3 minute read
Pädagogische Schulentwicklung am WBG –einige persönliche Anmerkungen
Zur Entwicklung der Projektgruppe
Der Projektgruppe „PädSchul“ liegt eine langjährige Vorlaufphase zugrunde, die bereits Aufschluss zu geben vermag über unsere damaligen grundlegenden Vorstellungen von schulischer Entwicklungsarbeit (vgl. dazu „Der Weg zum Wilhelm-Busch-Gymnasium“): Aus einer ersten Arbeitsgruppe zur Profilbildung unserer Schule und im Anschluss an eine Projektwoche zum selben Thema initiierten wir den Arbeitskreis „Ganztagsgymnasium“.
Advertisement
Als nächster Schritt gelang die Einsetzung eines Planungsausschusses „Ganztagsgymnasium“ seitens der Gesamtkonferenz. Neben der entsprechenden Antragstellung wurde eine sensible Öffentlichkeitsarbeit Aufgabe des Planungsausschusses, die in Organisation und Durchführung von Informationsveranstaltungen – in Zusammenarbeit mit unserem Schulträger - zum Zwecke einer anschließenden Bedarfsfeststellung mündete. Ein leitender Gedanke dabei war, alle an schulinternen Entscheidungsprozessen beteiligten Gruppen in unsere Arbeit einzubinden und so für Vielfalt und größtmögliche Transparenz zu sorgen.
Nach der Einrichtung unseres Ganztagsgymnasiums wurde die konzeptionelle Arbeit schließlich, wiederum auf Beschluss der Gesamtkonferenz, von der Projektgruppe „Pädagogische Schulentwicklung“ maßgeblich vorangetrieben. Diese nach ihrem Selbstverständnis offene, von ihrem Leiter als „Primus inter Pares“ koordinierte Gruppe, zu der sich auch Mitglieder der Schulleitung einfanden, existierte von 1993 bis 2008. Eine solche dem WBG eigene, funktionierende „besondere Form der Schulentwicklungsarbeit“, die wesentlich auf vertrauensvolle Zusammenarbeit innerhalb der Schulgemeinschaft gründet (Inspektionsbericht), wurde dann von der „Steuerungsgruppe“ abgelöst, die sich als Konsequenz aus der Schulinspektion von 2007 bildete. Von nun an standen eine verbindlichere Schulentwicklungsplanung sowie eine entsprechende Evaluation im Fokus; damit änderte sich wesentlich auch der Charakter unserer Gruppe.
Zum Selbstverständnis der Projektgruppe
Wer Schule als offenes „Haus des Lernens“, als „Lernwerkstatt“ zur Vermittlung zukunftsträchtiger Schlüsselqualifikationen versteht, der muss seine pädagogischen Ideen natürlich ausrichten auf jene, die in diesem Haus arbeiten und lernen wollen. Vor diesem Hintergrund war es Ziel von PädSchul, die Sammlung und Umsetzung von Ideen der am Schulleben Beteiligten voranzutreiben – in der Annahme, dass der Nutzen gemeinsamer Entwicklungsarbeit erheblich größer sein würde als der Aufwand.
Qualifizierender Unterricht braucht, so ein weiterer PädSchul-Leitsatz, mithin einen anregenden Kontext; er ist in eine umfassend angelegte, bewusst gestaltete Lern- und Schulkultur zu integrieren. „Schulkultur“ meint die konkrete Kultur einer spezifischen Schule. Und so ist bei allen schulrelevanten Aktivitäten, insbesondere bei konzeptionellen Überlegungen, von vornherein darauf achten, dass sie getragen werden von denen, auf deren Engagement nicht verzichtet werden kann. Jedes Projekt ist zum Scheitern verurteilt, das die Interessen und Möglichkeiten (!) der Beteiligten nicht ernsthaft reflektiert – das mithin nicht selbst von dem zeugt, was es erreichen will: zum Beispiel Team-, Kooperationsfähigkeit! Und diesem Anspruch, so die Überzeugung von PädSchul, könnten möglichst flache Hierarchien gut gerecht werden. Darüber hinaus biete ein solcher Ansatz im Zuge unserer schulischen „Corporate Identity“-Entwicklung eine förderliche Kommunikationsgrundlage.
In diesem Sinne sollte ein eher zwang-
loser, durchaus auch persönliche Befindlichkeiten zur Sprache bringender Arbeitsprozess selbst zu identitätsstiftenden Ergebnissen führen; die Beteiligten mussten bedeutende Elemente ihres Tuns in der Praxis wiedererkennen oder sich wenigstens innerhalb der Projektgruppe des Wertes ihrer Arbeit versichern können.
Diese für unsere Schule allgemein und oft genug auch für die Mitglieder der Projektgruppe so wertvolle Arbeit blieb zum einen konsequent ausgerichtet auf unseren Schulalltag; das Wort von der „Schnellen Pädagogischen Eingreiftruppe“ kennzeichnet diesen Aspekt unserer Tätigkeit recht sinnfällig. Sie beschränkte sich aber nicht auf die Erfordernisse der schulischen bzw. unterrichtlichen Praxis; die Projektgruppe war überdies der Ort für den Informationsaustausch der damals verstreut – z.B. an den Orientierungsstufen – und zuweilen isoliert voneinander Arbeitenden, für Gedankenspiele, eben für Innovationen... In der Folge entwickelte sich eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre, wie nicht zuletzt unsere Referendare vermerkten.
Zum anderen verlangte der offene Charakter unserer Gruppe nach Freiräumen: nicht nur, dass wir zumeist in gemütlicher Runde außerhalb unserer Schule tagten. Im Kontext der ´eigenverantwortlichen Schule´ beließen uns Schulleitung und Gesamtkonferenz – abgesehen von gut begründeten Arbeitsaufträgen – Gestaltungsspielräume für pädagogische Initiativen. Dafür nahmen wir in Kauf, dass die Umsetzung solcher Vorschläge wesentlich abhing von der Bereitschaft der Schulleitung bzw. Gesamtkonferenz, sich die Ergebnisse unserer Arbeit zu eigen zu machen.
Für mich ganz persönlich bedeuteten diese vielen intensiven Jahre mit PädSchul eine beruflich inspirierende, zu hoher Arbeitszufriedenheit führende Zeitspanne. Ich weiß mich gegenüber unserem Team zu großem Dank verpflichtet.
Helge Krzykowski
Ehemaliger Leiter der Projektgruppe „Pädagogische Schulentwicklung“