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Wilhelm-Busch-Preis

Von der Idee zur ersten Preisverleihung

„Busch-Preis ist etabliert“, titelten die Schaumburger Nachrichten im Sommer 2003. Seit sechs Jahren gab es den Wettbewerb, dessen Wurzeln im Wilhelm-BuschGymnasium liegen. In Stadthagen wurden schon 1995 Überlegungen geäußert, den weltberühmten Künstler etwas stärker herauszustellen als Sohn des Schaumburger Landes. Von „Max-und-Moritz“-Festspielen war bei einem informellen Treffen mit Vertretern aus der Wirtschaft die Rede, zu dem mich Schulleiter Friedhelm Hamann eingeladen hatte, da ich für die Öffentlichkeitsarbeit der Schule zuständig war.

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Gertraud Ahlers, eine Elternvertreterin, die sich schon bei der Umwandlung zur modernen Ganztagsschule mächtig ins Zeug gelegt hatte, regte 1996 an, unter dem Namen des Schulpatrons einen Schreibwettbewerb für Schüler ins Leben zu rufen, heiter im Ton, lyrisch in der Form und mit einem kleinen Preis verbunden. Auf die eigene Schülerschaft müsste man sich nicht beschränken.

Im Jahr 1997 wurden tatsächlich Werke von Schülern ausgezeichnet und prämiert, vorneweg Annika Rosenow und Franziska Klatt für ihre Sicht der „Frommen Helene“. Im Mittelpunkt aber stand der „Wilhelm-Busch-Preis für satirische und humoristische Versdichtung“.

Der Schulleiter hatte die Schaumburger Landschaft, die Sparkasse Schaumburg und die Schaumburger Nachrichten für die Idee gewinnen können. Ein stattliches Preisgeld winkte den Siegern. Die Aktion wurde bundesweit beworben. Einsendungen aus Österreich und der Schweiz erfreuten nicht nur die Jury, für die u. a. der Journalist Friedhelm Sölter, ein gebürtiger Wiedensahler, als Juror gewonnen werden konnte. Er hatte schon einige Jahre zuvor am Geburtsort Buschs die Idee verfolgt, das Busch-Werk operativ und kreativ zu nutzen.

Konzeptionelle Veränderungen

Bereits bei der ersten Preisverleihung im Wilhelm-Busch-Gymnasium zeigte sich, dass dem Projekt, für das es in der deutschen Schullandschaft kein weiteres Beispiel dieser Größenordnung geben dürfte, mehr Professionalität sicherlich nicht schaden würde. Ein erheblicher Teil der logistischen Aufgaben wurde bald von dem Sozialwissenschaftler Dr. Michael Schalich übernommen. In den ersten Jahren erschien jeweils ein Sammelband mit den preisgekrönten Werken, ergänzt um Originelles und Auffälliges. Im Jahr 2000 orientierte man sich bei einem Sonderpreis am Motto der Expo 2000 in Hannover und erhielt allerhand Einsendungen, die „Mensch – Natur – Technik“ humoristisch oder satirisch betrachteten.

Inzwischen hat sich das Konzept grundsätzlich verändert. Federführend war dabei der Journalist Christoph Oppermann von den Schaumburger Nachrichten. Seit 2006 ist der Wilhelm-Busch-Preis in zwei Sparten unterteilt, und zwar den eigentlichen Wilhelm-Busch-Preis und den zusätzlichen Hans-Huckebein-Preis (ehemals Wilhelm-Busch-Förderpreis).

Der Hauptpreis ist mit 10.000 Euro dotiert, das Preisgeld für den (auch teilbaren) Förderpreis beträgt 2.500 Euro. Seit 2011 werden beide Preise alle zwei Jahre verliehen. Für beide Preise gibt es jeweils eine Jury, die Zusammensetzung ändert sich immer mal wieder, das Wilhelm-Busch-Gymnasium ist nicht mehr „natürliches“ Mitglied. Frank Suchland wirkt nicht nur in der Jury mit, der über Schaumburg hinaus bekannte Rezitator versteht es auch, preisgekrönte „Huckebein“-Werke bei der öffentlichen Preisverleihung wirkungsvoll darzubieten

Prominente Preisträger – eine Ehrengalerie

Im ersten Jahr sah die Jury den Steinhuder Hobbypoeten Alfred Paul Schubert vorne. Seine Ballade hatte einen Fall von Doppelmoral im Visier. Vielfalt der lyrischen Formen war ein Kennzeichen der Einsendungen in den ersten Jahren. Immer wieder wurden auch Figuren aus der Feder Wilhelm Buschs zum Motiv, ob „Der Heilige Antonius von Padua“, der nicht von Erfolg verwöhnte Dichter „Balduin Bählamm“ oder die Missetäter „Max und Moritz“. Mit sprachlichen Mitteln wurde experimentiert, etwa im Siegertext von

Mitte: Isabel Kreitz; Wilhelm-Busch-Preis 2019, Hans-Huckebein-Preisträger: rechts Volker Henning (1.Platz), links: Dieter Brandl (2.Platz)

Foto: Roger Grabowski

1998 „Auf in die Karibik“, der von Autor Hermann Leibbrandt durchgehend als Schüttelreim gestaltet war.

Ab 2006 wirkt die Reihe der Hauptpreisträger wie eine wahre Ehrengalerie aus der schönen Welt der Comics, Cartoons und Karikaturen: Robert Gernhardt und Loriot sind darunter, F. W. Bernstein, Ernst Kahl und Franziska Becker, Hans Traxler und Ralf König. Die spitze Feder zeigt sich primär im Zeichnerischen, die Geehrten haben aber allesamt ohne Zweifel auch in Wort, Sinn und Hintersinn ihren Platz im geistigen, lebensphilosophischen und schöpferischen Umfeld von Wilhelm Busch. Die Verleihung findet Beachtung in den Feuilletons der überregionalen Presse.

Ein Besuch im Geburtshaus gehört für die Geehrten mit zur Reise in die Heimat von Wilhelm Busch. In Wiedensahl wird regelmäßig eine kleine Werkschau des Prämierten gezeigt. Die Museumsleitung hat damit eine weitere Attraktion zu bieten. Werke der Preisträger sind in der Regel im Shop zu erwerben.

Im Jahre 2019 hat die Jury um Dietrich Grünewald die Hamburger Künstlerin Isabel Kreitz ausgezeichnet. Zum ersten Mal fand die Preisverleihung wieder im Wilhelm-Busch-Gymnasium statt. Daraus eine Rückkehr zu den Wurzeln abzuleiten, wäre sicherlich voreilig. Womöglich ist aber Kreitz‘ Art, mit dem Medium der Grafic Novel zu arbeiten, jungen Menschen besonders gut zu vermitteln. Wie Wilhelm Busch hat sie einen klaren Blick, wenn Verlogenheit, Doppelmoral oder Einfältigkeit im Spiel ist, das zeigt ihr Werk „Deutschland – Ein Bilderbuch“.

Für die Schaumburger Landschaft, so die Geschäftsführerin Lu Seegers, gehört der Wilhelm-Busch-Preis zu den Markenzeichen der Region – auch in Zukunft.

Volkmar Heuer-Strathmann

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