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Tunesien

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Die WM im TV

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Frankreich Australien Dänemark TUNESIEN Weltrangliste 30.

DIE ABWEHR HÄLT DICHT

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Tunesien setzt bei seiner sechsten WM-Teilnahme auf die stabile Hintermannschaft. Über den Status als Außenseiter kommen die Nordafrikaner dennoch nicht hinaus

Muster ohne Wert oder echte Standortbestimmung? Tunesiens Testspiel gegen Brasilien Ende September ging mit 1:5 verloren. Auch Ellyes Skhiri vom 1. FC Köln, als Sechser im Mittelfeld fürs Aufräumen und Antreiben zuständig, konnte den brasilianischen Angriffen nicht viel entgegensetzen. Ein Eindruck bleibt haften: Mehr als ihre normalerweise ziemlich stabile Defensive werden die Nordafrikaner kaum in die WM-Waagschale werfen können.

Immerhin hält die Hintermannschaft meistens: Abgesehen von der Brasilien-Pleite kassierte das Team von Trainer Jalel Kadri 2022 in zwölf Länderspielen nur drei Gegentore. Diese wiederum mündeten jedoch alle in 0:1-Niederlagen, was gleichsam die Probleme in der Offensive illustriert und zum Viertelfinalaus beim Afrika-Cup im Januar führte (0:1 gegen Burkina Faso).

Tunesiens Hauptaugenmerk in Katar muss deswegen auf einem Sieg im zweiten

Gruppenspiel gegen den anderen großen Außenseiter Australien liegen. Vielleicht reicht dann ein überraschendes Unentschieden gegen Dänemark oder Frankfreich für den Einzug ins Achtelfinale.

Der Star

Ellyes Skhiri

SCHNELLCHECK

Größte Erfolge

Bislang fünf WM-Teilnahmen: fünfmal Vorrunde (1978, 1998, 2002, 2006, 2018); Sieger Afrika-Cup 2004, Zweiter Afrika-Cup 1965, 1996

Fotos: IMAGO/ZUMA Wire, PanoramiC

Der Trainer

Jalel Kadri (50)

stieg erst Ende Januar 2022 zum Nationalcoach Tunesiens auf. Seitdem gab es gegen international meist zweit- bis drittklassige Gegner fünf Siege und zwei Unentschieden. Die einzige Niederlage: ein 1:5 gegen Rekordweltmeister Brasilien.

Der Kader

Nr. Spielername

22 Bechir Ben Said 26 Mouez Hassen 1 Aymen Mathlouthi 16 Aymen Dahmen

6 Dylan Bronn 2 Bilel Ifa 3 Montassar Talbi 24 Ali Abdi 4 Yassine Meriah 5 Nader Ghandri 12 Ali Maaloul 20 Mohamed Dräger 21 Wajdi Kechrida

Alter Länderspiele Verein

27 10 27 20

US Monastir Club Africain Tunis 38 73 Etoile Sportive du Sahel 25 4 Club Sportif Sfaxien

27 36 32 39 24 22 28 9 29 60 27 7 32 82 26 33 27 18 US Salernitana 1919 Kuwait SC FC Lorient SM Caen Esperance Tunis Club Africain Tunis El Ahly Kairo FC Luzern Atromitos Athen

Nr. Spielername

18 Ghaylen Chaaleli 17 Ellyes Skhiri 25 Anis Slimane 8 Hannibal Mejbri 13 Ferjani Sassi 14 Aissa Laidouni 15 Mohamed Ali Ben Romdhane

10 Wahbi Khazri 11 Taha Yassine Khenissi 23 Naim Sliti 7 Youssef Msakni 9 Issam Jebali 19 Seifeddine Jaziri

Tor Abwehr Mittelfeld Angriff

Alter Länderspiele Verein

28 30 27 48 Esperance Tunis 1. FC Köln

21 24 19 18 30 77

Bröndby IF Birmingham City Al-Duhail SC 25 24 Ferencváros Budapest 23 22 Esperance Tunis

31 71 30 48 30 68 32 87 30 9 29 29 Montpellier HSC Kuwait SC Ettifaq FC Al-Arabi SC Odense Boldklub Zamalek SC

WM-Geschichte(n)

Die deutschen Fans erinnern sich leidvoll daran zurück, wie das vermeintlich unschlagbare DFBTeam im EM-Finale 1992 mit 0:2 gegen den vermeintlichen Außenseiter aus dem Norden unterging. Der Entwickler des dänischen Fußball-Höhenfluges saß beim größten Erfolg seines Teams nicht mehr auf der Bank.

Denn das Wunder von 1992 bildet den Höhepunkt einer Entwicklung, die mit der Verpflichtung des früheren deutschen Bundesliga-Spielers Sepp Piontek als dänischem Nationalcoach 1979 begann. Der frühere Verteidiger nutzt die fehlenden Scheuklappen im dänischen Fußball, der bis dahin unter dem internationalen Radar lief, für die Entwicklung eines erfrischend offensiven Spielstils. „Man hat in Dänemark mehr Spielraum und ist nicht so abhängig vom Erfolg wie in Deutschland“, erklärt Piontek.

Mit seinem Team überrascht er erstmals bei der EM 1984, schafft es bis ins Halbfinale. Der Mythos des „Danish Dynamite“ wird geboren. Weiter geht die dänische Überraschungstour bei der WM 1986 – Dänemark ist erstmals bei einer Endrunde dabei. Im Duell um den Gruppensieg bekommt auch das Team der Bundesrepublik das dänische Fußballdynamit zu spüren, verliert wie auch sechs Jahre später mit 0:2.

Für Dänemark ist bei der WM-Premiere im Achtelfinale gegen Spanien Schluss. „Pionteks Elf war Opfer ihres Hurra-Stils geworden“, schreibt Fußballautor Dietrich SchulzeMarmeling über die letztlich klare 1:5-Niederlage.

Piontek, der zwischenzeitlich als Nachfolger Franz Beckenbauers als Bundestrainer gehandelt wird, gibt seinen Posten 1990 auf, den EM-Titel 1992 darf sich Richard Møller Nielsen als Trainer ans Revers heften. Wer dafür die Grundlagen gelegt hatte, dürfte er ganz genau gewusst haben.

Erneuerer und Begründer des „Danish Dynamite“: Sepp Piontek trainierte unsere nördlichen Nachbarn von 1979 bis 1990. Foto: IMAGO/Pressefoto Baumann

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