Trash mit Substanz SLEAZE gratis
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SLEAZE Zwanzig
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Carlsberg. Passt perfekt ins Programm.
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E D I T O R I A L
Und wieder ein Jahr vorbei Dieses Jahr endet für uns mit einem neuen, viel größeren Büro inklusive Fahrstuhl. Vorbei die Treppenbesteigungen in den 4. Stock. Es endete außerdem mit einer Riesengeburtstagparty, die größer wurde, als wir es erwartet hatten. Dieses Jahr enden auch die guten Vorsätze für dieses Jahr. Und für das letzte Heft des Jahres haben wir wieder alles gegeben. Wir haben unsere Wienerin Lisi auf den Wiener Money Boy gehetzt und versucht, die beiden zu verkuppeln. Das hat nicht funktioniert, ein interessantes Interview ist trotzdem dabei herausgekommen. Wir haben uns für euch die Finger wund gebastelt, weil Basteln total trendy ist. Wirklich! Nein, das war gelogen. Spaß hat es trotzdem gemacht. Der Rest ist wie immer eine Mischung aus „Was haben die sich denn dabei gedacht?“ und „Jetzt hab ich mich aber erschrocken!“ Liebste Leser, wir wünschen euch wunderbare Weihnachten, kiloweise Geschenke, Körper, die dem Fett im Essen trotzen und ein gutes, neues Jahr. Da gibt es uns dann übrigens 8x / Jahr. Lasst euch nicht ärgern, bewahrt euch etwas Trash im Herzen auf und genießt die Feiertage samt Feuerwerk und Kinderbowle. Euer JahresendSLEAZE
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INHALT 6 InFemme 8 „Ihr habt vom Schleimen einfach keine Ahnung!“ 10 Entfernen von Narben dank Seel-Lasern
magazin
14 Fashasty 22 The Crackles 24 I ♥ my sneaker
mode
31 Bücher 32 Guess her muff 32 Games Geflüster 34 Gran Turismo 5 37 Game Previews 38 Comics 40 Für Serienjunkies 42 Videoraiders 47 DVD
medien
49 Was für eine Überraschung 50 Asian Graphics Now! 58 Grafikerplatz 60 Blooom 62 Stone Magazine 64 „Deliciously sprockelicious and old skool!“ 65 City Guide 2.0
lebenskunst
67 deadmau5 70 Money Boy 74 Kornkorken-Rock 76 Musik
musik
78 Jubel-äh-um SLEAZE: Drei Lenze jung 80 Die riesengroße SLEAZE-winterweihnachtliche-Verlosungsaktion 82 Impressum
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LEAZ n i z a g a M
6 InFemme
8 „Ihr habt vom Schleimen einfach keine Ahnung!“ 10 Entfernen von Narben dank Seel-Lasern
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h ä s s l i c h e s
t i e r
„Ihr habt vom Schleimen einfach keine Ahnung!“
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Wir haben die Rubrik ins Leben gerufen, weil Ungerechtigkeit herrscht – wieder einmal. Die süßen, niedlichen, ach so knuffigen Tiere werden häufiger erforscht als die Einäugigen, Zweinasigen, Dreibrüstigen, kurz – die Freaks unter uns. Wusstet ihr das? Gut, das muss nichts Schlechtes sein. So landet man auch seltener im Tierlabor. Ungerecht ist es trotzdem. Eher Euthanasie als Darwin. Und außerdem: Frauen dürfen inzwischen auch ganz emanzipiert dumme „männliche“ Sachen machen wie Krieg führen. Also fordern wir endlich auch bei der Forschung Gleichberechtigung. Menschen sollten in Versuchslabors zu gleichen Bedingungen wie Affen zugelassen werden, hässliche Tiere genauso erforscht wie süße. Da das allerdings noch in weiter Ferne liegt, sind die Tiere gefährdet. Wir steuern hiermit entgegen. Mit der ersten Kontaktsuchseite für die VERMEINTLICH HÄSSLICHEN UNTER UNS.
Steckbrief
Nick: Flatsch Name: Schleimaal / Eptatretus carlhubbsi Geschlecht: männlich und weiblich Beruf / Beschäftigung: Entfesslungskünstler/in Wohnort: Küste Hawaiis Größe: 95 cm Hobby: Surfen auf der richtigen Boardseite (wo die Finnen sind, hang loose, verstehste?)
Motto: Gut festhalten, jetzt wird’s rutschig.
Liebe Rutschige, Schleimige und Fädenziehende, den Kumpel, den ich euch dieses Mal vorstellen möchte, hat es gerade nicht einfach. Der November trägt sein Übliches dazu bei, aber das ist nicht alles. Seit Flatsch rausgefunden hat, dass er gar kein Aal ist, steckt er in einer Identitätskrise. Er wunderte sich schon lange, warum ihn die Aaldamen anschauten, als wäre er voll eklig. Na gut, das dachten sie vielleicht auch. Egal. Jedenfalls braucht er jetzt dringend glipschige Ablenkung. Und ich weiß, es gibt euch da draußen. Die ebenso schleimigen, süßen, kleinen Nichtaalinen, die es kaum erwarten können, sich in seinem Schleim zu aalen. Verzeiht, das Wortspiel war einfach zu verlockend. Schaut ihn euch jedenfalls an und schreibt dann mich an – es wäre mir eine große Freude, zu vermitteln. Eure Trockennase danilo P.S.: Für alle Nicht-Vertrauten: Schleimaale sind Zwitter, das gesuchte Geschlecht ist also nicht so relevant.
Kurz etwas zu meiner Person: Das Einzige, wofür ich mich schäme, ist mein lateinischer Name. Carl Hubbsi? Was soll das denn? Ich weiß, wir sind alle Hubbsis, und ich suche hier auch meine Traum-Hubbsi, aber wie klingt das denn bitte? Vielleicht bin ich da etwas zu eitel, kann gut sein. Und wenn wir schon bei den schlechten Eigenschaften sind – ich finde mich insgesamt ganz gelungen. Wer von euch Hübschen also nicht mit einem Kieferlosen klarkommt, der ein Großmaul und große Portion Selbstbewusstsein im Gepäck hat, soll sich einen Loser-Wurm suchen. Wer mich allerdings so akzeptiert, wie ich bin, findet eine ehrliche Haut, für die Loyalität alles ist.
Wen ich suche: Meinen Counterpart. Und das ist auch auf den Sex bezogen, wie ihr euch vorstellen könnt. Diese Ungewissheit, welches Geschlecht gerade in charge ist, nervt schon manchmal gewaltig. Abgesehen davon möchte ich einfach einen Schleimaal, der mit mir klarkommt und es genauso liebt, sich in den Boden einzubuddeln. Mit dem ich mich zu Jack Johnson in den Wellen winden kann und der mit mir die vielen leckeren Fischleichen in meiner Hood teilt. Tschakka!
Bei Interesse kannst du Kontakt aufnehmen unter der Chiffre „Feuchtbeutel“ mit einer Mail an danilo@sleazemag.de.
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P H O B I E
dank Seel-Lasern
Entfernen von Narben
Die SLEAZELS nutzen das Heft oft als persönliche Therapie. Warum also nicht einen Schritt weitergehen und eine richtige Story über Phobie, Therapie, Harmonie und viele andere Worte mit „-ie“ aus unserem Leben bringen? Das hier ist also eine wahre Geschichte, geschrieben für einen besonderen Menschen und großen Phobiker. Trau dich, es wird dein Leben verändern. (Phobiker-Info: Es geht um Verletzungsphobie. Andere Phobie-Objekte werden nicht thematisiert, ihr könnt euch gefahrlos in den Text vertiefen.)
Als ich wieder aufwachte, war die randlose Brille und der buschige Schnauzer für meine Verhältnisse viel zu nah an meinem Gesicht. Das gleiche galt für die Hand, die mir ins Gesicht haute. Brille, Schnauzer und Hand gehörten meinem Geschichtslehrer, der eben noch von Folterungen im Mittelalter erzählt hat. Jetzt lag ich auf dem Boden, er halb über mir, umringt von einem neugierigen Kreis Mitschüler. Was war passiert?
wenn sie den Film schon kannten. Dann wussten sie genau, wann die Umkippwahrscheinlichkeit groß war und ihr Voyeurismus zu neuen Geschichten kam. Eine Weile wollte ich mich mit den Filmen abhärten und habe versucht, viele zu schauen. Ich lernte: Oft umkippen härtet nicht ab. Was passiert, wenn die Phobie greift? Die meisten kritischen Eindrücke hatte ich tatsächlich im Kino. Es ist dunkel, die Ausgänge sind oft durch um mich herum Sitzende versperrt, der Film visuell und akustisch omnipräsent. Die Filme sind nach Spannungsbogen aufgebaut und meine Phobie hat sich ganz brav daran gehalten. Kam der erste Impuls, gab es ein Alarmbereitschaftsgefühl. Dazu leicht schnellere Atmung, leichtes Schwitzen, erstes Sondieren von Fluchtmöglichkeiten. Folgten weitere Impulse,
Phobie-Definition nach Wikipedia:
Um es in Computersprech zu sagen: Das System wurde runtergefahren und dann neu gestartet, um meine Hardund Software vor größeren Schäden zu bewahren. Ich war damals 15 oder 16 Jahre alt und fühlte mich bis zu diesem Zeitpunkt kerngesund. Das anschließende Körperchecking der Ärzte kam zu dem gleichen Ergebnis: Ich war kerngesund. Bis auf eine Kleinigkeit.
Phobie, ist eine krankhafte, das
Augen anschauen. Einige Ohnmacht-Anekdoten findet ihr im Kasten.
Das Vermeiden
Letztendlich setzte sich die Vermeidungsstrategie durch. Horrorfilme waren tabu, Krankenhausfilme und Dokumentationen über Operationen und Lustiges wie „Gesichter des Todes“ konnte ich mir ebenfalls sparen. Blut abnehmen hätte ich mir auch gern gespart, ging aber oftmals nicht. Da hatte ich meine ersten Erfahrungen bereits zu Grundschulzeiten. Damals bin ich hin und wieder vom Blutabnehmen ohnmächtig geworden: Dies ist neben Spritzen-Angst wohl die bekannteste Form der BSV-Phobie ist. Durch die Vermeidung konnte ich meinen Umkipp-Schnitt von zwei- bis dreimal pro Jahr auf einmal in eineinhalb Jahren verringern. Immer wenn ich dachte, das wäre nun Eine geschafft – z.B. weil ich einen für mich krassen Film ohne Bewusstlosigkeit überlebt heißt hatte –, erwischte es mich doch wieder.
unbegründete und anhaltende Angst vor
Alle paar Jahre war ich deshalb beim Arzt, der nie was finden konnte und auch oder Personen, allgemein vor dem phobikeine logische Erklärung hatte. Etwa im Alter von 23 Jahren schickte mich ein Arzt schen Stimulus. Sie äußert sich im überdann zu einem Neurologen, der mich nach erfolglosem Check an eine Therapeutin mäßigen, unangemessenen Wunsch, den überwies. Die kam mir etwas zu esoterisch Anlass der Angst zu vermeiden. rüber – weshalb ich auch nur einmal da war –, gebrauchte aber zum ersten Mal das Ich hatte eine Verletzungsphobie. Genauer war es verstärkten sich die beunruhigenden Gefühle Wort Phobie. Eine Phobie? Ich kippe aus Angst eine Blut-Spritzen-Verletzungsphobie, kurz BSV. und ich versuchte eine schlüssige Begründung um? Ich habe doch vor nichts Angst. Die American Psychiatric Association hat schon zu finden, mich der Situation zu entziehen (auf vor Jahrzehnten alle bekannten Phobien in fünf Toilette gehen, mir ist nicht gut …), ohne den Das versetzte mich ins Grübeln und Typen kategorisiert: Tier-, Umwelt-, BSV-, situati- Spaß meiner Begleitung zu mindern. Wurde der Recherchieren. Da ich nun das Schlagwort hatte, Impuls zu stark (also meist: meine Phantasie zu fand sich recht schnell viel und interessantes ver Typus plus der Restekiste „anderer Typus“. groß), versuchte ich – meist hektisch, Freunde Material über meine „rare“ Besonderheit: Ich waren mir dann völlig egal – die Flucht. Frische, hatte tatsächlich eine Phobie. Die ersten Jahre Das wusste ich wie viele Phobiker jahrelang nicht am besten noch kühle Luft hat mir schon oft das – und auch die vielen praktizierenden Ärzte, bei Umkippen erspart. Ebenso soll Zucker helfen (als Die Therapiesuche denen ich war, stellten keine Verbindung her. ich bei einer Blutentnahme umkippte, reichte Der nächste Schritt bedeutete also, einen Daher lernte ich auf dem harten Weg mit jeder man mir danach einen Apfelsaft und legte meine Therapeuten zu finden. Die Suche zog sich erneut Ohnmacht dazu. Skalpelle und Rasierklingen Beine hoch). über Jahre hin. Das Grübeln verstärkte sich nämwaren mein Albtraum, offene Schusswunden lich: Wer weiß, warum ich das habe? Und kann dagegen relativ harmlos. Bei manchen Filmen Das Erwachen das was noch Schlimmeres auslösen? Vielleicht wurde ich erst beim zweiten Mal schauen ohn- Beim Erwachen fühle ich zwar eine Mischung aus kommen verdrängte Erinnerungen hoch und mächtig. Wenn ich es aus dem Kino raus schaffe Glück, weil meist in der Ohnmacht sehr ange- ich werde voll zum Psycho. Trotz dieser Gefühle an die frische Luft, kann ich die Ohnmacht nehme Dinge passieren (an die ich mich nicht wollte ich das Thema angehen, wurde aber von abwenden. Leider nicht immer, wie ich öfter auf erinnere, nur das Gefühl bleibt) und mir ist total unserem Gesundheitssystem noch ein paar Jahr dem Boden liegend beim Erwachen feststellen schwindlig, weil das Umkippen wie ein schneller überfordert, da ich leider kein VIP-Patient war. musste. Tornado ist, bei dem sich mir alles dreht. Wenn ich Jeder Therapeut hat nämlich für Kassenpatienten erwache, läuft der Tornado rückwärts. Ansonsten (!!!) eine Wartezeit von mindestens sechs Klassenkameraden gingen jedenfalls mit mir sehr geht es mir danach immer gut, meist besser als Monaten. Nicht unbedingt das Richtige für gern in Kinofilme von Stephen King. Vor allem, den Umstehenden, die mich mit erschrockenen jemanden, der nicht mal einen Monat im Voraus
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Situationen, Gegenständen, Tätigkeiten
plant. Doch zum Glück gibt es Versatel und Telekom. Nachdem ich viele enttäuschte Anrufe erledigt hatte, ließ ich mich wohl auf mindestens eine Warteliste setzen. Da bin ich mir aber nicht mehr sicher. Als der Therapeut dann umzog, lief die Ummeldung so, wie man es von den Kommunikationsunternehmen kennt – schlecht und ohne Kommunikation. Die fehlende Möglichkeit der Erreichbarkeit beschleunigte anscheinend den Abbau der Warteliste – und brachte mich in den Therapeutensessel.
Im Therapiesessel Es folgten Gespräche, ob die Chemie stimmt zwischen ihm und mir, ob er das Problem lösen könne – und ob die Kosten von der Krankenkasse übernommen würden. Alles passte, der Antrag für eine Verhaltenstherapie wurde genehmigt und wir hatten dann 25 Sitzungen á 50 Minuten Zeit, mich von meiner Phobie zu befreien. Eine Verlängerung wäre auf Antrag möglich gewesen. Ich brauchte aber nur 18 oder 19 Sitzungen, um fit zu werden.
fiel mir auf, dass die Szene, vor der ich mich am meisten fürchtete, gar nicht in dem Film existiert.
Phobiefrei Noch heute merke ich bei manchen Filmen, wie die Phobie im Hintergrund arbeitet. Ich werde wohl immer ein „Anonymer Phobiker“ bleiben. Bei einigen sehr deutlichen Filmen rumort sie in ihrem Verlies und will raus. Aber das sind Kleinigkeiten. Ich genieße meine dazugewonnene Lebensqualität: Filme, Tattoos und Piercings, wo und wie ich will – seit vier Jahren bin ich frei.
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Zum Glück war letzten Endes dann doch alles nicht so schlimm. Mit einer Art Horror-Ranking wurden alle Themen vom unangenehmen Gefühl bis zur Ohnmacht aufgelistet und dann Punkt für Punkt abgearbeitet. Dabei wurden z.B. negative Verknüpfungen mit „bösen“ Gegenständen wie Skalpellen durch intelligentes Reden ausgewechselt gegen positive Verknüpfungen (Skalpelle sind nicht böser als Messer, bei denen ich selten umkippte, sondern helfen positiv bei Operationen usw.). Eine Hausaufgabe bestand darin, ein Skalpell in der Apotheke zu kaufen, was ich mit Bravour und voller Stolz meisterte. Die Kür bestand darin, Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ zu schauen. Dabei
P.S.2: Wenn ihr eigene Erfahrungen gesammelt habt, wenn ihr darüber reden wollt oder sonstwie in der Richtung Hilfe braucht … danilo@sleazemag.de
herbert bettsau
Im Laufe der ersten Gespräche wurde eine Theorie konstruiert: Aufgrund großer Probleme durch Mutterverlust und dank einer explosiven Mischung aus Helfersyndrom, großer Phantasie, Unsicherheit, hohem Gerechtigkeitssinn und noch höherer Identifikation mit dem Opfer (darum bin ich wahrscheinlich auch Vegetarier geworden) verkrafte ich die Verletzung der Unversehrtheit des Menschen – z.B. durch ein Mörderskalpell – nicht, fühle mich der Situation im wahrsten Sinne des Wortes ohnmächtig ausgeliefert. Ah ja, alles klar. Das klingt ja toll. Und sehr nach einer Dissertation.
P.S.1: Zum Abschluss möchte ich meinen Freunden danken, die mir jahrelang beigestanden und mich aufgefangen haben. Und natürlich geht ein ganz besonderer Dank an den Therapeuten, der „nur seine Arbeit gemacht hat“.
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Christiane F. tätowiert sich in „Kinder vom Bahnhof Zoo“ selber – ich brauche den Film nach dem ersten Umkippen nicht weiter zu schauen. Ich wurde bei „Black Rain“ (Finger abgeschnitten) ohnmächtig, mein Kumpel im Kinosessel neben mir hat es nicht mal gemerkt. Auf der Tattoo Convention, für die ich damals 21,- DM Eintritt bezahlt habe und die ich im torkelnden Eildurchlauf in fünf Minuten durch hatte. Sehr zur Freude meines Kumpels, der doch gern etwas länger geblieben wäre für sein Geld. Dank des selbst ausgelösten Kniebruchs bei „Jenseits der weißen Linie“ fiel ich ebenso. Ging beinahe übel aus, da ich beim Umkippen fast mit dem Kopf auf eine gußeiserne Ecke einer Sitzbank geknallt wäre. Bei „7“ floh ich aus dem Kino, schwankte und fiel –ein Freund fing mich auf und begleitete mich plumpsend zu Boden. Ich weiß natürlich von nichts. Manchmal – wie bei der Bordstein-Szene im „American History X“ – bin ich nur um ein Haar umgekippt. Dafür Freund nichts ahnend im Kino sitzen lassen und völlig schwindlig während des Films raus und durch die Straßen nach Hause gewankt. Verrückt nach Mary – der Angelhaken in der Wange. Mein peinlichstes Umkippen: bei einer Komödie! Rasierklingen-Szenen in Filmen brachten Körper sofort in Alarmbereitschaft Umgekippt bei Leberfleckentfernung (fand der Chirurg nicht lustig – zum Glück lag ich bereits) Erste-Hilfe-Kurs. Skeptisch, ob ich überhaupt helfen könnte, oder mich danebenlege. Es war auch so schon peinlich, wenn ich den Kinoabend sprengte. Noch mehr Sorge bereitete es mir, wenn ich ein Date hatte. Man punktet selten mit einer Art epileptischer Anfall und Schaum vor dem Mund.
Buchempfehlung: In „Pfui Spinne, Watte, Knopf!“ erzählen Phobiker aller Coleur von ihrem Umgang mit der Phobie. Sehr offen, nicht immer nachvollziehbar und teils unglaublich egoistisch erzählen 33 Betroffene von sich und ihrer beängstigenden Umwelt. PFUI SPINNE, WATTE, KNOPF Mareile Kurtz Schwartzkopf & Schwartzkopf
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Habt ihr es nicht satt,
ständig auf der Suche nach eurem NummerEins-Magazin zu sein? Friseurläden abzuklappern, sich ne
neue Frisur machen zu lassen, in der Hoffnung, SLEAZE irgendwo im unsäglich abgegriffenen Zeitschriftenstapel zu erspähen und mit ins traute Heim zu nehmen, wo man es endlich wohlig betten kann, mit ihm reden und
spielen oder einfach nur, um drin zu lesen. Wir machen es euch einfach, auch wenn sich diese Zeilen für Eingefleischte wie ein Déjà-vu lesen mögen. Werdet Abonnenten! Nehmt euch selbst in den Kreis der Sen-
dungsempfänger auf! Jungfräulich werdet ihr in Zukunft euer Blättchen in den Händen halten und die Frische zwischen den Seiten erschnuppern können. Ehrlich, wer hat das nicht gern, ein ungeknicktes Erzeugnis sein Eigen zu nennen. Keine kryptischen Bemalungen früherer Leser, keine Eselsohren, nur ihr und SLEAZE. Eine Mail an abo@sleazemag.de mit euren Angaben und für nur 10 Euro kommt SLEAZE 6x im Jahr direkt zu euch nach hause .
Fuck off, das is mein Abo!
Traut euch! 12
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FASHASTY 14
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Er: Hose und Hemd von American Apparel, Schuhe von Keds Sie: Body von Motel, Schuhe Vintage
Er: Hemd und Pulli von Ben Sherman, Hose von American Apparel, Schuhe von Keds Sie: Hose und oberteil von Motel, Schuhe Vintage
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The Crackles
Wenn in unserer Redaktion Pakete mit Schminksachen ankommen, gibt’s immer großes Juhu, ist aber meistens keinen Artikel wert. Doch diesmal wurden wir mit dem Cracklelack von LCN beglückt.
In unsere Redaktion wurde ein kleines Päckchen mit Nagellack geschickt. Das ist nicht besonders aufregend, passiert sogar öfter. Dieser Nagellack ist aber etwas Besonderes und funktioniert auch anders: Zuerst trägt man ganz normalen farbigen Nagellack auf. Diesen lässt man gut trocknen und pinselt dann den Crackle-Lack auf. Der trocknet sehr schnell und zieht sich zusammen, dadurch entsteht ein Destroyed-Look, der schön trashig aussieht.
GRÜNDE FÜR DEN LACK
> Er sieht wirklich gut aus. > Er hält sehr lange. Wir haben
getestet und er hielt länger als eine Woche, ohne ranzig auszusehen. > Es macht Spaß ihn aufzutragen. Das kann man wirklich nicht von jedem Nagellack sagen. > Männer sind vom chemischen Prozess des Lacks fasziniert und dadurch kann man endlich auch mit den Kerlen über Nagellack sprechen. Fazit: Unbedingt empfehlenswert
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Bücher MTV, Deutschland und Ich – Das bewegte Leben des Steve Blame Er hat sie alle getroffen. Madonna gab er Sextipps und sogar dem Dalai Lama durfte er die Hand schütteln. Die Rede ist von Steve Blame, ehemalige Koryphäe der MTV-News. Jahrelang war er Clown im Popzirkus und hat dabei jede Menge gesehen. Aufstieg und Fall des Musikfernsehens. Gewinn und Verlust, Exzesse, Drogen, Stars und Sternchen. All diese schön-hässlichen Erinnerungen hat der mittlerweile 50-jährige gemeinsam mit dem Lübbe Verlag in ein Buch gepackt, um der gesamten Welt Einblicke in das skurrile Universum MTV zu gewähren. Wer also auf Gossip, Popkultur und Lebensratgeber steht, sollte sich überlegen, ein Exemplar von „Getting lost is Part of the Journey“ zu erstehen. Anna HT TP:// WWW.STEVEBL AME.COM und HT TP:// WWW.LUEBBE.DE /
Mitnehm‘ - Von und über Clueso Dass Musiker sich im Laufe ihrer Karriere häufig berufen fühlen, Bücher zu schreiben, ist nichts wirklich Neues. Die Liste der Musiker ist lang, die kreativen Ergüsse hingegen sind meist sterbenslangweilig. Da bleibt nur zu hoffen, dass sich Deutschlands Musikpoet Clueso mit seinem ersten Buch nicht in die Kategorie der öden Selbstbeweihräucherung eingliedert. Das im Schwarzkopf Verlag erscheinende Werk soll explizit KEINE Autobiografie sein, sondern – wenn man Clueso Glauben schenken mag – „ein Gewächs aus dem Schönsten und Bewegendsten, was mein Team und ich in unseren Archiven finden konnten“. Wenn dieses Gewächs mit derselben Intensität und Wortgewandtheit geschrieben wurde wie Cluesos Songs, freuen wir uns schon mal auf den 1. Dezember! Anna HT TP:// WWW.CLUESO.DE und HT TP:// WWW.SCHWARZKOPF-VERL AG.DE
Warum Tätowierte mehr Sex haben – Erkenntnisse vom Spaßnobelpreis Wir haben es ja schon immer gewusst, aber mithilfe dieses Buches haben wir nun endlich den ultimativen Beweis. Zumindest für die Quantität. Wer mit Wissenschaft bisher nur chemische Formeln, Messinstrumente und langweilige Versuche assoziiert hat, wird mit Mark Beneckes Buch eines Besseren belehrt. Wie viele Fotos sind nötig, damit bei einem Gruppenbild niemand blinzelt? Kann man in Schleim genauso schnell schwimmen wie in Wasser? Solchen und anderen weltbewegenden Rätseln geht das Komitee des Spaßnobelpreises nach. Seine Ergebnisse werden nun bereits zum dritten mal im Lübbe Verlag veröffentlicht. Bizarre Fragen, aufschlussreiche Antworten, und immer wieder die Frage, wer sich diesen Quatsch ausgedacht hat. Wie die Sendung mit der Maus, Quarks & Co. und Galileo in Buchform. Nur toller.
Wenn die Haut fröhlich Blasen schlägt Spekulatius, Glhwein und Лast Christmasbis zum Abwinken - es weihnachtet wieder sehr. Und neben abgrundtief Hässlichem, wie glitzernden Plastikrentieren mit Leuchtnase, elendem Dreckswetter und der Aussicht darauf, die Feiertage mit Menschen zu verbringen, die man das ganze Jahr nicht sieht (geschweige denn sehen will), gibt es auch Lichtblicke. Einer davon ist Michael P. Spradlins „It`s Beginning to Look a Lot Like Zombies: A Book of Zombie Christmas Carols“. Das Buch, das spätestens zum Bestseller wird, wenn das 28-Days-Later Szenario eintritt und Untote die Welt bevölkern, enthält die Kannibalen-Variante schmalziger Weihnachtsklassiker a la Вlue Christmas. Da verzehrt Zombie, the ReindeerDancer und Prancer, rösten statt Maronen Gehirne im Kamin und Mama knabbert unterm Christbaum an Santa Claus. Komplett wird das Ganze durch splattrige Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die zeigen, was es zur Zombieweihnacht neben abgetrennten Gliedmaßen im Strumpf noch gibt. Nachdem die Carols Weihnachtshassern wie Zombieliebhabern schon 2009 das Fest versüßten, liefert Spradlin nun ein weiteres schaurig-schönes Gesangsbuch. „Еvery Zombie Eats Somebody Sometime“ ist der Name. Sein Inhalt: Liebesballaden, die fürs Land of the Dead umgeschrieben wurden. Und egal ob „I want to eat your hand“, „You`re the one that I chompoder“ oder „Fifty ways to eat your lover“ - sie rühren selbst das Herz des verrottesten Zombies. Nicola
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Guess her muff Ich sag es gleich, es geht um Frisuren. Intimfrisuren. Muff ist übrigens die harmlose Bezeichnung für Vagina. Das ganze Blog dreht sich auch nur um diese Frisuren. Des Lesers Aufgabe ist es zu erraten, wie die betreffende junge (oder auch nicht so junge) Frau untenherum frisiert ist. Ob sie es eher natürlich oder kahl oder mit Strip mag.
Zuerst sieht man die Person in angekleidetem Zustand, sobald man den „See the answer“ Button drückt, präsentiert sich nichts als die nackte Wahrheit. Manchmal auch recht groß und in sehr deutlicher Auflösung. Es ist also ratsam, das Blog mit etwas Abstand vom Monitor zu betrachten. Wir bei SLEAZE spielen „Guess her muff“ oft in der Pause. Klingt irgendwie pervers, ist es aber nicht. Es endet immer in erbitterten Wettkämpfen, wer
nun die Muschifrisur richtig errät oder nicht. Selbstverständlich muss man auch nicht raten, sondern kann sich gleich die Nackigbilder angucken. Aber das macht nicht so viel Spaß. Inwieweit die Bilder legal auf dem Blog sind, wissen wir nicht. Wir vermuten aber, dass nicht jede der betreffenden Frauen glücklich wäre, wenn sie wüsste, wo ihr Muff zu sehen ist.
yanah w w w. guesshermuf f.blogspot.com
Games Geflüster Neuigkeiten, Gerüchte und Fundstücke aus der Welt der Videospiele Über 100 Millionen FIFA-Games verkauft
2000,- Dollar für den Ersten, der Kinect knackt
Electronic Arts gibt bekannt, dass von der Fußballserie FIFA über 100 Millionen Exemplare verkauft wurden. FIFA Soccer International hieß das allererste Spiel der Reihe. Es erschien Ende 1994 für PC, Amiga, SNES, Game Boy und noch einige andere Exoten. Das Game schlug sofort ein wie eine Bombe, dennoch war nicht abzusehen, dass daraus eine derart gigantische und perfekt inszenierte Fußball-Simulation werden würde. Im jährlichen Battle mit Konamis Pro Evolution Soccer Serie kann EAs Fußballtitel vor allem mit einer umfangreichen und kostspieligen Lizenz über massig Ligen mit den Original-Spielernamen und -Vereinen punkten.
Nein, diese Zeile stammt nicht vom Bösewicht eines billigen Action-Films. Und auch nicht von Microsoft selbst – so viel Humor haben die Jungs dann doch nicht. Das amerikanische Unternehmen Adafruit Industries setzt diese Belohnung aus. Um das Geld zu kassieren, muss man es nur schaffen, Microsofts High-TechBewegungskamera für die Xbox 360 zu hacken, so dass man sie auch am PC nutzen kann. Das große Interesse am Nutzbarmachen der Kamera an herkömmlichen PCs dürfte daher rühren, dass das Gerät sehr präzise arbeitet und gerade für den relativ günstigen Preis von 150 Euro sehr leistungsfähig ist. Würde das Gerät voll mit einem PC interagieren, könnte Adafruit maßgeschneiderte Programme entwickeln und an den Mann bringen. Schon kurz nach Release von Kinect tauchten auch schon prompt erste Videos eines Users auf YouTube auf, der exakt dies geschafft haben will. Microsoft ist über diese Ambitionen natürlich alles andere als erfreut und wird sich sicherlich jegliche rechtliche Schritte dagegen offen halten.
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Capcom bleibt auch in der nächsten Konsolengenration für jeden offen Edelschmiede Capcom will sich auch in der nächsten Konsolen-Runde nicht an einen Hersteller binden. Der Entwickler von Kultspielen wie Resident Evil oder Devil May Cry will seine Produkte weiterhin plattformübergreifend anbieten. Dazu werkelt man weiter an der hauseigenen Grafikengine „MT Framework“, um diese für die diversen Konsolen zu optimieren. Dennoch stellte Capcom klar, dass man nicht für ausnahmslos jede Hardware entwickeln wird.
pascal
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SLEAZE wünscht frohe und ein schönes, neues Jahr
Weihnachten
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ist das Ziel
der SCHNELLE Weg Schon mal mit einem Rennwagen gefahren? So richtig mit Genick-KnickingVollbremsung und Gummigeruch in der Nase? Mein Kopf fliegt nach vorne, um sich kurz danach äußerst elegant ein 90-Grad-Abknicken zu gönnen. Dass mein Ohr nun kurz fast meine Schulter berührt, verdanke ich Bernd Schneider. Ich sitze neben dem mehrfachen DTM-Meister in einem Mercedes-Benz SLS AMG und wir schießen den Hockenheimring lang. Dabei finde ich Autorennen langweilig. Zumindest die im Fernseher, die mich passiv auf der Couch hockend sitzen lassen. Anders sieht das aus, wenn ich so ein Baby selber lenken darf. Egal, ob Konsole-Daten oder echtes Blech, aktives Heizen lässt mein Herz „Jippieh!“ rufen und alle Adrenalinschleusen öffnen. Anlässlich der so lang erwarteten Veröffentlichung von Gran Turismo 5 – auf dessen Cover der wunderschöne SLS mit seinen geöffneten Flügeltüren thront – gab Daimler einigen Journalisten die Gelegenheit, die sich immer näherkommende Realität und Virtualität am eigenen Körper zu erleben. Und so ging es nach dem Hockenheimring in die Tokioter Polyphony-Digital-Büros, einer Tochter von Sony, wo Hunderte von detailverliebten Spieleentwicklern die GT-Reihe – natürlich exklusiv für PlayStation – programmieren. Mit einem riesigen Serverraum, wo auch der edle Wein des Chefs gekühlt wird, der Iso-Matte unter dem Schreibtisch für den kurzen Weg zum Schlaf sowie den inspirierenden Manga- und StarWars-Sammlungen auf den Regalen ist alles vorhanden, um rund um die Uhr an den über 1000 Fahrzeugen und 70 Rennstrecken zu feilen. Die Simulation macht Bock auf mehr. Und dass der vibrierende Sessel und die olfaktorische Patrone zuhause irgendwann Standard werden, um das Ganze wirklich authentisch zu machen, ist unwahrscheinlich. Ganz ausschließen sollte man es bei Perfektionisten wie Kazunori Yamauchi aber auch nicht.
danilo
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Gran Turismo 5
Nach fast sechs Jahren Entwicklungszeit und einigen Vorabhäppchen (Gran Turismo HD Concept, 2007 und Gran Turismo 5: Prologue, 2008) gibt es nun endlich das komplette Paket der „Mutter aller Rennspielsimulationen“.
Gran Turismo 5 ist der erste Teil der Reihe für PlayStation 3. Die lange Ent-wicklungszeit und starke Konkurrenten ließen uns bangen, ob der Begriff „Gran Turismo“ immer noch mit „virtuellem Fahrspaß in Perfektion“ gleichzusetzen ist. Doch schon die ersten Testfahrten machen deutlich, dass hier erneut wahre Auto-Liebhaber zugange waren. Die Grafik ist zu jedem Zeitpunkt flüssig, die Wagen sind mit sehr viel Liebe zum Detail designt und die
Strecken abwechslungsreich. Hauptsächlich ist Gran Turismo 5 vor allem eines: umfangreich! 70 Strecken und unschlagbare 1000 Fahrzeuge, die sich wieder sehr authentisch steuern lassen, warten auf Racing-Fans. Sehr gelungen: Alle Strecken können in realistischer 3D-Optik erschlossen werden. Des Weiteren besitzt das Spiel auch ein mehrstufiges Schadensmodell, das neben optischen Veränderungen auch Auswirkung auf das Fahrverhalten hat. Alles in allem hat sich die lange Wartezeit also gelohnt und PlayStation-3-Spieler, die etwas für Rennspielsimulationen übrig haben, sollten unbedingt reinschauen.
pascal
R E D
Das Beste ist jedoch immer, sich selbst ein (Bewegt) Bild zu machen. Darum verlosen wir 3x das PS3-Spiel. Der asphaltierte Weg führt über eine Mail an geschenke@sleazemag.de mit dem Betreff „Geiles Teil 5“.
G
auf www.sleazemag.de SLEAZE Zwanzig 35
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Trash mit Substanz
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SLEAZE
Game Previews
von Pascal
Donkey Kong Country Returns Jump ‘n Run | Wii | Nintendo | Dezember 2010 Wer erinnert sich nicht an das große Comeback des ehemaligen Mario-Widersachers aus Videospiele-UrTagen?! Donkey Kong Country, damals noch vom legendären Studio Rareware entwickelt, erschien 1994 für SNES und war ein beeindruckendes Stück Jump-‘n-Run-Geschichte. Vor allem grafisch sorgten die gerenderten Spielewelten für offene Münder bei Videospiele-Fans in aller Welt. Beim erneuten Comeback geht Entwickler Retro Studios „back to the Roots”. Und so vereint „Donkey Kong Country Returns“ viele positive Eigenschaften des Klassikers. Wie damals heißen die Hauptakteure Donkey und Diddy Kong, die man auch zusammen mit einem Freund im Koop-Modus spielen kann. Glücklicherweise bleibt auch die Grafik der 2D-Tradition treu, welche lediglich mit 3D-Elementen aufgepeppt wurde. Erneuert springen wir durch bunte Levels, auf der Jagd nach Bananen und versteckten Buchstaben (die das Wort DONKEY bilden) und überrollen diverse feindlich-gesinnte Tiere.
Dead Space 2 Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Electronic Arts | Januar 2011 Dead Space war eines der gruseligsten Horror-Action-Adventures für die aktuellen Konsolen. Zudem war der EA-Titel aus dem Jahre 2008 überraschend innovativ und kreierte auch dadurch eine sehr dichte Atmosphäre, dass zum Beispiel die Inventar-Menüs nicht in einem separaten Pause-Bildschirm dargestellt, sondern direkt in die Spielewelt in Echtzeit hinein projiziert wurden. Nicht nur deswegen löste die Weltraum-Geschichte um die Hauptfigur Isaac Clarke massenweise klaustrophobische Gefühle bei Zockern aus. Die Monster waren – wie die durchdachte Story – sehr liebevoll ausgearbeitet. Weniger überraschend ist, dass uns EA nun eine Fortsetzung präsentiert. Und EA wäre nicht EA, wenn sie beim Nachfolger nicht versuchen würden, noch einige Dollars mehr rauszuquetschen. So gibt es nun auch einen MultiplayerPart und der Fokus soll weg von Horror-Elementen hin zu Action-Einlagen gelegt werden. Laut Umfragen haben zu viele Spieler den ersten Teil nicht beendet, weil das Game schlicht zu beängstigend war. Bleibt zu hoffen, dass nicht zu viel Mut und Innovation aus Profitgier auf der Strecke bleibt.
Mass Effect 2 Rollenspiel | PlayStation 3 (für Xbox 360 und PC bereits erhältlich) | Electronic Arts | Januar 2011 Nachdem sich BioWare von EA kaufen ließ, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der XboxExklusivstatus von Mass Effect dahin ist. Nun ist es also soweit: Auch Sony-Jünger dürfen mit Commander Shepard die Galaxie vor einem feindseligen Maschinenvolk retten. Wohlgemerkt steigen PlayStationZocker direkt mit Teil Zwei ein. Der erste Teil wird lediglich anhand eines interaktiven Comics zusammengefasst erzählt. Dafür gibt es neben dem Hauptspiel auch alle Add-Ons der Xbox-360-Variante plus neuem Content auf der Disc. Ansonsten erwartet einen das aufwendigste Science-Fiction-RollenspielEpos der Videospiele-Geschichte, welches sich wohl kaum von der Xbox 360/PC-Variante unterscheiden wird. Alle Sony-Fans dürfte dies sehr erfreuen. EAs rücksichtslose Geldgeilheit allerdings ist bedauerlich, wenn auch vertraut.
Little Big Planet 2 Jump ‘n Run | PlayStation 3 | Sony Computer Entertainment | Januar 2011 Mit Einführung der Sackboys und -girls ist Sony ein ganz großer Wurf gelungen. Der Plattformer sah verdammt gut aus und hatte den nötigen Knuddellook, um auch weibliche Wesen, die normalerweise Videospiele bestenfalls belächeln, vor die Konsole zu locken. Zudem ging die Steuerung prima von der Hand, das Leveldesign war abwechslungsreich. Little Big Planet 2 macht exakt da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hatte und legt sogar nochmals eine Schippe drauf. Grafisch weiter aufgebohrt, erwarten den Spieler wieder unzählige abgedrehte Welten voller bunter Levels und süßer Charaktere, die man individuell gestalten darf.
Tron Evolution Action | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Disney Interactive Studios | Dezember 2010 Passend zur Kinofortsetzung des Kultklassikers aus den 1980er Jahren – Tron – steht natürlich auch eine Portierung auf die aktuellen Konsolen ins Haus. Dabei ist es naheliegend, dass das Spiel versucht, sich grafisch an der Filmvorlage zu orientieren, die ja primär in einer Cyberwelt spielt. Bislang gezeigtes Material lässt darauf schließen, dass der Tron-typische Stil authentisch eingefangen wurde – was sehr sterile Locations miteinschließt. Das Spielprinzip bietet viele Action-Einlagen und Fights. Man darf aber wohl auch ein cooles Cyber-Motorrad steuern. Insgesamt klingt der Titel vielversprechend und möglicherweise bleibt uns dieses Mal eine lieblos hingeschluderte Kinofilm-Verwurstung erspart.
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The Red Star 4 - Schwert der Lügen von Benjamin Vogt
Christian Gossett und sein Kreativteam katapultieren uns mit dem vierten Teil ihrer Saga zurück in die futuristische, an die Sowjetunion angelehnte Welt von Red Star. Und wieder lassen sie gezeichnete Elemente mit digital bearbeiteten Hintergründen aufwendig verschmelzen. Aber nicht nur die optische Darstellung ist bei The Red Star episch, auch die Story ist es: Die Handlung setzt dort ein, wo Band 3 aufhörte. Das gigantische Schlachtschiff Konstantinov zieht in den Krieg gegen die eigene Nation, die Vereinigten Republiken des Roten Sterns. Ziel der Rebellen ist es, die zentrale Festung Erzengel des Feindes zu stürmen. Die Serie bleibt ihrem Stil treu und bietet weiterhin pompöse Fantasy-SciFi-Action in cineastischer Qualität. Krieg ist hier ein Grundthema, welches innerhalb kaum überschaubarer Grenzen der Technologie wie der Zauberei zelebriert wird. Leider bringt das immer einen gehörigen Schuss Pathos mit sich. Und manchmal eben so viel, dass der Comic immer mal wieder an der Schwelle zur Übertreibung entlangschlittert. Im vierten Band „Schwert der Lügen“ verfolgt Gossett gleich zwei Handlungsstränge parallel: Zum einen führt er die Geschehnisse um die Besatzung der RSS Konstantinov in der Gegenwart weiter, zum anderen schwenkt er über zu den gesellschaftspolitischen Ereignissen, die sich hundert Jahre vor der erstgenannten Zeitlinie zutrugen. Denn auch damals bahnte sich eine Revolution an. Das erweitert den Red-Star-Kosmos um ein weiteres Fragment, nur leider dürfte der Leser - so ging es zumindest mir allmählich überfordert sein. The Red Star basiert auf einem derart komplexen Konstrukt aus Hintergrundwissen und politischen Zusammenhängen, die sich über die Zeit innerhalb der fiktiven Welt angesammelt haben, dass der eigentliche Plot völlig an die Seite gedrängt wird. Offenbar sind sich die Macher dessen bewusst, denn wohl nicht umsonst wurden vorab auf einer stattlichen Anzahl von Seiten ausführliche Erklärungen zu allen Personen und Gruppierungen abgedruckt. Sogar eine (allerdings recht undurchsichtige) Timeline findet man zur groben Orientierung. All das ist Ausdruck eines mittlerweile sehr überfrachteteten Universums, bei dem vermutlich selbst
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Christian Gossett nur schwer den Überblick behalten dürfte. Mir persönlich hat The Red Star bis dato gerade aufgrund seiner unkonventionellen Thematik, seiner herausfordernden Erzählweise und seinem noch unkonventionelleren Media-Mix gefallen. Bei „Schwert der Lügen“ hingegen kann ich mich des Gefühles nicht erwehren, dass mittlerweile ein bisschen die Luft aus dem Projekt raus ist. Die tragenden Figuren, die man aus den bisherigen Alben kennt, sind hier eher außen vor. Vielleicht ist auch das der Grund, warum mir dieser Band nicht wie eine konsequente Fortführung, sondern wie eine ungesteuerte Aufrechterhaltung zu reinem Selbstzweck vorkommt. Statt einen Gang zurück zu schalten, um die Geschichte von Red Star abzurunden und letztlich auch plausibler und nachvollziehbarer zu gestalten, schalten die Künstler nochmal einen Gang hoch und überladen das bestehende Universum jetzt erst recht. Das mag von Gossett bereits zu Beginn in dieser Bandbreite geplant sein, geht aber deutlich auf Kosten des Lesevergnügens. Da tröstet auch das lesenswerte Interview mit ihm am Ende des Albums nicht über die Enttäuschung hinweg. erschienen bei Cross Cult, 29,80 €
Castro von Marco Behringer
Reinhard Kleist gehört seit geraumer Zeit unbestritten zur ersten Riege deutschsprachiger Comiczeichner. Mit Veröffentlichungen wie Cash – I See A Darkness hat er in jüngster Vergangenheit seine Ausnahmestellung unterstrichen. Seine von der Kritik und den Lesern gleichermaßen geschätzte Biografie über Johnny Cash ist nicht nur in Deutschland extrem erfolgreich, sondern wurde zudem in zahlreiche Sprachen übertragen und war für einen Eisner Award nominiert. Aber auch schon lange Zeit, bevor die Graphic Novel salonfähig wurde, hat sich der deutsche Comickünstler durch anspruchsvolle Unterhaltung hervorgetan. Bereits mit seinem Debütcomic Lovecraft konnte Kleist schnell auf sich aufmerksam machen. Durch seine darauffolgenden Titel wie Dorian oder auch seine Berlinoir-Trilogie hat sich der preisgekrönte Comicautor etablieren können. In seinem neuen Buch Castro beschäftigt sich Kleist mit Kuba, einem der letzten Außenposten des real existierenden Sozialismus. Genauer gesagt mit dem
in Zusammenarbeit mit
„Maximo Lider“ der Revolution: Fidel Castro. Kaum eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts wirkte derart polarisierend und kann auf ein so ereignisreiches als auch widerspruchsvolles Leben zurückblicken wie der ehemalige kubanische Revolutionsführer und Staatschef: vom ersten Arbeiteraufstand, den der junge Fidel auf der väterlichen Finca anzuzetteln versuchte, über die siegreiche Revolution gegen das Batista-Regime, die gescheiterte CIA-Invasion in der Schweinebucht und die „Raketenkrise“ bis hin zu den Jahrzehnten des Mangels und der Verfolgung politisch Andersdenkender, die zunehmend im Widerspruch zu Castros Idealen zu stehen scheinen.
The Red Star 4
Gewohnt kunstvoll erzählend nähert sich Reinhard Kleist dem umstrittenen Revolutionär und Politiker und hält dessen bewegtes Leben und seine politischen Ideen und Ideale ebenso facettenreich fest wie deren Folgen für die kubanische Gesellschaft. Dafür hat er die Perspektive des fiktiven Exil-Fotografen gewählt, der seine Heimat 1958 verlässt und nie wieder zurückkehren wird, weil er sich vom ideologisch geprägtem Kampf der kubanischen Revolutionäre um Fidel faszinieren und in den Bann ziehen lässt. Mit kraftvollem, vitalem Strich präsentiert Kleist eine kontrastreiche, schwarz-weiße ComicBiografie, deren Zeichenstil am ehesten mit Will Eisners Strich vergleichbar ist. Teilweise wirken die Bilder dramatisiert und zugespitzt, was aber in Ordnung geht. Um die Stimmung vor Ort besser einfangen zu können, unternahm Kleist im Frühjahr 2008 eigens eine Recherchereise nach Kuba, aus der bereits das viel beachtete Reisetagebuch Havanna hervorgegangen ist. Immer öfter bieten Comics über die Zeitgeschichte die angenehme Möglichkeit, sich der Historie in unterhaltsamer Form anzunähern. Auch mit Castro kann man ein komplexes Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts in unterhaltsamer Variante nachlesen. Kleist betreibt dabei keine Schönfärberei, sondern zeigt auch die Schattenseiten des Maximo Liders auf. Dass dabei vor allem bis zum Ende hin viele Aspekte der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge verloren gehen, mag man verzeihen. Die Lektüre von Geschichtsbüchern kann und will Castro ja gar nicht ersetzen. erschienen bei Carlsen Comics, 19,80 €
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T V - S e r i e n
Für Serienjunkies Es sind wieder einige neue Serien auf den Markt geworfen worden, die wir für euch geschaut, geprüft und bewertet haben. Dieses Mal betrifft es Inder, Zombies und Krebskranke. Diesmal begutachtete Yanah:
Outsourced
Lost Girl
Genre: Sitcom Länge: 21 Minuten Zielpublikum: ComedyLiebhaber, die mit Mario Barth nichts anfangen können
Genre: Mystery Länge: 45 Minuten Zielpublikum: Jeder, dem beim Gedanken an Columbo mit Brüsten Tränen kommen – vor Freude versteht sich
Inhalt: Aus Kostengründen beschließt die Scherzartikel-Firma Mid America Novelties ihren telefonischen Kundenservice nach Indien zu verlegen. Für Todd Dempsey, der gerade erst zum neuen Leiter des Kundenservice befördert worden ist, heißt das, er muss nach Indien ziehen. Ein ziemlicher Kulturschock für Todd, der noch nie außerhalb der USA war. Doch nicht nur er hat Schwierigkeiten mit der Umstellung, sondern auch sein indisches Team, das keine Vorstellung davon hat, was eine Scherzartikel-Firma genau herstellt oder wie der amerikanische Lebensstil genau funktioniert. Fazit: So richtig springt der Funke nicht über. Manchmal braucht eine Serie Zeit um zu „reifen“. Vielleicht ist es bei OUTSOURCED auch so. Bis jetzt ist die Serie eher mittelmäßig und ich werde nicht weiterschauen.
Inhalt: Die Serie „Lost Girl“ handelt von einer unter Menschen aufgewachsenen Dämonin, die eines Tages herausfindet, dass sie von einer geheimen Linie von übernatürlichen Wesen namens Fae abstammt. Sie führt ein Leben als Privatdetektivin, die jede Woche ein neues Rätsel zu lösen und nicht ins Fadenkreuz im Kampf zwischen den guten und bösen Faes zu geraten versucht. Darüber hinaus ist sie auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter, die sie im Kindesalter verlassen hat. Fazit: Die Grundidee ist wirklich spannend, aber leider ist die Umsetzung ziemlich langweilig. Habe ich alles schon einmal gesehen und auch noch besser.
5 VON 10 PUNKTEN
4 VON 10 PUNKTEN
The Big C
The Walking Dead
Genre: Dramedy Länge: 27 Minuten Zielpublikum: Frauen mit schwarzem Humor und Heulsusen bzw. schwarzhumorige Heulsusen
Genre: Drama, Horror Länge: 45 Minuten Zielpublikum: Zombieliebhaber
Inhalt: Laura Linney spielt eine konservative Lehrerin, Mutter
Inhalt: „The Walking Dead“ beschreibt vorrangig die Ge-
und Ehefrau, die nach ihrer Krebsdiagnose ihr Leben umkrempelt. Mann fliegt raus, Sohn bekommt einige Lektionen und der Rest der Welt wundert sich. Und nebenbei bekommt man viele Schweinkrambegriffe um die Ohren gehauen.
schichte des ehemaligen Polizisten Rick Grimes, welcher aus dem Koma erwacht und eine Welt vorfindet, die von Zombies bevölkert ist. Durch Zufall findet er kurze Zeit später seine Frau Lori und seinen Sohn Carl wieder, welche sich einer Gruppe Überlebender angeschlossen haben. Als oberstes Ziel setzt er sich, das Wohlergehen der Gruppe und insbesondere seiner Familie zu sichern. Hierbei setzt er sein eigenes Leben nicht nur im Kampf gegen Zombies, sondern auch gegen andere Menschen aufs Spiel.
Fazit: Sehr bewegende Serie, die lustiger ist, als sie klingt. Wer gern lacht, auch wenn es weh tut, ist hier genau richtig.
Fazit: Ich kenne die Comics und finde es deshalb sehr spannend, dass in der Serie auch Storys erzählt werden, die es so in den Comics nicht gab. Die Schauspieler sind perfekt ausgewählt. Man sieht der ganzen Verfilmung an, dass sich jemand Gedanken gemacht hat und auch Fan der Comics ist. Ich bin begeistert. Unbedingt empfehlenswert! 8 VON 10 PUNKTEN
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VIDEORAIDERS 10 unrealistische Film-Klischees Killer kommt um die Ecke – Auto springt nicht an, Handy hat keinen Empfang, bei der Flucht stolpert man und kann nicht mehr aufstehen. Dies sind nur drei Standard-Klischees, die einen jeden Hollywood-Film bereichern. Aber natürlich gibt es weitaus mehr. Immer wiederkehrende Elemente, die Drehbuchautoren nutzen, um ihre Geschichten zu erzählen. Oftmals bleibt kaum eine andere Möglichkeit, denn die Autoren stehen in der Regel immer vor demselben Problem: Warum fahren die Opfer nicht schnell mit ihrem Auto weg? Warum rufen sie nicht einfach mit ihrem Handy Hilfe oder rennen einfach um ihr Leben? Aber wenn ein Film so simpel wäre – wie das Leben manchmal ist –, dann hätte man nur eine sehr kurze Geschichte zu erzählen. Und so greift Hollywood nur allzu gern in die Klischee-Kiste – mal aus produktionstechnischen, mal aus narrativen Gründen. Oftmals sind die Klischees zwar unrealistisch, präsentieren aber in sich logisch erscheindende Plot-Points, um die Geschichte voranzubringen. Meine Damen und Herren, hier sind: die 10 unrealistischten Film-Klischees! Oder zumindest die nervigsten ...
10. Noch 30 Sekunden ...
Zwecks dramatischen Spannungsaufbaus ruft ein Delinquent (selbstredend unschuldig) bei seinen Häschern vom FBI ein. Ob Evangeline Lilly in der US-TV-Serie „Lost“ (Folge: „What I did“) oder Leonardo DiCaprio in Steven Spielbergs „Catch me if you can“ - alle winseln um Gnade. Alle werden von ihren Verfolgern höhnisch abgewiesen. Alle möchten vor dem eigentlichen Showdown die Dramatik erhöhen. Doch zwischen dem Gejagten und dem Verfolgern stehen nicht nur ein Telefonanruf, sondern auch eine Eieruhr, die dem Gejagten genau anzeigt, wie lange er telefonieren kann, bis das FBI mit seinen ultramodernen High-Tech-Apparaten den Anruf zurückverfolgen kann! 45 Sekunden können es sein. Falls dies nicht ausreicht, um die nötige Dramatik gekonnt in einem Dialog zu verpacken, auch mal 60 Sekunden. Aber nie weniger als 30. Wenn die Eieruhr klingelt, weiß der Anrufer, dass er sofort auflegen muss. Und während er sicher die Telefonzelle und den Bundestaat, in dem er sich befindet, verlassen kann, schauen sich am anderen Ende der Telefonleitung die FBI-Agenten machtlos an nur drei Sekunden haben gefehlt, bis man den Ursprung des Telefonats hätte orten können! DREI SEKUNDEN! ARGH!!! Alles Quatsch. In der
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Realität lässt sich ein Telefonanruf problemlos ab der ersten Milisekunde zurückverfolgen. Es benötigt keine 60 Sekunden, um den Radius des Anrufs einzukreisen. Warum auch? Mit dem ersten Klingeln ist die Verbindung bereits hergestellt. Und in einer Zeit, in der man problemlos Mikrowellen via Google Map orten kann, sowieso vollkommener Nonsense.
9. Der Weltraum - unendliche Breiten
Stolz maschiert Captain Kirk auf die Brücke der Enterprise und befiehlt die Zerstörung eines romulanischen Drogenkonvois. Dabei steht er natürlich. Und zwar aufrecht. In heroischer Pose. Indes prügelt sich Obi Wan Kenobi mit dem dunklen Lord der Sith, Darth Vader, auf der furchterregendsten Kampfstation des Universums (kann ganze Planeten atominisieren). Selbstredend gleiten sie dabei nicht durch den Raum, sondern blicken sich Aug in Aug entgegen – auf ihren Beinen stehend, die sie durch soviele Abenteuer getragen haben. Starfighter Apollo verführt zwischenzeitlich eine Starfighter-Auszubildende in seiner Kampfkoje. Liegend. Im Bett. Nicht weil er vor Manneskraft nur so strotzt, sondern weil die Gesetze der Schwerkraft in Hollywood außer Kraft gesetzt wurden. Nicht erst gestern, sondern seit jeher. Während unsere Astronauten an Bord der internationalen Raumstation genauso wie ihre sowjetischen Kollegen auf der Mir vor 20 Jahren, durch ihre Küche schweben, kann jeder noch so schlacksige Weltraum-Held auf der Leinwand mit strammen Beinen auf dem Erdboden stehen. Ihr wisst es bereits: In der Realität lässt sich nicht so einfach eine künstliche Schwerkraft erzeugen. Es geht ohne Frage. Allerdings beschränkt die Wirklichkeit die Fiktion dermaßen, dass Hollywoods Drehbuchautoren mittels ihrer Phantasie einfach ein künstliches Schwerkraftfeld entwickeln, dass irgendwann von einer (wohl) unglaublich intelligenten Lebensform entwickelt wurde. Ob Trek-Shuttle, Sternenzerstörer oder X-Wing – überall, wo sich Schauspieler befinden, herrscht die Schwerkraft, die uns das Leben auf der Erde so schwer macht (verflucht seist du!).
Im Weltraum hingegen schwubbelt man sanft durch die Gegend. Da dies für Filmproduktionen natürlich äußerst umständlich nachzuahmen ist, verzichtet man seit jeher auf eine realistische Darstellung. Lediglich Perfektionist Stanley Kubrick tat dies nicht und führte (vielleicht als erster Filmregisseur) eine rotiernde Kapsel ein, die aufgrund einer künstlich erzeugten Zentrifugalkraft Astronauten auf den Boden der Tatsachen bringt. Brian De Palmas setzte dies für seine „Mission to Mars“ ebenfalls um. Und bevor jemand fragt: Ja, dies ist wirklich die einzige Möglichkeit ein künstliches Schwerkraftfeld im
Jepp, vier Sekunden. Entgegen sämtlicher Film-Mythen wurde die AK-47 nicht erschaffen, um gröhlend auf 300 Feinde loszurennen und sie im Dauerfeuer-Modus niederzustrecken. Sie ist ein Sturm-Gewehr – die Betonung liegt auf Gewehr. Im Sturmangriff kann man somit durch eine kurze Betätigung des Feuerknopfes einen Gegner niederstrecken, ohne dabei genau zielen zu müssen (was ein solcher Moment oftmals nicht zulässt). Frei nach dem Motto „irgendeine Kugel wird schon den Körper des Gegners finden“. Dass man aber eine AK-47 dazu benutzt, um 20 Minuten lang Drogenbarone niederzumetzeln, ist vollkommener Nonsens. Nach vier Sekunden Dauerfeuer ist das Magazin leer. Damit unser Held überhaupt die ersten fünf Minuten übersteht, müsste er drei Seesäcke voller Magazine auf seinem Rücken tragen. Ein Soldat im wirklichen Leben trägt maximal vier Magazine bei sich. Maximal.
7. Schweig, Elender!
Weltraum zu erzeugen. Jedenfalls die bisher einzig bekannte Möglichkeit. Mag sein, dass irgendwannn ein Schwerkraft-Anlagentechniker mit der zehnfachen Gehirnmasse von Stephen Hawkings auf eine andere Idee kommt. Bis dato muss in der Wirklichkeit – oder realistischen Umsetzungen – weiter rotiert werden.
8. Dauerfeuer
Man kennt es: Unser muskelbepackter Held ist umzingelt von Gangstern, Soldaten, Tyrannen, Robotern, Monstern – oder was auch immer Jagd auf ihn macht. Aber es bleibt ihm zumindest eine Hoffnung in dieser ausweglosen Situation. Er hat noch eine Waffe – eine schrottige Ak-47, besser bekannt unter den Namen seines Erfinders: Kalaschnikov. Geparrt mit seinem eisernen Überlebenswillen und seinen gestählten Muskeln kann dies ausreichen, um in einem Grand Finale den Bösen Einhalt zu gebieten. Also stürmt er los ins Gefecht. Und zwischen Rauschwaden und Muskelkrampf legt er einen Bösewicht nach dem anderen um – gezielt – mit einer MGSalbe. Glück braucht er nicht, denn er hat seine AK-47. Die man selbstredend nicht nachladen muss. In der Wirklichkeit würde unser Heros wahrscheinlich bereits nach vier Sekunden ohne Munition darstehen. Nach vier Sekunden?
Man kennt es: Ein Übeltäter wird von der Bullerei gefasst. Schnell werden ihm Handschellen angelegt und er gegen das Polizeiauto gedrückt, um durchsucht zu werden. Währenddessen liest ein Polizeibeamter ihm seine Rechte vor: „Sie haben das Recht zu Schweigen. Alles was sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen sie verwendet.“ Zack – der Übeltäter wird in die Bullenkarre verfrachtet und danach ins Kittchen. Auch dieses ist wohl nur ein mehr oder weniger spektakulärer FilmMythos, der in unzähligen Thrillern und Dramen bereits als bedeutsamer Plot-Twist genutzt wurde. Dem Täterling wurden seine Rechte gar nicht – oder nicht ausführlich genug vorgelesen –, also kommt er frei. Das Vorlesen der Rechte ist somit von fundamentaler Bedeutung, richtig? Richtig. Ne, warte ma‘ – FALSCH! Es ist lediglich zu begrüßen, wenn ein amerikanischer Polizist dem Fiesling seine Rechte bei der Festnahme vorliest. Er muss dies allerdings nicht tun. Schon gar nicht, wenn er auf frischer Tat ertappt wird. Seine Rechte werden ihm in einer eingeübten Prozedur auf dem Polizeirevier so oder so nochmal vorgelesen. Ob dies nun am Tatort passiert oder auf dem Himalaya ist eigentlich wurscht. Und tut dies ein US-Cop mal nicht, dann ist dies ebenfalls vollkommen egal. Denn die Herren vom Vollzug werden es standardmäßig sowieso tun. Generell möchte man in US-Filmen die Übeltäter recht schnell zum Schweigen bringen – und so wird ihnen natürlich nur EIN Telefongespräch – bezahlbar mit einem Quarter (25 Cent) – zugestanden . Tja, wen ruft man an? Die liebe Familie oder den Rechtsanwalt? Vollkommen wurscht. Sofern es machbar ist, hat der Übeltäter jederzeit das Recht, mit der Außenwelt zu kommunizieren
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und mit seinem Anwalt sowieso. Es ist lediglich ein Zeit- und Personalproblem, dass man den Gefangenen nicht rund um die Uhr telefonieren lassen kann. Aber das ist ja nun eine ganz anderes (reales) Problem ...
6. Es krascht, es zischt - zu sehen ist nüschd!
Wir waren schon kurz im Weltraum und werden in die unendliche Weite des Raumes nun zurückkehren. Effektive und spannungsgeladene Weltraumschlachten müssen natürlich denen auf der Erde ähneln. Der Zuschauer erwartet Explosionen, Feuerbälle, ob visuell oder auditiv: es muss richtig knallen! Genaugenommen ist auch dies vollkommener Unsinn. Im Weltall herrscht ein Vakuum, wodurch sich weder Feuer ausbreiten kann, noch Töne übertragen werden können. Freunde, ich sag es ungern: Aber die
Rückzieher. Den Heldentod im Film stirbt ein Soldat nur, wenn er vorher ein Foto seiner Verlobten rumgezeigt hat. Also, alle Mann raus hier. Panzer ist voll, bleibt nur der Jeep. ABER WO SIND DIE SCHLÜSSEL? Militär-Fahrzeuge in Filmen haben die Angewohnheit, mit einem Autoschlüssel gestartet zu werden. Natürlich dient dies ebenfalls dem Spannungsaufbau. Wenn unser Held von irgendeinem Grauen (Monster, Alien, Schuft...whatever!) verfolgt wird, kann er natürlich nicht sofort wegdüsen. Sein Auto darf nicht anspringen! Als ob dies schon nicht Klischee genug wäre, passt man die Realität dem Film an. Und der Held, der gerade von einem Militärstützpunkt fliehen will, welcher von außerirdischen Brabbelmonstern in ihren fliegenden Untertassen bombadiert wurde, muss erst die Schlüssel finden (i.d.R. hinter dem Sonnenschutz). In der Wirklichkeit drückt man einen Knopp und fährt einfach weg. Praktisch (aus gutem Grunde). Aber unspektakulär.
4. Benzin brennt – grundsätzlich und überall
Schlacht um den zweiten Todesstern wäre in der Realität relativ unspektakulär. Mag sein, dass ein Sternenzerstörer genug Sauerstoff-Reserven besitzt, um wenigstens ein Explosönchen visuell darzustellen – aber im Grunde frisst das Vakuum jegliche Flammen sofort auf. Riesige Feuerbälle, brennende Raumschiffwracks, gewaltige Explosionen – ne, nicht in der Wirklichkeit. Aber solltet ihr irgendwann mal auf einem Raumschiff sein und anfangen zu bennen, dann wisst ihr jetzt: einmal gut durchlüften und das Feuer ist aus. Vorher aber in einem Raumanzug schlüpfen.
5. Bitte die Schlüssel, Herr General! Kugeln fliegen umher, Körperteile ebenso. Die Luft wird von schmerzverzehrten Schreien durchrissen. An jeder Ecke explodiert es! Die feindliche Armee hat die Linien überrannt. Heldentod oder Rückzieher? Natürlich
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Man kennt es, ein Schurke steht an einer Tankstelle – der Hero will ihn dingfest machen. Doch der Halunke geht zur Zapfsäule und lässt einfach eine Runde Bleifrei auf den Boden plätschern. Natürlich nicht gleichmäßig verteilt – er wirft den Zapfhahn beiseite. Denn seine Hände braucht er, um sich eine Zigarette oder ein Streichholz anzünden zu können. Ihr wisst, was kommt: Mit einem coolen Spruch auf den Lippen („Du bist gefeuert!“ - höhö ...) wirft er seine Zigarette in die BenzinLache und macht sich vom Acker, bevor sich das brennende Benzin zur Zapfsäule – gefüllt mit bis zu 10.000.000.000.000.000.000.000 Fässern Rohöl, die wiederrum an eine unterirdische Dynamitfabrik gekoppelt sind – ausgebreitet hat. Der ganze Laden fliegt in einem spektakulären Feuerball in die Luft. Man kennt es zu Genüge. Und auch in der Realität ist es verboten, auf Tankstellen zu rauchen, zu grillen oder Feuerwerkskörper abzufeuern. Von daher doch realistisch, oder? Ne, alles totaler Quatsch. Erstens: Wirft man den Zapfhahn beiseite, sprudelt kein Benzin mehr raus – reine Sicherheitsvorkehrung. Nur wenn man ihn gedrückt hält, pumpt es hinaus. Zweitens: Eine Zigarette ist nicht heiß genug, um eine Benzinlache zu entzünden. Natürlich kann es unter Umständen passieren. Deswegen auch das grundsätzliche Offene-Feuer-Verbot an Tankstellen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering. Erst recht in einem Actionfilm, in dem der Schurke sich gefühlte 100 Minuten Zeit lässt, bevor er seine Kippe ins Benzin wirft. Die notwendigen Gase, um das Benzin zu entzünden,
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haben sich bis dahin längst verflüchtigt. Drittens: Die Zapfsäulen sind geschützt. Wird der Zapfhahn nicht betätigt, so verschließt sich die Zapfsäule automatisch. Ein Feuer könnte sich somit nicht durch den Zapfhahn zum unterirdischen Öltank durchfressen und alles zur Explosion bringen. Somit dreimal Nonsens. … aber, hey! Geil sieht‘s aus.
3. Bauchschuß – ARGH! - Tod! - UFF!
Veletzungen in Filmen sind immer so eine Sache. In der Regel dienen sie natürlich dazu, die Geschichte voranzubringen, dramaturgisch zu verdichten und/oder die Protagonisten vor neue Probleme zu stellen, die die Auflösung der Geschichte erschweren. Interessant hierbei ist allerdings, dass die Verletzungen in Filmen zwar immer recht spektakulär aussehen sollen, aber so gut wie nie die realistischen Folgen aufzeigen. Wird im Gefecht in den schottischen Highlands ein Freiheitskämpfer von einem Pfeil getroffen, kippt dieser gleich tot um, statt minutenlang qualvoll am Boden zu röcheln. Wird der befreundete Rookie-Cop bei einem Feuergefecht in den Bauch geschossen, so darf dieser mit verschwitztem Gesicht den anderen, älteren Cops sagen, dass er seine Verlobte liebt und es ihm eine Ehre war, der Polizei zu dienen, aber sterben muss er gleich. Anstatt langsam an einer Blutvergiftung dahinzusiechen – ohne Flachs – in der Realität würde genug Zeit
bleiben, um den Rettungswagen zu rufen. Die Lage wäre weiterhin kritisch, aber der Verletzte hat eine Chance zu überleben. Im Film gibt man jede Hoffnung auf. Bauchschuss – ach, der schafft es nicht mehr. Kein Einspruch erlaubt. Wer getroffen wurde, muss sterben. Und zwar schnell. Es sei denn, es ist der Filmheld. Der kann auch mit einer Kugel im Kopp noch an
einem Schachtunier teilnehmen. Falls es der Geschichte dient … meistens wohl eher nicht ...
2. Geschlechtsverkehr – ein Traum in Weiß … oder so ähnlich
Ja, auch um dieses pikante Thema machen wir keinen Bogen. Denn wir müssen ehrlich sein: Die Darstellung des Geschlechtsaktes im Film kann und muss mittlerweile als Tyrannei für die männlichen Bewohner dieses Planeten bezeichnet werden. Denn durch die romantisierte Vorstellung dieses physisch und psychisch doch sehr anstrengenden Akts wird der Druck auf den maskulinen Partner dermaßen erhöht, dass er zum Scheitern verurteilt ist. Von vornherein. Auf Zelluloid erreichen beide Partner zusammen den Höhepunkt – klar, vielleicht im Li-La-Wunderland der Liebe, aber in der Realität existiert der weibliche Orgasmus nicht einmal! Das haben Forscher des kolumbianischen KoitusKommitees bereits vor Jahren herausgefunden. Die im Film gezeigte Liebeshöhle sieht zudem aus wie ein Traumschloß. Himmelbett, brennende Kerzen, seidende Bettlacken – wenn es nach den Filmemachern ginge, würden wahrscheinlich auch noch Luftballons ums Bett gehängt und ein Engels-Chor mit Harfe drumherum huschen. In der Realität kann man froh sein, wenn die billigen Pressholzlatten eines bekannten Möbelherstellers nicht andauernd verrutschen und die Matratze dadurch absacken würde. Natürlich wird in Filmen auch nur die sittliche Missionarsstellung praktiziert, wenn der Streifen ab 16 (oder in den USA ab 13) freigegeben wird, darf die Frau ihren BH gleich an lassen. Nennen wir es beim Namen: in 100-Millionen-DollarProduktionen gibt‘s keinen realistischen Sex. Den findet ihr nur in 10-Dollar-Cam-Videos im Internet und ihr wisst auch wo.
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1. Das war erst der Anfang ...
Im Grunde könnte man diese Liste unendlich lang fortführen. Allerdings haben wir heute alle noch etwas vor, deswegen kommt hier eine Kompromisslösung. Anstatt den ersten Platz für ein weiteres unrealistisches Film-Klischee zu verbraten, tun wir das doch lieber in Kurzform für – tada – WEITERE UNREALISTISCHE FILMKLISCHEES (*gröhl*)! Plural, wohlgemerkt. Es gibt zuviele Klischees, die man nicht herauslassen kann. Einige von ihnen sind kleine Handlungsabläufe nebenbei, andere gewaltige, immer wiederkehrende Plot-Twists, aber alle vor allem eines: unrealistisch. Bitte sehr ...
Autos werden niemals abgeschlossen, sind immer vollgetankt und haben die Zündschlüssel hinter der Sonnenblende versteckt. Iinsbesondere wenn man sie klauen muss. Ob Handschellen, Stahlschlösser oder Eisentüren – man kann alles mit einer simplen Pistole aufschießen, sofern man direkt auf das Schloss zielt. Wenn auf ein Auto geschossen wird, explodiert es. Grundsätzlich. Wenn man sich aber hinter einen Holztisch versteckt, ist man dort vor jeder Kugel sicher. Gleiches gilt für Pferde: Man kann auf sie eine komplette Stalin-Orgel abfeuern – sie werden weiterrennen. Es sei denn, das Pferd erblickt eine Schlange, dann wirft es den Reiter aus dem Sattel. Tiere gelten grundsätzlich als sehr resistent. Ob aus brennenden Häusern oder dem Auge eines Tornados, der geliebte Familienhund überlebt alles, selbst den Weltuntergang in einem Emmerich-Film. Im Gegensatz zu Menschen, denn die dürfen bekanntermaßen haufenweise wegsterben. Wenn ein Mensch von einem hohen Gebäude fällt, so dreht er sich im Flug um 180 Grad und schaut theatralisch in die Richtung, aus der er gefallen ist. Wird jemand von einer Kugel getroffen, so fällt er ebenso aus großer
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Höhe – ob von einer Treppe, einem Geländer oder einem Balkon. Als Zusatz darf er dann noch auf einem Auto oder einem Tisch landen. Überlebt die Person dies jedoch wie ein Wunder, so darf er dem Helden noch einen letzten Hinweis zur Lösung des filmischen Rästels geben oder ihm mitteilen, dass er seine Frau liebt. Und jetzt befinden wir uns bereits mitten im Film nach bewährten Muster, nennen wir ihn „Lone Ranger II - Chicago on fire“ mit der Werbezeile: „This time it‘s personal.“. Kommt es dann zur Beerdigung, so wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 % der Mörder in einer Limousine vorfahren, sich die Beerdigung vom Rücksitz des Autos kurz anschauen und dann wieder wegdüsen. Dies bringt den Helden unweigerlich auf seine Spur, denn er möchte Rache für den Mord und den Täter ins Gefängnis bringen. Dazu muss er auch mal das Gesetz beugen, denn der Täter ist kein einfacher Psychopath, sondern Teil des Systems und die Regeln des Systems müssen somit gebrochen werden. Dem Held bringt dies eine Suspendierung ein. Er muss seinem brüllenden Polizeichef seine Dienstmarke und Waffe übergeben, aber aufgeben wird er nicht. Vielmehr beginnt er eine Liebschaft mit der Ex-Freundin/Schwester des Mordopfers, die als Druckmittel vom Täter entführt wird. Nachdem er sie wieder befreien konnte, steht er dem Mörder gegenüber. Dieser könnte ihn einfach über den Haufen schießen, aber lieber schwabuliert der Täter über seine Pläne und die eigene Genialität. Das nutzt unser Held aus und bringt den Bösewicht mit einem coolen Spruch auf den Lippen um. Von Wunden übersät, deren Schmerz er erst jetzt spürt, verlässt er mit seiner Geliebten den Tatort. Just in dem Moment, in dem die Polzei und die Sanitäter auftauchen … ...und der Zuschauer darf auch gehen.
DvD
von Yanah
Rammbock Horror 03.12.2010 Al!ve AG
Ein schreckliches Virus vermehrt sich im Norden Europas in rasantem Tempo. Die daran Erkrankten werden zu wütenden Bestien. Chaotische Zustände machen sich breit. Aus Angst vor Ansteckung und aggressiven Übergriffen verbarrikadieren sich die noch Gesunden oder flüchten an vermeintlich sichere Orte. Genau zu diesem Zeitpunkt trifft der 35-jährige Michael (Michael Fuith) in Berlin ein, um seine Liebe – seine Ex-Freundin Gabi – zu besuchen. Falscher Zeitpunkt und falscher Ort plus Zombiekalypse. BONUS-MATERIAL Kurzfilm SCHAUTAG von Marvin Kren (D 2009, 23 min) Interview mit Regisseur Marvin Kren und Drehbuchautor Benjamin Hessler (D 2010, ca. 16 min), Teaser, Trailer
Big Tits Zombies - In 3D (INKL. 3D „TITTENBRILLE“) Trash 03.12.2010 Sunfilm
Eigentlich sollte es ein Auftritt in einem angesagten Ferienort sein, doch zu ihrem Leidwesen muss die Strippern Rena Jodo feststellen, dass das so viel gepriesene Ferienressort in Wirklichkeit ein verschlafenes Nest ist. Als dann noch durch Zufall das „Book of the Dead“ gefunden wird, mit welchem man Untote heraufbeschwören kann, eskaliert die Situation vollends. Rena und ihre Stripper-Kollegien bleibt nichts anderes übrig, als mit vollem Körpereinsatz gegen die Zombie-Plage vorzugehen. Das ist aber ärgerlich. Rena Jodo freut sich auf einen Stripauftritt in einem Szeneferienort, dabei ist es nur ein langweiliges Kuhkaff. Und weil es immer schlimmer kommt, als man denkt, wird durch Zufall (!) das „Book oft he Dead“ gefunden. Herjeh. Rena muss also mit ihren Kolleginnen gegen die Zombieplage vorgehen. Anscheinend scheinen Brüste eine gute Waffe gegen Zombies zu sein. Übrigens:Für Jungs sollte BRÜSTE IN 3D als Anreiz genügen.
Rammbock
Big Tits Zombies
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unst k s n Lebe
49 Was für eine Überraschung 50 Asian Graphics Now! 58 Grafikerplatz 60 Blooom 62 Stone Magazine
LEAZ
S N E B E L NST KU st n u k s Leben
64 „Deliciously sprockelicious and old skool!“ 65 City Guide 2.0
PROUDLY PRESENTS
how are you? hello. I aM DropIx. where Do you come from? I´M froM gerMany anD lIve In bonn. coulD you ImagIne to lIve somewhere else? oh yes of Course. when the tIMe CoMes, sure. who were the fIrst artIsts to InspIre you the most? It was looMIt. where Do you get your InspIratIons? I just open My eyes when I walk through the street.
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Do you remember, when you DecIDeD to start to DesIgn? I never DeCIDeD. what Is on the top of your monItor? nothIng, It lays on the floor. Which are the five items you don’t Want to mIss on a lonely IslanD? My MaCbook, a pen, beer, MusIC, frIenDs. thank you. More Infos www.DropIx.De
Was für eine Überraschung Keiner hat damit gerechnet, aber es ist wieder passiert. Weihnachten steht vor der Tür und will unbedingt rein. Da helfen kein Totstellen oder Musikextralautstellen. Weihnachten ist aufdringlich.
Selbstverständlich fehlt mindestens ein Geschenk für irgendjemand. Und da kommen wir ins Spiel. Einfach die Bastelbögen ausschneiden, dabei fluchen, zusammenkleben, rumbasteln und fertig ist die liebevolle Bastelei für den Nerdfreund. Übrigens haben wir extra unsere schlechtesten Artikel auf die Rückseite geklatscht, damit ihr wild losschneiden könnt, ohne etwas zu verpassen. So sind wir, denken immer an den Leser. Frohe Weihnachtsbastelei wünscht euch
yanah
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Asian Graphics Now!
Asien boomt. Nicht nur wirtschaftlich, auch ästhetisch. Aus diesem Grund zeigen Julius Wiedenmann und der Taschen Verlag nach Illustration now! und Advertising now! diesem Herbst nun die besten, kreativsten und schönsten Grafikdesigns Asiens. Auch wenn
Julius Wiedemann gutbürgerlich deutsch
Tuschezeichnungen oder dem
amerikanischen Holly-
anmutet, hat der Autor des farben- und formfrohen Bild-
woodfilm der 1970er Jahre, langweilig wird es dem Auge
bandes Asian Graphics Now! eigentlich brasilianische
mit Sicherheit nicht.
Wurzeln. Aber die sind in diesem Fall eher nebensächlich.
Neben bekannten Exporteuren ausgefallener Designs wie
Viel relevanter scheint, dass Julius nach abgeschlossenem
Japan und China ist spätestens nach dem Durchblättern
Grafikdesignstudium nach Japan zog und seine Liebe für
der über 400 Seiten klar, dass auch Korea, Indien oder Thai-
die spezielle Ästhetik asiatischen Designs entdeckte.
land mehr zu bieten haben als Seidenmalerei, Bollywood
Neben traditionell angehauchten Werbeplakaten und futu-
oder Schattentheater. Nämlich solides, zeitgenössisches
ristisch wirkenden Typografien bestechen die gezeigten
und vor allem spannendes Design. Sehenswert. Nicht nur
Arbeiten häufig durch die spannungsgeladene Mischung
für Grafikdesigner.
aus Tradition und Moderne. Inspiriert von japanischen
anna www.taschen.com
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Asian Graphics Now!
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Asian Graphics Now!
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Asian Graphics Now!
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Grafikerplatz
Die Medienlandschaft verändert sich und kurzlebige Wohnungs-, Auto- und Party-dates wandern in das flexiblere Internet ab. Anders sieht es bei hochwertigen Grafiken und Layouts aus. Daran wird – vorerst – selbst Apples Tablet-Version nichts ändern. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich die Haptik (und vielleicht sogar das Material) der technischen Spielzeuge dem jeweiligen Inhalt anpassen, sind Grafiker auf analoge Flächen angewiesen, um ihre Kunst angemessen zu präsentieren. Wir stellen deshalb in jeder Ausgabe einem Künstler unserer Wahl eine Doppelseite auf dem Grafiker-Platz zur Verfügung. Bis auf kleine Einschränkungen wie z. B. rechte Dummheitsbekundungen ist der Künstler völlig frei. Bei Interesse können weitere Künstler über danilo@sleazemag.de gern mit uns Kontakt aufnehmen.
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B L O O O M
Kunst?
Ist alles Kreative
Die neue Messe BLOOOM hat den Anspruch, ein interdisziplinärer Ort für die kreative Szene zu werden. SLEAZE unterstützte, schaute, urteilte. Ein Resümee. Interdisziplinär klingt immer gut. Genau wie Multikulti. Nur ist die Praxis oft so blöd weit weg von der Theorie. Jeder trägt wunderschöne Schulund Uni-Erinnerungen mit sich rum, in denen man ohne Ende aufwändige Powerpoint-Folien erstellt. Aber im Praktikum kommt man sich wie der letzte Idiot vor, weil man nicht mit Outlook oder dem Faxgerät umgehen kann, geschweige denn wichtige Zusammenhänge aus Kurs A und Seminar Z versteht.
Die neue Kunstmesse BLOOOM bezeichnet sich als interdisziplinär. Und sofort schrillten alle Alarmglocken, als ich das zum ersten Mal hörte. Eine neue Kunstmesse, die Spiele-Programmierer genauso als Künstler sieht wie Werbetreibende und Mode-Designer? Ein kontroverser Ansatz, sehen doch viele vor allem Produzenten von nervender Werbung selten als Kreative. Wir haben uns das Konzept genauer angesehen und es dann doch unterstützt, weil wir bekannterweise neuen Sachen gern eine Chance geben, wenn sie es Wert zu sein scheinen Und SLEAZE hat es auch nach dem Stand auf der BLOOOM nicht bereut. Selbst wenn von den letztendlich ausgestellten Objekten der Großteil doch wieder Malerei-lastig war, ist die von der StrychninGallerystin Yasha Young gestartete BLOOOM der interessanteste Kunsttreff, den ich seit langem besucht habe.
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Das lag zu einem Großteil daran, dass die Messe nicht wie eine Messe, sondern mit einem Wettbewerb startete. Als Teil der seit 2004 laufenden – und auch diesmal parallel stattfindenden – art.fair fand sich Verstörendes von Exilentia Exiff genauso wie die beeindruckende und unterhaltsame Lichteffekt-Kunst von Lichtfaktor oder die erstklassige Strychnin Gallery von BLOOOMInitiatorin Yasha Young. Weitere der erwarteten Galerien waren die Kölner Arty Farty und die Berliner BOX 32. Letztere waren allerdings über die Resonanz nicht so glücklich und werden wohl bei einer Folgeveranstaltung nicht mehr dabei sein. Deutlich merkte man der BLOOOM ihre BerlinLastigkeit an. Auch wenn das nicht ungewöhnlich ist für die größte und kreativste deutsche Stadt (und ich sehr froh bin, dass die Messe nicht wie sonst alles in Berlin stattfand), wünsche ich mir für die Zukunft mehr Einflüsse aus anderen Städten oder gar Ländern. Bis zu dieser Reputation ist es noch ein weiter Weg, aber mit der umtriebigen New Yorkerin Yasha Young kein unmöglicher.
danilo
Im Rahmen der art.fair wurde die Kreativmesse BLOOOM vom 28.10. – 1.11.2010 zum ersten Mal ausgerichtet. Schon während der Messe wurde mehrfach die Folgeveranstaltung bestätigt. www.blooom.de SLEAZE Zwanzig 61
PROUDLY PRESENTS
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Do you remember, when you DecIDeD to start to DesIgn? I never DeCIDeD. what Is on the top of your monItor? nothIng, It lays on the floor. Which are the five items you don’t Want to mIss on a lonely IslanD? My MaCbook, a pen, beer, MusIC, frIenDs. thank you. More Infos www.DropIx.De SLEAZE Zwanzig 63
L o m o g r a p h i e
„Deliciously sprockelicious and old skool!“ Schnauze voll vom Sicherheitsnetz der digitalen Fotografie, schnöden Schnappschüssen und dem digitalen Bearbeiten deiner Bilder, um sie spannender zu gestalten? Oder bist du schlicht ein Anhänger analoger Fotografie und Panoramabilder? Dann sollte die Sprocket Rocket von Lomography keinesfalls auf deinem Weihnachtswunschzettel fehlen. Das kleine, robuste Kleinbildwunder macht aus jedem Bild ein analoges Überraschungsei. Ihr Reiz liegt in der simplen aber nie genau kalkulierbaren Technik. Der 72x35mm Film wird im Gegensatz zu normalen Analogfotos vom 30-mm-Objektiv der Sprocket Rocket komplett ausgeleuchtet, wodurch die an Negative erinnernden Sprocket Holes zum Teil des Bildes werden. Zusätzlich macht das gute Stück auch noch sehr farbintensive Panoramabilder, die durch überraschende und immer neue Effekte nie genau vorhersehbar sind. Aber das beste Feature ist eindeutig der manuelle Vor- und Rücktransport des Films, wodurch eine gezielte Doppelbelichtung möglich wird. Spiel, Spaß und Spannung, was will man mehr. Und mit nur circa 80 Euro sicher ihr Geld wert.
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L o m o g r a p h i e
City Guide 2.0 Reiseführer, speziell Städteführer, hielt ich immer für ein überflüssiges Accessoir voll ebenso überflüssiger Informationen. Wenn Marco Polo die Berliner Simon-Dach-Straße als ultimativen Szenetreff bejubelt, will ich lieber nicht wissen, was sich hinter all den anderen supertollen Geheimtipps verbirgt. Kurz: Mit einem Reiseführer bin ich im Bilde über die typischen Touri-Attraktionen und Hotspots, die von wirklich jedem besucht werden. Gähn. Zum Glück gibt es Abhilfe. Gerade digital finden sich immer mehr Reiseführer, die versprechen, authentischer, alternativer und aktueller zu sein als der klassische Cityguide. Adidas führt den Berlin-Touristen durch die urbane Welt der Street-Art. roadjunkie.com bietet Reiseführer für den Kiffer oder Kokser von heute. Man sieht, es tut sich einiges in der Welt der Reisetipps. Besonders schön fanden wir den Lomography City Guide, den ultimativen Analog-Foto-Führer für Wien und seit Oktober auch für Berlin. Das Tolle daran: Du bist nicht bloß passiver Konsument, sondern aktiver Mitgestalter. Einfach den persönlichen Lieblingsplatz fotografieren, Bilder hochladen oder in den Lomo Gallery Store bringen und zum Teil einer riesigen Stadtcollage werden. Zusätzlich wird jeden Donnerstag ab 19 Uhr eine Diashow mit gratis Wodka geboten. Was will man mehr?!? Und falls es an der nötigen Technik fehlen sollte, Kameras können im Store ausgeliehen werden. Eine coole Idee mit definitv großem Potential, ein wirklich authentischer, kreativer und aktueller Städteführer zu werden! Also, mitmachen! www.lomography.com/cityguideberlin berlin@lomography.com und Tel: 030/202 151 62
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LEAZ K I S U
M
67 deadmau5 70 Money Boy 74 Kornkorken-Rock 76 Musik
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D E A D M A U 5
Mausetot sieht anders aus
Anfang Dezember erscheint das neue Album des musikalischen Nagetiers mit den leuchtenden Ohren. Wir haben nachgeschaut, was dahintersteckt. deadmau5 wurde schon öfter vorgeworfen, dass er nur Daft Punk kopiert, also eigentlich eine daftmau5 ist. Die Musik, das Live-Lichtergewitter, die beleuchtete Kopfbedeckung – hat die Maus eigentlich auch eigene Ideen? Mit der Frage ist man beim springenden Punkt und hüpfenden Publikum: Denn es ist gar nicht wichtig, ob es eine eigene Idee ist. Viele authentische Rockbands kommen nie auf einen grünen Zweig, der Möchtegern-Kriminelle Rick Ross lebt auch nach der Aufdeckung seines verpönten Jobs als Vollzugsbeamter gut von seiner Musik. Wichtig ist nur, dass dem Publikum die Mischung aus Talent, Kunst, Marketing, Lebenslauf und -form usw. gefällt. Schaut man bei einigen Acts genauer hin, sieht es auch wirklich sehr nach BWL-Grundkurs aus. Man nehme: Ein wiedererkennbares Logo, eine möglichst beeindruckende CI (Corporate Identity), und ein Produkt, das viele Leute emotional anspricht. Will man international Erfolg haben, muss man natürlich international denken. (Gloria Estefan gab Shakira ja
auch mal den guten Tipp, für den internationalen Erfolg zur englischen Sprache zu switchen.) Lehnt man sich also dann noch an eine oder mehrere bereits bewährte Marken an, sind die Erfolgschancen recht hoch. Oder passender zu deadmau5: vorprogrammiert. Unter dem Aspekt hat er also seine Hausaufgaben gemacht. Seine Preise-Sammlung und Verkaufszahlen können sich sehen lassen, seine Liveauftritte sind beeindruckend – und seine Musik eine Mischung aus Mainstream-Beats und Underground-Geschrammel ein Garant für Party. So auch das neue Album „4x4=12“. Auch ohne Live-Action rockt das Album. Live wird es wohl wieder ein wahres Fest werden. Und wem das „unkreative“ Kopieren nicht passt, hat ja zum Glück immer mehr Möglichkeiten, sich den vielen innovativen Künstlern zu widmen, die seit Laptop-Preisverfall das Internet fluten.
danilo
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Ihr Geld schützt. Ihr Geld schützt.
Tausende von Tierarten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen sind Jagd und Wilderei, Tierhandel sowie die Vernichtung des Lebensraums. Mit Artenschutzprojekten von Tierarten sind weltweit Aussterben Die Hauptursachen sind Jagd kämpft ProTausende Wildlife global für den stärkeren Schutzvom bedrohter Tiere.bedroht. Ihre Spende hilft dabei: und Wilderei, Tierhandel sowie die Vernichtung des Lebensraums. Mit Artenschutzprojekten kämpft Pro Wildlife global für den stärkeren Schutz Tiere. Ihre Spende hilft dabei: www.prowildlife.de Spendenkonto: 888 5 200, BLZ: bedrohter 700 205 00
www.prowildlife.de
Spendenkonto: 888 5 200, BLZ: 700 205 00 SLEAZE Zwanzig 69
Mit Money Boy am Block gechillt
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SLEAZE ist eine anerkannte Größe in der Rapszene. Genau wie Money Boy. Deshalb fühlte sich ein Interview mit dem Wiener auch mehr als richtig an. Money Boy rollt zurzeit die Szene mit seinem Swag auf. Manche mögen ihn, manche hassen ihn. Aber er polarisiert und wird immer bekannter. Fazit des Ganzen: Er ist ein sympathischer Boy und wir würden ihm den Erfolg wirklich gönnen. Vor allen Dingen weil der „Swag“ auch die SLEAZE Redaktion infiziert hat.
Was mich interessiert, was heißt denn jetzt genau Swag? Kannst du mir das erklären? Ja klar, ich kenne die Bedeutung aus dem US-HipHop. Da wird das schon seit ein paar Jahren immer verwendet und immer, wenn’s um Swag geht, geht’s da einfach um eine coole Ausstrahlung. Das hat auch damit zu tun, wie man sich präsentiert – auch rein äußerlich. Was man für Klamotten trägt und immer stylische Sachen hat, dass man einen coolen Slang benützt, dass man einfach ein selbstsicheres Auftreten hat. Das Gesamt-Package wird im Grunde als Swag bezeichnet. Das ist die Eigenschaft einer Person. Wenn jemand cool rüberkommt und so. Man merkt genau, was er tut, der weiß genau, wie er sich zu präsentieren hat, dann sagt man genau „der hat Swag“ Alles klar. Aber wenn du singst „ich dreh den Swag auf“, wie kann ich das denn nun verstehen? Das bedeutet, also es heißt ja, „ich steige aus dem Bett“. Und das erste, was man macht ist, gleich den Swag aufdrehen … diese coole Eigenschaft. Alles, was man da hat, die ganze Ausstrahlung, gleich mal voll aufdrehen. Sobald man das Haus verlässt, dass schon jeder sieht, oder dass man gleich schon in der Früh richtig cool ist und das den ganzen Tag auch anhält! Und du bist echt jeden Tag gut drauf? Nein, natürlich ist man nicht jeden Tag gut oder gleich gut drauf, aber dieser Song soll auch einfach so die Leute motivieren, das Beste aus jedem Tag zu machen. Dass nicht jeder Tag der coolste Tag ist oder irgendwelche Sachen passieren, ist klar. Aber unabhängig von diesen Dingen muss man einfach immer schauen, dass man selbst mit sich zufrieden ist. Da kann auch irgendwann mal was schlecht laufen, man kann trotzdem immer noch den Swag haben. Gesunde Einstellung. Was mich noch interessiert: Kannst du schon von deiner Musik leben? Also ich steh ja noch ziemlich am Anfang, auch wenn das mit mir jetzt auch ganz schnell gegangen ist. Da müssen erst einige Dinge eingefädelt werden, einige Dinge auch vertraglich unter Dach und Fach gebracht werden. Wenn das dann mal richtig anläuft, kann ich mir schon vorstellen, davon zu leben. Aber dieses Music
Business ist halt sehr unberechenbar. Für manche Leute läuft‘s ein Jahr lang super, manche haben eine Karriere von zehn Jahren. Also das ist jetzt nicht so ein Ding, auf das ich mich verlasse und ich mach das jetzt auch nicht … Für mich sind andere Erfolge wichtig. Jetzt war ich letztens in so einer Zeitung, die irgendwie in Österreich an alle Haushalte verschickt wird, ich war bei Mixery Raw Deluxe im Interview. Diese Erfolge sind viel mehr Ansporn für mich, als dass ich jetzt irgendwie Geld krieg. Aber ja, es wird Auftritte geben, es wird andere Quellen geben.
Im Video „Boy der am Block chillt“ hast du ja ein Cap mit Preisschild auf. Hat das einen besonderen Grund? Mich hat das total gewundert, dass die Leute so reagiert haben, weil ich hab das schon oft bei Ami-Rappern gesehen. Schon vor ein paar Jahren. Die wollten damit einfach zeigen, dass sie ganz neue Sachen haben, dass das ganz fresh ist und direkt aus dem Laden, zum ersten Mal getragen und darum ist das Preisschild noch drauf. Ich hab mir da gar keine großen Gedanken gemacht. Das war zwar auch eine neue Kappe, da war das
Also ich glaub, dass mich niemand jetzt so wirkl ich hated im eigentl ichen Sinne von hassen. Weil die Leute, die negativ schreiben, die kennen mich ja persönl ich gar nicht. Wie soll en die gegen mich einen Hass entwickeln? Wann gibt‘s denn den ersten Auftritt? Also, es wird im Dezember Auftritte geben, aber ich kann jetzt leider noch keine fixen Termine so öffentlich nennen. Aber es wird dieses Jahr noch Live-Auftritte geben. Aber es ist geplant, dass es in Österreich etwas geben wird, also in Wien. Und es soll in Deutschland Auftritte geben. Aber das kann ich dir jetzt leider noch nicht fix sagen. Ja, dann können wir uns jetzt ja schon mal drauf freuen! Da du ja noch nicht allein vom Swag leben kannst, womit verdienst du dein Geld? Arbeitest du nebenbei? Ja, ich habe einen ganz normalen Job, fünf Tage die Woche arbeite ich als Redakteur. Und ja, da kommt jetzt dann meine Kohle rein. Und wenn da jetzt noch was von der Musik dazukommt, umso besser, dann kann ich noch mehr shoppen gehen und so. Und wo arbeitest du da genau? Das ist so eine Dienstleistungsfirma, aber ich möchte da jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, weil das jetzt auch nicht so spannend oder interessant ist.
Preisschild noch dran und ich hab mir gedacht, lass ich doch einfach dran. Und dann haben die Leute darüber ein bisschen diskutiert une idh hab selber ein paar Tage oder eine Woche später ein Interview mit dem US-Rapper Juelz Santana gesehen. Der hat auch ein rotes Yankee-Cap auf, an dem das Preisschild noch drauf war. Nur da im Ami-Rap schreiben die Leute dann keine Kommentare drunter, warum das Preisschild noch drauf ist. Weil die wissen, dass das einfach ein Style ist, das ist nichts Besonderes. Wieso haten dich manche? Glaubst du, die sind neidisch auf dich? Oder gehört das im Hip Hop einfach dazu? Also ich glaub, dass mich niemand jetzt so wirklich hated im eigentlichen Sinne von hassen. Weil die Leute, die negativ schreiben, die kennen mich ja persönlich gar nicht. Wie sollen die gegen mich einen Hass entwickeln? Aber haten jetzt in diesem HipHop-Sinn, dass einem jemand vielleicht nicht den Erfolg gönnt, oder dass jemand die Mucke kacke findet oder so. Da gibt es sicher Leute, die mich haten und die selber auch Musik machen und sich denken: Oh, warum kriegt der jetzt Aufmerksamkeit und ich nicht? Aber dieses Hate-Ding gehört schön immer zu HipHop dazu, egal, auf welcher Seite oder bei welchem
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YouTube-Video. Wenn man sich die Kommentar anschaut, es wird immer gehatet und es gehört einfach dazu. Ich nehm das Ganze auch nicht so ernst, weil ich auch den Ursprung kenne. Ich hab vielleicht auch schon mal bei einem YouTubeVideo ein bisschen gehated, so weiß ich also, dass das nicht persönlich ist, und ich freu mich mehr über die positiven Kommentare und die ganze Hate-Sache nehm ich nicht so ernst, weil ich weiß, wie das Ganze läuft! Wann hast du gemerkt, dass du rappen kannst? Also, ich hab schon als Jugendlicher mit 14 oder so angefangen Rap zu hören. Damals gab‘s ja eigentlich nur Ami-Rap und das hab ich gehört. Früher mit den CDs hatte man nicht so viel Auswahl, da hat man wochenlang dieselbe CD gehört und irgendwann konnte man die Texte dann auch auswendig. Ich hab dann einfach immer mit gerappt und dann hab ich einfach
natürlich auch dazu, neue Styles zu probieren und mich dazu zu verbessern. Wenn wir schon bei deinem Style sind … Viele Leute sagen ja, dass du die Menschheit mit deinen Songs verarschen willst, dass du das nicht ernst meinen kannst. Also, diese Rap-Musik ist einfach so ein wichtiger Teil. Ich verbring so viel Zeit damit, dass es natürlich etwas ist, was ich ernst nehme. Es ist halt Unterhaltung für mich, aber es ist natürlich auch mehr für mich als Unterhaltung. Also ich hör mir auch deepe Tracks an, ich hör mir auch Texte an. Intelligente Lyrics usw. Ich nehm dieses ganze Musikdings so ernst und ich würde nicht so viel Zeit damit verbringen und da ständig Texte schreiben und Interviews geben. Wenn das nur eine Verarsche wäre, würd ich nicht so viel Zeit investieren und würd nicht so an die Öffentlichkeit gehen. Ich stehe zu 100 Prozent hinter dem,
Aber dieses Music Business ist halt sehr unberechenbar. Für manche Leute läuft‘s ein Jahr lang super, manche haben eine Karriere von zehn Jahren. Also das ist jetzt nicht so ein Ding, auf das ich mich verlasse und ich mach das jetzt auch nicht … Für mich sind andere Erfolge wichtig. wahrscheinlich damals schon so ein Gefühl für Flows und für Reimstrukturen entwickelt. Und ich hab das einfach so als Fan irgendwie gelernt, wenn man sich so viel damit auseinandersetzt. Später dann – irgendwann mit 16,17,18 – hab ich dann angefangen, selber Texte zu schreiben. Zuerst auf Englisch und dann später auf Deutsch. Da ich das so lang mach und so viel Musik höre, hab ich einfach ein Gespür dafür entwickelt, was cool ist und wie Lieder aufgebaut sind. Wie macht man coole Lines und welche Themen sind cool, um darüber zu rappen. Immer wenn ich weggegangen, bin zu irgendwelchen HipHopSachen und hab immer einfach so mit ein paar Kumpels gefreestyled und zu Hause hobbymäßig auch eigene Tracks gemacht. Und so hat sich das einfach entwickelt. Rap verändert sich zur Zeit so sehr. Im Ami-Rap gibt es so viele neue Entwicklungen, eine richtige Evolution. Und das bekomm ich alles mit, das motiviert mich
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was ich mache. Wenn jemand mit dem, was ich mache, nicht übereinstimmt ist es auch ok. Aber ich kann mit meiner Musik übereinstimmen. Ich bin mit dem zufrieden, was ich mache, natürlich ist das bei mir ernst gemeint. Du hast dich mit Sido in Wien getroffen. Wie kam es dazu? Woher kennst du ihn? Es hat bei Twitter angefangen, als gerade der Hype begonnen hatte. Anfands haben mehrere Rapper den Namen Money Boy mal erwähnt oder etwas in meine Richtung geschrieben. Auch Curse hat mich einmal erwähnt und Eko sowieso schon ganz früh. Sido hat diesen Hype wahrscheinlich auch mitbekommen und hat mich schon ziemlich früh angeschrieben. Dann hat er irgendetwas in meine Richtung geschrieben so „Ey Money Boy, wieviel Geld hast du eigentlich“ und kurze Zeit später war er dann
in Wien, weil er eine TV-Show aufgenommen hat. Er hat dann gepostet, er gehejetzt den original Swag in Wien tanken. Dann hat er mich am Abend seiner Ankunft in Wien angeschrieben, er wolle swaggen oder so. Und dann haben wir uns über Twitter einfach connected und Nummern ausgetauscht. Am nächsten Tag hat er angerufen und gesagt „Hey, lass uns in den Prater gehen“, weil er anscheinend gewusst hat, dass man im Prater eine gute Zeit haben kann. Wir haben uns dann dort getroffen und ich hab ihm dann ein typisches Wiener Wirtshaus im Prater gezeigt. Er war ein sehr cooler Typ. Er hat mir sehr viele Tipps gegeben, also phättes Shout Out an Sido. Es hat echt Spaß gemacht. Ich hab mich total gefreut, dass ich einen der größten Rapper Deutschlands persönlich kennenlernen konnte! Welche Tipps hat er dir denn gegeben? Er hat mir in die Businessrichtung ein paar Tipps gegeben. Worauf man aufpassen muss, wenn man ein Album rausbringen will, da hat er mir ein paar technische Details gesagt, auf die ich auch nicht so näher eingehen will. Es ging um Release und so, wie man das am besten einfädelt von einem Album. Dann haben wir geredet über die ganze Internetsache, wie man da durch Rapmusik oder durch Aufmerksamkeit, die man auf sich zieht, womit man Geld verdienen kann, abgesehen von Plattenverkäufen und so. Wie kann man diese Aufmerksamkeit in Geld umwandeln: über Newsletter, über eine eigene Website und dergleichen. Darüber haben wir geredet. Und dann hat er mir empfohlen, dass ich nach Berlin kommen soll, weil dort das Zentrum der ganzen Rap-Industrie ist. Er hat mir Hilfe angeboten und mir den einen oder anderen Termin eingefädelt. Du hast ja schon vorher erwähnt, dass dich schon einige Rapper kennen. Woher? Wie bist du mit denen in Kontakt getreten? Die kenn ich eigentlich nicht persönlich, sondern vor allem über Internet und Telefon oder über Twitter. Die meisten oder eigentlich alle sind auf mich zugekommen. Wie Eko Fresh selber in einem Interview: Seit Money Boy da ist, macht ihm Rap wieder Spaß. Das hat mich sehe gefreut. Ich hab auch einigen Leuten den Spaß am Rap wieder zurückgegeben, weil ich diese coole oder entspannte Herangehensweiße an die Sache habe. Das haben die gemerkt und fanden das cool. Darum hat mich Eko angeschrieben. Von dem war ich auch vor Jahren großer Fan, das hat perfekt einfach gepasst. So wie ich seine Musik feier, feiert er die Sachen, die er von mir kennt. Sido hab ich getroffen und, ja, übers Internet hab ich noch mit ein paar anderen Kontakt aufgenommen. Ich bin mir sicher, dass ich Eko demnächst treffen
werde, mit Ali A$ bin ich sogar in einem Video, das haben wir in verschiedenen Städten gedreht, das möchte ich jetzt auch gleich ankündigen. Ich bin ja mit Eko auf einem Track namens „Ich kann nur gewinnen“. Dazu wird jetzt ein Video gedreht, das wird eine sehr coole Aktion. Eko ist ja aus Köln, der hat seinen Part in Köln gedreht. Sentino, von dem ich auch ein großer Fan bin, lebt in Warschau. Der hat dort seinen Part gedreht, Ali A$ und Pretty Mo haben ihren Part in München gedreht und ich in Wien. Der gute Eko schneidet das alles zusammen. Das wird ein Hammer-Video. Ich weiß noch nicht genau, wann das rauskommt, aber darauf freue ich mich. Das wird dann auch wieder ein Highlight für mich, mit Eko in einem Video zu sein. Ich habe das Interview von Divinitus.tv gesehen, da hast du ein Louis Vuitton-Täschchen und sagst, du hast das aus Ägypten. Das heißt: nicht echt, oder? Ja, das ist richtig. Als ich das gesagt habe, war mir auch klar, das ist der Code dafür, dass das nicht echt ist. Die meisten Leute haben das natürlich verstanden. Ja, das ist gefälscht. Du machst ja viele Sachen in deinen Videos, die man halt so macht im HipHop. Wieso gibt‘s da keine nackten Frauen mit Riesenärschen? Lachen. Ja so viele Videos habe ich ja noch nicht draußen, da ist noch viel Spielraum. Ich hab auch schon geredet mit meinen weiblichen Rap-Fans, dass sie das manchmal recht kritisch sehen. Ich hab da nicht so ein Problem, und wenn der Track und die Lokation passem, dann würde ich sowas natürlich auch gerne in meinem Video haben, weil ich solche Videos selber auch gerne ansehe. Im Video mi Eko sind jetzt auch hübsche Ladies zu sehen. Nicht so aufreizend wie in manchen AmiVideos, aber so ein richtig typisches Clubvideo im Ami-Style mit Riesenärschen kommt vielleicht noch. Fänd ich schon cool. Wenn wir grad bei Frauen sind. Bei dem Interview mit Divinitus.tv sitzt ja eine sehr aufreizende Dame neben dir. Wo hast du dir her? Hast du die gekauft für den Abend? Die war absolut nicht gekauft. Die war in dieser Lokation, VIP Nachtclub hat das geheißen. Da haben uns die Besitzer drehen lassen, die Lady war einfach eine Frau, die dort arbeitete. Die hat kein Problem gehabt, sie hat sich auch gefreut, in dem Video dabeizusein. Die dann am Schluss ihre Titten zeigt … alles klar! Du fasst dir übrigens ziemlich oft an die Nase. Hat das was zu bedeuten?
Mit Money Boy am Block gechillt
Nein, das mit dem an die Nase fassen, haben mir auch schon Freunde gesagt, dass Ihnen das aufgefallen ist. Das ist vielleicht nur, wenn man leicht nervös ist oder gerade im Denk- oder Redefluss ist, ist das einfach eine Reaktion. Das hat nichts zu sagen. Und wenn ich dieses Thema, was du angesprochen hast, in meinen Texten erwähne, dann ist das auch immer nicht 100 % ernst zu nehmen. Also ich hab nichts am Hut mit irgendwelchen Drogen. Wenn dich Menschen auf der Straße erkennen, gehen die dann voll ab? Kommen die zu dir? Kennen dich schon viele Menschen?
Jetzt normal auf der Straße … kommt darauf an, wo man unterwegs ist. Es ist jetzt nicht so, dass ich alle 100 Meter angesprochen werde. Letztens auf der Straße hat jemand über die Straße rüber „Money Boy“ geschrien und hat ein Handzeichen gemacht. Manchmal geht man an Leuten vorbei und sieht dann, dass sie einen lange ansehen und dann bin ich vorbei, dann kapieren die das erst und schreien noch „Money Boy, bist du es?“ oder so. Viele Leute kennen mich, wenn ich zu HipHopEvents oder in entsprechende Clubs gehe. Das war vor zwei Wochen der Fall, dass echt eine Person nach der anderen gekommen ist, und Fotos mit mir machen wollte. Die Leute sind auch alle sehr nett. Wenn man jetzt vielleicht denken könnte, dass am Anfang vor allem viel gehated wurde oder so. Aber wenn ich wirklich unterwegs bin und mich viele Leute ansprechen, dann sind die alle super korrekt und geben mir Pros, wollen Fotos von mir machen und sagen, dass sie meine Musik feiern. Ja, ich freu mich, wenn mich immer wer kennt. In einem Interview sagst du auch, dass du fast keine Ahnung von der österreichischen und Wiener HipHop-Szene hast. Stimmt das immer noch? Ja, da hat sich jetzt nicht so viel geändert. Ich hab jetzt auch nicht so viel recherchiert. Ich höre die Musik, die mir gefällt oder auf die ich zufällig stoße. Wenn ich was Dopes finde, ist mir egal, woher der Rapper kommt, weil ich die Musik feier. Ich kenn mich nicht so gut aus. Ich kenn einige Rapper und Tracks, aber ich bin überhaupt kein Experte für österreichischen oder Rap aus Wiener. Money Boy, danke fürs Interview und viel Glück für die Zukunft.
lisi
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B e c k ‘ s
M u s i c
E x p e r i e n c e
Kronkorken-Rock Die Beck’s Music Experience feierte ihren Abschluss in Berlin. SLEAZE hat nachgeschaut. In „The Station“ findet normalerweise die Modemesse „Premium“ statt. In letzter Zeit bieten die Pächter und PremiumMacher die Location am Gleisdreieck auch Fremdveranstaltern an. Unter anderem feierte die Urban-Art-Messe STROKE dort ihr Berlin-Debüt. Am 6. November braute Beck’s uns wieder mal was Süffiges zusammen. Phoenix, The Ting Tings und Mr. Paul Smith von Maximo Park waren die Hauptbestandteile. Gute Voraussetzungen. Dazu war meine Sorge unbegründet, dass der Sound klingt wie in einer Bahnhofshalle, weil das Konzert S… nun ja, nun mal in einem ehemaligen Postgüterbahnhof stattfand. Egal, ob vorn am Gitter, wo Phoenix-Sänger Thomas Mars auf die wacklige Box kletterte und so den Kontakt zum Publikum suchte, als auch hinten auf der Tribüne, wo dank des langgezogenen Aufbaus der Location die Energie der Bands und des vorderen Teils des Musikfans bis nach hinten geleitet wurde – das Konzert hat sich gelohnt. Sehr angenehm fand ich persönlich, dass das übliche Werbetrommeln solcher Veranstaltungen fehlte. Vereinzelte Beck’s-Logos, das war’s. Ein schöner Jahresabschluss, der Vorfreude aufs nächste Jahr macht. Man sieht sich.
danilo
SLEAZE
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SLEAZE Zwanzig
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SLEAZE Zwanzig 75
Hip Hop
Electro
Hip Hop
Reggae
Nelly
deadmau5
CeeLo Green
Maxim
Universal VÖ: 19.11.
Virgin / EMI VÖ: 3.12.
Atlantic / Warner VÖ: 19.11.
Rootdown Records / Finetunes VÖ: 10.12.
Als vor zehn Jahren Nellys erste Cashcow „I.E.“ seine Heavy Rotations über die urbanen Wiesen weltweit drehte, verbrachte ich gerade eine intensive Zeit in New York. Will sagen, ich habe dem Herrn gegenüber dadurch immer eine positive Einstellung. Aber er macht es mir nicht leicht. Das liegt an diesem teilweise unerträglichen PopCharakter, der mir auch das neue Album vermiest. Das dreckige „Broke“ mit Yo Gotti und Sophie Green ist ein Volltreffer, leider der einzig richtige. Ansonsten hört man Nelly an, dass ihm das Geld zu wichtig ist. Die Pop-Beats, der Singsang-Refrain und natürlich die Soft-Features Akon, Kelly Rowland und Keri Hilson (das Lied „Liv Tonight“ mit ihr ist ein absoluter Albtraum), alles schreit nach Mainstream, Charts und Geld. Ob es ihm auch um die Kunst geht? Schwer zu sagen. Seine wortgewandten Texte gehen jedenfalls oft unter bei dem ganzen Gepoppe. Somit bekommt man bei Nelly das, was man von ihm erwartet. Schade, er kann mehr.
deadmau5-Alben mit schlechten Boxen zu rezensieren ist ein Alptraum. Es fehlt sowieso schon das Licht-Inferno, was die Maus so gut beherrscht und die Massen total abhängig ihn zum heißen Scheiß glorifizieren lässt. Aber damit die tief pumpenden Bässe, die obligatorischen, aber gut gesetzten Breaks und die in hohen Sphären klingenden Töne einen angemessen mitreißen dürfen, benötigt es einer anständigen Anlage. Sonst macht das einfach keinen Spaß. Und die Qual kann lang sein bei Liedern bis zu zehneinhalb Minuten. Sind die Voraussetzungen erfüllt, kann der Trip beginnen. Ich bin kein besonderer ElectroLiebhaber, aber 4x4=12 zeigt, wo der Laptop steht. Wundervoll ansteigender, teilweise bis ins Nervensystem hineinbohrender Electro, der die wenigsten stehen lassen wird. Deadmau5‘ Rezept, Untergrund und Mainstream zu vereinen, geht auch diesmal wunderbar auf. Festivals, bereitet euch auf eine Mausplage vor.
Der Albumtitel ist das Schlechteste. Klingt nach einem Posertum, das sich CeeLo vielleicht noch aus seiner Rap-Vergangenheit bewahrt hat. Vielleicht auch noch weiter zurück, Richtung Marvin Gaye. Wo sich der Kreis schließen würde, ist das Album doch reiner Soul, startend mit einem „Lady Killer Theme“ im Shirley-Bassey-James-Bond-Stil. Ein weiter Weg, seit er mir 1994 mit seiner Gruppe Goodie Mob aufgefallen ist. Zusammen mit OutKast starteten sie ihren Feldzug, Atlanta als Hip-HopStadt zu etablieren. Jahre später sind daraus „Dirty South“ und „Crunk“ entstanden. Auch sonst war das MusiChamäleon CeeLo mit Goodie Mob, Gnarls Barkley und seinem tollen Gastauftritt in dem Seeed-Klassiker „Aufstehn“ in den 16 Jahren sehr aktiv. Nun also als Ladykiller. Ein seichtes Album, wo ich gerade vermisse den Soul, dessen Musikrichtung er sich jetzt bedient – und der bei ihm sonst so oft durchblitzt. Lieder wie „Fuck You“ haben Ohrwurmcharakter – hängen mir aber schon aus den selbigen raus. Richtig ansprechend sind nur zwei Lieder: „Fool For You“ mit „Earth, Wind and Fire“-Sänger Philip Bailey sowie das wunderschöne „Old Fashioned“, wo CeeLo Green endlich die Seele raus lässt. Insgesamt ein durchschnittliches Album, in das man aufgrund des talentierten Sängers reingehört haben sollte. Aber ob es nun wirklich irgendeine Lady killt?
Eine EP mit drei Songs? Nun ja, gut, etwas großzügiger hätte es schon sein können, aber so hat man zumindest mal die Möglichkeit, auf die einzelnen Songs einzugehen. „Erstens“ verweist mit dem Titel lustigerweise auf den schwächsten Song der drei. „Alles versucht“ heißt er und klingt verdächtig nach Charts. Ist der Titel darauf bezogen? Alles versucht, um da hinzukommen? Naja, egal, kommen wir zum guten Teil. In „Immer einen Kopf“ geht es um die alltägliche Gehirnverklebung durch Medienkonsum. Sozialkritisches ist oft abgelutscht, hier aber sehr schön umgesetzt. Musikalisch wünschte ich mir einen Beat, der mehr fordert, sozusagen den Text unterstützt, aber insgesamt ist der Track sehr gelungen. Das letzte Lied ist eine schöne Ballade, der vor den vermeintlich „Gefährlichen Zeiten“ warnt. Für mich das übliche Obacht vor Babylon und den Hippokraten. Tipp: Nicht so sehr auf den Text, mehr auf die Musik achten – dann ist es sehr schön. Hoffen wir, dass das ganze Album so schön wird.
5.0
4x4=12
danilo
The Ladykiller
danilo
Erstens.
danilo
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SLEAZE Zwanzig
danilo
Hip Hop
Indie Pop
ElectRap
Weltmusik
Akua Naru
The Indelicates
Schluck den Druck
Sofrito
Jakarta Records VÖ: 07.01.
Snowhite / Universal / Irascible VÖ: 10.12.
Druckplatten Records / Soulfood VÖ: 19.11.
Strut / K7 VÖ: 21.1.
Wer SLEAZE schon eine Weile liest, könnte der Kölnerin bereits bei den Koala Desperados begegnet sein. Nun veröffentlicht sie über das Berliner Plattenlabel Jakarta ihr Debüt-Album. Wenn die restlichen acht Tracks genauso überzeugen wie die mir sechs vorliegenden Songs, wird „The Journey Aflamae“ ein sehr hübsches Erstgeborenes. Allein die Auswahl der Samples von „Run Away“ und „Mo(u)rning“ lässt mich zu einem Fan werden. Und, um den unvermeintlichen Vergleichen zuvorzukommen: Man wird Akua Naru nicht gerecht, sie aufgrund ihrer intelligenten Raps, unterlegt mit unaufgeregten, jazzy Arrangements in den Fußstapfen des Philly-Sounds, als eine junge Bahamadia abzustempeln. Darum dringende Empfehlung. Reinhören und selber ein Bild machen. Das like-Potential ist hoch. Versprochen.
Auch wenn man „die Taktlosen“ nicht kennt, darf man schwarzen Humor erwarten bei dem Albumtitel und dem Coverbild. Das Folgealbum der in Brighton gegründeten Band ist gelungenes Indie-Material mit InsiderPotential. Ed East von Chikinki hat das Ganze produziert, mir persönlich mit einem Hauch zu viel Pop-Anspruch. Ganz gemein könnte man vermuten, sie hätten eine Weile zu viel Meat Loaf gehört. Aber das war beim Vorgänger ja nicht bereits so. Jedenfalls gefällt mir die Vielseitigkeit der Band, man merkt ihnen auch wieder ihre Liebe zur Musik an, den Spaß am Ausprobieren, Genreübergreifend und dabei versiert. Ein schönes Album mit Qualität und Tiefe, manchmal auch sehr traurig. Passend für den Winter, aber Obacht, dass man nicht irgendwann in der düsteren Jahreszeit selber den Galgen nutzen will.
Das Fremdschämen war groß. Letzten März hampelten ein paar Jungs in futuristischer „Kleidung“ über die Bühne, flippten völlig aus und rappten zu elektronischen Beats mit dicken Bässen. Das sollte die Berliner Band Schluck den Druck sein, sah und klang aber wie Deichkind. Irgendwie peinlich, dass so billig zu kopieren. Nun haben die Schluckspechte ihr Debüt draußen, und nach einem pseudowitzigen Intro wummerschreit einem sofort eine Mischung aus Deichkind und den Atzen entgegen. Überraschenderweise funktioniert das Album trotz des unkreativen Ansatzes. Es wird gegrölt, es geht um Tanzen, die Sätze sind immer so, dass Geistig-Minderbemittelte und Volltrunkene es noch Mitlallen können, alles gemischt mit süchtig machenden Geschmacksverstärker: Abrissmucke zum Feiern. Manchmal braucht man einfach nicht mehr. Und sollten Schluck von Druck irgendwann tatsächlich mal runterkommen, wäre es cool, wenn sie kreativer werden und etwas ohne den bitteren Kopie-Nachgeschmack schaffen. Die Chancen stehen 50/50.
The Journey Aflame
Songs For Swinging Lovers
danilo danilo
Im Rausch mit Freunden
Tropical Discotheque
Sofrito ist nicht nur ein griechisches Essen und eine Soße aus der spanischen, mexikanischen und kreolischen Küche, es ist auch passenderweise ein englisches Musikkollektiv, welches lateinamerikanische und afrikanische Musik live als Ohrenschmaus präsentieren soll. Auf ihrem Compilation-Debüt mit dem nicht ganz korrekten Namen „Tropical Discotheque“ (der asiatische tropische Bereich wird ausgeklammert) haben Sofrito nun eine bunte Mischung aus alten und neuen Songs zusammengestellt, von Calypso über Cumbia bis zu kongolesischem Soukous, die nicht die Welt(musik) verändern wird, aber ein paar Perlen bereit hält. Die in den 70ern bekannten Fair Nick Stars mit ihrem „Arrete mal parle“ ist so eine, genauso das Instrumentalstück „Cumbia de mochilla“ der Band mit dem handlichen Namen Quantic y su conjunto los miticos del ritmo. Es könnte sein, dass sich die Compilation nach einer Weile vollständig erschließt, auf das erste Hören hin sind es leider zu wenig Perlen zum Bejubeln. danilo
danilo
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J U B E L - Ä H - U M
Drei Lenze jung! Der Spross wächst heran, es wurde wieder Zeit, dem Kind zu huldigen. Aus den letzten SLEAZE-Feierlichkeiten wurden regelrechte Abrissorgien und die Frotteure unter euch freuten sich des Mangels an Platz. Unsere Spähtrupps fanden etwas Neues, Großes, nie Dagewesenes. Das frische, wie aus dem Ei gepellte nhow-Hotel im Berliner Stadtteil Friedrichshain. Wer seinen Augen in diesen grauen Zeiten etwas gönnen möchte, schaut genau hier: www.nhow-hotels.com/berlin/de Die Verantwortlichen dieser bis ins kleinste Detail durchdachten und optisch sehr reizvollen Herberge (hier auch noch mal einen warmen Dank an die Synapsen des psychedelischen Innendesigners Karim Rashid) waren so freundlich, uns ihre edlen Hallen anzubieten. Noch unbearbeiteter Beton, wo selbst wir wenig Schaden anrichten könnten. Nie wieder wird man es so rough sehen können. Wer nicht dabei war, hat definitiv etwas verpasst. Aber das können nicht mehr viele sein. Mit einer Besetzung von maximal 500 Menschen erschien es uns in der richtigeb Größe. Und so begann die Planung und endete mit der absoluten Überfüllung. Sick Girls, Kinky White Hórse und Tricus&Vitéz halfen uns dabei, unsere Hüftsteifheit zu überwinden und dank des Konglomerates von Veltins, Finlandia, Schwarze Dose, Vöslauer und Berliner Brandstifter kam man schnell auf die erforderliche Betriebstemperatur.
Rang und Namen kamen nicht, dafür ihr, wir und unsere Freunde. Und ihr kamt zahlreich! Es war ein zum Bersten gefülltes Fest mit Happening-Charakter. Wir hatten einen eigenen Weihnachtsmarkt mit Ständen der lokalsymphatischen Kleindesigner und Anbieter von lustigen Dingen, fernab jener typischen Bratwurst-Glühwein-Mentalität. Mit unseren Konfettibomben vom Asiamarkt und lustigebuntem Kinder-Feuerwerk rannten wir bei den Gästen offene Türen ein. Und die extra eingeflogenen Paparazzi der Lomo-Instant-Clique ließen uns wie gequälte C-Prominenz fühlen. Mehr gibt es nicht zu sagen, wer nicht da war, war nicht da. Einzig der kommende Kurzfilm könnte einen Hauch davon vermitteln, was man verpasst hat. In diesem Sinne, Augen auf und wo kein Schnee liegt, darf gerannt werden.
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Die riesengroße SLEAZE-winterweihnachtlicheVerlosungsaktion Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen, das reine Glück entscheidet.
Tolle Prei se
Girls just wanna have fun Kennwort: Tussi-Club
Für den Fall, das du nicht mit Eierstöcken und einem Uterus gesegnet wurdest, brauchst du eigentlich gar nicht weiterzulesen. Richtig. Just for Girls. Sexistisch! Diskriminierend! Jaja, wissen wir. Ist uns trotzdem egal. Denn beim SWUP („Season Warm Up“) im Nitro-Snowpark Leogang dürfen nur Mädchen mitmachen. Das exklusive Snowboard-Freestyle-Camp macht Frau nicht bloß warm für die kommende Wintersport-Saison. Die fünfundzwanzig glücklichen Teilnehmerinnen werden zusätzlich von Halfpipe-Star und Olympia-Siegerin Nicola Thost sowie anderen Nitro-Teamfahrern im Freestyle gecoacht. Du musst auf also bereits allein auf einem Board stehen und dich im besten Fall auch anständig fortbewegen können... Vom 13. - 16.01.2011 wird beim SWUP allerdings mehr als nur geboardet. Es gibt ein Rundum-sorglos-Paket mit Tipps zu Tuning und Materialpflege eures Setups, Übernachtung im Vier-Sterne-Hotel Salzburger Hof – und natürlich exzessivem Aprés-Abschuss. Und weil Mädchen halt Mädchen sind, gibt’s jeden Tag was? Yoga und Wellness, Yeahhhh!!! Fehlt nur noch die Massage und ‚ne Pediküre...aber wofür fährt man denn in ein Camp voller Mädels? Wenn du also im Besitz zweier X-Chromosome bist, bereits Snowboard-Erfahrung hast und dich immer schon mal von einer der ganz Großen in der Szene gecoacht werden wolltest, weißt du ja was zu tun ist. Und falls du Pechmarie nicht gewinnen solltest, kannst du immer noch versuchen, einen der anderen vierundzwanzig Plätze zu ergattern. WWW./NITRO.DE/SWUP Viel Glück! ACHTUNG: Fahrtkosten werden nicht übernommen. Dass sich die Investition mehr als lohnt, muss nicht noch mal erwähnt werden.
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Tollie e Pre s
Kennwort: Torfnase
„Keep Walking“ ist das Credo der schottischen Whisky-Marke Johnnie Walker. Aus diesem Grund haben sie auch die „Walk with the Giants“-Kampagne ins Leben gerufen, in der von Johnnie Walker gekürte Giganten private Einblicke in ihre Welt zu gewähren. Und weil Laufen alkoholisiert viel mehr Spaß macht, und es beschwipst auch gar nicht mehr so kalt ist, schenken wir euch eine Flasche des würzigen Edel-Läufers. Und weil Alkohol aus der Flasche uncool ist, gibt‘s noch zwei hübsche Gläschen für den stilvollen Vollrausch dazu. WWW.JOHNNIEWALKER.COM
Kennwort: Boxenluder
Ein akustischer Orgasmus, ein visueller Augenschmaus und zudem für Technikfreaks gemacht. Willst du? Kriegst du! Und zwar mit einem handgefertigten Luxusstück aus der Lautsprecher-Manufaktur Stereolith. Statt einer Armee von Lautsprechern beschallt euch der Lautsprecher M232 in Form von nur einer (wunderschönen) Box mit allerfeinster Stereoqualität. Wie das geht? Guckst du hier: WWW.STEREOLITH.COM/DAS-PHAENOMEN-RAUMKLANG.HTML
Kennwort: Fusion
Lifestyle-Junks und Wintersportler aufgepasst! Wir haben ein schickes und gleichzeitig sehr funktionales Weihnachtsgeschenk für euch. Denn Philips und O‘Neill haben sich zusammengetan und ihre besten Qualitäten in einen Topf geworfen. Heraus kamen stylische Kopfhörer, die selbst bei der steilsten Abfahrt optimalen Tragekomfort und garantierte Bruchfestigkeit bei optimaler Soundqualität bieten.
lleise o T re P Kennwort: Fuck Machine
Sleaze und Durex retten euer Sexleben! Mit heißen Accessoires, die für Spaß allein, zu zweit, oder mit wie vielen es euch beliebt, sorgen sollen, ist ödem Gerammel hoffentlich ein Ende gesetzt. Es gibt Anheizendes, Vibrierendes und gleichzeitig noch Schützendes vor ungeplagten Gören oder fiesen Krankheiten. Und falls der Liebste danach entweder noch Glotze guckt, oder ihr dann erst merkt, was für einen Gesichtselfmeter ihr Euch in die Kiste geholt habt, schiebt euch einfach eine der samtigweichen Schlafbrillen ins Gesicht und entschwindet ins Land der Träume.
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