große Herausforderung an mich als Vater. SLEAZE: Du hast ja schon erwähnt, dass du ein Pendler zwischen den Welten bist. Du
lebst eine große Zeit des Jahres in Jamaika. Ein Land, das wie seine Nachbarn, sehr arm ist. Wie wichtig ist es dir den Menschen zu zeigen, wie die Lebensumstände dort sind? Gentleman: Sehr wichtig. Ein Blick über den Tellerrand und über den eigenen Gartenzaun ist immer wichtig. Nur so bekommt man eine Gefühl für das Ganze und die Probleme der anderen. Ich denke, dass sich dafür Reggae sehr gut eignet. Die Musik ist sehr international und kann Menschen immer helfen Grenzen, auch in Köpfen, zu überwinden. SLEAZE: Aufgewachsen bist du ja als Pastorensohn in Köln. Wie kommt man da zum Reggae? Gentleman: Ach das war ein langer Prozess. Ob nun durch die Platten meines Bruders oder andere Dinge, die Musik hat mir gut gefallen und ich habe meine Wahrheit darin gefunden. Die Rasta-Ideologie ist sehr sozialkritisch und politisch. Reggae wird gern mit bekifften Typen und Sunshine assoziiert. Das ist falsch, wenn Bob Marley singt „I shot the Sheriff“ ist das kein Sommerhit. SLEAZE: Du bist ständig auf Tour. Für 2011 sind sogar Konzerte in Afrika geplant. Du lebst viel in Jamaika und dann wieder in Köln. Was bedeutet für dich eigentlich Heimat? Gentleman: Heute ist der Begriff Heimat mehr ein Zustand als ein Ort. Heimat ist natürlich einerseits mein Familie, meine Frau und mein Kind, egal an welchem Ort. Heimat kann aber auch der Tourbus oder eine Bühne sein. Zuhause zu sein ist für mich unglaublich wichtig, bei allem Spass den ich auf Tour habe. In Köln habe meine Jugend verbracht, darum ist da auch ein bisschen meine Heimat. SLEAZE: Wenn du in Jamaika bist, wirst du da auch auf der Straße erkannt oder ist das ein Rückort für den Rummel? Gentleman: In Jamaika laufen meine Videos schon im Fernsehen und manchmal wird man erkannt. Wenn neue Songs oder Videos draußen sind, kommen natürlich mehr Leute auf dich zu. Zum Glück gibt es auch immer ruhigere Phase, in denen man sich zurückziehen kann und seine Ruhe hat. Das brauch ich auch, sonst würde ich total durchdrehen. Birk
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Festivals HURRICANE 18.6. bis 20.6 / Scheeßel, Echenring Tickets: 120 € / www.hurricane.de Das Southside-Schwester-Festival bietet seit Jahren ein solides Line-Up. Neben besten deutschen Acts präsentierten sich hier schon Newcomer, die heute Headliner darstellen und natürlich die aktuell heiß gehandelten Acts in der Rockliga. Größen dieses Jahr sind unter nderem Massive Attack, The Strokes und The Prodigy. Hier und da werdet ihr ein Magazin von uns finden, könnt mit uns feiern und eine Bierbong trinken. Prost!
Jedes Jahr aufs Neue freut sich unsereins über die ersten SonSPLASH 23. bis 25. July / Ferropolis, Gräfenhainichen Tickets: 106,50 € / www.splash-festival.de Man lese und staune, die SLEAZE ist dieses Jahr auf dem SPLASH! als Medienpartner vertreten. Bei dem diesjährigem Line-Up wohl zu Recht. Das Festival ist noch lange nicht vom Aussterben bedroht, wenn es immer noch geschafft wird, Größen wie den Wu Tang Clan, Boot Camp Click, Missy Elliot oder die diesjährige Überraschungskoop Nas und Damien Marley auf die Bühnen zu holen. Neben dem guten alten Hip Hop in musikalischer Form gibt es natürlich auch wieder etliche Workshops passend zur Kultur, sei es Graffiti oder Breakdance. Wir sind on the run vor Ort und halten wie immer alles Wichtige fest, für diejenigen, die nicht dabei sein können.
nenstrahlen. Die einen, weil sie sich jetzt überall sonnen können, die anderen, weil baden geht, wieder andere weil alle wenig anhaben und wir weil die Zeit der Festivals beginnt. Drei Tage lang in Zelten schlafen, eng gequetscht mit Freunden, die man sicher nicht nach dem Aufstehen sehen möchte, Essen aus Dosen, duschen jenseits von Gut und Böse, das ist es was wir wollen! Auf folgenden Wochenendtrips sind wir für euch vertreten.
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MELT! 16. bis 18. Juli / Ferropolis, Gräfenhainichen Tickets: 99 € / www.meltfestival.de Wie jedes Jahr einer unser Festival-Favoriten. Auch diesmal werden wir mit einem Stand vertreten sein, natürlich inklusive dem ultimativen Stromspiel, fulminanten Gimmicks und jeder Menge guter Laune. Highlights wie Oliver Koletzki, DJ Shadow, The XX, Booka Shade, Audiolith Pferdemarktt und viele mehr können wir uns einfach nicht entgehen lassen. Und als Vorgeschmack gibt‘s dieses Jahr auch wieder das Melt! Picknick am 30 Mai auf Ferropolis mit Paul und Fritz Kalkbrenner, Rabag Wruhme, Fritz Zander, Simina Grgoriu und Markus Welby.
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LA PAMPA FESTIVAL 09.-11. Juli / Hagenwerder, Görlitz Tickets: 40,00 € / www.lapampafestival.de Da soll mal einer sagen, im Osten wär nichts los. Und wie hier was los ist. Alle Jahre wieder lädt euch das La Pampa Festival nach Hagenwerder bei Görlitz ein und öffnet seine Pforten der geneigten Elektro- und Indiehörerschaft. Das sowas gut ankommt und funktioniert zeigt ein Blick auf die Bands, die in diesem Jahr die Bretter rocken: Tocotronic, Get Well Soon und Alcoholic Faith Mission halten die Fahnen der Gitarrenmusik hoch, während es über den Elektro-Rock-Sound von Bratze und Yucca zu experimentellen Klängen von Lonski & Classen oder SDNMT auf und vor der Bühne brennen wird. Das La Pampa Festival sei somit einem jeden ans Herz gelegt, der die Mischung aus Elektro und Indie aus seinem Kiez-Club kennt und liebt- das ganze aber gern mal im Freien hätte.
Perlen des Sommers Geheimtipps für den schmalen Geldbeutel Wer bestimmt eigentlich, welche Bands im nächsten Jahr groß rauskommen, ihren Bandnamen von der „unbekannt“-Liste auf die der „Geheimtipps“ setzen und von einschlägigen Musikmagazi-
ROCKEN AM BROCKEN
nen gehypt und gepusht werden?
30. & 31. Juli / Elend bei Sorge Tickets: 27,00 € / www.rockenambrocken.de Natürlich klingt der Veranstaltungsort skurril und ließe sich wunderbar als Aufhänger und Anlass nehmen, euch dieses Festival vorzustellen. Kaum ein anderes Open-Air hat wohl einen noch absurderen Ortsnamen und wird häufig in Rezensionen und Artikeln darüber definiert. Nein, bei uns nicht. Wir konzentrieren uns auf die wesentlichen Dinge: das fantastische LineUp und eine ganze Menge YEAH! YEAH! YEAH! Denn das durch den altehrwürdigen Harz zu schreien ist jeder aufgerufen, dem die diesjährigen Bands genauso zusagen, wie unserer Redaktion. Biffy Clyro, Itchy Poopzkid und The Busters sorgen für IndiePowerpunk, Bands wie The Picturebooks, Duné oder Gisbert zu Knyphausen bringen eine Portion Folk und Pop mit an den Brocken. Na dann, frohes Rocken oder wie wir sagen würden: YEAH! YEAH! YEAH!
Meist sind das weniger die großen, etablierten Festivals- denn die greifen auf alles zurück, was sich im vergangenen Jahr auf deutschen und internationalen Bühnen den Arsch wund gespielt hat. Nein, meist bringen die sogenannten
„kleinen“
Festivals
wirklichen Goldstaub ans Tageslicht und fördern Bands von hier
APPLETREE GARDEN FESTIVAL 23. & 24. Juli / Diepholz, Niedersachsen Tickets: 26,00 € / www.appletreegarden.de Klein, fein und für den Indie-Liebhaber ein absolutes Highlight. Zwischen Bremen und Osnabrück gelegen bietet das Appletree Garden Festival nicht nur eine tolle und familiäre Atmosphäre, sondern auch Musik der obersten Liga. Zu der gehören als Headliner die Indie-Urgesteine Die Sterne und Get Well Soon, beide Bands mit aktuellem Album im Nacken und dem vorauseilenden Ruf, auf der Bühne zu den ganz großen zu gehören. Weitere Leckereien für alle Besucher sind unter Anderem We Have Band, We Were Promised Jetpacks, Stompin‘ Souls, Gisbert zu Knyphausen und die Indie-Entdeckung des Frühlings FM Belfast. Schaut man auf das LineUp der letzten Jahre versteht man sehr schnell, wofür das Appletree Garden bekannt ist: feinste Indiemusik mit GeheimtippCharakter. Bedingungslos zu empfehlen. Absolut.
und aus der Gegend oder eben alles, was einem bislang nur aus Szene-Blogs aus dem Ausland bekannt ist. Kurz: um gute Musik zu hören muss man nicht immer mit 50.000 Menschen vor einer Leinwand stehen, es geht auch im Dorf um die Ecke, mit Kalle und Peter, Maria und Jutta. Hauptsache ist, deine Oma sieht dich nicht betrunken.
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Der SLEAZE-KEAZ Rock am Ring rockt seit 25 Jahren am Ring. Jahr fßr Jahr pilgern ca. 80.000 geneigte Festival-Gänger zum Nßrburgring. Zum Jubiläum ist natßrlich auch SLEAZE vor Ort. Aber nicht nur mit einer Fahne und kostenlosen Kugelschreibern, sondern gleich mit einem eigenen Bezirk im Warsteiner Village.
Wer also mal mit SLEAZE kuscheln will oder auf einem Festival saubere Duschen und Toiletten bevorzugt oder einen eigenen Warsteiner-Bierwagen mĂśchte oder einen Ăźberdachten Grillplatz sucht oder noch Karten fĂźr das ausverkaufte Rock am Ring sucht, der meldet sich doch einfach bis zum 27.05.2010 per Mail unter geschenke@sleazemag.de mit dem Stichwort „Vill auch villagen im SLEAZE-KEAZ“. Zusammen mit Warsteiner verlosen wir 2 x 2 Rock-am-Ring-Tickets inklusive MyHab-Plätze im Warsteiner Village, Freibier, Toiletten ohne Ekel und Gruppenkuscheln mit SLEAZE. www.rock-am-ring.com www.warsteiner.de
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Das Dorf befindet sich mitten auf dem Rockam-Ring-Gelände, direkt gegenĂźber vom Haupteingang. Hier stehen 100 MyHabs, recyclebare Zwei-Mann-Zelte inklusive echter Matratzen und verschlieĂ&#x;barer Wertboxen. Das SLEAZE-KEAZ-Team wohnt in drei My-
Habs, zwei weitere werden an euch verlost. Die kuscheligen Miniwohnungen werden fĂźr euch auf- und auch wieder abgebaut. Selbstverständlich gibt es im Village Sanitäranlagen, die nur von Villagebewohnern genutzt werden dĂźrfen. Dass diese regelmäĂ&#x;ig gereinigt werden, muss man fast nicht mehr erwähnen.
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Berlin, Berlin. Immer nur Berlin
GroSSstadtgeflüster
Wikipedia schreibt: „Großstadtgeflüster ist eine dreiköpfige Band, die sich dem deutschsprachigen Elektropop zugewandt hat.“ Damit wäre die musikalische Ausrichtung geklärt. Oder nicht? Wir haben der Band ein wenig auf den Zahn gefühlt. Über Namen, Disco, Punk und die Bedeutung des Berliner Molochs. SLEAZE: Eurer neues Album heißt „Alles muss man selber machen“. Was steckt dahinter? Großstadtgeflüster: Es war erst einmal eine Beschreibung der Tatsachen. Wir haben neben dem üblichen Songwriting, alles selbst gemixt und produziert. Unsere letzten Alben wurden auch über unser eigenes Label rausgebracht. Diesmal gab es mit BMG einen Geldgeber mit einem Lizenzdeal. Trotz des Major hatten wir alle Freiheiten und konnten alle Schritte selber bestimmen. SLEAZE: Die nächste Namensfrage. Was hat es mit Großstadtgeflüster auf sich? Großstadtgeflüster: Das war eigentlich eine komische Sache. Wir hatten ein Album und einen Deal mit einer kleinen Plattenfirma. Alles passierte total überstürzt, da haben wir zusammengesessen und dachten uns, eigentlich bräuchten wir mal einen Bandnamen. Wie genau er entstanden ist, keine Ahnung... aber er passt ganz gut. Großstadt und Geflüster sind ja Gegensätze, genau wie die Band. Wir leben auch von unseren gegensätzlichen Charakteren. SLEAZE: Ihr kommt ja auch aus der Großstadt Berlin. Wie wichtig ist die Stadt für eurer Songwriting? Großstadtgeflüster: Berlin ist für uns schon etwas sehr besonderes. Berlin hat einfach einen enormen Luxus: die geringen Lebenshaltungskosten. Man kann wirklich 24 Stunden dem nachgehen, auf das man Bock hat. Naja fast jedenfalls. Darum gibt es in Berlin so viele Menschen um einen herum, die sehr inspirierend für Songtexte sind. Diese Besonderheiten gibt es
vielleicht in Hamburg oder Köln nicht unbedingt. SLEAZE: Entstehen eure Songs auch im Stadtleben? Großstadtgeflüster: Es passiert und es ist sehr wild. Zu dritt und durch die verschiedenen Charaktere ist das ein großes Durcheinander, meist hat einer einen Grundidee und jeder trägt seinen Teil dazu bei. Mal hat jemand einen Sound im Kopf oder eine Textzeile. Wir schreiben ja nicht nur Songs über die Stadt, sondern viel über Stimmungen. Manchmal kommen die Ideen dazu in der Stadt, zum Beispiel in der vollen U-Bahn, aber manchmal auch beim DVD-Abend im Kerzenschein SLEAZE: Eure Songs haben durchaus Radio- und Discopotential. Aber ihr seid trotzdem nur in Indiekreisen bekannt. Wurmt euch das? Großstadtgeflüster: Wir machen Musik, der Musik wegen und nicht um berühmt und reich zu werden. Wir singen auch in die Welt hinein und wenn sich jemand verstanden fühlt und es auch noch gut findet, reicht uns das. Mir würde es wurmen, wenn sich keiner für Großstadtgeflüster interessier. Aber unsere Konzerte sind ja gut besucht und unsere CDs werden gekauft. Groß und berühmt sein, ist für mich sekundär... ganz ehrlich Starsein könnte ich mir ganz richtig vorstellen, hab ich ja aber auch noch nicht erlebt. SLEAZE: Eure Songs haben die textliche Direktheit des Punks und sind doch mit Discobeats unterlegt. Wie passen Tanzbarkeit und klare Botschaften für euch zusammen? Großstadtgeflüster: Es geht eher um Stimmungen und Emotionen, in welche musikalische Schubladen, die auch immer eingeordnet werden. Wir wollen ein Lebensgefühl aufbauen und keine Stimmungen zerstören. Musik machen ist auch immer ein Tasten und Ausprobieren, ohne dabei Stimmungen zu zerstören. Es gab auch schon Situation, wo ich Text und Melodie habe und merke, dass sich alles besser für die Gitarre eignet. In einem solchen Fall kann ich aber den Text ja immer noch verschenken. Birk
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Warum modernem Rock die Eier fehlen Kann die Emo-Zwangskastration gestoppt werden?
Gönnen wir uns zunächst einem wehmütigen Blick zurück. Was machen denn heute die ganz Großen aus den 80er und 90er? Schon tot, in Rente oder noch schlimmer: auch auf den kuschelweichen Pseudo-Rock-Zug aufgesprungen?
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Tokio Hotel sind nur eines der Aushängeschilder der so genannten „Neuen Härte“. Von Fans und Mainstream-Presse werden sie als die moderne Interpretation von „echtem, gnadenlosem Gitarrensound“ gefeiert. Nun, die meisten deren Anhänger haben noch nicht einmal die 20 erreicht – selbiges gilt auch für die Künstler. Kann man also einen solchen Hype wirklich ernst nehmen? Die Verkaufszahlen sagen JA. Kann man bei diesem weichgespülten Emo-Geheule aber wirklich von „hartem Rock“ sprechen? Ein vergleichender Blick auf gestandene Vertreter des Genres offenbart ein wimmerndes Häufchen Elend, welches sich in glorreichen Tagen mal „Rock“ nannte. Doch wir haben nach intensiver Suche auch junge Bands gefunden, deren Sound noch nicht derart vergewaltigt wurde. Wir nennen euch die Namen, die den Weg zurück ins Gitarrenparadies weisen. Wie immer, weit abseits des Mainstreams – zumindest darauf kann man sich verlassen!
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Die Heavy-Metal-Opas haben der Musikwelt nicht nur Meilensteine wie „Master of Puppets“ oder „…and Justice for all“ beschert, sondern sich auch stetig dem aktuellen Mainstream angepasst. Die Folge waren auch eher gewöhnungsbedürftige Alben wie „Load“ oder „St. Anger“. Man könnte eigentlich erwarten, dass sich James Hetfield und Co. nun ebenfalls am angesagten softeren Emo-Stil orientieren, um noch ein paar Dollars extra rauszuquetschen. Allerdings ist „Death Magnetic“ alles andere als „weichgespült“ und geht viel mehr wieder voll auf die Zwölf und in die Richtung der alten Tage – vor dem gleichwohl legendären, als auch sehr kommerziellen „schwarzem Album“. Die Jungs haben ohne Zweifel immer noch Spaß am Musik machen und wenn sie weiter so kompromisslos zur Sache gehen, sorgen die Urväter des Metals höchstpersönlich dafür, dass auch die Teenies von morgen nicht vergessen, was „harter Rock“ wirklich ist! 2 TOOL
Progressive Rock bzw. Metal hat einige namhafte Vertreter. Unter ihnen Porcupine Tree, Dredg oder The Mars Volta. Als Erfinder gelten King Crimson, die schon 1968 filigranen Rock mit Saxophon und Jazz-Zutaten kombinierten und sich kontinuierlich weiterentwickelten und sogar heute noch aktiv sind. Sie pflanzten die Wurzeln für eine der spannendsten Bands unserer
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Zeit: TOOL. Seit ihrer Gründung 1990, liefert die Band aus Los Angeles, USA einen sehr eigenständigen Sound und schaffte es auf jedem Folgealbum sich zu entwickeln, ohne sich selbst zu verkaufen. Gerade das Konzeptalbum „Lateralus“ (VÖ: 2001) ist technisch perfekt ausgefeilt und ein absolutes Meisterwerk! Bislang drei Grammy Awards für eine derart unkommerzielle Band, unterstreichen dabei nur umso mehr, dass sich Qualität immer noch durchsetzt. Seit „10.000 Days“ aus 2006, warten Fans allerdings auf neuen Output und da der Kopf der Band, Maynard James Keenan, immer wieder auf diversen Hochzeiten tanzt (unter anderem als Sänger von A Perfect Circle) und momentan sehr mit seinem Soloprojekt Puscifer, kleineren Schauspiel-Engagements und nebenbei noch mit Weinanbau beschäftigt ist, dürfte es vor mindestens 2011 leider keine neue Scheibe geben. Zumindest hat eine kurze Tournee letzten Sommer durch die USA unterstrichen, dass die Gruppe noch nicht am Ende ist. Apropos Konzerte: besonders viel wert legt TOOL auf eine akkurate Live-Darbietung der Songs. Diese sind mittlerweile auf einem solch hohen Level, dass nicht selten Vergleiche zu den Rock-Göttern schlechthin, Pink Floyd, gezogen werden – nicht zuletzt, seit TOOL den Zuschauern nun auch eine ausgefeilte Lasershow präsentieren. 3 DREAM THEATER Ein weiteres Progressive-Metal-Schwergewicht. Seit nunmehr 25 Jahren gibt es die New Yorker Combo in wechselnder Besetzung. Konstante Größe ist Schlagzeuger und Sänger Mike Portnoy, der Kopf und Mitbegründer der Band. Sehr anspruchsvolle Arrangements brachten der Gruppe zu recht einen exzellenten Ruf ein. Vor allem Live hat Dream Theater den Anspruch, immer zu überraschen und so wird sehr viel Wert auf eine wechselnde Setlist gelegt. Zudem wird der Soundcheck
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nur über Kopfhörer gespielt, damit niemand zu früh weiß, was ihn an diesem Abend erwartet. Ja, man darf der Band ruhig einen Hang zum Perfektionismus attestieren. Fans der Band sollten auch der Gruppe OSI Gehör schenken. Diese wurde von Ex-Dream-Theater-Keyboarder Kevin Moore gegründet und auch Mike Portnoy selbst wirkte bei einigen Tracks als Gastmusiker mit. Dream Theater, als auch OSI haben 2009 neue Alben auf den Markt gebracht und somit der Kommerz-Krake ordentlich Paroli geboten. Aber Musikfeinschmecker müssen nicht nur auf die gewohnte Qualität von alternden Stars zurückgreifen. Die folgende Künstler sind ganz heiße Tipps und wir fordern jeden auf, reinzuhören!
dafür kämpft, den Fankreis zu erweitern. Zwar noch weit davon entfernt an erste Welttourneen zu denken, erobern sie schon Stück für Stück die USA. Und die Qualität ihrer Platten weiß zu überzeugen! Die aktuelle Scheibe „Feathergun“ wurde im Dezember 2009 veröffentlicht und auch auf dem dritten Longplayer beweisen Rishloo, dass sie anderes im Sinn haben, als 3-Minuten-Radio-Songs. Innovative, melodische, progressive Soundteppiche warten auf aufgeschlossene Ohren. Vor allem das Album „Eidolon“ mit seinen fließenden Übergängen ist ein absoluter musikalischer Leckerbissen und jedem zu empfehlen! www.rishloo.com / www.myspace.com/rishloo
6 PURE REASON REVOLUTION
4 HECTORS REVENGE Mit diesem absoluten Geheimtipp hat man immer ein Ass im Ärmel um Freunde zu überraschen. Bislang noch im aufstrebenden „Local Hero“-Status, sind die vier Rocker vor allem in San Diego, USA bekannt. Doch dank Myspace und den Vorzügen des Internets, schwappt interessante Musik immer schneller über eine kleiner werdende Welt. Deutlich inspiriert durch Bands wie TOOL, Incubus oder die Red Hot Chili Peppers, liefern Hectors Revenge sehr starken Gitarrensound. Schon die erste EP, welche letztes Jahr veröffentlich wurde, klang um Welten spannender, als vieles, was in den letzten Jahren von etablierten Bands auf den Markt gebracht wurde. Derzeit schrauben die Jungs fleißig an der ersten LP und man darf sehr gespannt sein, ob sie das erste Ausrufezeichen bestätigen und noch eine Schippe drauf legen können.
England bietet nicht nur Brit Pop, sondern auch einige spannende Progressive und Alternative Rocker wie Oceansize, Porcupine Tree oder Amplifier. Pure Reason Revolution ist eine Combo sehr junger Briten, die sich einem sehr eigenständigen Sound verschrieben haben. Beeinflusst von Pink Floyd klingt die Band sehr innovativ und vermischt klassische Gitarrenklänge mutig mit elektronischen Effekten. Das Ergebnis ist eine Melange aus Progressive Rock und Ambient-Klängen, garniert mit spannenden Gesangsparts – bis zu zwölf Minuten lang. Nach dem starken Debütalbum „The Dark Third“ aus 2006, kam im letzten Jahr das zweite Album „Amor Vincit Omnia“ in veränderter Besetzung auf den Markt. Der Personalwechsel wirkte sich auch auf den Sound aus, welcher nun noch ein wenig mehr „elektronisch“ klingt. Das Ergebnis kann sich aber durchaus hören lassen!
www.myspace.com/hectorsrevenge
www.myspace.com/purereasonrevolution
5 RISHLOO
Pascal
In dieselbe Kerbe wie Hectors Revenge schlägt auch Rishloo. Eine junge talentierte Band, welche allerdings schon einen kleinen Schritt weiter ist und hart
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Bad Taste Wir dürfen unsere Augen vor der Realität nicht verschließen. Es muss in Deutschland Menschen geben, die „Künstler“ wie Giovanni, Ross Anthony, Jeanette Biedermann oder Sarah Connor wirklich, ich meine WIRKLICH gut finden. Wie sonst kann man so lange von dem Leben, was Ottonormalverbraucher nicht als Musik bezeichnen würde? Schade für Musiker, die wirklich Talent haben. Gut für uns, denn ohne jenen Krach gäbe die schöne neue Rubrik Bad Taste in der SLEAZE nicht. Im Folgenden präsentieren wir euch drei aktuelle Horror-Veröffentlichen, die sogar auf Bad Taste-Partys für Verwirrung sorgen würden.
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Jule
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TRYAMITE - Scheiß Männer „Bottrop hat mich hart gemacht“ Dieses Zitat von Trynamite aka Trina von Popstars 2006 hat in der Redaktion für Aufruhr gesorgt. Naja, seien wir ehrlich, eher für Gelächter. Die taffe Brünette versucht sich neben den täglichen Z-Klasse-Promi-Aktivitäten jetzt nochmals als Popsternchen. Ihre Single trägt den fulminanten Titel „Scheiß Männer“. Und auch wenn ich nicht schon genug von Möchtegern-Emanzen wie Lafee genervt wäre, hätte ich trotzdem keinen Bock auf den Song. Naja, Augen zu und durch (Ohren geht ja leider nicht). Man kann ihr zugutehalten, dass sie ihre Fähigkeiten kennt und im Gegensatz zu den restlichen After-Castingshow-Try-Agains ihren Song auf Deutsch einsingt. Ob der Song aus ihrer eigenen Feder stammt, ist fraglich, auch
wenn kecke Reime wie „Es gibt einen Gott, er hat mich geschaffen. Mein Arsch und meine Titten sind gefährliche Waffen“ alles andere als tiefsinnig und – wie soll ich sagen – gut sind. Ich stelle mir eher zwei masturbierende Nerds vor, die den Text als Fanpost an den greifbaren Star gesandt haben. Ob Trynamite, mit bürgerlichem Namen Katerina Loules, sich bei dem Text auf ihren 1,50 m großen, affektierten Produzenten-Freund Lukas Hilbert beruft? Man weiß es nicht, aber da wir keine Tratschzeitung sind, interessiert uns das auch nicht. Genug der bösen Worte, harren wir aus und beobachten, ob das, was kommt, besser wird und leben nach Trynemites höchstgradig witzigen Motto „Keine Arme, keine Kekse“. Beschwerden bitte an Jule
MARK MEDLOCK - Rainbow’s End Vö: 30. April 2010, Label: Columbia (Sony) Als Mark Medlock damals bei DSDS anfing, fand ich ihn eigentlich recht sympathisch – ja, ich habe es geguckt. Er hat vollkommen ein Ding zu rennen und konnte singen. Was allerdings Dieter Bohlen aus ihm gemacht hat, ist unfassbar erschreckend: Steckt ihn in pastellfarbene Anzüge und verkauft ihn als Sommer-Sonne-Latino-Schnuckel. Als wäre das nicht optisch schon schlimm genug, gibt‘s von diesem Image auf seinem neuen Album „Rainbow‘s End“ mächtig auf die Ohren. Der offensichtlich liebesdurstige Mark leitet mit Songnamen wie „Real Love“, „This is love“, „Hungry for your love“ oder „Mr. Love“ die Zeit der Frühlings/Sommergefühle mit karibischem Hubba-Bubba-Sound ein.
Saisonal gesehen, mag sich das ja auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt mit der Aida nicht schlecht machen. Der DJ, der das im Club spielt, wird höchstgradig verhauen. Selbst beim Grillen auf dem Balkon, was denken da meine Nachbarn? Und nachdem ich fünf oder sechs Lieder durchgehört habe, was ich nur weiß, weil ich ab und zu einen Blick auf iTunes werfe, muss ich auch leider die StoppTaste drücken, um nicht gleich in den Tisch zu beißen oder mich bei der Zimmerpflanze auszuweinen. Auch für Leute, die solche Musik leichter ertragen, ist es wahrscheinlich eine Platte, die schnell wieder im Regal in Vergessenheit gerät. Schade um Morlocks Potential.
LOU BEGA - Free again Vö: 21. Mai 2010, Label: DA Records Ja, unser „Mambo Nr. 5“-One-Hit-Wonder legt auch mit einer neuen LP nach. Ich muss sagen, „Free again“ ist das angenehmste BadTaste-Prachtstück, das ich in dieser Rubrik bewerten darf. Als quasi schwarzer Roger Cicero singt Lou über heiße Frauen, deren blöde Freunde, ein gutes Lebensgefühl und ähm, heiße Frauen. Alles hinterlegt mit meist 20er Jahre angehauchten, tanzbaren Beats, die man auch noch ganz gut in einer Cocktailbar oder auf der Klassenfahrt in der 7. Klasse hören / ertragen kann. Begas kommen-
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de Auftritte decken nicht etwa die Termine einer Deutschland-Tour ab, sondern unter anderem die „RTL Chartshow“, die „ZDF Frühlingsshow“ den „ZDF Fernsehgarten“ oder „Volle Kanne“. Demnach scheint sogar sein Management den Ball auf dem Erfolgscourt eher flach zu halten. Seien wir also ehrlich, von einer hochgelobten Neuerfindung oder einem mächtigem Comeback kann hier wohl kaum die Rede sein. Es wird wohl reichen, das Kind und die Frau zu versorgen. Und das ist ja immerhin auch schon mal was.
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SLEAZE ON TOUR:
Funsportmesse Passion, Bremen
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Danko Jones
Morcheeba
TJ Kong & Nuno dos Santos
Below the Belt
Blood like Lemonade
After Dark, my Sweet
VÖ: 18.6./ Pias Recordings/Lounge-
VÖ: 16.06./Compost Records/Elect-
Elektronika
ro-Groove
Lange war es ruhig um Morcheeba. Damit ist es vorbei. Nach einem Solo-Intermezzo von Sängerin Skye Edwards kündigte die Band eine Reunion schon im vergangenen März an, nun also folgt das Album. Herausgekommen ist eine Mischung aus Lounge-, Elektro-, Trip-Hop- und Akustikpralinen, die zum Bier trinken auf der Dachterrasse einladen. Edwards Stimme fügt sich weich in die vorwiegend langsamen und tiefen Beats ein, das Album klingt rund und stimmig, ohne langweilig zu werden. Zum Redaktionsschluss standen bedauerlicherweise noch keine Deutschland-Gigs fest, wer sich von euch in den nächsten Wochen allerdings in Osteuropa, Spanien oder Portugal aufhält, der sollte nach den großen Veranstaltungsplakaten Ausschau halten. Live sind Morcheeba zu empfehlen, mit Bier in der Hand, nur vermutlich ohne Dachterrasse.
„Nenn uns Romantiker, aber ist die Liebe im Laufe der Zeit nicht aus der Dance Musik so gut wie verschwunden?“, fragt uns TJ Kong. Zum Thema Liebe lässt sich von meiner Seite aus nicht viel sagen, zum Thema Innovation schon. Und die fehlt hier. Leider, denn in Ansätzen kann einem das vorliegende Album schon ganz passabel erscheinen. Ein Meilenstein wird es dennoch nicht. Die Sounds wirken statisch, ja fast schon altbacken. Wirklich Neues findet sich auf der Platte so gut wie nie, fast alles klingt nach „Ach, das kommt mir aber bekannt vor!“. Egal, ob soulige Gesangseinlagen oder Lyrics im Stile von „Take me higher than Ecstasy“ – letztendlich leider doch nur eine weitere schwammig-suppige Chill-Dance-Platte.
VÖ: 14.5./Bad Taste Records/Soul-
m u s i k
food Music/Kick-Ass Rock
Zugegeben, so richtig neu ist das nicht, was Danko Jones da mit seinen beiden Bandkameraden John Calabrese und Dan Cornelius auf die Platte gepresst hat. Klingt wie Danko Jones, ist Danko Jones. Ohne Abstriche, ohne Aussetzer. Das ist nicht die Erfindung des Rades, macht aber Spaß. In guter alter Rock-n-Roll-Manier brennen Danko Jones auf dem neuen Album „Below the Belt“ ein Feuerwerk aus saucoolen Texten und wuchtigen Gitarren ab, so wie man es eben von den Kanadiern gewohnt ist. Auf der Platte, gerade wenn man die Vorgänger kennt,kann das zuweilen ein wenig zäh und langatmig werden, doch wir verwetten unsere tätowierten Rock-Hintern darauf, dass dieses Album so manche Festivalbühne in diesem Sommer auseinander nehmen wird. Tracks wie „I think bad thoughts“ oder „Full of regret“ haben den typischen „Baby hates me“-Ohrwurmcharakter. Die Band macht auf der neuen Platte das, was sie kann: Rock der alten Schule. Gut so.
Julian
Julian
Julian
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m u s i k
Ben Klock –
Ikaria –
James Yuill
Kraków Loves Adana –
Berghain 04
Luxembourg
Movement in a Storm
Beauty
(VÖ: 28.06./Ostgut Ton)
(VÖ: 11.06. / Cobretti Records)
(VÖ: 18.06./Moshi Moshi/Coop Music)
(VÖ: 02.07./Clouds Hill Records/ Universal)
Für nicht Berliner: Das Berghain liegt im Berliner Osten und gilt gemeinhin als der beste, tollste, abgefahrenste Techno –Club von der ganzen Welt. Der hier besprochene Künstler - Ben Klock einer der Resident DJ des Ladens - gemeinhin als Repräsentant des urtümlichen, rauen Sounds des Ladens, der jedes Wochenende Liebhaber und elektronische Musikfans aus aller Welt an den Wriezener Bahnhof lockt. Mit Berghain 04 schenkt uns das hauseigene Ostgut Ton Label einen weiteren – genau, den vierten – Einblick in das musikalische Clubschaffen, dass mit Hilfe seiner Function One-Anlage (bekanntlich das Maß aller klingenden Dinge) in den Berliner Nachthimmel getragen wird. Neben einer Hand voll unveröffentlichter Stücke von Rolando, den Junior Boys und Ben Klock himself, erwartet den Käufer eine typische Berghain Nacht, die durch den leicht housigen Einschlag des Klockschen Techno eine weichere Facette des Berghain zeigt, als es seinem Kollegen Dettmann inne wohnt. Amtlich.
Ikaria ist eine griechische Insel in der Ostägäis. Das nur zur Info am Rande. Vorliegende Band wiederum fand über US-Amerikanische Städte – San Diego, Washington D.C., Chicago – den Weg nach Berlin. Zu Teilen auch ins schwedische Vallerum und ins beschauliche Luxemburg, was auch den Titel ihrer aktuellen, der zweiten Platte annähernd erklärt. Aufgenommen im hohen Norden verbinden sich hier sphärische ausufernde Klangeskapen epischer Breite mit kurzweiligen Stakkato Instrumentierungen, die unweigerlich an die bedrückende Enge des Luxemburgischen Herzogtums erinnern. Seit vier Jahren werkelt die IndieBand an ihrer musikalischen Vision zu der sich vorzüglich der Kopf ausschalten lässt, die Gedanken entfleuchen und der Zuhörer nach wenigen Momenten der dauerrotierenden Schädelmaschine einen entspannenden Leerlauf gönnt. Wunderschön. Tim
„Turning Down Water For Air“ hieß das tolle Debüt des Briten James Yuill das Ende 2008 den Weg in meine Lieblingsalben Kiste fand. Umso größer waren die Erwartungen an den Zweitling der dieser Tage erscheint. „Movement in a Storm“ macht es einem zu Beginn nicht einfach. Stampfend ergiesst sich ein Beat aus den Boxen, der, um es in Neudeutsch zu formulieren, schon etwas Billo klingt. Hilfe, er wird doch nicht! Unter dem Motto: ein Album für den Geschmack, dass nächste für den Geldsack. Die Alarmglocken sind an. Poppiger wäre okay. Billig geht gar nicht. Das scheint auch James so zu sehen und versieht den plumpen Einstieg mit einem zuckersüßen Soundgebilde das dank seiner verzaubernden Stimme, alte Qualitäten wieder aufblitzen lässt. Beruhigend. Schnell wird klar, Yuill muss sich zu Beginn einfach nur im Beat vergriffen haben. Auch „Movement...“ vermag es den Hörer aus seiner Welt zu reißen und in eine Verträumtheit zu entführen aus derer man erst mit dem Ende der Platte wieder erwacht. Glück gehabt.
Gelegentlich findet sich in dem Wust der Veröffentlichungen, neben obligatorischen Top und Flops, die ein oder andere Perle. Kraków Loves Adana schlägt genau in diese Kerbe. Das brachiale bezieht sich weniger auf die Musik des Duos, die sich zurückhaltend aber druckvoll gibt, vielmehr ist die Wucht gemeint mit der sich die Stücke des hier rezensierten Albums ins Gedächtnis brennen. Minimal instrumentiert, mit Schlagzeug und Gitarre, famos gespielt von Robert Heitmann, legt sich die starke, selbstbewusste Stimme der Sängerin Deniz Cicek über die elf mitreißenden Stücke. Einen weiteren Anteil an der Dichte und Intimität, welche diese Platte ausstrahlt hat sicherlich Phantom/Ghost Produzent Johann Scheerer. Seine Abmischung - räumlicher Enge trifft musikalisches Gefühl – macht „Beauty“ zu genau dem, was der Name verspricht: Einer wahren Schönheit. Unbedingt kaufen. Tim
Tim Tim
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m u s i k
The Parlotones –
Tiefschwarz –
You Say Party! We Say Die!
Nobody’s Coming to Save You
Chocolate
Xxxx
VÖ: 04.06. / Soulfood
(VÖ: 25.06./City Rockers/EMI)
(VÖ: 28.05. / Souvenir)
Das sind sie also: Südafrikas Antwort auf die Sportfreunde Stiller. The Parlotones sind die erfolgreichste Rockband des 42 Millionen Staaten am Kap der Guten Hoffnung und Lieferant des diesjährigen WM–Songs. Ein Blick auf das Cover der Platte offenbart: Hä, die sind ja alle weiß? Jupp, und es ist schwer vorstellbar das sich ein schwarzer Afrikaner auch nur im Ansatz für die weichgespülte Mittelschichtskacke interessiert, die diese Band von sich gibt. „Push me to the floor, make me think that you the one that I am adore.“ Es kommt einem der kalte Schauer den Rücken hoch, wenn man solch Liedzeilen hört. Jetzt wird noch deutlicher, wie schlimm die Apartheid für die schwarze Bevölkerung gewesen sein muss. Repressalien, Folter, Unterdrückung war schlimmstes Unrecht, die Musik solch besch... Bands zu ertragen, grenzt aber an wahre Folter. Schrecklich.
Zugegeben, ich finde den Namen irgendwie blöd. Sunshine klingt immer nach Happy Hippo Alarm. Oberflächlich. Dumm. Bezogen auf Craig Wellington (Gesang, Gitarre), Stuart Jones (Gitarre), Daley Smith (Bass) und Matthew Gwilt (Schlagzeug) wäre es aber verwerflich in solch oberflächliche Vorverurteilungen zu verfallen. Das britische Quartett aus Leeds, dass sich mittlerweile im elften Jahr seit seiner Gründing befindet und 2006 mit „Raise the Alarm“ ein erstes Ausrufezeichen setze, liefert soliden Indie-Rock. Zugegeben, keine Neuerfindung des Gernes, aber mit Stücken wie dem Opener „Coming to Save You“ einige schöne Kracher, bei denen die Vorliebe für elektronische Spielereien positiv zur Geltung kommen. Gegner angelsächsischer Indiebands werden Sunshine Underground keine neuen Erkenntnisse liefern, offeneren Zeitgenossen aber bietet sich ein schwungvolles 45-Minuten Werk, das den Sommer garantiert nicht schlechter macht. Kann man haben. Muss man nicht.
Wer weiß wie derbe die Tiefschwarz Brüder Ali und Basti feiern können, empfindet den Beginn ihres vorliegenden Neulings eventuell als etwas zu ruhig. Vorglühen kann man es nennen. Langsam plätschert das Intro vor sich hin, bevor ein zurückhaltend pumpender House Beat einsetzt und Vokalist Daniel Wilde seine rauchig, soulige Stimme erhebt. „Home“ heißt der Opener. Eine Einladung der Musiker Schwarz sich zurückzulehnen und gemeinsam der tristen Alltäglichkeit in klangreiche Parallelwelten zu entfliehen. Ähnlich einer guten Mix-CD steigert sich das Tempo zunehmend und alsbald erwischt man sich tanzend auf dem Wohnzimmertisch. Tiefschwarz haben sich im Laufe der letzten zwanzig Jahre vom Spaßgarantierenden Stuttgarter DJ-Team zu einem international gefragten DeepHouse-Act entwickelt, dessen große Stärke es ist auch in den größten Hallen, ein Maximum an Wärme und Intimität zu erzeugen. Auf „Chocolate“ ist das nicht anders.
The unshine Underground –
Stardust Galaxies
Tim
(VÖ: 18.06./Universal)
Toll. Klasse. Hammer. Als Hype begonnen, versucht You Say Party! We Say Die! etwaige musikalische Kurzlebigkeit, durch konsequentes Weiterführen der eigenen Stärken und großzügiger interner Neubesetzungen, zu umgehen. Wobei letzteres mit einem dramatischen Vorfall einhergeht. Mitte April erlitt Schlagzeuger Devon Clifford während eines Konzertes einen Hirnschlag an dem er kurz darauf verstarb. Ein Schicksalsschlag für die kanadische Band um Sängerin Becky Ninkovic die 2007 mit ihrem zweiten Album „Lose all Time“ auf die Schirme der Musikjournaille schoss. Die Dance-Punk Combo, die bis auf den Bass und Gesang in kompletter Neubesetzung daher kommt, vermag es auch auf ihrem dritten Album „Xxxx“ mit gewohnt frecher Attitüde und locker, leichten Riffs zu überzeugen. Ein unterhaltsames Werk. Mehr Pop als Punk. Tim
Tim
Tim
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SLEAZE on tour: Niederlande Niederländische M(od)etropolen? In der europäischen Vielvölkerei können nicht alle Länder gleich beachtet werden. Die Niederlande sind aus dem Mindset meines Umfeldes jedenfalls schon länger weiter nach hinten gerutscht. Als nun die Gelegenheit bestand, ein Update über die Niederlande zu bekommen, ließ SLEAZE sich die Gelegenheit nicht entgehen. Die Niederlande sind für mich ein skurriles Land. Ich verbinde damit Tulpen, Fahrräder, Windmühlen und natürlich Kiffen. Ansonsten weiß ich wenig darüber. Ich wusste zum Beispiel nicht mal, dass Holland nur ein Teil der Niederlande ist – und zu einem Großteil unter dem Meeresspiegel liegt. Ja, richtig: Wir müssen uns wegen der Erderwärmung nicht nur um Mikronesien sorgen. Bis dahin ist aber noch genug Zeit, zumindest das bunte Amsterdam und das idyllische Utrecht zu besuchen. Den Haag mit seinen sauberen Straßen und der langweilig-ordentlichen Architektur kann man getrost ignorieren, Rotterdam soll sehr hässlich sein, sich aber wegen einer recht großen Künstler- und somit Kreativitätsdichte lohnen.
Gracht mit Rädern
Amsterdam bietet das Gesamtpaket inklusive angenehmer Architektur. Darum ist sie von den niederländischen Städten mein Favorit. Die Krachten und kleinen Gassen mit den vielen Geschäften und liebevoll restaurierten Hausfassaden, dazwischen immer wieder Flächen mit Aufklebern und Street Art – so muss das sein. Modische Kreativität wird – meiner Meinung nach krampfhaft – forciert durch die (doch noch sehr provinziell wirkende) lokale Fashion Week und dem teilweise zweckentfremdeten Rotlichtdistrikt. Mode-Designern wird dort Raum und Fenster zur Verfügung gestellt, um ihre Kollektionen zu kreieren und zu präsentieren. Und auch wenn es komisch klingt: Es hat etwas Charmantes, wenn man zwischen dem gelungenen Silikonbusen und der Prostituierten mit 20 Jahren Arbeitserfahrung ein edles Stück Fashion in den Schaufenstern hängen sieht. Vielleicht auch ein Ansatz für die Hamburger Herbertstraße.
Hauptbahnhof Amsterdam
Für eine Modemetropole reicht das natürlich alles nicht. Aber wer ein grundsätzliches Interesse an „der Klamotte“ hat, dem empfehle ich den Sommertermin der Amsterdam Fashionweek – wenn man da nicht selber schon von New York über Mailand und Paris und Copenhagen und Berlin und und und im Messestress steckt. Zum Glück hat die Niederlande auch noch mehr zu bieten. Zum Beispiel Kitesurfen. Aber davon berichte ich das nächste Mal.
danilo
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Mode im Rotlicht-Fenster: www.redlightfashionamsterdam.com In der Hoffnung auf eine positive Entwicklung: www.amsterdamfashionweek.com Mehr Infos beim Niederl채ndischen B체ro f체r Tourismus & Convention oder auf www.niederlande.de Anfahrt, am l채ssigsten unter www.bahn.de SLEAZE Mai / Juni 2010
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Sommer
Die GRosse Sleaze Verlosungsaktion ig s s ä l ade
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Dank der dicken Reifen muss weder der knöcherige noch der opulente Hintern das großstädtische Kopfsteinpflaster fürchten. Wir verlosen ein lässiges Townie von Electra und dem Stichwort „Backup“. Mehr von dem Rad gibt es in unserer Modestrecke oder unter www.electrabike.de.
n
ake w f u A
Wakeboarden ist noch immer eine unterschätzte Sportart. Wer aber erst einmal Blut (und Wasser) geleckt hat, kommt nicht mehr so schnell davon los. Wir verlosen dank Jobe ein Jstar Region, Größe 143 inklusive Jstar-Deluxe-Bindung, Größe 10. Auch die Kombi ist in unserer Modestrecke zu finden. Weitere Infos: www.jobesports.com, Stichwort „erwachet“.
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ittin s y h t o mo
S
Nein, ihr sollt euch nicht in eine Suppe aus 100%igem Fruchtmark setzen, Smoothy bezeichnet neben dem gesunden Trunk auch eine Marke für großartig kreative Sitzsäcke. In tausend Farben, Formen, Stoffen, Größen gibt’s auf www.smoothy.de den perfekten Couchersatz. Und jetzt, wo die Festivals nahen, lässt sich der Luxusrocker nicht Lumpen und kann den Sack mit auf den Zeltplatz nehmen. Outdoorgeprüft, passt! Wenn ihr mit dem Riesenkissen gehörig angeben wollt, schickt uns eine Mail mit dem Betreff „smoothy“ an geschenke@sleazemag.de.
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ng
vallu In höchste Festi
…geraten wir dank Jägermeister. Der Kräuterlikör spendiert uns 1x 2 Southside-Tickets und 1x2 für Rock am Ring. Das Beste daran ist wie jedes Jahr der Hochsitz, eine Bar, die 50 Meter hochfährt, um das Festival aus der richtigen Perspektive zu erleben. Um mitfliegen zu können, gibt es nur zwei Bedingungen: Mindestens 18 Jahre alt sein und bis zum 28. Mai 2010 eine Mail mit Betreff „Flugrock“ schicken.
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IHR WOLLT GEWINNEN?
Das ist verständlich. Wer ist schon gern ein Verlierer? Einfach eine Mail mit Stichwort und eventuellen Auswahlkriterien an geschenke@sleazemag.de schicken und darauf warten, dass SLEAZE / Fortuna eure feuchte Hand schütteln will.
Psychotherapeuti Regenbewältigun sche g
+
Zugegeben, der Sommer lässt noch ein bisschen auf sich warten und startet noch nicht hundertprozentig durch. Umso besser also, dass man die Möglichkeit hat, den heimischen Fernsehapparat nicht nur zum Müll-gucken anmachen zu können. Um euch neben Anspruch und Spannung auch ein wenig Abwechslung und Spaß auf den flatternden Bildschirm zu bringen, verlosen wir das „Anti-Regendepressions“-Paket. Mit etwas Glück steht schon bald eine nagelneue, schwarze Xbox 360 inklusive dem hochgelobten Action-Psycho-Thriller Spiel „Alan Wake“ neben eurem Fernseher. Kein Bock auf Regen und Frust in der Wohnung? Dann schreib uns eine Mail mit dem Betreff „I like Alan Wake“ an geschenke@sleazemag.de.
t
Sommer
alitä n o i s s e f o r p Trivial
Die Casio EXFH-20 ist die perfekte Cam für jeden, der sich privat auch mal professionell fühlen will. Mit 20-fachem optischen Zoom und einer fixen Serienbildaufnahme mit bis zu 40 Fotos pro Sekunde kann euch auf jeden Fall nichts Wichtiges mehr entgehen. Sei es die Hochzeit eurer Schwester oder eine neue Freundesanfrage auf Facebook. Wenn du der nächste Helmut Newton werden willst, schick eine Mail mit dem Betreff „Fotorei“ an geschenke@sleazemag.de. www.casio.de
Wurst und Whis Man riecht es im Park. Man sieht es im Kühlregal. Man schmeckt es auf dem Balkon. Die Grillsaison ist eröffnet und verlangt nach knackigen Würsten, saftigen Steaks und krossen Baguettes. Doch ohne ordentlichen Grill kann da einiges schiefgehen. Um euch im Grillsommer nicht im Regen stehen zu lassen, verlosen wir zusammen mit Jack Daniels einen ebenso praktischen wie stylischen Kugelgrill- natürlich im schicken Jack Daniels Design. Egal ob als Festivalbegleiter, Balkonnachbar oder Gartenfreund: der Grill macht überall eine gute Figur- und Würste. Wenn du die nächsten Wochen nicht ohne Grill leben willst, schicke eine Mail mit Betreff „gute Wurst“ an geschenke@sleazemag.de.
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hse c e w e l l a Schn
Diesmal geht es nicht um das Austauschen der Freundin, sondern um die super Idee von wechselwild.com. Schicke Grafiken wirken nicht nur auf Shirts – auch auf magnetischen Gürtelschnallen sehen sie gut aus. Wie das genau aussieht und funktioniert, erfahrt ihr hier: www.wechselwild.com. Wir verlosen drei Gürtel unter dem Stichwort „geschnallt?“.
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Zugegeben: Egal ob Lieblingsband oder Neuentdeckung – die Akustik auf den meisten Festivals ist nicht die Beste. Mag’s nun daran liegen, dass der Soundtechniker noch verkatert ist oder du einfach zu weit weg von den Boxen stehst. Um deine Musiklieblinge aber auch nach dem Festivalsommer noch glasklar und ohrverträglich mit dir rumschleppen zu können, bietet dir SLEAZE zusammen mit Sennheiser (www. sennheiser.de) drei Klangwunder der Extraklasse an. Solltest du demnächst mit einem Sennheiser MX 80, 85 oder HD 25 durch die Straßen tanzen wollen, dann schick uns eine Mail mit Betreff „Klangwunder“ an geschenke@sleazemag.de.
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Musik geht in’n Kopf da soll sie bleiben.
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Der Wunsch nach einem individuellen Zuhause liegt uns allen auf der Seele, die einen machen sich deshalb hübsche terraccottafarbene Wände wie im Otto-Katalog oder kleistern ihre Tapete mit von Toiletten gesammelten Postkarten zu. Mywandtattoo hat sich mal wirklich etwas Nettes einfallen lassen und entwirft individuelle Wandbilder, vom Baum, über Zombies bis zu Rocky Balboa ist für jeden Alltagsirren was dabei. Für die Nihilisten unter uns, denen davon gar nichts gefällt, gibt es immer noch die Möglichkeit, selbst ein Tattoo zu entwerfen aus www.mywandtattoo.de. SLEAZE verlost vier verschiedene Bildchen in beachtlicher Größe. Um zu gewinnen, schickt einfach eine Mail an geschenke@sleazemag.de mit dem Betreff „Wonderwall“.
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hal c s n e uz
Kap
Neue Modelabels sind gerade aus Städten wie Berlin nichts Neues. Jeder, der schon mal eine Hose geflickt hat, denkt er hat einen Trend geschaffen. David Sievers‘ Modelabel Ein Löffel voll Zucker allerdings schafft gekonnt die Balance zwischen Urban-Wear und Schick mit weiter, aber dennoch figurbetonter Kleidung. Da niemand so genau weiß, wann denn nun wirklich der Sommer kommt und ob es im Juli nicht doch nochmal einen Schneesturm gibt, verlost SLEAZE insgesamt vier individuelle Kapuzenschals des Newcomerabels ELVZ. Durch eine Email mit dem Betreff „ELVZ“ an geschnke@sleazemag.de gehört ihr vielleicht zu den Gewinnern.
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Die GRosse Sleaze Verlosungsaktion Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das ist zwar Blödsinn, weil so ein kleiner Satz nicht unser gutes Rechtssystem aushebelt. Aber wir könnten sonst belangt werden, weil wir keinen Notar eingesetzt haben. Den können wir uns nicht leisten – ebenso wie eine schicke Gerichtsverhandlung. In diesem Sinne: Immer schön links bleiben.
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auf www.sleazemag.de
Impressum
LEAZ
Sitz der Redaktion / editorial office: SLEAZE magazin Mainzer Str. 25 ~ 10247 Berlin-Germany Telefon: +49 / 30 / 325 34 730 Fax: +49 / 30 / 325 34 731
SLEAZE #18 erscheint
im juli
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Redaktion / editorial staff: Tim „As Time Goes By“ Schäfer Pascal „Wo ist nochmal der Schnaps?“ Scheib Daniel „Carmen Schenkel“ Boy Matthias „Chefin, bist du da?“ Nemack David „Kennt den wer?“ Jank Jero „hammerüberragend“ Kuck Markus “Meine Mutti hat es gesehen” Haage Julia „bringst du mir einen Burger mit“ Roth Jule „Schmetterling“ Haug Michelle „Ich wollte mal fragen“ Schulz Birk „Wo bleibt mein Heft“ Grüling SoFie “Attest” Belka Rike “Tor, Tor, Tor” Drust Patricia “Gesundheit geht vor Psyche” Kurth Jennifer “Lapuslilazula” Latuperisa Julian “Ich hab Kuchen mitgebracht” Weicht Sascha „VADDI“ Thau Mark „Eagle Eye“ Mattingly Frank Jaenicke-Rössler Redaktionshund Lena „Korb, Kohorb“ Hölig Boy
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