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Es war einmal ein Schulteich

Beim Planen der Projektwoche des Schuljahres 1986/87 kam der Biologie-Leistungskurs von Herrn Lampe auf die Idee, einen Schulteich auf dem damaligen Wiesengelände südwestlich des Hauptgebäudes auf halber Strecke zum Krummen Bach zu bauen. Auch die Schulleitung und der Schulelternrat konnten für dieses Projekt begeistert werden, Operationsname „Initiative Schulteich“. Der Teich sollte als ökologischer Lernort für den Biologieunterricht dienen und außerdem zum Blickfang und zur Erholungszone auf dem Schulgelände werden. Einige Besichtigungstermine bei bestehenden Teichanlagen führten dann zu konkreten Vorstellungen. Für eine maximale Tiefe von 1,20 m bei ausreichend Platz für eine Flach- und Tiefwasserzone mussten es schon 180 m2 Wasserfläche werden. Ein Folienteich schien viel zu störanfällig auf einem Schulgelände (badende Schülerinnen oder Schüler waren ja nicht auszuschließen, wie sich später bei Abifeiern auch zeigte), also wurde ein Teich mit einer Bodenschicht aus dicken Tonplatten geplant. Bei ca. 200 m2 Teichbodenfläche ein mächtiges Bauvorhaben. Es erwies sich als glückliche Fügung,

Foto: Lampe

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Fotos: Rautenhaus(4)

dass mit Herrn Timm ein Elternvertreter im Schulelternrat saß, der als gelernter Bauingenieur die Vorbereitungsgruppe fachlich intensiv beriet. Denn es war sogar ein Bauantrag beim Landkreis zu stellen. Alles wurde positiv entschieden und sogar eine Übernahme der Materialkosten seitens des Landkreises erfolgte. Die Projektwoche begann Ende Juni 1987 und eine große Anzahl von fleißigen Schülerinnen und Schülern aller Jahrgänge hoben entsprechend der geplanten Teichfläche Grassoden aus und fuhren sie mit Schubkarren an die Seite. Hiermit sollte später ein Hügel entlang des Teiches begrünt werden. Dann kam der große Tag der eigentlichen Teichgeburt. Mit der Hilfe von Herrn Timm war ein Bagger und ein Muldenkipper organsiert worden, die den Erdaushub erledigen sollten. Nur der einsetzende Landregen trieb den beiden Leitern des Projekts, Herrn Lampe und Herrn Kreft, die Schweißperlen auf die Stirn. Die Baufahrzeuge versanken auf dem Wiesenboden und hinterließen tiefe Spuren im Boden, immerhin fünf LKW-Ladungen Erde wurden abtransportiert. Auch der Radlader, der die Paletten mit den Tonplatten über die Wiese zur Teichbaustelle transportieren sollte, blieb stecken. An der Schachtstraße waren 28 Paletten abgeladen worden, eine Palette wog eine Tonne und eine Tonplatte darauf 16 kg. Jetzt war Körpereinsatz gefragt. Gut, dass sich so viele Teilnehmer für das Projekt gemeldet hatten. In einer Art Ameisenstraße wurden mit Schubkarren die einzelnen Tonplatten zur Baustelle transportiert. Die ausgelegten Tonplatten mussten dann mit einem Motorstampfer zu einer zusammenhängenden Fläche verarbeitet werden. Bei dem Regenwetter eine sehr dreckige und rutschige Arbeit. Reporter der damaligen Projektzeitung kamen für einen Bericht vorbei, daraus einige Zitate: „Der Teich wird sicherlich die Schule verschönern, allerdings ist es eine Schweinearbeit.“,

„Donnerstag haben wir so gearbeitet, dass wir Muskelkater, Rückenschmerzen und Blasen an den Händen hatten.“ und „Klasse, dass hier so etwas von uns gebaut wird!“ Durch die ungünstige Wetterlage und die viele Handarbeit verzögerte sich der Zeitplan, sodass der Teich am Ende der Projektwoche noch eine Baustelle war. Gleichzeitig war auch das Ende des Schuljahres erreicht und die Sommerferien lockten. Aber die große Begeisterung der Schülerinnen und Schüler an dem Teichbau zeigte sich daran, dass viele in der ersten Sommerferienwoche freiwillig auf der Teichbaustelle weiterarbeiteten. Auf dem Tonboden wurde ein Stoffflies ausgebreitet und darauf zwei LKW-Ladungen grober Weserkies verteilt. Dann war der Teich fertig! Es war ein großer Moment, als der damalige Hausmeister einen Feuerwehrschlauch ausrollte und den Teich langsam mit Wasser flutete. Alles passte, der Wasserspiegel war richtig bemessen worden. Glitzernd schimmerte die Wasseroberfläche in der Sommersonne, der kleine Erdwall war mit den Grassoden begrünt worden. Die Schülerinnen und Schüler und die Projektleitung waren zufrieden mit dem Werk. Die Anstrengungen hatten sich gelohnt und man hatte viel Praktisches gelernt.

Dass aus dem „Teichrohbau“ ein richtiger Teich wurde, dafür sorgte in den weiteren Schuljahren eine Teich-AG und eine weitere Projektgruppe. Der Teich wurde schnell als Erholungsort von den Schülerinnen und Schülern angenommen, man verbrachte die Pausen oder Freistunden rings um den Teich oder auf dem kleinen Hügel. Die Wasserqualität und die eingewanderten Tiere wurden im Biologieunterricht erforscht. Gerade im Frühsommer, wenn die Margeriten auf der umgebenden Blühwiese in üppiger Blüte standen und die Pflanzen in dem Teich von Libellen besucht wurden, war das ein prächtiges Bild – ein richtiges Biotop war entstanden.

Im Jahre 1991 musste der Teich allerdings dem Neubau der IGS weichen. Als Ersatzmaßnahme gibt es seitdem den kleinen Teich zwischen den Gebäuden von WBG und IGS.

„Klasse, dass hier so etwas von uns gebaut wird!“

Hans-Ulrich Lampe

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